Die Geschichte der Ritterinnen - Neue Visionen Filmverleih
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Zur Erzählform<br />
Aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> äußeren und persönlichen Ereignisse<br />
jener Jahre einige zu extrahieren, aus<br />
an<strong>der</strong>en Konzentrate herzustellen, das war das<br />
schwierigste.<br />
Es bedeutete ja, die <strong>Geschichte</strong> zu verän<strong>der</strong>n und<br />
sie neu zusammen zu fügen, ohne wichtiges<br />
unterwegs zu verlieren. Was ist wichtig? Das ist<br />
subjektiv, meine Auswahl, meine Version. Jede<br />
an<strong>der</strong>e würde es an<strong>der</strong>s erzählen.<br />
Vom reinen Dokumentarkonzept über den reinen<br />
Spielfilmentwurf kam ich schließlich bei <strong>der</strong> Form<br />
an, die <strong>der</strong> Film jetzt hat.<br />
Es kristallisierte sich sehr bald heraus, dass dieser<br />
Film ein kompliziertes Geflecht aus zwei Filmen<br />
wird, das einen eigenen dritten ergibt. Auf <strong>der</strong><br />
einen Seite die Interviews mit den realen<br />
Personen, die von realen Ereignissen berichten,<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Figuren und Handlungen<br />
des Spielfilms.<br />
<strong>Die</strong> Figuren leben natürlich von Anleihen <strong>der</strong><br />
realen Personen, klar, aber keine Spielfilmfigur<br />
ist identisch mit einer realen Person. Es hat mir<br />
großen Spaß gemacht, die beiden Filme an-,<br />
gegenein- und wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> zu fahren.<br />
Damit entstand genau die <strong>Geschichte</strong>, die ich<br />
erzählen wollte, und die keines <strong>der</strong> Einzelteile<br />
einlösen kann. So funktioniert „Erinnerung“.<br />
Da ich nun 14 Hauptdarstellerinnen hatte, war<br />
klar, ich brauche eine o<strong>der</strong> zwei, die durch den<br />
Film führen. So entstand „Bonnie“, die ich mit<br />
vielen Elementen meiner eigenen <strong>Geschichte</strong><br />
ausstattete (die kannte ich am besten), und <strong>der</strong><br />
ich meine „Ich“-Stimme lieh.<br />
Ich betrachtete DIE RITTERINNEN immer als Geschichtsprojekt,<br />
hatte aber auch große Lust, das<br />
Lebensgefühl sinnlicher zu transportieren und<br />
freier zu interpretieren als es durch Interviews<br />
möglich ist. Also musste ich die Balance finden<br />
zwischen historischer Wahrheit und spielerischer<br />
Interpretation. So entstanden meine beiden „Paralleluniversen“.<br />
Während in den Interviews ein Teil unserer tatsächlichen<br />
<strong>Geschichte</strong> als Gruppe erzählt wird,<br />
fließen in den Spielfilm auch Erfahrungen ein,<br />
die an<strong>der</strong>e Leute an an<strong>der</strong>en Orten zu einer an<strong>der</strong>en<br />
Zeit gemacht haben. Und da öffnet sich eine<br />
Pforte zwischen „uns“ und dem Begriff „Generation“.<br />
Zur Montage<br />
Das gedrehte Material bot Stoff für bestimmt<br />
zehn komplett verschiedene Filme. Lange Zeit<br />
dachte ich, dass ich unmöglich unter einer Filmzeit<br />
von drei Stunden bleiben kann. Aus diesem<br />
Berg, <strong>der</strong> ein wahrer Schatz ist, das herauszufinden,<br />
was mein Film werden sollte, dauerte ein<br />
gutes Jahr.<br />
<strong>Die</strong> Ästhetik <strong>der</strong> Montage lehnt sich an den Inhalt<br />
an. Ruppig manchmal, sprunghaft, assoziativ,<br />
oft gegen die Regeln <strong>der</strong> Sehgewohnheit.<br />
<strong>Die</strong>se Regelverstöße sind allerdings nicht Selbstzweck,<br />
son<strong>der</strong>n in jedem Fall durch eine inhaltliche<br />
Entscheidung bedingt. Wenn bei mir ein<br />
Interviewbild springt, dann, weil ich bei diesem<br />
Gesicht bleiben will, ohne Weichmacher dazwischen.<br />
Sieht nicht immer schön aus, macht aber<br />
Sinn. Es geht um Prioritäten. Selbst in diesen<br />
kleinen Dingen.