13.12.2012 Aufrufe

Die Geschichte der Ritterinnen - Neue Visionen Filmverleih

Die Geschichte der Ritterinnen - Neue Visionen Filmverleih

Die Geschichte der Ritterinnen - Neue Visionen Filmverleih

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zur Erzählform<br />

Aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> äußeren und persönlichen Ereignisse<br />

jener Jahre einige zu extrahieren, aus<br />

an<strong>der</strong>en Konzentrate herzustellen, das war das<br />

schwierigste.<br />

Es bedeutete ja, die <strong>Geschichte</strong> zu verän<strong>der</strong>n und<br />

sie neu zusammen zu fügen, ohne wichtiges<br />

unterwegs zu verlieren. Was ist wichtig? Das ist<br />

subjektiv, meine Auswahl, meine Version. Jede<br />

an<strong>der</strong>e würde es an<strong>der</strong>s erzählen.<br />

Vom reinen Dokumentarkonzept über den reinen<br />

Spielfilmentwurf kam ich schließlich bei <strong>der</strong> Form<br />

an, die <strong>der</strong> Film jetzt hat.<br />

Es kristallisierte sich sehr bald heraus, dass dieser<br />

Film ein kompliziertes Geflecht aus zwei Filmen<br />

wird, das einen eigenen dritten ergibt. Auf <strong>der</strong><br />

einen Seite die Interviews mit den realen<br />

Personen, die von realen Ereignissen berichten,<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Figuren und Handlungen<br />

des Spielfilms.<br />

<strong>Die</strong> Figuren leben natürlich von Anleihen <strong>der</strong><br />

realen Personen, klar, aber keine Spielfilmfigur<br />

ist identisch mit einer realen Person. Es hat mir<br />

großen Spaß gemacht, die beiden Filme an-,<br />

gegenein- und wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong> zu fahren.<br />

Damit entstand genau die <strong>Geschichte</strong>, die ich<br />

erzählen wollte, und die keines <strong>der</strong> Einzelteile<br />

einlösen kann. So funktioniert „Erinnerung“.<br />

Da ich nun 14 Hauptdarstellerinnen hatte, war<br />

klar, ich brauche eine o<strong>der</strong> zwei, die durch den<br />

Film führen. So entstand „Bonnie“, die ich mit<br />

vielen Elementen meiner eigenen <strong>Geschichte</strong><br />

ausstattete (die kannte ich am besten), und <strong>der</strong><br />

ich meine „Ich“-Stimme lieh.<br />

Ich betrachtete DIE RITTERINNEN immer als Geschichtsprojekt,<br />

hatte aber auch große Lust, das<br />

Lebensgefühl sinnlicher zu transportieren und<br />

freier zu interpretieren als es durch Interviews<br />

möglich ist. Also musste ich die Balance finden<br />

zwischen historischer Wahrheit und spielerischer<br />

Interpretation. So entstanden meine beiden „Paralleluniversen“.<br />

Während in den Interviews ein Teil unserer tatsächlichen<br />

<strong>Geschichte</strong> als Gruppe erzählt wird,<br />

fließen in den Spielfilm auch Erfahrungen ein,<br />

die an<strong>der</strong>e Leute an an<strong>der</strong>en Orten zu einer an<strong>der</strong>en<br />

Zeit gemacht haben. Und da öffnet sich eine<br />

Pforte zwischen „uns“ und dem Begriff „Generation“.<br />

Zur Montage<br />

Das gedrehte Material bot Stoff für bestimmt<br />

zehn komplett verschiedene Filme. Lange Zeit<br />

dachte ich, dass ich unmöglich unter einer Filmzeit<br />

von drei Stunden bleiben kann. Aus diesem<br />

Berg, <strong>der</strong> ein wahrer Schatz ist, das herauszufinden,<br />

was mein Film werden sollte, dauerte ein<br />

gutes Jahr.<br />

<strong>Die</strong> Ästhetik <strong>der</strong> Montage lehnt sich an den Inhalt<br />

an. Ruppig manchmal, sprunghaft, assoziativ,<br />

oft gegen die Regeln <strong>der</strong> Sehgewohnheit.<br />

<strong>Die</strong>se Regelverstöße sind allerdings nicht Selbstzweck,<br />

son<strong>der</strong>n in jedem Fall durch eine inhaltliche<br />

Entscheidung bedingt. Wenn bei mir ein<br />

Interviewbild springt, dann, weil ich bei diesem<br />

Gesicht bleiben will, ohne Weichmacher dazwischen.<br />

Sieht nicht immer schön aus, macht aber<br />

Sinn. Es geht um Prioritäten. Selbst in diesen<br />

kleinen Dingen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!