Drucken DCK - Neue Visionen Filmverleih
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mit<br />
Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Gabriel Mann, Sarah Polley, Fairuza Balk und Eva Maria Saint<br />
Regie Wim Wenders<br />
Drehbuch Sam Shepard<br />
nach einer Geschichte von Sam Shepard und Wim Wenders<br />
Kamera Franz Lustig<br />
Produzent Peter Schwartzkopff<br />
Weltpremiere: 19.05.2005 – Wettbewerb Cannes<br />
Eine Reverse Angle Production in Koproduktion mit Reverse Angle International<br />
und Arte France Cinema in Zusammenarbeit mit Euroarts, HanWay, Network Movie, Océan Films Distribution,<br />
Road Movies Filmproduktion, Sony Pictures Classics, Arte/ZDF<br />
Mit Unterstützung der Filmförderungsanstalt, der Filmförderung Hamburg und dem Medienboard Berlin-Brandenburg<br />
Verleih Reverse Angle Pictures<br />
In Zusammenarbeit mit United International Pictures<br />
www.dontcomeknocking.com 2
Verleih:<br />
Reverse Angle Pictures<br />
<strong>Neue</strong> Schönhauser Str. 20<br />
D - 10178 Berlin<br />
Tel: 030 - 880 486 0<br />
E-Mail: info@reverse-angle.com<br />
Pressematerial und Fotos unter<br />
www.reverse-angle.com und www.image.net<br />
Homepage<br />
http://www.dontcomeknocking.com und http://www.wim-wenders.com<br />
Pressekontakt:<br />
Patricia Bauermeister<br />
UIP-Pressebüro Berlin<br />
Lietzenburger Str. 51<br />
D - 10789 Berlin<br />
Tel: 030 - 343 51 828 Fax: 030 - 391 81 10<br />
E-Mail: p.bauermeister@belmax.de<br />
www.dontcomeknocking.com<br />
Marketing:<br />
Christoph Ott<br />
NFP m&d*<br />
Kurfürstendamm 57<br />
D - 10707 Berlin<br />
Tel: 030 - 329 09 413 Fax: 030 - 329 09 419<br />
E-Mail: c.ott@c-ott.de<br />
3
Besetzung Stab<br />
Howard Sam Shepard<br />
Doreen Jessica Lange<br />
Sutter Tim Roth<br />
Earl Gabriel Mann<br />
Sky Sarah Polley<br />
Amber Fairuza Balk<br />
Howards Mutter Eva Marie Saint<br />
Regie Wim Wenders<br />
Drehbuch Sam Shepard<br />
Nach einer Geschichte von<br />
Sam Shepard und Wim Wenders<br />
Produzent Peter Schwartzkopff<br />
Executive Producer Jeremy Thomas<br />
Producers Karsten Brünig<br />
In-Ah Lee<br />
Co-Producer Carsten H.W. Lorenz<br />
Kamera Franz Lustig<br />
Musik T Bone Burnett<br />
Schnitt Peter Przygodda<br />
Oli Weiss<br />
Ausstattung Nathan Amondson<br />
Kostüme Caroline Eselin-Schaeffer<br />
Deutschland 2005 | 122 Minuten | Cinemascope<br />
© Alle Original-Dialoge stammen von Sam Shepard. Das ABC stammt<br />
von Wim Wenders. Zur ausschließlichen Verwendung für die unmittelbare<br />
Berichterstattung über „Don’t Come Knocking“ sind Sie<br />
gerne eingeladen. Für jede andere Nutzung der Texte wenden Sie<br />
sich bitte unbedingt an den Verleih Reverse-Angle.<br />
www.dontcomeknocking.com 4
HOWARD: Is there a car rental place<br />
around here?<br />
OLD RANCH HAND: A what?<br />
HOWARD: Place to rent cars.<br />
OLD RANCH HAND: I haven’t seen any.<br />
HOWARD: Train?<br />
OLD RANCH HAND: Now and then.<br />
HOWARD: Well, thanks. Appreciate it. ©<br />
Pressenotiz<br />
Der offizielle deutsche<br />
Wettbewerbsbeitrag in Cannes: Wim Wenders’<br />
DON’T COME KNOCKING<br />
Mit „Paris, Texas“ hat er hier 1984 die Goldene Palme<br />
gewonnen, jetzt ist Wim Wenders zum achten Mal im<br />
Wettbewerb von Cannes vertreten.<br />
Bildgewaltig, bewegend, humorvoll und voll ungeahnter<br />
Leichtigkeit erzählt sein neuer Film die Geschichte<br />
des abgehalfterten Western-Stars Howard Spence<br />
(Sam Shepard), in dessen tristes Leben ein unverhoffter<br />
Lichtstrahl fällt, als er erfährt, dass er ein Kind hat,<br />
von dem (oder von der) er nie wusste. Howard begibt<br />
sich auf eine Reise in die Vergangenheit, an einen<br />
Ort und zu Menschen, die er längst hinter sich gelassen<br />
hatte.<br />
Die zweimalige Oscar©-Preisträgerin Jessica Lange<br />
(„Tootsie“ und „Blue Sky“), ist Doreen, die große Liebe<br />
in Howards Leben, wie er zu spät erkennt. Hollywood-Ikone<br />
Eva Marie Saint, Oscar© für „Die Faust<br />
im Nacken“, spielt seine Mutter. Sarah Polley („My<br />
Life Without Me“) und Gabriel Mann („Die Bourne Verschwörung“)<br />
überzeugen als Stars der jungen Generation,<br />
während Tim Roth („Pulp Fiction“), als Kopfgeldjäger<br />
cooler denn je, hinter dem flüchtigen Helden<br />
her ist.<br />
Sam Shepard schrieb auch das Drehbuch für diese<br />
emotionsgeladene Liebeserklärung an das Kino –<br />
eine Einladung, die ewigen Mythen vom Amerikanischen<br />
Westen, von Mann und Frau, vom Verlorenen<br />
Sohn, von der Sehnsucht nach Heimat und von dem<br />
Versprechen der großen Freiheit mitzuträumen.<br />
WILD-EYED: Are you a fleeing felon, or what?<br />
Are you a wanted man?<br />
HOWARD: No, no. I’m an actor! Don’t you<br />
recognize me? I’m an actor!<br />
WILD-EYED: An actor? You’re an actor?<br />
HOWARD: Yeah. Movies … lot’s of movies.<br />
WILD-EYED: What movies? High Noon?<br />
HOWARD: Stop shooting my car! This is my<br />
father’s car! It’s been in the family.<br />
It’s very old.<br />
WILD-EYED: Your father?<br />
HOWARD: Yeah.<br />
WILD-EYED: My father had a horse.<br />
HOWARD: What?<br />
WILD-EYED: I said, my father had a horse!<br />
HOWARD: That’s great. That’s really great.<br />
Why don’t you just let me get out<br />
of here, please?<br />
Inhalt<br />
Hollywoodstar Howard Spence (Sam Shepard) hat<br />
schon bessere Zeiten gesehen. Heute lebt er nur noch<br />
von seinem einstigen Ruhm. Nach einer weiteren<br />
durchzechten Nacht flieht er eines Morgens vom Set<br />
des Westerns, den er gerade dreht und reitet auf und<br />
davon, wie einer jener Helden, die er sein Leben lang<br />
gespielt hat. Als er bald darauf erfährt, dass er womöglich<br />
ein Kind hat, von dem er nie etwas wusste, erscheint<br />
ihm das wie ein Hoffnungsstrahl. Vielleicht<br />
war sein Leben doch nicht völlig sinnlos, vielleicht gibt<br />
es doch irgendwo einen Ort, wo er hingehört. So macht<br />
er sich auf die Suche nach diesem Sohn oder dieser<br />
Tochter und entdeckt ein ganzes Leben, das er bisher<br />
verpasst hat, und eine Liebe, die er verloren glaubte.<br />
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Die Darsteller<br />
HOWARD: Not dead. Not dead. Not dead … I wish<br />
I would be dead, but I’m not! How<br />
could it be? How could I be not dead?<br />
SAM SHEPARD<br />
(Howard)<br />
Der preisgekrönte Autor, Regisseur, Produzent und<br />
Schauspieler Sam Shepard wurde als Samuel Shepard<br />
Rogers am 5. November 1943 in Fort Sheridan/Illinois<br />
geboren. Seit 1982 lebt er mit der Schauspielerin Jessica<br />
Lange zusammen. Das Paar hat zwei Kinder.<br />
Für sein Stück „Buried Child“ (Vergrabenes Kind) bekam<br />
Shepard 1979 den Pulitzer-Preis. Seine Bühnenwerke<br />
„Curse of the Starving Class“ (Fluch der verhungernden<br />
Klasse), „Buried Child“, „Tooth of Crime“,<br />
„La Turista“ und „Red Cross“ erhielten Obie-Awards<br />
im Jahr ihrer Debüts. Zu seinen bekanntesten Stükken<br />
zählen „Simpatico“, „True West“ und „Fool for<br />
Love“ (Liebestoll).<br />
Sein Spielfilmdebüt gab er 1978 in „In der Glut des<br />
Südens“ (Days of Heaven) von Terrence Malick. Eine<br />
Oscar©-Nominierung als Bester Nebendarsteller er-<br />
hielt er für sein Portrait des legendären Testpiloten<br />
Chuck Yeager in „Der Stoff aus dem die Helden sind“<br />
(The Right Stuff).<br />
Für das Kino schrieb und inszenierte er „Silent Tongue“<br />
und „Far North“. Für Wim Wenders verfasste er 1983<br />
das Drehbuch zu „Paris, Texas“.<br />
Seine letzte Prosa-Sammlung trägt den Titel „Cruising<br />
Paradise“<br />
Filme (Auswahl)<br />
2005 Don’t Come Knocking (auch Drehbuch)<br />
Regie: Wim Wenders<br />
2004 The Notebook<br />
(Wie ein einziger Tag)<br />
Regie: Nick Cassavetes<br />
2003 Blind Horizon<br />
(Blind Horizon – Der Feind in mir)<br />
Regie: Michael Haussman<br />
2002 Leo<br />
Regie: Mehdi Norowzian<br />
2001 Black Hawk Down<br />
Regie: Ridley Scott<br />
2001 Swordfish<br />
(Passwort: Swordfish)<br />
Regie: Dominic Sena<br />
2001 The Pledge<br />
(Das Versprechen)<br />
Regie: Sean Penn<br />
2000 All the Pretty Horses<br />
(All die schönen Pferde)<br />
Regie: Billy Bob Thornton<br />
2000 Hamlet<br />
Regie: Michael Almereyda<br />
1999 Simpatico (nur Bühnenvorlage)<br />
Regie: Matthew Warchus<br />
1999 Curtain Call<br />
(Untermieter aus dem Jenseits)<br />
Regie: Peter Yates<br />
1999 Snow Falling on Cedars<br />
(Schnee, der auf Zedern fällt)<br />
Regie: Scott Hicks<br />
1999 Dash and Lilly (TV)<br />
Regie: Kathy Bates<br />
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1999 Purgatory (TV)<br />
(Showdown auf dem Weg zu Hölle)<br />
Regie: Uli Edel<br />
1995 The Good Old Boys (TV)<br />
(Einmal ein Cowboy, immer ein Cowboy)<br />
Regie: Tommy Lee Jones<br />
1993 The Pelican Brief<br />
(Die Akte)<br />
Regie: Alan J. Pakula<br />
1993 Silent Tongue (nur Drehbuch, Regie, Musik)<br />
(Schweigende Zunge)<br />
Regie: Sam Shepard<br />
1992 Thunderheart<br />
(Halbblut)<br />
Regie: Michael Apted<br />
1991 Jessica Lange (TV-Doku)<br />
(Jessica Lange – Mit King Kong fing alles an)<br />
Regie: Steve Fischler, Joel Sucher<br />
1991 Homo Faber<br />
Regie: Volker Schlöndorff<br />
1989 Steel Magnolia<br />
(Magnolien aus Stahl)<br />
Regie: Herbert Ross<br />
1988 Far North (nur Drehbuch, Regie)<br />
(Rache ohne Hoffnung)<br />
Regie: Sam Shepard<br />
1986 Crimes of the Heart<br />
(Verbrecherische Herzen)<br />
Regie: Bruce Beresford<br />
1985 Fool for Love<br />
(auch Bühnenvorlage & Drehbuch)<br />
(Liebestoll)<br />
Regie: Robert Altman<br />
1984 Paris, Texas (nur Drehbuch)<br />
Regie: Wim Wenders<br />
1983 The Right Stuff<br />
(Der Stoff aus dem die Helden sind)<br />
Regie: Phillip Kaufman<br />
1982 Frances<br />
Regie: Graeme Clifford<br />
1978 Days of Heaven<br />
(In der Glut des Südens/<br />
Tage des Himmels)<br />
Regie: Terrence Malick<br />
1978 Renaldo and Clara (auch Drehbuch)<br />
(Renaldo und Clara)<br />
Regie: Bob Dylan<br />
1970 Zabriskie Point (nur Co-Drehbuch)<br />
Regie: Michelangelo Antonioni<br />
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7
Sam Shepard über ...<br />
... Cowboys<br />
„Howard ist kein Cowboy im eigentlichen Sinne. Er<br />
ist ein Cowboy-Darsteller. In den frühen Western-<br />
Zeiten gab es noch echte Cowboys, die Kino-Cowboys<br />
gespielt haben, heute nicht mehr. Heute gibt es<br />
nur noch den Mythos. Die meisten Amerikaner kennen<br />
die wahren Ursprünge der Cowboys nicht. Oder<br />
es ist ihnen völlig gleichgültig. Sie sind schon mit<br />
dem Cowboy-Schauspieler völlig zufrieden. Deswegen<br />
gefiel mir diese Idee, einen Typen zu spielen, der<br />
kein echter Cowboy ist, aber genau dieses Cowboy-<br />
Image verkörpert.“<br />
... das Thema<br />
„Worum es geht? Das kann ich gar nicht so in einem<br />
Satz sagen! Wie bei vielen Dingen, die eine Bedeutung<br />
haben, gibt es auch in unserem Projekt eine<br />
ganze Palette von verschiedenen Aspekten. Vor<br />
allem geht es um Entfremdung, um diese seltsame<br />
Einsamkeit in Amerika. Man kennt sich nicht mehr,<br />
und das ist nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen,<br />
sondern gilt auch in den Familien. Wir haben<br />
keine Identität mehr. Vielleicht ist das ein Grund<br />
dafür, dass hier so viele Flaggen wehen. Die Welt soll<br />
uns Beachtung schenken – völlig lächerlich. Ich bin<br />
so patriotisch wie jeder andere, aber ich möchte<br />
keine US-Fahne schwenken oder mich darüber definieren,<br />
dass ich Amerikaner bin. Die Europäer haben<br />
eine Identität, sie kennen ihre Wurzeln. Wir haben<br />
keine Ahnung: Wir sind Vagabunden.“<br />
... die Entstehung<br />
„Wim kam zu mir mit dieser Filmidee über einen todkranken<br />
Mann, der sein Testament macht, dann<br />
jedoch entdeckt, dass er uneheliche Kinder hat, von<br />
denen er nichts wusste. Ursprünglich war diese Figur<br />
ein erfolgreicher Geschäftsmann aus einer Großstadt.<br />
Aber mit dieser Welt kenne ich mich nicht sehr<br />
gut aus. Deswegen haben wir daraus einen Mann<br />
vom Land gemacht. Das Drehbuch ging durch sehr<br />
viele Stadien. Wir hatten zum Beispiel mal eine sehr<br />
tolle Zug-Szene, die gut 10 Seiten lang war. Aber das<br />
war wohl zu teuer oder zu kompliziert, so einen Zug<br />
zu finden, deswegen mussten wir das streichen.<br />
Immer, wenn ich mit Wim arbeite, gibt es diese verrückten<br />
Entwicklungen. Das war schon bei ‚Paris,<br />
Texas‘ so. Diesmal ging uns zweimal die Finanzierung<br />
verloren. Rückblickend war das eine Art von<br />
unfreiwilligem Luxus, der es uns ermöglicht hat, ein<br />
viel besseres Drehbuch zu entwickeln.“<br />
... Howard<br />
„In meinem Hinterkopf hatte ich schon immer die<br />
Idee, so einen wie Howard zu spielen. Je länger ich an<br />
dem Stoff arbeitete, desto größer wurde dieser<br />
Wunsch. Wim wollte ja damals auch, dass ich die<br />
Rolle in ‚Paris, Texas‘ spiele. Aber das war nicht mein<br />
Ding. Damals fühlte ich mich als Schauspieler noch<br />
nicht sicher genug für diese Rolle und wusste, dass<br />
Harry Dean sehr viel besser dafür sein würde. Diesmal<br />
dachte ich: Vielleicht sollte ich es jetzt einmal<br />
selbst versuchen! Der Name Howard ist eine kleine<br />
Referenz an Howard Hughes. Und Howard Spence<br />
klingt für mich irgendwie gut.“<br />
... Western<br />
„Eigentlich ist ,Don’t Come Knocking‘ kein Western. Er<br />
spielt im Westen ... aber ich weiß nicht, was ein Western<br />
ist. Wissen Sie, was der populärste Western aller<br />
Zeiten ist? ‚Der wilde, wilde Westen‘ von Mel Brooks.<br />
Ungelogen: das war der kommerziellste Western. Ein<br />
großartiger Film …“<br />
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Wim Wenders über<br />
Sam Shepard<br />
(als Schauspieler) ...<br />
„Ich habe mich beim Lesen der Drehbuchseiten, die<br />
Sam aus seiner Schreibmaschine gezogen und mir<br />
vorgelegt hat, oft einfach nur heimlich gefragt: ‚Wie<br />
will er das denn spielen? Wird er sich das überhaupt<br />
trauen, zu spielen!?‘ Ich hatte Sam ja schon in vielen<br />
Rollen auf der Leinwand gesehen, aber immer nur in<br />
ernsthaften, als Jagdflieger, als Liebhaber, als Soldat,<br />
als Cowboy oder als General. Und dieser Howard, der<br />
sich da Seite für Seite herausschälte, war wirklich ein<br />
tragikomischer Held. Wenn so einer nicht neben sich<br />
stünde, um sich selber nicht ganz so ernst zu nehmen,<br />
würde unser Film fürchterlich in die Hosen gehen! Einmal<br />
habe ich all meinen Mut zusammengenommen<br />
und Sam gefragt: ‚Meinst Du, Du kriegst das hin?‘ ‚Das<br />
kann ich Dir noch nicht sagen‘, meinte er, ‚da tappe<br />
ich genauso im Dunklen wie Du.‘ Manchmal hat er<br />
beim Drehen den Kopf geschüttelt. ‚Da habe ich mir<br />
vielleicht was eingebrockt! Und ich kann’s nicht einmal<br />
dem Drehbuchautor ankreiden!‘<br />
Beim Drehen ist meine Sorge dann bald verschwunden.<br />
Sam hat nie ‚auf die Tube gedrückt‘, um eine<br />
Szene absichtlich komischer zu machen. Aber er hat<br />
sich der Komik auch nie entzogen und sich auf die<br />
sichere ‚ernsthafte‘ Seite des Charakterdarstellers<br />
geschlagen. Letzten Endes war sein Howard so gebrochen<br />
und verletzlich und, ja, menschlich, wie er<br />
nur hätte sein können. Und damit sowohl tragisch<br />
als auch komisch.“<br />
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DOREEN: Oh, stop it! Just stop it! You’re an absolute<br />
idiot, Howard! You come back here<br />
supposedly wanting to meet up with<br />
your abandoned son. I don’t know why<br />
exactly. Maybe guilt. Was that it? Huh,<br />
to relieve yourself of some kind of<br />
guilt? I don’t know. I don’t care, but you<br />
know it might have made … some little<br />
difference … in Earl’s life. And that<br />
would have been great, but now it<br />
probably won’t even happen, because<br />
you’re just too gutless to see this thing<br />
through. You’re a coward, Howard!<br />
That rhymes, doesn’t it? But you are,<br />
you’re a total coward. And now you<br />
wanna hide and run away again. You<br />
wanna hide again, don’t you?<br />
Disappear into my life. You want me to<br />
give you cover, don’t you, Howard?<br />
HOWARD: No ...<br />
DOREEN: Don’t lie to me! Lie to yourself! You just<br />
keep telling yourself that there is some<br />
remote possibility that some pathetic<br />
woman somewhere on this planet … is<br />
gonna take pity on you and save you<br />
from the truth. But it’s not me! I am<br />
not that woman and I never will be.<br />
JESSICA LANGE<br />
(Doreen)<br />
Sie kam in Cloquet, einem kleinen Ort in Minnesota, als<br />
drittes Kind eines Kaufmanns und einer Hausfrau zur<br />
Welt. In Paris nahm sie Schauspiel- und Tanzunterricht.<br />
1973 kehrte sie nach Amerika zurück und arbeitete<br />
als Fotomodell.<br />
Mit dem Remake von „King Kong“ begann 1976 ihre<br />
Filmkarriere. Es folgten Filme wie „All That Jazz“,<br />
„Wenn der Postmann zweimal klingelt“ mit Jack<br />
Nicholson sowie 1982 „Frances“. Im gleichen Jahre<br />
drehte sie „Tootsie“ und erhielt dafür den Oscar© für<br />
die Beste weibliche Nebenrolle. Ein bemerkenswertes<br />
Frauenporträt bietet sie in „Country“ und<br />
„Sweet Dreams“ – für beide Rollen wurde sie für den<br />
Oscar© nominiert.<br />
Die vielseitige Schauspielerin arbeitet zudem für das<br />
Theater. Für die Rolle der Blanche du Bois in Tennessee<br />
Williams „Endstation Sehnsucht“ bekam Jessica Lange<br />
1996 den Golden Globe. Zu ihren weiteren Filme gehören<br />
„Far North“ von Sam Shepard, „Music Box“ von<br />
Costa-Gavras, „Kap der Angst“ (Cape Fear) von Martin<br />
Scorsese, „Rob Roy“ von Michael Caton-Jones und<br />
„Hush“ von Jonathan Darby. Zuletzt war Jessica Lange<br />
an der Seite von Christina Ricci und Anne Heche in dem<br />
Drama „Prozac Nation“ zu sehen sowie in „The Big<br />
Fish“ von Tim Burton.<br />
Aus ihrer Beziehung mit dem russischen Ballett-Star<br />
Mikhail Baryshnikov stammt ihre erste Tochter, die<br />
1981 zur Welt kam. Seit 1982 lebt Jessica Lange mit<br />
Sam Shepard zusammen. Das Paar hat zwei Kinder.<br />
Jessica Lange über …<br />
… ihre Rolle<br />
„Es gibt etwas ganz Wunderbares an Doreen: Sie ist<br />
eine glückliche Frau. Sie hat einen Sohn, der sie bewundert.<br />
Dass sie einst verlassen wurde, hat sie nie<br />
aus der Bahn geworfen. Erst als der Vater ihres Kindes<br />
plötzlich wieder auftaucht und sie nicht in Ruhe lässt,<br />
da explodiert sie. Für eine Schauspielerin ist das natürlich<br />
eine absolut interessante Rolle. Ich glaube, es werden<br />
sich viele Frauen mit dieser Figur einer starken,<br />
alleinerziehenden Mutter identifizieren können.“<br />
… Kinder<br />
„Kinder können das Herz auf eine Art öffnen, wie es<br />
sonst nie möglich ist. Ich kann nicht für Männer<br />
sprechen, aber wenn eine Frau ein Kind bekommt,<br />
merkt sie plötzlich, dass sie nicht länger selbst der<br />
www.dontcomeknocking.com 10
Mittelpunkt des Universums ist. Das ist ganz spezifisch<br />
weiblich. Ich kenne jedenfalls Väter, die sich<br />
nach vielen Jahren noch immer für den Mittelpunkt<br />
der Welt halten“.<br />
… ihren Auftritt<br />
„Ich habe gar nicht so viele Szenen, aber jede einzelne<br />
ist ein Juwel. Wenn man eine Hauptrolle spielt,<br />
hat man viel Zeit, seine Figur zu entwickeln. Bei kleineren<br />
Rolle fehlt diese Zeit, das macht es viel schwieriger,<br />
einen Bogen zu spannen. Aber mit solch einem<br />
Skript, so hoffe ich, kann man selbst mit einem halben<br />
Dutzend Szenen dem Publikum ein gutes Gespür<br />
für diese Frau vermitteln.“<br />
… Dialoge<br />
„Sam schreibt absolut brillante Dialoge. Das ist nicht<br />
so ungewöhnlich, wenn man fürs Theater arbeitet.<br />
Im Film allerdings ist das längst nicht die Norm.<br />
Sams Dialoge sind fast wie Jazz. Sehr musikalisch,<br />
mit viel Rhythmus. Wenn etwas enthüllt wird, dann<br />
stets auf dezente Weise. Die Figuren werden die<br />
Dinge nie ausplaudern. Das Besondere liegt gerade<br />
darin, was die Personen nicht sagen.“<br />
… Shepard & Wenders<br />
„Sam erzählt mit Worten, Wim mit seinen Bildern. Es<br />
gibt eine Art Seelenverwandtschaft zwischen den beiden,<br />
eine große Vertrautheit, die man zwischen einem<br />
Europäer und einem Amerikaner eigentlich so nicht<br />
erwartet. Aber beide scheint die gleiche Faszination für<br />
Trostlosigkeit und Einsamkeit zu verbinden.“<br />
Wim Wenders über<br />
Jessica Lange …<br />
„Als beim Drehbuchschreiben die Rolle der Doreen<br />
zum ersten Mal auftauchte, habe ich mir sofort Jessica<br />
Lange vorgestellt. (Und dann auch nie jemand<br />
anderen). Sam teilte meine Begeisterung, war aber<br />
nicht sicher, ob seine Frau zusagen könnte. Er wollte<br />
ja selber den Howard spielen, und ihre Absprache<br />
war, dass einer von beiden immer zu Hause bei den<br />
Kindern bliebe. (Die beiden hatten 1982 gemeinsam<br />
für ,Frances‘ vor der Kamera gestanden, danach noch<br />
einmal 1984 für ,Country‘, aber seitdem nicht mehr).<br />
Aber da hat es sich dann letzten Endes ausgezahlt,<br />
dass wir zweimal verschieben mussten. Die Kinder<br />
waren erwachsener, und Jessicas andere Projekte<br />
waren abgedreht. Ich hatte natürlich einen Heidenrespekt<br />
an unserem ersten Drehtag. Jemanden pri-<br />
vat zu kennen oder „von der Leinwand“, das will alles<br />
nicht viel heißen. Die Wahrheit bringt erst die<br />
gemeinsame Arbeit ans Licht. Beim Proben hielt sich<br />
Jessica sehr zurück. Aber als dann die Kamera zum<br />
ersten Mal lief, ließ sie ihre Zurückhaltung fallen und<br />
war so voll und ganz die Doreen, die ich mir erhofft<br />
hatte, dass ich vor meinem Monitor eine Gänsehaut<br />
kriegte. Und aus den Augen aller Mitarbeiter sprach<br />
dieselbe Verblüffung. An die Gänsehaut haben wir<br />
uns dann alle gewöhnen müssen, bis Jessica abgedreht<br />
war ...<br />
www.dontcomeknocking.com 11
HOWARD: Do you mind if I turn the radio on?<br />
SUTTER: Yes, I do … as a matter of fact. I don’t<br />
like outside influences.<br />
HOWARD: Outside?<br />
SUTTER: That’s right. The world at large. It’s a<br />
nasty place. Why allow it in? Live<br />
stock reports. Navajo chanting.<br />
Beheadings. Bestiality. Nothing’s<br />
changed. Black Death. The Inquisition.<br />
Crusades. The Conquest of Mexico.<br />
What’s changed?<br />
HOWARD: I was thinking ...<br />
SUTTER: What?<br />
HOWARD: I don’t know ...<br />
SUTTER: Nothing’s changed.<br />
TIM ROTH (Sutter)<br />
Er wurde 1961 in London geboren. Er studierte zunächst<br />
an der Kunsthochschule Bildhauerei, wechselte<br />
zum Schauspiel und gab sein Kinodebüt in Mike<br />
Leighs „Meantime“. Für Stephen Frears spielte er in<br />
„The Hit“ einen dickköpfigen Punker, Robert Altman<br />
engagierte ihn als Vincent van Gogh in „Vincent &<br />
Theo“. 1990 zog Roth nach Los Angeles und spielte<br />
unter anderem einen TV-Verkäufer in „Bodies, Rest &<br />
Motion“, einen Emigranten in „Little Odessa“, einen<br />
Cop in Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ oder<br />
einen Kleinganoven in „Pulp Fiction“. Für seine Rolle<br />
als verachtenswürdiger Adeliger in „Rob Roy“ (an der<br />
Seite von Jessica Lange) bekam er 1994 eine Oscar©-<br />
Nominierung als Bester Nebendarsteller. Zu den weiteren<br />
Filmen gehören „Gridlock’d“ mit Tupac Shakur,<br />
Woody Allens „Alle sagen: I Love You“, „Hoods“ mit<br />
Lawrence Fishburne, „Liar“ mit Chris Penn, „Die Legende<br />
vom Ozeanpianisten“, „Bread and Roses“, „Planet<br />
der Affen“ sowie Werner Herzogs „Invincible“.<br />
Sein Regiedebüt gab Roth 1999 mit dem Drama „The<br />
War Zone“, das erfolgreich auf den Festivals von<br />
Sundance, Cannes und Toronto lief.<br />
Tim Roth über …<br />
… seine Figur<br />
„Sutter ist ein seltsamer Typ. Relativ frei von jeglichen<br />
Gefühlen. Selbst Gespräche findet er unangenehm.<br />
Als eine Art Kopfgeldjäger für die Versicherung<br />
soll er Howard suchen. Ausgerechnet einen<br />
Schauspieler, wo er die nun ganz und gar nicht mag.<br />
Ich glaube fast, er hält sie für eine Plage. Jedenfalls<br />
hegt er sehr wenig Verständnis für solche Typen. Er<br />
ist eben eine merkwürdige Figur.“<br />
… Sam Shepard<br />
„Ich traf ihn vor 15 Jahren einmal in einer Bar in New<br />
York. Er fragte, ob ich nicht einmal in einem seiner<br />
Stücke spielen wollte. Ich war natürlich völlig begeistert.<br />
Ich gab ihm meine Nummer. Und hörte lange<br />
nichts. Irgendwann rief mich jemand an: ‚Sind Sie<br />
Tim Roth? Wir möchten Sie für ein Shepard-Stück<br />
engagieren.‘ Schade nur, dass ich zu der Zeit gerade<br />
‚Reservoir Dogs‘ drehte.“<br />
… Eva Marie Saint<br />
„Ich hatte ihr bei irgendeinem Festival einmal einen<br />
Preis überreicht. Aber daran konnte sie sich nicht<br />
mehr erinnern. Die Arbeit mit ihr ist wunderbar, weil<br />
sie einfach schon alles gespielt hat. Bei ihr funktioniert<br />
jede Szene, weil sie die Mechanik einer Szene<br />
perfekt beherrscht.“<br />
… Wim Wenders<br />
„Ich hatte eine kleine Rolle in ‚Million Dollar Hotel‘.<br />
Vielleicht 45 Sekunden, oder weniger. Eine großartige<br />
Figur, die leider schnell vom Dach gefallen ist. Ich<br />
glaube, Wim mag eine gewisse Dosis Wahnsinn.<br />
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Dann gedeiht er. Manchmal kann er auch sehr ernsthaft<br />
sein. Es ist ihm wichtig, dass das Team den Spaß<br />
nie verliert, egal wie müde sie von der Arbeit sind. Als<br />
Regisseur mache ich das genauso – da zweige ich<br />
sogar heimlich Geld vom Budget für unsere Party ab.“<br />
Wim Wenders über<br />
Tim Roth …<br />
„Ich finde Tim sowohl als Regisseur (,The War Zone‘<br />
war ein höchst mutiger Erstlingsfilm) als auch als<br />
Schauspieler toll. Als solcher ist er mir schon einmal<br />
beigesprungen, bei ,Million Dollar Hotel‘ nämlich,<br />
wo er von einem Tag auf den anderen die Rolle des<br />
‚Izzy‘ übernommen hatte, einen Dichter und Junkie.<br />
Die Rolle des Detektivs und Kopfgeldjägers Sutter<br />
war lange Zeit vakant. Das Problem war, dass sowohl<br />
junge als auch ältere Schauspieler die Figur hätten<br />
ausfüllen können. Sie war weit offen und hätte<br />
durchaus action-orientierter oder skurriler gestaltet<br />
werden können. Mit Tim wurde daraus mehr eine<br />
Charakterrolle, die sich dafür umso besser in das<br />
Ensemble eingliederte: Ein Engländer, der im Amerikanischen<br />
Westen einfach etwas fehl am Platz war<br />
und zuviel auf seine Garderobe achtete.“<br />
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EARL: Howard? What a dumb fuckin’ name<br />
that is.<br />
DOREEN: Howard Spence.<br />
EARL: Sounds like a dentist.<br />
DOREEN: Well, that’s his name ...<br />
GABRIEL MANN<br />
(Earl)<br />
Der in Connecticut geborene Schauspieler hat schon<br />
etliche Rollen in Film, Fernsehen und auf der Bühne<br />
gespielt. In diesem Jahr dürfte er vom Geheimtipp<br />
zum Star avancieren. Neben seiner charismatischen<br />
Rolle in „Don’t Come Knocking“ kommt er an der<br />
Seite von Ashton Kutcher und Amanda Peet in der<br />
Komödie „So was wie Liebe“ von Nigel Cole sowie im<br />
Sundance-Teilnehmer „Drum“ von Morgan Freeman<br />
in die Kinos. Zu seinen weiteren Filmen gehören Paul<br />
Schraders „Exorcist: The Original Prequel“, „Die<br />
Bourne Verschwörung“ und „Die Bourne Identität“.<br />
An der Seite von Kevin Spacey spielte er in „Das<br />
Leben des David Gale“, mit Joaquin Phoenix trat er in<br />
„Buffalo Soldiers“ auf. Zur Filmografie gehören zudem<br />
„Abandon“ mit Katie Holmes, „High Art“ mit<br />
Radha Mitchell, „Things Behind the Sun“ von Allison<br />
Anders, „Josie and the Pussycats“ mit Rachael Leigh<br />
Cook, „Summer Catch“ von Mike Tollin, „Outside<br />
Providence“ von Michael Corrente, „Claudine’s<br />
Return“ von Antonio Tribaldi, „Große Erwartungen“<br />
von Alfonso Cuaron und „I Shot Andy Warhol“ mit<br />
Lili Taylor. Zu seinen Theaterproduktionen gehören<br />
„Potato Creek Chair of Death“, „Tomorrowland“ und<br />
„The Red Badge of Courage“. Gabriel Mann lebt in Los<br />
Angeles und New York.<br />
Wim Wenders über<br />
Gabriel Mann …<br />
„Die beiden ‚Kinder‘ – eigentlich sind sie ja zu alt, um<br />
sie noch so zu nennen, aber da sie nun mal Howards<br />
Sohn und Tochter waren, sind wir immer bei dieser<br />
Bezeichnung geblieben – habe ich beide über ein<br />
langes Casting gefunden. Heidi Levitt, meine Casting<br />
Direktorin, hat mir zwischen dem Frühjahr 2001 und<br />
dem Sommer 2004 so ungefähr jede junge Schauspielerin<br />
und jeden jungen Schauspieler vorgestellt,<br />
die für diese Rollen überhaupt in Frage kamen. Als<br />
Gabriel Mann zum ersten Mal hereinkam, gleich in<br />
unserer ersten Runde, war er noch ein recht unbeschriebenes<br />
Blatt. Weil er mir auf Anhieb gut gefallen<br />
hatte, habe ich ihn die Rolle lesen lassen und<br />
dann drei Sternchen hinter seinen Namen gemacht.<br />
Nach ihm haben über die Jahre noch unzählige andere<br />
Schauspieler die Rolle gelesen, aber keiner davon<br />
hat Gabriel aus dem Feld schlagen können. Der hat<br />
noch drei weitere Male vorgesprochen und sich<br />
immer wieder aufs <strong>Neue</strong> behauptet. Er hat sich die<br />
Rolle wirklich verdient, muss ich sagen und schließlich<br />
T Bone und mich wirklich überrascht, als wir mit<br />
Gabriel ins Studio gegangen sind, um die 3 Songs<br />
einzuspielen, die Earl im Lauf des Films singt. Er hatte<br />
noch nie in ein Mikrophon gesungen, aber schon mitten<br />
im ersten Take drehte sich T Bone freudestrahlend<br />
zu mir um und sagte: ‚Das wird echt gut!‘“<br />
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SKY: You’re an actor, right?<br />
HOWARD: Look! This is a private room, okay?<br />
Would you just get out of here.<br />
SKY: I don’t care if you are or not. I’m not<br />
a fan or anything.<br />
HOWARD: I don’t have „fans“ anymore, honey!<br />
I’m all washed-up. „Seen better<br />
days.“ You understand? Now, look!<br />
Would you please go away?<br />
What’re you doing in here anyway?<br />
What is that you’re holding?<br />
SKY: That’s my mother.<br />
HOWARD: Look! I’m not in the mood for<br />
whackos right now ...<br />
SARAH POLLEY<br />
(Sky)<br />
Sie ist das jüngste von fünf Kindern des kanadischen<br />
Schauspieler-Ehepaars Michael und Diane. Bereits<br />
mit 6 Jahren trat sie in „One Magic Christmas“ auf.<br />
Wegen ihrer politischen Aktivitäten flog sie von der<br />
High School. Atom Egoyan engagierte sie 1994 für<br />
„Exotica“ und danach für „The Sweet Hereafter“.<br />
Später stand sie mit Jude Law für David Cronenberg<br />
in „eXistenz“ vor der Kamera. Zu den weiteren Filmen<br />
gehören „Go“, „The Weight of Water“, „The<br />
Claim“, „No Such Thing“, „My Life Without Me“,<br />
„Dawn of the Dead“ und „Siblings“.<br />
Sarah Polley über …<br />
… ihre Figur<br />
„Sky ist eine ziemlich einsame Figur. Wir wissen<br />
nicht viel über sie. Ihre Mutter ist gerade gestorben,<br />
nun will Sky ihre Asche in ihrer Heimat verstreuen.<br />
Sky redet nicht viel im Film. Aber man spürt ihre<br />
unglaubliche Gelassenheit, ihre Neugier und ihr<br />
unkompliziertes Mitgefühl. Es ist selten, dass in<br />
einem Film die Figuren derart komplex und vielschichtig<br />
sind wie hier. Die Geschichte lebt durch die<br />
Charaktere. Man bekommt einen Einblick in die Innenansichten<br />
dieser Menschen und lebt regelrecht<br />
mit ihnen. Für mich hatte das fast schon eine hypnotische<br />
Qualität.“<br />
… Drehbücher<br />
„Ich glaube, dieser ganze Strukturwahn in Drehbüchern<br />
hat das Schreiben zerstört. Alles muss eine<br />
Antwort haben, es dürfen keine Fragen übrig blei-<br />
ben! Bei Sam ist es anders: Bei ihm weiß man nicht<br />
immer ganz genau, warum seine Figuren etwas<br />
Bestimmtes tun. Der Mensch ist ein kompliziertes<br />
Wesen. Da gibt es manchmal eben nicht nur eine<br />
einfache Ursache und Wirkung.“<br />
… Sam Shepard<br />
„Am meisten an Sam, ob nun als Autor oder Schauspieler,<br />
hat mir schon immer gefallen, dass er die Intelligenz<br />
seines Publikums nie beleidigt. Es lässt seinen<br />
Lesern und Zuschauern genügend Freiraum, ihre eigenen<br />
Erfahrungen, ihr eigenes Leben in seine Stoffe einzubringen.<br />
Auch als Schauspieler kennt man längst<br />
nicht alle Antworten, wenn man die Szenen gerade<br />
spielt: Es gibt ständig <strong>Neue</strong>s dabei zu entdecken.“<br />
… Wim Wenders<br />
„Wenders gehört zu meinen drei Lieblingsregisseuren.<br />
Ich bin mit ‚Paris, Texas‘ und ‚Der Himmel über<br />
Berlin’ aufgewachsen. Für mich war es inspirierend,<br />
wie viel Geduld er sich für alle beim Drehen nimmt.<br />
Er überfrachtet dich nicht mit Anweisungen, sondern<br />
bleibt immer sehr knapp und präzise.“<br />
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Wim Wenders über<br />
Sarah Polley …<br />
„Sarah hatte ich in Atom Egoyans schönem Film ,The<br />
Sweet Hereafter‘ zum ersten Mal gesehen. Und<br />
zuletzt hatte sie mich in ,My Life Without Me‘ überzeugt.<br />
Als ich sie dann tatsächlich vor mir sah, wollte<br />
ich kaum glauben, was für eine kleine und zierliche<br />
Person sie ist. Aber vor der Kamera hat das selten<br />
etwas zu bedeuten. ‚Präsenz‘ hat kaum etwas mit<br />
Körpergröße zu tun ... Das Schwierigste beim Besetzen<br />
finde ich immer wieder, dass man Familienbeziehungen<br />
Glauben schenkt. Dass Sarah die Tochter von<br />
Sam/Howard und die Schwester von Gabriel/Earl sein<br />
könnte, habe ich vor allem ihren Augen geglaubt.“<br />
AMBER: You can’t go around just judging<br />
people like that all the time.<br />
EARL: Yes, I can!<br />
AMBER: No, you can’t. You judge me all the<br />
time and I’m not so bad.<br />
EARL: You’re terrible. You’re like that stupid<br />
cricket from Pinocchio.<br />
AMBER: What’s Pinocchio?<br />
EARL: Oh, shut up!<br />
FAIRUZA BALK<br />
(Amber)<br />
Sie wurde 1974 als Tochter einer Bauchtänzerin und<br />
eines Musikers geboren – den ungewöhnlichen Vornamen<br />
verdankt sie ihren blauen Augen: Fairuza<br />
bedeutet „türkis“ auf persisch. Mit 9 Jahren absolvierte<br />
sie ihren ersten TV-Auftritt. Zwei Jahre später<br />
wurde sie aus 1.200 Mädchen ausgewählt, die Dorothy<br />
in „Oz – Eine fantastische Welt“ zu spielen. Nach<br />
ihrer ersten Ausbildung an der Bush Davies Performing<br />
Arts School in England bekam sie die Hauptrolle<br />
in der TV-Produktion „The Worst Witch“ (1986) und<br />
spielte die junge Hutton in „Armes reiches Mädchen –<br />
Die Geschichte der Barbara Hutton“ (1987). Als 15-<br />
Jährige besetzte sie Milos Forman für „Valmont“, Alli-<br />
son Anders engagierte sie für „Gas Food Lodging –<br />
Verlorene Herzen“, wofür Balk 1993 den Spirit Award<br />
als Beste Schauspielerin gewann. Zu den weiteren Filmen<br />
gehören „Heart to Kill“ (mit Tim Roth), „Unsere<br />
Welt war eine schöne Lüge“ (mit Harvey Keitel), „Das<br />
Leben nach dem Tod in Denver“ (mit Steve Buscemi),<br />
„Hexenclub“ (mit Neve Campbell), „DNA – Die Insel<br />
des Dr. Moreau“ (mit Marlon Brando), „Waterboy“<br />
(mit Adam Sandler), „American History X“ (mit<br />
Edward Norton), „Almost Famous“ (mit Frances<br />
McDormand), „Deuces Wild – Wild in den Straßen“<br />
(mit Matt Dillon) und „Bye Bye Blackbird“.<br />
Wim Wenders über<br />
Fairuza Balk …<br />
„‚Amber‘ war eine winzige Rolle, bis wir sie im allerletzten<br />
Moment, ein paar Wochen vor dem Drehen,<br />
noch erweitert haben, weil wir fanden, dass Earls<br />
Freundin einfach doch eine wichtige Person war.<br />
Plötzlich brauchte ich jedenfalls eine richtige Schauspielerin.<br />
Und da habe ich mich an eine junge Frau<br />
erinnert, die ich vor Jahren in einem Casting kennen<br />
gelernt hatte, die aber damals für die Rolle zu verrückt<br />
gewesen wäre: Fairuza Balk. Ihr Vater ist ein Gypsie,<br />
und neben allen anderen erstaunlichen Fähigkeiten<br />
kann Fairuza auch richtig gut Geige spielen.“<br />
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MOTHER: And you want me to hide you out or<br />
something? „Just like Jesse James?“<br />
HOWARD: Yeah, „Just like Jesse James.“<br />
MOTHER: Well, I suppose I could do that. You<br />
are my son, aren’t ya’?<br />
HOWARD: I just need a place to rest for a while.<br />
EVA MARIE SAINT<br />
(Howards Mutter)<br />
Der Hollywood-Legende gelang gleich mit ihrem<br />
Kino-Debüt 1954 der große Durchbruch: Als Freundin<br />
von Marlon Brando in Elia Kazans „Die Faust im<br />
Nacken“ (On the Waterfront) erspielte sie sich für<br />
ihre Rolle den Oscar©. Nachdem Fred Zinnemann sie<br />
in seinem Thriller „Giftiger Schnee“ (1957) besetzte,<br />
war sie für Alfred Hitchcock die perfekte Partnerin<br />
für Cary Grant in „Der unsichtbare Dritte“ (1959). Zu<br />
ihrem breitgefächerten Repertoire gehören Rollen<br />
in Otto Premingers „Exodus“ (mit Paul Newman),<br />
John Frankenheimers „Mein Bruder, ein Lump“ (mit<br />
Warren Beatty), George Seatons „36 Stunden“ (mit<br />
James Garner), Vincente Minnellis „Die alles begehren“<br />
(mit Elizabeth Taylor und Richard Burton), John<br />
Frankenheimers „Grand Prix“ (mit Yves Montand),<br />
Blake Edwards „Die Russen kommen, die Russen<br />
kommen“ (mit Carl Reiner) oder Robert Mulligans<br />
„Der große Schweiger“ (mit Gregory Peck). Zu den<br />
zahlreichen TV-Arbeiten gehören „Titanic“, „Die Entführung<br />
der Achille Lauro“, „Der Kuß des Killers“<br />
sowie regelmäßige Auftritte in der Serie „Das Model<br />
und der Schnüffler“ mit Bruce Willis und Cybill Shepherd.<br />
Demnächst wird Eva Marie Saint für Bryan<br />
Singer als Martha Kent in „Superman Returns“ vor<br />
der Kamera stehen.<br />
Eva Marie Saint über …<br />
… ihre Rolle<br />
Im Skript hatte meine Rolle keinen Vornamen. Deswegen<br />
habe ich sie für mich Lola getauft: Lola aus<br />
Elko, die Mutter von Howard. Aber im Film bin ich<br />
nur Frau Spence. Sie ist eine sehr starke Lady. Sie war<br />
lange verheiratet, ihr Mann starb vor 20 Jahren. Sie<br />
lebt allein, aber sie ist nicht einsam. Sie hat ihren<br />
kleinen Garten, sicher einige Freunde und spielt<br />
Poker. Sie mag Bier und Baseball. Sie hat sich in<br />
ihrem Leben eingerichtet. Sie hat nicht auf Howard<br />
gewartet. Aber sie besitzt ein Album, in dem sie alle<br />
guten und schlechten Nachrichten über ihren<br />
berühmten Sohn aufbewahrt.“<br />
… Shepard<br />
„Ich fand Sam, wie wohl die meisten Damen,<br />
schon immer attraktiv. Diese Zähne! Seine blauen<br />
Augen! Als ich ihn zum ersten Mal traf, sagte ich:<br />
‚Ich fühle mich wirklich nicht wie deine Mutter‘. Er<br />
meinte nur: ‚Das werden wir schon schaffen‘. Und<br />
nun fühle ich mich wie seine Mutter – natürlich<br />
nur im Film.“<br />
… Wenders<br />
„Ich kannte die Filme von Wenders, aber hatte nie<br />
mit ihm gearbeitet. Er sagt beim Drehen nicht viel,<br />
aber wenn, dann ist es immer sehr präzise. Schauspieler<br />
brauchen so etwas. Du glaubst, du machst<br />
alles richtig. Dann gibt dir Wim mit wenigen Worten<br />
ein paar sehr genaue Anweisungen. Und du denkst:<br />
‚Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?‘“<br />
… die Dreharbeiten<br />
„Bei jedem Dreh gibt es eine gewisse Aura. Aber nur<br />
wenn man Glück hat, sind alle im Team entspannt<br />
und die Atmosphäre ist angenehm. Das ist selten. Bei<br />
‚Die Faust im Nacken‘ und ‚Der unsichtbare Dritte‘<br />
www.dontcomeknocking.com 17
hatten wir dieses Klima. Bei ,Don’t Come Knocking‘<br />
fühlte ich mich wieder ganz genauso.“<br />
… das Thema<br />
„Es geht um Aussöhnung. Es geht um die Wichtigkeit<br />
von Familie. Und um Vergebung. Der Film handelt<br />
vom Bezahlen seiner Schulden.“<br />
Wim Wenders über<br />
Eva Marie Saint …<br />
„Für die Rolle von Howards Mutter habe ich eine<br />
ganze Menge Damen ‚älteren mütterlichen Alters‘<br />
gesehen. Immerhin ist Howard ja schon um die sechzig,<br />
Mutter also nicht mehr die Jüngste. Ich habe also<br />
viele großartige Schauspielerinnen gesehen, eine<br />
interessanter, klüger oder komischer als die andere,<br />
aber von dem Augenblick an, als Eva Marie aus ihrem<br />
Mercedes stieg – sie war selber gefahren – war die<br />
Rolle besetzt. Wie sie da vor mir stand und mich<br />
anstrahlte, das war ‚Mom‘! Eva Marie hätte gar nicht<br />
mal mit ihrem Abgang eine Stunde später einen<br />
draufsetzen müssen. Da habe ich nämlich ihr Auto<br />
von hinten gesehen. Und da klebte auf ihrer Stoßstange<br />
ein Aufkleber, der lautete: ‚Get off the phone,<br />
or get off the road!‘ Den hatte sie selbst entworfen<br />
und produziert. Mom wie sie leibt und lebt! Unabhängig,<br />
unsentimental und witzig.<br />
Dass sie gleich für ihre erste Rolle als die atemberaubende<br />
Edie Doyle neben Marlon Brando in ,On The<br />
Waterfront‘ den Oscar© bekommen hatte, kann<br />
mich jetzt, wo ich sie kenne, nicht mehr wundern.<br />
(Natürlich habe ich mich wie jedermann in Eva Marie<br />
verliebt, als ich vor langer Zeit Hitchcocks ,North By<br />
Northwest‘ zum ersten Mal gesehen habe.) Und dass<br />
sie demnächst als Supermanns Mutter auftritt, als<br />
Martha Kent nämlich in ,Superman Returns‘ … ja,<br />
wer soll das denn sonst spielen!“<br />
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Die Filmemacher<br />
WIM WENDERS<br />
(Regie/Drehbuch)<br />
Wim Wenders wurde 1945 in Düsseldorf geboren. Er<br />
brach sein Studium der Medizin und Philosophie ab,<br />
um Maler zu werden. In Paris entdeckte er seine Liebe<br />
zum Kino. Er besuchte die Filmhochschule in München.<br />
Seit 1971 dreht und produziert er Filme in der ganzen<br />
Welt. Mit seiner Frau Donata lebt und arbeitet er in<br />
Berlin und in Amerika.<br />
Filme (Auswahl)<br />
2005 Don’t Come Knocking<br />
2004 Land of Plenty<br />
(UNESCO-Award, Venedig)<br />
2003 The Soul of a Man<br />
2000 The Million Dollar Hotel<br />
(Silberner Bär, Berlin)<br />
1998 Buena Vista Social Club<br />
(Oscar © -Nominierung; Europäischer Filmpreis)<br />
1997 Am Ende der Gewalt<br />
(Filmband in Gold)<br />
1994 Lisbon Story<br />
1993 In weiter Ferne, so nah!<br />
(Grand Prix du Jury, Cannes)<br />
1991 Bis ans Ende der Welt<br />
1987 Der Himmel über Berlin<br />
(Regie-Preis, Cannes; Europäischer Filmpreis)<br />
1984 Paris, Texas<br />
(Goldene Palme, Cannes)<br />
1982 Der Stand der Dinge<br />
(Goldener Löwe, Venedig)<br />
1982 Hammett<br />
1977 Der Amerikanische Freund<br />
(Filmband in Gold)<br />
1976 Im Lauf der Zeit<br />
(Preis der Filmkritik, Cannes)<br />
1975 Falsche Bewegung<br />
(Filmband in Gold)<br />
1973 Alice in den Städten<br />
1971 Die Angst des Torwarts beim Elfmeter<br />
(Preis der Filmkritik, Venedig)<br />
(weitere Informationen unter<br />
www.wim-wenders.com )<br />
SAM SHEPARD<br />
(Drehbuch)<br />
Siehe Darsteller<br />
www.dontcomeknocking.com 19
PETER SCHWARTZ-<br />
KOPFF (Produzent)<br />
Peter Schwartzkopff, 1949 in Kiel geboren, arbeitet<br />
bereits seit zwei Jahrzehnten erfolgreich in der Filmund<br />
Fernsehbranche. Nach seinem Studium an der<br />
Film- und Fernsehakademie Potsdam Babelsberg<br />
begann er seine Produzenten-Karriere an der Deutschen<br />
Film-Aktiengesellschaft (DEFA), wo er mit Konrad<br />
Wolff, dem bekanntesten Regisseur der DDR,<br />
zusammenarbeitete. 1993 gründete Peter Schwartzkopff<br />
seine Produktionsfirma Schwartzkopff TV Productions<br />
GmbH & Co. KG und avancierte innerhalb<br />
von fünf Jahren zum erfolgreichsten Talkshow-Produzenten<br />
Deutschlands. Unter seiner Mitwirkung<br />
entstanden Formate wie „Willemsens Woche“, „Kerner“<br />
oder „Jörg Pilawa“. Mit Wim Wenders zusammen<br />
gründete Schwartzkopff im Jahr 2002 die Filmproduktionsfirma<br />
Reverse Angle Productions GmbH.<br />
Heute gehören zu Reverse Angle insgesamt fünf<br />
eigenständige Unternehmen mit unterschiedlichen<br />
Aufgaben in Filmproduktion, Vertrieb und Rechtehandel.<br />
Nach „Land of Plenty“ ist „Don’t Come Knocking“<br />
die zweite Kinoproduktion mit Wim Wenders.<br />
Gespräch mit<br />
Peter Schwartzkopff<br />
„Land of Plenty“ lief in Venedig, „Don’t Come<br />
Knocking“ läuft in Cannes – welche Rolle spielen<br />
Festivals für den Kinoerfolg eines Filmes?<br />
In erster Linie ist es ein persönlicher Erfolg für die Filmemacher,<br />
wenn sie mit ihrem Film zu einem A-Festival<br />
eingeladen werden. Insbesondere, wenn es sich<br />
wie bei „Land Of Plenty“ um Venedig und nun mit<br />
„Don’t Come Knocking“ um Cannes, das wohl immer<br />
noch bedeutendste Festival der Welt, handelt. Für den<br />
Kinoerfolg spielt die bloße Teilnahme an einem Festival<br />
keine so richtig große Rolle mehr. Sollte der Film<br />
einen Preis bekommen, bringt das eine zusätzliche<br />
Aufmerksamkeit in den Medien. Aber ein Erfolg an der<br />
Kinokasse wird ein Film nur, wenn er die an ihn vom<br />
Publikum gestellten Erwartungen erfüllt. Vor allem<br />
muss er die Zuschauer, wie auch immer, berühren: Ob<br />
über den Kopf oder den Bauch.<br />
Warum hat die Finanzierung so lange gedauert?<br />
Zu Beginn der Finanzierungsphase platzte die New<br />
Economy Blase weltweit. Plötzlich waren Filmrechte<br />
nur noch einen Bruchteil wert. In Deutschland kam<br />
die „Kirch-Krise“ hinzu und massive Veränderungen<br />
im Programm der öffentlich rechtlichen Sender:<br />
Kaum noch Programmplätze bedeutet kaum noch<br />
Budgets für eine Projektbeteiligung. Damit entfiel<br />
eine wichtige Säule der Finanzierung für einen deutschen<br />
Film. Zudem war die Fördersituation nicht<br />
ganz unkompliziert. Zum einen, weil wir den Film ja<br />
nicht in Deutschland drehten, sondern nur die Postproduktion<br />
hier machen konnten. Zum anderen, weil<br />
Fördermittel knapper wurden. Umso mehr möchte<br />
ich mich bei allen Förderern für ihr Engagement bedanken.<br />
Dennoch mussten wir versuchen, unser<br />
Budget zu reduzieren – was unter Schmerzen gelungen<br />
ist. Ich finde es wichtig, dass sich Produzenten<br />
persönlich an der Finanzierung beteiligen. Nur so<br />
konnten wir letztlich die Finanzierung schließen. Der<br />
Film wurde in 36 Tagen gedreht, was nur dank eines<br />
hochmotivierten Teams möglich war.<br />
Was ist für Sie das Besondere von „Don’t Come<br />
Knocking“?<br />
Dies ist mein erster großer Kinofilm, den ich produziert<br />
habe – und ich hoffe, nach den guten Erfahrungen<br />
mit Wim, nicht mein letzter. „Don’t Come Knocking“<br />
ist großes Kino. Ein wunderbares Drehbuch.<br />
Eine starke Geschichte, von großartigen, beeindruckenden<br />
Schauspielern gespielt, mit faszinierenden<br />
Bildern, von tiefen und berührenden Emotionen. Ein-<br />
www.dontcomeknocking.com 20
fach ein Kinoerlebnis, auf das viele Zuschauer gewartet<br />
haben.<br />
Hat man als Produzent einen kostengünstigen<br />
Schnellschuss à la „Land of Plenty“ nicht lieber als<br />
eine aufwändige Produktion wie „Don’t Come<br />
Knocking“?<br />
Es mag zwar leicht so aussehen, dass ein Produzent<br />
möglichst schnell und ohne großes Risiko versucht,<br />
Filme zu produzieren, aber das ist, denke ich, ein weit<br />
verbreiteter Irrtum. Nein, mir sind beide Projekte<br />
gleich lieb. Wichtig ist für mich nur, dass mir die Projekte<br />
gefallen und ich Lust habe, sie zu produzieren.<br />
Der Film wird in Deutschland in Zusammenarbeit<br />
mit UIP, einem großen Verleiher, in die Kinos<br />
gebracht. Ist die alte Schranke arthouse-mainstream<br />
nicht mehr aktuell?<br />
Ich glaube, dass „Don’t Come Knocking“ ein Film ist,<br />
der gut zu UIP passt. Nach unseren Gesprächen mit<br />
UIP-Geschäftsführer Paul Steinschulte und seinen<br />
Mitarbeitern bin ich überzeugt, dass hier nicht nur<br />
exzellente Arbeit geleistet wird, sondern es zudem<br />
eine richtige Begeisterung für den Film gibt.<br />
Was halten Sie von den Vergleichen mit „Paris, Texas“?<br />
Vergleiche sind immer problematisch, deshalb halte<br />
ich davon auch nicht viel. Aber natürlich drängt sich,<br />
schon durch die erneute Zusammenarbeit von Wim<br />
Wenders und Sam Shepard, ein Erinnern auf. Manch<br />
einer wird sich bei „Don’t Come Knocking“ an die großen<br />
Bilder und die großen Gefühle erinnert fühlen.<br />
Aber schon allein das Tempo der Geschichte und der<br />
Inszenierung hat sich in den 20 Jahren seit „Paris,<br />
Texas“ sehr verändert. „Don’t Come Knocking“ ist<br />
teilweise auch sehr komisch.<br />
Ist das eine Komödie, ein Roadmovie, ein Melodram?<br />
Von allem etwas. Es ist eine sich überraschend fortbewegende,<br />
melodramatische Farce. Wenn es aber<br />
unbedingt einer Schublade bedarf, dann würde ich<br />
gerne ein viertes Genre hinzufügen: Für mich ist der<br />
Film vor allem eine dramatische Liebesgeschichte.<br />
www.dontcomeknocking.com 21
FRANZ LUSTIG<br />
(Kamera)<br />
Franz Lustig, am 7. Oktober 1967 in Freiburg geboren,<br />
begann nach dem Abitur als freischaffender Kameraassistent<br />
bei verschiedenen Produktionen. Von 1991<br />
an studierte er im Gründungsjahr der Filmakademie<br />
Baden-Württemberg, wo er 1996 im Bereich Werbefilm<br />
abschloss. Seit 1994 arbeitet Lustig als Kameramann<br />
und Editor für Werbung und Musikvideos mit<br />
Regisseuren wie Wim Wenders, Ralf Schmerberg und<br />
Tarsem („The Cell“). Viele seiner Werbefilme erhielten<br />
Auszeichnungen, darunter die Nike-Spots „Horse“ und<br />
„Running Against The Bulls“.<br />
In Bereich der Musikvideos wurde ihm zweimal in<br />
Folge der Preis für die Beste Kamera beim VIDEO-<br />
CLIP-AWARD verliehen. Für den Film „Hommage à<br />
Noir“ erhielt Lustig den Förderpreis der Filmstiftung<br />
Nordrhein-Westfalen (Kamera und Schnitt).<br />
Nachdem er einige erfolgreiche Kurzfilme („Fragile“)<br />
und Dokumentarfilme gedreht hatte, gab er<br />
sein Kinodebüt mit „Land of Plenty“ (Regie: Wim Wenders),<br />
der 2004 auf dem 61. Filmfestival in Venedig<br />
Premiere hatte und für die Beste Kamera nominiert<br />
wurde.<br />
„Don’t Come Knocking“ ist seine zweite Kinoarbeit für<br />
Wim Wenders und wurde im anamorphotischen Cinemascope-Format<br />
gedreht. Sein jüngstes Dokumen-<br />
tarfilmprojekt ist „2, oder 3 Dinge, ...“ von Malte Ludin.<br />
(weitere Informationen unter www.FranzLustig.com )<br />
Gespräch mit<br />
Franz Lustig<br />
Was macht dem Kameramann mehr Spaß: ein DV-<br />
Schnellschuss à la „Land of Plenty“ oder eine aufwändige<br />
Produktion wie „Don’t Come Knocking“?<br />
Mir als Kameramann macht beides Spaß. Es waren<br />
einfach zwei komplett verschiedene Herausforderungen.<br />
„Land Of Plenty“ hatte einen viel schnelleren<br />
Entstehungsprozess, war ein „non-union“ Projekt und<br />
damit vor allem flexibler und spontaner. Die Kamera<br />
habe ich selber geführt, der Film wurde zum großen<br />
Teil aus der Hand gedreht. Das hatte den Vorteil,<br />
näher an den Schauspielern zu sein, war aber auch<br />
physisch wesentlich anstrengender.<br />
Bei „Don’t Come Knocking“ war alles minutiös von<br />
langer Hand organisiert. Das Team war gewerkschaftlich<br />
organisiert. Also hatte ich einen Operator<br />
(Bengt Jonsson), der die Einstellungen mit Wim<br />
kadrierte und der dann schwenkte. Dadurch konnte<br />
ich ein freieres Auge auf das Licht haben und beim<br />
Drehen meistens an der Seite von Wim vor dem<br />
Monitor stehen. Unser hohes Arbeitstempo von<br />
„Land Of Plenty“ haben wir trotzdem beibehalten<br />
können.<br />
Haben Sie sich zur Vorbereitung „Paris, Texas“<br />
angesehen?<br />
Ich hatte den Film vor 15 Jahren das letzte Mal gesehen,<br />
und habe mir ernstlich überlegt, es dabei zu lassen.<br />
Schließlich wollten Wim und ich es vor allem<br />
vermeiden, irgend etwas zu wiederholen. Als ich ihn<br />
mir dann doch angesehen habe, bemerkte ich, wie<br />
sehr die Bilder und Stimmungen von Robby und Wim<br />
in meinem Unterbewussten seitdem weitergelebt<br />
und gearbeitet hatten. Und jetzt haben wir etwas<br />
geschaffen, hoffe ich, was ebenso in vielen anderen<br />
Köpfen weiterleben wird.<br />
Welches war die schwierigste Szene für Sie?<br />
Die lange 360° Kreisfahrt um das Sofa herum, wenn<br />
Howard da einen Abend und eine Nacht wie festgenagelt<br />
sitzen bleibt. Das war vor allem ein ziemlich<br />
schwieriges Lichtkonzept. Das Sofa stand mitten auf<br />
einer Straße mit tiefen Fluchten, und wir konnten<br />
nirgendwohin eine Lampe stellen, alles war ja im<br />
Bild. Also musste mein Licht als „practicals“ ins Set<br />
eingebunden werden, oder sehr hoch positioniert<br />
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sein. Das hat mich natürlich enorm limitiert, aber im<br />
Film ist der Effekt dieser endlosen Kreisfahrt wirklich<br />
schön und gerechtfertigt. Wim wollte eine Zeitspanne<br />
von früher Dämmerung über das Hereinbrechen<br />
der Dunkelheit bis zu richtigen Nacht und<br />
schließlich zum Morgengrauen erfassen. Alles musste<br />
schon aufgebaut sein, bevor es dunkel wurde, so<br />
dass beim entsprechenden Himmelslicht die einzelnen<br />
Elemente nach und nach einfach dazugeschaltet<br />
werden konnten.<br />
Am Ende der Szene, wenn Howards Tochter Sky<br />
dazukommt, sollte sie wie in ein Spotlicht treten, als<br />
ob sie ihr Licht mitbringen würde. Wir hatten eine<br />
2KW Xenon Lampe, die ein sehr gebündeltes Licht<br />
macht. Aber es war extrem schwierig, die Lampe in<br />
weiter Entfernung und in großer Höhe so zu positionieren,<br />
dass sie den richtigen Punkt getroffen hat.<br />
Gab es ein Storyboard?<br />
Nein. Vor jedem Drehtag haben Wim und ich abends<br />
die Szenen des nächsten Tages besprochen und aufgelöst<br />
und höchstens mal eine kleine Bilderabfolge<br />
skizziert. Vieles hat sich am Drehtag selbst ergeben<br />
oder wurde vor Ort improvisiert oder variiert.<br />
Wie sah die Zusammenarbeit mit Ausstattung und<br />
Kostüm für das farbliche Konzept aus?<br />
Ich hatte schon früh ein Licht-Farbkonzept entwickelt,<br />
das jedem Darsteller subtil spürbar eine Farbe<br />
bzw. eine Farbskala zugeordnet hat. Das haben wir<br />
dann mit Ausstattung und Kostüm besprochen, die<br />
das Thema variiert oder verfeinert haben.<br />
Eva Marie Saint, Jessica Lange und Sam Shepard<br />
sind Kino-Ikonen – macht das einen Unterschied<br />
für den Kameramann gegenüber ‚normalen‘<br />
Schauspielern?<br />
Ich finde nicht, dass das einen Unterschied machen<br />
sollte. Jeder Schauspieler braucht seinen Raum, um<br />
optimal arbeiten zu können. Manche sind da kooperativer,<br />
offener, andere eher zurückhaltend und verschlossen.<br />
Beides kann genauso professionell sein.<br />
Damit muss man als Kameramann umgehen können,<br />
zumal man nicht unbedingt vorher weiß, wie jeder<br />
Schauspieler gerne arbeitet. Ich bin da relativ gelassen,<br />
beobachte diese Menschen bei der Arbeit und<br />
versuche, ihnen nach besten Kräften dabei zu helfen.<br />
Gleichzeitig will ich natürlich auch meine eigenen<br />
Wünsche und Bedürfnisse für Licht und Stimmung<br />
einbringen. Das ist ganz einfach Teamwork.<br />
Im Fall von Sam, Jessica und Eva Marie war ich<br />
erstaunt, wie unkompliziert das Arbeiten mit ihnen<br />
im Grunde war. Wim hat meistens zuerst mit den<br />
Schauspielern die Szene grob festgelegt. Dann<br />
haben wir ihnen Zeit für Maske und Garderobe<br />
gelassen, oder einfach nur, sich weiter vorzubereiten,<br />
während ich mit den Stand-ins weitergearbeitet,<br />
das Licht gesetzt oder die Kamerafahrten vorbereitet<br />
habe. Wir haben versucht, die Schauspieler erst<br />
wieder an den Set zu holen, wenn wir wirklich drehbereit<br />
waren. Gerade Sam, der ja praktisch in jeder Szene<br />
des Films vorkommt, hat das zu schätzen gewusst.<br />
Müssen Sie dem späteren DVD-Start nicht mit tränenden<br />
Augen entgegensehen?<br />
Es ist natürlich herrlich, so einen Film für die große<br />
Leinwand und in Cinemascope zu drehen. Aber auch<br />
für die DVD-Ausgabe werden wir uns Mühe geben<br />
und z. B. ein High-Definiton Master herstellen, mit<br />
einer eigens dafür angelegten Lichtbestimmung.<br />
Und ich denke, dass es eine Widescreen–Edition<br />
geben wird, dass also auch dem Bild keine Gewalt<br />
angetan wird und es nicht umformatiert werden<br />
muss. Aber natürlich kann auch die tollste DVD-Edition<br />
das Kino-Erlebnis nicht ersetzen.<br />
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PETER PRZYGODDA<br />
(Schnitt)<br />
Er wurde 1941 in Berlin geboren. Seit 1970 arbeitet er<br />
als selbständiger Schnittmeister und war in fast allen<br />
Wenders-Filmen für den Bildschnitt verantwortlich.<br />
Für „Falsche Bewegung“ (Wim Wenders) erhielt er<br />
1975 den Deutschen Filmpreis für Schnitt. 1978<br />
bekam er den Bundesfilmpreis für seine Arbeit an den<br />
drei Filmen „Die linkshändige Frau“ (Peter Handke),<br />
„Die gläserne Zelle“ (Hans W. Geissendörfer) sowie<br />
„Der Amerikanische Freund“ (Wim Wenders). 1990<br />
wurde Przygodda mit dem Bayerischen Filmpreis für<br />
Schnitt für „Letzte Ausfahrt Brooklyn“ (Uli Edel) ausgezeichnet.<br />
1998 folgte der Grimme-Preis für „Kopfleuchten“<br />
(Thomas Bergmann und Mischka Popp).<br />
Peter Przygodda hat neben Wenders mit einer Vielzahl<br />
renommierter deutscher Regisseure zusammengearbeitet,<br />
darunter Syberberg, Geissendörfer, Schlöndorff<br />
und Karmakar.<br />
Przygodda drehte als Regisseur zwei eigene Filme.<br />
Als Schnittmeister:<br />
Filme (Auswahl)<br />
2005 Don’t Come Knocking<br />
(Wim Wenders)<br />
2005 Schneeland<br />
(Hans W. Geissendörfer)<br />
2002 Tattoo<br />
(Robert Schwentke)<br />
2000 Manila<br />
(Romuald Karmakar)<br />
1999 Die Stille nach dem Schuß<br />
(Volker Schlöndorff)<br />
1998 Palmetto<br />
(Volker Schlöndorff)<br />
1997 Am Ende der Gewalt<br />
(Wim Wenders)<br />
1996 Der Unhold<br />
(Volker Schlöndorff)<br />
1995 Der Totmacher<br />
(Romuald Karmakar)<br />
1995 Lisbon Story<br />
(Wim Wenders)<br />
1993 In weiter Ferne, so nah!<br />
(Wim Wenders)<br />
1991 Bis ans Ende der Welt<br />
(Wim Wenders)<br />
1990 Letzte Ausfahrt Brooklyn<br />
(Uli Edel)<br />
1987 Der Himmel über Berlin<br />
(Wim Wenders)<br />
1985 Alle Geister kreisen (TV)<br />
(Peter Przygodda)<br />
1984 Paris, Texas<br />
(Wim Wenders)<br />
1982 Der Mann auf der Mauer<br />
(Reinhard Hauff)<br />
1982 Der Stand der Dinge<br />
(Wim Wenders)<br />
1980 Nick’s Film – Lightning Over Water<br />
(Wim Wenders)<br />
1978 Als Diesel geboren<br />
(Peter Przygodda)<br />
1975 Die verlorene Ehre der Katharina Blum<br />
(Volker Schlöndorff)<br />
1975 Falsche Bewegung<br />
(Wim Wenders)<br />
1973 Alice in den Städten<br />
(Wim Wenders)<br />
1972 Ludwig<br />
(Hans-Jürgen Syberberg)<br />
1971 Die Angst des Tormanns beim Elfmeter<br />
(Wim Wenders)<br />
1970 Summer in the City<br />
(Wim Wenders)<br />
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T BONE BURNETT<br />
(Musik)<br />
Er wurde als Joseph Henry Burnett the Third in St.<br />
Louis, Missouri geboren und wuchs im texanischen<br />
Fort Worth auf.<br />
Ab 1965 produzierte er seine ersten Schallplatten<br />
mit Texas Blues, Country, Rock’n Roll-Bands und<br />
gelegentlich mit sich selbst. Heute lebt Burnett in<br />
Los Angeles. Dort veröffentlichte er auch sein Album<br />
„Tooth of Crime“, das er für das gleichnamige Sam<br />
Shepard-Stück geschrieben hat, sowie „The True<br />
False Identity“, sein erstes Album seit „The Criminal<br />
Under My own Hat“, für das er 1992 eine Grammy<br />
Nominierung bekam.<br />
Zu seinen Filmarbeiten gehören „Der Pferdeflüsterer“,<br />
„Stealing Beauty“, „Clay Pigeons“, „Bis ans Ende<br />
der Welt“, „Ruby in Paradise“ und „Unterwegs nach<br />
Cold Mountain“.<br />
Zu den vielen Künstlern, die Burnett produzierte, zählen<br />
Namen wie Elvis Costello, Los Lobos, Roy Orbison,<br />
Jackson Browne, The Wallflowers, Counting Crows<br />
und Spinal Tap. Seine Songs wurden unter anderem<br />
von Peter Case, Rita Coolidge, Robert Gordon, Arlo<br />
Guthrie, Kris Kristofferson, k.d. lang, Los Lobos und B.J.<br />
Thomas gespielt.<br />
Sein Soundtrack für den Coen-Film „O Brother, Where<br />
Art Thou“ gehört zu den meistverkauften Filmmusiken<br />
aller Zeiten. Derzeit arbeitet Burnett an „Walk the<br />
Line“, der Film-Biografie über Johnny Cash.<br />
EARL, SARAH and AMBER<br />
Where is Howard?<br />
Who is Howard?<br />
Where did he go? Where did he go?<br />
He’s down in the ditches.<br />
He’s down in the ground.<br />
Disappeared himself.<br />
He’s nowhere to be found.<br />
THE END …<br />
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Wim Wenders – Mein DON’T COME KNOCKING ABC©<br />
A wie Autos<br />
Wichtig für einen Film, der von c Utah über c Nevada<br />
nach c Montana und zurück spielt. Howard<br />
auf seiner Flucht leiht sich erst einen Jeep aus, um<br />
bis zu seiner Mutter nach c Elko zu kommen.<br />
(Genauer gesagt, einen offenen 2004 Jeep Wrangler<br />
Rubicon.) Dann fährt er in dem Oldtimer seines Va-<br />
ters weiter, und das ist ein „mint“-farbener Packard<br />
B<br />
aus dem Jahr 1954. Der stand nämlich exakt so im c<br />
Drehbuch, und weil dem c Sam Shepard da sehr viel<br />
dran lag. (Das war wohl ein Auto seines Vaters<br />
damals, das erste, das er heimlich gefahren hat,<br />
bevor er überhaupt einen Führerschein hatte.) c Sky<br />
fährt einen 1976er Chevrolet Cheyenne C10 Half Ton<br />
mit Propangasantrieb. Und Howards Verfolger c<br />
Sutter fährt einen Porsche Cayenne Turbo, um in der<br />
Wüste möglichst nicht aufzufallen ...<br />
auch wie Amerika<br />
Der Nährboden unserer Geschichte. Die Figuren<br />
darin sind zwar uramerikanisch, aber solche heimatlosen<br />
Gesellen wie Howard gibt es auch woanders<br />
und auch solche allein erziehenden Mütter oder<br />
vaterlos aufgewachsene Söhne oder Töchter. Zwar<br />
ist der Amerikanische Traum ein auslaufendes Modell<br />
und politisch abgehalftert, aber die amerikanische<br />
Landschaft ist immer noch eine mythische<br />
Gegend, wenn man sich ihr aussetzt und sich nicht<br />
davon abschrecken lässt, dass sie hie und da zu<br />
einem großen Theme-Park verkommen ist.<br />
B wie Butte<br />
Ich habe die Stadt Butte („bjuht“ ausgesprochen) in<br />
Montana sofort als Schauplatz vorgeschlagen, als c<br />
Sam Shepard und ich uns hingesetzt haben, um c<br />
DON’T COME KNOCKING zu schreiben. Da wollte ich<br />
immer schon mal eine Geschichte erzählen. Genau<br />
genommen seit 1978, als ich den Ort zum ersten Mal<br />
besucht und entdeckt hatte. In einem alten Interview<br />
mit Dashiell Hammett hatte ich gelesen, dass<br />
die mysteriöse Stadt „Poisonville“ in seinem ersten<br />
Roman „Bluternte“ auf Butte beruhte, wo er als junger<br />
Mann in seiner Dienstzeit als Pinkerton Detektiv<br />
eingesetzt war. Die Pinkertons waren damals als<br />
Streikbrecher von New York nach Montana geschickt<br />
worden. Als Hammett seine wahre Aufgabe dort<br />
durchschaute, verließ er die Pinkertons und begann<br />
bald darauf zu schreiben. Auf jeden Fall bin ich von<br />
San Francisco aus nach Montana gefahren und war<br />
dann von Butte völlig hingerissen. So eine Stadt hatte<br />
ich noch nie gesehen! Hier kamen das Ruhrgebiet,<br />
New York und die Alpen auf das Aberwitzigste zusammen.<br />
Stillgelegte Minen, Fördertürme und Grubenschächte<br />
wie aus dem Pott, wo ich aufgewachsen<br />
war, Hochhäuser aus der Jahrhundertwende, wie auf<br />
dem Broadway, dabei auf einer Höhe von fast 2000<br />
Metern, und dahinter als Kulisse die schneebedeckten<br />
Gipfel der Rocky Mountains. Das Ganze als Geisterstadt,<br />
von Gott und der Welt verlassen. Am Tag als ich<br />
ankam, brannte ein ganzer Straßenblock weg. „Brandstiftung“,<br />
hieß es, um die Versicherung zu kassieren …<br />
Noch um die Jahrhundertwende war Butte die größte<br />
Stadt westlich des Mississippi gewesen, nun nur noch<br />
eine fantastische Filmkulisse. Über die Jahre bin ich<br />
immer wieder nach Butte gekommen, in der stillen<br />
Hoffnung, dass da hoffentlich noch niemand einen<br />
Spielfilm gedreht haben möge. Wir waren dann auch<br />
tatsächlich die ersten, auch wenn wir den Film zweimal<br />
c verschieben mussten. Inzwischen ist mir Butte<br />
richtig ans Herz gewachsen. Die Minen sind nicht wie-<br />
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der aufgemacht worden. Dafür sind viele Maler und<br />
Künstler hergezogen. Die riesengroße Grube, die langsam<br />
bis zum Stadtkern vorgebaggert wurde,<br />
umschließt heute das größte offene vergiftete<br />
Gewässer der Welt. Von da her hatte Hammett völlig<br />
recht mit seinem „Poisonville“.<br />
auch wie Bilder<br />
„Schöne Bilder“ sind ja wirklich was Schönes, aber<br />
sie sind auch die Pest. Wenn sie zum Selbstzweck<br />
werden und die Leute letzten Endes aus dem Kino<br />
kommen und nur schöne Bilder gesehen haben,<br />
dann hat man als Regisseur etwas falsch gemacht.<br />
D<br />
C wie Cannes<br />
Aus Erfahrung weiß ich, dass man manchmal seine<br />
schönsten Einstellungen opfern muss, damit sie sich<br />
einerseits nicht zu sehr aufdrängen und damit andererseits<br />
die Charaktere und ihre Geschichte das<br />
bestimmende Element des Erzählens bleiben.<br />
Wo der Film im Wettbewerb läuft, als deutscher Beitrag.<br />
War in meiner Karriere ein gutes Pflaster für<br />
mich. DON’T COME KNOCKING ist der achte Film, den<br />
ich da im Wettbewerb präsentiere.<br />
auch wie Cisco<br />
Höchst unbekannter Ort in c Utah, eigentlich mehr<br />
ein Geisterkaff. Hier reitet Howard ein, um mit<br />
einem alten Cowboy Hemd und Jacke zu tauschen.<br />
Auch um sein Pferd loszuwerden ...<br />
auch wie Cinemascope<br />
In diesem Format wurde der Film gedreht. Für die,<br />
die es genauer wissen wollen: Auf Super-35, mit anamorphotischen<br />
Linsen. Also richtig echtes Scope,<br />
nicht gemogelt. Das schönste Filmformat, wenn<br />
man nicht auf 70mm drehen kann.<br />
D wie Drehbuchschreiben<br />
Mit Sam an einem Drehbuch zu arbeiten ist eine ganz<br />
eigene Prozedur. Er denkt in keinster Weise dramaturgisch<br />
oder an irgendwelche „Handlung“, zumindest<br />
nicht als Ausgangspunkt. Ihn interessieren erst mal<br />
nur die Charaktere. Wir brauchten eine zeitlang bis<br />
wir die Figur des c Howard gefunden hatten. Als wir<br />
ihn endlich vor uns sahen, fing Sam an, die erste Szenen<br />
zu schreiben, auf seiner alten deutschen „Voss“<br />
Reiseschreibmaschine. Und ab da ging es immer fol-<br />
gendermaßen vor sich: Ich musste lesen, was Sam geschrieben<br />
hatte, dann redeten wir drüber, machten ein<br />
paar Änderungen oder auch nicht, und dann dachten<br />
wir über die unmittelbar darauf folgende Szene nach.<br />
Nicht weiter! Nicht etwa über die ganze Geschichte,<br />
Gott bewahre! Bloß über das, was jetzt als nächstes geschehen<br />
könnte. Und dann schrieb Sam das wieder<br />
auf, mit Dialogen, ich saß rum, wartete und machte<br />
mir Gedanken, und dann las ich die nächsten Seiten<br />
usw. usw … Der Prozess des Schreibens lief in völliger<br />
chronologischer Reihenfolge ab! So entstand Szene<br />
um Szene, ohne dass wir je hätten ausbrechen und etwa<br />
vorausdenken können oder wollen. Das ist eine<br />
ziemlich ausgefallene Vorgehensweise, und erfordert<br />
vom Regisseur jede Menge Geduld und Spucke. Aber<br />
eins lernt man: Sich auf seine Figuren zu verlassen, und<br />
auf sonst nichts! Man kann sich sehr sicher sein, dass<br />
die Geschichte ausschließlich von den Charakteren<br />
vorwärts getrieben wird, und nicht umgekehrt die Personen<br />
von der Geschichte. Wir brauchten drei Jahre bis<br />
wir einmal ganz durch waren und eine komplette<br />
Story hatten. Zweimal haben wir zwischendurch abgebrochen<br />
und ganz von vorne angefangen, weil wir<br />
irgendwie in eine Sackgasse geraten waren. (Und natürlich<br />
haben wir nicht in einem durch geschrieben,<br />
sondern immer mal wieder eine Woche hier, eine Woche<br />
da, an allen möglichen Orten quer durch c Amerika.)<br />
Und dann, erst dann, haben wir uns den Luxus<br />
www.dontcomeknocking.com 27
geleistet, die Geschichte als Ganzes zu diskutieren und<br />
über dramaturgische Gesichtspunkte zu reden. Und<br />
dann haben wir natürlich weiter dran gefeilt.<br />
auch wie „Don’t Come<br />
Knocking“<br />
Steht auf einem Schild, das sich c Howard wohl an<br />
seinen Wohnwagen hängt, wenn er nicht gestört werden<br />
will, denn darunter steht als zweite Zeile: „... if the<br />
trailer’s rocking.“ c Sutter entdeckt dieses Schild, als<br />
er zum ersten Mal Howards Wohnwagen inspiziert<br />
und feststellen muss, dass Howard einen liederlichen<br />
Lebenswandel führt, „wie nicht wenige seiner<br />
Berufskollegen“. Das diktiert Sutter jedenfalls in seinen<br />
Organizer.<br />
E<br />
Howards große Liebe. Nur merkt der Mann das et-<br />
auch wie Doreen<br />
was spät. Eine allein erziehende Mutter in einer<br />
Kleinstadt wie c Butte, die außerdem noch selbstständig<br />
ein Geschäft führt, nämlich das c M & M<br />
Café. Jessica Lange war meine Traumbesetzung für<br />
diese Rolle von Anfang an. Den Namen „Doreen“<br />
habe ich einem inzwischen geschlossenen Diner ent-<br />
nommen, der vor ein paar Jahren noch in Uptown<br />
Butte in Betrieb war. Der hieß einfach nur „Doreen’s“<br />
und die Chefin war eine unglaublich vergnügte ältere<br />
Dame, die mir schon beim zweiten Besuch das<br />
Gefühl vermittelte, ein Stammgast zu sein. Doreen<br />
machte außerdem traumhafte Milkshakes ...<br />
auch wie Donata<br />
Meine Frau. Die wichtigste Person für mich über die 5<br />
Jahre, die der Film letzten Endes gebraucht hat. Niemand<br />
anders ist sonst so durch dick und dünn mit mir<br />
gegangen. Donata war auch als Standphotographin<br />
dabei und kriegt so immer alles aus nächster Nähe<br />
mit. Ich kann mich voll darauf verlassen, dass ihrem<br />
aufmerksamen und liebevollen Blick nichts entgeht,<br />
und dass sie mir auch abends sagt, was ihr an diesem<br />
Drehtag aufgefallen ist oder sie gestört hat.<br />
E wie Entstehungsgeschichte<br />
Die ganze Sache fing damit an, dass ich einfach wieder<br />
Lust hatte, mit Sam zu arbeiten. Unsere Zusammenarbeit<br />
an c PARIS, TEXAS war für uns beide so<br />
ein reines Vergnügen gewesen, dass wir es vermie-<br />
den hatten, fast 20 Jahre lang, an eine Wiederholung<br />
auch nur zu denken. Wir fürchteten uns wohl davor,<br />
oder waren abergläubisch, eine so gute Erfahrung<br />
irgendwie zu zerstören, was ja leicht passieren kann,<br />
wenn man so etwas einfach wiederaufnehmen oder<br />
nachmachen will. Na, auf jeden Fall schienen mir<br />
zwanzig Jahre mehr als genug der Zurückhaltung<br />
und der freiwilligen Selbstkontrolle. Ich hatte ein<br />
Treatment für einen Film geschrieben und bin damit<br />
nach Minnesota gefahren, um es Sam zu zeigen. Der<br />
las es. Einiges gefiel ihm dran, mit anderem hatte er<br />
Probleme. Insgesamt war es jedenfalls nicht sein<br />
Ding, aber bevor wir uns versahen, waren wir schon<br />
mittendrin und auf der Suche nach einer anderen<br />
Geschichte und vor allem einer anderen Figur, die<br />
uns ähnlich interessieren würde wie damals Travis.<br />
Ein merkwürdiger Mensch namens c Howard stand<br />
schließlich vor uns ...<br />
auch wie Earl<br />
Howards verlorener Sohn, von Gabriel Mann gespielt.<br />
Earl ist in c Butte aufgewachsen, wusste von<br />
seinem Vater nur herzlich wenig und verdient seinen<br />
Lebensunterhalt mit Rock’n Roll und Country Musik.<br />
Hat eine etwas nervige Freundin, Amber (Fairuza<br />
Balk). Gabriel hat die drei Songs, die c T Bone Bur-<br />
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nett für ihn geschrieben hat, selber gesungen und im<br />
Studio aufgenommen. Der Name „Earl“ stammt von<br />
dem Song „The Duke of Earl“, mit dem Gene Chandler<br />
1962 einen weltweiten Hit hatte.<br />
F wie Franz Lustig<br />
Mein Kameramann. Kommt aus dem Schwarzwald.<br />
Wir haben uns vor ein paar Jahren kennen gelernt, da<br />
haben wir zuerst ein paar Werbungen und Musikvideos<br />
zusammen gedreht, und dabei gemerkt, dass wir<br />
großartig miteinander auskommen. Dann hat Franz<br />
mit mir seinen ersten Spielfilm gemacht, LAND OF<br />
PLENTY, und nicht nur mich vollends überzeugt. Niemand<br />
anderes hätte das so hingekriegt, aus der Hand<br />
und in Nullkommanichts, da bin ich sicher. c DON’T<br />
COME KNOCKING hatte ich ursprünglich mit Phedon<br />
Papamichael geplant, mit dem ich vor ein paar Jahren<br />
MILLION DOLLAR HOTEL gemacht hatte. Aber durch<br />
das mehrmalige c Verschieben war dann Phedon<br />
nicht mehr frei (er drehte zur selben Zeit wie wir einen<br />
Film über das Leben von Johnny Cash, WALK THE LINE),<br />
und dann lag einfach nichts näher, als die Zusammenarbeit<br />
mit Franz fortzuführen. Nach einem Film auf<br />
Mini-DV war ein Dreh in c Cinemascope und Super-35<br />
natürlich das volle Kontrastprogramm. Aber die gemeinsame<br />
Low-Budget Erfahrung hat uns gut für diese<br />
so viel komplexere Aufgabe vorbereitet. Franz hat vor<br />
allem seine gute Laune und seinen nimmermüden<br />
Enthusiasmus hinübergerettet. Bei so einem großen<br />
Film, der ja zwischendurch immer mal wieder in harte<br />
Arbeit ausartet, zählt kaum etwas mehr, als dass man<br />
sich mit seinem wichtigsten Alliierten in dieser Phase,<br />
nämlich dem Kameramann, fast wortlos versteht und<br />
keine Grundsatzdiskussionen mehr führen muss.<br />
auch wie Farben<br />
Wenn man im Amerikanischen Westen dreht, darf<br />
man vor Farben keine Angst haben. Das ist mitunter<br />
eine recht bunte Gegend. Das Licht ist knackig bis<br />
hart. Der Himmel ist blau, die Felsen rot, die Neonschriften<br />
leuchten, und die „magic hour“ verdient<br />
ihren Namen zu Recht.<br />
auch wie Frauen<br />
Ich bin nicht gerade bekannt als „Frauen“-Regisseur.<br />
Aber was nicht ist, kann ja noch werden, sage ich mir<br />
immer. „Männergeschichten“ handeln meistens<br />
ohnehin hauptsächlich von Frauen und sei es durch<br />
deren schmerzhafte Abwesenheit. c Howard ist<br />
zwar die Hauptperson unseres Films und als einsa-<br />
mer Cowboy und Selbstdarsteller sozusagen eine<br />
„Männerfigur par excellence“. Aber umringt ist er<br />
von den Frauen, die sein Leben bestimmt haben oder<br />
in unserer Geschichte bestimmen: Lola, seine Mutter,<br />
Doreen, die Liebe seines Lebens, und Sky, seine<br />
einzige Tochter. Und die sind alle drei stark und jede<br />
auf ihre Art Howard ebenbürtig oder überlegen. Und<br />
so ist letzten Endes ein „Männerfilm“ entstanden,<br />
der von den Frauen getragen wird. Howard stünde<br />
auf verlorenem Posten, wenn ihn diese Frauenfiguren<br />
nicht alle liebevoll dulden würden in seiner tragikomischen<br />
Lächerlichkeit und wenn sie ihm darüber<br />
hinaus nicht noch deutlich die Wahrheit sagen würden.<br />
Eigentlich erzählt sich der Film immer mehr aus<br />
der Weitsicht dieser Frauen, je mehr sich Howards<br />
Sicht verengt.<br />
auch wie Finanzen<br />
Für die, die’s wissen wollen: Der Film hat etwas über 11<br />
Millionen Dollar gekostet. Eine rein deutsche Produktion,<br />
nicht nur rechtlich gesehen, sondern auch vom Produktionsrisiko<br />
und dem Engagement her, sowohl<br />
finanzieller als auch persönlicher Art. In Filmen schlägt<br />
auch ein Herz (siehe c Produzent). Ansonsten zu einem<br />
großen Teil durch Weltverkäufe finanziert, vor allem<br />
mit Vorverkäufen nach Frankreich, Italien und in<br />
www.dontcomeknocking.com 29
die USA, aber auch mit Hilfe der FFA, des Filmboards<br />
Berlin Brandenburg und der Hamburger Filmförderung.<br />
Als Fernsehpartner war ARTE/ZDF dabei. Weltvertrieb<br />
durch HanWay und Jeremy Thomas, der sich<br />
vor allem als Produzent von Bernardo Bertolucci einen<br />
Namen gemacht hat.<br />
G wie Gefühl<br />
Wodurch entstehen in einem Film Gefühle, sogar<br />
„große Gefühle“, wenn nicht dadurch, dass sie tatsächlich<br />
investiert worden sind? Was in einer Geschichte<br />
nicht drinsteckt, kann man auch nicht herauslesen,<br />
höchstens hineininterpretieren. c Sam hat in dieses<br />
Drehbuch alles hineingeschrieben, was er über Eltern<br />
und Kinder wusste, auch alles, was er über c Liebe und<br />
c Verlust und Bedauern wusste. Und ich habe versucht,<br />
mit Hilfe der Schauspieler, diesen Gefühlen so<br />
wahr wie möglich auf den Grund zu kommen.<br />
auch wie Genre<br />
c Sam und ich haben immer gerätselt zu welchem<br />
Genre unser Film denn nun endgültig hinzugerechnet<br />
würde. Eine c Komödie? Ein Familiendrama? Eine<br />
Liebesgeschichte? Ein Road Movie? Eine Art c Wes-<br />
tern? Eine Tragikomödie? Nicht, dass es uns wichtig<br />
gewesen wäre, in welche Schublade man uns stecken<br />
würde. Aber Genres haben schließlich ihre eigenen<br />
Regeln, und die wollten wir doch zumindest wohlwollend<br />
in Betracht ziehen. Wir kamen aber zu keinem<br />
Schluss. Eines Tages kam Sam mit einer neuen Theorie:<br />
Wir bewegten uns auf dem Feld der Farce, meinte<br />
er. Ich habe dann in einer Filmbuchhandlung in Los<br />
Angeles ein antiquarisches Buch erstanden, das einzi-<br />
H<br />
I<br />
ge, was ich über dieses Genre finden konnte. Aber<br />
H wie Howard<br />
über die Einleitung bin ich nicht herausgekommen.<br />
Das Buch war mir zu ernsthaft …<br />
Reimt sich laut c Doreen auf „Coward“, Feigling. Wie<br />
wir auf den Namen gekommen sind, weiß ich auch<br />
nicht mehr genau. Ich glaube, Howard Hawks und<br />
Howard Hughes standen da Pate. Als Nachnamen hat<br />
c Sam eines Tages „Spence“ aufs Papier gebracht.<br />
(Spencer Tracy als Pate?) Als c Earl den Namen seines<br />
J<br />
Vaters erfährt, ist seine erste Reaktion: „Klingt wie ein<br />
Zahnarzt!“ Ich glaube, das war auch meine anfängliche<br />
Meinung.<br />
auch wie Heimat<br />
Hauptthema aller c Western. Unser Held c Howard<br />
hat sich so sehr nur um sich selbst gekümmert, sein<br />
Leben lang, und hat gar nicht mitbekommen, dass er<br />
letzten Endes alles verpasst hat. Die c Liebe, seine<br />
Kinder, und eben auch: Wo er hingehört. Nun steht<br />
er plötzlich wie vom Donner gerührt da und sieht<br />
sich allein auf weiter leerer Flur.<br />
I wie Indianer<br />
In einem „Post-Western“ (noch so ein c Genre!) dürfen<br />
Indianer nicht fehlen. Ich habe das gelegentlich<br />
mal so in den Raum geworfen, ohne dass c Sam das<br />
ernst genommen hätte. Aber eines Tages lag eine<br />
Szene auf dem Tisch, die Sam schon kichernd geschrieben<br />
hatte. Und eine neue Figur kam da vor, ein „wild<br />
blickender Indianer“. Einer, der von c Howard Wegegeld<br />
verlangte, wie einst die Raubritter in Europa.<br />
J wie Jugend oder „Just<br />
like Jesse James“<br />
In seiner Jugend war c Howard ein Westernstar geworden.<br />
Der Film, der ihn zu diesem Status katapul-<br />
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tierte, war um c Butte, Montana herum gedreht<br />
worden: JUST LIKE JESSE JAMES. Die Bilder vom Dreh<br />
und das Poster hängen heute noch im c M & M Café<br />
in Butte. Da hingen damals wohl auch die Schauspieler<br />
alle herum. Und Howard hatte eine Affäre mit der<br />
hübschen jungen c Doreen, die im M & M bediente.<br />
Howard hatte wohl überhaupt eine ganze Menge<br />
Affären ... Aber das war, wie gesagt, in seiner Jugend.<br />
Wenn er heute noch junge Mädchen in seinen Trailer<br />
einlädt, dann vor allem, um sein Alter zu vergessen<br />
oder zu übertünchen. Heute lebt Howard von seinem<br />
einstigen Ruhm, dem Kapital seiner Jugend.<br />
K wie Komödie<br />
Nach wie vor mein Traum, einmal eine solche zu<br />
drehen. Mit fortschreitendem Alter bewege ich<br />
mich auch zielstrebig auf dieses Ziel zu, und DON’T<br />
COME KNOCKING ist ein weiterer Schritt in diese<br />
Richtung ... (Woraus Sie entnehmen können, dass<br />
ich entgegen landläufiger Meinung durchaus glaube,<br />
schon vorher den einen oder anderen Schritt<br />
gemacht zu haben. Habe ich jetzt damit jemanden<br />
zum Lachen gebracht?!)<br />
L wie Liebe<br />
DON’T COME KNOCKING ist ein Film über die c Liebe.<br />
Vor allem ein Film über die verpassten Gelegenheiten<br />
dazu und über das Bedauern, das im Nachhinein<br />
damit einhergeht. Das Verpassen ist im Grunde c<br />
Howards Schicksal. Wie alle tragikomischen Helden<br />
bemerkt er erst mit großer Verspätung, dass er sein<br />
ganzes Leben hat verstreichen lassen, ohne zu merken,<br />
was daran wichtig war. Der Liebe seines Lebens,<br />
c Doreen, macht er zwar einen Heiratsantrag, aber<br />
dreißig Jahre zu spät. Sein Sohn c Earl hätte seine<br />
Liebe gebraucht, aber als Howards sie ihm anbietet,<br />
hat Earl keine Verwendung mehr dafür. Zum Glück<br />
denkt seine Tochter c Sky nicht so, sondern liebt<br />
ihren Vater trotz allem, auf ihre eigene verschwiegene<br />
und bedingungslose Art. Und wenn Howard überhaupt<br />
etwas richtig macht mit seinem verkorksten<br />
Versuch, diese versäumte Familie zusammenzuführen,<br />
dann ist es die Tatsache, dass er Bruder und<br />
Schwester zueinander finden lässt, und dass ihre<br />
geschwisterliche Liebe ihr Leben sicherlich verändern<br />
wird. All diese c Gefühle wirbeln durcheinander,<br />
reißen unsere Figuren mit sich und produzieren<br />
eine Woche voller Freuden, Schmerzen und Verwirrungen<br />
in ihrem Leben.<br />
auch wie Leichtigkeit oder<br />
lakonische Lässigkeit<br />
Das Drehbuch hatte eine Beiläufigkeit und eine<br />
gewisse lakonische Lässigkeit, von der ich nicht wusste,<br />
wie sie sich auf das Drehen übertragen ließen. Viel<br />
hinge sicherlich von c Sam Shepard als Schauspieler<br />
ab. Der würde dem Ton des ganzen Films seinen<br />
Stempel aufdrücken ... Aber hatte er das drauf? (Mehr<br />
darüber unter „Shepard als Schauspieler“.)<br />
M wie Musik<br />
Ich möchte Ihnen die Band vorstellen, die c T Bone<br />
Burnett für die Aufnahmen der Filmmusik zusammengestellt<br />
hat. Das wichtigste Instrument in unserem<br />
Konzept war die Gitarre, und die spielt kein geringerer<br />
als Marc Ribot. Den hatte ich in den 80er Jahren zum<br />
ersten Mal kennen gelernt, als Mitglied von John Luries<br />
Band „Lounge Lizards“. Marc hat mit Fred Frith und<br />
Elvis Costello aufgenommen, und die meisten werden<br />
ihn von seiner Arbeit mit Tom Waits kennen. Auf dessen<br />
letzten fünf Alben ist er als Gitarrist zu hören.<br />
Seine eigene Band „Los Cubanos Postizos“ („Die eingebildeten<br />
Kubaner“) ist seit einiger Zeit schon sehr<br />
erfolgreich. In meinem Blues-Film SOUL OF A MAN ist<br />
Marc zu sehen, da covert er Blind Willie Johnsons<br />
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Hymne „Dark Was the Night“. (Für weitere Informationen<br />
empfehle ich Marcs Homepage marcribot.com)<br />
Am Schlagzeug hören Sie den legendären Jim Keltner.<br />
Wenn man auflisten wollte, mit wem der alles in<br />
seiner Karriere gespielt hat, hätte man ein Who Is<br />
Who des Rock’n Roll. John Lennon, Bob Dylan, die<br />
Stones, Eric Clapton, Ry Cooder, Roy Orbison ...<br />
Auf den Aufnahmen spielt eine zweite Schlagzeugerin,<br />
Carla Azar, deren Band „Autolux“ vor kurzem<br />
ihre CD „Future Perfect“ herausgebracht hat.<br />
Auch Carla ist in SOUL OF A MAN zu sehen, wo sie,<br />
ebenfalls zusammen mit Jim Keltner, mit T Bone Burnett<br />
das Stück „Man, Don’t Dog Your Woman“ von<br />
JB Lenoir spielt.<br />
Dennis Grouch, einer der gesuchtesten Session<br />
Musiker aus Nashville, spielt Bass.<br />
Last but not least, an den Keyboards und allen möglichen<br />
Synthesizern, ist Keefus Criancia zu hören. Der<br />
hat unter anderem mit Dr. Dre, Vic Chestnut, Everlast,<br />
Macy Gray oder Elvis Costello gearbeitet und<br />
tourt zur Zeit mit seiner eigenen Band „Vincent and<br />
Mr. Green“.<br />
auch wie M & M Café<br />
Das gibt es in c Butte tatsächlich. Als ich das erste<br />
Mal dort war, habe ich da schon gefrühstückt.<br />
Damals konnte man im „Smoke Shop“ sogar noch<br />
Zigarren kaufen und die dann auch an der Bar rauchen.<br />
Seit 1864 gibt es diese Institution in Butte.<br />
1890 entstand das jetzige Gebäude, nach Martin and<br />
Mosby genannt, die einen „Cigar and Liquor Store“<br />
neben dem Diner aufmachten. Seit 1890 jedenfalls<br />
war das M & M ununterbrochen geöffnet, 7 Tage in<br />
der Woche, 24 Stunden am Tag, bis zum Juni 2003!<br />
Da wurde der Laden geschlossen. Ich war untröstlich,<br />
als ich bei der letzten Motivsuche die Tür verriegelt<br />
vorfand. Aber innen drin war noch alles unverändert.<br />
Wir haben dann für den Film alles wieder auf<br />
Vordermann gebracht, sogar eine Zwischenwand<br />
eingezogen und die Boxen eingebaut, in denen c<br />
Howard und c Doreen sich jetzt aussprechen. Am St.<br />
Patrick’s Day in diesem Jahr, 2005, wurde das M & M<br />
durch den Gouverneur von Montana wieder eröffnet.<br />
Ich darf mit Stolz behaupten, dass wir mit unseren<br />
Dreharbeiten nicht unschuldig daran waren.<br />
N O<br />
N wie Nevada<br />
Zu c Howards Biografie hatten wir uns ausgedacht,<br />
dass er in Nevada aufgewachsen sei. Sein Vater habe<br />
dort eine Ranch besessen. Und seine Mutter sollte<br />
heute noch in der kleinen Stadt leben, in der Howard<br />
zur Schule gegangen war. Sam schlug Elko vor, im<br />
Norden Nevadas, nahe an der Grenze zu Idaho.<br />
Meine Idee war der Ort Ely, weiter südlich gelegen.<br />
Im direkten Vergleich schnitt dann Elko besser ab. Ely<br />
war zwar auch nicht ohne – hatte sogar noch eine<br />
Eisenbahn! – ähnelte aber als ehemalige Minenstadt<br />
zu sehr Butte. Elko hatte noch etwas von der<br />
Cowboy-Stadt, die es einmal gewesen war, und war<br />
noch nicht völlig von der Casino-Kultur verunstaltet,<br />
die alle anderen Orte in Nevada heimgesucht hatte.<br />
Auch die baskische Tradition gab es noch. Die Basken<br />
waren hier zur Jahrhundertwende hergekommen,<br />
als Fachmänner für die Schafherden, die im Norden<br />
Nevadas weitflächig die Rinderzucht ersetzt hatten.<br />
Auch heute noch gibt es in Elko baskische Restaurants,<br />
in denen man hervorragend alle möglichen<br />
Lammgerichte essen kann. Und außerdem gibt es in<br />
Elko das jährliche „Cowboy-Poetry-Festival“, zu dem<br />
Hunderte von Cowboys aus den Vereinigten Staaten<br />
kommen, um dort sowohl Gedichte als auch Lieder<br />
live vorzutragen. Höchst empfehlenswert!<br />
O wie Orte oder<br />
Originalschauplätze<br />
Spielen eine wichtige Rolle in meinen Filmen. Ich muss<br />
immer schon vorher wissen, wo ein Film spielen soll,<br />
um ihn mir vorstellen zu können (oder zu wollen). Orte<br />
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sind damit für mich manchmal gleich wichtig wie die<br />
Figuren, gleichsam auch handelnde Personen.<br />
DON’T COME KNOCKING ist ausschließlich an Originalschauplätzen<br />
gedreht worden, keine einzige Einstellung<br />
entstand im Studio oder vor einer Blue Box.<br />
auch wie O-Ton<br />
Wir haben große Mühe darauf verwendet auch Dialoge<br />
und sämtliche Originaltöne vor Ort aufzunehmen,<br />
was natürlich nie so ausschließlich möglich ist.<br />
Einige Sätze muss man dann hinterher doch immer<br />
nachsynchronisieren. Das nennt sich dann „ADR“.<br />
(Automated Dialogue Replacement)<br />
P wie Peter Schwartzkopff<br />
oder auch Produzent<br />
Peter Schwartzkopff ist vor fünf Jahren in mein Leben<br />
getreten, zu einer Zeit, als ich schwer zu kämpfen<br />
hatte. Durch den Verfall des <strong>Neue</strong>n Marktes war die<br />
DAS WERK AG in Konkurs geraten, jene Aktiengesellschaft,<br />
der meine alte Produktionsfirma Road Movies<br />
gehörte. Damit waren auch sämtliche Rechte all meiner<br />
Filme, im Grunde mein ganzes Lebenswerk, in<br />
Gefahr, unter den Hammer zu geraten. Dank Peters<br />
Hilfe ist es uns gelungen, die Filmrechte aus der Konkursmasse<br />
herauszukaufen. Wir haben dazu gemeinsam<br />
eine neue Produktionsfirma gegründet, die c<br />
Reverse Angle. DON’T COME KNOCKING ist nun schon<br />
mein dritter Film mit Peter als Produzent und Partner,<br />
nach SOUL OF A MAN und LAND OF PLENTY, und wir<br />
werden sicherlich auch in Zukunft zusammenarbeiten.<br />
Ich bin froh, mich endlich wieder auf das Filmemachen<br />
konzentrieren zu können und dabei die komplexe<br />
Arbeit des Finanzierens, der Vertragsausarbeitungen<br />
und der Verwertung in guten Händen zu wissen. Nicht,<br />
dass damit die Arbeit eines Produzenten wie Peter zu<br />
Ende dekliniert wäre. Niemand sonst ist über den<br />
gesamten Prozess der Herstellung des Films, vom Konzept<br />
bis zur fertigen Kopie, so innig mit allen Entscheidungen<br />
verbunden, kreativer sowie finanzieller Art.<br />
Und das genau ist ja die Schnittstelle eines Films ...<br />
auch wie<br />
Peter Przygodda<br />
Wo wir schon bei Schnittstellen sind: Mein Schnittmeister.<br />
Peter hat schon meinen Abschlussfilm an<br />
der Filmhochschule geschnitten und seitdem, mit<br />
ganz wenigen Ausnahmen, fast alle meine Filme.<br />
Nach dem Kameramann, der für die Drehphase der<br />
wichtigste Mitarbeiter ist, ist der Cutter für viele Mo-<br />
nate die hauptsächliche Bezugsperson des Films, zusammen<br />
mit dem Komponisten, bzw. dem Musiker,<br />
der dann während der Schnittphase allmählich seine<br />
Arbeit aufnimmt. Przygodda ist Berliner, daher sein<br />
Spitzname „Keule“. Peters Methode ist die „total<br />
immersion“. Er sitzt jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe<br />
am Schneidetisch (oder heute dem Avid) und<br />
geht abends schlafen. Er widmet sich dem Film mit<br />
einer Absolutheit, die ich bei keinem anderen Cutter je<br />
erlebt habe. Er kennt nach einer Weile jeden belichteten<br />
Meter Film, besser als ich selber. Ich habe mich<br />
inzwischen daran gewöhnt, ihn weitgehend allein zu<br />
lassen und nur alle paar Tage anzuschauen, was er<br />
geschnitten hat. Eine Art Zwillingsbruder.<br />
auch wie PARIS, TEXAS<br />
Als Film vor über 20 Jahren von c Sam Shepard geschrieben.<br />
(Und natürlich auch von c Peter Przygodda<br />
geschnitten.) In Wirklichkeit – gedreht haben wir<br />
dort letzten Endes keine einzige Szene – eine Kleinstadt<br />
im Norden von Texas, nahe der Grenze zu Oklahoma<br />
und unweit vom Red River. Die von Andy Warhol<br />
zu Weltruhm stilisierte „Campbell Tomato Soup“<br />
wird hier produziert.<br />
In gewissem Sinn war PARIS, TEXAS eine schwere<br />
Hypothek für c DON’T COME KNOCKING. Daran wür-<br />
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den wir sicher gemessen werden. Aber diese Sorge<br />
spukte letzten Endes nur ganz am Anfang in unseren<br />
Köpfen. Unsere Geschichte spielte heute und jetzt,<br />
und sie verdankte unserer ersten Zusammenarbeit<br />
nichts und wieder nichts. c Howard war nicht einmal<br />
ein entfernter Verwandter von Travis ...<br />
Q wie Querelen<br />
Gab’s beim Drehen keine, außer dass unser Team<br />
sich als sehr trinkfest und Pool-Billard-meisterlich<br />
erwies und daher bei den Dreharbeiten der eine oder<br />
andere Streit mit Lokalmatadoren aufkam.<br />
R wie Reverse Angle<br />
Zu deutsch „Gegenschuss“. „Angle“ (Blickwinkel)<br />
nicht zu verwechseln mit „angel“ (Engel). Wird aber<br />
oft so ausgesprochen, als „umgedrehter Engel“ sozusagen.<br />
Von c Peter Schwartzkopff und mir 2002 in<br />
Hamburg gegründet. Jetzt auch mit Schwesterfirmen<br />
in Berlin. Ist sowohl eine Produktionsfirma als auch<br />
ein Verleih, eine Plattenfirma und ein Weltvertrieb.<br />
S<br />
Den Rhythmus von c DON’T COME KNOCKING<br />
auch wie Rhythmus<br />
würde ich als „getragen“ bezeichnen, oder auch als<br />
„cool, calm, and collected“, mit gelegentlichen Ausbrüchen<br />
von Wildheit.<br />
auch wie ruhig schlafen<br />
Ein c Drehbuch, auf das man sich voll verlassen kann,<br />
lässt einen vor jedem neuen Drehtag ruhig schlafen<br />
und sich ganz auf die Arbeit mit den Schauspielern an<br />
den Figuren und mit dem Kameramann an den c Bildern<br />
konzentrieren. Ich habe ja genügend Filme gemacht,<br />
wo das nicht der Fall war, d.h. bei denen die<br />
Arbeitsmethode eben gerade darauf beruhte, dass<br />
das Buch beim Drehen entstand. Das führt allerdings<br />
zu schlaflosen Nächten. Es gibt kaum etwas Beruhigenderes<br />
als eine gute Geschichte und gute Dialoge<br />
im Rücken. Ich kann mich an kaum einen stressfreieren<br />
Dreh als DON’T COME KNOCKING erinnern. Nicht<br />
zuletzt deswegen konnten wir den Film so gelassen in<br />
36 Tagen abdrehen, keinen Tag länger als vorgesehen.<br />
S wie Sam Shepard<br />
Mein wichtigster Mann, sozusagen. Autor und Hauptdarsteller<br />
in einem. Ich habe Sam 1978 kennen<br />
gelernt. Damals hatte er noch nie in einem Film<br />
gespielt, aber ich hatte es mir in den Kopf gesetzt,<br />
dass er für die Hauptrolle in HAMMETT die perfekte<br />
Besetzung war. Er sah in der Tat dem großen amerikanischen<br />
Schriftsteller Dashiell Hammett verblüffend<br />
ähnlich. Groß, hager, gutaussehend, elegant,<br />
aber eben kein Playboy, sondern ein Mann mit beiden<br />
Füßen auf dem Boden. Intelligent, witzig, ernsthaft.<br />
Wir haben damals einen Tag lang Testaufnahmen<br />
gemacht, so richtig im Studio, auf 35mm Film,<br />
mit keinem geringeren als Gene Hackman als Partner.<br />
Die Muster waren großartig, dachte ich, aber ich<br />
konnte das Studio nicht überzeugen. „Wir wollen keinen<br />
Theaterautor, sondern einen Filmschauspieler<br />
und zwar möglichst einen bekannten!“ (Die haben<br />
das spätestens bereut, als dann Sams erster Film als<br />
Schauspieler herauskam, der großartige DAYS OF<br />
HEAVEN von Terrence Malick nämlich, in dem Sam<br />
neben Richard Gere die Hauptrolle spielte.) So wurde<br />
aus unserer ersten Zusammenarbeit nichts. Dabei<br />
war Sam nicht nur in der Rolle überzeugend, sondern<br />
konnte auch noch als einziger – im Gegensatz zu allen<br />
anderen Schauspielern – tatsächlich richtig gut tippen!<br />
Nicht unwichtig bei einem Film über einen Schriftstel-<br />
www.dontcomeknocking.com 34
ler, dachte ich. Damals habe ich mir nicht träumen lassen,<br />
wie oft ich Sam noch beim Tippen auf seiner alten<br />
Reiseschreibmaschine zuschauen würde ...<br />
Schon für c PARIS, TEXAS saßen wir beim Schreiben<br />
meistens tatsächlich zusammen an einem Tisch.<br />
Damals habe ich Sam noch bekniet, dass er die Rolle<br />
des Travis doch bitte selber spielen möge. Aber dazu<br />
war er weder mit Geld noch guten Worten zu bewegen.<br />
Er bestand darauf, dass er die Rolle zu intim<br />
kennen würde, um sie glaubhaft darstellen zu können.<br />
Bei DON’T COME KNOCKING war es dann ganz<br />
anders. Da war Sam es, der schon nach den ersten<br />
Drehbuchseiten, so ganz nebenbei, andeutete, dass er<br />
sich gerne von mir überreden lassen wollte, den<br />
Howard zu spielen.<br />
auch wie Sofa<br />
Wichtigster Schauplatz des Films, sein Epizentrum<br />
sozusagen. In der ersten Drehbuchfassung blieb c<br />
Howard noch wesentlich länger auf diesem Sofa<br />
festgenagelt. Wir wussten schließlich überhaupt<br />
nicht mehr, wie wir ihn jemals wieder davon loskriegen<br />
sollten. Es war fast wie ein Stück von Beckett ...<br />
Als es schließlich darum ging, wie dieses Sofa tatsächlich<br />
aussehen sollte, führte Nathan, unser Production<br />
Designer, mir alle möglichen Stoffe vor.<br />
Dabei waren auch Palmenstrände und Hula-Hoop<br />
Mädchen. Aber der Stoff mit den Pin-up-girls war<br />
dann einfach nicht zu schlagen. Dass Howard als Frauenheld<br />
ausgerechnet auf einem Sofa enden sollte,<br />
welches seine Leidenschaft (oder Sucht) so ausdrücklich<br />
zur Sprache bringen würde, überzeugte selbst so<br />
einen glühenden Verfechter ungemusterter Stoffe<br />
wie mich ...<br />
T<br />
c Howards Tochter, von deren Existenz er so wenig<br />
auch wie Sky<br />
weiß wie von der seines Sohnes c Earl. Sky’s Mutter<br />
war in einer ersten Drehbuchfassung eine Indianerin<br />
gewesen, Sky also ein Halbblut. Aber davon haben<br />
wir schließlich abgesehen. Es kam auch einmal die<br />
Überlegung auf, ob die Geschichte nicht auch ohne<br />
Sky zu realisieren sei, Howard also nur einen Sohn<br />
hätte. Das war insofern nicht unfruchtbar, als ich Sky<br />
mit Haut und Haaren verteidigt habe und deswegen<br />
hinterher umso besser wusste, was ich an ihr hatte.<br />
auch wie Sutter<br />
Der Detektiv und Kopfgeldjäger, der sich auf c<br />
Howards Spuren macht, um ihn wieder zurück an<br />
den Set des Films („Phantom of the West“) zu brin-<br />
gen, vor dem Howard Hals über Kopf geflohen ist.<br />
Sutter ist Engländer und im Amerikanischen Westen<br />
nicht zu Hause. Sonst trüge er andere Anzüge und<br />
führe ein anderes Auto. Aber er hat einen Siebten<br />
Sinn und versteht es wie kein anderer, sich in die<br />
Köpfe seiner Opfer hineinzudenken.<br />
T wie T Bone Burnett<br />
Ich liebe T Bones Musik, und ich war immer schon der<br />
Meinung, dass er sein eigenes Talent zu lange unter<br />
den Scheffel gestellt hatte, indem er sich seit Jahren<br />
auf das Produzieren anderer Leute Musik beschränkt<br />
hatte. (U.a. Los Lobos, Elvis Costello, Bruce Cockburn,<br />
Tonio K., The Counting Crows, Sam Phillips, Gillian<br />
Welch, The Wallflowers). Seine eigenen Platten, vor<br />
allem „Truth Decay“ aus dem Jahr 1980 und „The Criminal<br />
Under My Own Hat“ von 1992 gehören für mich<br />
zu den größten Werken der Rockgeschichte überhaupt.<br />
Über die letzten Jahre hat T Bone auch große<br />
Erfahrung gesammelt im Produzieren von Filmmusik.<br />
Die Musik von OH BROTHER WHERE ART THOU wurde<br />
zum erfolgreichsten Soundtrack aller Zeiten!<br />
T Bone war schon von Anfang an in c DON’T COME<br />
KNOCKING einbezogen. Er war sogar dabei, als ich c<br />
Sam Shepard zum ersten Mal in Minnesota besucht<br />
www.dontcomeknocking.com 35
U<br />
habe, um ihm meine Geschichte vorzuschlagen. Die<br />
beiden kannten sich noch länger als ich sie kenne. Sie<br />
trafen sich auf Dylans „Rolling Thunder Revue“, auf<br />
der T Bone Bob Dylan als Gitarrist begleitete. Shepard<br />
war der Chronist dieses historischen Events in<br />
der Rock’n Roll Geschichte.<br />
T Bone tritt übrigens in unserem Film auch selber<br />
kurz auf, als jener ominöse Mann im blauen Anzug,<br />
der da mit seiner Golfausrüstung am Straßenrand<br />
entlanggeht und ein Lied vor sich hin singt.<br />
auch wie Titel<br />
Im Lauf der Zeit hatte unser Drehbuch diverse<br />
Arbeitstitel. „In Amerika“ war der erste. Dann „Phantom<br />
of the West“, nach dem Film, von dessen Dreharbeiten<br />
c Howard flüchtet. Dann schlug c Sam<br />
„Don’t Come Knocking“ vor, wobei es dann blieb.<br />
Beim Drehen kam einmal die Idee auf, den Film „52<br />
Miles to Wisdom“ zu nennen, nach der Schlusseinstellung,<br />
in der man die Kids mit dem Packard an<br />
einem Schild vorbeifahren sieht, worauf steht, dass<br />
es bis zu dem Ort „Wisdom“ 52 Meilen sind und eine<br />
Meile bis nach „Divide“, womit der „Continental Divide“<br />
gemeint ist, jene Wasserscheide quer durch die<br />
USA, von der alle Flüsse westlich in den Pazifik und<br />
alle Flüsse östlich in den Atlantik abgehen.<br />
U wie Utah<br />
Moab war der letzte Drehort für den ich mich entschieden<br />
habe. Anfang und Ende des Films waren im Buch<br />
für „Monument Valley“ geschrieben, das wir beide, c<br />
Sam und ich, gut kannten. Hier hatte John Ford viele<br />
V<br />
seiner großen c Western gedreht, nicht zuletzt „The<br />
Searchers“. Über die Jahre bin ich bestimmt ein Dutzend<br />
Mal durch Monument Valley gekommen. Aber<br />
auf der Motivsuche entpuppte sich die Gegend dann<br />
als herbe Enttäuschung. Es war so, als ob ihre Seele<br />
wegfotografiert worden und als ob nur noch eine Art<br />
„Marlboro Country“ davon übriggeblieben wäre. Der<br />
Geist John Fords wehte hier nicht mehr durch. Entsetzt<br />
floh ich aus dem touristischen „Abenteuerpark“ und<br />
suchte nach einem Ersatz. Auch hier war John Ford<br />
behilflich. In der Gegend um den Ort Moab im Nordosten<br />
von Utah hatte er nämlich auch gedreht, z. B.<br />
„She Wore a Yellow Ribbon“, und hier war noch nichts<br />
zerstört worden. Im Gegenteil, um den Filmset herzustellen,<br />
den man zu Beginn von DON’T COME<br />
KNOCKING nun sieht, mussten unsere Fahrzeuge 12<br />
Stunden lang durch unwegsames Gelände geschleppt<br />
werden. Und in dem großen Nationalpark<br />
„Arches“ direkt bei Moab war z. B. bei dem doppelten<br />
Bogen, den „Augen“ in der Landschaft unserer Anfangseinstellung,<br />
noch nie gedreht worden.<br />
auch wie Urne<br />
Unser wichtigstes Requisit. c Sky bringt damit die<br />
Asche ihrer Mutter nach c Butte. Für eine Weile sieht<br />
es so aus, als ob sie sich davon nie trennen würde.<br />
V wie Vater/Sohn-<br />
Beziehung<br />
Ein grundlegendes Thema unseres Films, wie auch<br />
des Werks von c Sam Shepard ganz allgemein. Viele<br />
seiner Theaterstücke handeln davon, wie z. B. TRUE<br />
WEST oder THE LATE HENRY MOSS. Das Thema<br />
kommt auch in vielen meiner Filme vor, wie in FAL-<br />
SCHE BEWEGUNG, IM LAUFE DER ZEIT oder in BIS<br />
ANS ENDE DER WELT.<br />
Wenn man so will, haben wir dieses Gelände mit der<br />
Beziehung zwischen Travis und dem kleinen Hunter<br />
schon betreten, auch wenn der Konflikt dort anders<br />
gelagert war. c Howard und c Earl haben erst mal<br />
gar nichts gemein. Und Earl freut sich auch keineswegs,<br />
als sein Vater auftritt, im Gegenteil, es zieht<br />
ihn erst mal gewaltig runter. Und es belastet die<br />
Beziehung zu seiner Mutter, der er vorwirft, ihn aus<br />
einer höchst leichtfertigen Affäre empfangen zu<br />
haben. Gleichzeitig sieht man schon in Earl angelegt,<br />
was seinen Vater auszeichnet: Eine gewisse Unfähig-<br />
www.dontcomeknocking.com 36
keit zu Beziehungen, eine Rastlosigkeit und eine ausgeprägte<br />
Selbstsucht.<br />
auch wie Verlust<br />
Das andere große Thema. Liebesverlust. Heimatverlust.<br />
Identitätsverlust. c Earl fasst das alles in dem<br />
improvisierten Lied über seinen Vater zusammen:<br />
„Where is Howard, who is Howard, we want to<br />
know, where did he go? He’s down in the ditches, ...<br />
he disappeared himself, he’s nowhere to be found ...“<br />
auch wie Verschieben<br />
Schon im Jahr 2002 waren wir nahe dran, unseren<br />
Film realisieren zu können. Aber dann mussten wir<br />
doch noch ein Jahr verschieben. c Sam und mir war<br />
das nicht einmal so unrecht. Wir dachten, wir könnten<br />
noch ein wenig Zeit für unser c Drehbuch gut<br />
gebrauchen. Also haben wir uns auf den Sommer<br />
2003 eingestellt. Und Sommer musste es schon sein.<br />
Der dauert in Montana ohnehin nur eine kurze Zeit.<br />
Schon Ende September, Anfang Oktober kann der<br />
Winter wieder einbrechen. Aber erstens kommt es<br />
anders, und zweitens als man denkt. Wieder waren<br />
wir nämlich kurz davor, den Startschuss zu geben<br />
und das grüne Licht für den Drehbeginn schien nur<br />
noch eine Formsache, da brach uns noch einmal ein<br />
Teil unserer Finanzierung weg. (2003 war ein verheerendes<br />
Jahr, in dem es vielen europäischen Produktionen<br />
ähnlich ging.) Schweren Herzens mussten wir<br />
also noch einmal verschieben. Sam traf das besonders<br />
hart, weil er schon einen anderen Film abgesagt<br />
hatte. Ich machte kurz entschlossen LAND OF PLENTY<br />
als völlige Low-Budget Produktion, nicht zuletzt, um<br />
nicht in Trübsinn zu verfallen. Auf jeden Fall hatten<br />
Sam und ich auf diese Weise noch einmal Gelegenheit,<br />
unser Drehbuch zu verfeinern, und ich glaube,<br />
diese unverhoffte zusätzliche Reifezeit hat dem Film<br />
sehr gut getan. Wie ein guter Wein konnte er einfach<br />
noch ein Jahr länger lagern, und wir haben noch das<br />
eine oder andere zugefügt, bzw rausgestrichen.<br />
Wauch wenn er so anfängt, als sei er einer. Im Grunde<br />
X<br />
W wie Western<br />
DON’T COME KNOCKING ist natürlich kein Western,<br />
ist er ein „Post-Western“, obwohl c Howard im Tiefsten<br />
seiner Seele eben doch ein Westernheld ist. Was<br />
mich am Western heute noch bewegt, ist sein zentrales<br />
Thema. In diesem Genre geht es im Grunde immer<br />
um die eine Frage nach der c Heimat und wo man zu<br />
Hause ist. Der Mann, der da ziellos durch die endlo-<br />
sen Weiten des „Wilden Westens“ reitet, sehnt sich<br />
nach nichts anderem, als irgendwann irgendwo hinzuzugehören.<br />
Die Frauen in den Western warten<br />
geduldig auf diese rastlosen Männer, und zumindest<br />
wissen sie, dass sie den besten Teil ihres Lebens verpassen,<br />
während das den Männern meist zu spät<br />
auffällt. Auch Howard merkt erst auf seinem c Sofa,<br />
wenn ihn die Ereignisse so umgehauen haben, dass<br />
er sich nicht einmal mehr erheben kann, dass seine<br />
Lebenszeit ihm unter den Fingern verronnen ist. „Ich<br />
wusste ja nicht mal, dass die Zeit überhaupt vorbei<br />
ging!“ sagt er seiner Tochter. „Und, bleibst Du jetzt?“<br />
will sie wissen. „Du brauchst doch ein Zuhause!“<br />
auch wie Website<br />
Starker Auftritt. Viel Infos, Photos und Filmbilder<br />
unter image.net, dontcomeknocking.com. Sie können<br />
uns aber auch besuchen unter reverse-angle.com<br />
und wim-wenders.com.<br />
X wie XY Chromosom<br />
Das „männliche Chromosom“, was den feinen<br />
Unterschied ausmacht, ob da nun ein Mann oder<br />
eine Frau aus der Person erscheint, die da im Werden<br />
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ist. Ansonsten nur der Vollständigkeit des Alphabets<br />
halber hier vertreten ...<br />
Y wie „Y“<br />
Der Buchstabe Y hat, laut Wikipedia, in deutschen Texten<br />
eine durchschnittliche Häufigkeit von 0,04%. Er ist<br />
damit der 24.-häufigste Buchstabe in deutschen Texten.<br />
Irgendwas muss ja am Wenigsten vorkommen.<br />
Zwie Zwei Stunden<br />
So lange dauert der Film nämlich. Plus zwei Minuten,<br />
durch den Abspann.<br />
STARLET: Oh, John. Do you really have to<br />
leave? Ah, I am sorry ...<br />
I’m sorry! But I … I can’t do this!<br />
DIRECTOR: Cut! Cut! What’s going on now?<br />
STARLET: I … I … I just can’t do this!<br />
2ND A.D.: What can I get you? What’s wrong,<br />
Monica?<br />
STARLET: I am having a very difficult time with<br />
this, pretending that he’s supposed to<br />
be Howard. I mean I can’t kiss that<br />
guy! Who is that guy? That’s not<br />
Howard.<br />
DIRECTOR: It’s just a temporary thing, Monica.<br />
STARLET: Temporary my ass! Where is<br />
Howard? When’s he supposed to get<br />
here?<br />
DIRECTOR: Howard’s coming. He’s going to be<br />
here soon, but what we’ve got to do<br />
is try to continue until he gets here.<br />
STARLET: Why? I’m supposed to be acting with<br />
Howard Spence, not some stand-in<br />
jerk-off.<br />
DIRECTOR: The bond company wants us to keep<br />
shooting.<br />
STARLET: Fuck the bond company!!<br />
2ND A.D.: Wow! Hang on! Just hang on …<br />
1ST A.D.: You want any water … something …<br />
STARLET: Just get out of my way. I’m going to<br />
my trailer. I’m calling my agent.<br />
Leave me alone!<br />
DIRECTOR: I haven’t anything left to shoot.<br />
What we need is Howard! We need<br />
Howard here, and we need Howard<br />
here now!<br />
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