Drucken DCK - Neue Visionen Filmverleih
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Wim Wenders – Mein DON’T COME KNOCKING ABC©<br />
A wie Autos<br />
Wichtig für einen Film, der von c Utah über c Nevada<br />
nach c Montana und zurück spielt. Howard<br />
auf seiner Flucht leiht sich erst einen Jeep aus, um<br />
bis zu seiner Mutter nach c Elko zu kommen.<br />
(Genauer gesagt, einen offenen 2004 Jeep Wrangler<br />
Rubicon.) Dann fährt er in dem Oldtimer seines Va-<br />
ters weiter, und das ist ein „mint“-farbener Packard<br />
B<br />
aus dem Jahr 1954. Der stand nämlich exakt so im c<br />
Drehbuch, und weil dem c Sam Shepard da sehr viel<br />
dran lag. (Das war wohl ein Auto seines Vaters<br />
damals, das erste, das er heimlich gefahren hat,<br />
bevor er überhaupt einen Führerschein hatte.) c Sky<br />
fährt einen 1976er Chevrolet Cheyenne C10 Half Ton<br />
mit Propangasantrieb. Und Howards Verfolger c<br />
Sutter fährt einen Porsche Cayenne Turbo, um in der<br />
Wüste möglichst nicht aufzufallen ...<br />
auch wie Amerika<br />
Der Nährboden unserer Geschichte. Die Figuren<br />
darin sind zwar uramerikanisch, aber solche heimatlosen<br />
Gesellen wie Howard gibt es auch woanders<br />
und auch solche allein erziehenden Mütter oder<br />
vaterlos aufgewachsene Söhne oder Töchter. Zwar<br />
ist der Amerikanische Traum ein auslaufendes Modell<br />
und politisch abgehalftert, aber die amerikanische<br />
Landschaft ist immer noch eine mythische<br />
Gegend, wenn man sich ihr aussetzt und sich nicht<br />
davon abschrecken lässt, dass sie hie und da zu<br />
einem großen Theme-Park verkommen ist.<br />
B wie Butte<br />
Ich habe die Stadt Butte („bjuht“ ausgesprochen) in<br />
Montana sofort als Schauplatz vorgeschlagen, als c<br />
Sam Shepard und ich uns hingesetzt haben, um c<br />
DON’T COME KNOCKING zu schreiben. Da wollte ich<br />
immer schon mal eine Geschichte erzählen. Genau<br />
genommen seit 1978, als ich den Ort zum ersten Mal<br />
besucht und entdeckt hatte. In einem alten Interview<br />
mit Dashiell Hammett hatte ich gelesen, dass<br />
die mysteriöse Stadt „Poisonville“ in seinem ersten<br />
Roman „Bluternte“ auf Butte beruhte, wo er als junger<br />
Mann in seiner Dienstzeit als Pinkerton Detektiv<br />
eingesetzt war. Die Pinkertons waren damals als<br />
Streikbrecher von New York nach Montana geschickt<br />
worden. Als Hammett seine wahre Aufgabe dort<br />
durchschaute, verließ er die Pinkertons und begann<br />
bald darauf zu schreiben. Auf jeden Fall bin ich von<br />
San Francisco aus nach Montana gefahren und war<br />
dann von Butte völlig hingerissen. So eine Stadt hatte<br />
ich noch nie gesehen! Hier kamen das Ruhrgebiet,<br />
New York und die Alpen auf das Aberwitzigste zusammen.<br />
Stillgelegte Minen, Fördertürme und Grubenschächte<br />
wie aus dem Pott, wo ich aufgewachsen<br />
war, Hochhäuser aus der Jahrhundertwende, wie auf<br />
dem Broadway, dabei auf einer Höhe von fast 2000<br />
Metern, und dahinter als Kulisse die schneebedeckten<br />
Gipfel der Rocky Mountains. Das Ganze als Geisterstadt,<br />
von Gott und der Welt verlassen. Am Tag als ich<br />
ankam, brannte ein ganzer Straßenblock weg. „Brandstiftung“,<br />
hieß es, um die Versicherung zu kassieren …<br />
Noch um die Jahrhundertwende war Butte die größte<br />
Stadt westlich des Mississippi gewesen, nun nur noch<br />
eine fantastische Filmkulisse. Über die Jahre bin ich<br />
immer wieder nach Butte gekommen, in der stillen<br />
Hoffnung, dass da hoffentlich noch niemand einen<br />
Spielfilm gedreht haben möge. Wir waren dann auch<br />
tatsächlich die ersten, auch wenn wir den Film zweimal<br />
c verschieben mussten. Inzwischen ist mir Butte<br />
richtig ans Herz gewachsen. Die Minen sind nicht wie-<br />
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