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G<br />
eh aus, mein<br />
Herz und suche<br />
Freud.“<br />
Können <strong>Sie</strong> es vor Ihrem<br />
inneren Auge sehen: das<br />
Reh, das über die Waldwiese<br />
springt, die Glucke mit<br />
ihrer Kükenschar, die<br />
Schwalbe, die im Tiefflug<br />
nach Insekten jagt?<br />
Hören <strong>Sie</strong> es auch, das<br />
Rauschen der Blätter, das<br />
Summen der Bienen, das<br />
Zwitschern der Vögel?<br />
Und wenn <strong>Sie</strong> noch ein<br />
bisschen tiefer gehen,<br />
können <strong>Sie</strong> es vielleicht<br />
auch riechen: die Blumen<br />
im Sommergarten, blühende<br />
Linden oder den Duft<br />
sonnenbeschienenen Weizens.<br />
Die Bilder des Liedes liegen<br />
wie ein Gemälde vor<br />
mir. Aber ich rieche beim<br />
Singen auch den Duft des<br />
Sommers, so wie es früher<br />
im Garten meiner Tante<br />
roch, wenn das Gras frisch<br />
Angedacht<br />
Mit einer Ausbildung zum / zur<br />
Altenpfleger/-in oder<br />
Altenpflegehelfer/-in<br />
jetzt die Zukunft sichern!<br />
Seite 4 Auf Kurs<br />
geschnitten war, die Sonne<br />
schien und die Rosen blühten.<br />
Das ist der Garten, der<br />
in mir erscheint, in dem ich<br />
zum ersten Mal bewusst<br />
an Rosen gerochen habe,<br />
meine erste Blume pflanzte<br />
und lernte, was Stiefmütterchen<br />
sind und Dill<br />
und Brennnesseln.<br />
Paul Gerhardt lädt <strong>uns</strong> mit<br />
seinem Lied ein zu einer<br />
Reise des Herzens, um<br />
Freude zu suchen. Das ist<br />
der Auftrag, den er <strong>uns</strong><br />
mit seinem Lied gibt:<br />
Suche die Freude. Suche<br />
sie im Sommer, der alles in<br />
einen blühenden Garten<br />
verwandelt.<br />
Suche sie an einem stillen<br />
See, auf dem Gipfel eines<br />
Berges, im Schatten einer<br />
Buche. Schaue dich um<br />
und staune. Vergiss dich<br />
selbst und das, was an dir<br />
zerrt, was dich bedrückt.<br />
Suche die Freude!<br />
Es muss diese Momente<br />
im Leben geben, in denen<br />
...mit Herz und Verstand<br />
Nähere Informationen<br />
bei der Fachschule für Altenpflege<br />
und der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe<br />
Surfeldstraße 29<br />
oder telefonisch unter 0471 - 30 93 948<br />
Email: info@awo-bremerhaven.de<br />
AWO Bremerhaven — mit Herz und Verstand<br />
wir nicht angestrengt darüber<br />
nachdenken, was<br />
gerade in mir vorgeht, was<br />
ich versäumt habe, was<br />
falsch läuft. Es darf und<br />
soll die Zeiten geben, in<br />
denen ich mich selbstvergessen<br />
freuen kann!<br />
Dabei dürfen wir aber den<br />
wichtigsten Satz aus dem<br />
ersten Vers nicht vergessen:<br />
„Geh aus, mein Herz<br />
und suche Freud in dieser<br />
lieben Sommerzeit an deines<br />
Gottes Gaben.“ Das ist<br />
der Punkt, auf den es<br />
ankommt. Sonst wäre dieses<br />
Lied nur eine schöne<br />
Naturbeschreibung. Mit<br />
diesem Satzteil „an deines<br />
Gottes Gaben“ wird das<br />
Lied zu einem Bekenntnis.<br />
Alles, was wir Menschen<br />
wahrnehmen mit <strong>uns</strong>eren<br />
Sinnen, was <strong>uns</strong> freut, was<br />
<strong>uns</strong> staunen lässt — alles<br />
dies ist Gotte Gabe.<br />
Das wird noch deutlicher,<br />
wenn wir <strong>uns</strong> bewusst<br />
machen, wie viele biblische<br />
Anklänge in diesen<br />
Versen stecken. Die Seide<br />
des Salomo, Hirten und<br />
Schafe; die Schwalbe und<br />
das Nest für die Jungen<br />
stammen aus Psalm 84,<br />
und auch andere Schöpfungsgaben<br />
können wir<br />
finden.<br />
Wenn wir dieses Lied singen,<br />
dann loben und preisen<br />
wir nicht die Natur an<br />
sich, sondern den, der sie<br />
geschaffen hat. Der achte<br />
Vers macht dies ganz klar:<br />
„Ich selber kann und mag<br />
nicht ruhn, des großen<br />
Gottes großes Tun erweckt<br />
mir alle Sinnen; ich singe<br />
mit, wenn alles singt, und<br />
lasse, was dem Höchsten<br />
klingt, aus meinem Herzen<br />
rinnen.“ Paul Gerhardt<br />
kann gar nicht anders, als<br />
zu singen. Alle Sinnen sind<br />
hellwach, saugen auf, was<br />
es an Wundern zu sehen,<br />
zu hören, zu riechen, zu<br />
fühlen gibt und loben den<br />
dafür, dem das Lob<br />
zusteht.<br />
Meist hören wir mit der<br />
achten Strophe auf: genug<br />
gesungen und gelobt! Aber<br />
Paul Gerhardt führt <strong>uns</strong><br />
noch weiter. In den folgenden<br />
Strophen geht es um<br />
den Garten als ein Gleichnis<br />
für das Reich Gottes.<br />
Auch hier sind seine Bilder<br />
anschaulich: das Schloss<br />
und Himmelszelt, wieder<br />
der Garten, nun bevölkert<br />
von Engelwesen, die zum<br />
Lobe Gottes singen. Die<br />
Bildersprache der Bibel<br />
wird in diesem Lied aufgenommen<br />
und erweitert.<br />
Alle Bilder für das Reich<br />
Gottes, ob sie von Paul<br />
Gerhardt, von Jesus oder<br />
aus anderen biblischen<br />
Texten stammen, sind als<br />
Hinweise gedacht: Wenn<br />
schon ein Tag im Sommer<br />
so unendlich schön sein<br />
kann, dann wären wir nicht<br />
recht bei Sinnen, wenn wir<br />
dächten: Das ewige Leben<br />
ist farbloser, kälter und<br />
langweiliger als der strahlende<br />
Sonnentag, den ich<br />
gerade genieße. Gott wäre<br />
nicht Gott, wenn sein<br />
Reich nicht noch schöner,<br />
wunderbarer wäre als<br />
<strong>uns</strong>ere Erde.<br />
Dass Paul Gerhardt solche<br />
Hoffnung haben kann,<br />
erstaunt mich immer wieder,<br />
wenn ich seine Lebensgeschichte<br />
lese. Der<br />
30jährige Krieg prägt ihn,<br />
die Schrecken, Hunger,<br />
Pest, Angst. Dazu kommen<br />
persönliche Schicksalsschläge:<br />
vier von fünf Kindern<br />
sterben, auch seine<br />
Frau. Und doch kann er<br />
hoffen und darum leben.<br />
Die letzten drei Verse<br />
machen das sichtbar. Hier<br />
geht es um <strong>uns</strong> Menschen.<br />
Und dabei ist wichtig: wir<br />
sind nicht nur Zuschauer,<br />
wir gehören zu Gottes<br />
Schöpfung dazu, wie<br />
Hirsch und Reh, Tulpen<br />
und Narzissen, Tauben und<br />
Schwalben. Und für <strong>uns</strong>eren<br />
Weg in seiner Schöpfung<br />
brauche ich Gottes<br />
Hilfe für meine Entscheidungen.<br />
„Mach in mir deinem<br />
Geiste Raum, dass ich<br />
dir werde ein guter Baum<br />
und lass mich Wurzel treiben.<br />
Verleihe, dass zu deinem<br />
Ruhm ich deines Gartens<br />
schöne Blum und<br />
Pflanze möge bleiben“<br />
Es ist ein Gebet: Wir singen,<br />
dass Gott <strong>uns</strong> helfen<br />
möge, weil wir <strong>uns</strong> gut<br />
genug kennen. Wir wissen,<br />
dass wir ohne seine Hilfe<br />
keine Wurzeln schlagen<br />
können in seinem Garten.<br />
Die Wurzeln lassen <strong>uns</strong><br />
fest stehen, auch wenn<br />
<strong>uns</strong> die Stürme des Lebens<br />
um die Ohren pfeifen. Wir<br />
mögen schwanken und<br />
ächzen – aber die Wurzel<br />
ist da und bleibt da, fest in<br />
Gottes Garten eingepflanzt.<br />
Und auch das ist<br />
seine Gabe an <strong>uns</strong>.<br />
Ich wünsche mir und Ihnen,<br />
dass wir in diesen Wochen<br />
das Lied vor <strong>uns</strong> hinsummen<br />
oder pfeifen und<br />
dabei daran denken, dass<br />
wir damit <strong>uns</strong>eren Gott<br />
loben, der möchte, dass<br />
wir <strong>uns</strong> an seinem Garten<br />
erfreuen, schon jetzt, von<br />
ganzem Herzen, und in<br />
und bei ihm bleiben.<br />
Ihre Pastorin Lilo Eurich