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Wir pflanzen die Freiheit, das Vaterland auf!

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Deutsche Burschenschaft 175 Jahre Hambacher Fest<br />

<strong>Vaterland</strong>es und der <strong>Freiheit</strong> <strong>die</strong> Brust durchglüht, strömet herbei! Deutsche Frauen und Jungfrauen, deren<br />

politische Mißachtung in der europäischen Ordnung ein Fehler und ein Flecken ist, schmücket und belebet <strong>die</strong><br />

Versammlung durch eure Gegenwart! Kommet Alle herbei zu friedlicher Besprechung, inniger Erkennung,<br />

entschlossener Verbrüderung für <strong>die</strong> großen Interessen, denen ihr eure Liebe, denen ihr eure Kraft geweiht.“<br />

Mit <strong>die</strong>sen Worten traf Siebenpfeiffer genau den Geist der Zeit. Das Echo <strong>auf</strong> den Aufruf war enorm und<br />

überraschte <strong>die</strong> Initiatoren. Der Jenaer Burschenschafter Hermann von der Hude (1811-1858) schrieb am<br />

18. Juni an seinen Bundesbruder Maximilian Heinrich Rüder (1808-1880) in Eutin: „Wie wir nach Hambach<br />

zogen, trugen <strong>die</strong> meisten von uns den festen Glauben in sich, jetzt ihr Leben für <strong>die</strong> heilige Sache des<br />

<strong>Vaterland</strong>es <strong>auf</strong>opfern zu müssen.“ Aber auch <strong>die</strong> Regierung wurde <strong>auf</strong>merksam und verbot am 6. Mai 1832<br />

<strong>das</strong> Fest, was allgemeine Empörung auslöste. Sie wurde so stark, daß <strong>das</strong> Verbot am 17. Mai wieder<br />

<strong>auf</strong>gehoben werden mußte.<br />

Überall bereitete man sich <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Fest vor. Es <strong>die</strong>nte der Herstellung politischer Öffentlichkeit und wurde als<br />

wichtige Kommunikationsmöglichkeit begriffen. Hier konnten nationale Reden gehalten und Lieder gesungen<br />

werden, hier war <strong>die</strong> Verbreitung liberaler Ideen möglich, hier konnte <strong>die</strong> nationale Einheit propagiert und<br />

damit verbundene politische Aufbruchshoffnungen geweckt und geschürt werden. Soziale und regionale<br />

Grenzen wurden im Zeichen der Nation <strong>auf</strong>gebrochen, im Fest wurde <strong>die</strong> Nationsbildung zu einem<br />

Massenerlebnis. Und <strong>das</strong> nicht nur in Hambach. Die Daheimgebliebenen setzten eigene <strong>Freiheit</strong>sbäume mit<br />

schwarz-rot-goldenen Bändern und Fahnen. In Homburg wurden Regierung und Bürgermeister bedroht, als<br />

sie den Baum entfernen wollten. Im Landkommissariat Pirmasens wurden 26 Bäume gesetzt, über 230<br />

werden der Regierung von ihren Beamten innerhalb weniger Tage gemeldet.<br />

Aus allen Himmelsrichtungen strömten <strong>die</strong> Festbesucher zusammen, aus Baden und Hessen kommen sie,<br />

Polen und Franzosen nehmen teil. „Man bemerkte insbesondere Bürger aus Straßburg, Colmar, Paris, Metz,<br />

Weißenburg, Manchester, Konstanz, Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg, Mannheim, Marburg, Tübingen,<br />

Würzburg, Jena, Göttingen, Stralsund, Coburg, München, Frankfurt, Nürnberg ...“ Dreißigtausend Menschen<br />

finden sich im nur sechstausend Einwohner zählenden Neustadt a. d. Haardt ein: „Von Viertelstunde zu<br />

Viertelstunde langten neue Züge von Patrioten an, <strong>die</strong> meisten <strong>auf</strong> offenen mit Eichenlaub bekränzten<br />

Wagen, <strong>auf</strong> denen <strong>die</strong> deutsche Fahne wehte“. In Hambach setzte sich Schwarz-Rot-Gold als <strong>die</strong> deutsche<br />

Trikolore durch, schwarz-rot-goldene Kokarden, Schärpen, Fahnen und Bänder waren künftig <strong>das</strong> Zeichen<br />

nationaler <strong>Freiheit</strong> und Einheit. Einige Fahnen haben sich erhalten, eine hängt heute etwa im Plenarsaal des<br />

rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz, eine andere im Großen Sitzungssaal des Bundesverfassungsgerichts<br />

in Karlsruhe.<br />

Das Hambacher Fest<br />

Über den Abl<strong>auf</strong> des Festes sind wir gut unterrichtet, vor allem durch <strong>die</strong> zahlreichen Berichte der<br />

Polizeispitzel. Einer aus Mainz wurde sogar erkannt, verprügelt und eingesperrt. Junge Leute stimmten ein<br />

Lied an, <strong>das</strong> „zum Refrain hatte: ‚Nun kommt der Völker Schmaus, Fürsten zum Land hinaus ...‘“ Advokaten<br />

und Prediger wurden als <strong>die</strong> eifrigsten Teilnehmer gemeldet, es „bedürfe nur eines Winks der Anführer und<br />

Alles sei zum gewaffneten Widerstande bereit, man sei völlig gefaßt dar<strong>auf</strong> ... Der berüchtigte Boerne und<br />

Harro Harring“ – 1818/19 wahrscheinlich Kieler und sicher Dresdner Burschenschafter – „waren auch<br />

anwesend“.<br />

In Gasthäusern und Tanzsälen „ist der Teufel los“. Devotionalien von eigens komponierten Musikstücken bis<br />

hin zum schwarz-rot-goldenen Bonbonpapier werden angeboten und finden reißenden Absatz. Im<br />

Schießhaus, einer <strong>Wir</strong>tschaft vor der Stadt, sammelt sich ein großer Teil der bekannteren Gäste. <strong>Wir</strong>th<br />

bemerkt in der von ihm herausgegebenen Festbeschreibung „Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach“,<br />

man habe Vertreter aller deutschen Stämme dort gesehen, „und unter Ihnen <strong>die</strong> in Deutschland am<br />

höchsten stehenden Namen. Es war ein großer, schöner Moment, wo alte Freunde einander wiedersahen, wo<br />

neue Freundschaften geschlossen wurden, und wo vor allem <strong>die</strong> Brüderstämme der Deutschen ... mit<br />

Begeisterung sich umschlangen und <strong>die</strong> großen Interessen des gemeinsamen <strong>Vaterland</strong>es ... lebhaft<br />

verhandelten“: aus der Pariser Emigration war der Schriftsteller Ludwig Börne gekommen, der nordfriesische

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