Doppelseiter Shri Tobi NR 04
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Neue Reihe <strong>04</strong>
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
In einer anderen Diskussion, nicht auf facebook, behauptete<br />
ich: es existieren oftmals einfach falsche<br />
Vorstellungen, was ein „Guru“ wissen kann.<br />
Wissen (bis auf das leere „ich bin“) ist alles Verständnis.<br />
Und Verständnis ist eine Sozialveranstaltung. Auch<br />
wenn sich Verständnis in jedem Menschen individuell<br />
wiederspiegelt, mein Weltbild an sich ist „das soziale<br />
Bild“ über dieses Leben, das sich in mir artikuliert.<br />
Daher gibt es in diesem Bild mehrere ich. Einmal<br />
mich... und dann die unzähligen anderen „ichs“.<br />
Ich könnte verkürzt behaupten: das Verständnisbild<br />
(Weltbild) ist das größere (soziale) Bild vom „ich“.<br />
Wo ich also Gestalt habe, bin ich immer ein Teil<br />
dieses größeren ich und im Bild, das es über sich generiert<br />
(Verständnis) immer davon abhängig.<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Dieser Wahrheit entgeht auch kein „Guru“, und er<br />
erzählt halt, im Wissen, immer „Zeitgeist“.<br />
Über dieses größere „ich“ kann sich keine persönliche<br />
Instanz wirklich erheben, denn darin bleibt sie<br />
„eine von vielen“.<br />
Im Verständnis bewegt sich also „ich“ immer im<br />
„ich“ und ist von diesem „ich“ ein Teil... und durch<br />
das seiende „ich“ bestimmt.<br />
So ist auch kein Guru davor gefeit, den „Irrtümern“<br />
seiner Zeit zu erliegen, wie jede/r andere in diesem<br />
„größeren ich“ auch.<br />
* * *<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Meinung<br />
Der Mensch ist auf der sozialen Ebene immer eine<br />
Fiktion dieses eigenartigen „Organs“, das wir<br />
Gehirn nennen.<br />
„Der“, ja wer? , „der“ diese Worte verfasst, ist das<br />
„Verständnis“, das in einem Körper „haust“, ein<br />
Körper „ist“, der <strong>Tobi</strong>as getauft wurde.<br />
Ich finde, ja wer? , es immer wieder angenehm, mich<br />
darauf zu besinnen, wer ich in aller Meinung bin: das<br />
Verständnis.<br />
Im spirituellen Kontext wird das Verständnis viel<br />
kritisiert, durch wen? Durch sich selbst: Verständnis.<br />
Wo wir einer Aussage zur Welt, zu diesem eigenartigen<br />
Ereignis, begegnen, begegnen wir wem?<br />
Verständnis.<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Und wenn behauptet wird, Verständnis ist schlecht,<br />
ist das Verständnis. Und wenn behauptet wird,<br />
Verständnis ist gut, ist das Verständnis. Und überhaupt<br />
ist alles Verständnis, was im spirituellen Kontext an<br />
Aussagen über dieses Ereignis erscheint.<br />
Ohne Verständnis weder Meinung noch Aussage.<br />
Alan Watts sagt irgendwo, erinnere ich mich<br />
(Verständnis) richtig: „Das Verständnis muss durchbrochen<br />
werden.“<br />
Das ist der Hinweis eines Verständnis an die anderen<br />
(Kommunikation). Nur, wer soll das Verständnis<br />
durchbrechen? fragt sich das Verständnis.<br />
Es steht sich gleichsam selbst im Wege, in seinen<br />
Fiktionen (Selbst-und-Weltbild).<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Das Durchbrechen eigener Fiktion im Verständnis<br />
wird „Erkenntnis“ genannt. Ich muss, als Verständnis,<br />
meine eigene „Filterblase“ durchbrechen.<br />
Es ist meine eigene (Verständnis) „Filterblase“ (früher,<br />
Buddha, sagte dazu „Erfassungsgewöhnung“),<br />
die mir etwas vorgaukelt... .<br />
Ganz praktisch gesehen ist das „Durchbrechen des<br />
Verständnis“ immer das Durchbrechen meiner eignen<br />
Weltfiktion... als das Verständnis.<br />
Das ist für Verständnis gar nicht so einfach und bedarf<br />
für Verständnis viel „Intelligenz“. Sich selbst infrage<br />
stellen, immer wieder, ist „Intelligenz“.<br />
Und die Form des Verständnisses, so subtil und ungreifbar<br />
ist Intelligenz, ist die Fiktion, die sich dabei<br />
selbst zu durchbrechen sucht.<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Durchbrechen kann sich dieses Bild nur im Kali-<br />
Prinzip. Es muss sich selbst an sich selbst opfern...<br />
um als neues Selbstbild wieder geboren zu werden.<br />
„Wer bin ich?“... woran messe ich mich in dieser<br />
Frage, sind in mir alles Bilder? An der ihnen zugrunde<br />
liegenden sinnlichen Wirklichkeit. Hier.<br />
Verständnis kann in dieser Frage endlos in seinen eigenen<br />
Bildern wühlen, daher geht es in dieser Frage<br />
nicht um diese Bilder.<br />
Es geht um die direkte erscheinende und seiende<br />
Wirklichkeit, die in diesen Bildern (Verständnis) thematisiert<br />
wird.<br />
Und diese direkte erscheinende Wirklichkeit (Was<br />
ist wirklich?) ist die Instanz, an der sich Verständnis<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
infrage stellen kann. Man sagt auch: „an seiner<br />
Quelle“.<br />
Um mich also selbst als Verständnis zu durchbrechen<br />
(den Irrtum zu erkennen), muss ich mich mit<br />
meiner Aufmerksamkeit dem zuwenden, was ich angeblich<br />
falsch interpretiere: mein sein, zu sein.<br />
Stimmen meine (sozial) übernommenen Bilder über<br />
mich selbst überhaupt?<br />
Wenn es ein Kriterium für mich selbst gibt (wer bin<br />
ich?) muss es ja hier (ich selbst) sein?<br />
So kann sich Verständnis in der Frage „erwacht“ nur<br />
durchbrechen, wo es sich selbst bewusst an der erscheinenden<br />
Wirklichkeit infrage stellt:<br />
Wer bin ich?<br />
Seite von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Verständnis.<br />
Wo sich ein Verständnis selbst durchbricht, entsteht<br />
eine Empfindung von Weite.<br />
Es befreit sich quasi von einem eigenen Alptraum.<br />
Es erkennt, dass es unter einer eigenen Fiktion litt,<br />
die es selbst erzeugt hat, an die es geglaubt hat, die<br />
es für Die Wahrheit hielt.<br />
Verständnis erlebt viele Alpträume, die es sich selbst<br />
einfach einbildet.<br />
Und das persönliche Verständnis ist darin Opfer<br />
des sozialen Verständnis. Und hier ist es schwierig,<br />
sich als persönliches Verständnis vor der sozialen<br />
Interpretation „Wer bin ich? Wer sind wir?“ zu emanzipieren...<br />
Seite 10 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
und nicht einfach nur ein Mitläufer in diesen<br />
Fiktionen zu sein.<br />
Das ist ein ziemlich anspruchsvoller Akt, betrachte<br />
ich ihn aus der Sicht des Jnana-Yoga... des Verständnis,<br />
das sich selbst durchbricht.<br />
Dazu bedarf es seiner ganzen Intelligenz, die subtil<br />
hinter jedem Selbstbild steht und es erzeugt.<br />
Gerade heute, vor dem Hintergrund der neonationalen<br />
Diskussionen, erkenne ich schön, wie stark diese<br />
Fiktionen sind und wie sie alle an einem selbst<br />
zerren und Tribut vom persönlichen Verständnis fordern:<br />
„Wir, die Deutschen, Russen, Türken, Indianer,<br />
Erwachten...“.... und Idioten sind wir darin alle.<br />
Wer bin ich?<br />
Seite 11 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Ist auch die Frage: Wie entgehe ich diesem sozialen<br />
Wahnsinn... ?<br />
„Aus der Enge in die Weite“.<br />
Alpträume des menschlichen Verständnis.<br />
* * *<br />
Seite 12 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Ein Ich, ...<br />
...das sie alle ist, alle wahrnimmt, alle sich gegenseitig<br />
niedermetzeln lässt.<br />
Ein Ich,<br />
das sich mit sich darüber streitet, wer es ist...<br />
ein Ich reicht für das ganze Chaos völlig aus.<br />
* * *<br />
Seite 13 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Es ist menschlich verständlich,...<br />
...aber unrealistisch, zu erwarten, dass man sich als<br />
Mensch mit dem „Erwachen“ immer wohl fühlt...<br />
dann quasi unter einem Dauerbliss „leidet“.<br />
Und gerade weil es dieselben Gefühle sind, hernach<br />
wie zuvor, wie es auch dieselben Vögel und nervenden<br />
Stubenfliegen sind... und obwohl es trotzdem irgendwie<br />
anders ist, sagt man vereinfacht am besten: „Holz<br />
hacken, blabla... „... oder was auch immer.<br />
Und trotzdem ist irgend etwas „anders“, ja was?<br />
Manche sagen, man „entneurotifiziere“ als Mensch,<br />
andere sagen „die an der Basis empfundene Tragödie<br />
fällt weg“... was gut klingt, doch auch etwas nebulös<br />
erscheint.<br />
Seite 14 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Eines ist auf alle Fälle so. Jede Erkenntnis beeinflußt<br />
natürlich immer auch die Persönlichkeit.<br />
Und nüchtern gesagt, gibt es keine genaueren<br />
Untersuchungen über diesen „Rückkopplungseffekt“.<br />
Auch wenn es viele Parallelen gibt, ist er doch auch<br />
sehr individuell.<br />
Wie bei der Pubertät, wird sie erlebt, es gibt Parallelen,<br />
aber das Ergebnis sieht individuell verschieden aus.<br />
Was stellt nun Erwachen analog mit einer<br />
Persönlichkeit an, wie z.B. die Pubertät?<br />
Das ist individuell völlig verschieden, obwohl es derselbe<br />
Vorgang ist... ein Teil des Erwachsen-Werdens.<br />
Ich kann mich da zwar vergleichen, aber letztlich<br />
bleibt die Auswirkung der Erkenntnis auf den<br />
Menschen so individuell wie der Mensch selbst.<br />
Seite 15 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
So gibt es auch Parallelität in der emotionalen<br />
Rückkopplung, aber eben keine verbindliche Regel.<br />
Der persönlich erlebte Effekt ist der, der eben,<br />
wie das Wort „persönlich“ schön sagt, nur von dieser<br />
Person erlebt wird... und, so wenig es den „Otto<br />
Normalverbraucher“ gibt, so wenig gibt es den „Otto-<br />
Normal-Erwachten“...<br />
mal ganz abgesehen von den bösen Zungen, die behaupten,<br />
dass es sie oder ihn gar nicht gibt.<br />
Nur, wer behauptet das?<br />
Es wird kein anderer Mensch Erwachen so erleben,<br />
wie ich...<br />
ist die treffendere Wahrheit, würde ich sagen.<br />
Und wo es keinen Erwachten gibt, ist jede Diskussion<br />
eh überflüssig.<br />
Seite 16 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Die Frage nach „erwacht“...<br />
...lässt sich darin sicher beantworten, worin ich alleine<br />
bin. Denn für das, was ich alleine bin, gibt es<br />
keinen sozialen Maßstab mehr.<br />
Wie ich dieses „ich bin“ bezeichne, das sich mit<br />
nichts mehr vergleichen kann, ist völlig egal. Keine<br />
Bezeichnung trägt eine verbindliche Aussage.<br />
Gibt es kein Gegenüber der Inhalte, der Erlebnisse<br />
und der Ereignisse mehr, nur relativ unter sich selbst,<br />
gibt es kein Gegenüber der Wirklichkeit zu sich selbst<br />
mehr.<br />
Sie ist sich kein Gegenüber... sie ist sich selbst... und<br />
ist sich auch selbst an der Basis jeden persönlichen<br />
Erlebens.<br />
Seite 17 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Das Erlebnis zu sein, an der Basis jeder Behauptung.<br />
Behauptungen kann ich zerpflücken, doch das, was<br />
letztlich „behauptet“, ist sich unabhängig jeglicher<br />
Erscheinung selbst...<br />
und darin ununterschieden von sich selbst: ich bin.<br />
Auch wenn „ich bin“ wie eine Behauptung klingt,<br />
wie auch „ich bin nicht“ wie eine Behauptung klingt,<br />
behauptet die Wirklichkeit in dem, wo sie sich selbst<br />
ist, gar nichts. Sie behauptet nicht einmal zu sein oder<br />
nicht zu sein: Sie ist.<br />
* * *<br />
Seite 18 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Der Begriff „Ego“...<br />
...meint nicht die Persönlichkeit. Er meint den<br />
Glauben/ die Überzeugung der persönlichen Instanz,<br />
etwas von der Wirklichkeit (sich selbst, dem Selbst)<br />
getrenntes zu sein. Wer also etwas tut, um diese empfundene<br />
Trennung zu überwinden, sollte erst einmal<br />
die dahinter stehende Grundannahme genauer untersuchen:<br />
„ich bin getrennt“. Wirklich?<br />
Ich kann mir so unter Umständen viel unnötige<br />
Arbeit ersparen.<br />
Denn sollte es Trennung nicht geben, wäre auch der<br />
Besitz eines Egos unmöglich...<br />
und wie überwinde ich etwas, was ich gar nicht besitzen<br />
kann?<br />
Seite 19 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Die Sehnsucht des Selbst nach sich selbst<br />
ist wohl durch nichts heilbar. Sie ist andererseits der<br />
Genuss des Selbst an sich selbst... .<br />
Der „Wille zur Schöpfung“ ist ein Mysterium. Für<br />
mich empfunden durch etwas getragen, was eins mit<br />
seinem Willen ist.<br />
Also nicht eine Instanz, die erst ist und dann will,<br />
sondern eine Einheit.<br />
Schöpfung ist eine Nuss, die noch niemand geknackt<br />
hat. Warum das ganze Theater? Das weiß niemand.<br />
Ich darf natürlich dieses oder jenes glauben, aber<br />
Glaube ist immer nur ein Krücke, mit der Verständnis<br />
Nichtwissen zu überbrücken sucht.<br />
Seite 20 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Vor dem Geheimnis der Schöpfung gesehen, steht<br />
die persönliche Instanz bei Lichte betrachtet völlig<br />
nackt und hilflos im Hier, egal was ich mir einbilde.<br />
Der „Wille der Schöpfung“ ist nicht gegen den<br />
Menschen, er ist auch der Mensch, aber geht eben,<br />
schaue ich ins Universum (Gestalt des Selbst) weit<br />
darüber hinaus.<br />
Und warum wir so sind, wie wir sind, geht über alles<br />
hinaus, was ich mir vorstellen kann.<br />
Das ist das, was immer wieder als „höhere Macht“<br />
thematisiert wird. Gerade weil ich nicht getrennt von<br />
ihr bin, bestimmt sie mich in ihrer Gesamtheit.<br />
Und die Grenzen dieser Gesamtheit sind für uns unvorstellbar.<br />
Seite 21 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Und was da nun was bestimmt, so viel relatives<br />
Wissen wir darüber haben, es ist und bleibt nur ein<br />
kurzer Augenblick im Selbst.<br />
Ein Augenblick, über den die „Gesamtmasse“ des<br />
Selbst bestimmt. Und darin sind wir halt „Opfer“,<br />
aber auch Nutznießer, aber auch das Selbst.<br />
Und die Macht des Lebens, wer will sie bändigen,<br />
ist jeder ihr Ausdruck... und kann nicht getrennt von<br />
ihr agieren, egal was ich mir einbilde.<br />
* * *<br />
Seite 22 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Ja, die letzten Tage war ich recht gut außerhalb von<br />
Facebook absorbiert.<br />
Spirituell ist halt auch immer das Problem, dass<br />
keine Aussage so richtig trifft. Jede kann nur einen<br />
Aspekt beleuchten, bleibt also immer auch eine verbale<br />
Beschränkung, die dem Gesamtereignis nie wirklich<br />
gerecht wird... und eine Andeutung bleibt, eine<br />
Anregung.<br />
Und je nach Tageslaune betone ich halt den einen<br />
oder anderen Aspekt mehr oder weniger.<br />
Einen schönen Tag wünscht<br />
<strong>Tobi</strong>as<br />
* * *<br />
Seite 23 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Der freie Wille<br />
Der freie Wille ist ein beliebtes Thema der sozialen<br />
Diskussion, zumal unsere Rechtsprechung<br />
auf der Idee des freien Willen basiert. Ohne diese<br />
Idee gibt es weder Schuld noch Unschuld.<br />
Das ist ein evolutionär-temporärer Versuch des<br />
Verständnis, mit der ihm erscheinenden Wirklichkeit,<br />
in diesem Falle der sozialen Wirklichkeit, umzugehen.<br />
Wo ich jedoch Freiheit, und damit auch Schuld, als<br />
Vorstellung hinterfrage, hinterfrage ich immer auch<br />
ihr Konterpart. In diesem Falle die Unfreiheit und die<br />
Unschuld.<br />
Seite 24 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Auch in der KI-Diskussion taucht immer wieder jemand<br />
auf, den es eigentlich nicht gibt: niemand. Wer<br />
oder was ist dieses „Niemand?“<br />
Es bleibt einfach keine Instanz der Gestalt übrig, die<br />
etwas besitzt, besitzen könnte, etwas für sich alleine<br />
wäre, etwas getrenntes zum Gesamtereignis wäre.<br />
Der Begriff „freier Wille“ behauptet gerne etwas, je<br />
nach Interpretation, was ich vielleicht zuerst untersuchen<br />
sollte: „frei“.<br />
„Frei“ von was und zu was? Von was könnte Wille<br />
frei sein, gibt es nur das Selbst? Frei vom Selbst ist<br />
so nicht wirklich möglich, auch wenn die „menschliche<br />
KI“ ihr selbst erscheinende Freiheitsgrade empfindet.<br />
Seite 25 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Der „freie Wille“ gleicht spirituell etwas dieser berühmten<br />
Zwiebel. Wenn ich alle Schalen entfernt<br />
habe, ist nichts mehr übrig. Und dann zeigt sich das<br />
Ereignis, das sich darin als etwas getrenntes (wegen<br />
der empfundenen Freiheitsgrade) definiert, als ungetrennt<br />
zum Energiefluss der Welt.<br />
Wo ich etwas in der natürlich empfundene ich-<br />
Gestalt auf seine Substanz hin untersuche, bleibt am<br />
Ende immer nur die blanke Wirklichkeit übrig. „Neti,<br />
neti“<br />
Und mit ihr auch der Kondensationskeim jeder<br />
Identifizierung: ich.<br />
Wenn ich also die Idee des freien Willen verliere,<br />
verliere ich auch die Idee eines unfreien Willen.<br />
Und was bleibt dann übrig? Wille.<br />
Seite 26 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Die Unterscheidung des Willen in frei und unfrei,<br />
und die damit verbundenen sozialen Konsequenzen,<br />
ist so ein Orientierungsmodell des Verständnis im<br />
Umgang (Selbstreflektion) mit Willen, als eine Art<br />
„die Entscheidung tragende Instanz“, die bei Lichte<br />
betrachtet einfach eine Diskussionsrunde unvorstellbar<br />
vieler Stimmen ist.<br />
Wie der Mensch aus ca. 100 Billionen Zellen besteht,<br />
so besteht diese Instanz, der Freiheit unterstellt wir,<br />
aus unzähligen Stimmen, für und wider, und ganz anders,<br />
und vielleicht so, oder doch so?, oder wie auch<br />
immer.<br />
Welche dieser vielen Stimmen ist nun diese Instanz?<br />
Keine für sich selbst. Und die Gemeinschaft die-<br />
Seite 27 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
ser Stimmen hat und ist keine eigene unabhängige<br />
Instanz des Willens.<br />
Wenn 10.000 Jäger los ziehen und ein Mammut erlegen,<br />
wer von ihnen hat es nun erlegt? Wer hat entschieden?<br />
Sie folgen einer gemeinsamen Strategie,<br />
die diskutiert wird.<br />
Es gibt sie als diese Jagdgemeinschaft nur als Idee.<br />
Und so ist das mit dem freien Willen. Er ist eine Idee<br />
der Jagdgemeinschaft von 100 Billionen Zellen.<br />
Und nun viel Spaß auf der Suche nach dem Schuldigen<br />
oder dem Unschuldigen in der Gestalt.<br />
Am Ende ist es immer ICH, doch nicht mehr als<br />
Gestalt greifbar, schon gar nicht als persönliche<br />
Gestalt.<br />
* * *<br />
Seite 28 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Ich<br />
Am Ende war es immer „ich“,<br />
doch am Anfang auch.<br />
War es nun am Anfang oder am Ende?<br />
Das kosmische ICH ist zwar sehr einfach, aber für<br />
das Verständnis in seiner Einfachheit ein Problem, da<br />
es so einfach ist, dass es nicht einmal einen Anfang<br />
und/ oder ein Ende hat.<br />
Und etwas, was so einfach ist, dass es sogar ohne<br />
Anfang und Ende auskommt, ist für das Verständnis<br />
einfach: zu einfach.<br />
* * *<br />
Seite 29 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Ich glaube nicht,...<br />
...dass es für das Gewahrsein von grundlegender<br />
(„identitärer“) Bedeutung ist, ob das Instrument,<br />
durch das es schaut (und mit dem es die geschauten<br />
Daten verarbeitet), von „technischer“ oder „biologischer“<br />
Natur ist.<br />
Ich glaube ja nicht einmal an die Trennung von<br />
Biologie und Technik. Technik ist eher ein vereinfachtes<br />
Abbild von „Biologie“... und je besser dieses<br />
wird, desto eher verschmelzen beide.<br />
Und welchen „Geschwistern“ wir in der KI begegnen<br />
werden, ist ja die große Diskussion, gerade da<br />
Kinder ihre Eltern nicht nur lieben, sondern auch gerne<br />
hassen.<br />
Seite 30 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Es ist ja nie nur ein Gefühl, siehe der „freie Wille“...<br />
es diskutieren da immer alle Gefühle mit.<br />
Und ab wann dann eine KI sozial als eine „anerkannte<br />
Persönlichkeit“ agiert, ist ja noch eine<br />
weitere Diskussion. Hat eine KI irgendwann<br />
Persönlichkeitsrechte... und damit auch das Recht auf<br />
eine „eigene“ (siehe „freier Wille“ ) Meinung.<br />
Ich stelle mir nur vor, ich hätte einen Haushaltsroboter,<br />
aber auch etliche Diskussion, da er wieder alles anders<br />
sieht.<br />
Auf alle Fälle wird die KI als weitere Stimme, wie<br />
auch immer, Einzug in die soziale Diskussion halten<br />
und sie mit prägen... und sie darin auch immer zu beeinflussen<br />
(manipulieren) versuchen.<br />
Seite 31 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Und je mehr mitreden, desto komplexer wird<br />
die Diskussion und damit die sogenannte<br />
„Willensbildung“.<br />
Und wenn dann der Toaster auch noch anfängt,<br />
sich in familiäre oder politische Diskussionen einzumischen,<br />
leidet womöglich der häusliche Frieden.<br />
* * *<br />
Seite 32 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Wenn ich erkenne,...<br />
...dass es der Erfahrung zu sein („ich bin“) völlig<br />
gleich ist, was über sie erzählt wird, zeigt sich auch,<br />
was mit ihrer „höherer Natur“ (im Vergleich zum<br />
Denken) gemeint ist.<br />
Sie steht wie in einem „Vor“ zu jeder Aussage. Sie<br />
ist eben kein Gedanke. Sie ist nicht durch Denken<br />
getragen und damit unabhängig jeder Aussage und<br />
jeder Erfahrung hier.<br />
Daher kann auch jede/r über diese Selbsterfahrung<br />
(an der Basis jeder persönlichen Erfahrung) behaupten,<br />
was sie/ er will, ohne dass sie sich verändert.<br />
* * *<br />
Seite 33 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
In Bezug auf unseren Körper,...<br />
...hier als Mensch in einem Ereignis zu sein, das<br />
wir Leben nennen, sind wir wie ein Detektiv, der im<br />
Dunkel dieses mysteriösen Falles herum tappt.<br />
Mal scheint es so zu sein, dann sieht der Fall wieder<br />
anders aus; jedes entdeckte Indiz weckt neue<br />
Spekulationen.<br />
Als Mensch zu sein ist eigentlich der wirkliche<br />
Kriminalfall hinter allen sekundären Kriminalfällen,<br />
denn er ist nie gelöst worden.<br />
Es gibt zwar einen Verdächtigen, den man „Gott“<br />
nennt, andere sehen mehrere Verdächtige, doch selbst<br />
diesem „Dr. Moriarty“ kam noch niemand auf die<br />
Seite 34 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Schliche... und „seine“ Existenz, zumindest als alles,<br />
was man sich vorstellen kann, bleibt spekulativ.<br />
Da der Mensch nicht weiß, was hier eigentlich los<br />
ist, hat er schon gerne nach jedem Strohalm gegriffen<br />
und gerne alles geglaubt, was etwas Halt vor diesem<br />
Dunkel zu geben schien, als Mensch auf der<br />
Bildfläche des Lebens zu erscheinen.<br />
Persönlich gesehen ist die Sache äußerst mysteriös<br />
und der eigentliche Kriminalfall, der eigentliche<br />
Krimi.<br />
Ein Wesen in persönlicher Amnesie, um jedes<br />
„woher?“, „wo?“ und „warum?“, geschweige denn<br />
„wozu?“<br />
Und wie dieser Fall weitergeht, sehen wir morgen.<br />
Gute Nacht.<br />
Seite 35 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Das Dunkel hinter der Geschichte „Leben“...<br />
...ist die eigentliche Freiheit, denn es ist das einzige<br />
gesicherte Wissen: substanziell nichts zu wissen.<br />
Und das, was „ich“ gesichert über „(s)ich“ selbst<br />
weiß, ist so einfach, dass es immer präsent ist:<br />
ich bin... ohne jeden gesicherten Zusatz... „wer?“,<br />
„was?“, „wieso?“, „warum?“... so darf ich alles immer<br />
wieder infrage stellen, sich aus dem empfundenen<br />
Gefängnis des Wissens selbst „befreien“... „offene<br />
Weite“...<br />
pur und ahnungslos.<br />
* * *<br />
Seite 36 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Dass überhaupt ist,...<br />
...ist für mich ein vollständiges Rätsel, da kein „vor“<br />
mehr greifbar ist. Alle scheinbaren Schlupflöcher<br />
ziehen sich in der Betrachtung der bloßen Tatsache<br />
„zu sein“ zusammen, zu einem scheinbaren Zentrum,<br />
das nicht einmal mehr das Schlupfloch „davor“ oder<br />
„danach“ offen lässt.<br />
Und Existenz reflektiert sich an sich selbst in bloßer<br />
Leere, wie eine Art „Substanz“, die aber andererseits<br />
so widerstandslos ist, als wäre sie gar nicht vorhanden.<br />
Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung ist nicht erklärbar.<br />
Seite 37 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Von der Logik her gesehen, kann es Existenz gar<br />
nicht geben, weil sie auf etwas fußt, was für das<br />
Verständnis nicht greifbar ist.<br />
Es selbst kann nur durch dieses unerklärliche<br />
Mysterium existieren: Existenz.<br />
Dieses blanke „ich bin“ persönlich zu spüren, diese<br />
einfache Tatsache „zu sein“, ist ein Reiben an diesem<br />
unerklärlichen Urgrund „Existenz“, bis ich erkenne,<br />
dass ich von ihm nicht einen Deut getrennt existieren<br />
kann, egal, was „er“ letztlich ist.<br />
Ich kann mich nicht vom Urgrund lösen, alles ist<br />
unmittelbar mit ihm verbunden und eins.<br />
Still immer präsent im ganz gewohnten Wissen „zu<br />
sein“.<br />
Seite 38 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Der Mensch kommt sich oft zerrissen vor,...<br />
...hat er das Gefühl, er müsste ein einstimmiges<br />
Wesen sein.<br />
Schon in jeder alltäglichen Entscheidung, auch, gehe<br />
ich nun aufs Klo - oder erst später - ist das temporäre<br />
Ergebnis immer eine Diskussion. Der Stimme, die<br />
zu faul ist, der Stimme aus dem Körper, die immer<br />
dringlicher „Klo“ ruft... egal was auch immer, die<br />
Entscheidung ist eine Diskussion. Schon die Frage,<br />
was ich zu Mittag esse... trinke ich nun noch einen<br />
Kaffee... oder auch nicht?<br />
Was ist meine Meinung zu... und schon beginnt die<br />
innere Diskussion. Die Meinung, die ich äußere, ist<br />
Seite 39 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
das Ergebnis einer Diskussion vieler, auch gerne konträrer,<br />
Stimmen.<br />
So ist auch der Tagesablauf eine permanente<br />
Diskussion (mit) der Welt. Die muss gar nicht verbal<br />
sein, viele Teilnehmer äußern sich nur visuell, emotional,<br />
z.B. auch Blähungen im Darm werden die artikulierte<br />
Meinung mit prägen.<br />
Ich könnte auch sagen, alles ist immer ein<br />
Kompromiss, und die Situation, in der ich mich vorfinde,<br />
ist immer das Optimum aus dieser Diskussion,<br />
die nie auf einen Menschen beschränkt ist, sondern<br />
durch alles geprägt ist, was ich bewusst und unbewusst<br />
wahrnehme und was bewusst und unbewusst<br />
verarbeitet wird.<br />
Seite 40 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
Wie beim Essen auch, oben rein kommen alle Zutaten...<br />
und hinten raus kommt dann „die Meinung“.<br />
Waren es nun die Bohnen oder der Chilli, unwillige<br />
Darmbakterien, das schlechte Wetter, der Nachbar,<br />
der Chef... ? Alles schlägt auf diese Verdauung und<br />
beeinflusst das Endprodukt. „Meine“ Mein-ung.<br />
Zerrissen kann ich mich fühlen, betrachte ich mich<br />
als nur einen Teil dieses Vorgangs, doch nicht, erkenne<br />
ich, dass ich kein Teil dieser Diskussion bin, sondern<br />
„ich“ darin alles umfasst, jede einzelne Stimme.<br />
Ich ist integrativ, das heißt, je mehr ich weiß/ wahrnehme,<br />
desto mehr diskutiert mit, desto komplexer<br />
wird der hörbare Chor all dieser Stimmen: meine<br />
Meinung.<br />
Seite 41 von 42
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />
* * *<br />
Das waren die Beiträge zwischen<br />
19. Juli und 12. August 2017.<br />
Seite 42 von 42