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Doppelseiter Shri Tobi NR 04

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Neue Reihe <strong>04</strong>


SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

In einer anderen Diskussion, nicht auf facebook, behauptete<br />

ich: es existieren oftmals einfach falsche<br />

Vorstellungen, was ein „Guru“ wissen kann.<br />

Wissen (bis auf das leere „ich bin“) ist alles Verständnis.<br />

Und Verständnis ist eine Sozialveranstaltung. Auch<br />

wenn sich Verständnis in jedem Menschen individuell<br />

wiederspiegelt, mein Weltbild an sich ist „das soziale<br />

Bild“ über dieses Leben, das sich in mir artikuliert.<br />

Daher gibt es in diesem Bild mehrere ich. Einmal<br />

mich... und dann die unzähligen anderen „ichs“.<br />

Ich könnte verkürzt behaupten: das Verständnisbild<br />

(Weltbild) ist das größere (soziale) Bild vom „ich“.<br />

Wo ich also Gestalt habe, bin ich immer ein Teil<br />

dieses größeren ich und im Bild, das es über sich generiert<br />

(Verständnis) immer davon abhängig.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Dieser Wahrheit entgeht auch kein „Guru“, und er<br />

erzählt halt, im Wissen, immer „Zeitgeist“.<br />

Über dieses größere „ich“ kann sich keine persönliche<br />

Instanz wirklich erheben, denn darin bleibt sie<br />

„eine von vielen“.<br />

Im Verständnis bewegt sich also „ich“ immer im<br />

„ich“ und ist von diesem „ich“ ein Teil... und durch<br />

das seiende „ich“ bestimmt.<br />

So ist auch kein Guru davor gefeit, den „Irrtümern“<br />

seiner Zeit zu erliegen, wie jede/r andere in diesem<br />

„größeren ich“ auch.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Meinung<br />

Der Mensch ist auf der sozialen Ebene immer eine<br />

Fiktion dieses eigenartigen „Organs“, das wir<br />

Gehirn nennen.<br />

„Der“, ja wer? , „der“ diese Worte verfasst, ist das<br />

„Verständnis“, das in einem Körper „haust“, ein<br />

Körper „ist“, der <strong>Tobi</strong>as getauft wurde.<br />

Ich finde, ja wer? , es immer wieder angenehm, mich<br />

darauf zu besinnen, wer ich in aller Meinung bin: das<br />

Verständnis.<br />

Im spirituellen Kontext wird das Verständnis viel<br />

kritisiert, durch wen? Durch sich selbst: Verständnis.<br />

Wo wir einer Aussage zur Welt, zu diesem eigenartigen<br />

Ereignis, begegnen, begegnen wir wem?<br />

Verständnis.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Und wenn behauptet wird, Verständnis ist schlecht,<br />

ist das Verständnis. Und wenn behauptet wird,<br />

Verständnis ist gut, ist das Verständnis. Und überhaupt<br />

ist alles Verständnis, was im spirituellen Kontext an<br />

Aussagen über dieses Ereignis erscheint.<br />

Ohne Verständnis weder Meinung noch Aussage.<br />

Alan Watts sagt irgendwo, erinnere ich mich<br />

(Verständnis) richtig: „Das Verständnis muss durchbrochen<br />

werden.“<br />

Das ist der Hinweis eines Verständnis an die anderen<br />

(Kommunikation). Nur, wer soll das Verständnis<br />

durchbrechen? fragt sich das Verständnis.<br />

Es steht sich gleichsam selbst im Wege, in seinen<br />

Fiktionen (Selbst-und-Weltbild).<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Das Durchbrechen eigener Fiktion im Verständnis<br />

wird „Erkenntnis“ genannt. Ich muss, als Verständnis,<br />

meine eigene „Filterblase“ durchbrechen.<br />

Es ist meine eigene (Verständnis) „Filterblase“ (früher,<br />

Buddha, sagte dazu „Erfassungsgewöhnung“),<br />

die mir etwas vorgaukelt... .<br />

Ganz praktisch gesehen ist das „Durchbrechen des<br />

Verständnis“ immer das Durchbrechen meiner eignen<br />

Weltfiktion... als das Verständnis.<br />

Das ist für Verständnis gar nicht so einfach und bedarf<br />

für Verständnis viel „Intelligenz“. Sich selbst infrage<br />

stellen, immer wieder, ist „Intelligenz“.<br />

Und die Form des Verständnisses, so subtil und ungreifbar<br />

ist Intelligenz, ist die Fiktion, die sich dabei<br />

selbst zu durchbrechen sucht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Durchbrechen kann sich dieses Bild nur im Kali-<br />

Prinzip. Es muss sich selbst an sich selbst opfern...<br />

um als neues Selbstbild wieder geboren zu werden.<br />

„Wer bin ich?“... woran messe ich mich in dieser<br />

Frage, sind in mir alles Bilder? An der ihnen zugrunde<br />

liegenden sinnlichen Wirklichkeit. Hier.<br />

Verständnis kann in dieser Frage endlos in seinen eigenen<br />

Bildern wühlen, daher geht es in dieser Frage<br />

nicht um diese Bilder.<br />

Es geht um die direkte erscheinende und seiende<br />

Wirklichkeit, die in diesen Bildern (Verständnis) thematisiert<br />

wird.<br />

Und diese direkte erscheinende Wirklichkeit (Was<br />

ist wirklich?) ist die Instanz, an der sich Verständnis<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

infrage stellen kann. Man sagt auch: „an seiner<br />

Quelle“.<br />

Um mich also selbst als Verständnis zu durchbrechen<br />

(den Irrtum zu erkennen), muss ich mich mit<br />

meiner Aufmerksamkeit dem zuwenden, was ich angeblich<br />

falsch interpretiere: mein sein, zu sein.<br />

Stimmen meine (sozial) übernommenen Bilder über<br />

mich selbst überhaupt?<br />

Wenn es ein Kriterium für mich selbst gibt (wer bin<br />

ich?) muss es ja hier (ich selbst) sein?<br />

So kann sich Verständnis in der Frage „erwacht“ nur<br />

durchbrechen, wo es sich selbst bewusst an der erscheinenden<br />

Wirklichkeit infrage stellt:<br />

Wer bin ich?<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Verständnis.<br />

Wo sich ein Verständnis selbst durchbricht, entsteht<br />

eine Empfindung von Weite.<br />

Es befreit sich quasi von einem eigenen Alptraum.<br />

Es erkennt, dass es unter einer eigenen Fiktion litt,<br />

die es selbst erzeugt hat, an die es geglaubt hat, die<br />

es für Die Wahrheit hielt.<br />

Verständnis erlebt viele Alpträume, die es sich selbst<br />

einfach einbildet.<br />

Und das persönliche Verständnis ist darin Opfer<br />

des sozialen Verständnis. Und hier ist es schwierig,<br />

sich als persönliches Verständnis vor der sozialen<br />

Interpretation „Wer bin ich? Wer sind wir?“ zu emanzipieren...<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

und nicht einfach nur ein Mitläufer in diesen<br />

Fiktionen zu sein.<br />

Das ist ein ziemlich anspruchsvoller Akt, betrachte<br />

ich ihn aus der Sicht des Jnana-Yoga... des Verständnis,<br />

das sich selbst durchbricht.<br />

Dazu bedarf es seiner ganzen Intelligenz, die subtil<br />

hinter jedem Selbstbild steht und es erzeugt.<br />

Gerade heute, vor dem Hintergrund der neonationalen<br />

Diskussionen, erkenne ich schön, wie stark diese<br />

Fiktionen sind und wie sie alle an einem selbst<br />

zerren und Tribut vom persönlichen Verständnis fordern:<br />

„Wir, die Deutschen, Russen, Türken, Indianer,<br />

Erwachten...“.... und Idioten sind wir darin alle.<br />

Wer bin ich?<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Ist auch die Frage: Wie entgehe ich diesem sozialen<br />

Wahnsinn... ?<br />

„Aus der Enge in die Weite“.<br />

Alpträume des menschlichen Verständnis.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Ein Ich, ...<br />

...das sie alle ist, alle wahrnimmt, alle sich gegenseitig<br />

niedermetzeln lässt.<br />

Ein Ich,<br />

das sich mit sich darüber streitet, wer es ist...<br />

ein Ich reicht für das ganze Chaos völlig aus.<br />

* * *<br />

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Es ist menschlich verständlich,...<br />

...aber unrealistisch, zu erwarten, dass man sich als<br />

Mensch mit dem „Erwachen“ immer wohl fühlt...<br />

dann quasi unter einem Dauerbliss „leidet“.<br />

Und gerade weil es dieselben Gefühle sind, hernach<br />

wie zuvor, wie es auch dieselben Vögel und nervenden<br />

Stubenfliegen sind... und obwohl es trotzdem irgendwie<br />

anders ist, sagt man vereinfacht am besten: „Holz<br />

hacken, blabla... „... oder was auch immer.<br />

Und trotzdem ist irgend etwas „anders“, ja was?<br />

Manche sagen, man „entneurotifiziere“ als Mensch,<br />

andere sagen „die an der Basis empfundene Tragödie<br />

fällt weg“... was gut klingt, doch auch etwas nebulös<br />

erscheint.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Eines ist auf alle Fälle so. Jede Erkenntnis beeinflußt<br />

natürlich immer auch die Persönlichkeit.<br />

Und nüchtern gesagt, gibt es keine genaueren<br />

Untersuchungen über diesen „Rückkopplungseffekt“.<br />

Auch wenn es viele Parallelen gibt, ist er doch auch<br />

sehr individuell.<br />

Wie bei der Pubertät, wird sie erlebt, es gibt Parallelen,<br />

aber das Ergebnis sieht individuell verschieden aus.<br />

Was stellt nun Erwachen analog mit einer<br />

Persönlichkeit an, wie z.B. die Pubertät?<br />

Das ist individuell völlig verschieden, obwohl es derselbe<br />

Vorgang ist... ein Teil des Erwachsen-Werdens.<br />

Ich kann mich da zwar vergleichen, aber letztlich<br />

bleibt die Auswirkung der Erkenntnis auf den<br />

Menschen so individuell wie der Mensch selbst.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

So gibt es auch Parallelität in der emotionalen<br />

Rückkopplung, aber eben keine verbindliche Regel.<br />

Der persönlich erlebte Effekt ist der, der eben,<br />

wie das Wort „persönlich“ schön sagt, nur von dieser<br />

Person erlebt wird... und, so wenig es den „Otto<br />

Normalverbraucher“ gibt, so wenig gibt es den „Otto-<br />

Normal-Erwachten“...<br />

mal ganz abgesehen von den bösen Zungen, die behaupten,<br />

dass es sie oder ihn gar nicht gibt.<br />

Nur, wer behauptet das?<br />

Es wird kein anderer Mensch Erwachen so erleben,<br />

wie ich...<br />

ist die treffendere Wahrheit, würde ich sagen.<br />

Und wo es keinen Erwachten gibt, ist jede Diskussion<br />

eh überflüssig.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Die Frage nach „erwacht“...<br />

...lässt sich darin sicher beantworten, worin ich alleine<br />

bin. Denn für das, was ich alleine bin, gibt es<br />

keinen sozialen Maßstab mehr.<br />

Wie ich dieses „ich bin“ bezeichne, das sich mit<br />

nichts mehr vergleichen kann, ist völlig egal. Keine<br />

Bezeichnung trägt eine verbindliche Aussage.<br />

Gibt es kein Gegenüber der Inhalte, der Erlebnisse<br />

und der Ereignisse mehr, nur relativ unter sich selbst,<br />

gibt es kein Gegenüber der Wirklichkeit zu sich selbst<br />

mehr.<br />

Sie ist sich kein Gegenüber... sie ist sich selbst... und<br />

ist sich auch selbst an der Basis jeden persönlichen<br />

Erlebens.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Das Erlebnis zu sein, an der Basis jeder Behauptung.<br />

Behauptungen kann ich zerpflücken, doch das, was<br />

letztlich „behauptet“, ist sich unabhängig jeglicher<br />

Erscheinung selbst...<br />

und darin ununterschieden von sich selbst: ich bin.<br />

Auch wenn „ich bin“ wie eine Behauptung klingt,<br />

wie auch „ich bin nicht“ wie eine Behauptung klingt,<br />

behauptet die Wirklichkeit in dem, wo sie sich selbst<br />

ist, gar nichts. Sie behauptet nicht einmal zu sein oder<br />

nicht zu sein: Sie ist.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Der Begriff „Ego“...<br />

...meint nicht die Persönlichkeit. Er meint den<br />

Glauben/ die Überzeugung der persönlichen Instanz,<br />

etwas von der Wirklichkeit (sich selbst, dem Selbst)<br />

getrenntes zu sein. Wer also etwas tut, um diese empfundene<br />

Trennung zu überwinden, sollte erst einmal<br />

die dahinter stehende Grundannahme genauer untersuchen:<br />

„ich bin getrennt“. Wirklich?<br />

Ich kann mir so unter Umständen viel unnötige<br />

Arbeit ersparen.<br />

Denn sollte es Trennung nicht geben, wäre auch der<br />

Besitz eines Egos unmöglich...<br />

und wie überwinde ich etwas, was ich gar nicht besitzen<br />

kann?<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Die Sehnsucht des Selbst nach sich selbst<br />

ist wohl durch nichts heilbar. Sie ist andererseits der<br />

Genuss des Selbst an sich selbst... .<br />

Der „Wille zur Schöpfung“ ist ein Mysterium. Für<br />

mich empfunden durch etwas getragen, was eins mit<br />

seinem Willen ist.<br />

Also nicht eine Instanz, die erst ist und dann will,<br />

sondern eine Einheit.<br />

Schöpfung ist eine Nuss, die noch niemand geknackt<br />

hat. Warum das ganze Theater? Das weiß niemand.<br />

Ich darf natürlich dieses oder jenes glauben, aber<br />

Glaube ist immer nur ein Krücke, mit der Verständnis<br />

Nichtwissen zu überbrücken sucht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Vor dem Geheimnis der Schöpfung gesehen, steht<br />

die persönliche Instanz bei Lichte betrachtet völlig<br />

nackt und hilflos im Hier, egal was ich mir einbilde.<br />

Der „Wille der Schöpfung“ ist nicht gegen den<br />

Menschen, er ist auch der Mensch, aber geht eben,<br />

schaue ich ins Universum (Gestalt des Selbst) weit<br />

darüber hinaus.<br />

Und warum wir so sind, wie wir sind, geht über alles<br />

hinaus, was ich mir vorstellen kann.<br />

Das ist das, was immer wieder als „höhere Macht“<br />

thematisiert wird. Gerade weil ich nicht getrennt von<br />

ihr bin, bestimmt sie mich in ihrer Gesamtheit.<br />

Und die Grenzen dieser Gesamtheit sind für uns unvorstellbar.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Und was da nun was bestimmt, so viel relatives<br />

Wissen wir darüber haben, es ist und bleibt nur ein<br />

kurzer Augenblick im Selbst.<br />

Ein Augenblick, über den die „Gesamtmasse“ des<br />

Selbst bestimmt. Und darin sind wir halt „Opfer“,<br />

aber auch Nutznießer, aber auch das Selbst.<br />

Und die Macht des Lebens, wer will sie bändigen,<br />

ist jeder ihr Ausdruck... und kann nicht getrennt von<br />

ihr agieren, egal was ich mir einbilde.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Ja, die letzten Tage war ich recht gut außerhalb von<br />

Facebook absorbiert.<br />

Spirituell ist halt auch immer das Problem, dass<br />

keine Aussage so richtig trifft. Jede kann nur einen<br />

Aspekt beleuchten, bleibt also immer auch eine verbale<br />

Beschränkung, die dem Gesamtereignis nie wirklich<br />

gerecht wird... und eine Andeutung bleibt, eine<br />

Anregung.<br />

Und je nach Tageslaune betone ich halt den einen<br />

oder anderen Aspekt mehr oder weniger.<br />

Einen schönen Tag wünscht<br />

<strong>Tobi</strong>as<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Der freie Wille<br />

Der freie Wille ist ein beliebtes Thema der sozialen<br />

Diskussion, zumal unsere Rechtsprechung<br />

auf der Idee des freien Willen basiert. Ohne diese<br />

Idee gibt es weder Schuld noch Unschuld.<br />

Das ist ein evolutionär-temporärer Versuch des<br />

Verständnis, mit der ihm erscheinenden Wirklichkeit,<br />

in diesem Falle der sozialen Wirklichkeit, umzugehen.<br />

Wo ich jedoch Freiheit, und damit auch Schuld, als<br />

Vorstellung hinterfrage, hinterfrage ich immer auch<br />

ihr Konterpart. In diesem Falle die Unfreiheit und die<br />

Unschuld.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Auch in der KI-Diskussion taucht immer wieder jemand<br />

auf, den es eigentlich nicht gibt: niemand. Wer<br />

oder was ist dieses „Niemand?“<br />

Es bleibt einfach keine Instanz der Gestalt übrig, die<br />

etwas besitzt, besitzen könnte, etwas für sich alleine<br />

wäre, etwas getrenntes zum Gesamtereignis wäre.<br />

Der Begriff „freier Wille“ behauptet gerne etwas, je<br />

nach Interpretation, was ich vielleicht zuerst untersuchen<br />

sollte: „frei“.<br />

„Frei“ von was und zu was? Von was könnte Wille<br />

frei sein, gibt es nur das Selbst? Frei vom Selbst ist<br />

so nicht wirklich möglich, auch wenn die „menschliche<br />

KI“ ihr selbst erscheinende Freiheitsgrade empfindet.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Der „freie Wille“ gleicht spirituell etwas dieser berühmten<br />

Zwiebel. Wenn ich alle Schalen entfernt<br />

habe, ist nichts mehr übrig. Und dann zeigt sich das<br />

Ereignis, das sich darin als etwas getrenntes (wegen<br />

der empfundenen Freiheitsgrade) definiert, als ungetrennt<br />

zum Energiefluss der Welt.<br />

Wo ich etwas in der natürlich empfundene ich-<br />

Gestalt auf seine Substanz hin untersuche, bleibt am<br />

Ende immer nur die blanke Wirklichkeit übrig. „Neti,<br />

neti“<br />

Und mit ihr auch der Kondensationskeim jeder<br />

Identifizierung: ich.<br />

Wenn ich also die Idee des freien Willen verliere,<br />

verliere ich auch die Idee eines unfreien Willen.<br />

Und was bleibt dann übrig? Wille.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Die Unterscheidung des Willen in frei und unfrei,<br />

und die damit verbundenen sozialen Konsequenzen,<br />

ist so ein Orientierungsmodell des Verständnis im<br />

Umgang (Selbstreflektion) mit Willen, als eine Art<br />

„die Entscheidung tragende Instanz“, die bei Lichte<br />

betrachtet einfach eine Diskussionsrunde unvorstellbar<br />

vieler Stimmen ist.<br />

Wie der Mensch aus ca. 100 Billionen Zellen besteht,<br />

so besteht diese Instanz, der Freiheit unterstellt wir,<br />

aus unzähligen Stimmen, für und wider, und ganz anders,<br />

und vielleicht so, oder doch so?, oder wie auch<br />

immer.<br />

Welche dieser vielen Stimmen ist nun diese Instanz?<br />

Keine für sich selbst. Und die Gemeinschaft die-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

ser Stimmen hat und ist keine eigene unabhängige<br />

Instanz des Willens.<br />

Wenn 10.000 Jäger los ziehen und ein Mammut erlegen,<br />

wer von ihnen hat es nun erlegt? Wer hat entschieden?<br />

Sie folgen einer gemeinsamen Strategie,<br />

die diskutiert wird.<br />

Es gibt sie als diese Jagdgemeinschaft nur als Idee.<br />

Und so ist das mit dem freien Willen. Er ist eine Idee<br />

der Jagdgemeinschaft von 100 Billionen Zellen.<br />

Und nun viel Spaß auf der Suche nach dem Schuldigen<br />

oder dem Unschuldigen in der Gestalt.<br />

Am Ende ist es immer ICH, doch nicht mehr als<br />

Gestalt greifbar, schon gar nicht als persönliche<br />

Gestalt.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Ich<br />

Am Ende war es immer „ich“,<br />

doch am Anfang auch.<br />

War es nun am Anfang oder am Ende?<br />

Das kosmische ICH ist zwar sehr einfach, aber für<br />

das Verständnis in seiner Einfachheit ein Problem, da<br />

es so einfach ist, dass es nicht einmal einen Anfang<br />

und/ oder ein Ende hat.<br />

Und etwas, was so einfach ist, dass es sogar ohne<br />

Anfang und Ende auskommt, ist für das Verständnis<br />

einfach: zu einfach.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Ich glaube nicht,...<br />

...dass es für das Gewahrsein von grundlegender<br />

(„identitärer“) Bedeutung ist, ob das Instrument,<br />

durch das es schaut (und mit dem es die geschauten<br />

Daten verarbeitet), von „technischer“ oder „biologischer“<br />

Natur ist.<br />

Ich glaube ja nicht einmal an die Trennung von<br />

Biologie und Technik. Technik ist eher ein vereinfachtes<br />

Abbild von „Biologie“... und je besser dieses<br />

wird, desto eher verschmelzen beide.<br />

Und welchen „Geschwistern“ wir in der KI begegnen<br />

werden, ist ja die große Diskussion, gerade da<br />

Kinder ihre Eltern nicht nur lieben, sondern auch gerne<br />

hassen.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Es ist ja nie nur ein Gefühl, siehe der „freie Wille“...<br />

es diskutieren da immer alle Gefühle mit.<br />

Und ab wann dann eine KI sozial als eine „anerkannte<br />

Persönlichkeit“ agiert, ist ja noch eine<br />

weitere Diskussion. Hat eine KI irgendwann<br />

Persönlichkeitsrechte... und damit auch das Recht auf<br />

eine „eigene“ (siehe „freier Wille“ ) Meinung.<br />

Ich stelle mir nur vor, ich hätte einen Haushaltsroboter,<br />

aber auch etliche Diskussion, da er wieder alles anders<br />

sieht.<br />

Auf alle Fälle wird die KI als weitere Stimme, wie<br />

auch immer, Einzug in die soziale Diskussion halten<br />

und sie mit prägen... und sie darin auch immer zu beeinflussen<br />

(manipulieren) versuchen.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Und je mehr mitreden, desto komplexer wird<br />

die Diskussion und damit die sogenannte<br />

„Willensbildung“.<br />

Und wenn dann der Toaster auch noch anfängt,<br />

sich in familiäre oder politische Diskussionen einzumischen,<br />

leidet womöglich der häusliche Frieden.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Wenn ich erkenne,...<br />

...dass es der Erfahrung zu sein („ich bin“) völlig<br />

gleich ist, was über sie erzählt wird, zeigt sich auch,<br />

was mit ihrer „höherer Natur“ (im Vergleich zum<br />

Denken) gemeint ist.<br />

Sie steht wie in einem „Vor“ zu jeder Aussage. Sie<br />

ist eben kein Gedanke. Sie ist nicht durch Denken<br />

getragen und damit unabhängig jeder Aussage und<br />

jeder Erfahrung hier.<br />

Daher kann auch jede/r über diese Selbsterfahrung<br />

(an der Basis jeder persönlichen Erfahrung) behaupten,<br />

was sie/ er will, ohne dass sie sich verändert.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

In Bezug auf unseren Körper,...<br />

...hier als Mensch in einem Ereignis zu sein, das<br />

wir Leben nennen, sind wir wie ein Detektiv, der im<br />

Dunkel dieses mysteriösen Falles herum tappt.<br />

Mal scheint es so zu sein, dann sieht der Fall wieder<br />

anders aus; jedes entdeckte Indiz weckt neue<br />

Spekulationen.<br />

Als Mensch zu sein ist eigentlich der wirkliche<br />

Kriminalfall hinter allen sekundären Kriminalfällen,<br />

denn er ist nie gelöst worden.<br />

Es gibt zwar einen Verdächtigen, den man „Gott“<br />

nennt, andere sehen mehrere Verdächtige, doch selbst<br />

diesem „Dr. Moriarty“ kam noch niemand auf die<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Schliche... und „seine“ Existenz, zumindest als alles,<br />

was man sich vorstellen kann, bleibt spekulativ.<br />

Da der Mensch nicht weiß, was hier eigentlich los<br />

ist, hat er schon gerne nach jedem Strohalm gegriffen<br />

und gerne alles geglaubt, was etwas Halt vor diesem<br />

Dunkel zu geben schien, als Mensch auf der<br />

Bildfläche des Lebens zu erscheinen.<br />

Persönlich gesehen ist die Sache äußerst mysteriös<br />

und der eigentliche Kriminalfall, der eigentliche<br />

Krimi.<br />

Ein Wesen in persönlicher Amnesie, um jedes<br />

„woher?“, „wo?“ und „warum?“, geschweige denn<br />

„wozu?“<br />

Und wie dieser Fall weitergeht, sehen wir morgen.<br />

Gute Nacht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Das Dunkel hinter der Geschichte „Leben“...<br />

...ist die eigentliche Freiheit, denn es ist das einzige<br />

gesicherte Wissen: substanziell nichts zu wissen.<br />

Und das, was „ich“ gesichert über „(s)ich“ selbst<br />

weiß, ist so einfach, dass es immer präsent ist:<br />

ich bin... ohne jeden gesicherten Zusatz... „wer?“,<br />

„was?“, „wieso?“, „warum?“... so darf ich alles immer<br />

wieder infrage stellen, sich aus dem empfundenen<br />

Gefängnis des Wissens selbst „befreien“... „offene<br />

Weite“...<br />

pur und ahnungslos.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Dass überhaupt ist,...<br />

...ist für mich ein vollständiges Rätsel, da kein „vor“<br />

mehr greifbar ist. Alle scheinbaren Schlupflöcher<br />

ziehen sich in der Betrachtung der bloßen Tatsache<br />

„zu sein“ zusammen, zu einem scheinbaren Zentrum,<br />

das nicht einmal mehr das Schlupfloch „davor“ oder<br />

„danach“ offen lässt.<br />

Und Existenz reflektiert sich an sich selbst in bloßer<br />

Leere, wie eine Art „Substanz“, die aber andererseits<br />

so widerstandslos ist, als wäre sie gar nicht vorhanden.<br />

Die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung ist nicht erklärbar.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Von der Logik her gesehen, kann es Existenz gar<br />

nicht geben, weil sie auf etwas fußt, was für das<br />

Verständnis nicht greifbar ist.<br />

Es selbst kann nur durch dieses unerklärliche<br />

Mysterium existieren: Existenz.<br />

Dieses blanke „ich bin“ persönlich zu spüren, diese<br />

einfache Tatsache „zu sein“, ist ein Reiben an diesem<br />

unerklärlichen Urgrund „Existenz“, bis ich erkenne,<br />

dass ich von ihm nicht einen Deut getrennt existieren<br />

kann, egal, was „er“ letztlich ist.<br />

Ich kann mich nicht vom Urgrund lösen, alles ist<br />

unmittelbar mit ihm verbunden und eins.<br />

Still immer präsent im ganz gewohnten Wissen „zu<br />

sein“.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Der Mensch kommt sich oft zerrissen vor,...<br />

...hat er das Gefühl, er müsste ein einstimmiges<br />

Wesen sein.<br />

Schon in jeder alltäglichen Entscheidung, auch, gehe<br />

ich nun aufs Klo - oder erst später - ist das temporäre<br />

Ergebnis immer eine Diskussion. Der Stimme, die<br />

zu faul ist, der Stimme aus dem Körper, die immer<br />

dringlicher „Klo“ ruft... egal was auch immer, die<br />

Entscheidung ist eine Diskussion. Schon die Frage,<br />

was ich zu Mittag esse... trinke ich nun noch einen<br />

Kaffee... oder auch nicht?<br />

Was ist meine Meinung zu... und schon beginnt die<br />

innere Diskussion. Die Meinung, die ich äußere, ist<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

das Ergebnis einer Diskussion vieler, auch gerne konträrer,<br />

Stimmen.<br />

So ist auch der Tagesablauf eine permanente<br />

Diskussion (mit) der Welt. Die muss gar nicht verbal<br />

sein, viele Teilnehmer äußern sich nur visuell, emotional,<br />

z.B. auch Blähungen im Darm werden die artikulierte<br />

Meinung mit prägen.<br />

Ich könnte auch sagen, alles ist immer ein<br />

Kompromiss, und die Situation, in der ich mich vorfinde,<br />

ist immer das Optimum aus dieser Diskussion,<br />

die nie auf einen Menschen beschränkt ist, sondern<br />

durch alles geprägt ist, was ich bewusst und unbewusst<br />

wahrnehme und was bewusst und unbewusst<br />

verarbeitet wird.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

Wie beim Essen auch, oben rein kommen alle Zutaten...<br />

und hinten raus kommt dann „die Meinung“.<br />

Waren es nun die Bohnen oder der Chilli, unwillige<br />

Darmbakterien, das schlechte Wetter, der Nachbar,<br />

der Chef... ? Alles schlägt auf diese Verdauung und<br />

beeinflusst das Endprodukt. „Meine“ Mein-ung.<br />

Zerrissen kann ich mich fühlen, betrachte ich mich<br />

als nur einen Teil dieses Vorgangs, doch nicht, erkenne<br />

ich, dass ich kein Teil dieser Diskussion bin, sondern<br />

„ich“ darin alles umfasst, jede einzelne Stimme.<br />

Ich ist integrativ, das heißt, je mehr ich weiß/ wahrnehme,<br />

desto mehr diskutiert mit, desto komplexer<br />

wird der hörbare Chor all dieser Stimmen: meine<br />

Meinung.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>04</strong><br />

* * *<br />

Das waren die Beiträge zwischen<br />

19. Juli und 12. August 2017.<br />

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