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stay<br />
der gahinga ist noch der kleinste vulkan in der Umgebung der Berggorillas<br />
Wir verlassen die staubige Asphaltstraße<br />
bei dem Städtchen Ruhengeri, 100<br />
Kilometer nach dem Aufbruch in der<br />
Hauptstadt Kigali, den Blick durch das Fenster des Land<br />
Cruisers gen Osten gerichtet. Am Horizont taucht die neblige<br />
Bergkette des Volcanoes-Nationalparks auf, längst erloschene<br />
Gipfel markieren die Grenze zwischen dem Kongo,<br />
Uganda und Ruanda. Dort leben zwölf Berggorilla-<br />
Familien in den dichten Wäldern. Ihretwegen rattern wir<br />
auf der holprigen Straße vorbei an wogenden Weizen- und<br />
Kartoffelfeldern in Richtung Bisate Wilderness Lodge.<br />
Bisate bedeutet „Stücke“ in der Landessprache Kinyarwanda.<br />
Der Name der jüngsten Wilderness Lodge<br />
bezieht sich auf die erodierten Vulkanstümpfe. Mit klingenden<br />
Namen, Visoke, Karisimbi und Sabyinyo, reihen<br />
sie sich wie ein tiefgrünes Amphitheater um das Camp.<br />
Auf Stelzen entziehen sich die sechs papyrus- und strohbedeckten<br />
Rundhütten der Undurchdringlichkeit des<br />
Waldes. Wobei der Terminus „Hütte“ den Wald-Villen<br />
im Stil der ehemaligen ruandischen Königspaläste kaum<br />
gerecht wird: Die südafrikanische Designerin Caline<br />
Williams-Wynn und ihre ruandische Kollegin Teta Isibo<br />
schufen rund geflochtene Wände, schwarz-weiße Geometrien<br />
in traditioneller Imigongo-Tradition, gefleckte<br />
Kuhfelle auf den Holzböden und leuchtende Stoffe und<br />
Möbelstücke in detailverliebter Schönheit.<br />
Design als lokales Storytelling ist allerdings bei Wilderness<br />
Safaris mehr als ein Stilmittel. Bau und Betrieb einer<br />
Wilderness Lodge haben, gerade in den entlegensten<br />
Winkeln Afrikas, immer auch eine soziale Komponente.<br />
So wohnt Maria, die Schneiderin der Bisate Lodge, nur<br />
ein paar Minuten die dunkelrot gefärbte Straße entlang,<br />
am Fuße des Hangs, mit ihren Kindern in einem kleinen<br />
Haus. Wie auch Aline, die die Gäste der Lodge auf<br />
Nature Walks durch den Regenwald führt. Wilderness<br />
Safaris gibt ihnen beiden Arbeit, wie rund 20 weiteren<br />
Angestellten aus der direkten Umgebung. „Umuganda“<br />
heißt das Konzept in Kinyarwanda, dem der nachhaltig<br />
kommunale Ansatz von Wilderness Safaris zugrunde<br />
liegt: Zusammenkommen und auf ein gemeinsames Ziel<br />
arbeiten. So erzählt vom niederländischen Manager-Ehepaar<br />
Rob und Ingrid Baas an der Bar der Bisate Lodge bei<br />
dem unvermeidlichen Sundowner.<br />
Der frühe Morgen gehört den Berggorillas. 900 von<br />
ihnen leben in den nebligen Bergen im Grenzgebiet von<br />
Ruanda, Ugan da<br />
und dem Kongo.<br />
Zum Vergleich:<br />
Die vom Aussterben bedrohten Bengalischen Tiger kommen<br />
immer noch auf eine Zahl von 2500 Artgenossen. Das<br />
mag auch den stolzen Preis von 1500 Dollar Parkeintritt<br />
pro Person für eine Stunde mit den Menschenaffen rechtfertigen<br />
– für höchstens acht Gäste am Tag. Geldmittel, die<br />
zu 100 Prozent dem Nationalpark, seinen Rangern und<br />
natürlich dem Schutz der Berggorillas zugutekommen.<br />
Das hätte Dian Fossey sicher gefreut. Die berühmte<br />
Verhaltensforscherin liegt unweit von Bisate auf ihrer Forschungsstation<br />
Karisoke begraben. Weniger tolerant wäre<br />
sie vielleicht mit den Besuchern gewesen. Zu ihren Lebzeiten<br />
war sie dafür bekannt, diese als lästige Eindringlinge<br />
in die Privatsphäre ihrer Gorillas zu betrachten. Die finanziellen<br />
Mittel durch den Tourismus jedoch sichern deren<br />
Lebensraum langfristig ab. Eine Symbiose, die auch Wilderness<br />
Safaris nachhaltig zu nutzen gedenkt.<br />
Das Land, in dem noch vor 23 Jahren<br />
der Völkermord tobte, wird vom<br />
<strong>World</strong> Economic Forum auf Platz 9<br />
der weltweit sichersten Länder eingestuft, 31 (!) Plätze<br />
vor Deutschland. Verantwortlich dafür sind private Initiativen,<br />
aber auch staatliche Projekte, die das Agrar- zum<br />
Hightech-Land wandeln sollen. Mit Augenmerk auf den<br />
Naturschutz: Während überall in Afrika die Urwälder<br />
abge holzt werden, ist der Anteil der Waldfläche in Ruanda<br />
seit 1994 um mehr als ein Drittel gestiegen.<br />
Afrika ist immer ursprünglich, roh, wild, erdig. Hier<br />
im Volcanoes-Nationalpark aber entfalten sich diese<br />
Klischees in all ihrer Pracht. Die Pfade durch den dichten<br />
Urwald, dessen Baumkronen<br />
kurz nach Sonnenaufgang in dickem<br />
Nebel verschwinden, sind<br />
schmal und unwegsam. Mit Wanderstöcken<br />
kämpfen wir uns in<br />
die Höhe, auf der Suche nach den<br />
Berggorillas. Und dann, am Rande<br />
eines mächtigen Bambus hains<br />
sehen wir sie: einen mächtigen<br />
Silberrücken mit seiner neunköpfigen<br />
Gorillafamilie. Seine Augen<br />
wandern von unserer Gruppe zu<br />
seinen Schützlingen, zwei davon<br />
Traveller‘s <strong>World</strong><br />
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