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Traveller's World Heft 41

Travellers World

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stay<br />

der gahinga ist noch der kleinste vulkan in der Umgebung der Berggorillas<br />

Wir verlassen die staubige Asphaltstraße<br />

bei dem Städtchen Ruhengeri, 100<br />

Kilometer nach dem Aufbruch in der<br />

Hauptstadt Kigali, den Blick durch das Fenster des Land<br />

Cruisers gen Osten gerichtet. Am Horizont taucht die neblige<br />

Bergkette des Volcanoes-Nationalparks auf, längst erloschene<br />

Gipfel markieren die Grenze zwischen dem Kongo,<br />

Uganda und Ruanda. Dort leben zwölf Berggorilla-<br />

Familien in den dichten Wäldern. Ihretwegen rattern wir<br />

auf der holprigen Straße vorbei an wogenden Weizen- und<br />

Kartoffelfeldern in Richtung Bisate Wilderness Lodge.<br />

Bisate bedeutet „Stücke“ in der Landessprache Kinyarwanda.<br />

Der Name der jüngsten Wilderness Lodge<br />

bezieht sich auf die erodierten Vulkanstümpfe. Mit klingenden<br />

Namen, Visoke, Karisimbi und Sabyinyo, reihen<br />

sie sich wie ein tiefgrünes Amphitheater um das Camp.<br />

Auf Stelzen entziehen sich die sechs papyrus- und strohbedeckten<br />

Rundhütten der Undurchdringlichkeit des<br />

Waldes. Wobei der Terminus „Hütte“ den Wald-Villen<br />

im Stil der ehemaligen ruandischen Königspaläste kaum<br />

gerecht wird: Die südafrikanische Designerin Caline<br />

Williams-Wynn und ihre ruandische Kollegin Teta Isibo<br />

schufen rund geflochtene Wände, schwarz-weiße Geometrien<br />

in traditioneller Imigongo-Tradition, gefleckte<br />

Kuhfelle auf den Holzböden und leuchtende Stoffe und<br />

Möbelstücke in detailverliebter Schönheit.<br />

Design als lokales Storytelling ist allerdings bei Wilderness<br />

Safaris mehr als ein Stilmittel. Bau und Betrieb einer<br />

Wilderness Lodge haben, gerade in den entlegensten<br />

Winkeln Afrikas, immer auch eine soziale Komponente.<br />

So wohnt Maria, die Schneiderin der Bisate Lodge, nur<br />

ein paar Minuten die dunkelrot gefärbte Straße entlang,<br />

am Fuße des Hangs, mit ihren Kindern in einem kleinen<br />

Haus. Wie auch Aline, die die Gäste der Lodge auf<br />

Nature Walks durch den Regenwald führt. Wilderness<br />

Safaris gibt ihnen beiden Arbeit, wie rund 20 weiteren<br />

Angestellten aus der direkten Umgebung. „Umuganda“<br />

heißt das Konzept in Kinyarwanda, dem der nachhaltig<br />

kommunale Ansatz von Wilderness Safaris zugrunde<br />

liegt: Zusammenkommen und auf ein gemeinsames Ziel<br />

arbeiten. So erzählt vom niederländischen Manager-Ehepaar<br />

Rob und Ingrid Baas an der Bar der Bisate Lodge bei<br />

dem unvermeidlichen Sundowner.<br />

Der frühe Morgen gehört den Berggorillas. 900 von<br />

ihnen leben in den nebligen Bergen im Grenzgebiet von<br />

Ruanda, Ugan da<br />

und dem Kongo.<br />

Zum Vergleich:<br />

Die vom Aussterben bedrohten Bengalischen Tiger kommen<br />

immer noch auf eine Zahl von 2500 Artgenossen. Das<br />

mag auch den stolzen Preis von 1500 Dollar Parkeintritt<br />

pro Person für eine Stunde mit den Menschenaffen rechtfertigen<br />

– für höchstens acht Gäste am Tag. Geldmittel, die<br />

zu 100 Prozent dem Nationalpark, seinen Rangern und<br />

natürlich dem Schutz der Berggorillas zugutekommen.<br />

Das hätte Dian Fossey sicher gefreut. Die berühmte<br />

Verhaltensforscherin liegt unweit von Bisate auf ihrer Forschungsstation<br />

Karisoke begraben. Weniger tolerant wäre<br />

sie vielleicht mit den Besuchern gewesen. Zu ihren Lebzeiten<br />

war sie dafür bekannt, diese als lästige Eindringlinge<br />

in die Privatsphäre ihrer Gorillas zu betrachten. Die finanziellen<br />

Mittel durch den Tourismus jedoch sichern deren<br />

Lebensraum langfristig ab. Eine Symbiose, die auch Wilderness<br />

Safaris nachhaltig zu nutzen gedenkt.<br />

Das Land, in dem noch vor 23 Jahren<br />

der Völkermord tobte, wird vom<br />

<strong>World</strong> Economic Forum auf Platz 9<br />

der weltweit sichersten Länder eingestuft, 31 (!) Plätze<br />

vor Deutschland. Verantwortlich dafür sind private Initiativen,<br />

aber auch staatliche Projekte, die das Agrar- zum<br />

Hightech-Land wandeln sollen. Mit Augenmerk auf den<br />

Naturschutz: Während überall in Afrika die Urwälder<br />

abge holzt werden, ist der Anteil der Waldfläche in Ruanda<br />

seit 1994 um mehr als ein Drittel gestiegen.<br />

Afrika ist immer ursprünglich, roh, wild, erdig. Hier<br />

im Volcanoes-Nationalpark aber entfalten sich diese<br />

Klischees in all ihrer Pracht. Die Pfade durch den dichten<br />

Urwald, dessen Baumkronen<br />

kurz nach Sonnenaufgang in dickem<br />

Nebel verschwinden, sind<br />

schmal und unwegsam. Mit Wanderstöcken<br />

kämpfen wir uns in<br />

die Höhe, auf der Suche nach den<br />

Berggorillas. Und dann, am Rande<br />

eines mächtigen Bambus hains<br />

sehen wir sie: einen mächtigen<br />

Silberrücken mit seiner neunköpfigen<br />

Gorillafamilie. Seine Augen<br />

wandern von unserer Gruppe zu<br />

seinen Schützlingen, zwei davon<br />

Traveller‘s <strong>World</strong><br />

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