r-aktuell_III-2017_Web
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BEST AGE<br />
FORUM<br />
Professor Simonis Visite im Salon<br />
am Donnerstag<br />
Heiduczek las, konnte man eine Stecknadel<br />
fallen hören. Angesichts der ungeheuren Präsens<br />
und übersprudelnden Lebendigkeit ihres<br />
Gesprächspartners blieb Moderatorin Traudel<br />
Thalheim wenig mehr zu tun, als hin und wieder<br />
ein Stichwort einzuwerfen. Aber das war<br />
dann auch immer genau der richtige Impuls.<br />
Traudl Thalheim und<br />
Dieter Bellmann<br />
Spuren gezogen hat er als Regisseur, als Kabarettist,<br />
als Buchautor, als Synchronsprecher<br />
solcher Stars wie Alain Delon und Donald<br />
Sutherland, vor allem aber als Schauspieler.<br />
Seine markante sonore Stimme ist sein<br />
Erkennungs zeichen und viele haben sie unverlierbar<br />
im Ohr. Doch Arzt ist er nie ge wesen.<br />
Kurios. Als solcher aber hat er nun gerade<br />
den Gipfel seines Bekanntheitsgrades erklommen.<br />
Wer kennt nicht Prof. Dr. Gernot<br />
Simoni, den Chefarzt der Sachsenklinik? So<br />
mancher Fan der Fernsehserie „In aller Freundschaft“<br />
mag sich zuweilen gewünscht haben,<br />
Fiktion möge doch zu Realität mutieren, weil<br />
er sich Prof. Simoni dann gern in seiner fabelhaften<br />
Klinik vertrauensvoll unters Messer<br />
gelegt hätte. Leider, leider! Allerdings ging<br />
am 18. Mai <strong>2017</strong> im Salon Donnerstag wenigstens<br />
ein Traum dieser Simoni-Freaks in Erfüllung.<br />
Sie konnten ihrem weißen Gott leibhaftig<br />
begegnen, freilich ohne Arztkittel und Doktortitel,<br />
ganz schlicht als Dieter Bellmann. Doch<br />
daran stieß sich keiner. Im Gegenteil. Das Publikum<br />
im brechend vollen Saal, darunter etliche<br />
Prominente, erlebte, wie ein begnadeter<br />
Mime alle Register seines Könnens zog. Nach<br />
Belieben brachte er sein Publikum lauthals<br />
zum Lachen oder versetzte es in tiefe Nachdenklichkeit.<br />
Als er den vielschichtigen Text<br />
„Jeder ist sich selbst der Fernste“ von Werner<br />
Nach der Pause stellte Dieter Bellmann sein<br />
zusammen mit Liane Steinbrecher verfasstes<br />
Buch „Unterwegs in Sachsen“ vor. Das ist<br />
eine Printfrucht seiner unverkennbar nach<br />
Fontanes Vorbild unternommenen Wanderungen<br />
durch die Mark, wobei es sich hier<br />
freilich um die einstige Mark Meißen handelte.<br />
Der umtriebige Künstler hat Sachsen im Auftrag<br />
des MDR-Fernsehens als „Mittagskurier“<br />
ab 2005 über zehn Jahre lang Woche für Woche<br />
auf der Suche nach mehr oder weniger<br />
hell strahlenden Kleinodien durchstreift und<br />
ist immer wieder fündig geworden, überraschenderweise<br />
oft abseits der touristischen<br />
Hauptwege. Die interessantesten Entdeckungen<br />
hat der Lehmstedt Verlag 2016 in<br />
einem reich illustrierten Reiseverführer von<br />
etwa 250 Seiten vorgelegt. Daraus las Bellmann<br />
das Kapitel Stolpen. Dass der Schicksalsort<br />
der Reichsgräfin Cosel auch für sein<br />
Leben bedeutsam geworden ist, weil er dort<br />
als Fünfjähriger den Feuerschein des brennenden<br />
Dresdens am Himmel und auch den<br />
Einmarsch der Roten Armee erlebt hat, sorgte<br />
bei den Besuchern für eine schöne Abschlussüberraschung.<br />
Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung<br />
sorgte wieder einmal der den Stammbesuchern<br />
inzwischen schon recht gut bekannte<br />
junge rumänische Pianist Christian<br />
Mihaj Dirnea. Auf ausdrücklichen Wunsch des<br />
Stargastes spielte er vornehmlich Schumann-<br />
Titel.<br />
Bernd Landmann<br />
Kulturbeauftragter Rahn Education<br />
32 | r-<strong>aktuell</strong> 3/<strong>2017</strong>