10/2010 - Leporello
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Sprachwitz<br />
Gerd Berghofer liest, spricht und schnauzt Kurt Tucholsky<br />
Kurt Tucholsky gehörte zu den<br />
wortgewandtesten und spitzfedrigsten<br />
Autoren der Weimarer<br />
Republik. Noch heute sind seine<br />
Texte so treffend, dass sie das Publikum<br />
auf wunderbare Art und<br />
Weise unterhalten. „Tucho“ polarisierte<br />
gerne, er tat das zu Lebzeiten<br />
und seine unsterblichen Texte<br />
tun das noch heute. Ob „altbewährte<br />
Esel“ geschildert werden<br />
oder so elementare Fragen, wie<br />
die „Löcher in den Käse“ kommen,<br />
ob ein „Ehepaar einen Witz“<br />
erzählt, ob er ein Kreuzworträtsel<br />
mit Gewalt löst, sich für nix und<br />
wieder nix in den Smoking schält.<br />
Kurt Tucholsky war nicht nur politischer<br />
Autor, sondern gewiefter<br />
Satiriker mit einem unbeschreiblichen<br />
Sprachwitz. Nicht nur seine<br />
Texte stehen am 5. November<br />
um 19.30 Uhr im Rathaussaal<br />
des Alten Rathauses in Lohr im<br />
Rahmen des Veranstaltungsreigens<br />
“Spessart Winter Lohr” im<br />
Vordergrund, sondern auch seine<br />
Biografie, die Berghofer sachkundig<br />
und einfühlsam in den Abend<br />
einflechtet. Die treffliche musikalische<br />
Begleitung übernimmt Juri<br />
Kravets. Der Ausnahmemusiker<br />
aus der Ukraine ist Weltmeister<br />
am Knopfakkordeon. Folgt man<br />
seinen Fingern auf diesem Instrument,<br />
ist Schwindel vorprogrammiert.<br />
Im Zusammenspiel mit Tucholskys<br />
Texten und Berghofers<br />
kongenialer Interpretation entsteht<br />
ein Rezitationsprogramm<br />
der Extraklasse. Der von der Presse<br />
oftmals als „Meisterrezitator“<br />
bezeichnete Gerd Berghofer wur-<br />
Einen Abend rund um den Autor Kurt<br />
Tucholsky bestreitet Gerd Berghofer<br />
am 5. November in Lohr<br />
de 1967 geboren und gerade als<br />
Rezitator einem breiten Publikum<br />
bekannt. Er steht in einer Reihe<br />
mit einer Generation jüngerer Rezitatoren,<br />
wie beispielsweise Clemens<br />
von Ramin oder Oliver Steller,<br />
Lutz Görners Meisterschüler.<br />
Berghofers Repertoire erstreckt<br />
sich von Wilhelm Busch bis hin<br />
zu Wilhelm Hauffs „Zwerg Nase“.<br />
Und so hat sich der gebürtige Mittelfranke<br />
den Ruf eines sprachmächtigen<br />
Wortkünstlers erarbeitet,<br />
der auf Kleinkunstbühnen wie<br />
an Schulen, und in Theatern wie<br />
in Stadtbibliotheken gleichermaßen<br />
zuhause ist. swl<br />
literatur<br />
News<br />
Herbstlese<br />
Literaten zu Gast in der Stadtbücherei Würzburg<br />
Draußen ist es kalt und kahl,<br />
drinnen flackert das Feuer im<br />
Kamin und man nimmt sich gerne<br />
ein Buch zur Hand. Jede Menge<br />
Lesevorschläge hierfür unterbreitet<br />
der Literarische Herbst auch<br />
dieses Jahr wieder in der Stadtbücherei<br />
Würzburg.<br />
Der Ausbruch des isländischen<br />
Vulkans Eyjafjalla Jökull sorgte<br />
vor einigen Monaten für einen<br />
Ausnahmezustand in Europa.<br />
Der Würzburger Vulkanologe<br />
Professor Bernd Zimanowski informiert<br />
bei seinem Vortrag am<br />
20.Oktober über Hintergründe,<br />
Auswirkungen und zukünftige<br />
Strategien im Falle eines Vulkanausbruchs.<br />
Im Zentrum des Buches “Familie<br />
Salzmann - Erzählung aus der<br />
Mitte”, aus dem Erich Hackl am<br />
2. November liest, steht der Kommunist<br />
Hugo Salzmann. Zur NS-<br />
Zeit muss er ins Exil fliehen. Sein<br />
Sohn Hugo Junior wächst bei Verwandten<br />
in Österreich auf und<br />
als dieser zu Hugo zurückkehrt,<br />
kämpft er vergeblich um dessen<br />
Anerkennung. Hugos Enkel<br />
Hanno hat ebenso einen steinigen<br />
Weg vor sich... Der berühmte<br />
Wiener Arzt Anton Mesmer wird<br />
im Jahre 1777 vor eine alles entscheidende<br />
Aufgabe gestellt: Er<br />
soll die erblindete Maria Theresia,<br />
ein musikalisches Wunderkind,<br />
heilen. Mesmer stellt sich<br />
dem scheinbar hoffnungslosen<br />
Fall und wie durch ein Wunder<br />
erlangt sie ihr Augenlicht wieder,<br />
doch der Preis ist hoch, lässt<br />
Alissa Walser am 4. November in<br />
ihrem Buch „Am Anfang war die<br />
Nacht Musik“ wissen.<br />
Autobiografisch geht es am <strong>10</strong><br />
November in Jasmin Tabatabais<br />
“Rosenjahren” zu. 1956 lernt Rosemarie,<br />
die Mutter der deutschiranischen<br />
Schauspielerin Jasmin<br />
Tabatabai, den persischen Unternehmer<br />
Modjtaba kennen. Sie<br />
verlieben sich, Rosemarie folgt<br />
ihm in seine Heimat Teheran und<br />
wagt somit den Schritt in eine<br />
neue, herzliche Welt. Doch nach<br />
einigen Jahren kommt es zur islamischen<br />
Revolution und für die<br />
Tabatabais ändert sich alles.<br />
“Würzburg in der Zeit Napoleons.<br />
Eine Lesung aus historischen<br />
Quellen” übertitelt Clemens Tangerding<br />
seinen Vortrag am 16.<br />
November: Zur Zeit Napoleons<br />
mussten die Würzburger eine<br />
schwere Wirtschaftskrise erleben.<br />
Zeitzeugenberichte lassen sich<br />
in Form hunderter, historisch<br />
wertvoller Dokumenten finden.<br />
Der Historiker stößt bei seinen<br />
Nachforschungen im Stadtarchiv<br />
Würzburg auf Probleme, die sich<br />
auch in unserer Gegenwart wiederfinden.<br />
Markus Grimm und<br />
Nell Pietrzyk leihen dafür ihre<br />
Stimmen, begleitet von Alexander<br />
Wienand am Klavier. Beginn<br />
aller Lesungen ist um 20 Uhr im<br />
Lesecafé der Stadtbücherei.<br />
Sandra Schmelz<br />
Der Eintrittspreis beträgt sieben Euro.<br />
Karten im Vorverkauf gibt es in der<br />
Stadtbücherei im Falkenhaus. Karten<br />
unter www.wuerzburg.de/stadtbuecherei<br />
oder unter 0931.373438.<br />
<strong>Leporello</strong> l 9