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Ein gestuftes Angebot für Patienten mit Angsterkrankungen<br />
363<br />
Angststörungen sind empirisch nachgewiesen die häufigste Form psychischer<br />
Störungen in der Allgemeinbevölkerung und auch in der allgemeinärztlichen<br />
Versorgung weit verbreitet; over all-Studien ergeben, dass etwa 25% aller Allgemeinarzt-Patienten<br />
über Angstsymptome klagen. Trotz ihrer Häufigkeit werden<br />
Angststörungen in der medizinischen Routineversorgung bei weitem nicht immer<br />
als solche erkannt, d.h. die Möglichkeit von Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen<br />
ist nicht unerheblich.<br />
In der Diagnostik und Therapie von Angststörungen hat sich in den letzten<br />
Jahrzehnten eine Vielzahl von Veränderungen ergeben. Diese erleichtern es zwischenzeitlich<br />
nicht nur wesentlich, spezifische Formen von Angststörungen zu<br />
erkennen und zu diagnostizieren, sondern sie ermöglichen es auch, gezielt verschiedene<br />
pharmakologische, psychologische und andere Interventionen einzusetzen,<br />
die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Prognose verbessern. Ein wesentlicher<br />
Aspekt in der Behandlung fast aller Angstpatienten ist eine sachgerechte<br />
und umfassende Aufklärung des Patienten über sein Störungsbild sowie über<br />
Ablauf und Struktur möglicher Interventionen. Bei den meisten Angstpatient-<br />
Innen konnte bei der ärztlichen Untersuchung keine „körperliche“ Ursache für<br />
die erlebten Symptome festgestellt werden (eine sorgfältige organische Abklärung<br />
der Angstsymptomatik ist trotzdem unerlässlich für die angemessene Behandlung<br />
von Angstanfällen; es gibt eine Reihe von organischen Syndromen, die mit<br />
Angstanfällen verbunden sein können).<br />
Eine Anmerkung dazu: Das dieser Arbeit zugrunde liegende biopsychosoziale<br />
Störungsmodell kennt den Begriff „Ausschlussdiagnostik“ nicht, denn genau<br />
genommen geht es weniger um das Ausschließen, sondern um das einzuschließende<br />
„Sowohl-als-Auch“: Alle Systemebenen – also die physiologischen, psychologischen<br />
und öko-sozialen Wirkfaktoren werden als vernetzte Systemebenen<br />
verstanden; sie befinden sich quasi in einer permanenten parallelen Verschaltung.<br />
Deswegen müssen prinzipiell auf allen Ebenen im Sinne einer „Simultandiagnostik“<br />
Daten erhoben werden. (Plakativ könnte man sagen, dass man „Läuse und<br />
Flöhe gleichzeitig“ haben kann.)<br />
Wie kommt es zu Angststörungen?<br />
Die verschiedenen Formen von Angststörungen können auf ganz unterschiedliche<br />
Weise entstanden sein. Manchmal lösen bereits bestimmte Erfahrungen eine<br />
Angststörung aus (z.B. durch traumatische Erlebnisse). Manchmal ist es der Umstand,<br />
dass der Betroffene bestimmte Verhaltensweisen nie richtig hat lernen können<br />
(z.B. sich durchzusetzen oder vor anderen zu reden oder keine ausreichende