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Leitartikel<br />

Was ist die Kirche?<br />

Was man zum PfarrPlan wissen sollte …<br />

PfarrPlan<br />

2024!<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Im ausgehenden Jubiläumsjahr „500 Jahre<br />

Reformation“ legt es sich nahe, bei dieser<br />

Frage die Confessio Augustana von 1530 in<br />

den Blick zu nehmen und dort nach einer<br />

Antwort zu suchen. Sie findet sich im 7. Artikel<br />

„Von der Kirche“. Dort heißt es: „Es<br />

wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige,<br />

christliche Kirche sein und bleiben muss, die<br />

die Versammlung der Gläubigen ist, bei denen<br />

das Evangelium rein gepredigt und die<br />

heiligen Sakramente laut dem Evangelium<br />

gereicht werden“.<br />

Die Antwort Melanchthons ist unmissverständlich:<br />

Konstitutiv für die Kirche ist der<br />

Gottesdienst, der Dienst Gottes an uns Menschen<br />

im öffentlich gepredigten Wort des<br />

Evangeliums von Jesus Christus. Und nun<br />

sollen weitere 3,5 Pfarrstellen im Kirchenbezirk<br />

Vaihingen an der Enz eingespart werden?<br />

Viele unter uns sind irritiert und fragen<br />

sich beunruhigt, wie das zusammen gehen<br />

soll … Und da hilft es wenig, wenn wir gut<br />

evangelisch sagen, dass die Verkündigung<br />

des Evangeliums und das Reichen der Sakramente<br />

nicht grundsätzlich an das ordinierte<br />

Amt gebunden sind, sondern allen Christenmenschen<br />

offen ist kraft ihrer Taufe im Namen<br />

Jesu. Die Spannung bleibt bestehen<br />

und die Fragen, die damit zusammenhängen,<br />

auch …<br />

Der PfarrPlan bringt einschneidende<br />

Strukturveränderungen mit sich<br />

Noch sind wir mittendrin in den Beratungen<br />

über den PfarrPlan 2024 … Alle Beteiligten<br />

spüren, welche Mammutaufgabe zu bewältigen<br />

ist. Mit insgesamt 3,5 Pfarrstellen, die<br />

einzusparen sind, auf dann nur noch 16<br />

Pfarrstellen im Kirchenbezirk, war von Anfang<br />

an deutlich, dass es keine leichte Aufgabe<br />

werden wird. Freilich, ein möglicher<br />

Weg zeichnet sich da und dort ab. Die drei<br />

Distrikte des Kirchenbezirks haben dazu<br />

ganz unterschiedliche Ideen und Konzepte<br />

entwickelt. Und schon jetzt kann man sagen:<br />

Insgesamt hat sich die Entscheidung der Synode<br />

im letzten Herbst als gut erwiesen, die<br />

Umsetzung des PfarrPlanes als eine gemeinsame<br />

Aufgabe anzugehen und im Prozess<br />

der Beratungen eine größtmögliche Transparenz<br />

in die Kirchengemeinden hinein zu gewährleisten.<br />

Aber dennoch wird mit jeder<br />

weiteren Sitzung des PfarrPlan-Sonderausschusses<br />

deutlich, welche einschneidenden<br />

Strukturveränderungen der PfarrPlan mit sich<br />

bringt, auch im Blick auf den PfarrPlan 2030,<br />

wo voraussichtlich nochmals die gleiche Zielzahl<br />

einzusparen ist. Für die zwanzig Kirchengemeinden<br />

verbleiben dann noch voraussichtlich<br />

12,5 Pfarrstellen. Noch kann<br />

man sich kaum vorstellen, wie das gehen<br />

kann und soll. Aber wir tun gut daran, uns<br />

darauf längerfristig einzustellen.<br />

Der PfarrPlan braucht einen<br />

Gemeindeentwicklungsplan<br />

Was ist Kirche? Angesichts des PfarrPlans<br />

wird deutlich, dass das keine bloße Strukturfrage<br />

sein kann und darf. Die Frage nach<br />

der Gestalt und dem Wesen der Kirche ist<br />

mehr als die Frage, wie viele Pfarrstellen sich<br />

eine Landeskirche auf Dauer leisten kann<br />

und will. Letztlich geht es in diesem Prozess<br />

um eine theologische Auseinandersetzung<br />

im Blick auf die Kirche selbst. Diese ekklesiologische<br />

Fragestellung ist die eigentliche Herausforderung<br />

des PfarrPlans. Die Pfarrerinnen<br />

und Pfarrer des Kirchenbezirks haben<br />

sich auf dem diesjährigen Pfarrkonvent im<br />

Kloster Untermarchtal (s. S. 11) mit dieser<br />

zentralen Frage auseinandergesetzt und<br />

nach Modellen gelebter Kirche gefragt. Angesichts<br />

von immer weniger Pfarrstellen ist<br />

es zukünftig wichtig, dass Kirchengemeinden<br />

mehr zusammenarbeiten und den Blick<br />

über den eigenen Kirchturm hinaus wagen<br />

und kooperativ und gemeindeübergreifend<br />

denken und handeln.<br />

Das Modell einer regiolokalen Kirchenentwicklung<br />

bietet dafür einen nachdenkenswerten<br />

Ansatz. Ziel ist es, wie Gemeinden<br />

vom Nebeneinander zum Miteinander kommen<br />

können. Im Grundsatz geht es dabei<br />

um Vertrauensbildung untereinander. Ko-<br />

operation muss gestaltet werden. Kooperation<br />

braucht Vertrauen. Und Vertrauen kann<br />

nur da entstehen, wo Misstrauen und Neid<br />

realistisch wahrgenommen, ausgesprochen<br />

und bearbeitet werden. Im nächsten Jahr<br />

wollen die Pfarrerinnen und Pfarrer weiter an<br />

diesem Modell einer „Regiolokalen Kirchenentwicklung“<br />

– zusammen mit dem Zentrum<br />

für Mission in der Region (ZMiR) – weiterarbeiten.<br />

Schon jetzt ist im PfarrPlan-Sonderausschuss<br />

der deutliche Wunsch ausgesprochen<br />

worden, nach den Beratungen über<br />

den PfarrPlan 2024 mit den Beratungen für<br />

den PfarrPlan 2030 zu beginnen, um genau<br />

diesen Prozess einer Vertrauensbildung aktiv<br />

und nicht re-aktiv gestalten zu können. Das<br />

erscheint umso dringlicher angesichts der<br />

gravierenden Veränderungen, die mit dem<br />

weiteren Einsparen von Pfarrstellen 2030 bevorsteht.<br />

Der PfarrPlan als ein Nachdenken<br />

über die Zukunft von Kirche<br />

Was ist Kirche? Der PfarrPlan-Prozess stellt<br />

uns grundsätzlich vor die Herausforderung,<br />

diese Frage nicht länger zu verdrängen, sondern<br />

sie mit Nachdruck auf die Agenda zu<br />

setzen. Es liegt an uns, über und neben der<br />

Trauer, die mit dem PfarrPlan einhergeht,<br />

weil liebgewonnene Strukturen sich plötzlich<br />

auflösen, uns Gedanken zu machen über die<br />

Zukunft von Kirche und über zukunftsfähige<br />

und nachhaltige Gemeindestrukturen. Das<br />

ist mehr als ein Streichen von Pfarrstellen.<br />

Das ist mehr als das penible Rechnen und<br />

scheele Schauen darauf, wer am Ende besser<br />

davonkommt. Das ist Vertrauensbildung im<br />

Namen Jesu und seinem Reich, das weiter<br />

und größer ist als jede parochiale Struktur,<br />

das meint.<br />

Ihr<br />

Dekan Reiner Zeyher<br />

Was ist der „PfarrPlan 2024“?<br />

Der „PfarrPlan 2024“ ist unsere Antwort auf<br />

die Frage: Wie kann man unter sich rasch<br />

verändernden Rahmenbedingungen langfristig<br />

eine verlässliche, in den verschiedenen<br />

Kirchenbezirken der Landeskirche möglichst<br />

ausgewogene kirchliche „Nahversorgung“<br />

gewährleisten? Er beziffert für das „Zieljahr“<br />

2024 die Zahl der Gemeindepfarrstellen in<br />

jedem Kirchenbezirk, die diese bis dahin vor<br />

Ort umsetzen.<br />

Wie viele Pfarrstellen fallen beim<br />

„PfarrPlan 2024“ weg?<br />

2024 wird sich die Zahl der Pfarrstellen von<br />

1.666 um 220 auf 1.446 verringert haben.<br />

Davon sind 1.207 Gemeindepfarrstellen und<br />

239 Sonderpfarrstellen (z. B. Krankenhausseelsorge).<br />

Insgesamt fallen bis 2024 somit<br />

13,2 Prozent der Pfarrstellen weg. Dabei<br />

wird natürlich niemand entlassen: Allein in<br />

den sechs Jahren des „PfarrPlans 2024“ werden<br />

497 Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand<br />

gehen.<br />

Gibt es alle sechs Jahre<br />

einen neuen PfarrPlan?<br />

Den ersten PfarrPlan gab es 2006, dann folgen<br />

2012, 2018, jetzt 2024. Weil das Ziel<br />

einer stabilen Pastorationsdichte aktuellen<br />

Prognosen zufolge künftig erreicht wird,<br />

könnte der „PfarrPlan 2030“ zunächst der<br />

letzte landeskirchenweite PfarrPlan sein.<br />

Begleitende Unterstützungsmaßnahmen,<br />

die in der Landessynode<br />

diskutiert werden:<br />

Für jeden Schuldekansbezirk gibt es ab<br />

dem Schuljahr 2017/18 für zehn Jahre<br />

0,5 Stellenanteile Entlastungsvertretung.<br />

Pfarrerinnen und Pfarrer, die Religion<br />

unterrichten, können daher auch<br />

während der Schulzeit Urlaub nehmen.<br />

Religionsdeputate für eingeschränkte<br />

Dienstaufträge wurden angepasst.<br />

Von 2020 bis 2024 sollen 15 Personen<br />

über alternative Zugänge in den Pfarrdienst<br />

aufgenommen werden. Ein Antrag<br />

für ein finanzielles Förderprogramm<br />

dieser Personen während ihrer Studienzeit<br />

wurde zur weiteren Beratung<br />

in Ausschüsse verwiesen.<br />

Der Anteil der Sonderpfarr-<br />

stellen soll bei 16,5% aller<br />

Häfnerhaslach<br />

Pfarrstellen bleiben. Aller-<br />

dings sollen neben den bisher<br />

Ochsenbach-<br />

Spielberg<br />

geplanten sechs Sonderpfarrstellen,<br />

die ansonsten entfallen würden, wei-<br />

tere 15 Funktionspfarrstellen mit<br />

Gündel-<br />

anderen Berufsgruppen besetzt werden. bach<br />

Hohenhaslach<br />

Der Strukturausschuss ist dafür, den<br />

Horrheim<br />

PfarrPlan 2024 durchzuführen, arbeitet<br />

Kleinsachsen-<br />

aber seit 2014 intensiv an begleitenden Ensingen<br />

heim<br />

Maßnahmen.<br />

Sersheim<br />

Es wird ein Strukturfonds eingerichtet.<br />

Klein-<br />

Groß-<br />

Die Kirchengemeinden erhalten 2018<br />

glatt-<br />

bach<br />

heim<br />

und 2021 jeweils 15 Millionen Euro,<br />

um Strukturreformen anzustoßen.<br />

Ober-<br />

Untersachsen-<br />

Vaihingen riexingen riexingen<br />

Ein Antrag auf Aufstockung des Roßwag an der Enz<br />

Strukturfonds wurde zur weiteren<br />

Beratung in Ausschüsse verwiesen.<br />

Aurich Enzweihingen<br />

PfarrPlan im Kirchenbezirk<br />

Vaihingen an der Enz<br />

Nussdorf Riet<br />

Die Zielzahlen für den Kirchenbezirk Vaihingen<br />

gehen von einer Reduzierung um<br />

3,5 Pfarrstellen bis zum Jahr 2024 aus,<br />

Eberdingen<br />

d. h. von derzeit 19,5 auf 16 Pfarrstellen.<br />

Distrikt Sachsenheim<br />

Der PfarrPlan-Sonderausschuss hat bezogen<br />

Distrikt Stromberg<br />

Hochdorf<br />

Distrikt Süd<br />

auf die einzelnen Distrikte folgende Verteilung<br />

der Pfarrstellen vorgeschlagen:<br />

Weiteres Vorgehen<br />

Distrikt Süd:<br />

Derzeit laufen in den Distrikten die Gesprä-<br />

bisher 500%, zukünftig 400%<br />

che. Die Ergebnisse werden in den PfarrPlan-<br />

Hierzu gehören die Pfarrstellen Roßwag- Sonderausschuss gespeist, in dem aus jeder<br />

Aurich, Enzweihingen, Hochdorf-Riet, Eberdingen,<br />

Nussdorf<br />

PfarrPlan-Sonderausschuss erarbeitet dann<br />

Gemeinde ein Vertreter entsandt ist. Der<br />

einen Vorschlag für die Bezirkssynode im<br />

Distrikt Sachsenheim:<br />

Herbst am 24.11.2017. Der Vorschlag wird<br />

bisher 700%, zukünftig 550%<br />

bis zur Frühjahrssynode in den Gemeinden<br />

Hierzu gehören die Pfarrstellen Ochsenbach- beraten. In der Bezirkssynode im Frühjahr<br />

Spielberg-Häfnerhaslach, Hohenhaslach, 2018 wird ein bezirkliches Stellenverteilungs-<br />

Kleinsachsenheim, Großsachsenheim, Oberriexingen,<br />

Unterriexingen<br />

Oberkirchenrat und synodaler Sonderauskonzept<br />

beschlossen. Bis November 2018:<br />

schuss prüfen bezirkliche Stellenverteilungs-<br />

Distrikt Stromberg mit Dekanatsstadt konzepte. Die Landessynode entscheidet im<br />

Vaihingen an der Enz:<br />

Rahmen des zum Haushalt gehörenden Stel-<br />

bisher 750% zukünftig 650%.<br />

lenplans über die in den bezirklichen Stellen-<br />

Hierzu gehören die Pfarrstellen Sersheim, verteilungskonzepten vorgeschlagenen Auf-<br />

Horrheim-Gündelbach, Ensingen, Kleinglattbach,<br />

Vaihingen an der Enz<br />

len.<br />

hebungen und Einrichtungen von Pfarrstel-<br />

Informationen zusammengestellt<br />

von Pfr. Friedemann Wenzke<br />

2<br />

3

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