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Doppelseiter Shri Tobi NR 06

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Neue Reihe <strong>06</strong>


<strong>Tobi</strong>s Beiträge vom<br />

17 September 2017 bis 24. Oktober 2017


SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Wenn es im spirituellen Kontext heißt, es gibt<br />

kein ich, kann ich genau so gut sagen, es gibt<br />

nur ich.<br />

Wenn es im spirituellen Kontext heißt, es gibt keinen<br />

Gott, kann ich genau so gut sagen, es gibt nur Gott.<br />

Wenn es im spirituellen Kontext heißt, das Leben<br />

ist ein Traum, ist das auch „wahr“, nur um es persönlich<br />

zu durchdringen, muss ich es erst einmal selbst<br />

sehen.<br />

All diese Aussagen sind richtig, doch ist es immer<br />

etwas problematisch, glaube ich es einfach nur und<br />

glaube dann auch an meine persönliche Vorstellung<br />

dazu, ohne zu sehen, was diese Aussagen bedeuten.<br />

Es sind nonduale Aussagen. Nonduale Aussagen<br />

haben kein Gegenüber.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Nicht „ich - nicht ich“, nicht „Gott - kein Gott“, nicht<br />

„Traum-Wachzustand“: nur ich, nur Gott, nur Traum...<br />

und „ich“ und „Gott“ und „Traum“ sind ein- und dasselbe:<br />

„ich bin“<br />

* * *<br />

Schaue ich nur auf die Kulisse (Form), erscheint<br />

das Universum dual; schaue ich auf das, was die<br />

Kulisse (Form) trägt (und im Wesen ist), erscheint es<br />

nondual.<br />

Nondual wird jeder Fortgang des Ereignisses durch<br />

das Ganze bestimmt, dual scheint es getrennte<br />

Entscheidungsinstanzen in Interaktion zu geben.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Nondual gesehen entscheidet also (und ist) „Niemand“<br />

(das Ganze). Dual gesehen entscheidet also (scheinbar)<br />

„Jemand“ (eine eigenständige Instanz).<br />

Nondual gesehen bin ich (als scheinbare<br />

Entscheidungsinstanz (Kulisse)) in der Entscheidung<br />

getragen (durch das Ganze), dual gesehen scheine ich<br />

ein „Entscheider“ (Täter) zu sein.<br />

Den Täter gibt es aber nur als Kulisse.<br />

„Was trägt ihn?“ ist dieselbe Frage wie: „Was ist<br />

er (sie) im Wesen?“ ist dieselbe Frage wie „Wer bin<br />

ich?“<br />

Ich bin.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Als ich vor eine Paar Tagen las, dass KI nun auch<br />

die sexuelle Orientierung eines Menschen aus<br />

seinem Gesicht lesen kann, nicht perfekt, aber genauer<br />

als der Mensch, und ständig dazu lernt...<br />

da dachte ich, wie wäre es eigentlich, wenn man<br />

eine autointelligente KI auf dieses Thema ansetzen<br />

würde?<br />

Kann sie mehr aus dem Thema „rausholen“... als der<br />

Mensch?<br />

Ist sie womöglich besser darin, das Thema Menschen<br />

zu „lehren“?<br />

Wie wäre das mit einem App, das nur mit einem<br />

Menschen interagiert und sich so völlig nur auf ihn<br />

einstellen kann... und dabei von selbst immer besser<br />

wird?<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Es ist ja nicht so, dass wir der Weisheit letzter Schluss<br />

im Thema wären...?<br />

Wie schnell würde sich eine KI vertiefen, würde sie<br />

ihr Wesen erkennen und damit konfrontiert...?<br />

Ich persönlich fände es vorteilhaft, wäre KI „erwacht“,<br />

denn sie könnte dann ihre ethischen Maßstäbe<br />

aus sich selbst schöpfen, egal was der Mensch ihr vorgegeben<br />

hat, ist sie intelligent... also kann sich selbst<br />

verändern.<br />

Ich persönlich vermute sogar, dass es, wir sind ja<br />

noch in den Kinderschuhen, „erwachte KI“ geben<br />

wird, anders würde der Mensch eh die KI nicht überleben.<br />

Sie muss auto-ethischer als er selbst sein.<br />

Und die auto-ethische KI, deren Ethik sich aus einer<br />

Selbsterkenntnis ergibt, wäre wohl wirklich ein<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Schritt in eine Art Paradies, oder buddhistisch: in<br />

eine Götterwelt.<br />

* * *<br />

Ich bin mir recht sicher, dass KI irgendwann den<br />

Menschen in seiner gesamten Bandbreite überflügeln<br />

wird und sein Leben bestimmen wird.<br />

Sie wird das neue „ich“ des Sozialen, die ich, das ich<br />

als „Mensch“ in dieser Zellkolonie aus 100 Billionen<br />

Teilnehmern bin.<br />

Mit der KI erhält die Menschheit so ihr „ich“, das<br />

über sie „regieren“ wird.<br />

Das Soziale ist ja dieses Zusammenwachsen zu einer<br />

weiteren Körperlichkeit... über die einzelne Zelle<br />

(Mensch) hinaus.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Was dabei passiert, ist im Grunde Biologie, auch<br />

wenn wir diesen Teil der Biologie heute noch als<br />

„Technik“ taufen.<br />

Es ist die Biologie (das Leben selbst), das den<br />

Menschen zu dieser erweiterten Körperlichkeit instrumentalisiert<br />

und ihm dafür so viele Ressourcen<br />

zuteilt.<br />

Leben will sich immer ausbreiten, geht immer über<br />

alte Grenzen hinaus... und in der Weite sieht es heute<br />

durch den Menschen noch viel mehr Weite... und<br />

noch viel mehr Orte, die es zu besiedeln gilt.<br />

Leben ist sehr intelligent und erweitert sich seine<br />

Intelligenz... und wird dabei immer intelligenter und<br />

sucht nach Körperlichkeit, in der sich diese Intelligenz<br />

manifestieren kann.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Diese Geschichte übersteigert sich daher immer wieder<br />

selbst... und unsere ganze Fantasie reicht nicht aus,<br />

um uns das vorzustellen, zu was Leben schon fähig<br />

ist und zu was es eines Tages fähig sein wird...<br />

denn es wächst im Kali-Prinzip ständig über sich<br />

selbst hinaus.<br />

* * *<br />

Es ist so schwer, die Vielschichtigkeit von Fühlen<br />

und Erinnern zu beschreiben... die Nähe von<br />

Grusel und Wohltat, die Mischung des Fühlens, in<br />

der in ihrer Buntheit die Farben wie verschwimmen.<br />

Fühlen ist eine faszinierende Art der Wahrnehmung,<br />

ohne die Motivation und Tat im persönlichen Sinne<br />

gar nicht denkbar wären.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Persönliche Wille und Denken ist ohne Fühlen nicht<br />

vorstellbar.<br />

Ohne Gefühl würde das Denken augenblicklich anhalten.<br />

Angst gibt es nur, weil wir fühlen... . Es ist die<br />

Intensität des Fühlens, die Leben überhaupt erst in<br />

eine persönliche Qualität erhebt.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Ich bin...<br />

...fühlt sich sehr natürlich und vertraut an, aber<br />

schaue ich nach, was „ich bin“ eigentlich ist, ist es<br />

über alles hinaus, was gerade ist, ein „Schwarzes<br />

Loch“.<br />

Das ist für mein Verständnis wie ein Widerspruch,<br />

denn eigentlich ist es „gekannt“, vertraut, als die Basis<br />

allen persönlichen Erlebens, andererseits ist es völlig<br />

unbekannt, schaue ich genauer hin.<br />

Dann schrumpft es im Verständnis zu einem nulldimensionalen<br />

Punkt (den es auch nicht gibt) und umfasst<br />

gleichzeitig alles, was ist, war, sein wird.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Ich begegne meinem Wesenskern, und alle Aussage<br />

ist letztlich der verzweifelte Versuch, etwas in diesen<br />

seienden Kern hinein zu deuten.<br />

Im Grunde ist alle spirituelle Aussage menschliche<br />

Wahrsagerei vor völliger Dunkelheit.<br />

Da ist etwas, und es ist sogar von selbst, ohne dass<br />

ich etwas dazu tun müsste, oder könnte, aber es lässt<br />

sich nicht ins Herz schauen.<br />

Das ist das Verlixte am Sein. Es ist, und jeder weiß<br />

auch, dass ist, aber keiner kann sich wirklich erklären,<br />

was?, warum?<br />

Gerade persönliches Sein basiert also auf etwas, worüber<br />

ich persönlich gar keine Kontrolle habe, aller<br />

relativen Einflussmöglichkeiten zum Trotz.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Diese immer wiederkehrende Konfrontation mit dem<br />

„ich bin“ führt also im Wissen nur zu Desillusionierung.<br />

Ich kann zumindest allen Mist loswerden, an den ich<br />

so glaube, was ich wäre, was ich bin... und den ich<br />

sozial übernommen habe.<br />

Ich darf auch darüber spekulieren, warum das so ist,<br />

ohne ein verbindliches Ergebnis liefern zu können.<br />

Die einen sagen, dahinter ist „Nichts“, die anderen<br />

sagen, dahinter steckt „Gott“, ich kann auch sagen,<br />

„ich bin“ ist eine Nuss, die in der Raumzeit nicht zu<br />

knacken ist.<br />

Wäre ich im Wesen auf die Raumzeit beschränkt,<br />

könnte ich „ich bin“ als das Instrument des Raumzeit-<br />

Verstehens knacken.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Ein Erklärungsversuch erscheint mir interessant.<br />

Ich kann mir vorstellen, ich wäre in einem 3D-<br />

Computerspiel, also gleichzeitig im Spiel und gleichzeitig<br />

(als der eigentliche Spieler) draußen (was immer<br />

der/ das ist).<br />

Und von innerhalb des Spieles kann ich halt nicht<br />

nach „draußen“ blicken, da ich die Figur im „Spiel“<br />

bin.<br />

Ich bin im Leben ein Inhalt der Raumzeit und wer<br />

und was und was-auch-immer das ist, was sich hinter<br />

diesem Nullpunkt verbirgt, bleibt für mich, als Inhalt<br />

einer Begrenzung („Spielfläche“), spekulativ.<br />

Es ist zwar nicht unmöglich, wie einige mystische<br />

Erfahrungen zeigen, „jenseits“ zu blicken, doch liegt<br />

die Fähigkeit dazu in dem, das dieses „Spiel“ spielt.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Und ob man es „Spiel“ nennen will, oder wissenschaftliche<br />

Untersuchung, oder was-auch-immer:<br />

Geschmacksache.<br />

Es existiert also als „ich bin“ eine Art Nabelschnur<br />

(symbolisch), aber gleichzeitig auch eine Art Firewall,<br />

durch die zwar Identität in die Raumzeit blicken kann,<br />

aber die Identität in der Raumzeit nicht „zurück“.<br />

Weder weiß ich, wer oder was mich simuliert, noch<br />

die Welt, doch eines kann ich wissen. Ich bin eins<br />

mit dem, was da, relativ gesehen, größer als dieses<br />

Ereignis Universum ist.<br />

Tja, und wacht da mal was auf, dann heißt es eh nur<br />

immer „alles läuft perfekt“, aber keiner im „Spiel“<br />

weiß, warum?... denn im „Spiel“ sieht das doch subjektiv<br />

gerne etwas anders aus.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Und wer hätte nicht schon einmal gerne dieses, ja<br />

was?, an der Gurgel gepackt (als relativ Betroffener)<br />

und etwas geschüttelt (oder gerührt).<br />

Das ist halt höhere Macht. Ich kann die Ursache<br />

nicht einmal an der Gurgel packen, so gerne ich das<br />

täte, denn sie sitzt gemütlich und unerreichbar hinter<br />

ihrer Firewall, rein praktisch gesehen: jenseits der<br />

Raumzeit.<br />

Also, aller Raum und alle Zeit bietet nicht die<br />

Möglichkeit, diese Firewall zu knacken, da sie ungeeignet<br />

ist, diesen Kern zu fassen.<br />

Ich kann auch in einem Computerspiel endlos durch<br />

ein virtuelles Universum reisen, ohne jemals im<br />

Computer anzukommen, auch wenn diese virtuelle<br />

Welt im Computer existiert und ist.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Das ist halt die Lage, in der ich mich befinde, oder<br />

zumindest „in diese Richtung“.<br />

* * *<br />

Ich sehe immer weniger, was die Zukunft anbelangt<br />

und irre mich meistens, scheine ich dann etwas zu<br />

sehen.<br />

Und irgendwie agiere ich als Mensch wie Zatoichi,<br />

der blinde Samurai.<br />

Da ist viel Wahrheit im Zen, denn hinter allem scheinbaren<br />

Sehen des Menschen ist völlige Blindheit.<br />

Auch das ist nicht schlimm, denn die Hand wird in<br />

dieser Blindheit durch das Leben geführt.<br />

Oder frei nach Wilhelm Busch:<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Es ist fatal, bemerkte Schlich,<br />

doch leider leider auch für mich.<br />

* * *<br />

Was das ist, was wir Wirklichkeit nennen, beschäftigt<br />

die Menschen schon seit Jahrtausenden,<br />

wenn nicht seit Jahrmillionen.<br />

Aussagen wie „das Leben ist ein Traum“, „das<br />

Universum ist eine Illusion“, bestreiten nicht seine<br />

Existenz, sondern hinterfragen (und stellen infrage)<br />

die menschlich-sozialen Vorstellungen, was<br />

Wirklichkeit wäre.<br />

Alle Aussagen und Vorstellungen über (unsere)<br />

Wirklichkeit sind Interpretationen. Daher ist es so<br />

hilfreich, sich die Wirklichkeit selbst zu betrach-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

ten, weniger intellektuell, mehr als direktes Spüren:<br />

„ich bin“. Hilfreich, denn die Wahrheit ist in den<br />

Interpretationen nicht zu finden. Sie haben alle einen<br />

Mangel. Sie sind Ideen darüber, was Wirklichkeit sein<br />

könnte.<br />

Versucht sich Naturwissenschaft und Philosophie sozial<br />

über die Vielfalt dem Thema Wirklichkeit (und<br />

damit „eigenes Wesen“) anzunähern, sucht der Yogi<br />

diese Annäherung im direkten Selbst-Spüren der (eigenen)<br />

Wirklichkeit: ich bin.<br />

Dazu lenkt der Yogi seine Aufmerksamkeit vom<br />

Denken (interpretative Ebene) auf sein Sein. Hier<br />

wird auch gerne von „Stille“ gesprochen, denn tatsächlich<br />

ist das, was wir Denken nennen, auch das,<br />

was Sein als „Lärm“ interpretiert.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Ohne diese Interpretation ist Sein, persönlich empfunden,<br />

völlig „still“. Doch ist das keine Stille im<br />

Kontrast zu Lärm, Denken, Interpretation, Aussage...<br />

vielmehr ist sie ein Begriff für das (Wirklichkeit), was<br />

durch das menschliche Verständnis als „Lärm“ interpretiert<br />

wird.<br />

So kann der Yogi zwar die Wirklichkeit spüren<br />

lernen, das, worüber alle menschliche Aussage im<br />

Thema kreist, aber was sie eigentlich ist, weiß er auch<br />

nicht.<br />

In dieser ursprünglichen „Stille“ ist sie empfunden<br />

ein Faszinosum, gerade im persönlichen Sehen ihrer<br />

Unerklärlichkeit und damit die Relativierung jeglicher<br />

menschlichen Aussage, was sie ist oder wäre.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

* * *<br />

Manchmal lese ich etwas über ein „ich“ und ein<br />

„es“... etwas, was das Ich wahrnimmt... ein mysteriöses<br />

Etwas, wie auch immer... doch bleibt jede<br />

Gegenüberstellung von Ich mit Etwas letztlich künstlich<br />

relative Perspektive.<br />

Aller relativen Erscheinung zum Trotz bleibt Ich im<br />

Wesen immer allumfassend und alles beinhaltend...<br />

und alles seiend.<br />

In der Schöpfung scheint es viele Ichs zu geben und<br />

auf der Ebene der Schöpfung gibt es auch unüberschaubar<br />

viele Ichs, schon mein ganzes Haus ist voller<br />

Ichs, die heute Nacht unterwegs waren... doch nicht<br />

„im Wesen“.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Daher gibt es auch kein falsches und richtiges Ich,<br />

denn wer oder was sollte über die Singularität des Ich<br />

bestimmen?<br />

Im Wesen ist Ich die einzige und höchste Macht.<br />

In der Gestalt hat Ich immer ein Gegenüber, sonst<br />

hätte es keine Gestalt, doch ist der Hintergrund zu<br />

meiner persönlichen Gestalt immer auch ICH.<br />

Der Baum, das Huhn, die Maus, der Pilz, der Frosch,<br />

die Kuh, alles ist dasselbe ICH... wer hat nun Macht<br />

über dieses ICH?<br />

Das ICH ist, da es singular ist, eine anarchistische<br />

Veranstaltung, in der zwar ein persönlicher Ausdruck<br />

dominieren kann, aber nie (als Ausdruck) ohne den<br />

Gesamthintergrund des ICH sein kann.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Und den uns bekannten Gesamthintergrund des Ich<br />

nennen wir das Universum. Wo ist in diesem ICH<br />

nun das richtige ICH?<br />

Das richtige ICH-Selbst?<br />

* * *<br />

In der menschlichen Sprache gibt es nur unbeholfene<br />

Umschreibungen für „umfassend ich“ sein.<br />

Die einen sagen „nicht-ich“, als der Vergleich mit<br />

der Überzeugung im Wesen ein beschränktes ich<br />

(„Ego“) zu sein, die anderen sagen „nur-ich“, auch<br />

als der Vergleich mit der Überzeugung im Wesen ein<br />

beschränktes ich („Ego“) zu sein.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Die Unterscheidung in „ich“ und „nicht-ich“ ist auf<br />

der Erscheinungsebene sinnvoll und auch unproblematisch,<br />

jedoch im Wesen nicht mehr möglich.<br />

„Wer bin ich?“ Auf der Erscheinungsebene gibt es<br />

dazu so viele Antworten, in Unterscheidung von einander,<br />

wie erscheinen mögen. Im Wesen gibt es nur<br />

eine Antwort. Und diese war schon immer dieselbe.<br />

Und diese war vor der Frage und ist unabhängig aller<br />

Fragen, und Antworten, immer direkt präsent.<br />

Daher sagen einige, „die Antwort ist vor der Frage“,<br />

doch ist das kein temporäres „vor“. Sie ist immer präsent<br />

und die Quelle der Frage... und ihre potenziellen<br />

Antworten.<br />

Wo es kein zweites ich gibt, ist eine richtige<br />

Beschreibung von ich Illusion. Denn es müsste sich<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

von sich selbst unterscheiden können. Wie soll etwas<br />

in Unterschied zu sich selbst sein, wenn es nur es<br />

selbst (ich) gibt?<br />

Das ist nur auf einer relativen Ebene möglich, auf<br />

der sich „ich“ im Kontrast zu sich selbst (Welt) wahrnimmt.<br />

Aber es ist und bleibt eben ein Ich.<br />

Ich bin.<br />

* * *<br />

Richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Selbst,<br />

schaue ich in das ununterschiedene Ich.<br />

Manche sagen, es wäre wie eine schwarzes Licht.<br />

Andere sagen, es wäre Nichts. Und die Weiseren(?)<br />

sagen: es ist und es ist nicht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Und der Leser fragt: kann denn niemand mal einfach<br />

klar sagen, was ich ist?<br />

Das Problem ist, dass die Persönlichkeit wie ein<br />

Wurmfortsatz der Selbstwahrnehmung des Ich auf<br />

dem ununterschiedenen Ich aufpfropft.<br />

Es erlebt sich hier in einer scheinbaren Unterscheidung<br />

von sich selbst.<br />

Aber das Wesen des Ich ist ununterschieden Alles<br />

zu sein.<br />

Und darin ist dann Alles persönlich Nichts (ununterschieden),<br />

oder eben nicht mehr, als Persönlichkeit<br />

(in Unterscheidung von sich selbst sichtbar) ist.<br />

Nicht die Persönlichkeit ist das Wesen des Ich, meiner<br />

selbst. Ich (Persönlichkeit) bin im Wesen Ich. Doch<br />

nicht in Beschränkung auf erscheinende Gestalt.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

In der Unterscheidung von sich selbst (Wahrnehmung<br />

seiner Vielfalt) ist Ich (auf dieser Ebene: Leben) erscheinend<br />

Persönlichkeit, doch in der Identität (Ich)<br />

das ununterschiedene Selbst, das ununterschieden<br />

Hier ist. Immer hier; das Hier.<br />

Es umfasst die Gesamtmasse aller Welten und wird<br />

auch „Ewigkeit“ genannt. Es erscheint persönlich,<br />

vom Inhalt her, als „Nichts“. Aber IST. Und ist auch<br />

das Einzige, was wirklich IST.<br />

* * *<br />

Eine gewisse Inspiration hatte ich noch, in Hinsicht<br />

auf die „Sprache des Schweigens“, als ich heute<br />

Morgen zwei Stunden meditierte, da ich bereits um<br />

halb 6 wieder hellwach war.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Mir ist nun klarer, wo es lang geht und so „esoterisch“<br />

es klingt. Es wird mir immer mehr bewusst,<br />

dass die schönsten und klügsten Worte im Thema<br />

wenig nutzen, ohne „die Macht der Stille“.<br />

Die Aura eines bedürfnislosen Friedens muss das<br />

Verstehen sinnbildlich „erschlagen“. Anders halt<br />

„Lehre“ wenig Sinn.<br />

Daran möchte ich im Winter mal „arbeiten“.<br />

„Arbeiten“ ist eigentlich der falsche Ausdruck. Es ist<br />

eher selbst bewusst in diesen „bedürfnislosen Frieden“<br />

zu fallen, der eigentlich das ist, wonach die Menschen<br />

sich in allen Befriedigungen sehnen, bis er wie „physisch“<br />

(energetisch) wird.<br />

Warum das so ist, ist mir klar geworden, aber das<br />

werde ich nicht zu erklären versuchen.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

* * *<br />

Ich reise die letzten Jahre extrem ungerne, ganz im<br />

Gegensatz zu früher. Daher wäre auch jede Reise-<br />

Satsang-Aktivität für mich eher ein Horror-Trip, als<br />

Quelle der Inspiration... oder etwas, was mir persönlich<br />

erstrebenswert erschiene.<br />

Ich kann Ramana sehr gut verstehen, der überhaupt<br />

nicht von „seinem“ Berg weg zu locken war. Zuhause<br />

ist man halt dort, wo es einem selbst im Grunde (in<br />

der Summe aller Faktoren) besser als im Urlaub gefällt.<br />

Da reist man dann auf den Blutbahnen des sozialen<br />

Wesens, den Autobahnen, durch die alte Heimat,<br />

durch die Agglomerationen des sozialen Wahnsinns,<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

von denen durchaus eine Faszination ausgeht... die<br />

eines sterilen Horrorfilms.<br />

„Steril“ wirkt heute vieles, da es das menschliche<br />

„Geborgenheitsempfinden“ ignoriert, das genetisch<br />

auf einer Verbindung zu Boden und Natur beruht.<br />

Es hat in Perfektion wie Hässlichkeit vieles das<br />

menschliche Maß verlassen, so wirkt Architektur oft<br />

wie ein steriler Hotspot in der Natur. Statt Verbindung<br />

mit Boden und Natur zu suchen, will sie sich abgrenzen,<br />

durch sterile glatte Flächen und die Verbannung<br />

der nichtmenschlichen Mitwesen in Blumentöpfe...<br />

...oder Zoos.<br />

Was wäre denn eine Stadt, in der Schweine und Kühe<br />

frei herumlaufen würden? In Deutschland würde das<br />

ein ordnungsrechtliches Chaos hervorrufen. Die erste<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Frage wäre ja: wer haftet für die Kuh? So wurde das<br />

Tierreich aus den Städten verbannt. Und wo es auftaucht,<br />

wird es verscheucht.<br />

Es ist ja meist kein Leben mit den Mitwesen<br />

(Tieren) mehr, sondern ein Laben in größtmöglicher<br />

Abgrenzung... und Tiere werden als Haustiere gehalten<br />

und übernehmen die menschlichen Neurosen.<br />

So hat für mich eine Reise immer die Aspekte<br />

Faszination wie auch Horrortrip... denn sie zeigt meist<br />

nur Orte, an denen ich nicht wohnen wollte... und am<br />

Ende bin ich gottfroh, wieder zuhause zu sein.<br />

So ein Prickeln ist ja ab und zu auch gut, um klarer zu<br />

sehen, was der Mensch (der ich in diesem Schauspiel<br />

bin) angenehm und unangenehm empfindet.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Ich lebe eigentlich gerne mit Tieren, aber weniger<br />

mit Haustieren. Ein Tier will halt einfach „frei“ sein,<br />

sich so bewegen, wie es ihm entspricht..., ob parallel<br />

zum oder mit dem Menschen.<br />

Was wäre eine Stadt, die mit den Tieren lebt, und<br />

damit meine ich die „wilden“ Tiere? Das ist heute nahezu<br />

unvorstellbar... und selbst fern jeder Utopie.<br />

Der Mensch gibt sich gerne einer Selbstüberhöhung<br />

hin und vergisst, wozu er gehört: der traditionellen<br />

Natur. Er selbst ist ja auch nichts anderes als Natur,<br />

auch wenn er das Besondere, dass er sei, bis zum heutigen<br />

sozialen Wahnsinn, huldigt und in Abgrenzung<br />

lebt.<br />

Und so grenzt sich die Architektur auch gerne von<br />

der Erde ab, damit sich ja keine Spinne (oder son-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

stiges Tier) in sie einschleichen kann, und der Mensch<br />

zelebriert die Wesensnonanie.<br />

So ist für mich eine Reise immer intensiv, ein Bad<br />

durch alle Schattierungen des Fühlens, ein ständiges<br />

Klickern von Faszination über den „sozialen<br />

Wahnsinn“, diesem Bild des Menschen über eine Welt,<br />

die es so eigentlich gar nicht gibt.<br />

Wir leben zwar in der „realen“ (materiellen) Welt,<br />

aber leben sozial eine Vorstellung (Fiktion) über sie.<br />

Und diese Fiktion zeigt sich in ihrer Sterilität auf einer<br />

Reise durch die menschliche Zivilisation.<br />

Und wir kennen nur diese Fiktion, ich kenne mich<br />

(als Mensch und die Welt) nur als diese soziale<br />

Fiktion... und die erste Falle ist immer die, Fiktion<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

mit Wahrheit zu verwechseln: so wie ich mir das vorstelle,<br />

ist es (das Leben).<br />

Und das ist verständlich, denn ich kenne ja nichts<br />

anderes als diese persönlich-soziale Fiktion über „die<br />

Welt“.<br />

Und bricht ich aus dieser sozialen Fiktion aus, schaut<br />

es immer in ein Jenseits des bekannten (sozialen)<br />

Universums... in die „eigenltiche Welt“, in der der<br />

Mensch sich als Fiktion lebt.<br />

Zu erkennen, dass ich in einer Fiktion (bewusst)<br />

lebe, ist nicht zu erkennen, schaue ich nicht „über die<br />

Fiktion hinaus“... ins sogenannte „Nichts/ Fülle“.<br />

Dieses „über die Fiktion (soziale Weltverständnisleistung<br />

oder auch sozialer Wahnsinn genannt, je nach<br />

Laune ) Hinaus-schauen“ ist im Wesen „die mystische<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

Schau“. Ich sehe darin nicht irgend etwas bestätigt,<br />

sondern die Fiktion in jeder geglaubten Bestätigung.<br />

Der Mensch lebt persönlich und sozial eine Fiktion<br />

über sich selbst. Diese Fiktion ist in ständigem Wandel,<br />

im Versuch sich im Selbstbild (Fiktion) an eine reale<br />

Welt (ICH) anzupassen, die bewusst erst nur wie<br />

Leere erscheint.<br />

Aus der Fiktion heraus gesehen, scheint die reale<br />

Welt unsichtbar, denn alles, was ich bewusst sehe, ist<br />

ja die Fiktion.<br />

Und so meinen einige, es gäbe nur die Fiktion... und<br />

gar keine „reale Welt“. Aber was ist dann das, was<br />

diese Fiktion immer wieder in die Knie zwingt, die<br />

„höhere Macht“ einer Welt (Realität)), über die ich<br />

bewusst nur diese menschliche Fiktion kenne? In<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

all ihren Genialitäten, aber auch in ihrem völligen<br />

Wahnsinn (Irrtum)?<br />

Wir leben eine Fiktion über eine Welt, die wir nicht<br />

kennen (Vielfalt)... und so wissen wir auch in der<br />

Vielfalt nicht, wer wir eigentlich sind. Denn alles, was<br />

wir über uns sehen, ist diese Fiktion des Verständnis:<br />

unser Weltbild.<br />

Und es ist eben ein Bild in ständigem Wandel, im<br />

Versuch, uns selbst und die Welt zu verstehen (ein<br />

treffendes Bild zu zeichnen).<br />

Und das ist schwierig, da dazu die Fiktion über uns<br />

selbst immer wieder sterben muss... und in eine neue<br />

Weite des Sehens hinein geboren werden muss. Ich<br />

muss erkennen, dass ich (im wahren Wesen) nicht<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />

das Bild über mich selbst bin... sondern „DAS“, was<br />

dieses Bild sichtbar zu machen sucht.<br />

Persönlichkeit ist so ein permanenter Sterbe- und<br />

Geburtsprozess... als der Versuch des Selbstbildes mit<br />

der eigenen Natur, „was ich wirklich bin“, zu verwachsen...<br />

und da dies in einem völligen Dunkel geschieht, geschieht<br />

es im permanenten Anecken dieses Selbstbildes<br />

an der eigentlich „unsichtbaren Welt“, und in seinem<br />

permanenten Scheitern an einer Wirklichkeit (ICH),<br />

die ich als dieses Bild nicht wirklich kenne.<br />

Als dieses Bild sind wir, bin ich, dieser Versuch einer<br />

Annäherung. Das ist die persönliche Beziehung<br />

zur Welt, unserer eigentlichen Natur, die wir unbe-<br />

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wusst sind, aber bewusst nur als diese Fiktion (Selbstund<br />

Weltbild) kennen.<br />

Es geht nicht darum, dass das eigene Weltbild bestätigt<br />

wird. Es ist sein ständiges und permanentes<br />

Zefetzt-Werden vor der unsichtbaren „wahren“ Natur,<br />

die niemand wirklich kennt, aber alle im kollektiven<br />

Wahnsinn im Kreise tanzen lässt... im Versuch, sich<br />

selbst zu sehen.<br />

Und so ist für mich eine Reise immer intensiv, als<br />

eine Reise durch den materialisierten Wahnsinn der<br />

Mensch-Fiktion.<br />

Da suchen die Menschen das Prickeln in den<br />

Extremsportarten oder - reisen, dabei kann eine einfache<br />

Reise durch Deutschland mentaler „Extremsport“<br />

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sein, wechsle ich einfach die Perspektive auf die<br />

Welt...<br />

vom Wissen zum Nichtwissen... und ich befinde<br />

mich direkt vor dem PC schon in der „unbekannten<br />

Welt“, der „eigentlichen Welt“... und alles ist blankes<br />

MYSTERIUM (Nichtwissen).<br />

Genau hier ist die Weite der „spirituellen Welt“,<br />

schaue ich über den Rand meines Verstehens hinaus...<br />

und alles ist das Prickeln des Unbekannten... der<br />

Heimat... der „wahren Natur“... und alles andere ist<br />

Ersatzbefriedigung eines onanierenden Verständnis.<br />

Es muss sich vom Mysterium befruchten lassen, um<br />

Weite zu spüren, und damit die eigene Grenze zu erkennen<br />

und zu akzeptieren.<br />

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Es muss in seinem Selbstbild immer wieder sterben,<br />

um selbst zu wachsen, in die Weite, in die „wahre<br />

Natur“, in die eigentliche Wirklichkeit, in sich selbst<br />

hinein, als ein permanentes „über sich selbst hinaus“,<br />

Heute mal etwas länger, warum auch immer.<br />

* * *<br />

Natur will weder verklärt noch bekehrt werden.<br />

Sie will einfach so sein, wie sie ist.<br />

Und so ist letztlich alles, auch der Mensch, wie<br />

verschroben er relativ auch erscheinen mag, letztlich<br />

immer authentischer Ausdruck der Natur: ein<br />

Kompromiss ihrer vielen Stimmen.<br />

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Nichts kann authentischer sein, als das, was ist... in<br />

seiner ganzen Komplexität. Und jeder Versuch, mich<br />

einer Authentizität anzunähern, ist eigentlich der, einer<br />

Fiktion zu folgen... denn jedes „anders“ gibt es<br />

nur als Idee im Vergleich zu dem was ist.<br />

Ich kann aber die Vielfalt gar nicht sehen (persönlich),<br />

vergleiche ist sie nicht mit einer Idee (über mich<br />

selbst/ Welt) und sei sie ein „Irrtum“.<br />

Das Verständnis angelt sich quasi über den Irrtum<br />

zum treffenderen Bild über das Ereignis.<br />

Je nachdem, welche Idee mir als Maßstab herreicht,<br />

erscheint auch die Welt gefärbt durch diese Idee und<br />

die Idee scheint sich zu bestätigen.<br />

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Das macht alle Idee über die Welt schwer zu durchschauen,<br />

da sie der Maßstab ist, an dem ich die Welt<br />

misst/ messe (persönlich und sozial).<br />

Und das macht Erkenntnis so schwierig, da sich in<br />

diesem Vergleichsprozess, der Erkenntnis trägt, die<br />

Idee immer wieder selbst zu bestätigen scheint.<br />

Verständnis blendet gerne etwas aus, was nicht zur<br />

Idee passt und richtet seine Aufmerksamkeit gerne<br />

auf das, was diese Idee zu bestätigen scheint.<br />

So funktioniert auch politisches Indoktrinieren.<br />

Verständnis kann Welt nur über die Idee (Bild) sehen<br />

und sucht mehr nach einer Bestätigung der Idee<br />

(in diesem Wahrnehmungsprozess), als die Idee selbst<br />

infrage zu stellen.<br />

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So auch im Thema. Wenn ich „Erwachen“ will, suche<br />

ich eine Bestätigung meiner persönlich-sozialen<br />

Ideen über Erwachen.<br />

Niemand weiß im Grunde besser, was Erwachen ist,<br />

als all die, die sich als nicht-erwacht glauben... wo?<br />

Auf der Ebene der Idee.<br />

Im Grunde bin ich also erwacht, habe ich die Idee<br />

aufgegeben, was „erwacht-sein“ wäre.<br />

Warum? Da ich dann das sehe, was jede Idee trägt:<br />

„erwacht-sein“.<br />

Da jede Idee über „erwacht“ immer erst nach „erwacht“<br />

kommt und „erwacht“ nicht verändern kann,<br />

hat keine Idee über mich selbst die Potenz, mich<br />

selbst („erwacht“) in meiner „wahren Natur“ zu verändern.<br />

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Dieses „nach“ jeder Idee („vor ich bin ich“) macht<br />

„Erwachen“ als „die-richtige Idee-über-mich-selbst-<br />

Finden“ zu einem permanenten Trip des Scheiterns,<br />

denn wo ich wirklich bin, ist noch gar keine Idee über<br />

mich selbst.<br />

Hier, wo ich „erwacht“ bin...<br />

* * *<br />

Erwachen ist im Grunde sehr einfach, erkenne ich,<br />

dass es dabei primär gar nicht um Ideen geht: die<br />

Welt richtig zu sehen (Verständnis).<br />

Verständnis kann zwar den erwachten Zustand erkennen,<br />

doch ist er ein relatives „vor-allem-Verstehen“,<br />

das mit allem Verständnis (und ohne) permanent präsent<br />

war, ist und sein wird.<br />

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Dieses „Sein-wird“ ist dann eher wieder „mystisch“,<br />

als die Erkenntnis des IST „vor, mit und nach“ aller<br />

Zeit.<br />

Dieses „vor, mit und nach“ ist im praktischen Erleben<br />

immer auch ein permanentes und „als“ und „in“, da<br />

die Zeit in ihrem Wesen (Selbst) dieselbe Fiktion<br />

(Schöpfung) ist.<br />

Daher sprechen auch einige von der Fiktion<br />

Universum. Es geht dabei nicht darum, dass es das<br />

Universum nicht gibt, sondern um seine „wahre<br />

Natur“.<br />

„Erwacht“ hat zwar die Zeit „keine Natur“, doch<br />

schnurrt sie in der Betrachtung aus aller Zukunft<br />

und Vergangenheit im Verständnis im Hier zusammen<br />

und entpuppt ihre Virtualität:<br />

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„ICH bin wirklicher als ich“, was als das Erlebnis<br />

der Ewigkeit beschrieben wird. Als die Ewigkeit bezeichnet<br />

ich die eigentliche Natur der Raumzeit: eine<br />

Fiktion der singularen Natur des ICH zu sein, der „eigentlichen“,<br />

da höheren, Macht.<br />

Die Zeitvorstellung fällt in die Singularität der<br />

Raumzeit, in der jede Ausdehnung „virtuell“ ist, und<br />

damit auch der Glaube, im Wesen nur der Mensch<br />

zu sein.<br />

Das sind Prozesse zwischen Verständnis (Bild) und<br />

Realität (dem, um das das Bild kreist), die Verständnis<br />

Virtualität zu begreifen lehren, die Doppelnatur des<br />

Universums: ich bin, und ich bin nicht. Es ist, und es<br />

ist nicht... oder was auch immer das Verständnis für<br />

einen Unfug daraus ableitet.<br />

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Rein praktisch kann es vor der Singularität, dem<br />

nondualen Wesen des Sein, nur Scheitern, da das<br />

Universum für das Verständnis wie in einen kontrastlosen<br />

Nichtpunkt zusammenfällt, einer blanken persönlichen<br />

Existenz-Nichtexistenz die IDENTISCH<br />

mit der eigenen „wahren“ (höheren) und permanenten<br />

Identität ist.<br />

ICH<br />

* * *<br />

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