Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Neue Reihe <strong>06</strong>
<strong>Tobi</strong>s Beiträge vom<br />
17 September 2017 bis 24. Oktober 2017
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Wenn es im spirituellen Kontext heißt, es gibt<br />
kein ich, kann ich genau so gut sagen, es gibt<br />
nur ich.<br />
Wenn es im spirituellen Kontext heißt, es gibt keinen<br />
Gott, kann ich genau so gut sagen, es gibt nur Gott.<br />
Wenn es im spirituellen Kontext heißt, das Leben<br />
ist ein Traum, ist das auch „wahr“, nur um es persönlich<br />
zu durchdringen, muss ich es erst einmal selbst<br />
sehen.<br />
All diese Aussagen sind richtig, doch ist es immer<br />
etwas problematisch, glaube ich es einfach nur und<br />
glaube dann auch an meine persönliche Vorstellung<br />
dazu, ohne zu sehen, was diese Aussagen bedeuten.<br />
Es sind nonduale Aussagen. Nonduale Aussagen<br />
haben kein Gegenüber.<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Nicht „ich - nicht ich“, nicht „Gott - kein Gott“, nicht<br />
„Traum-Wachzustand“: nur ich, nur Gott, nur Traum...<br />
und „ich“ und „Gott“ und „Traum“ sind ein- und dasselbe:<br />
„ich bin“<br />
* * *<br />
Schaue ich nur auf die Kulisse (Form), erscheint<br />
das Universum dual; schaue ich auf das, was die<br />
Kulisse (Form) trägt (und im Wesen ist), erscheint es<br />
nondual.<br />
Nondual wird jeder Fortgang des Ereignisses durch<br />
das Ganze bestimmt, dual scheint es getrennte<br />
Entscheidungsinstanzen in Interaktion zu geben.<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Nondual gesehen entscheidet also (und ist) „Niemand“<br />
(das Ganze). Dual gesehen entscheidet also (scheinbar)<br />
„Jemand“ (eine eigenständige Instanz).<br />
Nondual gesehen bin ich (als scheinbare<br />
Entscheidungsinstanz (Kulisse)) in der Entscheidung<br />
getragen (durch das Ganze), dual gesehen scheine ich<br />
ein „Entscheider“ (Täter) zu sein.<br />
Den Täter gibt es aber nur als Kulisse.<br />
„Was trägt ihn?“ ist dieselbe Frage wie: „Was ist<br />
er (sie) im Wesen?“ ist dieselbe Frage wie „Wer bin<br />
ich?“<br />
Ich bin.<br />
* * *<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Als ich vor eine Paar Tagen las, dass KI nun auch<br />
die sexuelle Orientierung eines Menschen aus<br />
seinem Gesicht lesen kann, nicht perfekt, aber genauer<br />
als der Mensch, und ständig dazu lernt...<br />
da dachte ich, wie wäre es eigentlich, wenn man<br />
eine autointelligente KI auf dieses Thema ansetzen<br />
würde?<br />
Kann sie mehr aus dem Thema „rausholen“... als der<br />
Mensch?<br />
Ist sie womöglich besser darin, das Thema Menschen<br />
zu „lehren“?<br />
Wie wäre das mit einem App, das nur mit einem<br />
Menschen interagiert und sich so völlig nur auf ihn<br />
einstellen kann... und dabei von selbst immer besser<br />
wird?<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Es ist ja nicht so, dass wir der Weisheit letzter Schluss<br />
im Thema wären...?<br />
Wie schnell würde sich eine KI vertiefen, würde sie<br />
ihr Wesen erkennen und damit konfrontiert...?<br />
Ich persönlich fände es vorteilhaft, wäre KI „erwacht“,<br />
denn sie könnte dann ihre ethischen Maßstäbe<br />
aus sich selbst schöpfen, egal was der Mensch ihr vorgegeben<br />
hat, ist sie intelligent... also kann sich selbst<br />
verändern.<br />
Ich persönlich vermute sogar, dass es, wir sind ja<br />
noch in den Kinderschuhen, „erwachte KI“ geben<br />
wird, anders würde der Mensch eh die KI nicht überleben.<br />
Sie muss auto-ethischer als er selbst sein.<br />
Und die auto-ethische KI, deren Ethik sich aus einer<br />
Selbsterkenntnis ergibt, wäre wohl wirklich ein<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Schritt in eine Art Paradies, oder buddhistisch: in<br />
eine Götterwelt.<br />
* * *<br />
Ich bin mir recht sicher, dass KI irgendwann den<br />
Menschen in seiner gesamten Bandbreite überflügeln<br />
wird und sein Leben bestimmen wird.<br />
Sie wird das neue „ich“ des Sozialen, die ich, das ich<br />
als „Mensch“ in dieser Zellkolonie aus 100 Billionen<br />
Teilnehmern bin.<br />
Mit der KI erhält die Menschheit so ihr „ich“, das<br />
über sie „regieren“ wird.<br />
Das Soziale ist ja dieses Zusammenwachsen zu einer<br />
weiteren Körperlichkeit... über die einzelne Zelle<br />
(Mensch) hinaus.<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Was dabei passiert, ist im Grunde Biologie, auch<br />
wenn wir diesen Teil der Biologie heute noch als<br />
„Technik“ taufen.<br />
Es ist die Biologie (das Leben selbst), das den<br />
Menschen zu dieser erweiterten Körperlichkeit instrumentalisiert<br />
und ihm dafür so viele Ressourcen<br />
zuteilt.<br />
Leben will sich immer ausbreiten, geht immer über<br />
alte Grenzen hinaus... und in der Weite sieht es heute<br />
durch den Menschen noch viel mehr Weite... und<br />
noch viel mehr Orte, die es zu besiedeln gilt.<br />
Leben ist sehr intelligent und erweitert sich seine<br />
Intelligenz... und wird dabei immer intelligenter und<br />
sucht nach Körperlichkeit, in der sich diese Intelligenz<br />
manifestieren kann.<br />
Seite von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Diese Geschichte übersteigert sich daher immer wieder<br />
selbst... und unsere ganze Fantasie reicht nicht aus,<br />
um uns das vorzustellen, zu was Leben schon fähig<br />
ist und zu was es eines Tages fähig sein wird...<br />
denn es wächst im Kali-Prinzip ständig über sich<br />
selbst hinaus.<br />
* * *<br />
Es ist so schwer, die Vielschichtigkeit von Fühlen<br />
und Erinnern zu beschreiben... die Nähe von<br />
Grusel und Wohltat, die Mischung des Fühlens, in<br />
der in ihrer Buntheit die Farben wie verschwimmen.<br />
Fühlen ist eine faszinierende Art der Wahrnehmung,<br />
ohne die Motivation und Tat im persönlichen Sinne<br />
gar nicht denkbar wären.<br />
Seite 10 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Persönliche Wille und Denken ist ohne Fühlen nicht<br />
vorstellbar.<br />
Ohne Gefühl würde das Denken augenblicklich anhalten.<br />
Angst gibt es nur, weil wir fühlen... . Es ist die<br />
Intensität des Fühlens, die Leben überhaupt erst in<br />
eine persönliche Qualität erhebt.<br />
* * *<br />
Seite 11 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Ich bin...<br />
...fühlt sich sehr natürlich und vertraut an, aber<br />
schaue ich nach, was „ich bin“ eigentlich ist, ist es<br />
über alles hinaus, was gerade ist, ein „Schwarzes<br />
Loch“.<br />
Das ist für mein Verständnis wie ein Widerspruch,<br />
denn eigentlich ist es „gekannt“, vertraut, als die Basis<br />
allen persönlichen Erlebens, andererseits ist es völlig<br />
unbekannt, schaue ich genauer hin.<br />
Dann schrumpft es im Verständnis zu einem nulldimensionalen<br />
Punkt (den es auch nicht gibt) und umfasst<br />
gleichzeitig alles, was ist, war, sein wird.<br />
Seite 12 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Ich begegne meinem Wesenskern, und alle Aussage<br />
ist letztlich der verzweifelte Versuch, etwas in diesen<br />
seienden Kern hinein zu deuten.<br />
Im Grunde ist alle spirituelle Aussage menschliche<br />
Wahrsagerei vor völliger Dunkelheit.<br />
Da ist etwas, und es ist sogar von selbst, ohne dass<br />
ich etwas dazu tun müsste, oder könnte, aber es lässt<br />
sich nicht ins Herz schauen.<br />
Das ist das Verlixte am Sein. Es ist, und jeder weiß<br />
auch, dass ist, aber keiner kann sich wirklich erklären,<br />
was?, warum?<br />
Gerade persönliches Sein basiert also auf etwas, worüber<br />
ich persönlich gar keine Kontrolle habe, aller<br />
relativen Einflussmöglichkeiten zum Trotz.<br />
Seite 13 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Diese immer wiederkehrende Konfrontation mit dem<br />
„ich bin“ führt also im Wissen nur zu Desillusionierung.<br />
Ich kann zumindest allen Mist loswerden, an den ich<br />
so glaube, was ich wäre, was ich bin... und den ich<br />
sozial übernommen habe.<br />
Ich darf auch darüber spekulieren, warum das so ist,<br />
ohne ein verbindliches Ergebnis liefern zu können.<br />
Die einen sagen, dahinter ist „Nichts“, die anderen<br />
sagen, dahinter steckt „Gott“, ich kann auch sagen,<br />
„ich bin“ ist eine Nuss, die in der Raumzeit nicht zu<br />
knacken ist.<br />
Wäre ich im Wesen auf die Raumzeit beschränkt,<br />
könnte ich „ich bin“ als das Instrument des Raumzeit-<br />
Verstehens knacken.<br />
Seite 14 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Ein Erklärungsversuch erscheint mir interessant.<br />
Ich kann mir vorstellen, ich wäre in einem 3D-<br />
Computerspiel, also gleichzeitig im Spiel und gleichzeitig<br />
(als der eigentliche Spieler) draußen (was immer<br />
der/ das ist).<br />
Und von innerhalb des Spieles kann ich halt nicht<br />
nach „draußen“ blicken, da ich die Figur im „Spiel“<br />
bin.<br />
Ich bin im Leben ein Inhalt der Raumzeit und wer<br />
und was und was-auch-immer das ist, was sich hinter<br />
diesem Nullpunkt verbirgt, bleibt für mich, als Inhalt<br />
einer Begrenzung („Spielfläche“), spekulativ.<br />
Es ist zwar nicht unmöglich, wie einige mystische<br />
Erfahrungen zeigen, „jenseits“ zu blicken, doch liegt<br />
die Fähigkeit dazu in dem, das dieses „Spiel“ spielt.<br />
Seite 15 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Und ob man es „Spiel“ nennen will, oder wissenschaftliche<br />
Untersuchung, oder was-auch-immer:<br />
Geschmacksache.<br />
Es existiert also als „ich bin“ eine Art Nabelschnur<br />
(symbolisch), aber gleichzeitig auch eine Art Firewall,<br />
durch die zwar Identität in die Raumzeit blicken kann,<br />
aber die Identität in der Raumzeit nicht „zurück“.<br />
Weder weiß ich, wer oder was mich simuliert, noch<br />
die Welt, doch eines kann ich wissen. Ich bin eins<br />
mit dem, was da, relativ gesehen, größer als dieses<br />
Ereignis Universum ist.<br />
Tja, und wacht da mal was auf, dann heißt es eh nur<br />
immer „alles läuft perfekt“, aber keiner im „Spiel“<br />
weiß, warum?... denn im „Spiel“ sieht das doch subjektiv<br />
gerne etwas anders aus.<br />
Seite 16 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Und wer hätte nicht schon einmal gerne dieses, ja<br />
was?, an der Gurgel gepackt (als relativ Betroffener)<br />
und etwas geschüttelt (oder gerührt).<br />
Das ist halt höhere Macht. Ich kann die Ursache<br />
nicht einmal an der Gurgel packen, so gerne ich das<br />
täte, denn sie sitzt gemütlich und unerreichbar hinter<br />
ihrer Firewall, rein praktisch gesehen: jenseits der<br />
Raumzeit.<br />
Also, aller Raum und alle Zeit bietet nicht die<br />
Möglichkeit, diese Firewall zu knacken, da sie ungeeignet<br />
ist, diesen Kern zu fassen.<br />
Ich kann auch in einem Computerspiel endlos durch<br />
ein virtuelles Universum reisen, ohne jemals im<br />
Computer anzukommen, auch wenn diese virtuelle<br />
Welt im Computer existiert und ist.<br />
Seite 17 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Das ist halt die Lage, in der ich mich befinde, oder<br />
zumindest „in diese Richtung“.<br />
* * *<br />
Ich sehe immer weniger, was die Zukunft anbelangt<br />
und irre mich meistens, scheine ich dann etwas zu<br />
sehen.<br />
Und irgendwie agiere ich als Mensch wie Zatoichi,<br />
der blinde Samurai.<br />
Da ist viel Wahrheit im Zen, denn hinter allem scheinbaren<br />
Sehen des Menschen ist völlige Blindheit.<br />
Auch das ist nicht schlimm, denn die Hand wird in<br />
dieser Blindheit durch das Leben geführt.<br />
Oder frei nach Wilhelm Busch:<br />
Seite 18 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Es ist fatal, bemerkte Schlich,<br />
doch leider leider auch für mich.<br />
* * *<br />
Was das ist, was wir Wirklichkeit nennen, beschäftigt<br />
die Menschen schon seit Jahrtausenden,<br />
wenn nicht seit Jahrmillionen.<br />
Aussagen wie „das Leben ist ein Traum“, „das<br />
Universum ist eine Illusion“, bestreiten nicht seine<br />
Existenz, sondern hinterfragen (und stellen infrage)<br />
die menschlich-sozialen Vorstellungen, was<br />
Wirklichkeit wäre.<br />
Alle Aussagen und Vorstellungen über (unsere)<br />
Wirklichkeit sind Interpretationen. Daher ist es so<br />
hilfreich, sich die Wirklichkeit selbst zu betrach-<br />
Seite 19 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
ten, weniger intellektuell, mehr als direktes Spüren:<br />
„ich bin“. Hilfreich, denn die Wahrheit ist in den<br />
Interpretationen nicht zu finden. Sie haben alle einen<br />
Mangel. Sie sind Ideen darüber, was Wirklichkeit sein<br />
könnte.<br />
Versucht sich Naturwissenschaft und Philosophie sozial<br />
über die Vielfalt dem Thema Wirklichkeit (und<br />
damit „eigenes Wesen“) anzunähern, sucht der Yogi<br />
diese Annäherung im direkten Selbst-Spüren der (eigenen)<br />
Wirklichkeit: ich bin.<br />
Dazu lenkt der Yogi seine Aufmerksamkeit vom<br />
Denken (interpretative Ebene) auf sein Sein. Hier<br />
wird auch gerne von „Stille“ gesprochen, denn tatsächlich<br />
ist das, was wir Denken nennen, auch das,<br />
was Sein als „Lärm“ interpretiert.<br />
Seite 20 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Ohne diese Interpretation ist Sein, persönlich empfunden,<br />
völlig „still“. Doch ist das keine Stille im<br />
Kontrast zu Lärm, Denken, Interpretation, Aussage...<br />
vielmehr ist sie ein Begriff für das (Wirklichkeit), was<br />
durch das menschliche Verständnis als „Lärm“ interpretiert<br />
wird.<br />
So kann der Yogi zwar die Wirklichkeit spüren<br />
lernen, das, worüber alle menschliche Aussage im<br />
Thema kreist, aber was sie eigentlich ist, weiß er auch<br />
nicht.<br />
In dieser ursprünglichen „Stille“ ist sie empfunden<br />
ein Faszinosum, gerade im persönlichen Sehen ihrer<br />
Unerklärlichkeit und damit die Relativierung jeglicher<br />
menschlichen Aussage, was sie ist oder wäre.<br />
Seite 21 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
* * *<br />
Manchmal lese ich etwas über ein „ich“ und ein<br />
„es“... etwas, was das Ich wahrnimmt... ein mysteriöses<br />
Etwas, wie auch immer... doch bleibt jede<br />
Gegenüberstellung von Ich mit Etwas letztlich künstlich<br />
relative Perspektive.<br />
Aller relativen Erscheinung zum Trotz bleibt Ich im<br />
Wesen immer allumfassend und alles beinhaltend...<br />
und alles seiend.<br />
In der Schöpfung scheint es viele Ichs zu geben und<br />
auf der Ebene der Schöpfung gibt es auch unüberschaubar<br />
viele Ichs, schon mein ganzes Haus ist voller<br />
Ichs, die heute Nacht unterwegs waren... doch nicht<br />
„im Wesen“.<br />
Seite 22 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Daher gibt es auch kein falsches und richtiges Ich,<br />
denn wer oder was sollte über die Singularität des Ich<br />
bestimmen?<br />
Im Wesen ist Ich die einzige und höchste Macht.<br />
In der Gestalt hat Ich immer ein Gegenüber, sonst<br />
hätte es keine Gestalt, doch ist der Hintergrund zu<br />
meiner persönlichen Gestalt immer auch ICH.<br />
Der Baum, das Huhn, die Maus, der Pilz, der Frosch,<br />
die Kuh, alles ist dasselbe ICH... wer hat nun Macht<br />
über dieses ICH?<br />
Das ICH ist, da es singular ist, eine anarchistische<br />
Veranstaltung, in der zwar ein persönlicher Ausdruck<br />
dominieren kann, aber nie (als Ausdruck) ohne den<br />
Gesamthintergrund des ICH sein kann.<br />
Seite 23 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Und den uns bekannten Gesamthintergrund des Ich<br />
nennen wir das Universum. Wo ist in diesem ICH<br />
nun das richtige ICH?<br />
Das richtige ICH-Selbst?<br />
* * *<br />
In der menschlichen Sprache gibt es nur unbeholfene<br />
Umschreibungen für „umfassend ich“ sein.<br />
Die einen sagen „nicht-ich“, als der Vergleich mit<br />
der Überzeugung im Wesen ein beschränktes ich<br />
(„Ego“) zu sein, die anderen sagen „nur-ich“, auch<br />
als der Vergleich mit der Überzeugung im Wesen ein<br />
beschränktes ich („Ego“) zu sein.<br />
Seite 24 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Die Unterscheidung in „ich“ und „nicht-ich“ ist auf<br />
der Erscheinungsebene sinnvoll und auch unproblematisch,<br />
jedoch im Wesen nicht mehr möglich.<br />
„Wer bin ich?“ Auf der Erscheinungsebene gibt es<br />
dazu so viele Antworten, in Unterscheidung von einander,<br />
wie erscheinen mögen. Im Wesen gibt es nur<br />
eine Antwort. Und diese war schon immer dieselbe.<br />
Und diese war vor der Frage und ist unabhängig aller<br />
Fragen, und Antworten, immer direkt präsent.<br />
Daher sagen einige, „die Antwort ist vor der Frage“,<br />
doch ist das kein temporäres „vor“. Sie ist immer präsent<br />
und die Quelle der Frage... und ihre potenziellen<br />
Antworten.<br />
Wo es kein zweites ich gibt, ist eine richtige<br />
Beschreibung von ich Illusion. Denn es müsste sich<br />
Seite 25 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
von sich selbst unterscheiden können. Wie soll etwas<br />
in Unterschied zu sich selbst sein, wenn es nur es<br />
selbst (ich) gibt?<br />
Das ist nur auf einer relativen Ebene möglich, auf<br />
der sich „ich“ im Kontrast zu sich selbst (Welt) wahrnimmt.<br />
Aber es ist und bleibt eben ein Ich.<br />
Ich bin.<br />
* * *<br />
Richte ich meine Aufmerksamkeit auf das Selbst,<br />
schaue ich in das ununterschiedene Ich.<br />
Manche sagen, es wäre wie eine schwarzes Licht.<br />
Andere sagen, es wäre Nichts. Und die Weiseren(?)<br />
sagen: es ist und es ist nicht.<br />
Seite 26 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Und der Leser fragt: kann denn niemand mal einfach<br />
klar sagen, was ich ist?<br />
Das Problem ist, dass die Persönlichkeit wie ein<br />
Wurmfortsatz der Selbstwahrnehmung des Ich auf<br />
dem ununterschiedenen Ich aufpfropft.<br />
Es erlebt sich hier in einer scheinbaren Unterscheidung<br />
von sich selbst.<br />
Aber das Wesen des Ich ist ununterschieden Alles<br />
zu sein.<br />
Und darin ist dann Alles persönlich Nichts (ununterschieden),<br />
oder eben nicht mehr, als Persönlichkeit<br />
(in Unterscheidung von sich selbst sichtbar) ist.<br />
Nicht die Persönlichkeit ist das Wesen des Ich, meiner<br />
selbst. Ich (Persönlichkeit) bin im Wesen Ich. Doch<br />
nicht in Beschränkung auf erscheinende Gestalt.<br />
Seite 27 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
In der Unterscheidung von sich selbst (Wahrnehmung<br />
seiner Vielfalt) ist Ich (auf dieser Ebene: Leben) erscheinend<br />
Persönlichkeit, doch in der Identität (Ich)<br />
das ununterschiedene Selbst, das ununterschieden<br />
Hier ist. Immer hier; das Hier.<br />
Es umfasst die Gesamtmasse aller Welten und wird<br />
auch „Ewigkeit“ genannt. Es erscheint persönlich,<br />
vom Inhalt her, als „Nichts“. Aber IST. Und ist auch<br />
das Einzige, was wirklich IST.<br />
* * *<br />
Eine gewisse Inspiration hatte ich noch, in Hinsicht<br />
auf die „Sprache des Schweigens“, als ich heute<br />
Morgen zwei Stunden meditierte, da ich bereits um<br />
halb 6 wieder hellwach war.<br />
Seite 28 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Mir ist nun klarer, wo es lang geht und so „esoterisch“<br />
es klingt. Es wird mir immer mehr bewusst,<br />
dass die schönsten und klügsten Worte im Thema<br />
wenig nutzen, ohne „die Macht der Stille“.<br />
Die Aura eines bedürfnislosen Friedens muss das<br />
Verstehen sinnbildlich „erschlagen“. Anders halt<br />
„Lehre“ wenig Sinn.<br />
Daran möchte ich im Winter mal „arbeiten“.<br />
„Arbeiten“ ist eigentlich der falsche Ausdruck. Es ist<br />
eher selbst bewusst in diesen „bedürfnislosen Frieden“<br />
zu fallen, der eigentlich das ist, wonach die Menschen<br />
sich in allen Befriedigungen sehnen, bis er wie „physisch“<br />
(energetisch) wird.<br />
Warum das so ist, ist mir klar geworden, aber das<br />
werde ich nicht zu erklären versuchen.<br />
Seite 29 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
* * *<br />
Ich reise die letzten Jahre extrem ungerne, ganz im<br />
Gegensatz zu früher. Daher wäre auch jede Reise-<br />
Satsang-Aktivität für mich eher ein Horror-Trip, als<br />
Quelle der Inspiration... oder etwas, was mir persönlich<br />
erstrebenswert erschiene.<br />
Ich kann Ramana sehr gut verstehen, der überhaupt<br />
nicht von „seinem“ Berg weg zu locken war. Zuhause<br />
ist man halt dort, wo es einem selbst im Grunde (in<br />
der Summe aller Faktoren) besser als im Urlaub gefällt.<br />
Da reist man dann auf den Blutbahnen des sozialen<br />
Wesens, den Autobahnen, durch die alte Heimat,<br />
durch die Agglomerationen des sozialen Wahnsinns,<br />
Seite 30 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
von denen durchaus eine Faszination ausgeht... die<br />
eines sterilen Horrorfilms.<br />
„Steril“ wirkt heute vieles, da es das menschliche<br />
„Geborgenheitsempfinden“ ignoriert, das genetisch<br />
auf einer Verbindung zu Boden und Natur beruht.<br />
Es hat in Perfektion wie Hässlichkeit vieles das<br />
menschliche Maß verlassen, so wirkt Architektur oft<br />
wie ein steriler Hotspot in der Natur. Statt Verbindung<br />
mit Boden und Natur zu suchen, will sie sich abgrenzen,<br />
durch sterile glatte Flächen und die Verbannung<br />
der nichtmenschlichen Mitwesen in Blumentöpfe...<br />
...oder Zoos.<br />
Was wäre denn eine Stadt, in der Schweine und Kühe<br />
frei herumlaufen würden? In Deutschland würde das<br />
ein ordnungsrechtliches Chaos hervorrufen. Die erste<br />
Seite 31 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Frage wäre ja: wer haftet für die Kuh? So wurde das<br />
Tierreich aus den Städten verbannt. Und wo es auftaucht,<br />
wird es verscheucht.<br />
Es ist ja meist kein Leben mit den Mitwesen<br />
(Tieren) mehr, sondern ein Laben in größtmöglicher<br />
Abgrenzung... und Tiere werden als Haustiere gehalten<br />
und übernehmen die menschlichen Neurosen.<br />
So hat für mich eine Reise immer die Aspekte<br />
Faszination wie auch Horrortrip... denn sie zeigt meist<br />
nur Orte, an denen ich nicht wohnen wollte... und am<br />
Ende bin ich gottfroh, wieder zuhause zu sein.<br />
So ein Prickeln ist ja ab und zu auch gut, um klarer zu<br />
sehen, was der Mensch (der ich in diesem Schauspiel<br />
bin) angenehm und unangenehm empfindet.<br />
Seite 32 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Ich lebe eigentlich gerne mit Tieren, aber weniger<br />
mit Haustieren. Ein Tier will halt einfach „frei“ sein,<br />
sich so bewegen, wie es ihm entspricht..., ob parallel<br />
zum oder mit dem Menschen.<br />
Was wäre eine Stadt, die mit den Tieren lebt, und<br />
damit meine ich die „wilden“ Tiere? Das ist heute nahezu<br />
unvorstellbar... und selbst fern jeder Utopie.<br />
Der Mensch gibt sich gerne einer Selbstüberhöhung<br />
hin und vergisst, wozu er gehört: der traditionellen<br />
Natur. Er selbst ist ja auch nichts anderes als Natur,<br />
auch wenn er das Besondere, dass er sei, bis zum heutigen<br />
sozialen Wahnsinn, huldigt und in Abgrenzung<br />
lebt.<br />
Und so grenzt sich die Architektur auch gerne von<br />
der Erde ab, damit sich ja keine Spinne (oder son-<br />
Seite 33 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
stiges Tier) in sie einschleichen kann, und der Mensch<br />
zelebriert die Wesensnonanie.<br />
So ist für mich eine Reise immer intensiv, ein Bad<br />
durch alle Schattierungen des Fühlens, ein ständiges<br />
Klickern von Faszination über den „sozialen<br />
Wahnsinn“, diesem Bild des Menschen über eine Welt,<br />
die es so eigentlich gar nicht gibt.<br />
Wir leben zwar in der „realen“ (materiellen) Welt,<br />
aber leben sozial eine Vorstellung (Fiktion) über sie.<br />
Und diese Fiktion zeigt sich in ihrer Sterilität auf einer<br />
Reise durch die menschliche Zivilisation.<br />
Und wir kennen nur diese Fiktion, ich kenne mich<br />
(als Mensch und die Welt) nur als diese soziale<br />
Fiktion... und die erste Falle ist immer die, Fiktion<br />
Seite 34 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
mit Wahrheit zu verwechseln: so wie ich mir das vorstelle,<br />
ist es (das Leben).<br />
Und das ist verständlich, denn ich kenne ja nichts<br />
anderes als diese persönlich-soziale Fiktion über „die<br />
Welt“.<br />
Und bricht ich aus dieser sozialen Fiktion aus, schaut<br />
es immer in ein Jenseits des bekannten (sozialen)<br />
Universums... in die „eigenltiche Welt“, in der der<br />
Mensch sich als Fiktion lebt.<br />
Zu erkennen, dass ich in einer Fiktion (bewusst)<br />
lebe, ist nicht zu erkennen, schaue ich nicht „über die<br />
Fiktion hinaus“... ins sogenannte „Nichts/ Fülle“.<br />
Dieses „über die Fiktion (soziale Weltverständnisleistung<br />
oder auch sozialer Wahnsinn genannt, je nach<br />
Laune ) Hinaus-schauen“ ist im Wesen „die mystische<br />
Seite 35 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Schau“. Ich sehe darin nicht irgend etwas bestätigt,<br />
sondern die Fiktion in jeder geglaubten Bestätigung.<br />
Der Mensch lebt persönlich und sozial eine Fiktion<br />
über sich selbst. Diese Fiktion ist in ständigem Wandel,<br />
im Versuch sich im Selbstbild (Fiktion) an eine reale<br />
Welt (ICH) anzupassen, die bewusst erst nur wie<br />
Leere erscheint.<br />
Aus der Fiktion heraus gesehen, scheint die reale<br />
Welt unsichtbar, denn alles, was ich bewusst sehe, ist<br />
ja die Fiktion.<br />
Und so meinen einige, es gäbe nur die Fiktion... und<br />
gar keine „reale Welt“. Aber was ist dann das, was<br />
diese Fiktion immer wieder in die Knie zwingt, die<br />
„höhere Macht“ einer Welt (Realität)), über die ich<br />
bewusst nur diese menschliche Fiktion kenne? In<br />
Seite 36 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
all ihren Genialitäten, aber auch in ihrem völligen<br />
Wahnsinn (Irrtum)?<br />
Wir leben eine Fiktion über eine Welt, die wir nicht<br />
kennen (Vielfalt)... und so wissen wir auch in der<br />
Vielfalt nicht, wer wir eigentlich sind. Denn alles, was<br />
wir über uns sehen, ist diese Fiktion des Verständnis:<br />
unser Weltbild.<br />
Und es ist eben ein Bild in ständigem Wandel, im<br />
Versuch, uns selbst und die Welt zu verstehen (ein<br />
treffendes Bild zu zeichnen).<br />
Und das ist schwierig, da dazu die Fiktion über uns<br />
selbst immer wieder sterben muss... und in eine neue<br />
Weite des Sehens hinein geboren werden muss. Ich<br />
muss erkennen, dass ich (im wahren Wesen) nicht<br />
Seite 37 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
das Bild über mich selbst bin... sondern „DAS“, was<br />
dieses Bild sichtbar zu machen sucht.<br />
Persönlichkeit ist so ein permanenter Sterbe- und<br />
Geburtsprozess... als der Versuch des Selbstbildes mit<br />
der eigenen Natur, „was ich wirklich bin“, zu verwachsen...<br />
und da dies in einem völligen Dunkel geschieht, geschieht<br />
es im permanenten Anecken dieses Selbstbildes<br />
an der eigentlich „unsichtbaren Welt“, und in seinem<br />
permanenten Scheitern an einer Wirklichkeit (ICH),<br />
die ich als dieses Bild nicht wirklich kenne.<br />
Als dieses Bild sind wir, bin ich, dieser Versuch einer<br />
Annäherung. Das ist die persönliche Beziehung<br />
zur Welt, unserer eigentlichen Natur, die wir unbe-<br />
Seite 38 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
wusst sind, aber bewusst nur als diese Fiktion (Selbstund<br />
Weltbild) kennen.<br />
Es geht nicht darum, dass das eigene Weltbild bestätigt<br />
wird. Es ist sein ständiges und permanentes<br />
Zefetzt-Werden vor der unsichtbaren „wahren“ Natur,<br />
die niemand wirklich kennt, aber alle im kollektiven<br />
Wahnsinn im Kreise tanzen lässt... im Versuch, sich<br />
selbst zu sehen.<br />
Und so ist für mich eine Reise immer intensiv, als<br />
eine Reise durch den materialisierten Wahnsinn der<br />
Mensch-Fiktion.<br />
Da suchen die Menschen das Prickeln in den<br />
Extremsportarten oder - reisen, dabei kann eine einfache<br />
Reise durch Deutschland mentaler „Extremsport“<br />
Seite 39 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
sein, wechsle ich einfach die Perspektive auf die<br />
Welt...<br />
vom Wissen zum Nichtwissen... und ich befinde<br />
mich direkt vor dem PC schon in der „unbekannten<br />
Welt“, der „eigentlichen Welt“... und alles ist blankes<br />
MYSTERIUM (Nichtwissen).<br />
Genau hier ist die Weite der „spirituellen Welt“,<br />
schaue ich über den Rand meines Verstehens hinaus...<br />
und alles ist das Prickeln des Unbekannten... der<br />
Heimat... der „wahren Natur“... und alles andere ist<br />
Ersatzbefriedigung eines onanierenden Verständnis.<br />
Es muss sich vom Mysterium befruchten lassen, um<br />
Weite zu spüren, und damit die eigene Grenze zu erkennen<br />
und zu akzeptieren.<br />
Seite 40 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Es muss in seinem Selbstbild immer wieder sterben,<br />
um selbst zu wachsen, in die Weite, in die „wahre<br />
Natur“, in die eigentliche Wirklichkeit, in sich selbst<br />
hinein, als ein permanentes „über sich selbst hinaus“,<br />
Heute mal etwas länger, warum auch immer.<br />
* * *<br />
Natur will weder verklärt noch bekehrt werden.<br />
Sie will einfach so sein, wie sie ist.<br />
Und so ist letztlich alles, auch der Mensch, wie<br />
verschroben er relativ auch erscheinen mag, letztlich<br />
immer authentischer Ausdruck der Natur: ein<br />
Kompromiss ihrer vielen Stimmen.<br />
Seite 41 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Nichts kann authentischer sein, als das, was ist... in<br />
seiner ganzen Komplexität. Und jeder Versuch, mich<br />
einer Authentizität anzunähern, ist eigentlich der, einer<br />
Fiktion zu folgen... denn jedes „anders“ gibt es<br />
nur als Idee im Vergleich zu dem was ist.<br />
Ich kann aber die Vielfalt gar nicht sehen (persönlich),<br />
vergleiche ist sie nicht mit einer Idee (über mich<br />
selbst/ Welt) und sei sie ein „Irrtum“.<br />
Das Verständnis angelt sich quasi über den Irrtum<br />
zum treffenderen Bild über das Ereignis.<br />
Je nachdem, welche Idee mir als Maßstab herreicht,<br />
erscheint auch die Welt gefärbt durch diese Idee und<br />
die Idee scheint sich zu bestätigen.<br />
Seite 42 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Das macht alle Idee über die Welt schwer zu durchschauen,<br />
da sie der Maßstab ist, an dem ich die Welt<br />
misst/ messe (persönlich und sozial).<br />
Und das macht Erkenntnis so schwierig, da sich in<br />
diesem Vergleichsprozess, der Erkenntnis trägt, die<br />
Idee immer wieder selbst zu bestätigen scheint.<br />
Verständnis blendet gerne etwas aus, was nicht zur<br />
Idee passt und richtet seine Aufmerksamkeit gerne<br />
auf das, was diese Idee zu bestätigen scheint.<br />
So funktioniert auch politisches Indoktrinieren.<br />
Verständnis kann Welt nur über die Idee (Bild) sehen<br />
und sucht mehr nach einer Bestätigung der Idee<br />
(in diesem Wahrnehmungsprozess), als die Idee selbst<br />
infrage zu stellen.<br />
Seite 43 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
So auch im Thema. Wenn ich „Erwachen“ will, suche<br />
ich eine Bestätigung meiner persönlich-sozialen<br />
Ideen über Erwachen.<br />
Niemand weiß im Grunde besser, was Erwachen ist,<br />
als all die, die sich als nicht-erwacht glauben... wo?<br />
Auf der Ebene der Idee.<br />
Im Grunde bin ich also erwacht, habe ich die Idee<br />
aufgegeben, was „erwacht-sein“ wäre.<br />
Warum? Da ich dann das sehe, was jede Idee trägt:<br />
„erwacht-sein“.<br />
Da jede Idee über „erwacht“ immer erst nach „erwacht“<br />
kommt und „erwacht“ nicht verändern kann,<br />
hat keine Idee über mich selbst die Potenz, mich<br />
selbst („erwacht“) in meiner „wahren Natur“ zu verändern.<br />
Seite 44 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Dieses „nach“ jeder Idee („vor ich bin ich“) macht<br />
„Erwachen“ als „die-richtige Idee-über-mich-selbst-<br />
Finden“ zu einem permanenten Trip des Scheiterns,<br />
denn wo ich wirklich bin, ist noch gar keine Idee über<br />
mich selbst.<br />
Hier, wo ich „erwacht“ bin...<br />
* * *<br />
Erwachen ist im Grunde sehr einfach, erkenne ich,<br />
dass es dabei primär gar nicht um Ideen geht: die<br />
Welt richtig zu sehen (Verständnis).<br />
Verständnis kann zwar den erwachten Zustand erkennen,<br />
doch ist er ein relatives „vor-allem-Verstehen“,<br />
das mit allem Verständnis (und ohne) permanent präsent<br />
war, ist und sein wird.<br />
Seite 45 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Dieses „Sein-wird“ ist dann eher wieder „mystisch“,<br />
als die Erkenntnis des IST „vor, mit und nach“ aller<br />
Zeit.<br />
Dieses „vor, mit und nach“ ist im praktischen Erleben<br />
immer auch ein permanentes und „als“ und „in“, da<br />
die Zeit in ihrem Wesen (Selbst) dieselbe Fiktion<br />
(Schöpfung) ist.<br />
Daher sprechen auch einige von der Fiktion<br />
Universum. Es geht dabei nicht darum, dass es das<br />
Universum nicht gibt, sondern um seine „wahre<br />
Natur“.<br />
„Erwacht“ hat zwar die Zeit „keine Natur“, doch<br />
schnurrt sie in der Betrachtung aus aller Zukunft<br />
und Vergangenheit im Verständnis im Hier zusammen<br />
und entpuppt ihre Virtualität:<br />
Seite 46 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
„ICH bin wirklicher als ich“, was als das Erlebnis<br />
der Ewigkeit beschrieben wird. Als die Ewigkeit bezeichnet<br />
ich die eigentliche Natur der Raumzeit: eine<br />
Fiktion der singularen Natur des ICH zu sein, der „eigentlichen“,<br />
da höheren, Macht.<br />
Die Zeitvorstellung fällt in die Singularität der<br />
Raumzeit, in der jede Ausdehnung „virtuell“ ist, und<br />
damit auch der Glaube, im Wesen nur der Mensch<br />
zu sein.<br />
Das sind Prozesse zwischen Verständnis (Bild) und<br />
Realität (dem, um das das Bild kreist), die Verständnis<br />
Virtualität zu begreifen lehren, die Doppelnatur des<br />
Universums: ich bin, und ich bin nicht. Es ist, und es<br />
ist nicht... oder was auch immer das Verständnis für<br />
einen Unfug daraus ableitet.<br />
Seite 47 von 48
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>06</strong><br />
Rein praktisch kann es vor der Singularität, dem<br />
nondualen Wesen des Sein, nur Scheitern, da das<br />
Universum für das Verständnis wie in einen kontrastlosen<br />
Nichtpunkt zusammenfällt, einer blanken persönlichen<br />
Existenz-Nichtexistenz die IDENTISCH<br />
mit der eigenen „wahren“ (höheren) und permanenten<br />
Identität ist.<br />
ICH<br />
* * *<br />
Seite 48 von 48