24.10.2017 Aufrufe

Paradox

Über einen scheinbaren Umweg dem Leser etwas anbieten, was er sucht aber auf direktem Weg nicht finden kann.

Über einen scheinbaren Umweg dem Leser etwas anbieten, was er sucht aber auf direktem Weg nicht finden kann.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

4 000168 130303<br />

01/2010<br />

€ 8,-<br />

168<br />

Elija Wood, Hitchcock, Tom Cruise, Drew Barrymore, Anke Engelke, Dirk Bach, Peter<br />

Maffay, Yvonne Catterfeld, Estonia, Antisemitismus, Nekrophilie, Ramstein, Abraham,<br />

A-Klasse, Effi Briest, Thomas Häßler, Stefan Zweig, Staubsaugerfilter, Funkgeräte,<br />

Diddl, Billy, Kundus, Kraftwerk, Promille, Al Pacino, Pantone, Panini, Leathal Weapon<br />

3, Walt Disney, Marcus Aurelius, Elchtest, Methusalemkomplott, Verkehrssoziologie,<br />

Franz Josef Jung, Casio, Schalke 04, Otl Aicher, Kühlschränke, Billy, Cannabis, Berliner<br />

Verkehrsgesellschaft, IAA, 1997, Pampers, Tupperware, Achtkantschraubenschlüssel,<br />

Pantone, Flensburg, Sissi, …


Pantone / s. 113<br />

Gestatten, … / s. 1<br />

Der Selbst-Verteidigungsminister / s. 78<br />

Editorial / s. 13<br />

Zeig‘ mir Dein CD-Regal und ich sage Dir wer Du bist / s. 23<br />

Hitchcock / s. 76<br />

Werkzeugkoffer – 168-tlg. / s. 99<br />

Panini-Sammelalbum / s. 71<br />

Automodelle der IAA / s. 12<br />

Buchseite / s. 48<br />

Effi Briest / s. 21<br />

Buslinie 168 / s. 85<br />

Diddl-Maus / s. 79<br />

§ 186 – Störung der Totenruhe / s. 65<br />

Tupperware / s. 138<br />

7 × 168 – Gesprächsrunde / s. 7<br />

Nekrophilie / s. 18<br />

Einführung der 168 h-Woche / s. 152<br />

Walt Disney / s. 78<br />

Gestatten, … \s.2<br />

die erste ausgabe paradox.<br />

Mit «<strong>Paradox</strong>» versucht ein weiteres Magazin sich auf dem Zeitschriften und Illustrierten-Markt<br />

zu beweisen. Zwar mag es in Zeiten von Internet, digitaler Medien, Online-<br />

Communities, Blogs und iPad gewagt erscheinen auf das klassische Medium Print zu<br />

setzen, doch mehr denn je, spüren wir das Verlangen von Menschen nach Beständigkeit.<br />

Die Welt in der wir leben, ist wahnsinnig schnelllebig, es wir verlangt 24h verfügbar<br />

und ansprechbar zu sein und kaum kann sich einer zurückerinnern wie alles ohne die<br />

Kommunikationsmittel von heute funktionierte.<br />

«Jetzt erst recht”, dachten wir uns und entwickelten mit «<strong>Paradox</strong>» ein Magazin auf<br />

welches man sich einlassen muss. Der Leser von Heute, ist gelangweilt davon einschätzbar<br />

zu sein – viele Magazine definieren sich dadurch, die Bedürfnisse des Lesers eins<br />

zu eins zu erkennen und zu bedienen. Wir ticken aber oft anders, bzw. wollen nicht<br />

berechenbar sein. Wir wollen etwas Neues, etwas Ungewohntes, etwas Ungesehenes,<br />

Unbekanntes – Wir sind auf der Suche.<br />

Stets angetrieben von dem Gefühl etwas Neues zu entdecken, wollen wir überrascht<br />

werden. Wir benötigen Einflüsse, neue Erkenntnisse als um nicht stehen zu bleiben.<br />

Jeder Ausgabe liegt ein Parameter, ein Faktor, ein gemeinsamer kleiner Nenner zu Grunde<br />

an dem sich alles andere ausrichtet. So wird erreicht, eine nicht-Kopf-gesteuerte<br />

Auswahl an Themen zu erhalten. Diese haben zwar oberflächlich betrachtet gar nichts<br />

bis wenig miteinander zu tun – dennoch, so sind wir uns sicher, befruchtet sich eben<br />

diese Auswahl gegenseitig und bringt neue Erkenntnisse.<br />

Unsere Redaktion bemüht sich mit immer neuen Parametern ein spannendes, abwechslungsreiches<br />

Magazin zu gestalten – und ihnen somit stets das Unerwartete zu<br />

bieten. Abschliessen wollen wir mit der Definition von paradox, welche uns stets daran<br />

erinnern sollen welche Wurzeln das Magazin besitzt: (altgriechisch para – gegen und<br />

dóxa – Meinung, Ansicht), ist ein scheinbarer oder tatsächlich unauflösbarer, unerwarteter<br />

Widerspruch.<br />

Viel Spaß mit den verschiedenen Facetten der Zahl 168.<br />

Wir freuen uns auf kommende Ausgaben …<br />

A-Klassen-Fahrt / s. 133<br />

Blitzerfotos / s. 55


7 168 \s.23<br />

ergibt nicht nur 1176 – sondern auch eine spannende gesprächsrunde mit elija wood, anke<br />

engelke, thomas häßler, yvonne catterfeld, dirk bach, al pacino und peter maffay.<br />

Anke – Wissen Sie, weshalb ich so gern interviewt werde?<br />

Weil man erfährt, was die Leute über einen denken.<br />

Das ist toll! Neulich hat mich zur neuen Staffel „Ladykracher“<br />

ein Journalist interviewt, der hatte gar nicht<br />

mitgekriegt, was ich in letzter Zeit gemacht habe. Er<br />

eröffnete das Gespräch so: „Frau Engelke, jetzt haben<br />

Sie ja fünf Jahre Pause gemacht ...“ Da hab ich nur gedacht:<br />

Hallo? Was für eine Pause? Elijah – Gerade in unserer<br />

heutigen Zeit findet man sehr viele Parallelen zur<br />

Thematik von „Herr der Ringe“. Eine mögliche Interpretation:<br />

Der technische Fortschritt bedroht unsere Natur.<br />

Mordor wäre in diesem Fall die Technologie. Doch<br />

es gibt Millionen Auslegungsmöglichkeiten. Denn die<br />

Thematik beinhaltet zeitlose und klassische Aussagen,<br />

wie den Kampf zwischen Gut und Böse, oder auch die<br />

Erkenntnis, dass man die Hilfe von Freunden braucht,<br />

wenn man etwas erreichen will. Al – Ich wäre wahrscheinlich<br />

zufrieden als Platzanweiser in einem Kino.<br />

Ich habe das mal eine Weile gemacht - und ich liebe seit<br />

jeher Filme. Also wäre das wohl der beste Job für mich<br />

gewesen. Anke – Da ist was dran. Mein Beruf und mein<br />

privates Leben sind das komplette Gegenteil. Im Beruf<br />

habe ich große Freude am Ausflippen, weiß aber genau,<br />

was ich tue. Im Leben bin ich weniger bestimmt und<br />

brauche klar strukturierte Verhältnisse: Hier gehöre ich<br />

hin. Da ist ein Haus, in dem ist jemand drin. Und wenn<br />

es geht, möchte ich das auch schriftlich haben. Thomas<br />

– „Es gab Momente, da dachte ich: Was ist das für ein<br />

Geschäft geworden? Warum tue ich mir das überhaupt<br />

an? Ich war drauf und dran zu sagen: Mir ist alles egal,<br />

ich kündige. Sofort. Oder spätestens zum Saisonende<br />

Yvonne – Nee, das war nicht ganz so. Ich habe schon<br />

während meines Studiums einen Plattenvertrag gehabt,<br />

ich glaub, ein halbes Jahr nachdem ich mit dem Studium<br />

angefangen hatte. Ich hab ja bei der Stimme 2000<br />

mitgemacht, also beim damaligen Casting, und dann<br />

hab ich einen Plattenvertrag bekommen. Das ist jetzt<br />

schon mittlerweile dreieinhalb Jahre her. Das mit Udo<br />

das kam erst später. Elijah – Ich konnte nur schwer begreifen,<br />

dass wir am Ende unserer vierjährigen Reise<br />

angekommen waren. Der Augenblick war sehr ergreifend,<br />

vor allem, weil ich das neuseeländische Team zum<br />

letzten Mal sah. Yvonne – Ich hab bisher keine Probleme<br />

mit ihm gehabt. Ich komme sehr gut mit ihm klar<br />

aber ich glaub das hat auch mit Sympathie zu tun. Ich<br />

komme mit ihr klar, weil er ein sehr direkter und offener<br />

Mensch ist. Keine Ahnung ob ich in einem Buch,<br />

wenn er jemals noch eines schreibt, vorkommen werde,<br />

keine Ahnung! Dirk – Ja, ich bin auch ein begeisterter<br />

Zuschauer. Ich fliege regelmäßig nach London und<br />

New York, um mir die neusten Musicals anzusehen. Im<br />

Januar war ich für elf Tage in New York und habe 18 Produktionen<br />

gesehen. Peter – Ich hoffe es. Es wäre schön,<br />

wenn es so wäre. Ich bin 55 und habe ganz viele Dinge<br />

erlebt, die ein Jugendlicher noch nicht erlebt hat. Deshalb<br />

beschäftigen mich auch ganz andere Dinge. Ich<br />

habe einen kleinen Sohn, der ist ein Jahr alt. Wenn ich<br />

in einem Song reflektiere, was es für mich bedeutet,<br />

dann ist das ein Thema, das einen 15jährigen überhaupt<br />

nicht interessiert. Wenn der mit einem Mädchen ins<br />

Bett steigt, dann denkt der an Spaß haben, aber nicht<br />

an Babys. Anke – Betrug. Ich werde ja immer wieder mal<br />

gefragt, ob ich nicht in einer dieser Jurys der Superstars<br />

mitmache. Nein danke! Ich habe keinen Bock, da einmal<br />

die Woche neben irgendwelchen operierten Tanten zu<br />

sitzen. Ich will mein Glück nicht auf Jungsein, Schlanksein,<br />

Schönsein aufbauen. Ich will mehr. Peter – Ich sage<br />

dir einen Begriff, der für mich sehr wichtig ist: Liebe,<br />

zwischenmenschliche Liebe, Respekt im Umgang miteinander,<br />

Rücksicht, Platz machen, Freundschaft, Kontinuität,<br />

Sicherheit. Ich bin nicht der Erfinder der Liebe.<br />

Elijah Wood, Anke Engelke, Thomas Häßler, Yvonne Catterfeld,<br />

Dirk Bach, Al Pacino und Peter Maffay sind die prominentesten<br />

Fälle der Körpergröße 168 cm. Schon lange haben sie aufgehört<br />

Fragen diesbezüglich zu beantworten.


Wir bei Kraftwerk haben die<br />

168-Stunden-Woche eingeführt \s.46<br />

ralf hütter und seine drei kollegen von der düsseldorfer band kraftwerk gelten als pioniere<br />

der elektronischen musik. seit den siebziger jahren werden sie weltweit verehrt.<br />

Manche Leute wachen morgens auf und wissen: Ich muss zum Nordpol. Das ist bei mir nicht so. Das Wort Traum gehört<br />

nicht zu meinem Wortschatz. Es gibt Visionen, das schon. Aber ein besseres Wort ist für mich: Konzentration.<br />

Wir bei Kraftwerk haben die 168-Stunden-Woche eingeführt. Das bedeutet, dass wir nicht zwischen Leben und<br />

Arbeit unterscheiden. Mir erscheint diese Trennung künstlich. Arbeit ist für uns nicht negativ besetzt. Sie ist kein<br />

Prozess, der am Montag losgeht und am Freitag aufhört. Gedanken kommen einem ja überall. Das Bedürfnis nach<br />

Phasen von Belastung und Entlastung – das erscheint mir sinnvoll. Aber es gibt keinen Zwang zur Freizeit.<br />

Es fühlt sich gut an, Teil der Maschine zu sein. Es ist ein befreiendes Gefühl. Auch weil ich mich selbst als Individuum<br />

zurückstelle. Wir spielen die Maschinen, und die Maschinen spielen uns. Wir spielen auf das Tonband, und<br />

dann spielt das Tonband zurück. Komponieren als Zusammenfügen. Wir arbeiten dabei auch mit Zufällen und mit<br />

Spontaneität. Musik stößt in Bereiche vor, die ich mit Worten nicht darstellen kann. Sonst wäre ich vielleicht Poet<br />

geworden. Wir haben vor langer Zeit für Kraftwerk die Vorstellung einer Musik entwickelt, »die man mit geschlossenen<br />

Augen sehen kann«.<br />

Als Studentenband sind wir Hunderttausende von Kilometern gefahren. Man kennt diesen Zustand: Man fährt<br />

und fährt. Eines Tages machten wir aus diesen Erfahrungen den Song Autobahn, in dem Autos mitspielen: Die Motoren<br />

summen in Obertonreihen, wir haben das mit Synthesizern gemischt. Es gibt in der Rockmusik eine Reihe von<br />

Songs, die sich um Autos drehen. Aber in ihnen geht es immer um Egos, ich und mein Auto. Von der Fahrbahn hat<br />

eigentlich keiner gesprochen. »Die Fahrbahn ist ein graues Band, weiße Streifen, grüner Rand.« Schon damals haben<br />

wir bei Konzerten manchmal die Bühne verlassen, und die Leute tanzten weiter. Das war die Idee: Der Musiker zieht<br />

sich zurück oder schafft sich sogar ab. Die Musik spielt sich selbst, wird Teil eines weltweit vernetzten Systems, verbreitet<br />

sich wie ein Virus.<br />

Das Stück hat sich immer weiter entwickelt, wie ein Weg, der einen immer weiter führt. Nicht: Der Weg ist das Ziel.<br />

Sondern: Der Weg ist der Weg. Freier Gedankenfluss. Komposition im Fluss. Fluxus. Musik im Gedächtnis der Finger.<br />

Die Finger finden ihren Weg allein. Das ist wie beim Radfahren: Man denkt nicht mehr. Ein Fahrrad ist wie ein Musikinstrument.<br />

Es geht immer vorwärts. Wenn ich mir eines wünsche, dann: immer weiterzumachen. Music non-stop.<br />

Ralf Hütter, 62, ist eines von vier Mitgliedern der Düsseldorfer Band Kraftwerk. Die Pioniere der<br />

elektronischen Musik werden seit den siebziger Jahren weltweit verehrt. Auf der Bühne lassen<br />

sie sich von Puppen doubeln. Unser Foto zeigt Hütter als Puppe, der Fotograf hat darauf dessen<br />

echte Augenpartie montiert. Im September erscheint das Gesamtwerk der Band in einer technisch<br />

überarbeiteten Version.


1<br />

3<br />

4<br />

14<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

37<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

66<br />

74<br />

75<br />

76<br />

84<br />

85<br />

88<br />

133<br />

168<br />

Umschaltknarre mit 30 Zähnen, 3/8“-Antrieb, Verriegelungs-Mechanik und Umschalthebel<br />

für Einhandbedienung, Mechanik aus Chrom-Vanadium-Stahl<br />

Verlängerungen mit Schwenksystem, aufgesteckte Werkzeuge bis zu 10° schwenkbar<br />

3/8“-Antrieb, aus Chrom-Vanadium-Stahl, matt-verchromt, 75 und 150 mm<br />

Schlosserhammer mit Glasfaserstiel und Kunststoffgriff, 300g<br />

Gabel-Ringschlüssel aus Chrom-Vanadium-Stahl, matt verchromt<br />

6 / 7 / 8 / 9 / 10 / 12 / 13 / 14 / 17 / 19 mm<br />

Schraubendreher, Klingen aus Chrom-Vanadium-Stahl verchromt<br />

kurzer Schraubendreher, Klinge aus Chrom-Vanadium-Stahl, Kreuzschlitz Ph 2<br />

Telefonzange mit 2-Komponentengriff, Schneiden zusätzlich induktiv gehärtet<br />

Kombizange mit 2-Komponentengriff, Schneiden zusätzlich induktiv gehärtet<br />

Wasserpumpenzange mit durchgestecktem Gewerbe, mit Klemmschutz<br />

Steckschlüsseleinsätze mit FDS-Flanc-Drive-Profil, 3/8“- und 1/4“-Antrieb, aus Chrom-<br />

Vanadium-Stahl, poliert/matt-verchromt, 4 / 4,5 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 10 / 11 / 12 / 13 /<br />

14 / 17 / 19 mm<br />

Zündkerzen-Steckschlüsseleinsätze mit FDS-Flanc-Drive-Profil, 3/8“-Antrieb, Chrom-<br />

Vanadium-Stahl, mit Isolatorschutz, 16 / 21 mm<br />

Reduzierstück 3/8“- auf 1/4“-Antrieb, aus Chrom-Vanadium-Stahl, matt-verchromt<br />

Drehgriff mit 1/4“-Antrieb aus Chrom-Vanadium-Stahl, matt-verchromt<br />

Bit-Halter 1/4“-Antrieb für 1/4“-Schraub-Bits, Chrom-Vanadium-Stahl, verchromt<br />

Schraub-Bits aus Chrom-Vanadium-Stahl; Schlitz 4 / 4.5 / 5.5 / 6.5 mm; Kreuzschlitz PH<br />

0 / 1 / 2 / 3; Kreuzschlitz PZ 0 / 1 / 2 / 3; Sechskant 3 / 4 / 5 / 6 / 7 mm; sowie für Torx-<br />

Schrauben T10 / T15 / T20 / T25 / T27 / T30 / T40<br />

Sechskant-Stiftschlüssel, 1.5 / 2.0 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 5.5 / 6 mm<br />

Kabelschuh-Klemmzange für isolierte Kabelschuhe<br />

Kfz-Spannungsprüfer 6-24 V, mit Prüfspitze, Kabel und Klemme<br />

Satz Kfz-Sicherungen, 8-tlg., sortiert<br />

Messingdrahtbürste für Kontakte und Zündkerzen<br />

Rollen Isolierband<br />

Satz isolierte Kabelschuhe, 45-tlg, sortiert<br />

Satz Kabelbinder, 35-tlg.<br />

Famex 144-FX-55-57 Universal-Werkzeugkoffer 168-tlg.


Die Schändung des jüdischen Friedhofs in Freudental rief<br />

– so die Regionalpresse – großes Entsetzen und große Betroffenheit<br />

in der Region Bietigheim hervor. Die Bürgermeisterin<br />

der Gemeinde Freudental bezeichnete die Tat<br />

als «feigen und infamen Anschlag auf die Menschenwürde».<br />

Dass bereits im Sommer ein ähnlicher Übergriff vorausgegangen<br />

war, wurde erst nach der erneuten Schändung<br />

bekannt.<br />

Als «Friedhofsschändung» versteht man die mutwillige<br />

Zerstörung, Beschädigung oder Beschmutzung von<br />

Grabstätten, die als Straftat nach §168 StGB (Störung<br />

der Totenruhe) und nach § 304 StGB (Gemeinschädliche<br />

Sachbeschädigung) mit Freiheitsentzug bis zu drei Jahren<br />

geahndet werden kann. Die weitaus häufigsten Friedhofsschändungen<br />

finden hierzulande auf jüdischen Friedhöfen<br />

statt, wobei die Täter in der Regel die Grabsteine<br />

mit antisemitischen und nationalsozialistischen Parolen<br />

beschmieren.<br />

Erfolglose Ermittlungen führen oft zur Vermutung,<br />

spielende Kinder hätten Grabsteine ohne böse Absicht<br />

umgeworfen oder «dumme» Teenager hätten ohne Hintergedanken<br />

Hakenkreuze auf Grabsteine gesprüht. Zuweilen<br />

werden fehlende Freizeitangebote für Jugendliche<br />

und die daraus resultierende Langeweile als ausschlaggebendes<br />

Tatmotiv betrachtet. Als 1994 auf dem jüdischen<br />

Friedhof in Nassau zahlreiche Grabsteine mit Hakenkreuzen<br />

beschmiert und fünf Grabsteine komplett zerstört<br />

vorgefunden wurden, konkretisierte ein für diese Tat<br />

dringend tatverdächtiger Schüler die vermeintlich desolate<br />

Situation seiner Altersgenossen: «Fünf Tage Schule,<br />

freitags Disco, samstags Disco. Und sonst?» Auch zwei<br />

Jugendliche aus Beerfelden (Odenwald) vermissten während<br />

einer Disco-Tour im Mai 1994 die «Action» und «Power».<br />

Aus diesem Grund, so ihre Aussagen, hätten sie<br />

ihren «Frust» dann an Grabsteinen entladen, denn «da<br />

einfach nicht viel los gewesen sei, musste noch etwas<br />

168 – Störung der Totenruhe \s.94<br />

obwohl gewalt und tod heute in den medien fast allgegenwärtig<br />

sind, wird der direkte kontakt zu den toten in den westlich geprägten<br />

ländern – anders als in vielen anderen kulturkreisen – meist gemieden.<br />

insbesondere die leiche ist nahezu aus unserem alltäglichen<br />

blickfeld verdrängt und durch ein neues system von ritualen und<br />

symbolen ersetzt worden, in dem die end lichkeit der menschlichen<br />

existenz verarbeitet werden soll. – kurzum: wir tun uns schwer mit<br />

unseren toten.<br />

passieren». Keinesfalls, so beteuerten die Täter, hätten<br />

sie aus politischen Gründen die Grabsteine auf dem jüdischen<br />

Friedhof in Beerfelden demoliert. Frustration und<br />

Langeweile mögen für einen kleinen Teil der Friedhofsschänder<br />

die Motivation ihrer Handlungen sein. Häufiger<br />

jedoch sind es rechtsradikale Heranwachsende, die ihr<br />

Gedankengut auf jüdische Grabstätten plakatieren. So<br />

gaben drei Jugendliche, die 1979 den jüdischen Friedhof<br />

in Freiburg schändeten an, der «Kampfgruppe Priem» anzugehören.<br />

Als 1994 der jüdische Friedhof in Busenberg<br />

(bei Pirmasens) verwüstet wurde, führten damals schon<br />

Spuren zur «Aktion Sauberes Deutschland» (ASD), einer<br />

neonazistischen Organisation, die sich 1986 gegründet<br />

hatte. Nachweisen konnte man den Aktivisten der ASD<br />

jedoch nichts. Erst nach der erneuten Schändung des Busenberger<br />

Friedhofes 1997 ermittelte die Kriminalpolizei<br />

die Täter aus dem Kreis der ASD, aus denen sich auch die<br />

Friedhofsschänder in Neustadt und Jebenhausen (Baden-<br />

Württemberg) rekrutierten.<br />

Eine «negative Einstellung zu Juden und Ausländern»<br />

gaben zwei Minderjährige als Motiv ihres Übergriffes<br />

auf den jüdischen Friedhof von Bad Kissingen 1994 an.<br />

Acht Heranwachsende, darunter zwei Frauen, die man<br />

der Schändung des jüdischen Friedhofs im brandenburgischen<br />

Guben im März 2000 verdächtigte, waren der<br />

Polizei bereits durch rechtsradikale Vorfälle bekannt.<br />

Meist jedoch werden die Täter aber nicht als überzeugte<br />

Rechtsradikale betrachtet, sondern eher als Mitläufer,<br />

Nachahmungstäter oder irre geleitete Jugendliche.<br />

Dieser Meinung schließen sich auch oft Politiker an, die<br />

die Schändung eines jüdischen Friedhofes als einen unpolitischen<br />

Akt «wirrer Einzeltäter» betrachten. Auch ein<br />

Gerichtspsychiater bezeichnete die Skinheads, die den<br />

Hechinger jüdischen Friedhof verwüsteten, als «unsichere,<br />

orientierungslose Heranwachsende». Die Aufklärungsquote<br />

von Friedhofsschändungen ist äußerst gering.<br />

Wurden 1957 noch 53% aller Überfälle auf jüdische Friedhöfe<br />

aufgeklärt, sank die erfolgreiche Täterermittlung<br />

Mitte der 80er Jahre auf 30% bis 35% und liegt heute bei<br />

etwa 10% bis 15%. Von 1945 bis 2002 sind 2.027 Schändungen<br />

jüdischer Grabanlagen in Deutschland nachgewiesen.<br />

633 Übergriffe fanden dabei im Zeitraum von<br />

1990 bis 2002 statt, was bedeutet, dass während dieser<br />

12 Jahre wöchentlich ein jüdischer Friedhof in Deutschland<br />

geschändet wurde.<br />

Diese Zahlen sind aus Einzeldarstellungen, Verfassungsschutzberichten<br />

(bis 1997) und Pressemeldungen<br />

am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU<br />

Berlin dokumentiert. Hier ist es vor allem die Lokalpresse,<br />

die als unerlässlichste Informationsquelle herangezogen<br />

werden muss, denn eine Presseberichterstattung<br />

von Schändungen jüdischer Friedhöfe findet nur selten<br />

Eingang in die überregionale Presse und beschränkt sich<br />

meist auf nicht mehr als fünf Zeilen. Eine der Regionalpresse<br />

vorenthaltene oder untersagte Berichterstattung<br />

über Schändungen jüdischer Friedhöfe, in der Hoffnung,<br />

dadurch Wiederholungstaten zu verhindern, ist eine fatale<br />

Entscheidung, wie der Fall Freudental gezeigt hat.<br />

Marion Neiss (Historikerin) arbeitet am Zentrum für Antisemitismusforschung<br />

der TU Berlin. Sie publizierte verschiedene Aufsätze<br />

zu Schändungen jüdischer Friedhöfe in Deutschland und<br />

promovierte über die jiddische Presse im Berlin der 1920er Jahre.<br />

Wie verschieden Verstoße gegen § 168 – Störung<br />

der Totenruhe aussehen können, zeigen wir anhand<br />

folgender Beispiele:<br />

… drei Mitarbeiter des Hofer Krematoriums haben<br />

in den Jahren 2005 und 2006 aus der nach der Verbrennung<br />

verbleibenden Asche von Verstorbenen<br />

mindestens 12 kg Zahngold gesammelt und dieses<br />

weiterverkauft. Hierdurch erzielten sie einen Erlös<br />

in Höhe von mindestens 50.000 Euro, den sie zu<br />

gleichen Teilen unter sich aufteilten.<br />

… der Leichnam von Edith Lewinski war nach ihrem<br />

Ableben stillschweigend geöffnet worden. Die<br />

Einwilligung dazu sei darin zu sehen, antwortete<br />

ihm der Arzt, daß kein Widerspruch erhoben worden<br />

sei. „Das steht in Ziffer 14 unserer Aufnahmebestimmungen.“<br />

In den Bestimmungen heißt<br />

es „Die Einwilligung zur Leichenöffnung gilt als<br />

erteilt, wenn nicht der Kranke selbst oder Angehörige<br />

fristgemäß den Wunsch auf Unterlassung der<br />

Leichenöffnung schriftlich geäußert haben.“<br />

… ein 43-jähriger Mann hatte seit Einsetzen der<br />

Pubertät die Phantasie, junge Männer zu schlachten<br />

und sich einzuverleiben. Bereits geraume Zeit<br />

vor der Tat suchte er über das Internet männliche<br />

Personen, die sich ihm hierfür zur Verfügung stellten.<br />

Nach mehreren Internetkontakten fand er das<br />

spätere Opfer, das mit der Verwirklichung dieser<br />

Phantasien einverstanden war. Die Tat fand am<br />

09. März 2001 im Haus des Angeklagten statt, der<br />

dort einen „Schlachtraum“ eingerichtet hatte.<br />

… in der Silvesternacht beschädigten bisher unbekannte<br />

Täter etwa 85 Grableuchten und weiteren<br />

Grabschmuck auf dem katholischen Friedhof in<br />

Oelde. Das ganze Geschehen nahm der Angeklagte<br />

auf Video auf, welches er hinterher betrachten<br />

und in Ausschnitten im Internet verbreiten wollte.<br />

Nach den getroffenen Feststellungen des Landgerichts<br />

sah er sich das Video nach der Tat einmal an<br />

und befriedigte sich dabei selbst, Teile der Leiche<br />

verspeiste er.


Italo Calvino – Der Baron auf den Bäumen (S.168 / 336) Sibylle Lewitscharoff – Apostoloff (S.168 / 247)


Otl Aicher – Die Welt als Entwurf (S.168 / 199) Max Frisch – Homo Faber (S.168 / 203)


Der Alte hat den Tod vor Augen \ s.137<br />

drei monate nach dem von der bundeswehr am 04. september angeforderten bombenangriff<br />

auf zwei tanklastwagen im afghanischen kundus müssen die bisher kursierenden opferzahlen<br />

auf 168 deutlich nach oben korrigiert werden.<br />

Franz Josef Jung – ehemaliger Verteidigungsminister der großen Koalition – nimmt am 26. November 2009, dem Vortag<br />

seines Rücktrittes vom Posten des Ministers für Arbeit und Soziales, Stellung zu den Vorgängen vom 4. September<br />

letzten Jahres in Kunduz und den damit verbundenen Behauptungen der Öffentlichkeit.<br />

Ob Franz Josef Jung zu Beginn seiner Rede schon wusste, dass er dem Druck nicht Stand halten und am darauf<br />

folgenden Tag seinen Rücktritt bekannt geben würde? Bei mir weckt Jungs Rede die Assoziation – „letztes Lied einer<br />

Band auf Abschluss-Tournee.“ Oder noch besser: Zum Abschied „Nehmt Abschied Brüder“ singen – was auch immer –<br />

es treibt einem die Tränen in die Augen.<br />

Ganz ehrlich – ich habe Mitleid mit Franz Josef Jung – ob aus bloßem Kalkül oder nicht, der Mann vorne am Rednerpult<br />

hat „Scheiße gebaut.“ Jung wird von Vizepräsidentin Pau mit folgenden Worten angekündigt: „Vereinbarte Debatte<br />

zu der von Bundesminister Dr. Franz Josef Jung in Aussicht gestellte Erklärung“ – schwingt da nicht zumindest<br />

ein Hauch von Schwermut mit? Eine Erklärung in Aussicht stellen – d.h. es besteht die hypothetische Möglichkeit<br />

einer Erklärung, keine fundierte. Ich finde es rührend wie bemüht Jung um Oberst Klein zu sein scheint (– „und ihn<br />

dabei nicht alleine lassen“). Eine Art symbolischer Schulterschluss zweier Männer auf der „Abschussliste.“ Jungs Vortrag<br />

dürfte wohl ein Spiegel seiner selbst sein – unstrukturiert und ungeordnet – ganz zu schweigen der gesprochenen<br />

Version, habe ich selbst Schwierigkeiten der Rede in Schriftform zu folgen. Ich lese einen Abschnitt – lese weiter<br />

– komme durcheinander – kehre zurück – lese noch mal – und hangel mich so von Abschnitt zu Abschnitt. Beleg dafür<br />

sind seine zeitlichen Sprünge (4. September, 6. September, 4. September, 5. September, 8. September, 5. oder 6. Oktober,<br />

7. Oktober, 9. September, 14. September) – da könnte selbst der immer aufmerksam zuhörende Abgeordnete der<br />

Grünen Ströbele durcheinander kommen.<br />

Fast als dreist empfinde ich es, dass Jung einerseits noch immer in Frage stellt dass es überhaupt zivile Opfer gegeben<br />

habe, im selben Satz aber betont dies sehr zu bedauern und den Angehörigen sein vollstes Mitgefühl ausdrückt. Eine Art<br />

prophylaktisches Mitgefühl – sozusagen, für den Fall dass. Jung bezieht sich auf den Kurzschluss der Untersuchungskommission<br />

mit der ISAF-Delegation und der Auskunft der Dorfbewohner „dass alle Getöteten zu den Taliban und deren<br />

Verbündeten gehören.“ Womöglich betreibe ich Haarspalterei wenn ich das Wörtchen „ausschliesslich“ vermisse – das<br />

keiner der Taliban oder deren Verbündeter überlebt hat, davon gehe ich aus, bei 125 Opfern von denen die Washington<br />

Post berichtete. Dann die Tatsache sich im letzten Drittel der Rede dunkel zu erinnern, über einen Feldjägerbericht<br />

informiert worden zu sein – diesen aber nicht gelesen sondern unverzüglich weitergeleitet zu haben – erscheint mir<br />

mehr als unglaubwürdig. Es ist mir unverständlich, von einem solchen Bericht zu erfahren, aber kein Interesse daran<br />

zu haben was genau Gegenstand des Berichtes ist – allein schon aus Neugierde. Dann doch lieber gar nicht erst in die<br />

Situation kommen etwas sagen zu müssen – weil man ja gar nichts wusste. Klingt nachvollziehbar, oder?<br />

„Ich stimme an: Nehmt Abschied, Brüder, ungewiß ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das<br />

Herz uns schwer. Der Himmel wölbt sich übers Land, Ade, Franz Josef Jung!“<br />

Lukas Glittenberg studiert im 9. Semester Kommunikationsdesign an der FH Potsdam. Der Artikel enstand im Rahmen des Kurses<br />

„Man spricht Deutsch …“ unter Leitung von Klaus Pokatzky im Wintersemester 2009 / 2010.


Pantone 168 – Pantone ist der Name eines Farbsystems, das hauptsächlich in der Grafik- und Druckindustrie eingesetzt wird. Es<br />

enthält Sonderfarben, die nicht im herkömmlichen Vierfarbdruck erreicht werden können, und ordnet diesen Farben eindeutige Nummern-Bezeichnungen<br />

zu. Wie bei jedem Farbsystem kann man anhand der Nummerierung die Farben weltweit austauschen, ohne auf<br />

die individuelle Farbwahrnehmung angewiesen zu sein.<br />

Geblitzt mit 168 km / h auf der A7


A-Klassen-Fahrt<br />

\s.23 ff<br />

dem ehemaligen Vorstandschef von mercedes benz leisten wir auf<br />

einer autofahrt gesellschaft – er spricht über die einführung der<br />

a-klasse typ 168, die konservativen geister bei mercedes und den methusalemkomplott.<br />

Blick aus der fahrenden A-Klasse. Jürgen Schrempp stand uns<br />

1 h 56 min Rede und Antwort. Dann waren wir am Ziel.<br />

Der Einführung der A-Klasse im Jahr 1997 ging eine beispiellose Marketing-Aktion voraus.<br />

18 Monate lang polierten Werbefachleute am Image des für Mercedes komplett neuen<br />

Modells und ließen die A-Klasse auf der sogenannten A-Motion-Tour in insgesamt 14<br />

deutschen und fünf europäischen Städten posieren - ein Aufwand, der Wirkung zeigte:<br />

In der Bevölkerung kletterte der Bekanntheitsgrad der A-Klasse angeblich auf 86 Prozent,<br />

noch bevor das Auto überhaupt herumfuhr. Bereits vor dem Debüt des ersten Mercedes-<br />

Kleinwagens überhaupt lagen 100.000 Bestellungen für den Baby-Benz vor.<br />

Die in der ersten Modellgeneration lediglich 3,60 Meter kurze A-Klasse trat an, um<br />

sich als Technologieträger zu reüssieren. Außerdem als Junge-Leute-Kutsche (Startpreis<br />

für den A 140 mit 82 PS: 30.360 Mark) und Vorbild in Sachen Raumökonomie und Sicherheit.<br />

Um das Verletzungsrisiko bei einem Frontalunfall zu senken, waren Getriebe,<br />

Motor sowie die Stahlwand zwischen Motor und Fahrerkabine schräg eingebaut.<br />

Im Falle einer Kollision sollten die harten Bauteile unter die Kabine gedrückt werden<br />

– und damit an den Insassen vorbei. Das Prinzip war eine von rund 20 Innovationen,<br />

mit denen die Schwaben die A-Klasse ausstatteten.<br />

In einem Moment aber war es mit der Herrlichkeit des kleinen Benz vorbei. Drei<br />

Tage nach Einführung des ersten Mercedes-Kleinwagens trat ein, was Marketing-Strategen<br />

„Worst Case Scenario“ nennen: Das Fahrzeug kippte einfach um. Zuvor hatte das<br />

neue Wägelchen in einem aufwändigen Testprogramm fast 125 Mal den gesamten Globus<br />

umrundet - doch dieses Problem war dabei offenbar nie aufgetreten.<br />

Am 21. Oktober 1997 aber hob es die A-Klasse bei einem ganz normalen Sicherheitstest<br />

in Schweden aus der Spur. Das Ausweichmanöver mitsamt dem Umfaller - als Elch-<br />

Test legendär geworden - drohte für Mercedes zum Image-Desaster zu werden. Die<br />

Autozeitschrift „Teknikens Värld“ veröffentlichte damals ein Foto mit dem auf der Seite<br />

liegenden Testwagen, das einer Kondolenzkarte ähnelte. Der Text: „Bilden som kan<br />

döda A-Klass“ - das Bild, das die A-Klasse töten kann.<br />

In diesem Fall jedoch lebt der Totgesagte noch immer. Nachdem der damalige<br />

Mercedes-Pkw-Vorstand Jürgen Hubbert kleinlaut erklärte hatte, „Wir haben da eine<br />

Schwäche“, rüstete Mercedes nach. Die Spurweite wurde verbreitert, das Fahrwerk<br />

modifiziert - und vor allem erhielt die A-Klasse das elektronische Stabilitätsprogramm<br />

ESP aus der Luxuslimousine S-Klasse.<br />

Und tatsächlich, der Mini-Mercedes setzte sich durch: Mit mehr als 1,85 Millionen<br />

verkauften Einheiten (Baureihen W168 und W169) zählt die A-Klasse heute zu den<br />

beliebtesten Minivans in Deutschland. Aber trotzdem wird sie wohl nur eine Episode<br />

bleiben. 2011 läuft voraussichtlich die A-Klasse-Produktion aus. Und das Nachfolgemodell,<br />

so hört man aus Stuttgart, wird ein kleines Auto konventioneller Bauart sein. Der<br />

Einführung der A-Klasse im Jahr 1997 ging eine beispiellose Marketing-Aktion voraus. 18<br />

Monate lang polierten Werbefachleute am Image des für Mercedes komplett neuen Modells<br />

und ließen die A-Klasse auf der sogenannten A-Motion-Tour in insgesamt 14 deutschen<br />

und fünf europäischen Städten posieren - ein Aufwand, der Wirkung zeigte: In der<br />

Bevölkerung kletterte der Bekanntheitsgrad der A-Klasse angeblich auf 86 Prozent, noch<br />

bevor das Auto überhaupt herumfuhr. Bereits vor dem Debüt des ersten Mercedes-Kleinwagens<br />

überhaupt lagen 100.000 Bestellungen für den Baby-Benz vor. Die in der ersten<br />

Modellgeneration lediglich 3,60 Meter kurze A-Klasse trat an, um eine beispiellose Mar-


Studie der A-Klasse<br />

A-Klasse W168<br />

A-Klasse W168 – Elegance<br />

A-Klasse W169<br />

Die in der ersten Modellgeneration lediglich 3,60 Meter kurze A-Klasse trat an, um<br />

sich als Technologieträger zu reüssieren. Außerdem als Junge-Leute-Kutsche (Startpreis<br />

für den A 140 mit 82 PS: 30.360 Mark) und Vorbild in Sachen Raumökonomie<br />

und Sicherheit. Um das Verletzungsrisiko bei einem Frontalunfall zu senken,<br />

waren Getriebe, Motor sowie die Stahlwand zwischen Motor und Fahrerkabine<br />

schräg eingebaut. Im Falle einer Kollision sollten die harten Bauteile unter die Kabine<br />

gedrückt werden – und damit an den Insassen vorbei. Das Prinzip war eine<br />

von rund 20 Innovationen, mit denen die Schwaben die A-Klasse ausstatteten.<br />

In einem Moment aber war es mit der Herrlichkeit des kleinen Benz vorbei. Drei Tage<br />

nach Einführung des ersten Mercedes-Kleinwagens trat ein, was Marketing-Strategen<br />

„Worst Case Scenario“ nennen: Das Fahrzeug kippte einfach um. Zuvor hatte das neue<br />

Wägelchen in einem aufwändigen Testprogramm fast 125 Mal den gesamten Globus umrundet<br />

- doch dieses Problem war dabei offenbar nie aufgetreten.<br />

Am 21. Oktober 1997 aber hob es die A-Klasse bei einem ganz normalen Sicherheitstest<br />

in Schweden aus der Spur. Das Ausweichmanöver mitsamt dem Umfaller - als Elch-<br />

Test legendär geworden - drohte für Mercedes zum Image-Desaster zu werden. Die Autozeitschrift<br />

„Teknikens Värld“ veröffentlichte damals ein Foto mit dem auf der Seite<br />

liegenden Testwagen, das einer Kondolenzkarte ähnelte. Der Text: „Bilden som kan döda<br />

A-Klass“ - das Bild, das die A-Klasse töten kann.<br />

In diesem Fall jedoch lebt der Totgesagte noch immer. Nachdem der damalige Mercedes-Pkw-Vorstand<br />

Jürgen Hubbert kleinlaut erklärte hatte, „Wir haben da eine Schwäche“,<br />

rüstete Mercedes nach. Die Spurweite wurde verbreitert, das Fahrwerk modifiziert<br />

- und vor allem erhielt die A-Klasse das elektronische Stabilitätsprogramm ESP aus<br />

der Luxuslimousine S-Klasse. Und tatsächlich, der Mini-Mercedes setzte sich durch: Mit<br />

mehr als 1,85 Millionen verkauften Einheiten (Baureihen W168 und W169) zählt die A-<br />

Klasse heute zu den beliebtesten Minivans in Deutschland. Aber trotzdem wird sie wohl<br />

nur eine Episode bleiben. 2011 läuft voraussichtlich die A-Klasse-Produktion aus. Und<br />

das Nachfolgemodell, so hört man aus Stuttgart, wird ein kleines Auto konventioneller<br />

Bauart sein.<br />

B-Klasse<br />

Jürgen Schrempp (* 15. September 1944 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Manager. Er war<br />

von Mai 1995 bis Dezember 2005 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG und der DaimlerChrysler<br />

AG, der heutigen Daimler AG.


Schleuse wartet ein strahlender Paul St. Hilaire. Bis vor kurzem operierte er als<br />

Tikiman, doch diesen Namen musste er aus rechtlichen Gründen ablegen. Man<br />

tritt über seine Schwelle und befindet sich augenblicklich in einer anderen<br />

Welt. Es riecht, wie es bei einem waschechten Reggae-Produzenten riechen<br />

muss. Die Welt mit ihren Abgasen und dem ganzen Lärm bleibt draußen. Wir<br />

entern die Insel der Träume. Den Ort, an dem Paul St. Hilaire sein über alle<br />

Maßen entspanntes Dub-Album „Adsom - A Divine State Of Mind“ (False Tuned/Indigo)<br />

produzierte. Ein Mischpult, ein paar Instrumente, eine Hand voll<br />

entern die Insel der Träume. Den Ort, an dem Paul St. Hilaire sein über alle<br />

Maßen entspanntes Dub-Album „Adsom - A Divine State Of Mind“ (False Tuned/Indigo)<br />

produzierte. Ein Mischpult, ein paar Instrumente, eine Hand voll<br />

Erinnerungen an seine Heimat, die Dominikanische Republik, ein winziges<br />

Häuflein CDs und ein paar Schallplatten, die wie ein Wandteppich die Tapete<br />

zieren. Der freundliche Alchimist umgibt sich nur mit dem Nötigsten und<br />

verleiht seiner Umgebung dennoch eine ungemein persönliche Atmosphäre.<br />

Er selbst lehnt sich zurück, lächelt, steckt sich einen Glimmstengel in den<br />

Mundwinkel, zieht einmal kräftig und lächelt noch verbindlicher. Vielleicht<br />

tackert gerade ein Groove durch seinen Kopf. „Was willst du wissen?“, fragt<br />

er einladend und macht doch nicht den Eindruck, als wäre er zum Plaudern<br />

aufgelegt. Er ist einer jener Menschen, die mit einem Lächeln viel mehr sagen<br />

als mit tausend Worten, die sie ohnehin nicht finden.Eigentlich sind Reggae-<br />

Produzenten für ihre ausgefallenen Plattensammlungen bekannt, aus denen<br />

sie die Bausteine für ihre Mixe destillieren. „Ich bin kein DJ“, stellt St. Hilaire<br />

lachend klar. Nun sind die meisten Menschen, die Platten besitzen, keine DJs,<br />

und bei einem Exemplar seines Schlages ist es umso verwunderlicher, wenn er<br />

überhaupt keine Platten besitzt. „Ich habe alle meine Platten im Kopf“, sagt<br />

St. Hilaire, zieht an seinem Rauchwerkzeug und grinst. Die Wolken in seinem<br />

Insel-Domizil werden dichter. Der einstige Tikiman verfolgt mit Blicken die<br />

Bewegung des Schwaden-Gespinsts. Seine Inspiration kommt nicht von Tonträgern<br />

im herkömmlichen Sinne. „Die Luft.“ Er sagt es und macht eine lange<br />

In einem nicht eben von Licht durchfluteten Treppenhaus öffnet sich eine<br />

braune In einem nicht eben von Licht durchfluteten Treppenhaus öffnet sich<br />

eine braune. In einem nicht eben von Licht durchfluteten Treppenhaus öffnet<br />

sich eine braune Tür zu einem noch dunkleren Schlund. Doch hinter der<br />

Schleuse wartet ein strahlender Paul St. Hilaire. Bis vor kurzem operierte er als<br />

Tikiman, doch diesen Namen musste er aus rechtlichen Gründen ablegen. Man<br />

tritt über seine Schwelle und befindet sich augenblicklich in einer anderen<br />

Welt. Es riecht, wie es bei einem waschechten Reggae-Produzenten riechen<br />

muss. Die Welt mit ihren Abgasen und dem ganzen Lärm bleibt draußen. Wir<br />

entern die Insel der Träume. Den Ort, an dem Paul St. Hilaire sein über alle<br />

Maßen entspanntes Dub-Album „Adsom - A Divine State Of Mind“ (False Tuned/Indigo)<br />

produzierte. Ein Mischpult, ein paar Instrumente, eine Hand voll<br />

Erinnerungen an seine Heimat, die Dominikanische Republik, ein winziges<br />

Häuflein CDs und ein paar Schallplatten, die wie ein Wandteppich die Tapete<br />

zieren. Der freundliche Alchimist umgibt sich nur mit dem Nötigsten und<br />

verleiht seiner Umgebung dennoch eine ungemein persönliche Atmosphäre.<br />

Er selbst lehnt sich zurück, lächelt, steckt sich einen Glimmstengel in den<br />

Mundwinkel, zieht einmal kräftig und lächelt noch verbindlicher. Vielleicht<br />

tackert gerade ein Groove durch seinen Kopf. „Was willst du wissen?“, fragt<br />

er einladend und macht doch nicht den Eindruck, als wäre er zum Plaudern<br />

aufgelegt. Er ist einer jener Menschen, die mit einem Lächeln viel mehr sagen<br />

als mit tausend Worten, die sie ohnehin nicht finden.Eigentlich sind Reggae-<br />

Produzenten für ihre ausgefallenen Plattensammlungen bekannt, aus denen<br />

sie die Bausteine für ihre Mixe destillieren. „Ich bin kein DJ“, stellt St. Hilaire<br />

lachend klar. Nun sind die meisten Menschen, die Platten besitzen, keine DJs,<br />

und bei einem Exemplar seines Schlages ist es umso verwunderlicher, wenn er<br />

überhaupt keine Platten besitzt. „Ich habe alle meine Platten im Kopf“, sagt<br />

St. Hilaire, zieht an seinem Rauchwerkzeug und grinst. Die Wolken in seinem<br />

Insel-Domizil werden dichter. Der einstige Tikiman verfolgt mit Blicken die<br />

Bewegung des Schwaden-Gespinsts. Seine Inspiration kommt nicht von Tonträgern<br />

im herkömmlichen Sinne. „Die Luft.“ Er sagt es und macht eine lange<br />

ZEIG’ MIR DEIN CD-REGAL UND<br />

ICH SAGE DIR WER DU BIST \s.74<br />

in zeiten von ipod und mp3 hat es die gute alte cd nicht leicht –<br />

nichtsdestotrotz ist sie nicht mehr wegzudeneken – vor allem<br />

nicht aus unseren zimmern und wohnungen. eine reportage<br />

über das was unser cd-regal über seinen eigentümer aussagt.<br />

tritt über seine Schwelle und befindet sich augenblicklich in einer anderen<br />

Welt. Es riecht, wie es bei einem waschechten Reggae-Produzenten riechen<br />

muss. Die Welt mit ihren Abgasen und dem ganzen Lärm bleibt draußen. Wir<br />

er einladend und macht doch nicht den Eindruck, als wäre er zum Plaudern<br />

aufgelegt. Er ist einer jener Menschen, die mit einem Lächeln viel mehr sagen<br />

als mit tausend Worten, die sie ohnehin nicht finden.Eigentlich sind Reggae-<br />

Produzenten für ihre ausgefallenen Plattensammlungen bekannt, aus denen<br />

Der Musikgeschmack gilt ja gemeinhin als eine recht persönliche Angelegenheit.<br />

Wir geben gerne vor, es sei zutiefst individuell, zum Beispiel die Biermösl-Blosn<br />

als bayerische Jux-Combo abzulehnen, stattdessen lieber bei einem<br />

Glas Wein Mozart zu hören. Oder Robbie Williams igitt zu finden und sich<br />

stattdessen beim Gedudel von Miles Davis zu vergeistigen, Peter Maffay als<br />

heimlichen Schlagersänger zu hassen und es lieber mit der Authentizität eines<br />

Johnny Cash zu halten. Die Wirklichkeit ist aber wohl eine ganz andere.<br />

Nämlich: Wir wählen die Musik, die anderen bereits gefallen hat. Und das tun<br />

wir deswegen, weil wir uns auf diese Weise mit bestimmten Eigenschaften<br />

schmücken wollen. Musik ist also in der Regel ein persönliches Aushängeschild<br />

– wie Kleidung oder Auto. Den Gruppenzwang beim Musikgeschmack offenbarte<br />

eine Untersuchung von Sozialwissenschaftlern der Columbia Universität<br />

– wie Kleidung oder Auto. Den Gruppenzwang beim Musikgeschmack offenbarte<br />

eine Untersuchung von Sozialwissenschaftlern der Columbia Universität<br />

in Washington. Sie schauten sich an, welche Stücke sich 14 341 vorwiegend<br />

jugendliche Internet-User aus dem Web herunterluden. Die eine Hälfte der<br />

Teilnehmer hatte dabei „freie“ Auswahl unter einer Sammlung praktisch unbekannter<br />

Lieder. Auf der Basis dieser Downloads erstellten die Forscher daraufhin<br />

eine Art Hitliste, die sie der zweiten Gruppe als Information für ihre<br />

Downloads zur Verfügung stellten. Die User aus der zweiten Gruppe tendierten<br />

generell dazu, Lieder anzuklicken, welche auch die anderen bevorzugt hatten.<br />

Bei mehreren Durchläufen zeigte sich zudem ein Phänomen, das auch die<br />

Musikindustrie interessieren dürfte: Die Popularität eines Stückes wechselte<br />

so gut wie zufällig, und Spitzenreiter landeten nicht etwa oben, weil sie irgendeine<br />

besondere Hit-Qualität aufwiesen – was auch immer das sein soll.<br />

Ein und dasselbe Stück kam bei einem Durchlauf auf Rang eins, stürzte aber<br />

bei einem anderen auf Platz 40 ab. Auch hier richteten sich die Teilnehmer<br />

besonders danach, was andere bereits gewählt hatten, und so oblag es einigen<br />

wenigen frühen Entscheidern, mit ihren Klicks einen Hit zu generieren.<br />

Der Musikgeschmack ist offenbar eine Art soziale Währung: Er dient dazu, sich<br />

als Mitglied einer Gruppe zu erkennen zu geben, und präsentiert gleichzeitig<br />

der Gemeinschaft das Fähnchen des eigenen Ich. In einem zweiten Versuch<br />

der Gemeinschaft das Fähnchen des eigenen Ich. In einem zweiten Versuch<br />

britischer Psychologen erhielten Studenten die Aufgabe, die Persönlichkeit<br />

eines Menschen einzuschätzen, von dem sie nichts anderes kannten als dessen<br />

zehn Lieblings-CDs. Normalerweise werden solche Studien auf der Basis<br />

von kurzen Filmen oder Bildern unternommen. Doch erwies sich die Hitliste<br />

als die weitaus bessere Datengrundlage. Das Merkmal „Offenheit“ schätzten<br />

die Probanden extrem zuverlässig ein, darunter verstehen Psychologen<br />

etwa Neugier oder Experimentierfreude. Die Eigenschaft „Geselligkeit“ konnten<br />

die Studenten ebenfalls recht klar aus der Hitliste ablesen – offenbar<br />

diente ihnen ein hoher Textanteil in den Stücken als sehr guter Indikator.<br />

Der Musikgeschmack gilt ja gemeinhin als eine recht persönliche Angelegenheit.<br />

Wir geben gerne vor, es sei zutiefst individuell, zum Beispiel die Biermösl-Blosn<br />

als bayerische Jux-Combo abzulehnen, stattdessen lieber bei einem<br />

Glas Wein Mozart zu hören. Oder Robbie Williams igitt zu finden und sich<br />

stattdessen beim Gedudel von Miles Davis zu vergeistigen, Peter Maffay als<br />

heimlichen Schlagersänger zu hassen und es lieber mit der Authentizität ei-<br />

Pause. Pause. „Alles „Alles liegt liegt in in der der Luft. Luft. Alle Alle Geräusche Geräusche der der Welt. Welt. Das Das ist ist viel viel mehr, mehr, als als<br />

jede jede Plattensammlung Plattensammlung fassen fassen kann.“ kann.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!