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Zentralstelle für Strafentlassenenhilfe in Nürnberg Informations

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<strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Informations</strong>- und Beratungszentrum<br />

Wer vom Ziel<br />

nichts weiß,<br />

wird den Weg<br />

nicht f<strong>in</strong>den.<br />

Ch. Morgenstern<br />

„Wir zeigen den Weg“<br />

Jahresbericht 2008


Im Oktober 1972 wurde die <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> gegründet.<br />

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Strafentlassenen über die ersten<br />

Schwierigkeiten nach der Entlassung zu helfen und darüber h<strong>in</strong>aus die<br />

Wiedere<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die Gesellschaft durch nachgehende Betreuung<br />

zu erleichtern.<br />

An diesem Auftrag hat sich seither nichts geändert. Lediglich die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die Klienten und uns Sozialarbeiter s<strong>in</strong>d härter<br />

geworden.<br />

Die Erkenntnisse <strong>in</strong> der Aufbruchstimmung der 70 iger Jahre, dass e<strong>in</strong>e<br />

gute Resozialisierungsarbeit, die auf die Bedürfnisse der Menschen<br />

abgestimmt ist zugleich der beste Schutz vor dem Rückfall und damit der<br />

Bevölkerung ist, ist <strong>in</strong>zwischen mehr und mehr dem Vorrang des Schuld-<br />

und Sühnepr<strong>in</strong>zips gewichen.<br />

Die Lebenslage und die zentralen Bedürfnisse der Menschen, die aus<br />

der Haft entlassen werden s<strong>in</strong>d meist die gleichen:<br />

� Wo und wie werde ich wohnen?<br />

� Wovon kann ich me<strong>in</strong>en Lebensunterhalt bestreiten?<br />

� Welche Chancen habe ich persönlich auf dem Arbeitsmarkt?<br />

Die Neustrukturierung der Sozialgesetze hat die Klienten und uns <strong>in</strong><br />

unserer Arbeit vor harte Herausforderungen gestellt.<br />

Langsam, aber doch von kle<strong>in</strong>en Erfolgen gekrönt, ergeben sich positive<br />

Veränderungen, die e<strong>in</strong>st so enge Zusammenarbeit mit den Ämtern<br />

wieder mit Leben zu füllen.<br />

Wir führen <strong>in</strong> der JVA <strong>Nürnberg</strong> und anderen nordbayrischen Anstalten<br />

E<strong>in</strong>zelberatungen und Gruppenarbeit durch, um die Inhaftierten besser<br />

auf den Entlassungstag vorzubereiten.<br />

2008 wurde e<strong>in</strong> Kooperationsvertrag mit der ARGE geschlossen.<br />

2009 wird unser zentrales Thema se<strong>in</strong>, wie können wir die<br />

Unterkunftssituation der Klienten <strong>in</strong>dividueller verbessern.<br />

Wir danken unseren Kuratoren, dass Sie unsere Arbeit während des<br />

Veränderungsprozesses unterstützt haben und mit uns neue Wege<br />

gefunden haben.<br />

Im April 2009<br />

Peter Kuckuk<br />

Sprecher der <strong>Zentralstelle</strong><br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 2<br />

Inhalt 3<br />

Personelles 4<br />

Die <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong> Zahlen 5<br />

Geme<strong>in</strong>sam gegen den Rückfall 7<br />

Die Zusammenarbeit mit der ARGE <strong>Nürnberg</strong><br />

Das Übergangsmanagement 9<br />

Entlassungsvorbereitung <strong>in</strong> der JVA <strong>Nürnberg</strong><br />

„Man kann mit e<strong>in</strong>er Wohnung 10<br />

e<strong>in</strong>en Menschen genauso töten wie mit e<strong>in</strong>er Axt“<br />

Die Wohnsituation nach der Entlassung und deren Folgen<br />

3


Personelles<br />

Die Träger der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft und deren Mitarbeiter<br />

Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband <strong>Nürnberg</strong> e.V.<br />

Marianne Schober, Diplom-Sozialpädagog<strong>in</strong> (FH) 19,25 Std./Woche<br />

Bayerischer Landesverband <strong>für</strong> Gefangenen<strong>für</strong>sorge und Bewährungshilfe e.V.<br />

Justizvollzugsanstalt <strong>Nürnberg</strong><br />

Peter Kuckuk, Diplom-Sozialpädagoge (FH) 40,10 Std./Woche<br />

Caritasverband <strong>Nürnberg</strong> e.V.<br />

Wolfgang A. Senft, Diplom-Sozialpädagoge (FH) 20,25 Std. /Woche<br />

Stadtmission <strong>Nürnberg</strong> e.V.<br />

Cather<strong>in</strong>e Axiomakarou, Diplom-Sozialpädagog<strong>in</strong> (FH) bis 25.5. 19,25 Std./Woche<br />

Verena Breiter, Diplom-Sozialpädagog<strong>in</strong> (FH) ab 26.5. 19.25 Std./Woche<br />

Sibylle Frischholz, Verwaltungsangestellte bis 30.6. 38,50 Std./Woche<br />

John Kreuzer, Verwaltungsangestellter, ab 1.7. 38,50 Std./Woche<br />

Geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied Hans Welzel<br />

Stellvertreter<br />

Sprecher der <strong>Zentralstelle</strong> Peter Kuckuk<br />

Stellvertreter Wolfgang A.Senft<br />

Wir trauern<br />

Am 15. Januar 2009 verstarb unser Kollege Wolfgang A. Senft.<br />

Wir danken ihm <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e langjährige Tätigkeit <strong>in</strong> der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Strafentlassenenhilfe</strong>.<br />

die Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

Wir freuen uns<br />

Nach 20 Jähriger Tätigkeit als Verwaltungskraft <strong>in</strong> unserer E<strong>in</strong>richtung<br />

konnte unsere Kolleg<strong>in</strong> Sibylle Frischholz, am 1. Juli 2008 ihren<br />

wohlverdienten Ruhestand antreten.<br />

Wir wünschen Dir, liebe Sibylle, noch viel Kraft und Engagement diesen<br />

Ruhestand auch genießen zu können.<br />

De<strong>in</strong>e auch manchmal recht schwierigen Kollegen<br />

4


Die <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong> Zahlen<br />

kaizen ist der japanische Fachausdruck<br />

<strong>für</strong> „kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung“,<br />

also die ständige Weiterentwicklung<br />

von Produkten und Dienstleistungen.<br />

Kaizen ist auch e<strong>in</strong> zentraler Faktor <strong>in</strong><br />

der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong>.<br />

� Zwei wichtige Veränderungen<br />

s<strong>in</strong>d bei der statistischen Betrachtung<br />

der Entwicklung der<br />

<strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

hervorzuheben:<br />

� Zum E<strong>in</strong>en der Beg<strong>in</strong>n des<br />

Übergangsmanagement <strong>in</strong> der<br />

JVA <strong>Nürnberg</strong> und<br />

� zum Anderen die Veränderung<br />

der Arbeit von Information und<br />

Beratung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er der Haft<br />

nachgehenden Betreuung.<br />

Es ist unumstritten:<br />

Die ersten Wochen nach der Entlassung<br />

aus der Haft bergen die meisten<br />

Gefahren <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Rückfall.<br />

Die Situation der Haftentlassung<br />

selbst, br<strong>in</strong>gt <strong>für</strong> viele Entlassene neue<br />

Problemlagen bei gleichzeitig ger<strong>in</strong>ger<br />

Belastbarkeit mit sich: Wohnsituation,<br />

Armut, ke<strong>in</strong>e Beschäftigung, oftmals<br />

ke<strong>in</strong>e tragfähigen sozialen Kontakte,<br />

schlechte Gesundheit, Schulden, Desorientierung,<br />

<strong>in</strong> die Brüche gehenden /<br />

gegangenen Beziehungen u.v.m. 1)<br />

Das Entlassungsloch<br />

Und hier setzt die neue Ausrichtung<br />

der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er Beratungsstelle mit mittelfristigen<br />

Betreuungsrahmen an. In<br />

den ersten 6 Monaten nach der Entlassung<br />

f<strong>in</strong>den die meisten Rückfälle<br />

statt. Und <strong>in</strong> dieser Zeit stehen die Berater<br />

und Berater<strong>in</strong>nen der <strong>Zentralstelle</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> den<br />

Klienten als Partner und Betreuer zur<br />

Seite.<br />

Dies zeigt sich noch nicht <strong>in</strong> den Zahlen<br />

der letzten Jahre. Mit dem Ausscheiden<br />

des Sozialamtes im Jahre<br />

2004 und der Agentur <strong>für</strong> Arbeit im<br />

Jahre 2005 hat sich der Zugang der<br />

Klienten <strong>in</strong> die <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

entschieden verändert.<br />

Kamen sie früher wegen der <strong>in</strong> der<br />

<strong>Zentralstelle</strong> <strong>in</strong>tegrierten Ämter, kommen<br />

sie heute, weil sie Hilfe erwarten<br />

und benötigen.<br />

Die Arbeit der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

hat sich aber weiterentwickelt.<br />

Durch die E<strong>in</strong>führung des Übergangsmanagements<br />

hat sich zudem e<strong>in</strong> Teil<br />

der Beratung von der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong> die JVA selbst<br />

verlegt.<br />

……………………………………….<br />

1) (Eisl 2001, zitiert nach Forum Strafvollzug<br />

2/2998 S 71)<br />

5


Die letzten vier Jahre im Zahlenspiegel<br />

Seit dem Jahr 2007 unterliegt die zahlenmäßige Erfassung der Klientenkontakte den<br />

gleichen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Erstvorsprachen<br />

298<br />

333<br />

2007 2008<br />

1131<br />

Wiedervorsprachen<br />

420 408<br />

2007 2008<br />

Klientenkontakte Gesamt<br />

1230<br />

2007 2008<br />

JVA-E<strong>in</strong>zelgespräche<br />

131<br />

163<br />

2007 2008<br />

250<br />

JVA-Gruppe<br />

301<br />

2007 2008<br />

Sonstiges<br />

32 25<br />

2007 2008<br />

Jahr 1. V. Wv. J-E J-G So. Ges. €<br />

2005 706 791 1497 20.154,00<br />

2006 358 819 32 1209 18.485,00<br />

2007 298 420 131 250 32 1131 16.395,12<br />

2008 333 408 163 301 25 1230 21.561,00<br />

1. V. = erste Vorsprache nach Haft<br />

Wv. = Weitere Vorsprachen und Kontakte mit Klienten e<strong>in</strong>schl. Außenkontakte<br />

J-E = JVA E<strong>in</strong>zelgespräche<br />

J-G = Teilnehmer an JVA Gruppenveranstaltung<br />

So. = sonstige Klientenkontakte, Hafturlauber, Angehörigenberatung,<br />

sonstige Beratungen ohne weitere Erfassung<br />

€ = F<strong>in</strong>anzielle Hilfen an Klienten (Ausreichung von Ausgabemitteln des Freistaates Bayern)<br />

6


Geme<strong>in</strong>sam gegen den Rückfall<br />

Die Zusammenarbeit mit der ARGE <strong>Nürnberg</strong><br />

Im August 2008 beschloss das Kuratorium<br />

der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

mit der ARGE <strong>Nürnberg</strong><br />

e<strong>in</strong>e Kooperationserklärung zur Zusammenarbeit<br />

bei der Betreuung und<br />

Arbeitsvermittlung von Haftentlassenen.<br />

Es ist davon auszugehen,<br />

dass e<strong>in</strong> erheblicher Teil der Haftentlassenen<br />

nicht sofort <strong>in</strong> der Lage ist,<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt dauerhaft<br />

e<strong>in</strong>er regulären Beschäftigung nachzugehen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus haben diese<br />

Personen aufgrund ihrer besonderen<br />

Lebenssituation erhebliche Probleme,<br />

die ihre berufliche und soziale Integration<br />

erschweren.<br />

Als besondere Probleme bei der<br />

beruflichen und sozialen Integration<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere anzusehen:<br />

• Ke<strong>in</strong>e eigene Wohnung bis h<strong>in</strong><br />

zur Obdachlosigkeit<br />

• ungeeignete Unterkunft (Sozialpension,Obdachlosenunterkunft)<br />

• Ver- und Überschuldung<br />

• fehlende Personendokumente<br />

• ungeklärte ausländerrechtliche<br />

Fragen<br />

• fehlender Schulabschluss<br />

• fehlende Berufsausbildung<br />

• fehlende Arbeitserfahrung<br />

• Überforderung mit der Regelung<br />

von Behördenangelegenheiten<br />

• Überforderung mit Haushaltsführung<br />

und persönlicher Versorgung<br />

• Suchterkrankung<br />

• Krankheit<br />

• Lese- und Rechtschreibschwäche<br />

(Analphabetismus).<br />

Die <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

hilft den Inhaftierten und Entlassenen<br />

bei der Bewältigung der vielschichtigen<br />

Integrationsprobleme.<br />

Die Beratung und Hilfe beg<strong>in</strong>nt bereits<br />

<strong>in</strong> der Haft im Rahmen e<strong>in</strong>es Entlassungsmanagements<br />

und wird nach der<br />

Haft durch Information, Beratung und<br />

Begleitung fortgesetzt.<br />

Die Berater der <strong>Zentralstelle</strong> bieten<br />

dem Gefangenen und Entlassenen<br />

Hilfestellung beim Umgang mit Behörden<br />

und Ämtern. Die notwendigen<br />

Kontakte werden aufgebaut. Die örtliche<br />

Zuständigkeit wird ebenso geklärt,<br />

wie der mögliche Anspruch auf Leistungen.<br />

Ebenso wird bei Bedarf die Vernetzung<br />

zu anderen Hilfesystemen (ISKA, betreutes<br />

Wohnen, Suchtberatung, Bewährungshilfe<br />

etc.) e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Besonders wichtig ist das Erreichen<br />

von:<br />

• Förderung der Behördenfähigkeit<br />

• Gesellschaftsfähigkeit<br />

• Planvollem Umgehen, Struktur<br />

von Anfangssituation<br />

•<br />

7


• Erarbeitung der zugrunde liegenden<br />

Problematiken (-Bewusstheit)<br />

und Unterstützung bei der<br />

Entwicklung (alternativer)<br />

Lösungsansätze<br />

• Lebensperspektiven<br />

(Motivationsarbeit)<br />

Die ARGE <strong>in</strong>tegriert bei ihrer Beratungstätigkeit<br />

diese Leistungen der<br />

<strong>Zentralstelle</strong>. Die haftentlassenen<br />

Kunden der ARGE werden über das<br />

Beratungsangebot der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong>formiert.<br />

Formen der Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d<br />

• Telefonischer und persönlicher<br />

Kontakt<br />

• Geme<strong>in</strong>same Beratung<br />

•<br />

• Erfahrungsaustausch<br />

• Information der <strong>Zentralstelle</strong><br />

durch die ARGE über Rechtsänderungen<br />

• Information der ARGE – Mitarbeiter<br />

über die Problematik von<br />

Haftentlassenen durch die <strong>Zentralstelle</strong><br />

(Inhouseschulung).<br />

E<strong>in</strong> Austausch zwischen Leistungssachbearbeitern<br />

sowie dem persönlichen<br />

Ansprechpartner der ARGE und<br />

der <strong>Zentralstelle</strong> ist bei Zustimmung<br />

des Kunden möglich.<br />

Die Leistung der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong><br />

beruht auf Freiwilligkeit<br />

und Verschwiegenheit.<br />

8


Das Übergangsmanagement<br />

Entlassungsvorbereitung <strong>in</strong> der JVA <strong>Nürnberg</strong><br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Beitrag der Straffälligenhilfe<br />

zum Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Resozialisierung<br />

ist die Begleitung des Überganges<br />

von der Haft <strong>in</strong> die Freiheit.<br />

Neben der seit Jahren bestehenden<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> die Inhaftierten der JVA<br />

<strong>Nürnberg</strong>, die Entlassung durch E<strong>in</strong>zelberatung<br />

vorbereiten zu können,<br />

wird seit August 2007 e<strong>in</strong>e Gruppen<strong>in</strong>formationsveranstaltung<br />

angeboten.<br />

Hierzu werden alle Inhaftierten e<strong>in</strong>geladen,<br />

die <strong>in</strong> etwa vier Wochen aus der<br />

Haft entlassen werden.<br />

Durch die strukturelle Veränderung der<br />

sozialen Absicherung von der Zuständigkeit<br />

des Sozialamtes an die ARGE,<br />

entstanden <strong>für</strong> die Hilfesuchenden erhöhte<br />

Anforderungen.<br />

„Behördenfähig" machen, ist e<strong>in</strong><br />

Schlagwort aus der Kooperationsvere<strong>in</strong>barung.<br />

Hier ist zu verstehen, dass die Inhaftierten<br />

sich bereits noch während der<br />

Haft auf diese Anforderungen vorbereiten<br />

können.<br />

� Welche Unterlagen benötige<br />

ich?<br />

� Wenn ich diese nicht habe, wie<br />

bekomme ich sie?<br />

Das s<strong>in</strong>d hier die zu lösenden Aufgaben.<br />

Die ARGE stellt nicht nur Anforderungen<br />

an Unterlagen, auch s<strong>in</strong>d Wege<br />

und Reihenfolge von Vorsprachen genauestens<br />

e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

� Was muss ich tun, wenn ich<br />

ke<strong>in</strong>e Unterkunft habe?<br />

� Woh<strong>in</strong> muss ich als erstes<br />

gehen und<br />

� woher bekomme ich die<br />

notwendige f<strong>in</strong>anzielle<br />

Unterstützung?<br />

Durch die Gruppen<strong>in</strong>formation können<br />

die Inhaftierten die hierzu notwendigen<br />

Informationen bekommen. Jeder e<strong>in</strong>zelne<br />

kann durch die Beratung se<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>dividuellen „Weg“ erfahren.<br />

Durch die Gruppenberatung und die<br />

zusätzlichen E<strong>in</strong>zelgespräche ersparen<br />

sich viele Entlassene unnötige Wege<br />

und auch Enttäuschungen, zum<br />

Beispiel, <strong>in</strong> Fällen <strong>in</strong> denen die ARGE<br />

das ausgezahlte Entlassungsgeld bei<br />

der Berechnung des Bedarfs anrechnet.<br />

Unter Entlassmanagement subsumieren<br />

sich bundesweit sehr unterschiedliche<br />

Vorstellungen. Das von der <strong>Zentralstelle</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> angebotene<br />

Netz aus E<strong>in</strong>zel- und Gruppenberatung<br />

zur Entlassungsvorbereitung<br />

ist e<strong>in</strong> erster, vielleicht auch<br />

zaghafter Versuch e<strong>in</strong> Entlassmanagement<br />

<strong>für</strong> die JVA <strong>Nürnberg</strong> e<strong>in</strong>zurichten,<br />

dem noch <strong>in</strong>haltliche und organisatorische<br />

Erweiterungen folgen<br />

müssen.<br />

9


„Man kann mit e<strong>in</strong>er Wohnung e<strong>in</strong>en Menschen genauso<br />

töten wie mit e<strong>in</strong>er Axt“ (He<strong>in</strong>rich Zille)<br />

Die Wohnsituation nach der Entlassung und deren Folgen<br />

Wiedere<strong>in</strong>gliederung aus Sicht der<br />

ARGE ist darauf gerichtet, die Haftentlassenen<br />

möglichst nahtlos <strong>in</strong> Arbeit,<br />

Ausbildung oder Beschäftigungsmaßnahmen<br />

zu br<strong>in</strong>gen, um den mit<br />

der Inhaftierung und den krim<strong>in</strong>ellen<br />

Karrieren verknüpften Problemen zu<br />

begegnen.<br />

Zu den Grundvoraussetzungen e<strong>in</strong>er<br />

bürgerlichen Existenz und somit auch<br />

e<strong>in</strong>er Erfolg versprechenden Resozialisierung<br />

gehört e<strong>in</strong>e Wohnung.<br />

Aus unserer Erfahrung der letzten<br />

zehn Jahre, haben etwa 57% 1) der<br />

Haftentlassenen, das s<strong>in</strong>d etwa 600<br />

Personen, ke<strong>in</strong>e oder lediglich e<strong>in</strong>e<br />

vorübergehende Unterkunft.<br />

Bestenfalls s<strong>in</strong>d sie bei Verwandten<br />

oder Freunden untergekommen wenngleich<br />

meist nur geduldeter Weise.<br />

Auf dem derzeitigen Wohnungsmarkt<br />

kurzfristig e<strong>in</strong>e Wohnung zu f<strong>in</strong>den, ist<br />

nahezu aussichtslos.<br />

Durch die Deckelung der Mietkosten<br />

durch Obergrenzen, steht <strong>für</strong> unsere<br />

Klienten nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Wohnungsangebots<br />

zur Verfügung.<br />

Als letzte Möglichkeit bleibt diesen<br />

Menschen oftmals nur die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pension (Obdachlosenunterkunft),<br />

<strong>in</strong> der Regel im Mehrbettzimmer,<br />

bei e<strong>in</strong>em monatlichen Mietpreis<br />

von bis zu 350,00 € pro Bett oder<br />

die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Männerwohnheim.<br />

In den „komfortablen“ Pensionsunterkünften<br />

„treffen“ auf engstem Raum,<br />

oft enger als e<strong>in</strong> Haftraum, die unter<br />

schiedlichsten Charaktere, im wahrsten<br />

S<strong>in</strong>ne des Wortes, aufe<strong>in</strong>ander.<br />

Drei, vier oder auch mehr Personen<br />

werden pro Raum auf diese Weise<br />

„untergebracht“.<br />

E<strong>in</strong>e Intim- oder Privatsphäre ist hier<br />

nicht vorhanden. Es fehlen Möglichkeiten,<br />

Vorräte anzulegen oder etwas<br />

wegschließen zu können. Kochgelegenheiten<br />

s<strong>in</strong>d Mangelware und sanitäre<br />

Anlagen s<strong>in</strong>d nicht immer ausreichend<br />

vorhanden.<br />

Gegenseitiger Diebstahl, Streit und<br />

Körperverletzungen, der Genuss von<br />

Alkohol und Drogen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Unterbr<strong>in</strong>gungsform<br />

an der Tagesordnung.<br />

Diese Unterkunftsform steht e<strong>in</strong>er<br />

Wiedere<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt<br />

entgegen.<br />

Dort wo der Arbeitssuchende ke<strong>in</strong>en<br />

sicheren privaten Raum hat, dort wo er<br />

bei se<strong>in</strong>er Abwesenheit vom Wohnort<br />

damit rechnen muss, dass das mühsam<br />

erworbene Eigentum nach se<strong>in</strong>er<br />

Rückkehr entwendet wurde, dort wo er<br />

sich nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Vorrat an Lebensmitteln<br />

anschaffen kann, ist es<br />

nicht möglich, e<strong>in</strong>er geregelten Arbeit<br />

nachzugehen.<br />

Es bedarf e<strong>in</strong>er breiten Palette von<br />

Hilfsmöglichkeiten <strong>für</strong> wohnungslose<br />

Entlassene.<br />

Sozialpädagogisch begleitetes Wohnen<br />

<strong>in</strong> Wohnheimen, kle<strong>in</strong>en Wohngruppen,<br />

<strong>in</strong>tensive Betreuung im E<strong>in</strong>zelwohnen,<br />

bis h<strong>in</strong> zu losem Beratungskontakt<br />

<strong>in</strong> zur Verfügung gestellten<br />

Wohnungen s<strong>in</strong>d zu schaffen.<br />

10


Gute Beispiele gibt es <strong>in</strong> unserer Region<br />

von <strong>in</strong>tensiver Betreuung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />

(CISS, Wendepunkt. Sozialtherapie)<br />

und der vom RESO Kreis<br />

angebotenen Betreuung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelwohnungen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Bereitstellung<br />

von bezahlbarem und unbefristetem<br />

„Normalwohnraum" e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Grundlage <strong>für</strong> die Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

haftentlassener Menschen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel aus Hessen zeigt e<strong>in</strong>e<br />

gute Kooperationsmöglichkeit mit Vermietern.<br />

Die Wohnungsbaugesellschaften stellen<br />

e<strong>in</strong>em Betreuungsvere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Anzahl von Wohnungen zur<br />

Verfügung. Der Mietvertrag wird mit<br />

dem Betreuungsvere<strong>in</strong> geschlossen.<br />

Der Mieter wird von dem Betreuungsvere<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Jahr betreut. Danach kann<br />

er den Mietvertrag selbst übernehmen<br />

und dem Vere<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong>e andere<br />

Wohnung zur Verfügung gestellt.<br />

Der Vermieter hat e<strong>in</strong> Jahr lang die<br />

Möglichkeit, den zukünftigen Mieter zu<br />

beobachten und verm<strong>in</strong>dert hiermit<br />

se<strong>in</strong> Risiko, e<strong>in</strong>en Mieter aus e<strong>in</strong>er<br />

Problemgruppe unserer Bevölkerung<br />

aufzunehmen.<br />

Diese sowie weitere Ideen und Möglichkeiten<br />

der Wohnraumversorgung<br />

müssen im Interesse unserer Klienten<br />

angegangen werden.<br />

1) bezogen auf die Vorsprachenzahlen der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>in</strong> den Jahren 1995 bis 2004 (Mitwirkung des<br />

Sozialamts <strong>in</strong> der <strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong>).<br />

11


<strong>Zentralstelle</strong> <strong>für</strong> <strong>Strafentlassenenhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Informations</strong>- und Beratungszentrum<br />

Marienstraße 23<br />

90402 <strong>Nürnberg</strong><br />

FON 0911 / 22 28 55<br />

FAX 0911 / 20 59 878<br />

<strong>in</strong>fo@zfs-n.de<br />

www.strafentlassenenhilfe.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag bis Freitag 8:30 – 12:00<br />

Zusätzliche Sprechstunden nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

12

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