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Kontaktaufnahme PflegeNotTelefon - AWO Pflege Schleswig ...

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Das Krisen-, Beratungs- und<br />

Beschwerdetelefon<br />

bei <strong>Pflege</strong>problemen in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

www.pflege-not-telefon.de<br />

Projektbericht 2009<br />

1


1. Das Projekt <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

• Projektgedanke „Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> in <strong>Schleswig</strong>-Holstein“<br />

• Finanzielle Grundlagen<br />

• Rechtliche Verankerung<br />

2. Kooperationen im Projekt<br />

• Kooperation mit dem Unterstützerkreis<br />

• Koordination der Kooperationspartner/innen<br />

• Kooperation mit den Trägerunabhängigen <strong>Pflege</strong>beratungsstellen<br />

• Kooperation mit dem SoVD<br />

• Kooperation mit der Stiftung <strong>Pflege</strong>brücke<br />

• Kooperation mit dem Migrationsberatungsstellen<br />

• Kooperation mit anderen Beschwerdestellen<br />

• Listen der zentralen Ansprechpartner/innen<br />

3. Entwicklung der aktuellen Zahlen *<br />

• Inanspruchnahme PNT<br />

• Überregional Anrufe<br />

• Wunsch nach Anonymität<br />

• Geschlecht der Anrufer/innen<br />

• Inhalte der Anrufe<br />

• Konkrete Fragestellungen<br />

• Informationsbedarf<br />

• Akut – und Krisensituation<br />

• Probleme im sozialen Umfeld / Probleme mit dem pflegebedürftigen Menschen<br />

• Medizinisch-pflegerischer Notfall<br />

• Sozialrechtliche Erstberatung<br />

• Weitergehende Fragestellungen von Anrufer/innen<br />

• <strong>Pflege</strong> alter Menschen allgemein<br />

• <strong>Pflege</strong>qualität in Krankenhäuser / Rehabilitations-Einrichtungen<br />

• Sterbehilfediskussion/ Vorsorgeverfügungen<br />

• Betreuungsrecht<br />

• AG Anonyme Beratungen<br />

4. Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Präsentationen des Projektes<br />

• Allgemeine Präsentationen<br />

• Bundesweite Präsentationen<br />

• 10 Jahre <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

• Internetpräsenz<br />

5. Resümee<br />

________<br />

(* Es werden die Zahlen erfasst, die durch das Verkehrsführungsprogramm direkt auf die zentrale Beratung in Kiel<br />

durchgestellt werden. Dies sind in der Regel Anrufe aus den Kreisen, in denen bisher keine <strong>Pflege</strong>beratungsstelle<br />

etabliert worden ist, Anrufe, die über ein Handy erfolgen, Anrufe, die direkt bei der Projektkoordinatorin eingehen<br />

oder Anrufe, die aus anderen Bundesländern kommen und durch die gewählte Vorwahlerkennung im<br />

Verkehrsführungsprogramm nicht erfasst werden. Die Anrufe bei den acht <strong>Pflege</strong>beratungsstellen werden vor Ort<br />

erfasst und im Folgenden nicht berücksichtigt.)<br />

2


Projektbericht 2009<br />

1. Projektgedanke: Das Projekt <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

Die familiäre und professionelle <strong>Pflege</strong> stellt alle Beteiligten immer wieder vor<br />

große Herausforderungen, unabhängig davon, ob es sich um <strong>Pflege</strong>settings im<br />

ambulanten oder stationären Rahmen handelt. Die Grenzen der eigenen<br />

Belastungsfähigkeit werden häufig nicht oder viel zu spät erkannt oder auch<br />

nicht akzeptiert.<br />

Als Krisen-, Beratungs- und Beschwerdetelefon in <strong>Schleswig</strong>-Holstein stellt<br />

das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> eine landesweite zentrale erste Anlaufstelle für<br />

pflegebedürftige alte Menschen, ihre Angehörigen, rechtliche Betreuer,<br />

Bekannte, Nachbarn, <strong>Pflege</strong>kräfte und andere an der <strong>Pflege</strong> interessierte<br />

Menschen in Notsituationen dar. Das Beratungsangebot trägt zur<br />

Stabilisierung pflegerischer Netzwerke und zur Entlastung kritischer<br />

<strong>Pflege</strong>situationen bei. Am <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> sollen alle Menschen, die in<br />

<strong>Pflege</strong>Not sind, befähigte und verschwiegene GesprächspartnerInnen finden,<br />

die sie in ihrer jeweiligen Situation ernstnehmen und ihnen im Krisenfall<br />

beistehen. Die gewünschte Anonymität der Anrufer/innen wird dabei jederzeit<br />

beachtet.24 Stunden täglich erhalten die Menschen, auf Wunsch auch<br />

anonym, Hilfe in konkreten Krisensituationen oder eine allgemeine Beratung.<br />

Ausgangspunkt der konzeptionellen Überlegungen des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s ist<br />

ein breit angelegtes Verständnis des Gewaltbegriffs. Nach dieser Definition<br />

wird unter Gewalt ein Verhalten oder Unterlassen verstanden, „das andere in<br />

ihrer Würde verletzt, sie verunsichert oder ängstigt, sie in ihrer Freiheit<br />

einschränkt, sie in die Isolation treibt oder ihre leiblichen, seelischen oder<br />

geistigen Bedürfnisse unbeachtet lässt.“ (in Anlehnung an die Definition von<br />

Ursula Lehr).<br />

Es kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass <strong>Pflege</strong>nde, zu<br />

<strong>Pflege</strong>nde, die für <strong>Pflege</strong>einrichtungen Verantwortlichen oder die für<br />

Rahmenbedingungen von <strong>Pflege</strong> verantwortlichen Menschen eine <strong>Pflege</strong> ohne<br />

Gewalt wünschen oder anstreben. Niemand möchte Gewalt ausüben oder<br />

dieser ausgesetzt sein. Die zentralen Aussagen der Konzeptionen waren<br />

3


isher: „Ich halte es nicht mehr aus...“ und „Erschöpfung macht<br />

gewaltbereit“.<br />

Im Rahmen der Arbeit des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s ist deutlich geworden, dass eine<br />

zu enge Definition der Krisensituationen (z.B. allein als Überlastungs- und<br />

Überforderungssituation) in der Beratung nicht ausreichend ist. Vielmehr gilt<br />

es das Zusammenspiel von pflegerischer Handlungskompetenz, familialen<br />

Einflüssen, Umweltfaktoren und den jeweiligen Anforderungen an die<br />

<strong>Pflege</strong>situation zu betrachten und in der Beratungsarbeit zu berücksichtigen.<br />

Finanzielle Grundlagen<br />

Das <strong>Pflege</strong>Nottelefon ist ein Kooperationsprojekt mit abgestimmten<br />

Aufgabenverteilungen. Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> wurde vom Ministerium für<br />

Soziales, Arbeit und Gesundheit des Landes <strong>Schleswig</strong>-Holstein im Jahr 2009<br />

mit 40.000,- € finanziell unterstützt.<br />

Rechtliche Verankerung<br />

Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> erfüllt die Kriterien eines landesweiten Krisentelefons im<br />

Sinne des Gesetzes zur Stärkung von Selbstbestimmung und Schutz von<br />

Menschen mit <strong>Pflege</strong>bedarf oder Behinderung<br />

(Selbstbestimmungsstärkungsgesetz - SbStG) <strong>Pflege</strong>gesetzbuch <strong>Schleswig</strong>-<br />

Holstein - Zweites Buch vom 17. Juli 2009).<br />

§ 4 SbSTG Beratung und Hilfe in besonderen Fällen:<br />

„Für akuten Beratungsbedarf, bei Belastungssituationen oder bei Gewalt in<br />

der <strong>Pflege</strong> oder Betreuung soll unbeschadet der Möglichkeit, sich an die<br />

zuständige Behörde zu wenden, ein landesweites Krisentelefon vorgehalten<br />

werden.“.<br />

Im Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/2290 vom 30.09.2008<br />

heißt es dazu: „Das seit Jahren bestehende landesweite <strong>Pflege</strong>nottelefon hat<br />

sich als notwendiges und geeignetes Hilfeangebot für die Erstberatung bei<br />

akuten Fragestellungen, in ausgeprägten Belastungssituationen und zur<br />

Bewältigung von Krisensituationen bewährt und soll – solange und soweit<br />

entsprechende Angebote nicht von anderer Seite vorgehalten werden -<br />

4


dauerhaft sichergestellt werden. Das Krisentelefon trägt zur Bewältigung<br />

konfliktträchtiger <strong>Pflege</strong>situationen bei und wirkt gewaltgeneigten<br />

Entwicklungen im <strong>Pflege</strong>geschehen entgegen. Die Möglichkeit, sich an die<br />

Aufsichtsbehörde zu wenden, bleibt unbenommen.“<br />

2. Kooperation im Projekt<br />

Kooperationen mit dem Unterstützerkreis<br />

Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> wird seit 1999 vom Sozialministerium des Landes<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holstein finanziell gefördert und von der Arbeiterwohlfahrt,<br />

Landesverband <strong>Schleswig</strong>-Holstein e.V. als Projekt für einen Unterstützerkreis<br />

von 50 Organisationen, Vereinen und Verbänden aus dem <strong>Pflege</strong>- und<br />

Gesundheitswesen koordiniert. Der Unterstützerkreis wird einmal jährlich über<br />

die Arbeit des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s umfassend informiert. Konzeptionelle<br />

Anpassungen oder Veränderungen werden einvernehmlich vom<br />

Unterstützerkreis getroffen. Aus dem Unterstützerkreis heraus werden zentrale<br />

Ansprechpartner/innen für das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> benannt.<br />

Die trägerübergreifende Kooperation im Rahmen des Unterstützerkreises<br />

erweist sich im Einzelfall als ausgesprochen hilfreich. So konnten auch 2009<br />

Beschwerden im direkten Kontakt mit den Trägerverbänden bearbeitet<br />

werden. Die Zusammenarbeit mit den <strong>Pflege</strong>kassen, dem MDK und der<br />

Heimaufsicht ist konstruktiv.<br />

Koordination der Partner im <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

Im Rahmen des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s nehmen unterschiedliche Organisationen<br />

Teilaufgaben für das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> wahr. Die Koordination erfolgt durch<br />

den <strong>AWO</strong> Landesverband <strong>Schleswig</strong>-Holstein. Die Beratung wird in Absprache<br />

mit den Anrufer/innen sichergestellt durch: Telefonkontakt, persönliche<br />

Beratung, Beratung vor Ort und Beratung über das Internet.<br />

• Die dezentrale Beratung, gewünschte Hausbesuche oder eine Begleitung<br />

in der Beschwerdeführung wird durch zurzeit 8 <strong>Pflege</strong>stützpunkte und die<br />

Beratungsstelle Demenz und <strong>Pflege</strong> in Kiel wahrgenommen.<br />

• Die sozialrechtliche Erstberatung erfolgt jeweils Mittwoch in der Zeit von<br />

15.00 – 18.00 h durch Rechtschutzsekretäre des Sozialverbandes<br />

5


Deutschland Landesverband <strong>Schleswig</strong>-Holstein (SoVD). (telefonische<br />

Beratung oder persönlich im Verbandsbüro?)<br />

• Die telefonische Rund-um-die-Uhr-Beratung mit einer persönlichen 24<br />

Stunden Präsenz wird durch die Stiftung <strong>Pflege</strong>brücke ermöglicht.<br />

• Die muttersprachliche Beratung wird bei Bedarf über die<br />

Migrationssozialberatungsstellen abgedeckt. Dies ermöglicht dem<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> die Beratung z.B. in Türkisch, Serbisch, Kroatisch oder<br />

Russisch.<br />

Kooperation mit den Trägerunabhängigen <strong>Pflege</strong>beratungsstellen /<br />

<strong>Pflege</strong>stützpunkten<br />

Zum 1. Januar 2009 sind in einem ersten Schritt die acht bestehenden<br />

trägerunabhängigen Beratungsstellen in den Kreisen Segeberg, Pinneberg,<br />

Dithmarschen, Herzogtum Lauenburg und in den kreisfreien Städten Kiel,<br />

Lübeck, Neumünster und Flensburg in <strong>Pflege</strong>stützpunkte überführt worden.<br />

Mit den <strong>Pflege</strong>stützpunkten soll in <strong>Schleswig</strong>-Holstein nach der 2008 in Kraft<br />

getretenen <strong>Pflege</strong>reform eine bürgernahe Anlaufstelle geschaffen werden, in<br />

der Betroffene eine umfassende Beratung und wenn nötig auch Begleitung<br />

erhalten können. Die Zusammenarbeit der <strong>Pflege</strong>stützpunkte und des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s ist in dem Rahmenvertrag, der zwischen den Trägern, den<br />

<strong>Pflege</strong>- und Krankenkassen, vertreten durch AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein und dem<br />

Verband der Ersatzkassen (VdEK), sowie für die kommunale Seite dem<br />

<strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen Landkreistag und dem Städteverband <strong>Schleswig</strong>-<br />

Holstein vereinbart wurde, festgehalten worden. Sowohl die <strong>Pflege</strong>stützpunkte<br />

nach § 92 c SGB XI als auch die <strong>Pflege</strong>berater der <strong>Pflege</strong>kassen nach § 7a SGB XI<br />

übernehmen ein Krisen- und Beschwerdemanangement. Die Kooperation mit<br />

den <strong>Pflege</strong>berater/innen nach § 7a ist noch im Aufbau.<br />

Die Kooperation des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s mit den ehemaligen acht<br />

„Trägerunabhängigen Beratungsstellen“ jetzt <strong>Pflege</strong>stützpunkten hat sich<br />

auch 2009 bewährt und ist zu einem zentralen Bestandteil der Arbeit des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s geworden. Alle <strong>Pflege</strong>beratungsstellen/<strong>Pflege</strong>stützpunkte<br />

beteiligen sich seit März 2004 an der Durchführung des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s. Die<br />

<strong>Pflege</strong>stützpunkte sind über die zentrale <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>nummer zu den vor<br />

Ort gewählten Beratungszeiten direkt erreichbar. Die Anrufer/innen werden<br />

6


anhand einer Vorwahlregistrierung direkt an den zuständigen<br />

<strong>Pflege</strong>stützpunkt weitergeleitet.<br />

Die Stützpunkte dokumentieren mit Hilfe eines abgestimmten integrierten<br />

Beschwerdeformulars auch die Anrufe, die über das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> an sie<br />

weitergeleitet werden, eine Rückmeldung an das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> ist aus<br />

datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Die Zusammenarbeit erfolgt<br />

reibungslos.<br />

Die Zusammenarbeit mit den Kreisen, in denen keine <strong>Pflege</strong>beratungsstellen<br />

eingerichtet wurden ist im Abstimmungsprozess. Eine stimmige und<br />

passgenaue Weiterleitung von Anrufer/innen zu Ansprechpartner/innen aus<br />

diesen Kreisen erweist sich derzeit oftmals als schwierig. Mit Hilfe des<br />

Unterstützerkreises des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s konnten im Einzelfall jeweils<br />

regionale Berater/innen gefunden werden. Die acht <strong>Pflege</strong>stützpunkte haben<br />

im Einzelfall auch die Beratung von Menschen, die sich aus angrenzenden<br />

Kreisen der Beratungsstellen an das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> gewandt haben,<br />

übernommen. Erklärtes Ziel ist es, schnellstmöglich in allen Kreisen und<br />

kreisfreien Städten über die Benennung eines/einer zentralen<br />

Ansprechpartner/in eine bürgernahe Anlaufstelle in allen Kreisen zu schaffen.<br />

Kooperation mit dem SoVD<br />

In den vergangenen Jahren wurde im Rahmen der Beratungsarbeit immer<br />

wieder die Erfahrung gemacht, dass eine unzureichende Klärung auch von<br />

sozialrechtlichen Fragestellungen nach Aussagen der Anrufer/innen häufig zu<br />

Konflikten in Familien und <strong>Pflege</strong>situationen führt und nicht selten zu<br />

enormen Belastungen der pflegenden Angehörigen. Der Unterstützerkreis hat<br />

in seiner Sitzung am 11.Juli 2007 die konzeptionelle Weiterentwicklung des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s um das Modul „sozialrechtliche Erstberatung“ angeregt. Seit<br />

Juli 2008 wird das Angebot einer weitergehenden sozialrechtlichen<br />

Erstberatung in Konfliktsituationen jeweils am Mittwoch in der Zeit von 15.00<br />

bis 18.00 Uhr über Rechtsschutzsekretäre des Sozialverbandes Deutschland,<br />

Landesverband <strong>Schleswig</strong>-Holstein e.V. sichergestellt. Mit dem SoVD ist eine<br />

entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnet worden.<br />

7


Kooperation mit der Stiftung <strong>Pflege</strong>brücke<br />

Seit dem 15.5.2006 übernimmt die Stiftung <strong>Pflege</strong>brücke die Anrufe beim<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> in den Zeiten, in denen über das Beratungsnetz des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s keine Beratungen angeboten werden (nachts, am<br />

Wochenende, außerhalb der regulären Beratungszeiten und an dienstfreien<br />

Tagen). Eine persönliche Ansprechbarkeit wird damit für 24 Stunden auch an<br />

Sonn- und Feiertagen gewährleistet. Die Anrufe werden zeitnah an die<br />

Beratungsstellen oder die Projektkoordinatorin weitergeleitet. Auch im Jahr<br />

2009 hat die <strong>Pflege</strong>brücke gerade in abendlichen oder nächtlichen Akut- und<br />

Krisensituationen eigenständig Lösungen für die Anrufer/innen entwickelt und<br />

damit wesentlich zur Entlastung der Anrufer/innen beigetragen.<br />

Kooperation mit den Migrationsberatungsstellen<br />

Seit 2005 besteht eine enge Kooperation mit den Migrationsberatungsstellen.<br />

Über geschulte Mitarbeiter/Innen kann das Beratungsangebot des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s bei Bedarf auch in türkischer, bosnischer, serbischer,<br />

kroatischer und russischer Sprache angeboten werden. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Migrationssozialberatungsstellen konzentriert sich auf die<br />

Einzelfallbearbeitung und die Qualifizierung der Multiplikatoren. Die Kontakte<br />

zu dem Modellprojekt „MIMI – Migrant/innen beraten Migrant/innen“ wurden<br />

in 2009 weiter gehalten und wurden im Rahmen einer abgestimmten<br />

Schulung zu Fragen der <strong>Pflege</strong> vertieft.<br />

Kooperation mit anderen Beschwerdestellen<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Patientenombudsverein, der Bürgerbeauftragten<br />

für soziale Angelegenheiten, der unabhängigen Patientenberatung der<br />

Verbraucherzentrale und dem Landesbeauftragten für Menschen mit<br />

Behinderungen ist auch 2009 in Einzelfällen in Anspruch genommen worden.<br />

Sowohl im direkten Kontakt mit den o. g. Institutionen als auch durch<br />

Überleitungen von Beschwerdeführern konnten Lösungen für die betroffenen<br />

Menschen angeboten werden.<br />

8


Listen der zentralen Ansprechpartner/innen<br />

Eine Übersicht der zentralen Ansprechpartner/innen für das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

wurde 2009 überarbeitet und aktualisiert. Die Übersicht wird dem<br />

Unterstützerkreis und den Kooperationspartner/innen zur Verfügung gestellt.<br />

Sie wird ständig aktualisiert und ist im Internet eingestellt.<br />

3. Entwicklung der aktuellen Zahlen 1 . 1<br />

Im Berichtszeitraum ist die Zahl der Anrufer/innen aus den 7 Kreisen, die<br />

keine direkte Weiterleitung zu den <strong>Pflege</strong>beratungsstellen haben, deutlich<br />

gestiegen. Es waren insgesamt 397 protokollierte Anrufe von Menschen zu<br />

verzeichnen, mit denen noch kein Kontakt bestand.<br />

<strong>Kontaktaufnahme</strong> <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Erstanrufe über<br />

zentrale<br />

Telefonnummer<br />

über <strong>Pflege</strong>brücke<br />

über Koordination<br />

Langjährige Kontakte<br />

Sozialrechtliche<br />

Beratung<br />

Durch die Kooperation mit der <strong>Pflege</strong>brücke wurden insgesamt 125 Anrufe<br />

außerhalb der, durch die <strong>Pflege</strong>stützpunkte und die zentrale<br />

Koordinierungsstelle angebotenen Beratungszeiten erfasst. Darüber hinaus<br />

haben wir 55 Anrufe von Menschen, mit denen wir z. T. schon seit Jahren<br />

Kontakt halten. Des Weiteren sind 45 Anrufe direkt bei der<br />

1 Es werden nur die Zahlen erfasst, die durch das Verkehrsführungsprogramm direkt auf die<br />

zentrale Beratung in Kiel durchgestellt werden. Dies sind in der Regel Anrufe aus den Kreisen,<br />

in denen bisher keine <strong>Pflege</strong>beratungsstelle etabliert worden ist, Anrufe, die über ein Handy<br />

erfolgen, Anrufe, die direkt bei der Projektkoordinatorin eingehen oder Anrufe, die aus<br />

anderen Bundesländern kommen und durch die gewählte Vorwahlerkennung im<br />

Verkehrsführungsprogramm nicht erfasst werden.<br />

9


Projektkoordination eingegangen (nicht über die landesweite Telefonnummer)<br />

und 55 Anrufe über die sozialrechtliche Beratung durch den Sozialverband.<br />

Inanspruchnahme <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

Das Angebot wurde auch 2009 überwiegend von Angehörigen wahrgenommen<br />

67 % (53 % in 2008 59% in 2007 58 % in 2006). Die pflegebedürftigen<br />

Menschen selbst nehmen das „<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>“ immer noch deutlich<br />

seltener in Anspruch, es sind7% der Anrufer/innen (8 % in 2008 7% in 2007<br />

6% 2006). Die Nutzung durch professionelle <strong>Pflege</strong>kräfte ist im letzten Jahr<br />

deutlich gesunken 9% (14 % in 2008).<br />

Der Anteil der Freunde und Bekannten entspricht mit 12 % in etwa der Zahl<br />

der Anrufer/innen der Vorjahre. Der Kontakt erfolgt nicht immer mit Wissen<br />

der Betroffenen. Im weiteren Beschwerdeverlauf gestalten sich Anrufe, die<br />

ohne Zustimmung der Betroffenen erfolgt sind, als besonders schwierig.<br />

Inanspruchnahme <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> in %<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Überregionale Anrufe<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftige<br />

Freunde/Nachbarn<br />

<strong>Pflege</strong>Profis<br />

Angehörige<br />

Die überregionalen Anrufe sind leicht gesunken und betrugen 2009 12 %<br />

(15 % in 2008). Diese Anrufe werden über das bundesweite Netzwerk der<br />

Beratungsstellen und Krisentelefone nach <strong>Schleswig</strong>-Holstein geleitet oder<br />

kommen von Familienangehörigen aus anderen Bundesländern, deren<br />

pflegebedürftige Eltern in <strong>Schleswig</strong>-Holstein betreut und versorgt werden.<br />

Wunsch nach Anonymität<br />

10


Der Wunsch nach Anonymität am <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> ist deutlich gesunken und<br />

lag in 2009 nur noch bei 12%. Die Anonymität wird immer dann gewünscht,<br />

wenn konkrete Schritte der Beschwerdeführung vorgeschlagen werden.<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Wunsch nach<br />

Anonymität<br />

Der Anteil der Beschwerdeführer/innen, der sich erst nach Beendigung der<br />

<strong>Pflege</strong> oder nach einem Wechsel der Einrichtung/des Dienstes an das<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> wendet, ist in 2009 mit 8 % wieder gesunken (10 % in<br />

2008).<br />

Geschlecht der Anrufer/innen<br />

Anrufer/innen beim <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> sind immer noch überwiegend Frauen<br />

67 % (77 % in 2008), hiervon wiederum mehr als die Hälfte Töchter /<br />

Schwiegertöchter von pflegebedürftigen Eltern oder Elternteilen, überwiegend<br />

Müttern/Schwiegermüttern. 33% der Anrufer/innen waren männlich, damit ist<br />

die Zahl in 2009 um 10% deutlich gestiegen.<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Inhalte der Anrufe<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Frauen<br />

Männer<br />

In den Beratungs- und Krisengesprächen spiegelt sich die gesamte Bandbreite<br />

von Problemen in <strong>Pflege</strong>situationen wider. Neben einem immer noch<br />

ausgeprägten Informationsbedarf zu allgemeinen Fragen der <strong>Pflege</strong> nehmen<br />

krankheitsspezifische Fragestellungen deutlich zu. Gerade der Umgang mit<br />

11


Demenz stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. In den<br />

Beratungsgesprächen nahmen Fragestellungen zum Themenkreis<br />

„Depressionen“ und Fragen zum Behindertenrecht zu.<br />

Im Berichtszeitraum 2009 hatten wir einen Beschwerdeanstieg im Bereich<br />

stationäre <strong>Pflege</strong>einrichtungen zu verzeichnen. Erneut standen die<br />

problematischsten Anrufe beim <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> im Zusammenhang mit<br />

Mängelbeschreibungen und Missständen in der stationären <strong>Pflege</strong>. Die am<br />

häufigsten genannten Themen waren die Inkontinenzversorgung und die<br />

Mahlzeitenversorgung. Die Menschen, die sich an das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

wandten, klagten über Geruchsbelästigungen, durchnässte Betten und<br />

schmutzige Kleidung bei den pflegebedürftigen Menschen. Mit Sorge wurden<br />

Gewichtsabnahmen beobachtet. Darüberhinaus wird oft der Wunsch geäußert,<br />

dass es den pflegebedürftigen Menschen ermöglicht werden muss, häufiger an<br />

die „frische Luft“ zu kommen.<br />

Konkrete Fragestellungen<br />

Das Gesprächsprotokoll des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s wurde in Abstimmung mit der<br />

<strong>Pflege</strong>brücke aktualisiert und umfasst 4 Kategorien der Anruferfassung 2 :<br />

2<br />

• Informationsbedarf<br />

• Akut – und Krisensituation<br />

• Medizinisch-pflegerischer Notfall<br />

• Probleme im sozialen Umfeld /Probleme mit dem pflegebedürftigen<br />

Menschen /allgemeine Überforderung/Gesprächsbedarf<br />

Informationsbedarf<br />

Mit 45 % ist der Anteil der Anrufe, bei denen, auch bei<br />

Beschwerdeführer/innen, weitere Informationen erfragt werden am höchsten.<br />

Neben allgemeinen Fragen zur <strong>Pflege</strong>versicherung, zu Widerspruchsverfahren<br />

und Leistungen aus angrenzenden Rechtsgebieten (SGB V, SGB XII, SGB IX,<br />

2 Nicht immer lassen sich die Gesprächsinhalte den o.g. Kategorien eindeutig zuordnen. Der<br />

Schwerpunkt der Beratung wird als Grundlage für die jeweilige Zuordnung angesehen.<br />

Doppelnennungen sind möglich.<br />

12


Anrechnung von <strong>Pflege</strong>geld bei Hartz IV) standen die Fragen zu den<br />

gesetzlichen Veränderungen durch das <strong>Pflege</strong>weiterentwicklungsgesetz im<br />

Mittelpunkt der Beratung in der Kategorie „Informationsbedarf“.<br />

Darüberhinaus ist in den Beratungsgesprächen in 2009 von Angehörigen<br />

immer wieder nachgefragt worden, was unter bestimmten pflegerelevanten<br />

Begriffen zu verstehen ist: z.B. Finalpflege, Dekubitus, PEG.<br />

Daneben ist immer noch die Suche nach Einrichtungen und Diensten mit<br />

einem spezifischen Angebot für pflegebedürftige Menschen (geschlossene<br />

Einrichtungen für demenzerkrankte Menschen, Angebote für Menschen im<br />

Wachkoma, Unterstützungsleistungen für gehörlose Menschen) bedeutsam.<br />

Die systematische Suche nach <strong>Pflege</strong>diensten und <strong>Pflege</strong>einrichtungen konnte<br />

im Verbund des Unterstützerkreises und durch langjährige Kenntnis der<br />

vorhandenen Beratungsstrukturen bis auf wenige Ausnahmen erfolgreich<br />

beendet werden. Im aktuellen Berichtszeitraum wurde immer wieder nach der<br />

Möglichkeit eines Heimwechsels und einer <strong>Pflege</strong>vertragskündigung gefragt.<br />

Um die dezentrale Weiterleitung an kompetente Ansprechpartner/innen zu<br />

sichern, wurde 2009 die Broschüre „Zentrale Ansprechpartner/innen des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s“ erneut überarbeitet und dem Unterstützerkreis und den<br />

<strong>Pflege</strong>stützpunkten zur Verfügung gestellt.<br />

Akut- und Krisensituation:<br />

16 % der Anrufe erforderten eine schnelle Unterstützung in Akut- oder<br />

Krisensituationen. Im Folgenden soll an Beispielen aufgezeigt werden, welche<br />

Bandbreite von <strong>Pflege</strong>Notsituationen abgebildet werden:<br />

o Eine Tochter hat Probleme mit der demenzerkrankten Mutter. Diese ist seit<br />

Stunden vollkommen aufgebracht und findet keine Ruhe. Die Tochter<br />

meldet sich um 23.00 h beim <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> weil sie befürchtet, dass in<br />

der Nacht evtl. etwas „Schlimmes passieren“ könnte. Es finden mehrere<br />

Gespräche mit der Tochter statt. Durch die nächtlichen Gespräche beruhigt<br />

sich die Situation und es ergibt sich kein akuter Handlungsbedarf. Am<br />

nächsten Tag wird in einem erneuten Gespräch ein Termin mit einem<br />

Neurologen vereinbart um die Symptome abklären zu lassen. Der Tochter<br />

werden regionale Unterstützungsangebote aufgezeigt.<br />

13


o Ein Sohn benötigt sofort Unterstützung, seine Mutter ist gestürzt und er<br />

kann sie nicht allein wieder in den Rollstuhl bekommen. Nach Intervention<br />

durch das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> hat ein vor Ort tätiger <strong>Pflege</strong>dienst den Sohn<br />

unterstützt und die Mutter versorgt.<br />

o Die Anruferin schildert gravierende Missstände in einer stationären<br />

<strong>Pflege</strong>einrichtung. Beim gestrigen Mittagessen ist den pflegebedürftigen<br />

Menschen gesagt worden, dass sie nichts mehr zu essen bekämen, wenn<br />

sie immer wieder kleckern würden und sich nicht benehmen könnten. Sie<br />

hat sich nicht getraut, die Mitarbeiterin, die dies gesagt hat anzusprechen.<br />

Die Anruferin weist daraufhin, dass nach Ihrem Eindruck tatsächlich zu<br />

wenig Essen angeboten wird. Auch die anderen Angehörigen sind nach<br />

Aussagen der Anruferin verängstigt. Die Anruferin wird ermutigt, diese<br />

Situationen heute beim Mittagessen anzusprechen und danach erneut mit<br />

dem <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> Kontakt aufzunehmen. Es wird eine<br />

Beschwerdebegleitung angeboten, falls die eigene Initiative keinen Erfolg<br />

hat. Der Rückruf der Anruferin am folgenden Tag lässt den Schluss zu, dass<br />

die Einrichtung auf die Beschwerde reagiert und eine Klärung mit der<br />

zuständigen Mitarbeiterin herbeiführt. Die Anruferin fühlt sich ermutigt,<br />

die, aus Ihrer Sicht schwierige Essenssituation anzusprechen.<br />

o Die Anruferin schildert den Tod einer Bewohnerin in einer stationären<br />

<strong>Pflege</strong>einrichtung und gibt an, dass der unsachgemäße Umgang mit<br />

Medikamenten zu einem Sturz mit Todesfolge geführt hat. Die Bewohnerin<br />

ist im Krankenhaus verstorben. Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> versucht diese<br />

Aussagen im Gespräch mit dem Heimbetreiber zu klären und gibt diese<br />

Informationen an die regionale Heimaufsichtsbehörde weiter. Nach<br />

Rückmeldung durch die Heimaufsicht stellt sich die Situation anders da.<br />

Der Sturz hat keine unmittelbare Auswirkung auf den Tod gehabt. Die<br />

Situation ist bereits mit den Angehörigen und dem Krankenhaus<br />

angesprochen worden.<br />

Gesprächsbedarf / Probleme mit dem <strong>Pflege</strong>bedürftigen / Probleme mit dem<br />

sozialen Umfeld<br />

Die Kategorien Gesprächsbedarf / Probleme mit dem <strong>Pflege</strong>bedürftigen /<br />

Probleme mit dem sozialen Umfeld zeigten bei der Auswertung häufige<br />

Verknüpfungen und werden in dieser Auswertung zusammengefasst. 43 % der<br />

14


Anrufe lassen sich diesem Themenfeld zuordnen. Dies ist ein Anstieg im<br />

Vergleich zu 2008 (37%).<br />

In den Anrufen wird deutlich, dass Angehörige mit der <strong>Pflege</strong> zahlreiche<br />

Einschränkungen der Gesundheit, der Lebensqualität und Lebenszufriedenheit<br />

in Kauf nehmen. Viele pflegende Angehörige sind einer derart hohen körper-<br />

lichen Belastung ausgesetzt, dass sie sich als "Rund-um-die-Uhr-<strong>Pflege</strong>nde"<br />

ausgebrannt und körperlich und seelisch am Ende fühlen. Häufiger<br />

Gesprächsanlass war die Überforderung bei der Betreuung von<br />

demenzerkrankten Eltern oder Ehepartnern und die verzweifelte Suche nach<br />

passgenauen Entlastungs- und Unterstützungsangeboten. Als erste<br />

Anlaufstelle für weitergehende Informationen nannten die Anrufer/innen<br />

häufig den Hausarzt. Auch 2009 mussten wir feststellen, dass der<br />

Informationsstand der Hausärzte und Anrufer/innen zum Thema Demenz und<br />

Unterstützung und Entlastung bei <strong>Pflege</strong> trotz umfangreicher Initiativen,<br />

Kampagnen in <strong>Schleswig</strong>-Holstein und Internetauftritte immer noch<br />

unzureichend ist.<br />

Aus den Anrufen mehren sich die Hinweise, dass auch die pflegenden<br />

Angehörigen hochaltrig sind und sich mit der körperlichen Belastung<br />

überfordert fühlen. Das Thema „Hochaltrigkeit der pflegenden Angehörigen“<br />

sollte im Unterstützerkreis thematisiert werden. Gerade bei sehr schnellen<br />

oder unvorhergesehenen Krankheitsverläufen (auch bei langjähriger<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftigkeit) gerät das familiäre Unterstützungsnetz / Ehepaarpflege<br />

schnell ins Wanken. In 2009 hatten wir mehrfach Anrufe von Familien, bei<br />

denen das Netz zerbrach, weil die Hauptpflegeperson durch einen Schlaganfall<br />

selber Unterstützung benötigte oder die Hauptpflegeperson plötzlich<br />

verstorben war.<br />

Medizinisch-pflegerischer Notfall<br />

7 % der Anrufer/innen schilderten akute gesundheitliche Beschwerden oder<br />

pflegerische Probleme (z.B. akutes Magenbluten, akute Übelkeit und<br />

Schwächegefühl, Katheterverschluss, verstopfte Magensonde, chronische<br />

Wundschmerzen). Der Name „<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>“ suggeriert, dass konkrete<br />

Unterstützung bei einem medizinisch-pflegerischen Notfall geleistet werden<br />

15


kann. Mit der 24-Stunden-Bereitschaft und dem hohen Engagement der<br />

<strong>Pflege</strong>brücke konnten wir diesem Anspruch in der Regel Rechnung tragen.<br />

o Eine Nachbarin bittet in den Abendstunden um Hilfe, weil der Katheter der<br />

pflegebedürftigen älteren Nachbarin nicht mehr funktioniert und die<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftige große Schmerzen hat. Nach mehrfachen Telefonaten wird<br />

ein Arzt eingebunden und der Katheter kurzfristig gewechselt.<br />

o Bei der pflegebedürftigen Ehefrau ist plötzlich hohes Fieber aufgetreten.<br />

Der Ehemann weiß nicht, an wen er sich jetzt wenden kann. Nach<br />

Rücksprache und Erläuterung der Symptome wird der ärztliche Notdienst<br />

verständigt.<br />

o Der abendliche Einsatz eines <strong>Pflege</strong>dienstes ist für die Tochter der Anlass<br />

sich an das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> zu wenden. Nach ihrer Auffassung sind nicht<br />

alle Leistungen erbracht worden. Im Gespräch mit dem <strong>Pflege</strong>dienst konnte<br />

geklärt werden, dass die Mutter an diesem Abend sehr müde war und<br />

keine große Abendtoilette erbracht werden sollte.<br />

In der Regel konnten durch Weiterleitung an die Rettungsleitstelle, die<br />

behandelnden Ärzte, regionale Sanitätshäuser. <strong>Pflege</strong>dienste oder den<br />

kassenärztlichen Notdienst eine Klärung herbeigeführt werden. Auch der<br />

Wunsch nach einer sofortigen Lieferung von Hilfsmitteln gerade in<br />

Sterbesituationen konnte über das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> erfüllt werden.<br />

Sozialrechtliche Erstberatung<br />

Beratungsinhalte <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

Informationsbedarf<br />

Akute Krisensituation<br />

Med.<strong>Pflege</strong>rischer Notfall<br />

Probleme soziales Umfeld /<br />

Gesprächsbedarf<br />

Im Rahmen der sozialrechtlichen Erstberatung durch die Rechtschutzsekretäre<br />

des SoVD sind in dem Projektjahr 2009 sind 55 sozialrechtliche Erstberatungen<br />

durchgeführt worden. Je nach Anfrageumfang und Klärungsbedarf gab es 1 -<br />

16


3 Kontakte für die jeweilige Bearbeitung. Thematisch wurden vielfältige<br />

Fragen des Sozialrechts behandelt. Im Vordergrund standen Probleme zur<br />

<strong>Pflege</strong>stufengewährung und zum Widerspruchsverfahren. Darüberhinaus<br />

wurden Angelegenheiten des Betreuungsrechtes, des Haftungsrechts, des<br />

Kündigungsrechts und zum Unterhaltsrecht bearbeitet. Im Rahmen der<br />

sozialrechtlichen Erstberatung haben wir, abweichend von den sonst üblichen<br />

Verteilungsquoten der Anrufer/innen einen deutlich höheren Anteil von<br />

anrufenden Männern zu verzeichnen (45% der Anrufe kamen von Söhnen<br />

oder Ehepartnern – im Gegensatz zu 33% bei den regulären Anrufen).<br />

Professionelles Netz<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftige<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Anrufer sozialrechtliche Erstberatung<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Außerhalb der spezifisch ausgewiesenen Zeiten am Mittwoch von 15.00 bis<br />

18.00 Uhr, finden sich sozialrechtliche Fragestellungen auch in anderen<br />

Beratungsgesprächen wieder. Insgesamt wurde deutlich, dass das<br />

Betreuungsrecht in fast allen Fragestellungen anklang. Die zunehmende<br />

Demenzerkrankung der pflegebedürftigen Menschen hat bei den<br />

Anrufer/innen im <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> auch zur stärkeren Inanspruchnahme des<br />

sozialen Umfeldes bei der Klärung von rechtlichen Ansprüchen geführt.<br />

Weitergehende Fragestellungen von Anrufer/innen<br />

<strong>Pflege</strong> alter Menschen allgemein<br />

Aktuelle Debatten zu dem Thema „<strong>Pflege</strong> alter Menschen“ werden schnell<br />

aufgegriffen und finden sich innerhalb kurzer Zeit in den Anrufen wieder. Die<br />

Veröffentlichungen zu <strong>Pflege</strong>skandalen und die Medienberichterstattung<br />

führen zu einem deutlichen, aber kurzfristigen Anstieg von Anrufen, in denen<br />

kein konkretes Anliegen geschildert, sondern eine allgemeine Einschätzung<br />

zur Situation in der Altenpflege gegeben wurde. Ende 2009 wurde in einigen<br />

17


Anrufen das Thema „Qualität von <strong>Pflege</strong>“ ganz allgemein aufgegriffen. Die<br />

Forderung nach einem menschenwürdigen Umgang mit pflegebedürftigen<br />

Menschen und die Angst vor dem eigenen Älterwerden spiegeln sich in vielen<br />

Anrufen wieder. Es wird immer wieder erwähnt, dass nicht davon<br />

ausgegangen werden kann, dass es einen würdevollen Umgang in Heimen<br />

geben kann. Diese Thematik soll im nächsten Jahr vom <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

aufgegriffen werden und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit stärker auf die<br />

Einflussmöglichkeiten von Angehörigen hingewiesen werden.<br />

Überleitung aus Reha-Einrichtungen / Krankenhäusern in die <strong>Pflege</strong><br />

Angehörige beklagen die zu kurzen und schwierigen Entscheidungszeiten<br />

zwischen Krankenhaus und/oder Rehabilitationseinrichtungen und der<br />

Überleitung in anschließende <strong>Pflege</strong>situationen. Es wird immer wieder auf die<br />

Notwendigkeit einer stärkeren Verzahnung und Kooperation der Institutionen<br />

hingewiesen. Mehrfach sind die hygienischen Zustände in Krankenhäusern<br />

und Reha-Einrichtungen bemängelt worden.<br />

Vorsorgeverfügungen / Sterbehilfediskussion<br />

Die öffentliche Diskussion das Gesetz zur Patientenverfügung und die<br />

spezialisierte Palliativversorgung hat in den Anrufen Fragen nach<br />

Sterbebegleitung aber auch Sterbehilfe aufgeworfen. Die Hochaltrigkeit vieler<br />

pflegender Angehöriger, die Angst vor unwürdigen lebensverlängernden<br />

Maßnahmen, die Zunahme von Menschen mit Demenz oder auch persönliche<br />

Erfahrungen im Umgang mit Krankenhäusern, Ärzten oder Behörden haben<br />

bei vielen Anrufer/innen die Frage nach einer angemessenen Vorsorge für<br />

Notsituationen ausgelöst. Im Rahmen der Beratung sind allgemeine<br />

Informationen zu den Themen Patientenverfügung, Betreuungsverfügung oder<br />

allgemeiner Vorsorge gegeben worden. Der Wunsch nach einem<br />

menschenwürdigen Sterben wurde häufig mit der Hoffnung verknüpft, dass<br />

formale Dokumente (z.B. Patientenverfügung) die Würde sichern helfen. Das<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> hat sich an mehreren Veranstaltungen zu dieser Thematik<br />

beteiligt.<br />

Betreuungsrecht<br />

18


Allgemeine Fragen zum Betreuungsrecht haben sowohl im Rahmen der<br />

sozialrechtlichen Erstberatung als auch bei den allgemeinen Beratungen in<br />

den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Im Rahmen der<br />

Beratungen und Verweise auf die regionalen Beratungsangebote zu Fragen des<br />

Betreuungsrechtes konnten in der Regel Lösungen oder Antworten für die<br />

Anrufer/innen gefunden werden. Bei dem häufig geäußerten Wunsch von<br />

Anrufer/innen, auch zukünftig kompetente Ansprechpartner/innen in ihrer<br />

Region zu finden, wurde zunächst auf die regionalen Beratungsangebote<br />

verwiesen. In den Gesprächen wurde deutlich, dass nicht allein die Beratung<br />

gewünscht wurde, sondern in Konfliktsituationen auch die Möglichkeit eines<br />

intensiven Austauschs zu ethischen Fragen. Auch bei einer formal geklärten<br />

Vorsorge, standen die Anrufer/innen häufig allein vor weitreichenden<br />

Entscheidungen. So ist immer wieder die Frage gestellt worden, ob der<br />

Angehörige im Namen des betroffenen Partners oder Elternteils medizinischen<br />

Eingriffen zustimmen sollte. Die Unterstützungsmöglichkeiten bei<br />

Entscheidungen in ethischen Konflikten sollte nach Erfahrungen aus dem<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> in <strong>Schleswig</strong>-Holstein dringend diskutiert werden.<br />

4. AG Anonyme Beratungen<br />

Die Arbeitsgruppe musste im Berichtszeitraum nicht tagen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit stellt einen entscheidenden Baustein<br />

der Arbeit dar. Im Rahmen der Treffen der bundesweiten Krisentelefone ist<br />

deutlich geworden, dass die Zahl der Anrufe in einem sehr direkten<br />

Zusammenhang mit aktuellen Veröffentlichungen steht. Aktuelle<br />

Medienberichte führen zu einer stärkeren Inanspruchnahme des<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>, verschärfen aber durch ihre oft einseitige Berichterstattung<br />

die Diskussion.<br />

Mit 58 Anfragen von Presse und Medien zum Themenbereich „Gewalt in der<br />

<strong>Pflege</strong>“ haben wir eine stabile Nachfrage zu verzeichnen. (54 in 2008). Im<br />

Zuge der öffentlichen Berichterstattung über die Qualität in der <strong>Pflege</strong> oder<br />

vereinzelte <strong>Pflege</strong>skandale in anderen Bundesländern haben sich verstärkt<br />

19


Journalisten an das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> mit der Bitte um<br />

Hintergrundinformationen zu pflegerelevanten Fragen gewandt.<br />

Präsentationen des Projektes<br />

Auch in diesem Jahr wurde das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> bei unterschiedlichen<br />

Tagungen, Veranstaltungen oder Fort- und Weiterbildungen vorgestellt. Dabei<br />

werden sowohl die politische Grundlage und Einbindung in <strong>Schleswig</strong>-<br />

Holstein, die Finanzierung und Konzeption des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s mit seiner<br />

Träger übergreifenden Struktur als auch die Gewaltdefinition, die diesem<br />

Konzept zugrunde liegt, besonders betont.<br />

Allgemeine Präsentationen<br />

Die allgemeine Projektpräsentation dient dazu, Multiplikatoren und<br />

potentiellen Anrufer/innen das Leistungsspektrum und die<br />

Kooperationshintergründe des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s zu erläutern. Diese<br />

Veranstaltungen finden an vielen Standorten in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />

gemeinsam mit z.B. den Seniorenbeiräten, dem SOVD, politischen Parteien,<br />

den Trägerverbänden oder den Betreuungsvereinen ganzjährig statt.<br />

Landesweit wird das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> bei vielen der gemeinsam<br />

durchgeführten öffentlichen Fachveranstaltungen des Forums<br />

<strong>Pflege</strong>gesellschaft vorgestellt. Die regionalen Kooperationspartner stellen das<br />

<strong>Pflege</strong>Nottelefon vor Ort im Rahmen von Messen, Ehrenamtstagen,<br />

Mitgliederversammlungen oder Fachveranstaltungen eigenständig vor.<br />

Bundesweite Präsentationen<br />

Die Treffen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisentelefone auf<br />

Bundesebene werden in der Regel mit regionalen Veranstaltungen verbunden,<br />

bei denen das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> auch bundesweit präsentiert werden konnte.<br />

Zum Internationalen Tag der Gewalt wurden gemeinsame Presseinformationen<br />

vorbereitet und bekannt gegeben.<br />

10 Jahre <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong><br />

Am 1.Oktober 2009 fand die zentrale Fach- und Festveranstaltung „10 Jahre<br />

<strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>“ statt. Mit über 80 Gästen wurde eine interessante und<br />

20


würdige Veranstaltung im Landeshaus durchgeführt. Die Fachvorträge von<br />

Prof. Dr. Dr. Hirsch, Prof. Dr. Gröning und Prof. Dr. Görgen haben erneut<br />

verdeutlicht, dass das Thema „Gewalt in der <strong>Pflege</strong>“ in komplexen<br />

Zusammenhängen betrachtet werden muss.<br />

Internetpräsenz<br />

Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> hat seit Mitte 2009 eine eigene Internetseite und eine<br />

eigene email Adresse (www.pflege-not-telefon.de und post@pflege-not-<br />

telefon.de). Neben den kontinuierlich wachsenden Informationsseiten<br />

beinhaltet die Internetseite auch ein Beschwerdeformular, das von<br />

Beschwerdeführer/innen im Netz ausgefüllt werden kann. Über die Seiten der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisentelefone, Beratungs- und<br />

Beschwerdestellen und durch Verlinken mit anderen regionalen<br />

Beratungsangeboten wird auf das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> aufmerksam gemacht.<br />

Resümee<br />

Im Berichtszeitraum 2009 haben sich die Beschwerdelage und die<br />

Beratungsinhalte beim <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> nur unwesentlich verändert. Das<br />

Thema „Gewalt“ wird selten offen angesprochen. Vielfach wird, eine aus Sicht<br />

der Anrufer/innen menschenunwürdige <strong>Pflege</strong> und Betreuung geschildert. Die<br />

Personalsituation (gerade in der stationären <strong>Pflege</strong>) wird immer noch als<br />

21


unzureichend angesehen und als wesentliche Ursache für <strong>Pflege</strong>mängel<br />

angesehen.<br />

In den Anrufen wurde auch deutlich, dass sich Angehörige vor Repressalien<br />

fürchteten und weitere Schritte in der Beschwerdeführung aus Angst<br />

unterblieben.<br />

Rechtliche Auseinandersetzungen werden nach Aussagen der Anrufer/innen<br />

immer komplexer. Das Angebot der sozialrechtlichen Erstberatung wurde als<br />

guter Baustein der Unterstützung angesehen.<br />

In den Kreisen, in denen es zurzeit keine <strong>Pflege</strong>stützpunkt oder andere<br />

tragfähige Beratungsnetze gibt, den so genannten „weißen Kreisen“ war die<br />

Beratung in belastenden <strong>Pflege</strong>situationen schwierig. Es fehlte an<br />

verbindlichen Ansprechpartner/innen, die mit guten Kenntnissen der<br />

regionalen Strukturen, die im Einzelfall die weitere Beratung oder Begleitung<br />

übernehmen konnten. In 2010 erhoffen wir uns durch die Etablierung<br />

weiterer <strong>Pflege</strong>stützpunkte ergänzende wohnortnahe Unterstützungen.<br />

Im vergangenen Berichtszeitraum haben uns häufiger Anrufe von Menschen<br />

erreicht, die sich darüber beklagen, dass ihren Beschwerden nicht ernsthaft<br />

nachgekommen wird. Die Anrufer/innen schildern unbefriedigende<br />

Beschwerdeführungen, unfreundliche Annahmen von Anfragen und<br />

Problemschilderungen und keine Rückmeldungen zu Ihren Anliegen. Bei dem<br />

Versuch, Missstände anzusprechen oder zu klären haben einige Anrufer/innen<br />

sehr unangenehme Begegnungen mit Einrichtungsleitungen geschildert und<br />

sogar Besuchsverbote erteilt bekommen. In 2010 werden wir noch deutlicher<br />

darauf hinweisen, welche, auch rechtlichen, Einflussmöglichkeiten Angehörige<br />

haben.<br />

Im Rahmen der Arbeit des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s kommen wir, vor dem<br />

Hintergrund der Auswertung der Anrufe und der vielfältigen Gespräche im<br />

Zusammenhang mit Veranstaltungen des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s, zu der<br />

Einschätzung, dass sich die <strong>Pflege</strong>qualität in <strong>Schleswig</strong>-Holstein als sehr fragil<br />

darstellt. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Qualitätsdiskussion<br />

bestätigen die Anrufer/innen aus dem professionellen Bereich deutliche<br />

22


Qualitätsschwankungen in ihren Diensten und Einrichtungen. Es verfestigt sich<br />

erneut der Eindruck, das <strong>Pflege</strong>mängel auch Führungsmängel sind.<br />

Das <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong> hat auch in 2009 eine wichtige Funktion als Krisen-,<br />

Beratungs- und Beschwerdetelefon in <strong>Schleswig</strong>-Holstein wahrgenommen.<br />

Für 2010 gilt es verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen und auf die<br />

Beratungsmöglichkeiten des <strong><strong>Pflege</strong>NotTelefon</strong>s aufmerksam zu machen.<br />

A. Buhl<br />

Kiel, März 2010<br />

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