WohnOrte-Presse
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Sanierungsgebiet Bohnenviertel mit zehn Baublöcken (s.u.)<br />
Bauherren: Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft<br />
Baden-Württemberg, Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Baden-Württemberg, Bau- und<br />
Heimstättenverein Stuttgart, Siedlungswerk, Gemeinnützige<br />
Siedlungsgesellschaft des Evangelischen<br />
Siedlungswerkes (GSG) / Leonberger Bausparkasse,<br />
Grundstücksgemeinschaft Bluthard,<br />
Wohnbau Württemberg, Treuhandgesellschaft für<br />
Grundbesitz, Katholische Gesamtkirchenpflege,<br />
Bauherrengemeinschaft Weber- / Brennerstraße,<br />
Brauerei Dinkelacker, SWSG<br />
Architekten: 1. Preis im städtebaulichen<br />
Wettbewerb 1976: Volz & Schenk (Stuttgart),<br />
Bidlingmaier / Egenhofer / Dübbers (Stuttgart);<br />
Vorbereitende Untersuchungen: Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Baden-Württemberg (LEG)<br />
Hochbau:<br />
Block 1: Darbourne & Darke (Richmond) / Ulfert Weber<br />
(Stuttgart); Block 2: ARGOS (Basel), Horst Haag<br />
(Stuttgart); Block 3 und 4: Bidlingmaier + Egenhofer<br />
(Stuttgart); Keck und Lorch (Stuttgart); Block 5:<br />
Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) / Wohnbau<br />
Württemberg; Block 6: Schwarz (Stuttgart); Block<br />
7: ASPLAN (Stuttgart); Block 8: Premerl (Steinenbronn);<br />
Block 10: Frank / Jakob / Bluth (Stuttgart)<br />
Sozialdaten Bohnenviertel<br />
(Vergleichszahlen Gesamtstadt in Klammern)<br />
1972 1980 1990 2000 2016<br />
Einwohner 980 750 1.390 1.370 1.340<br />
Anteil Ausländer 37%<br />
(15%)<br />
51%<br />
(17%)<br />
43%<br />
(20%)<br />
48%<br />
(24%)<br />
39%<br />
(25%)<br />
Einwohner<br />
unter 18 Jahre<br />
Einwohner<br />
über 65 Jahre<br />
Durchschnittsalter<br />
18%<br />
(20%)<br />
14%<br />
(14%)<br />
37,8<br />
(38,2)<br />
20%<br />
(18%)<br />
12%<br />
(17%)<br />
36,5<br />
(39,9)<br />
21%<br />
(15%)<br />
11%<br />
(16%)<br />
37,9<br />
(41,0)<br />
19%<br />
(16%)<br />
12%<br />
(17%)<br />
40,0<br />
(41,8)<br />
Quelle: Statistisches Amt der Landeshauptstadt Stuttgart<br />
15%<br />
(15%)<br />
18%<br />
(18%)<br />
41,5<br />
(41,8)<br />
Erdgeschosszonen der Häuser sind oftmals<br />
nutzungsneutral angelegt, um größtmögliche<br />
Flexibilität zu gewährleisten.<br />
Das Bohnenviertel ist eines der am dichtesten<br />
bebauten Quartiere in Stuttgart.<br />
Wichtiges Kennzeichen ist die Nutzungsmischung.<br />
Überwiegend wird im Quartier<br />
gewohnt (60 Prozent), die weiteren Nutzungen<br />
verteilen sich auf Läden, Gastronomie,<br />
Büros und Arbeitsstätten. Vor der Sanierung,<br />
1977, wohnten ca. 850 Menschen<br />
im Bohnenviertel (1972 waren es noch rund<br />
980), der Ausländeranteil lag mit knapp 50<br />
Prozent weit über dem Stuttgarter Durchschnitt<br />
von 18 Prozent. Die deutsche Bevölkerung<br />
war durch Ein- bis Zweipersonenhaushalte<br />
und eine starke Überalterung<br />
gekennzeichnet, demgegenüber wohnten<br />
viele ausländische Familien mit Kindern im<br />
Quartier. Im Gebiet waren 125 Betriebe ansässig,<br />
es gab 762 Beschäftigte. Mit Bezug<br />
der ersten Wohnungen wurde der Bevölkerungsrückgang<br />
im Bohnenviertel endgültig<br />
gestoppt, nachdem sich die Abwanderung<br />
bereits vorher durch Modernisierungsmaßnahmen<br />
verlangsamt hatte. Zahlreiche<br />
Wohnungen wurden von Familien bezogen.<br />
Während im Jahr 1980 nur ca. 750 Menschen<br />
im Bohnenviertel wohnten, waren<br />
es 2000 schon knapp 1.400. Im Jahr 2016<br />
betrug die Bewohnerzahl rund 1.340. Der<br />
Ausländeranteil reduzierte sich leicht von<br />
51 Prozent im Jahr 1980 auf ca. 48 Prozent<br />
im Jahr 2000 (Gesamtstadt 1980: 17 Prozent,<br />
2000: 24 Prozent). Die Altersstruktur<br />
der Bewohner blieb in diesem Zeitraum<br />
weitgehend gleich – etwa 20 Prozent der<br />
Bewohner war unter 18 Jahre und ca. 12<br />
Prozent über 65 Jahre alt (Gesamtstadt im<br />
Jahr 2000: unter 18 Jahre: 16 Prozent, über<br />
65 Jahre: 17 Prozent).<br />
Die Nutzungsmischung im Bohnenviertel<br />
erwies sich als nicht unproblematisch. Die<br />
Straßen sind verkehrsberuhigt, daher leidet<br />
das Gewerbe unter dem fehlenden Durchgangsverkehr.<br />
Der hohe Anteil an Sozialwohnungen<br />
(60 Prozent) wird im Rückblick<br />
sowohl wegen der enormen Kosten als<br />
auch in Bezug auf eine ausgewogene Bewohnerstruktur<br />
kritisiert. Das Quartier ist<br />
zwar durch eine hohe Nutzungsmischung<br />
geprägt, die Bewohner und die Nutzer bzw.<br />
Beschäftigten der Gewerbeeinheiten sind<br />
aber nicht dieselben. Die Nachfrager der<br />
vielfältigen Infrastruktur im Bohnenviertel<br />
kommen größtenteils von außerhalb.<br />
Das Bohnenviertel ist durch ein ganz eigenes<br />
urbanes Altstadtmilieu geprägt. Hinter<br />
der Lärmschutzbebauung hat sich eine<br />
kleinräumig strukturierte Idylle entwickelt.<br />
Durch die differenzierte Baugestaltung<br />
erscheint die Dichte geringer. Die Wohnund<br />
Lebensqualität im Viertel wird sehr<br />
geschätzt, auch wenn es zuweilen Konflikte<br />
zwischen unterschiedlichen Nutzungsansprüchen<br />
gibt.<br />
Mit der Sanierung hat sich das Bohnenviertel<br />
als ehemals vom Verfall bedrohtes<br />
historisches Wohnquartier in ein attraktives,<br />
nutzungsgemischtes Stadtviertel verwandelt.<br />
Das Bohnenviertel gilt als erfolgreiche,<br />
aber teuer erkaufte innerstädtische<br />
Sanierungsmaßnahme, die als Pilotprojekt<br />
die Stadtentwicklung positiv angestoßen<br />
hat. Neubau- und Sanierungsmaßnahmen<br />
verschlangen hohe Summen des städtischen<br />
Wohnungsbauetats. Ein vergleichbarer<br />
finanzieller Aufwand war für die Stadt<br />
an anderer Stelle kaum mehr denkbar (siehe<br />
Gerberviertel g P47). Die Sanierung hat für<br />
die Stadt Modellcharakter.<br />
Die fast durchgehend kleinteiligen Strukturen<br />
vermitteln eine besondere Atmosphäre<br />
und stehen im Gegensatz zu den angrenzenden<br />
Großbauten jenseits der Hauptstätter<br />
Straße, die kürzlich mit dem Bau des neuen<br />
Dorotheen Quartiers (Breuninger) eine<br />
neue Dimension erreichte. Südöstlich des<br />
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