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Schwerpunkt<br />
GENÜG-<br />
SAMKEIT<br />
Ausgabe 09, November 2017, € 2,50, Zugestellt durch Österreichische Post<br />
Winter 2017/18<br />
Goldene Zeiten am Karkogel<br />
Die Volksschule am Radochsberg<br />
Heavy Metal auf der Neudegg Alm<br />
Die Percht kommt ins Haus<br />
Der Maler Hans Russegger<br />
Ein quirliger Gast<br />
VORTRAG Genügsamkeit<br />
von Heini Staudinger<br />
23. November 2017<br />
<strong>gangart</strong> 1
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Das Moden Quehenberger Team<br />
2 <strong>gangart</strong><br />
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EDI<br />
TORIAL<br />
Liebe Gangartfreunde,<br />
da sitzt einer und schaut in den Wald.<br />
Schnee am Hut. Rotbart schlecht versteckt.<br />
Er sitzt da und schaut in den Wald. Mit dem<br />
Rücken zu uns. Verkaufsfördernd ist das<br />
nicht. Verkaufsfördernd wäre, wenn man<br />
den Augenkontakt sucht. Damit das Gegenüber<br />
sich nicht entziehen kann. Typisch<br />
„<strong>gangart</strong>“ denken sie? Sie haben Recht,<br />
liebe Leserin, lieber Leser. Typisch „<strong>gangart</strong>“<br />
und doch ist dieses Titelbild der 9.<br />
Ausgabe so anders. Ganz ohne WM-Sport-<br />
Keil. Die Nabelschnur ist durchtrennt.<br />
Wir waren nie eine Firmenzeitung. Aber<br />
jetzt ist das auch grafisch klar. Wir sind<br />
unabhängig. Endgültig. Ein unabhängiges<br />
Medium der Regionalentwicklung, das vom<br />
Zugang her einmal um die Welt herumgeht,<br />
um im Tennengau zu landen.<br />
Wir haben losgelassen und sind beschenkt<br />
worden. Auf einer höheren Ebene. Unsere<br />
Devise: nicht einfach weiter, größer, mehr,<br />
sondern eher weniger, klarer, konzentrierter,<br />
offener. Das passt auch zum Schwerpunkt<br />
dieser Nummer: Genügsamkeit. Wir<br />
haben ihn so ernst genommen, dass wir<br />
beim Einstiegsbild sogar die Farbe von<br />
der Druckmaschine kratzten. Schwarz<br />
auf Weiß. Buch, Hand, Holz, Milch. Milch?<br />
Wurst! Die Rolling Stones wussten es und<br />
Buddha wusste es. Und unser Freund Heini<br />
Staudinger weiß es sowieso. Wenn es in<br />
unserem Leben um etwas geht, dann darum, dass es<br />
brennt in uns und unser Herz nicht matt wird.<br />
Wir erinnern uns noch gut an den Herbst 2013, als<br />
wir in einem Akt der Naivität und Entschlossenheit<br />
die erste Ausgabe der „<strong>gangart</strong>“ auf den Tisch legten.<br />
Heute wissen wir, dass es beides braucht. Immer beides<br />
– wenn man einen Schritt vor den anderen setzt<br />
und nie daran zweifelt, dass der Weg beim Gehen<br />
entsteht. Mit brennendem Herzen.<br />
Genug haben wir noch lange nicht. Aber wir wissen,<br />
dass unsere Zufriedenheit und die Zukunft der „<strong>gangart</strong>“<br />
davon abhängen, dass wir möglichst präsent und<br />
mit allen Sinnen die aktuellen Herausforderungen<br />
annehmen und jederzeit bereit sind, den Augenblick<br />
zu gestalten. Alles, was wir waren und sein könnten,<br />
in diesen Augenblick zu werfen, dass er wild lodert.<br />
Wenn das gelingt, wird vieles einfach, was vorher<br />
kompliziert geklungen hat. Medium für Regionalentwicklung?<br />
Machen wir es kleiner. Bringen wir es<br />
auf den Punkt. Unsere Welt sind die Dialoge, die wir<br />
führen.<br />
In diesem Sinn wünschen wir euch eine Lektüre, die<br />
das Feuer entfacht.<br />
Manfred Wallinger & Wolfgang Tonninger<br />
<strong>gangart</strong> 3
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Großes Wintersport-Kino und<br />
sportliche Leistungen<br />
INHALT Ausgabe 09, Winter 2017/18<br />
Das Gosauer Holzknecht-Skijöring war ein großer Erfolg<br />
Auf der gefrorenen Schneepiste in Gosau<br />
fanden sich kürzlich rund 50 Skijö-<br />
Reichenberger aus Ramsau bei Berchspann<br />
Andreas Wegscheider und Toni<br />
ring Teams aus Österreich und Deutschland<br />
ein, bestehend aus jeweils einem wurde mit Lautstärke und schierer PStesgaden<br />
für sich. Die Klasse der Quads<br />
6 Goldene Zeiten<br />
30 Biobauern<br />
Skifahrer und einem Motocross- oder Kraft durch das Team Alexander Huber<br />
Was der Lift mit dem Karkogel machte<br />
Das Beste vom Biobauern direkt ums Eck<br />
Quadfahrer. Dass die Kunst des Siegens<br />
in dieser aus dem hohen Norden xiert.<br />
und Andi Deinhammer aus Lambach fi-<br />
10 Genügsamkeit<br />
34 Buchtipp<br />
kommenden Sportart nicht nur im Gasgeben<br />
liegt, konnten die zahlreichen fene Kategorie „OpenMX“, in der einer-<br />
Die bei der Motorisierung nach oben of-<br />
Darf's ein bisserl weniger sein?<br />
Störlesung von Gertraud Klemm<br />
Zuschauer schon in den Vorläufen bei seits die stärksten Motorräder, aber auch<br />
36 Wo die Welt zuhause ist<br />
spektakulären, aber dank der Schneedecke<br />
harmlosen Einlagen zu sehen. rer antraten, war zweifellos das Highlight<br />
für den Laien erkennbar die besten Fah-<br />
Die Volksschule am Radochsberg<br />
des Tages. Hier dominierte mit exzellenter<br />
Technik und dem nötigen Quäntchen<br />
41 Elektromobilität<br />
Nach mehreren Vorrunden wurden die<br />
Wie fahren wir mit<br />
Klassen in einem Ausscheidungsmodus an Glück das Zweiergespann Stefan Rieder<br />
und Andi Hackl aus Ramsau bei<br />
Elektromobilität<br />
immer enger zusammengeführt. Trotz<br />
in die Zukunft?<br />
der inzwischen schwierig gewordenen Berchtesgaden, gefolgt von Peter Eichhorn/Hannes<br />
Laimer aus Bad Ischl und<br />
Bahn auf dem etwa 400 Meter langen<br />
50 Ausstellung Hans Russegger<br />
Rundkurs zeigten die Sportler in den Manfred Kargl/Roland Rodler aus Spital<br />
14 Franz Neureiter<br />
Verklärte Natur<br />
Endläufen nochmals auf, die Dramatik am Semmering.<br />
Ist Reduktion eine Gnade?<br />
wurde durch Stürze und technische Ausfälle<br />
zusätzlich angeheizt.<br />
anstaltung zauberte Organisator Andi<br />
Das überaus positive Resümee der Ver-<br />
15 Werner Pfeffer<br />
In der Jugendklasse konnte schließlich Gamsjäger, gleichzeitig Obmann des<br />
Mein Universum für 200,– Euro im Monat<br />
das Gespann Steffanie Moritzer und Lukas<br />
Mysliwietz aus Bad Ischl den Sieg nes Schmunzeln ins Gesicht:<br />
Offroad Team Rabenkogel, ein zufriede-<br />
16 Gangart-Akademie<br />
einfahren, gefolgt von zwei Gosauer „Der gesamte Verein hat in den letzten<br />
Kurs- und Veranstaltungsprogramm 17/2018<br />
Teams, Robert Hager/Philipp Brunmayr Tagen angerissen und gearbeitet, was<br />
und Julian Gamsjäger/Dominik Schmaranzer.<br />
und so spannende Verlauf ist die Beloh-<br />
das Zeug gehalten hat. Der unfallfreie<br />
22 Licht und Schatten<br />
Die okkulten Welten des Bartholomäus Resch<br />
Die vergleichsweise schwächer motorisierte<br />
Klasse „MX2“ bis 125 ccm 2takt überlegen, ob wir das nächstes Jahr wienung<br />
dafür. Da müssen wir uns glatt<br />
und 250 ccm 4takt entschied das Gederholen!“<br />
52 Pater Virgil<br />
Über die Genügsamkeit und das Notwendige<br />
26 Die Percht kommt ins Haus<br />
Warum trägt sie Schere und Besen mit sich?<br />
29 Orte der Kraft<br />
Mein Kraftplatz in mir<br />
53 Abtenauer Advent<br />
Veranstaltungskalender<br />
54 Ein quirliger Gast<br />
Weihnachtsgeschichte von Renate Quehenberger<br />
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Fotos: Karl Posch<br />
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Impressum Medieninhaber, Verleger & Herausgeber: W.M. Sport GesmbH, Markt 113, 5441 Abtenau | Chefredaktion: Wolfgang<br />
Tonninger, Almblitz; Manfred Wallinger, WM-Sport | Grafik/Design: c.i. Werbeagentur, Christina Lienbacher | Für den Inhalt verantwortlich:<br />
Manfred Wallinger – namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autoren wieder und können von der Meinung<br />
der Redaktion abweichen | Lektorat: Thomas Franke, Schützinger-Wallinger Angelika, Elisabeth Engel, Helga Aichinger und Ulli<br />
Hafner-Fleischer | Erscheinungsweise: 2x im Jahr, Auflage: je 30.000 Stk. | Titelbild: Elijah Hail (Unsplash) | Fotos: Miriam Häusler; Mike<br />
Drechsler; Mathias Kreutzer; Natalie Collins, Edward Boulton, riciardus, Ricky Kharawala, Oliver Wendel (Unsplash); Fotolia | Irrtümer,<br />
Satz- und Druckfehler vorbehalten. | Leserbriefe, Rückmeldungen und Ideen an office@wmsport2000.at (WM-Sport 2000 Abtenau,<br />
Markt 113, 5441 Abtenau, Tel.: 06243-3644, Fax: 06243-3244, Web: www.wmsport2000.at) | Verkauf Inserate: Werbeagentur Lichtblitz<br />
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Uhr, Samstag 9 00 –12 00 Uhr, ab 1. Dezember am Sa. 9 00 –17 00 Uhr, ab 23. Dezember auch an Sonn- und Feiertagen von 9 00 –12 00 Uhr geöffnet<br />
<strong>gangart</strong> ist eine<br />
geschützte Marke<br />
®<br />
Das Titelbild kommt<br />
diesmal von Elijah Hail.<br />
Vielen Dank!<br />
2
GOLDENE<br />
ZEITEN<br />
Was der Lift mit<br />
dem Karkogel machte …<br />
Manchmal braucht es den Anstoß<br />
von außen. So auch am Karkogel,<br />
wo ein Bankier aus Wien, der in<br />
Abtenau Urlaub machte, sein Potential<br />
sah und investierte. Das<br />
war 1959 ein Paukenschlag, als der<br />
erste Schlepplift den Seetal-Hof im<br />
Tal mit dem Kohlhof am Berg verband.<br />
Die Bauern mussten mitspielen<br />
und sie spielten mit. Der Rest<br />
ließ sich mit viel Einsatz überlisten.<br />
Ein Beitrag von Wolfgang Tonninger<br />
Wir sitzen an einem Tisch mit Hans Posch, der<br />
mit dem Karkogel 30 Jahre verbunden war, Peter<br />
Heidegger, dem langjährigen Geschäftsführer des<br />
Tourismusverbands, Walter Lindenthaler, einem<br />
der prägenden Gesichter des Abtenauer Skisports<br />
und Franz Pendl, dessen Großeltern damals das<br />
Wirtshaus „Traunstein“ gründeten. Wirtshaus?<br />
„Eigentlich stand damals nur der Keller, und die<br />
Ausschank zu ebenem Schnee war ein schnell gezimmerter<br />
Holzverschlag. Aber das störte damals<br />
niemanden.“<br />
Schnell war klar, dass es da am Karkogel um viel<br />
mehr ging als um einen Lift. Der Lift war ein Zeichen<br />
für den Aufbruch, den Abtenau bitter nötig<br />
hatte. Man wollte hoch hinaus – und da war diese<br />
Aufstiegshilfe mit Holzbügeln willkomenes Werkzeug<br />
und Symbol in einem. Der Boom, der folgte,<br />
war enorm. Von weither kamen die Menschen<br />
angereist, auch Delegationen waren dabei, die<br />
vom Abtenauer Projekt lernen wollten. „Wir hatten<br />
damals auch viele Gäste, die mit dem Flugzeug<br />
anreisten“, erinnert sich Peter Heidegger. „Die<br />
haben wir mit der Blasmusikkapelle am Rollfeld in<br />
6 <strong>gangart</strong>
Salzburg empfangen. Das kann man sich<br />
heute gar nicht mehr vorstellen.“<br />
Zehn Jahre später, 1969, wurde der Sessellift<br />
ganz hinauf zur heutigen Bergstation<br />
eröffnet. Und wieder war Abtenau Vorreiter.<br />
Es war die erste Doppelsesselliftbahn im<br />
Salzburger Land. Die Liftanlagen am Karkogel<br />
waren inzwischen heimgeholt, und<br />
viele Abtenauer zählten zu den Aktionären.<br />
Mit den Karkogelliften war auch das Ende<br />
der großen Tennengebirgsrennen von der<br />
Gsengalm und vom Törleck besiegelt, die<br />
1960 zum letzten Mal stattfanden. Eine<br />
neue Zeit war angebrochen, die auch den<br />
Skirennsport veränderte. Bei dem Rennen<br />
am Stefanietag traf sich das Who-is-Who<br />
des alpinen Skisports. „Alle Nationen<br />
waren da. Die Läufer hatten eine Startverpflichtung,<br />
aber das war damals ohnehin<br />
kein Thema. Und dann ging alles sehr<br />
schnell und fügte sich beinahe geheimnisvoll<br />
zusammen. 1973 gab es den 1. Karkogel<br />
FIS-Riesentorlauf und 1974 wurde der<br />
Vid Weltmeister. Wir waren am Zenit. Und<br />
Abtenau ein Begriff im Wintersport,“ rührt<br />
Walter Lindenthaler die alten Zeiten aus<br />
dem Kaffee. Was der Wein für die Wachau,<br />
ist Zwilling für Abtenau. Das wussten die<br />
Abtenauer nicht erst, seit es ihr wortgewandter<br />
Bürgermeister Heini Rettenbacher<br />
damals auf den Punkt gebracht hat.<br />
Abtenau hatte damals mit 400.000 Nächtigungen<br />
beinahe doppelt so viel wie heute.<br />
Viele vermieteten ihr eigenes Schlafzimmer<br />
und zogen während der Wintersaison in<br />
den Keller. Die Gaststuben bogen sich vor<br />
Leuten. Mittags und abends. Es gab Menü-<br />
Gutscheine, die man in jedem Wirtshaus<br />
einlösen konnte, und alle zogen an einem<br />
Strang. Oder ist es der melancholische<br />
Blick aus dem Heute, der alles rosig schimmern<br />
lässt? Zweifellos, von damals bis heute<br />
ist viel passiert. Und manchmal hat man<br />
den Eindruck, dass am Karkogel sich die<br />
Geister scheiden. Kann er auch heute noch<br />
Motor sein? In einer Zeit, in der gigantomanische<br />
Projekte den Skischaukelzirkus<br />
in immer abstraktere, fremdfinanzierte<br />
Höhen und Abhängigkeiten treiben. In der<br />
künstlich beschneit und präpariert und<br />
zur Not das meist schon gräuliche Gold<br />
von den Gletschern mit Hubschraubern<br />
eingeflogen wird, damit im Fernsehen die<br />
Bilder von Kitz einen Winter vortäuschen,<br />
den es schon lange nicht mehr gibt?<br />
Nun gut, der Karkogel ist kein Ganslernhang.<br />
Und wegen des Lifts wird niemand<br />
nach Abtenau kommen. Aber welcher Ort<br />
– und wir meinen nicht die gesichtslosen<br />
Anhäufungen von Bettenburgen rund<br />
um Liftanlagen, die heute üblich sind –,<br />
welcher auch abseits einer immer kürzer<br />
werdenden Wintersaison intakte Ort hat<br />
zwei Skilifte, die vom Marktplatz zu Fuß<br />
einfachst zu erreichen sind? Und wenn es<br />
zu den Liften eine gut funktionierende Skischule<br />
gibt, in denen die oft schon mit dem<br />
Skifahren überforderten Eltern ihre Kinder<br />
gut betreut wissen, dann wäre schon etwas<br />
möglich. Auch im 21. Jahrhundert oder<br />
gerade im 21. Jahrhundert, in dem die<br />
Leute der fragwürdigen Superlative müde<br />
geworden sind. Vielleicht braucht man ja<br />
gar nicht 150 Pistenkilometer am Prospekt.<br />
Vielleicht reicht es, wenn man die Liftanlagen,<br />
die es gibt, in ein ganzheitliches Tourismuskonzept<br />
einbindet? Das wäre doch<br />
was. Wenn alle an einem Strang ziehen.<br />
Wie damals, als die erste Wintertourismuswelle<br />
Abtenau erreichte.<br />
links und oben: Karkogel-Impressionen aus den<br />
1960er-Jahren<br />
David Zwilling und Bürgermeister<br />
Heini Rettenbacher<br />
<strong>gangart</strong> 7
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Genügsamkeit ist ein altes Wort und wird heute nur mehr verschämt in den<br />
Mund genommen. Weil die Menschen das Leben genießen wollen und der<br />
Verzicht, der damit gekoppelt scheint, dieses Bedürfnis bedroht. Dabei ist<br />
alles ganz anders: Wir sind zu Sklaven unseres Appetits geworden, und der<br />
Konsum hat uns längst den Genuss verbaut.<br />
10 <strong>gangart</strong>
You can't always get<br />
what you want. But if<br />
you try sometimes you<br />
get what you need.<br />
Rolling Stones<br />
Was nicht wächst, stirbt – über kurz oder lang. Das haben wir<br />
von der Natur gelernt. Dass dieses Wachstum an die Befriedigung<br />
von Bedürfnissen gekoppelt ist, die wir nicht nötig haben,<br />
ist eine andere Geschichte, die in einem Kinderzimmer im Jahr<br />
1969 beginnt und bis heute weltweit 30 Millionen Mal verkauft<br />
wurde. Eric Carle, ihr Autor, hat damit Weltruhm erlangt.<br />
Der Plott geht ungefähr so: An einem schönen Sonntag schlüpft<br />
die kleine Raupe Nimmersatt aus ihrem Ei, das auf einem Blatt<br />
ruht. Sie will wachsen. Wachsen um jeden Preis. Und so frisst<br />
sich die Raupe am Montag durch einen Apfel – „aber satt war<br />
sie noch immer nicht“. Am Dienstag frisst sie sich durch zwei<br />
Birnen, ohne satt zu werden. Am Mittwoch frisst sie sich durch<br />
drei Pflaumen, am Donnerstag durch vier Erdbeeren und am<br />
Freitag durch fünf Orangen – „aber satt war sie noch immer<br />
nicht.“ Erst am Samstag wendet sich das Blatt. Die Raupe frisst<br />
sich durch eine saure Gurke, ein Würstchen, ein Stück Käse,<br />
eine Scheibe Wurst, eine Eiswaffel, ein Schokoladentörtchen,<br />
einen Früchtekuchen, noch ein Törtchen und – zur Abrundung<br />
– durch ein Stückchen Melone. Bis sie am Ende keinen Hunger<br />
mehr hat, dafür aber Bauchschmerzen. Am nächsten Tag, wieder<br />
ein Sonntag, sieht man die Raupe, dick und groß geworden,<br />
auf einem grünen Blatt, an dem sie etwas herumnagt. Nun ist<br />
sie fett genug, um sich einen schönen Kokon zu spinnen, in<br />
den sie sich für zwei Wochen zurückzieht – um dann zu einem<br />
wunderbaren Schmetterling zu werden.<br />
Die Geschichte ist perfide, verspricht sie uns doch, dass am<br />
Ende alles gut wird – wir die Transformationskurve kratzen<br />
und uns zum Schmetterling mausern. Das Problem: Im normalen<br />
Leben geht die Geschichte anders aus. Nämlich so, dass<br />
uns schlecht ist, dass wir uns matt fühlen und – weit weg vom<br />
aufrechten Gang oder eleganten Schmetterlingsflug – als dicke,<br />
träge Raupen durch den Rest unseres Lebens kriechen.<br />
Überleben im Überfluss<br />
Der griechische Philosoph Diogenes, von dem es heißt, dass er<br />
in einem Fass gewohnt hat, brauchte zum Leben nicht mehr als<br />
einen Wanderstab, eine Decke und eine Schüssel. Als er einmal<br />
an einer Quelle einen Knaben sah, der das Wasser aus seinen<br />
Handflächen trank, warf er auch die Schüssel als unnötigen<br />
Ballast beiseite und war der Freiheit wieder ein Stück nähergekommen.<br />
Schöne Kontrastgeschichte, denken Sie, aber ziemlich an der<br />
Realität vorbei. Doch haben Sie nicht auch manchmal das<br />
Gefühl, dass Ihnen alles zu viel wird? Dass Sie genug von<br />
allem haben? Dass es reicht? Ein Bekannter erzählte mir von<br />
der besten Eisdiele der Welt – mit 55 Sorten Eis im Angebot. Ist<br />
es wirklich so schwierig, Quantität und Qualität auseinanderzuhalten?<br />
Brauchen wir 17 Joghurt-Sorten im Kühlregal oder<br />
120 Fernsehsender? Im oberen Engadin gibt es ein Gasthaus,<br />
das den Reisenden auf einer Schiefertafel vor dem Eingang<br />
zwei Menüs anbietet: eines für den kleinen Hunger und eines<br />
für den großen Hunger. Und es fühlt sich an wie ein Platz im<br />
Paradies. Aber wenn es so einfach ist, warum tun wir es dann<br />
nicht? Weil die Entscheidung so schwerfällt, was man weglassen<br />
soll?<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 11
WANN IH AMOI GROSS BIN<br />
von Maria Ronacher<br />
Wann ih amoi groß bin, nacha mach ih ma a riesige<br />
Schüssl voi Gurknsalat ohne Erdöpfi.<br />
A Nudlsuppn, mit wenig Nudln und vui Würstl drin<br />
und ohne Schnittlauch.<br />
Oi Taog brat ih ma in an kloan Pfannei a Ochsnaug<br />
mit vui Butta und rundumandum ana braun Prinz.<br />
Oda, ih mach ma an Guglhupftoag, ohne Mehl. Den<br />
schleck ih nacha auf, ganz langsam, mit de Finga,<br />
bis nix mehr dao is.<br />
Des, ho ih ma denkt, wia ih kloa gwen bin. Nix davo<br />
ho noh do.<br />
Aba diamb amoi mach ih ma an Häfn Muichreis mit<br />
vui Zucka und vui Zimt. Mittn eichi tua ih an großn<br />
Batzn Butta. Ih gfrei mih, daß koana schimpft,<br />
wann ih mit`n Löffe an Grabm ziach, daß da Butta-<br />
Bach zu mia zuawa rinnt.<br />
Dao bin ih glücklich, daß ih hiaz groß bin.<br />
Maria Ronacher gehört zum Tennengauer Mundartdichterkreis, der es sich zum Ziel gesetzt hat,<br />
Themen in besinnlicher, kritischer oder humorvoller Weise zu bearbeiten und im kleinen Kreis kritisch<br />
zu würdigen. Die Einsendungen zu unserem Schwerpunktthema „Genügsamkeit“ waren zahlreich<br />
und von hoher Qualität. Die Spielregeln sahen vor, dass wir unseren Favoriten wählen und prominent<br />
vorstellen. Wir gratulieren Maria Ronacher und bedanken uns bei allen, die mitgemacht haben!<br />
Unsere Buchempfehlung: Dahoam im Tennengau. Gedichte und Geschichten in Mundart.<br />
Hrsg. von Lorenz Heiß. 2017<br />
In der Tat bereitet die richtige Auswahl<br />
Mühe, wenn der Maßstab fehlt<br />
oder der Knopf, mit dem sich die<br />
von allen realen Bedarfen entkoppelte<br />
Bedürfnisproduktionsmaschine<br />
abschalten ließe. Weil die Betriebswirtschaft<br />
nur den Mangel kennt,<br />
gehört das Überleben im Überfluss<br />
zu den geflissentlich übersehenen<br />
Herausforderungen. Schon in der<br />
Schule lernen wir, dass der Mangel<br />
Treibstoff von beinahe allem ist.<br />
Ständig wird uns eingeflüstert: „Es<br />
gibt nicht genug für alle! Deshalb<br />
trachte danach, auf die Seite zu legen,<br />
was dir zusteht!“ Wo der Mangel<br />
in den Köpfen regiert, gibt es kein<br />
richtiges Maß. Jeder glaubt, zu kurz<br />
zu kommen – und deshalb will jeder<br />
das, was andere haben. Nur ein bisschen<br />
größer, schneller, bunter. Das<br />
führt zu einem Gerechtigkeitssinn,<br />
der nichts anderes ist als die Gier<br />
nach immer mehr.<br />
Genügsamkeit ist eine zarte, scheue<br />
Pflanze und in einer geschwätzigen<br />
Welt der Unersättlichkeit und des<br />
Überangebots vom Aussterben bedroht.<br />
Dabei steht eine ganze Menge<br />
auf dem Spiel, denn mit der Genügsamkeit<br />
wird auch die Zufriedenheit<br />
verschwinden und das Glück. Gerald<br />
Hüther, der bekannte Gehirnforscher,<br />
geht soweit zu behaupten,<br />
dass Konsum und Glück sich ausschließen:<br />
Wer glücklich ist, kauft<br />
nicht, denn er hat sich entschieden,<br />
die Fülle zu sehen und nicht den<br />
Mangel.<br />
Die Kunst des Weglassens<br />
Dabei tut es so gut, sich von Dingen<br />
zu trennen, die man nicht braucht.<br />
Ballast abwerfen, Altlasten entsorgen,<br />
den Schreibtisch aufräumen,<br />
den Dachboden entrümpeln oder<br />
den Kleiderschrank entschlacken.<br />
Apropos Kleiderschrank. Dass Lebenskunst<br />
eine Kunst der Reduktion<br />
ist und Mode alles andere als eine<br />
Oberflächendisziplin, hat einst die<br />
Modeschöpferin Coco Chanel mit<br />
der Erfindung des „kleinen Schwarzen“<br />
demonstriert, eines schmal geschnittenen<br />
Etuikleides aus schwarzer<br />
Chinaseide, kniebedeckend,<br />
mit engen langen Ärmeln, dessen<br />
Zauber noch heute darin besteht,<br />
alles Überflüssige wegzulassen und<br />
12 <strong>gangart</strong>
sich aufs Wesentliche zu beschränken. Ein Allerweltsmodell sollte es sein,<br />
in dem Frauen ihre Trauer, aber auch ihren Wunsch nach Zukunft ausdrücken<br />
konnten.<br />
Um das Wesentliche im Leben ging es auch Henry David Thoreau, der sich<br />
am Unabhängigkeitstag des Jahres 1845 in einen Wald von Massachusetts<br />
zurückzog, um in einem Selbstversuch dem menschlichen Glück und den<br />
Prinzipien des einfachen Lebens nachzustellen – aus Protest gegen die<br />
unselige Verbindung von Fortschritt, Verschwendung und sittlichem Verfall:<br />
„Ich wollte nicht das leben, was kein Leben war, denn das Leben ist zu<br />
kostbar; noch wollte ich Entsagung üben, wenn es nicht unumgänglich nötig<br />
war. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen und so standhaft<br />
und spartanisch leben, um alles, was nicht Leben war, davonzujagen. Ich<br />
wollte einen breiten Schwaden dicht am Boden mähen, das Leben in die Enge<br />
treiben und auf seinen einfachsten Nenner bringen.“<br />
Auch Thoreau ging es um die Tiefe, die in der Einfachheit liegt: „Wir<br />
verzetteln unser Leben in Kleinigkeiten. Ein ehrlicher Mensch braucht kaum<br />
weiter zu zählen als seine zehn Finger, zur Not kann er seine zehn Zehen<br />
hinzunehmen und den Rest über den Kamm scheren. Einfachheit, Einfachheit,<br />
Einfachheit! Ich sage dir, beschränke deine Geschäfte auf zwei oder drei, nicht<br />
hundert oder tausend. Anstatt einer Million zähle ein halbes Dutzend und<br />
führe Buch auf deinem Daumennagel.“ In dieser Unbedingtheit statuiert er<br />
ein zeitloses Exempel eines äußerlich kargen, innerlich umso reicheren<br />
Lebens, in dem jede Tätigkeit, auch die am Rand liegende oder alltägliche,<br />
auf das Ganze zielt: „Verfolge es, halte Schritt mit ihm, gehe immer wieder<br />
um den Kreis deines Lebens wie ein Hund um die Kalesche seines Herrn. Tue,<br />
was du liebst. Kenne deinen eigenen Knochen; nage an ihm, vergrabe ihn,<br />
grabe ihn wieder aus und nage weiter daran.“<br />
Wachstum um jeden Preis<br />
Thoreaus Einsiedelei war eine Antwort auf ein mit der Industrialisierung<br />
einsetzendes Wachstum, das völlig neu war. Zuvor gab es so etwas nicht.<br />
Da wuchs die weltweite Wirtschaft nach Berechnungen von Historikern der<br />
Weltbank um jährlich weniger als ein Zehntelpromille (0,01 Prozent). Erst<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts gab es ein Ansteigen auf zwei Promille pro Jahr<br />
(0,2 Prozent). Das ging dann die nächsten zweihundert Jahre so weiter, bis<br />
um 1950 in den westlichen Industrieländern der entscheidende Knick kam<br />
und die Fieberkurve sich aufstellte – auf mehr als zwei Prozent.<br />
Das war die Geburtsstunde eines neuen Turbo-Kapitalismus, zu dem der<br />
Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith noch mitten in der<br />
Wirtschaftseuphorie der Nachkriegszeit in seinem Bestseller „Die Überflussgesellschaft“<br />
die Erklärung liefert: Weil es nach dem Krieg enorme<br />
Produktionskapazitäten gab, die plötzlich brachlagen, musste die Kriegsmaschine<br />
in eine Konsummaschine verwandelt werden, um „tiefgreifende<br />
soziale Verwerfungen“, wie er es nennt, zu verhindern. Mit dem Supermarkt<br />
und dem Aufstieg der Werbung über die elektronischen Massenmedien<br />
konnte die Produktion von immer neuen Bedürfnissen beinahe beliebig<br />
angekurbelt werden. Seitdem hetzen wir den unzähligen Wohlstandsversprechen<br />
hinterher und werden dabei nicht glücklicher. Tief in uns spüren<br />
wir, dass der Konsum nicht glücklich macht, wir verdrängen jedoch diese<br />
Einsicht, indem wir die Dosis erhöhen.<br />
In der Kult-TV-Serie der 1970er-Jahre „Der ganz normale Wahnsinn“<br />
arbeitet der Journalist Maximilian Glanz für eine Tageszeitung, wo er<br />
für die Beantwortung der Leserbriefe zuständig ist. Eigentlich möchte er<br />
schon seit geraumer Zeit ein Buch mit dem Titel „Woran es liegt, dass der<br />
Einzelne sich nicht wohlfühlt, obwohl es uns allen so gut geht“ schreiben,<br />
in dem er sich mit den Befindlichkeiten seiner Mitmenschen beschäftigt.<br />
Damit bringt er den Widerspruch, an dem viele leiden,<br />
auf den Punkt: Es geht uns nicht gut, weil wir das, was<br />
wir haben, nicht wollen, und das, was wir wollen, nicht<br />
haben. Zwischen unseren Abhängigkeiten und unseren<br />
Wünschen klafft ein schwarzes Loch, in dem wir wie<br />
Spaghetti auseinandergezogen werden. Wir glauben,<br />
dass unser Wachstum und unser Wohlergehen unmittelbar<br />
zusammenhängen und sind geblendet von den<br />
Möglichkeiten, die uns umgeben. Weil der Mangel – das<br />
Gefühl, zu wenig zu haben und zu wenig zu sein – sich<br />
in unsere Köpfe gefressen hat, können wir nicht mehr<br />
ruhig sitzen. Wir lehnen uns immer weiter hinaus in<br />
eine Zukunft, der langsam, aber sicher die Ressourcen<br />
abhandenkommen.<br />
Doch am Ende allen Wollens fallen wir auf die Gegenwart<br />
zurück. Wie überführte Kreditschwindler stehen<br />
wir nun vor dem Augenblick – und der Frage, die wir<br />
uns bislang nicht zu stellen trauten: Was tun wir, wenn<br />
wir unsere Anleihen an der Zukunft verbraucht haben,<br />
bevor wir satt geworden sind?<br />
Nie ist zu wenig, was genügt<br />
Neue Ziele auszugeben, hilft hier wenig, weil sie uns<br />
wieder in die Zukunft werfen. Je mehr Zukunft, umso<br />
weniger Gegenwart. Das ist ein Faktum. Aber wie soll<br />
das gehen – in einer Gesellschaft, in der Zielstrebigkeit<br />
fast alles ist und jemand, der sein Ziel aus den Augen<br />
verliert, als Verlierer gilt, als Taugenichts? Vielleicht<br />
mit einem Trick, indem wir den Zukunftspfeil so abschießen,<br />
dass er jeden Moment auf die Gegenwart herunterfällt;<br />
uns auf den Weg machen, ohne ein Ziel auszugeben.<br />
Einfach nur gehen, Schritt für Schritt. Ganz<br />
aufgehen im Gehen. Ohne Ziel im Kopf. Nichts anderes.<br />
Nicht fünf Schritte voraus oder fünf Schritte hinterher,<br />
sondern da sein mit jedem Schritt. Unterwegs sein und<br />
doch auf der Stelle treten. Es geht um die Kunst des<br />
Flanierens: Dass man sein Tempo entscheidend verlangsamt<br />
und an jeder Ecke/Weggabelung neu entscheidet,<br />
ob rechts oder links oder geradeaus – aus dem Bauch<br />
heraus die Richtung ändernd oder beibehaltend. Sich<br />
ausbreiten im Hier und Jetzt statt eingezwängt und nervös<br />
im Kaum-Zeit-Kontinuum zu zappeln.<br />
Doch eines muss klar sein: Wer so geht, macht sich<br />
verdächtig – in einer Welt, in der wir von Termin zu<br />
Termin jagen und immer neuen Zielen hinterherhetzen.<br />
Vielleicht könnte man das ziellose Flanieren als Übung<br />
begreifen, für die wir uns täglich Zeit nehmen. Damit<br />
wir irgendwann lernen, beides zu sein – zielstrebig und<br />
gegenwartsgewahr zugleich – und den tagträumenden<br />
Taugenichts, der sich vor unsere Türe gesetzt hat, hereinbitten<br />
in unser Leben.<br />
So wie Hans Adelmann, der die Hundwiler Höhe vor<br />
seiner Haustür mehr als 2.000 Mal bestiegen hat und<br />
mittlerweile jeden Baum und jeden Grashalm kennt.<br />
Jetzt hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel „Einfacher<br />
leben“, in dem er sein Lebensmotto nennt: „Den<br />
schmalen Grat zu finden, an dem die Zukunft und die<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 13
Schenken leicht gemacht.<br />
Name Franz Neureiter<br />
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Samstag 9 00 –12 00 Uhr<br />
Ab 1. Dezember am Sa. 9 00 –17 00 Uhr,<br />
ab 23. Dezember auch an Sonn- und<br />
Feiertagen von 9 00 –12 00 Uhr geöffnet<br />
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In der GEA-Geschenksecke finden Sie über 60 besondere Produkte, die<br />
ihresgleichen suchen.<br />
Ein Beitrag von Franz Neureiter<br />
Fasten steht momentan hoch im Kurs und das nicht ohne<br />
Grund. Egal, ob Basenfasten, I-Fasten (intermittierendes Fasten,<br />
z.B. nur einmal in der Woche fasten) oder das strengere<br />
Heilfasten – beinahe jeder, der eine Form des Fastens ausprobiert<br />
hat, berichtet von einem Gefühl der Leichtigkeit,<br />
Klarheit oder von einer Form des Gelöstseins. Diese Art des<br />
Verzichtes gibt uns die Möglichkeit, gegen unser Ego bzw.<br />
unseren inneren Schweinehund anzukämpfen. Wenn wir<br />
beständig bleiben und die Stärke aufbringen, den selbst<br />
auferlegten Versuchungen zu widerstehen, entwickelt sich<br />
aus dem Inneren eine große Kraft. Durch die Reduktion<br />
werden uns unser Selbst und unser eigenes Tun bewusster.<br />
Es richten sich die Begriffe „innerlich“ und „äußerlich“ neu<br />
aus, wodurch es uns leichter fällt, eine generelle Ordnung<br />
der persönlichen Struktur zu halten.<br />
Zirbenbelüfter, Zirbenkissen, Wärmeflaschen, Teelichter, Kerzen, Kunstkarten,<br />
Holzprodukte, Hausschuhe, Kinder-Gehlernschuhe, Socken, Handschuhe,<br />
Gürtel, Taschen, Decken, Teppiche, Kunstdrucke, Glasprodukte,<br />
Klangschalen und vieles mehr.<br />
Im ZEN-Buddhismus gibt es den Ausdruck „Der Weg der<br />
leeren Hand“. Dieser bezieht sich nicht auf das materielle<br />
Leben, sondern es geht darum, im Vertrauen zu bleiben,<br />
die Kontrolle ziehen zu lassen und sich des Augenblicks<br />
gewahr zu sein. Es entsteht dadurch „ENT-Spannung“, also<br />
eine förderliche Spannung von Körper und Geist. Dabei gilt<br />
es, dem Moment die Führung zu überlassen. Die Probleme<br />
werden nicht ignoriert, aber ihnen wird so wenig Beachtung<br />
wie möglich geschenkt. Wenn wir dem Moment die Führung<br />
überlassen, vollzieht sich oft ein Paradigmenwechsel in<br />
der Selbsteinschätzung, und die Gedanken werden klarer.<br />
Ein alter Meister erklärte es seinen Schülern so: Jedes Tun<br />
im richtigen Geist ist eine spirituelle Handlung – so kann<br />
selbst das Kochen für den Koch zur Meditation werden.<br />
Oft ist ein bisschen weniger, ein bisschen langsamer oder<br />
ein bisschen leiser MEHR. Dadurch nehmen wir unsere<br />
„Innenwelt“ deutlicher wahr, und wenn wir genau hinhören,<br />
wird uns sogar die Stille aus uns selbst mehr bewusst.<br />
Ist Reduktion eine Gnade?<br />
14 <strong>gangart</strong><br />
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Gegenwart aneinander reichen, und diesem Grat zu folgen.“<br />
Die Hundwiler Höhe war dabei sein Lehrmeister: „Ich gehe<br />
vor mich hin, gehe in dieser Welt auf, die bei jedem meiner<br />
Aufstiege die gleiche und doch immer eine ganz andere ist. Ich<br />
denke dabei nicht einmal, dass ich nicht denke. Die ständige<br />
Wiederholung, die Sicherheit, die diese Wiederholung bietet, und<br />
die Abenteuer in ganz kleinen Dingen, die sie ermöglicht, spielen<br />
dabei eine Rolle. Der Aufstieg ist Meditation und Meditation<br />
in dieser Form ist wahres Leben.“<br />
Hans Adelmann hat Glück gehabt. Weil er es verstand, die<br />
Möglichkeiten, die er hatte, abzuwägen und sich für seinen<br />
Weg zu entscheiden. Und Möglichkeiten hatte er genug – als<br />
Halbbruder von Frank Stronach, dem Gründer von Magna International,<br />
einem der größten Automobilzulieferer der Welt.<br />
Sie wuchsen miteinander in der Steiermark auf und als Frank<br />
Stronach, der damals noch Franz Strohsack hieß, seinen<br />
ersten Mitarbeiter brauchte, holte er Hans nach Toronto, wo<br />
ihre Visionen aufeinanderprallten: Frank wollte reich werden,<br />
Hans wollte das Glück im Kleinen finden. Beide haben<br />
es geschafft. Frank wurde Milliardär. Sein Wikipedia-Eintrag<br />
liest sich wie der manische Versuch, in wirklich allem auf der<br />
Welt Erfolg zu haben. Stronach hat Dutzende Unternehmen<br />
gegründet und einmal fast den deutschen Automobilkonzern<br />
Opel gekauft. Er züchtet Pferde, stiftet Krebskliniken, fliegt<br />
mit Privat-Hubschraubern um die Welt und gründet fragwürdige<br />
Parteien.<br />
Hans führt sein Weg nach dem Ausstieg aus dem Geschäft<br />
seines Bruders zunächst für einige Zeit in die kanadischen<br />
Wälder, dann in die Karibik, nach Panama, später nach Frankreich<br />
und schließlich gemeinsam mit seiner Frau zurück<br />
in die Schweiz. Um Geld zu verdienen, nimmt er eine Stelle<br />
als Hausmeister an einer Schule in Wittenbach an. Er repariert<br />
Wasserhähne und dichtet Hausdächer ab. Die weiteren<br />
Angebote seines Bruders, sein einfaches Leben in der Schweiz<br />
aufzugeben, schlägt er aus. Das Glück, das er gefunden hat,<br />
funkelt nicht und besitzt nahezu keinen Tauschwert. Es ist<br />
eines, das am Wegesrand liegt. Eines, nach dem sich jeder<br />
bücken könnte.<br />
Wenn Zeit dazu wäre.<br />
BUCHTIPPS & LINKS:<br />
Hans Adelmann: Einfacher leben<br />
QUER<br />
GEDACHT<br />
Ein Beitrag von Werner Pfeffer<br />
Name Werner Pfeffer<br />
Zeremonienmeister,<br />
Ideen-Coach und Künstler<br />
Buchtipp Querdenken 2016<br />
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MEIN UNIVERSUM<br />
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Jetzt, 06.48 Uhr. Bahnhof Linz.<br />
Mit dem Railjet nach Dornbirn. Fünf Stunden hin, zwei<br />
Stunden Treffen mit einem Geschäfts+Freund, fünf Stunden<br />
zurück. Insgesamt zwölf Stunden. Davon zehn Stunden<br />
Denken, Entwerfen, Konzipieren, Verwerfen, Neues Denken,<br />
bewegt Denken. Mich inspiriert Zugfahren. Mindestens drei<br />
Mal in der Woche. Ich habe eine Jahreskarte der ÖBB. Erste<br />
Klasse.<br />
Dienstag, 14.55 Uhr. Parkbad Linz.<br />
Schwimmen. Nachdenken. Mich hören. Bei mir sein. Gleiten.<br />
Mitzählen. Bis fünfzig. Bahnen. Vielleicht war es das Thema<br />
Wasser, das meine Klangwolke HERZFLUSS mit dieser Denkumgebung<br />
gemeinsam hatte. Den Großteil dieses Ereignisses<br />
für 95.000 Menschen habe ich beim Schwimmen entwickelt.<br />
Ich habe eine Jahreskarte. Schwimmen, Sauna.<br />
Donnerstag, 14.00 Uhr. Museum für angewandte Kunst, Wien.<br />
Vienna Biennale 2017. Sehr inspirierend. Mein dritter Besuch<br />
erlaubte mir wieder neue Blickwinkel. Ich sitze auch oft<br />
im Lesesaal. Um zu arbeiten, zu denken. Um in die coolen<br />
Magazine einzutauchen. Jahreskarte. Fürs Museum. Für den<br />
Lesesaal ist keine notwendig.<br />
Eric Carle: Die kleine Raupe Nimmersatt<br />
John Kenneth Galbraith: Die Überflussgesellschaft<br />
Peter Sloterdijk: Taugenichts kehrt heim (Vortrag)<br />
https://soundcloud.com/petersloterdijk/taugenichts-kehrt-heim-oder-das-endeeines-alibis-muenchen-1984<br />
Heini Staudinger: 5 Thesen für Mutige (Vortrag)<br />
https://www.youtube.com/watch?v=h9PKlgOZpgc<br />
Henry David Thoreau: Leben aus den Wurzeln<br />
Henry David Thoreau: Walden<br />
Gerald Hüther: Über das Verhältnis von Konsum und Glück (Vortrag)<br />
https://www.youtube.com/watch?v=M6EjBvAlw2U<br />
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss<br />
AEC, Lentos, Schlossmuseum, Landesmuseum. In Linz. Mit<br />
der Kulturcard. Alle für ein Jahr. Dann noch die Jahreskarte<br />
für die Stadtbibliotheken in Linz, ich bevorzuge die im<br />
Wissensturm. Mit prächtiger DVD-Sammlung. Und dann die<br />
Landesbibliothek. Mit exzellenter Zeitschriftenauswahl.<br />
Ich habe prächtige elektrische Fahrzeuge, eine Schwimmhalle,<br />
mehrere Museen, großartige Bibliotheken und Videotheken.<br />
Selbst in Linz bin ich elektrisch unterwegs. Alles mit<br />
Jahreskarten.<br />
Mehr brauch ich nicht.<br />
Außer vielleicht eine Karte für Schönbrunn. Demnächst. Für<br />
ein Jahr. Für meinen Zoo.<br />
<strong>gangart</strong> 15
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Freizeit Sport<br />
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Kunst Kultur<br />
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Samstag 9 00 –12 00 Uhr<br />
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verstehen uns als unterstützende<br />
Kommunikationsplattform für alle<br />
Kurse und Veranstaltungen.<br />
Wichtig:<br />
Wir übernehmen keinerlei Haftungen für<br />
Unfälle und etwaige Schadensfälle bei den<br />
einzelnen Veranstaltungen.<br />
Alle Kurse sind beim jeweiligen Veranstalter<br />
(siehe Programm) buchbar.<br />
Quartiere sind direkt beim Vermieter oder<br />
beim Tourismusverband Abtenau buchbar.<br />
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Termin:<br />
Do. 23. November 2017, 20 00<br />
Uhr, Schiffwirt in Abtenau<br />
Eintritt:<br />
Vorverkauf: € 12,–<br />
Abendkasse: € 15,–<br />
Reservierung & Kartenverkauf:<br />
WM-Sport, Tel. 06243 3644<br />
Du wirst<br />
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Veranstalter: TVB Abtenau<br />
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Gut essen, trinken & schlafen<br />
frühjahr17/18<br />
(das) Gangart Querschläger-Konzert<br />
Querschläger-Konzert mit Fritz<br />
Messner und seiner Band<br />
Termin:<br />
Sa. 21.04.2018, 20 00 Uhr, Turnhalle<br />
Volksschule Abtenau<br />
Eintritt:<br />
Vorverkauf: € 23,–<br />
Abendkasse: € 28,–<br />
Reservierung & Kartenverkauf:<br />
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Veranstalter: WM-Sport<br />
Frühling – Sehnsucht<br />
nach dem Sommer!<br />
„ins Blaue hinein“<br />
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Blau ist die Farbe der Sehnsucht.<br />
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Arbeiten<br />
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Fortgeschrittene!<br />
Termin: 2-Tages-Kurs<br />
Fr. 17.04. – Sa. 18.04.2018,<br />
Fr. 17 00 – 21 00 Uhr<br />
Sa. 9 00 – 18 00 Uhr, Atelier Anthering<br />
oder Brunngut Seekirchen<br />
Preis: € 35,–<br />
Weitere Infos: www.mei-art.at<br />
Reservierung & Anmeldung:<br />
maria@mei-art.at<br />
Veranstalter: Maria Krimplstätter<br />
Seminar Bienenschutzgarten<br />
Wesensgemäße Bienenhaltung<br />
Termin: 2-Tages-Kurs<br />
Sa. 28.04. und So. 29.04.2018,<br />
Gasthof Lammerklause, 5440<br />
Scheffau am Tennengebirge<br />
Preis: € 80,–<br />
Reservierung & Anmeldung:<br />
Tel. 03462 34686 oder info@<br />
bienenschutzgarten.at<br />
Veranstalter: Bienenschutzgarten<br />
Wildkräuterkochkurs<br />
Wildkräuterkochkurs mit heimischen<br />
Kräutern. Wir machen<br />
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Wald & Wiese und bereiten aus<br />
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Termin:<br />
Sa. 28.04.2018, 9 00 Uhr,<br />
Volksschule Abtenau<br />
Preis: € 35,–<br />
Reservierung & Anmeldung:<br />
Waltraud Auer, Tel. 0664<br />
5867744 oder meza@gmx.at<br />
Veranstalter: Waltraud Auer<br />
Vorschau Sommer 2018<br />
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Hotel, Restaurant<br />
5441 Abtenau, Markt 32<br />
T +43 (0) 6243 2259 0<br />
info@derabtenauer.com<br />
www.derabtenauer.com<br />
Hotel Goldener Stern****<br />
Restaurant, Konditorei, Café<br />
5441 Abtenau, Markt 29<br />
Tel.: 06243 2240–0<br />
hotel@goldenerstern.at<br />
www.goldenerstern.at<br />
Hotel Lammeralerhof***<br />
Restaurant<br />
5441 Abtenau, Markt 4<br />
Tel.: 06243 2313<br />
info@lammertalerhof.at<br />
www.lammertalerhof.at<br />
Landhotel Sonnenhof***<br />
5441 Abtenau, Kehlhof 21<br />
Tel.: 06243 2418<br />
anfrage@sonnenhof.info<br />
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Pension Meran***<br />
Café, Restaurant, Pension<br />
5441 Abtenau, Markt 77<br />
Tel.: 06243 2292<br />
meran-abtenau@cablelink.at<br />
Landhotel Traunstein****<br />
Restaurant, Hotel<br />
5441 Abtenau, Au 66<br />
Tel.: 06243 2438<br />
info@gasthaustraunstein.at<br />
www.gasthaustraunstein.at<br />
Hotel Gasthof Weisses Rössl***<br />
Restaurant, Pizzeria<br />
5441 Abtenau, Markt 28<br />
Tel.: 06243 2302<br />
hotel@weisses-roessl.at<br />
www.weisses-roessl.at<br />
Hotel Voglauerhof***<br />
Restaurant<br />
5441 Abtenau, Waldhof 12<br />
Tel.: 06243 3532<br />
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5441 Abtenau, Markt 26<br />
Tel.: 06243 2210 612<br />
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Tel.: 06243 41217<br />
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Konditorei, Café<br />
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Tel.: 06243 2240-0<br />
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5524 Annaberg, Nr.5<br />
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Eine Erfolgsgeschichte aus dem Abtenauer Wirtschaftsleben<br />
Ein Beitrag von Hans Gfrerer<br />
Die Palette an Berufsmöglichkeiten war damals, als<br />
Josef Quehenberger die Schulpflicht abschloss, nicht<br />
gerade berauschend groß. Er entschied sich für das<br />
Schneiderhandwerk – und – es sollte eine Erfolgsgeschichte<br />
werden.<br />
Seine Lehre begann er 1947 beim Schneidermeister<br />
Ferdinand Treiber, der seine Werkstatt gegenüber<br />
dem heutigen Postamt betrieb. Die ersten Monate,<br />
das war damals noch üblich, gab es keinen Lohn. Da<br />
musste ein Lehrling erst einmal beweisen, dass er<br />
sich geschickt genug anstellte. Die Schneiderei Treiber<br />
war ein alteingesessener Betrieb, spezialisiert auf<br />
Maßschneiderei für Damen und Herren.<br />
Nach der Lehrzeit zog es den „Seppi“, wie er gerufen<br />
wurde, hinaus ins Salzachtal. Er arbeitete erst in Golling,<br />
dann in Salzburg bei Klein und Gröger in Aiglhof. Zur Meisterprüfung<br />
in Salzburg hatte er ein Sakko nach Maßvorgabe<br />
anzufertigen.<br />
So, mit Meisterbrief versehen, kehrte er nach Abtenau zurück.<br />
Einer Betriebsstättengenehmigung durch die Marktgemeinde<br />
stand nichts im Wege und der frischgebackene<br />
Meister eröffnete seine Schneiderei im Markt Nr. 100 in<br />
Untermiete bei der Familie Almstein am 2. November 1957.<br />
Ein Monatslohn für einen Maßanzug<br />
Arbeitswelt und Arbeitsbedingungen der 1950er sind mit<br />
den heutigen Verhältnissen schwer vergleichbar. Gearbeitet<br />
wurde ab 7.00 Uhr früh bis 6.00 Uhr am Abend. Oft auch länger,<br />
nach Bedarf eben. Am Sonntag musste der Chef selbstverständlich<br />
da sein, da kamen Bauern und Bäuerinnen nach<br />
dem Hochamt zum Anmessen oder zur Anprobe. Die Auftragslage<br />
beim Sepp war gut und schon wenige Wochen nach<br />
Geschäftseröffnung stellte er seinen ersten Lehrling ein.<br />
Die jährlichen Zuwachsraten im Fremdenverkehr ließen<br />
20 <strong>gangart</strong>
Sepp, unermüdlich an<br />
seiner Nähmaschin'<br />
auch das Börsel bei den Einheimischen lockerer sitzen. Arbeit<br />
gab's für den Sepp mehr als genug und bald nähten in<br />
seiner Werkstatt fünf bis sechs Mitarbeiterinnen, meist an<br />
Kostümen und Anzügen. Ein Maßanzug kostete etwa 1100,–<br />
Schilling, das entsprach dem Monatslohn eines Arbeiters.<br />
Was nicht erzeugt wurde, das waren Hemden. Die gab es<br />
beim Krämer oder bei den Kirtagsstandln.<br />
Eigenartig mutet an, dass manches aus der „alten“ Arbeitswelt<br />
wie die flexiblen Öffnungszeiten oder „maßgeschneiderte<br />
Angebote“ durchaus wieder gefragt sind, natürlich in<br />
vielen Sparten unserer Wirtschaftswelt.<br />
Ein Glück, dass Almsteins in ihr neues Haus übersiedelten,<br />
denn die Schneiderei litt schon unter akutem Platzmangel,<br />
und da die Kundschaft die Stoffe gern direkt in die Hand<br />
nehmen wollte, war ein Stofflager vonnöten. Das alles<br />
brauchte Platz, aber vorläufig reichte das Raumangebot<br />
wieder aus.<br />
Zu zweit geht vieles leichter<br />
Die 1960er verlangten ein neues Geschäftsmodell in der<br />
Textilbranche. Die vorgefertigte Konfektionsware eroberte<br />
den Markt und auch bei Quehenbergers musste dem Rechnung<br />
getragen werden. Maßanfertigungen hörten deshalb<br />
aber nicht auf.<br />
1965 wurde Hochzeit gefeiert! Sepp und Kathi beschlossen,<br />
nicht nur gemeinsam durchs Leben zu gehen, sondern auch<br />
das Geschäft künftig gemeinsam zu führen, und bald ergab<br />
sich eine Arbeitsteilung wie von selbst. Sepp konnte sich der<br />
Maßschneiderei widmen und Kathi – als Quereinsteigerin<br />
aus dem Gastgewerbe – führte den Verkauf in der Konfektionsabteilung<br />
bald allein. Die Ware lieferten die renommierten<br />
Firmen Loden Frey und Steinbock.<br />
Ein besonderer Glücksfall<br />
– für ihn, so erzählt Sepp, mittlerweile schon lange Seniorchef<br />
des Hauses – war die Gelegenheit zum Ankauf des<br />
benachbarten Moisl-Hauses 1982. Ohne dieses Nachbargrundstück<br />
wäre die bauliche Erweiterung zum Modehaus,<br />
wie wir es heute kennen, nicht möglich gewesen.<br />
1986 trat der sonst so friedliche Fischbach nach einem<br />
Starkregen über die Ufer. Marktplatz und die Keller der<br />
Marktwirte standen unter Wasser und durch die Kirche<br />
floss ein Bach. Im Modehaus Quehenberger hielt sich der<br />
Schaden in Grenzen, nur im Keller schwamm manches in<br />
der trüben Brühe. Vergleichsweise gut davongekommen!<br />
Weichenstellung für die Zukunft<br />
Als 1992 seine Kathi nach schwerer Krankheit verstarb,<br />
brach für Sepp eine Welt zusammen. Große Stützen waren<br />
für ihn seine Töchter Sabine und Karin. Wie sollte es weitergehen?<br />
In dieser schweren Zeit entschied sich Sabine, die<br />
eben erst ihre Meisterprüfung abgelegt hatte, den Betrieb<br />
zu übernehmen.<br />
2001 wurde in gutem nachbarschaftlichen Einvernehmen<br />
mit Familie Höll eine gewichtige Entscheidung getroffen:<br />
Beide Häuser brauchten dringend eine Neugestaltung, aber<br />
da sie Mauer an Mauer standen, konnte eine sinnvolle bauliche<br />
Lösung nur durch Abriss und Neubau beider Objekte<br />
verwirklicht werden. So präsentiert sich „Quehenbergers<br />
Modevielfalt für Sie und Ihn“ nun seit dem Umbau mit neuer<br />
Fassade, neuer Beleuchtung und Schaufenstergestaltung<br />
sowie einem großzügig angelegten Verkaufsraum.<br />
Und Sepp? Hat er sich zur Ruhe gesetzt? Ja, er sitzt oft<br />
ruhig an seiner Nähmaschine im Modehaus und macht<br />
Änderungsarbeiten.<br />
1955 Kathi und Sepp<br />
1957<br />
<strong>gangart</strong> 21
Einmal im Jahr rund um die Sommersonnenwende<br />
wird die Neudegg Alm am Fuße des Tennengebirges<br />
für drei Tage zum Nabel der Black-<br />
Death-Metal-Welt. Oder war es die Black-Trash-,<br />
Speed-Death-, Metal-Shoegaze- oder doch die<br />
Funeral-Doom-Welt? Egal. Googeln Sie nicht! Was<br />
Sie im Wiki-Netz dazu finden, versucht sich in<br />
trüben Zuweisungen und wird dem nicht gerecht,<br />
was dort oben auf der Neudegg Alm an Heidnischem,<br />
Spirituellem und Sphärischem unter dem<br />
strengen und achtsamen Blick des Abtenauer Zeremonienmeisters<br />
Bartholomäus Resch eine ganz<br />
individuelle Prägung erfahren hat.<br />
LICHT UND<br />
SCHATTEN<br />
Und auch Barth, wie die Einheimischen ihn nennen,<br />
scheint sich herzlich wenig um die landläufigen<br />
Einordnungen zu kümmern: „Ich will Bands<br />
hierher holen, die eine epische Breite mitbringen<br />
und keinem monotonen Schema folgen. Stell dir vor,<br />
du sitzt allein in einer Almhütte und draußen greifen<br />
30.000 Bären an. Und jetzt stell dir eine Musik<br />
vor, die diese Bären aufhält. Dann weißt du, was<br />
hier im besten Fall über die Bühne geht. Ein Musiker<br />
ist ein Krieger im Dienste der Transformation.“<br />
Auf meinen Einwand, dass das für einen normal<br />
sterblichen Talbewohner wahrscheinlich nicht<br />
leicht zu verstehen ist, bringt Barth überraschender<br />
Weise ein Beispiel aus der russischen Programmmusik:<br />
„Nimm Mussorgski: Eine Nacht auf<br />
dem kahlen Berge – das ist Brutalität pur und mehr<br />
als hundert Jahre alt. Das hat schon auch was mit<br />
Ignoranz zu tun, dass die Leute glauben, sie können<br />
alles sofort verstehen, auch wenn sie sich 30 Jahre<br />
nicht mit Musik beschäftigt haben. Instant-Musik<br />
aus der Dose gibt es hier heroben nicht.“<br />
Die Hexen, die in der Musik Mussorgskis in der<br />
Johannisnacht tanzen, sind ihm wichtig, weil<br />
Eine Annäherung von Wolfgang Tonninger<br />
Die okkulten Welten des Bartholomäus Resch<br />
entziehen sich seit Jahren den vorschnellen Einordnungen<br />
der Talbewohner. Dass da oben am<br />
Berg nicht alles mit rechten Dingen zugeht, darüber<br />
sind sich auch die wohlwollendsten unter<br />
ihnen einig. Auch wenn sie es mit einem Augenzwinkern<br />
sagen und der Überzeugung, dass die<br />
herkömmlichen Kategorien von rechts und links<br />
im Augenschein dessen, was da passiert, ohnehin<br />
zerbröseln – wie das wehrlose Holzscheit im<br />
wilden Tanz des Feuers.<br />
22 <strong>gangart</strong>
sie Trägerinnen geheimen Wissens sind und als solche immer<br />
schon verfolgt wurden – von denen, die für sich das Licht<br />
pachten. Barth hat früh die Schatten gesehen, in das Dunkle<br />
geschaut. Schon als Ministrant wusste er, dass es da etwas<br />
anderes gibt. Und er hat die Angst der Menschen gesehen, die<br />
Dinge zu hinterfragen und sich auf das einzulassen, was unter<br />
der oft scheinheiligen Oberfläche brodelt: das Mystische, das<br />
Magische, das Heidnische, das Unverfälschte.<br />
Wenn Barth spricht, kommt es vor, dass er – sich selbst überholend<br />
oder in Frage stellend, so genau weiß man das nicht<br />
– immer wieder ganze Worte verschluckt. Ist es, weil eigentlich<br />
ohnehin zu viel geredet wird auf dieser Welt, wie er sagt? Oder<br />
ist es das Mikrofon auf dem Tisch, das dem Wort eine Bedeutung<br />
verleiht, die ihm nicht zukommt? Barth beschönigt und<br />
frisiert nichts. Er liebt das Ungeschliffene, wo die Materie zum<br />
Vorschein kommt. Den Augenblick. Heutzutage, wo jeder etwas<br />
gilt, der in einer ansprechenden Form Banalitäten von sich gibt,<br />
ist einer wie er – mit einer Kartoffel im Mund, der aber hinter<br />
der Kartoffel unendlich viel zu sagen hat – eine latente Provokation.<br />
Seit Jahren kocht er hier heroben auf der Neudegg Alm<br />
sein eigenes Süppchen und steckt die ganze Energie, die er in<br />
sich trägt, in die Entwicklung dieses Orts und seinem Festl, wie<br />
er es nennt, weil ihm der Langbegriff „Festival“ schon wieder<br />
affig und gekünstelt vorkommt.<br />
Blindness will transform into vision …<br />
Mit dem „House of the Holy“ hat „Funkenflug“ als Initiationsritus<br />
zur Sonnwende 2017 eine neue Stufe erreicht. Nicht, was<br />
die Besucherzahlen angeht, sondern in puncto Spiritualität. Mit<br />
den paar Hundert Leuten, die auch dieses Jahr aus allen Teilen<br />
Europas den Weg auf die Neudegg Alm gefunden haben, ist dieses<br />
alpine Metal-Open-Air am Zenit, was die Kapazität angeht:<br />
„Mehr geht nicht. Und mehr wollen wir auch nicht. Wir sind eine<br />
geschlossene Veranstaltung für offene Menschen.“ Dem Barth ist<br />
eine gute Nachbarschaft zum Winterer Bauern wichtig, der seine<br />
Wiesen für die Metal-Camper zu Verfügung stellt. „Und die<br />
Tiere rundherum? Haben die nicht ein ganzes Jahr daran zu knabbern,<br />
an dieser 3-tägigen Brutalbeschallung?“, frage ich ihn. Barth lacht und<br />
schüttelt energisch den Kopf: „Den Tieren taugt es, die Kühe kommen<br />
sogar näher zur Musik heran, wenn es beginnt. Und in der Nacht sehe<br />
ich die neugierigen Lichter des Wilds. Die Tiere, die kennen die Mächte<br />
der Dunkelheit. Die wissen, was da abgeht.“<br />
Wir sitzen vor seiner Hütte, die während des Festivals die Bühne ist,<br />
auf einer Bank im Zuschauerraum. Dahinter stellt der Hang sich auf<br />
und zieht nach oben in Richtung Wald, wo ein Feuerkreis das kontrapunktische<br />
Kraftzentrum zum Bühnentreiben markiert. Es ist ein<br />
besonderer Platz, uneinsichtig und gut versteckt hinter der Pailwand,<br />
mit dem Rücken zu Abtenau und offen in Richtung Bischofsmütze,<br />
diesem Mahnmal der Vergänglichkeit. „Jeder Platz ist besonders“,<br />
kontert er, „und jeder Platz kann so ein Zentrum sein. Es kommt darauf<br />
an, was du daraus machst. Wenn du Energie zuführst, dann passiert<br />
auch was.“ Und so hat er, der „Housemaster of the Holy“, zusammen<br />
mit seinen Mitstreitern, diese enormen Felsblöcke über die Jahre mit<br />
unheimlichem Kraftaufwand dem Wald entrissen und in Kreisform<br />
rund um das Feuer platziert, damit die Energie hier fließen kann.<br />
Nicht so wie unten im Markt, der sich freiwillig seiner Kraftquelle, des<br />
Fischbachs, entledigt hat – dort, wo sein Zentrum ist: Wie kann man<br />
nur auf die Idee kommen, eine Kraftader wie diese einfach zuzubetonieren?<br />
Für den Barth ist das ein Skandal, aber auch symptomatisch<br />
für die Verfasstheit vieler Menschen unten im Tal, die den Bezug zur<br />
Natur und zur Kraft verloren haben. „So geht man mit dem um, was<br />
einem mitgegeben wurde. Und dann wundert man sich, wenn das Feuer<br />
ausgeht. Dabei ist Abtenau ein gesegneter Boden. Was da möglich wäre,<br />
wenn die Leute wieder einen Zugang zu ihrem inneren Feuer hätten!<br />
Wenn die 8 Millionen Menschen, die in Österreich jeden Abend mindestens<br />
zwei Stunden in die Glotze starren, stattdessen täglich zwei Stunden<br />
in guten Gesprächen oder mit Nachdenken verbringen! Wir hätten 16<br />
Millionen bewusstseinserweiternde Stunden pro Tag.“<br />
Wir lassen den Blick schweifen, während die Dämmerung alles in ein<br />
bläuliches Licht taucht. Rüber zum Traunstein und zu den Schafzähnen<br />
zwischen Tagweide und Hochkarfelderkopf. Und rauf zum<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 23
Gehen. Sitzen. Liegen. Tragen. Schenken.<br />
GEA<br />
GEA_Album_84.qxp_Winteralbum_2008 11.09.17 05:53 Seite 7<br />
freizeit<br />
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Schober, dem Berg, der ihn am meisten inspiriert, weil er von hier<br />
herunten, wo wir sitzen, wie eine Pyramide aussieht. Da kann<br />
es schon mal vorkommen, dass über seine Spitze die grünlichen<br />
Nordlichter tanzen – wie heuer im Mai, als sie nach 14 Stunden Jam-<br />
Session in der Nacht aus der Remise traten und ungläubig in den<br />
Himmel schauten. Barths Augen leuchten. Die Remise, der etwas<br />
andere Werkzeugschuppen, ist ein dem Wikinger-Langhaus nachgebauter<br />
Blockbau, der als Probe-, Ausstellungs- und Zeremonienraum<br />
zum Tempel der Metal-Musik wurde. Auf die Idee kam er bei<br />
der Heimfahrt aus Norwegen, und wie es beim Barth so ist, war da<br />
nicht nur die Idee, sondern auch das Feuer, das aufloderte, um diese<br />
ohne Umweg umzusetzen. Zu Hause angekommen, trommelte er<br />
ein paar Komplizen im Geiste zusammen und dann wurde gebaut<br />
– zwei Monate lang, in minutiöser Handarbeit. Am Ende fehlen auf<br />
12 Metern Länge ganze zwei Zentimeter zur perfekten Kathedrale.<br />
„Das kann man durchgehen lassen“, meint er und hebt dabei stolz<br />
die Mundwinkel.<br />
Ich denke an den Ministranten von damals und frage Barth, wo die<br />
Reise begann, die ihn hierher geführt hat. Die begann früh. Als<br />
Kind. Der Sohn des Tholmai erzählt von seinem Kirchendienst und<br />
von Pater Raphael, seinem entkräfteten christlichen Mentor: „Er hat<br />
mir viel gezeigt, auch den Zugang zum okkulten Wissen. Er hat mein<br />
Fragen ermutigt und das Feuer in mir entfacht – egal, was die Leute<br />
über ihn heute denken.“ Und dann war da dieser Koffer voll mit<br />
verbotener Musik, der in der Eni-Tankstelle vergessen wurde. „Ich<br />
glaub, den hat mit der Teufel dort hinterlegt,“ meint Barth mit einem<br />
breiten Grinsen. Jedenfalls wusste er schon damals, er war gerade<br />
elf Jahre alt, dass dieser Koffer für ihn bestimmt war. Er nahm<br />
ihn mit, um dann mit ein paar ausgesuchten Freunden, an einem<br />
Platz, wo sie niemand stören konnte, sein eigenes Initiationsritual<br />
in Sachen Metal-Musik zu zelebrieren. Von da an war ihm nichts<br />
mehr heilig. Oder besser: Von da an war ihm vor allem alles Dunkle<br />
heilig, was für die Heilsverantwortlichen im Tal so ziemlich auf<br />
dasselbe hinauskam: „Weil sie nur am Wegwischen sind, am Putzen,<br />
am Zurechtbügeln, am Glätten und Verdrängen. Und so tun, als ob<br />
das Licht keinen Schatten werfe. Aber niemand sagt einem, dass<br />
man durch die Dunkelheit hindurch muss, wenn man das Licht sehen<br />
will. Je mehr Licht du reinlässt, umso heller bist du. Aber wenn du<br />
rausschaust in den ewigen Abgrund des Universums, dann schaut es<br />
zurück. Abgründig. Wie jedes Licht dem Schatten folgt.“<br />
All good things are wild and free …<br />
Und so hat sich Bartholomäus Resch auf den Weg gemacht und ist<br />
durch die Nacht gegangen. Wortwörtlich und bildlich zugleich, dem<br />
Feuer vertrauend, das in ihm lodert. Er war bereit, sich seiner Angst<br />
zu stellen, den wilden Kerlen solange in die Augen zu blicken, bis<br />
sie ihn zum König machten. Und so hat er sich schließlich auch mit<br />
den Toten verbündet und mit den Nächten, in denen sie tanzen.<br />
Dabei ging es ihm nie um das Dunkle allein, sondern um den Übergang.<br />
Die Transformation,<br />
die das<br />
Leben ausmacht.<br />
Wer wachsen will,<br />
braucht eben beides.<br />
Der Schatten<br />
nährt sich vom<br />
Licht. Beim Barth<br />
war es letztend-<br />
lich ein kleines Ritual, das ihm die Augen öffnete, „in der tiefsten<br />
Schwärze, die man sich vorstellen kann“, wie er sagt. „Ich war komplett<br />
leer und musste mich neu zusammenbauen. Stück für Stück.“<br />
Seitdem ist vieles anders. In der Zeitrechnung des Bartholomäus,<br />
den die Bibel den „Mann ohne Falschheit“ nennt, hat das Jahr 13<br />
Monate, nicht die bereinigten zwölf, an die wir uns klammern.<br />
„Wenn du die zwölf Mondmonate zusammenzählst, bleiben 12 Tage<br />
übrig. 12 Tage und 13 Nächte, die als die toten gelten, aber auch als<br />
die offenen, in denen das wilde Heer von Odin durch die Luft fährt<br />
und jeden mitreißt, der ihm begegnet.“ In diesen Raunächten zwischen<br />
21. Dezember und 6. Jänner, von denen Barth spricht, sind<br />
die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt und die Grenzen zu<br />
anderen Welten porös. Wer in diesen Nächten seine Wäsche aufhängt,<br />
läuft Gefahr, dass die Toten sich darin verfangen. „Warum<br />
ist 13 eine Unglückszahl?“, fragt er mich unvermittelt und gibt sich<br />
selbst die Antwort: „Um Angst zu schüren und alles, was anders ist,<br />
zu stigmatisieren. Was ankommt ist: Bleib daheim! Es ist gefährlich, in<br />
dieser Zeit draußen zu sein. Wer redet schon darüber, dass mancher<br />
um diese Zeit auch die Tiere verstehen und hellsehen kann?“ Wieder<br />
ist sie da, die Angst. Diesmal als Angstmache von denen, die alles<br />
unter Kontrolle haben wollen.<br />
Raunächte, germanische Mythen, Runenzeichen, Metal-Musik. „Wie<br />
ist das eigentlich mit dem rechten Gedankengut, das immer wieder in<br />
diesem Zusammenhang auftaucht?“, will ich von ihm wissen. „Das<br />
ist ja alles schon seit Jahrtausenden da. Und wurde dann von anderen<br />
benutzt – wie von den Nazis in einem System, das Tod und Vernichtung<br />
gebracht hat. Aber daran ist nicht dieses alte Wissen schuld. Man<br />
kann alles verbiegen, wenn man will.“ Es wundert nicht, dass für<br />
Barth politische Kategorien wie links und rechts nur Krücken sind:<br />
„Wenn du mit deinem Herzen hinschaust, siehst du sofort, was gut und<br />
schlecht ist. Ein gesunder Mensch steht ohnehin in der Mitte, mit beiden<br />
Beinen auf der Erde, spürt den Boden unter sich und den Himmel<br />
über ihm. Wir haben so viel Missgunst und Neid und Hass in uns, aber<br />
niemand ist bereit, auf den anderen zuzugehen und zuzuhören. Auch<br />
das hat mit Angst zu tun.“<br />
Wer auf der Neudegg Alm satanisches, rechtslastiges Gedankengut<br />
erwartet, wird enttäuscht sein. Zwar gibt es das düstere, auf<br />
den ersten Blick ein wenig abschreckende Erscheinungsbild der<br />
Menschen, die sich hier versammeln – schwarze Kleidung, Nietenschmuck,<br />
Gesichtsbemalung – aber unter der Oberfläche sind diese<br />
Menschen höflich und zuvorkommend. „Das ist der Spirit hier, das<br />
spürst du, wenn du hochfährst. Jeder ist willkommen. Wenn hier aber<br />
einer seine Ideologie verbreitet oder dieses Musik- und Feuerritual<br />
für seine Zwecke instrumentalisieren will, hat er hier heroben nichts<br />
verloren.“ House of the Holy. Was heißt das eigentlich? „Dass du dein<br />
eigener Tempel bist und nur dich selbst verändern kannst. Und wenn<br />
du das tust, wird der Funken überspringen. Deshalb ist das Feuer so<br />
wichtig und dass du es weitergibst.“<br />
Es gibt einen Film von Chris Marker, der hat den Titel „Sans Soleil“<br />
– ohne Sonne. Sein Motto entnimmt er der Erzählung über eine chinesische<br />
Prinzessin, die Listen liebte und irgendwann auf die Idee<br />
einer Liste von Dingen kam, die das Herz schneller schlagen lassen.<br />
Der Barth ist, wenn sie so wollen, die Negativform dieser Prinzessin.<br />
Ein erratischer Block von einem Menschen, uneben, roh und mit<br />
scharfen Kanten. Aber er hat dieselbe Liste im Kopf.<br />
Heidnisches Feuerritual<br />
auf der<br />
Neudegg Alm<br />
<strong>gangart</strong> 25
ALTES<br />
VOLKS-<br />
WISSEN<br />
DIE PERCHT<br />
Warum trägt sie Schere und Besen mit sich?<br />
Warum zeigt sie oft ein Doppelgesicht?<br />
Warum …? Warum …?<br />
Ein Beitrag von Hans Gfrerer<br />
In vorchristlicher Zeit verehrten die Menschen unserer Gegend<br />
die Kelten, die Erdmutter Gaia. Sie galt ihnen als die Schöpferin<br />
allen Lebens, sie war aber auch die, zu der letzten Endes alles<br />
zurückkehrte.<br />
Gaia, würden wir heute sagen, umfasst den Kreislauf allen Lebens<br />
von Tag und Nacht, hin über die Jahreszeiten bis zu Geburt und<br />
Tod. Die Jenseitsvorstellung der Kelten war von der des Christentums<br />
gänzlich verschieden: Das Jenseits stellten sie sich als „Anderswelt“<br />
vor, aus der eine Rückkehr zu gewissen Zeiten möglich<br />
war.<br />
Diese Tore zur Anderswelt konnten heilige Orte sein – wie dunkle<br />
Bergseen, Höhlenportale und heilige Quellen (man denke an die<br />
Untersbergsagen, in denen Zeit und Raum aufgehoben sind für<br />
diejenigen, die das Berginnere betreten), oder bestimmte Festzeiten.<br />
Jede Jahreszeit wurde mit einem Fest begonnen. Die zwei<br />
wichtigsten von ihnen waren Imbolc und Samhain. Besonders zu<br />
Samhain, Anfang November, schien das Tor der Anderswelt durchlässig,<br />
und in der wachsenden Dunkelheit dieser Tage schien es<br />
geraten, seltsame Gestalten durch süße Gaben milde zu stimmen<br />
und Wege durch die Dunkelheit besser zu meiden. Hier findet sich<br />
der kulturelle Hintergrund für Halloween.<br />
Im Verlauf von Jahrhunderten scheint das Bild der Erdmutter<br />
Gaia langsam verblasst und einem Dreigestirn von „Göttinnen“<br />
gewichen zu sein. Die „Saligen“ werden sie in den alpenländischen<br />
Sagen genannt, im deutsch-englischen Raum begegnen sie uns als<br />
„Bethen“, im hohen Norden als „Nornen“ und im Mittelmeerraum<br />
als „Parzen“. Bei all den verschiedenen Namen haben sie einen<br />
gemeinsamen Nenner: Sie sind drei und sie sind das Schicksal<br />
bestimmende Gestalten.<br />
Im Verlauf der Christianisierung zerbröckelte die alte Glaubenswelt<br />
der Kelten (und der Germanen), aber Reste davon hielten sich<br />
hartnäckig: Heilige Quellen und heilige Haine wurden weiterhin<br />
besucht (ein Opferstein beim Wilhelmskirchlein wurde gesprengt,<br />
da er als heidnisch galt), und uralte Feste überlebten Jahrhunderte,<br />
wie das „Sauhaxn-Opfer“ im Thomatal.<br />
Um die Reste des „Aberglaubens“ ohne Kulturkampf loszuwerden,<br />
ging die Kirche dazu über, altes heidnisches Glaubensgut zu<br />
integrieren: Über alte Opferstätten wurde eine Kirche gebaut, alte<br />
Festzeiten wurden in die Kirchenfeste übergeführt, aus einer heiligen<br />
Quelle wurde das Heiligenbründl, aus Samhain beispielsweise<br />
Allerheiligen.<br />
Und die letzten Reste heidnischer Denkweisen und Rituale? Die<br />
26 <strong>gangart</strong>
kommt ins Haus …<br />
finden wir bis heute in Sagen, Mythen, Märchen<br />
und Brauchtum (von dem wir oft nicht mehr genau<br />
Kenntnis haben, woher es kommt und wozu<br />
es diente).<br />
Auf Abtenau bezogen: Da kennen wir die Sage<br />
von den drei „Saligen“ oder Wildfrauen. Sie sollen<br />
im Frauenloch gehaust haben, aber fallweise ins<br />
Tal gekommen sein, zum Tricklbauern, um bei<br />
der Arbeit zu helfen. Niemand durfte sie bezahlen,<br />
denn gute Dienste sind in Geld nicht zu messen.<br />
Nur Gaben der Natur durften ihnen angeboten<br />
werden. Als schließlich die älteste von ihnen<br />
verstarb, die Gundi, verschwanden die Wildfrauen<br />
für immer. Das heißt wohl: Der alte Keltenglaube<br />
geriet in Vergessenheit.<br />
Und trotzdem sind die Wildfrauen da – sogar in<br />
der Kirche: Aus den „Saligen“ wurden „die drei<br />
heiligen Madln“. Aus Wilbeth, der jungen, die den<br />
Lebensfaden spinnen konnte, war die hl. Margaretha<br />
geworden. Ihre Farbe ist das unschuldige<br />
Weiß der Kindheit. Aus Ambeth, die den dreifarbigen<br />
Lebensfaden (aus Rot, Weiß und Schwarz)<br />
flechten konnte, war die hl. Katharina geworden,<br />
die der Legende nach auf dem Rad gefoltert und<br />
getötet wurde. Aus Worbeth, der Alten, die mit ihrer<br />
Schere den Lebensfaden durchtrennen konnte,<br />
war die hl. Barbara geworden, die Schutzpatronin<br />
für Bergleute und Sterbende. „Barbara mit dem<br />
Turm, Margaretha mit dem Wurm, Katharina mit<br />
dem Radl, dös sand die drei heiligen Madl“ die zusammen<br />
mit ihren 11 männlichen „Kollegen“ die<br />
Schar der 14 Nothelfer bilden.<br />
Bis 1968 gab es im Kalender sogar einen Bethentag,<br />
den 16. September. Aber was haben die drei<br />
mit der Percht zu tun? Nur Geduld!<br />
Von der edlen Frau Holle zur Fetzenpercht<br />
Wer aus Grimms Märchen „Frau Holle“ nicht<br />
kennt, ist selber schuld, kann aber die Kulturlücke<br />
schließen.<br />
Die edelmütige Frau Holle kann Schnee auf die<br />
Erde schicken, wenn sie ihr Bett ausschüttelt, und<br />
wenn sie ihr goldenes Haar kämmt, so scheint die<br />
Sonne auf die Welt.<br />
Unschwer zu erraten, dass hinter der wettermächtigen<br />
Frau die Erdmutter Gaia erkennbar wird.<br />
Die Goldmarie, die aus Angst wegen des Verlustes<br />
ihrer Spindel in den Brunnen springt, müsste<br />
eigentlich … ertrinken. Aber nein, sie erwacht in<br />
der Anderswelt und beweist dort ihre persönliche<br />
Reife in Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit. Ihre<br />
verzogene Schwester hingegen, die Pechmarie,<br />
scheitert an denselben Prüfungen kläglich. Da<br />
zeigt nun Frau Holle ihre zwei Gesichter, sie kann<br />
belohnen, notfalls aber unerbittlich strafen. Das<br />
pechgetränkte Haar der Pechmarie muss abgeschnitten<br />
werden – in früherer Zeit die Strafe für<br />
ehrloses Verhalten.<br />
In der christlichen Glaubenswelt war für Frau<br />
Holle kein Platz, weder als Wettermacherin noch<br />
als belohnende oder bestrafende Macht. Am<br />
besten, sie würde vergessen – und so geistert<br />
sie, heimatlos geworden, als Frau Percht<br />
durchs Land. Von Frau Holle hat sie ihr<br />
meist freundliches Wesen behalten, das<br />
aber bei Missachtung in Groll umschlagen<br />
kann und von den „Saligen“ hat sie ihre<br />
„Ausrüstung“: Umgürtet ist sie mit dem<br />
dreifarbigen Lebensseil und ihre Schere<br />
hat sie von der alten Worbeth, aber<br />
nicht, um schlampigen Kindern den<br />
Bauch aufzuschneiden und den Mist<br />
einfüllen zu können. Den Kehrbesen<br />
führt sie mit, um Ungeister zu verscheuchen.<br />
Neue Impulse im Perchtenbrauchtum<br />
In vielen Gemeinden waren es die Tourismusvereine,<br />
die auf der Suche nach lokalen Events<br />
auch das Brauchtum entdeckten. Zahllose<br />
Krampuspassen entstanden und um sie herum<br />
ein „Brauchtumstourismus“. Ein Auftritt pro Jahr,<br />
das war vielen zu wenig.<br />
Als nun Vorschläge kamen, den Perchtenbrauch<br />
wieder zu beleben, setzten manche begeistert<br />
ihre Krampusmasken nochmals auf, hüpften<br />
um Stroh- oder bengalische Feuer und „spielten<br />
Percht“.<br />
Es mehren sich aber die Gruppen, die dem echten<br />
Brauchtum wieder zur Geltung verhelfen<br />
wollen, sei es durch die Frau Percht, die allein<br />
zu Hausbesuchen kommt, oder durch „die<br />
Perchten“, die als Gruppe die mythischen<br />
Gestalten aus der Vergessenheit holen.<br />
Die „Abtenauer Perchten“ laden alle<br />
Brauchtumsfreunde zum Perchtenlauf<br />
am 5. Jänner 2018 auf dem<br />
Marktplatz ein mit ihrem Segensspruch:<br />
„Glück hinein, Unglück hinaus,<br />
die Percht kommt ins Haus!“<br />
Um das echte Brauchtum wieder<br />
zur Geltung zu bringen, schlossen<br />
sich 2017 die Abtenauer Perchten<br />
zusammen. Die aktuell 25 Mitglieder<br />
verfolgen das Ziel die „Perchten“<br />
und die mystischen Gestalten wieder<br />
aus der Vergessenheit zu holen.<br />
Alle interessierten Lammertaler sind<br />
herzlich eingeladen dabei im Verein<br />
mitzuwirken.<br />
Pölzleitner Andreas<br />
0660/5533297 oder<br />
apoelzleitner@gmx.net<br />
<strong>gangart</strong> 27
DER MENSCH<br />
AM WEG<br />
zur Selbsterkenntnis<br />
Ein Beitrag von Manfred Eder<br />
Im Juli 2017 erfüllte ich mir mit dem „Ironman“ in Klagenfurt<br />
meinen großen Traum: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren,<br />
42,2 km Laufen. Mein Motto: Eigenverantwortung statt<br />
Diagnosen, Laufschuhe statt Asthmaspray.<br />
Die Grundlegung eines Menschenlebens passiert im Mutterleib. Mit der<br />
Inkarnation (Menschwerdung) tragen wir Erbinformationen (DNA) über Generationen<br />
unserer Ahnen in uns. Die uns umgebenden Ereignisse, Gefühle<br />
und Gedanken während der Schwangerschaft, vor allem die der Mutter,<br />
hinterlassen ihre Spuren in Leib und Seele des Kindes. Dann erblicken wir<br />
das Licht der Welt und mit ihr ein „System“ aus Regelwerken, gesellschaftlichen<br />
Idealen, religiösen Vorgaben, Verpflichtungen und Unterscheidungen.<br />
Im Namen der Bildung werden die Guten von den Schlechten, die<br />
Langsamen von den Schnellen und die Talentierten von den vermeintlich<br />
Talentlosen getrennt und abgestempelt. Parallel dazu werden die Überzeugungen<br />
und Erfahrungen der Eltern oft unbemerkt über uns gestülpt. So<br />
bilden sich von außen dominierte Gefühlswelten und die Verbindung zur<br />
inneren Natur geht verloren.<br />
Wir speichern prägende Einflüsse in unserem Zellkern als „Gefühl“ und<br />
„Erfahrung“. Wir erschaffen sozusagen unsere eigenen Lebensumstände<br />
und entwickeln daraus unsere individuellen Gedanken- und Gefühlswelten,<br />
Charakterzüge und Handlungsweisen. Gleichzeitig rufen diese<br />
gespeicherten Informationen im Zellkern Emotionen im Körper hervor,<br />
die zu Spannungen führen. Verinnerlichte Gefühle stehen also im Zusammenhang<br />
mit bereits Erlebtem und sind Ursache von Konflikten z.B. mit<br />
Partnern, Eltern und Kindern. Auch wiederkehrende, belastende Gedanken<br />
und Gefühle durch soziale, politische und wirtschaftliche Umstände lösen<br />
Emotionen in uns aus. Profit- und machtgierige Angstmacher aus Politik,<br />
Industrie, Wirtschaft und Medizin, die uns manipulieren und Unsicherheit<br />
erzeugen, leben davon.<br />
Mit der Entstehung von Emotionen muss sich der Körper mit der entsprechenden<br />
Energie auseinandersetzen, die wir meist in Form von Muskelverspannungen<br />
zurückhalten bzw. in bestimmten Teilen des Körpers<br />
deponieren – wie Nacken, Rücken, Magen, Darm usw. Diese aufgestauten<br />
Spannungen führen zu einer Veränderung der Körperstatik und ziehen<br />
eine Einschränkung des Bewegungsapparates und der Organfunktion mit<br />
sich. Unsere Organe stehen wiederum in enger Beziehung zum übrigen<br />
Organismus. Ist dieser Kreislauf gestört, kommt es zu körperlichen Beschwerden,<br />
die genauso wie Krankheiten ein Signal sind für ein Ungleichgewicht<br />
im geistig-emotionalen Bereich. Um diese Beschwerden loszuwerden,<br />
gibt es den Weg der Schulmedizin oder einen ganzheitlichen Weg, der<br />
neue Sichtweisen ermöglicht.<br />
Mein eigener Weg<br />
Seit dem Kindesalter begleiteten<br />
mich Allergien, starkes Asthma<br />
und immer wieder Lungenentzündungen<br />
mit sehr hohem Fieber.<br />
Ich wurde von verschiedenen Ärz-<br />
ten mit schulmedizinischen Therapien und Dauermedikationen<br />
wie Antibiotika, Cortison und Asthmasprays<br />
behandelt. Laut Diagnosen und Aussagen<br />
dieser Ärzte sei für mich ein Leben ohne Medikamente<br />
nicht möglich. Es wurde auf meine Lungenfunktion<br />
von 62% hingewiesen und mir erklärt, dass ich mit Einschränkungen<br />
zu leben habe – vor allem mit zunehmendem<br />
Alter.<br />
Bis zu meinem 30. Lebensjahr glaubte ich diesen<br />
Aussagen, und Medikamente waren meine täglichen<br />
Begleiter. Und dann kam mein letzter Arztbesuch,<br />
der mir die Augen öffnete. Nachdem die Medikamentendosis<br />
abermals erhöht und die Nebenwirkungen<br />
unerträglich wurden, entschloss ich mich, aus dieser<br />
Spirale auszusteigen. Ich hinterfragte die Sichtweisen<br />
meines Arztes und wir diskutierten über meine weitere<br />
Therapie. Doch es kamen nur Vorwürfe, Angstmache<br />
und schlimme Zukunftsszenarien. Nach diesem<br />
Gespräch der vielen Widersprüche in mir dankte ich<br />
dem Arzt für seine bisherige Betreuung und verließ<br />
die Ordination – mit einem großen Vertrauen zu mir<br />
selbst und dem intensiven Gefühl, dass für mich ein<br />
Leben ohne Medikamente möglich ist, auch aufgrund<br />
der positiven Erfahrungen, die ich damals schon mit<br />
alternativen Heilmethoden gemacht hatte.<br />
Mit dem Absetzen der Medikamente begann in mir<br />
ein völlig neues Denken. Ich entwickelte einen ganzheitlichen<br />
Blick auf meinen Organismus und begann<br />
Körper, Geist und Seele als Einheit wahrzunehmen.<br />
Die Beschäftigung mit meiner eigenen Gedanken- und<br />
Gefühlswelt öffnete mir den Einblick in mein Unterbewusstsein<br />
und den darin abgespeicherten Informationen,<br />
die ausschlaggebend für meine Beschwerden<br />
waren. Indem ich die körperlichen Auswirkungen<br />
meiner Gedanken, Gefühle und Handlungen sehen<br />
und verstehen lernte, entstand ein Zugang zu mir<br />
selbst und meinen eigenen Heilungskräften.<br />
Als ganzheitlicher Therapeut unterstütze ich Menschen,<br />
ihre Lebensenergie wieder ins Fließen zu<br />
bringen. Durch mehr Achtsamkeit und Verständnis<br />
für die Signale unseres Körpers möchte ich ein neues<br />
Bewusstsein schaffen um mehr nach innen zu schauen<br />
und dadurch die Gesundheit selbst zu erhalten<br />
oder wiederherzustellen.<br />
www.manfrededer.com<br />
28 <strong>gangart</strong>
Orte der Kraft<br />
MEIN KRAFT-<br />
PLATZ IN MIR<br />
Name Helga Aichinger<br />
betrachtet die Erde als<br />
Lebewesen und den Menschen<br />
als Mikrokosmos<br />
dankt für alle Begegnungen<br />
E-Mail h.aichinger@rts-salzburg.at<br />
Ein Beitrag von Helga Aichinger<br />
1 Den Weg finden<br />
Mit großer Dankbarkeit erinnere ich<br />
mich an Willigis Jäger, der während<br />
eines Vortrags diese Übung mit 400<br />
Zuhörenden machte: Stelle dir vor, du<br />
liegst auf der Oberfläche eines stürmischen<br />
Sees, du wirst kräftig hin- und<br />
hergeschaukelt und langsam sinkst du<br />
tiefer unter die Oberfläche. Du spürst<br />
die angenehme Wärme des Wassers,<br />
du kannst ruhig atmen, du fühlst dich<br />
ganz wohl. Je tiefer du einsinkst, umso<br />
ruhiger wird alles um dich herum.<br />
Am Grunde des Sees herrscht vollkommene<br />
Ruhe. Genieße einfach diese<br />
Ruhe – die Stille in dir – hier bist du an<br />
deinem Kraftplatz angekommen.<br />
Für manche mag es aufgrund negativer<br />
Erlebnisse schwierig sein, sich dieses<br />
Sinnbild vorzustellen. Probiere es einfach<br />
aus und gib dem Verstand („unter<br />
Wasser kann man nicht atmen“) eine<br />
Pause.<br />
2 Qualität erkennen<br />
Immer wieder muss ich mir selbst Mut<br />
machen, meinen Weg nach innen zu gehen.<br />
Viele Ablenkungen kommen mir<br />
in die Quere, doch dann taucht wieder<br />
ein Impuls auf, der mich leitet und mir<br />
ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.<br />
Sicherheit, dass ich das Leben genießen<br />
darf, dass ich ganz intensiv Freude<br />
empfinde und dadurch wieder Kraft<br />
tanke. Die Besinnung auf den Kraftplatz<br />
in mir gibt mir das befreiende<br />
Gefühl, dass ich mein Leben schöpferisch<br />
gestalten kann.<br />
Schon bei den Mayas gab es das Denkmodell,<br />
dass das Leben in Wellen oder<br />
Zyklen abläuft. Diese Vorstellung hat<br />
auch für mich etwas Tröstliches: Es<br />
gibt also kein Ende, es gibt nur Ver-<br />
Wandlung.<br />
Sobald ein Prozess erfüllt ist, der Kreis<br />
fast geschlossen ist, beginnt eine neue<br />
Phase auf einer höheren Ebene. Das<br />
Erkennen der Schwingung erleichtert<br />
mir das Loslassen, damit etwas Neues<br />
heranwachsen kann. Eigentlich ist es<br />
ganz einfach: Schon von unserem ersten<br />
Atemzug an üben wir das Ein-Aus<br />
in unserem ganz persönlichen Rhythmus,<br />
in unserer eigenen Schwingung.<br />
Wenn wir hin und wieder innehalten,<br />
um uns auf den Atem zu konzentrieren,<br />
dann kann unser Körper auch<br />
mit den plötzlichen Veränderungen<br />
Schritt halten.<br />
3 Abschied nehmen<br />
Es ist dies mein letzter Artikel,<br />
den ich für die <strong>gangart</strong><br />
schreibe. Die Begegnung<br />
mit den Kraftplätzen,<br />
die damit verbundenen<br />
Gedanken und<br />
das Schreiben<br />
haben mein Leben<br />
freudvoll erweitert. Und<br />
doch sage ich: „Jetzt ist es<br />
genug.“ Ich schließe diese<br />
Erfahrung ab und nehme<br />
ganz bewusst Abschied. Es<br />
kann etwas Neues entstehen!<br />
4 Dankbarkeit üben<br />
Hier möchte ich euch allen danken,<br />
dass ich meine Gedanken mit euch<br />
teilen durfte. Eure Rückmeldungen<br />
gaben mir die Gewissheit, dass meine<br />
Texte so manche Tür geöffnet und<br />
neue Blickwinkel ermöglicht haben.<br />
Dankbarkeit ist für mich ein wichtiger<br />
Schritt zur Zufriedenheit. Ich verabschiede<br />
mich mit dieser Zufriedenheit<br />
und einem Zitat von Hermann Hesse:<br />
„… wohlan denn, Herz, nimm Abschied<br />
und gesunde!“<br />
<strong>gangart</strong> 29
TIPP: Der Bio-Bauer kommt<br />
ganzjährig, Monat für Monat,<br />
nach Abtenau<br />
Wohin? Zickhof/Fischbach<br />
Wann? Montag, 19 30 – 20 30 Uhr<br />
Wohin? Parkplatz Ost, Abtenau<br />
Wann? Dienstag, 7 15 – 9 00 Uhr, 28.11.2017,<br />
16.01., 20.02., 20.03.2018<br />
Bestellungen: Tel.: 03115 2789 oder bio.schreiber@aon.at<br />
BIOBAUER AUS LEIDENSCHAFT.<br />
Was gibt es?<br />
Äpfel, Birnen, Zwetschken, Frühäpfel und Pfirsiche.<br />
Dörrzwetschken, Walnüsse, Apfelsaft, Birnensaft, Birnen-Apfelsaft,<br />
Apfel-Karottensaft, Energiebündel (Apfel-Karotten-<br />
Rote Rüben), Apfelmost, Apfelessig, verschiedene Kräuteressige,<br />
Sonnenblumenöl, steir. Kürbiskernöl, Kürbiskerne,<br />
Kartoffel, Zwiebel, Karotten, steir. Bio-Honig, Apfel-Basismüsli,<br />
Weizen und Weizenmehl, Roggen und Roggenmehl,<br />
Dinkel und Dinkelmehl, Dinkelreis und Dinkelflocken,<br />
Hafer (geschält), Haferflocken, Buchweizen, Polenta.<br />
Mehr Infos zu den Produkten: www.biohof-schreiber.at<br />
TIPP: Das Salzburger Vitalkisterl<br />
Weil uns die Herkunft wichtig ist,<br />
kaufen wir unser Gemüse zu 100% von<br />
Salzburger Bauern. Frische Ernte direkt<br />
von Salzburger Familienbetrieben.<br />
Es gibt 3 verschiedene Varianten zur Auswahl:<br />
Variante I<br />
die Beliebteste (8–10 verschiedene Gemüsesorten)<br />
Variante II<br />
die Große (12–14 verschiedene Gemüse)<br />
Gemüsefrüchtchen – (5 Gemüse + 2 verschiedene<br />
Obstsorten der Saison)<br />
14-tägige Lieferung zu den Depotstellen:<br />
Kuchl bei Fam. Ramsauer, Unterhofbauer<br />
Scheffau bei Fam. Geiersberger, Etzengut<br />
Weitere Infos unter www.vitalkisterl.at<br />
oder 0664 88 43 11 20<br />
TIPP: Jeden Freitag Bauernmarkt in Abtenau<br />
13 00 – 16 00 Uhr am Parkplatz Ost in Abtenau, Tel. 06243-2208<br />
Angebot: Käse, Speck, Würste, Rindfleisch, Krapfen, Brot,<br />
Eier, Honig, Marmeladen, Schnäpse, Liköre, Gemüse, „Haubeikrapfen“<br />
uvm.<br />
NaturLaden Bhanu<br />
Natur (ER)leben mit allen Sinnen<br />
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– naturbelassene Lebensmittel<br />
– ökologische Reinigungsmittel<br />
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30<br />
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<strong>gangart</strong><br />
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Nähe finden Sie auf unserer Homepage:<br />
www.wmsport2000.at.<br />
Etzengut – Geiersberger Michael u.<br />
Elisabeth<br />
06244 20931, 0676 842214520,<br />
Wallingwinkl 6a, 5441 Abtenau,<br />
mg@sbg.at<br />
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Fürstenhof – Rettenbacher<br />
Nikolaus<br />
Fürstenweg 15, 5431 Kuchl,<br />
info@fuerstenhof.co.at,<br />
www.fuerstenhof.co.at,<br />
Produkte: Käse, Chutney, Marmelade,<br />
Essig, Öle, Bio-Kosmetik, Molke<br />
Hutzelhof – Auer Waltraud<br />
0664/5867744, Kehlhof 7, 5441<br />
Abtenau, meza@gmx.at,<br />
Produkte: Wildkräutersalz, Bio-<br />
Obst und Marmeladen (saisonal)<br />
GESCHENKSTIPP:<br />
Grill-Gewürzsalz von<br />
Waltraud Auer<br />
Ab sofort bei GEA-Abtenau<br />
in der Geschenksecke.<br />
BIENENTIPP: Seminar<br />
Bienenschutzgarten<br />
siehe Seite 16<br />
Matthias & Brigitte Buchegger<br />
Hallseiten 9, 5441 Abtenau<br />
Tel.: 0664-4017175<br />
E-Mail: buchegger.obst@aon.at<br />
www.buchegger-schnaps.at<br />
TIERGEFLÜSTER<br />
Hallo ihr Lieben!<br />
Darf ich mich vorstellen, ich bin<br />
„Mori“ und wohne auf einem<br />
gemütlichen Bauernhof. Ich bin<br />
nicht nur zum Streicheln und<br />
Mäusefangen hier, nein, bei uns<br />
daheim bin ich sowas wie ein<br />
Aufpasser, der immer nach dem<br />
„Rechten“ schaut. Und da habe<br />
ich auf meinem Bauernhof genug<br />
zu tun. Dabei kümmere ich mich<br />
vor allem um die, denen es momentan<br />
nicht so gut geht. Ich leg<br />
mich dann zu ihnen und versuche<br />
sie mit meiner „guten Energie“<br />
aufzupäppeln. Da kann es schon<br />
mal passieren, dass ich auf dem<br />
Rücken einer kranken Kuh liege,<br />
mich zu den Hühnern ins Nest<br />
setze oder meinem gestressten<br />
Bauern auf den Schoß hüpfe!<br />
Doch nun zu dem, was ich euch<br />
eigentlich mitteilen will! Ich<br />
möchte euch über den Sterbeprozess<br />
von uns Tieren erzählen.<br />
Es geht um das Natürlichste auf<br />
der Welt und doch ist es für euch<br />
Menschen oft nicht einfach, damit<br />
umzugehen.<br />
Genau wie ihr, haben auch wir<br />
Tiere einen Lebensplan, der<br />
irgendwann zu Ende ist. Und<br />
wenn wir z.B. verletzt oder krank<br />
sind, können wir uns sehr schnell<br />
entscheiden, von dieser Welt zu<br />
gehen. Dabei verlässt vorerst nur<br />
unsere Seele den Körper, damit<br />
wir keinen Schmerz mehr spüren.<br />
Auch wenn der Körper oft noch<br />
heftige Reaktionen zeigt, wir<br />
selbst leiden dabei nicht. Das hört<br />
sich für euch jetzt wahrscheinlich<br />
etwas unglaublich an. Doch<br />
wenn ihr in so einem Moment<br />
versucht, euch in euer Tier<br />
hineinzuspüren, könnt ihr eine<br />
„innerliche Ruhe und Zufriedenheit“<br />
erkennen.<br />
Darum ist es eigentlich auch<br />
nicht notwendig, unser Leben<br />
frühzeitig z. B. durch Einschläfern<br />
zu beenden. Viel schöner ist<br />
es für alle Beteiligten, wenn ihr<br />
euch in aller Ruhe von eurem Tier<br />
verabschiedet. Nehmt euch die<br />
Zeit, die ihr braucht, um euren<br />
tierischen Freund in Liebe und<br />
Dankbarkeit loszulassen.<br />
So, wenn manch einer von euch<br />
nun eine andere Sichtweise zu<br />
diesem Thema bekommen hat,<br />
freut es mich sehr!<br />
Danke für eure Zeit. Das sagt im<br />
Ernst euer Mori!
Name Mag. Karin Planitzer<br />
Beruf Apothekerin, Studium Pharmazie<br />
gelernt so vieles, was mich interessierte<br />
… aber meistens mit dem Herzen!<br />
Die Kaiserin der Berge als<br />
Meisterin aller Heilwurzen<br />
„Gegen Tod und Teifl und für alles Gute“<br />
„Koa Gripp', koa Bauchweh, koane Wind, koa nix bei Mensch und Viech. Hüft a<br />
bei Gicht, und wonn i mia weh tua kimmt´s drauf!“, so beschreibt ein Senner in<br />
unserem Almgebiet die Anwendung der Meisterwurz.<br />
Zu finden ist die Meisterwurz vorwiegend in den Hochstaudenfluren unseres Alpenraums<br />
und daher eine der bedeutendsten Pflanzen der Volksmedizin. In den Kräuterbüchern<br />
der Gegenwart ist die Meisterwurz leider kaum noch zu finden, doch in alten<br />
Schriften findet man die wahren Schätzen der volksmedizinischen Anwendung.<br />
Meisterwurzblätter legte man auf schwer heilende, eiternde Wunden. Die Wurzel<br />
dagegen verwendete man, vor allem in Wein gekocht, als Gegenmittel gegen Gift<br />
und ansteckende Krankheiten. Sicherlich müssen viele Wirkungen der Meisterwurz,<br />
die in der traditionellen Heilkunde überliefert sind, hinterfragt werden. Tatsache ist<br />
aber, dass diese Heilpflanze über Jahrhunderte hinweg von Menschen sehr hoch<br />
geschätzt wurde. Man sagt ihr nach, sie wirke appetitanregend, beruhigend, entgiftend,<br />
krampf- und schleimlösend, harntreibend sowie verdauungsfördernd.<br />
liebe die Menschen, die Natur, Musik und Reisen<br />
Neue Eindrücke und der Kontakt mit Menschen<br />
bereichern mich täglich und zeigen mir neue Wege<br />
TIPP: Hildegard empfiehlt den<br />
Meisterwurzwein bei Fieber und Erkältungen:<br />
2 Teelöffel Meisterwurz-Stücke reinigen, klein hacken, in ein Glas<br />
geben und mit 1/8l Wein übergießen bis alle Wurzelstücke gut<br />
bedeckt sind; über Nacht stehen lassen und am Morgen mit derselben<br />
Menge Wein aufgießen. Fertig! Hildegard v.B. empfiehlt<br />
davon vor jeder Mahlzeit einen Schluck 3–5 Tage lang zu trinken;<br />
am Abend immer wieder frisch ansetzen.<br />
All diese Wirkungen lassen sich aus heutiger Sicht auf die in der Meisterwurz<br />
nachweislich enthaltenen Inhaltsstoffe zurückführen. Sie ist eine aromatische Bitterstoffdroge.<br />
Der scharfe Geschmack ist auf die ätherischen Öle zurückzuführen,<br />
diese sind stark antibakteriell, immunmodulierend, entzündungshemmend<br />
und entfalten ihre Wohltat in den Atemwegen. Bitterstoffe<br />
sind bekannt für ihre anregenden Eigenschaften auf den Stoffwechsel,<br />
TIPP: Dampfbad zur Inhalation bei<br />
Husten und Bronchitis:<br />
Dazu gibt man 1–2 Esslöffel fein geschnittene<br />
Wurzelstücke Meisterwurz<br />
in eine hitzefeste Schüssel. Mit 1 Liter<br />
kochendem Wasser übergießen und<br />
wie gewohnt 10–15 Minuten inhalieren.<br />
Gerbstoffe unterstützen die Verdauung.<br />
Untersuchungen der Universität Graz<br />
zeigten, dass Extrakte aus der Meisterwurz<br />
sehr antioxidativ und als Radikalfänger<br />
wirken, was die bewährte Wirkung<br />
als entgiftendes Heilmittel erklärt.<br />
Als wahre Meisterin der klösterlichen Heilkunst sah Hildegard von Bingen in der<br />
Meisterwurz etwas ganz Besonderes. „Meisterwurz ist warm und taugt gegen<br />
Fieber. Wer Fieber, welcher Art es auch sei, hat, der nehme Meisterwurz“, so<br />
beschreibt Hildegard deren Qualität. Anhänger der Hildegardmedizin empfehlen<br />
ihren Meisterwurzwein als Hilfe bei Infektionskrankheiten.<br />
Aber auch Paracelsus, der große Arzt und Universalphilosoph des 16. Jahrhunderts,<br />
schätzte die Meisterwurz sehr, soll immer ein Wurzelstück bei sich getragen<br />
haben und ist meist auf Darstellungen mit dieser Wurzel in der Hand zu sehen.<br />
„Meisterwurz ist auch der fürnehmsten Kräuter eins so zu vielen Gebrechen<br />
dienlich“. Er kannte bereits die vor Ansteckung schützende Wirkung, empfahl sie<br />
zum Schutz vor der Pest und verwendete sie in seinen Leber-Rezepturen zur<br />
Stoffwechselanregung und Entgiftung. Doch nicht nur zur Stoffwechselanregung<br />
nutzte Paracelsus die Meisterwurz, er meinte, dass sie vor allem bei Männern die<br />
Lebensgeister stärken kann. Ein volkstümlicher Spruch drückt dies recht deutlich<br />
aus: „Der Meisterwurz hilft dem Meister auf die Meisterin“ und im Alpenraum wird<br />
sie noch immer als „Ginseng des Westens“ bezeichnet.<br />
TIPP: Winterzeit ist auch Räucherzeit:<br />
Die getrocknete Meisterwurz wird auch zum<br />
Räuchern verwendet. Sie stärkt die Sensibilität<br />
für den „inneren Meister“ und gibt die<br />
Kraft, dem eigenen Lebensweg zu folgen.<br />
Die Meisterwurz hat ein wahrhaft königliches Wesen, daher<br />
trägt sie auch den Namen „Imperatoria“. Sie symbolisiert<br />
Selbstbewusstsein und die innere Gewissheit ihrer Existenzberechtigung.<br />
Dadurch umgibt sie eine Aura von Glanz<br />
und Selbstverständlichkeit, die sie bedrohliche Einflüsse<br />
mit Überlegenheit abwehren lässt.<br />
„Und koane bösn Geister weder im Hirn no in da Hüttn,<br />
brauchst Di nit fiachtn! De hoitn's bei mia mit da Moastawurzn<br />
nit aus. Und schlofn wiast a wia a Engl!“<br />
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<strong>gangart</strong> 31
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32 <strong>gangart</strong>
Ausgabe 3 / 2016 · April bis Juni<br />
Österreichische Post AG / Postentgelt bar bezahlt · BPA 5431 Kuchl RM03A035421<br />
Abtenau · Annaberg · Golling · Gosau · Kuchl · Lungötz · Rußbach · Scheffau · St. Koloman · St. Martin<br />
6<br />
www.wirabtenauer.at<br />
Das Journal für Freunde des Lammertales<br />
12<br />
20<br />
DANKE! Insgesamt werden pro Jahr<br />
an die 5 Millionen Euro Kaufkraft in<br />
der Region gebunden.<br />
TORGELEN<br />
… Streiflichter von der Insel<br />
HERBST<br />
Als Engländer fühle ich mich hier auf dem<br />
Land pudelwohl. Mein englischer Hang zur<br />
Bescheidenheit und meine zurückhaltende<br />
Art kommen in Abtenau, meinem Zuhause,<br />
besonders gut an. Denn auf dem Land versteht<br />
man allzu gut: Die ewige Suche nach<br />
Spaß und Vergnügen lenkt von sich selbst<br />
ab, die Freude aber, der langsame, gemeinsam<br />
erlebte und gelebte Augenblick bringt<br />
mich mit mir in Kontakt.<br />
gutschein<br />
E10 euro<br />
Dieser Warengutschein bi te bis 31.12.2017 einlösen.<br />
Gültig in allen Mitgliedsbetrieben des Vereins „Wir Abtenauer“.<br />
Barablöse nicht möglich.<br />
gutschein<br />
E10 euro<br />
Dieser Warengutschein bi te bis 31.12.2017 einlösen.<br />
Gültig in allen Mitgliedsbetrieben des Vereins „Wir Abtenauer“.<br />
Barablöse nicht möglich.<br />
12391 www.wirabtenauer.at<br />
12391 www.wirabtenauer.at<br />
Die weihnachtliche<br />
Geschenkidee.<br />
Wie wäre es mit Abtenauer<br />
Warengutscheinen?<br />
Sie machen individuell<br />
Freude und sind für jede<br />
Geldbörse bei der Raika<br />
Abtenau zu erwerben.<br />
Skonto-Bonus macht Sinn. Kunden erhalten in 24 Mitgliedsbetrieben<br />
Skonto- Bonus-Marken zum Einkleben. Die vollgeklebten Karten<br />
im Wert von € 5,– können in allen beteiligten Geschäften beim<br />
nächsten Einkauf als Bargeld abgezogen werden und nehmen automatisch<br />
an den jeweiligen Quartalsziehungen des damit verbundenen<br />
Gewinnspiels teil. Kein Wunder, dass pro Jahr an die 17.000<br />
vollgeklebte Karten im Wert von insgesamt 4.7 Millionen EURO abgegeben<br />
werden. Mit den zusätzlich verkauften Geschenksgutscheinen<br />
werden heute pro Jahr an die 5 Millionen EURO Kaufkraft<br />
in der Region gebunden.<br />
Gehen wir es in Zukunft noch mehr gemeinsam an, dass unser Ort<br />
lebenswert bleibt und wir nicht zum Einkaufen fortfahren müssen.<br />
Reden wir darüber!<br />
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Ob das in den Großstädten Österreichs<br />
auch so ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.<br />
Dort herrscht schon lange die protestantische<br />
Arbeitsethik (Luther, Calvin &<br />
Co.), gekennzeichnet durch die Vorstellung,<br />
dass die Arbeit als Pflicht im Mittelpunkt<br />
des Lebens steht, um den herum wir unsere<br />
Freizeit gestalten. Heute wird uns das als<br />
Neoliberalismus verkauft. Alles wird zu<br />
kurzlebigem Konsum, morgen schon obsolet,<br />
interessant wie die Semmel von gestern.<br />
Darüber hinaus sind wir mit den negativen<br />
Effekten der Globalisierung konfrontiert,<br />
in der Nationalstaaten (und damit sind wir<br />
gemeint) massiv an Bedeutung verlieren<br />
und neue transnationale Akteure (wie etwa<br />
Google und Co.) unsere Welt und unser<br />
Leben gestalten.<br />
Skonto Bonus Mitgliedsbetriebe:<br />
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Also worum geht es hier eigentlich? Wie<br />
kann sie uns helfen, die feine englische<br />
Art? Offensichtlich geht es nicht ums<br />
Schenken im materialistischen Sinn,<br />
sondern um Besinnung im besten Sinne<br />
des Wortes – ums Schenken von Zeit, ums<br />
Zuhören, um Aufmerksamkeit und um<br />
unaufgeregte schöne Stunden miteinander<br />
– also ums „Understatement“, um mehr<br />
„Sein als Schein“. Kurz: um sich mehr wie<br />
ein englischer Gentleman zu fühlen und zu<br />
benehmen.<br />
Das Journal „Wir Abtenauer“ hat sich mittlerweile<br />
zu einer Kommunikationsdrehscheibe entwickelt.<br />
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Die Zeit verrinnt, gefühllos,<br />
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Die Rauriser Literaturtage luden<br />
zu einer Störlesung …<br />
Bei strahlendem Frühlingswetter spazierten wir hinauf<br />
zum Haus oben am Berghang. Dort waren wir eingeladen<br />
zu einer der traditionellen Rauriser Störlesungen. Die<br />
Idee dieser etwas anderen „Lesung“ ist simpel: So wie<br />
es im Mittelalter die Handwerker taten, gehen heute die<br />
Autoren „auf Stör“. Hinaus aus der Enge des Literaturbetriebs<br />
und hinein, oder wie in diesem Fall hinauf, in<br />
die privaten Stuben des Pinzgaus.<br />
Nachbarn und Freunde der Familie hatten schon Platz genommen,<br />
als wir in die holzgetäfelte Stube traten. Weißes<br />
Geschirr am Kaffeetisch. Der herrliche Duft von Kaffee<br />
schwebte in der Luft. Wir Abtenauer Bücherwürmer setzten<br />
uns an den Nebentisch und warteten gespannt auf die<br />
Besonderheit des Tages: Die Störung, vollzogen von der<br />
Literatin Gertraud Klemm. Es dauerte nicht lange, da trat<br />
der groß gewachsene Hausherr gebückt durch die niedrige<br />
Stubentür. Gefolgt von der Autorin, einer attraktiven<br />
Frau mit roten, zerzaust aufgesteckten Haaren und einem<br />
verschmitzen Lächeln im Gesicht.<br />
Sie nahm am Kachelofen Platz und begann zu lesen,<br />
während Kaffee und Buchteln aufgetischt wurden. Aus<br />
ihrem neuesten Buch „Muttergehäuse“. Über die vielleicht<br />
etwas störenden Nebengeräusche des Essens hinweg.<br />
Konzentriert und mitreißend. Über das Versagen des<br />
weiblichen Körpers, den Kampf gegen sich selbst, die<br />
Adoption von afrikanischen Kindern, das Sichtbarwerden<br />
der nicht geglückten Fortpflanzung. Der Lesung folgten<br />
angeregte Gespräche. Den Buchteln eine Speckjause. Das<br />
Eis war gebrochen. Die Literatur saß mit uns am Tisch.<br />
Unverstellt. Und ungezwungen. Bezahlt wurde die Störlesungsautorin,<br />
so wie es bereits im Mittelalter bei den<br />
Handwerkern der Brauch war, mit der gleichen Währung<br />
wie damals im Pinzgau, mit einer Mahlzeit. Waren es vielleicht<br />
auch Kaffee, Buchteln und Speck? Beim Verabschieden<br />
verrät Gertraud Klemm hinter vorgehaltener Hand,<br />
dass sie ihren nächsten Winterurlaub im Lammertal<br />
verbringen wird.<br />
Und lesen wird sie nun auch bei uns: am Donnerstag,<br />
den 4. Jänner um 19.30 Uhr in der Bücherei Abtenau.<br />
Vormerken! Eine Empfehlung!<br />
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Eine Frau wünscht sich sehnlichst Kinder. Bei Gertraud Klemm ist viel im Buch<br />
autobiografisch. Manchmal erzählt sie von großer Verzweiflung, ist bissig und<br />
gesellschaftskritisch, aber auch humorvoll. Bei Klemm ist die lange, leidvolle<br />
Zeit der Protagonistin durch die „Gebärindustrie“ finanziell aufwendig, frustrierend<br />
und letztendlich vergeblich.<br />
Ein Tabuthema! Die Odyssee bis zur Adoption ihrer zwei Söhne ist ein seelisch<br />
zermürbender, steiniger Weg.<br />
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<strong>gangart</strong> 35<br />
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WO DIE WELT<br />
ZU HAUSE IST<br />
Die Volksschule am Radochsberg<br />
Ein Beitrag von Wolfgang Tonninger<br />
Kurz bevor wir oben sind, geht es noch einmal<br />
scharf links. Ein Wegweiser, der mehr eine Skulptur<br />
ist als ein Straßenschild, lacht uns an, hält<br />
drei Arme in den Himmel und zeigt, dass wir<br />
richtig sind. Noch einmal kurz durch den Wald<br />
und dann scharf links hinauf auf die Anhöhe.<br />
Da steht sie. Die kleine, etwas andere Bildungswerkstatt<br />
– weit weg vom geschäftigen Treiben<br />
in Abtenau.<br />
Lehren heißt,<br />
ein Feuer entfachen<br />
und nicht, einen leeren<br />
Eimer füllen.<br />
Heraklit<br />
Der Parkplatz vor der Schule ist kein Parkplatz. Das sieht man<br />
daran, dass keine Parkflächen markiert sind, sondern Spielfelder.<br />
Ich stelle mein Auto instinktiv am Rand der großen Fläche ab und<br />
liege damit richtig. „Es gibt auch Leute, die die Zeichnungen am<br />
Asphalt ignorieren und direkt vorm Eingang parken, als wären sie<br />
im Noteinsatz“, erzählt Angelika Schützinger-Wallinger, die Direktorin<br />
der Schule, mit einem Augenzwinkern, während wir die Tür<br />
zur Schule aufsperren.<br />
Obwohl Sommer ist und kein Unterricht stattfindet, ist es, als<br />
hielte das Leben hier nur kurz den Atem an. Nicht zugunsten eines<br />
sterilen Feriendämmerzustands, sondern damit alles, womit es<br />
im Schuljahr in Berührung kam, selbst Atem holen kann. Und so<br />
ist es, als würden die Räume, die Tische, die gepolsterten Sitznischen,<br />
die Bücherecken, die Werkbänke, die kleine Theaterbühne<br />
im Turnsaal und auch der Pavillon draußen im Garten nicht müde<br />
zu erzählen – von funkelnden Augen, grübelnden Stirnen, neugierigen<br />
Nasen und turnenden kleinen Kinderherzen. Als wir auf<br />
unserem Rundgang schließlich eines der zwei Klassenzimmer<br />
betreten und ich an einem Miniaturschreibtisch etwas ungelenk<br />
Platz nehme, spüre ich ganz unvermittelt diese Sehnsucht in mir<br />
zu lernen; mich erneut auf die Spuren meiner Neugier zu heften,<br />
die mich mein ganzes Leben nicht verließ – trotz Schule und trotz<br />
unzähliger Disziplinierungs-, Zurechtbiegungsund<br />
Ernüchterungsversuche. Angelika lächelt<br />
und nimmt sich Zeit, auf meine Gänsehaut zu<br />
reagieren: „Es sind die staunenden Augen der<br />
Kinder, für die ich Volksschullehrerin geworden bin.<br />
Die Volksschule soll eine Zeit sein, in der wir das<br />
Feuer entfachen und lernen, unsere Bedürfnisse zu<br />
formulieren.“ Und warum gerade hier an diesem<br />
Platz? „Weil es keinen besseren gibt. Wenn ich hier<br />
ankomme, atme ich erst einmal durch. Dann mache<br />
ich ein paar Schritte in Richtung Westen – und<br />
schaue runter und raus. So beginne ich den Tag.<br />
Zuerst kommt die Ruhe und dann die Weite.“<br />
Einmal um die Welt herum<br />
Es war im Jahr 1978, als Angelika Schützinger<br />
als Junglehrerin in die Volksschule auf den<br />
Radochsberg geschickt wurde – damals noch ein<br />
altes Bauernhaus, in dem seit 1911 der Unterricht<br />
abgehalten wurde. Eine Weisung, die der jungen<br />
Abtenauerin, die damals schon viel in der Welt<br />
herumgekommen war, zunächst wie eine Strafversetzung<br />
vorkam und nicht wie der Beginn<br />
36 <strong>gangart</strong>
einer Lebensbeziehung. Doch sie nahm die Herausforderung an,<br />
begann, die Umgebung zu erkunden, lernte die Menschen kennen<br />
und nahm sich – wennschon, dennschon – nach kurzer Zeit sogar<br />
ein Zimmer dort oben, wo sich Fuchs und Hase noch heute sprichwörtlich<br />
„Gute Nacht“ sagen: „Ich wollte nicht zwischen Markt und<br />
Berg pendeln, ich wollte den Radochsberg atmen.“<br />
Vier Jahre sollte dieses erste Intermezzo dauern, ehe die Junglehrerin,<br />
mittlerweile auch Romanistik-Studentin in Salzburg und<br />
Hauptmieterin im Schulbauernhaus, erneut vom Fernweh gepackt<br />
wurde und – vielen Widerständen zum Trotz – „in einer Zeit, in<br />
der man als Frau nicht so einfach seinen Job verlassen konnte, ohne<br />
schwanger oder krank zu sein“ – an eine ebenso abgelegene Schule<br />
nach Bolivien ging. Nicht, ohne zuvor ihre Sachen in einem kleinen<br />
Kammerl der Schule zu deponieren, die wie ein Pfand auf ihre<br />
Rückkehr auf sie warten sollten.<br />
Als sie ein paar Jahre später wieder die Tür zu ihrer Kammer aufsperrte<br />
und zum zweiten Mal am Radochsberg anheuerte, fühlte<br />
sich alles anders an. Sie war nun bereit zu gestalten und ihre<br />
persönliche Handschrift einzubringen. Und so wurde aus dem<br />
Radochsberg langsam ein Versuchslabor, in dem neue Ideen sehr<br />
behutsam ausprobiert werden konnten. Sie nahm Kontakt zu anderen<br />
Schulen auf, ließ sich inspirieren, schnappte hier eine Idee auf,<br />
dort eine andere, adaptierte, lernte. Dabei erwies sich der Radochsberg<br />
schnell als der geeignete Ort für dieses bedächtige und emphatische<br />
Erkunden. Die Menschen schätzten ihr Anderssein, weil<br />
sie merkten, dass da jemand mit viel Feingefühl und sehr nah an<br />
den Bedürfnissen der Kinder am Werke ist, die nicht nur Freiräume<br />
brauchen, sondern auch Regeln, Routinen und Rituale, wie sie<br />
betont: „Mir ging es niemals darum, alles umzukrempeln. Ich hatte<br />
immer schon großen Respekt vor dem, was funktioniert. Und ich<br />
erkannte sehr schnell, dass Freiräume nur dann möglich sind, wenn<br />
der Rahmen passt. So beginnt bei uns ein normaler Schultag damit,<br />
dass die Kinder selbst in der Früh das Tor zur Spielekammer öffnen<br />
und sich das nehmen, womit sie den Tag beginnen wollen. Die einen<br />
ihr Waveboard, die anderen eine Springschnur, wieder andere einen<br />
Ball. Das funktioniert aber nur dann, wenn danach das Reinkommen<br />
und Fertigmachen zum Unterricht beinahe militärisch geordnet<br />
abläuft und keine Zeit verschwendet wird. Das wissen die Kinder. Um<br />
10 nach 8 geht es los.“<br />
Ob sie damals zur Ruhe kam? Mitnichten. Nach sechs Jahren kam<br />
er wieder, der Virus. Diesmal verschlug es sie nicht ins ländliche<br />
Idyll, sondern nach Guatemala City, auf die österreichische<br />
Schule mit knapp 1.000 Kindern – manchem Kopfschütteln zum<br />
Trotz: „Der Entschluss fiel mir nicht leicht", erinnert sich Angelika<br />
Schützinger-Wallinger, während sie auf die Stationen ihres Lebens<br />
schaut, „aber ich musste einfach noch einmal weg. So weit und so<br />
anders wie möglich. Gleichzeitig wurde mir damals bewusst, wie privilegiert<br />
ich aufgewachsen war, gewohnt, meine Ziele anzuvisieren<br />
und nicht die Hindernisse, die den Weg dorthin versperren.“<br />
Der Radochsberg als Sprungbrett in die Welt<br />
Zurück auf den Radochsberg kam sie als neue Direktorin der Schule.<br />
Das war 1992. Und diesmal blieb sie. Doch die Weite und die<br />
Welt blieben an ihr haften. Wer die Schule betritt, stößt zentral im<br />
Eingangsbereich auf einen runden Metalltisch mit einem Globus<br />
darauf. Dieser Globus steht nicht zufällig hier, sondern für einen<br />
Blick, der über den Tellerrand hinausgeht. Ein wesentlicher<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 37
SCHNEEBRETT<br />
WORKSHOP<br />
Ein Beitrag von Werner Bein<br />
„Wir Menschen sind es, die in die Geschehnisse der Außenwelt immer<br />
unsere hässlichen Gedanken hineinlegen, überall Absicht, Ziel und<br />
Zweck sehen, wo nur elementare Naturkräfte walten. Die Natur ist<br />
und bleibt absichtslos!“ Paul Preuß, 1911.<br />
Oder umgangssprachlich formuliert: Der Lawine ist's wurscht, ob<br />
du Skifahrer, Schneeschuhgeher, Bergführer, Tourengeher oder<br />
erfahrener Experte bist…<br />
Szenenwechsel: Februar 2017, irgendwo in den Alpen an deren<br />
südlicherem Ende, könnte aber genauso gut bei uns in den heimischen<br />
Bergen sein: Kammlage, Exposition Nord, im steilsten<br />
Bereich knapp über 40° (kurz), durchschnittliche Steilheit ca. 35°<br />
nach unten auslaufend… Und nun stehen wir da, haben mühsam<br />
eine Spur gelegt, sind schon ganz aufgeregt ob der bevorstehenden<br />
Abfahrt und des nun zu erwartenden Tiefschneegenusses. Keiner<br />
vor uns, keine Spur, die diesen wunderbaren Hang – aus unserer<br />
Sicht – schon verunstaltet hat, große Vorfreude hier die erste Linie,<br />
„the line“, zu ziehen…<br />
Doch halt, da folgt eine andere Gruppe unserer Spur, die werden<br />
gleich da sein. „Schnell, der Hang gehört uns…“ Doch nochmals<br />
halt! „Wie war doch gleich der Lagebericht?“ „Was für ein Lagebericht!?“<br />
„Ja, die letzten Tage Gefahrenstufe 4, einen Toten hat's da in<br />
der Nähe auch gegeben.“ „Geh, da sind wir doch auch unterwegs gewesen,<br />
da sind wir Steileres als das hier gefahren, is a nix passiert.“<br />
„Jetzt wo du es sagst… und heute ist eh nur mehr a flotter 3er, vom<br />
Wind auch keine Spur und schau, der Kuchen ist ganz locker .. boar,<br />
do wird's glei staub'm, voui geil… aber einzeln fahren wir schon, in<br />
einem Kurs habe ich mal gehört, dass im Übergang von viel zu wenig<br />
Schnee viele Schneebrettln ausgelöst werden, also bleiben wir da<br />
in der Mitte!“ In Gedanken: „Jo, jo, red' du nur, des gibt sicher wieder<br />
jede Menge Likes auf Facebook, mei Kamera is eh eing'schalten,<br />
oder?“…<br />
So oder so ähnlich – dieser Dialog ist natürlich frei (wirklich?)<br />
erfunden – könnten Entscheidungen beeinflusst und getroffen<br />
worden sein, die zu einem Schneebrettabgang mit oft tödlichem<br />
Ausgang geführt haben. Und keiner kann sagen, wie oft das gut<br />
gegangen ist, der Hang unausgelöst blieb und damit die Sichtweise<br />
„werd' scho toan“ be- und verstärkt wurde.<br />
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Rad, Ochs und Berg eine inspirierende<br />
Beziehung pflegen. „Was ich den Kindern<br />
mitgeben will, ist, dass Dinge möglich sind<br />
und dass jeder sein Leben in die Hand nehmen<br />
und gestalten kann. Dieses Gefühl, dass<br />
wir alle Teil von etwas Größerem sind, und<br />
die Türen, die oft so massiv verschlossen<br />
wirken, öffnen können. Auch, wenn wir vom<br />
Radochsberg kommen.“<br />
Nach dem Spielen kommt das Sammeln. In<br />
der Morgenrunde. Alle Kinder gemeinsam.<br />
Da wird gesungen und gelacht, erzählt<br />
und gelauscht, vorgelesen und gelernt. In<br />
einer jeden Tag neu gelebten Mischung aus<br />
Deutsch, Musik, Mathematik und Sachunterricht.<br />
Diesen integrativen Aspekt am<br />
Morgen zu betonen, ist der Direktorin besonders<br />
wichtig, weil hier Grundlegendes,<br />
wie das Erzählen, das Fragen, das Zuhören,<br />
das Rücksicht-Nehmen und das Verantwortung-Übernehmen,<br />
vermittelt wird. Auch<br />
die Stille darf hier ihren Platz haben und<br />
das Gebet. Kein Wunder, dass vieles, was<br />
in der Schule in Angriff genommen wird,<br />
in der Morgenrunde ihren Ursprung hat.<br />
Wenn Angelika Schützinger-Wallinger von<br />
den schillernden Projekten erzählt, die im<br />
Laufe des Jahres umgesetzt werden, hat<br />
man das Gefühl, dass beinahe aus allem,<br />
was hier passiert, ein Projekt wird – als<br />
Antwort auf ein bewusst geführtes Leben.<br />
„Wenn wir Theater spielen, dann machen<br />
wir uns das Bühnenbild selber, und mit dem<br />
Selbermachen entstehen wiederum neue Herausforderungen<br />
und Lerninhalte. Wir haben<br />
unsere eigene Wetterbeobachtungsstation<br />
und besuchen die Bienenstöcke des Nachbarn.<br />
Und immer wieder laden wir uns Leute<br />
von anderswo ein, um von ihnen inspiriert zu<br />
werden – das können Biologen sein oder Bildhauer<br />
oder Musiker. Oder Kinder aus anderen<br />
Teilen der Welt. Es kann auch sein, dass wir<br />
eine Woche die Vögel beobachten, die im Nest<br />
unter dem Dach gerade Junge großziehen.<br />
Wir bestellen unseren eigenen Kartoffelacker<br />
und bauen Sonnenblumen an. Da geht auch<br />
immer wieder etwas schief. Aber das sind<br />
wertvolle Lernprozesse.“ Während ich zuhöre<br />
und mir vorstelle, wie ich meinen Namen<br />
in das Holz des Tisches ritze, reißt mich<br />
mein Gegenüber unvermittelt aus meinen<br />
Träumen: „Wir sind keine Schule, in der alles<br />
erlaubt ist. Den Kindern die Basis zu vermittlen<br />
– Lesen, Schreiben, Rechnen – und den<br />
freudvollen Umgang mit Sprache und Musik,<br />
ist unsere vorrangige Aufgabe. Es gibt einen<br />
klaren Lehrplan und Zielvorgaben, die unmissverständlich<br />
sind. Aber der Weg dorthin<br />
ist offen. Und diese Offenheit zu atmen, ist<br />
die beste Vorbereitung auf das Leben.“<br />
Wer über die Volksschule am Radochsberg<br />
schreibt, muss über ihre Direktorin schreiben.<br />
Ihre Neugier und ihre Begeisterung<br />
für das Lernen sind ansteckend. Vielleicht,<br />
weil sie keine Theoretikerin in Sachen<br />
Bildung ist, sondern eine, die Dinge behutsam<br />
erprobt und weiterentwickelt. Diese<br />
Neugier will sie den Kindern mitgeben.<br />
„Wenn wir es schaffen, dass sich die Kinder<br />
vom Radochsberg aus selbstbestimmt auf<br />
den Weg machen und aus sich heraus Ziele<br />
formulieren und verfolgen, dann haben wir<br />
gute Arbeit gemacht.“ Angelika Schützinger-Wallinger<br />
ist eine Reisende und wird es<br />
immer bleiben.<br />
Der Winter ist eine jährliche Herausforderung.<br />
Projekte bereichern seit Jahren laufend den Schulalltag.<br />
Die Volksschule Radochsberg<br />
liegt in landschaftlich außergewöhnlicher Lage im Ortsteil Radochsberg in<br />
Abtenau im Salzburger Land. Auf 900m Seehöhe bietet sich eine herrliche<br />
Aussicht auf das Tennengebirge und über das gesamte Tal.<br />
Derzeit besuchen 29 Kinder die Schule.<br />
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Wie fahren wir mit Elektromobilität<br />
IN DIE ZUKUNFT?<br />
Ein Beitrag von gottfried herrmann<br />
Für die Zukunft der „Elektromobilität“ gibt es unterschiedliche<br />
Szenarien. Das erste, eher pessimistische, geht davon aus, dass in<br />
zehn Jahren die meisten Fahrzeuge in China oder in Europa unter<br />
chinesischer Hoheit gebaut werden. Infolge des Booms der E-Fahrzeuge<br />
sind staatliche Förderungen gestrichen und der Strompreis<br />
der Energieversorger auf das Niveau des aktuellen Benzinpreises<br />
gehoben worden. Die Haushalte, die selbst Strom für das Aufladen<br />
der Fahrzeugbatterien erzeugen, werden durch hohe Steuersätze<br />
beeinträchtigt. Die europäische Wirtschaft ist aufgrund der<br />
massiven Einbrüche in der herkömmlichen Automobilindustrie am<br />
Boden. Gleichzeitig haben Skandale, wie im Fall der Diesel-Abgaswerte,<br />
die deutsche Industrie schwer geschädigt.<br />
Für Menschen, die durch die ständige Nutzung von Navigationssystemen<br />
den Orientierungssinn verloren haben oder durch<br />
gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht in der Lage sind, ein<br />
Fahrzeug zu lenken, gibt es gute Neuigkeiten. Die Elektrofahrzeuge<br />
sind in der Mehrzahl mit Autopilotsystemen ausgestattet und<br />
steuern das Ziel selbstständig an. Mit dem Nebeneffekt, dass alle<br />
Daten an einen Zentralrechner übermittelt werden und sich nur<br />
wenige Menschen die elektronisch verrechnete Kilometer-Maut<br />
leisten können.<br />
Ein anderes Szenario sieht so aus: Mehr und mehr Menschen werden<br />
sich ihrer Eigenverantwortung und ihrer Kreativität bewusst,<br />
erkennen die Naturprinzipien wieder und wenden sie in einem<br />
Miteinander von Mensch und Natur zum Wohle aller an. Gruppen<br />
von technisch interessierten Menschen schließen sich zusammen<br />
und entwickeln eine Technologie wieder, wie sie Nikola Tesla vor<br />
hundert Jahren bereits angewendet hat: „Freie Energie“-Technologie,<br />
das sind Geräte, die aus der Energie des Äthers, auch Raumenergie<br />
genannt, Strom erzeugen. Dadurch entfallen auch die<br />
schweren Batterien, die Verwendung von Rohstoffen, die gesundheitsschädlich<br />
sind und im Abbau die Natur zerstören. Diese neue<br />
„alte“ Technologie wird in Fahrzeuge eingebaut, die regional durch<br />
andere Teams von Technikern entwickelt wurden. Diese Wagen<br />
sind mehrheitlich aus Naturmaterialien, wie z.B. Hanf, gebaut.<br />
Auch hier wurde altes Wissen wieder angewendet, da auch schon<br />
Autos vor hundert Jahren Karosserien aus Hanf hatten, die viel<br />
widerstandsfähiger waren als die aus Metall. Durch die achtsame<br />
Anwendung von Entwicklungs- und Simulationsprogrammen sind<br />
die Konstruktionen einerseits technisch sehr einfach und doch<br />
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Gleichzeitig sind diese Fahrzeuge sehr individuell<br />
gestaltet. Die Kombination von regional erzeugten<br />
Materialien und dem Ideenreichtum der Menschen<br />
führt zu Konstruktionen, die perfekt für die<br />
Bedürfnisse der Menschen in der jeweiligen Anwendung<br />
sind. Etwaige Reparaturen können mit einfachen<br />
Werkzeugen und mit ein bisschen handwerklichem<br />
Geschick selbst durchgeführt werden.<br />
Da die Menschen in dieser Zeit auch erkannt haben,<br />
dass „alles mit allem“ verbunden ist, wurden nach<br />
der Umstellung der Antriebsform in den Fahrzeugen<br />
auch die „Spielregeln“ im Verkehr vereinfacht.<br />
Viele der Verkehrsschilder wurden entfernt, da die<br />
Menschen ihre Fahrzeuge in Eigenverantwortung<br />
achtsam lenken. Auch dazu gibt es Erfahrungswerte<br />
aus der Praxis, dass diese Vorgehensweise zu weniger<br />
Unfällen führt. Parkgebühren in Kurzparkzonen<br />
wurden abgeschafft, da es genügend Parkplätze<br />
durch die gemeinsame Nutzung im Rahmen von<br />
„Carsharing“ gibt. Auch durch die vermehrte lokale<br />
Produktion von Gütern des täglichen Bedarfs fallen<br />
weniger Transporte an.<br />
So sind wir vom Thema Elektromobilität zum Bereich<br />
der Wirtschaft gekommen. Und da ist es zu den<br />
Themen Politik, Finanzsystem und zu den Spielregeln<br />
unseres Miteinander, genannt „Recht(s)system“,<br />
nur mehr ein kleiner Schritt. Allerdings ein großer<br />
Schritt in der Entwicklung unseres Bewusstseins und<br />
unserer Sittlichkeit.<br />
Ich freue mich über Fragen, Anmerkungen und die<br />
Bereitschaft des Wirkens in einer neuen Form des<br />
Miteinander!<br />
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Unser Hören –<br />
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Unsere Ohren sind ständig im Einsatz, selbst wenn wir schlafen. Sie<br />
sind unser bedeutendster Zugang zur Welt, denn der Hörsinn ist von<br />
allen Sinnen der differenzierteste. Er kann, verglichen mit dem Auge, in<br />
der gleichen Zeit etwa das Siebenfache an Reizen verarbeiten. Akustische<br />
Reize haben beim Empfänger eine direkte emotionale und dadurch<br />
verhaltensbestimmende Wirkung. So befand schon Immanuel<br />
Kant: „Nicht sehen trennt von den Dingen, nicht hören trennt von den<br />
Menschen!“<br />
Dabei dient unser Hörsinn nicht nur der Kommunikation und dem Hörgenuss,<br />
sondern auch einer Warn- und Schutzfunktion. Die frühzeitige<br />
Ausbildung im Mutterleib ist neben der besonderen Lage im geschütztesten<br />
Bereich unseres Körpers, dem Felsenbein, ein weiteres Indiz für<br />
die elementare Bedeutung des Hörens.<br />
Doch um aus Schallreizen an der Ohrmuschel die richtigen Wahrnehmungen<br />
in unserem Bewusstsein werden zu lassen, ist eine sehr<br />
komplexe Verarbeitung notwendig. So können wir beispielsweise besonders<br />
gut leise Töne unterscheiden, wohingegen das Mittelohr zum<br />
Schutz bei lauten Geräuschen gedämpft wird.<br />
Ist dieser Prozess gestört, können die Mini-Computer moderner Hörgeräte<br />
diese Vorgänge nachbilden und so wieder gutes Hören und die<br />
Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Mehr noch: sie können bei<br />
Telefon, Fernseher oder Vorträgen die Sprache direkt und ungestört in<br />
die Ohren leiten und damit sogar einen Vorteil gegenüber Normalhörenden<br />
schaffen! Und durch die neueste Akkutechnologie ist oft kein<br />
Batteriewechsel mehr nötig!<br />
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Das Giebelkreuz kennt so gut wie jeder. Raiffeisen ist eine<br />
bunte Vielfalt und trägt einen wesentlichen Teil zur Nahversorgung<br />
in ländlichen Regionen bei, fördert die regionale<br />
Wertschöpfung und stärkt strukturschwache Gebiete. Warum<br />
die Raiffeisenbank Abtenau-Rußbach wichtig für die<br />
Region ist, erklärt Geschäftsleiter Dir. Georg Wintersteller.<br />
Die Raiffeisenbank Abtenau-Rußbach gibt es seit<br />
125 Jahren. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?<br />
Mir scheint es angemessen von Erfolgsfaktoren zu sprechen,<br />
von Sicherheit, Kundennähe oder Nachhaltigkeit. Das<br />
Allerwichtigste ist aber, dass wir mehr als nur eine Bank<br />
sind. Wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet, lokal verankert,<br />
demokratisch organisiert und an genossenschaftlichen<br />
Werten orientiert. Diese Eigenschaften sind historisch<br />
gewachsen und haben sich über die Zeit fest etabliert. Die<br />
Geschichte der Raiffeisenbank Abtenau-Rußbach ist ein<br />
erfolgreiches Beispiel für die Wirksamkeit und den Erfolg<br />
des genossenschaftlichen Bankenmodells.<br />
Sind die Werte von Friedrich Wilhelm Raiffeisen<br />
heute noch zeitgemäß?<br />
Genossenschaftliche Werte haben kein Verfallsdatum und<br />
sind keine Erinnerungsrituale. Die Raiffeisenorganisation<br />
orientiert sich an Werten, die sie seit über 150 Jahren stark<br />
gemacht hat: Verantwortung, Nähe und Partnerschaftlichkeit<br />
sind bei uns keine leeren Worte, sondern täglich gelebte<br />
Praxis und ein Versprechen. Genossenschaftsbanken<br />
haben keinen Selbstzweck. Bei allen geschäftlichen Aktivitäten<br />
muss immer der wirtschaftliche Nutzen der Mitglieder<br />
im Vordergrund stehen. Deshalb ist der Stellenwert<br />
der Raiffeisen-Werte heute so bedeutend wie vor über 150<br />
Jahren. Entscheidend ist, wie wir sie in unseren Banken<br />
umsetzen.<br />
Welchem der Raiffeisen-Werte messen Sie die<br />
größte Bedeutung zu?<br />
Die Genossenschaftsbanken von heute müssen sich die<br />
Frage stellen, wie Mitglieder im 21. Jahrhundert gefördert<br />
werden können. Dazu sind die großen Entwicklungen wie<br />
die Globalisierung, die Demographie oder die Digitalisierung<br />
und die aus diesen Trends resultierenden neuen Bedürfnisse<br />
für die Menschen zu analysieren. Auf dieser Basis<br />
können Maßnahmen identifiziert werden, um die Menschen<br />
von heute zu erreichen. Heute geht es darum, die<br />
genossenschaftlichen Werte für die Zeit, in der wir leben,<br />
neu zu interpretieren und daraus die richtigen Schlüsse für<br />
die operative Geschäftspolitik zu ziehen. Unsere Gründer<br />
sind genau nach dieser Methode vorgegangen.<br />
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sehr gut<br />
ÖKO-TEST-Magazin 10/2014<br />
Designboden<br />
Disano Steineiche<br />
creme (Testsieger!)<br />
statt E 49,90/m 2<br />
E 39,90/m 2<br />
Terrassenböden<br />
Thermokiefer, Thermoesche, Thermoespe,<br />
Ipe, Bangkirai, Akazie, u.v.m.<br />
z.B. LÄRCHE<br />
1A Qualität<br />
E 19,90/m 2<br />
Gültig solange der Vorrat reicht<br />
bzw. bis auf Widerruf!<br />
DECKE / WAND<br />
Wände veredeln – Atmosphäre schaffen ...<br />
Nutzen Sie die Natürlichkeit strukturierter Holzflächen für eine<br />
extravagante Raumgestaltung. Wieder sehr beliebt sind Wand- und<br />
Deckenverkleidungen! Eine Holzwand in Zirbe oder einer anderen Holzart<br />
liefert ein wunderbar gemütliches Raumklima. Wir informieren sie gerne.<br />
NEU!<br />
Profilholz<br />
Zirbe<br />
Nut / Feder<br />
versch. Längen u. Dimensionen<br />
ab<br />
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Bild: Anrei<br />
46 <strong>gangart</strong><br />
WIMMER HOLZ | Rupert Wimmer & Co.<br />
Markt (Rengerweg) 302 | 5431 Kuchl / Salzburg<br />
Tel. +43 (0)6244-7348-0 | Email: schauraum@wiho. at<br />
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Wimmer Holz<br />
60 JAHRE<br />
LEIDENSCHAFT<br />
für den einzigartigen Rohstoff<br />
HOLZ<br />
Seit Jahrtausenden wird Holz ver- und bearbeitet. Holz ist dauerhaft, anpassungsfähig und schön. Holz gerät nie aus<br />
der Mode und verliert nie seinen Wert. Deshalb ist Holz unsere Leidenschaft und ist der Grundstein unserer 60-jährigen<br />
Unternehmensgeschichte als Familienbetrieb mit 37 MitarbeiterInnen. 1957 als Holzhandel gegründet, wurde in den<br />
letzten Jahrzehnten das Portfolio ständig erweitert. Laubholzsägewerk, Holzfachmarkt, Zuschnitt und viele Produkte<br />
rund um das Thema Holz sind zu unserer Leidenschaft geworden.<br />
Holz ist trendy!<br />
Im Holzfachmarkt zeigt sich das Naturprodukt<br />
Holz in seiner vollen Schönheit, die man<br />
buchstäblich „sehen und spüren kann”. Ob als Dielenboden<br />
oder Parkett, stets strahlen Holzböden<br />
Wärme und Behaglichkeit aus und schaffen eine<br />
natürliche Wohnatmosphäre. In unseren Schauräumen<br />
sehen sie kreative Ideen für die Gestaltung<br />
ihrer Wohn(t)räume mit dem Wer(t)kstoff Holz.<br />
Unsere Bodenprofis beraten und unterstützen sie<br />
bei der Auswahl bis hin zur Verlegung.<br />
Sehen und spüren sie Holz auf 1.000m 2 Ausstellungsfläche,<br />
vieles ist sofort verfügbar!<br />
Neben den großen Schauräumen (Mo. – Fr. von 7.30 – 12.00 und 13.00 – 18.00 Uhr;<br />
Sa. von 8.00 – 12.00 Uhr) überzeugt auch die hohe Lieferbereitschaft.<br />
Unser großes, gut sortiertes Lager ermöglicht perfektes Holz kurzfristig zu liefern<br />
und bereitzustellen.<br />
Natürlich und zeitlos!<br />
Ein Ort des Wohlbefindens und der Geselligkeit,<br />
egal ob in ihren Wohn(t)räumen oder auf ihrer Terrasse.<br />
Moderne Architektur kann und will auf den<br />
nachwachsenden Rohstoff nicht verzichten. Holz<br />
riecht gut, klingt gut und fühlt sich gut an. Dies gilt<br />
auch im Freien.<br />
Mit Holz wird ihre Terrasse einzigartig!<br />
Die Auswahl reicht von Lärche über Bangkirai,<br />
thermobehandelter Kiefer, Espe und Esche bis hin<br />
zu Ipe, uvm.<br />
Kontakt<br />
Rupert Wimmer & Co<br />
Markt (Rengerweg) 302<br />
5431 Kuchl<br />
T. +43 (0)6244/7348-0<br />
schauraum@wiho.at<br />
www.WIHO.at<br />
Drei Generationen „Holzwürmer”: Die Geschwister Herbert Wimmer und Elisabeth Wimmer mit<br />
Seniorchefin Elisabeth Wimmer, Thomas und Simon Wimmer (Söhne von Herbert Wimmer, hinten)<br />
Alle Bilder von Kaindl-Hönig Fotostudio+Werbeteam GmbH, www.kaindl-hönig-com<br />
<strong>gangart</strong> 47
Natur. Design. Handwerk<br />
LILLY<br />
Wir leben in einem Zeitalter von technischen<br />
und gesellschaftlichen Umbrüchen. Neue Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien<br />
greifen mehr und mehr in den Kultur- und Lebensraum<br />
der Menschen in ihren eigenen vier<br />
Wänden ein.<br />
von Otmar Essl, GF von der Blitzblau Architektur GmbH<br />
Wohnen wird nicht mehr nur von den Bedürfnissen traditioneller<br />
Familienstrukturen bestimmt, sondern soll ebenso<br />
Singles sowie anderen Lebens- und Wohngemeinschaften<br />
gerecht werden. Aktivitäten in Arbeit und Freizeit ziehen in<br />
die eigenen vier Wände ein. Der gesellschaftliche und technische<br />
Wandel verändert das Zusammenleben und damit auch<br />
die Funktion des Wohnens.<br />
Lilly erfüllt diese Parameter durch flexible Grundrisslösungen<br />
mit fixen Bereichen für Sanitär und Haustechnik. Die<br />
Bereiche Arbeiten, Wohnen und Schlafen sind individuell frei<br />
gestaltbar.<br />
Dadurch ergeben sich interessante Raumkonfigurationen mit<br />
spannenden Durch- und Einblicken.<br />
Besuchen Sie unseren<br />
neugestalteten Schauraum<br />
Montag bis Freitag: 9:00 –17:00 Uhr<br />
Beratung am Freitag Nachmittag nur nach telefonischer Vereinbarung<br />
Voglauer Möbelwerk<br />
Gschwandtner & Zwilling GmbH & Co KG<br />
Pichl 55, 5441 Abtenau<br />
Tel.: +43 6243 2700 0<br />
voglauer.com<br />
48 <strong>gangart</strong><br />
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Um eine ökonomische sowie ökologische Bauweise sicherzustellen,<br />
werden homogene Bauteilaufbauten gewählt. Als<br />
primärer Baustoff dient<br />
dabei Holz. Da Tragsystem<br />
und Bauform<br />
immer in einem direkten<br />
Zusammenhang<br />
stehen, wurde eine einfache<br />
Bauform gewählt,<br />
die auch dem eingesetzten<br />
Material entspricht<br />
und so eine<br />
maximale Dauerhaftigkeit<br />
garantiert.<br />
Durch die kompakte<br />
Bauform, die sehr<br />
gute Wärmedämmung<br />
sowie durch solare<br />
Wärmegewinne können<br />
die jährlichen<br />
Heizkosten minimiert<br />
werden.<br />
Lilly macht, was sie soll.<br />
Sie schafft Atmosphäre<br />
und holt ein Stück<br />
Freiheit und Unabhängigkeit<br />
in die eigenen<br />
vier Wände.<br />
Kontakt:<br />
BLITZBLAU Architektur GmbH<br />
Auhof 59, 5311 Innerschwand am Mondsee,<br />
Mobil: 0664/88 67 80 10, E-Mail: essl@blitzblau.at, www.blitzblau.at<br />
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FEIN<br />
GEHOBELT<br />
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Unsere zirbenbetten:<br />
- 100% heimisches Zirbenholz<br />
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Enkeltauglich<br />
Wir wissen, dass wir hier auf Erden nur Gäste sind, und doch richten wir<br />
uns ein, als könnten wir ewig bleiben. Drum: Konzentration aufs Wesentliche.<br />
GEA Möbel sind nicht billig, sondern preiswert, sind ihren Preis wert.<br />
Sie sollen dem Leben dienen. Nicht umgekehrt.<br />
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Tischlerei Laserer<br />
4824 Gosau, Gosauseestraße 1, Tel. +43 6136 / 8228<br />
Atelier für Küchen & Wohnkultur<br />
5400 Hallein, Salzachtalstr. 10, Tel. +43 6245 / 742 74<br />
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Sitzmöglichkeit<br />
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Buche inkl. Nackenrolle<br />
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Zeitungshalter<br />
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Der Garderobenstar<br />
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Landesstraße Süd 59<br />
5423 St. Koloman<br />
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Möbelausstellung bei GEA Abtenau im 1. Stock.<br />
0664 13 27 153<br />
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www.zirbenlampe.at<br />
<strong>gangart</strong> 49<br />
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Verklärte<br />
NATUR<br />
„Schönheit findet im Auge des Betrachters<br />
statt“, heißt es. Unsere Gesellschaft hat<br />
aber die Schönheit kommerzialisiert,<br />
vermasst, vielleicht sogar vermasselt. Sie<br />
wird gleichgesetzt mit Schönheitsköniginnen<br />
und bis zum Erbrechen nachgedruckt.<br />
Klimt und Schiele als Dekor auf<br />
Gläseruntersetzern und auf Unterhosen.<br />
„'Der Schrei' von Edvard Munch, hunderttausendfach<br />
als Billigwandschmuck,<br />
verwirklicht sich in einem Schrei der<br />
Fassungslosigkeit, dass gerade er den<br />
röhrenden Hirschen am 'Gemälde' im<br />
ehelichen Gemach ersetzen muss.“ (Zitat<br />
Festspielrede)<br />
Wer hätte je gedacht, dass ein Politiker<br />
– seine politische „Farbe“ ist in diesem<br />
Fall bedeutungslos – jemals eine auch<br />
international so hochgeschätzte Festspielrede<br />
zur Wichtigkeit des SCHÖNEN<br />
in der Kunst halten könnte, wie es der<br />
Salzburger Landeshauptmann Haslauer<br />
in diesem Sommer fertiggebracht hat?<br />
Schon dieser kurze Redeausschnitt trifft<br />
auch den Kern meines Malverständnisses:<br />
Etwas „verklären“ heißt nämlich,<br />
jemanden oder etwas ins Überirdische<br />
erhöhen und seiner Erscheinung ein inneres<br />
Leuchten, Strahlen verleihen, etwas<br />
hochstilisieren, idealisieren, romantisieren.<br />
Die Bezeichnung „Verklärte Natur“ in<br />
meiner Malerei ist also so gemeint: Wald,<br />
Berge, Wasser, Früchte sollen, wenn sie<br />
durch das Malen in Bilder verwandelt<br />
werden, nicht als nützliche Erscheinungen<br />
– etwa für die Holzwirtschaft, das<br />
Wandern oder den Konsum – gewertet<br />
werden, sondern dem Gewöhnlichen<br />
ein geheimnisvolles Aussehen, dem<br />
Bekannten die Würde des Unbekannten<br />
geben. Jedes einzelne dieser Bilder soll<br />
auf den Betrachter einen Zauber ausüben,<br />
seine Phantasie beleben. Es soll in<br />
seinem Gedächtnis haften bleiben. Der<br />
Betrachtende soll sich immer mehr zum<br />
Bild hingezogen fühlen, je öfter er es<br />
anschaut.<br />
Name Hans Russegger<br />
Adresse 5441 Abtenau,<br />
Schorn 13<br />
Tel. 0680 4464740<br />
web www.russegger.net<br />
Der Weg in die Kunst: Erste Impulse durch den damaligen Volksschullehrer Eduard Schmegner, der später in Hallein Mal- und Kunstunterricht<br />
erteilte. Maturafach „Bildnerische Erziehung" praktisch und theoretisch. Später viel gezeichnet; Akt-Malkurs an der Sommerakademie auf der<br />
Festung Hohensalzburg. In den letzten 8 Jahren nachhaltiger Malunterricht durch die Salzburger Kunsterzieherin Eva Kleisinger.<br />
Tipp: Ausstellung 9.11.2017 – 28.02.2018, Verklärte Natur – GEA-Laden Abtenau, Öffnungszeiten Mo.–Fr. 9 00 –12 00 , 14 00 –18 00 Uhr, Sa. 9 00 –12 00 Uhr<br />
50 <strong>gangart</strong>
LEBENSHILFE ABTENAU<br />
INKLUSION – WAS IST DAS<br />
UND WAS NUN?<br />
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft<br />
grundsätzlich gleichberechtigt leben. Jeder Mensch hat Anspruch<br />
auf gesellschaftliche Teilhabe entsprechend seinen Fähigkeiten<br />
und ist ein wertgeschätzter Teil der Gesellschaft. Jeder Mensch<br />
ist einzigartig und unverwechselbar. Es ist daher ganz normal,<br />
verschieden zu sein. Im Gegenteil, Verschiedenheit bringt Buntheit,<br />
Vielfalt und Flair in unser Leben!<br />
Früher haben wir von Integration gesprochen, dabei wurden<br />
Menschen in bestehende Gesellschaften und Strukturen<br />
eingegliedert. Wenn wir jedoch Inklusion leben, dann sind<br />
Menschen mit Beeinträchtigungen von Beginn an dabei. Im<br />
Kindergarten, in der Schule, bei der Ausbildung, im Sportverein<br />
oder in der Arbeitswelt. Integration ist dann nicht mehr notwendig,<br />
weil alle selbstverständlicher und wertgeschätzter Teil der<br />
Gesellschaft sind.<br />
Ferdinand Eder (Leiter der Lebenshilfe):<br />
„Inklusion heißt für mich: mittendrin statt nur<br />
dabei, heißt Hoffnung, Zukunft, Perspektive.<br />
Von dieser Vision sind wir allerdings noch weit<br />
entfernt. Aber! Wir haben auch viele Krusten,<br />
Vorurteile und Hemmungen aufgebrochen. Der<br />
zwischenmenschliche Umgang ist mittlerweile<br />
offener, toleranter, gleichberechtigter.<br />
Auch wir Mitarbeiter der Lebenshilfe Abtenau<br />
mussten und müssen weiterhin lernen, unseren<br />
KlientInnen selbstbestimmte Wahlmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen und zu ermöglichen. Vom beschützenden Betreuer zum<br />
unterstützenden Assistenten. Das ist der Weg, den wir alle gehen<br />
müssen, damit sich etwas bewegt, hin zu mehr Würde für alle und<br />
gegenseitigem Respekt.“<br />
Wir fragen einmal nach, was Inklusion bedeutet für …<br />
Josef Gsenger:<br />
„Dass ich so bin wie jeder.<br />
Ich bin beeinträchtigt, möchte aber auch<br />
arbeiten und Sport machen und eine eigene<br />
Wohnung haben und ausgehen. Wie jeder<br />
andere auch. Dass die Leute auf mich zugehen<br />
und mich mögen. Dass ich auch ein gutes<br />
Leben habe, bis ich 100 bin.“<br />
Sebastian Pieper:<br />
„Ein gutes Leben haben zu können, bei der<br />
Arbeit, beim Wohnen und in der Freizeit. Wenn<br />
die anderen Menschen wissen, wie es bei mir<br />
ist und dass ich gerne mitmachen würde. Dass<br />
ich mein Leben selber gestalten kann. Wenn<br />
ich auch noch Freunde kriegen könnte, um mit<br />
ihnen etwas zu unternehmen.“<br />
Die Kooperation mit der<br />
LEBENSHILFE ABTENAU<br />
Seit 5 Jahren gibt es eine Kooperation<br />
mit der Lebenshilfe.<br />
Eine Bereicherung für beide Seiten.<br />
Unsere gemeinsamen Ausflüge sind<br />
legendär.<br />
Im Bild: Johann Lanner und Josef<br />
Kainhofer arbeiten seit 3 Jahren bei<br />
WM-Sport. Unter dem Motto: „Zwei<br />
gute Geister rund ums Haus“ halten<br />
sie unsere Außenbereiche sauber.<br />
Frauenprojekt<br />
in Afrika / Tansania<br />
Bild<br />
Naapok bedeutet in der Sprache der<br />
Massai: „Das, was geschaffen wurde.“<br />
Bethany Friberg begleitet eine<br />
Gruppe von 50 Massai-Frauen in<br />
einem Projekt in Tansania, das den<br />
Frauen durch ihre Perlen-Handarbeit<br />
ein kleines gesegnetes Einkommen<br />
ermöglicht.<br />
Mehr dazu – Manfred Wallinger war<br />
schon dort (0676 88780517).<br />
Spital Guatemala<br />
Gemeinsam<br />
statt einsam.<br />
TEAMWORK<br />
WIRD GROSS<br />
GESCHRIEBEN.<br />
Das Heilungs- und Friedenszentrum<br />
Pazmundo im Hochland von<br />
Guatemala betreibt ein Spital für<br />
Einheimische. Dieses möchten wir<br />
unterstützen.<br />
Frühjahr 2018<br />
AUSBLICK<br />
GANGART 10<br />
Schwerpunkt<br />
HEIMAT<br />
Ein etwas anderer Blick<br />
auf unsere Heimat.<br />
DIE<br />
GROSSE JAGD<br />
Einblick in die Jägerschaft<br />
gestern, heute und morgen<br />
mit Johann Thaler<br />
GUATEMALA<br />
Im Land der Mayas<br />
im Bild: Das Friedensund<br />
Heilungszentrum<br />
Pazmundo im Hochland<br />
Guatemalas am Atitlansee.<br />
INSCHINÖR L.<br />
ist Nonsense-Erfinder,<br />
er und sein Team haben<br />
besondere Lösungen für<br />
schwierige Situationen.<br />
TIPP:<br />
Das große <strong>gangart</strong><br />
Querschläger-Konzert | Sa. 21.04.2018<br />
Kartenvorverkauf schon jetzt.<br />
Infos bei WM-Sport: 06243 3644<br />
Josef Kainhofer:<br />
„Ich möchte gerne mitarbeiten. Ich möchte<br />
wichtig sein. Teil der Gesellschaft sein.<br />
Nicht von oben herab. Ich möchte öfter was<br />
unternehmen, mit einer Gruppe, mit Leuten.“<br />
Weitere Infos: Angelika und Manfred<br />
Wallinger sind Mitbegründer und seit<br />
über 25 Jahren dabei.<br />
Unterstützen Sie unsere Projekte.<br />
Verändern wir gemeinsam ein<br />
bisschen die „Welt“.<br />
„Mit liebevollem, aber kritischem Blick<br />
auf die Heimat – das ist die <strong>gangart</strong> der<br />
Querschläger.“<br />
Wir danken herzlich dem <strong>gangart</strong>-Team für die Möglichkeit eines<br />
Beitrages in diesem wunderbaren Heft und wollen euch in Zukunft<br />
einige praktische Beispiele gelebter (Beinahe-)Inklusion in Abtenau<br />
näherbringen.<br />
HELFEN SIE MIT!<br />
Das Spendenkonto lautet:<br />
„FÜR DIE, DIE ES BRAUCHEN KÖNNEN“<br />
IBAN: AT54 3500 1000 0009 3716<br />
BIC: RVSAAT25001<br />
Sie können zweckbindend für<br />
eines der 3 Projekte spenden.<br />
Werbeagentur Lichtblitz<br />
bei WM-Sport 2000, Markt 113,<br />
5441<br />
<strong>gangart</strong><br />
Abtenau,<br />
51<br />
Tel. 06243-3644<br />
Werbekonzepte für Kleinunternehmen,<br />
Drucksorten, Anzeigen, Transparente<br />
und Texte
FAIR<br />
MATCHING<br />
Name P. Virgil Steindmüller OSB<br />
geb. 1979<br />
seit 2002 Benediktiner im Stift<br />
St. Peter Salzburg, seit Februar<br />
2017 Pfarrer in Abtenau, Annaberg<br />
und Lungötz<br />
WIR BEGLEITEN<br />
AUF AUGENHÖHE …<br />
Individuell, Kompetenz-fokussiert und praxisnahe<br />
www.fairmatching.com<br />
Als gemeinnütziger Verein begleitet fairMATCHING im Land<br />
Salzburg seit Anfang 2016 Flüchtlinge bei der Arbeitsuche.<br />
Auf Augenhöhe und individuell, weil das die Voraussetzung<br />
ist, um die Kompetenzen zu heben und die Interessen und<br />
Bedürfnisse der Bewerber für den Arbeitsfindungsprozess zu<br />
nutzen. 30 vermittelte Personen im ersten Jahr zeigen, was<br />
wenige Menschen schaffen können. Dazu Wolfgang Tonninger,<br />
Obmann des Vereins: „Konkreter Ausgangspunkt für das Projekt<br />
war die Frage, wie eine nachhaltige Integration für MigrantInnen und<br />
Flüchtlinge in Österreich gelingen kann. Die Beantwortung führte uns<br />
direkt zum Thema Arbeitsvermittlung, weil wir darin einen wichtigen,<br />
mitentscheidenden Integrationsmotor sehen. Daraus entwickelte sich<br />
der Ansatz von fairMATCHING: Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen<br />
Arbeit suchenden Flüchtlingen/MigrantInnen UND Unternehmen,<br />
mit dem Anspruch, beide Seiten in diesem Prozess auf Augenhöhe zu<br />
begleiten.“<br />
Die übergeordneten Ziele von fairMATCHING – neben der<br />
konkreten Arbeitsvermittlung<br />
1. Den Boden für eine nachhaltige Integration von Flüchtlingen<br />
und MigrantInnen bereiten.<br />
2. Für Erfolgsgeschichten im Umgang mit Flüchtlingen und<br />
damit für ein anderes Klima sorgen.<br />
3. Ganz konkrete Win-Win-Situationen für Arbeit suchende<br />
Flüchtlinge und Unternehmen und damit einen Mehrwert<br />
für beide Seiten schaffen.<br />
4. Entrepreneurship/Unternehmerperspektive bei Migrant-<br />
Innen und Flüchtlingen fördern.<br />
5. Vorhandenes Know-how und Potenziale von MigrantInnen<br />
und Flüchtlingen bewusst machen, nutzen und damit<br />
einen Mehrwert für die österreichische Wirtschaft<br />
schaffen.<br />
Richten Sie Ihre Spenden bitte an die Raiffeisenbank Braunau:<br />
IBAN AT97 3406 0000 0814 5252.<br />
ÜBER DIE GENÜGSAMKEIT<br />
UND DAS NOTWENDIGE<br />
„Wer weniger braucht, danke Gott und sei<br />
nicht traurig. Wer mehr braucht, werde<br />
demütig wegen seiner Schwäche und nicht<br />
überheblich wegen der ihm erwiesenen<br />
Barmherzigkeit. So werden alle Glieder der<br />
Gemeinschaft in Frieden sein.“ (RB 34,3–5).<br />
Dieses Zitat aus der Benediktsregel, der Lebensordnung<br />
unserer Klostergemeinschaft – entstanden im 6. Jahrhundert<br />
– klingt für heutige Ohren ziemlich provokant, für<br />
manche sogar unerhört. Arbeiten wir doch alle daran,<br />
dass es uns gut geht und dass wir ein (ab-)gesichertes<br />
Leben haben. Seit Urzeiten wird Besitz und Reichtum<br />
als Erfolg und auch als Segen des Himmels gesehen und<br />
gedeutet.<br />
Und doch sagt Benedikt eigentlich das Gegenteil, das<br />
einfach und schwer zugleich ist: Dass der, der weniger<br />
braucht, eigentlich alles Notwendige zum Leben hat und<br />
alles andere demnach überflüssig ist. Dass der, der mehr<br />
braucht, eigentlich der Bedürftige ist, weil ihm anscheinend<br />
noch das zum Leben Notwendige fehlt – weil er mit<br />
seinen Wünschen und Bedürfnissen nicht im Reinen ist.<br />
Aber wer sagt schon gerne, dass er genügend hat, um<br />
zufrieden zu sein? Sind wir Menschen nicht eher dazu<br />
geneigt, dass wir niemals genug haben?<br />
Das, was Benedikt von den Mönchen einfordert, ist die<br />
Genügsamkeit und damit verbunden das Zufriedensein<br />
mit dem Lebens-Notwendigen. Dahinter stecken der Glaube<br />
und die Überzeugung, dass Gott für alles Notwendige sorgen<br />
wird und dass seine Liebe niemanden verhungern lässt.<br />
Die Genügsamkeit befähigt dazu, im Kleinen und Selbstverständlichen<br />
das Große und Außerordentliche zu erkennen.<br />
Sie will nicht ein Mehr an Quantität, sondern ein Mehr<br />
an Qualität. Die Genügsamkeit lehrt, die Dinge nicht in der<br />
Menge, sondern in der Tiefe zu verkosten. „Gott schuf das<br />
Volumen, der Teufel die Oberfläche.“ (Wolfgang Pauli)“<br />
52 <strong>gangart</strong>
ABTENAUER<br />
ADVENT<br />
Es dauert nicht mehr lange und der Advent steht wieder<br />
vor der Tür.<br />
Die Vorfreude ist groß: Weihnachtsgeschenke kaufen,<br />
Kekse backen, Weihnachtsdekorationen und der Duft<br />
des Weihrauchs, der durch die Stube zieht.<br />
Eine besondere Zeit, die auch unzählige Veranstaltungen<br />
mit sich bringt. Ob Christkindlmärkte,<br />
Adventkonzerte, die (bei manchen gefürchteten)<br />
Krampusse oder die festliche Krippenfeier – es ist<br />
für Jedermann etwas dabei.<br />
Zum Auftakt der Adventveranstaltungen stimmt<br />
uns dieses Jahr wieder die Meissnitzer Band mit<br />
der Konzertreihe „Advent im Gebirg“ im Kircherl<br />
am Radochsberg in die stille Zeit ein. Mit „S’is wieder<br />
Advent“ und einem Vocalconcert mit „Voices Unlimited“<br />
erwarten uns weitere Adventkonzerte in Abtenau.<br />
Als Höhepunkt des Abtenauer Advents findet am 17. Dezember<br />
das traditionelle Abtenauer Adventsingen unter dem Motto „Das Licht“<br />
in seiner ursprünglichsten Form statt. Erstmals sind die Kinder des<br />
Kindergartens Markt, sowie Pfarrer Virgil Steindlmüller an der<br />
Orgel unter den Mitwirkenden. Ein großes Hirtenspiel mit rund<br />
20 Hirtenkindern – einstudiert von Hans Spannberger, Sabine<br />
Schörghofer und Josef Moisl – lässt diese Veranstaltung zu einem<br />
besonderen Erlebnis werden.<br />
Nicht zu vergessen ist auch die alljährliche Krippenausstellung<br />
im Pfarrzentrum Abtenau, die sich bereits großer Beliebtheit<br />
erfreut. Die selbstgebastelten Weihnachtskrippen des Krippenbauvereins<br />
Abtenau werden in der 2-tägigen Ausstellung präsentiert.<br />
Wie man sieht, ist die Adventzeit nicht ganz so ruhig, jedoch in Abtenau<br />
noch immer mit viel Brauchtum und Tradition gestaltet. Gemeinsam<br />
die Freuden der Adventzeit genießen und sich von der Weihnachtsstimmung<br />
mitreißen lassen – die Vorfreude auf Weihnachten ist doch das Schönste am Advent.<br />
09.12.2017 AB 13.00 UHR BÄUERLICHER CHRISTKINDLMARKT<br />
16.12.2017 AB 13.00 UHR ABTENAUER ADVENTMARKT<br />
17.12.2017 AB 13.00 UHR ABTENAUER ADVENTMARKT<br />
bezahlte Anzeige<br />
Termine:<br />
25.11.2017 15.00 & 19.00 Uhr „Advent im Gebirg“ Radochsbergkirche<br />
26.11.2017 15.00 & 19.00 Uhr „Advent im Gebirg“ Radochsbergkirche<br />
01.12.2017 14.00 Uhr Advent-Einläuten der Pfadis Seniorenwohnheim<br />
01.12.2017 20.00 Uhr Vocalconcert mit „Voices Unlimited“ Pfarrkirche Abtenau<br />
02.12.2017 15.00 & 19.00 Uhr „Advent im Gebirg“ Radochsbergkirche<br />
03.12.2017 15.00 & 19.00 Uhr „Advent im Gebirg“ Radochsbergkirche<br />
03.12.2017 15.00 Uhr „S'is wieder Advent“ Pfarrzentrum Abtenau<br />
05.12.2017 16.00 Uhr Kinderkrampuslauf Marktplatz Abtenau<br />
05.12.2017 19.30 Uhr Krampuslauf Marktplatz Abtenau<br />
10.12.2017 14.00 Uhr Adventreiten Reitgut Lammertal<br />
16.12.2017 09.00–18.00 Uhr Krippenausstellung Pfarrzentrum Abtenau<br />
17.12.2017 09.00–18.00 Uhr Krippenausstellung Pfarrzentrum Abtenau<br />
17.12.2017 15.30 Uhr Abtenauer Adventsingen „Das Licht" Pfarrkirche Abtenau<br />
30.12.2018 20.00 Uhr Jahresschlusskonzert m. beschwingter Musik Pfarrzentrum Abtenau<br />
01.01.2018 15.00 Uhr Neujahrs-Katerwanderung Marktplatz Abtenau<br />
05.01.2018 19.30 Uhr Perchtenlauf & Königsreiter Marktplatz Abtenau
EIN QUIRLIGER<br />
GAST<br />
Eine Weihnachtsgeschichte von Renate Quehenberger<br />
Am Ende des Advents werden die Tage spürbar kürzer,<br />
jedoch nicht zwingend wegen des immer begrenzteren<br />
Tageslichts, sondern auch, weil so mancher Weihnachtsorganisator,<br />
egal ob groß oder klein, noch in den<br />
Vorbereitungen steckt, obwohl das große Fest eigentlich<br />
schon vor der Tür steht.<br />
Nicht vor unserer Tür, aber hinter der Kellertür stand<br />
mein Bruder und baute seine erste Weihnachtskrippe.<br />
In der hintersten Ecke der Garage realisierte er seinen<br />
selbst gebastelten Traum. Dort verbrachte er Stunden,<br />
ja manchmal sogar Tage. Fast emsiger als eine Ameise<br />
konnte man ihn im ganzen Haus hören, wie er hämmerte,<br />
bohrte und schraubte. Auf einer viereckigen schweren<br />
Holzplatte befestigte er die große Wurzel, die er vor<br />
einigen Wochen im Wald gefunden hatte. Der zierliche<br />
Knabe mit seinen zehn Jahren trug schwer, auf dem<br />
Weg nach Hause, am dämmrigen Nachmittag. In einer<br />
Hand die kleine Hacke und den unhandlichen Fuchsschwanz,<br />
die verknöcherte Wurzel in der anderen.<br />
Im alpenländischen Stil, jedoch nach Bethlehems<br />
Vorbild, gestaltete er sein weihnachtliches Werk. Eine<br />
kleine Höhle unter einem Wurzelvorsprung bot sich<br />
an, dass dort die Heilige Familie samt Ochs und Esel<br />
ihren Platz finden sollte. Besonders wohl sollten sich<br />
die Ankömmlinge in Bruders Krippe fühlen. Deshalb<br />
verlegte er samtweiches, feucht duftendes Moos am<br />
gesamten Herbergsboden. Auch ein Licht installierte<br />
er für die künftige Familie. Dazu hängte er eine kleine<br />
Kripperllaterne auf, die dann, am Heiligen Abend, hell<br />
leuchten sollte. Ungeduldig und zugleich stolz wartete<br />
er schließlich auf den Vater, der sein Bauwerk in die<br />
Küche hinauftragen sollte.<br />
Es war der Tag vor dem Heiligen Abend, und auch wir<br />
warteten gespannt auf die Ankunft der Krippe in unserer<br />
Wohnküche. Der Platz dafür war ja bereits seit dem<br />
Nachmittag geräumt. Die Mutter hatte ihre Nähmaschine<br />
nach unten geklappt, und nun sah das Möbelstück<br />
aus wie ein Holzkasten, so hoch wie ein Esstisch. Weil<br />
das nur zu Weihnachten geschah, war es schon etwas<br />
Besonderes: Wenn die bunten Stoffe, die Nähseiden, die<br />
kurzen Fäden, Schneiderschere und Stecknadeln nicht<br />
mehr unsere Wohnküche beherrschten, sondern die<br />
Krippe gleich neben dem Fernseher. Auf diesem Platz<br />
konnten wir sie gut sehen. Gegenüber stand der Tisch mit der Eckbank<br />
und den Stühlen, wo wir unsere gemeinsamen Winterabende<br />
verbrachten. Das silberne Lametta glitzerte im Wärmewind an<br />
den Tannen-zweigen hinter dem Bilderrahmen. Die Fenster waren<br />
geputzt, die Weihnachtstorte war gebacken und das Essen für die<br />
Feiertage eingekauft. Diese ganzen Vorbereitungen waren für unsere<br />
Mutter in diesem Jahr 1982 besonders anstrengend, denn wir<br />
warteten nicht nur auf Bruders Krippe und auf die Bescherung, wir<br />
warteten auch auf ein echtes kleines Christkind, das Mutter noch<br />
äußerst geduldig ertragend unter ihrem Herzen trug.<br />
Endlich knackte die Haustür. Der Vater war von der Arbeit nach<br />
Hause gekommen. Die Kellergeräusche der letzten Tage waren nun<br />
vollkommen verstummt. Deutlich hörbare Stille durchflutete das<br />
Haus. Und in der Küche staute sich die Neugier. Dann, endlich, war<br />
das Knarren der Holztreppe zu hören, die sein Kommen verriet.<br />
Jetzt ging alles sehr schnell: Die Küchentür sprang auf, schwere<br />
kurze Schritte, gefolgt vom Gestöhne des Vaters. Sein dunkelroter<br />
Kopf unterstrich den Kraftakt, der hinter ihm lag. Und mit einem<br />
lauten Seufzer ließ er den weihnachtlichen Stall auf den Nähkasten<br />
sinken. Die Krippe des Bruders war angekommen.<br />
Wir standen vor Bruders Kunstwerk und lobten ihn tüchtig, weil<br />
auch wir ein wenig stolz auf unseren Weihnachtsheimwerker<br />
waren. Da strahlten seine blauen Augen. Und so genossen wir den<br />
Abend, der vom wohligen Knacken des Holzes im Ofen begleitet<br />
wurde, und spürten in uns die Vorfreude auf das große Fest wachsen.<br />
Alles war beschaulich und ruhig, nur eine Weihnachtssendung<br />
lief im Fernseher – beinahe beiläufig. Die White Stars hatten glitzernde<br />
weiße Anzüge an und sangen ihr neuestes Weihnachtslied.<br />
Alles wirkte sehr feierlich, wie ich mich erinnern kann.<br />
Doch plötzlich bewegte sich etwas in der Krippe, in der kleinen<br />
Höhle unter dem Wurzelvorsprung. Maria und Josef konnten es<br />
nicht sein, denn die durften ja erst morgen in ihre Herberge einziehen.<br />
Dann wieder, eine Bewegung im finstersten Teil des Stalls! Wir<br />
konnten nicht so recht sehen, was es war, denn die Kripperllaterne<br />
war noch nicht eingeschaltet. Und so versuchten wir mit offenen<br />
Mündern und zusammengekniffenen Augen das<br />
Geheimnis zu entschlüsseln. Um die White Stars<br />
kümmerte sich niemand mehr. Da! Wieder ein<br />
Rascheln. Etwas Graues. Pelziges. Wir hielten<br />
den Atem an. „Eine Maus!“, schrie es aus<br />
meinem Bruder, bevor wir das Wort in<br />
den Mund nehmen konnten. Und meine<br />
Mutter kommentierte leise stammelnd die<br />
neue Situation: „Eine Maus, hier im Haus“.<br />
54 <strong>gangart</strong>
Wir Kinder fanden die Situation weniger dramatisch, ganz im Gegenteil:<br />
Das war ja richtig aufregend mit dieser neuen, lebendigen<br />
Krippenfigur. Doch wen sollte sie spielen? Den dominanten Ochsen,<br />
den störrischen Esel, ein kuscheliges Schaf oder sogar den krummen<br />
Hirten? Oder sollte sie gar den Engel ersetzen, bei dem voriges<br />
Jahr der rechte Fuß abgebrochen war, als wir ihn nach Weihnachten<br />
verpackt hatten?<br />
Doch wo war das Mäuschen? Wir rückten dicht an das bewohnte<br />
Weihnachtsbauwerk und spähten in jeden Winkel. Hinter den Nähmaschinenkasten.<br />
Unter den Moosboden. Mein Bruder bohrte sogar<br />
seinen kindlichen Kopf in das Loch der Wurzel. Keine Spur von<br />
der Maus. Doch: oben am Wurzelstock. Da war sie und beobachtete<br />
uns. Und schon war sie wieder weg. Blitzschnell. Zurück in ihrem<br />
Versteck. Dann raschelte es wieder. Sie kam auf uns zu. Wir wichen<br />
zurück. Erschrocken. Da! Zwei kleine leuchtende Äugelein schauten<br />
uns verdutzt an und verschwanden wieder in der Finsternis. Dann<br />
wieder ein Kratzen. Wieder eine schnelle Runde. Wieder weg. Bis sie<br />
allmählich Vertrauen fasste und beinahe gemächlich umherspazierte<br />
in ihrem neuen Reich und erst verschwand, als wir näher kamen.<br />
Die rote Gesichtsfarbe des Vaters war unterdessen verschwunden<br />
und einem dunklen Stirnrunzeln gewichen: „Was bin ich nur für ein<br />
Idiot, trage eine Maus in die Küche“, sagte er zur Wand gegenüber<br />
und erhob sich bedeutungsvoll. Während wir Kinder überlegten,<br />
wie wir dem Vater unsere Anteilnahme zeigen könnten, stieß sich<br />
der kleine Aushilfsengel halsbrecherisch von der Krippenkante<br />
und sprang hinunter auf den Boden. Und flitzte, wahrscheinlich<br />
von panischer Angst gepackt, unter unseren Beinen hindurch ins<br />
dunkelste Eck der Küche. Weg war er. Und nicht mehr gesehen –<br />
am letzten Abend vor Weihnachten!<br />
Auch am nächsten Morgen fehlte von der Maus jede Spur. Seit<br />
gestern hatten wir sie nicht mehr gesehen, was die Lage für uns<br />
Kinder unerträglich machte. Dafür konnten wir sie hören, wenn wir<br />
es schafften, ganz still zu sein. Mäuschen fraß die Gewürzkörner<br />
im Küchenkasten. Das schlaue Tier hatte wohl in der Nacht den<br />
schmalen Spalt an der Hinterseite gefunden und damit den direkten<br />
Zugang zu den Gewürzsäcken, wo sie bereits am Vormittag<br />
sozusagen ihren Weihnachtsbraten verspeiste: Kümmel, Koriander,<br />
Zimtstangen oder Nelken?<br />
Am späten Nachmittag verlor die Maus dann doch an Bedeutung<br />
und der Tag nahm seinen feierlichen Lauf. Der Onkel kam mit<br />
seiner Familie, und wir Kinder fieberten der Bescherung entgegen,<br />
die nebenan in Omas Küche geheimnisvoll vorbereitet wurde. Doch<br />
die Maus blieb das Gesprächsthema des Abends, auch unter den<br />
Erwachsenen. Bis mein Onkel die zündende Idee hatte, den Kater in<br />
die Küche zu locken und damit der Mausgeschichte ein Ende zu bereiten.<br />
Damit waren die Geschenke endgültig vergessen. Wir fanden<br />
unseren schwarzen Kater Paul auf Omas Sofa, seinem bevorzugten<br />
Schlafplatz und rissen ihn aus seinem tiefen Katerschlaf. Als er<br />
unsere Abordnung vor sich sah, streckte er seine flauschigen Katerpfoten<br />
von sich, riss das Maul weit auf und rollte ungläubig seine<br />
Augen. Dann ging alles sehr schnell. Wir packten ihn, rannten zur<br />
Küche und schubsten ihn unsanft hinein, seinem Weihnachtsbraten<br />
entgegen. Türe zu. Ein empörtes „Miau, miau“ aus der Küche war<br />
sein Protest, dass er so in der dunklen Küche abgestellt wurde. Jetzt<br />
hieß es warten. Wir vertrieben uns die Zeit mit unseren Geschenken,<br />
bis wir es nicht mehr aushielten: Die Neugier, das Adrenalin.<br />
Die entscheidende Frage: Hat er es getan, der Paul? Besorgt und auf<br />
Zehenspitzen huschten wir im Gänsemarsch zur Küchentür und<br />
horchten, ob ein Geräusch zu vernehmen war. Doch nichts war zu<br />
hören. Absolute Stille. Spannung pur, die mein Bruder abrupt beendete.<br />
Er öffnete die Küchentür und drehte das Licht auf. Wo war die<br />
Katze? Und vor allem, wo war die Maus geblieben? Mäuschen fanden<br />
wir nicht, aber dafür den Kater. Der lag gemütlich auf der gepolsterten<br />
Bank neben der Krippe und gab sich tief und fest seinem<br />
bevorzugten Katerschlaf hin. Das Mäuschen störte ihn nicht. Onkels<br />
brillante Idee war gescheitert und unsere Geduld endgültig geplatzt.<br />
Wir Kinder wollten es nun wissen. Der Kochlöffel flog aus der Lade.<br />
Der Schürhaken wurde kratzend aus dem Holzfach gezogen, dass<br />
der Ascheregen zu Boden rieselte. Die Taschenlampe beleuchtete<br />
zuckend den Raum. Mutters Besen krachte aus dem Abstellkasten,<br />
Senf, Zucker und Weihnachtskekse hinterher. Die gestapelten Geschenkschachteln<br />
fielen wie Kartenhäuser ineinander. Die weihnachtliche<br />
Mäusejagd war ausgerufen. Gestochert mit dem Besen<br />
unter dem Nähmaschinenkasten. Die Taschenlampe flog darüber,<br />
um unter die Bank zu leuchten. Der Kochlöffel klatschte auf Bruders<br />
Kopf, um in die kleine Spalte stochern zu können. Der Schürhaken<br />
pflügte den Moosboden in Windeseile um. Die heilige Familie unten<br />
drunter. Der am Fußboden herumwirbelnde Kinderknäuel vermischte<br />
sich flink. Schubsen, darüber springen, unten durchrobben, am<br />
Arm ziehen, an den Socken zerren. Au! Lass mich! Ich darf! Nein!<br />
Plötzlich, eine fahndungstechnische Durchsage: Da! Oben. Sitzt<br />
die Maus! An der Wurzelspitze beim versehrten einfüßigen Engel.<br />
Mehrere Kinderaugenpaare schauten in die kleinen ängstlichen<br />
verschreckten Mäuschenaugen. Der Kinderknäuel unterm Nähmaschinenkasten<br />
rührte sich nicht. Alles wie eingefroren. Die<br />
Haushaltswaffen bedeutungslos. Nun gab es nur mehr einen Weg<br />
für die Maus und der war die Flucht durch die Mitte. Sie sprang<br />
von der Krippe auf uns herunter und mitten in uns hinein. Unsere<br />
Beine in leichter Panik, flogen nach oben und zur Seite. Die Maus<br />
irgendwo, unter uns, ein drunter und drüber, und dann hinein in<br />
eine leere Schachtel. Erst da sahen wir die Mutter, die in die Küche<br />
gekommen war und das Schauspiel verfolgt hatte, und die jetzt in<br />
einer Blitzbewegung die Schachtel mit der Maus an sich krallte, zum<br />
Küchenfenster stürmend eine makellose Pirouette drehte und es<br />
aufriss. Von da an läuft meine Erinnerung in Zeitlupe. Ich sehe die<br />
hochschwangere Frau und die Schachtel, die aus ihrer Hand gleitet,<br />
samt tierischem Inhalt, hinaus in die dunkle, mit weißen Daunenfedern<br />
ausgekleidete, Christnacht. Und uns Kinder am Fenster, lautlos<br />
und mit offenem Mündern.<br />
Das andere Christkind, auf das wir schon seit Tagen sehnlichst<br />
gewartet hatten, kam etwas verspätet am Silvesterabend zur Welt.<br />
<strong>gangart</strong> 55
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