Zendeh Rud #1 (December 2015)

Zendeh Rud
Diwan für Kunst und Literatur
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Ausgabe Nr. 1
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Dezember 2015
Impressum:
Herausgeber / Redaktion: Ufuk Ocak, Albert Mäkitalo
Layout: Albert Mäkitalo
Künstlerin: Moshtari Hilal
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Auflage dieser Ausgabe: 1000 Exemplare
ZR Kontakt:
E-Mail: zendehrud@gmx.net
Homepage: www.zendehrud.de
Facebook: https://www.facebook.com/thezendehrud?ref=hl
Soundcloud: https://soundcloud.com/zendeh_rud
Twitter: https://twitter.com/zendeh_rud

Editorial
Wir freuen uns, euch mit der ersten Ausgabe von
ZENDEH RUD einen Diwan zu eröffnen, der erstmals
und ausschließlich zeitgenössische Gedichte von
Autoren auf Türkisch, Persisch, Kurdisch, Armenisch,
Assyrisch, Arabisch und Hebräisch mit deutscher
Übersetzung enthält.
Auf der Rückseite eines jeden Gedichtes leitet ein
QR-Code euch auf unsere Soundcloud-Seite weiter,
auf der ihr die Gedichte in der Originalsprache hören
könnt. Eine virtuelle Lesung, die euch einen Zugang zu
den schönen Sprachen einer Region eröffnet, mit der
wir verbunden sind.
Viel Spaß beim Lesen und Hören wünschen euch,
Albert Mäkitalo und Ufuk Ocak

Shani Goldfrad
Und bis zu deinem Abschied
war ich nichts
dünner Sand verstreut
beim Windstoß der Erinnerungen
ein schwindendes Spiegelbild
davongleitend
Mein Starren hängt
am letzten Horizont
Und bei deiner Rückkehr
war ich Gerechtigkeit
aus salziger Erde
Beim ersten Licht der Morgendämmerung
Fragmente sammelnd,
Perlen an einer Schnur
Alle außer zwei
in den Tiefen deiner Augen
Hebräisch

Höre das Gedicht von
Shani Goldfrad:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/shani-goldfrad

Emad Ahmad
Arabisch

Emad Ahmad
LOCH
Lass uns ehrlich sein,
darüber, dass wir nur die Ameisen der Lasten sind,
wir alle haben im Loch gelebt,
das Zehnfache unseres Gewichts getragen,
Männchen werden nach der Fertilisation getötet,
oder nachdem ihre Muskeln schwächeln,
Und die Weibchen füllen die Zellen der Tunnel,
mit Hunger und Nachwuchs
Höre das Gedicht von
Emad Ahmad:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/emad-ahmad-hole

Şivan Zeren
Heya ebedê
Çira ku canê min germeron dikir; min tarîsar hişt û çû
Awirên ji dil hinavî hênîk dikir; min bê ken û çog şikestî hişt û çû
Şevên keldila işqê radikir, deriyê valahiyê vekir;
Min bê palgeh hişt û çû
Tava ku wek teyrê tawis xemla şemalê li xwe dikir;
Min bê reng, bê dirûv hişt û çû
Hêviya jiyîna bextewariyê çirûskên
şoreşa hebûne bû; min bê çalak, bê rêgeh hişt û çû
Du qibleçavên çavkaniya baweriyê, min bê mabed hiştin,
heya ebedê çû û çû
KURMANCÎ

Şivan Zeren
Bis zur Ewigkeit
Zunderlicht, der du mich gewärmt und erleuchtet hast,
Hast mich verlassen in der Dunkelheit und Kälte,
Mit deinem inneren Glanz, der mein Innerstes erkältete,
mein Lächeln verblassen ließ und mich schwächte,
Du hast mich verlassen in der Leere der brodelnden Nächte,
im Mittelpunkt der Liebe,
Wie ein Pfau, der sich mit der Schönheit des Sonnenlichts schmückt,
Verließt du mich blass und formlos,
Du verließt mich in Müdigkeit und mit dem Funken der Revolution,
Mit der Hoffnung auf ein besseres Leben,
Du verließt mich,
mit deinen heiligen Augen, dem Quell meines Glaubens
verletzlich bis zur Ewigkeit.
Höre das Gedicht von
Şivan Zeren:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/
sivan-zeren-heya-ebede

Meysam Ameri
Wie das Wasser lasse ich jeden Felsen hinter mir
Wie das Wasser lasse ich mein Übungsheft zurück
Wie das Wasser fl og ich über das ewige Schicksal
Wie das Wasser fl og ich in einer unendlichen Trunkenheit
Wie das Wasser erinnerte ich mich an meine Absichten
Wie das Wasser erinnerte ich mich an meine Angaben
Wie das Wasser fl og ich über das hörenswerte Ungehörte
Wie das Wasser fl og ich über jedes einzelne Ungetane
Wie das Wasser durchschritt ich alles Nicht-existierende
Und wie das Wasser besitze ich einen ewigen Anfang und ein
ewiges Ende: in der puren Reinigung.
Persisch

Höre das Gedicht von
Meysam Ameri:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/meysam-ameri

Moshtari Hilal

Moshtari Hilal
http://moshtari.tumblr.com/

Serkan Sariataş
Viri
Der Moment
Rocê ma nêmorinê
Unsere ungezählten Tage,
Verdera moriyê qeydiyê
sind schon vorher gezählt und geendet,
Coka her rocê roca peyına
deswegen ist jeder Tag der, der der letzte sein wird,
Koytiyo nıka waxtê ma, ê sıma
Wo ist jetzt unsere Zeit, unsere, eure,
Yi bin şi koyti
wo sind die anderen hin,
Koyt bi tarmelê
wohin sind sie gefallen und vertrocknet,
Kam perskeno yina, ma, nina
wer frägt nach ihnen, nach uns, nach jenen,
Kuyê?
wo sind sie,
Xo virra kerdi
vergessen worden…
Zazaki-KIRMANCKÎ

Höre das Gedicht von
Serkan Sariataş:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/serkan-sariata-viri

Tamar Boyadjian
Armenisch

Höre das Gedicht von
Tamar Boyadjian:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/tamar-boyadjian

Esra Genç
SONUNCU ŞIIR
Öyle çok yaşadım ki
Anamın rahmine döndüm yine.
Örümcek ağlarıyla kaplı rahmine anamın,
Döndüm.
Kalabalık ve yalnız rahmine…
Küf kokulu, düşman rahmine,
Döndüm anamın.
Boğulmamak için döndüm.
Zaman bitiyor burada.
Yolun sonu Kalu Bela.
Toplanmış kalabalık yalnızlar,
Kimsecikler yok etrafta.
sen.
ben.
Bir tek kar tanesi.
Bir de Tanrı ve Diğerleri.
Senle ben karşılaşacağız yine.
Ben sana biat edeceğim.
Sonrası hiçlik.
Olmamışlık bu yolun sonu.
Huzur yoklukta!
Türkisch

DAS LETZTE GEDICHT
Ich habe so lange gelebt,
dass ich wieder in den Schoß meiner Mutter zurückgekehrt bin,
in den Schoß meiner Mutter,
der bedeckt ist, mit Spinnennetzen,
Ich bin zurückgekehrt,
In ihren vollen und einsamen Schoß
Modrigen, feindseligen Schoß,
Zurückgekehrt,
Zurückgekehrt, um nicht zu ersticken,
Die Zeit endet hier,
das Ende des Weges ist „Qanu Bala“
Zusammengekommen ist die einsame Menge,
Niemand ist da,
Du, Ich,
Eine einzelne Schneeflocke,
Und auch Gott und die Anderen,
Wir werden uns wieder begegnen,
dir Treu sein werde ich,
Danach das Nichts,
In der Nicht-Existenz ist das Ende dieses Pfades,
Nicht-Sein ist Friede.
Esra Genç
Höre das Gedicht von
Esra Genç:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/
esra-genc-sonuncu-siir

Nineb Lamassu
POET IM EXIL
Wir sind alle Exilanten,
Gibt es einen unter uns, der keiner ist?
Die, die den Schoß ihrer Mütter
Freiwillig verlassen haben?
Mutter und Stadt,
Stadt und Heimat,
Exil ist nicht ein Gott,
Es ist eins, sogar in seiner Dreifaltigkeit,
es ist ein Regenbogen,
eine Komposition mehrerer Reflektionen,
Schatten heller und dunkler Farben,
Nach meinem Exil aus ihrer Gebärmutter,
Weinte ich mein erstes Gedicht.
Assyrisch

Höre das Gedicht von
Nineb Lamassu:
https://soundcloud.com/zendeh_rud/
nineb-lamassu-exiled-poet

Die Autoren
Emad Ahmad - Geboren 1984 in Homs, Syrien. Veröffentlichungen:
„Massory“ (2014), „25 Ka´bah“ (2014) und „Deserved Pain
(2015)“. Lebt als freier Schriftsteller und Übersetzer in Istanbul.
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Esra Genç - Geboren 1985 in Kayseri, Türkei. Lebt in den USA.
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Meysam Ameri - Geboren 1982 in Isfahan. Lebt und arbeitet in
Isfahan.
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Nineb Lamassu - Geboren 1975 in Kirkuk, Irak. Lebt in Cambridge.
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Serkan Sariataş - Geboren im Dorf Askısorê - Okurlar in der
ostanatolischen Provinz Tunceli (Dersîm) in der Türkei. Arbeitet als
Buchhändler und freier Schriftsteller.
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Shani Goldfrad - Geboren 1992, lebt und studiert in Jerusalem.
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Şivan Zeren - Geboren in Istanbul, stammt aus der südostanatolischen
Stadt Cizre. Veröffentlichungen: “Kurdistanbûl (2013)”,
Dilperest (2015)”.
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Tamar Boyadjian - Geboren in Nordkalifornien (Mountainview).
Lehrt Mittelalterliche Geschichte an der Michigan University.

Besonderer Dank für ihre Unterstützung
geht an:
Ayna Steigerwald
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Daniel Ohanian
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David Hagman
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Delyan Rusev
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Etienne Charriere
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Guenal Ocak
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Harman Taha Otmann
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Ishkhan Chiftjian
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Jakob Wilke
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Jan Kressin
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Jan-Markus Vömel
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Joe-Carol Breuer
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Louise Abellard
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Meliha Edler
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Nils Schminke
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Peter Stefanovicz
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Ramin Shaghaghi
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Simon Birol
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Terence Nikolic
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Walter Fabian Schmid