Wann & Wo 03.12.2017
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Sonntag, 3. Dezember 2017<br />
WANN & WO<br />
78 LESERBRIEFE<br />
NEUES VOM ZANZENBERG<br />
Krampus &<br />
Nikolaus<br />
ULRICH GABRIEL<br />
unart@unartproduktion.at<br />
nd Griechenland,<br />
„UNikolaus?“, knurrt<br />
Krampus. „Den Zahlen<br />
geht es jetzt ja besser, den<br />
Menschen aber nicht. Ich<br />
stelle fest: Die Zahlen sind<br />
wichtig, die Menschen<br />
nicht. Was man mit Aufschwung<br />
meint, weiß ich<br />
nicht“, sagt Nikolaus*, der<br />
Grieche. „Und die EU?“<br />
knurrt Krampus. „Ich<br />
sehe zwei Gefahren. Der<br />
Nationalismus steigt, der<br />
Populismus steigt. Polen,<br />
Ungarn, Katalonien …“,<br />
sagt Nikolaus*. „Und in<br />
der Türkei ist ein Tyrann<br />
dran“, knurrt Krampus.<br />
Nikolaus*: „Die Ökonomisierung<br />
hat die Welt von<br />
Grund auf zum Schlechten<br />
verändert. Entweder<br />
ändert sich das wieder<br />
oder ich sehe schwarz.<br />
Das Aktuelle hat keinen<br />
Bestand. Am schlimmsten<br />
ist, dass die Reichen ihre<br />
gesellschaftlichen Pflichten<br />
nicht ernst nehmen,<br />
das entsetzt mich. Das hat<br />
es nie gegeben. Haben die<br />
Reichen kein Gewissen<br />
mehr?“ Krampus: „Sie<br />
haben nie eines gehabt!<br />
Reiche gehen seit Jahrhunderten<br />
über Leichen,<br />
VolksvertreterInnen haben<br />
ihnen den legalen Weg zu<br />
Bilanzbetrug und Steuerbetrug<br />
gebahnt. Die aktuelle<br />
Wirtschaftsordnung<br />
ist nicht nur gewissenlos,<br />
sie ist verbrecherisch<br />
geworden. Dafür wird<br />
nach Belieben die Demokratie<br />
ausgehebelt wie die<br />
Glyphosatentscheidung<br />
von 18 EU-Staaten jedem<br />
Trottel zeigt. Konzerne<br />
regieren, mischen Gift<br />
und töten Fauna, Flora<br />
und Menschen für den<br />
Gewinn. Kriegen ist ihr<br />
Antrieb, der Staat leichte<br />
Beute.“<br />
Nikolaus: „Wer ist<br />
reich?“ Krampus:<br />
„Jeder, der 10 Mio Vermögen<br />
hat und 7000 Euro<br />
netto monatlich verdient.<br />
Eine Reiche kann sich auf<br />
Jesus‘ Talentegleichnis<br />
(Matthäus 25,14-3) berufen:<br />
,Wer hat, dem wird<br />
gegeben werden und er<br />
wird im Überfluss haben;<br />
wer aber nicht hat, dem<br />
wird auch noch weggenommen,<br />
was er hat.‘<br />
So schauts aus, heiliger<br />
Nikolaus. Gier & Gewissenlosigkeit<br />
sind die Werte<br />
der Reichen. Sie erhalten<br />
sich durch Vererbung<br />
und geben die Auflösung<br />
moralischer Kriterien an<br />
ihre Kinder weiter. Nicht<br />
selten beginnen sie als<br />
Christen, Revolutionäre,<br />
Kommunisten, Sozialisten,<br />
Linke, Liberale nützen die<br />
Demokratie für sich, dann<br />
kaufen & verkaufen sie<br />
mit der Anlegerknarre in<br />
der Hand nach Belieben<br />
die Welt.<br />
Ansehen wird beim<br />
Volk mit Spenden<br />
erkauft. Den Konzernen<br />
fehlende Moral vorzuwerfen,<br />
ist aber genauso<br />
dumm wie dem Kapitalismus<br />
Moral beibringen<br />
zu wollen. Konzernführer<br />
agieren wie Automaten.<br />
Einfältige, eindimensionale,<br />
berechenbare Profitmaschinen.<br />
Wären Reiche<br />
nicht gewissenlos, wären<br />
sie nicht reich. Würde<br />
der Kapitalismus human,<br />
wäre er kein Kapitalismus.<br />
Das Krokodil wird kein<br />
Vegetarier. Reiche zur<br />
gesellschaftlichen Pflicht<br />
und zur moralischen Verantwortung<br />
aufzufordern,<br />
ist so wirksam wie einem<br />
Esel Französisch beibringen<br />
zu wollen! Ein neuer<br />
Weg muss her.“ Krampus<br />
geht auf den Zanzenberg.<br />
Nikolaus sieht die Himmelsleiter<br />
und steigt auf.<br />
*Zit. Petros Markaris,<br />
Neue am So, 26. 11. 2017<br />
In „Neues vom Zanzenberg“ gibt<br />
W&W dem Gastkommentator Ulrich<br />
Gabriel Raum, seine persönliche<br />
Meinung zu äußern. Sie muss nicht<br />
mit der Meinung der Redaktion<br />
übereinstimmen. Blog unter:<br />
www.zanzenberg.blogs.tele.net<br />
www.karikaturen.guru<br />
Ziffernnoten<br />
„Ziffernnoten sind ein<br />
feindlicher Agent im Reich<br />
des Lernens“ (Rupert Vierlinger).<br />
„Wenn Noten rezeptpflichtig<br />
wären, hätte man sie<br />
schon lange aufgrund ihrer<br />
Nebenwirkungen vom<br />
Markt genommen!“ Zitat<br />
einer Volksschul-Direktorin.<br />
Oder wie würden<br />
Sie reagieren, wenn Ihr/e<br />
Arzt/Ärztin über Ihren<br />
Gesundheitszustand die<br />
Note Befriedigend oder<br />
Genügend gäbe? Mit diesen<br />
Beispielen möchte ich nur<br />
zum Ausdruck bringen,<br />
dass die Bewertung mit<br />
einer Ziffernnote kaum<br />
aussagekräftig, valide,<br />
reliabel oder gar objektiv<br />
ist. Das sind aber genau<br />
die Kriterien, die nicht<br />
nur in der Wissenschaft<br />
Standard sind, sondern in<br />
vielen Bereichen unseres<br />
Lebens. Aber in unserem<br />
Bildungssystem – der Basis<br />
jeder Gesellschaft – sollen<br />
diese nicht gelten? Zudem<br />
verstoßen beinahe alle<br />
Bildungseinrichtungen, die<br />
Ziffernnoten geben, gegen<br />
die Leistungsbeurteilungsverordnung.<br />
Denn wenn<br />
man z.B. die Definition von<br />
Sehr gut hernimmt, dann<br />
gäbe es kaum einen Einser:<br />
„Mit ,Sehr gut‘ sind Leistungen<br />
zu beurteilen, mit<br />
denen der Schüler die nach<br />
Maßgabe des Lehrplanes<br />
gestellten Anforderungen<br />
in der Erfassung und in der<br />
Anwendung des Lehrstoffes<br />
sowie in der Durchführung<br />
Cartoon der <strong>Wo</strong>che<br />
der Aufgaben in weit über<br />
das Wesentliche hinausgehendem<br />
Ausmaß erfüllt<br />
und, wo dies möglich ist,<br />
deutliche Eigenständigkeit<br />
beziehungsweise die<br />
Fähigkeit zur selbständigen<br />
Anwendung seines Wissens<br />
und Könnens auf für ihn<br />
neuartige Aufgaben zeigt.“<br />
Die Beurteilung der bis jetzt<br />
vorliegenden Pläne zur<br />
Schulreform der künftigen<br />
Koalition überlasse ich<br />
Ihnen!<br />
Prof. Mag. Peter Fischer,<br />
Lehrer an der PH Vorarlberg,<br />
Rankweil<br />
Hundeverordnung<br />
– Alternativen<br />
Herr Gottfried Schatzmann<br />
bringt in seinem Leserbrief<br />
vom 29.11.2017 konkrete<br />
Beispiele, die seiner Meinung<br />
nach die getroffene<br />
Verordnung notwendig<br />
machen. Die vom ihm<br />
geschilderten Vorfälle sind<br />
inakzeptabel, da sind sich<br />
wohl alle einig. Sie stellen<br />
aber einen Tatbestand dar,<br />
der im § 3 Landessicherheitsgesetz<br />
bereits gesetzlich<br />
geregelt ist: „Tiere<br />
sind so zu beaufsichtigen<br />
oder zu verwahren, dass<br />
durch sie Personen weder<br />
gefährdet noch in unzumutbarer<br />
Weise belästigt<br />
werden.“ Der Bürgermeister<br />
kann Tierhaltern, die<br />
dieser Aufsichtspflicht<br />
nicht nachkommen, entsprechende<br />
Maßnahmen<br />
bzw. Auflagen anordnen,<br />
im Falle der drohenden<br />
Gefahr ist er dazu verpflichtet.<br />
Herr Schatzmann hat<br />
vollkommen Recht, wenn<br />
er die Ignoranten bei den<br />
Hundehaltern als unqualifizierte<br />
Minderheit und<br />
die vernünftigen und rücksichtsvollen<br />
Hundehalter<br />
als überwiegende Mehrheit<br />
einschätzt. Dann ist es aber<br />
nur logisch und fair, die<br />
einzelnen Übeltäter mit Einzelbescheiden<br />
zur Raison<br />
zu bringen, als alle anderen<br />
mit einer überschießenden<br />
Verordnung das Hundeleben<br />
schwer zu machen.<br />
Sonst wedelt der sprichwörtliche<br />
Schwanz mit dem<br />
Hund. Es gibt geeignete<br />
und bewährte Alternativen,<br />
um das Zusammenleben<br />
mit Hunden konfliktfreier<br />
zu gestalten. Als effizienteste<br />
Maßnahme hat<br />
sich verbesserte Sachkunde<br />
erwiesen. „Wissen schützt<br />
vor Bissen“ lautet das<br />
Motto für den (freiwilligen)<br />
Hundeführerschein in<br />
Bayern. Einige Gemeinden<br />
bieten Hundehaltern, die<br />
solche Kurse besuchen,<br />
einen Bonus bei der Hundesteuer<br />
an. Auch die Benutzung<br />
von Freilaufzonen<br />
(bitte aber solche, die den<br />
Namen verdienen) könnte<br />
an entsprechend qualifizierte<br />
Ausbildung von<br />
Hund und Halter gekoppelt<br />
werden. Sehr lobenswert<br />
ist auch die Initiative<br />
„Hunde sicher verstehen“<br />
vom Verein Sicheres Vorarlberg,<br />
wo in Kindergärten<br />
der richtige Umgang mit<br />
Hunden gelernt wird. Wünschenswert<br />
wäre darüber<br />
hinaus eine landesweit<br />
koordinierte Regelung der<br />
Gemeinden, die Kooperation<br />
sollte nicht bei der<br />
gemeinsamen Bauverwaltung<br />
enden.<br />
Dr. Erik Schmid<br />
Fachtierarzt für Tierhaltung und<br />
Tierschutz, Götzis<br />
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