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WerDer_Charly_2

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Ferdinand Scherer<br />

Familienchronik<br />

Teil Nr. 2<br />

Übersicht zum zweiten Kapitel<br />

Im zweiten Kapitel lernen wir die Familie meiner<br />

Mutter Rosa Scherer kennen.<br />

Seite 107 bis 205 mit 332 Bildern zu Kapitel Nr. 2<br />

Dazu begeben wir uns ins Entlebuch, besser gesagt nach<br />

Schüpfheim im Kanton Luzern. Dort lernten sich einst die<br />

Eltern meiner Mutter, Dachdeckermeister Ferdinand Scherer<br />

und Rosa-Cécilia Studer, die Tochter von Franz und Anna-<br />

Maria Studer-Vogel aus Eschholzmatt, kennen.<br />

Ferdinand und seine Frau Rosa-Cécilia heirateten und<br />

gründeten in der Folge eine eigene Spenglerei mit einem<br />

angegliederten Dachdeckerbetrieb. In den Anfängen lebte das<br />

Paar auf dem Brügghof etwas ausserhalb von Schüpfheim.<br />

Der Ehe von Ferdinand und Rosa-Cécilia Scherer-Studer<br />

entsprossen im Zeitfenster zwischen 1911 und 1924 acht<br />

Kinder: vier Jungs, das waren Franz, Friderich, Josef und<br />

Walter, sowie vier Töchter, Maria, Gritli, Rosa und Lina. Das<br />

ergab im Resultat die acht Schererlinge.<br />

Ferdinand u. Rosa Scherer-Studer<br />

Schon bald erwarb Rosa-Cécilia von Bauer Balmer ein Stück<br />

Land im Wolfgang, wo die Scherer-Studers ein eigenes<br />

Häuschen für die schell heranwachsende Familie bauten. Die<br />

Kinder, die sogenannte Achterbande, ging in Schüpfheim zur<br />

Schule. Die Herren Franz, Friederich und Walter halfen im<br />

väterlichen Betrieb, sie erlernten alle den Dachdecker- und<br />

Spenglerberuf. Josef hingegen fand am Gärtnern Gefallen,<br />

darum wurde Josef Scherer Landschaftsgärtner.<br />

Die vier Herren genossen ihr Junggesellenleben. Dabei lernte<br />

Franz seine Hedwig kennen, und Friederich verliebte sich in<br />

Christine. Walter traf in seinem Postauto Hedi, welche damals<br />

ihren Schirm vergessen hatte, und Josef konnte sich nicht<br />

entscheiden, darum blieb er ledig.<br />

Die vier Mädchen zogen bald in die Fremde. Man fand sie im<br />

Hotel Bellevue bei der Familie Dahinden auf Rigi Kaltbad in<br />

verschiedenen Dienstleistungspositionen, unter anderem im<br />

Service oder in der Lingerie.<br />

Auch im Tessin machten die attraktiven Scherer-Töchter<br />

Station, um die Italienische Sprache zu lernen. Auf der Rigi, im<br />

Tessin und in Graubünden lernten die Schererlinge bald ihre<br />

zukünftigen Ehemänner kennen.<br />

Maria verliebte sich in Willy, Gritli war in Paul verknallt, und<br />

meine Mutter Rosa wurde an Marias Hochzeit mit Karl bekannt<br />

gemacht. Lina jedoch nahm sich etwas Zeit, bis sie ihr Herz an<br />

Hans verschenkte.<br />

Was sich sonst noch alles abgespielt hat im grössten Buch der<br />

Welt, dem sogenannten Entlebuch, habe ich in meinem Buch<br />

"Wer ? der <strong>Charly</strong>" in Kapitel zwei ausführlich für die Nachwelt<br />

festgehalten.<br />

Erklärung<br />

Schererlinge ist ein von mir frei erfundener Ausdruck, den ich<br />

ausschliesslich in Zusammenhang mit dem Familienclan der<br />

Scherers und dessen Nachkommen verwende.<br />

Ferdinand Scherer<br />

Rosa-Cécilia Studer<br />

108 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das Fenster zur Familie Scherer-Studer, Dachdecker, Schüpfheim<br />

Nicht ganz vollständig, die Familie von Ferdinand und Rosa-Cécilia Scherer-Studer mit Lina, Franz, Gritli,<br />

Maria, Friederich, Walter und Rosa in Bildmitte. Auf dem Foto, welches im Jahr 1933 auf dem Brügghof in<br />

Schüpfheim produziert wurde, fehlt Josef, der jedoch auf dem Bild unten zu sehen ist. Das Foto rechts unten zeigt<br />

meine Mutter, die Rosa, mit Irene Scherer auf ihren Armen.<br />

Rosa-Cécilia mit Ferdinand Scherer, Tochter Gritli und Sohn Josef Scherer vor dem Haus Wolfgang in Schüpfheim<br />

Rosa-Cécilia Scherer-Studer, geboren am 14. Juli 1888, war verheiratet mit Ferdinand Scherer, dem<br />

Dachdeckermeister, später wohnhaft im Haus Wolfgang in Schüpfheim. Rosa-Cécilia war eine der Töchter des<br />

Franz Studer vom Brügghof. Vater Franz, also der Senior, war damals verheiratet mit einer Tochter der Familie<br />

Thalmann vom 10 Hektaren umfassenden Chnübelihof, der Thalmanns, einer ehemaligen Escholzmatter Familie,<br />

mit Köbi Thalmann, zu der Zeit Knecht bei der Balmer-Familie im Wolfgang und Bruder von Franz junior, der durch<br />

einen Unfall ein versteiftes Bein hatte. Die Brüder waren gerade 2 von 15 Kindern der Thalmanns aus Escholzmatt,<br />

welche nach meinen Recherchen den Chnübelihof bewirtschafteten.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 109


Einst auf dem Brügghof der Familie Studer-Vogel in Schüpfheim<br />

Franz Studer mit Anna-Maria Studer-Vogel, Gritli Scherer sowie mit mir nicht bekannten Leuten auf dem Brügghof<br />

Gruppenbild mit den Studers<br />

Maria mit Klein Angela, Rosa-Cécilia und Anna-Maria Studer-Vogel<br />

Maria mit Rosa, Walter und Franz<br />

Ferdinand mit Maria Lina und Rosa-Cécilia<br />

110 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Franz Studer-Emmenegger vom Brügghof in Schüpfheim<br />

Franz Studer vom Brügghof Den Eingang vom Brügghof Schüpfheim fotografierte ich im August 2016<br />

Franz Studer-Emmenegger verstarb in den frühen Morgenstunden des 26. Juni 1988 in seinem 90.<br />

Lebensjahr. Als jüngstes Kind der Eltern Franz und Marie Studer-Vogel erblickte er damals auf dem Brügghof in<br />

Schüpfheim das Licht der Welt. Der am 28. Januar 1898 geborene Franz erlebte mit seinen vier Schwestern und<br />

seinen drei Brüdern eine einfache und dennoch glückliche Jugendzeit. Nach dem Besuch der Primar- und der<br />

Sekundarschule im Dorf hiess es, sich auf dem elterlichen Brügghof, zu dem gleichzeitig noch das Knübeli-Heimetli<br />

gehörte, voll in den Arbeitsprozess einzuordnen.<br />

Da aber nicht alle daheim auf dem Hof bleiben konnten, begann Franz eine Bäckerlehre in Kriens. Doch die<br />

Liebe zur heimatlichen Scholle war stärker, und Franz kehrte schon bald wieder in den Bauernstand zurück. Mit<br />

20 Jahren erlitt er beim Holzen auf der Alp Chäsboden einen schweren Unfall, der ihm fast ein Bein gekostet hatte.<br />

Durch das Eigenverschulden, die Verzögerung des Arztbesuches, blieb in der Folge das Kniegelenk steif, was Franz<br />

sein ganzes Leben lang behinderte.<br />

Wie es früher nicht selten vorkam, wurde auch bei den Studers die beiden Heimetli durch Zufallsmethoden<br />

verteilt. So erhielt Franz das Knübeli zugesprochen, während Adolf 1925 das väterliche Heimetli übernahm. Doch<br />

bereits zehn Jahre später konnte Franz von seinem Bruder den Brügghof übernehmen. Das Gut Knübeli verkaufte er<br />

an seinen Schwager Kobi Thalmann. Nun war sein Lebenswunsch in Erfüllung gegangen, doch es war ein schweres<br />

Unterfangen damals in den krisenhaften Dreissigerjahren. Mit viel Mut und etwas Gottvertrauen meisterte der Franz<br />

alle Schwierigkeiten selbst. Der umfangreiche Betrieb erforderte dringend eine junge Bäuerin, zumal die eigenen<br />

Eltern die üblichen Altersbeschwerden verspürten. Man war froh um jede Hilfe.<br />

Am 30. April 1938 trat Franz mit Marie Emmenegger vom Riederweg an den Traualtar. In der Wesmelinkirche<br />

in Luzern gaben sie sich das Jawort für ein ganzes Leben mit- und füreinander. Diese glückliche Verbindung im<br />

Entlebuch wurde mit sechs Kindern, drei Söhnen und drei Töchtern, gesegnet, welche heute alle selbstständig im<br />

Leben stehen und zum Teil schon wieder eigene Familien gegründet haben.<br />

Franz war seinen Kindern nicht nur ein treubesorgtes Familienoberhaupt, er war auch ein gerechter Erzieher<br />

und Lebensberater in allen Lebenslagen. Das Wohlergehen seiner Familie war ihm ein Herzensanliegen. Trotz<br />

seiner Behinderung, die ihm die tägliche Arbeit sichtlich erschwerte, hörte man ihn nie murren oder gar klagen. Mit<br />

seinem Leiden lernte Franz sogar noch Velo fahren, was ihm doch den langen Weg ins Dorf und zur Kirche etwas<br />

erleichterte. Seine Behinderung liess leider nicht die Hilfe eines Pferdegespanns zu. So bewältigte der Bauer seine<br />

Arbeiten mit einem Kuhgespann.<br />

Der "Gfäuer-Fränz", wie er überall genannt wurde, war nicht nur ein unermüdlicher Schaffer, er war auch ein gern<br />

gesehener Gesellschafter. Mit seinen treffenden Sprüchen und seinem goldenen Humor, die ihm bis ins hohe Alter<br />

eigen waren, hat er auch manche Schwierigkeiten überwunden. Im Mai 1965 übergab er die Liegenschaft Brügghof<br />

seinem ältesten Sohn, ohne aber seine Hände müssig in den Schoss zu legen. Franz half noch immer mit, solange<br />

es seine Kräfte erlaubten. Es kam die Zeit, als auch im Brügghof eine neue Generation heranwuchs, und so zog er<br />

sich mit seiner Frau Marie in den oberen Stock zurück. Gemeinsam freuten sie sich über die Besuche der Kinder,<br />

und sie nahmen Anteil an Freud und Leid der Familien.<br />

Am 15. April 1977 wurde Franz seine liebe Frau durch den Tod entrissen. Dazu kamen vermehrte<br />

Altersbeschwerden, die den guten Franz gänzlich ans Haus fesselten. Er wurde zum Pflegefall, was eine<br />

Übersiedlung ins Alters- und Pflegeheim notwendig machte. Im Januar 1988 konnte er noch im Kreise seiner Kinder<br />

und der 15 Grosskinder seinen 90. Geburtstag feiern. Dieses unvergessliche Fest war sein letztes Aufflackern seiner<br />

müde gewordenen Kräfte. Der Studer Franz vom Brügghof verstarb am 26. Juni 1988 in liebevoller Umgebung<br />

seiner Familie.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 111


Auch das waren unsere Vorfahren aus dem sogenannten Entlebuch<br />

Lady Katharina Vogel-Zihlmann,<br />

Anna-Maria Studer-Vogel,<br />

Ehefrau des Jakob Vogel,<br />

Tochter des Jakob und der Katharina Vogel,<br />

1837 bis 1915 1858 bis 1950, meine Urgrossmutter<br />

Ferdinand Scherer-Studer,<br />

Rosa-Cécilia Scherer-Studer,<br />

1877 bis 1951, mein Grossvater 1888 bis 1949, meine Grossmutter<br />

112 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


ANNA-MARIA STUDER-VOGEL<br />

Auszug aus dem Nachlass vom 12. Februar 1952<br />

Am 12. Februar 1952 erhielten die unten genannten Familienmitglieder folgenden Teilungsvertrag im Nachlass der<br />

am 9. Mai 1950 verstorbenen<br />

Frau Anna-Maria Studer-Vogel<br />

geboren am 13. Dezember 1858, Tochter des Jakob und der Katharina, geborene Zihlmann,<br />

Witwe des Studer Franz seit 12. Februar 1925, von und wohnhaft gewesen<br />

auf dem Brüggerhof in Schüpfheim, Kanton Luzern<br />

ERBVERZEICHNIS:<br />

Vogel-Studer Maria, Bühlti, Schüpfheim. Studer Fridolin c/o Thalmann, Chnübelihof, Schüpfheim LU. Studer-<br />

Sidler Josef, Schmiedgasse 26, Riehen bei Basel.<br />

Scherer-Studer Rosa-Cécilia, bereits verstorben, deren Nachkommen:<br />

Scherer-Travnicek Franz-Josef, geboren am 23. 12. 1911, Inselistrasse 4, Luzern. Wyss-Scherer Anna-Maria,<br />

geboren am 1. 3. 1914, Oberdorf, Steinhausen ZG. Kälin-Scherer Margaritha, geboren am 20. 11. 1915,<br />

Bohlstrasse 3, Zug. Scherer Friederich-Gottfried, geboren am 14. 1. 1917, Grünau, Schüpfheim. Scherer Josef,<br />

geboren am 5. 8. 1918, Obsthaldenstrasse 136, Zürich. Werder-Scherer Rosa, geboren am 17. 7. 1920,<br />

Kolonialwarenhandlung, Cham ZG. Scherer Lina, geboren am 2. 11. 1921, Grünau, Schüpfheim. Scherer Walter,<br />

geboren am 26. 8. 1924, Grünau, Schüpfheim.<br />

Schmid-Studer Karoline, bereits verstorben, deren Nachkommen:<br />

Schmid Franz Josef, Ey, Schüpfheim. Schmid Hans c/o Müller-Siegfied Josef, Ligschwil bei Hochdorf LU.<br />

Studer-Stalder Adolf, bereits verstorben, dessen Nachkommen:<br />

Studer Maria, 1931, Bäckerei, Flüeli LU. Studer Alfred-Adolf, geboren am 5. 2. 1941, Bäckerei, Flüeli. Letzterer,<br />

weil minderjährig, vertreten durch Mutter Maria Studer-Stalder, Bäckerei, Flüeli LU. Thalmann-Studer Anna,<br />

Chnübelihof, Schüpfheim. Studer-Emmenegger Franz, Brügghof, Schüpfheim LU.<br />

Vorbericht:<br />

Anlässlich der zweiten Erbschaftsverhandlung vom 3. November 1950 konnte bezüglich Verteilung der Erbschaft<br />

eine verbindliche Einigung erzielt werden. Franz Studer-Emmenegger, Brügghof, fällt gemäss Ziffer 9 der<br />

genannten Verhandlung für die Erbfolge ausser Betracht. Franz Studer Emmenegger hat dagegen die im Nachlass<br />

befindliche Obligation der Luzerner Kantonalbank von Fr. 5000.-- erhalten. Damit hat er sämtliche anfallenden<br />

Totenkosten zu übernehmen. Das Mobiliar und die Effekten der Erblasserin haben alle Erben unter sich privat<br />

geteilt. Die Teilungsbehörden sind somit jeder Verantwortung entlastet. Der Verstorbene Adolf Studer-Stalder, Flüeli<br />

bei Schüpfheim, wurde am 19. Februar 1934 vom mütterlichen Nachlass ausgekauft. Seine Nachkommen fallen<br />

daher für dessen Erbgang ausser Betracht. Dagegen hat sich Franz Studer-Emmenegger anlässlich der<br />

Erbverhandlung vom 3. November 1950 bereit erklärt, den oben genannten Erben laut Ziffer VI, 1 und 2, je einen<br />

Betrag von Fr. 100.-- zu verabfolgen.<br />

Vom teilbaren Guthaben gehen ab:<br />

Vogel-Studer Maria, Schüpfheim LU, Fr. 307.70 / Studer Fridolin, Chnübelihof, Schüpfheim, Fr. 304.60 Studer-<br />

Sidler Josef, Riehen bei Basel, Fr. 304.60 / Scherer-Travnicek Franz-Josef, Luzern, Fr. 38.45 / Wyss-Scherer<br />

Anna-Mari, Steinhausen ZG, Fr. 38.45 / Kälin-Scherer Margaritha, Zug, Fr. 38.45 / Scherer Friederich,<br />

Schüpfheim, Fr. 38.05 / Scherer Josef, Zürich, Fr. 38.05 / Werder-Scherer Rosa, Cham ZG, Fr. 38.45 / Scherer<br />

Lina, Schüpfheim, Fr. 38.45 / Scherer Walter, Schüpfheim, Fr. 38.55.<br />

Schlussbemerkung dieses Teilungsvertrages:<br />

Jeder Erbe erhält ein Exemplar dieses Teilungsvertrages per Post zugestellt. Dieser wird mit der Unterzeichnung und<br />

durch die Anerkennung aller Erben rechtsverbindlich und vollstreckt. Das heisst, die Erbguthaben werden ausbezahlt, sie<br />

kommen zum Versand. Auf die Zustellung der Erbschaftssteuer an die erbschaftspflichtigen Erben wurde wegen<br />

Geringfügigkeit der kleinen Beträge verzichtet. Die Erbschaftsakten liegen den Erben während der gesetzlichen Frist von<br />

14 Tagen auf der Gemeindekanzlei Schüpfheim im Entlebuch zur Einsicht auf.<br />

Versiegelt zugestellt am 14. Februar 1952<br />

Im Namen der Teilungsbehörden<br />

Der Gemeindepräsident / der Gemeindeschreiber<br />

(beide Unterschriften sind auf dem Original nicht lesbar)<br />

Anmerkung des Schreibenden:<br />

Das Originaltestament befindet sich vollumfänglich in meinem Besitz. Der in dieser Chronik abgedruckte Auszug ist nicht<br />

vollständig. Es werden nur die direkten Zusammenhänge der Familien Studer, Scherer-Studer und deren Nachkommen<br />

aufgeführt.<br />

Dieses Testament der Erblasserin liess möglicherweise die Erben erblassen!<br />

Anna Läubli, geboren am 23. Oktober 1875, ebenfalls Mitglied der Familie Scherer-Studer, verstarb im Jahre 1942.<br />

Genauere Zusammenhänge in Bezug auf die Familienzugehörigkeit sind dem Schreibenden nicht näher bekannt.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 113


114 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ein weiteres Haus: das Scherer-Haus beim Bahnhof in Schüpfheim<br />

Vor dem Haus beim Bahnhof Schüpfheim trafen sich Ferdinand und Rosa-Cécilia mit ihren Söhnen und ihren Töchtern<br />

Am 10. September 1927 erwarb Ferdinand Scherer aus der Konkurssteigerung von Werner<br />

Stalder die in Riegelwerk erbaute Liegenschaft beim Stationsareal Schüpfheim mit 4 Aren<br />

Landanteil zum Preis von Fr. 54 000.-- samt Zubehör.<br />

Die Wirtschaftskrise machte sich deutlich spürbar, was dazu führte, dass Vater Ferdinand Scherer-Studer mit<br />

seiner Familie das Haus am Bahnhof wieder verkaufen musste und sich darum erneut mit seiner ganzen Familie in<br />

der Landbrügg niederliess. Dort lebten alle Schererlinge im obersten Stock des grosselterlichen Bauernhauses auf<br />

engstem Raum. Diese unangenehme Situation, die Tatsache, prägte sich bei den Kindern, hauptsächlich bei Maria<br />

so stark ein, dass sie ihr ganzes Leben lang darunter litt und immer wieder aus dieser Zeit vom Haus beim Bahnhof<br />

erzählte.<br />

Zum Zeitgeschehen eine Rückblende ins Jahr 1943<br />

Bilder der zertrümmerten RE 4/4 und der Leichtstahlwagen vom damaligen Zugsunglück beim Bahnhof in Schüpfheim<br />

Am 17. Oktober 1943 ereignete sich auf der SBB-Station (Bahnhof Schüpfheim) ein folgenschweres Eisenbahnunglück.<br />

Der Schnellzug Nr. 369 Luzern - Bern streifte den Regionalzug Nr. 3392, der sich auf Gleis Nr. 2 befand. In<br />

der Folge der Streifkollision gab es viele Schwerverletzte und insgesamt sechs Tote zu beklagen.<br />

Einer der Getöteten war der Betreuer des FC La Chaux-de-Fonds, Charles Daepp, der sich mit seiner<br />

Mannschaft von einem Spiel in Lugano auf der Heimreise befand. Noch bis ins hohe Alter erzählten Rosa, aber auch<br />

Maria und Lina von der Katastrophe am Bahnhof. Es habe zuerst einen gewaltigen „Chlapf“ gegeben, dann, nach<br />

einer kurzen Zeit der Stille, konnte man das Schreien der verletzten Passagiere wahrnehmen.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 115


Ferdinand Scherer: seine Identität auf der Strasse im Jahr 1926<br />

116 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Bereit zum Gruppenfoto: Ferdinand Scherer mit seinen Kumpels<br />

Ferdinand Scherer, bereit zum Gruppenfoto betreffend einen Meisterkurs der Dachdecker 1920/21.<br />

In diesem Zeitfenster, also 1920, kam am 17. Juli meine Mutter zur Welt.<br />

Maria Wyss beim Klassentreffen<br />

Maria Wyss anlässlich einer Klassenzusammenkunft mit unbekanntem Datum auf der Kirchentreppe in Schüpfheim<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 117


Portmann-Hochzeit im Oktober 1949<br />

Anna Schmid heiratete am 17. Oktober 1949 in der Wallfahrtskirche Hergiswald ihren Schatz Franz<br />

Portmann. Die Familie zog zuerst nach Oberrüti, wo Franz als Bahnhofvorstand agierte. Anna und Franz Portmann-<br />

Schmid zogen vier Kinder gross: Willy kam 1950 in der Vordermühle in Schüpfheim zur Welt. 1953 folgten die<br />

Zwillinge Beat und Rita, welche in Oberrüti geboren wurden. 1958 kam noch das vierte Kind Guido. Später<br />

dislozierten die Portmanns nach Cham, wo Franz im Büro der SBB, der Güterex, eine Stelle in kaufmännischer<br />

Funktion antrat. Franz Portmann und mein Vater Karl der Zweite als offizieller Bahncamioneur hatten damals täglich<br />

beruflich miteinander zu tun. Die Familie Franz und Anna Portmann-Schmid mit den Kindern wohnte lange Zeit an<br />

der Birkenstrasse 11 in Cham im eigenen Haus. Gestorben ist Anna Portmann-Schmid, einst eine gute Freundin der<br />

Rosa Werder-Scherer, nach einem Aufenthalt von gut 20 Monaten im Chlösterli, Unterägeri, am 8. November 2012.<br />

Heute leben die Brüder Willy und Beat mit ihren Familien im eigenen Geschäftshaus im Bösch 63 in Hünenberg.<br />

Franz und Anna Portmann-Schmid in ihren jungen Jahren; Franz mit den Kindern Willy, Beat, Rita und Guido<br />

Persönliche Anmerkung: Es war Franz Portmann, der in mir die Liebe zur Eisenbahn erweckte. Nach den<br />

Besuchen im Bahnwärter-Hüsli wusste ich die Bezeichnungen der einzelnen SBB-Lokomotiven. Ich kannte den<br />

Unterschied zwischen einer “Ae 3-6" und einer "Ae 4-7“, was zur Folge hatte, dass meine Eltern mich zu<br />

Weihnachten mit einer Erstausrüstung, einem Einstiegsbaukasten der Märklin-Modellbahnen, beschenkten. Von den<br />

Zügen sind mir leider nur die Schranken geblieben. Franz Portmann, sein ganzes Leben ein leidenschaftlicher<br />

Eisenbahner, verstarb im Mai 1974 im Alter von knapp 59 Jahren viel zu früh an Krebs.<br />

Mutter Anna Schmid-Felder, geboren im Jahr 1882, verstarb am 29. Mai 1947.<br />

Annas Vater Johann Schmid, geboren am 30. Juli 1879, verstarb am 2. Februar 1966.<br />

Rechts im Bild ist Ernst Schüpbach, der 80-jährig im Jahr 1971 verstarb.<br />

Nach 52 Jahren Treue als Sattlermeister gehörte Ernst zur Familie.<br />

118 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Seitenblick zur Familie Anna u. Franz Portmann-Schmid, Schüpfheim<br />

Anna Schmid, geboren am 3. Februar 1922 in Schüpfheim, Tochter des Sattlermeisters Josef Schmid, war eine<br />

sehr gute Freundin meiner Mutter, der Rosa Werder-Scherer.<br />

Das alte Bahnwärter-Hüsli der Familie Portmann in Schüpfheim<br />

Rosa Werder mit Anna Portmann<br />

Wenn meine Mutter Rosa mit Anna Portmann den telefonischen Dialog suchte,<br />

konnte das lange, ja, sogar sehr lange dauern!<br />

Oft besuchte ich zusammen mit meiner Mama die Anna Schmid im legendären Bahnwärter-Hüsli der Familie<br />

Portmann. Anna, gleichzeitig auch Nachbarin, war liiert mit dem Sohn Franz der Bahnwärter-Familie. Bei Kaffee und<br />

Kuchen unterhielten sich die zwei Damen zu den aktuellen Geschehnissen aus dem Entlebuch. Ihre eifrigen Dialoge<br />

wurden dann unterbrochen, wenn ein Zug die mit einer Barriere gesicherte Hauptstrasse zwischen Bern und Luzern<br />

überqueren musste. Mit viel Kraft drehte die klein gebaute Anna Schmid das grosse eiserne Rad, welches zum<br />

Herunterlassen der Schranken von ihr als Aushilfe bedient wurde. Als kleiner Mann stand ich, an meinem Sirupglas<br />

nippend, vor dem Bahnwärter-Häuschen und grüsste stolz und in Achtungstellung den Lokführer des vorbeirasenden<br />

Zuges. Im Anschluss ging der Damenschwatz weiter. Meine Erlebnisse der Bahnwärter-Szenen gehen<br />

zurück in die Jahre 1952 bis 1954. Anna Schmid hatte noch zwei Geschwister. Eines war ihr Bruder Josef Schmid,<br />

welcher mit einer Frau Hurni verheiratet war. In seinem Beruf als praktizierender Arzt ging der Herr Doktor Schmid<br />

sichtlich auf.<br />

Annas Schwester, das Marielie (Sattlermarielie), wurde eine echte Freundin von mir. Mit dem Sattlermarielie<br />

verbrachte ich während meines 21-wöchigen Aufenthalts in Schüpfheim viel Zeit in der interessanten Werkstatt ihres<br />

Vaters Johann. Gleichzeitig bewunderte ich den Mitarbeiter Ernst Schüpbach, der mit viel Feingefühl die Pferdesättel<br />

und die Lederausrüstungen der Dorfpferde reparierte und zum Teil auch neu fertigte. Ernst Schüpbach verstarb<br />

1971 im Alter von 80 Jahren. Er hielt der Sattlerei Schmid während 52 Jahren ohne Vertrag die Treue. Nachdem<br />

1964 die neue Strassenführung eröffnet worden war, bezog das Sattlermarielie das neue Haus. Die inzwischen mit<br />

Edi Stirnimann verheiratete Marie Schmid habe ich in ihren neuen Geschäftsräumen mit modernem Verkaufsladen<br />

und einer grossen Auswahl von Kuhglocken im Nachhinein noch oft besucht.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 119


Was unsere Familien damals auch noch tief bewegte<br />

"Ein ganzes Dorf in Trauer", so lauteten Mitte Oktober 1944 verschiedene Meldungen in den Medien. Es war mit<br />

Sicherheit das grösste Schiffsunglück, welches sich je auf einem der Schweizer Seen ereignet hatte. Am<br />

12. Oktober 1944 ertranken am Haslihorn auf dem Vierwaldstättersee 20 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft, welche<br />

fast ausschliesslich aus dem Entlebucher Dorf Escholzmatt kamen. Die Folge dieser Katastrophe: 14 Vollwaisen.<br />

Es war die Hochzeit des Escholzmatter Lehrers Gottfried Studer, der mit seiner Frau Pia Portmann und<br />

weiteren 33 Gästen aus dem engeren Kreis seiner Familie den Eintritt in die Ehe feierte. Kurz nach 20.30 Uhr<br />

steuerte der stark alkoholisierte Kapitän des Motorschiffs SCHWALBE sein Schiff in Richtung Luzern.<br />

Die letzten Fotos mit dem Brautpaar Gottfried und Pia Studer-Portmann auf der "Schwalbe"<br />

Auf der Höhe Haslihorn kollidierte der Kahn der Hochzeitsgesellschaft mit einem entgegenkommenden<br />

Lastenschiff. Die "Schwalbe" mit der fröhlichen Gästeschar aus Escholzmatt sank innert Minuten. Retten konnte sich<br />

der Bräutigam Gottfried Studer mit einer seiner Schwestern. Rosmarie Unternährer erinnert sich: "Meine Mutter<br />

konnte nicht schwimmen. Als sie im Wasser war, legte sie sich mit ausgestreckten Armen auf den Rücken." So<br />

konnte sie glücklicherweise in letzter Minute gerettet werden. Das die Aussage einer Zeitzeugin.<br />

Die Toten aus Escholzmatt, aufgebahrt in der Dorfkirche St. Jakob, vor der feierlichen Bestattung im Oktober 1944<br />

Dieses Unglück im Oktober 1944 stürzte eine ganze Dorfgemeinschaft, vor allem aber die Familie Studer, in<br />

tiefe Trauer. Nach der Aufbahrung der 20 ertrunkenen und der Totenehrung in der Pfarrkirche St. Jakob trug man<br />

unter grosser Anteilnahme der Luzerner Regierung und des Zuger Bundesrates Philipp Etter am 17. Oktober 1944<br />

die Toten zu Grabe.<br />

Immer wieder erzählte mir meine Mama Rosa, wie damals ihre eigene Mutter, die Rosa-Cécilia Studer, in die<br />

Schicksalsgemeinschaft der Studer-Familien aus Escholzmatt einbezogen wurde. Denn Rosa-Cécilia, ebenfalls eine<br />

geborene Studer, kam ursprünglich aus der vom Leid getroffenen Gemeinde, und sie war eine direkte Verwandte<br />

der Eltern des damaligen Hochzeiters Gottfried Studer. Der unglückliche Bräutigam machte sich sein ganzes Leben<br />

lang Vorwürfe, er kam mit den Folgen, welche der Schiffscrash an seiner Hochzeit ausgelöst hatte, nie klar, denn er<br />

verlor nicht nur seine geliebte Pia, es ertranken damals auch sein Vater und mit ihm weitere vier seiner Geschwister.<br />

Gottfried Studer kümmerte sich noch Jahre danach um die 14 Vollwaisen, welche das Schiffsunglück auf dem<br />

Vierwaldstättersee hinterliess.<br />

Die in meiner Chronik veröffentlichten Fotos der Katastrophe vom Oktober 1944 stellte mir Willy Portmann zur Verfügung.<br />

Der Vater der Braut Pia Portmann war ein Onkel zu Willys Vater, dem Franz Portmann.<br />

Somit kreuzt sich das Schicksal vom Schiffsunglück mit der Familie Portmann<br />

und der Familie meiner Mutter, der Studers.<br />

Recherchiert und beglaubigt am Montag, 8. Februar 2016, von Willy Portmann in Hünenberg.<br />

120 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Beim traurigen Anblick dieser Bilder braucht es nicht viele Worte<br />

Familiengrab Portmann-Jenny (Familie der Braut) in Escholzmatt<br />

Familiengrab Studer (Bräutigam) in Escholzmatt<br />

Dieser Zeitungsausschnitt dokumentiert die Bergung des gesunkenen Schiffes SCHWALBE,<br />

das 1944 in St. Niklausen am Vierwaldstättersee geborgen wurde.<br />

Die Passagiere und Opfer waren Familienmitglieder der Familien Portmann und Studer<br />

aus dem verwandtschaftlichen Grad meiner Grosseltern mütterlicherseits der Familie Studer.<br />

Das historische Bildmaterial stammt aus der privaten Sammlung von Willy Portmann,<br />

der mit dem überlebenden Bruder der Braut, Gottfried Portmann, in persönlichem Kontakt stand.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 121


Fototermin mit dem Personal des Hotels Bellevue auf Rigi Kaltbad<br />

Dieses Gruppenfoto mit dem Personal des Hotels Bellevue auf Rigi Kaltbad entstand im Frühling 1943<br />

Einige Jahre ihrer Jugend verbrachte meine Mutter Rosa gemeinsam mit ihren Schwestern Gritli, Maria und Lina<br />

im Hotel Bellevue auf Rigi Kaltbad. Streng sei er gewesen, der Chef namens Dahinden. Oft seien nach seinen<br />

lautstarken Monologen im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen geflogen, verlautete Rosa, wenn sie vom<br />

Zeitfenster ihrer Jugend erzählte und zurück auf ihre spannenden Erlebnisse auf dem bekanntesten Berg der<br />

Zentralschweiz blickte und in Erinnerungen schwelgte. Dass sie damals mit vielen hohen Militärs der deutschen<br />

Armee in Kontakt kam, erwähnte sie in ihren Erzählungen ebenfalls.<br />

Später, ich erinnere mich an die Zeit so Anfang der Fünfzigerjahre, fuhren wir oft als Kleinfamilie zu dritt via<br />

Vitznau mit der legendären Dampfbahn auf die Rigi. Mein Vater erklärte mir die Gegend aus der Sicht von Rigi Kulm<br />

in Richtung Kanton Zug. In guter Erinnerung liegt mir, wie ich mich aufregte, weil man unser Haus, die KS-7, einfach<br />

nicht sehen konnte. Nach einem feinen gut bestückten Zvieri im Restaurant auf Rigi Kulm brachte uns die ratternde<br />

rote Vitznau-Rigi-Bahn mit den alten noch offenen Wagen zur Talstation. Dort, im Hafen des Kurorts, legte meistens<br />

noch die GALLIA am Steg an. Im Anschluss, nachdem das grosse Vierwaldstätterseeschiff ebenfalls dampfend den<br />

Hafen verlassen hatte, steuerte mein Vater Karl der Zweite seinen dunkelroten Plymouth V8 die felsige Seestrasse<br />

via Weggis und Küssnacht ins zugerische Cham zurück. In dieser riesigen Limousine verkroch ich mich in der<br />

Velourlandschaft der Rückbank. Dann freute ich mich darauf, meine Grosseltern, Karl den Ersten und die Oma Anna-<br />

Helena, zu sehen, um ihnen zu erzählen, dass ich unser Haus, die KS-7, wieder nicht gesehen hätte.<br />

Diese zwei Bilder wurden im Tessin aufgenommen<br />

Maria und Rosa Scherer im Tessin, 1945<br />

Rosa mit Karl Werder im Jahr 1946 in Lugano<br />

122 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ich stelle vor:<br />

Familie Franz Scherer-Travnicek aus Luzern<br />

mit Sohn Peter<br />

und den Töchtern Irene, Rita und Marliese<br />

Franz Scherer war der ältere Bruder<br />

meiner Mutter Rosa Werder-Scherer<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 123


Hier sehen wir Lady Elisabeth Travnicek-Eckhart<br />

Das war Lady Elisabeth Travnicek-Eckhart. Sie wurde 1878 als Tochter eines Forstverwalters in Wien geboren<br />

und stammte aus adeliger Familie. Im Jahre 1908 verehelichte sich Elisabeth Eckhart mit dem Friseur und<br />

Lebemann Fritz Travnicek. In ihrer Ehe schenkte sie dem Fritz drei Mädchen: Das waren Hedwig (Hedy), Antonia<br />

(Tonely) und Lieseli. Nach einer glücklichen Zeit inmitten von Galabällen, Theater- und Konzertbesuchen erlebte sie<br />

das schreckliche Zeitfenster des Ersten Weltkrieges. Als vortreffliche Rezitatorin liebte sie anspruchsvolle Literatur.<br />

Elisabeth hatte eine hervorragende Stimme, was ihre Familie oft genüsslich zu Ohr bekam. Seit ihrer Jugend liebte<br />

sie Tiere und die Natur. Nach längerer Krankheit verstarb sie am 23. Juli 1961 in Luzern.<br />

124 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Kurze Chronik einer Travnicek-Legende, verfasst 1995 von Antonia<br />

Es soll nicht eine Geschichte sein, die die Tränendrüsen der Leser aktivieren soll. Nein, es sind nur einzelne<br />

Etappen aus dem Leben von zwei ungleichen Schwestern, welche den gleichen wohlklingenden Namen Travnicek<br />

vererbt bekamen. Der Inhalt der folgenden Zeilen, geschrieben vom schönen Toneli, der Oma von Jacqueline<br />

Blume, meiner Partnerin, soll interessant, kurzweilig und mit Humor gespickt zum Schmunzeln anregen.<br />

Nun, unser Vater Fritz Travnicek war ein echter Wiener. Er war schlank, schwarzhaarig, ein echter Draufgänger<br />

und leidenschaftlicher Spieler, aber auch ein tapferer Verfechter unseres geliebten Vaterlandes, erhielt er doch 1916<br />

von seinem Kaiser das "silberne Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille"! Unsere Mutter, eine (fast)<br />

adelige frühere von Eckhart, war eine Wienerin. Sie war blond, mit aufrechter Haltung und fast unnahbar, dennoch<br />

gütig, alles opfernd! Ja, das waren oder sind die Erinnerungen an unsere Eltern.<br />

Eigentlich sollten wir vier Geschwister sein; unser Brüderchen lernten wir kaum kennen, sein Leben war viel zu<br />

kurz. Auch unsere kleine Elisabeth zog es vor - zwar unfreiwillig -, mit 7 Jahren die Reise ins Jenseits vorzeitig<br />

anzutreten. Übrig geblieben sind noch meine Schwester, die Hedy, und ich, die Antonia. Trotz Hunger und<br />

Entbehrung dachten wir nicht daran, diesen merkwürdigen Planeten so schnell wieder zu verlassen.<br />

Ja, dann kam der Tag, an dem Vater Fritz Travnicek uns verliess: Er starb für unser Vaterland im Kriegsjahr 1917.<br />

Hedy war damals 8 und ich, die Antonia, knapp 5 Jahre alt. Mama stand mit uns zwei "Gegensätzen" da. Der Krieg<br />

hatte ihr alles genommen; unsere Grosseltern haben wir nie gekannt, denn auch sie hatten sehr früh den Erdball<br />

verlassen. Erben konnten wir nichts, da waren andere etwas schneller als wir. So viel zur Vorgeschichte.<br />

1920 kam Mama mit mir und meiner Schwester Hedy in die Schweiz. Doch auch dieses schöne vom Krieg<br />

verschonte Land hat uns kein Glück gebracht! Hedy, die eher Ruhige und Bedächtige, und ich, die Lebhafte, wurden<br />

in ein Heim verfrachtet, in dem wir nur schwer zu erahnende Lieblosigkeiten erfuhren. Der unfreiwillige Aufenthalt in<br />

diesem religiösen Gefängnis dauerte ganze drei Jahre; diese Zeit möchte ich grosszügig aus meinen noch im Kopf<br />

schlummernden Erinnerungen streichen.<br />

Einige Monate diente ich für eine Familie und kam dann 1924 nach Steinen in ein weiteres Heim für<br />

epileptische Kinder. Hedy zog nach Solothurn, wo sie in einer Papeterie arbeitete. Ja, und die Mama hielt zu der Zeit<br />

eine ganze Villa samt Garten in Ordnung. Unsere gegenseitigen Kontakte bestanden aus schönen Briefen und<br />

netten Postkarten, mit denen wir uns gegenseitig aufbauten. Das Heim, in dem ich meine kostbare Jugend<br />

verbrachte, wurde von Nonnen geleitet. Aus diesem Klosterleben möchte ich an dieser Stelle kleine Müsterchen<br />

herauspicken, die möglicherweise ein wenig Heiterkeit auslösen.<br />

Zu unserem Erziehungsteam gehörte auch ein Spiritual, der unsere Seelen formen sollte, und bei Gott, er tat<br />

dies ausgiebig! Er war so streng, dass wir schon bei seinem Anblick zum Zittern kamen, denn die kleinste Unart<br />

beichteten wir ihm. Ich war 12 Jahre, als er mich lehrte, sein Essgeschirr zu waschen, und das nach aller guten<br />

Regeln, ja, er hämmerte mir jede Bewegung ein. Und merkwürdig: Bis heute habe ich diese Vorgänge so stehen<br />

lassen. Dann kam das Schönste: Das Heim besass sehr viel Land, also auch kräftige, hochstämmige Obstbäume,<br />

die mich magisch anzogen. Die Freude war gross, als ich beim Kirschenpflücken helfen durfte. Im Nu war ich in der<br />

Krone des Kirschbaumes und sah die herrlichen reifen Früchte vor meinen Augen. Da ertönte die Stimme des<br />

Spirituals: "Tonely, jetzt wird gebetet, und zwar laut und deutlich!" Den ganzen Psalter, das waren drei Rosenkränze,<br />

musste ich den vor meinen Augen hängenden schwarzen Kirschen zurufen. Keine einzige prall glänzende<br />

Kirschkugel gelangte in meinen vertrockneten Mund. Der Zorn, wenn ich an die Zeit zurückdenke, erfüllt mich noch<br />

heute. Überall fand dieser fromme Gottesmann Mittel und Wege, uns gefügig zu machen. Wir durften nicht turnen,<br />

nicht schwimmen, dafür mussten wir andauernd die Hände falten und beten. Zum Glück blieb mir noch das Singen<br />

und Theaterspielen. Mit Hingabe widmete ich mich bei jeder Gelegenheit den für mich wenigen schönen Dingen.<br />

Die darauf folgenden Jahre wurde ich geformt und wie ein Brotteig zurechtgeknetet, besser gesagt reif<br />

gemacht für das nächste Klosterleben auf Baldegg. Ich wollte Lehrerin werden, dann empfahl man mir, ins Kloster<br />

einzutreten. Man begann religiöses Wissen in mich hineinzupressen. Das Ziel war, dass ich das vierte Seminarjahr<br />

als Novizin absolvieren sollte, obwohl ich das überhaupt nicht wollte. Schon immer habe ich mich gefragt, wie das ist<br />

beim Eintritt ins Kloster. Wird den Novizinnen das Haar geschnitten, kurz oder gar ganz? Diese und andere Fragen<br />

liessen mir keine Ruhe, ich wollte es wissen.<br />

Das Schwesternhaus war mit dem Institut durch einen langen Gang verbunden. Heute und hier bot sich für<br />

mich die Gelegenheit, das Geheimnis zu lüften, auf meine innigste Frage die Antwort zu finden. Eine Kameradin war<br />

bereit, den unerlaubten Schritt mit mir gemeinsam zu wagen. Als alles ruhig und dunkel wurde, schlichen wir<br />

barfuss, nur mit unserem langen weissen Nachthemd bekleidet, durch den langen Korridor ins Schwesternhaus.<br />

Dort verschanzten wir uns hinter einer Säule und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Unsere Geduld wurde<br />

auf eine harte Probe gestellt, und mit Stirnrunzeln fragten wir uns, wann denn endlich eine Schwester ohne Schleier<br />

zur Toilette gehen musste. Dann, endlich öffnete sich eine Türe, und eine Schattengestalt huschte an uns vorbei -<br />

aber, o Schreck, wohl ohne Schleier, aber den Kopf säuberlich mit einem weissen Häubchen bedeckt.<br />

Meine Enttäuschung war so gross, dass ich mich fast verraten hätte. Also nichts wie schnell zurück ins Zimmer<br />

zurück. Aber auch da erwartete uns nichts Erfreuliches. Die Tür war fest verriegelt, uns blieb nur die Flucht, durch<br />

ein offenes Fenster ins Freie zu klettern. Wie zwei zum Leben erweckte Gespenster bewegten wir uns durch die<br />

Dunkelheit der Nacht. Es kostete uns viel Mut, auf Umwegen über die Fassade zurück in unser Zimmer zu kommen.<br />

Der nächtliche Ausflug blieb unser Geheimnis, und ebenso blieb meine Frage zur Haartracht der Nonnen bis jetzt<br />

unbeantwortet. Den Zwang, ins Kloster zu gehen, konnte ich zu Gunsten meiner Freiheit erfolgreich abwenden.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 125


Damit genug zu meiner Person, reden wir von meiner Schwester Hedy, sie hat ja auch so ihre eigenen<br />

Erfahrungen gemacht. Bei Hedy verlief alles viel ruhiger und gemächlicher bis zu dem Zeitpunkt, als wir zwei<br />

Schwestern uns entschlossen, ein paar Tage in unserer Heimat, der Walzerstadt Wien, zu verbringen. Dort dinierten<br />

wir im "Kerzenstüberl", wo wir von drei jungen Kellnern umschwärmt wurden. Wir waren ja ebenfalls jung, im besten<br />

Alter, dazu noch hübsch. Wir konnten auch gut mit unserem Charme umgehen. O wie haben wir diesen einen Abend<br />

in Freiheit genossen!<br />

Am anderen Tag bummelten wir durch die romantischen Gassen der Wiener Altstadt und genehmigten uns da<br />

und dort ein Gläschen, bis es dunkel wurde. Dann überlegten wir uns, in welchem Etablissement wir zwei Hübschen<br />

uns niederlassen möchten. Unser Blick fiel auf eine diskrete Leuchtschrift OPIUMHÖHLE. Diesem Lokal mit dem viel<br />

versprechenden Namen wollten wir sein Geheimnis entlocken. Und schon liefen wir die in diffuses Licht getunkte<br />

Treppe hinunter. Dabei stürzten wir beinahe in die Arme einer geheimnisvollen Dame, welche uns lächelnd, aber<br />

verdächtig freundlich den Weg zum Ort des Geschehens zeigen wollte.<br />

Wie eine Furie schrie Hedy mich an und zerrte mich zurück nach oben. Begleitet von einem fragenden Blick der<br />

netten Dame, erreichten wir wieder die Oberfläche, wo wir unseren Trip nach Hause in Angriff nahmen. Noch Jahre<br />

später bis ins hohe Alter sagte mir Hedy, dass sie mir damals auf der Treppe ins Verderben das Leben gerettet<br />

hätte. Nur sei gesagt, dass ich bis heute nicht herausgefunden habe, was uns im Keller der "Opiumhöhle" wirklich<br />

erwartet hätte.<br />

Wieder verflogen einige Jährchen, wir heirateten und setzten einige Kinder auf den fruchtbaren Boden der freien<br />

Schweiz. Hedy wählte mit ihrem Ehemann Franz Scherer die Zahl vier, ein Knabe namens Peter und drei Töchter,<br />

Irene, Rita und Marliese. Ich persönlich entschloss mich für das Dreimädelhaus mit Erika, Ruth und Claudia. Auch von<br />

den sieben Kindern mit dem Blut der Travniceks könnte man einige Geschichten erzählen, kleine Episoden sind ja in<br />

<strong>Charly</strong>s angekündigtem Buch "Wer ? der <strong>Charly</strong>" festgehalten. Doch bleiben wir an dieser Stelle bei Hedy und mir.<br />

Meine Schwester Hedy entpuppte sich als ausgezeichnete Schneiderin und exzellente Köchin. Was Hedy in<br />

die Hände nahm, gelang, und von diesen Fähigkeiten profitierten einige ganz gut. Besonders stolz war meine<br />

Schwester darüber, dass sogar ihr Arzt mit Gattin eines Tages zum Essen erschien und dass sich dieser<br />

kulinarische Vorgang nicht nur einmal wiederholte.<br />

Ja und ich? Ich wollte eben Lehrerin werden, doch auf keinen Fall im Kloster landen. Kurzum entschloss ich<br />

mich für den Einsatz mit Kindern, und so wurde ich Krankenschwester. Vielen Kranken durfte ich helfen, gesund zu<br />

werden, andere konnte ich beruhigend in die Ewigkeit begleiten. Eine kleine Story aus dieser Zeit will ich hier<br />

erzählen. Als Kathja Osterwald, die Frau des weltbekanten Jazz-Musikers Hazy Osterwald, 1965 in Arosa verstarb,<br />

hinterliess sie drei kleine Kinder: Rolf, Linda und Sven hiessen die drei Osterhäschen. Als Krankenschwester durfte<br />

ich die Nachkömmlinge der Osterwald-Dynastie für einige Zeit liebevoll betreuen.<br />

Nach vielen harten Arbeitsjahren verliess unsere gute Mutter Elisabeth im Jahre 1961 diese schöne Welt, in<br />

der doch gerade der Weltfriede im Anmarsch war. Elisabeth Travnicek war eben schon eine spezielle Frau und<br />

Mutter, an die ich immer wieder denken muss.<br />

Eines Tages wechselte mein Schwager Franz den Wohnsitz, um unerwartet in eigener Regie das Jenseits zu<br />

ergründen. Ja Hedy, zu der Zeit rumorte oft ein Gedanke in deinem Kopf: Du und ich zusammen eine Wohnung, du<br />

besorgst den Haushalt und sammelst Kräuter, und ich sorge für unseren Unterhalt! So hätte das niemals funktioniert!<br />

Mein Mann Gody wäre damit nie zurechtgekommen.<br />

Wie das so ist im Leben, die Zeit brachte eine andere, eine bessere Lösung. Mit dem Wechsel meiner<br />

Wohnung an die Voltastrasse waren wir plötzlich nur noch Minuten voneinander entfern. Von jetzt an sahen wir uns<br />

wieder fast täglich, und unsere Gedanken und Wünsche eilten oft in Richtung Österreich. Doch es kam, wie es<br />

kommen musste; wir zwei Gegensätze waren nicht immer gleicher Meinun, und trotzdem hatten wir schöne Zeiten.<br />

In all den Jahren hatte Hedy immer den gleichen Wunsch, noch einmal das Städtchen Heidenreichstein zu<br />

besuchen, welches sie in ihrer Jugend mit einer Freundin kennen gelernt hatte. In allen Farben schilderte sie die<br />

Vorteile des Ortes, die Vorzüge der lieben Menschen, und sie wurde nicht müde, dieses Juwel in Niederösterreich<br />

zu preisen. Am 18. Juli 1993 erfüllte sich Hedys Wunsch. Im Alter von 84 Jahren flog meine Schwester mit mir nach<br />

Wien. Viermal mussten wir umsteigen, immer das Gepäck im Schlepptau, bis uns am Abend um 19.30 Uhr der letzte<br />

Bus auf einer Fahrt von zweieinhalb Stunden zum ersehnten Bestimmungsort nach Heidenreichstein brachte. Ich<br />

war müde, und meine Stimmung war ganz unten im Keller angekommen.<br />

Dann geschah etwas Seltsames. Diese Fahrt wurde zu einer der schönsten meines Lebens. Die untergehende<br />

Abendsonne tauchte die einzigartige Landschaft in ein magisches Licht, links die Sonnenblumenfelder, kein Mensch<br />

weit und breit störte die eindrückliche Idylle. Da rief Hedy lauthals: "Jetzt ins Nirwana und nie mehr zurück!" Wir<br />

ahnten nicht, wie schnell sich so ein Wunsch erfüllen kann. Nur zwei Monate später, es war am Samstag,<br />

27. September 1993, waren wir zu einem kleinen Lunch verabredet. Doch dieses gemütliche Beisammensein fand<br />

nicht mehr statt. Ohne Abschied zog es dich in dein gewünschtes Nirwana, wo du hoffentlich weitere ausgedehnte<br />

Sonnenblumenfelder in der Abendsonne bewundern kannst und deinen Franz wiedertriffst.<br />

Leb wohl, Schwesterherz, ich vermisse dich. Die letzte Travnicek, die Antonia, klebt noch immer auf dem Boden<br />

dieser kriegslustigen Erde fest. Lass dich wissen, dass ich mir wünsche, dass in jedem unserer sieben Kinder einen<br />

Tropfen Travnicek-Blut pulsiert.<br />

Gezeichnet im Mai 1995<br />

Antonia, die letzte Travnicek, von der Voltastrasse aus Luzern<br />

126 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das schöne Tonely Travnicek: Es war die Schwester von Hedy Scherer<br />

Antonia, geboren am 15. März 1912, war eine der drei Töchter von Elisabeth Travnicek-von Eckhart.<br />

Das Dreimädelhaus bestand aus Hedwig (Hedy), Antonia (Tonely) und Liseli.<br />

Ruth mit ihrer Mutter Antonia, Irene Scherer und Grossmutter Elisabeth Travnicek<br />

beim sonntäglichen Familienspaziergang am Vierwaldstättersee<br />

Grossmutter Elisabeth<br />

Antonia u. Jacqueline 1. Kommunion Jacqueline mit Oliver, Weihnachten 74 Antonia mit Ehemann Gottfried Gut<br />

Die attraktive Antonia Travnicek, welche oft auch bei den Thalmanns auf dem Chnübelihof in Schüpfheim<br />

anzutreffen war, war die Grossmutter von Jacqueline Blume, die seit dem 17. Juli 1990 die rechte Hand in meiner<br />

Firma, den <strong>Charly</strong> Werder Produktionsbetrieben in Cham, ist. Dass Antonia den Kontakt zu den Scherers im<br />

Wolfgang in Schüpfheim fand und warum sie jeweils auf dem Chnübelihof verweilte, ergab sich durch die Kontakte<br />

mit der Familie ihrer Schwester Hedy. Antonia Travnicek war in zweiter Ehe verheiratet mit Gottfried Gut. Aus erster<br />

Ehe (Zoppé) brachte Antonia zwei Mädchen, die Ruth und die Erika, mit in die Ehe. Ruth heiratete Rolf Blume. Aus<br />

dieser Verbindung stammen Jacqueline und Oliver Blume. Antonia war eine sehr hübsche, schlanke und gross<br />

gebaute Dame, die ich persönlich kennen lernen durfte. Sie verstarb mit 87 Jahren an der Voltastrasse in Luzern<br />

infolge eines Treppensturzes.<br />

Mitte der Sechzigerjahre betreute Antonia die Kinder meines Freundes Hazy Osterwald, Rolf, Sven und Linda, nachdem<br />

deren Mutter Käthe Maschetzke (Kathja) Osterwald, ein ehemaliges Model aus Berlin, 1965 in Arosa verstorben war.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 127


Fritz Travnicek war ein Gambler, der 1918 im Ersten Weltkrieg starb<br />

Das Bild zeigt Fritz Travnicek als Gambler mit seinen Spielerfreunden. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich,<br />

dass Fritz an bestimmten Abenden zwischen den Wetten nach Hause ging, um neue Wertgegenstände<br />

auf dem Gambler-Tisch zu platzieren.<br />

Im Ersten Weltkrieg 1918 wurde Fritz zum Kriegsopfer, er fiel im Kugelhagel seiner Einheit<br />

128 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Eine Urkunde des Kaisers von Österreich, datiert vom 9. Juni 2016<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 129


Fenster zur Familie Franz und Hedy Scherer-Travnicek aus Luzern<br />

Das Brautpaar Franz und Hedy Scherer-Travnicek am 15. November 1936<br />

130 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Am Tag der Hochzeit der hübschen Schneiderin mit dem Dachdecker<br />

Franz mit seiner soeben geheirateten Frau, Hedy Scherer-Travnicek. Rechts im Bild sehen wir Antonia Travnicek,<br />

genannt das schöne Tonely, die spätere Grossmutter meiner Partnerin Jacqueline Blume<br />

Franz Scherer, der Älteste der Schererlinge, wurde in Schüpfheim am 23. Dezember 1911 geboren. Er war<br />

gelernter Spengler- und Dachdeckermeister. 1935 begegnete Franz der Hedy Tranvnicek, die er am 25. November<br />

1935 in Luzern heiratete. Aus der Ehe wuchsen vier Kinder heran. Das waren Irene, Rita, Peter und Marliese. Später<br />

arbeitete Franz als Galvaniker und Metallveredler bei der Firma Wilhelm AG in Zug. Eine weitere neue<br />

Herausforderung fand der Entlebucher bei Sarnafil in Sarnen. Dort wurde er beauftragt, Isolationsmaterial im<br />

Gotthard-Autotunnel zu montieren. Seine Familie lebte im Luzerner Inseliquartier nahe der Frohburg, direkt hinter<br />

dem Bahnhof Luzern. Am 29. Juni 1974 verstarb Franz Scherer-Travnicek in Luzern.<br />

Franz Scherer mit Blick in Richtung seiner zukünftigen Frau Hedy Travnicek, geboren am 5. August 1909.<br />

Sie war eine der drei Töchter von Fritz und Elisabeth Travnicek-Eckhart, die im Grossraum Wien aufwuchsen.<br />

Hedy Scherer-Travnicek verstarb am 26. September 1993 in Luzern.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 131


Die Schererlinge mit Gross- und Urgrossmutter bei den Thalmanns<br />

Der stolze Vater Franz Scherer mit seiner Mutter Rosa-Cécilia, der Grossmutter Anna-Maria Studer-Vogel<br />

und seinen Kindern Irene, Rita, Peter und Marliese zu Besuch auf dem Chnübelihof in Schüpfheim.<br />

Links im Bild in Tracht das Chnübeli-Marielie Thalmann mit ihrem Vater, dem Chnübeli-Bauern.<br />

Der stolze Vater Franz mit seiner Frau Hedy und Tochter Irene 1938 in Luthern<br />

Hedy mit Franz am Löwendenkmal<br />

132 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Der Nachwuchs ist im Anmarsch<br />

Irene, Rita, Peter und Marliese Scherer am Rotsee<br />

Irene mit Rita Scherer, Foto by Jan Schneider, Luzern<br />

Irene-Elisabetha Scherer, geboren am 23. Februar 1938, in Luthern LU: Irene war gelernte Schmuckverkäuferin<br />

und arbeitete über Jahre bei der angesehenen wie auch international bekannten Firma Gübelin in Luzern. Ein<br />

Engagement an der Weltausstellung 1967 führte sie nach Montreal (Kanada), und von 1972 bis 1978 war Irene im<br />

Grossraum Südafrika in beruflicher Mission als Schmuckverkäuferin auf Achse. Eine Heirat ging die hübsche<br />

Scherer-Tochter trotz Angeboten nie ein. Irene genoss die Jugend, darum lebte sie ganz einfach "á la carte".<br />

Hier zeigen sich die zwei Schwestern in Porträts aus den Fünfzigerjahren, festgehalten von Foto Jan Schneider, Luzern<br />

Rita-Antonia Scherer, geboren am 10. Juli 1939 in Schüpfheim LU: Sie ist verheiratet mit dem Konstrukteur für<br />

allgemeinen Maschinenbau, Gery Lange. Rita Scherer ist gelernte Service- und Saalfachfrau mit Diplomabschluss,<br />

und sie hat ihren Beruf nach einem Aufenthalt in Schottland im Hotel Hermitage wie auch im Kursaal in Luzern<br />

ausgeübt. Rita und Gery Lange-Scherer heirateten am 10. Oktober 1964 in Buchrain. Sie haben eine Tochter<br />

Daniela, geboren am 13. März 1965, und einen Sohn Norbert, geboren am 1. Juli 1967. Die Familie Lange lebte bis<br />

1969 in Buchrain, später an der Höchweidstrasse 4, in Ebikon LU. Taufpaten waren Antonia, genannt Tonely, und<br />

Onkel Friederich Scherer aus Schüpfheim, der Bruder von Franz.<br />

Die Hochzeitsgesellschaft von Gery und Rita am 10. Oktober 1964 in Buchrain<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 133


Das ist Marliese Scherer<br />

Marliese Scherer, geboren am 25. März 1945 in Luzern: Marliese war in ihrer Jugend diplomierte Kosmetikerin,<br />

übte diesen Beruf aber nur kurze Zeit aus. Sie ist seit dem 3. September 1966 mit dem Berufsviolinisten Clarence<br />

Myersscough verheiratet. Die Hochzeit mit den Familien fand in der Franziskanerkirche in Luzern statt, wo auch<br />

Hans und Lina Kasper anwesend waren. Aus dieser Ehe stammen am 29. Juli 1967 die Tochter Nadia und am 19.<br />

November 1971 Sohn Lucian, beide in England geboren. Im Zeitfenster von 1968 bis 2015 managte Marliese nebst<br />

ihrem Mann und ihrer Tochter weitere Berufsmusiker, und sie organisierte Konzerte in Europa, Asien und anderen<br />

Ländern. Von 1989 bis 1993 erstand sie das Sprachdiplom "Englisch als Zweitsprache" und unterrichtete<br />

anschliessend für acht Jahre als Englischlehrerin an einer Fachschule in London. Seit 2013 ist Marliese eine<br />

qualifizierte Tagesmutter.<br />

Starviolinist Clarence Myerscough in London Tochter Nadia mit Vater Clarence nach ihrem Auftritt in London<br />

Am 29. März 1986 war ich persönlich Gast bei Marliese und Clarence Myerscough in England. Dort besuchte<br />

ich meine Cousine. Gemeinsam mit meinem Model Janine Fischbach genoss ich das Osterkonzert, die "Matheus<br />

Passion", wo ich zum ersten Mal das Können des Violinisten Clarence Myerscough mit Tochter Nadia auf der Bühne<br />

bewundern durfte.<br />

Ebenfalls Berufsviolinistin ist die hübsche Tochter Nadia, die mit Ian Welsh verheiratet ist.<br />

Immer wieder kamen wir in den Genuss, Nadia an Konzerten in der Schweiz bewundern zu dürfen.<br />

Sohn Lucian ist mit Nicola Mairs verheiratet.<br />

Die Familie Myerscough lebt seit 1965 an der 17 Salterton Road in London N7 6BB.<br />

134 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Peter und Ruth Scherer<br />

Peter an seiner ersten Kommunion<br />

Die Hochzeit mit Ruth Melliger, rechts im Bild die Eltern Hedy und Franz<br />

Peter Scherer, geboren am 8. Oktober 1942, in Luzern: Er heiratete im September 1967 Ruth-Rosa Melliger,<br />

geboren am 19. Dezember 1944. Peter war bereits als Schüler ein leidenschaftlicher Hobbyelektriker. Er war so<br />

begabt, dass er alles, was zwei Drähte hatte, flickte, zusammenbaute oder weiterentwickelte. In guter Erinnerung<br />

geblieben ist mir seine Modelleisenbahn. Das war schlussendlich der Auslöser für Peters Berufswahl. Bei der Firma<br />

Ehrensberger lernte er viel Wissenswertes von Leo Fischer, was ihn dazu bewog, sich selbstständig zu machen.<br />

Peter eröffnete sein eigenes Radio- und Fernsehgeschäft an der Ecke Kloster-/Zähringerstrasse, welches er<br />

erfolgreich bis zu seiner Pension in eigener Regie führte. Peter und Ruth Scherer-Melliger lebten am Rebstockrain 9.<br />

Er verstarb, leider erst 68-jährig, am 16. Juni 2010 in Luzern.<br />

Aus der Ehe mit Ruth Melliger entstand Tochter Sonja, heute ist sie Juristin und selbst verheiratet mit Florian<br />

Bommer, darauf folgten Sohn Thomas, ebenfalls verheiratet mit Hanne Nygard aus Norwegen, und Sohn Philip<br />

Scherer, auch verheiratet mit Martha aus Tennee, Spanien.<br />

Peter mit seinen Schwestern: ein denkwürdiges Gruppenbild aus dem Jahr 2005<br />

Das sind Irene, Rita, Nadia, Peter und Marliese; die Schererlinge sind wie wir alle etwas älter geworden<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 135


Rund um die "Frohburg" in Luzern wurden wir gross und erwachsen<br />

Das Restaurant Frohburg hinter dem Bahnhof Luzern im April 1981, kurz vor dem Abbruch, hier die Rückansicht<br />

Zwei hübsch Schwestern: Marliese und Irene<br />

Stolz waren wir damals alle auf Vaters Führerschein<br />

Augenblicke der Erinnerungen in die Zeit der Vergangenheit<br />

Schwester Irene mit Bruder Peter Rita, Irene und Marliese in Pose, Chnübeli-Bauer Thalmann mit Marliese<br />

an einem feuchtfröhlichen Abend festgehalten an der Claridenstrasse und Friederich Scherer beim Tafeln<br />

136 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Irene mit Marliese und Rita zu Gast im "Trumpf-Buur" in Ebikon<br />

Wir schreiben den 12. Juni 2016, es war an einem Sonntag, als ich die Schererlinge im Restaurant Trumpf-Buur<br />

zum Gedankenaustausch traf. Während Marliese vom Kauf ihres Hauses in Canterbury erzählte, welches sie<br />

damals 1964 für 1700 Pfund erworben hatte, erinnerte sich Irene an die Zeiten in Südfrankreich. Rita wiederum ging<br />

mit ihren Gedanken weit in die Kindheit, zur Inselistrasse und zur "Frohburg", zurück. Gleichzeitig stand generell die<br />

mit Spannung geladene Abstimmung zum Brexit in England zur Debatte am runden Tisch.<br />

Marliese mit Franz und Lucian Das Haus in Canterbury im Jahr 1964 Nadia und Lucian am 20. 2. 1978<br />

V.l.n.r.: Marliese, Peter, Rita, Irene<br />

Irene mit dem Mercedes ihres damaligen Basler Freundes in Südfrankreich<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 137


Ich stelle vor:<br />

Familie Willy Wyss-Scherer<br />

vom Eichholz 5 in Steinhausen<br />

mit den Töchtern Angela, Margaretha, Gisela,<br />

Elisabeth, Renata, Gabrielle und Wilma<br />

Familie<br />

Paul Kälin-Scherer aus Walchwil<br />

mit den Töchtern Helene, Gret, Cécile<br />

und Marianne<br />

Maria Wyss und Gritli Kälin waren Schwestern<br />

meiner Mutter Rosa Werder-Scherer<br />

138 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Fenster zur Familie Willy Wyss-Scherer, Eichholz 5 in Steinhausen<br />

Willy und Maria Wyss-Scherer heirateten am 17. Mai 1945 in der Pfarrkirche St. Matthias in Steinhausen. Der<br />

Schlossermeister und die Entlebucherin bezogen ihre erste gemeinsame Wohnung im sogenannten Püntener-Haus<br />

im Oberdorf an der Blickensdorferstrasse in Steinhausen. Das junge Paar gründete schon bald eine Familie. Maria<br />

Wyss schenkte ihrem Mann Willy im Zeitfenster von 1946 bis 1961 sieben hübsche Töchter.<br />

Das sind die Angela, Margaretha, Gisela, Elisabeth, Renata, Gabriele und Wilma.<br />

Bis 1953 lebte die Familie im Oberdorf, Steinhausen. Im Anschluss bezogen Willy und Maria<br />

mit den ersten vier Töchtern ihr eigenes Haus, welches sie bis an ihr Lebensende<br />

an der Eichholzstrasse 5 in Steinhausen selbst bewohnten.<br />

Im Bildhintergrund ist das Brautführerpaar Karl der Zweite mit seiner Freundin, der Rosa Scherer, zu sehen.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 139


Zwei Generationen der Familie Wyss im Hochzeitsfieber<br />

Hier posieren Maurus und Lina Wyss-Müller,<br />

beobachtet bei ihrer Hochzeit im Jahr 1907<br />

Das sind Willy und Maria Wyss-Scherer anlässlich<br />

ihrer Hochzeit am 17. Mai 1945 in Risch<br />

Sohn Maurus Wyss, Offizier der US-Armee,<br />

Mutter Lina Wyss in stolzer Begleitung<br />

Hochzeitsgast in Steinhausen ihres Sohnes Maurus im Mai 1945<br />

140 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ein historisches Gruppenbild, festgehalten von Eugen Grau, Zug<br />

Das Hochzeitspaar Willy und Maria mit den Nebenhochzeitern Rosa Scherer und Karl Werder<br />

sowie den Blumenkindern Irene und Rita Scherer aus Luzern<br />

Anmerkungen zur damaligen Hochzeitstafel<br />

Gefeiert haben Willy und Maria mit ihren Gästen im Restaurant Rössli bei Alois Hüsler in Steinhausen. Dort<br />

verköstigten sich laut einer noch vorliegenden Rechnung 29 Personen zum Preis von Fr. 4.20 pro Menü, im Total<br />

sind das Fr. 121.80. Dazu kamen noch Getränke und zwei Übernachtungen, was einen Endbetrag von insgesamt Fr.<br />

229.-- ausmachte. Inbegriffen in dieser Rechnung waren noch 10 Prozent Trinkgeld.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 141


Impressionen zur Hochzeit von Willy und Maria Wyss-Scherer, 1945<br />

Das sind Karl Werder und Rosa Scherer in ihrer Funktion<br />

als Brautführerpaar, im Hintergrund Maurus Wyss<br />

Die Scherer-Schwestern Maria und Rosa;<br />

das Foto entstand beim Kirchlein in Risch<br />

Auszug aus den lokalen Medien zur Hochzeit von damals<br />

Am vergangenen Donnerstag, dem 17. Mai 1945, feierte in Steinhausen der zweitälteste Sohn Willy des<br />

amtierenden Kirchenratspräsidenten Maurus Wyss Hochzeit. Dass an diesem Familienfest der vor 17 Jahren in die<br />

Vereinigten Staaten Nordamerikas ausgewanderte ältere Sohn von Lina und Maurus teilnehmen würde, hätte sich<br />

wohl bis vor wenigen Tagen keiner der Familienangehörigen vorstellen können.<br />

Zwar nutzte ihm diese Gelegenheit dank einer Mitteilung der amerikanischen Gesandtschaft in Bern, dass Maurus<br />

Wyss junior, der in den USA verheiratet und in guter Stellung bei General Motors (GM) war, aber anderthalb Jahre<br />

lang nichts mehr hatte von sich hören lassen, als Offizier der US-Armee in Europa eingetroffen war und daher über<br />

kurz oder lang die Möglichkeit bestehen könnte, ihn wiederzusehen.<br />

Am 15. Mai 1945, also zwei Tage vor der Hochzeit seines jüngeren Bruders Willy, kam dann unverhofft ein Anruf<br />

von Maurus Wyss junior aus St. Margrethen mit dem Bescheid, dass er dort eingetroffen sei und dass er fünf Tage<br />

Urlaub habe. Nur wenige Stunden nachher konnte Offizier Maurus Wyss nach Verständigung der speziellen<br />

Familienumstände seine Ankunft per 16. Mai 1945 im heimatlichen Steinhausen anmelden.<br />

Der im Alter von 35 Jahren stehende Offizier der amerikanischen Armee hatte, aus den USA kommend, mit<br />

seiner Einheit die Landung bei Anzio zwischen Rom und Neapel mitgemacht. In der Folge nahm Maurus Wyss am<br />

Feldzug jener Armee teil, die in Marseille ausschiffte, durchs Rhonetal und durch die Juradepartemente nach der<br />

Pforte von Belfort vorstiess und nach der siegreichen Aufrollung des deutschen Widerstandes von Süddeutschland<br />

bis nach Salzburg gelangte.<br />

142 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Maria, Lina und Rosa Scherer, einst in ihren jungen Jahren<br />

Im Bild links Vater Ferdinand Scherer mit den Töchtern Lina und Maria im Haus St. Wolfgang. Daneben Maria und Rosa<br />

Maria wurde am 1. März 1914 als zweites Kind von Rosa-Cécilia und Ferdinand Scherer-Studer im Schächli in<br />

Schüpfheim geboren. Ihr Vater Ferdinand hatte damals ein eigenes Dachdeckergeschäft. Dadurch waren die<br />

Aussichten der noch jungen Familie recht viel versprechend. Die Kinderschar wuchs, und so zählte die<br />

Dachdeckerfamilie aus Schüpfheim bald vier Mädchen und vier kräftige Jungs, was zum Umzug in ein grösseres<br />

Haus beim Bahnhof Schüpfheim führte. Maria und einige Geschwister durften ein Musikinstrument erlernen. Oft<br />

erzählte Maria vom kleinen Familienorchester, in dem sie die Saiten ihrer Mandoline zupfte und gleichzeitig dazu<br />

sang, während Schwester Rosa die Knöpfe der Ziehharmonika bediente. Weitsichtig denkend besuchte Maria die<br />

Handelsschule in Luzern, um sich möglicherweise später im elterlichen Betrieb nützlich zu machen.<br />

In ihren jungen Jahren zog es Maria in eine Klinik ins Tessin und auf die Rigi, wo sie mit ihren Schwestern<br />

Rosa und Gritli im Kaltbad unter dem strengen Patron Dahinden als Weissnäherin arbeitete. Dieses Zeitfenster auf<br />

der Rigi prägte Maria mit ihren Schwestern besonders. Das Scherer-Trio litt unter Heimweh, den Gepflogenheiten<br />

und den Bräuchen im Entlebuch. In ihren späten Jahren erzählte Maria trotzdem oft und gerne von diesen<br />

damaligen strengen Zeiten auf Rigi Kaltbad, wo sie in der Lingerie in wichtigen Positionen mit viel Verantwortung<br />

ihre Funktionen wahrnahm.<br />

Dank des grossen Engagements ihrer Schwiegermutter Karolina (Lina) Wyss-Müller, die im Dorfzentrum von<br />

Steinhausen einen kleinen Lebensmittelladen führte, war es Willy und Maria möglich, 1953 mit Familie vom Oberdorf<br />

ins eigene Haus am Eichholz 5, ebenfalls in Steinhausen, zu ziehen. Das Haus von Willy und Maria im Eichholz<br />

grenzte damals an das Geburtshaus meines Vaters Karl Werder des Zweiten, welcher im September 1946 Marias<br />

Schwester Rosa heiratete.<br />

Die Bedeutung von Glaube und Religion war immer wieder ein Thema im Haus der inzwischen sehr attraktiven<br />

Damen aus dem Eichholz. Maria war sicher eine religiöse Mutter, doch niemals frömmlich. Im Gegensatz zu Willy,<br />

der ein regelmässiger Kirchgänger war, entschied Maria stets aus freiem Empfinden, ob sie zur Predigt gehen würde<br />

oder eben nicht.<br />

Maria wurde nie müde, den nächsten Tag wie den vergangenen zu nehmen. Sie war beschäftigt, die sieben<br />

heranwachsenden Mädchen zu Töchtern grosszuziehen. Nebst der Erziehung der beachtlichen Kinderschar<br />

versuchte Maria das kleine Haushaltsbudget der Familie mit Heimarbeit etwas aufzubessern. Aber auch die Töchter<br />

Angela, Margreth, Gisela, Renata und Elisabeth waren besorgt, das Budget zu unterstützen. Mit freiwilligen<br />

Einsätzen im Kolonialwarenladen von Karl und Rosa in Cham setzten die jungen heranwachsenden Damen<br />

Präsenz. Dafür lieferte mein Vater Lebensmittel und Getränke ins Eichholz-Haus, welche die Speisetafel der<br />

Grossfamilie Wyss reichhaltig ausglichen.<br />

Maria wurde Grossmutter, noch bevor ihre jüngste Tochter Wilma aus der Schule kam, und so kündigte sich eine<br />

für sie noch unbekannte Zeitepoche an. Das inzwischen so geliebte Eichholz-Haus erwachte ein weiteres Mal zu<br />

neuem Leben. Enkelkinder mit internationalem Touch und Sprachhintergrund gaben sich in Steinhausen die<br />

Türklinke, was dem Willy und der Maria Freude und Stolz bereitete. Es war immer wieder ein Highlight, wenn<br />

Tochter Angela mit ihren drei Töchtern für ein paar Wochen aus London kam und das Eichholz belebte.<br />

Sie sei ab und zu mit einer Kollegin statt eben zur Schule ins Kaufhaus Nordmann zur Schallplattenabteilung gegangen.<br />

Dort hätten sie zusammen eine sogenannte Lachplatte entdeckt und natürlich laut mitgelacht.<br />

Diese Lachfreude übertrug sich später auf ihre Schwester Rosa, denn Maria und Rosa waren bis zum Lebensende<br />

mit Lachattacken in den unmöglichsten Situationen in Konfrontation.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 143


Die Familien Wyss-Müller und Wyss-Scherer aus Steinhausen<br />

Die Familien Wyss-Müller und Wyss-Scherer aus Steinhausen<br />

Im Bild zu sehen sind Maurus junior und Maurus senior, Mama Karolina mit Willy und Maria Wyss<br />

Im Bild zu sehen sind Maurus junior und Maurus senior, Mama Karolina mit Willy und Maria Wyss<br />

Willy Wyss kam 1914 als zweites Kind der Familie Karolina und Maurus Wyss-Müller in Steinhausen zur<br />

Welt. Zu dieser Zeit zählte man im zugerischen Steinhausen knapp 500 Einwohner. Es gab kaum ein Auto in der<br />

Gemeinde. Gleichzeitig stand der Erste Weltkrieg unmittelbar vor der Türe. Willys Eltern waren einfache Leute, und<br />

ich persönlich habe Karolina (Lina) als liebenswürdige sehr engagierte Frau in guter Erinnerung. Willy hat sie denn<br />

auch bis zu seinem eigenen Tod stets verehrt. Er lebte an der Seite seiner zwei Brüder: Der ältere, Maurus, zog es<br />

in die USA, und der jüngere, Walter, starb viel zu früh, was Willy sehr schmerzte.<br />

Die Jugendjahre waren für Willy nicht ganz einfach. Es war seiner Familie zwar möglich, ihrem ersten Sohn<br />

Maurus<br />

Willy Wyss<br />

eine<br />

kam<br />

höhere<br />

1914<br />

Ausbildung<br />

als zweites<br />

zu ermöglichen,<br />

Kind der Familie<br />

er selbst<br />

Karolina<br />

musste<br />

und<br />

einen<br />

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handwerklichen<br />

Wyss-Müller<br />

Beruf<br />

in<br />

erlernen.<br />

Steinhausen<br />

Er machte<br />

zur<br />

die<br />

Welt.<br />

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Zu dieser<br />

als Schlosser.<br />

Zeit zählte<br />

Pflichtbewusst<br />

man im zugerischen<br />

arbeitete<br />

Steinhausen<br />

Willy in seinem<br />

knapp<br />

Beruf<br />

500<br />

über<br />

Einwohner.<br />

Jahrzehnte<br />

Es gab<br />

bis<br />

kaum<br />

zur Pension<br />

ein Auto<br />

bei<br />

in der<br />

der<br />

Gemeinde.<br />

Firma Gysi<br />

Gleichzeitig<br />

in Baar. Noch<br />

stand<br />

gut<br />

der<br />

in meiner<br />

Erste Weltkrieg<br />

Erinnerung<br />

unmittelbar<br />

liegt die<br />

vor<br />

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der Türe.<br />

dass<br />

Willys<br />

Willy<br />

Eltern<br />

mit seinem<br />

waren einfache<br />

Fahrrad,<br />

Leute,<br />

später<br />

und<br />

mit<br />

seinem<br />

ich persönlich<br />

Moped<br />

habe<br />

jeden<br />

Karolina<br />

Morgen<br />

(Lina)<br />

um 6<br />

als<br />

Uhr<br />

liebenswürdige<br />

zur Arbeit nach<br />

sehr<br />

Baar<br />

engagierte<br />

losfuhr, zur<br />

Frau<br />

Mittagspause<br />

in guter Erinnerung.<br />

um 12 Uhr<br />

Willy<br />

mit<br />

hat<br />

seiner<br />

sie denn<br />

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auch<br />

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seinem<br />

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eigenen<br />

am Familientisch<br />

Tod stets verehrt.<br />

sass und<br />

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nach<br />

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um 13<br />

zwei<br />

Uhr erneut<br />

Brüder:<br />

in<br />

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seine<br />

ältere,<br />

Werkstatt<br />

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in die<br />

Dieses<br />

USA, und<br />

Ritual<br />

der<br />

prägte<br />

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Leben<br />

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viel<br />

für<br />

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früh,<br />

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Woche<br />

Willy sehr<br />

zu Woche<br />

schmerzte.<br />

jeden Monat über Jahrzehnte. Darüber<br />

beklagt hat er sich nie. Doch im Laufe der Zeit sickerte durch, dass der fleissige Schlossermeister nur zu gerne den<br />

Die Hammer Jugendjahre mit der Schreibfeder waren für Willy getauscht nicht ganz hätte, einfach. denn dort Es war schlummerten seiner Familie seine zwar bis möglich, zu diesem ihrem Zeitpunkt ersten Sohn noch<br />

Maurus verborgenen eine höhere Talente. Ausbildung Leider gelang zu ermöglichen, es Willy nicht, er sich selbst beruflich musste in einen handwerklichen andere Richtung Beruf zu bewegen erlernen. und Er machte sich an<br />

die der Zunft Lehre der als Schreiberlinge Schlosser. Pflichtbewusst zu orientieren. arbeitete Willy in seinem Beruf über Jahrzehnte bis zur Pension bei der<br />

Firma Gysi in Baar. Noch gut in meiner Erinnerung liegt die Tatsache, dass Willy mit seinem Fahrrad, später mit<br />

Ob<br />

seinem<br />

gerade<br />

Moped<br />

dies<br />

jeden<br />

der Grund<br />

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war,<br />

um 6<br />

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Willy<br />

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zur Mittagspause<br />

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Maria und den Töchtern<br />

in die USA<br />

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erfolgreicher<br />

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und<br />

geworden<br />

nach dem<br />

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um 13 Uhr<br />

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seine<br />

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nur<br />

prägte<br />

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sein Leben<br />

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Siebzigerjahren<br />

beklagt hat er sich<br />

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nie. Doch im<br />

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seines<br />

Schreibfeder<br />

bereits verstorbenen<br />

getauscht hätte,<br />

Bruders<br />

denn<br />

Maurus<br />

dort schlummerten<br />

aufsuchen und<br />

seine<br />

teilweise<br />

bis<br />

nachverfolgen.<br />

zu diesem Zeitpunkt noch<br />

verborgenen Talente. Leider gelang es Willy nicht, sich beruflich in eine andere Richtung zu bewegen und sich an<br />

der Zunft der Schreiberlinge zu orientieren.<br />

Ob gerade dies der Grund war, dass Willy oft von seinem älteren Bruder Maurus, der in seinen Augen nach der<br />

Auswanderung in die USA ein erfolgreicher Mann geworden ist, deswegen bis zuletzt hoch verehrt wurde, war mit<br />

Sicherheit nicht nur eine Vermutung. Für Willy und Maria war die Reise nach Amerika, welche sie gemeinsam in den<br />

Siebzigerjahren unternahmen, einer der Höhepunkte im Leben. Konnte er doch in Begleitung seiner lieben Frau<br />

Maria die Spuren seines bereits verstorbenen Bruders Maurus aufsuchen und teilweise nachverfolgen.<br />

144 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Die Musikgesellschaft Steinhausen 1949 mit Maurus Wyss in Zug<br />

Vor dem Regierungsgebäude in Zug trafen sich 1949 die Musikanten der Musikgesellschaft<br />

Steinhausen. Sie alle blickten stramm für ein Gruppenbild in die Kamera von Eugen Grau.<br />

Richard Zürcher, Josef Bütler, Fritz Marti, Alois Sigrist, Alois Steiner, Paul Röllin, Othmar Hausheer, Josef Fischer,<br />

Anton Püntener, Walter Püntener, Alois Röllin, Paul Müller, Jakob Rüttimann,<br />

Josef Greter, Eugen Greter, Josef Schleiss, Josef Hüsler, Niklaus Schleiss, Walter Wyss, Hans Tschümperlin,<br />

Leo Jans, Anton Fähndrich, Konrad Iten, Hermann Scherrer, Alfred Tanner,<br />

Dominik Walker, Johann Hausheer, Maurus Wyss, Leonz Egli, Karl Wyss, Jakob Freimann, Alfred Moser.<br />

Grund für diese historische Aufnahme der Musikanten aus Steinhausen war die Teilnahme am Zuger<br />

kantonalen Musiktag 1949 in der Kolinstadt. Jungmusikant Anton Püntener erzählte mir 67 Jahre später, dass man<br />

damals die Gelegenheit nutzen wollte, endlich mal ein richtiges Foto der MGS zu knipsen. Diese Idee setzte dann<br />

Fotograf Eugen Grau in die Realität um, was heute im Jahr 2016 auch mir noch zu Nutzen kommt.<br />

Auf dem Bild oben in Front gut erkennbar die Ehrenmitglieder Maurus Wyss, Ehemann von Lina, und Leonz Egli.<br />

Auch erkennbar ist Tambour Hans Tschümperlin, mein ehemaliger Trommellehrer aus Cham, den ich dann 20 Jahre<br />

später als Jungtambour der MGS ablösen durfte.<br />

Im Bild, zweite Reihe links aussen am Bass, mein Grossvater Karl der Erste<br />

Karl war von 1900 bis 1906 Bassist<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 145


Die ersten Wyss-Töchter wachsen heran<br />

Hallo! Ich bin Angela Wyss, die Tochter Nummer eins, im Jahr 1946<br />

Willy und Maria 1945 in Davos<br />

Die Nähe zu Rosen fand Willy bereits 1944 trotz der unsicheren Zeiten und der auch in der Schweiz spürbaren<br />

Vorkommnisse des Zweiten Weltkrieges. Willy entwickelte sich hobbymässig zum Rosengärtner. Damals, zur Zeit<br />

der Rosen, lernte er seine Maria Scherer aus dem Entlebuch kennen. Mit anderen Worten: Amors Pfeil hat ihn<br />

damals mitten ins Herz getroffen und schon bald nach der Hochzeit vom 17. Mai 1945 die Geburt von Angela, seiner<br />

ersten Tochter, ankündigt.<br />

In den Anfängen, also zur Zeit der Familiengründung, wohnten Willy und Maria Wyss-Scherer noch im<br />

Dorfzentrum von Steinhausen, im sogenannten Püntener-Haus an der Blickensdorferstrasse in Miete.<br />

Im Bild sehen wir die Töchter Angela, Elisabeth mit Gisela und Margaretha Wyss<br />

146 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Fünf der sieben Töchter von Willy und Maria Wyss-Scherer<br />

Angela (Angi) Margaretha (Mar) Gisela (Giselli) Elisabeth (Lissi) Renata (Rench)<br />

Ich stelle vor: Angela (Angi), gefolgt von Margaretha (Mar) und Gisela (Giselli). Es folgten Elisabeth (Lissi) und<br />

Renata. Die ersten vier Töchter erblickten im Oberdorf an der Blickensdorferstrasse in Steinhausen das Licht der<br />

Welt. Die Nummer fünf, das war Renata, kam dann bereits im neuen, eigenen Haus im Eichholz 5 zur Welt.<br />

Das Püntener-Haus im Oberdorf<br />

Das neue Eigenheim, das Haus im Eichholz 5, in Steinhausen<br />

1953 kam der Umzug ins Eigenheim. Die inzwischen vierköpfige Familie Wyss verliess die Wohnung im Püntener-<br />

Haus, welches im Jahr 1929 als Riegelhaus erbaut wurde. Willy und Maria bezogen im Eichholz 5 ihr Eigenheim mit<br />

Garten und Umschwung, was der heranwachsenden Jungmannschaft zugutekam. Nach Renata gesellte sich am 8.<br />

Oktober 1956 Gabriele (Gaby) dazu, und am 4. Februar 1961 machte Wilma die Familie komplett. Renata, Gabriele<br />

und Wilma wurden im eigenen Haus im Eichholz, Steinhausen, geboren, wo Willy mit viel Feingefühl seinen<br />

gepflegten Rosengarten zum Wohl der Familie verwirklichen und realisieren konnte.<br />

Das sind Angela mit Gisela und Margaretha 1950<br />

Sieben sind gut, jetzt ist die Familie Wyss komplett<br />

Aus den Akten der Familie Wyss-Scherer ist ersichtlich, dass Maria und Willy noch ein weiteres gemeinsames Baby,<br />

einen Sohn, hatten, der laut Recherchen gestorben ist. Genauere Angaben sind mir nicht bekannt.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 147


Ein neues Schulhaus in Steinhausen wird bezogen<br />

Fotos: Bildarchiv Pfarrer Josef Hess<br />

Schülerinnen wie Maria Huwiler, Josi Walker, Rosemarie Marti, Frida Zurfluh, Helen Vetter,<br />

Pia Wyss, Ruth Zürcher, Paula Rüttimann und Rosmarie Jans bereiten den Umzug vor.<br />

Der Kalender zeigt das Jahr 1936, in welchem Steinhausen ein neues Schulhaus benötigt. Das Bürgerheim,<br />

welches dazumal als Schulhaus genutzt wurde, wies Platzmangel auf. Nach den Plänen des Architekten Emil Weber<br />

aus Zug durfte der Chamer Bauunternehmer Emil Reggiori mit seinem Bautrupp den Neubau im Sunnegrund an der<br />

Blickensdorferstrasse erstellen. Am 13. Juli 2016 diskutierte ich mit Angelo, dem Sohn von Emil Reggiori, welcher im<br />

Dezember 2016 88-jährig wurde. Angelo erzählte mir, dass er Jahre später mit dem Sohn des Architekten Paul<br />

Weber aus Zug wieder ein neues Schulhaus für die Schüler von Steinhausen erstellen durfte.<br />

Die Profile sind erstellt, die Bewilligung ist erteilt<br />

Der Kipper von Emil Reggiori bringt Baumaterial<br />

Das ausführende Bauunternehmen Emil Reggiori wurde 1912 in Cham gegründet.<br />

Das neue Schulhaus der Gemeinde Steinhausen, hier kurz vor der Fertigstellung, wurde im Jahr 1937 eingeweiht.<br />

148 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das Familienfoto der Dynastie von Willy und Maria Wyss-Scherer<br />

Angela (Angi) Chak-Wyss, geboren am 27. April 1946, in Zug: Angela heiratete im April 1972 Kam Ho Chak in<br />

Canterbury, England. Das Ehepaar Angela und Kam Ho hat drei hübsche Töchter: Kam Gi wurde im September<br />

1972 geboren, Kam Mei erblickte im August 1974 und Kam Lyn im Mai 1977 das Licht der Welt. Alle drei Töchter<br />

von Angela und Chak sprechen dank den vielen Besuchen bei den Grosseltern im Eichholz, Steinhausen, nebst<br />

Englisch auch ein fast perfektes "Schwyzerdütsch". Angela machte die Familie mobil, indem sie Mitte der<br />

Sechzigerjahre bei der Garage Schlotterbeck in Zürich einen knallroten Citroën 2-CV erwarb. Die Familie lebt seit<br />

Jahren in 10 St Peters Crove, Canterbury England.<br />

Margaretha (Mar) Schlatter-Wyss, geboren am 2. Mai 1947 im Oberdorf, Steinhausen, ist verheiratet mit Kurt<br />

Schlatter. Sie haben zwei Töchter, Sabine und Renata. Die Familie lebt in Oberweningen im Kanton Zürich.<br />

Margreth war in ihren jungen Jahren ein aktives Mitglied im Ziehharmonika Club von Werner Keller in Zug. Meine<br />

Mutter Rosa war die Gotte van Margreth. Zu den Geburtstagen schenkte meine Mama der Ziehharmonika-Spielerin<br />

jeweils eine Gabel, einen Löffel oder ein Messer. Das zur Vervollständigung ihres Tafelservices in späteren Jahren.<br />

Gisela (Giselli) Emmenegger-Wyss, geboren am 20. September 1948 im Oberdorf, Steinhausen, ist verheiratet<br />

mit Hanspeter Emmenegger aus Gelfingen: Sie haben eine Tochter, Liliane, und drei Söhne, Patrik, Fabian und<br />

Tobias. Die Familie lebt in Gelfingen im Kanton Luzern.<br />

Elisabeth (Lissi) Camenzind-Wyss, geboren am 9. Februar 1951 im Oberdorf, Steinhausen, ist verheiratet mit<br />

Thomas Camenzind: Das Paar hat zwei Söhne, Valentin und Lorenz, sie sind in Bolligen, Kanton Bern,<br />

aufgewachsen und auch dort zu Hause.<br />

Renata Wyss, geboren am 23. Juli 1953 im Eichholz, Steinhausen, ist verheiratet mit Arnolf Haga. Renata und<br />

Arnolf haben zwei Kinder: Lavrans und Rebekka. Die Familie lebt in Verdal, Norwegen. Renata ist gelernte<br />

Goldschmiedin und Künstlerin mit eigenem Atelier.<br />

Gabriele (Gaby) Wyss, geboren am 8. Oktober 1956 im Eichholz, Steinhausen, ist seit 2002 verheiratet mit<br />

Arthur Bachmann. Die Ehe blieb kinderlos, ihr Zuhause ist Ebertswil im Kanton Zürich.<br />

Wilma Wyss, geboren am 4. Februar 1961 im Eichholz, Steinhausen, hat zwei Töchter: Lisa und Anna. Die<br />

Familie findet man im Restaurant Albishorn in der Gemeinde Hausen am Albis.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 149


Willy und Maria Wyss in lockerer Ferienstimmung<br />

Familieninventar mit den sieben Wyss-Töchtern vom Eichholz im August 1985<br />

Angela Margreth Gisela Elisabeth<br />

Renata Gabriele Wilma<br />

So präsentierte sich die Familie von Willy und Maria 1985. Mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, die sieben<br />

attraktiven Rehlein vor den bösen Wölfen zu schützen. Während Vater Willy die Zügel eher etwas konservativer und<br />

straffer zog, lockerte Maria mit ihrer modernen Einstellung in manchen Situationen das Familienleben in Richtung<br />

Grosszügigkeit auf. Ob Willy jeden Abend Appell machte, weiss ich nicht. Aus heutiger Sicht betrachtet machte das<br />

Damenseptett aus dem Eichholz die Eltern mit 15 Enkelinnen und Enkeln zu stolzen Grosseltern. Zudem sind die<br />

Töchter aus Steinhausen weltweit und international verheiratet, was eine Reisewelle auslöste.<br />

Wie man sieht, war ich mit meinen vielen Cousinen in meiner Jugend rundum von hübschen Frauen umgeben.<br />

Ob mich diese vorgegebenen Strukturen bewegt haben, eine Modelagentur zu gründen, ist nicht bewiesen.<br />

150 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Kam Ho Chak und Angela Wyss: Sie leben in Canterbury, England<br />

Angela (Angi) Chak-Wyss wurde am 27. April 1946 in Zug geboren. Sie heiratete im April 1972<br />

Kam Ho Chak in Canterbury, England. Das Ehepaar Angela und Kam Ho hat drei in ihrem<br />

Erscheinungsbild ganz spezielle Töchter.<br />

Family Chak, direkt aus London ins Eichholz angereist, feiert gemeinsam mit Oma Maria Weihnachten 1983.<br />

Gespannt erwarten die Töchter Kam Mei, Kam Gi und Kam Lyn den Stundenschlag zum neuen Jahr 1984.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 151


Die Wyss-Schwestern, fotografisch festgehalten im Jahr 2016<br />

Angela Chak-Wyss<br />

Kurt und Margreth Schlatter-Wyss<br />

Hanspeter und Gisela Emmenegger-Wyss<br />

Elisabeth und Thomas Camenzind-Wyss<br />

Renata Haga-Wyss<br />

Gaby und Arthur Bachmann-Wyss<br />

152 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Wilma mit ihren Töchtern Lisa und Anna Wyss<br />

Lisa, Wilma mit Anna Wyss und ihr Berner Sennenhund Orpheus vom Gränzweg<br />

Lisa mit Schwester Anna Wyss am 4. August 2016<br />

Die Mama, Wilma Wyss<br />

Wilma Wyss ist die jüngste von den sieben Töchtern von Willy und Maria. Als Bürgerin von Oberrüti kam sie<br />

am 4. Februar 1961 in der Klinik Liebfrauenhof, Zug, zur Welt. In der Neustadtpassage Zug, bei Hermann Christen in<br />

der Herrenboutique Sharks, konnte man Wilma im Zeitfenster von 1978 bis 1995 als Modeberaterin treffen. 2010 bis<br />

2013 genoss die Nummer sieben im Altersheim Neustadt eine Zweitausbildung in Hauswirtschaft. Als Pächterin<br />

führte Wilma Wyss von 2013 bis 2016 gemeinsam mit Tochter Lisa und Partner Hans Kryenbühl das beliebte<br />

Ausflugsrestaurant am Albishorn. Leider wurde ihr der Pachtvertrag wegen Eigenbedarf nicht verlängert, und so zog<br />

es die Familie nach Morgarten. Als ihre erste Tochter setzte Lisa am 17. April 1990 ihre hübschen Füsse auf den<br />

Erdboden. Etwas später, am 14. August 1995, folgte Tochter Nummer zwei, Anna. Während Lisa heute die<br />

Berufsmatura macht, widmet sich Anna der Erwachsenenmatura. Ich fotografierte das Trio Triple AAA am 4. August<br />

2016 in Steinhausen.<br />

Weil die Namen des Trios Wyss alle mit dem Buchstaben A enden, nenne ich sie das Triple-AAA-Trio.<br />

Noch wissenswert ist, dass Wilma eine fantastische Chnöpfli-Köchin ist,<br />

oft und immer wieder durfte ich das Gastrecht in Wilmas Chnöpfli-Küche ausgiebig geniessen.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 153


Blende zurück auf teilweise bereits erloschene Generationen<br />

Drei der Ladys erkennen wir auf diesem Bild aus der Jugendzeit<br />

der Schererlinge wieder: Das sind Maria (oben) und Lina mit Rosa,<br />

ebenfalls im Bild sind Friederich, Josef und Walter<br />

Schnappschuss, in einer Pause geknipst:<br />

Rosa mit Kollegin im August 1943 im<br />

Hotel Bellevue bei Dahindens auf der Rigi<br />

Maurus mit Walter und Willy Wyss Angela mit Wilma Wyss Schlossermeister Willy Wyss, Juni 1979<br />

Treffpunkt bei Familie Wyss im Eichholz in Steinhausen<br />

Maria, Willy, Renata u. Gaby, 1962 Marie mit Gabriele und Wilma, 1961 Wilma Wyss im Eichholzbad, Oktober 1964<br />

154 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Sehenswerte Bilder aus dem Archiv der Familie Wyss<br />

Zwei gelungene Momentaufnahmen<br />

Das Foto mit Maurus Wyss und Sophie Naunheim, datiert vom<br />

8. Juli 1962, im Eichholzgarten von Willy in Steinhausen<br />

Elisabeth Wyss an der Hochzeit ihrer Schwester Wilma Wyss und meine Schwester Cécilia Werder 1973<br />

Gisela mit Hanspeter Emmenegger in Risch<br />

Die nächste Generation wächst zügig heran<br />

Patrik Emmenegger, Lorenz und Valentin Camenzind, Fabian und Tobias Emmenegger,<br />

Kam Gi Chak, Lavranz Haga, Liliane Emmenegger, Kam Mei und Kam Lyn Chak,<br />

Sabine und Renate Schlatter<br />

Auf dem Foto fehlen die Kinder von Wilma, Lisa und Anna, und die Tochter von Renata, Rebekka<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 155


Grösser und immer grösser: der Familien-Clan von Willy und Maria<br />

Ein gelungenes Familienfoto, welches anlässlich der Hochzeit von Renata mit Arnolf in Verdal, Norwegen, entstand<br />

Im Laufe der Zeit entwickelten sich die sieben Mädchen der Familie Wyss zu hübschen jungen Damen, welche<br />

sich nach Abschluss der Primar- und Sekundarschule mit angegliederter Berufslehre rund um den Globus<br />

niederliessen. Die Töchter verheirateten sich international und schenkten dem Willy und der Maria 15 Grosskinder.<br />

Zu jedem von ihnen hatte Willy eine spezielle Beziehung, auch wenn er dies oft nur schwer ausdrücken konnte. Willy<br />

pflegte die Kontakte mit seinen Enkelkindern sichtlich, indem er sich über jeden Schul- und Berufsabschluss wie<br />

auch über weitere angegliederte Erfolge im Leben der neuen Generation freute.<br />

Ein Highlight in Willys Leben war auch die Tatsache, dass er noch miterleben durfte, wie vier Urgrosskinder in<br />

seine Grossfamilie aufgenommen werden konnten. Nur zu gerne hätte Willy den 17. Mai 2005 noch erlebt, er wäre<br />

an diesem Tag exakt 60 Jahre mit seiner Maria verheiratet gewesen. Wie viel an gegenseitigem Verständnis,<br />

Toleranz und Achtung einer 60-jährigen Ehe in die Waagschale des Lebens geworfen wird, können Aussenstehende<br />

wie ich nur erahnen.<br />

Eigentlich begann das wirklich spannende Leben von Willy Wyss erst nach seiner Pensionierung. Endlich<br />

fand Willy Zeit, neue Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Im Zeitfenster seiner fast 30-jährigen Pension fand er<br />

den Weg über die Musik zur Fotografie. Er befasste sich mit der Politik und konnte sich fast gleichzeitig im selbst<br />

gestalteten Rosengarten mit edlen Düften und neuer Energie versorgen. Möglicherweise lag das Geheimnis in<br />

seinen Rosen, denn Willy war ein Kenner und Liebhaber dieser bewundernswerten Blume, welche er in seinem<br />

gepflegten Garten mit viel Geduld und Feingefühl aufzog und pflegte.<br />

Noch zu gut erinnern sich seine Töchter, wie Willy eines Tages mit seinem ersten kleinen Fotoapparat nach<br />

Hause kam. In der Folge wurden es Markenkameras, mit denen er Landschaften, aber auch seine geliebten Rosen<br />

nach eigenen Ideen ins Bild setzte. Ich, der Schreiberling, lud Willy im Juni 1986 mit seiner Kamera zu einem<br />

ausgiebigen Helikopter-Rundflug über den Grossraum Ennetsee ein. In einer Maschine der Marke Bell hoben wir an<br />

einem Samstag zur Mittagszeit von der Hirsgartenwiese in Cham ab. Ich war dafür besorgt, dass Willy den besten<br />

Platz vorne direkt neben dem Piloten Krähenbühl bekam. Bei traumhaftem und tollem Flugwetter schwebten wir<br />

zuerst über die Stadt Zug nach Steinhausen, wo wir auf seinen Wunsch über seinem Eichholz-Haus kreisten. Dort<br />

stand Tante Maria im Garten und winkte mit einem roten Tuch ihrem geliebten Willy entgegen. Dann flog unsere<br />

knallrote Belle in Richtung Cham über den Schlosspark St. Andreas rund um den Kirchturm, dem Seeufer entlang<br />

nach Buonas, Rotkreuz, der Reuss entlang über das Naturschutzgebiet zum Reussspitz und zurück zum<br />

Villettepark, wo unser Heli zur Landung ansetzte. Willy war begeistert, sodass er zeitweise das Fotografieren<br />

vergass. In den "Zuger Nachrichten" erschien die Woche darauf eine zweiseitige Bildstory zu Willys Heliflug.<br />

Besonders stolz war mein Onkel Willy, als er seine Fotos im Rahmen einer Ausstellung im Altersheim Steinhausen<br />

einem breiten Publikum präsentieren durfte.<br />

156 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Die "Zuger Nachrichten" über Willy Wyss an seinem 75. Geburtstag<br />

Obwohl Willy am letzten Freitag seinen 75. Geburtstag feiern konnte, wurde er<br />

keineswegs schreibmüde.<br />

Willy Wyss war der Senior unter den freien Mitarbeitern der "Zuger Nachrichten". Dabei sah es Anfang der<br />

Fünfzigerjahre, als er aus Steinhausen zu berichten begann, gar nicht danach aus, dass die Zeitungsarbeit nebst<br />

seinem Beruf in der Metallbranche zu einer Hauptbeschäftigung würde.<br />

Es begann damit, dass Willy Wyss für seinen kranken Vater (Maurus Wyss) einspringen musste, der damals als<br />

gemeindlicher Berichterstatter für die Zeitung tätig war. Seit Willys Pensionierung vor zehn Jahren ist daraus noch<br />

mehr geworden. Der Jubilar selbst bezeichnet diesen Zeitabschnitt als einen der schönsten und vielseitigsten in<br />

seinem Leben. "Die Arbeit für die Zeitung hat mir zu ungezählten interessanten Kontakten verholfen und mich mit<br />

Themen konfrontiert, die mich packten", meint Willy Wyss.<br />

Nicht selten hat Willy sich mit einer Sache derart intensiv auseinandergesetzt, dass daraus ein engagierter<br />

Leserbriefwechsel entstand. Viele der Gratulanten hätten ihn ermuntert, weiterhin für die "Zuger Nachrichten" zu<br />

schreiben, erzählt der Jubilar beim Interview. Auch wenn der 75-Jährige noch nicht ans Aufhören denkt, macht er<br />

sich doch gelegentlich Gedanken über seine weitere Tätigkeit als Lokalberichterstatter. Willy Wyss hat sich<br />

vorgenommen, wenn die Redaktion ihn zu sehr einspannen wollte, auch mal Nein zu sagen, nicht zuletzt mit<br />

Rücksicht aus seine Frau (Maria), die in all den Jahren seiner "Leidenschaft" viel Verständnis entgegenbrachte.<br />

Zudem hat der Familienvater von sieben erwachsenen Töchtern noch andere Beschäftigungen, welche ihm viel<br />

bedeuten: seine Enkelkinder, die Liebe zu seinem Rosengarten, das Interesse an der Fotografie, dessen Ursprung<br />

wieder zur Zeitung und zum Schreiben führt. Man wird also auch in Zukunft weitere Zeilen aus der Feder des<br />

Steinhausers in unserer Zeitung finden können.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 157


Rosenzüchter, Fotograf und Journalist: Das war Willy Wyss<br />

Onkel Willy war für mich immer ein guter Gesprächspartner. Wir unterhielten uns oft über Politik und Wirtschaft.<br />

Obwohl wir unterschiedliche Meinungen vertraten, unsere Diskussionen fanden immer einen fairen Ausgang.<br />

Wichtig war ihm auch die Politik. Lokale und nationale Ereignisse, aber auch die Weltbühne der ganz grossen<br />

Stimmungsmacher interessierten den Rosengärtner aus Steinhausen. Mit spitzer Feder und gezielten Sätzen<br />

machte er sich mit Leserbriefen, aber auch mit eigenen Artikeln zum täglichen Geschehen bemerkbar. In seinen<br />

Zeilen schilderte Willy die Zusammenhänge der einzelnen Themen so klar und deutlich, dass man sich oft die Frage<br />

stellen musste, woher er die teils komplizierten Zusammenhänge erkennen konnte. Auch wenn es manchmal zum<br />

Ausdruck kam, dass er sich in einen Themenbereich verbissen hätte. Willy kämpfte stets für die Gerechtigkeit, den<br />

Weltfrieden und den Fortschritt. Als Bürger der Gemeinde Steinhausen erlebte ich meinen Onkel Willy oft auch an<br />

den jährlich wiederkehrenden Generalversammlungen der Bürgergemeinde und des ortsansässigen Gewerbes. Mit<br />

Statements und kurzen, aber sachlichen Berichten fütterte er die Zuger Lokalpresse mit seinen Rückblenden aus<br />

dem Geschehen vor Ort und aus der Region Zug West.<br />

Er selbst bezeichnete sich damals als echten "Euroturbo". Mit einleuchtenden Argumenten setzte er sich<br />

öffentlich für den Beitritt der Schweiz in die EU ein, was ihm oft zum Verhängnis wurde. In seinem Briefkasten<br />

tauchten deswegen plötzlich bedrohende Briefe von Leuten auf, welche nicht seiner Meinung waren. Das waren für<br />

Willy keine Hindernisse, er setzte sich gerade deswegen spontan für seine politische Linie ein. Er gab nie auf, im<br />

Gegenteil: Mit seiner hervorragend geführten Feder verfügte er über einen ausgezeichneten Wortschatz, der ihm<br />

das Leiden der Schwerhörigkeit etwas angenehmer machte. Aus meiner Perspektive kann ich die Meinung der<br />

Familie teilen: Willy hätte mit einem Beruf in der Zunft der Schreiberlinge mehr Freude am Zusammenfügen von<br />

Buchstaben und Zahlen gehabt, als den eisernen Hammer zu schwingen. Denn im Gestalten von Worten zu Sätzen<br />

war er besonders kreativ und stark.<br />

Die Musik fand einen ganz besonderen Platz im Leben des siebenfachen Familienvaters und Rosenzüchters.<br />

Immer intensiver begann Willy, sich mit der klassischen Musik zu befassen. In ausgiebigen Dialogen mit meinem<br />

Vater (Karl dem Zweiten) und mit Werner Naunheim unterhielt sich das Herrentrio bei einem Glas Wein im<br />

Musikzimmer meines Vaters an der KS-7 in Cham zum Thema Richard Wagner. Mit der Zeit legte sich Willy ein<br />

eigenes Grammofon und eine auserlesene Plattensammlung zu. Nun konnte er die Klänge von VERDI oder Mozarts<br />

ZAUBERFLÖTE gemeinsam mit Maria in seiner gemütlichen Stube im Eichholz geniessen. Besonders erfreut war<br />

Onkel Willy, wenn er von Helen Tischhuser-Kälin zu den Luzerner Musikfestwochen ins KKL eingeladen wurde.<br />

Bezeichnend für seine Liebe zur Musik war, dass Willy noch kurz vor seinem Tod den zweiten Satz "Un pocco piu<br />

mosso" aus Dvoraks 9. Symphonie hören durfte.<br />

158 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Maria Wyss: 1997 an meinem 50. Geburtstag in Zug<br />

Nebst Marias Verantwortung im eigenen Familienleben fand sie noch die Zeit, einen eigenen Bekanntenkreis<br />

aufzubauen. Sie verstand es innert Kürze, mit Nachbarn ins Gespräch zu kommen und so spannende neue<br />

Kontakte ins Leben zu rufen. Sehr erstaunt war meine liebe Tante Maria, als ich eines Tages mit dem weltbekannten<br />

Bandleader Hazy Osterwald (Kriminaltango) in ihrem Garten erschien. Diesen überraschenden Augenblick kann<br />

man nicht beschreiben, man muss die Situation einfach so, wie ich sie selbst erlebt habe, einordnen. Die Momente<br />

waren köstlich, und sie bleiben für mich persönlich unvergesslich. Weil Maria eben Menschen liebte, konnte sie<br />

denen auch immer ohne Vorurteile begegnen, egal welcher Nationalität oder welcher Herkunft, sie fand immer den<br />

passenden Gesprächsstoff und wenn nötig fragte Maria einfach nach! Es war Maria, welche aus dem Eichholz ein<br />

offenes Haus gestaltete. Sie machte das weisse Eichholz-Haus zur Oase für alle, und sie fand immer Zeit und Platz,<br />

die Anliegen von Familie, Verwandten, Freunden und Bekannten, egal aus welchem Kulturkreis ihre Gäste auf Zeit<br />

zur Visite kamen, stand sie wie ein Fels in der Brandung. Maria konnte zuhören. Sie war nie nachtragend, weil sie<br />

von Grund auf die Harmonie liebte und mit Rücksicht auch das eine oder andere "Sörgeli" zur Seite schob. Dass sie<br />

bestimmte Erlebnisse aus ihrer Ursprungsfamilie bis ins hohe Alter noch beschäftigten, spürte ich aus den fast<br />

endlosen Diskussionen, welche ich in regelmässigen Abständen mit ihr führen durfte.<br />

Eine schwere Zeit für Maria brach dann an, als ihr geliebter Willy an ihrer Seite am 30. April 2005 nach fast<br />

60 Jahren Ehe für immer diese Welt verliess. Das Leben im Alleingang zu bewältigen, wurde plötzlich mit Problemen<br />

verbunden. Marias Augenlicht wurde immer schwächer, und die Unsicherheit, allein im Eichholz-Haus zu leben,<br />

machte nicht nur ihr Sorgen, die unsichere Situation gab auch ihren Angehörigen zu denken. So bot sich Ende<br />

August 2006 die Gelegenheit, dass Maria im Alterszentrum Steinhausen im Zimmer Nr. 314 einen Platz mit guter<br />

Pflege antreten konnte. Mit fast täglichen Besuchen von ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten konnten die<br />

guten Kontakte bis knapp vor ihrem Tod aufrechterhalten werden.<br />

Meine liebe Tante Maria Wyss-Scherer verstarb 97-jährig nach einer sternenklaren Nacht in den frühen<br />

Morgenstunden des 4. Julis 2011. Unwiderruflich traten die Gesetze der Natur in Kraft.<br />

Maria begab sich auf den Weg, den wir wohl alle mal abschreiten werden.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 159


Maurus Wyss aus Steinhausen war im Generalstab der GM in USA<br />

Im Bild eine meiner damaligen Traumkarossen, ein Cadillac, Series 61 454 V8, mit Jahrgang 1950<br />

Onkel Maurus Wyss, Sohn der Lina Wyss-Müller aus Steinhausen, schaffte den Sprung über den Atlantik. Er<br />

machte die sogenannte Tellerwäscherkarriere bis hinauf zum Stab des Generaldirektoriums bei General Motors in<br />

den USA. Maurus bekleidete einen der höchsten Positionen bei einem US-Automobilgiganten, der GM, in einem<br />

Zeitfenster, als die amerikanischen Schlitten den höchsten Stellenwert der Mobilisierung genossen. Fast<br />

selbstverständlich war deshalb, dass in unseren Familien ausschliesslich amerikanische Autos gekauft und gefahren<br />

wurden. Maurus und seine Frau Angela lebten in der Stadt Baltimore. Maurus selbst arbeitete in der damaligen<br />

Autometropole Detroit im Bundesstaat Michigan. Die Familie hatte zwei Adoptivkinder: Das waren Tochter Carolina<br />

und Sohn John. Maurus verstarb im März 1971 in Baltimore, wo er mit seiner Familie auch lebte.<br />

General Motors wurde am 16. September 1908 von William C. Durant gegründet. Zum Verbund der GM<br />

gehörten verschiedene Automobilhersteller der Marken Cadillac, Pontiac, Buick, Oldsmobil, Plimouth, Chrysler,<br />

Ford, Opel und weitere. Mein Vater fuhr von 1950 bis 1955 einen Plimouth Delux. Von 1955 bis 1959 sah man ihn<br />

mit dem viertürigen schwarzen Ford Sohe, später war es ein Ford Meinline, mit dem uns Vater ausführte.<br />

Das war einst unser Plimouth de luxe, Jahrgang 1950 Das war damals unser Ford Sohe, Jahrgang 1950<br />

Die Fotos oben zeigen zwei der amerikanischen Wagen, welche mein Vater Karl der Zweite Anfang der<br />

Fünfzigerjahre vom Autohaus Küng, damals an der Rigistrasse in Cham, käuflich erwarb. Das wiederum schätzte<br />

Maurus Wyss an seinen Besuchen in der Schweiz, wo er im "Rössli", Steinhausen, die ganze Verwandtschaft einlud<br />

und entsprechend verwöhnte. Offiziell war er zu der Zeit ein gern gesehener Gast im Haus der GM in Biel.<br />

160 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Die katholische Kirche St. Mathias im zugerischen Steinhausen<br />

In einer eindrücklich gestalteten Beerdigung und unter grosser Anteilnahme vieler Weggefährten des<br />

Rosenkavaliers, begleitet von seiner lieben Frau Maria, wurde Willy Wyss am 6. Mai 2005 von seinen sieben<br />

Töchtern nach einer Gedenkfeier in der Kirche St. Mathias auf dem Friedhof in Steinhausen zu Grabe getragen. An<br />

diesem Tag der Trauer verabschiedeten sich zahlreiche Verwandte, Freunde und Bekannte von einem Mann, der<br />

während seiner 91 Jahre nicht nur in Steinhausen Geschichte schrieb. Jahre später, am Morgen des 4. Juli 2011,<br />

folgte ihm seine Frau Maria. Heute findet man das Familiengrab Wyss-Scherer auf dem Friedhof Erli in Steinhausen.<br />

Willy Wyss verstarb am 30. April 2005 zu Hause in seinem Eichholz-Haus in Steinhausen<br />

und in Anwesenheit seiner Frau Maria Wyss und seiner Tochter Margreth<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 161


Paul und Gritli Kälin-Scherer, festgehalten an ihrer Hochzeit 1945<br />

Das Foto dokumentiert die Hochzeit von Paul und Gritli Kälin-Scherer vom 7. April 1945,<br />

festgehalten von Eugen Grau in seinem Fotostudio in Zug<br />

162 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das Fenster zur Familie Paul und Gritli Kälin-Scherer in Walchwil<br />

Helene-Margareta Cécile-Anna Margaretha-Paula Marianne<br />

Die Familie Kälin-Scherer wohnte bis zum 1. Dezember 1951 an der Bohlstrasse in Zug. Mit ihren drei Kindern<br />

Helene-Margareta, geboren am 10. August 1946, Cécile-Anna, geboren 5. April 1948, und Margaretha-Paula,<br />

geboren 14. Januar 1949, zogen Paul und Gritli später in ihr eigenes Haus Sonnheim nach Walchwil. Am 18. Juli<br />

1952 wurde dann noch Marianne, Tochter Nummer vier, geboren. Nur wenige Jahre darauf, am 26. August 1957,<br />

verstarb Gritli leider viel zu früh an einer Krebskrankheit im Sanatorium Adelheid in Unterägeri.<br />

1959 heiratete Paul Gertrud Hürlimann. Aus dieser, der zweiten Ehe stammen zwei weitere Töchter: Adriana,<br />

geboren 1960, und Myrtha, geboren 1962. In seinen besten Jahren verwirklichte Paul sein eigenes Baugeschäft, das<br />

er bis zum Pensionsalter erfolgreich in eigener Regie in Walchwil führte und dann an Kurt Birrer verkaufte.<br />

Das glückliche Brautpaar Paul und Gritli Kälin-Scherer 1945 Gritli mit Helene, Gret, Cécile und Marianne 1952<br />

Gesichtszüge und Ausdrücke: Gritli Kälin mit ihren heranwachsenden Kindern, aufgenommen in den Fünfzigerjahren<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 163


Einst, im Jahr 1953, war das Gritli mit ihren vier Mädels in Walchwil<br />

V.l.n.r.: Helene, Gret, Mutter Gritli mit Marianne und Cécile im Garten vor ihrem Haus Sonnenheim in Walchwil<br />

Gret, Helene, Marianne und Cécile: Sie erheben ihre Gläser!<br />

Das Bild mit den Kälin-Töchtern aus Walchwil entstand im August 2002 an der Hochzeitsfeier<br />

von Grets Sohn Adrian im Restaurant Talacher in Zug<br />

164 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Paul Kälin-Scherer<br />

Paul Kälin an Weihnachten 1938<br />

Paul mit seinen Töchtern Helene, Gret, Marianne und Cécile im Hörnli, Walchwil<br />

Paul Kälin wurde am 28. September 1913 in Baar geboren. Er arbeitete als Maurerpolier bei der Firma Josef<br />

Kaiser in Zug. Im April 1945 heiratete der attraktive Polier die Dachdeckerstochter Gritli Scherer aus Schüpfheim im<br />

Entlebuch aus dem Kanton Luzern.<br />

Dank Pauls unermüdlichem Fleiss und seinen beruflichen Erfolgen konnten er mit Ehefrau Gritli an einem<br />

prächtigen Plätzchen für seine heranwachsende Familie in Walchwil ein eigenes, neues Haus bauen. Dort wirkte<br />

Gritli als Gattin und Mutter, wo sie sich liebevoll ihren vier Kindern annahm. 1955 machte sich bei ihr leider eine<br />

heimtückische Krankheit bemerkbar. Doch es schien, dass diese durch einen operativen Eingriff überwunden sei.<br />

Gritli und die Familie machten sich wieder Hoffnung auf Genesung. Leider blieb der Zustand nicht von langer Dauer.<br />

Nach kurzer Zeit folgte die nicht aufschiebbare Überführung in ein Krankenhaus. Die grosse Hoffnung auf eine<br />

Wiederkehr zu ihrer Familie nach Walchwil blieb ungehört. Gritli verstarb am Abend des 26. August 1957 im<br />

Sanatorium Adelheid in Unterägeri im Beisein ihrer Familie.<br />

Vater Ferdinand Scherer mit Tochter Gritli Rosa-Cécilia, Ferdinand, Gritli und mit Karl dem Ersten, 1946<br />

Margarita (Gritli) Scherer, geboren am 20. November 1915, war die Tochter und das dritte Kind von Ferdinand<br />

und Rosa-Cécilia Scherer-Studer in Schüpfheim. Im Kreise ihrer sieben Geschwister erlebte sie eine schöne<br />

Jugendzeit. So war die lebensfrohe Margarita auf der Kirchenempore beim Singen, bei klassischen Reigen mit der<br />

Trachtengruppe und natürlich auch beim traditionellen Wyberschiessen anzutreffen. Doch bald wurde es Margarita<br />

im Entlebuch zu eng. Sie riskierte einen grossen Sprung in den Süden an die italienische Riviera, wo sie während<br />

eines ganzen Jahres im Dienste einer Schweizer Familie stand. Von dort gings zurück in die vertraute<br />

Zentralschweiz nach Steinhausen, wo Gritli als Serviertochter im Restaurant Rössli bei Familie Hüsler tätig war.<br />

Durch ihre Frohnatur und auch durch ihren seriösen Charakter war Gritli Scherer überall sehr beliebt und gern<br />

gesehen. Etwas später arbeitete die fleissige Entlebucherin im Club zur Geduld in Winterthur. Dort verkehrten<br />

hauptsächlich angesehene Gäste aus der damaligen Gesellschaft. Wieder in Zug, lernte Margarita ihren zukünftigen<br />

Ehemann Paul Kälin kennen. Im April 1945 heirateten die beiden in der Gut-Hirt-Kirche in Zug. Das Paar zog an die<br />

Bohlstrasse, und das Resultat dieser harmonischen Verbindung waren vier liebe Töchter: Helene, Cécile, Margareta<br />

und Marianne.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 165


Die Nachkommen von Gritli und Paul Kälin-Scherer<br />

Helene-Margareta Kälin, geboren am 10. August 1946 in Zug: Sie war Air-Hostess bei Swissair, später war Helene<br />

im kaufmännischen Bereich bzw. in der Finanzbranche und im Family Office tätig. Verheiratet ist sie mit Jakob<br />

Tischhauser, Mitglied der Schweizer Ski-Nationalmannschaft/Weltcup, Betriebsökonom und selbstständiger<br />

Geschäftsmann. Das kinderlose Ehepaar lebt in Hünenberg See im Kanton Zug.<br />

Cécile mit Steve an einer Hochzeit im Februar 1981<br />

Cécile 1970, unterwegs auf Mykonos (Griechenland)<br />

Cécile-Anna Kälin war im Zeitfenster von 1981 bis 2014 mit Steve Missler aus Phoenix, Arizona USA,<br />

verheiratet. Aus dieser Ehe mit Stephen Missler stammt Sohn Thomas-Paul, geboren am 7. August 1984. Cécile<br />

lebt an der Rufibachstrasse 7 im zugerischen Walchwil. Am Taufbecken von Cécile Kälin standen damals die Gotte,<br />

Rosa-Cécilia Scherer-Studer, und der Götti, Josef Kälin, welcher der älteste Bruder von Vater Paul war.<br />

166 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Da wären noch Gret und Albert Iten-Kälin<br />

Die Hochzeit von Albert Iten mit Gret Kälin: Tausch der Eheringe Die lockere, aufgestellte Gret im Jahr 1990:<br />

in der Schutzengel-Kapelle Zug (Foto by Studio Grau, Zug)<br />

So wie wir sie halt in Erinnerung haben<br />

Margareta-Paula Kälin (Gret), geboren am 14. Februar 1949 in Zug. Aus der Ehe mit Albert Iten aus Zug, die am<br />

14. August 1969 geschlossen wurde, stammen die zwei Söhne Adrian und Philipp. Gret war eine erfolgreiche<br />

Immobilientreuhänderin, die ihr eigenes Geschäft im Herti-Center in Zug mit viel Leidenschaft und in eigener Regie<br />

führte. In ihrer Freizeit reiste Gret gerne durch viele Länder dieser Welt. So besuchte Gret auch die Eisbären in der<br />

Arktis. Als Weinkennerin widmete sie der Rebenkultur viel Aufmerksamkeit, indem sie oft an Weinreisen teilnahm.<br />

Gerne zog sich Gret in ihre Wohnung im Hasenbühl, Zug, zurück. Dort fand sie den Ort zum Entspannen und um in<br />

sich zu gehen.<br />

Gret Iten-Kälin verstarb leider viel zu früh am 4. Oktober 2015 im Kantonsspital Luzern an Krebs.<br />

Sie wurde von ihrer Familie, den Verwandten und zahlreichen Freunden am Freitag, 9. Oktober 2015,<br />

auf dem Friedhof St. Michael in Zug für immer verabschiedet.<br />

Marianne ist die jüngste der Kälin-Töchter<br />

Marianne Kälin, geboren am 18. Juli 1952 in Walchwil. Marianne war mit mir 1957 im Sanatorium Adelheid in Unterägeri.<br />

Später arbeitete sie in der Immobilienfirma ihrer Schwester Gret. Seit einigen Jahren pflege ich gemeinsam mit der<br />

jüngsten Kälin-Tochter das Kulinarische. Wir gehen mindestens zweimal im Jahr fein essen<br />

und tauschen uns gegenseitig zu den Geschehnissen in unseren Familien aus.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 167


Friederich Scherer, dipl. Spenglermeister vom Wolfgang, Schüpfheim<br />

Friederich Scherer, geboren am 14. Januar 1917 im Schächli zu Schüpfheim, war das vierte von acht Kindern. Friederich,<br />

Sohn des Ferdinand und der Rosa-Cécilia Scherer-Studer, ist verheiratet seit dem 23. November 1952 mit Christine<br />

Schmidiger von der Twerenegg aus Menzberg. Das Paar hat zwei Söhne, Fredy und Ruedi.<br />

Friederich Scherer besuchte die Primar- und die Sekundarschule in Schüpfheim. Anschliessend liess er sich<br />

bei der Firma Prassé in Luzern zum dipl. Bauspengler ausbilden. Darauf arbeitete er im väterlichen Dachdecker- und<br />

Spenglereibetrieb. Nach der mit Bravour abgeschlossenen Lehrabschlussprüfung ermöglichten ihm seine Eltern,<br />

schon bald den in Schüpfheim ansässigen Familienbetrieb in eigener Regie zu führen. Für Friederich keine leichte<br />

Aufgabe, denn der Zweite Weltkrieg stellte den Kleinbetrieb des Dachdecker-/Spengler-Meisters oft vor fast<br />

unlösbare Probleme. So konnte zum Beispiel das Rohmaterial nur unter erschwerten Umständen beschafft werden.<br />

Dank Fleiss und seiner unermüdlichen Eigenleistung gelang es dem jungen KMU vom Wolfgang, die an ihn<br />

gestellten Herausforderungen der Krisenjahre in den Griff zu bekommen. Durch sein tüchtiges Engagement wie<br />

auch seiner Loyalität wuchs Friederichs Geschäft, und er konnte seine Kundschaft im Wesentlichen vergrössern.<br />

Einer seiner beruflichen Höhepunkte war, als er den in die Jahre gekommenen Turm der Pfarrkirche Johannes &<br />

Paul in Schüpfheim Anfang der Fünfzigerjahre renovieren durfte. Dabei halfen und unterstützten ihn seine Brüder<br />

Franz und Walter Scherer, welche ebenfalls im Beruf der Dachdeckerei tätig waren.<br />

Freizeit für den Friederich<br />

Friederich Scherer mit seinem geliebten Motorrad plus Seitenwagen war ein leidenschaftlicher Passfahrer.<br />

Selbst ich durfte ab und zu als kleiner Knirps und als Beifahrer das Open-Air-Fahrgefühl geniessen.<br />

Rechts im Bild sehen wir die Brüder Franz und Friederich Scherer in bester Laune.<br />

168 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Die Hochzeit im November 1952<br />

Am 23. November 1952 heiratete Friederich seine ins Herz geschlossene Christine Schmidiger. Sein<br />

ehemaliger Klassenkamerad, Pfarrer Josef Graf, segnete damals den Bund der Ehe. Das Paar lebte in den<br />

Anfängen im Quartier Grünau. Schon bald entsprossen der Familie zwei Söhne: 1954 kam Fredy und 1956 Ruedi<br />

zur Welt.<br />

Das Wohn- und Geschäftshaus von Friederich Scherer mit dem 1960 angegliederten neuen Wohnblock<br />

an der Wolfgangstrasse in Schüpfheim; im Hintergrund das Dach des Wolfganghauses der Scherer-Studers<br />

Zeit für die Scherers, in den 1954 neu erbauten Wohn- und Geschäftsblock an der Wolfgangstrasse einzuziehen.<br />

Im Geschäftshaus (Bildmitte) befindet sich noch heute die Werkstatt mit der Spenglerei, welche damals von meinem<br />

Grossvater Ferdinand Scherer in Betrieb genommen wurde. Sohn Ruedi löste im April 1985 die seit den<br />

Siebzigerjahren von August Lustenberger (ehemaliger Arbeiter von Friederich Scherer) in Pacht geführte<br />

Dachdeckerei wieder in die eigene Familie zurück. Seit dieser Zeit führt Ruedi offiziell und eigenständig die<br />

Spenglerei, den väterlichen Betrieb, als Familienunternehmen im Entlebuch.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 169


Christine mit Friederich Scherer<br />

Christine mit Friederich Scherer am 21. Mai 1978<br />

Das offizielle Scherer-Wappen<br />

Friederich Scherer-Schmidiger war nicht nur ein tüchtiger Geschäftsmann, er war gleichzeitig auch ein froher<br />

Gesellschafter, der oft in seinen geliebten Bergen anzutreffen war, wo er neue Kräfte, aber auch die nötige Erholung<br />

fand. In Schüpfheim kannte man Friederich auch als aktiven Feuerwehrmann und Mitglied der Männerriege, der es<br />

sichtlich genoss, mit seinen Kameraden auch einen Jass zu klopfen. Nach dem Tode seiner Eltern, als er 1949<br />

seine Mutter, die Rosa-Cécilia, dann 1951 seinen Vater Ferdinand zu Grabe trug, pflegte Fiederich die Kontakte zu<br />

seinen Geschwistern vertieft. Leider verstarben seine Brüder Josef und Franz wie auch seine geliebte Schwester<br />

Gritli schon in jungen Jahren. Das löste in seinem Bewusstsein die Tatsache aus, dass zum Leben auch der Tod<br />

gehört. Wenn man mit Friederich in Gespräche verwickelt wurde, konnte man feststellen, dass es ihm am nötigen<br />

Humor nicht fehlte. Er hatte stets seine eigene Meinung, und er vertrat in seiner politischen Linie seine klare<br />

tolerante Meinung nach aussen und in die Familie. Leider erkannten die Ärzte viel zu spät seinen unheilbaren<br />

fortgeschrittenen Hirntumor. Nach einem vorübergehenden ersten Aufenthalt im Spital Aarau wurde Friederich am 6.<br />

Juli 1986 ins Spital nach Wolhusen verlegt, wo er im Alter von 72 Jahren am 11. September 1989 von seinen Leiden<br />

erlöst wurde. Es waren schwere Tage und Stunden für seine Familie, die Angehörigen und für die Freunde, das<br />

Leiden Friederichs am Sterbebett mit ansehen zu müssen.<br />

Christine Scherer-Schmidiger wurde am 23. Juli 1918 geboren. Die Erziehung der zwei Söhne Fredy und Ruedi<br />

sowie den ganzen Haushalt meisterte sie mit Bravour. Christine wurde als Geschäftsfrau sehr geschätzt, und sie<br />

unterstützte ihren Mann auch im Familiengeschäft. Christine war eine begabte Schneiderin und eine beispielhafte<br />

Sportlerin. Bis ins hohe Alter absolvierte Christine ihren geliebten Morgenlauf, am liebsten früh am Morgen, bevor es<br />

Tag wurde. Mit der Familie ihres Sohnes Ruedi durfte Christine in ihrem geliebten Haus im Wolfgang bis ins hohe<br />

Alter in sehr guter Gesundheit leben. Nach einer kurzen Krankheit verstarb Christine am 25. Februar 2015 im Alter<br />

von 96 Jahren.<br />

Fredy mit Ruedi Scherer im September 1982<br />

Christine mit Ruedi Scherer sowie Maria Wyss mit Fredy Maria Wyss mit Ruedi Scherer im September 1982<br />

170 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Fredy Scherer: Aus meiner Sicht ist er der geborene Optimist<br />

Fredy trat beruflich zuerst in die Fussstapfen seines Vaters und seines Grossvaters. Er liess sich als<br />

Spengler- und Sanitärinstallateur ausbilden. 1979 zog Fredy in die Westschweiz, wo er heute noch lebt. Nach einem<br />

gemeinsamen Entscheid, dass sein Bruder Ruedi das familiäre Spengler- und Dachdeckergeschäft übernimmt, liess<br />

sich Fredy zum diplomierten Psychiatrie-Krankenpfleger ausbilden. Nach dem Abendgymnasium und dem<br />

Universitätsabschluss in Lausanne wurde Fredy Scherer beim IUMSP (Institut Universitaire de Medecine Sociale et<br />

Preventive) in Lausanne engagiert. Hier evaluiert er die Pflege- und Behandlungsqualität in den Spitälern und<br />

erforscht auch die Patientenzufriedenheit.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 171


Das sind Ewa und Fredy im Mai 1992<br />

Fredy mit seiner Frau Ewa, aufgenommen im Mai 1992 Erinnerung an die Firmung 1968<br />

Das ist die Familie von Fredy und Ewa, aufgenommen am Sonntag, 27. November 2016, im eigenen Garten.<br />

Im Bild rechts festgehalten sind Sohn Alek, Mutter Ewa, Tochter Lena mit Hund Tomi und Vater Fredy Scherer.<br />

Friederich (Fredy) Scherer-Kuzniak ist am 23. September 1954 in Schüpfheim LU geboren. Er ist seit dem<br />

5. Januar 1991 mit Ewa-Bozena Kuzniak (Polen) verheiratet. Sohn Alek, Jahrgang 1999, und Tochter Lena, Jahrgang<br />

2001, sind die zwei Kinder von Fredy und Ewa. Die Familie wohnt am Chemin des Charmilles 7, 1008 Prilly.<br />

Im Besitz einer Universitätslizenz in Wirtschaft, ist Fredys Frau Ewa mit den Jahren zur Sängerin und Gitarristin<br />

geworden. Von 2012 bis 2017 spielt Ewa die Gitarre in der Big Band von EJMA in Lausanne. Als Sängerin<br />

interpretiert sie mit ihrer Stimme Jazz und Negro-Spirituel in den Lausanner Gruppen Evening Sisters von 2014 bis<br />

2016 und Madrijazz von 2000 bis 2016.<br />

Die Hobbys der beiden Kinder. Alek (6. November 1999) widmet sich dem Eishockey. Er spielt zurzeit bei Morges<br />

bei den Elitejunioren B. Die Meisterschaft findet in der ganzen Schweiz statt. Er ist dabei, die Matura<br />

abzuschliessen. Lena (18. Juli 2001) hat diesen Herbst die klassische Tanzschule an der Tanzakademie in Zürich<br />

gestartet. Sie schreibt auch eigene Bücher und macht Videoaufnahmen.<br />

Fredy Scherer mit Sohn Alek, Tochter Lena sowie seiner Frau Ewa am Familientag<br />

172 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ruedi und Marianne Scherer-Thomi blicken in ihre Vergangenheit<br />

Ruedi und Marianne am Tag der Hochzeit<br />

Beim Nachtessen im Restaurant Bad kommen die Erinnerungen<br />

Ruedi Scherer-Thomi, geboren am 15. September 1956, bildete sich zuerst als Maschinenmechaniker in<br />

Zofingen aus. Es war schlussendlich Sohn Ruedi, der in die Fussstapfen des Vaters trat. Zuerst arbeitete er in Bern<br />

und Thun, wo er die Bauspenglerlehre und auch die Spenglermeisterprüfung erfolgreich bestanden hat. 1985 kam<br />

Ruedi zurück nach Schüpfheim und übernahm die Spenglerei.<br />

Ruedi und Marianne Scherer-Thomi: Sie sind seit dem 17. September 1983 verheiratet. Seine Frau Marianne liebt<br />

und pflegt das Gärtnern, übt sich in Kaligrafie und fotografiert nicht nur die Familie. Aus der Ehe stammen drei<br />

Kinder: Michael, geboren am 31. Juli 1984, Cornelia, geboren am 5. September 1986, und Thomas, geboren am<br />

7. September 1990.<br />

Sohn Michael Scherer ist zurzeit in der Ausbildung zum Helikopter-Piloten.<br />

Tochter Cornelia Scherer wurde Detailhandelsfachfrau, und Sohn Thomas könnte möglicherweise als dipl.<br />

Spenglermeister dereinst die Firma seines Vaters übernehmen. Somit wäre eine weitere Generation der von<br />

Grossvater Ferdinand gegründeten Dachdeckerei Scherer gesichert. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.<br />

Das waren noch Zeiten, meint Fredy<br />

Vater Friederich mit Sohn Fredy Scherer<br />

Christine und Friederich Scherer in Festlaune<br />

Lina Kasper mit Ruedi Scherer im April 1994<br />

Friederich feiert 1987 seinen Siebzigsten<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 173


Die Brüder Ruedi und Fredy Scherer in Ruedis eigener Spenglerei<br />

Ich besuchte die zwei Scherer-Brüder im August 2016 in Schüpfheim. Dort zeigte mir Ruedi seine Werkstatt,<br />

die Spenglerei, welche er im April 1985 in eigener Regie als. dipl. Spenglermeister übernommen hatte. In seiner<br />

Freizeit beschäftigt sich Ruedi hobbymässig mit Velofahren, oder er widmet sich den Interessen des Hockeysports.<br />

Die Liegenschaft, das Wohnhaus mit Ruedis Werkstatt in Schüpfheim<br />

Einst war es die Spenglerei seines Grossvaters Ferdinand, dann übernahm sein Vater Friederich Scherer<br />

das Geschäft, und heute, im Jahr 2016, führt Sohn Ruedi das Kleinunternehmen. Spezielle Arbeiten von<br />

Ruedi Scherer sind zum Beispiel das 1/4-Kugeldach des Zwiebelturmes am Wolfgang-Kapelli,<br />

welches er mit seinem Team vor gut 12 Jahren in seiner Spenglerei neu gestaltete.<br />

174 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Josef Scherer, einer der vier Söhne der Schererlinge<br />

Josef Scherer, geboren am 5. August 1918, war nach Friederich<br />

der fünfte Nachkomme in der Scherer-Familie aus Schüpfheim.<br />

Seine Wohnadresse lautete im Jahre 1952:<br />

Obsthaldenstrasse 136, Zürich.<br />

In seinem Beruf als Gärtner und Landschaftsgestalter arbeitete<br />

Josef Scherer einst für die Gärtnerei Arnold in Cham.<br />

Josef Scherer verstarb unverhofft sehr früh.<br />

Weitere Daten oder Angaben zu Josef sind mir leider nicht bekannt.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 175


6170 Schüpfheim im Entlebuch, festgehalten am 21. August 2016<br />

Im Dorf Schüpfheim im Entlebuch lebten im Jahr 1930 gerade 3601 Personen. Heute, 2016, sind es knapp 4200 Leute.<br />

Wappen<br />

Das Schüpfheimer Gemeindewappen zeigt drei seitwärts gerichtete weisse Flügel auf rotem<br />

Grund. Ihre Bedeutung ist leider ungeklärt, was immerhin die Fantasie zu beflügeln vermag. Die rot-weisse<br />

Farbkomposition deckt sich mit derjenigen des Schweizer Wappens. Schüpfheim fügt sich, eingebettet in dessen<br />

Herz, tatsächlich nahtlos ins Land ein. Einfügen heisst in diesem Fall auch Verbundensein.<br />

Dank der «herzigen» Lage erhielt man bereits 1875 Anschluss ans nationale Schienennetz.<br />

Mit seinem Rot als Farbe der Liebe und seinen weissen Flügeln als Symbol von reiner Lebensqualität liesse sich das<br />

Schüpfheimer Wappen heute, allen heraldischen Zweifeln zum Trotz, zweifellos am besten verkaufen! Immerhin<br />

findet man Schüpfheim im grössten Buch der Welt, im luzernischen Entlebuch!<br />

Der Name Schüpfheim ist urkundlich erstmals 1150 erwähnt worden. Vermutlich wurde er von «schipf»<br />

abgeleitet, was einen Ort bedeutete, den man für die Errichtung einer Siedlung gegen das Wasser durch<br />

Verbauungen geschützt hat. In Schüpfheim ist die Entwicklung des Dorfes eng mit derjenigen der Strassen<br />

verknüpft. Reihten sich die Häuser vor dem Dorfbrand von 1829 fast ausschliesslich entlang der Dorfstrasse,<br />

nämlich von der Lädergass bis ins Trüebbachgebiet, entstand beim Wiederaufbau ein grosszügiges, stattliches Dorf,<br />

das im Zusammenhang mit der Neuanlage der Kantonsstrasse und der Bahnstation in die entstandenen<br />

Strassengabelungen hineinwuchs. Durch eine fortgesetzte rege Bautätigkeit bis in die jüngste Gegenwart<br />

verwandelte sich Schüpfheim im Laufe der Jahre in ein Haufendorf mit den «Auslegern» Bienz, Brüggmöösli und<br />

Schwändi. Vom Dorf aus erschliesst ein dichtes Netz von Gemeinde- und Güterstrassen das weitläufige<br />

Gemeindegebiet. Seit dem Grossbrand des Dorfes 1829 gilt der Agatha-Tag als offizieller Feiertag in Schüpfheim.<br />

Schüpfheim ist Geburtsort und Lebensmittelpunkt der Familie von Ferdinand und Rosa-Cécilia Scherer-Studer<br />

und ihren acht Kindern (vier Söhne und vier Töchter), an dieser Stelle genannt: meine Mutter, die Rosa Scherer.<br />

Hier auf dem Brügghof und im Wolfganghaus erlebte Rosa mit ihrer Familie ein geprägtes Zeitfenster der Jugend.<br />

Im Dorf Schüpfheim ging sie mit ihren Geschwistern zur Schule, und im Wolfganghaus wurden sie alle flügge.<br />

176 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das Haus Brügghof 2016: noch immer im Besitz der Familie Studer<br />

Am 28. März 2008, kurz vor 10 Uhr, vernichtete ein Grossbrand die Scheune des Brügghofs. 75 Feuerwehrleute<br />

bekämpften das Feuer während Stunden. Zum Glück kamen beim Vollbrand weder Menschen noch Tiere zu Schaden.<br />

Die Pfarrei Schüpfheim umfasst fast das ganze Gemeindegebiet von Schüpfheim und liegt in der Biosphäre<br />

Entlebuch. Von den gut 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern gehören circa 90 Prozent der katholischen<br />

Konfession an. Vom reichen kulturellen Leben können Pfarrei wie Gemeinde profitieren. Die herrliche Landschaft<br />

zwischen Napf und Voralpen lädt zum Wandern und Verweilen ein. Die Pfarrei Schüpfheim kann auf eine lange<br />

Geschichte zurückblicken. Im Jahre 1275 wird sie urkundlich zum ersten Mal erwähnt. Die Pfarrkirche Johannes &<br />

Paul mitten im Dorf ist nicht zu übersehen. Der Baubeginn geht auf das Jahr 1805 zurück. Baumeister Niklaus<br />

Purtschert schuf eine grosse Hallenkirche mit einem mächtigen Turm, die im Jahr 1829 den Dorfbrand überlebte. In<br />

den Jahren 1977 bis 1979 erfuhr die Kirche eine totale Innen- und Aussenrestaurierung. Die neueste Renovation<br />

von 2009/10 mit der Neugestaltung des Altarbezirks verleiht dem lichtdurchfluteten Raum eine einladende, frohe<br />

Atmosphäre.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 177


Seitenblick zum ehemaligen Hof, zu Josef Balmer im Wolfgang<br />

Josef Balmer bei meinem Besuch vom 2. Juli 2015 in seinem Garten<br />

Seitenansicht des Balmer-Hauses in Schüpfheim<br />

Vater Josef und Maria Balmer-Lötscher bewirtschafteten damals den Hof St. Wolfgang in Schüpfheim. Die<br />

Grossfamilie bestand aus acht Kindern. Das waren Franz, Trudy, Hans, Marlis, Sepp, Käthi, Mathilda und Richard<br />

Balmer. Eine bedeutende Rolle in der Familie spielte auch der Karrer und Knecht Köbi Thalmann, der während 50<br />

Jahren sein ganzes Leben im Dienste der Familie Balmer verbrachte und mit dem ich in meiner Jugend viel Zeit<br />

verbringen durfte. Vater Josef Balmer war Sektionschef und politisch auf der katholisch-konservativen Seite. Josef<br />

wurde in den Gemeinderat gewählt, er verweigerte jedoch sein Amt wegen des noch amtierenden<br />

Gemeindepräsidenten Hermann Roos. Josef Balmer-Lötscher, geboren am 26. März 1893, verstarb 1971 in<br />

Schüpfheim. Seine Frau Maria Balmer, geborene Lötscher, erblickte das Licht der Welt am 19. August 1910, sie<br />

lebte bis 1990 auf dem Hof in Schüpfheim.<br />

Vater Josef und Mutter Maria Balmer-Lötscher waren sehr liebenswürdige Leute. Fast wöchentlich deckten sie<br />

die grosse Scherer-Familie mit Fleisch und weiteren Lebensmitteln vom Wolfganghof ein. Für Ferdinand und Rosa<br />

Scherer waren die Gaben vom Hof der Balmers Luxusgüter, welche sich die Familie Scherer mit ihren acht Kindern<br />

zu dieser Zeit nie hätte leisten können.<br />

Aus Franz, dem ältesten Sohn der Familie, geboren am 2. April 1933, wurde, wie es sich damals in<br />

Bauernfamilien gehörte, Pater Frohmund. Als katholischer Priester wurde Franz (Frohmund) in der katholischen<br />

Kirche Johannes & Paul in Schüpfheim in Form seiner Primizfeier zum Kapuziner des Franziskanerordens geweiht.<br />

Sein ganzes Leben verbrachte Frohmund im Kloster Wesmeli in Luzern, wo er am 5. März 2014 verstarb.<br />

Trudi Balmer, als zweitälteste Tochter der Balmer-Familie, geboren am 8. März 1934, trat am 1. Oktober 1955<br />

ganz im Sinne ihrer Familie ins geschlossene Frauenkloster Frauental bei Cham ein. Als Schwester Cordula wurde<br />

Trudy Balmer am 31. Juli 1960 mit dem ewigen Gelübde feierlich in den Stand des Klosterordens aufgenommen,<br />

was Edi Schmid veranlasste, mit seiner alten Knarre ein paar Schüsse in die Luft zu feuern. Anlässlich der<br />

Dreharbeiten zu meinem Film „Zuger VIDEOSCOPE“ standen im Juni 1994 auch die ehrwürdigen Schwestern des<br />

Klosters Frauental beim „Chriesnen“ vor meiner Kamera. Das Wiedersehen mit Schwester Cordula berührte mich<br />

damals sehr. Vor wenigen Tagen, am Donnerstag, 2. Juli 2015, empfing mich Schwester Cordula in der Klausur des<br />

Klosters Frauental zu einem historischen Dialogaustausch, zu einem Rückblick in unsere gemeinsame<br />

Vergangenheit. Es gab viel zu berichten, denn die Klosterfrau konnte sich noch gut an mich und die Zeit auf dem Hof<br />

erinnern. Am Klostertisch bestätigte Cordula meine Recherchen für die hier vorliegende Familienchronik.<br />

Hans Balmer, geboren am 18. April 1935, verbrachte sein Leben als Baumeister im Grossraum Ennetbaden, wo er<br />

zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Chronik noch immer lebt. Seine Schwester Käthi wanderte im Jahr 1964 nach<br />

Australien aus.<br />

Sepp Balmer übernahm den väterlichen Hof Wolfgang. Er wurde am 1. Juli 1975 zum Gemeindepräsidenten von<br />

Schüpfheim gewählt. Das Amt führte Sepp bis zum 1. September 2009 aus. Am Mittwoch, 15. Juli 2015, besuchte<br />

ich den ehemaligen Häuptling von Schüpfheim. Im Garten seines Hauses tauschten wir bei Sonnenschein und<br />

Süssmost Erinnerungen aus. Sepp bestätigte mir die Recherchen aus Mutter Rosas Heimat. Gleichzeitig erhielt ich<br />

weitere Informationen zum Zeitgeschehen der Dachdecker Scherers vom nachbarlichen Wolfganghaus.<br />

Richard Balmer, der Jüngste der Bauernfamilie, zog es in die weite Welt. Heute lebt er mit seiner Frau Vreni<br />

und Familie an der Zentrumstrasse 12 in Hünenberg. Richard und Vreni Balmer betreuen ihr eigenes Kavanza -<br />

Projekt in Afrika, wo sie sich um den Aufbau einer Schule für Handwerk und Landwirtschaft im Dorf Mivumoni<br />

(Tansania) bemühen.<br />

Am 2. Juli 2015 recherchierte ich in Form von persönlichen Gesprächen mit Trudy Balmer (Sr. Cordula)<br />

im Kloster Frauental, Cham, und mit Richard Balmer an der Zentralstrasse in Hünenberg.<br />

Am Mittwoch, 15. Juli 2015, fuhr ich zu Sepp Balmer, einem Bruder von Trudy und Richard, nach Schüpfheim<br />

um weitere wertvolle Informationen zu erhalten, aber auch das bereits Geschriebene bestätigen zu lassen.<br />

178 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Der ehemalige Hof der Familie Balmer, heute das Wohnhaus<br />

von Josef Balmer im Wolfgang zu Schüpfheim<br />

Im Vorgarten dieses Wohnhauses von Josef Balmer unterhielt ich mich mit dem damaligen Bauernsohn.<br />

Wir zauberten gegenseitig wissenswerte alte Geschichten aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart.<br />

Als kleiner Junge verbrachte ich 21 Wochen im Wolfgang-Haus. Ich wurde damals betreut von Mutters<br />

Schwester, der Lina, es war eine tolle Zeit, und das Abseitssein von zu Hause machte mich damals schon sehr<br />

selbstständig, nutzte ich doch oft die Gelegenheit, auf dem Nachbarshof der Balmer-Familie meine ersten<br />

Erfahrungen mit Tieren zu sammeln. Trudy und Richard Balmer, zwei der Kinder des Josef und der Maria Balmer,<br />

haben mich dannzumal liebevoll in die Grossfamilie aufgenommen. So durfte ich auf dem Wolfgang-Hof am<br />

reichhaltig gedeckten Tisch mit der Familie und dem Hausknecht (Köbi) Frühstück, Mittagessen und Abendbrot<br />

geniessen. Mit Köbi Thalmann, dem Karrer und Knecht, ging es zum Grasen und Heuen. Ich konnte damals weder<br />

das eine noch das andere, denn ich war zu klein. Aber meinen Hunger stillen durfte ich jeweils am offenen reich<br />

gedeckten Feldpicknick. Trudy und Richard kümmerten sich immer grossartig um mich, den kleinen Karli aus Cham.<br />

Als Kind besuchte ich mit meiner Tante Lina oft die Wolfgangkapelle, welche nur einen Steinwurf entfernt vom<br />

Hof Balmer und vom Wolfganghaus meiner Grosseltern stand und heute noch steht. Wann genau die erste Kapelle<br />

erbaut wurde, weiss man leider nicht. St. Wolfgang wird erstmals 1523 als Messekapelle aufgeführt.<br />

Die heutige Wolfgangkapelle entstand in den Jahren 1696 bis 1700. Die Einweihung durch den damaligen<br />

Weihbischof von Konstanz erfolgte dann 1701. Anlässlich der Renovation 1937 baute man an der Ostseite eine<br />

kleine Sakristei an. Die Albert-Koechlin-Stiftung finanzierte die damalige Restaurierung von 1997/98 grosszügig.<br />

Der Dachreiter erhielt gleichzeitig seine ursprüngliche barocke Form wieder zurück.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 179


Filmaufnahmen mit Trudy Balmer (Schwester Cordula) im Frauental<br />

Die Schwestern vom Kloster Frauental im Juni 1994 anlässlich der Dreharbeiten zum Film "VIDEOSCOPE",<br />

in Reihe zwei hinten rechts zu sehen ist Trudy Balmer (Schwester Cordula)<br />

Im Sommer 1994 realisierte ich in Zusammenarbeit mit den ehrwürdigen Schwestern des Klosters<br />

Frauental, Cham, die Filmszene "Chriesne im Zugerland" für meinen Film "VIDEOSCOPE"<br />

Zuger Kirsch und nicht zu vergessen die beliebte Zuger Kirschtorte zählen zu den Genussmitteln, welche die<br />

Region Zug weit über die Grenzen bekannt machen. Das war der Grund, dass ich das hochprozentige Thema in<br />

einer originellen Szene in meinem Film "VIDEOSCOPE" einbauen wollte. Um die Szenen etwas speziell zu<br />

gestalten, nahm ich die ehrwürdigen Schwestern des Klosters Frauental ins Engagement meiner Produktionsfirma.<br />

Speziell daran war, dass ich bei den Dreharbeiten nach 40 Jahren wieder Trudy Balmer begegnen durfte. Sie war<br />

damals die Bauerntochter vom Balmer-Hof in Schüpfheim, die mich als kleiner Junge über viele Wochen oft<br />

betreute. Sie zeigte mir damals das Leben auf dem Bauernhof, machte mich mit den Tieren vertraut und nahm mich<br />

mit zum Heuen. Auf dem Feld verpflegte sie mich damals köstlich direkt aus der damaligen Bauernhofküche. 40<br />

Jahre später durfte ich wieder mit Trudy, besser gesagt mit Schwester Cordula, im Gras sitzen und die soeben frisch<br />

geernteten Kirschen geniessen. Das nenne ich Szenen, die das Leben schreibt.<br />

Während die einen die Kirschen pflücken, tut eine der Schwestern Busse: Sie putzt das steinerne Kreuz.<br />

Am Marktstand werden die prallen Kirschen sortiert, abgewogen und direkt verkauft.<br />

180 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Das Wolfganghaus der Scherers war einst das Elternhaus meiner<br />

Mutter Rosa und ihrer sieben Geschwister, der Schererlinge<br />

Das renovierte Wolfganghaus in Schüpfheim, aufgenommen im August 2016, gehört heute der Familie Schnider-Dahinden<br />

Das Wolfganghaus, es war damals im Jahr 1926, als Bauer Josef Balmer-Lötscher vom Hof St. Wolfgang in<br />

Schüpfheim der Dachdeckersfrau Rosa-Cécilia Scherer-Studer einen Fleck Land (560 Quadratmeter) zum Preis von<br />

Fr. 4.-- pro Quadratmeter verkaufte. Ferdinand und Rosa-Cécilia bauten dann auf dem Grundstück ihr erstes Haus.<br />

Das war ein chaletähnliches kleines Holzhäuschen mit einer grosszügigen Laube, in dem die Dachdeckersleute ihre<br />

Kinder, die acht Schererlinge, grosszogen. In Schüpfheim urkundlich beglaubigt und bestätigt am 28. Juli 1938.<br />

Direkt vom Haus führte eine steile Treppe zum angrenzenden Vormühlebach, bei dem ich mich in meiner<br />

Jugend als Ferienkind oft aufhielt. In dieser Zeit erlebten die Räume dieses idyllischen Holzhäuschens mit<br />

angegliedertem Holzschopf viele Geschichten, welche in dieser Chronik sporadisch aufgelistet sind.<br />

In den Sechzigerjahren ging die Liegenschaft an Sohn Friderich Scherer. Später wurde das Haus an Frau Ida<br />

Wegmüller vermietet, welche später die Liegenschaft von Friderich Scherer erwarb. 1985 erbte Linda Bieri das<br />

Wolfganghaus von ebendieser Frau Wegmüller.<br />

Die Familie Andreas und Patricia Schnider-Dahinden, welche genanntes Wolfganghaus im September 2004<br />

von Frau Linda Bieri-Wittwer käuflich erworben hatte, baute den angrenzenden Holzschopf im Jahr 2006 um.<br />

Noch heute wohnt Familie Schnider-Dahinden im geschichtsträchtigen Wolfganghaus der Scherers.<br />

Andreas und Patricia Schnider bestätigten mir die Angaben zur Geschichte des Hauses,<br />

welche ich am 15. und 23. Juli 2015 in Schüpfheim persönlich recherchiert habe.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 181


182 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong><br />

Die Originalurkunde vom Landkauf 1938 ist im Besitz von Fredy Scherer,<br />

der das historische Dokument für meine Chronik zur Verfügung stellte.


Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 183


Sie haben gelesen von:<br />

Familie Friederich Scherer-Schmidiger,<br />

Schüpfheim,<br />

und den Söhnen Fredy und Ruedi<br />

Ich stelle vor:<br />

Familie Hans Kasper-Scherer aus Alpnach Dorf<br />

mit den Söhnen Hansruedi, Markus,<br />

Peter, Paul und Philip sowie Tochter Monika<br />

Friederich Scherer und Lina Kasper<br />

waren zwei weitere Geschwister<br />

meiner Mutter Rosa Werder-Scherer<br />

184 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Fenster zur Familie Hans und Lina Kasper-Scherer aus Alpnach Dorf<br />

Lina Kasper-Scherer, eine Momentaufnahme von 1986<br />

Hans Kasper, sein Leben war vom Schicksal gezeichnet<br />

Lina Scherer kam am 2. November 1921 als zweitjüngste Tochter der Scherer-Familie im Schächli in Schüpfheim<br />

zur Welt. Die Eltern, Ferdinand und Rosa-Cécilia Scherer-Studer, die sogenannten Dachdecker, gründeten damals<br />

eine Grossfamilie, bestehend aus vier Söhnen und vier Töchtern, in dessen Gemeinschaft Lina aufwachsen durfte.<br />

Nach diversen Einblicken in fremde Haushaltungen schloss Lina sich ihren beiden älteren Schwestern, der Maria<br />

und der Rosa, an. Das Scherer-Damentrio arbeitete gemeinsam auf Rigi Kaltbad für den damaligen strengen<br />

Hotelier Dahinden. Von dieser anspruchsvollen. aber auch sehr schönen Zeit in der Endphase des Zweiten<br />

Weltkrieges schwärmte Lina noch bis in ihre alten Tage. Etwas später zog Lina in den Kanton Obwalden nach<br />

Alpnach Dorf zu Tante Marie Burch. Dort arbeitete sie vorerst im „Chliteil“ in Giswil. Zu dieser Zeit lernte Lina ihren<br />

zukünftigen Ehemann, Hans Kasper, kennen, der ebenfalls einen Bezug zur Tante Marie Burch hatte. Am 20. März<br />

1954 heiratete das Paar Hans und Lina Kasper-Scherer und bekam noch im gleichen Jahr seinen ersten Sohn, den<br />

Hansruedi. Im Folgejahr erlitt die kleine Familie einen Schicksalsschlag: Die jungen Eheleute verloren ihren zweiten<br />

Sohn Otto nach nur gerade 15 Minuten.<br />

Kurz darauf, im August 1957, traf die Nachricht ein, dass Linas Schwester Margarita (Gritli) im<br />

Lungensanatorium Adelheid in Unterägeri ZG schwer erkrankt sei. Schnell entschlossen reiste Lina mit Sohn<br />

Hansruedi zur Schwesterfamilie Kälin-Scherer nach Walchwil, um unterstützend für die vier Kinder zu sorgen. Den<br />

Tod ihrer geliebten Schwester Gritli, welche an Krebs nach nur 42 Lebensjahren am 26. August 1957 verstarb,<br />

machte der ganzen Scherer-Familie, besonders aber Lina, schwer zu schaffen.<br />

V.l.n.r.: Philip, Paul, Markus, Monika, Peter und Hansruedi Kasper im Januar 1979 Hans und Lina im Jahr 1984<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 185


Hans und Lina mit ihrer Kasper-Familie in Alpnach Dorf<br />

Fotos: Bildarchiv Paul Kasper<br />

V.l.n.r.: Mutter Lina und Vater Hans, Hansruedi, Philip, Paul, Monika, Markus und Peter<br />

Wir stellen vor: die Familie Kasper aus Alpnach Dorf<br />

Hansruedi Kasper-Burch, geboren am 13. Juli 1954: Seit Juli 1974 ist der Hundeliebhaber mit Daniela Burch von<br />

Schwändi OW verheiratet. Hansruedi und Daniela haben zwei Jungs, das sind Roger und Patrik. Der Vater der<br />

beiden Söhne war Sicherheitsbeamter. Leider erlitt er im April 2011 einen Schlaganfall, von dem er sich jedoch<br />

wieder gut erholt hat. Die Familie lebt im neu renovierten Haus am Gässli 2 in Alpnach Dorf.<br />

Markus Kasper-Imhof, geboren am 27. August 1958, verheiratet mit Pia Imhof: Die Familie lebt an der<br />

Zürichstrasse 19 in Pfaffhausen ZH. Markus und Pia haben zwei Knaben, das sind Roman und Simon.<br />

Peter Kasper, geboren am 12. November 1957, ist geschieden. Peter, genannt "Wandervogel", lebt mit Tochter<br />

Tess und Sohn Dean im fernen Australien (Tasmanien). In seiner Jugend, welche Peter hauptsächlich in Alpnach<br />

Dorf verbrachte, traf er sich oft mit meiner Schwester Cécilia, die früher ganz unregelmässig im Haus am Gässli 2<br />

bei Lina ein paar Ferientage genoss. Peter und Cécilia verstehen sich ausserordentlich gut.<br />

Monika Furrer-Kasper, geboren am 7. Juli 1959, verheiratet seit dem 20. September 1986 mit Klaus Furrer:<br />

Monika und Klaus haben drei Kinder: Tina, Yannik und Nathascha. Die Familie wohnt an der Seestrasse 3 in Sarnen<br />

auf dem 4-Hektaren-Pachtbetrieb St. Andreas. Nebenbei führen Klaus und Monika noch ein Architekturbüro für<br />

Zweckbauten.<br />

Paul Kasper-Zuberbühler, geboren am 24. August 1962, verheiratet mit Ruth Zuberbühler: Paul und Ruth<br />

wohnen im Haus am Gässli 4, ebenfalls in Alpnach Dorf, und sie haben drei Kinder: Stephanie, Lukas und Tobias.<br />

Ende 1976 übernahm Paul mit dem historischen Dreirad und dem Handwagen seines Vaters die Bahncamionage in<br />

Alpnach Dorf. 1978 wechselte Paul zum Schienentraktorfahrer bei den SBB, ebenfalls in Alpnach. In eigener Regie<br />

renovierte Paul sein Haus, erstmals im Jahr 1985 und 30 Jahre später im Jahr 2015 ein zweites Mal.<br />

Philip Kasper-Stäger, geboren am 24. Oktober 1964, verheiratet mit Valeria Stäger: zwei Kinder Jonah und<br />

Lena, die an der Sonnmattstrasse 2 a in Alpnach Dorf zu Hause sind. Philip verdient sein Geld als gelernter<br />

Flugzeugspengler bei den bekannten Pilatus-Werken in Stans. In seiner verdienten Freizeit trifft man den<br />

Familienvater mit seinem Boot beim Fischen auf dem Sarnersee.<br />

186 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Hans Kasper-Scherer<br />

Hans in seiner Jugend Das Familienwappen Kasper Ein Bild vom 15. März 1953<br />

Hans Kasper, geboren am 17. Mai 1914 in Mellingen AG, war ein ehemaliger Verdingbub, er war Rangierer und<br />

gleichzeitig Schienentraktorfahrer bei den SBB im Bahnhof Alpnach Dorf. Es kam vor, dass Hans mit dem Fahrrad<br />

und dem Anhänger mit seinen Jungs, dem Hansruedi und dem Peter, zum nahe gelegenen Hof Ennetmoos fuhr.<br />

Dort besuchte das Trio Kasper die Familie Zimmermann. Nach Verpflegung und einigen Tassen Kaffee Schnaps für<br />

Vater Hans ging es mit einer Ladung frischer Dörrbirnen zurück zu Lina ins vertraute Haus am Gässli.<br />

Fotos aus dem Bildarchiv Paul Kasper<br />

Das waren die Eltern von Hans Kasper, Otto mit seiner Frau Hulda. Sie fanden ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof im<br />

aargauischen Mellingen, wie das Foto der Grabstätte, aufgenommen am 14. Oktober 1954, zeigt. Vater Otto verstarb am<br />

7. März 1918 mit nur 40 Jahren an einer Lungenentzündung.<br />

Hans Kasper-Scherer, 1914 bis 1985, dessen Personalien ich dem mir vorliegenden Taufschein entnommen habe,<br />

kam als zweitjüngstes von insgesamt fünf Geschwistern in Mellingen AG zur Welt. Im Jahre 1918, gerade als Hans<br />

vier Jahre alt wurde, brach grosses Unheil über die Familie herein. Der Vater Otto-Johann Kasper starb unerwartet<br />

an einer Lungenentzündung. Der Schock für die Mutter Hulda Kasper-Schweizer, die mit dem sechsten Kind<br />

schwanger war, löste eine Frühgeburt aus. Das kleine Kasperlein starb nach einer knappen Stunde und wurde in die<br />

Arme des Vaters im Sarg gelegt. Die Mutter, vom Kinderfieber erfasst, folgte den beiden nur nach wenigen Tagen<br />

ins Familiengrab. Noch lange sprach man im Dorf über das grenzenlose Elend der Kasper-Familie. Es blieb nichts<br />

anderes übrig, als die fünf Vollwaisen auf die Verwandten zu verteilen. Hans kam vorerst zu seinen Grosseltern<br />

nach Mühlethal. Nach dem Schulantritt wurde er aber zu seinem Onkel nach Kölliken beordert, wo eben sein<br />

jüngstes Brüderchen Arnold an Diphterie unerwartet verstorben war. In Kölliken bei seinem Onkel und im Kreise von<br />

dessen fünf eigenen Kindern wuchs Hans auf. Er besuchte die Schulen wie auch den kirchlichen Unterricht dort, wo<br />

er 1929 in der Dorfkirche konfirmiert wurde. Im kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, den sein Onkel bewirtschaftete,<br />

lernte Hans tüchtig mitarbeiten. Gleichzeitig erwachte in ihm die Liebe zu den Tieren und zum Landleben, was ihn<br />

für das ganze weitere Leben geprägt hatte. Das bereits Erlebte, den unverhofften Tod seiner Eltern, die plötzliche<br />

Trennung von seinen Geschwistern und die nochmalige Verpflanzung in einen für Hans total fremden Familienkreis,<br />

ging nicht spurlos an dem jungen Mann vorbei. Er wusste nicht, was Ausgelassenheit und Fröhlichkeit bedeuteten.<br />

Man hörte ihn nie singen oder johlen. Ernst waren seine Gesichtszüge, und seiner Sprache fehlten die Gefühle.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 187


Die besten Zeugnisse hatte Hans nicht, kein Wunder, bei der Jugend<br />

Es folgte die Weltwirtschaftskrise mit über 100 000 Arbeitslosen, was für Schulentlassene keine gute Voraussetzung<br />

für eine Lehrstelle war. Für Jahre schlug sich Hans mit verschiedenen Beschäftigungen, zum Beispiel in<br />

einem Sägewerk, bei der Schuhfabrik BALLI und in einer Ziegelei, aber auch als Drainagearbeiter im Akkordlohn,<br />

durch. Weil er trotz viel Einsatz, Fleiss und solider Arbeit auf keinen grünen Zweig kam, zog es Hans ins<br />

Welschland. Im damals noch bernischen Jura fand er schlussendlich auf einem abgelegenen Hof eine Arbeit als<br />

Knecht; ja, er glaubte sogar, hier sein Glück gefunden zu haben. Nur zu spät merkte Hans Kasper, dass er von<br />

seinen Meistersleuten schamlos ausgenutzt wurde, dass man ihm den letzten sauer verdienten Sparbatzen<br />

regelrech geklaut hatte. Es kam sogar vor, dass er aus den gleichen Töpfen wie die Hunde und Schweine essen<br />

musste. Les Enfers hiess das Dorf am Doubs, zu Deutsch DIE HÖLLE, aus welcher ihn schliesslich seine<br />

Angehörigen befreiten.<br />

Zurück in der deutschen Schweiz, fand Hans eine Stelle als Gramper. Das war eine sehr schwere Arbeit an den<br />

Bahngeleisen der SBB, im Einsatz bei jeder Hitze und Kälte, bei Wind und Regen und vor allem noch äusserst<br />

gefährlich. Doch mit dieser schweren Arbeit schuf er sich das Tor zu seinem Glück. Er bewarb sich um eine<br />

Anstellung für eine andere Berufsgruppe bei den Bundesbahnen SBB, und obwohl er altersbedingt für eine<br />

Festanstellung nicht in Frage kam, bot man ihm, dem „Chrampfer“, eine Chance. Aufgrund seiner Zeugnisse, seines<br />

Arbeits- und Durchhaltewillens, aber auch wegen seiner Zuverlässigkeit wurde Hans offiziell in den Bahndienst<br />

aufgenommen. 1953 fasste der frischgebackene Bähnler in Alpnach Dorf festen Wohnsitz im Hause von Marie<br />

Burch am Gässli 2.<br />

Ebenfalls in Alpnach Dorf lernte Hans Kasper seine zukünftige Frau, die Lina Scherer aus Schüpfheim, kennen.<br />

Sein ganzes Vertrauen schenkte er damals der Lina von den Scherers, von deren Clan nahm er jedoch Abstand. Mit<br />

40 Jahren trat Hans Kasper mit Lina Scherer vor den Traualtar, an dem sie den Bund der Ehe und der Treue<br />

schlossen. Die Gewissheit, eine liebe, gute Frau gefunden zu haben, und die Tatsache, eine sichere Anstellung bei<br />

den SBB geniessen zu dürfen, beflügelten den schwer geprüften Hans derart, dass er sich gemeinsam mit der Lina<br />

ein eigenes Heim aufbauen konnte.<br />

188 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ein bemerkenswertes Schreiben der Kreisdirektion ll aus Luzern<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 189


Die Kasper-Kinder beim Entdecken ihrer Elemente und Talente<br />

Waschtag für Sohn Hansruedi Die Familie feiert Neuankömmling Philip Vater Hans mit seinen drei Kasperli<br />

Weitere Kinder, Markus, Peter, Monika sowie Paul und Philip, kamen in den Folgejahren zur Welt. Das war<br />

eine echte Herausforderung für Hans und Lina, das Haus am Gässli 2 in zwei Etappen familiengerecht umzubauen.<br />

Zuerst die eine, dann die andere Hälfte, was für Lina damals mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden war.<br />

Ein Güterzug der Schmalspurbahn macht Halt im Bahnhof Alpnach Dorf, Foto vom Juni 96 Lina mit Pflegekind Alexandra<br />

Weil Hans bei der Bahn (SBB) arbeitete, konnte Lina mit ihren Kindern von diversen Fahrvergünstigungen<br />

profitieren. An ungezählten Sonntagen, schon in aller Frühe, unternahm Lina mit ihrer Jungmannschaft<br />

Tagesausflüge kreuz und quer durch die schöne Schweiz. Damit die Fahrkarten bis ins letzte Detail ausgeschöpft<br />

werden konnten, war es meist Mitternacht, bis im Kasper-Haus am Gässli 2 wieder die Lampen angingen.<br />

Hans, immer wieder mit Freunden in den Bergen unterwegs<br />

Die Familie am Weissen Sonntag von Monika<br />

190 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Nach der Arbeit verbrachte Hans seine Freizeit oft in den Bergen<br />

Hans, beim Wandern getroffen, in seiner vertrauten Umgebung<br />

Ein ganz besonderer Fahrausweis für sein Dreirad<br />

Hans liebte die Natur. Das war der Grund, dass man ihn oft in den Bergen beim Wandern und Rasten treffen<br />

konnte. Wie fleissig der tierliebende Hündeler seinen Hausberg, den Pilatus, bestieg, kann niemand genau sagen.<br />

Bei seinen Arbeitseinsätzen konnte man Hans als Camioneur ab und zu mit seinem dreirädrigen Lastmotorrad, für<br />

das er einen speziellen Ausweis benötigte, im Dorf antreffen.<br />

Nachdem Hans von einer Hirnstreife überrascht worden war, rollten für Lina weitere Aufgaben ins Haus.<br />

Hans musste umsorgt und gepflegt werden. Trotz allem, das Paar reiste noch öfter nach Locarno (St. Agnesa) in<br />

den Urlaub. Das gefiel der Lina und dem Hans besonders gut. Mehrere Jahre pflegte Lina ihren Hans im Haus am<br />

Gässli 2, bis er dann am 14. Dezember 1985 im Kreise seiner Familie diese Erde für immer verliess.<br />

Nach dem Tod von Hans hatte Lina plötzlich viel Zeit, die sie teils mit Bekannten im Dorf verbrachte. Ihre<br />

grosse Kontaktfreudigkeit konnte die noch rüstige Alpnacherin nun voll ausschöpfen. Mit Einkäufen bei Beyeler und<br />

einer guten Tasse Kaffee bei „Heiniger“ in Luzern gönnte sich Lina selbst ein paar erholsame und verdiente<br />

Stunden.<br />

Mit meinen Tanten und mit Onkel Willy in Swinging London<br />

Ende März 1986 reiste Lina zusammen mit ihrer Schwester Maria und dessen Ehemann Willy Wyss für einen<br />

Kurzurlaub nach London. Dort trafen Lina und Maria den Schreiberling dieser Zeilen, der zur selben Zeit geschäftlich<br />

in England weilte. Gemeinsam besuchten wir unsere in England lebenden Verwandten, die Angela und die Marliese.<br />

Dabei liessen wir uns das Kulinarische, die Spezialitäten der Insel, durch den Gaumen flutschen.<br />

Im Jahr 2000 erreichte Lina die Diagnose Brustkrebs, was eine Operation mit anschliessender Chemotherapie<br />

zur Folge hatte. Lina trug ihr Leiden sehr tapfer und mit grosser Zuversicht, sodass sie den schlimmen Tumor<br />

wenigstens kurzfristig besiegen konnte.<br />

Nach ihrem 80. Geburtstag fand Lina den Weg ins Altersheim Schärmä in Sarnen. Es war kein leichter Schritt,<br />

doch sie versuchte auch in dieser Situation das Positive zu sehen. In der Zeitepoche Schärmä, Sarnen, betreute<br />

Lina diverse kleine Aufgaben. Sie kaufte für ihre Mitbewohner ein, die sich dann mit einem kleinen Geschenk<br />

erkenntlich zeigten. Lina strickte Socken und arbeitete zwischendurch wie damals auf der Rigi in der Lingerie. Fast<br />

regelmässig war Lina aktive Jasserin in der sogenannten Montagsgruppe. Doch auch über jeden Besuch freute sich<br />

die ins Alter gekommene Frau Kasper-Scherer. Neben ihrer Familie, den Kindern mit ihren Enkelkindern, besuchten<br />

auch die beiden Schwestern Maria Wyss und Rosa Werder aus Steinhausen und Cham ihre stets aufgestellte<br />

jüngere Schwester Lina im „Schärmehus“, Sarnen. Bald jedoch wurde Lina schwächer und schwächer, bis zu<br />

diesem Samstagmorgen, an dem sich die ganze Familie Kasper im Spital von Lina ehrenhaft verabschieden musste.<br />

1992 wagte die Lina aus Alpnach Dorf einen grossen Schritt in die weite Welt.<br />

Mittels eines Langstreckenfluges in das ferne Tasmanien besuchte sie ihren Sohn Peter und seine Familie.<br />

Dieses Zeitfenster inmitten eines anderen für sie fremden Kontinents wurde für Lina ein unvergessliches<br />

Erlebnis, von dem sie bis an ihr Lebensende berichten konnte.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 191


Hans wird 70: Im Beisein seiner Schwestern wirft er einen Blick zurück<br />

Seine lieben Schwestern, die Muldi Buser mit Röösi Wyss, im März 1985 in feierlicher Stimmung anlässlich einer Rückblende<br />

Seine Musikfreunde mit den Handorgeln Mit Wildhüter Ottiger Mit den Fischerfreunden vom Blausee<br />

Die zwei Häuser am Gässli 2 und 4 in Alpnach Seine Lina mit den Kindern auf dem Dreirad<br />

Die Schwestern mit Familie<br />

192 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Train-Soldat Hans Kasper liebte und pflegte seine Pferde<br />

Wie fast alle Schweizer Männer trat auch Hans Kasper anlässlich der Mobilmachung<br />

als Train-Soldat in den Aktivdienst ein.<br />

Hans war immer ein tierliebender Mensch. Nicht nur in der Armee, auch später im privaten Leben widmete er viel<br />

Zeit seinen 40 Hasen, den 50 Legehühnern, seinen Hunden und anderen Kleintieren. Darum war Hans im<br />

Zeitfenster von 1957 bis 1985 ein langjähriges geschätztes Mitglied der Kleintierfreunde des Kantons Obwalden.<br />

In seinem Haus am Gässli 2 fühlte er sich geborgen. Meine Erinnerungen an Hans Kasper sind, dass er sich mit<br />

meinem Vater Karl dem Zweiten äusserst gut verstand. Sie, der Hans und Vater Karl, hatten ein gemeinsames<br />

Thema: die Eisenbahn, die SBB und die Post- und Bahncamionage. Hans übernahm in Alpnach Dorf selbst die<br />

Bahncamionage. In meinem Hinterkopf sehe ich ihn noch heute, wie er mit seinem dreirädrigen Kleintransporter die<br />

Pakete zum Verteilen ordnete. Auch bin ich davon überzeugt, dass in dieser Angelegenheit mein Vater seine Hände<br />

im Spiel hatte. Nach 35-jähriger Dienstzeit bei den SBB-Betrieben wurde Hans bei der Ausführung seiner<br />

Bahndienste von einer Hirnstreife überrascht. Er konnte nur schwer damit umgehen, dass er bereits im Alter von 62<br />

Jahren in Pension gehen musste. Sein emotionaler Rucksack des Lebens war bis zum Rand mit Schicksalsschlägen<br />

belastet.<br />

Hans Kasper-Scherer verstarb im Alter von nur 71 Jahren am 14. Dezember 1985 ganz seinem Willen entsprechend<br />

im Kreise seiner Angehörigen in Stille. In aller Ehre verabschiedeten sich seine Familie,<br />

die Freunde vom SRB sowie die Kameraden vom Velo-Club am offenen Grab.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 193


Der Weltenbummler, Abenteurer und Grossvater Peter Kasper<br />

Peter Kasper mit Enkelin Franky 2015 in Australien<br />

Peter nach seiner Arbeit 2016 in Switzerland<br />

Am Montag, 24. Oktober 2016, besuchte ich Paul und Hansruedi Kasper in Alpnach, damit diese meine<br />

Vorlage zur Familiengeschichte der Kasper-Familie Bezug nehmend zu meinem Buch "Wer ? der <strong>Charly</strong>" absegnen<br />

konnten. Als ich die Heimfahrt antrat, fuhr ich mit meinem <strong>Charly</strong>bus durch die engen Strassen von Alpnach Dorf in<br />

Richtung Autobahn. Plötzlich hörte ich eine laute Stimme nach mir rufen. Beim Blick in den Rückspiegel sah ich<br />

einen Mann, im Arbeitstenü winkend, meinem Bus nachrennen. Ich stoppte mein Fahrzeug und erkannte Peter<br />

Kasper, der gerade kurz von Australien in Alpnach Dorf Aufenthalt machte. Peter erzählte mir bei einer Tasse Kaffee<br />

von seiner Tochter Tess und seinen Enkelkindern.<br />

Ben mit Ehefrau Tess und Franky: Sie bekamen am 26. September 2016 mit Raphael Familienzuwachs<br />

194 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Ich stelle vor:<br />

Familie Walter Scherer-Hurni aus Ennetbürgen<br />

mit den Söhnen Hanspeter und Stefan<br />

sowie den Töchtern Susanna und Gabriela<br />

Ebenfalls haben Sie das Foto von<br />

Josef Scherer gesehen.<br />

Leider wurden keine verbindlichen Unterlagen<br />

über das Leben von Josef Scherer gefunden.<br />

Josef Scherer und Walter Scherer-Hurni<br />

waren zwei weitere Brüder<br />

meiner Mutter Rosa Werder-Scherer.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 195


Auch der jüngste Schererling, Walter, zog es in den Hafen der Ehe<br />

Walter, der jüngste Schererling, heiratete am 22. April 1954 Hedi Hurni aus Feldmeilen.<br />

Die attraktive Modistin hatte ihre familiären Wurzeln an der heutigen Goldküste<br />

am Ufer des Zürichsees, wo sie auch ihre Kindheit verbrachte.<br />

196 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Bilderbogen der Hochzeit von Walter und Hedi Scherer-Hurni<br />

Das Brautpaar mit den Blumenkindern Marliese und Peter Scherer, den Nebenhochzeitern Josef Scherer und<br />

Anna Keller-Hurni, den Eltern der Braut, Robert und Lina Hurni-Mauchle, sowie weiteren Gästen.<br />

In der hinteren Reihe rechts zu erkennen ist Lina Scherer, die Schwester von Walter.<br />

Aufgenommen am Tag der Hochzeit vom 22. April 1954 vor der Kirche in Kriens.<br />

Die Hochzeitsgesellschaft macht Halt an der Knonauerstrasse, Cham<br />

Die Blumenkinder Peter und Marliese<br />

Die hübsche Braut nimmt Gratulationen entgegen<br />

Anna Keller-Hurni mit Josef Scherer<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 197


Erinnerungen an Fahrlehrer Walter Scherer-Hurni aus Ennetbürgen<br />

Walter Scherer, der Fahrlehrer<br />

Anlässlich eines Familientreffens unterhielt ich mich mit Onkel Walter<br />

Walter Scherer, geboren am 26. August 1924 in Schüpfheim, war der jüngste aus der zehnköpfigen Dynastie um<br />

Ferdinand und Rosa Scherer-Studer. Nach seiner Schulzeit arbeitete Walter kräftig im Dachdeckergeschäft seines<br />

Vaters Ferdinand mit. So war er auch auf dem grossen Ziegeldach und dem mächtigen Kirchturm der Pfarrkirche in<br />

Schüpfheim zu sehen, als die Kirche in den Fünfzigerjahren einer grösseren Renovation unterzogen wurde.<br />

Dachdecker- und Spenglermeister Scherer-Studer, der Vater, war nach gelungener Arbeit sichtlich stolz auf das<br />

damalige Werk seiner Söhne.<br />

Als Postautochauffeur in Messen, Schüpfheim, Sörenberg und Stans kannte man Walter Scherer bestens. In<br />

guter Erinnerung an diese Zeit ist mir, dem Schreibenden, als Walter sein Postauto zwischen Stans und Beckenried<br />

im Fahrplantakt lenkte und ich, der kleine Büebi, durfte stolz neben dem Führerstand stehen und den mitfahrenden<br />

Gästen die Billette von der Rolle zehren und diese mit der Lochzange gleichzeitig auch noch entwerten. Anlässlich<br />

einer Postautofahrt nach Sörenberg lernte Walter eine junge Dame aus Feldmeilen am Zürichsee kennen.<br />

Walter, der Jüngling, verliebt in seine Hedi Walters hübsche Braut Hedi Hochzeitsbus an der KS-7<br />

Die hübsche Hedi hatte ihren Schirm im gelben Postvehikel liegen gelassen. Es kam, wie es eben in solchen<br />

Situationen kommen musste: Walter verliebte sich in die attraktive Passagierin Hedi Hurni. Am 22. April 1954 wurde<br />

dann in Kriens geheiratet. Als siebenjähriger Knirps erlebte ich, wie die Hochzeitsgesellschaft in einem<br />

geschmückten Autobus vor dem USEGO-Laden meiner Eltern in Cham Zwischenhalt machte. Auf dem Bild rechts<br />

zu erkennen ist Grossvater Karl der Erste, meine Mutter Rosa mit Christina auf dem Arm und Onkel Josef in Schale.<br />

Zu dieser Zeit lebte die Familie Scherer-Hurni bereits in Stans, wo ich schon bald als kleiner Feriengast Logie<br />

beziehen durfte.<br />

Onkel Walter fuhr zu dieser Zeit sein erstes eigenes Auto, einen blauen Citroën 2-CV (Döschwo). Ich sah<br />

Walter oft in Wolldecken gewickelt an der KS-7 vorfahren, weil der "Wellblech-Gummihund", wie wir den 2-CV eben<br />

damals nannten, keine Heizung hatte. In Stans kam dann im Jahr 1955 das erste Töchterchen, die Susanna, zur<br />

Welt. Zwei Jahre darauf folgte Sohn Hanspeter. 1960 zog die Familie in ihr neues Heim nach Buochs, wo nach<br />

sechs Jahren Töchterchen Gaby zur Familie Scherer-Hurni stiess. Walter arbeitete zu dieser Zeit während zweier<br />

Jahre bei den Pilatus-Werken in Stans. Gleichzeitig stellte er die Weichen zur Selbstständigkeit. Er machte den<br />

eidgenössisch diplomierten Fahrlehrer. Walter und Hedi zogen schon bald mit ihrer Familie nach Ennetbürgen.<br />

198 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Walter, immer in guter Laune<br />

Walter und seine Freunde beim Schlemmen<br />

Erinnerungen an die guten alten Zeiten des Postautos<br />

Von nun an betrieb er als Fahrlehrer der Region mit seinem Simca, Kontrollschild NW 9075, sein eigenes<br />

Unternehmen. 1971 meldete sich der zweite Sohn, Nachzügler Stefan, an. Nun sei die Familie komplett, meinten<br />

die Scherer-Hurnis und freuten sich über ihre Schererlinge, welche der Familie viel Freude bereiteten.<br />

Als Juniorenobmann des Fussballclubs Buochs und als Tourenwanderer gemeinsam mit seinen Freunden<br />

war Fahrlehrer Walter Scherer-Hurni äusserst beliebt. 1989 fuhren Walter und Ehefrau Hedi zum ersten Mal ins<br />

Ausland zum Gardasee in die verdienten Ferien. Inzwischen wuchs ihre Familie durch die Geburten der geliebten<br />

Enkelkinder Stephanie, Fabian, Daniel und Manuela weiter an.<br />

Alibaba "Achabyby", <strong>Charly</strong> im September 1978<br />

V.l.n.r.: Hedwig, Friederich, Rosa, Lina, Maria und Walter Scherer<br />

Die neue Scherer-Generation wächst heran<br />

Susanna und Peter führen die Polonaise an<br />

Bei den obligaten Scherer-Treffen war Bruder Friederich der Organisator. Walter half gelegentlich mit. Dank<br />

Friederich und Walter kamen unsere Familien, die Schererlinge, unregelmässig, jedoch immer gut gelaunt zu den<br />

vereinbarten Festorten, wie die vier Bilder vom September 1978 zeigen. Die Fotos wurden in Buochs am<br />

Vierwaldstättersee gemacht. Als verkleideter ALIBABA "ACHABYBY" sprang ich damals zum Vergnügen der<br />

zahlreichen Gäste in den kühlen Vierwaldstättersee. Leider fehlten an den Treffen bereits Gritli sowie die Brüder<br />

Franz und Josef, weil das Trio viel zu früh von uns gegangen war.<br />

Als jüngster Sohn der Scherer-Familie musste Walter, nur mit einem Hanfseil gesichert, die Dachspitze des<br />

Turms der Pfarrkirche St. Johannes & Paul in Schüpfheim neu mit Kupferplatten belegen. Es war damals das<br />

Spektakel im ganzen Entlebuch, welches sogar Schaulustige aus den Nachbardörfern anzog.<br />

Ansonsten galt Walter eher als der Lausbub in der Familie. Er musste immer wieder aufs<br />

Neue durch seine Geschwister in den Senkel gestellt werden<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 199


Die Nachkommen von Walter und Hedi Scherer-Hurni aus Ennetbürgen<br />

Walter Scherer und Hedi Hurni sind seit dem 22. April 1954 verheiratet. Walter und Hedi haben<br />

vier Kinder: die Söhne Hanspeter und Stephan sowie die Töchter Susanna und Gaby.<br />

Hochzeit von Susanna Scherer mit Andreas Bürki<br />

Hochzeit von Hanspeter Scherer mit Anita Dittli<br />

Susanna Bürki-Scherer, geboren am 19. Februar 1955 in Stans: Sie ist verheiratet seit dem 28. Juli 1984 mit<br />

Andreas-Johannes Bürki von Radelfingen BE. Andreas und Susanna haben eine Tochter, Stéphanie Bürki, geboren<br />

am 16. Dezember 1984, und einen Sohn, Fabian Bürki, geboren am 7. Dezember 1988. 1996 wurde die Ehe<br />

geschieden. Susanna lebt mit ihrer Familie im Quartier Oberseeburg in Luzern.<br />

Hanspeter Scherer-Dittli, geboren am 31. März 1957 in Stans: Er ist verheiratet seit dem 24. September 1988 mit<br />

Anita Dittli, geboren am 22. August 1960 von Gurtnellen UR. Die Kinder aus der Ehe Scherer-Dittli sind Sohn Daniel,<br />

geboren am 25. Juli 1989, und Tochter Manuela Scherer, geboren am 28. Juni 1991. Die Familie wohnt wie einst die<br />

Eltern in Ennetbürgen im Kanton Nidwalden.<br />

Gaby Scherer und Steve heirateten in Stans<br />

Stefan Scherer u. Sonja Schupp nach der Trauung<br />

Gabriela-Karolina Pavey-Scherer, geboren am 9. Oktober 1966: Im Jahre 1989 reiste Gaby nach Australien, wo<br />

sie in Perth einen Sprachaufenthalt machte. Dort verliebte sich die Tellen-Tochter aus Helvetien spontan in ihren<br />

Englischlehrer. 1993 entschieden sich die Gaby und der Steve für Australien und gleichzeitig auch zur Ehe. Gaby ist<br />

verheiratet mit Steve-Mark-Francis Pavey-Scherer, geboren am 10. Oktober 1959. Durch die internationale<br />

Verbindung kamen drei Kinder zur Welt: Java Pavey, geboren am 7. Juni 1996, Oliver Pavey, geboren am 18.<br />

November 1998, und Luke Pavey, geboren am 2. Februar 2001. Die Familie lebt weit weg im fernen Westaustralien.<br />

Stefan Scherer-Schupp, geboren am 15. Februar 1971, ist seit dem 12. Juni 2004 mit Sonja Schupp<br />

verheiratet. Sonja kam am 13. September 1976 zur Welt. Die Kinder, Tochter Aline-Sophie Scherer, geboren am<br />

13. September 2006, und Sohn Marc Scherer, geboren am 12. Januar 2010. Die Familie lebt im luzernischen<br />

Hochdorf.<br />

200 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Die Familie von Walter und Hedi Scherer-Hurni im Jahr 2015<br />

Hedi Scherer-Hurni, geboren am 3. August 1932, aus Feldmeilen am Zürichsee ist gelernte Modistin. Seit<br />

dem 22. April 1954 ist sie mit Walter Scherer verheiratet. Am Sonntag, 4. April 1993, musste Walter Scherer-Hurni<br />

notfallmässig ins Spital eingeliefert werden. Tochter Gaby, die in Australien lebt, reiste damals ans Krankenbett ihres<br />

lieben Vaters. Am 13. April 1993 verabschiedete sich Walter Scherer-Hurni in Frieden von seiner ganzen Familie. Er<br />

verstarb im Spital Stans.<br />

In guter Erinnerung geblieben sind mir Hedi und Walter<br />

Hedi Hurni mit Walter Scherer kurz vor ihrer Hochzeit im April 1954<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 201


Zwei ganz bemerkenswerte alte Damen<br />

Links im Bild: Marie Burch in Gesellschaft von Lady Travnicek<br />

Marie Burch-Scherer, Alpnach Dorf<br />

Frau Marie Burch-Scherer, geboren am 10. Februar 1876 in Alpnach Dorf, war eine liebenswürdige alte Tante,<br />

der die Liegenschaft, das Haus am Gässli 2, in Alpnach Dorf gehörte. Bekannt ist das genannte Haus mit dem<br />

uralten Plumpsklo, welches sich ausserhalb des Wohnbereichs befand, auch durch die bevorzugte Lage der<br />

Liegenschaft direkt beim Bahnhof. Meine vielen Cousinen reden noch heute von ihren Erlebnissen im Haus am<br />

Gässli 2, in dem Marie Burch später das Wohnrecht geniessen durfte. Marie Burch-Scherer starb am 27. Oktober<br />

1963 in Alpnach Dorf.<br />

Mit Feingefühl nahm sich Marie Burch zwei Hausiererdamen (Zigeunerinnen = Resentera) an, welche mit<br />

Putzwaren und Schuhbändeln von Haus zu Haus zogen. Auch ich erinnere mich noch gut an Marie Burch, die immer<br />

ein kleines „Mümpfeli“ aus irgendeiner Schublade zaubern konnte. Eines Tages verführte Tante Marie Burch den<br />

gerade 12-jährigen Hansruedi zum Zigarettenrauchen. Vater Hans kam dem schlotenden Duo auf die Schliche. Für<br />

Hansruedi gab es derart Haue, dass er die Strafe bis zum heutigen Tag nicht vergessen konnte. Marie Burch liebte<br />

es, Hans Kasper auf die Palme zu bringen, was ihr mit ihren hinterlistigen Streichen immer wieder gelang.<br />

Marie Burch ist am 27. Oktober 1963 ebenfalls in Alpnach Dorf gestorben. Und wie das zu dieser Zeit eben<br />

Brauch war, wurde die alte Dame im offenen Sarg im Haus am Gässli 2 aufgebahrt. Monika Kasper, gerade<br />

vierjährig, musste zusehen, wie Tante Burch in den Sarg gebettet wurde. Anschliessend kam die Vorbeterin (Marie<br />

Kathriner) und betete Rosenkranz für Rosenkranz. Eine Zumutung für Monika, die ja damals noch ein Kind war und<br />

das Geschehen des strengen Katholizismus in Reinkultur, auf einem Taburettli sitzend, für mehr als zwei Stunden<br />

mit ertragen musste.<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Dem am 21. August 1959 ausgestellten Testament konnte ich folgenden Wortlaut<br />

entnehmen:<br />

Walter Scherer, Ebenmatte, trifft nach meinem Todesfall sämtliche Anordnungen nach ortsüblicher Ordnung und<br />

Brauch, nach seinem eigenen Ermessen. Walter führt alle Rechnungen mit ausgewiesenen Belegen. Sollte ein<br />

eventueller höherer Vermögensstand vorhanden sein, soll dieses Guthaben an meinen Götti, Walter Scherer,<br />

Ebenmatte, für seine immerwährende Hilfsbereitschaft seinem Eigentum zufallen. Im Falle einer<br />

Vermögensverminderung sollen die Testamentsbedachten sowie das Pflichtkapital prozentual gekürzt werden. Bei<br />

vorzeitigem Ableben eines Testamentsbedachten sollen dessen gesetzliche Erben testamentsberechtigt sein. Als<br />

Willensvollstrecker ernenne ich Herrn A. Küchler, Gemeindeschreiber, oder im Falle einer Verhinderung Herrn Urs<br />

Küchler, ebenfalls Gemeindeschreiber der Kanzlei Alpnach Dorf im Kanton Obwalden.<br />

Gezeichnet am 21. August 1959<br />

Frau Marie Burch<br />

B. Wallimann & Margrit Odermatt<br />

Anmerkung des Schreibenden in eigener Sache<br />

Das Originaltestament befindet sich vollumfänglich in meinem Besitz,<br />

der in dieser Familienchronik abgedruckte und eingeflochtene Auszug ist nicht vollständig.<br />

202 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Diese illustre Damenrunde posierte 2006 vor meiner Kamera<br />

Am 3. September 2006 lud ich, der Schreiberling, den Scherer-Clan ins Gasthaus Bad nach Schüpfheim ein.<br />

Es war der letzte Treff, an dem sich Tante Maria Wyss von Steinhausen, Tante Lina Kasper aus Alpnach Dorf,<br />

meine Mutter, die Rosa Werder aus Cham, Christine Scherer, die Ehefrau des bereits verstorbenen Onkels<br />

Friederich Scherer, und Rosa Schmid-Gauch aus der Ey, Schüpfheim, in Einheit für ein gemeinsames Foto vor<br />

meine Kamera stellten. Alle diese genannten und in die Jahre gekommenen liebenswerten Damen sind in der<br />

Zwischenzeit ihren Weg himmelwärts gezogen. Am Tag der letzten Zusammenkunft erinnerten sich die Ladys<br />

nochmals an ihre Jugend. Für mich war es sehr spannend, damals am Tisch der ehrenwerten Tanten deren<br />

Vergangenheit Revue passieren zu lassen.<br />

Gruppenbild mit den Scherer-Damen, 2006<br />

V.l.n.r.: ( hinten) Ludmilla, Elisabeth, Angela, <strong>Charly</strong> mit Thomas,<br />

(Mitte) Marianne, Lina, Rosa, Maria und das Chnübeli-Marieli,<br />

(Front) Livia, Cécile Missler und Cécilia Werder.<br />

Ort des Geschehens: das Gasthaus Bad Schüpfheim<br />

Es war in jeder Beziehung ein wunderbarer Sonntag, dieser 3. September 2006, damals im Gasthaus Bad in Schüpfheim.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 203


Die Treffen der Scherer-Family, des Scherer-Clans<br />

Ein erstes sogenanntes Scherer-Familientreffen fand am 1. September 1978 in Buochs statt. Onkel Friederich<br />

Scherer aus Schüpfheim organisierte das Familienfest, an dem sich vier Generationen neu kennen lernen durften.<br />

Die Scherer-Party bleibt in guter Erinnerung. Sie wurde dann Jahre später ebenfalls von Friederich Scherer ein<br />

zweites Mal erfolgreich ins Leben gerufen.<br />

Bei einem Nachtessen anlässlich der Bildvernissage meines Schwagers Werner Bommer-Werder am Samstag,<br />

10. März 2012, im Restaurant Aklin in Zug wurde ich von meiner Cousine Gisela Emmenegger-Wyss überzeugt, am<br />

3. März 2013 zum vierten Scherer-Treffen einzuladen. Und so erschienen am besagten Sonntag bei frühlingshaften<br />

Temperaturen zahlreiche Scherers und Scherlinge zu Älplermagronen mit Apfelmus im Restaurant Löwen in<br />

Steinhausen, wo wir gemeinsam auch unserer verstorbenen Vorfahren gedachten.<br />

Das Bild vom 3. März 2013 dokumentiert die Ankunft der zahlreichen Gäste im Restaurant Löwen in Steinhausen<br />

Etwas spektakulär fotografierte ich die zahlreich erschienene Verwandtschaft des inzwischen gross<br />

gewachsenen Scherer-Clans auf dem Sockel des Hauptkreisels mitten in Steinhausen City, welches zurzeit auf<br />

knapp 10 000 Einwohner angewachsen ist. Die Gemeinde, die gleichzeitig auch die Bürgergemeinde meiner<br />

Familie, der Werders, ist, wurde in den vergangenen sehr bewegten Jahren zur Drehscheibe unserer Familien. Nicht<br />

zuletzt weil sich dort, im Eichholz-Haus von Willy und Maria, die ganze Verwandtschaft zum Smalltalk, aber auch zu<br />

ernsthaften Diskusionen traf. Ich stelle fest, diese spannenden Treffen fehlen mir heute.<br />

204 I Lebenswerk Wer ? der <strong>Charly</strong>


Stimmungsbilder vom Sonntag, dem 3. März 2013<br />

Zum Gedenken an unsere lieben Vorfahren, die Scherers aus dem Entlebuch,<br />

Franz, Maria, Gritli, Friederich, Josef, Rosa, Lina und Walter Scherer,<br />

entzündet Jacqueline Blume je eine Kerze.<br />

Christina, Cécile und Marianne diskutieren<br />

Thomas, Cécile und Gret mit Kurt, Renata und Pablo<br />

Susanna mit Bruder Hanspeter Scherer<br />

Margreth Schlatter, Lissi Camenzind mit Vera Bommer<br />

Die nächste Generation feiert bereits die ersten Geburtstage: Inmitten der verwurzelten Schererlinge<br />

sehen wir Wilma Wyss, Gret Iten mit Mathilda und Hannah, den Töchtern von Valentin und Aky Camenzind.<br />

Wer ? der <strong>Charly</strong> Lebenswerk I 205

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