13.12.2017 Aufrufe

Leseprobe Personalrat 12_2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der <strong>Personalrat</strong> <strong>12</strong> | <strong>2017</strong><br />

schöneberger forum <strong>2017</strong><br />

titelthema<br />

Die Arbeitswelt der öffentlichen<br />

Dienste hat an Verbindlichkeit<br />

verloren. Projekttätigkeit als befristete,<br />

abrufbare und zukunftsungewisse<br />

Beschäftigung gewinnt an Gewicht.<br />

Ist der öffentliche Dienst auf dem Weg vom<br />

Beruf zum Job? Diese Frage überzeichnet sicher<br />

die Entwicklung, trifft aber dennoch einen<br />

wichtigen Punkt. Der öffentliche Dienst<br />

repräsentiert nur noch begrenzt das normative<br />

Rollenmodell für soziale Sicherheit und beruflichen<br />

Aufstieg. Diese Tendenz wird durch die<br />

demografische Entwicklung noch beschleunigt.<br />

Das Personal des öffentlichen Dienstes<br />

altert und spaltet sich auf in sehr unterschiedliche<br />

Beschäftigungsformen. Das hat auch mit<br />

beschäftigungspolitischen Besonderheiten der<br />

Vergangenheit zu tun. Hierzu zählen die zyklischen<br />

Einstellungsstopps und die geringen<br />

Ausbildungsquoten. So altert nun eine Generation<br />

von öffentlich Bediensteten in einem Umfeld<br />

ungleicher Arbeitsbedingungen. Doch mit<br />

welchem Personal sind in Zukunft öffentliche<br />

Aufgaben erfüllbar?<br />

darum geht es<br />

1. Wo der öffentliche Sektor<br />

abgebaut und durch<br />

Allerweltsjobs entwertet<br />

wird, fehlt es auch an den<br />

engagierten Trägern von<br />

Gemeinwohl und lokaler<br />

Demokratie.<br />

2. Demokratische Gesellschaften<br />

leben aber gerade<br />

von denen, die ihre<br />

öffentlichen Aufgaben<br />

mit persönlicher Verantwortung<br />

wahrnehmen.<br />

3. Demokratie als<br />

politische Lebensform<br />

erfordert deshalb auch<br />

ausreichend qualifiziertes<br />

Personal für gute öffentliche<br />

Dienstleistungen.<br />

Drohender Substanzverlust öffentlicher<br />

Dienstleistungen und die Folgen<br />

Es ist ein Trugschluss, davon auszugehen, dass<br />

das Personal für öffentliche Aufgaben auf irgendeine<br />

Weise immer schon vorhanden ist.<br />

Öffentlichen Aufgaben kommt insbesondere<br />

in schrumpfenden Regionen das potenzielle<br />

Personal abhanden – in den Regionen nämlich,<br />

die einen starken Verlust von gut qualifizierten<br />

und engagierten jungen Männern und<br />

Frauen zu verkraften haben. In wirtschaftlich<br />

schwachen und stark alternden Regionen, in<br />

ländlichen Räumen und Kleinstädten haben<br />

Daseinsvorsorge und öffentlicher Dienst personell<br />

eine sehr unsichere Zukunft vor sich.<br />

Denn wer leistungsstark und leistungsbereit<br />

ist, lässt sich durch einen tendenziell schrumpfenden<br />

und auf dem Rückzug befindlichen<br />

öffentlichen Dienst, der weder Aufstieg noch<br />

Sicherheit bieten kann, kaum vor Ort halten.<br />

Diese Entwicklung ist folgenreich. Sie forciert<br />

den Substanzverlust öffentlicher Güter<br />

und Dienstleistungen in ländlich strukturierten<br />

Regionen und hat damit Auswirkungen auf<br />

die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse.<br />

Weiterhin verlieren Regionen und Kommunen<br />

an Innovationsfähigkeit, wenn die Jungen<br />

und Qualifizierten ihre Bindung vor Ort<br />

verlieren. Und wenn die Leistungsträger von<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!