Iran vor dem Krieg - Internationale Sozialisten
Iran vor dem Krieg - Internationale Sozialisten
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NRW: Wählt<br />
die WASG<br />
<strong>Iran</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Krieg</strong> - China und die Weltherrschaft<br />
- Legal-illegal-Scheißegal: Wie der<br />
Staat für das grosse Geld Mutter und Kind<br />
betrügt! - Die Dollar-Blase, ohne US-Rente<br />
in’s 3. Jahrtausend! - Wirtschaftsankurbelung<br />
durch Lohnverzicht? - Der Mythos<br />
Islamismus! - Rückkehr des linken Keynesianismus?<br />
- NRW: Wählt die Wahlalternative<br />
Zeitung der <strong>Internationale</strong>n <strong>Sozialisten</strong><br />
Nº. 34 - I. Halbjahr 2005 - 1 !
KK 34<br />
1. Halbjahr 2005<br />
Inhalt: Seite<br />
Editorial 2<br />
<strong>Iran</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Krieg</strong><br />
China und die Weltherrschaft 3<br />
Legal-illegal-Scheißegal 4<br />
Wie der Staat für das grosse Geld<br />
Mutter und Kind betrügt!<br />
Die Dollar-Blase<br />
ohne US-Rente in’s 3. Jahrtausend! 6<br />
Wirtschaftsankurbelung durch Lohnverzich? 9<br />
Der Mythos Islamismus! 12<br />
Rückkehr des linken Keynesianismus? 15<br />
Wählt die Wahlalternative Fortsetzung von Seite 20 19<br />
NRW:<br />
Wählt die Wahlalternative Editorial (Titelrückseite) 20<br />
Nun ist sie da, die von uns<br />
prophezeite Linkspartei.<br />
Aber wird sie auch die von den<br />
Sozialkürzung Betroffenen geschlos-<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong><br />
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes:<br />
Norbert Nelte, Nesselrodestr. 28, 50735 Köln<br />
� 0221-2870388<br />
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Karsten: 0221 - 2823135<br />
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Alex: 02233 - 715353<br />
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Email: intersoz@netcologne.de<br />
Homepage: www.internationalesozialisten.de<br />
sen in den Abwehrkampf schicken<br />
können. Das ist zur Zeit schlichterdings<br />
unmöglich, weil die Arbeitslosen<br />
nicht als Avantgarde aufreten wollen<br />
und die Beschäftigten noch hoffen,<br />
mit Stillhalten ihren Arbeitsplatz<br />
retten zu können.<br />
Die SPD offeriert den Bossen zum<br />
wiederholten Male Steuergeschenke<br />
und redet gleichzeitig gegen sie.<br />
Links blinken, aber rechts fahren, und<br />
viele glauben dran. Da hat die WASG<br />
kaum eine Chance - noch nicht.<br />
Dabei gehört die Müntefering-<br />
Show mit seiner sog. „Kapitalismus-<br />
Kritik” zu einer abgesprochenen<br />
Gesamtshow. Schröder macht in der<br />
Woche die Realpolitik für die Reichen<br />
und am Sonntag macht Müntefering<br />
den Rächer der Enterbten.<br />
Was bessseres kann doch <strong>dem</strong><br />
Kapital gar nicht passieren. Der<br />
Müntefering schafft Hoffnungen bei<br />
den Lohnabhängigen und hält sie<br />
damit vom Kampf gegen den Sozialraub<br />
ab, während Schröder die Bosse<br />
beschenkt.<br />
Das Kapital will die SPD, aber eine<br />
schwache SPD. Dabei eröffnen sich<br />
mit der NRW-Wahl grandiose<br />
Möglichkeiten für das Kapital.<br />
Wahrscheinlich wird die CDU mit der<br />
FDP gewinnen und verfügt dann im<br />
Bundesrat über eine 2/3 Mehrheit.<br />
Die SPD muss dann alles machen,<br />
was CDU/FDP wollen. Nach aussen<br />
sind sie die Regierungspartei und<br />
halten die Arbeiter vom Kampf ab.<br />
Wenn die Kollegen in den Kampf<br />
eintreten werden, dann werden sie<br />
dadurch auch grandiose Kampfbedingungen<br />
haben, denn dann wissen sie<br />
gleich, dass sie sich nur auf sich<br />
selber verlassenn dürfen.<br />
Und zum Kampf werden sie vom<br />
Kapital durch deren Politik der<br />
„Hunger und <strong>Krieg</strong>”-Politik gezwungen.<br />
Ihre Antwort kann dann nur „Brot<br />
und Friede” lauten und sie kann nur<br />
international sein.<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 2
Kurznotizen<br />
<strong>Iran</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Krieg</strong><br />
Der <strong>Krieg</strong> der USA gegen den <strong>Iran</strong> rückt<br />
näher. Die ARD berichtete im Januar über<br />
die Ausspähung iranischer Ziele: »Der<br />
US-Präsident Bush habe die Vorbereitung<br />
neuer <strong>Krieg</strong>e angeordnet, geheime<br />
US-Kommandos hätten bereits mögliche<br />
Angriffsziele in <strong>Iran</strong> ausgespäht«,<br />
berichtete der Starreporter der<br />
US-Zeitschrift ‘New Yorker’ Seymour<br />
Hersh. 2<br />
Der Reporter des ZDF in Washington<br />
mahnte, dass man diese <strong>Krieg</strong>sandrohung<br />
ernst nehmen muss und man rechne mit<br />
<strong>dem</strong> <strong>Krieg</strong>sbeginn von Ende Frühjar bis<br />
Sommer. Bisher hat Bush alle <strong>Krieg</strong>sandrhungen<br />
wahr gemacht.<br />
Wir berichteten bereits, dass<br />
US-<strong>Krieg</strong>spläne aufgedeckt wurden,<br />
wonach Israel den ersten Angriff fliegen<br />
soll. Wenn sich dann <strong>Iran</strong> wehrt, habe man<br />
eine Legitimation zum Angriff. Dann<br />
bekommt China kein Öl, und US-Amerika<br />
alles.<br />
Unseres Erachtens wurde damit schon<br />
angefangen. Die Süddeutsche Zeitung<br />
berichte am 17.2.:<br />
»Zunächst hieß es, ein Ziel in der Nähe<br />
der Stadt Dailam (neben <strong>dem</strong> umstrittenen,<br />
im Bau befindindlichen Atomkraftwerk<br />
Buschir) sei mit Raketen beschossen<br />
woren. Später erklärte ein Sprecher des<br />
Obersten Nationalen Sicherheitsrates,<br />
dass die Explosion von einer Sprengung<br />
beim Damm-Bau herrühre.« 3<br />
Im März kamen aus Buschir wieder<br />
derartige Nachrichten aus persischen<br />
Quellen. Diesmal war es nicht der<br />
Dammbau, sondern ein Flugzeugtriebwerk<br />
fiel neben das AKW. Was ein Zufall. Der<br />
iranische Staat getraut sich nichts zu sagen,<br />
denn wenn es publik werden würde, dass<br />
Israel jetzt schon angreift, würde die eigene<br />
Bevölkerung eine Gegenwehr verlange.<br />
Also findet er eine Ausrede, denn wenn<br />
Chatami zurück schlagen würde, wärs um<br />
ihn geschehen.<br />
Aber schon die erste Ausrede war<br />
unglaubwürdig. Warum hat denn die internationale<br />
Presse noch keine Sprengung am<br />
Damm-Bau gehört, da gibt es ja sicherlich<br />
nur eine.<br />
Das Triebwerk war wohl auch eine Ente.<br />
Die Welt ist doch groß genug für herunterfallende<br />
Triebwerke. Da hat man doch eher<br />
1000 Sechser im Lotto, als dass ein<br />
Triebwerk neben <strong>dem</strong> umstrittenen Kraftwerk<br />
einsclägt. Eher war das doch ein<br />
Vorbote des nächsten <strong>Krieg</strong>es. Im Irak<br />
haben die GI’s auch wochenlang <strong>vor</strong>her<br />
schon gebombt, und die Welt hat nichts<br />
mitbekommen.<br />
China und die Weltherrschaft<br />
Im Jahre Jahre 2015 wird China lt.<br />
OECD die USA wirtschaftlich eingeholt<br />
haben und dann wir d die Rolle der USA<br />
als unbestrittener Weltherrscher beendet<br />
sein.<br />
Mit seinen Geschäften, Investitionen,<br />
Entcklungshilfen und eigenen Landgelüsten<br />
nach Taiwan versetzt es aber heute schon<br />
die Bush-<strong>Krieg</strong>er in Angst und Schrecken.<br />
Die Chinesen beuten die Mehrzahl der<br />
kasachischen Ölfelder aus mit einer direkten<br />
Pipeline von dort. Von den wichtigsten<br />
russischen Ölfeldern reicht eine Ölpipeline<br />
über Wladiwostok bis nach Peking.<br />
Von <strong>Iran</strong>, Lybien, Sudan und <strong>dem</strong> Irak<br />
bezogen sie das gesamte Öl. Die irakischen<br />
Öllieferungen hat die USA ihnen schon<br />
versperrt. Ebenso verfügt der sudanesische<br />
christliche Süden jetzt dank der UNO über<br />
seine eigenen Ölquellen, die jetzt auch an<br />
Amerika gehen. Mit europäischer Hilfe<br />
wird China die iranischen Öllieferungen<br />
<strong>dem</strong>nächst auch an Amerika abgeben<br />
müssen.<br />
Des weiteren hat China noch einen<br />
großen Vertrag mit Angola und weitere<br />
kleine mit vielen Ländern.<br />
In Südamerika hilft es Brasilien, Argentinien,<br />
Chile und Kuba, dass deren<br />
Wirtschaft wieder in Schwung kommt. Für<br />
20 Milliarden planen sie eine Eisenbahnstrecke<br />
von Argentinien über die Anden<br />
nach Chile zu bauen. Damit kann man dann<br />
die von China so heiß begehrten Rohstoffe<br />
wie Bauxit vom Osten an die Westküste<br />
fahren können und von da mit Schiffen<br />
über den Pazifik direki nach Schanghei<br />
oder Hongkong.<br />
Ja, warum denn so umständlich? Es ist<br />
doch einfacher, von Argentinien aus durch<br />
den Panamakanal nach China zu fahrem.<br />
Der Panamakanal wird aber leider von<br />
den USA kontrolliert und sie könnten dort<br />
bei Auseinandersetzungen den Chinesen<br />
Schwirigkeiten machen.<br />
Amerika wird seine Vormachtstellung in<br />
der Welt nicht freiwillig aufgeben, wie dies<br />
noch England 1914 mit Amerika tat.<br />
1992 schon schrieb Wolfowitz, erst<br />
stellvertrtender <strong>Krieg</strong>sminister von<br />
Rumsfield, ietzt IWF-Ptäsident, in seinem<br />
"Defense Planning Guidance”;<br />
„1. Hauptziel ist die Verhinderung des<br />
(Wieder-)Aufstiegs eines neuen Rivalen<br />
durch Sicherung der eigenen militärischtechnologischen<br />
Überlegenheit. Dies<br />
verlangt jede Anstrengung, feindliche<br />
Mächte an der Kontrolle einer Region<br />
und ihrer Ressourcen sowie an damit<br />
verbundenen globalen Machtambitionen<br />
zu hindern. Diese Regionen schließen<br />
Westeuropa, Ostasien, das Territorium<br />
der früheren Sowjetunion und Südwestasien<br />
ein 4 ”.<br />
Diese Pläne gehen bis hin zu<br />
Atomkriegsplänen des Pentagon, wie die<br />
‘Los Angeles Times’ aufgedeckt hat.” 5<br />
Vorsorglich werden schon mal alle internationale<br />
Posten von den US-Falken<br />
besetzt. Kofi Anan konnte die Kampagne<br />
wegen des Bestechungsvotwurf gerade<br />
noch abwenden, aber bald wird da auch ein<br />
Amigo des Falken-Gezüchts sitzen<br />
Und da kommen Schröder und Chirac<br />
und fordern die Aufhebung des Waffenembargos<br />
gegen China. Dafür will China für<br />
einen ständigen Sitz Deutschlands im<br />
Sicherheitsrat sich einsetzen. Glück für<br />
Ameika, dass jezt die Japaner jetzt Angst<br />
<strong>vor</strong> der Übermacht Chinas bkommen, sich<br />
wieder enger an die USA anschliessen und<br />
die Dollar-Stützungskufe wieder aufgenommen<br />
haben.<br />
Die Bündnisse für den letzten Waffengang<br />
der Menscheit werden schon geschmiedet<br />
und sie bekommn schon Profil. Da<br />
ist Asien, Europa und Lateinamerika einerseits<br />
und die USA und Japan andererseits<br />
und wenn es nach den Plänen der<br />
Bourgeaoie geht, endet alles unter<br />
Atompilze.<br />
Da kann man nur hoffen, dass <strong>vor</strong>her die<br />
Arbeierräte-Demokratie <strong>dem</strong> ganzen Spuk<br />
ein Ende setzen wird.<br />
Legal-illegal-Scheißegal<br />
dachten sich die Fall”managerinnen”<br />
Immer wieder hört man von den<br />
Anweisungen der Sozialamtsbehörden,<br />
immer erst mal abzulehnen, auch, wenn der<br />
Verzweifelte im Recht ist. Unsere Kinder,<br />
Mütter und Väter sind nicht nur unter die<br />
Hartzer Rolle geraten, sondern auch noch<br />
unter die Kriminellen, die einen nötigen<br />
und einem Existenzanzängste bereiten. û<br />
2 ARD, tagesschau.de, 19.01.2005<br />
3 Süddeutsche Zeitung, 17.02.2005<br />
4 "Hegemonialer Internationalismus" von Prof. Stefan Fröhlich, FAZ, 10.04.03, Nr. 83 nach http://geh-nicht-hin.de/hegemonialer imperialismus.htm<br />
5 Vgl. ‘Los Angeles Times’ nach Spiegel-online: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,186407,00.html<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 3
Wie der Staat für das grosse Geld<br />
Mutter und Kind betrügt!<br />
Wie die Agentur für Arbeit<br />
den ALG-II Empfängern das<br />
ihnen zustehende Geld <strong>vor</strong>enthält<br />
Nun die leider wahre<br />
Geschichte einer alleinerziehende<br />
Mutter, die es nun<br />
wahrlich nicht einfach hat<br />
über die Runden zu kommen.<br />
Dienstag, 1. März - es gibt<br />
regulär ALG II<br />
Donnerstag, 3. März -<br />
immer noch kein Geld da!<br />
Ich begebe mich auf das<br />
Landratsamt, um mich nach<br />
<strong>dem</strong> Verbleib meines Geldes<br />
zu erkundigen. Frau X, die<br />
zuständige Angestellte sucht<br />
ewig nach meiner Akte, bis sie<br />
sie endlich doch fand und<br />
feststellte das keine Sperre des<br />
Geldes <strong>vor</strong>lag.<br />
Sperre dachte ich, wozu – ich<br />
hatte mir nichts zu schulden<br />
kommen lassen. Wird man jetzt<br />
schon unschuldig <strong>vor</strong>verurteilt,<br />
nur weil man keine Arbeit hat,<br />
die es ja auch nicht gibt, oder<br />
warum schaut Frau X zuerst<br />
nach einer Sperre.<br />
Wie <strong>dem</strong> auch sei, dachte ich.<br />
Frau X versprach jedenfalls das<br />
Geld noch heute anzuweisen<br />
Freitag, 4. März - kein Geld<br />
da<br />
Wovon soll ich meine<br />
Wochenendeinkauf tätigen,<br />
wovon mein Kind ernähren.<br />
Mir schnürte es die Kehle zu.<br />
Das erste Mal in meinem<br />
Leben überkam mich das<br />
Gefühl der totalen<br />
Hilflosigkeit. Ich hatte<br />
plötzlich unendlich großen<br />
Hunger. Ich borgte mir bei<br />
4 - Klassenkampf Nº 34<br />
Freunden Geld für einen kleine<br />
Einkauf – nur das Nötigste –<br />
versteht sich, man will ja<br />
niemanden auf der Tasche<br />
liegen. Aber peinlich war’s<br />
schon, erklären zu müssen,<br />
warum ich sie jetzt anpumpe.<br />
Montag, 7. März – immer<br />
noch kein Geld.<br />
Wovon soll ich die Miete<br />
bezahlen. Einen Anruf beim<br />
Vermieter und ihm sagen: „Eh<br />
tut mir leid. Das Amt zahlt die<br />
Almosen nicht, also ich dir<br />
auch keine Miete?“. Echt<br />
peinlich. Ich schäme mich für<br />
meine Situation. Ich beschließe<br />
mit <strong>dem</strong> Essen etwas kürzer zu<br />
treten. Man weiß ja nicht wann<br />
das Geld endlich gezahlt wird.<br />
Aber wenigstens mein Kind<br />
soll nicht hungern. Es kann ja<br />
nichts dafür.<br />
Die erste schlaflose Nacht.<br />
Ich hab Hunger. Dennoch ich<br />
muß aufs Amt<br />
Dienstag, 8. März - mein<br />
alltäglicher Gang zur Bank –<br />
erfolglos. Und ich hatte so<br />
gehofft mich nicht wieder wie<br />
eine Bettlerin aufs Amt<br />
begeben zu müssen.<br />
Na ja gegen 17 Uhr hatte ich<br />
sowieso einen Termin. Ich muß<br />
meinen Folgeantrag auf ALG<br />
II stellen. Da ich ja nun zwei<br />
Angelegenheiten zu klären<br />
hatte, ging ich zwei Stunden<br />
eher hin. Natürlich kam ich<br />
doch erst um 17 Uhr dran.<br />
Bin ich im falsche Film fuhr<br />
es mir durch den Kopf? Das<br />
darf doch nicht wahr sein.<br />
Frau X war wieder ewig<br />
damit beschäftigt meine Akte<br />
zu suchen und diesmal fand sie<br />
sie nicht. Sie holte sich<br />
Kollegin Y zu Hilfe. Mit<br />
vereinten Kräften fanden sie<br />
nach langen Suchen meine<br />
Akte und mußten feststellen,<br />
das keine Überweisung stattfand.<br />
Vielleicht auf ein anderes<br />
Konto sagt Frau Y.<br />
Auf welches andere Konto<br />
denn, fragte ich . Schließlich<br />
bin ich ALG II Empfängerin<br />
und kann mir kaum die<br />
Kontoführungsgebühren für ein<br />
Konto leisten (Nach der Regelsatzverordnung<br />
stehen einem<br />
ALG-II-Empfänger, der den<br />
vollen Regelsatz erhält,<br />
übrigens 0,36 Euro pro Monat<br />
dafür zu). Ich lächelte müde<br />
und sagte ich habe nur ein<br />
Konto. Leise ganz leise fragt<br />
ich nun nach einer Barauszahlung.<br />
Schließlich so erklärte<br />
ich müsse ich Miete bezahlen<br />
und auch meine Tochter<br />
bräuchte irgend etwas zum<br />
Essen.<br />
Eine Barauszahlung, da<br />
waren sich Frau X und Frau Y<br />
einig – völlig unmöglich. Die<br />
Gesetze ließen dies auf gar<br />
keinen Fall zu.<br />
Na mein Gott – bin ich denn<br />
eine Verbrecherin – denke ich.<br />
Ich will doch eigentlich nur<br />
meine „Grundsicherung zum<br />
Lebensunterhalt“ die mir ja<br />
nach §1 SBG II auch zusteht,<br />
sagte ich wütend und<br />
verzweifelt.<br />
Plötzlich, man hatte wohl<br />
Mitleid mit mir, mittlerweile<br />
liefen mir leise die Tränen über<br />
beide Wangen, gab man mir
einen Zettel, auf den stand ich<br />
könne mir 100 € an der Kasse<br />
der Führerscheinstelle abholen.<br />
Ich war entsetzt - 100 € soll ich<br />
davon jetzt meinen Vermieter<br />
trösten oder uns etwas zu essen<br />
kaufen?<br />
Frau X und Frau Y verstanden<br />
meine Aufregung nicht –<br />
nun hatte ich doch etwas Geld.<br />
Sie versprachen wieder das<br />
restliche Geld zu überweisen.<br />
Ich lächelte müde und wollte<br />
gerade gehen da sagte Frau X:<br />
„Ach ja da wäre noch was:<br />
“Wenn sie ihren Widerspruch<br />
zurückziehen würden, gäbe es<br />
sicher mit der Überweisung<br />
keine Probleme!“<br />
Jetzt schlägts 13, dachte ich.<br />
Ich bin plötzlich hellwach und<br />
sagte wie von selbst : “Meinen<br />
Widerspruch zurückziehen auf<br />
gar keine Fall. Sie zahlen mir<br />
weniger als mir zusteht, zum<br />
Beispiel der Mehrbedarf für<br />
mich als Alleinerziehende –<br />
immerhin 40€ im Monat- .Nein<br />
meinen Widerspruch halte ich<br />
aufrecht“. Ich ging ohne zu<br />
grüßen.<br />
Auf <strong>dem</strong> Weg zur Führerscheinstelle<br />
hatte ich ausreichend<br />
Zeit mich zu sammeln.<br />
Das war auch gut so, denn die<br />
Dame dort zahlte die 100 € aus<br />
als wäre es ein Lottogewinn<br />
gewesen. Eigentlich genug<br />
Anlaß um sich wieder aufzuregen,<br />
aber ich wollte und konnte<br />
nicht mehr.<br />
Mittwoch, 9. März - blieb ich<br />
den ganzen Tag im Haus. Ich<br />
war irgendwie depressiv und<br />
immer noch total wütend über<br />
die Anmaßung mit <strong>dem</strong> Widerspruch.<br />
Donnerstag, 10. März – kein<br />
Geld auf der Bank.<br />
Der erste Mahnbrief vom<br />
Vermieter munterte mich auch<br />
nicht gerade auf. Was denken<br />
sich bloß Schröder und Co,<br />
wenn sie die Menschen so<br />
unverschuldet ins Elend<br />
stürzen, dachte ich.<br />
Freitag, 11. März - Immer<br />
noch kein Geld!!<br />
Ich ging nach Hause – nun<br />
wußte ich nicht mehr weiter.<br />
Gegen Mittag, das Landratsamt<br />
war längst für den Besucherverkehr<br />
geschlossen, rief Frau<br />
Y mich an. Sie kam ohne<br />
Umschweife zur Sache und<br />
beharrte darauf. Ich solle<br />
meinen Widerspruch<br />
zurückziehen. „Nein sagte ich<br />
schon wieder auf 180. Ich<br />
werde meine Widerspruch<br />
nicht zurückziehen. Einen<br />
Widerspruch gegen einen<br />
Bescheid einzulegen ist eine<br />
<strong>dem</strong>okratisch legitimierte<br />
Sache erklärte ich völlig<br />
aufgeregt.<br />
Frau Y blieb ganz gelassen<br />
und erklärte, sie könne nicht<br />
verstehen, wieso ich trotz<strong>dem</strong><br />
ich meinen Widerspruch nicht<br />
zurückziehen wolle, nun<br />
dennoch Geld von Landratsamt<br />
verlange.<br />
Jetzt platzt mir die Hutschnur<br />
ich muß mich beruhigen.<br />
Es gelingt und ich sage: „Das<br />
Geld, welches sie nicht zahlen<br />
wollen hängt nicht vom Widerspruch<br />
ab. Es steht mir per<br />
Gesetz zu – lesen sie doch mal<br />
im SGB II nach“.<br />
Nun gut, sagt Frau Y, ich<br />
solle es mir noch einmal<br />
überlegen, wenn ich nämlich<br />
meine Widerspruch nicht<br />
zurückzöge, könnte ich auch<br />
keinen neuen Antrag auf ALG<br />
II stellen. Sie wünsche mir ein<br />
schönes Wochenende und legte<br />
einfach auf.<br />
Jetzt reichts, dachte ich. So<br />
nicht mit mir.<br />
Ich rief beim ver.di Bezirk<br />
Leipzig-Nordsachsen an und<br />
schilderte meinen Fall. Leider<br />
mußte ich dort erfahren, dass<br />
ich nicht die einzige bin, der<br />
man das Geld einfach nicht<br />
auszahlt. Natürlich habe ich<br />
das Recht bei meinem Widerspruch<br />
zu bleiben, bestätigte<br />
mir die dortige<br />
Rechtsabteilung. Ich muß den<br />
Widerspruch nicht zurückziehen,<br />
um den laufenden Regelsatz<br />
zu erhalten oder gar einen<br />
Folgeantrag stellen zu können.<br />
Ich war beruhigt. Ich laß<br />
mich nicht so maßregeln.<br />
Gleich am Montag starte ich<br />
den nächsten Versuch. Ich<br />
werde für meine Rechte<br />
kämpfen. Tut Ihr es auch!<br />
Kämpfen wir alle zusammen<br />
für eine sofortige Regelsatzerhöhung.<br />
Wir müssen selbst für unsere<br />
Rechte kämpfen. Denn wenn<br />
wir es nicht machen, macht es<br />
niemand.<br />
Letzte Bemerkung zum<br />
Verschicken der Folgeanträge.<br />
Achtung, nicht alle Folgeanträge<br />
werden pünktlich<br />
verschickt. Ihr müßt Euch<br />
selbst kümmern, sonst<br />
bekommt ihr im April kein<br />
Geld, da die Anträge noch<br />
nicht bearbeitet werden<br />
konnten. So jedenfalls könnte<br />
die Ausrede sein, die man Euch<br />
dann auftischt.<br />
Es ist ein Skandal, wenn man<br />
die Ärmsten der Armen jetzt<br />
auch noch um ihr ALG II<br />
bringen will.<br />
[Redebeitrag auf der<br />
Montags<strong>dem</strong>onstration am 21.<br />
März 2005 in Leipzig]<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 5
Olaf<br />
Von den 8 Erscheinungen, die das<br />
Ende des Kapitalismus ankündigen,<br />
ist die Verschuldung der USA die für<br />
alle Analysten die offensichtlichste.<br />
Eigentlich könnte man auch den<br />
Ölpreis und die Ölkriege dazuzählen,<br />
besonders nach<strong>dem</strong> der Pentagon<br />
zugegeben hat, dass er bereits<br />
iranische Objekte ausgekundschaftet<br />
hat. Angeblich diente die<br />
Ausspähung nicht einem <strong>Krieg</strong>, so<br />
Außenministerin Condoleezza Rice.<br />
Aber für was denn dann sonst? Laut<br />
Rumsfield hat der Pentagon die<br />
Objekte ausgespäht, weil es <strong>dem</strong><br />
Kongess nicht rechenschaftpflich wie<br />
der CIA ist. Was haben sie denn zu<br />
verbergen? Warum erledigt das<br />
<strong>Krieg</strong>sminiserium jetzt angeblich<br />
kriegsfremde Aufträge? Sie sind doch<br />
nicht glaubwürdig, Frau Rice.<br />
Den <strong>Krieg</strong> aber kann man so schön<br />
verdrängen und an den langfristigen<br />
Fall des Ölpreises kann man auch<br />
glauben wie die Kinder an den<br />
Weihnachtsmann.<br />
An die US-Schulden wird man<br />
leider jeden Tag mit <strong>dem</strong> Fall des<br />
Dollars erinnert. Die USA konnten<br />
nur über ihre Verhälnisse leben, weil<br />
die Rohstoffe am Weltmarkt auf<br />
Dollarbasis gehandet werden, andere<br />
Länder ihre Währungen an den<br />
Dollar ketten, alle mit Dollarstützunskäufen<br />
abstützen, US-Staatsanleihen<br />
kaufen oder Privatinvestitionen<br />
tätigen bzw. US-Firmen kaufen. Jetzt<br />
aber hat China und Südkorea seine<br />
Dollarstüngskäufe eingestellt, die<br />
alten Bestände aber noch nicht<br />
verkauft. Dafür ist jetzt Europa<br />
eingesprungen, irgend einer muss ja<br />
die <strong>Krieg</strong>e mitfinanzieren. Aber ob<br />
Europas Geld dafür langfristig langen<br />
wird, bezweifeln viele Analysten und<br />
Chef-Volkswirte der Banken.<br />
Die USA erreichten 2004 nämlich<br />
eine Neuverschuldung von annähernd<br />
700 Milliarden US-Dollar, 20 mal<br />
soviel wie Deutschland mit seinen 42<br />
6 - Klassenkampf Nº 34<br />
Die Dollar-Blase<br />
ohne US-Rente in’s 3. Jahrtausend!<br />
Milliarden €uro Neuverschuldung.<br />
Am 19.11. 2004 wurde gemeldet,<br />
dass Senat und Kongreß der USA der<br />
Regierung die Ausweitung der<br />
Staatsschulden bis zu einer<br />
Obergrenze von 8,184 Billionen<br />
US-$ = 8.184.000.000.000$ genehmigt<br />
hätten. Die Maßnahme war<br />
notwendig geworden, weil andernfalls<br />
die Bedienung der bisherigen<br />
Staatschulden schon im Dezember<br />
nicht mehr voll hätte erfolgen<br />
können, Zahlungsunfähigkeit hätte<br />
eingestanden werden müssen. Und<br />
das sind nur die Schulden von<br />
Washington.<br />
Die Gesamtschulden der USA<br />
betragen aber sogar 37 Billionen<br />
Dollar, da hat man in etwa einen<br />
Begriff von den gesamten<br />
Staatsschulden der Regierung, der<br />
Staaten und der Kommunen.<br />
Um die Vostellung etwa von der<br />
Größe der Aufgabe zu bekommen,<br />
die sich die Europäer <strong>vor</strong>genommen<br />
haben, braucht man nur den Stand<br />
der Dollar-Devisenreserven in<br />
Südostasien anschauen: (Dezember<br />
2004): Japan 838, China mit<br />
Hongkong 635, Südkorea 195, Indien<br />
122 Milliarden Dollar, zusammen 2,2<br />
Bllionen Dollar oder 80% aller<br />
Dollarreserven der Welt in Südostasien.<br />
6 BerlinOnline Streit um EZB-Intervention - Europäische Gemeinschaftswährung erreicht neues .htm<br />
7 ‘Wirtschaftswoche’ No 50, 2.12. 2004<br />
8 ‘Wirtschaftswoche’ No 50, 2.12. 2004<br />
»Es hätte keinen Sinn für die EZB,<br />
derzeit Dollar gegen Euro zu<br />
kaufen, um so den Euro-Kurs zu<br />
drücken«, sagte der Chefvolkswirt<br />
der HypoVereinsbank, Martin<br />
Hüfner, der Berliner Zeitung.<br />
»Gegen die starke Anti-Dollar-<br />
Stimmung an den Märkten hat die<br />
EZB derzeit keine Chance.« »Greift<br />
die EZB aber jetzt ein, so muss sie<br />
Riesensummen in die Hand<br />
nehmen, da reichen ein paar<br />
Milliarden Euro nicht aus«, so<br />
Hüfner weiter6 .<br />
Aber auch, wenn Europa mit den<br />
Dollar-Stützungskäufen seine<br />
Exportquote nach Amerika retten<br />
wird, würde es viel Geld verlieren,<br />
wenn ihm die Puste ausgeht.<br />
»Je höher die Auslandsschuld der<br />
USA, desto höher das Risiko einer<br />
drastischen Dollar-Abwertung, und<br />
je größer der bei den Notenbanken<br />
angehäufte Dollar-Berg, desto<br />
mehr Geld verlieren sie, wenn der<br />
Dollar tatsächlich abstürzt. „Ein<br />
klassisches Gefangenen-Dilemma”<br />
sagt Deutsche-Bank-Analyst<br />
Malcolm: eine Situation, in der das<br />
rationale Verhalten jedes einzelnen<br />
Beteiligten zu einem kolektiv<br />
unerwünschten Ergebnis führt - der<br />
Dollar im freien Fall.« 7<br />
Ein Einschreiten der Europäischen<br />
Zentralbank am Devisenmarkt würde<br />
auch nichts grundsätzlich lösen<br />
können.<br />
»Kurzfristig würde das helfen -<br />
aber langfristig wohl kaum, da die<br />
Bereinigung der weltwirtschaftlichen<br />
Defizite nur hinausgeschoben<br />
würde. Roubini von der New York<br />
University ist deshalb skeptisch:<br />
„Die Wahrscheinlichkeit, dass es<br />
am Ende eine harte Landung für<br />
den Dollar gibt, würde nur<br />
steigen”« 8<br />
Die Dollar-Stützungskäufe haben<br />
auch dazu geführt, dass Amerika<br />
glaubt, immer so aus <strong>dem</strong> Vollen<br />
schöpfen zu können und deshalb
viele Waren nicht für den Weltmarkt<br />
konkurrrenzfähig produziert und<br />
seine Kapazitäten nur unter<br />
80%ausgelastet hat und damt die<br />
stückfixen Kosten stiegen. Die<br />
US-Regierung kompensierte die<br />
mangelnde Konkurrenzfähigkeit der<br />
heimischen Industrie auf <strong>dem</strong><br />
Weltmarkt mit Steuergeschenken an<br />
die Unternehmer und mit durch die<br />
<strong>Krieg</strong>e ermöglichten Sonderaufträge,<br />
was zu diesem Schuldenberg führte.<br />
Deshab intervenierte auch Schröder<br />
und stellte klar, dass es die Dollar-<br />
Stützungskäufe nur gibt, wenn die<br />
USA ihren Haushalt sanieren:<br />
»Unstrittig ist, dass die wichtigste<br />
Ursache für die Dollar-Abwertung<br />
im hohen Haushalts- und<br />
Leistungsbilanzdefizit der USA<br />
liegt. Die Bundesregierung fordert<br />
die US-Regierung inzwischen<br />
unverblümt auf, ihre Wirtschaftsund<br />
Finanzpolitik zu ändern.« 9<br />
Das hat sich Bush nicht zweimal<br />
sagen lassen und schon mal die staatliche<br />
Rente abgeschafft. Will er jetzt<br />
mit den sauer verdienten Renten der<br />
kleinen Leute seine <strong>Krieg</strong>e bezahlen?<br />
Die Sanierung der Wirtschaft ist in<br />
den Vereinigten Staaten wie in<br />
Europa nur noch mit Sozialkürzun-<br />
9 Einzelnachricht.htm<br />
gen möglich.<br />
Nicht nur wurde die Rente<br />
abgeschafft. In Kalifornien gehen die<br />
Kinder nur noch wöchentlich 4 Tage<br />
zur Schule. Die Kindersterblichkeit<br />
ist entsetzlich hoch. Für Alleinstehende<br />
gibt es schon lange keine<br />
Unterstützung (Welfare) mehr und,<br />
und, und.<br />
In den 60er und 70er Jahren wurde<br />
noch <strong>dem</strong> Fall der Profitrate mit der<br />
Verringerung des <strong>vor</strong>geschossenen<br />
Kapitals abgedämpft. Beispiele dafür<br />
sind die Verringerung der Lagerzeiten<br />
durch „Just in Time” oder<br />
schnelleren Durchlauf.<br />
In den 80ern dann konnte man<br />
schon die Profitrate nur noch mit<br />
Lohnkürzungen über den Kapitalmarktzins<br />
heben. In den angelsächsischen<br />
Ländern wurde eine<br />
Erhöhung der Mehrwertrate bereits in<br />
den späten 70ern unter Reagan und<br />
Thatcher durchgeführt, in<br />
Deutschland dann 1982 unter Kohl.<br />
In den USA kann deshalb der<br />
Arbeiter für seinen Lohn nicht mehr<br />
Waren kaufen. In den 90ern hielt man<br />
die Profitrate über den Kapitalmarktzins<br />
erst mal auch auf Kosten<br />
der Arbeiter (Kürzung des Lohnan-<br />
teils am Bruttosozialprodukt von<br />
1982 bis 1995 von 72,5% auf 65%),<br />
durch die verschärfte Aussaugung der<br />
agrarischen Welt, durch die<br />
Steuergeschenke an die Unternehmer<br />
und nicht zuletzt durch zusätzliche<br />
Gewinne mit vermehrtem<br />
Aktienkapital, also mit Aktienverkaufsgewinnen,<br />
denm Shareholder-<br />
Value.<br />
Man sagte zu einem Autowerk<br />
derzeit auch eine Bank mit<br />
angeschlossener Autowerkstatt, weil<br />
die außerordentlichen Gewinnne aus<br />
Aktienverkäufen oft die ordentlichen<br />
aus der Produktion übertrafen. Der<br />
Kapitalismus verwandelte sich vom<br />
Profitproduktionskapitalismus zum<br />
Shareholdervalue-Kapitalismus,<br />
einem globalen Wettverein mit<br />
Schießeinlagen.<br />
In Deutschland brachte man die<br />
Aktienkurse massiv nach oben,<br />
in<strong>dem</strong> man inden 90ern die Arbeiter<br />
zur Spekulation mit der „Volksaktie”<br />
animierte, was ja in <strong>dem</strong> Versuch mit<br />
der Riester-Rente als Zwangsmaßnahme<br />
endete. Nur, Anfang des<br />
3. Jahrtausends sind inzwischen die<br />
Aktienkurse von der vierfachen<br />
Überzeichnung auf ihr Normalmaß<br />
dann eingebrochen. und die Kleinan-<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 7
leger verloren ihr sauer Erspartes und<br />
die Rentner besonders in den USA<br />
ihre Rente. Ab 2004 kam es dann<br />
zum Generalangriff auf die Löhne. In<br />
den 90er sanken die Reallöhne<br />
jährlich um 0,4%. Diese noch<br />
bescheidene Kürzung wird bei der<br />
Kürzungsrunde 2004/05 um ein<br />
Vielfaches übertroffen werden, denn<br />
jetzt kann man die Stabilisierung der<br />
Profitrate nur noch mit Lohnkürzungen<br />
erreichen und gerade jetzt sind<br />
die Grenzen des Marktes mit China<br />
erreicht, der Markt kann sich nicht<br />
mehr ausweiten, nicht nach außen<br />
und auch nicht innen, eine größere<br />
Entwicklung für die Massenkaufkraft<br />
wurde seit der Entwicklung des PC’s<br />
auch nicht mehr durchgeführt.<br />
In dieser Situation der immer<br />
weniger profitablen Produktion baut<br />
die USA einen Schuldenberg von 37<br />
Milliarden auf. Ohne eine stabile<br />
Profitproduktion ist dieser Betrag<br />
nicht mehr zu tilgen.<br />
So, wie jetzt schon China und<br />
Südkorea das Vertrauen in den Dollar<br />
verloren haben und die Dollar-<br />
Stützungskäufe einstellten, so wird<br />
der Glaube an den Dollar immer<br />
mehr erschüttert.<br />
Die Dollar-Stützungskäufe von<br />
Europa sind das letzte Aufgebot des<br />
untergehenden Kapitalismus. Wenn<br />
alle Welt ihre Dollar-Stützungskäufe<br />
eingestellt haben wird, wird die USA<br />
ihren Leistungsbilanzdefizit nicht<br />
mehr ausgleichen können und<br />
zahlungsunfähig werden.<br />
10 0x0006c43c<br />
8 - Klassenkampf Nº 34<br />
Das bedeutet, dass Amerika keine<br />
Kredite mehr erhält und die<br />
Gelddruckmaschine anwerfen werden<br />
muss, um Raketen, Öl und Löhne<br />
bezahlen zu können.<br />
In der Türkei wurde die Hyperinflation<br />
gebannt. Die Millionen sind<br />
auf der türkischen Lira wieder<br />
verschwunden. Eine Hyperinflation<br />
in den USA aber kann nicht so<br />
einfach gebannt werden. Die<br />
türkische Wirtschaft konnte von der<br />
gesamten Weltwirtschaft wieder<br />
saniert werden. Die USA aber ist der<br />
einzigste Weltwirtschaftsmotor und<br />
notwendig, um Europa und Asien<br />
wieder in Schwung zu bringen. In<br />
China fehlt ein breiter Mittelstand<br />
besonders auf <strong>dem</strong> Lande und besitzt<br />
deshalb noch keine selbsttragenden<br />
Aufschwungskräfte, schliesslich<br />
steigen dort die Schulden doppelt so<br />
schnell wie das Bruttozialprodukt,<br />
weshalb China nach wie <strong>vor</strong> von den<br />
amerikanischen Bestellungen<br />
abhängig ist. Europa besitzt schon<br />
lange keine selbsttragenden<br />
Aufschwungskräftse mehr, es hat<br />
schon drei Weltherschaften (Athen,<br />
Rom, Commonwealth) besessen und<br />
ist schon zu müde für einen<br />
Weltwirtschaftsmotorantreiber, seine<br />
Ausbeutungs- und Profitrate viel zu<br />
niedrig, um in der Welt noch eine<br />
führende Rolle spielen zu können.<br />
Ich möchte noch einmal einen<br />
unverdächtigen Zeugen in der<br />
US-Inflationssache zitieren. Die<br />
Gewerkschaftsführung von Ver.di<br />
will zwar Arzt am Krankenbett des<br />
Kapitals spielen und fragt sich aber<br />
dennoch: »Wann platzt die Dollarblase?«<br />
Sie schreibt weiter: »Die<br />
Risiken werden größer, das in<br />
Zukunft die USA als weltweiter<br />
Konjunkturmotor ausfallen. Deren<br />
hohe Importe werden nämlich seit<br />
rund 15 Jahren zu ungefähr einem<br />
Drittel auf internationalen Kredit<br />
gekauft.<br />
Einer Milliarde US-Dollar an<br />
importierten Gütern stehen nur<br />
jeweils 700 Millionen US-Dollar<br />
an Exporten gegenüber<br />
Zur Finanzierung dieses Defizits<br />
sind immer größere Kapitalzuflüsse<br />
nötig, die die USA inzwischen zum<br />
größten Schuldnerland der Welt<br />
gemacht haben - eine tickende<br />
Zeitbombe für die Weltkonjunktur.<br />
Das amerikanische Leistungsbilanzdefizit<br />
wird sich bis 2006 von<br />
jetzt 420 Milliarden US-Dollar auf<br />
dann 730 Milliarden US-Dollar<br />
pro Jahr fast verdoppeln. Dies<br />
schätzt die US-Investmentbank<br />
Goldmann Sachs.<br />
Angesichts dieser Dimensionen<br />
werden ausländische Investoren<br />
zunehmend skeptischer, ob die USA<br />
ihre Auslandsschulden auch in<br />
Zukunft [wird] bedienen können.<br />
Bereits heute kehren sie den USA<br />
massiv den Rücken zu. Ausländische<br />
Kapitalströme in Richtung<br />
USA sind bei Aktien und Direktinvestitionen<br />
in 2001 bereits fast<br />
vollständig versiegt.« 10<br />
Die USA planen trotz horrender<br />
Schulden oder gerade wegen ihnen<br />
weitere <strong>Krieg</strong>e. Die Schulden werden<br />
die USA nicht mehr bezahen können<br />
und der Zeitpunkt, wo sie keinen<br />
Kredit mehr erhält, rückt immer<br />
näher. Der einzigste treue Verbündete<br />
ist noch Japan, weil es Angst <strong>vor</strong><br />
China hat.<br />
Das amerikaniche Kapital glaubt<br />
deshalb, sich nur mit weiteren<br />
Raubzügen retten zu können. Es wird<br />
sich aber statt dessen immer weiter in<br />
seine ausweglose Lage verstricken<br />
und die Welt in den Abgrund reißen.<br />
Nur die Arbeiterklasse wird mit einer<br />
Arbeiterplangesellschaft uns da<strong>vor</strong><br />
retten können und auf die nächste<br />
Stufe der Produktionsverhältnisse<br />
heben - sie wird es auch, weil ihre<br />
ojektiven Interessen international<br />
sind.
Wirtschaftsankurbelung<br />
durch Lohnverzicht?<br />
Werner Klein<br />
Das Kapital will uns glauben<br />
machen, dass es nach einem Verzicht<br />
der Lohnabhängigen wieder aufwärts<br />
ginge.<br />
Schauen wir uns also die letzten<br />
Absichlüsse der Konzerne mit der<br />
Gewerkschaftsführung genauer an,<br />
um zu sehen, ob sie halten, was sie<br />
versprechen.<br />
HBB - Leverkusen<br />
Die HBB ist eine Tochtergesellschaft<br />
der "Kraftverkehr Wupper-<br />
Sieg AG", die nur für die städtischen<br />
Busfahrerinnen und Busfahrer<br />
gegründet wurde, damit sie nicht nach<br />
<strong>dem</strong> Tarif des öffentlichen Dienstes<br />
entlohnt werden brauchen. Die<br />
Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di hatte mit <strong>dem</strong> städtischen<br />
Verkehrsunternehmen HBB einen<br />
15% niedrigeren Lohn als den BAT<br />
ausgehandelt. Das aber hat der CDU<br />
geführten Stadt nicht gereicht. Wie<br />
eine mafiöse Vereinigung ließ sie eine<br />
Scheingewerkschaft gründen, die<br />
niemand kennt und in der niemand<br />
Mitglied ist und schlossen mit dieser<br />
einen Tarifvertrag mit noch einmal<br />
15% weniger, also 30% unter <strong>dem</strong><br />
bisherigen Vertrag. Der Kotau von<br />
ver.di war umsonst. Die Kollegen<br />
mussten über ein halbes Jahr für ihre<br />
Rechte streiken und inzwischen ist<br />
ver.di Leverkusen pleite.<br />
Ein Busfahrer von der Streikwache<br />
erzählt: Er hat eine arbeitslose Frau<br />
und zwei Kinder. Mit <strong>dem</strong> neuen<br />
Tarifvertrag kommt er auf 1.100 €uro<br />
und muss dafür 200 Stunden im<br />
Monat arbeiten. Dann lebt er auch<br />
mit Kindergeld unter <strong>dem</strong> Sozialhilfesatz<br />
und muss ergänzende Sozialhilfefe<br />
erhalten. Ihm steht zwar noch<br />
ein Mehrbedarf von 50% seines<br />
Regelsatzes wegen Erwerbstätigkeit<br />
zu, das bringt seine Familie auch<br />
nicht wesentlich über die Armutsgrenze.<br />
Und davon soll er noch 4%<br />
Rente bezahlen, 2% Selbstbeteiligung<br />
bei der Medizin, Zahnersatzversicherung<br />
für die ganze Familie, Krankengeldversicherung,<br />
vielleicht auch<br />
noch für den Kindergarten höhere<br />
Gebühren usw.<br />
Die SPD stellt jetzt die Mehrheit in<br />
Leverkusen. Aber auch sie führt<br />
keine Verhandlungen mit ver.di<br />
durch. Sie sagt, liebe Busfahrer, euer<br />
Streik war umsonst, der Stadtsäckel<br />
ist leider leer.<br />
Siemens<br />
Hier hat die IGM im Juli 2004 für<br />
Siemens NRW ein Vertrag unterzeichnet<br />
mit einer „Verlängerung der<br />
Arbeitszeit auf 40 Stunden ohne<br />
Lohnausgleich! Streichung von<br />
Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu<br />
Gunsten einer "erfolgsabhängigen<br />
Jahreszahlung". Umstellung des<br />
Entgeldsystems mit weiteren<br />
Lohnkürzungen bis zu 10 %. Unterm<br />
Strich summiert sich das bei einem<br />
monatlichen Bruttolohn von 2500 €<br />
auf einen Lohnverzicht im Jahr von<br />
7800 €” (Vertrauenskörper bei <strong>dem</strong><br />
Siemens-Werk Risse+Wilke in<br />
Letmathe), das bedeutet eine 26%ige<br />
Kürzung.<br />
Dafür haben die Arbeiter eine<br />
Beschäftigungsgarantie für 2 Jahre<br />
bekommen. Bis dahin wird Siemens<br />
das Werk für die 15 Millionen<br />
Handys, die jetzt noch in Bocholt und<br />
Kamp-Lintfort produziert werden in<br />
Debrecen in Ungarn fertig gebaut<br />
haben. Siemens erpresste die<br />
Kollegen damit, dass sie die Maschinen<br />
ab l .7. dorthin verlagern wollten.<br />
Nichts wird den Kollegen dann die<br />
Beschäftigungsgarantie mehr nutzen.<br />
IGM-NRW-Bezirksleiter Gasse<br />
bejubelte noch seinen kampflosen<br />
Verrat: "Die getroffene Rahmenvereinbarung<br />
ist ein großer Erfolg der<br />
Beschäftigten, der zeigt, dass es<br />
Alternativen gibt zum phantasielosen<br />
Stellenabbau und zur Verlagerung<br />
von Arbeitsplätzen ins Ausland".<br />
Was soll aber Siemens anderes mit<br />
<strong>dem</strong> Handy-Werk in Debrecen<br />
machen, als dorthin die Arbeitsplätze<br />
zu verlagern?<br />
Mit diesem Vertrag wird kein<br />
Arbeitsplatz gesichert. Siemens kann<br />
durch die Verlängerung der<br />
Arbeitszeit jetzt schon 500 der 4.000<br />
Arbeitsplätze abbauen. Das ist sehr<br />
leicht für Siemens, weil in Bocholt<br />
und Kamp-Lintfort etwa 700<br />
Kollegen mit Zeitverträgen arbeiten.<br />
Sie sind völlig rechtlos, weil sie nicht<br />
betriebsbedingt gekündigt werden<br />
müssen. Siemens braucht nur ihre<br />
Verträge auslaufen lassen. „Für uns<br />
sind das auch Kollegen, die entlassen<br />
werden. In keiner Erklärung seitens<br />
der IG Metall werden sie erwähnt.<br />
Das ist empörend.” solidarisierte sich<br />
der Vertrauenskörper bei<br />
Risse+Wilke in seiner Protesterklärung<br />
mit den Zeitarbeitern.<br />
Die Belegschaft zeigte Kampfbereitschaft<br />
nicht zuletzt, als am 18.<br />
Juni über 25.000 Siemens-<br />
Beschäftigten an mehr als 100<br />
Standorten protestierten. Und<br />
dennoch haben die Bürokraten eine<br />
Niederlageerklärung unterschrieben,<br />
obwohl doch die Kollegen kämpfen<br />
wollten.<br />
Der Dank der Bosse an die regierungstreuen<br />
Bürokraten kam prompt.<br />
In zwei Tagen sollen schon 100<br />
Betriebe die gleichen Ziele geäußert<br />
haben, darunter MAN, Deutsche<br />
Bahn, Thomas Cook ... (Will die<br />
Bundesbahn uns auch mit Ungarn<br />
erpressen?)<br />
Mercedes<br />
Der Vorstand wollte, auch angeregt<br />
von <strong>dem</strong> Siemens-Abschluss, 500<br />
Millionen von den Kollegen. Am<br />
10.07. legten 20.000 Kollegen bei<br />
DaimlerChrysler die Arbeit nieder<br />
und am Samstag verweigerten 12.000<br />
Kollegen die Überstunden - 1.000<br />
Autos wurden nicht gebaut.<br />
Trotz der Kampfbereitschaft auch<br />
hier unterzeichnete die IGM einen<br />
Unterwerfungsvertrag, der zwar eine<br />
längere “Beschäftigungssicherung”<br />
bis 2012 umfasst, die aber schon im<br />
2. Absatz wieder aufgehoben wird.<br />
Der Mercedes-Vorstand hatte seine<br />
Kürzungen den Arbeitern schmackhaft<br />
machen wollen, in<strong>dem</strong> er seine<br />
eigenen Gehälter auch kürzen würde.<br />
Nach<strong>dem</strong> er sein Vorstandseinkommen<br />
ein halbes Jahr <strong>vor</strong>her um 130%<br />
erhöhten, kürzten er es um 10%. Mit<br />
der Erhöhung ihrer Vorstandseinkommen<br />
um 120% glauben die<br />
Herren Vorstände, die Streichung der<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 9
2,6%igen Lohnerhöhung für 2006,<br />
der Streichung von Schichtarbeitszuschlägen<br />
und weitere Kürzungen<br />
moralisch begründen zu können. Die<br />
Logik der Bosse, amerikanische<br />
Gehälter und chinesische Löhne, auf<br />
den Punkt gebracht.<br />
Betriebsvereinbarung für alle<br />
DaimlerChrysler-Werke vom Juli<br />
2005:<br />
“(1) Bis 31.12.2011 verzichtet<br />
die Unternehmensleitung auf<br />
betriebsbedingte Beendigungskündigungen<br />
für alle Beschäftigten, die<br />
zum Zeitpunkt des Abschlusses<br />
dieser Vereinbarung in einem<br />
unbefristeten Arbeitsverhältnis<br />
stehen. Betriebsbedingte<br />
Änderungskündigungen sind<br />
hiervon nicht erfasst. Dabei wird<br />
<strong>vor</strong>ausgesetzt, dass bei Personalüberhängen<br />
die für den jeweiligen<br />
Standort erforderlichen<br />
Maßnahmen zu einem sozialverträglichen<br />
Personalabbau vereinbart<br />
werden.<br />
(2) Das Unternehmen erstellt unter<br />
Berücksichtigung der Markt- und<br />
Wettbewerbsbedingungen eine<br />
operative Planung bis 2011, die<br />
standortspezifisch eine<br />
ausgeglichene Personalsituation<br />
<strong>vor</strong>sieht und Personalüberhänge<br />
mit geeigneten Maßnahmen<br />
ausgleicht. Für den Fall, dass sich<br />
die Produktionsprogramme bzw.<br />
die der Unternehmens- oder<br />
Werksstrategie zugrunde gelegten<br />
Eingangsdaten der periodischstrategischen<br />
Planung in den<br />
wesentlichen Grundannahmen so<br />
verändern, dass daraus Personalüberhänge<br />
entstehen, bekräftigt<br />
die Unternehmensleitung ihre<br />
Absicht, diese mit sozialverträglichen<br />
Maßnahmen abzubauen. Ist<br />
dies nicht mehr möglich, werden<br />
Unternehmensleitung und<br />
Gesamtbetriebsrat einen Interessenausgleich<br />
versuchen, um der<br />
veränderten Situation ausreichend<br />
Rechnung zu tragen und betriebsbedingte<br />
Beendigungskündigungen<br />
zu vermeiden.”<br />
Noch Fragen?<br />
Opel<br />
Schon am Jahresanfang gab es eine<br />
Vereinbarung mit Opel-Rüsselsheim<br />
über die 30-Std.-Woche ohne<br />
Lohnausgleich. Das bedeutet eine<br />
15%ige Kürzung des Lohnes. Schon<br />
ein halbes Jahr später stellte General<br />
Motors 4.000 Arbeitsplätze zur<br />
10 - Klassenkampf Nº 34<br />
Disposition. Obwohl das schon innerhalb<br />
von einem Jahr der zweite<br />
Angriff war und obwohl 100.000<br />
Kollegen in ganz Europa ihre Kampfbereitschaft<br />
<strong>dem</strong>onstrierten, hatte die<br />
IGM-Verhandlungsleitung nichts<br />
besseres zu tun gehabt, als mit den<br />
Vorständen im Hinterzimmer zu<br />
verschwinden.<br />
Ganz anders in Bochum. Hier<br />
standen auch 4.000 Arbeitsplätze zur<br />
Disposition. Aber hier hat die 1972<br />
gegründete GOG-Liste 2 von erfahrenen<br />
kämpferischen Betriebsräten,<br />
Vertrauensleuten und aktiven<br />
Gewerkschaftern von Anfang an<br />
einen Streik aller Kolleginnen und<br />
Kollegen organisiert.<br />
Solidaritsadressen aus aller Welt<br />
drückten aus, dass die Opelaner allen<br />
Wer kämpft,<br />
kann verlieren!<br />
Wer nicht kämpft,<br />
hat schon verloren!
wieder Mut machen gegen die<br />
massiven Angriffe des internationalen<br />
Kapitals. Es schlägt derart um<br />
sich, als ob es damit seinen Untergang<br />
entgehen könnte. Aber nun<br />
hatte der mächtige General Motors<br />
Konzern in Bochum in ein Wespennest<br />
gegriffen.<br />
Aber noch hilft sein sozial<strong>dem</strong>okratischer<br />
Helfershelfer. Nach <strong>dem</strong><br />
Europa-Aktionstag fragte der<br />
SPD-Betriebsrat die Belegschaft:<br />
»Soll der Betriebsrat die Verhandlungen<br />
mit der Geschäftsleitung<br />
weiterführen und die Arbeit wieder<br />
aufgenommen werden?« Kritiker der<br />
Arbeitsaufnahme kamen auf der<br />
einberufenen Betriebsversammlung<br />
nicht zu Wort Trotz der trickreichen<br />
Verknüpfung, die die Opel-<br />
Betriebsratsmehrheit von Schröder<br />
gelernt haben könnte, stimmten<br />
immerhin noch 1.757 von 6.404 für<br />
einen Weiterstreik. Aber die SPD’ler<br />
haben sich wieder durchgetrickst. Sie<br />
strebten bei den ab Montag beginnenden<br />
Verhandlungen mit <strong>dem</strong><br />
Vorstand eine Einigung wie bei<br />
KarstadtQuelle an.<br />
Dann wissen wir ja, was auf uns<br />
zukommt. Jedenfalls wird es bedeutend<br />
schwieriger werden, bei einem<br />
faulen Kompromiss die Kollegen<br />
wieder zu einem Streik zu bewegen<br />
Karstadt/Quelle<br />
Hier meldete der Vorstand 760<br />
Millionen an, die er von den<br />
Verkäuferinnen und Buchhaltern<br />
haben wollte. Hier gab es keinen<br />
Streik. Warum auch, dachten die<br />
Kollegen, die Gewerkschaftsführung<br />
fälllt uns sowieso wieder in den<br />
Rücken.<br />
Die Vereinbarung zwischen ver.di<br />
und <strong>dem</strong> Vorstand sah im Einzelnen<br />
folgende Eckpunkte <strong>vor</strong>: Betriebsbedingte<br />
Kündigungen sollen nach<br />
Zusage des Managements vermieden<br />
werden. Der Abbau der 5500 Stellen<br />
soll auf <strong>dem</strong> Weg der Fluktuation<br />
erreicht werden. Die Zahl der<br />
Verkäufer soll eher noch erhöht<br />
werden. Für viele, allerdings nicht für<br />
alle der 77 zur Disposition stehenden<br />
kleineren Warenhäuser (Von 181<br />
gesamt) sei zu<strong>dem</strong> eine Standortsicherung<br />
erreicht worden, sagte<br />
ver.di-Verhandlungsführerin<br />
Franziska Wiethold. 3 Jahre lang<br />
sollen Tariferhöhungen nicht<br />
ausgezahlt, sondern gestundet<br />
werden. Eine mögliche Nachzahlung<br />
soll an eine eventuelle Dividende der<br />
KarstadtQuelle AG gekoppelt<br />
werden. Dieser Punkt war für die<br />
Arbeitnehmerseite nach Wietholds<br />
Worten „die bitterste Pille”, der<br />
Abbau der 5.500 Stellen und die zu<br />
Disposition stehenden restlichen<br />
Kaufhäuser für die ver.di-Verhandlungs-<br />
führerin aber nicht.<br />
Wenn man den Vertrag liest, dann<br />
fragt man sich, wo der Punkt, bei<br />
<strong>dem</strong> der Konzern der Belegschaft<br />
entgegengekommen ist. Es wurde<br />
eben gar kein Warnstreik organisiert.<br />
Die rechten Gewerkschaftsführer<br />
schieben immer die scheinbare Furcht<br />
der Basis <strong>vor</strong>. Es handelt sich aber<br />
nicht um Angst bei der Basis,<br />
sondern um die berechtigte Skepsis,<br />
dass die Gewerkschaftsführung der<br />
Basis letztlich immer wieder in den<br />
Rücken fällt. Wenn betriebliche<br />
kämpferische Gewerkschaftsführer<br />
wie bei Opel-Bochum rufen, dann<br />
kommen die Kollegen entschlossen<br />
zur Streikfront. Sie haben immer ihre<br />
historische Mission erfüllt.<br />
Die Tinte unter <strong>dem</strong><br />
KarstadtQuelle-Vertrag war noch<br />
nicht trocken, da meldete der<br />
Vorstand schon neue Forderungen<br />
an. Auch hier hat auch wie bei<br />
HBB-Leverkusen oder Opel-<br />
Rüsselsheim ein Nachgeben der<br />
Gewerkschaftsfunktionäre nichts<br />
eingebracht.<br />
VW<br />
Die Vorstände werden in<br />
Anbetracht des Zurückweichens der<br />
Gewerkschaftsführung immer<br />
frecher. VW forderte gar 2 Milliarden<br />
€uro von der Belegschaft. Auch<br />
die VW-Werker liessen sich nicht<br />
lumpen und zeigten sich mutig im<br />
Warrnstreik. Dennoch wurden sie<br />
auch hier von der<br />
IGM-Verhandlungsführung wieder<br />
hinters Licht geführt. Es wurde eine<br />
Nullrunde für 28 Monate vereinbart.<br />
Das sind zwar nur 1 Milliarde, aber<br />
die 2te wird sich VW auch noch über<br />
weitere Freisetzungen noch holen.<br />
Die Arbeiterschaft bekam dafür<br />
wieder nur wie bei Mercedes eine<br />
Arbeitsplatzgarantie bis 2011, die nur<br />
bei unveränderter Marktlage gilt, und<br />
das ist kaum zu erwarten.<br />
Schlussfolgerungen<br />
HBB-Leverkusen, Karstadt und<br />
Opel Rüsselsheim haben schon<br />
bewiesen, dass es nach der ersten<br />
Kürzung nicht aufhören wird. Bei der<br />
niedrigen Durchschnittsprofitrate wird<br />
den Konzernen, um international<br />
konkurrenzfähig zu bleiben, nichts<br />
anderes übrig bleiben, als weiter zu<br />
kürzen. In allen Industrieländern wird<br />
mit der Geschwindigkeit wie in<br />
Deutschland gekürzt. Da würde ein<br />
durch Verzicht erkaufter Sonder<strong>vor</strong>teil<br />
für den Standort Deutschland<br />
sowieso wieder zunichte gemacht<br />
werden. Die Grenze für die Konzerne<br />
werden die ungarischen Löhne bilden.<br />
Wir aber fordern, dass die Konzerne<br />
die Löhne von ihren Riesengewinnen<br />
der vergangenen Jahrzehnte bezahlen<br />
sollen.<br />
Die vereinte Propaganda von<br />
Kapital, Staat und Medien will uns<br />
weismachen, dass es nach eurem<br />
Verzicht (Sie sagen „wir müssen<br />
verzichten”) wieder aufwärts ginge.<br />
Das ist eine Lüge. Wenn ihr das<br />
glaubt, lähmt euch das im Kampf. Für<br />
die Arbeiter geht es schon ab 1973<br />
nur noch abwärts.<br />
Das haben die Bochumer genau<br />
richtig gesehen.. Wenn jetzt<br />
viertausend entlassen werden, wird der<br />
Vostand mit <strong>dem</strong> Rest leichtes Spiel<br />
haben. Deshalb hatten die Kollegen<br />
gesagt: "Wer kämpft kann verlieren,<br />
wer nicht kämpft hat schon verloren!".<br />
Der Streik ist die einzige Möglichkeit<br />
der Kollegen gewesen, doch noch<br />
etwas für sich raus zu holen,<br />
zumindest konnten sie aufrecht untergehen<br />
und sind somit mit ihren<br />
Erfahrungen für den nächsten Kampf<br />
besser gewappnet sein.<br />
Von den sozial<strong>dem</strong>okratischen<br />
Gewerkschaftsfunktionären ist ausser<br />
Tricksereien nichts mehr zu erwarten.<br />
Warum soll ich <strong>dem</strong> Verein beitreten,<br />
der nur Lohn- kürzungen aushandelt,<br />
fragt sich der Jungarbeiter. Die SPD<br />
will Ruhe an der Streikfront und<br />
Sommer hat sie Schröder versprochen.<br />
Die Wahlalternative muss<br />
paralell zur Partei auch eine organisierte<br />
Gewerkschaftsopposition<br />
aufbauen, will sie nicht auf halbem<br />
Wege stecken bleiben.<br />
Sozialraub<br />
stoppen!<br />
Reichtum<br />
besteuern!<br />
Kapitalflucht<br />
verbieten!<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 11
Der Mythos Islamismus!<br />
Flipper<br />
Der fundamentale Islamismus ist<br />
eine für unsere Emigranten-Kinder<br />
eine bitterböse Realität, die es<br />
abzuschaffen gilt, nicht deshalb, weil<br />
sie in ihrem Einflussbereich der USA<br />
Widerstand leisten (Widerstand<br />
gegen Besatzer ist natürlich legitim)<br />
und auch nicht, weil sie dabei Zivilisten<br />
umbringen. Das machen ihre<br />
Feinde, die USA und Israel auch -<br />
und viel massenhafter.<br />
Nein, deshalb müssen sie nicht<br />
besonderes abgeschafft werden,<br />
sondern gehören mit allen anderen<br />
Kapitalistenknechten zusammen auf<br />
den Müllhaufen der Geschichte.<br />
Der Islamismus vereinnahmt wie<br />
auch die christlichen, buddhistischen<br />
und alle religiösen Fundamentalisten<br />
total den ganzen Menschen und<br />
macht ihn psychisch von sich<br />
abhängig. Deshalb gehören alle<br />
Fundis verboten.<br />
In manchen fundamentalistischen<br />
Moscheen wird Hitlers "Mein<br />
Kampf" wie auch in der chilenischen<br />
christlichen Ex-Sekte xxx angeboten.<br />
In den türkischen Jugendzentren trifft<br />
man fast nur noch rechte Heranwachsende.<br />
In der Woche gehen sie oft<br />
abends zu den Grauen Wölfen und<br />
am Sonntag in die Mili-Göres-<br />
Moschee. Der Mullah predigt, dass<br />
sie die deuschen Mädchen schwängern<br />
dürfen, aber heiraten sollten sie<br />
nur die tükischen Mädchen.<br />
Sie sind wie auch alle religiösen<br />
Fundamentalisten frauenverachtend<br />
und schotten ihre Mitglieder <strong>vor</strong><br />
Andersdenkenden ab. Es gibt gute<br />
Gründe für das Verbot der fundamentalistischen<br />
Sekten.<br />
Nur mit einem Verbot alleine ist<br />
bei den Islamisten nicht getan. Wenn<br />
man ihn aus der Welt schaffen will,<br />
muss man auch die Ursache, den<br />
Herd besetigen, der ihn immer wieder<br />
von Neuen produziert.<br />
Der Islamismus tauchte Ende des<br />
19. Jahrhundert zum ersten Mal in<br />
der Praxis im Sudan auf. Nach<br />
jahrhunderte langen Kreuzzügen und<br />
Kolonialismus sammelte der Mahdi,<br />
der Erwartete die sudsnesisischen<br />
Stämme mit <strong>dem</strong> Argument um sich,<br />
12 - Klassenkampf Nº 34<br />
dass er von Gott den Auftrag bekommen<br />
hätte, dass er in Khartum in der<br />
Moschee beten müste und jagte 1896<br />
die Engländer aus seinem Land.<br />
Da damals die Waffentechnik noch<br />
nicht so weit war, gelang dieses<br />
Bravourstück noch in einer offenen<br />
Feldschlacht und es war eine gerechte<br />
Sache, dass er sein Volk vom der<br />
Fremdherrschaft beseitigt hatte. Als<br />
Fundamentalist ging er deshalb in die<br />
Geschichte ein, weil er nach seinem<br />
Sieg neben den Engländern auch alle<br />
Ägypter angeblich tötete, weil sie mit<br />
den Engländern gemeinsam das Land<br />
besetzten<br />
In dieser Entwicklungsphase hatten<br />
die europäischen Christen genau so<br />
gehandelt. Die Hexenverbrennung<br />
und die Inquisition waren noch gar<br />
nicht so lange her.<br />
1899 besetzten die Engländer diese<br />
Land. Sie empfanden es als ihr ganz<br />
natürliches Recht, andere Länder zu<br />
plündern. Das ist heute auch nicht<br />
anders. Die Amerikaner sehen es<br />
auch als ihr Recht an, überall da zu<br />
foltern und zu killen, wo Rohstoffe<br />
von ihnen begehrt sind oder ein<br />
Rivale für seine Weltherrschaft<br />
auftritt. Auch die "zivilen" Bundestagsabgeordneten<br />
haben beschlossen,<br />
dass sie auch mit<br />
milirärischen Mitteln ihre<br />
Rohstofflieferungen in anderen<br />
Ländern absichern wollen.<br />
Der Aggressor war das christliche<br />
England und erst dessen Besatzung<br />
hat einen "Erwarteten" produziert.<br />
Wenn man keinen Fundalismus<br />
wollte, hätte die englische Regierung<br />
zeinfach ihre menschenverachten<br />
Kolonialpoliik einstellen und aus<br />
Khartum abziehen müssen. So<br />
einfach ist das.<br />
1979 tauchte das angebliche<br />
Gespenst dann wieder im <strong>Iran</strong> auf..<br />
Ayatollah Khomeini errichtete ein<br />
blutrünstiges Regime, von <strong>dem</strong> die<br />
gesamte linke und bürgerliche<br />
Opposition umgebracht wurde.<br />
Aber von wem hat der Mufti das<br />
Killergeschäft gelernt? Von seinem<br />
Vorgänger, <strong>dem</strong> Schah Reza Pahlevi,<br />
der vom CIA 1954 an die Macht<br />
geputscht wurde.<br />
Da<strong>vor</strong> gab es eine <strong>dem</strong>okratisch<br />
gewählte Regierung unter<br />
Mossadegh. Er natinalisierte 1954<br />
das Öl und das wurde ihm zum<br />
Verhängnis und die USA fegte die<br />
Demokratie hinweg.<br />
Wie man in den Wald ruft,<br />
so schallt es heraus.<br />
Es ist absolut hirnrissig, wenn die<br />
westlichen Meinungsmacher den<br />
Moslems keine Demokratie zumuten.<br />
Das Abendland macht erst die<br />
Demokratie der Moslems kaputt,<br />
errichtet dort eine blutige Diktatur<br />
und unterstellt dann den Moslems<br />
Unfähigkeit zur Demokratie. <strong>Krieg</strong>shetzer<br />
und Lügenbolde sind sie.<br />
Der Aggressor ist wieder der<br />
Westen. Erst nimmt das Abendland<br />
den Moslems 1954 die Demokratie<br />
weg, errichtet eine blutige Diktatur<br />
und und unterstellt dann den
Moslems eine Unfähigkeit zur<br />
Demokratie.<br />
Das dritte Beispiel ist der<br />
Höhepunkt und spielt sich in Palästina<br />
ab.<br />
Im 19. Jahrhundert lebten dort 5%<br />
Juden und 95% arabische Palästinenser.<br />
Sie lebten dort friedlich miteinander.<br />
Nach<strong>dem</strong> Thomas Hertzl die<br />
Juden zur Ansiedlung dort aufrief,<br />
lebten bis 1948 dort 20% Juden.<br />
Noch immer lebten sie friedlich<br />
miteinander, bis die zionistische<br />
Terrorororganisarion "Haganah" nach<br />
<strong>dem</strong> 2 Weltkrieg unter Anleitung des<br />
CIA dort die Araber aus ihren<br />
Häusern vertreibt. Scharon hatte in<br />
dieser Zeit das King-David-Hotel in<br />
die Luft gejagt. Die Herrschaften<br />
wissen schon, wovon sie reden, wenn<br />
sie über die Terroristen sprechen.<br />
1948 sprach dann die achso friedliebende<br />
UNO den Juden das Land zu<br />
und die Araber wurden in die ganze<br />
Welt vertrieben. Nach<strong>dem</strong> die Araber<br />
das 1967 im Sechstage-<strong>Krieg</strong> wieder<br />
korrigieren wollten, die Araber aber<br />
verloren hatten, schenkte König<br />
Hussein von Jordanien den<br />
arabischen Palästinensern das<br />
Westjordanlend.<br />
Aber die israelische Redierung will<br />
auch dieses Land einkassieren und<br />
die Araber von dort vertreiben. Israel<br />
sogt dafüt, dass die palästinensischen<br />
Kinder keinen Beruf erlernen und<br />
dann keine Arbeit mehr bekommen<br />
können, kein Haus bauen düfen und<br />
ständig mit Ausgangssperren traktiert<br />
werden. Israel lässt der palästinensische<br />
Jugend keine Zukunft mehr.<br />
Ist es einem Jugendlichen zu verdenken,<br />
dass er sich umbringt und dabei<br />
noch einige von denen mitnimmt, die<br />
er für die Schuldigen hält? Dass sich<br />
ein Jugendlicher umbringt, von Israel<br />
zum Selbstmord getrieben wird, rührt<br />
hier scheinbar kein Meinungsmacher.<br />
Natürlich ist der Mord an<br />
unschuldigen Zivilisten zu<br />
verurteilen. Es ist reinster Rassismus,<br />
die Haltung des israelischen rechte<br />
Politikers gleichzusetzen mit der<br />
einer Buchhalterin aus Jerusalem.<br />
Aber wovon hat denn der Jugendliche<br />
das gelernt. Doch auch von den<br />
Angreifern, deren Bomben kein<br />
Unterschied machen zwischen einem<br />
schuldigen Politiker und einer<br />
unschuldigen Buchhalterin.<br />
Das Verhalten des israelischen<br />
Staates kann man absolut nicht mit<br />
<strong>dem</strong> eines verzweifelten Palästinenser<br />
gleichsetzen. Erst müsste doch der<br />
israelische Staat aus Palästina abziehen,<br />
be<strong>vor</strong> man beide gleichsetzen<br />
Wie soll die arme Welt sich in Trümmern entwickeln?<br />
kann.<br />
Der Aggressor ist hier wieder die<br />
westliche Welt bzw. die Polizeiwache<br />
der USA. Wenn man also will, dass<br />
die Terroranschläge unterbleiben,<br />
muss die Besatzung Israels einfach<br />
beendet werden. Auch hier sehen wir<br />
wieder, dass erst die westliche<br />
Aggression den Terror in Palästina<br />
schuf, nicht umgekehrt. Isralische<br />
Besatzung und palästinensisches<br />
Wohlverhalten, das kann man nicht<br />
erwarten.<br />
Unser letztes Beispiel mit der<br />
westlichen Doppelmoral handelt im<br />
Irak. Erst wurde von den USA<br />
Saddam Hussein an die Macht<br />
geputscht und später mit igm gegen<br />
den <strong>Iran</strong> zusammengearbeitet. 1990<br />
hatte er sogar bei der<br />
US-Aussenministerin anfragen<br />
lassen, ob er Kuweit besetzen dürfe<br />
und erhiehlt eine positive Antwort.<br />
Als er es dann wirklich tat, wurden<br />
tausende Zivilisten und Soldaten<br />
hingemeuchelt.<br />
In 15 Städte gab es einen Aufstand<br />
gegen den Diktator. Aber nun wurdr<br />
ihm von den Amerikanern erlaubt,<br />
mit Hubschraubern auch in die von<br />
der USA verbotenen Flugzonen zu<br />
fliegen, um den Aufstand<br />
niederzuschlagen. Das US-Kapital<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 13
hat weniger Angst <strong>vor</strong> einem Diktator<br />
als <strong>vor</strong> einer selbsttätigen Arbeiterklasse.<br />
Nun aber schloss der Irak Ölverträge<br />
mit China und Russland ab, und<br />
das noch auf €uro-Basis. China wird<br />
die USA 2015 wirtschaftlich eingeholt<br />
haben und Amerika wird dann<br />
die Wetherrschaft an Peking<br />
verlieren. Der potenzielle Gegner um<br />
die Weltherrschaft darf aber kein Öl<br />
vielleicht noch für seine Panzer<br />
bekommen und deshalb wurde<br />
Saddam endgültig still gelegt. Vorher<br />
hat sich Bush noch 4 Ausreden<br />
überlegt, warum er Saddam angreifen<br />
müsse.<br />
Er arbeite mit der Al-Kaida zusammen,<br />
er besäße Massenvernichtungsmittel,<br />
von Nigeria hätte er atomwaffenfhiges<br />
Uran geliefert und außer<strong>dem</strong><br />
unterdrückt der Diktator blutig<br />
sein Volk. Dafür mussten wieder<br />
tausende Kinder, Mütter und Väter<br />
sterben.<br />
Später hat sich rausgestellt, dass<br />
die ersten drei Punkte gelogen waren.<br />
Weder gab es die Al-Kaida, noch<br />
Massenvernichtungsmittel und erst<br />
recht keinen Atomuran aus Nigeria.<br />
Alles Lug und Betrug.<br />
Was natürlich gestimmt hat, dass<br />
Saddam ein blutiger Diktator war.<br />
Nur dann müsste die USA die halbe<br />
Welt angreifen. Bush ist doch<br />
überhaupt nicht glaubwürdig, denn<br />
das hätte die USA Saddams Sturz<br />
billiger haben können, ohne eigene<br />
Verluste. Sie bräuchten nur 1990 das<br />
Volk nicht von Saddam abschlachten<br />
zu lassen, dann hätte es sich befreien<br />
können.<br />
Jetzt unter der US-Besatzung von<br />
Befreiung zu reden, ist absolut ein<br />
Hohn. Jeden Tag werden Irakis<br />
getötet, der Strom wird ständig<br />
abgeschaltet, Arbeit gibt es keine,<br />
Wohnhäuser werden zerbombt, nach<br />
Benzin muss man im Land mit <strong>dem</strong><br />
zweitreichsten Öl<strong>vor</strong>kommen<br />
stundenlang anstehen, wenn es<br />
überhapt etwas gibt.<br />
Das ist die Befreiung, wie sie<br />
Amerika versteht. Die Deutschen und<br />
alle europäischen Juden mussten<br />
diese Art der "Befreiung" nach <strong>dem</strong><br />
2. Weltkrieg selber erfahren.<br />
Roosevelt hatte jahrelang<br />
zugeschaut, wie die Juden und<br />
Linken abgeschlachtet wurden. Erst<br />
als die Russen Deutschland zu besetzen<br />
drohten, griffen die US-Boys ein<br />
und dann verboten sie die von den<br />
Arbeiter installierten Antifakomitees,<br />
die die Betriebe wieder aufgebaut<br />
haben. Genau so, wie es in<br />
Deutschland keine Befrei- ung,<br />
sondern eine Besatzung, so gab es<br />
heute im Irak keine Befreiung,<br />
sondern eine Besatzung.<br />
Die tagtäglichen Anschläge von<br />
islamistischen und sunitischen<br />
Terroristen gibt es doch erst, seit<strong>dem</strong><br />
die Amerikaner da sind, nicht<br />
umgekehrt.<br />
Warum ist das US-Militär noch<br />
nicht abgezogen? Der Diktator sitzt<br />
doch schon im Gefängnis und die<br />
USA könnten abziehen und den<br />
Aufbau der bürgerlichen Demokratie<br />
arabischen Polizeikräften überlassen.<br />
Das angebliche Ziel ist doch schon<br />
erreicht. Wir können die weitere<br />
Anwesenheit der USA nur damit<br />
erklären, dass es doch nicht um<br />
Saddam ging, sondern um Rohstoff,<br />
und der heißt im Irak Öl.<br />
Wir sehen auch hier, dass der<br />
islamistische Terror erst dann<br />
entstanden ist, als die amerikanischen<br />
Imperialisten da sind.<br />
Ob der Sudan, Palästina oder Irak,<br />
immer war es der Imperialismus, der<br />
den Isiamistischen Terror erst schuf.<br />
Wir könnten solche Beispiele noch<br />
lange fortführen.<br />
In Afghanistan trieben neben <strong>dem</strong><br />
amerikanischen auch der russische<br />
Imperialismus sein Unwesen.<br />
Algerien wurde vom französischen<br />
oder Marokko vom spanische Imparialismus<br />
besetzt. Als die Mauren<br />
Spanien besetzt hielten, brachten sie<br />
Wissenschaft und eine grossartige<br />
Architektur, wie das sich im<br />
spanischen Grenada beispielsweise<br />
an der Alhambra bewundern lässt.<br />
Der Kapitalismus aber bringt nur<br />
Blut und Zerstörung. Um ihren<br />
schnöden Ölraub <strong>vor</strong> der Weltöffentlichkeit<br />
begründen zu können,<br />
erfinden die Vereinigten Staaten den<br />
Mythos vom islamistischen Terrorismus.<br />
Erst überfallen sie die<br />
arabischen Länder, plündern sie aus<br />
und dann wollen sie ihnen voschreiben,<br />
wie sie sich zu wehren haben.<br />
Natürlich haben die arabischen<br />
11 junge welt vom 29 03 2003 - http://www.jungewelt.de/2003/03-29/004.php<br />
14 - Klassenkampf Nº 34<br />
Länder in einer offenen Feldschlacht<br />
gegen die USA, die 40% der<br />
Weltrüstung ausgeben keine Chance.<br />
Sie sehen nur eine Verteidigung als<br />
möglich an, bei der sie unerkannt im<br />
feindlichen Lager eine Zermürbungstaktik<br />
durchführen. Wir brauchen<br />
uns über die Selbstmordattentate<br />
überhaupt nicht wunder. Man kann<br />
sich eher darüber wunder, das das<br />
nicht schon den Vietnamesen eingefallen<br />
ist.<br />
Die USA haben nicht nur mit ihren<br />
ständigen Angriffen den Islamismus<br />
erst geschaffen, sondern sie nutzen<br />
ihn auch.<br />
Der israelische Geheimdienst<br />
Mossad beispielsweise unterstüzt<br />
finanziell die Hamas. Die Weltöffentlichkeit<br />
hält bei der israelischen<br />
Aggression nur deshsalb still, weil es<br />
die palästinensischen Selbstmordattentate<br />
gibt, also muss es mit ihnen<br />
weitergehen.<br />
Im September 2000 wies die<br />
PNAC-Denkfabrik (Rumsfild,Cheney<br />
und Wolfowitz auf die Gefahr hin,<br />
daß bei der laschen Haltung zu<br />
Verteidigungsfragen die weltweite<br />
amerikanische Vorherrschaft nicht<br />
mehr lange aufrechterhalten werden<br />
könnte, es sei denn: »ein katastrophales<br />
und katalysierendes Ereignis<br />
tritt ein, wie ein neues Pearl<br />
Harbor«, das die Bereitschaft der<br />
amerikanischen Gesellschaft zu<br />
Opfern wieder erhöht.” 11<br />
Dafür sind doch die Islamisten des<br />
Geschäftspartners von Bush Bin<br />
Laden und seine Al Kaida gut, dachte<br />
sich das PNAC-Pack. Sie beauftragten<br />
ihren CIA-Agenten Benalcik<br />
mit der Angelegenheit. Dieser liess<br />
sich von Bin Laden als Finanz- und<br />
Planungschef einsetzen und konnte<br />
nun sein Pearl Harbor planen. Als<br />
ersten Pilot engagierte er Herrn Ata,<br />
der vom CIA über den pakistanischen<br />
Geheimdienst 100.00 Dollar Sold<br />
erhielt und schon konnte man<br />
Scharon nachmachen. Leider langte<br />
das katalysierende Ereignis nur für 2<br />
<strong>Krieg</strong>e und für den nächsten <strong>Krieg</strong><br />
bräuhte man ein neues.<br />
Wenn es den Islamismus nicht<br />
gegeben hätte, würden die US-Falken<br />
ihn erfinden.<br />
Erst wenn der Imperialismus<br />
gestorben ist, wird auch der Islamismus<br />
absterben
Rückkehr des linken Keynesianismus?<br />
Alexander Simon<br />
Aus den Protesten gegen das Hartz<br />
IV Gesetzt der Rot-Grünen Regierung<br />
ist die neue „Linkspartei”, die<br />
„Wahlalternative Arbeit & soziale<br />
Gerechtigkeit”, entstanden. Die<br />
Wahlalternative proklamiert: „Eine<br />
andere Politik ist möglich”. In ihrem<br />
Programm steht:<br />
„Die Produktivität der<br />
gesellschaftlichen Arbeit ist<br />
entgegen allen Unkenrufen von<br />
Unternehmen und Politikern so<br />
hoch, dass Wohlstand für alle<br />
möglich ist. Dies verhindern<br />
aber die gegenwärtigen<br />
Machtstrukturen und Verteilungsverhältnisse.”<br />
Die Ursache für die langanhaltende<br />
Wirtschaftskrise und<br />
Massenarbeitslosigkeit sieht<br />
die WASG in den gegenwärtigen<br />
Verteilungsverhältnissen,<br />
die eine andere Politik verändern<br />
soll.<br />
Damit liegt das Programm<br />
der WASG in der Tradition des<br />
linken Keynsianismus. Der<br />
Keynsianismus ist eine bürgerliche<br />
Theorie, der Lösung der<br />
Krise des Kapitalismus<br />
ermöglichen soll.<br />
Bis 1929 waren die Theorien der<br />
Marginalisten, Marshall, Pigou und<br />
Walras innerhalb der bürgerlichen<br />
Ökonomie unbestritten. Mit mathematischen<br />
Modellsystemen sollte<br />
bewiesen werden, dass durch das<br />
Preisystem und den Zinssatz unter<br />
freier Konkurrenz automatisch ein<br />
Optimum an Produktion, Beschäftigung<br />
sowie Bedürfnisbefriedigung<br />
erreicht werde.<br />
Diese Ideologie fand ihr Dogma im<br />
Say`schen Gesetzt, dass besagt, dass<br />
ein allgemeines Ungleichgewicht von<br />
Angebot und Nachfrage nicht<br />
möglich ist, da im Marktsystem die<br />
Produzenten, die ihre Waren auf <strong>dem</strong><br />
12 Christoph Deutschmann, Der linke Keynesianismus, S.20<br />
13 Keynes, General Theory, S.83<br />
Markt werfen, ihrerseits nach Waren<br />
nachfragen. Die Gesamtsumme von<br />
Käufern und Verkäufern muß sich<br />
notwendigerweise die Wage halten<br />
und eine allgemeine Überproduktion<br />
wäre somit nicht möglich. Die<br />
Krisen, die nicht von der Hand zu<br />
weisen waren, wurden nicht durch<br />
System immante Gesetztmäßigkeiten<br />
sondern durch exogene Faktoren<br />
erklärt. So behauptete zum Beispiel<br />
der bürgerliche Ökonom Jevons<br />
ernsthaft der Sonnenflecken-Zyklus<br />
und sein Einfluß auf die Ernten wäre<br />
die Ursache für Krisen.<br />
Auf den Ausbruch der<br />
Weltwirtschaftkrise 1929 und<br />
Millionen von Arbeitslosen in den<br />
Industriemetropolen hatte die bürgerliche<br />
Ökonomie keine Antworten<br />
mehr. Ihre Erklärung der Abreitslosigkeit<br />
war, dass Arbeitslosigkeit nur<br />
dann entsteht, wenn die Arbeiter sich<br />
weigern, für geringere Reallöhne zu<br />
arbeiten. Nach Theorie der Marginalisten<br />
gab es also nur eine „freiwillige<br />
Arbeitslosigkeit”. Obwohl das<br />
Volkseinkommen in den USA<br />
zwischen 1929 und 1933 um 57,7%,<br />
in Deutschland zwischen 1929 und<br />
1932 um 40% und in England um<br />
40% abnahm, betrug die offizielle<br />
Arbeitslosigkeit 1933 in den USA<br />
23%, in Deutschland 44% und in<br />
England 22,1%. 12 In dieser Situation<br />
weiterhin von „freiwilliger Arbeitslosigkeit”<br />
zu sprechen war nicht nur<br />
zynisch, sondern mit der Realität<br />
nicht weiter zu vereinbaren.<br />
1936 erschien das Buch „General<br />
Theory” von Keynes. In diesem<br />
stellte Keynes eine bürgerliche<br />
Theorie auf, die versuchte die Krise<br />
des Kapitalismus zu klären, in<strong>dem</strong> er<br />
das Say`sche Gesetzt attakierte. Sein<br />
Angriff war recht simpel und direkt.<br />
Das Say`sche Gesetzt besagt, wie<br />
oben aufgeführt, dass die Löhne und<br />
Profite die während der Produktion<br />
von Gütern ausgezahlt werden, gleich<br />
der totalen Geldsumme ist, die<br />
benötigt wird um sie zu kaufen.<br />
Keynes merkte an, dass dieses<br />
Argument darauf aufbaut, dass das,<br />
was jemand spart, anstatt es für den<br />
Konsum von Arbeitskraft oder Waren<br />
auszugeben, automatisch in die<br />
„Produktion des Kapitalreichtums”<br />
investiert werden müsste. Aber dies,<br />
so Keynes, stimmt vielleicht für „eine<br />
Art von Robison Crusoe Wirtschaft,<br />
in der es keinen Tausch gibt.” Dort<br />
also, wo die Individuen alles was sie<br />
produziert haben, auch selbst verzehren.<br />
„Sparen” nur dann entsteht,<br />
wenn machne Produkte für die<br />
zukünftige Produktion geopfert<br />
werden. Aber nach Keynes<br />
funktioniert dieser Mechanismus in<br />
einer Geldwirtschaft nicht direkt, hier<br />
kann „Sparen” auch einfach das<br />
Horten von Geld, ohne dafür<br />
Produkte zu kaufen, bedeuten. Wenn<br />
diese Art des „Sparens” auftritt, dann<br />
kann es passieren das ein Teil der<br />
Gesamtproduktion nicht absetzbar ist.<br />
Keynes argumentiert, dass es für die<br />
Menschen eine Reihe von Motiven<br />
gibt zu „Sparen” anstatt zu investieren,<br />
so könnten sie erst später<br />
Produkte kaufen wollen, weil sie zu<br />
einem geringern Preis in der Zukunft<br />
kaufen wollen oder weil sie sich<br />
absichern wollen für die Zukunft<br />
oder einfach nur aus spekulativen<br />
Gründen.<br />
Die Kombination all dieser<br />
Faktoren determiniert deren „Hang<br />
zum Sparen” bzw. sinkenden „Hang<br />
zum Verbrauch”. Neben diesen nach<br />
Keynes „subjektiven” Determinaten<br />
des sinkenden „Hang zum<br />
Verbrauch” gibt es auch noch eine<br />
„objektive” Determinate nämlich das<br />
Einkommen. Nach Keynes besteht<br />
zwischen Einkommen und Konsumnachfrage<br />
ein relativ stabiler Zusammenhang,<br />
die „Konsumfunktion”.<br />
Diese besagt, dass mit wachsenden<br />
Einkommen der Anteil des Einkommens<br />
für zusätzlichen Konsum sinkt.<br />
Nach Keynes kann dieses „Gesetz”<br />
„a priori aus der menschlichen Natur<br />
abgeleitet werden.” 13<br />
Das Niveau der Investitionen wird<br />
durch die Zukunftserwartung der<br />
Geschäftsleute bestimmt. Die<br />
Profitaussichten einer Investition sind<br />
aber von der erwarteten „effektiven<br />
Nachfrage” abhängig und diese in<br />
letzter Instanz von der Konsumnachfrage.<br />
In der Krise steigt aber die<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 15
Konsumnachfrage nicht genügend<br />
aufgrund des sinkenden „Hang zum<br />
Verbrauch”. Nach Keynes ist der<br />
„Verbrauch...das einzige Ziel und der<br />
einzige Zweck aller wirtschaftlichen<br />
Tätigkeit. [Und] die Beschäftigungsgelegenheiten<br />
sind notwendigerweise<br />
durch die Größe der gesamten<br />
Nachfrage begrenzt.„ Darum, so<br />
Keynes, entsteht auch das Phänomen,<br />
dass in „reichen Gemeinwesen” das<br />
Problem der Unterbeschäftigung<br />
existiert.<br />
Darum schlußfolgert Keynes, dass<br />
mit Hilfe der staatlichen Steuerpolitik<br />
Einfluß auf die Einkommensverteilung<br />
und somit auf die „effektive<br />
Nachfrage”, damit auf die Investitionstätigkeit,<br />
und damit auf den<br />
Arbeitsmarkt, ausgeübt werden kann.<br />
Daneben soll der Staat durch öffentliche<br />
Investitionen Vollbeschäftigung<br />
schaffen, wenn über die staatliche<br />
Steuerpolitik nicht das gewünschte<br />
Ergebnis sich ergibt.<br />
Keynes sah aber auch, dass die<br />
Profitabilität der Unternehmen mit<br />
entscheidend ist, und sprach sich<br />
deswegen auch nicht generell gegen<br />
Lohnsenkungen aus. Er wollte aber<br />
indirekt über Inflation die Reallöhne<br />
senken, wenn sich Profitabilitätskrise<br />
bei den unternehmen ergibt.<br />
Diesen Widerspruch zwischen der<br />
marko- und mirko-ökonomischen<br />
Betrachtungen Keynes boten später<br />
auch vielen bürgerlichen Ökonomen<br />
die Möglichkeit, verschiede Ansatzpunkte<br />
zu wählen, um die keynsianische<br />
Theorie weiterzuentwickeln.<br />
Der linke Keynesianismus, vertreten<br />
zum Beispiel von Joan<br />
Robinsons, baute die Unterkonsumptinstheorie<br />
von Keynes aus.<br />
Die Grundposition des linken<br />
Keynesianismus faßte Joan Robinsons<br />
so:<br />
„Das Wesentliche an der Theorie<br />
von Keynes (ist): Eine ungleiche<br />
Einkommensverteilung erzeugt eine<br />
chronische Tendenz zu einem<br />
Zurückbleiben der Nachfrage<br />
hinter den produktiven Kapazitäten<br />
der Industrie. Diejenigen, die<br />
konsumieren wollen, haben kein<br />
Geld um zu kaufen und schaffen so<br />
keinen profitablen Markt. Diejenigen,<br />
die das Geld haben, haben<br />
kein Interesse daran, so viel zu<br />
14 (in Horowitz (Hrsg.) 1970 S.106)<br />
16 - Klassenkampf Nº 34<br />
konsumieren, wie sie können,<br />
sondern wollen Reichtum akkumulieren,<br />
daß heißt sparen.” 14<br />
Robinsons verknüpft diese<br />
Unterkonsumptionstheorie mit einer<br />
Theorie des „unvollkommenen<br />
Wettbewerbs”. Damit soll die zunehmenden<br />
Stagnationstendenzen im<br />
Spätkapitalismus erklärt werden.<br />
Die Hauptursache der Stagnation<br />
zieht sie in der zunehmenden<br />
Monopolisierung der Märkte und den<br />
daraus resultierenden Defekten des<br />
Preismechanismus.<br />
Die Preise würden nicht mehr mit<br />
den fallenden Kosten sinken und zu<br />
erhöhten Profitspannen führen. Dies<br />
führe nun dazu, dass die Reallöhne<br />
nicht mehr proportional zur Steigerung<br />
der Arbeitsproduktivität<br />
wachsen. Die Konsumnachfrage<br />
bleibt deswegen hinter den Produktionskapazitäten<br />
zurück und es<br />
entstehen Überkapazitäten sowie<br />
Arbeitslosigkeit.<br />
Der Ausweg den Joan Robinsons<br />
<strong>vor</strong>schlägt ist die Stärkung der<br />
Gewerkschaften.<br />
Dadurch kommt es zu einer<br />
Erhöhung der Reallöhne, die den<br />
durchbrochenen Preismechanismus<br />
überwinden und die Reallöhne<br />
wieder an die Produktivitätsentwicklung<br />
anpassen.<br />
Lord John Maynard Keynes
Soviel zu den theoretischen Überlegungen<br />
des linken Keyesianismus.<br />
Bedeutender ist die Funktion dieser<br />
Ideologie die sie im Klassenkampf<br />
einnimmt.<br />
Der Hauptvertreter des linken<br />
Keynesianismus Starcheys formulierte<br />
es so:<br />
„Was Keynes tatsächlich erreicht<br />
und zustande brachte, entsprach<br />
nicht seinen Absichten, wäre ihm<br />
aber wohl dennoch, wenn auch<br />
einigermaßen gezwungen, willkommen<br />
gewesen. Denn dieses Erreichte<br />
bestand darin, den<br />
<strong>dem</strong>okratischen und diesseits den<br />
sozial<strong>dem</strong>okratischen Kräften<br />
einen Weg aufgezeigt zu haben, auf<br />
<strong>dem</strong> sie die Ordnung trotz des<br />
Widerstandes der kapitalistischen<br />
Interessen stetig zu wandeln<br />
vermögen. Keynes leistete so den<br />
bedeutendsten aller Beiträge zur<br />
<strong>dem</strong>okratischen Fortentwicklung.<br />
Er trug wesentlich dazu bei, den<br />
westlichen Völkern einen weiteren<br />
nach <strong>vor</strong>n weisenden Weg anzuzeigen,<br />
der nicht über den Sturzbach<br />
des totalen Klassenkampfes führt -<br />
einen Sturzbach, <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> die<br />
westlichen Arbeiter zurückschrecken,<br />
da sie nun seine reißenden<br />
Wasser zu sehen vermögen.” 15<br />
Der Keynesianismus bot die<br />
ideologische Neufundierung des<br />
Reformismus in der Arbeiterbewegung.<br />
Die schon lange <strong>vor</strong>her<br />
betriebene Aussöhnung mit den<br />
bestehenden Ausbeutungsverhältnissen<br />
und Machtverhältnissen bekam<br />
nun eine Waffe zur Abgrenzung<br />
gegen die marxistische Tradition in<br />
der Arbeiterbewegung.<br />
In der Praxis muß der linke<br />
Keynesianismus aber in Krisenzeiten<br />
immer versagen.<br />
So machte zum Beispiel 2003 die<br />
SPD-Linke ihre Zustimmung zu<br />
Hartz IV davon abhängig, ob die<br />
Zumutbarkeitskriterien verbessert<br />
werden. Das also nur die Jobs zumutbar<br />
sind, die tarifliches und ortsüblichen<br />
Entgelt <strong>vor</strong>sehen. Die<br />
Fraktionsführung der SPD konnte<br />
diesen „faulen Kompromiß” ohne<br />
Probleme akzeptieren, da sie wusste,<br />
wie es kommen mußte. Im<br />
Vermittlungsausschuß zwischen<br />
Bundestag und Bundesrat wurde die<br />
Vereinbarung wieder gekippt. Ergebnis<br />
war, dass die Arbeitsteilung<br />
wieder mal funktioniert hatte. Die<br />
sechs linken Abweichler hatten sich<br />
der Lächerlichkeit preisgegeben, um<br />
der SPD als Feigenblatt zu dienen.<br />
Der Rest konnte mit Hilfe des großen<br />
Koalitions-Partners CDU und FDP<br />
erledigt werden. Diese Formen der<br />
Parlamentstaktik statt des Massenkampfes<br />
nannte Rosa Luxemburg<br />
„Kompensationspolitik”. Für kleine<br />
Verbesserungen auf anderen<br />
Gebieten die großen Schweinereien<br />
zu akzeptieren. Wer aber derartigen<br />
„staatsmännischen Tauschgeschäften<br />
unbekümmert um die Prinzipien ...<br />
nachjage, komme bald in die Lage<br />
des Jägers, der das Wild nicht erlegt<br />
und zugleich die Flinte verloren<br />
hat.” 16<br />
Dieser totale Bankrott des linken<br />
Keynesianismus hat seine Hauptursache<br />
in der Wirklichkeit.<br />
Die Akkumulationsbedingungen<br />
des Kapitalismus haben sich im<br />
Vergleich zu den 60er und 70er<br />
Jahren verändert. Weder ein permanente<br />
Rüstungsökonmie, noch eine<br />
Stärkung der Massenkaufkraft kann<br />
die Profitrate wieder heben oder den<br />
verengten Weltmarkt öffnen.<br />
Der Kapitalismus ist in seine<br />
Endphase getreten, seine<br />
Todeszuckungen erleben wir<br />
tagtäglich. Hier sei auf das neue Buch<br />
von Norbert Nelte verwiesen: „Rosa<br />
Luxemburg die Grenzen des Marktes<br />
und die Todeszuckungen des Kapitalismus!”.<br />
In der Auseinandersetzung mit <strong>dem</strong><br />
linken Keynesianismus bringt es aber<br />
den revolutionären <strong>Sozialisten</strong> nichts,<br />
allein ihr marxistisches revolutionäres<br />
Programm<br />
entgegenzustellen.<br />
Grau ist alle Theorie, grün ist aber<br />
die Wirklichkeit. Im Kampf gegen<br />
den Reformismus muss das Mittel<br />
von Übergangsforderungen dienen.<br />
„Man muß den Massen im Verlauf<br />
ihres tagtäglichen Kampfes helfen,<br />
die Brücke zwischen ihren augenblicklichen<br />
Forderungen und <strong>dem</strong><br />
sozialistischen Programm der<br />
Revolution zu finden. Diese Brücke<br />
muß aus einem System von<br />
Übergangsforderungen bestehen,<br />
die von den heutigen Bedingungen<br />
und <strong>dem</strong> heutigen Bewußtsein<br />
breiter Schichten der Arbeiterklasse<br />
ausgehen und stets zu ein<br />
und <strong>dem</strong>selben Schluß führen: zur<br />
Machteroberung des<br />
Proletariats.” 17<br />
Diese Brücke ist natürlich immer<br />
eine andere, sowie der Bewusstseinsstand<br />
der Massen sich im Klassenkampf<br />
immer verändert. Deswegen ist<br />
es heute vollkommener Unsinn, mit<br />
Forderungen wie sofortiger Enteignung<br />
von Großunternehmen oder der<br />
Aufstellung von Arbeitermilizien den<br />
Kampf gegen den Reformismus bei<br />
<strong>dem</strong> jetzigen Stand des Klassenbewußtseins<br />
der Massen führen zu<br />
wollen. 18<br />
Deswegen schlagen wir heute allen<br />
revolutionären <strong>Sozialisten</strong> <strong>vor</strong>,<br />
„Kapitalflucht verbieten!” als Hauptparole<br />
im Kampf gegen den Reformismus<br />
und den linken<br />
Keynesianismus zu wählen. Mehr als<br />
zwei drittel aller Deutschen stimmen<br />
bei Umfragen dieser Forderung zu.<br />
Die Aktualität zeigt sich in den täglichen<br />
Standortverlagerungen im<br />
Ausland. Das diese Forderung im<br />
Kapitalistischen System nicht<br />
verwirkliche bar ist, muss der<br />
ehrenwerten Leserschaft nicht<br />
ausgeführt werden.<br />
Wir sollten in den Gewerkschaften,<br />
Betrieb und auch in der WASG um<br />
diese Forderung einen Block<br />
formieren.<br />
Die Zuspitzung des Klassenkampfes<br />
in Europa (siehe Klassenkampf<br />
Nr. 33) wird uns<br />
Revolutionären auch bald in<br />
Deutschland die Möglichkeit geben<br />
mit unserem revolutionären<br />
Programm bei weiteren Schichten<br />
Gehör zu finden.<br />
15 J. Stracheys, Kapitalismus heute und morgen, 1957; S.250<br />
16 Rosa Luxemburg, Possibilismus, Opportunismus, in Ges. Werke, Berlin 1970, Bd.1.1 S.230<br />
17 Das Übergangsprogramm, Trotzki Bibithek, 1997, S.86<br />
18 Beispiele stammen von den orthodoxen trotzkistischen Organisation SAV und GAM, die auch in der WASG mitarbeiten.<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 17
18 - Klassenkampf Nº 34<br />
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(Referate und Diskussion)<br />
Sonntag, 05.06.05 - 12 Uhr<br />
Mauenheimer Str. 19<br />
1. Marxistische Ökonomie<br />
2. Rosa Luxemburg und die Grenzen des Marktes<br />
3. Warum WASG?
NRW:<br />
Wählt die Wahlalternative<br />
Fortsetzung von der Rückseite<br />
Man schlachtet die Kühe nicht, die<br />
man melken will”, postulierte 1972<br />
Willy Brandt. Da unterscheidet sich<br />
die WASG. Sie fordert ganz klar<br />
„Sozialraub stoppen” und „Reichtum<br />
besteuern”, also nehmt’s den Reichen<br />
und gebt es den Armen.<br />
Ein Unterschied zur Godesberger<br />
SPD ist auch die Unterstützung der<br />
Bewegungen. Die SPD beteiligt sich<br />
zwar auch an den Bewegungen, aber<br />
doch nur deshalb, weil sie deren<br />
Unterstützung sucht für ihre verräterische<br />
Parlamentsarbeit. Die WASG<br />
dagegen weiss, dass sie die sozialen<br />
Bewegungen unterstüztzen muss,<br />
weil rechts von denen schon von<br />
PDS, Grünen und SPD bis zur Mitte<br />
hin besetzt ist.<br />
Das linke Programm alleine kann<br />
aber nicht der Grund für eine Wahl<br />
der WASG sein. Wenn man die<br />
Besteuerung der Reichen fordert,<br />
würden diese bei einem Wahlsieg der<br />
WASG sofort ihr Kapital nach China<br />
transferieren. Auch die Wahlalternative<br />
könnte dann <strong>vor</strong> ihren eigenen<br />
Forderungen erschrecken und einen<br />
Rückzieher machen oder sie wird<br />
konsequent sein müssen und auch die<br />
Kapitalflucht verbieten, denn nur mit<br />
dieser Forderung kann man auch die<br />
anderen Forderungen „Sozialraub<br />
stoppen” und „Reichtum besteuern”<br />
durchsetzen.<br />
Eine Belegschaft wird ihre<br />
Forderung nach Lohnerhöhung nicht<br />
durchsetzen können, wenn der<br />
Konzern mit der Verlagerung ins<br />
Ausland droht. Nur wenn man ihm<br />
diese Kapitalflucht verbietet, wird<br />
man <strong>dem</strong> Kapital auch erfolgreich<br />
eine Lohnerhöhung abtrotzen<br />
können.<br />
Ein grosser Teil der Führung und<br />
die Basis stehen aber ganz fest auf<br />
Seite der Arbeiterklasse, weil sie mit<br />
ihr verzahnt sind. Die WASG stellt<br />
im Gegensatz zur SPD, die die<br />
oberste und mittlere Führungsebene<br />
der Gewerkschaften besetzt, nur die<br />
unterste Ebene und ist somit viel<br />
vernetzter mit den Betroffenen, wenn<br />
sie nicht gar selber betroffen sind.<br />
Die Gründer sind in der Hauptsache<br />
Gewerkschaftssekretäre, linke<br />
Bürokraten. Die linken Bürokraten<br />
richten sich in kampflosen Zeiten<br />
nach der rechten Büroratie, weil diese<br />
in den Gewerkschaften das Sagen<br />
hat. Wenn die Basis aber die Tribüne<br />
der Geschichte betritt und kämpft,<br />
haben die linken Funktionäre in der<br />
Arbeitergeschichte sich immer nach<br />
der Basis gerichtet. 1918 hat diese,<br />
wie wir bereits festgestellt haben,<br />
noch <strong>dem</strong> bürgerlichen Parlament<br />
vertraut, weil es neu war und weil der<br />
Kapitalismus noch genug Vitalität<br />
besaß. Schon 1920 aber hat sich die<br />
linke Hälfte der USPD mit der noch<br />
nicht stalinisierten KPD vereinigt.<br />
Im Jahr 2005 aber hat das Kapital<br />
erst recht nichts mehr anzubieten. Die<br />
Kassen sind leer und die durchscnittliche<br />
Profitrate schafft nur noch den<br />
Sprung über den Zins am Finanzmarkt<br />
durch Lohnkürzungen. Eine<br />
Verschärfung des Klassenkampfes ist<br />
somit <strong>vor</strong>programiert.<br />
Wenn die Arbeiterbasis durch die<br />
Ereignisse des Sozialraubs gezwungenermaßen<br />
nach links rücken wird,<br />
wird sich auch die<br />
ASG-Wahlalternative an ihr orientieren<br />
und auch nach links rücken<br />
müssen, will sie ihre potenziellen<br />
Wähler nicht verlieren. Ein zweiter<br />
Platz am Katzentisch der Kapitalisten<br />
neben der SPD ist nicht mehr frei.<br />
Die SPD und die Grünen haben die<br />
politische Mitte schon besetzt.<br />
Die Hoffnung, dass es wieder<br />
aufwärts ginge, wird sich nicht erfüllen.<br />
China und Japan haben ihre<br />
Dollarstützungskäufe eingestellt.<br />
Europa ist in die Bresche gesprungen<br />
Dennoch musste der Senat und<br />
Kongreß der USA am 18.11.2004 der<br />
Regierung die Ausweitung der<br />
Staatsschulden bis zu einer<br />
Obergrenze von 8,184 Billionen $<br />
genehmigen, sonst. hätte die<br />
Bedienung der bisherigen Staatschulden<br />
schon im Dezember nicht mehr<br />
voll erfolgen können, Zahlungsunfähigkeit<br />
hätte eingestanden<br />
werden müssen. Mit ihr ist jetzt<br />
monatlich zu rechnen, weil Europa<br />
lange nicht so viel Geld hat, wie die<br />
Ostasiaten, die ja immer noch 2<br />
Billionen halten.. Dann wird die<br />
Weltwirtschaft ins Trudeln geraten.<br />
Die SPD erzählt uns, dass es <strong>dem</strong><br />
kleinen Mann schlechter gehen muss,<br />
damit es der Wirtschaft wieder besser<br />
geht. Diesen Punkt sieht die WASG<br />
genau anders herum. Sie wird natürlich<br />
nicht von der Industrie gesponsort<br />
wie die SPD, die jetzt 6<br />
Millionen bekommen hat.<br />
Die Wirtschaft ist für den<br />
Menschen da, heißt das Credo der<br />
Wahlternative WASG. Und im<br />
Zentrum steht die Arbeiterklasse,<br />
denn nur sie kann den Kampf gegen<br />
den Sozialraub siegreich führen,<br />
in<strong>dem</strong> sie alle Räder stehen lässt.<br />
<strong>Internationale</strong> <strong>Sozialisten</strong> - 19
Norbert Nelte<br />
Die <strong>Internationale</strong>n <strong>Sozialisten</strong><br />
haben zu den Wahlen seit 1989<br />
immer zur Wal der SPD aufgerufen,<br />
nicht, weil sie ein kleineres Übel sei,<br />
wie das die meisten Trotzkisten<br />
sahen, sondern aus Solidarität zu den<br />
Kollegen.<br />
Das Selbstbewussten der Arbeiterinnen<br />
und Arbeiter war bei einem<br />
SPD-Sieg einfach stärker und man<br />
brauchte mit den Kollegen dann nicht<br />
darüber zu streiten, ob man sich<br />
bessser von den Grünen zertreten<br />
lasse oder die verlorene Stimme an<br />
die CDU durch eine Wahlenthaltung<br />
nicht so schlimm sei, weil man ja<br />
dann auch nicht die Illlusionen der<br />
Wähler nicht verfestigt hätte.<br />
Man konnte bei der Bekundung,<br />
dass man SPD gewählt hatte, gleich<br />
in medias res gehen und darüber<br />
reden, dass die Arbeiterbasis zum<br />
Kampf gegen den Sozialraub selber<br />
aktiv werden muss und dabei sich auf<br />
niemand verlassen darf.<br />
In der Krise des Kapitalismus aber<br />
sieht das ganz anders aus. In<br />
Deutschland hat sich die Wahlalternative<br />
Arbeit und soziale Gerechtigkeit<br />
(WASG) von der SPD nach links<br />
abgespalten und es lohnt sich sogar<br />
eine Mitarbeit, sowohl für den<br />
Arbeiter als auch für den Linken.<br />
Prominentestes Mitglied ist Detlef<br />
Hensche, Exchef der früher linkesten<br />
Gewerkschaft IG-Medien, die heute<br />
in Verdi aufgegangen ist. In der<br />
Regel sind die Gründer von der<br />
untersten Funktionärsbene der<br />
Gewerkschaften. Das Programm liest<br />
sich fast wie das Godesberger<br />
Programmm und dennoch wird aus<br />
der Wahlternative etwas Vitaleres<br />
erwachsen als eine angepassste<br />
Sozial<strong>dem</strong>oktrie mit gebrochenem<br />
Rückgrat.e<br />
1921 ist die Hälfte der gegen den<br />
20 - Klassenkampf Nº 34<br />
NRW:<br />
Wählt die<br />
Wahlalternative<br />
<strong>Krieg</strong> entstandenen 400.000 Miglieder<br />
zählende USPD wieder in die<br />
SPD zurück geflüchtet und die andere<br />
Hälfte ist in die noch nicht stalinisierten<br />
KPD eingetreten.<br />
So würde es auch diesmal<br />
passieren, wenn eine nicht stalinisierten<br />
KPD existieren würde. Nur, eine<br />
authentische marxistische Arbeiterpartei<br />
gibt es 2004 in Deutschland<br />
nicht mehr. Dennoch wird deshalb<br />
die WASG-Basis nicht wieder in die<br />
SPD zurück gehen, weil diesmal die<br />
Grundlage für die Spaltung der SPD<br />
eine ganz andere ist als 1916, als sich<br />
die USPD von der SPD trennte.<br />
Einmal gab es 1920 noch wenig<br />
Erfahrung mit <strong>dem</strong> Kapitalismus und<br />
zum anderen besaß er noch genug<br />
Vitalität für eine lange Steigerung des<br />
Lebensstandards. Heute, Anfang des<br />
3. Jahrtausends dagegen. ist alles<br />
umgekehrt.<br />
Heute hat der Kapitalismus sein<br />
wahres Gesicht schon 100 Jahre lang<br />
gezeigt und <strong>Krieg</strong>e und Elend<br />
vervielfacht. Zum anderen hat der<br />
Kapitalismus keinerlei Zukunft mehr:<br />
1. Die Profitrate krebst schon<br />
unterhalb des Kapitalmarktzinssatzes<br />
herum<br />
2. Die Grenzen des Markte<br />
s sind mit China erreicht.<br />
3. Durch die hohen Auslandsschulden<br />
der USA droht dort und der<br />
ganzen Welt eine<br />
4. Hyperinflation.<br />
5. Der Ölpreis wird wegen der<br />
steigenden Nachfrage und wegen<br />
der sinkenden Fördermenge<br />
explodieren.<br />
6. China wird 2015 die USA<br />
wirtschaftlich eingeholt haben und<br />
es wird zur militärischen Auseinandersetzung<br />
um die Weltherrschaft<br />
kommen.<br />
7. Zur Vorbereitung dieses <strong>Krieg</strong>es<br />
verschafft sich die USA mit den<br />
Ölkriegen die Kontrolle über die<br />
Ölfelder der OPEC.<br />
8. Zum Schluss wird der Klassenkampf<br />
wegen der ständigen<br />
Sozialkürzungen <strong>dem</strong> ganzen Spuk<br />
ein Ende setzen.<br />
Da könnte man doch meinen, dass<br />
unter <strong>dem</strong> Druck der Ereignisse auch<br />
die SPD nach lnks rücken wird, aber<br />
es gibt wesentliche Unterschiede.<br />
Der Unterschied von WASG zum<br />
Godesberger Programm sind die<br />
Unterschiede des linken und des<br />
rechten Keynesianismus. Aber auch<br />
der rechte Keynesianismus, der bei<br />
einer Krise den Staat zu einer<br />
antizyklischem Politik der erhöhten<br />
Staatsnachfrage mittels Staatsverschuldung<br />
auffordert, wurde<br />
inzwischen von der SPD aufgegeben.<br />
Wir haben es bei der WASG mit<br />
einem linken Keynesianismus zu tun.<br />
Dieser unterscheidet sich von <strong>dem</strong><br />
rechten dadurch, dass er dazu auffordert,<br />
die vom Staat geliehenen Gelder<br />
auch den Arbeitern zu geben, dass<br />
diese damit die Nachfrage wieder<br />
beleben und die Wirtschaft<br />
ankurbeln.<br />
Fortsetzung S. 19