unternehmen Oktober 2013
unternehmen Oktober 2013
unternehmen Oktober 2013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 35 | Oktober 2013 | 2,00 €
4 197821 302003 3 5
Logistiker aus
Leidenschaft
Wirtschaft braucht Mobilität.
Er schafft sie: Logistiker Harald Seifert.
Was braucht Seifert? Bessere Straßen.
Big Data Spitzeln war gestern – die Stunde der Daten-Flüsterer SEITE 6
Schwarmfinanzierung Wie man Geldgeber im Internet ködert SEITE 18
Namensgedächnis So vergessen Sie Herrn Lehmann nie SEITE 34
Festnetz, Mobil, Internet, Vernetzung
und Rechenzentrum aus einer Hand.
ein Partner für
erfolgreiche
Kommunikation
geschaeftskunden@m-net.de
www.m-net.de
Kostenlos
informieren
unter:
0800 7767887
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[inhalt]
18 27
06 24
36
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Alexander Bögelein,
Redaktionsleiter
unternehmen [!]
gemessen an den Konjunktursorgen, die die
Unternehmen zwischen Ulm und dem Bodensee
im Herbst 2012 plagten, können sie
mit diesem Jahr bisher mehr als zufrieden
sein. Die Region ist wirtschaftlich robust.
Sie verfügt über einen guten Branchenmix
und viele Familienunternehmen, wie Wenger
Engineering aus Ulm (Seite 22), die sich
spezialisiert und weltweit Erfolg haben. Der
Schmierstoff für die Wirtschaft sind Logistiker
wie Harald Seifert (Titelinterview Seite
10). Er ist im Logistik-Cluster Schwaben
(Seite 30) aktiv, das sich erfolgreich zur
Plattform der Branche entwickelt hat. Deren
Erfolgsformel beruht auf strikter Orientierung
an Kundenbedürfnissen und steter Suche
nach besseren Abläufen. Davon können
auch andere Unternehmen etwas lernen. Ich
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr Alexander Bögelein
[verantworten]
06 Die Daten-Flüsterer Wie Unternehmen
die Datenflut für sich nutzen können
[titelthema]
10 Der richtige Takt – und es brummt
Harald Seifert im Gespräch
[finanzieren]
18 Heute zahlt der schwarm
Das Internet als Geldquelle
[führen]
21 schweigen ist alles andere als Gold
Familienunternehmen müssen
kommunizieren lernen
46 Wie man gute Leute findet und hält
Diana Leiherr von CHG-Meridian
[machen]
22 Die Meister der simulation Wenger
Engineering macht viele Testreihen
überflüssig
24 Die Letzten ihrer Art
Der Fachkräftemangel trifft das Land
27 Frischer spargel auf Knopfdruck
Was so alles aus Automaten kommt
36 bodenständig in die Zukunft 50 Jahre
Bauunternehmen Matthäus Schmid
[spezial]
30 i m Auftrag des Kunden unterwegs
Logistik ist mehr nur als der Transport
von A nach Z
40 Made im Kreis neu-Ulm Was in dem
wirtschaftsstarken Landkreis entsteht,
ist gefragt in aller Welt
[leben]
34 Merk-Würdig Wie man sich Namen
merkt
48 Vorstellungsgespräch bei Würstchen
und Glühwein Umfrage unter
Führungskräften zu ihren ersten
Bewerbungen
[namen & nachrichten]
4 neue Ära für Teva-ratiopharm
4 Wicona zieht hinter die eigenen
Fassaden
9 Milei investiert
39 Freie stellen im Handwerk
50 Preis für die neue Chirurgie in Ulm
50 Impressum
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Neue Ära für Teva-Ratiopharm
Die Pharmabranche steht vor einem
Umbruch. Große Konzerne
wie Pfizer, Novartis oder Sanofi
stehen an der sogenannten „Patentklippe“:
Umsatz und Gewinn
mit hochpreisigen Medikamenten
sinken rapide, weil Patente
auslaufen und billige Nachahmerpräparate
(Generika) auf den
Markt kommen. Der größte Generika-Anbieter
weltweit ist der
israelische Teva-Konzern; seit er
vor dreieinhalb Jahren Ratiopharm
gekauft hat, gibt er auch
in Deutschland und Europa den
Ton an.
Neu an der Spitze von Teva-Ratiopharm
ist seit Anfang des Monats
Markus Leyck Dieken. Der 48-jährige
ausgebildete Internist und
Notfallmediziner löst Sven Dethlefs
ab, der fünf Jahre lang an der
Spitze des Unternehmens gestanden
hatte. Dethlefs wechselte in
die Konzern-Zentrale. Dort verantwortet
der Topmanager, der
das Engagement von Teva-Ratiopharm
für die Ulmer Bundesliga-
Basketballer ausgebaut hat, als
Vorstand die Bereiche Produktion
und Logistik.
Sein Nachfolger Markus Leyck
Dieken verfügt über ausgiebige
Branchenerfahrung. Er ist nicht
nur „General Manager“, sondern
auch für die Marketing- und Vertriebstätigkeiten
in den Bereichen
Generika, innovative Arzneimittel
und OTC (rezeptfreie,
aber apothekenpflichtige Präparate)
zuständig. Diese Bandbreite
passt zu Tevas Neuausrichtung:
Der Konzern baut die Entwicklung
eigener Medikamente aus.
Dazu hat er weltweit die Entwicklungsabteilungen
für patentgeschützte
Arznei und Generika
zusammengelegt.
In Ulm hat Teva kräftig investiert.
30 Millionen Euro flossen in eine
Sterilfertigung für Nasenspray in
Blaubeuren, von der aus der Konzern
Europa versorgt. Teva-Ratiopharm
beschäftigt in Deutschland
3100 Mitarbeiter, davon 400
in Blaubeuren. [!]
AMB
Markus Leyck Dieken leitet Teva-Ratiopharm. In der neuen Fertigung werden
derzeit 30 Millionen Nasenspray-Flaschen pro Jahr hergestellt.
Wicona zieht hinter die eigenen Fassaden
Seinen neuen Standort hat der
Ulmer Fassadenspezialist Wicona
zum eigenen Showroom ausgebaut.
Seit 1989 war die Tochter
des norwegischen Mutterkonzerns
Norsk Hydro (Oslo) in Ulm
in der Söflinger Straße Mieter.
Das Gebäude entsprach aber in
Sachen Energieverbrauch und
Qualität der Arbeitsplätze nicht
mehr heutigen Standards. Die
Nebenkosten waren hoch, die
räumliche Kapazität an der Grenze,
sagt Geschäftsführer Arnd
Brinkmann. Ein Umzug wurde
unausweichlich.
Wicona fand in dem Ulmer Immobilienunternehmen
Plaza Estates
GmbH & Co. KG einen Investor
für den Neubau. Mit dem
hatte der Hersteller von Aluminium-Profilsystemen
für Fassaden,
Fenster und Türen bereits früher
zusammengearbeitet. Dadurch
konnten energiesparende Fassaden,
Fenster- und Türsysteme von
Wicona schon in die Planung einbezogen
werden. Eng zusammengearbeitet
habe man auch mit
dem Architekturbüro Mühlich,
Fink & Partner aus Ulm, das den
Gestaltungswettbewerb für den
Geschäftsführer Brinkmann (links) enthüllt das Wicona-Logo.
10 Millionen Euro teuren Neubau
gewonnen hatte, berichtet
Brinkmann. Die vier Stockwerke
beherbergen 50 Büros und vier
Großraumbüros.
Mehr als 200 der europaweit rund
700 Wicona-Mitarbeiter haben
hier ihren Arbeitsplatz. Ulm ist
das Zentrum der Produkt- und Projektentwicklung
sowie die Vertriebszentrale.
Der Jahresumsatz
des Unternehmens mit der Marke
Wicona beträgt weltweit über 220
Millionen Euro. In Ulm und Umgebung
war das Unternehmen mit
seinen Partnern an mehr als 100
Objekten beteiligt, darunter Stadtbibliothek,
Neue Mitte, Neue Synagoge
und die Fachhochschule
Neu-Ulm. [!]
AMB
4
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[namen & nachrichten]
Verpackungsspezialist Uhlmann wächst und baut
Die Pharmahersteller zu Gast bei
Uhlmann: Der Laupheimer Spezialist
für Abfüllanlagen von Medikamenten
veranstaltete erstmals
eine eigene Hausmesse. 700
Kunden und Interessenten aus 70
Ländern folgten der Einladung.
Mittelfristig will Uhlmann-Chef
Norbert Gruber Kunden in ein
repräsentatives Kundenzentrum
einladen. Es soll Schlusspunkt
eines groß angelegten Umbau-,
Modernisierungs- und Erweiterungsprogramms
im Volumen
von 40 Millionen Euro sein. Das
sei „klares Bekenntnis zum
Standort Laupheim und zur Firmenhistorie“.
Geplant wird das Projekt von den
Berliner Star-Architekten Regine
Leibinger und Frank Barkow. Bis
2016 entsteht eine zusätzliche
Montagehalle, zudem werden Lager
und Wareneingang neu gebaut.
Danach stehen die Erweiterung
von Endmontage und
Büroflächen sowie der Bau das
Kundenzentrums an. Spatenstich
ist für Frühjahr 2014 geplant. Bis
dahin soll ein Parkhaus mit bis zu
500 Stellplätzen fertig sein.
Im Geschäftsjahr 2012/13 (31.
März) steigerte der Herstellerr
von Verpackungsmaschinen seinen
Umsatz in der Gruppe um
3 Prozent auf 235 Millionen Euro
steigern. Die Zahl der Mitarbeiter
stieg weltweit leicht auf 1450. In
Laupheim erhöhte sie sich um 41
auf 948. Die Beschäftigten erhielten
erneut eine Sonderzahlung
als Ergebnisbeteiligung. [!] NIK
Großer Andrang bei der Hausmesse von Uhlmann in Laupheim.
Zurückhaltend, sozial
engagiert und erfolgreich
Ein erfolgreicher Manager mit
Weitsicht und sozialem Engagement,
ein großer Förderer von
Kunst und Kultur. So beschreiben
Weggefährten den einstigen
Vorstandschef und Ehrenaufsichtsratsvorsitzenden
der Ulmer
Wieland-
Werke AG,
Wolfgang
Eychmüller.
Er verstarb im
Alter von 84
Jahren. Die
Wertschätzung
für den
Wolfgang
Eychmüller ist Ulmer und
gestorben.
Vöhringer
Ehrenbürger
drückte sich in vielen Ehrungen
zu seinen Lebzeiten aus.
„Er hat beispielhaft, aber eher
still fürs öffentliche Leben gewirkt,
soziale Initiativen und das
kulturelle Leben gefördert. Vor
allem hat er sich verdient gemacht
um das Ulmer Münster“,
sagte Ulms OB Ivo Gönner.
Eychmüller war nicht nur Vorsitzender
und Spendeneintreiber
des Münsterbauvereins, sondern
auch Geldgeber. „Wir verlieren
eine außergewöhnliche Persönlichkeit
und einen Menschen, der
verehrt wurde“, sagte Wieland-
Chef Harald Kroener. Eychmüller
habe die für Wieland typische
Kultur des menschlichen und respektvollen
Umgangs miteinander
geprägt. 1957 kam der junge
Ingenieur ins Unternehmen und
mach te Karriere. Von 1972 bis
1999 entwickelte er Wieland als
Vorstandschef zu einem führenden
Anbieter für Werkstoffe aus
Kupfer und Kupferlegierungen.
Zuletzt erzielten die Wieland-
Werke, die zur Ulmer Schwenk-
Gruppe gehören, mit weltweit
knapp 6400 Mitarbeitern einen
Jahresumsatz von 2,9 Milliarden
Euro. [!]
HUT/BÖ
Neue Käserei der
Milchwerke Schwaben
Die Milchwerke Schwaben (Marke
„Weideglück“) haben am
Standort Neu-Ulm für 23 Millionen
Euro eine neue Käserei gebaut.
Damit kann die Genossenschaft
die Jahresproduktion von
20.000 Tonnen Schnittkäse auf
40.000 Tonnen verdoppeln. Geschäftsführer
Fritz Fallscheer
sieht die Investition als Signal:
„Das Unternehmen sagt Ja zu
dem Werk.“ Infolge des höheren
Automatisierungsgrads fallen 4
von 180 Arbeitsplätzen weg. Diese
werden durch Fluktuation abgebaut.
2012 steigerte die Genossenschaft
den Umsatz um 2
Prozent auf 191 Millionen Euro.
Der Gewinn verdoppelte sich
nahezu auf 818.000 Euro. [!] REF
Messe Friedrichshafen
erzielt Rekordergebnis
Mit einem Rekordergebnis wartet
die Messe Friedrichshafen auf.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte
verzeichnet die Messegesellschaft
mit 31,9 Millionen
Euro einen Umsatz über der
30-Millionen-Euro-Marke.
Der Rekordwert ist den gestiegenen
Umsätzen der Messen Motorradwelt
Bodensee, Aero, Eurobike
und Outdoor zu verdanken. Vor
allem die Fahrradmesse Eurobike
und die Freizeitmesse Outdoor
haben bei Ausstellern und Besuchern
einen so guten Ruf, dass sie
europaweit als Leitmessen gelten.
Als Messestandort rangiert
Friedrichshafen in Baden-Württemberg
hinter Stuttgart auf
Platz zwei. [!]
HAM
5
Durch die ganze Welt strömt eine gewaltige Datenflut. Nicht nur in der Wirtschaft ist derjenige der Gewinner, der sie am klügsten auswertet und nutzt.
Die Daten-Flüsterer
Fast jeder Mensch im Westen hinterlässt ungezählte Datenspuren. Er kauft online Schuhe und Hosen, nimmt im
Supermarkt per Kundenkarte Rabatte mit. Über Big Data können Unternehmen sich das zu Nutze machen.
Big Data. Der Name taucht immer häufiger
in Zeitschriften und Magazinen auf,
doch bisher wissen zumeist nur eingefleischte
IT-Profis, was sich dahinter genau
verbirgt. „Trotz der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Relevanz von Big Data kennen
nur 15 Prozent der Bundesbürger den Begriff
und seine Bedeutung. 22 Prozent haben
zwar schon einmal davon gehört, wissen aber
nicht, wofür er steht. 53 Prozent der Bürger ist
Big Data völlig unbekannt“, lautet das Ergebnis
einer repräsentativen Umfrage im Auftrag
von Bitkom, dem Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und neue
Medien e.V. in Berlin.
Unternehmen und Privatleute produzieren
Tag für Tag eine Unmenge von Daten – beruflich
und privat. Dazu gehören E-Mails, Blogs,
Chats, Telefonate, Aufenthaltspositionen und
so weiter. All diese Informationen können
nicht nur für die Geheimdienste interessant
sein, siehe die aufgeflogenen NSA-Spitzeleien,
sondern auch für Marketing- und Vertriebsspezialisten,
für Einkäufer und Logistiker, für
Verkehrsplaner und Forscher. Doch nur, wenn
man die Daten richtig zu nutzen weiß. Die intelligente,
rasante Aus- und Verwertung der
relevanten Daten: Big Data.
Welche Risiken und welche Chancen unter
dieser riesigen Datenlawine verborgen liegen,
lässt sich schwer abschätzen. „Das Wissen darüber
steckt noch in den Kinderschuhen“, sagt
Prof. Dr. Philipp Brune, der Leiter des Kompetenzzentrums
„Sichere IT-Anwendung und
-Infrastrukturen“ an der Hochschule Neu-
Ulm: „Speziell im Mittelstand wird es noch
Jahre dauern, bis die vorhandenen und oftmals
unstrukturierten Daten sinnvoll ermittelt,
gefiltert und für das eigene Unternehmen
genutzt werden können.“
Spreu vom Weizen trennen
Denn dahinter steckt viel Analyse und Mathematik.
Schließlich steht der Begriff Big Data
eben nicht nur für die Datenmenge an sich,
6
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[verantworten]
Diffuse angst vor Datendieben verhindert auslagerung
Ihr Partner für Büro-
Technik &Einrichtung
Sind unsere Daten sicher? Die Sorge um
Datenschutzprobleme ist das größte Hindernis
bei Outsourcing-Vorhaben deutscher
Unternehmen. 76 Prozent der Entscheider
lehnen nach einer aktuellen
Studie die Auslagerung von Unternehmensaufgaben
und -strukturen an externe
oder auch interne Dienstleister ab. „Eine
diffuse Angst vor Datendiebstahl bei Auslagerungen
war schon immer vorhanden
und ist durch die aktuellen Ereignisse
nachvollziehbar geworden“, sagt Daniel
Just, Outsourcing-Experte der Hamburger
Beratungsfirma Steria Mummert Consulting
im Hinblick auf den NSA-Skandal.
Auf die Frage nach den wichtigsten Anforderungen
an Outsourcing-Dienstleister
nennen 64 Prozent der Befragten – 200
Fach- und Führungskräfte – die Datensicherheit.
Im Vergleich zur Vorjahresstudie
ist der Wert um sieben Prozentpunkte gestiegen.
sl
Kopiersysteme
» Managed Print Services
» Multifunktionale Systeme
» Dokumentenmanagement
» LED-Drucktechnik
sondern auch für die effektive Verknüpfung
der Informationen mit Methoden der Statistik.
Brune: „Erst dann kann man als Firma
Vorhersagen mit höchster Trefferwahrscheinlichkeit
erzielen,
die weit über die
bisher bekannten,
klassischen Busi-
ness-Intelligence-
Verfahren hinausgehen.“
Mit solchen Prozessen
werten vor
allem Einzelhan-
Wirtschaftsinformatik-
Professor Philipp Brune.
delsfirmen bereits
seit Mitte der 90er
Jahre systematisch
elektronische
Kundendaten aus, etwa über Payback-Karten,
die das Einkaufsverhalten der Menschen dokumentieren
– mit Einwilligung der Kunden.
Big Data kann mehr. Denn immer ausgereiftere
Speichertechnologien und Software-Lösungen
knüpfen immer mehr Verbindungen
und erstellen die gewünschten Datenprofile.
Mit Big-Data-Lösungen wird die Spreu vom
Weizen getrennt, und die Unternehmen gewinnen
relevante Daten für eine effiziente
Geschäftsstrategie.
Für den Wirtschaftsinformatik-Professor ist
das sogenannte „Hadoop-Cluster“ das bislang
bekannteste und auch weitverbreitetste Big
Data-Werkzeug; als „Open-Source-Software“
ist es frei erhältlich: „Vereinfacht ausgedrückt
ist dies ein Baukasten, der verschiedene Software-Komponenten
beinhaltet. Die verteilbare
Datenbank kann die unterschiedlichsten
Daten aus den unterschiedlichsten Quellen
speichern, analysieren und verarbeiten und
erreicht ihre größte Leistungsfähigkeit durch
die gleichzeitige Datenverarbeitung bei einer
Vielzahl von Standardrechnern.“
Wer Will Wann Wo WaS
Das ist nur eine Möglichkeit, wie man mit Big
Data herausfinden kann, welche Dienstleistungen
und Services bestimmte Zielgruppen
aktuell diskutieren, etwa in den Sozialen Medien
wie Facebook oder Twitter. Brune: „Mit
Big Data kann man Aussagen noch spezifischer
machen. Unternehmen können sie zum
Beispiel nutzen, um vorherzusagen, welche
Produkte zu welcher Zeit in welcher Filiale
gefragt sein werden. Auf diese Weise kann
IT-Lösungen
» IT-Dienstleistungen
» Hard- &Software
» Medientechnik
» Digitale Beschilderung
Büroeinrichtungen
» Sitzmöbel &Arbeitsplätze
» Beleuchtung &Beschattung
» Chefzimmer &Konferenzräume
» Raumakustik
Kontakt
Günzburg
Tel 08221 918-0
Biberach
Tel 07351 1598-0
Dillingen
Tel 09071 5898-0
Eisleben
Tel 03475 6799-99
www.feha.de
7
[verantworten] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
man Warenströme exakter fließen lassen. Die
Kunst bei Big Data besteht darin, die richtigen
Fragestellungen für verschiedene Bereiche innerhalb
von Unternehmen zu finden, um einen
Mehrwert zu generieren.“
Davon profitiert auch die IT-Branche, die sich
aufmacht, den riesigen Datenwald zu durchforsten.
Der Branchenverband Bitkom hat in
einer Umfrage ermittelt, dass 38 Prozent der
befragten Unternehmen davon ausgehen,
dass sie durch Big Data noch besser über das
Informations- und Konsumverhalten ihrer
Kunden aufgeklärt werden – und somit auch
die Angebote genauer auf deren Bedürfnisse
abstimmen können. Ebenfalls 38 Prozent hoffen,
ihr Zielpublikum noch genauer zu erreichen.
37 Prozent erwarten durch die effektive
Nutzung der Datenmengen auch eine Verbesserung
der eigenen Logistikprozesse.
Doch die explosionsartig wachsenden Datenströme
spielen nicht nur in der Wirtschaft
eine große Rolle. Big Data nutzt auch die enorme
Menge der allgemein verfüg baren „offenen
Daten“ wie Geoinformationen, Wet ter vorhersagen,
Statistiken, Verkehrsnachrichten oder
medizinische Forschungsergebnisse. Der
Hamburger Hafen etwa will durch eine Big
Data-Lösung den Container-Umschlag in den
kommenden Jahren verdreifachen – ohne die
Fläche zu vergrößern. Wie soll das funktionieren?
Eine Vielzahl von Sensoren auf dem Gelände
ermitteln wertvolle Informationen, unter
anderem über einzelne Arbeitsabläufe,
Standzeiten und auch Größen der Frachter;
das ermöglicht am Ende eine effizientere Ausnutzung
der ganzen Anlage.
So FlieSSt Der verkehr
Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Laut Michael
Kleinemeier, Bitkom-Präsidiumsmitglied,
wurde durch Big Data zum Beispiel das
Verkehrsaufkommen in Stockholm um 20
Prozent reduziert: „Die individuellen Fahrzeiten
sind gar auf die Hälfte geschrumpft. Dafür
werden jede Sekunde 250.000 Standortdaten
von Verkehrsteilnehmern von Video- und
Sensorsystemen
ausgewertet und
zur Verkehrssteuerung
eingesetzt“,
erklärt er. Auch die
Verkehrsemissionen
seien so um 20
Prozent verringert
worden.
Kleinemeier
nennt ein weiteres Michael Kleinemeier vom
Beispiel, um das Branchenverband Bitkom.
Spitzel-Gefühl, das
nicht wenige Leute bei dem Begriff Big Data
beschleicht, zu relativieren: „Ohne den Einsatz
von Big Data werden viele gesellschaftliche
Herausforderungen nicht zu schaffen
sein. Bereits heute werden Big-Data-Lösungen
in der Krebstherapie eingesetzt. Je besser die
Datenbasis ist, desto eher kann die wirkungsvollste
Behandlungsform für jeden einzelnen
Patienten individuell entwickelt werden.“ [!]
sTEFAN lOEFFlER
Wohlfühlen ist die Devise
Im Sinne der Kunden grenzenlos denken und fühlen.
Anzeige
vor drei Jahren wurde die um3o gegründet.
pünktlich zum dritten „Geburtstag“
konnten nun neue Büroräume in Beimerstetten
eingeweiht werden.
„Bei uns steht der Kunde als Mensch im Fokus.
Grenzenlos denken und fühlen“, bringt Oliver
Oehler, Geschäftsführender Gesellschafter
die Firmenphilosophie auf den Punkt und
erklärt: „Wir sind anders. Nach über 15-jähriger
Erfahrung im E-Business wissen wir, dass
vor allem kleine und mittlere Unternehmen
auf ihrem Weg in
die digitale Welt
vor komplexen
Aufgaben stehen.
Diesen sind wir
ein zuverlässiger
Partner und unterstützen
sie bei der
Entwicklung und
Umsetzung von
Internet-Projekten
Firmenchef
Oliver Oehler.
mit maßgeschneiderten
Lösungen“.
Der Fokus von UM3o liegt dabei auf der
Entwicklung von B2B- und B2C-Internetplattformen,
Intra- und Extranet-Lösungen,
Online-Shops sowie der Gestaltung von Internetauftritten.
Elektronischer Datenaustausch
und die Einrichtung von Schnittstellen
zu Warenwirtschaftssystemen runden das
Leistungsportfolio ab.
Solch komplexe IT-Projekte rufen auf Kundenseite
oft Berührungsängste hervor, obwohl
ein hoher Bedarf an derartigen Lösungen
besteht. „Genau hier liegt unser Ansatz“,
hebt Oliver Oehler hervor. „Wir erarbeiten
die Projekte mit unseren Kunden und deren
Mitarbeitern, binden sie in die Entwicklung
ein und vermitteln so, dass die Umsetzung
einfacher gelingen kann, als vom Kunden
ursprünglich vermutet“. Jedes noch so große
Projekt verliere Schritt für Schritt seinen
anfänglichen „Schrecken“, komplexe Abläufe
ließen sich mit einer schlüssigen Usability
bedienerfreundlich abbilden. Über die
E-Business-Lösungen der UM3o sind derzeit
mehr als 200 Unternehmen, vornehmlich
Wiederverkäufer und Einkaufsverbände aus
der Getränkebranche, angeschlossen. Dazu
zählen unter anderem die Kooperationen GE-
DIG und GEFAKO mit ihren Fachgroßhändlern
sowie die Alpirsbacher Klosterbrauerei. Für
diese Plattform wurden über 45 000 Artikeldaten
der Getränkebranche durch UM3o aufbereitet
und in die Anwendung eingebunden.
Ebenso zählt die UM3o auch Betriebe aus
anderen Bereichen zu ihren Kunden. Mittlerweile
beschäftigt die UM3o vier Mitarbeiter,
denen weitere freie Mitarbeiter aus einem gut
funktionierenden, breiten Netzwerk zur Seite
stehen, so Oliver Oehler abschließend. pm
um3o Gmbh
Ulmerstr. 13 | 89179 Beimerstetten
Tel. 0 73 48 / 20 54 010
info@um3o.de | www.um3o.de | facebook/um3o.de
8
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[namen & nachrichten]
milei investiert – und liefert noch
mehr milchpulver aus dem allgäu nach China
Die Milei GmbH in Leutkirch, eine
Tochtergesellschaft des japanischen
Molkereikonzerns Morinaga,
die Milch und Molke zu
Milchpulver, Babynahrung, Diätetikprodukten
und Sportlernahrung
verarbeitet, kommt unverhofft
zu einem größeren
Milchkontingent. Schwarzwälder
Milcherzeuger aus dem Breisgau
und dem Ortenaukreis haben
das ständige Gezerre um einen
angemessenen Erzeugerpreis
mit ihren heimischen Molkereien
Schwarzwaldmilch in Freiburg
und Offenburg satt und werden
im neuen Jahr die Allgäuer
Milchverwerter mit rund 20 Millionen
Kilo Milch beliefern.
Ihre Milch reist bis ans andere Ende der Welt.
Eingefädelt hat das Geschäft die
Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft
BMG eingefädelt; sie stellte
den Kontakt her. Bei der Milei ist
Foto: © Gordon Bussiek/Fotolia.com
der neue Partner hochwillkommen.
Die Geschäftsführung der
Milei bereitet sich gerade auf eine
Ausweitung ihrer Produktionsanlagen
und -räumlichkeiten
vor, weil sie mit einer steigenden
Nachfrage nach ihren Erzeugnissen
vor allem aus China rechnet.
Als vor fünf Jahren ein Skandal
wegen Melamin-verseuchter
Milch Südostasien erschütterte,
verloren die Verbraucher im fernen
Osten das Vertrauen in ihre
heimischen Hersteller. Die Leutkircher
Verwerter von Milch und
Molke rechnen mit einer Investitionssumme
von 150 Millionen
Euro für die Kapazitätsausweitung
und mit einem künftigen
Bedarf von bis zu 200 Millionen
Kilo Milch
Die Milei GmbH beschäftigt im
Allgäu 180 Mitarbeiter. [!] HAm
Sichern Sie sich jetzt Ihren
Anspruch auf den Spitzenausgleich.
EnBW Netzwerk Energieaudit für kleine und mittelständische Unternehmen.*
Das EnBW Netzwerk Energieaudit ermöglicht Ihnen, zusammen mit etwa
15 Unternehmen Energiethemen gemeinsam anzupacken. Im Vorfeld identifizieren
unsere Energieexperten die Einsparpotenziale, bieten individuelle Beratung
und begleiten Ihr Unternehmen bis zur Auditierungsfähigkeit gemäß Strom- und
Energiesteuergesetz (§ 10, § 55).
Ihre Vorteile:
Steuerbegünstigung durch die Sicherung Ihres Anspruchs auf den Spitzenausgleich
Verringerung des Energieverbrauchs durch die Erschließung von Einsparpotenzialen
Einsparung von 5 – 8 % oder rund 25 Mio. kWh/a pro Netzwerk
> Praktischer Erfahrungsaustausch und effektive Begleitung im Netzwerk
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann kontaktieren Sie uns unter
loesungsanbieter.kmu@enbw.com oder unter 0711 289-48466.
www.enbw.com
*Gemäß EU-Definition < 250 Mitarbeiter, max. Jahresumsatz 50 Mio. Euro bzw. Jahresbilanzsumme max. 43 Mio. Euro.
9
[titelthema] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
10
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[titelthema]
DerrichtigeTakt
–undesbrummt
Die Straßen sind lausig, die Politik findet er mäßig hilfreich. Dennoch liebt
HaraldSeifertseinen Beruf, nennt ihn Berufung. Seine Seifert Logistics Group
bestimmt mit hunderten Lkw-Touren Tag für Tag den Takt der Wirtschaft und
montiert sogar Motoren für das Daimler-Werk in Rastatt vor.
Die Straßen und die Infrastruktur werden immer
schlechter. Wie schwierig ist es für die Logistik, die
richtigen Produkte zur richtigen Zeit zum richtigen
Ort zu bringen?
Ein heißes Thema. Unser Staat nimmt jährlich im Bereich
Mobilität 54 Milliarden Euro an Mineralölsteuer,
Kfz-Steuer, Maut und vieles mehr ein. Die Bundesregierung
gibt aber deutlich zu wenig für die Verkehrsinfrastruktur
aus: rund 9,5 Milliarden Euro jährlich.
Sichtbares Zeichen des daraus resultierenden
Sanierungsstaus an Brücken und Straßen sind die
vielen Schlaglöcher. Es sollten 3 bis 4 Milliarden Euro
pro Jahr für die Infrastruktur mehr sein. Die Lkw-Maut
bringt dem Staat jährlich circa 4 Milliarden Euro, diese
Einnahmen sind zweckgebunden, wurden aber im Vorhinein
vom Haushalt abgesenkt. Dies ist nicht korrekt
gelöst.
Gibt es weitere Gründe dafür, dass es mit der Verbesserung
der Infrastruktur in Baden-Württemberg
nicht so schnell vorankommt, wie es nötig
wäre?
Da gibt es viele Aspekte. Einer davon ist, dass der
Bund und das Land die Priorisierung unterschiedlich
sehen.
Inwiefern schadet das der Wirtschaft im Südwesten?
Wirtschaft braucht Mobilität. Die Volkswirtschaft
funktioniert nur mit guten Verkehrsanbindungen. Sie
sehen das entlang den Autobahnen: Dort siedeln sich
die Unternehmen an, dort blüht die Wirtschaft. Je weiter
entfernt von den Autobahnen, desto geringer ist die
Dichte an Industrie, weil die Logistikkosten dann einfach
zu hoch sind.
Was ist Ihr Hauptkritikpunkt?
Ich bemängle an der Politik, dass Baden-Württemberg
im Länderfinanzausgleich ein Geberland ist. In den vergangenen
Jahren hat man den Südwesten bei der Infrastruktur
einfach vernachlässigt. Jahrelang wurde in
Baden-Württemberg in die Infrastruktur zu wenig investiert.
Es fehlt einfach eine zweite Ost-West-Autobahn.
Wir haben nur die B 311, welche dreispurig ausgebaut
werden sollte. In Ostdeutschland weiß man
manchmal nicht, auf welcher Autobahn man eigentlich
fahren soll, weil es dort so viele gibt. Zum Beispiel
die A 20 von Rostock nach Hamburg – dort ist man mitunter
alleine unterwegs. Das kann man von der A 8
nicht behaupten. Die Osterweiterung der Europäischen
Union verschärft das Problem der mangelnden
Infrastruktur. Wir erweitern die EU nach Osten,
vergrößern den Wirtschaftsraum, aber vergessen die
Logistik!
Aber die gehört hierzulande zu den wichtigsten
Wirtschaftsbereichen.
Die Logistikbranche in Deutschland erwirtschaftet
jährlich 225 Milliarden Euro. Darauf sind wir stolz. Die
Bundesregierung sollte zur Kenntnis nehmen, dass die
Logistikwirtschaft der drittwichtigste Arbeitgeber in
Deutschland ist und entsprechend handeln. Untersuchungen
zufolge wird der Verkehr in Deutschland bis
zum Jahr 2030 um bis zu 70 Prozent wachsen. Um die
steigenden Warenmengen transportieren zu können,
müssen wir alle Verkehrsträger ausbauen: Straße,
Schiene, Luft und Binnenschiff.
Würde die Einführung einer Pkw-Maut helfen, den
Sanierungsstau in der Infrastruktur aufzulösen?
Ich bin für die Pkw-Maut. Aber die Einnahmen müssen
ZurPerson
Zeitistein knappes
Gut für den Ulmer
Unternehmer und
Vielfahrer (60.000 Kilometer
im Jahr) Harald
Seifert (57), der
sich selbst als „Autonarren“
bezeichnet.
Sein Tagesablauf ist
durchgetaktet, der
Laptop stets dabei.
Dennoch engagiert er
sich stark ehrenamtlich.
In der Freizeit
joggt er gerne, spielt
Golf oder erliegt der
Faszination von Oldtimern.
Er wuchs mit
drei älteren Schwestern
in Ehingen auf,
stieg nach einer Lehre
in Ulm in den väterlichen
Betrieb ein.
Seifert ist verheiratet
und Vater zweier Söhne
24/20), die studieren.
225 Milliarden Euro jährlich erwirtschaftet Deutschlands Logistikbranche. Ein Grund, stolz zu sein, findet Harald Seifert.
11
[titelthema] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
zweckgebunden sein, und zwar für die Verkehrsinfrastruktur.
Aber ein tolles teures System, das erst in fünf
Jahren kommt, ist mir zu wenig. Ich bin durch und
durch Pragmatiker. Eine Vignetten-Lösung ließe sich
schnell umsetzen.
Wie ist die Situation der Lkw-Parkplätze?
Wir haben 25.000 Lkw-Parkplätze zu wenig in Deutschland.
Das Bundesverkehrsministerium ist bereits dabei,
das Problem zu bewältigen. Zurzeit werden etliche
gebaut, aber immer noch viel zu wenige: Es kann nicht
sein, dass Lkw auf der Autobahn auf dem Standstreifen
vor den Parkplätzen und Raststätten stehen. Die Unfallgefahr
ist riesengroß.
Stichwort Spritpreisentwicklung. Wie gehen Sie
mit dem kontinuierlichen Anstieg um?
Der Sprit macht im Transportbereich rund 30 Prozent
unserer Kosten aus. Mittlerweile hat sich in der Branche
eingebürgert, dass Spediteure mit ihren Kunden
sogenannte „Diesel-Floater“ vereinbaren. Den Preisen,
die man abrechnet, liegt eine Indexregelung zu Grunde.
Das ist das eine. Zudem kaufen wir als Unternehmen
sogenannte Slots ein, um uns längerfristig abzusichern.
Ich bemängle, dass die Politik es nicht schafft,
mehr Transparenz in den Markt zu bekommen. Ich fahre
jeden Morgen an einer Tankstelle vorbei und werde
auch im Unternehmen über die aktuellen, täglichen
Preise informiert, die Entwicklung der Preise im Tagesund
Wochenverlauf sind oft merkwürdig.
Ihr Unternehmen gibt es seit 1947. Was waren die
wichtigsten Schritte in der Firmenentwicklung?
Es sind drei Meilensteine: Erstens, mein Vater ist spät
aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Er
gründete ein Fuhrunternehmen, das mit eigenen Lastwagen
Transporte übernahm. Als Bub bin ich manchmal
mitgefahren. Zweitens, nach meinem Eintritt in
die Firma baute ich das Unternehmen in Richtung Spedition
weiter aus. Wir haben nicht nur eigene, sondern
auch Kollegen und Subunternehmen im nationalen
und internationalen Räumen eingesetzt. Drittens, vor
rund 25 Jahren haben wir eine eigene Tochtergesellschaft
für Logistik gegründet und bauten die Kontraktlogistik
systematisch aus.
Was bedeutet Kontraktlogistik?
Unsere Experten schauen sich die Prozesse und Wertschöpfungsketten,
die sogenannten Wertstromanalysen,
unserer Kunden an und finden heraus, wie sie sich
verbessern lassen. Dabei stehen Güter-, Daten- und Finanzströme
im Vordergrund. Das Schöne und Interes-
Eine Pkw-Maut einzuführen, hielte Harald Seifert an sich
für eine gute Sache. Aber nicht, wenn man fünf Jahre darauf
warten müsste. Also besser für den Anfang Vignetten.
12
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[titelthema]
sante an der Logistik ist, dass es so vielfältige Aufgaben
und Herausforderungen gibt. Wie zum Beispiel unsere
Tank- und Siloinnenreinigungsanlage, eine der modernsten
in Europa. Wir reinigen vollautomatisch 100
Fahrzeuge mit 350.000 Litern Wasser am Tag und bereiten
das wieder auf.
In diesem Bereich sind Sie auch für den Daimler-
Konzern aktiv.
Diese Zusammenarbeit ist eines unserer größten
Kontraktlogistikprojekte. Zuvor hatten wir nur „just
in time“ zugeliefert, also Waren und Bauteile zur richtigen
Zeit an die Produktionsbänder gebracht. Mit
dem Projekt nun für Daimler versorgen wir von unserem
Standort Malsch, bei Karlsruhe, die Bandfertigung
der A- und B-Klasse und erledigen für rund 250 Lieferanten
die sogenannte Just-In-Sequence-Belieferung.
Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System der Organisation
und Kommissionierung. Sogar Motoren montieren
wir vor.
Das klingt kompliziert. Können Sie es an einem Beispiel
für Laien veranschaulichen?
250 Daimler-Zulieferer liefern ihre Produkte zwei bis
drei Tage vor dem jeweiligen Produktionstermin an
unserem Standort an. Unsere Mitarbeiter entladen,
kommissionieren und sequenzieren etwa 25.000 Teile
täglich. Diese liefern wir in der richtigen Reihenfolge
zur richtigen Zeit für die richtigen Autos im halben
Stundentakt, rund um die Uhr, also 24 Stunden, produktionsgerecht
am Produktionsband an.
Logistik ist mehr, als nur eine
Fuhre von A nach B zu bringen.
Bei der sogenannten Just-
In-Sequence-Belieferung
montieren seine Leute sogar
Motoren für die A- und B-
Klasse von Daimler vor, berichtet
der Chef.
Symbiose Integrieren, modifizieren,
neu gestalten – USM Möbelbausysteme
verleihen Ideen konkrete Gestalt.
Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen
beim autorisierten Fachhandel.
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm-jungingen, tel. 0731-96 77 00
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt
contact@fey-objektdesign.de, www.fey-objektdesign.de
13
[titelthema] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
2014 wird ein neues Logistikzentrum
im Ulmer Norden
gebaut. Direkt an der Autobahn,
direkt am Containerbahnhof.
„Der Logistiker
sucht immer den optimalen
Standort mit günstigen Verkehrswegen“,
erklärt Harald
Seifert.
Für wen bieten Sie solche Kontraktlogistik-Dienstleistungen
an?
Wir sind europaweit für Konzerne und mittelständische
Unternehmen in den sechs Branchen Automotiv,
Baustoffe, Chemie, Papier, Pharma und Konsumgüter
tätig.
Die Autoindustrie klagt, dass die
Umsätze in Europa nicht so gut
ausfallen. Spüren Sie da schon
etwas?
Nicht bei den Modellen, die wir betreuen:
A- und B-Klasse. Wir sind
sehr dicht an der Produktion und
bekommen die Auftragslage hautnah
mit. Bei diesen Modellen läuft
die Produktion sehr gut, und wir
sind voll ausgelastet.
Wirsind
hautnah
ander
Produktion
dran
Die Logistikbranche ist ein Frühindikator für die
Wirtschaft. Wie läuft es in den anderen Branchen?
Wir können froh sein, dass in Deutschland die Konjunktur
– auch dank politischer Entscheidungen – gut
läuft. In Baden-Württemberg und Bayern haben wir
zum Glück eine sehr gute Wirtschaftsstruktur mit vielen
Familienunternehmen. Da läuft das Geschäft gut.
Nimmt man das internationale Geschäft hinzu, spüren
wir einen Mini-Einbruch.
Wie sieht es in Ihrer Gruppe
aus?
Wir planen, 2013 mehr als 100
Millionen Euro umzusetzen. Wir
sind auf einem guten Weg, haben
gute Aufträge und neue gute Ideen.
Wir sind an 20 Standorten in
Deutschland und Polen mit rund
745 Mitarbeitern tätig. Es sind gerade
drei neue Standorte mit drei
neuen Projekten hinzugekommen. In Mannheim, im
Raum Leipzig und für Porsche ein 36.000 Quadratmeter
großes Warehouse in Ehingen-Berg. Außerdem werden
wir 2014 ein neues, modernes 24.000 Quadratmeter
großes Seifert-Logistikzentrum in Ulm-Nord bauen.
14
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[titelthema]
Dies wird in drei Hallenabschnitten geplant. Bereits
jetzt sind 50 Prozent der Lagerflächen vergeben. Es entsteht
direkt an der Autobahnausfahrt und direkt am
Containerbahnhof. Denn der Logistiker sucht immer
den optimalen Standort mit den günstigen Verkehrswegen.
Wie gut ist denn der Speditions- und Logistikstandort
Ulm/Neu-Ulm?
Hervorragend. Und das sage ich nicht nur, weil ich Logistiker
bin. Externe Gutachter bescheinigen unseren
beiden Städten eine überdurchschnittliche Logistikstärke.
Die kann man sogar sehen, wenn man auf der
A 8 fährt. Logistik findet überall im Alltag statt. Die vielen
Produktionsunternehmen, die sich im Ländereck
Ulm angesiedelt und entwickelt haben, können nur so
erfolgreich agieren, weil sie von starken Logistikunternehmen
unterstützt werden. Ich gehe sogar noch weiter
und sage, dass eine starke Logistik in Ulm/Neu-Ulm
dazu beiträgt, dass sich zukünftig weitere Produktionsunternehmen
hier ansiedeln werden. Logistik ist ein
positiver Standortfaktor.
Ihr Unternehmen ist im Juni mit dem Eco Performance
Award ausgezeichnet worden. Was unternimmt
Ihre Gruppe, um Ökologie, Ökonomie und
Soziales zu verbinden?
Bei uns im Unternehmen gibt es ein Paket an Maßnahmen.
Wir haben – ohne gesetzlichen Zwang – schon 45
Lkw mit Euro VI-Motoren angeschafft, die 15 Prozent
weniger Treibstoff verbrauchen und dementsprechend
weniger Schadstoffe ausstoßen. Unsere Führungskräfte
sind weniger unterwegs, weil wir uns europaweit
häufiger per Videokonferenzen mit unseren Kunden
abstimmen. Wir stellen ein Fünftel unserer Energie
selbst her – regenerativ. Ich persönlich stelle an einer
roten Ampel über die Eco-Taste den Motor meines
Pkws ab. Wir haben Wasserspartasten im ganzen Unternehmen.
Die Reinigungsanlage ist mit der Biogasanlage
verbunden. Da sind wir eines der führenden Unternehmen.
Auch testen wir derzeit Wasserstoffstapler.
Das sind nur verschiedene Ausschnitte unseres Portfolios.
Ich als Unternehmer und wir als Seifert Gruppe
möchten vorne mit dabei sein.
Sie lassen Lkw-Fahrer am Simulator trainieren. Ist
so etwas üblich in der Branche?
Wenn man sich so umhört, ist das doch eher selten. Unseren
Leuten aber macht das riesigen Spaß.
Ein großes Reizthema sind die sogenannten
Lang-Lkw.
Lang-Lkw, Giga-Liner, 60-Tonnen-Monstrum: Hätte das
Umweltfreundliches Verhalten
ist ihm im Unternehmen,
aber auch als Privatmann
wichtig, sagt Harald Seifert.
An einer roten Ampel stelle er
natürlich den Motor ab.
bulthaup b3
Folgt keinen
schnellen Trends.
Sondern
Überzeugungen.
Grüner GmbH
Neue Straße 113
89073 Ulm
Tel. 0731 92705930
15
[titelthema] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Aus dem Transportbetrieb seines Vaters hat Harald Seifert ein Logistikunternehmen gemacht, das täglich 800 Lkw-Ladungen disponiert.
MitDienstleistungen
rasantgewachsen
InzweiterGeneration führt Harald Seifert
seine Logistikgruppe. 1976 trat er in
den Transportbetrieb seines Vaters ein,
der damals fünf Mitarbeiter beschäftigte.
Heute arbeiten für die Seifert Logistics
Group (SLG) 750 Mitarbeiter an 18 Stand
orten. 2012 steigerte die Gruppe ihren
Umsatz um 16 Prozent auf 92 Millionen
Euro. Seiferts Unternehmen disponiert
für mehr als 1000 Kunden aus den Bereichen
Automotive, Chemie, Pharma, Papier,
Konsumgüter und Baustoffe täglich
mehr als 800 LkwLadungen. Der eigene
Fuhrpark umfasst 240 Fahrzeugeinheiten,
zudem fahren mehr als 270 festintegrierte
Subunternehmer für Seifert im Corporate
Design des Ulmer Unternehmers. Die
Lagerfläche entspricht der Größe von
rund 30 Fußballfeldern. Ein Schwer punkt
liegt auf der Kontraktlogistik. In deren
Rahmen reinigt SGL beispielsweise Silotanks
für die Chemie bran che. Firmenchef
Harald Seifert en ga giert sich stark ehrenamtlich.
Er ist unter anderem Regionalgruppensprecher
Allgäu/Bodensee der
Bundesvereinigung für Logistik, Mitglied
im Verkehrsausschuss des Deutschen Industrie
und Han delskammertages, Mitbegründer
und zweiter Vorsitzender des
LogistikClusters Ulm/NeuUlm und Vizepräsident
der IHK NeuUlm.
AMB
Fahrzeug keinen so komischen Namen, gäbe es die Diskussion
auf der politischen Ebene gar nicht. Ich spreche
vom Öko-Liner. Von den Kritikern würde ich gerne
eine vernünftige Begründung hören, warum sie gegen
den Öko-Liner sind. Wenn diese Gründe stichhaltig
sind, überzeugen sie mich auch. Der baden-württembergische
Verkehrsminister Winfried
Hermann von den Grünen
findet aber keine. Das Ganze ist ein
an den Haaren herbeigezogener politischer
Nonsens.
Was macht den Lang-Lkw in
Ihren Augen zum Öko-Liner?
Wo heute drei herkömmliche Lkw
fahren, könnten auf bestimmten
Touren und mit speziellen Gütern
künftig zwei Öko-Liner fahren. Das verringert den
Spritverbrauch und den Schadstoffausstoß um circa
33 Prozent. Die Kosten für den Transport sinken. Das
kommt auch den Verbrauchern zugute.
Es heißt aber doch, dass die langen Lkw Brücken
und Fahrbahnen beschädigen.
DerStreit
umden
„Öko-Liner“
istpolitischer
Nonsens
Die Tonnage bliebe ja bei 40 Tonnen. Darum gäbe es
auch keine Probleme mit Brücken oder Straßen. Da
müsste nichts umgebaut werden. Es geht beim Öko-
Liner ums Volumen. Warum kann man für leichte Güter
wie zum Beispiel Styropor, Windeln oder Verbandsstoffe
nicht bestimmte Strecken festlegen und
freigeben?
Betrifft Sie das Thema Fachkräftemangel,
oder rennen
Ihnen die Leute die Bude ein,
weil Sie so interessante Jobs zu
bieten haben?
In der Spedition und Logistik
herrscht Fachkräftemangel, weil
unsere sehr interessante Branche
unterbewertet wird. Aber daran
arbeiten wir. Die Seifert-Gruppe sucht immer gute Leute.
Wir haben aber durch den langjährigen Mitarbeiterstamm
eine sehr gute Mannschaft, darauf bin ich besonders
stolz. Das Schöne ist, dass wir wachsen und
auch jungen Leuten Führungsnachwuchs-Positionen
anbieten können. Diese sind mit Leidenschaft in der
Logistik tätig. Überhaupt ist Leidenschaft ein gutes
16
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[titelthema]
Wort. Denn Leidenschaft ist für mich der Grundgedanke.
Wenn ich Leidenschaft für einen Beruf habe,
dann ist es die Berufung. Meine Leidenschaft ist die Logistik.
Bleibt Seifert Logistik ein Familienunternehmen?
Ich habe das Glück, dass ich nicht wie manche Familienunternehmen
in Deutschland vom Nachwuchsproblem
betroffen bin. Da ich zwei Söhne habe, auf die
ich stolz bin. Beide studieren derzeit. Einer war gerade
als Werksstudent da, der andere kommt demnächst für
sechs Monate in die Firma, bevor er seinen Master
macht. Sie studieren in die richtige Richtung: International
Management der eine und BWL mit Schwerpunkt
Logistik der andere. Nach Auslandsaufenthalt
und Fremderfahrung steht dem Eintritt in die Firma
nichts entgegen. Beide Söhne sind bei den Strategieund
Führungskräftemeetings bereits dabei.
Und bis zur Übergabe?
Wir haben ein sehr langjähriges und gutes Führungskräfteteam.
In den vergangenen Jahren sind wir sehr
stark gewachsen und top aufgestellt gewesen – und
sind es immer noch.
Wie anstrengend ist es, mit Ihnen in Urlaub zu
fahren?
Ich bin Workaholic. Ich arbeite gerne und bin ein positiv
denkender und leidenschaftlicher Mensch. Ich
kann mich auf die Sekunde fokussieren. Meinen Ausgleich
finde ich bei meiner Familie, beim Golfen und
bei meinem Hobby, den Oldtimern.
DAS GESPRäcH FÜHRTEN
KAREN EMLER, LEITERIN
DER WIRTScHAFTSREDAKTION DER SÜDWEST PRESSE,
UND ALExANDER BÖGELEIN,
REDAKTIONSLEITER UNTERNEHMEN [!]
FOTOS: MARc HÖRGER
DOKUMENTATION: DANIEL GLANZ
Die Aussichten, dass die Seifert-Logistics-Gruppe
in Familienhand
bleibt, sind gut, erzählt
Harald Seifert im
Gespräch mit Karen Emler
und Alexander Bögelein.
Seine beiden erwachsenen
Söhne studieren schon „in die
richtige Richtung“.
17
[finanzieren] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
HeutezahltderSchwarm
Ob Buch oder Start-up. Nicht für alle Ideen gibt es sofort einen Kredit von der Bank. Ein neues Finanzierungsinstrument
ermöglicht die Verwirklichung dennoch: Crowdfunding. Das Internet bringt die Geldgeber zusammen.
Um ihren deutsch-peruanischen Phantasy-Roman
Qayqa drucken zu lassen
und den Illustrator bezahlen zu können,
suchte Ritti Soncco Unterstützer im Internet.
„Das Manuskript über die mystische
Welt Perus verpackt in ein Märchen war fertig,
aber ich hatte keinen Verlag“, erzählt die
selbstständige Schriftstellerin und Filmemacherin
aus Ulm. Auf der Online-Plattform
Startnext warb die 29-Jährige deshalb per Videobotschaft
um Spenden. „Über meinen Blog
wusste ich von Fans, die auf das Buch gewartet
haben und mich unterstützen wollten.“
Innerhalb eines Monats hatte Soncco gut
3000 Euro zusammen.
„Es hat mich
positiv überrascht,
wie gut das funktioniert
hat. Ich bin
sehr dankbar, dass
so viele Menschen
etwas gegeben haben“,
sagt die
Künstlerin, die
halb Deutsche und
halb Peruanerin Der Schwarm finanziert
ist. Das Geld reicht Ritti Sonccos Roman.
nun sogar noch für
eine Lesetour durchs Land. Insgesamt gaben
45 Unterstützer zwischen 5 und 500 Euro.
Zum Dank erhielten sie dafür ein handsigniertes
Qayqa-Exemplar, eine namentliche
Erwähnung in der Danksagung des Romans
und einen persönlichen Dankesbrief.
Diese noch junge Methode, Geld aufzutun,
heißt Schwarmfinanzierung. Die Idee: Viele
kleine Investoren entscheiden unabhängig
voneinander in ihrer Gesamtheit darüber, ob
ein Produkt finanziell gefördert wird oder
nicht. Wer Geld sammeln will, stellt dafür auf
speziellen Internetplattformen sein Projekt
Hier ein Schein, da ein Schein – auch wenn viele
Leute nur kleine Summen springen lassen, lässt
sich so manches Projekt verwirklichen.
18
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[finanzieren]
vor, um möglichst viele Unterstützer zu gewinnen.
Außerdem sollte er dazu bereit sein,
über soziale Netzwerke mit seinen Unterstützern
zu kommunizieren. Dafür bekomme er
schon vor der Produkteinführung ein Feedback
vom Markt, kostenloses Marketing und
eine Vielzahl aktiver Multiplikatoren. Geschickt
wird dabei mit dem Begriff der sogenannten
Schwarmintelligenz gearbeitet. Gemeint
ist, dass sich aus vielen Entscheidungen
Einzelner eine profitable Weisheit der Masse
– englisch Crowd – herauskristallisiert.
EinBuCHalSDankESCHön
Es gibt zwei Arten von Schwarmfinanzierung:
Beim so genannten Crowdfunding werben
Kreative wie Soncco Spenden für künstlerische
Projekte wie Bücher, Musik-CD oder Kinofilme
ein. Als Gegenleistung gibt es das
Produkt oder eine Eintrittskarte. Crowdfunding
begann 2009 in den USA mit der Plattform
Kickstarter, seit 2010 bieten auch hierzulande
immer neue Online-Marktplätze wie
etwa Startnext ihre Dienstleistungen an.
Daraus entwickelt hat sich europaweit das sogenannte
Crowdinvesting, das noch einen
Schritt weiter geht: Insbesondere Start-ups
versorgen sich über Online-Plattformen wie
Companisto, Seedmatch oder Innovestment
mit Kapital privater Investoren. „Beim Crowdinvesting
erhält der Kapitalgeber Unternehmensanteile
am Gründungsunternehmen“,
erklärt Hans Rauth, stellvertretendes Vorstandsmitglied
der Sparkasse Neu-Ulm – Illertissen.
Das könne sowohl in der echten Gründungsphase
als auch in einer späteren
Expansionsphase der Fall sein. Erwirtschaftet
das Unternehmen Gewinn oder wird es mit
Gewinn verkauft, streichen die Anleger ihre
Rendite ein. „Allerdings wissen wir nicht erst
seit der Lehman-Pleite oder dem Scheitern des
Neuen Marktes, dass hohe Chancen mit hohen
Risiken untrennbar verbunden sind“, gibt
Rauth möglichen Investoren zu bedenken.
EinSchwarm,zwei
Finanzierungstypen
Crowdfunding: Dabei handelt es sich
in der Regel um Spenden, die auf Online-Plattformen
eingeworben werden,
um künstlerische oder soziale Projekte
wie Konzerte oder Filme zu verwirklichen.
Zum Dank bekommen die
Spen der eine Naturalrendite in Form
des Produkts, einer Eintrittskarte oder
der namentlichen Erwähnung, sei es
im Abspann oder auf der Verpackung.
Crowdinvesting: Bei dieser Variante
erwerben Investoren über spezielle
Online-Portale Unternehmensanteile.
Sie werden zu stillen Gesell schaftern
und stellen dem Unternehmen dadurch
frisches Kapital zur Verfügung.
Investoren erwarten eine Rendite.
Macht das Unternehmen Gewinne
oder wird es mit Gewinn verkauft, profitieren
auch die Anleger.
hof
Wir finanzieren den Mittelstand.
Nutzen Sie das Sparkassen-Finanzkonzept für Firmenkunden.
[finanzieren] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
dreimal so viele wie 2009 – Tendenz weiter
steigend. In Europa werden etwa 200 gezählt,
hierzulande sind derzeit 20 aktiv.
In Ulm treibt vor allem Andreas Dukek-Haferkorn
von der Kulturfahrschule, einem Treff
für Künstler und Kreative, dieses Thema voran.
Er versucht, über Startnext bis zu 300.000
Euro einzusammeln, um die zehnspurige
Bowling-Bahn im Universum-Center, einem
1970 eröffneten Hochhausklotz, zu einer
Eventlocation umzubauen. Zudem möchte er
bis Ende 2014 eine eigene Crowdfunding-
Plattform für Projekte und Unternehmen aus
Bayern und Baden-Württemberg anbieten.
Die Zahl der Plattformen wächst rasant: 200 sind es mittlerweile in Europa.
Professor Dirk Schiereck ist Inhaber des Lehrstuhls
für Unternehmensfinanzierung an der
TU Darmstadt: „Für Start-ups ist diese Finanzierungsform
deshalb interessant“, erklärt er,
„weil viele nur geringe Rücklagen und oft keinen
Zugang zum klassischen Bankkredit haben.“
Zwar gebe es auch Venture-Capital-Firmen
oder Business Angels, also eine Art
Mentoren, die sich finanziell am Unternehmen
beteiligen und die Existenzgründer mit
Know-how und Kontakten unterstützen, „jedoch
kann längst nicht jedes Unternehmen
einen solchen Sponsor für sein Vorhaben gewinnen“.
Auch Marc Evers, Mittelstandsexperte
beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag
(DIHK) in Berlin, sieht im
Crowdinvesting eine „interessante Finanzierungsalternative
für Start-ups“. Selbst die von
der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission
Forschung und Innovation geht
davon aus, dass das Modell eine „zunehmend
wichtige Rolle in der Frühfinanzierungsphase
von Unternehmen“ spielen könnte. „Bei größeren
Kreditbeträgen muss man allerdings
Fortsetzung
folgt–nur
wennder
Schwarm
eswill
sehr viele Kapitalgeber gewinnen“, sagt Evers.
Eines dürfe man auch nicht vergessen: „Man
präsentiert seine Idee dann einem breiten Publikum,
möglicherweise auch Plagiatoren.“
Nichtsdestotrotz wächst der Markt rasant:
Laut Crowdfunding-Report der US-Marktforscher
„Crowdsourcing LLC“ sammelten entsprechende
Initiativen 2012 weltweit über 2,1
Milliarden Euro ein – 91 Prozent mehr als im
Vorjahr. Seit 2009 hat sich das Marktvolumen
verfünffacht. Die Höhe der erschwärmten Beträge
nimmt ebenfalls zu, wie auch die Zahl
der Plattformen. Mit etwa 530 gibt es weltweit
kliCkumkliCkPromotion
Den Erfolg von Schwarmfinanzierungen erklärt
Professor Gottfried Vossen vom Institut
für Wirtschaftsinformatik der Universität
Münster so: „Durch soziale Netzwerke im Internet
ist es sehr einfach geworden, innerhalb
kurzer Zeit viele Geldgeber zu erreichen und
mit Informationen zu versorgen.“ Denn sind
erst einmal Unterstützer gefunden, verbreiten
diese die Idee per Klick wiederum in ihren
Netzwerken und so weiter, bis genügend
Geldgeber zusammen sind. „Innerhalb kurzer
Zeit lässt sich der Bekanntheitsgrad enorm
steigern. Soziale Netze und Blogs leisten hier
Unvorstellbares“, sagt Vossen.
Manche Plattformen geben bestimmte Mindestbeträge
vor, die eingesammelt werden
müssen, damit ein Projekt realisiert wird.
Oder die Unternehmen nennen den Kapitalbedarf,
den sie mindestens erschwärmen wollen.
Kommen die Summen nicht zustande,
wird das Vorhaben abgeblasen und die Investoren
erhalten ihr Geld zurück. Damit das
klappt, müssen sie sich vorher registrieren.
„Schwarmfinanzierung funktioniert insbesondere
bei kleineren, kreativen Projekten.
Oder zur Herstellung von Produkten, die einen
gewissen Reiz und eine eigene Fangemeinde
haben“, sagt Nikolaus Hertle, Leiter
Innovation bei der IHK Ulm. Skeptisch ist er
hingegen, wenn größere Summen aufgenommen
werden sollen: „Wenn ein Unternehmen
für seine Vorhaben keine Finanzierung auf
herkömmlichem Weg bekommt, hat das
meist seinen Grund.“
Soncco jedenfalls ist überzeugt vom Crowdfunding.
Sie unterstützt auch selbst künstlerische
Projekte. Derzeit schreibt sie an der Fortsetzung
von Qayqa, aus der auch ein Buch
werden soll – wenn der Schwarm es will. [!]
Petra hoffknecht
20
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[führen]
SchweigenistallesanderealsGold
Mittelständische Firmenchefs scheuen häufig die kommunikation mit der Öffentlichkeit und den Medien. Doch das ist
nicht ratsam und rächt sich in Konfliktsituationen, sagt Professor Markus Rhomberg von der Zeppelin-Universität
Viele Familienunternehmen geben sich im
Umgang mit der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend.
Medienanfragen werden manchmal
sehr spät oder nur teilweise beantwortet. Angaben
zum Umsatz gibt es selten, zur Ertragslage
erst recht nicht. „Einen Zwang zur Auskunft
gegenüber der Presse haben die
Unternehmen nicht“, sagt Markus Rhomberg,
Professor für Politische Kommunikation an
der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.
Jedoch gilt auch für Familienunternehmen,
wenn sie in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft
geführt werden, die gesetzliche Publizitätspflicht.
Sie müssen auch abhängig von
Größe und Rechtsform ihren Jahresabschluss
veröffentlichen. Anders verhält es sich bei Personengesellschaften.
Gründe für die Intransparenz
gibt es laut Rhomberg mehrere. Viele
Firmenchefs dächten: „Ich möchte nicht, dass
meine Mitbewerber, Lieferanten und Mitarbeiter
wissen, wie gut oder schlecht das Unternehmen
da steht.“ Gegenüber Medien herrsche
schlicht großes Misstrauen.
Allerdings setze ein Wandel ein. Die jüngere
Generation der Unternehmer habe ein anderes
Verhältnis zu Medien und ein anderes Verständnis
von Transparenz. Verschwiegenheit
könne sich ein Unternehmen heute ohnehin
nicht mehr leisten. Die Suche nach guten Fachkräften
und Auszubildenden lasse sich viel
Markus Rhomberg, Professor für Politische Kommunikation an der Zeppelin Universität.
eher lösen, wenn man als Unternehmen öffentlich
wahrgenommen wird.
Ein Beispiel für dieses Umdenken ist das Tettnanger
Outdoor-Unternehmen Vaude. Jahrelang
wurden nur wenige Daten preisgegeben:
„Ich habe hier die Vorgehensweise meines Vaters
fortgeführt“, sagt Chefin Antje von Dewitz.
Inzwischen ist das anders. „Je transparenter das
Unternehmen kommuniziert, umso mehr
kann man Entscheidungen verständlich machen.“
Viele Firmen merkten erst, wie wichtig
Öffentlichkeit ist, wenn es schon zu spät ist,
sagt auch Rhomberg. Denn in Krisen- oder
Konfliktsituationen fänden Journalisten bei
schlechter Kommunikation in der Regel andere
Quellen – enttäuschte Mitarbeiter, einen
Betriebsrat oder auch einen Politiker aus der
Region. „Und dann hat man die Botschaft als
Unternehmen nicht mehr unter Kontrolle.“ [!]
kathrIn Streckenbach/özlem YIlmazer
Firmenmüssenaufihreanliegenaufmerksammachen
Einen Mentalitätswandel bei vielen Familienunternehmen
fordert der Präsident des Baden-
Württembergischen Industrie- und Handelskammertages
und Ulmer IHK-Chef Peter
Kulitz. „Es ist enorm wichtig, dass Familienunternehmer
ihre Interessen in die Gesellschaft
hinaustragen“, sagte Kulitz. Das Wirken
von Familienunternehmen sei in den
Regionen sehr vorteilhaft, werde aber nicht
angemessen dargestellt.
Mehr als 90 Prozent der Betriebe im Südwesten
sind Familienunternehmen. Eine gewisse
Verschwiegenheit
vor allem bei kleinen
und mittleren
Betrieben habe
sich aus Tradition
und Mentalität heraus
entwickelt.
Der Begriff Familienunternehmen
weise bereits darauf
hin: „Das ist eine
Familie, und die
BWIHK-Chef Peter Kulitz
appelliert an Firmen.
privaten Dinge einer Familie werden nicht
außen exponiert“, sagt Kulitz. Auch dass es in
der Regel keine Publizitätspflicht für Personengesellschaften
gibt, spiele eine Rolle, so
der Kammerpräsident. Öffentlichkeitsarbeit
sei wichtig, etwa wenn es um Folgen von politischen
Entscheidungen für die Betriebe gehe.
Familienunternehmer sollten sich stärker öffentlich
äußern. „Ein anderer Umgang mit
Medien bietet die Chance, seine Anliegen öffentlich
zu machen“, sagte Kulitz, der selbst
ein Familienunternehmen führt. [!] Str/YIl
21
Kinderspielzeug? Von wegen. Der vermeintliche Klotz wird einmal das Innenleben eines Autokühlers. Der Ingenieur simuliert hier die Temperaturverteilung
in einem Windkanal: Von außen strömt kühlere Luft (blau) durch den Kühler.
Die Meister der Simulation
Probieren geht über Studieren? Je nachdem. Wo es um komplexe Technologie geht, können Testreihen viel Geld
verschlingen. Und sind oft überflüssig. Das beweist die Wenger Engineering GmbH mit ihren Simulationen.
Eine Gründungsgeschichte wie aus dem
Hochglanzprospekt der Ulmer Wissenschaftsstadt:
Der Hauptakteur, ein hochqualifizierter
Wissenschaftler von der renommierten
Zürcher ETH, sondiert nach dem
Studium seine Chancen, wird auf ein neues
Projekt einer Konzernforschungseinrichtung
in Ulm aufmerksam und vom Fleck weg dafür
engagiert. Als sein Vertrag nach drei Jahren
ausläuft, wagt er den Sprung in die Selbstständigkeit.
Das Equipment besteht aus einem
Laptop, geliehenen Möbeln und einem handtuchgroßen
Büro in der Technologiefabrik
Ulm. Dazu kommen jede Menge Kontakte, die
er zwischenzeitlich geknüpft hat.
Heute, sechs Jahre später: Das vormalige Ein-
Mann-Start-up, die Wenger Engineering
GmbH, beschäftigt 20 Mitarbeiter und verfügt
über ein weltweites Kundennetz. Die Idee
trägt, die Nische des hochspezialisierten Ingenieurbüros
hat sich als ausbaufähig erwiesen.
Dr. David Wenger ist ein Fachmann auf dem
Gebiet der Thermodynamik. Ein Spezialgebiet
ist die thermische Simulation. Teure Versuchsreihen
werden, wo möglich, ersetzt
durch komplexe Berechnungen am PC. „Dadurch
können wir schon früh in einer Projektphase
sagen, ob etwas funktioniert – oder
nicht“, erklärt Wenger. Das ist der entscheidende
Vorteil für seine Kunden.
WiE Dick MuSS Ein kabEl SEin?
Das Know-how von Wenger und seinem interdisziplinär
besetzten Team aus den Bereichen
Verfahrens-, Luft- und Raumfahrttechnik
sowie Chemieingenieurwesen ist zum
Beispiel beim Anschluss von Offshore-Windparks
per Hochspannungskabel gefragt. Wie
dick muss, wie dünn darf so ein Kabel sein?
Durch den komplexen Aufbau solcher Leitungen
und die jeweils unterschiedliche „Einbausituation“
würden Standardberechnungen zu
falschen Ergebnissen
führen. Eine
bestimmte Maximaltemperatur
aber darf das Kabel
an keiner Stelle
überschreiten. Da
das Leitermaterial
(Kupfer) sehr teuer
ist, birgt eine präzise
Simulation ein
Von der ETH Zürich nach
Ulm: David Wenger. Einsparpotential
in Millionenhöhe.
Als Wenger 2004 am damaligen Daimler-
Chrysler-Forschungszentrum anheuerte, war
er mit der Entwicklung der Brennstoffzellen-
Technologie befasst, konkret: mit der Betankungsproblematik
entsprechender Fahrzeuge
mit Wasserstoff. Wird dieser, hochverdichtet,
in einen kleinen Tank gepresst, verändert er
seine Temperatur. Ziel war es, die optimale
22
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[machen]
Tankstelle zu entwickeln. „Eine der besten in
Deutschland steht am Stuttgarter Flughafen,
an der Optimierung waren wir beteiligt“, sagt
Wenger. Die Führung von Kühlkanälen zur
Optimierung der Strömungsverhältnisse bei
Verbrennungsmotoren oder sich je nach Konfiguration
unterschiedlich stark erhitzende
Batterien sind weitere Arbeitsfelder. Aktuelle
Projekte befassen sich mit der Kühlung von
Batterien in Elektro- beziehungsweise Hybridfahrzeugen
und dem Ziel der Hersteller,
möglichst kleine, leichte und kostengünstige
Motoren zu entwickeln.
EinSTEin TuT DEM iMaGE GuT
Im vergangenen Jahr habe seine Firma „knapp
60 Projekte von knapp 30 Kunden“ bearbeitet,
Aufträge „von Japan bis Kalifornien“. Doch
wie nun schafft es ein kleines Büro, von Ulm
aus die nötige Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen? Etwa zwei Drittel der Aufträge basierten
auf Empfehlungen, verrät Wenger. Weil er
sich nicht allein darauf verlassen will, geht er
immer wieder auf Kongresse und auch Fachmessen.
Nicht schlecht fürs Firmenimage sei
die Adresse in der Einsteinstraße, dagegen –
und das erstaunt – beziffert er die Synergien
durch die Wissenschaftsstadt auf dem Oberen
Eselsberg doch als eher marginal.
Zwei Drittel seines Teams bestehen aus Ingenieuren,
die Wenger weltweit rekrutiert.
Auch auf diesem Feld geht die Perspektive
weit über Ulm hinaus: „Ulm“, sagt Wenger,
„ist viel zu klein, um solche Spezialisten zu
finden.“
Wird das noch etwas mit der Brennstoffzellentechnologie,
für die er einst von Zürich
nach Ulm gekommen ist? Die Probleme scheinen
gravierend zu sein, der Serienstart solcher
Autos verschiebt sich immer weiter nach hinten.
Derlei Bedenkenträgerei ist nichts für
Wenger, da ist er zu sehr Ingenieur aus ganzem
Herzen: „Natürlich wird es gelingen“, sagt
er. Schließlich steckten in den Autos mit heutiger,
konventioneller Verbrennungstechnik
ungezählte Ingenieursarbeitsleben – aus einer
Spanne von mehr als 100 Jahren. Im Vergleich
dazu sei bisher doch nur ein winziger
Bruchteil Arbeitszeit in die Brennstofftechnologie
geflossen. Und die Ingenieure sind
quicklebendig. [!]
THOMAS VOGEL
Jedes Zuhause hat
seinen eigenen Stil.
Wir wissen ihn
zu schätzen !
Herrenkellergasse 19 · 89073 Ulm
Tel.: +49-(0)731-9380760
www.engelvoelkers.com/ulm
Immobilienmakler
Touchscreen war gestern
– Myestro versteht Gesten
Wenger Engineering funktioniere auch gut
ein paar Wochen ohne ihn – so gut organisiert
sei das Unternehmen, sagt David Wenger. Die
Freiräume nutzt er aber gleichermaßen beruflich:
in seiner Myestro Interactive GmbH. Ihr
Produkt sei eine Revolution, ein Meilenstein
der Technikgeschichte. Es geht dabei darum,
dass sich ein Bildschirm durch Gesten steuern
lässt. Ein Touchscreen ist im direkten Vergleich
dazu schon wieder Technik von gestern.
Entwickelt wurde die Zauberlösung von
einem technikversierten Partner und Tüftler,
Wenger ist in der gemeinsamen Firma fürs
Unternehmerische und die Vermarktung zuständig,
was über Lizenzen geschehen soll.
Spielen kann man mit Myestro auch, Technik-
Freaks könnten ihre Haustechnik daran koppeln,
Faulpelze ersparen sich sogar den Griff
zur Fernbedienung.
Doch Wenger hat auch eine Anwendung
auf gänzlich anderem
Gebiet im Sinn,
in der Kranken- und
Seniorenbetreuung:
Anfassen überflüssig: Der Gesten-Schirm Myestro
reagiert sogar auf ungeübte Besucher.
Stürzt eine Person in einem Raum, der von einem
Myestro-Sensor überwachtwird, erkennt
das System auch darin eine Geste. Es schlägt
Alarm und rettet so einem womöglich hilflosen
„User“ das Leben. In der kleinen Versuchsecke
bei Wenger Engineering installiert, hat
das System immerhin gleich mal bewiesen,
dass es sich selbst einem
ungeschult gestikulierenden
Besucher unterwirft.
[!]
TV
23
[machen] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
DieLetztenihrerArt
Klempner, Glaser, Schuhmacher – die gab es einst in jedem Städtchen. Heute werden vor allem auf dem Land
qualifizierte FachkräfteimHandwerk immer rarer. Dabei sind die Karrierechancen ausgezeichnet.
Der Absatz ist links abgelaufen, und der
Reißverschluss schließt am Rechten
nicht richtig. Ansonsten haben die geliebten
Lederstiefel Schnee, Matsch und
Streusalz gut überstanden. Zum Wegschmeißen
fraglos zu schade: 140 Euro haben sie vor
drei Jahren gekostet und passen wie angegossen.
Also ab zur Reparatur mit ihnen, bevor
der nächste Winter über uns hereinbricht.
Aber wer repariert Stiefel? Im oberschwäbischen
Riedlingen gibt es eine Antwort: „Breitfeld“.
So heißt in der rund 10.000 Einwohner
zählenden Stadt der einzige verbliebene
Schuhmodeladen mit Reparaturservice aus
Meisterhänden.
EinEtrAurigEListE
Franz Breitfeld gehören diese Hände, und sein
Name steht auf einer traurigen Liste der Handwerkskammer
Ulm: neben Klempnern, Glasern,
Parkettlegern und vielen anderen; neben
Handwerkern, die in ihrem Ort allesamt die
einzigen Vertreter ihres Gewerks sein sollen,
ob in Kirchheim, Laupheim, Westhausen
oder eben Riedlingen im Kreis Biberach.
Breitfeld wundert seine Alleinstellung wenig.
Als er 1983 seine Meisterprüfung als Schuhmacher
ablegte, „waren wir schon nur 15 Leute
– aus ganz Baden-Württemberg und Bayern“.
Und heute ist es für Betriebe sehr viel
schwerer Handwerkernachwuchs zu finden,
da ein immer höherer Prozentsatz eines Jahrgangs
sich nach der Schule für ein Studium
entscheidet. „Die das Handwerk heute noch
lernen“, sagt Breitfeld, „orientieren sich zudem
meistens in Richtung Orthopädieschuhmacher,
der auf individuelle Schuhanpassungen
bei Fußschäden spezialisiert ist.“
Der 59-jährige Breitfeld versucht hingegen,
betagte Modeschuhe wieder ordentlich aussehen
zu lassen. Mit einem Fräskopf formt er in
Wo gibt‘s das noch – einen Schuhmachermeister,
der selber Hand anlegt? In Riedlingen. Franz
Breitfeld gehört zu den Letzten seiner Zunft.
24
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[machen]
seiner Werkstatt die Rundungen des zu erneuernden
Winterstiefelabsatzes. Am Ende färbt
er ihn mit schwarzem Wachs – fertig. 10 bis 15
Minuten braucht der Meister für den Absatz,
für den Reißverschluss deutlich länger. „Den
und das Innenfutter müssen sie erst sauber
raustrennen, die Länge abmessen und den
Reißverschluss aus der Meterware rausdrücken
und alles separat wieder einkleben beziehungsweise
nähen und einfassen. Das dauert
mindestens eine halbe Stunde.“ Rund 40
Euro verlangt Breitfeld für beide Arbeiten. Bei
einem Billigstiefel für 50 Euro würde sich die
Reparatur kaum lohnen.
niEmEHrQuALDErWAHL
Vor vielen Jahren habe es noch sieben Schuhanbieter
in Riedlingen gegeben, erinnert sich
Breitfeld, und auch einen, der nur mit Schuhreparaturen
sein Geld verdient hat. Aber wie viele
andere musste
auch dieser Fachmann
schließen –
vor nicht allzu langer
Zeit erst ein
Jahrzehnte altes
Fachgeschäft, das
ebenfalls Reparaturen
übernahm.
Tobias Mehlich, Geschäftsführer
der Handwerkskammer,
befürchtet Versorgungsprobleme.
Jetzt gibt es in Riedlingen
neben Filialen
von Deichmann
und Quick-
Schuh, nur noch
einen Ortho pä dieschuhmach
er, eine
Schuhmodespezialistin und eben Breitfeld.
Wer seine Stiefel reparieren lassen möchte,
Ein Teil von Franz Breitfelds Handwerkszeug (von links): Lederaufrauher, Kneipe, Schuhmacherhammer,
Beißzange, Heft mit Ahle, Oberlederschere (für weicheres Leder), Bodenlederschere und Lochzange.
muss zu Breitfeld gehen oder, wie der Meister
sagt, 20, 30 Minuten mit dem Auto fahren.
Diese Konzentration in der Nahversorgung
gibt es in immer mehr Orten und Handwerksbereichen,
berichtet Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer
der Handwerkskammer Ulm:
„Der Fachkräftemangel im Handwerk gefährdet
nicht nur Arbeitsplätze in der Region von
der Ostalb bis zum Bodensee, sondern auch
die Versorgung. Heute haben wir keinen Azubi
auf eine freie Stelle, morgen keinen Gesellen,
der den Auftrag des Kunden abarbeiten
kann. Übermorgen ist dann auch kein Nachfolger
mehr da, der den Betrieb übernimmt.
An manchen ländlichen Standorten in der Region
kann das in Zukunft ein richtig großes
Problem werden.“ Positiv ausgedrückt, entfällt
für die Leute auf dem Land immer häufiger
die Qual der Wahl, negativ gesehen, werden
sie von einem Anbieter abhängig, sofern
Wir bringen Ihre Ideen in Form
Professionelles Publishing von der Idee bis zum Endprodukt
Sie suchen einen kompetenten Medienpartner, der Ihre Anzeige,
Ihren PR-Auftritt oder Ihr Magazin von der Idee bis zum
Erscheinungstermin betreut und umsetzt?
Als Profis für Medienprodukte aus dem Print- und
Onlinebereich beraten wir Sie gerne und gestalten mit
Ihnen Ihre individuelle Publishing-Lösung.
?
mediaservice ulm
Südwest Presse Media Service GmbH
Frauenstraße 77 · 89073 Ulm · Tel.: 0731 156 606
E-Mail: info@mediaservice-ulm.de
SÜDWEST PRESSE
www.mediaservice-ulm.de
25
[machen] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Ein gutes Schuhsortiment gibt es noch vielerorts – nicht aber die Leute, die von der Pike auf gelernt haben, wie man es bürstet, hegt und pflegt.
es noch einen gibt, oder sie müssen weit fahren
oder hohe Anfahrtskosten zahlen.
Der demografische Wandel wird dabei den
Mangel an Fachkräften im Handwerk noch
vergrößern. Das zeigen die Zahlen des Fachkräftemonitors
der Industrie- und Handelskammern
(IHK) im Südwesten, der das Fachkräfteangebot
und die -nachfrage in 105 Berufsgruppen
und 18 Branchen bis zum Jahr
2030 beschreibt:
„In der Region Bodensee-Oberschwaben
werden
zwischen 2013
und 2030 durchschnittlich
mehr
als 13.000 Fachkräfte
fehlen“, sagt
Heinrich Grieshaber,
Präsident der
IHK-Geschäftsführer Otto IHK Bodensee-
Sälzle wirbt für „Karriere Oberschwaben. Im
mit Lehre“.
Gebiet der IHK
Ulm werden es in
dem Zeitraum 12.000 sein, in Baden-Württemberg
220.000. Dabei steht in der Region Ulm
einem vergleichsweise geringen Mangel an
Akademikern ein Bedarf von etwa 5500 nichtakademischen
Fachkräften mit mittlerer und
hoher Qualifikation gegenüber. „Hier liegt das
eigentliche Fachkräfteproblem“, sagt der
Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, Otto
Sälzle. Zu den Nicht-Akademikern mit hoher
Qualifikation zählten Leute mit einer Weiterbildung
zum Techniker, Meister, Fach- und
Betriebswirt. „Wer eine Karriere mit Lehre
anstrebt, ist auf jeden Fall auf der Gewinnerstraße“,
sagt Sälzle, sind doch die Bedarfszahlen
für hoch beruflich Qualifizierte in der
Region siebenmal so hoch wie die für akademische
Berufe. Nur bei gering qualifizierten
Arbeitskräften sei ein Überangebot zu beobachten.
Für Breitfeld bedeutet diese Entwicklung im
Moment vor allem mehr Arbeit: In seiner acht
Quadratmeter großen Werkstatt warten auf
dem Boden und auf Tischen viele Schuhpaare
auf ihre Reparatur. „So acht bis zehn Tage
müssen die Kunden im Normalfall schon warten
können“, sagt Breitfeld. „Wir haben Wäschekörbe
voller Arbeit, und ich kann das nur
nebenher machen. Das Hauptgeschäft ist ja
der Schuhverkauf.“ In diesem Bereich verdient
der Meister das meiste Geld. Der Umsatz
reicht, um drei Mitarbeiter im Verkauf zu beschäftigen.
„Der Kuchen ist durch die gesunkene
Zahl an Schuhanbietern in Riedlingen
aber nicht größer geworden“, sagt Breitfeld.
„Schließlich gibt es heute das Internet und
solche Mitbewerber wie Deichmann oder
Quick-Schuh, wobei ich zum Glück mit unserem
Sortiment andere Kunden anspreche, die
bereit sind, mal 100 Euro und mehr für einen
Qualitätsschuh auszugeben.“
Was Breitfeld beruhigt, ist die geregelte Nachfolge.
Sein Sohn wird den Laden einmal übernehmen.
„Er leitet momentan in einer anderen
Stadt eine Filiale von einem anderen Unternehmen.“
Ansonsten ginge eine
ungewöhn lich lange Tradition zu Ende: Seit
1779 verkauft und repariert die Familie Breitfeld
Schuhe in Riedlingen. Das ist urkundlich
belegt. Ob der Reparaturservice bleibt, ist allerdings
fraglich. Denn auch sein Sohn ist
kein gelernter Schuhmachermeister mehr,
sondern Kaufmann. [!] ANDREAS CLASEN
Dakommtder
Abtrittanbieter
ÜberdieJahr-
hunderte hat die
Welt eine Vielzahl
von Branchen und
Berufen kommen
und gehen sehen.
Eine lesenswerte
Zusammenstellung
findet sich in
„Verschwundene
Arbeit“ von Rudi Palla (Christian
Brand stätter Verlag, 35 Euro).
Private Toiletten zum Beispiel sind eine
relativ neue Einrichtung. Noch im Mittelalter
erleichterten sich die Menschen
ungeniert auf Straßen, auf Treppen,
in Hinterhöfen. Im 18. Jahrhundert
wuchs ein neues Schamgefühl, es wurden
sogar Vorschriften erlassen, nicht
vor aller Augen seine Notdurft zu verrichten.
Die Stunde eines neuen Berufs
hatte geschlagen: des Abtrittanbieters.
Das waren armen Schlucker, die in großen
Städten einen Kübel und einen
Sichtschutz – meist einen großen Umhang
– zur Verfügung stellten. Dem Beruf
war keine Zukunft beschieden. Im
19. Jahrhundert setzten sich Bedürfnisanstalten
durch – und das war’s.
Manche Berufe, die fast verschwunden
waren, erleben freilich eine Renaissance,
wenn auch nur in bescheidenem
Umfang. So gibt es heute wieder mehr
Hufschmiede, dem Trend zum Freizeitpferd
sei Dank. Womöglich taucht eines
Tages auch der Abtrittanbieter
wieder auf – und tingelt von Bierzelt zu
Bierzelt.
iSt
26
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[machen]
Frischer Spargel
auf Knopfdruck
Cola, Milch, Fleisch, Postkarten, aber auch Regen schir me, Zahnbürsten,
Hundefutter und Slips. Es gibt fast nichts, was man nicht aus einem Automaten
ziehen kann. Die Vending-Branche wächst.
Man sieht sie an allen Ecken und Enden,
in Bahnhöfen, Parkhäusern, auf
Schulhöfen, auf Flughäfen – manchmal
stehen sie auch am Wegesrand und halten
für Fahrradfahrer mit Plattfuß einen Ersatzschlauch
parat. Praktische „Erste Hilfe“
bieten auch die Automaten, die an Teichen
und Bächen stehen. Aus ihnen können vergessliche
Angler vor Ort gekühlte Würmer
ziehen. Die sogenannten Vending-Maschinen
sind aus unserem Alltagsleben nicht mehr
wegzudenken. Zu jeder Tageszeit werfen sie
alles Mögliche aus. „Im Prinzip gibt es alles.
Doch Spitzenreiter sind ganz klar die Kaffeeautomaten,
von denen es allein in Deutschland
bis zu 210.000 Exemplare gibt“, sagt Mieke
Feldmann vom Bundesverband der
Deutschen Vending-Automatenwirtschaft
(BDV) e.V. in Köln. Diese Kaffeeautomaten findet
man als sogenannte „Table top“-Tischgeräte
mitunter in Arztpraxen, Werkstätten und
in den Verkaufsräumen von Autohäusern –
oder eben als wuchtige Standgeräte, die zum
Beispiel in Kantinen oder Krankenhäusern
auf Knopfdruck hunderte von Tassen am Tag
aufbrühen.
EIN MOCCACINO? BITTESEHR!
Für viele Besucher oder Mitarbeiter ist das eine
feine Sache, denn die Zeiten, in denen Automatenkaffee
einen fahlen Geschmack auf
der Zunge hinterlassen hat, sind wohl fast
überall vorbei. Mieke Feldmann: „Heute kann
man selbstverständlich zwischen Cappuccino,
Moccacino, Latte Macchiato, Espresso und
vielen weiteren Sorten wählen.“
Auch Bio-Produkte, Grillfleisch und frische
Milch findet man heutzutage nicht mehr ausschließlich
beim Metzger oder im Supermarkt.
Mieke Feldmann: „Immer mehr Landwirte
erkennen die Zeichen der Zeit und
befüllen außerhalb der Öffnungszeiten des
Die modernen Automaten verfügen über ausgetüftelte
Kühlsysteme: Da bleibt der Spargel frisch.
Foto: © Reika/Fotolia.com
27
[machen] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Man kann fast alles in einen Automaten
stecken. Findige Landwirte zum Beispiel
halten ihren Hofladen auf die Art rund um
die Uhr geöffnet.
Fotos Fotolia.com; Fleisch: © gradt; Zahnbürste: © Ilya Akinshin; Milch: © TrudiDesign; Kaffee: © Fanfo; Eier: © philipus
Der Klassiker spuckt Kaffee aus
Die Zahlen sind enorm. Tag für Tag
werden in Deutschland an den Vending-
Automaten (das englische Wort Vending
steht für Verkauf) neben Snacks und Lebensmitteln
aller Art über zehn Millionen
Heißgetränke wie etwa Kaffee sowie Millionen
von Kaltgetränken verkauft.
Die Zahl der in Deutschland betriebenen
Getränke- und Verpflegungsautomaten
beträgt nach brancheninternen Schätzungen
500.000, darunter etwa 293.500
für die Ausgabe von Heißgetränken. Für
Hofladens eigene Verkaufsautomaten mit
Spargel, Eiern und Kartoffeln.“
Das ist praktisch. Übrigens gibt es das
frische Gemüse nicht ausschließlich gegen
Bares. Immer mehr moderne Automaten sind
mittlerweile mit der kontaktlosen NFC-Technik
ausgestattet. Bei dieser „Near Field
Communication“-Methode können Daten dadurch
übertragen werden, dass man die
Scheckkarte nur noch an das Gerät hält – und
fertig.
Diese einfache Form der Bezahlung gilt natürlich
auch für die Betriebe, in denen sich sogenannte
„Genussautomaten“ zu beliebten
Treffpunkten für Angestellte und Arbeiter gemausert
haben. Beim kurzen Plausch kann
Zehn Millionen Heißgetränke servieren Automaten in Deutschland jeden Tag.
den kleinen Hunger zwischendurch gibt
es über 47.700 Snack- Automaten, und
an etwa 2800 Stück kann man Eis bekommen.
Mehr als 80 Prozent der Geräte stehen
dem Verband zufolge nach wie vor in Unternehmen.
Insbesondere in kleineren
Betrieben bilden Automaten häufig das
einzige Verpflegungsangebot, vor allem
dort, wo die Kantine aufgrund hoher Betriebskosten
nicht mehr wirtschaftlich zu
betreiben war.
SL
man hier den Kaffee zwischendurch, einen
Pausensnack oder auch eine warme Mahlzeit
genießen. Die Auswahl ist stattlich. Ob Sauerbraten
mit Semmelknödel, Rindergulasch mit
Spiralnudeln, Rahmschnitzel mit Spätzle
oder Kassler mit Sauerkraut. Die vermutlich
„kleinsten Kantinen der Welt“ servieren alles,
was der Magen begehrt und sind vor allem für
Leute im Schichtbetrieb ein Segen, wenn der
Hunger auch außerhalb der Öffnungszeiten
der Betriebskantinen groß ist.
DER KÜHL SCHRANK GRILLT
Diese „Genussmenü-Automaten“ sind als
Kombination aus Kühlschrank und Mikrowelle
kleine Wunderwerke der Technik. In
ihnen werden Frischgerichte sachgerecht gelagert
und auf Knopfdruck schnell und schonend
zubereitet – rund um die Uhr.
Speziell die großen Essens- und Getränkeautomaten
tragen zum Wohl der deutschen Warenautomatenwirtschaft
bei. 2012 konnte sie
einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro verzeichnen
– Tendenz steigend. Lediglich im
Jahr 2009 gab es eine Kurve nach unten: „In
diesem Jahr hatten viele Firmen Kurzarbeit
angemeldet und dementsprechend gingen
auch die Verkäufe an den Automaten in den
Betrieben zurück“, erklärt Feldmann.
Trotz steigender Zahlen bei den Automaten-
Verkäufen verzeichnet die Branche im Bereich
der Tabakautomaten einen Abschwung,
eine Folge des gesetzlich ausgeweiteten Nichtraucherschutzes.
Aufgestellt werden die Geräte überwiegend
von selbstständigen Unternehmern. Im Auftrag
der jeweiligen Betriebe kümmern sich
diese Full-Service-Anbieter auf eigene Rechnung
um das Installieren, Einrichten, Beschicken
und Warten. Laut BDV hat ein Automatenbetreuer
in der Regel 20 Geräte am Tag
auf seiner Liste. Auch hier hilft moderne
28
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[machen]
Technik. Spezielle Übertragungsmodule in
den einzelnen Automaten ermöglichen es, alle
Verkaufsdaten und die aktuelle Gerätetemperatur
über Funk abzurufen. So ist die Befüllung
gut auch aus der Distanz planbar, weil
angezeigt wird, welche Produkte ersetzt werden
müssen. Die Daten sind per Mail jederzeit
abrufbar.
BITTE FÜR UNS SÜNDER ...
Automatenbetreuer, dies scheint ein Beruf
mit Zukunft zu sein. So sieht das auf jeden Fall
die Branche, die seit dem Jahr 2008 jungen
Menschen die Möglichkeit bietet, sich zur
Fachkraft für den Automatenservice oder
zum Automatenfachmann oder zur Automatenfachfrau
für den kaufmännischen oder
technischen Bereich ausbilden zu lassen.
Der Nachwuchs wird es in den kommenden
Jahren mit immer pfiffigeren Automaten zu
tun haben, die es den Nutzern mit ihren
„Touchscreen“-Flächen immer leichter und
auch unterhaltsamer machen. Denn es gibt
bereits Geräte, auf deren
Oberfläche Kurz- oder auch
Werbefilme flimmern – so
kann man sich die Wartezeit
auf den Kaffee auch versüßen.
Wer jedoch denkt, dass die
Vending-Automaten ausschließlich
für eine schnelllebige
Zeit des Fastfood-Konsums
stehen, der irrt. Das
beweist der „Gebetomat“: In
dessen Kabine können Ruhesuchende
für wenig Geld Gebete
erklingen lassen. Die
Fürbitten sind nach Weltreligionen
und ihren jeweiligen
Glaubensrichtungen geordnet
– es genügt, den Bildschirm
zu berühren. [!]
STEFAN LOEFFLER
Kein Kleingeld im Sack? Egal. Der Automat von
heute arbeitet gerne bargeldlos. Foto: Jofemar SA
Mehr Raum für Genuss
Egal in welchem Büro, egal in welcher Stadt:
Mit einer guten Tasse Kaffee oder Tee läuft
alles leichter. Nur: Wer kümmert sich um den
Einkauf, die Zubereitung, die Maschine, die
Pflege, den Service, die Bezahlung und das
Geschirr? Dallmayr Vending & Office bietet
professionelle Kaffeeversorgung aus einer
Hand. So können Unternehmen alle Fragen
zur passenden Kaffeemaschine, zum Einkauf,
der Reinigung und dem Service einfach
abhaken. Das Konzept „Genuss aus
einer Hand“ spart Zeit und Personalkosten.
Außerdem steigern eine gute Tasse Kaffee
oder ein Latte Macchiato die Motivation der
Mitarbeiter und stimmen Kunden positiv auf
Meetings ein. Mit der regelmäßigen Wartung
und Reinigung durch das Dallmayr Serviceteam
bleiben die Automaten und Kaffeemaschinen
dauerhaft topfit. Auch die bargeldlose
Bezahlung durch Dallmayr Card Systeme
läuft reibungslos, sicher und bequem. „Das
alleine ist schon eine runde Sache – aber wir
bieten noch mehr“, so Andreas Prestel, Geschäftsführer
von Dallmayr Vending & Office
in Ravensburg, Neu-Ulm und Stuttgart. „Ein
guter Kaffee schmeckt noch besser, wenn
das Ambiente stimmt. Unsere Vision ist,
rund um Kaffeegenuss zentrale Kommunikationstreffpunkte
zu schaffen, an denen sich
Mitarbeiter und Kunden wohlfühlen. Daher
bieten wir auch modulare Raumkonzepte –
je nach Platzangebot vom kompakten
Coffeepoint bis hin zur voll ausgestatteten
Kaffee-Lounge. Auch in Ihrer Stadt.”
Anzeige
Neugierig geworden? Gerne zeigen wir Ihnen,
wie bereits bei vielen unserer Kunden
neuer Raum für Genuss geschaffen wurde.
Denn wo Kaffee getrunken wird, findet
auch immer ein Austausch statt.
Kontaktieren Sie uns:
Dallmayr Vending & Office Ravensburg:
Tel. 07 51 - 97715-0
Key-Account-Manager: Pit Domes
Dallmayr Vending & Office Neu-Ulm:
Tel. 07 31 - 978 05-0
Vertriebsleitung: Axel Möhle
Dallmayr Vending & Office
Friolzheim bei Stuttgart:
Tel. 070 44-959-0
Vertriebsleitung: Gebhard Kielwein
Meine Stadt. Mein Büro.
Mein Kaffee.
www.dallmayr.de
29
[spezial] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
ImAuftragdesKundenunterwegs
Mit Logistik ist die Region zwischen Ulm, Augsburg und Kempten schon seit langem ein Schwergewicht. Seit es den
Logistik-ClusterSchwaben gibt, wird dies zunehmend auch außerhalb bekannt.
Verbraucher sind mitunter merkwürdige
Wesen. Auf der Autobahn ärgern sie
sich, weil sie wegen langer Lkw-Kolonnen
nicht schnell genug vorwärtskommen.
Zuhause machen sie sich auf dem Sofa bequem,
sie bestellen Smartphones von
Samsung oder Apple per Mausklick, dazu
Schuhe in zweierlei Größen und dreierlei Farben.
Von denen sie aber nur ein Paar behalten,
den Rest ins Paket packen und zurückschicken.
Nur die wenigsten Verbraucher, die den
Online-Handel boomen lassen, machen sich
wohl bewusst, dass sie damit Warenströme in
Fluss setzen, über die er sich dann als Autofahrer
ärgern. Denn irgendwie müssen die Produkte
aus Asien in die schwäbischen Wohnungen
kommen.
„Logistik ist freilich viel mehr, als einen Lkw
von A nach B zu schicken“, sagt Robert Schönberger,
Geschäftsführer des „Logistik-Clusters
Schwaben“ (LCS). Das Bild von der Logistik in
den Köpfen vieler Menschen und das Image
der Branche würden aber immer noch sehr
stark von Lastwagen geprägt. Dabei sei Logistik
ausgesprochen vielseitig, sie verbinde
Menschen, Unternehmen und Regionen. Logistik
stelle sicher, dass Rohstoffe und Teile
für die Produktion vorrätig sind. Logistik plane
und manage den gesamten Produktionsprozess.
Zur großen Bandbreite an Aufgaben
gehöre auch, dass die Logistiker als Dienstleister
Produkte kommissionieren und konfektionieren
– nach den individuellen Wünschen
der Kunden.
Räumlich erstreckt sich der vor zwei Jahren
gegründete Cluster von der Region Ulm/Neu-
Ulm bis nach Augsburg und ins Allgäu. Damals
hatten 33 Unternehmer aus den IHK-
Regionen Schwaben und Ulm und den beiden
Kammern den Verein gegründet. Mit der Präsentation
eines „Logistik-Atlas Schwaben“,
den die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply
Sinnbild für Logistik: Das Image wird immer
noch stark von Lastwagen geprägt.
30
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[spezial]
Chain Services
(SCS/Nürnberg),
ging der „Logistik-
Cluster Schwaben“
(LCS) erstmals an
die Öffentlichkeit.
Die Welt der Logistik
wurde seither
nicht völlig neu erfunden,
und ein
Robert Schönberger vom starker Logistik-
Logistik-Cluster.
Standort war die
Region auch vorher
schon. Geändert hat sich nach den Worten
Schönbergers, dass die Region mit ihrem Cluster
nun auch aufgrund der PR-Arbeit, diversen
Messeauftritten sowie Networking in der
Fachpresse und bei Entscheidern stärker beachtet
werde. Als er sich auf die Stelle des Geschäftsführers
bewarb, hatte er angenommen,
sie sei in Stuttgart angesiedelt, gibt Schönberger
unumwunden zu. Doch für seine neue
Aufgabe wechselte er von Wiesbaden nach
Augsburg. Dort hat er bei der Industrie- und
Handelskammer ein Büro – ebenso wie in
Ulm. Schönberger arbeitet beharrlich daran,
dass der Cluster auch außerhalb von Ulm und
Bayrisch Schwaben mehr Aufmerksamkeit
bekommt. Eine stärkere Wahrnehmung sei
für die Entwicklung der Unternehmen sehr
wichtig, sagt Harald Seifert, Chef der gleichnamigen
Logistik-Gruppe, und stellvertretender
LCS-Vorstandsvorsitzender „Denn wir wollen
auch vor Ort weiter wachsen und die Region
stärken.“
Unterdentop18
Mit gewisser Genugtuung registrieren die
mittlerweile 90 Mitgliedsunternehmen, dass
die Experten der Fraunhofer SCS als anerkanntes
Forschungs- und Beratungsinstitut
die Region zwischen Ulm und Augsburg als
eine der 18 „Top-Logistik-Regionen“ in
Deutschland mit einem überdurchschnittlichen
Beschäftigungswachstum identifiziert
haben. Wenn nun die Verantwortlichen des
Mitgliederzahlfast
verdreifacht
Im Juli 2011 von neun Unternehmen initiiert
und mit 33 Mitgliedern aus der
Transport- und Logistikbranche, der
produzierenden Industrie, dem Handel
sowie den beiden IHK Schwaben und
Ulm gestartet, vertritt der LCS heute
bereits 90 Mitglieder. Insgesamt hält
die die Logistikbranche in Schwaben
derzeit rund 47.000 Arbeitsplätze bereit.
Ähnliche Cluster-Organisationen
gibt es z.B. für Mechatronik (landesweites
Cluster in Bayern), für Faserverbundstoffe
(Carbon-Composite-Verein,
Augsburg) sowie für Nutzfahrzeuge
und Biotechnologie (Ulm).
tv
Clusters die zentrale Lage in Europa anpreisen,
ihre Nähe zu den fünf größten süddeutschen
Ballungsräumen, all die guten Standortfaktoren,
die Vielfalt und die Stärken ihrer
Von Airbus bis Zeiss
Über 1.000.000 m ² Logistikflächen geplant und realisiert.
Nething Generalplaner
Architekten und Ingenieure
Wegenerstraße 7
89231 Neu-Ulm
www.nething.com
Büros in Berlin, Günzburg, Leipzig, Stuttgart . Ein Unternehmen der Nething Gruppe
Nething
Generalplaner
Architekten
Ingenieure
31
[spezial] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Foto: © davis/Fotolia.com
Logistik ist viel mehr, als einen Lkw von A nach B zu schicken. Dazu gehört Lagerhaltung ebenso wie
Konfektionieren und Kommissionieren von Waren nach Maß – und alles zur richtigen Zeit.
Mitgliedsunternehmen, betreiben sie im
Grunde Standortpolitik.
„Cluster zeigen, wo die Stärken der Region liegen,
und sie schärfen das Profil der Region als
Wirtschaftsstandort“, erklärt Vorstandsmitglied
und IHK-Hauptgeschäftsführer Otto
Sälzle (Ulm). „Wo es eine starke Logistik gibt,
Foto: Christophe Fouquin/Fotolia.com
Foto: © Monkey Business /Fotolia.com
Landkreisemitsehr
gutennoten
derLogistik-AtlasSchwaben schlüsselt
das Standort-Angebot und die Investoren-Nachfrage
für verschiedene
Logistik-Typen auf, zumeist „landkreisscharf“.
Was die Standortattraktivität
für die Produktionsversorgung betrifft,
so schnitten in den IHK-Regionen
Schwaben und Ulm fast alle Landkreise
„überdurchschnittlich“ ab. Berücksichtigt
wurden dabei Faktoren wie Industriedichte,
Flächenverfügbarkeit,
Autobahnnähe sowie die Dienstleisterdichte.
Für Neu-Ulm, Augsburg und
Augsburg-Land gab es für diese Faktoren
die Bestnote „sehr hoch“. Infos unterwww.logistik-schwaben.de
tv
da rollt auch die Produktion hin“, ergänzt
Schönberger. Je mehr die Logistikunternehmen
über die Lieferkette und als Kontrakt-
Logistiker in Produktionsprozesse integriert
werden, desto bedeutender wird ihre Rolle.
Und desto mehr steigt ihr Anteil an der Wertschöpfung.
Als Partner ihrer Kunden entwickeln
sie stetig individuelle Dienstleistungsangebote.
Diese Kontraktlogistik gehört zu
den großen Trends „Sie bleibt attraktiv, da sie
eine höhere Wertschöpfung verspricht“, sagt
Schönberger. Und beim Gros der Neugründungen
in der Branche gehe es um Dienstleistungen
in Tätigkeitsfeldern, für die dann
keine firmeneigenen Lastwagen mehr angeschafft
werden müssten.
Aber auch die Logistik leidet in all ihren Aufgabenfeldern
zunehmend an ein Fach- und
Arbeitskräftemangel – von den Lageristen
über den Verwaltungsbereich bis hin zum Management.
Besonders schwierig ist die Lage
bei den Berufskraftfahrern. Der Grund: Es
kommt kein personeller Nachschub mehr aus
der Bundeswehr. Deshalb sei es umso wichtiger,
das Image der Branche zu polieren.
PLANUNG
BERATUNG
ENGINEERING
www.scherr-klimke.de
32
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[spezial]
Dass sie ferner am eigenen Netzwerk knüpfen,
das Forschung, Kommunen und Wirtschaft
im Interesse der Gesamtregion zusammenführe,
gehört für zu den weiteren
Kernaufgaben des Clusters, sagt Schönberger.
Als „Integrationsplattform“ sei der Cluster
auch eine Plattform, auf der man gemeinsam
Themen bearbeitet, die für einzelne Unternehmen
nur schwer zu stemmen seien: Man
kann Hochschulen einbinden und zum Beispiel
Logistikdienstleister an Infrastruktur-
Fragen beteiligen.
Natürlich gibt es immer etwas zu verbessern
an den Rahmen- und Standortbedingungen
sowie in der Verkehrsinfrastruktur. Hier müsse
die Branche in Politik und Öffentlichkeit
Bewusstsein für ihre Bedürfnisse schaffen.
Und was fehlt sonst noch? Schönberger muss
nicht lange überlegen. Ein Hafen. Natürlich
ist er sich im Klaren, dass der Wunsch dem
Reich der Träume entstammt. Die Weiterentwicklung
der direkten Container-Verkehre zu
den Seehäfen steht dennoch auf der Agenda.
Handys, iPad, Sofa: Wer hat‘s organisiert? Die Logistiker.
Nach einer Untersuchung von Fraunhofer
SCS bietet gerade dieses Feld Logistikern gute
Zukunftschancen. Als wichtigen Schritt in
diese Richtung wertet Schönberger daher,
dass es seit diesem Monat wieder einen Containerzug
vom Güterverteilzentrum Ulm aus
nach Italien geben werde. [!]
thomas vogel
WAS? WANN?
WER? W0?
Die Unternehmen des schwäbischen Logistiknetzwerks
geben Antworten und bieten Lösungen!
Treten Sie mit uns in Kontakt:
Logistik-Cluster Schwaben (LCS) e.V. · Augsburg 0821/3162 - 363
Ulm 0731/173 - 285 · info@logistik-schwaben.de · www.logistik-schwaben.de
33
[leben] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Merk-Würdig
„Guten Tag, Herr äääääääähhhh ...“ Peinlich, peinlich. Es soll ja Leute geben, deren Gedächtnis unfehlbar ist. Wer
nicht dazugehört, muss zu Tricks greifen. Ein Mentaltrainer empfiehlt, sich Geschichten und Bilder auszudenken.
Je schräger, desto besser – „merk-würdig“ halt. Ein Test mit unserem Team.
Man trifft jemanden auf der Straße, weiß genau, dass man
den Gegenüber kennt, aber der Name will einem partout
nicht in den Sinn kommen. Sicher ist es jedem schon einmal
so ergangen. Oder man wechselt den Job und bekommt
es im neuen Unternehmen binnen kürzester Zeit mit lauter
neuen Gesichtern zu tun. Natürlich, die haben sich alle beim ersten
Mal vorgestellt, aber wer kann sich schon so viele Namen auf einmal
merken?
Oliver Geisselhart, seines Zeichens Gedächtnistrainer, sagt, dass es dafür
eine sehr effiziente Methode gibt. Das Prinzip ist einfach: Man
denkt sich eine Geschichte aus, die zu dem jeweiligen Namen und der
Person passen könnte. Je skurriler und „merk-würdiger“, desto besser
bleibt das kleine Filmchen vor dem geistigen Auge im Gedächtnis. Er
selbst habe ein Fläschchen Olivenöl im Koffer und eine Domina-Geißel,
um sich – zum Beispiel bei öffentlichen Auftritten – vorzustellen:
Dann schlägt er sich ein-, zweimal mit der Geißel hart auf den Rücken
und reibt sich mit Olivenöl ein. Die Leute vergessen seinen Namen
nicht.
DER LEHM-MANN UND DER LANGHAARIGE
Das abgedrehte Kopfkino läuft bei Geisselhart auch gleich an, als er
Fotos der vier Südwest Presse-Mitarbeiter (Foto auf der rechten Seite)
anschaut, die zusammen mit Redaktionsleiter Alexander Bögelein das
Wirtschaftsmagazin „unternehmen [!]“ auf die Beine stellen: „Herrn
Lehmann stelle ich mir ganz wörtlich als den Lehm-Mann vor. Der
schmiert sich selber mit Lehm ein, weil es gut für die Haut ist. Wenn
ich mir jetzt noch vorstelle, wie er sich sein akkurat sauberes Hemd
einschmiert, wird es noch bescheuerter – und damit merk-würdiger.“
Was Tobias Lehmann (45) im echten Leben als realitätsfernen Unfug
von sich weisen würde, ist er doch als Objektleiter „unternehmen !“ für
die Anzeigen zuständig und durch und durch seriös.
Art Director Alen Pahic macht Geisselharts Phantasie gleich zum
Herrn Peitsch – „es reicht, wenn es ähnlich klingt.“ Der lässt seine eh
schon längeren Haare so lange wachsen, bis er sich mit ihnen selber
peitschen kann. Nicht, dass der 41-jährige Grafikchef so etwas vorhätte.
Er lacht, als er die Geschichte hört. Bildchefin Bozena Demski (47),
„obwohl sie sehr freundlich und nett schaut“, demoliert im Kopfkino
des Trainers ihre Skier oder sie dämmt sie. „Denn das Bild sollte vom
Klang her den Namen wiedergeben.“ Nun gut, die echte Frau Demski
hat gar keine Skier, sondern früher Basketball in der 2. polnischen
Bundesliga gespielt. Die Frau Städele geht in Geisselharts Vorstellung
zum Städtele hinaus, bei schönem Wetter setzt sie ihre Sonnenbrille
auf und trällert das alte Lied „Muss i denn, muss i denn zum …“ Mit dem
Spruch sollte man der Redakteurin im echten Leben besser nicht kom-
men – „ich weiß nicht, wie viele tausend Mal ich das schon gehört
habe“, sagt die 49-Jährige und verdreht die
Augen.
Was zu einem wichtigen Punkt führt:
Vergessen oder gar nicht merken
– das sind zwei Paar Stiefel
Die Details
seiner Na-
mensmerk-Phantasien sollte
man besser für sich behalten.
Die Technik mag für Laien kompliziert
klingen. Immer wieder hö-
re er, „da muss ich mir ja viel mehr
merken als nur den Namen“,
sagt Geisselhart. „Aber das
ist ja der Trick.“ Die Welt-
rekordzahl beim Merken
von Vor- und Zunamen
liege bei 201 Personen
in 15 Minuten. „Da
schafft es auch Otto
Normalverbraucher,
sich in drei bis
fünf Minuten zehn
Namen zu merken.“
Schon seit knapp drei
Jahrzehnten steht der
„Ich habe noch nie im Vortrag etwas vergessen, da können
Sie mich um drei Uhr nachts wecken“, sagt Oliver Geisselhart.
„Wenn ich etwas nicht weiß, habe ich es nicht vergessen, sondern
mir gar nicht erst gemerkt.“
140 Vorträge hält der 45-Jährige pro Jahr, früher noch deutlich
mehr. Negative Erlebnisse habe er in Zusammenhang mit seinem
Beruf eigentlich gar keine gehabt, sagt der in Friedrichshafen
geborene Mentaltrainer. Dafür jede Menge schöne Erfahrungen
wie den ersten Zeitungsbericht über ihn, den ersten
Vortrag vor mehr als 1000 Leuten, den ersten Fernsehauftritt
und auch den Moment, in dem er sein erstes selbst verfasstes
Buch in Händen hielt.
GAL
34
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[leben]
45-Jährige auf der Bühne, TV- und Radio-Auftritte, volle Hallen und
mehrere Bücher zeigen seinen Erfolg. Weltweit werde er von Unternehmen
gebucht, berichtet er. Zu dem Metier gekommen ist er über
seinen Onkel Roland Geisselhart, den er respektvoll als „den Gedächtnispionier
in Europa“ bezeichnet. „Schon mit 12 war ich bei seinen
Seminaren mit dabei, mit 14 und 15 Jahren habe ich gemeinsam mit
meinem Onkel mit Kleingruppen gearbeitet.“ Als 16-Jähriger vertrat
er dann erstmals den Onkel als Trainer für Erwachsene – selbst erst gut
1,60 Meter groß, durchaus eine Herausforderung.
AM ANFANG WIRD ERST MAL ANGEGEGEBEN
Respekt verschaffe er sich immer gleich zu Beginn mit einer kleinen
Angebernummer, erzählt Geisselhart: Die Seminarteilnehmer dürfen
ihm 20 Begriffe, verbunden mit einer Zahl, wahllos zurufen.
„Wenn ich dann anschließend weiß, dass 18 ,Stau auf der Autobahn’
war und 5 die ,Deckenbeleuchtung’, dann erkennen sie mich als Experten
an.“
Jeder könne vom Gedächtnisbesitzer zum Gedächtnisbenutzer werden
und seine Gedächtnisleistung um ein Vielfaches steigern – davon
ist er überzeugt. Das beschränke sich nicht nur auf Namen und Gesichter,
sondern funktioniere auch beim Vokabeln lernen, den Tagesplan
oder Fachbegriffe behalten oder auch, wenn man eine Rede ohne
Spickzettel halten will. Grundschema ist immer das Assoziieren, das
Denken in Bildern, verbunden mit einer Emotion. Da ist natürlich eine
gehörige Portion Kreativität gefragt. Beispiele für Vornamen gefällig?
Markus gibt der Mark einen Kuss, die Claudia klaut ein Dia, Matthias
isst einen Matjes-Hering, und die Wiebke wippt im Keller. [!]
WERNER GALLBRONNER
35
Haben Sie alle Namen identifiziert? Redakteurin Irmgard Städele, Objektleiter Tobias Lehmann, Art Director Alen Pahic und Bildchefin Bozena Demski (v. l. n. r.).
Die neue Ulmer Synagoge, der „steile Zahn“ der Schapfenmühle oberhalb der Stadt – 2 von um die 2000 Projekten, die Schmid in 50 Jahren hochgezogen hat.
Bodenständig in die Zukunft
Solidität, Verlässlichkeit, Innovationskraft – über 50 Jahre hinweg hat das Bauunternehmen Schmid damit allen
Konjunkturstürmen erfolgreich getrotzt. Die Baltringer besitzen eine hohe Kompetenz bei heiklen Bauaufgaben.
Seine Bauschilder sind in der Region beinahe
allgegenwärtig. Bis zu 30 Baustellen
befinden sich bei guter Auftragslage
parallel in der Ausführungsphase, an die
2000 Bauten insgesamt hat das Bauunternehmen
Matthäus Schmid im Verlauf von 50 Jahren
errichtet, ganz genau weiß das nicht einmal
mehr der Gründer.
Der Überblick im relevanten Bereich blieb
freilich immer erhalten. Denn während viele
Baufirmen der Region in den zurückliegenden
Jahren aufgeben mussten, beschritt die in
zweiter Generation geführte Firma aus dem
bei Laupheim gelegenen Baltringen einen stetigen
Expansionspfad. Mit derzeit 300 Mitarbeitern,
davon rund 240 gewerblichen, und
der geballten Erfahrung im Haus sei man in
der Lage, Projekte in höherer zweistelliger
Millionengröße ebenso zu bewältigen wie
bautechnisch diffizile Aufträge. Fridolin
Schmid, der zusammen mit seinen Brüdern
Felix und Christian das Geschäftsleitungs-
Trio bildet, nennt die Edelsichtbeton-Bauten
der Ulmer „Neuen Mitte“ als Beispiel.
Das Biberacher Jordanbad, die Synagoge in
Ulm, der „steile Zahn“ in Gestalt des 116 Meter
hohen Getreidesilos der Schapfenmühle bei
Ulm-Jungingen sind weitere Projekte, ebenso
die Akademie für Kommunikation Ulm, der
Erweiterungsbau der Hochschule Biberach,
jede Menge Firmenzentralen, gewerbliche Gebäude
und natürlich Brücken, darunter die
Blautalbrücke in Ulm oder – aktuell – das
neue Donauviadukt bei Untermarchtal.
Da drängt sich die Frage an den Gründer förmlich
auf nach den Fehlern, die er in den ersten
36
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[machen]
eine Chance für den „Baltringer Haufen“
749.-*w
Nivona CafeRomatica
757 schwarz
Gründer Matthäus Schmid und seine Söhne (von links) Fridolin, Christian und Felix.
* mit Cappuccino und Latte-
Macchiato-Funktion und Spülpflege-
Automatik für Milchaufschäumer
Sein eigener Chef sein – dieses Ziel hatte
Maurermeister Matthäus Schmid nicht
eben zu einem glücklichen Zeitpunkt in
die Tat umgesetzt, nämlich am 1. Januar
1963. Das war mitten in einem später legendär
gewordenen, weil schier nie endenden
Winter. Der unverhoffte Auftrag
für einen Heizungsumbau rettete den
Jung unternehmer und seine fünf festen
Angestellten über Kälte und Baustillstand
hinweg. Der Bau einer Villa für den Unternehmer
Uhlmann, der „dem Baltringer
Haufen eine Chance gab“, war ein weiterer
dankbar angenommener Anschub: Es
war der Anfang der bis heute währenden
Zusammenarbeit mit dem Verpackungsspezialisten
aus Laupheim. Schon zwei
Jahre nach der Gründung hatte Schmid
15 Leute; der Bau boomte. Wohnungsund
Brückenbau bildeten die Grundpfeiler.
Seitdem kennen die Kurven von Umsatz
und Mitarbeiterzahl nur noch eine
Richtung: nach oben. Im Jahr 2012 hat
das heute von den drei Söhnen des Gründers
geführte Familienunternehmen rund
100 Millionen Euro erwirtschaftet. tv
Jahrzehnten eben nicht begangen habe? Matthäus
Schmid (75), nicht mehr im operativen
Geschäft tätig, aber noch oft in der Firmenzentrale
präsent, spricht ein unverstelltes Schwäbisch,
strahlt die Solidität eines bodenständigen
Handwerkers aus – und hat damit einen
Teil der Frage schon beantwortet.
Wider den ZeitgeiSt
Als andere ihre Stammmannschaften „verschlankten“
und immer stärker auf Leiharbeiter
setzten, hat er „an meinen Leuten“ festgehalten.
„Aus wirtschaftlichen Gründen habe
ich nie jemanden entlassen.“ Dem am Ende
für viele Firmen ruinösen Preisdumping habe
er sich entzogen, indem er Qualitätsarbeit
und Verlässlichkeit bot – und so nicht zuletzt
immer wieder durch Folgeaufträge profitierte.
Als der ökonomische Zeitgeist die „Fokussierung
aufs Kerngeschäft“ propagierte, verfochten
er und mit ihm später auch seine
Söhne den gegenteiligen Ansatz: Sie stellten
die Firma möglichst breit auf, mit eigener
Zimmerei, Schlosserei, dem Fertigteilbau, der
Lackier- und der Reparaturwerkstatt und sogar
noch einem eigenen Bauhof zur Materialversorgung
der eigenen Baustellen. Der bindet
zwar Kapital, ermöglicht aber eine höhere
Flexibilität. In der Holzwerkstatt stellen 20
Mitarbeiter beispielsweise die komplexen
Schalungen für Brückenbauwerke selbst her.
Selbst Kleinaufträge verschmäht man nicht.
Dafür gibt es den Bauservice, eine „fliegende
Truppe“, die auch mal eine Garage hochzieht
oder einen Altbau saniert. Die Sparte hat vor
geraumer Zeit an 100 Autobahnraststätten
von Süd bis Nord die Toilettenanlagen umgebaut
(Sanifair).
Etliche der größeren Projekte haben Architekturpreise
eingeheimst und sind Zierde der
Baukultur, die eigene Zentrale mit eingeschlossen,
die nebenbei als Demonstrationsobjekt
der eigenen Fertigkeiten dient. Bei
nicht wenigen Schmid-Bauten werden Kenner
der Materie innovative Lösungen feststellen,
von selbstentwickelten Befestigungstechniken
für Fassaden ele mente bis hin zu ausgeklügelten
Konstruktionen oder Betonier-Methoden.
Wer in der Festschrift des Bauunternehmens
blättert, wird feststellen, dass bei Schmid mitunter
gleich mehrere Mitglieder einer Familie
37
[machen] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Auch Brücken sind ein wichtiger Pfeiler im Geschäft von Schmid. Hier die 2011 fertiggestellte Donaubrücke bei Günzburg.
in Lohn und Brot stehen. Von „Betriebsfamilie“
spricht Fridolin Schmid voller Emphase,
die Mitarbeiter erführen Wertschätzung. Andersherum
sind in der Belegschaft noch fast
altmodische, ländliche Tugenden lebendig:
„Wenn mal Not am Mann ist, dann lässt sich
auch mal nach Feierabend ein Trupp zusammenbringen.“
Bei alledem ist nicht zu übersehen, dass
Schmid gewachsen ist – parallel zu den beständig
gestiegenen Anforderungen im
Bausektor. Alle drei Schmid-Söhne und -Geschäftsführer
haben studiert und sich entsprechend
die kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen
und technischen Zuständigkeiten
aufgeteilt. Nicht zuletzt dadurch konnte die
Schlagzahl des Betriebs auf das heutige Niveau
angehoben werden. Die gründliche Kostenkalkulation
ist ein weiterer Schlüssel, warum
Schmid alle Klippen der wechselhaften
Baukonjunkturen erfolgreich umschiffen
konnte. Die meisten Projekte werden am
Computer modular so dargestellt und simuliert,
dass sich Kosten und Fertigungstermin
daraus ablesen lassen.
Unter dem Dach von Schmid stecken drei separate
Unternehmen: die Baufirma mit Hoch-,
Holz- und Schlüsselfertigbau, der Stahl- und
ist mal not
am Mann,
kommt man
auch nach
Feierabend
Fassadenbau und schließlich Schmid Immobilien,
worin Projektentwicklung und das
Bauträgergeschäft gebündelt sind. Unter deren
Fittichen entstand das Friedrichshafener
Medienhaus K 42 und wird in Ulm derzeit das
„UZ“ auf dem ehemaligen Daiber-Areal hochgezogen.
Hier ziehen das Finanzamt und eine
Hotelkette ein; ein Käufer ist auch schon gefunden:
ein Fonds. Diese Aufstellung helfe,
unterschiedliche Baukonjunkturen auszutarieren,
erläutert Fridolin Schmid. Apropos Ulmer
Markt? „Der ist super“, sagt Schmid ohne
zu zögern. Kein Wunder, nachdem hier der
Stadtumbau wieder erheblich an Fahrt gewonnen
hat.
Welche Ziele haben sich die Schmids für die
nächste Zukunft gestellt? Fridolin Schmid
sagt, dass an einen weiteren Personalaufbau
derzeit nicht gedacht sei. Im Moment könnten
gerade beim schlüsselfertigen Bauen die
eklatanten Preissteigerungen nicht im gebotenen
Maße weitergegeben werden. Weitere
Wachstumsfelder werden jedoch bereits geprüft,
im Dienstleistungsbereich.
Was die Rekrutierung von neuem Personal
und von Nachwuchskräften betrifft, geht man
bei Schmid an und für sich planmäßig vor.
Doch als durch Pleiten Fachkräfte frei wurden,
griff das Unternehmen auch mal kurz
entschlossen zu – weil Bauingenieure sich in
aller Regel ihre Jobs aussuchen können. Speziell
der Beruf Maurer leidet noch immer unter
Imageproblemen, das weiß die Firmenleitung
natürlich sehr wohl. Um immer genügend
Lehrlinge für alle sieben Ausbildungsberufe
zu gewinnen, setzt man zum einen auf Schulpartnerschaften,
zum anderen auf innerbetriebliche
Aufstiegsmöglichkeiten und weitere
Anreize für Auszubildende.
Ein Berufsleben lang bei Schmid, mit einer
solchen Perspektive zeigt sich das Bauunternehmen
wiederum wie aus der Zeit gefallen.
Tatsächlich ist auch das einer der Bausteine
der bisherigen Erfolgsgeschichte. [!]
thomasvogel
38
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[namen & nachrichten]
Pepsico trennt
sich von
Gold Ochsen
Pepsico Deutschland trennt
sich nach fast 50 Jahren Zusammenarbeit
Ende 2016 von der
Ulmer Brauerei Gold Ochsen.
Deren Tochterunternehmen,
die Ulmer Getränke Vertrieb,
verliert die Konzession für die
Abfüllung von Pepsi Cola an die
Radeberger-Gruppe. „Wir werden
das Auslaufen der Pepsi-
Konzession zum Anlass nehmen,
uns neu aufzustellen“,
sagte Firmenchefin Ulrike
Freund. Etwa 40 Prozent des Geschäftsvolumens
entfallen auf
alkoholfreie Getränke. Gold
Ochsen beschäftigt rund 200
Mitarbeiter und gehört zu den
20 größten familiengeführten
Brauereien in Deutschland.
Omira zahlt
Abfindung an
Wolfgang Nuber
Die kriselnde Molkerei Omira
(Ravensburg) peilt in diesem
Jahr einen Gewinn von 4,6 Millionen
Euro an. 2012 hatte die
Genossenschaft einen Verlust
von 15,2 Millionen Euro ausgewiesen.
Im Herbst 2014 schließt
die Omira
ihr Werk in
Rottweil. Zudem
soll die
Produktion
von Milch
und Sahne,
Der Ex-Chef der
Omira: Wolfgang
Nuber.
die starken
Marktschwankungen
unterliegt,
Freie Stellen im Handwerk
vielehandwerksbetriebeinBaden-Württembergkönnenihre
ausbildungsplätzenichtbesetzen.Den16.300neuabgeschlossenenverträgenstehen2500freielehrstellengegenüber.In
derhandwerkskammerUlmgibtes(standmitteseptember)
2514neueverträge.Besondersvielederinsgesamt141freien
lehrstellengibtesindenausbildungsberufenstuckateur,
Kraftfahrzeugmechatronikerundschreiner.
verringert, die von Milchpulver
ausgeweitet werden. Die Molkerei
erhöht das Milchgeld auf ein
Niveau oberhalb des Branchendurchschnitts.
So will die Omira
Bauern, die sie verlassen haben,
zurückgewinnen. Mit
Wolfgang Nuber, dem geschassten
Ex-Geschäftsführer, hat sich
die Genossenschaft geeinigt.
Sein Vertrag wurde einvernehmlich
aufgelöst; er erhielt
eine Abfindung.
Goldschmitt geht
unter das Dach
von Hymer
Der Reisemobilveredler Goldschmitt
(Walldürn/ Neckar-
Odenwald-Kreis ) schließt sich
nach einer Phase enger Zusammenarbeit
dem Hymer-Konzern
(Bad Waldsee) an. Der Spezialist
für luftgestützte Fahrwerksysteme
wird aber weiter auch andere
Hersteller beliefern.
Schnell Motoren
reduziert
die Belegschaft
Foto: © auremar/Fotolia.com
Das novellierte Erneuerbare-
Energien-Gesetz und der Anstieg
der Agrarpreise haben der
erfolgsverwöhnten Schnell Motoren
AG in Amtzell einen
Dämpfer verpasst. Weil weniger
Biogasanlagen als erwartet gebaut
werden, muss der Hersteller
von Blockheizkraftwerken,
die mit Biogas betrieben werden,
seine Belegschaft um 45
Mitarbeiter reduzieren. Das unwahrscheinlich
schnell gewachsene
Unternehmen beschäftigt
jetzt noch rund 550
Mitarbeiter; 400 von ihnen sind
in Amtzell beschäftigt. Die Firma
will den Export verstärken
und die Produktpalette erweitern.
Schnell verfügt bis jetzt
über ein Tochterunternehmen
in Tschechien und zwei Niederlassungen
in Niedersachsen.
Neuer Bereich
von Futronic
wächst stark
Im neuen Geschäftsbereich
Wirtschaftsglas, wozu in erster
Linie Trinkgläser gehören, verzeichnet
die Futronic GmbH
(Tettnang), Spezialist für Automatisierungslösungen
im Maschinen-
und Anlagenbau in der
Glasindustrie, im ersten Geschäftsjahr
Erfolge. Der Umsatz
in diesen Bereichen legte um 19
Prozent auf 10 Millionen Euro
zu. Künftig will Futronic mit
seinen 70 Mitarbeitern auch in
der Schüttguttechnik wachsen.
Erneut baut Voith
Stellen in der
Papiersparte ab
Der Heidenheimer Anlagenbauer
Voith will bis Ende September
2014 rund 560 Stellen abbauen.
Grund dafür sei die
anhaltende Nachfrageflaute in
Europa. „Dieser Einschnitt ist
bitter und schmerzhaft“, sagte
Sparten-Chef Hans-Peter Sollinger.
Er sei jedoch unumgänglich,
um die Organisation der
Sparte auf die veränderte Nachfrage
auszurichten. Die Umsetzung
des Personalabbaus werde
nun mit dem Betriebsrat besprochen,
betriebsbedingte
Kündigungen seien nicht ausgeschlossen.
Betroffen sind die
Standorte Krefeld (210 Stellen),
Ravensburg (50), Neuwied (10)
und St. Pölten in Österreich
(290). Kurz zuvor hatte Voith
Paper angekündigt, bis März
2015 in Heidenheim 240 Stellen
zu streichen. [!]
39
Ein Gebäude im Industriegebiet. Auf den ersten Blick unscheinbar – wie vieles im Kreis Neu-Ulm. Doch was hier entsteht, ist auf der ganzen Welt gefragt.
Made im Kreis Neu-Ulm
Baden-Baden steht für Reichtum und Rentner, Berlin für prickelndes Leben. Der Landkreis Neu-Ulm hat keinen so großen
Namen. Dafür gehört er mit Ulm und dem Alb-Donau-Kreis zu den stärksten Wirtschaftsräumen in Deutschland.
Der Landkreis Neu-Ulm hatte die konjunkturellen
Auswirkungen der Finanzkrise
in den Jahren 2008/2009 mit
am stärksten zu spüren bekommen. Aber: Am
Ende war er eine der Regionen, die am besten
aus dem Debakel herausgekommen sind.
Das belegen Zahlen, die die Kreisverwaltung
zur Verfügung stellt, unter anderem das Brutto-Inlandsprodukt
(BIP) und die Übernachtungszahlen.
Gerade im Jahr 2009 erlebte der
Landkreis diesen Dämpfer, das BIP sank von
5,040 Milliarden Euro im Vorjahr auf 4,679
Milliarden Euro. Die Zahl der Arbeitslosen
stieg im Vergleich zum Vorjahr im Jahresmittel
von 2,9 auf 4,4 Prozent. Die Übernachtungszahlen
gingen im gleichen Zeitraum um
rund 13.500 auf 182.500 zurück. „Die relativ
schnelle Erholung unserer Unternehmen von
dieser Krise hat gezeigt, dass wir mit unserem
Branchenmix gut aufgestellt sind“, sagt Landrat
Erich Josef Geßner über die Unternehmen
in der Region; sie sind zumeist Familienbetriebe
oder aus solchen hervorgegangen. Landrat
Geßner sieht sie für die Zukunft gerüstet: „Ob
Metallerzeugung und -verarbeitung, Maschinenbau,
Fahrzeugbau oder Handel – aus allen
Branchen kommen Produkte, die weltweit ge-
40
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[spezial]
Stolz auf die Region: Landrat
Erich Josef Geßner.
fragt sind. Dazu
kommen die Logistikbetriebe,
die
sich als hervorragende
Dienstleistungsunternehmen
präsentieren.
Ich bin überzeugt,
dass diesen Branchen
auch die Zukunft
gehören
wird.“
Neuansiedlungen
in Deutschland zu bekommen, sei mittlerweile
sehr schwer, erläutert der neue Wirtschaftsbeauftragte
des Landkreises, Xunmeng Ying,
der im Landratsamt Monika Stadlers Aufgaben
übernimmt. „Der Schwerpunkt in der
Wirtschaftsförderung ist die Bestandspflege.“
Er will sich aber auch dafür einsetzen, dass
ausländische Investoren ihr Augenmerk auf
die Region richten – und dafür seine Kontakte
nach China nutzen. Dort sei „Made in Germany“
immer noch ein Zeichen für Qualität, von
dem chinesische Unternehmen profitieren
wollen, weiß er. In Sachen Gewerbeansiedlung
warte man aber nicht mehr auf „den großen
Einen“, sondern die Gemeinden verkaufen
Grund gern an jemanden, den sie kennen,
fügt Stadler hinzu. Entwicklungspotential für
Betriebe gebe es im ganzen Landkreis, ob im
Norden von Illertissen in der Pionierstraße, ob
im Eschach in Weißenhorn, ob in der Stadt
Neu-Ulm selbst.
„Kreistag und Kreisverwaltung haben bereits
in den vergangenen Jahren vieles dafür getan,
dass die Rahmenbedingungen stimmen und
sich die Unternehmen nicht nur hier niederlassen,
sondern auch mit großen Innovationen
und Investitionen gezeigt haben, dass sie
in unserem Landkreis ihre Zukunft sehen“,
sagt Geßner. Zu diesen Bedingungen zählt der
Landrat „eine bürger- und unternehmerfreundliche
Verwaltung“. Aus diesem Grund
habe er das Landrats amt umgebaut zu einem
Dienstleistungsunternehmen, „und es freut
mich, wenn mir immer wieder einmal bestätigt
wird, dass unsere Genehmigungsverfahren,
die teilweise erheblich verkürzt wurden,
vorbildlich laufen“.
ArbeiteN, wo MAN Lebt
Die gute Zusammenarbeit dort zwischen Betrieben
und Amt im Kreis heben auch Thilo
Butzbach, Vorsitzender des Clubs der Industrie,
und dessen Geschäftsführer Michael
Mühlbacher als vorteilhaft hervor. Nicht zuletzt
deswegen stehe der Landkreis gut da. In
einigen Gemeinden gebe es aber in Sachen
Gewerbeflächen durchaus Handlungsbedarf,
sagt Butzbach: „Wir dürfen uns nicht nur auf
Neu-Ulm konzentrieren, sondern müssen
wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen. Wenn
die Mitarbeiter zu Fuß oder mit dem Fahrrad
zur Arbeit kommen, brauchen wir keine dritte
Spur auf der A 7.“
Dass es während der Finanz- und Wirtschaftskrise
im Kreis nicht noch mehr Arbeitslose
gab, schreibt der Unternehmer dem Bestreben
der Betriebe und Unternehmen zu, ihre Mitarbeiter
zu halten. Das von der Politik verlängerte
Kurzarbeitergeld sei eine gute Lösung gewesen,
um dies zu unterstützen. Nicht
zufrieden dagegen ist Butzbach mit der
Steuer belastung für Unternehmen, speziell
die Gewerbesteuer ist seiner Auffassung nach
Stimmen aus der
Wirtschaft
Entsorgungsunternehmer
Werner Knittel
Für Werner Knittel,
der ein Entsorgungsunternehmen
in Vöhringen
führt, bietet der
Landkreis Neu-
Ulm hohe Lebensqualität
wegen des
attraktiven Freizeitangebots,
seiner
Nähe zu Allgäu
und Bodensee. Zudem
sei das Arbeitsplatzangebot
groß. Das Bildungsangebot
reiche von wohnortnahen Schulen bis zur internationalen
Schule und den Hochschulen.
Verbessert werden sollte seiner Ansicht nach
die grenzüberschreitende Berufsschulausbildung.
Das duale Ausbildungssystem, das noch
wenig ausgeprägt ist, gelte es auszubauen. Die
Wirtschaftsentwicklung und Lebensqualität
sei eng verbunden mit einer guten Verkehrsanbindung.
„Hier müssen wir aufpassen, dass unsere
Region nicht aufs Abstellgleis gerät.“ So
gelte es Projekte anzugehen wie den dreispurigen
Ausbau der A7 vom Elchinger Kreuz bis
Memmingen, Elektrifizierung und zweigleisigen
Ausbau der Illertalbahn und Ausbau der
Bahnstrecke Neu-Ulm – Augsburg für Tempo
200 km/h. Stuttgart 21 solle zügig umgesetzt
werden, ein Airport-Express ab Augsburg zum
Flughafen München wäre wünschenswert. [!]
Der Landkreis Neu-Ulm ist einer der wirtschaftsstärksten
Standorte Bayerns. Hier vereinen sich Kompetenz, Innovation
und hohe Lebensqualität. Die Wirtschaftsbroschüre
zeigt, warum wir zu den Besten in Bayern und Deutschland
gehören. Überzeugen Sie sich selbst!
Landkreis Neu-Ulm
Kantstraße 8, 89231 Neu-Ulm
www.landkreis.neu-ulm.de
wirtschaft@lra.neu-ulm.de
41
[spezial] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Stimmen aus der
Wirtschaft
rund 22.300 euro Kaufkraft pro einwohner
Heinz Koch, Vorsitzender
von „Wir in Neu-Ulm“.
Heinz Koch, Vorsitzender
von „Wir
in Neu-Ulm“, bemängelt,
dass keine
Identifizierung
mit Neu-Ulm als
Zentrum oder
Stadt möglich ist.
Zwar sei die Stadt
rund 150 Jahre alt,
aber auf der „Viehweide
Ulms“ entstanden.
Es gebe
viele Neubauten, wie die Glacis-Galerie. „Die
wichtigste Aufgabe für Neu-Ulm ist es, seine
Mitte zu finden“, sagt der Chef des Stadtmarketingvereins.
Dieser ist aus einer Händlervereinigung
entstanden, hat aber auch Künstler
und Dienstleister als Mitglieder. Diese Mitte
sei sowohl für die Stadt selbst als auch für die
Stadtteile der Petrusplatz. Für diesen Ort müsse
man die Aufenthaltsqualität und die Verweildauer
erhöhen, für Koch hat das viel dem
Gastronomie- und Kulturangebot zu tun. [!]
der Kreis Neu-Ulm mit seiner Fläche von
rund 515 Quadratkilometern und einer
Bevölkerungsdichte von 323 Einwohnern
pro Quadratkilometer zählt zu den kleineren
und dicht besiedelten Landkreisen
Bayerns. Im Jahr 2012 lebten dort 166.451
Menschen. Sozialversicherungspflichtig
beschäftigt waren 57.389, die meisten davon
im produzierenden Gewerbe
(25.485), gefolgt von Handel, Verkehr,
Foto: © Christian Müller/Fotolia.com
Gastgewerbe (16.455), Dienstleistungen
und freien Berufen (15.155) sowie Landund
Forstwirten (294). Die Arbeitslosigkeit
lag 2012 bei 3,1 Prozent (Bayern: 3,7;
Deutschland: 8,4). Die Kaufkraft – das
verfügbare Einkommen ohne Steuern und
Sozialabgaben inklusive staatlicher Transferleistungen
– liegt im Kreis pro Kopf im
Jahr 2013 bei durchschnittlich 22.352 Euro,
deutsch landweit bei 20.621 Euro.
Michael Stoll,
Kreishandwerkermeister
für Günzburg/Neu-Ulm,
lobt die Region als
wirtschaftlich
sehr stark und stabil.
Das Handwerk
sei gut ausgelastet,
es gebe für einige
Kreishandwerkermeister Betriebe eher das
Michael Stoll
Problem, „Aufträge
sinnvoll abzuarbeiten,
als an Aufträge zu kommen.“ Da die
Sparzinsen der Banken sehr niedrig seien, investieren
viele Leute. „Sie stecken ihr Geld
gerade auch in die energetische Sanierung ihrer
Häuser und Wohnungen“. Da gebe es sehr
viele Felder, auf denen Handwerker aus verschiedenen
Bereichen tätig werden können.
Deshalb sei die aktuelle Lage sehr positiv. Zudem
habe der Wirtschaftsstandort Neu-Ulm
durch seine gute Verkehrsanbindung „Strahlkraft
in alle vier Himmelsrichtungen“. [!]
in manchen Gemeinden doch sehr hoch. „Ein
altbekanntes Thema“, weiß er, nichtsdestotrotz
hofft er auf Besserung.
KeiMzeLLe der S-bAhN
Die Verkehrsanbindung war seit jeher das große
Plus der Region. Die günstige Lage zwischen
Donau und Iller und der Bau der Eisenbahnlinie
Ulm - Memmingen haben schon
Mitte des 19. Jahrhunderts Unternehmen ins
untere Illertal gelockt. Über Ulms ICE- sowie
die IC/EC-Verbindungen ist der Landkreis ans
europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen.
Der Nahverkehr weist über den
Donau-Iller-Nahverkehrsverbund DING in
der gesamten Region ein einheitliches Tarifsystem
aus.
Die Anbindung von Weißenhorn nach Senden
über die reaktivierte Bahnstrecke – Geßner
bezeichnet sie als Keimzelle eines Regio-S-
Bahn-Netzes – in Verbindung mit darauf
abgestimmten Busverbindungen soll den
Nahverkehr weiter voranbringen. Mit der
A 7 und der nahegelegenen A 8 ist der Landkreis
besser als viele andere Regionen an das
Fernstraßennetz angebunden. Auch in der
Stadt Neu-Ulm selbst tue sich derzeit ja einiges,
sagt Butzbach und verweist auf die „B 10
neu“. Einen vierspurigen Ausbau bis zur Autobahn
und eine bessere Anbindung der Industriegebiete
an die Europastraße wünscht er
sich.
iN der ChAMpioNS LeAgUe
Früher galt der Ansiedlungspolitik das Hauptaugenmerk
der Wirtschaftsförderung, heute
stehen ganz andere Themen im Blickpunkt:
Oft werden nicht Flächen benötigt, sondern
Menschen, erklärt Landrat Geßner. „Um wirtschaftlich
weiterhin in der Champions
League spielen zu können, brauchen wir sehr
gut ausgebildete und hoch motivierte Fachkräfte“,
sagt er. „Schwerpunkt unserer Arbeit
im Kreistag ist deshalb Bildung.“ Das bleibt
auch an höherer Stelle nicht unbemerkt: „Wir
wurden am 19. April 2013 als erste Gebietskörperschaft
Bayerns vom Bayerischen Staatsminister
für Unterricht und Kultus mit dem
Qualitätssiegel ,Bildungs region in Bayern’ zertifiziert.“
42
Anzeige
Umrahmt von Seen, Wiesen und Wäldern bietet Senden einen optimalen Mix zum Wohnen und Arbeiten.
Fotos: Stadt Senden
Der Magnet im unteren Illertal
Die Wirtschaftstreibenden in Senden profitieren von der einzigartigen Lage der Stadt.
Auf der einen Seite ist die optimale
Verkehrsanbindung an Bundesstraße
und Autobahnen hervorzuheben,
andererseits hat sie sich durch die umliegenden
Seen einen Namen als Naherholungsgebiet
gemacht. Die Nummerschilder
an den Autos verraten, dass eine stetig steigende
Zahl an Bade- und Urlaubsgästen
selbst aus Ballungsgebieten wie Stuttgart
anreist. Im Grenzgebiet von Baden-Württemberg
und Bayern gelegen, übernehmen
die in Senden angesiedelten Unternehmen
die Nah- und Regionalversorgung. Aus den
ländlich geprägten Gebieten der Umgebung
genauso wie aus den größeren Städten des
Umfeldes kommen viele Menschen nach
Senden, um die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten
zu nutzen. Sie profitieren vom
großzügigen Parkplatzangebot ebenso wie
von den vielen Geschäften aller denkbaren
Prägung. Durch die Präsenz namhafter Anbieter
hat Senden weit über die Grenzen der
Region einen enormen Bekanntheitsgrad
erlangt, von dem auch etliche andere Firmen
profitieren, die sich hier angesiedelt
haben. Durch geschickte Maßnahmen ist es
der Stadtverwaltung gelungen, eine gesunde,
gut durchdachte Angebotsmischung zu
etablieren. Als Stadt ist Senden über die
Jahre aus mehreren Dörfern zusammengewachsen,
hat aber in den verschiedenen
Ortsteilen seinen dörflichen Charakter beibehalten.
Die räumlichen Bedingungen erlauben
durch Bundesstraßen, Eisen- und
Autobahnen, aber auch den Fluss Iller sowie
Seen und Landschaftsschutzgebiete keine
unkontrollierte Ausdehnung der Stadt. Sendens
erster Bürgermeister Kurt Baiker
spricht in diesem Zusammenhang von „Flächenrecycling“,
wenn frei werdende Flächen
an neue Interessenten vermittelt werden.
Ihm und seinen Mitarbeitern im Rathaus
liegt ein ausgewogenes Miteinander von Arbeiten,
Wohnen und auch Landwirtschaft
besonders am Herzen. Denn nicht nur als
Standort für Qualitätswirtschaft hat sich
Senden letztlich
hauptsächlich
durch Mund-zu-
Mund-Propaganda
ein herausragendes
Image erarbeitet,
auch für
die Bevölkerung
wird die Attraktivität
immer weiter
erhöht. So
werden neben Gewerbeflächen
Sendens erster Bürgermeister
Kurt Baiker
auch neue Baugebiete zu erschwinglichen
Preisen für junge Familien geschaffen, um
der demografischen Entwicklung entgegenzusteuern.
Der Branchenmix, die Schullandschaft
und das vielfältige Vereinsleben gelten
als optimal. Richtungweisend in diesem
Zusammenhang ist die Wiederbelebung der
Bahnstrecke nach Ulm, auf der ab 15. Dezember
eine S-Bahn im Zehn-Minuten-Takt
verkehren wird.
leh
43
Reichlich Platz, gute, autobahnnahe Lage zwischen Donau und Iller: Auch der Handelsplatz Senden zieht viele Verbraucher aus dem weiten Umkreis an.
Einer der entscheidenden Punkte im Kreisentwicklungsprogramm
ist die Fachkräftesicherung.
Gemeinsam mit dem Kreis Günzburg
wurde schon vor Jahren bei der Hochschule
Neu-Ulm eine Studie zu diesem Thema in Auftrag
gegeben.
der KreiS Sorgt vor
„Wegen des demografischen Wandels wird in
Zukunft die Gesundheitswirtschaft an Bedeutung
gewinnen“, sagt der Landrat. Der Landkreis
habe „vorgesorgt und in seine drei Kliniken
– Donauklinik Neu-Ulm, Illertalklinik
Illertissen und Stiftungsklinik Weißenhorn –
in den vergangenen Jahren zweistellige Millionenbeträge
investiert.“ Aber eben auch auf
die Ausbildung geschaut: Mit Leuten aus
Wirtschaft und Pflegebereich wurde eigens
ein Workshop eingerichtet. Ein Ergebnis daraus:
Als sogenanntes „Günzburger Modell“
wurde ein neuer Studiengang „interprofessionelle
und angewandte Gesundheitswissenschaften“
an der dualen Hochschule Heidenheim
eingerichtet, bei dem Ausbildung im
Krankenhaus und Studium verzahnt werden.
Doch nicht nur den Gesundheitsbereich hat
man im Blick: Ein weiteres Ergebnis des
Workshops ist das Weiterbildungsportal auf
der Internetseite www.innovationsregionulm.de,
das gemeinsam mit Ulm und Alb-Donau-Kreis
eingerichtet wurde.
Eine Zukunftsbranche werde die Energiewirtschaft
sein, davon ist der Landrat überzeugt.
„Das Klimaschutzkonzept, das wir mit
Fachleuten und Bürgern erarbeitet haben“,
könne als Richtschnur für bezahlbare, ressourcenschonende
und umweltverträgliche
Energieversorgung dienen. An Bedeutung gewinnen
werde freilich auch die Kultur- und
Kreativwirtschaft. Geßner: „Dieser bisher
noch wenig beachtete Wirtschaftszweig leistet
einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung.
Wir haben beispielsweise viele
Erfinder, und dieses Potenzial muss gefördert
werden.“
eS gibt So vieL gUteS
Die Region sei auch zum Wohnen und Leben
ein attraktiver Standort – für jüngere Menschen
sei das ein wichtiger Entscheidungsfaktor,
betont Monika Stadler. Ihr ist es auch ein
Anliegen, die Region in Verbindung mit Freizeit
und Tourismus
noch bekannter
zu machen.
„Man hat vor zwölf
Jahren gar nicht
darüber gespro-
Thilo Butzbach, Chef des
Clubs der Industrie
chen, was es Gutes
gibt im Landkreis.“
Das Werben um
Arbeitskräfte geht
schon bei bezahlbarem
Wohnraum
los, und es geht bei
Kindergartenplätzen
und dem Bildungsangebot weiter. Gerade
letzteres ist ein weiteres Plus der Region, wie
das verliehene Qualitätssiegel deutlich belegt.
Jetzt müsse man die Leute nur noch mehr aufklären,
„wie durchlässig unser Bildungssystem
schon ist“, meint Butzbach dazu. Viele
wüssten gar nicht, dass man auch als Facharbeiter
noch den Weg zum Studium finden
kann. [!]
werner gallbronner
44
Anzeige
Schwabengarage ist ausgezeichnet
Ford vergibt den „Ford Chairman‘s Award“ für außerordentliche Kundenzufriedenheit an die Schwabengarage Neu-Ulm.
Einmal im Jahr schreibt Ford
den begehrten Preis für die
rund 6.800 Ford-Partner in Europa
aus. Diesmal wurde auch
die Schwabengarage Neu-Ulm
für seinen exzellenten Dienst
am Kunden ausgezeichnet.
Regionalleiter
Robert
Imbrogno
Der „Ford Chairman’s Award“
wird nach strengen Kriterien für
höchste Kundenzufriedenheit im
Neuwagenverkauf
und
Service vergeben.
Insgesamt
wurden
die besten 40
der mehr als
1800 deutschen
Ford-
Partner für
ihre herausragenden
Leistungen
geehrt. Europaweit sind
300 Ford-Partner aus 24 nationalen
Ford-Verkaufsgesellschaften
ausgezeichnet worden. Als deutscher
Preisträger des „Ford
Chairman’s Awards“ zählt die
Schwabengarage Neu-Ulm auch
zu den besten Ford-Partnern in
Europa. Die Auszeichnung unterstreicht
zudem den hohen Stellenwert,
die die Kundenzufriedenheit
bei Ford einnimmt.
Zur Messung der Kundenzufriedenheit
führt Ford laufend umfangreiche
Untersuchungen
durch. Mit der Vergabe des „Ford
Chairman’s Awards“ kann sich
die Schwabengarage Neu-Ulm
als gewähltes Autohaus sicher
sein, dass sie die Erwartungen ihrer
Kunden nicht nur erfüllt, sondern
sogra übertroffen hat.
Der „Ford Chairman’s Award“
wird seit nunmehr 28 Jahren vergeben
und ist die höchste Auszeichnung,
die Ford in Europa an
seine Partner vergibt.
Bereits im Frühjahr hatte der Karosseriefachbetrieb
der Schwabengarage
Neu-Ulm ein TÜV-Zertifikat
für die ausgezeichnete Reparaturqualität
bei Schäden
erhalten. Die Vorteile einer solchen
TÜV-Zertifizierung für den
Kunden liegen auf der Hand: Die
Gewährleistung der Qualität der
Reparatur, die sich an einem hohen
Standard orientiert.
Wer einen Unfall hatte, bei dem an
seinem Fahrzeug ein Strukturschaden
entstanden ist, weiß sich
dank des TÜV-Zertifikats beim
Karosseriefachbetrieb der
Schwa bengarage nachweislich in
Expertenhänden. Die strengen
Sachverständigen vom TÜV-Süd
prüften neben den offensichtlichen
Arbeiten am Auto mit Begutachtung
vor Beginn der Reparatur,
Zwischenschritten und
Endabnahme nach der Fertigstellung
auch das allgemeine Erscheinungsbild
der Schwabengarage.
Hierbei spielten Dinge wie
der Empfang sowie der weitere
Umgang mit dem Kunden, die Beratung
und selbst nebensächlich
wirkende Details wie Ausschilderungen
eine Rolle. Natürlich wurde
auch das eingesetzte Werkzeug
kritisch in Augenschein genommen.
„Ein schlichter
Hammer und vielleicht eine Zange
reichen sicher nicht mehr“,
erklärt der TÜV-Sachverständige
für Kfz-Schäden und Bewertung,
Florian Maucher. „Für die unterschiedlichen
Hersteller müssen
Spezialwerkzeuge vorhanden
sein, die dem neuesten Stand der
Technik entsprechen.“ In der
Schwabengarage war das der
Fall. Zudem zeigten die Mitarbeiter
das notwendige Know-how,
um ohne Bindung an eine bestimmte
Marke Instandsetzungen
an der Karosserie vornehmen
zu können. „Bei Ford waren wir
lange schon zertifiziert“, berich-
tet Serviceleiter Thomas Heuschmid.
„Die Überprüfung durch
den TÜV-Süd war jetzt wesentlich
umfangreicher und tiefgehender.“
Und auch wenn die Zertifizierung
jedes Jahr wiederholt
werden muss, bringt sie nur Vorteile
mit sich – zum Beispiel bei
der Zusammenarbeit mit Versicherungen.
leh
STRAHLENDER
SIEGER!
DER NEUE FORD TRANSIT CUSTOM IST GEWINNER
DES INTERNATIONAL VAN OF THE YEAR 2013 AWARD 1 .
Schwabengarage
Abbildung zeigt Wunschausstattung
Biberach
gegen Mehrpreis.
Steigmühlstraße 34, 88400 Biberach, Telefon (0 73 51) 50 03-0
www.schwabengarage-biberach.de
FORD TRANSIT CUSTOM LKW BASIS
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland
Ladevolumen 5,95 m³, Laderaumlänge 2555 mm, Trennwand
mit Durchlademöglichkeit von 3 m, verlängerte Inspektionsintervalle
(50.000 km oder 2 Jahre), Dieselpartikelfilter,
Fensterheber elektr. vorne, ESP, ABS, Beifahrerdoppelsitz, u.v.m.
Bei uns für
Schwabengarage Heidenheim
Schnaitheimerstr. 171, 89520 Heidenheim, Tel. (0 73 21) 3 18-0
www.schwabengarage-heidenheim.de
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland
€
19.950,- 2
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 162-0
www.schwabengarage-ulm.de
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland
1
Quelle: www.van-of-the-year.com.
2 Gewerbekunden-Angebot gilt für einen Ford Transit Custom
Kastenwagen LKW Basis 270 L1 2,2 l TDCi 74 kW (100 PS) zzgl. MwSt. sowie Überführungskosten in
Höhe von € 798,32 zzgl. MwSt.
45
[führen] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
WiemanguteLeutefindetundhält
Was ist für wen am besten? Diese Frage beantwortet der Technologie-Management-Konzern CHG-Meridian nicht nur für
seine Kunden. Sie sind der Kern der Personalentwicklung, erklärt PersonalchefinDianaLeiherr in unserer Umfrage.
ZurPerson
DianaLeiherr, 35 Jahre, ist seit Januar
2005 bei CHG-Meridian beschäftigt.
Zuerst war sie Personalreferentin; seit
Januar 2011 fungiert sie als Personalleiterin.
unsere eigenen Leute fotografiert. Es war uns
wichtig, auch Mitarbeiter zu Wort kommen
zu lassen, sie erzählen ihren ganz persönlichen
Lebensweg und ihre Entwicklung bei
CHG-Meridian. Und unsere HR-Broschüre, in
der wir den Bewerbern die CHG-Meridian als
attraktiven Arbeitgeber näherbringen möchten
– übrigens auch mit Fotos aus unserem
Haus –, haben wir gleich doppelt an unsere
Mitarbeiter versandt. Nach dem Motto: „Eine
Version für Sie und eine für Ihren besten
Freund, der morgen bei uns anfangen kann.“
Personalchefin Diana Leiherr fragt die Mitarbeiter von CHG-Meridian: „Was willst du eigentlich?“ Die
Antworten bestimmen, wie die individuelle Förderung aussieht.
Foto: Karin Volz
Welche Themen beschäftigen Sie derzeit
am meisten?
Zum einen gilt es, Mitarbeiter zu binden. Zum
anderen müssen wir neue Mitarbeiter für uns
gewinnen. Beim Instrumentarium baut das
Eine auf dem Anderen auf: Für beide müssen
wir ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wir müssen
die Kultur des Miteinanders hegen und
pflegen, wir müssen den Teamgeist fördern,
dem Einzelnen Weiterbildungsmöglichkeiten
anbieten und Potenzialentwicklungsprogramme
starten, die für die Mitarbeiter eine
klare Verbesserung ihrer Position bedeuten.
Wir müssen mittels flexibler Arbeitszeitmodelle
und des Engagements für die Familien
unserer Mitarbeiter attraktiv für Mütter und
Väter sein, und wir müssen uns auch um die
Gesundheit unserer Mitarbeiter sorgen. Dies
gewährleisten wir mit einem abwechslungsreichen
Gesundheitsmanagement. Für die Gewinnung
neuer Mitarbeiter müssen wir indes
all das, was wir tun, um attraktiv für Mitarbeiter
zu sein, kommunizieren – auf allen Kanälen.
Und zwar so, dass wir die aus unserer
Sicht richtigen Menschen ansprechen, die
CHG-Meridian geschäftlich, inhaltlich und
menschlich weiterbringen.
Wo finden Sie die richtigen Mitarbeiter?
Wir finden sie überall auf der Welt, weil CHG-
Meridian in 19 Ländern aktiv ist. Und wir finden
sie über Stellenausschreibungen in Printund
Online-Plattformen, auf Karrieremessen
oder über unsere Homepage, die wir soeben
einem sehr persönlichen Relaunch unterzogen
haben. Wir setzen aber auch unsere Mitarbeiter
als Botschafter ein: Anstatt Model-
Fotos auf die Homepage zu stellen, haben wir
Wie sieht Ihr Ausbildungsmarketing aus?
Wir setzen sehr stark auf den direkten Kontakt.
Hochschulmarketing und Bildungspartnerschaften
mit Schulen eröffnen uns Möglichkeiten
für die direkte Ansprache
geeigneter Kandidaten. Das gleiche Prinzip
gilt auch für Ausbildungsmessen: Die persönliche
Ansprache ist mehr wert als jede Hochglanzbroschüre.
Die setzen wir zwar auch ein
– aber nur nach einem persönlichen Kontakt,
nicht nur als Mitnehm- und Wegwerfartikel.
Was tun Sie, um Mitarbeiter langfristig ans
Unternehmen zu binden?
Wir schaffen einerseits ein Umfeld, in dem
sich jeder wohlfühlt – unabhängig von seinen
eigenen Zielen und Wünschen. Dazu zählen
zum Beispiel Spielregeln im Umgang miteinander,
regelmäßige Feedback-Gespräche in
beide Richtungen, Mentorenprogramme, gemeinsame
Team- oder Unternehmens-Events
und andere Team-Fördermaßnahmen. Andrerseits
hören wir jedem Mitarbeiter zunächst
46
unternehmen [!] Ausgabe 35 | Oktober 2013
[führen]
einmal zu und begleiten ihn oder sie auf dem
Weg in, durch und mit unserem Unternehmen.
Das klingt banal – aber die Frage „Was
willst du eigentlich?“ muss erst einmal gestellt
sein, bevor man Antworten parat hat. Je
nachdem, wo die Neigungen und Wünsche
liegen, können wir Fortbildungen anbieten,
einen Aufenthalt im Ausland arrangieren, Änderungen
des Aufgabengebiets einleiten, zwischen
Vorgesetzten und Mitarbeitern vermitteln
oder Karrierepläne definieren. Beides – der
Spirit und die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse
– sind das Geheimnis erfolgreicher
Personalarbeit. Die Mitarbeiter quittieren diesen
Einsatz mit einem außerordentlichen
Teamgeist und einer weitreichenden Loyalität
gegenüber unserem Unternehmen.
Welche Instrumente nutzen Sie, um das
Wissen der Mitarbeiter besser zu nutzen?
Bei uns gibt es zum Beispiel ein Mentorenprogramm
im Trainee-Bereich, über das Wissen
von langjährigen Kollegen und neuen Mitarbeitern
beiderseitig befruchtend weitergegeben
wird. Jüngeren Teams stellen wir erfahrene
Team-Leader zur Seite, die Ideen zulassen,
aber auch vor Fettnäpfchen bewahren. Zu guter
Letzt unterhalten wir ein eigenes Knowledge-Center,
eine Art Wissensdatenbank, in
der viele gute Lösungen abgespeichert sind.
Wie viel investieren Sie in Weiterbildung?
CHG-Meridian hat eine eigene Academy, die
sich um die Weiterentwicklung jedes einzelnen
Mitarbeiters kümmert. Die Weiterentwicklung
erstreckt sich sowohl auf den fachlichen
Bereich, wie auch auf die Vorbereitung
einer Führungsverantwortung. Wir erstellen
eigene E-Learning-Kurse für unsere Mitarbeiter,
haben aber auch Trainer beschäftigt, die
Präsenzschulungen geben oder das Coaching
einzelner Personen übernehmen. Finanziell
gesehen ist unser Engagement je Mitarbeiter
sicher überdurchschnittlich, was auch an
unserem ganz speziellen Geschäftsmodell
liegt. [!]
AMb
CHGMeridian–
in19Ländernpräsent
DieCHG-MeridianAG hält Server,
Computer, Bildschirme, Drucker, Industriemaschinen
sowie medizinische Ausstattung
im Wert von 2,5 Milliarden Euro
in den eigenen Büchern und verleast
diese an Unternehmen und öffentliche
Auftraggeber in 19 Ländern. Als Technologie-Manager
kümmert sich CHG-
Meridian zudem um Beratung und Konzeption,
Beschaffung der Geräte, dem
Einrichten am Arbeitsplatz sowie um
Weiterverkauf und Entsorgung. Von
den rund 770 Mitarbeitern arbeiten
450 an den sechs deutschen Standorten,
240 davon am Stammsitz in Weingarten.
Dort beginnt CHG Meridian im
Herbst mit einem Erweiterungsbau. Im
ersten Halbjahr 2013 stieg das Volumen
der neu angeschafften Geräte gegenüber
dem Vorjahr um mehr als acht
Prozent auf 419 Millionen Euro. AMb
47
[leben] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
VorstellungsgesprächbeiWürstch
Können Sie sich noch an ihre ersteBewerbung erinnern? Drei Geschäftsführer haben ihre alten
Bewerbungsunterlagen herausgekramt. In unserer Umfrage verraten sie Stefan Loeffler auch, wie man im
Gespräch mit einem Personalchef punkten kann.
Dipl.-Ing. Konrad Mezger (64)
ist seit 1975 Geschäftsführer der
Franz Geiger-Gruppe. Das Unternehmen
ist unter anderem
im Straßen-, Tief-, Gleis- und
Rohrbau sowie in der Herstellung
von Recyclingbaustoffen
tätig. Mit seinen rund
200 Mitarbeitern arbeitet es
vorwiegend regional.
1) Was war Ihr erster Job?
2) Wie viele Absagen hat es vorher gehagelt?
3) Was denken Sie, wenn Sie zufällig eine Ihrer alten
Bewerbungen in die Hände bekommen?
4) Gibt es einen Moment in einem Vorstellungsgespräch,
an den Sie heute noch denken?
5) Waren Sie immer pünktlich – oder sogar zu früh?
6) Was raten Sie Bewerbern heute?
1) Abgesehen von diversen Ferienjobs und Praktika, in denen viel gelernt
und für die spätere Tätigkeit viel abgeschaut werden konnte,
habe ich im Bodenseeraum als Bauleiter bei größeren Straßenbaumaßnahmen
meine ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt.
2) Gar keine! Ich war in der glücklichen Lage, nach meiner Bewerbung
über das Landesarbeitsamt (das war damals noch möglich!) von
mindestens fünf namhaften Unternehmen, sowohl im In- wie auch
im Ausland, attraktive Angebote bekommen zu haben. Damit
konnte ich mir die Firma aussuchen, die mir die abwechslungs- und
lehrreichste Tätigkeit angeboten hat.
3) Das kommt zwar nicht vor, ich würde mir jedoch dann immer wieder
klar machen, dass heute in vielen Sparten total andere Bedingungen
herrschen und es schon erheblich schwieriger ist, ähnliche
Chancen zu bekommen wie Anfang der 70er Jahre.
4) Die Firmenleitung war ausnehmend daran interessiert, sehr qualifizierten
Nachwuchs zu bekommen, um ihre Erfordernisse in den
Leitungspositionen befriedigen zu können. Auch damals war eine
Phase der Expansion, und die Entwicklung der Firma hing an der
verfügbaren Manpower. Dies hatte mich sehr beindruckt und auch
motiviert, diese Erwartung erfüllen zu können.
5) Ich bemühte mich zumindest, pünktlich zu sein. Zu früh zu kommen
widerspräche meiner Zeitplanung. Ein signifikantes Zu-Spät-
Kommen ist nicht zu entschuldigen, da es eine Geringachtung des
Partners ausdrückt. Das kann ich nicht akzeptieren.
6) Zügige Erledigung der Ausbildung mit ordentlichen (nicht streberhaften)
Noten und Beurteilungen. So viel wie möglich Erfahrungen
und Wissen im Kernbereich aneignen. Gute Allgemeinbildung und
kein „Fachidiotentum“. Ehrenamtliche Tätigkeit.
Norbert Seuß ist seit 1. April
Geschäftsführer des Privatsenders
Radio 7 in Ulm. Der 54-Jährige
wurde in Landau in der
Pfalz geboren und begann seine
berufliche Laufbahn nach einer
Ausbildung bei einer Luftfahrt-
Fachzeitschrift als Volontär und
Redakteur einer Tageszeitung.
Norbert Seuß ist verheiratet
und hat drei Kinder.
1) Als Schüler Zeitungen austragen. Für die Karriere ein Volontariat
bei einer Fachzeitschrift für Luftfahrt.
2) Keine, weil ich mich frühzeitig gekümmert habe und mein damaliges
Hobby zum Beruf machen konnte.
3) Gut, dass das eine oder andere nicht geklappt hat.
4) Das Gespräch mit einer Psychologin, die nicht verstehen wollte,
dass man auch ohne Studium nach vorne kommen kann.
5) Ich glaube, meistens rechtzeitig. Einmal richtig zu früh, wobei meine
Gesprächspartner just in dem Moment angerufen hatten und
fragten, ob ich nicht etwas früher da sein könnte. Somit hat‘s wieder
gepasst.
6) Ein klares, direktes Anschreiben ohne fürchterlich aufgeblasene
Sätze mit 1000 Schlagwörtern. Einen prägnanten und nachvollziehbaren
Lebenslauf. Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch mit einer
klaren Vorstellung von Job und Unternehmen.
48
[leben]
enundGlühwein
ARCHITEKTUR IN
HOLZ UND GLAS
PLATZ HAUS 21 GmbH
Tel. +49 7581 201-0
www.platz.de
Peter Roth ist 44 Jahre alt, verheiratet
und hat drei Kinder.
Der Dipl. Betriebswirt (BA) ist
seit 16 Jahren bei der Tempo
Zeitarbeit GmbH und hier seit
2013 als geschäftsführender
Gesellschafter tätig. Der regionale
Personaldienstleister hat
Geschäfts stellen in Heidenheim
und Ulm.
1) Weil ich in meiner Jugend Leistungssport betrieben habe, hatte ich
nie Zeit für Ferienjobs. Mein erster richtiger Job war als BA-Student
bei einer Firma in Giengen.
2) Ich hatte mich bei fünf Betrieben um einen Ausbildungsplatz als
BA-Student beworben. Zwei Absagen und drei Zusagen. Also, ich
hatte Glück.
3) Als ich neulich meinen Schreibtisch ausmistete, fiel mir meine erste
Bewerbungsmappe in die Hände. Ganz ehrlich, mein erster Eindruck
war: Oh Gott! Es war ein vorgedruckter Lebenslauf, bei dem
die Überschriften vorgegeben waren, sprich persönliche Daten,
schulische Ausbildung, Berufserfahrung und schließlich noch die
Hobbys. Sogar der Rahmen für das Passbild war eingezeichnet.
4) Da ich mich schon immer für das Personalwesen interessierte, stellte
ich mich nach meinem BA-Studium bei einem großen bundesweit
tätigen Personaldienstleister vor. Das Gespräch fand Mitte Dezember
in Ulm statt. Als ich hier ankam, wurde das Gespräch
kurzerhand auf den Münsterplatz verlegt. Dort war gerade der
Weihnachtsmarkt. Also stellte ich mich mit Grillwürstchen und
Glühwein bei den Verantwortlichen vor. Am Ende des Tages hatte
ich den Job – und zu den Würstchen wurde ich eingeladen.
5) Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind für mich extrem wichtig.
Gerade in unserer Branche, wo es immer darum geht, Mitarbeiter
schnell und passgenau zur Verfügung zu stellen, ist dies von großer
Bedeutung. Aber auch mir ist einmal etwas Peinliches passiert. Zu
meinem ersten Arbeitstag kam ich über eine Stunde zu spät, denn
ich hatte den morgendlichen Berufsverkehr in Ulm total falsch eingeschätzt.
Anstatt um acht Uhr kam ich um kurz nach halb zehn zur
Arbeit.
6) In jedem Vorstellungsgespräch geht es immer um drei wichtige Themenbereiche.
Wer bin ich – wie stelle ich mich kurz, kompetent
und interessant vor? Was kann ich – was sind meine Stärken? Was
sind meine Ziele – was möchte ich in den nächsten Jahren erreichen?
Und ganz wichtig: Im Vorfeld sollte man sich immer über das
Unternehmen, die Branche, die Unternehmensgröße und die Ansprechpartner
informieren.
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 35 | Oktober 2013 unternehmen [!]
Preis für die Neue Chirurgie in Ulm
Verlag/Herausgeber
Neue Pressegesellschaft
mbH & Co. KG
Frauenstraße 77, 89073 Ulm
Geschäftsführer:
Thomas Brackvogel
Redaktion
Alexander Bögelein
(verantwortlich),
Irmgard Städele
Anschrift wie Verlag
Gestaltung
Alen Pahic (Art Director),
Bozena Demski (Bild)
Fotos
Marc Hörger (Titel + Interview),
Lars Schwerdtfeger,
Getty Images, picture alliance,
Pressefotos, Archiv,
Privat
Anzeigen
Dr. Thomas Baumann
(verantwortlich)
Anschrift wie Verlag
Objektleitung
Tobias Lehmann
Druck
Druck- und Verlagsgesellschaft
Bietigheim mbH
Kronenbergstraße 10
74321 Bietigheim-Bissingen
Auflage: 15 000 Exemplare
Kontakt & Mediadaten
www.swp.de/unternehmen
unternehmen@swp.de
Telefon 0731 156-515
Fax 0731 156-481
Nächste Ausgabe
29. November 2013
Anzeigenschluss
8. November 2013
Den Preis für herausragende Gesundheitsbauten
2013 hat der Bund Deutscher Architekten
an die Neue Chirurgie in Ulm vergeben. Das
tröstet aber den neuen Klinikvorstand wohl
kaum. Mit dem Bau und der Vorfinanzierung
Nur wenige
Abbrecher im
dualen Studium
Wer ein duales Studium beginnt,
macht die Ausbildung in
der Regel auch zu Ende. Nur 6,9
Prozent brechen die Kombination
aus Ausbildung im Betrieb
und Studium an einer Hochschule
ab. Das ist das Ergebnis
einer Befragung des Bundesinstituts
für Berufsbildung unter
280 Kooperationsbetrieben dualer
Studiengänge. Nach der Ausbildung
bekommen im Schnitt
89 Prozent einen Arbeitsvertrag.
Entschieden sich die Betriebe
gegen einen Kandidaten
lag das meist an mangelnder Sozialkompetenz
oder an mangelnder
Arbeitsleistung.
Höhn-Gruppe
bündelt ihre
Sparten in Ulm
Die Ulmer Höhn-Gruppe verlagert
ihren Bereich Papierdruck
von Biberach nach Ulm ins Donautal.
Davon betroffen sind 40
der insgesamt 240 Mitarbeiter.
Firmenchef Sebastian Haug (38)
verspricht sich von der Konzentration
aller Leistungsbereiche
Zeit- und Kostenersparnisse sowie
eine höhere Flexibilität bei
der Auftragsabwicklung. Immer
häufiger beträfen Aufträge das
gesamte Leistungsspektrum aus
allen Produktbereichen bis hin
zu Logistikdienstleistungen wie
Konfektionierung, Kommissionierung
und Versand.
Wann Flüge am
günstigsten
gebucht werden
des 240 Millionen Euro teuren Gebäudes, das
rund 40.000 Baumängel aufweist, hat sich die
Klinik übernommen. 2012 betrug der Verlust
15 Millionen Euro. Jetzt braucht die Klinik
dringend Finanzhilfe vom Land.
Zwei Monate vor einem geplanten
Abflugdatum sind Flugtickets
am günstigsten. Das ergab
eine Untersuchung der Reisesuchmaschine
Momondo.de, in
der 60 Millionen Anfragen ausgewertet
wurden. Zwischen 51
und 63 Tagen vor Abreise kommen
Urlauber am billigsten davon.
Je näher der Reisetermin
rückt, desto teurer wird das Ticket.
Am teuersten sind die beiden
Tage vor dem Abflug. Länger
als zwei Monate im Voraus
zu buchen, bringe nichts.
Dieter Kurz löst
Klaus Bleyer bei
Ravensburger ab
Der Ex-Vorstandschef der Carl
Zeiss AG, Dieter Kurz (65), hat
Klaus Bleyer
(72) an der
Spitze des
Aufsichtsrats
der Ravensburger
AG abgelöst.
Aufsichtsratschef
der Ravensburger
AG: Dieter Kurz.
Der frühere
Chef der ZF
Friedrichshafen
hatte
das Gremium
seit 2005 geleitet. Zu neuen
Aufsichtsratsmitgliedern wählte
die Hauptversammlung
Claus-Dietrich Lahrs (50), Vorstandsschef
der Hugo Boss AG,
sowie Dr. Valerie Maier (44), Gesellschafterin
des Familienunternehmens
und Universitätsdozentin
für Biochemie. [!]
50
Kann einiges einstecken.
Der neue Citan.
Mit kompromissloser Mercedes-Benz Qualität.
Ein robuster Mitarbeiter, auf den Verlass ist: Mit seiner hohen Qualität in Material und
Verarbeitung sowie Mercedes-Benz Service24h ist der Citan allen Anforderungen
gewachsen, die der turbulente Joballtag mit sich bringt. Kraftstoffverbrauch (l/100 km):
innerorts 5,2–4,7/außerorts 4,5–4,2/kombiniert 4,7–4,3. CO 2
-Emissionen (g/km):
kombiniert 123–112 g/km. Energieeffizienzklasse F–A. 1
www.mercedes-benz.mpc/citan
1
Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein
Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen.
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Anbieter Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Partner vor Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Ulm/Neu-Ulm, Zeppelinstraße 27, 89231 Neu-Ulm
Tel.: 0731-700-0, http://www.ulm.mercedes-benz.de
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Partner vor Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Ulm/Neu-Ulm, Von-Liebig-Straße 10, 89231 Neu-Ulm
Tel.: 0731-700-0 , http://www.ulm.mercedes-benz.de
Vision erfüllt.
Die neue S-Klasse.
• Erleben Sie die neue S-Klasse.
• Effiziente Technologien: alle Lichtfunktionen komplett in LED-Technik.
• Komfortable Sicherheit: DISTRONIC PLUS mit Lenk-Assistent und Stop & Go Pilot 1 .
• Attraktive Leasing- und Finanzierungsangebote.
In Ihrer Mercedes-Benz
Niederlassung Ulm/Neu-Ulm
Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 14,1–7,0/8,1–4,7/10,3–5,5 l/100 km; CO 2
-Emissionen kombiniert: 242-146
g/km; Effizienzklasse: F–A. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots,
sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Das abgebildete Fahrzeug enthält
Sonderausstattungen. 1 Optional erhältlich.