unternehmen Oktober 2014
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 41 | Oktober 2014 | 3,00 €
4 197821 303000 4 1
Da springt
der Funke über
Das Handwerk setzt um, was die Forschung erfindet.
Aber wo ist die Schnittstelle? Tobias Mehlich und
Werner Tillmetz über ihre zündende Initiative.
Finanzieren Kaufen statt gründen – Tipps für angehende Unternehmer SEITE 22
Nutzfahrzeuge Wie die Zukunft auf deutschen Straßen aussieht SEITE 42
Umfrage Wofür sich Führungskräfte Zeit nehmen SEITE 51
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unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[inhalt]
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Irmgard Städele,
Redaktion unternehmen [!]
Politiker und Journalisten teilen sich das
traurige Schicksal, dass sie oft heute schon
über Dinge reden, die sie erst morgen ganz
verstehen. Das hat Altkanzler Helmut
Schmidt einmal gesagt. Das Mitgefühl von
Unternehmern, Selbstständigen und Führungskräften
dürfte sich da freilich in Grenzen
halten: Mit ihren Entscheidungen stellen
sie heute die Weichen für die Zukunft
ihrer Unternehmen. Wer Entwicklungen
verschläft, landet schneller als er denkt auf
dem Abstellgleis. Das hohe Tempo der Entwicklungen
trifft das Handwerk (Titelinterview
Seite 12), den Maschinenbau mit dem
Thema „Industrie 4.0“ (Seite 28) , die Nutzfahrzeugbranche
mit dem autonom fahrenden
Lkw (Seite42) ... Nicht zu langsam,
nicht zu schnell. Das ist das Meisterstück.
Sich Zeit zu nehmen, ist wichtig. Wie das
geht, zeigt unsere Umfrage (Seite 51).
Eine anregende Lektüre wünscht
Ihre Irmgard Städele
[sicherheit]
6 Gute Wolken, schlechte Wolken
Wie tückisch Clouds sein können
[titelthema]
12 e inladung zum Anfassen Tobias
Mehlich und Werner Tillmetz im
Gespräch
[finanzieren]
22 Chefsessel zu vergeben Was ist
wichtig beim Unternehmenskauf?
[machen]
26 Vielversprechendes Haustürgeschäft
Frustfreie Paketzustellung
32 Tischlein deck dich Burger Zelte &
Catering feiert den Fünfzigsten
40 Lisa, Thomas und der Kessel nr. 2
Bio-Chips – knusperfrischer Genuss aus
Amtszell
48 Tante emma atmet auf
Lebensmittel-Großhandel Utz gibt
Dorfläden eine Perspektive
[führen]
36 Die teuren Fehler der Vorgesetzten
Warum schlechte Führung Geld kostet
[spezial]
28 evolution der Maschinen Das Internet
dringt in die Produktion vor
[bewegen]
42 Fahren muss der Fahrer nicht Der
autonome Lkw ist fast schon Realität
45 Mit „rotem bus“ in rente: ein
Visionär fährt ab Omnibus-Entwickler
Franz Krieglsteiner steigt aus
[leben]
51 Ach du liebe Zeit!
Führungskräfte, ihr Leben, ihre Uhren
[namen & nachrichten]
4 n eues Zentrum will einwanderer
locken
10 schwere Zeiten
21 ZF Friedrichshafen trennt
sich von Lenksysteme-Tochter
47 ZU-Präsident Jansen geht vorzeitig
54 Abschalten in natur und sonne
54 Impressum
40 42
36 48
28
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Neues Zentrum will Einwanderer locken
Foto: © Dariusz T. Oczkowicz, ars digital media services / Fotolia.com
Gute Fachkräfte braucht die Region: Wenn sie aus dem Ausland kommen, erhalten sie künftig Unterstützung.
Die Region braucht Fachkräfte.
Darum soll sich künftig das neue
„Welcome Center“ der Ulm/Oberschwaben
der IHK Ulm kümmern.
„Es stellt für Ulm einen
zweiten Turm dar, der neue Menschen
anzieht!“ Mit diesen Worten
eröffnete Irmgard Otto, Referentin
für Fachkräftesicherung
im baden-württembergischen
Wirtschaftsministerium das
Center. Ziel des Centers sei es,
dem Fachkräftemangel „mit einer
neuen Willkommenskultur
für Immigranten zu begegnen“,
erklärt Center-Verantwortliche
Nadine Schilder. Das Center
übernimmt eine Art Lotsenfunktion.
So helfen die Mitarbeiter
Einwanderern bei Behördengängen,
beraten sie über Kinderbetreuungsangebote
und Sprachkurse
oder unterstützen sie auch,
wenn es um die Anerkennung
beruflicher Qualifikationen geht.
IHK-Geschäftsführer Otto Sälzle
erklärt den Hintergrund: „Für
uns ist es ganz wichtig, Unternehmen
und ausländische Fachkräfte
näher zusammenzubringen,
denn der demografische
Wandel und die Rente mit 63 sorgen
dafür, dass wir unsere Region
dringend attraktiver für Zuwanderer
machen müssen.“ Allen Beteiligten
sei es deshalb wichtig,
die Institution möglichst langfristig
zu betreiben.
Die Idee der „Welcome Center“
stammt vom Land. Insgesamt
gibt es für elf Zentren 2 Millionen
Euro, die mehrheitlich aus dem
europäischen Sozialfonds kommen.
Nach Ulm fließt eine Anschubfinanzierung
von 93.000
Euro, den Rest der Kosten für die
2,5 Stellen trägt die IHK.
Den 30.000 Unternehmen in der
Re gion fehlen im Moment rund
12.000 Fachkräfte, mehrheitlich
solche mit dualer Ausbildung. [!]
GABRIEL BOCK
Parkraum-Wunder aus dem Allgäu
Mit spektakulären Projekten hat
die Klaus Multiparking GmbH
aus Aitrach bei Memmingen in
den vergangenen 50 Jahren Aufmerksamkeit
erregt. Mit raffinierten
Erfindungen und solider
handwerklicher Fertigung erarbeiteten
sich die Allgäuer auf
dem Gebiet raumsparender benutzerfreundlicher
Parksysteme
international Ansehen. Weltweit
gibt es kaum eine Metropole, in
der nicht Parklösungen aus Aitrach
zu finden sind. Ob London,
Rom, Los Angeles, Tokio: Überall
stehen architektonisch spektakuläre
Bauten, die mit Klaus-
Parksystemen bestückt sind.
Neuerdings sind es spektakulärekirchturmhohe
Parktürme. In
ihnen werden die Autos am Fuß
in Empfang genommen und automatisch
auf Etagen mit leeren
Parkboxen gehievt. Aus denen
werden sie wie von Geisterhand
wieder abgerufen.
Das war vor 50 Jahren anders. Als
Firmengründer Kaspar Klaus, die
Idee hatte, wegen der sich abzeichnenden
Parkplatznot zwei
Autos per Rampe übereinander
abzustellen, wurde er belächelt.
Der Kölner Rheinauhafen: In der längsten öffentlichen Tiefgarage Europas
kommen auch technische Lösungen von Klaus Multiparking zum Einsatz.
Doch er behielt Recht. In rascher
Folge kamen mehrstöckige Plattformen,
die seitlich verschiebbar
waren, und kreisförmige drehbare
Scheiben dazu. Sie waren nicht
nur platz- sondern auch zeitsparend,
weil der lästige Gegenverkehr
entfiel. Damit war das
Grundprinzip für die heute nach
dem Fahrstuhlprinzip arbeitenden
Parktürme erfunden. Heute
zählt Klaus Multiparking bei Autoparksystemen
zu den Weltmarktführern,
kooperiert mit 65
Vertriebspartnern weltweit und
hat Anlagen mit mehr als 700.000
Stellplätzen ausgeliefert. Allesamt
wurden von den 140 Mitarbeitern
im Werk in Aitrach konzipiert
und gefertigt. [!] HAM
4
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[namen & nachrichten]
Je größer die Firma, desto satter das Gehalt
Führungskräfte und Spezialisten
im kaufmännischen Bereich
konnten sich 2013 im Durchschnitt
über 3,3 Prozent höhere
Bezüge freuen. Nach dem Vergütungsreport
der Managementberatung
Kienbaum erhalten Führungskräfte
durchschnittlich
eine Vergütung von 124.000 Euro
im Jahr, während Spezialisten auf
64.000 Euro und Sachbearbeiter
auf 47.000 Euro kommen.
Die Unternehmensgröße beeinflusst
die Vergütung von Führungskräften
in kaufmännischen
Funktionen erheblich: Eine kaufmännische
Führungskraft in einem
Unternehmen mit mehr als
5000 Beschäftigten verdient mit
151.000 Euro durchschnittlichem
Jahresgehalt gut 75 Prozent
Verdienst im kaufmännischen Bereich
124.000 €/Jahr (Führungskräfte)
64.000 €/Jahr (Spezialisten)
Quelle: Kienbaum Consultants International GmbH
47.000 €/Jahr (Sachbearbeiter)
Grafik: mediaservice ulm
mehr als eine Führungskraft in
einem Unternehmen mit bis zu
50 Mitarbeitern: Sie erhält 86.000
Euro. 86 Prozent der Manager erhalten
einen Bonus. Im Schnitt
beträgt dieser 24.000 Euro; das
entspricht 17 Prozent der Gesamtdirektvergütung.
Bei den
Spezialisten und Sachbearbeitern
sind die Unterschiede nicht
ganz so groß: Unternehmen mit
mehr als 5000 Beschäftigten zahlen
ihren kaufmännischen Spezialisten
im Schnitt 75.000 Euro im
Jahr, bei kleinen Firmen erhalten
diese 55.000 Euro. Bei den Sachbearbeitern
reicht die Bandbreite
von 52.000 Euro bis 41.000 Euro.
Für die Studie hat Kienbaum
4600 Positionen in 577 Unternehmen
analysiert. [!]
OS
Kohler fördert faire Löhne
und Klimaprojekt
Ugandische Frauen bei der Ernte von Bio-Baumwolle.
Was Modeketten nach Skandalen
in der Textilproduktion erst lernen
müssen, ist bei Kohler Standard.
Das auf Einrichtungshaus
aus Erolzheim (Kreis Biberach)
hat laut Firmenchef Peter Kohler
schon immer auf die Herkunft
und die Produktion der Textilien
geachtet. Die Wäsche der Marke
„Cotonea“ besteht aus Biobaumwolle,
die ohne Pestizide, Gentechnik
und Kunstdünger in
Uganda angebaut wird. Faire Löhne
und Abnahmepreise sowie
gute Arbeitsbedingungen seien
garantiert und würden überprüft.
In Indien unterstützt das
Familienunternehmen, das elf
Mitarbeiter beschäftigt, ein Klimaprojekt,
das der Bevölkerung
zu günstigen Brennstoffen ohne
CO2-Ausstoß verhilft. [!] OS
Kaserne wird zum
Energie-Lernpark
Ein grünes Gewerbegebiet, ein
Lern- und Energiepark sowie eine
Akademie für Nachhaltigkeit: Das
ist auf 77 Hektar Fläche auf dem
ehemaligen Gelände der Oberschwabenkaserne
in Hohentengen
geplant. Das ganze firmiert
unter dem Namen Ehoch4. Die
spielerische Vermittlung von Wissen
rund um die Energie soll von
2016 an jährlich tausende Kinder
zwischen 2 und 15 Jahren anlocken.
Dahinter steckt der Ravensburger
Spieleverlag. Auch ein
Wissenschaftscampus ist vorgesehen.
Alle dortigen Einrichtungen
sollen mit vor Ort erzeugter Energie
versorgt werden. Das Investitionsvolumen
beträgt mehr als
50 Millionen Euro. [!] OS
1000 neue Arbeitsplätze
mit L-Bank-Förderung
Die Förderung der L-Bank hat in
der Region Ulm zahlreiche Investitionen
ausgelöst. Im ersten
Halbjahr unterstützte das landeseigene
Förderinstitut 274 Unternehmen
aus dem IHK-Bezirk
Ulm mit rund 93 Millionen Euro.
Das sind 82 Prozent mehr als im
Vorjahr. Dies führte zu Investitionen
von 163 Millionen Euro. Fast
300 neue Arbeitsplätze sind entstanden.
Neben IHK-Firmen wurden
auch 685 Betriebe der Handwerkskammer
Ulm unterstützt.
Die Darlehen von 196 Millionen
Euro (plus 14 Prozent) lösten Investitionen
von mehr als 337 Millionen
Euro aus. Dadurch werden
in den Handwerksfirmen 1000
Jobs geschaffen. [!]
OS
5
[rubrik] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Foto: © Pixsooz / Fotolia.com
guteWolken,schlechteWolken
Wer braucht heute noch eigene teure Server und IT-Spezialisten, wo es doch Clouds gibt? Doch so manche Wolke, vor
allem in den USA, kann tückisch sein. Wo lauert Gewittergefahr? Ein Überblick.
Schöne neue Welt. Von jedem Gerät an jedem Ort kann man auf Firmendaten zugreifen. Aber Achtung. Nicht jeder Cloud kann man trauen.
Sie ist kompliziert, teuer und für viele
unerlässlich: IT (Information Technologies),
also elektronische Datenverarbeitung.
Kaum ein Unternehmen kommt
noch ohne IT-basierte Verarbeitung von Daten
aus. Ob Kundendaten, Wissensmanagement
oder Verwaltung, alles wird elektronisch
gemacht. Natürlich vernetzt, damit alle
immer auf dem aktuellen Stand sind.
Problemlos ist die IT freilich nicht. Einfach
den Rechner anschalten und loslegen, klappt
nur dann, wenn die Voraussetzungen stimmen.
Für ein funktionierendes System sind
ausreichende technische Kapazitäten nötig –
und Leute, die für Wartung und Bereitstellung
sorgen. Aber Fachleute und Technik kosten so
viel, dass es sich für viele Unternehmen nicht
lohnt, sie selbst im Betrieb anzustellen.
Angesichts dessen
verwundert es
nicht, dass das sogenannte
Cloud-
Computing seit
der Jahrtausendwende
immer
beliebter wird.
„Unter Cloud-
Computing versteht
IT-Professor Philipp Brune
man die
erklärt die Cloud.
skalierbare Bereitstellung
verschiedener
IT-Dienstleistungen in einem entfernten
Rechenzentrum über das Internet, es ist
eine besondere Form des IT-Outsourcings“,
erklärt Professor Philipp Brune von der Hochschule
Neu-Ulm (HNU). Er ist wissenschaftlicher
Leiter des Rechenzentrums der HNU und
Experte in Sachen Cloud-Computing.
ameriKaNerDomiNiereN
Lag das deutsche Marktvolumen von Cloud-
Diensten 2013 noch bei 4,52 Milliarden Euro,
wird es im laufenden Jahr auf voraussichtlich
6,62 Milliarden Euro und 2015 auf 9,23 Milliarden
Euro anwachsen. Das prognostiziert
eine Studie der Münchner Experton-Group.
Dominiert wird der Markt von den großen US-
Anbietern wie salesforce.com und den Cloud-
Diensten von Google, Apple und Microsoft.
Laut dem Computermagazin „c‘t“ befinden
sich 90 Prozent der globalen Cloud-Kapazität
in den USA.
Es gibt jedoch auch Cloud-Anbieter mit Rechenzentren
in Europa. Im Großraum Ulm
6
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[sicherheit]
Cloud-Dienstleistungen:Diedreitypen
Partner auf
Augenhöhe
Kopiersysteme
» Multifunktionale Systeme
» Managed Print Services
» Dokumentenmanagement
» Analyse & Optimierung
grundsätzlich wird zwischen drei Arten
von Cloud-Dienstleistungen unterschieden,
erklärt Experte Philipp Brune.
Infrastructure-as-a-Service (IaaS) bezeichnet
die reine Bereitstellung technischer
Leistungen, also von Rechenkapazität
oder Speicherplatz. Die Verwaltung
und Betreuung übernimmt der Kunde
selbst. IaaS ist die häufigste Form von
Cloud-Computing.
Platform-as-a-Service (PaaS) beinhaltet
für den Kunden die Möglichkeit, in
der Cloud selbst Anwendungen zu entwickeln
oder zu betreiben.
Die vielleicht bekannteste Cloud-Form
ist Software-as-a-Service (SaaS). Hierbei
nutzt der Kunde Software auf dem
Cloud-Speicher, die vom Dienstleister
angeboten, betreut und verwaltet wird.
Der Unterschied zum Mieten eines Servers
besteht darin, dass beim Cloud-
Computing flexibel auf den aktuellen Bedarf
an technischen Ressourcen reagiert
werden kann. „Man bezahlt nur, was gerade
benötigt wird. Gleichzeitig kann der
Anbieter ungenutzte Kapazität anderweitig
verkaufen“, erläutert der Professor.
Die Vorteile für den Kunden: Er spart sich
eine eigene IT-Abteilung und Betreuung.
Die Flexibilität des Cloud-Computings
macht zudem eine einfache Anpassung
der IT-Strukturen auf Veränderungen und
Fortschritt möglich.
Gab
IT-Lösungen
» IT-Infrastruktur & Sicherheit
» Medien- & Konferenztechnik
» Cloud-Dienste & Storage
» Virtualisierungskonzepte
stellt beispielsweise auch die Wilken-Gruppe
ein Rechenzentrum mit entsprechenden
Dienstleistungen zur Verfügung. Der Geschäftsführer
des Zentrums, Harald Varel,
skizziert das Konzept: „Wir bieten Software
und IT-Infrastruktur auf lokaler Ebene an und
stellen auf den Kunden abgestimmte Lösungen
bereit.“
Das Rechenzentrum selbst ist ein mannshoher,
schwarzer Block mit einer Grundfläche
von zwei auf fünf Metern. Er besteht aus mehreren
Recheneinheiten, von denen jede den
Stromverbrauch eines Mehrfamilienhauses
hat. Das gesamte Zentrum benötigt täglich etwa
1350 kWh. Insgesamt werden hier am Tag
mehr als 30 Terrabyte Daten verarbeitet und
den Unternehmen, die sie auslagern, wieder
zur Verfügung gestellt. Das Gesamtvolumen
der Daten beträgt etwa ein Petabyte, das sind
eine Million Gigabyte. Auch andere Unternehmen
vermitteln lokale und internationale
Clouds und betreuen sie, so zum Beispiel auch
der Ulmer IT-Spezialist Fritz und Macziol.
Cloud-Direktor Jörg Mecke sagt: „Uns ist es
wichtig, dass der Kunde keinen Unterschied
zur IT ohne Cloud bemerkt.“ Fritz und Macziol
bietet sowohl die Betreuung von Clouds an,
die ein Unternehmen selbst errichtet, als auch
eine Übernahme der IT-Auslagerung an auswärtige
Rechenzentren. Hier bleibt die Wahl
des Cloud-Standortes dem Auftraggeber überlassen.
Bei dem Ulmer IT-Spezialisten wird
Flexibilität als der größte Vorteil der Clouds
gesehen. Gute Cloudlösungen lassen sich
nach den Worten Meckes auf die Bedürfnisse
und Wünsche des Kunden anpassen.
Bei der Auslagerung von Unternehmensdaten
ist die Sicherheit das zentrale Thema. Gerade
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7
[sicherheit] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Rechenzentren benötigen außerordentlich viel Energie. Das Ulmer Unternehmen Wilken hat daher ein eigenes Blockheizkraftwerk.
wenn es um Kundendaten geht, darf nichts
passieren. Für den Schutz muss jedes Unternehmen
garantieren. Das kann zum Problem
für Firmen werden, die Cloud-Anbieter in den
USA nutzen. Diese unterliegen dem sogenannten
„Patriot Act“. Das nach den Anschlägen
vom 11. September 2001 entstandene Gesetz
verpflichtet Unternehmen in den USA,
den Geheimdiensten auch ohne richterliche
Anordnung Zugriff auf ihre Server zu geben.
Wird hierbei gegen das deutsche Bundesdatenschutzgesetz
verstoßen, so drohen dem
deutschen Kunden des US-Anbieters möglicherweise
juristische Probleme. Die Folge
können Bußgelder und Schadenersatzzahlungen
sein.
Der europäische Gerichtshof entschied 2011,
dass personenbezogene Daten nur noch eingeschränkt
in die USA gelangen dürfen. „Der
Ausweg aus der problematischen Situation
ist, einen regionalen oder zumindest nationalen
Cloud-Anbieter zu wählen“, sagt Brune.
Diese sind den deutschen Gesetzen unterworfen
und bieten häufig eine höhere Transparenz
ihrer Strukturen. Auch Microsoft plant
nun Clouds in Deutschland.
In jüngster Zeit tauchen Berichte auf, dass Hacker
sensible Daten von Clouds gestohlen haben.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Veröffentlichung
privater Fotos etlicher
Prominenter. Die Bilder wurden aus Cloud-
Speichern des US-Konzernriesen Apple entwendet.
Für ein Unternehmen wäre der Diebstahl
von Know-how oder Kundendaten eine
Katastrophe. Zudem stellt sich die Frage nach
Problemen beim technischen Betrieb des Rechenzentrums.
Ein Ausfall der Datenzentren,
etwa wegen eines Stromausfalls, könnte fatal
sein, denn plötzlich wären sämtliche Kunden
von ihrer IT-Verwaltung abgeschnitten.
DasProblemistDerKUNDe
Ist die Auslagerung also leichtsinnig? Nein,
findet Brune: „Gerade die auf die Wirtschaft
spezialisierten Anbieter von Cloud-Computing
haben oft mehr Erfahrung und Wissen
beim Thema Sicherheit und auch höhere
Standards, als dies bei ihren Kunden der Fall
ist. Oft gelangen die Hacker viel einfacher an
die Zugangsdaten der Nutzer und kommen
darüber an die Datenbanken.“ Auch Harald
Varel bestätigt, dass die meisten Sicherheitsprobleme
beim Kunden entstehen. „Wir versuchen,
unsere Kunden mit Beratung und
durch besonders
restriktive Sicherheitsmechanismen
zu einem sicheren
Umgang
mit ihren Passwörtern
zu bewegen“,
sagt er. Bei Wilken
legt man besonderen
Wert auf Virenabwehr
und Wilken-Geschäftsführer
Ausfallsicherheit Dr. Harald Varel.
des Rechenzentrums.
Das steht in einem alarmgesicherten
bunkerartigen Raum mit Sicherheitsschleuse
und eigenem Kühlsystem, die Firma verfügt
in Ulm zudem über ein eigenes Blockheizkraftwerk
und ein Notstromaggregat.
Worauf muss ein Unternehmen also achten,
wenn es einen Cloud-Dienst nutzen möchte?
„Das A und O ist Information“, sagt Brune: „Ich
muss wissen, welche Form von Cloud-Computing
ich benötige und welchen Kriterien
der Dienst genügen sollte.“ Für Unternehmen,
die ihre komplette IT auslagern wollen, bietet
sich ein sogenannter IaaS-Dienst (siehe Info-
Kasten) an. Brune zufolge spricht viel für An-
8
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[sicherheit]
bieter in der Nähe: Bei ihnen kann man vor
Ort genau in Augenschein nehmen, wie die
Daten aufbewahrt werden. Das ist sogar
Pflicht. Der Paragraph 11 des Bundesdatenschutzgesetzes
besagt, dass jeder, der personenbezogene
Daten extern verwalten lässt,
sich von der Einhaltung der Sicherheitsstandards
überzeugen muss.
WindowsXPalssicherheitsrisiko
it-KoNgressiNNeU-Ulm
Anhaltspunkte für die Sicherheit von Daten
und Rechenzentren können auch verschiedene
Zertifikate bieten. Technische Maßnahmen
etwa werden von der ISO-Norm ISO
27001 erfasst, während der Tüv Zertifikate für
Infrastruktur und Prozesse ausstellt. Auch das
Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer vergibt
Zertifikate für Rechenzentren aus.
Allerdings bremst eine Sache in Deutschland,
die Ausbreitung der Cloud-Dienste, gibt Brune
zu bedenken: „Ein großes Problem ist die
Breitband-Anbindung.“ Zwar sind die Rechenzentren
oft sehr gut und bei mehreren Providern
angebunden, jedoch sind die Internet-
Leitungen zu den potenziellen Kunden oft
sehr schlecht. Das bestätigen auch die Ulmer
IT-Anbieter. Baden-Württembergs Ministerpräsident
Winfried Kretschmann (Grüne) hat
das auch erkannt. Er will den Ausbau der
Breitbandversorgung vorantreiben, vor allem
im ländlichen Raum, wo viele mittelständische
Weltmarktführer ihren Sitz haben. Statt
12 Millionen Euro will die Landesregierung
den Breitbandausbau künftig jährlich mit 30
Millionen Euro fördern.
Eine Möglichkeit für Unternehmer und Entscheider,
mit regionalen Anbietern ins Gespräch
zu kommen und sich über sie und ihre
Dienste zu informieren, bietet am 13. November
in der Hochschule Neu-Ulm der „IT-Kongress
Neu-Ulm/Ulm 2014“. Das Forum für
Wirtschaft und IT-Fachwelt legt einen besonderen
Fokus auf Cloud-Computing und Informationssicherheit.
[!] Gabriel bock
DURCHBLICK
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Diepopulärstenbetriebssysteme sind
die der Windows-Reihe des Softwareriesen
Microsoft. Diese werden immer wieder
für ihre Anfälligkeit gegenüber Hacking
kritisiert. IT-Experten bestätigen
zwar, dass es manchmal Lücken in den
Systemen gibt, jedoch sind die meisten
von ihnen dann kein Thema mehr, wenn
auf regelmäßige Updates und aktuellen
Virenschutz geachtet wird.
Ein großes Problem stellt aber Windows
XP dar. Für das veraltete Betriebssystem
entwickelt Microsoft keine Sicherheitspatches
mehr, und auch der Support ist
eingestellt. Das bedeutet, dass neue Sicherheitslücken
nicht mehr geschlossen
werden. Obwohl der US-Konzern mittlerweile
vor der Nutzung des XP-Systems
warnt, verwenden es noch immer viele
Betriebe und Privatpersonen. Sein Marktanteil
liegt 2014 bei etwa 23 Prozent.
Dabei ist klar, dass jeder Rechner mit
dem veralteten Betriebssystem und Zugang
zu sensiblen Daten ein besonderes
Sicherheitsrisiko darstellt.
Der Umstieg auf eine aktuelle Windows-
Version empfiehlt sich also dringend. Viele
Unternehmen überspringen hierbei den
XP-Nachfolger Windows 7, dessen Updates
2020 eingestellt werden und stellen
gleich auf das aktuelle Windows 8.1 um.
Andere wiederum entscheiden sich, auf
dessen Nachfolger Windows 9 zu warten;
der ist für April 2015 angekündigt. Gab
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[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
ÖMA Kisslegg
zieht um nach
Lindenberg
Die Vertriebsgesellschaft Ökologische
Molkereien Allgäu
(ÖMA) stößt am Standort Kisslegg
an Kapazitätsgrenzen und
verlagert deshalb ihren Firmensitz
nach Lindenberg. Dort
übernimmt sie Gewerbeflächen
des Schmelzkäseproduzenten
Schreiber und ein großes Kühllager.
Die ÖMA beliefert ausschließlich
den ökologischen
Fachhandel. Sie wurde 1985 in
einer Garage gegründet. Seither
wuchs sie kontinuierlich. Zuletzt
erwirtschaftete sie mit 50
Mitarbeitern einen Jahresumsatz
von 35 Millionen Euro.
Steigtechnik
gehört zu den 50
Besten Bayerns
Besondere Ehrung für die Günzburger
Steigtechnik GmbH: Das
Familienunternehmen mit 250
Mitarbeitern darf sich mit dem
Titel „Bayerns Best 50“ schmücken.
Der Hersteller von Leitern
zähle zu den Wachstumsmotoren
des Freistaats und sei der
bayerische Vertreter in der
Champions League des Mittelstands,
sagte die bayerische
Wirtschaftsministerin Ilse Aigner
(CSU). Das Unternehmerehepaar
Ferdinand und Ruth
Munk wurde auch für das Bekenntnis
zum Standort Günzburg
und für die Qualifizierung
der Mitarbeiter gewürdigt.
Edelmann
investiert
in Ungarn
Der Verpackungshersteller
Edelmann (Heidenheim) vergrößert
sein Werk in Ungarn
für fünf Millionen Euro. Ende
des Jahres soll ein neues Gebäude
mit 14.000 Quadratmetern
Schwere Zeiten
Der Wegfall der Milchquote in der EU im Frühjahr 2015 löst
Ängste bei Landwirten im Südwesten aus. „Die kleinen Betriebe
auf der Schwäbischen Alb oder im Allgäu werden es schwer
haben“, sagte der Landeschef des Bundesverbandes Deutscher
Milchviehhalter, Karl-Eugen Kühnle. Im Norden seien die
Böden leichter zu bearbeiten, dort sei Großlandwirtschaft besser
möglich. Heute gibt es in Baden-Württemberg noch 9000
Milchviehhöfe, das sind weniger als die Hälfte als 1996.
Fläche im Werk Zalaegerszeg
im Osten des Landes bezogen
werden. Das soll die Basis sein,
um das Geschäft in Zentral- und
Osteuropa auszuweiten. Bis
2016 entstehen dort 100 neue
Jobs. Im Jahr 2013 erzielte Edelmann
mit 2200 Mitarbeitern an
13 Standorten einen Umsatz
von 233 Millionen Euro.
Stadtwerk am
See steigert
Gewinn deutlich
Das Stadtwerk am See (Friedrichshafen/Überlingen)
hat im
ersten vollen Geschäftsjahr seit
Foto: © Thomas Neumahr / Fotolia.com
der Fusion im Oktober 2012 den
Gewinn um ein Drittel auf 9,8
Millionen Euro steigern können.
Der Umsatz sank im Jahr 2013
um knapp 2 Prozent auf 180 Millionen
Euro. Die Einbußen im
Energiegeschäft konnte das Unternehmen
mit 311 Mitarbeitern,
das im Herbst 2012 aus der
Fusion der Stadtwerke Friedrichshafen
und Überlingen
hervorgegangen ist, mit dem
Wassergeschäft mehr als ausgleichen.
„Die Einmalkosten aus
der Fusion sind 2013 entfallen,
die Synergien kommen mehr
zum Tragen“ , erklärten die Geschäftsführer
Alfred Müllner
und Klaus Eder. An die Gesellschafter
– die Städte Friedrichshafen
und Überlingen – überweist
das Unternehmen für 2013
insgesamt 12 Millionen Euro.
Uzin Utz erhält
Preis von
„familiyNET“
Der Bauchemiespezialist Uzin
Utz AG (Ulm) ist im Rahmen
von „familyNET“ für sein Engagement
zur besseren Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ausgezeichnet
worden. Das
landes weite Projekt wird unter
anderem unterstützt durch das
Landeswirtschaftsministerium
sowie die Metall- und Chemieindustrie.
Uzin Utz erhielt den
Preis, weil das Unternehmen individuelles
Coaching, Mentoring,
flexible Arbeitszeitmodelle,
Führen in Teilzeit sowie zahlreiche
Workshops anbietet. Zuletzt
kam der Hersteller von Spezialchemikalien
und Geräten für die
Bodenbearbeitung auf einen Jahresumsatz
von 217 Millionen
Euro mit 950 Mitarbeitern.
Cooper Standard
verlagert Stellen
nach Serbien
Der in Lindau ansässige Automobilzulieferer
Cooper Standard
denkt an die Verlagerung
eines Großteils der Arbeitsplätze
vom Bodensee nach Serbien.
Fast 40 Prozent der knapp 1000
Arbeitsplätze in Lindau sollen
trotz einer Standortsicherungsvereinbarung
von der Maßnahme
betroffen sein. In erster Linie
geht es um lohnintensive
Tätigkeiten in der Produktion.
In Serbien liegt der Stundenlohn
bei 3,50 Euro. Seit Jahren
bemühen sich die Beschäftigten
in Lindau, durch Lohnverzicht
ihre Arbeitsplätze zu erhalten.
Als das Unternehmen zur Metzeler-Gruppe
gehörte, war es eines
der größten Arbeitgeber in
Lindau. [!]
10
Gutes Geld – gutes Gewissen.
Unser Engagement
für Bildung.
Sparkassen fördern Bildung in allen Regionen Baden-Württembergs. Im
Rahmen unseres sozialen Engagements ermöglichen wir Bildungsangebote für alle
Teile der Bevölkerung. Wir fördern gemeinnützige Vorhaben im Bildungsbereich
mit jährlich über 16 Mio. Euro in 21 Stiftungen. Denn Wissen ist der wichtigste
Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Das ist gut für die Menschen und gut
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[titelthema] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
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unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[titelthema]
Einladung
zumAnfassen
Wie funktioniert eine Brennstoffzelle? Was tun, wenn ein E-Auto brennt? Wie
verhält sich Wasserstoff? Antworten gibt das Ulmer WBZU -– Handwerkern,
Studenten, Schülern. Anfassen ist dabei fast immer erlaubt. Dr.TobiasMehlich
und Prof.WernerTillmetz über das Tête-à-Tête von Handwerk und Forschung.
Wer Handwerker sucht, tut das in Werkstätten oder
auf dem Bau. Seit einiger Zeit tauchen sie aber
auch mitten in der Ulmer Wissenschaftsstadt auf
dem Oberen Eselsberg vermehrt auf – in Seminaren
und Laboren. Was steckt dahinter?
Dr. Tobias Mehlich: Das Handwerk macht sich fit für die
Zukunft – im Weiterbildungszentrum für innovative
Energietechnologien der Handwerkskammer Ulm,
dem WBZU. Es ist eine Schnittstelle zwischen Praxis
und Forschung.
Will das Handwerk selbst forschen?
Mehlich: Nein, es geht darum, den Kunden Erfindungen
möglichst rasch anzubieten. Zum Handwerk zählt
eben nicht nur der Schuster, der nach herkömmlicher
Methode Schuhe besohlt. Wir wollen ein traditionelles
Handwerk, aber wir wollen auch ein Handwerk, das die
moderne Welt gestaltet. Wir entwickeln neue Betätigungsfelder
und Geschäftsideen.
Und wieso suchen Sie, Professor Tillmetz, als Wissenschaftler
und Leiter des Zentrums für Sonnenenergie-
und Wasserstoff-Forschung (ZSW) die
Nähe zum Handwerk?
Professor Werner Tillmetz: Mich hat schon immer nicht
nur die pure Forschung angetrieben. Die dient im
universitären Bereich dem reinen Erkenntnisgewinn.
Das ist für mich persönlich eher sekundär. Mir ist die
Anwendung wichtig: Wie kann ich das nutzen? Wie
kann die Wirtschaft damit Geld verdienen? Wie kann
man eine neue Technologie nachhaltig nutzen? Wir in
Deutschland haben ein Umsetzungs-Problem. Wir sind
immer wieder Forschungsweltmeister, aber verkaufen
tun andere.
An welche Beispiele denken Sie?
Tillmetz: Kameras. Da waren wir einst Weltmarktführer.
Hochwertige Kameras kamen aus Deutschland.
Wie viele produzieren wir heute noch? Es gibt viele andere
Beispiele. Wo mechanische Technologien von etwas
Neuem, Besseren verdrängt werden, ist auch das
oft bei uns erfunden worden. Nehmen Sie den Computer,
entwickelt von Konrad Zuse, das Fax von Siemens ...
Und wer macht das Geschäft? Apple, Samsung, Panasonic
... Das treibt mich um, weil ich seit Jahrzehnten an
neuen Technologien arbeite, lange in der Industrie –
und jetzt seit fast zehn Jahren hier in der Forschung.
Wie kommt das Handwerk ins Spiel?
Tillmetz: Die Idee ist vor gut eineinhalb Jahren entstanden.
Grundgedanke: Mit dem Handwerk sind wir direkt
am Nutzer neuer Technologien dran. So erfahren
wir, was er nicht oder anders will – und wieso. Das ist
eine Chance, vom reinen Forschungsweltmeister wegzukommen.
Hat die Kooperation schon unmittelbaren Nutzen
für Ihre Forschung gebracht?
Tillmetz: Noch nicht direkt. Aber vor gut einem Jahr
war ich mit meinem Auto beim Kundendienst. Bei der
Gelegenheit habe ich den Meister gefragt, was er von
Elektromobilität hält – einem der Schlüsselthemen an
unserem ZSW.
Und?
Tillmetz: „Totaler Blödsinn“, sagte er.
Wer wie Sie Batterien entwickelt, muss da wohl erst
mal schlucken, oder?
Sie verbinden Handwerk und Forschung: Tobias Mehlich (li.), Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, und Professor
Werner Tillmetz, Leiter des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung, vor einem Blockheizkraftwerk.
ZurPerson
Langweilig dürfte es
Tobias Mehlich (47)
so schnell nicht werden.
Als Hauptgeschäftsführer
der
Handwerkskammer
Ulm vertritt er seit
dem Jahr 2010 rund
18.000 Betriebe. In
seiner Freizeit engagiert
er sich für Musik
– als Vorsitzender
des Vereins Kinderund
Jugendchor „Ulmer
Spatzen“. Der
Jurist, der mit seiner
Familie (verheiratet,
drei Kinder) in Ulm
wohnt, stammt aus
dem hessischen Bad
Nauheim.
ZurPerson
WernerTillmetz gehört
zu den führenden
Brennstoffzellenund
Batterieexperten
in Deutschland. Der
59-jährige Professor
folgte 2004 dem Ruf
der Uni Ulm. Seither
leitet er den Geschäftsbereich
Elektrochemische
Energietechnologien
am
Zentrum für Sonnenenrgie-
und Wasserstoffforschung.
Der
gebürtige Oberbayer
wuchs in Lindau auf,
wo er noch heute mit
seiner Frau und seinen
beiden Kindern
(15 und 21) lebt.
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[titelthema] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Tillmetz: Ich wollte wissen, warum. Seine Antwort:
„Mein Geld verdiene ich heute mit Öl-, mit Zündkerzen-
und Zahnriemenwechsel. Das gibt es im E-Auto
nicht mehr. Wie soll ich also damit etwas verdienen?“
Mehlich: Genau darum geht es: zeigen, welche Geschäftsideen
hinter neuen Technologien stecken könnten und
dem Handwerk das nötige Wissen vermitteln.
Konnten Sie die Sicht des Kfz-Meisters nachvollziehen,
Herr Professor Tillmetz?
Tillmetz: Klar. Tatsächlich informieren die Autohersteller
ihre Vertragspartner in den Werkstätten nicht über
die Arbeitsinhalte rund um das E-Auto. Ihnen ist wohl
nicht bewusst, dass man den Umgang mit einer komplett
neuen Technologie auch gelernt haben muss.
Über das WBZU und die Handwerkskammer erreichen
Sie die Handwerker …
Tillmetz: So ist es. Wir können an die Basis gehen. Wir
setzen uns mit den Handwerkern aus den Werkstätten
zusammen und erklären ihnen, wie ein Elektroauto
funktioniert, wo Wartungsbedarf auftreten kann und
worauf man achten muss. Mit den Leuten kann man
sehr fundiert diskutieren.
Mehlich: Auch deshalb muss das Handwerk nahe bei der
Forschung sein. Bringt die Forschung etwas auf den
Weg, müssen wir wissen, wohin die Reise geht und wie
die Betriebe damit Umsatz machen können. Gibt es nur
noch Autos mit Brennstoffzellen, muss ein Lehrling
nicht mehr lernen, wie man einen Auspuff schmiert,
sondern wie man mit Wasserstoff umgeht.
Im WBZU spielen nicht nur die E-Autos eine Rolle?
Mehlich: Das geht viel weiter. Die Energiewende betrifft
die verschiedensten Handwerksgebiete: Elektromobilität,
Energieeffizienz von Heizungen, Energiegewinnung
aus Sonne und Wind, Speichertechnik für Häuser.
Das wird auch die Ausbildung in vielen Berufen
verändern. Die Nähe zur Forschung hilft uns, die Ausbildungsordnungen
anzupassen.
Diese Impulse könnten von Ulm aus das Handwerk
im ganzen Land revolutionieren?
Mehlich: Was wir hier am WBZU machen, hat eine bundesweite
Leuchtturmfunktion.
Dann sind Sie Trendsetter?
Mehlich: Oder Versuchskaninchen. Es ist ein Versuch,
den wir starten, es gilt auch Gräben zu überwinden.
Forscher haben ihre eigene Sprache, Handwerker
auch ...
Bevor einer fragt: Auch Tobias Mehlich weiß, dass man mit
Krawatte nicht Löcher in Betonklötze bohrt. Für den Fotografen
machte er eine Ausnahme.
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unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[titelthema]
Tillmetz: Die Übersetzung hinzubekommen, komplizierte
Sachverhalte verständlich zu erklären – das ist
die große Kunst. Wir haben am WBZU talentierte Leute
dafür, und auch im Handwerk beherrschen das viele.
Um beim Kfz-Mechaniker zu bleiben: Bisher schulen
die Meister den Umgang mit dem Vergaser, künftig
müssen sie erklären, wie das mit Batterien und E-Autos
geht. Wir können also entweder eigene Leute einsetzen
oder wir versorgen die Ausbilder im Handwerk mit
Wissen.
Wie wird das Wissen vermittelt?
Tillmetz: Das ist das Einmalige am WBZU: Wir haben in
sieben Labors Technik zum Anfassen – Knöpfe drücken,
Messkurven anschauen … Man erlebt praxisnah,
wie eine Brennstoffzellenbatterie funktioniert.
Mehlich: Hier können Handwerker durch Erfahrung lernen,
Wissen wird nicht einfach an der Tafel präsentiert.
Man muss es in ihre Sprache übersetzen und vor allem
in ihre Methoden transferieren.
Komplizierte Inhalte herunterzubrechen, wird in
der Welt der Wissenschaft nicht unbedingt besonders
geschätzt. Wie gehen Sie damit um, Herr Professor
Tillmetz?
Tillmetz: Vielleicht müsste man in die Belohnungssysteme
der Wissenschaft eingreifen: Man macht am ehesten
das, wofür man belohnt wird. Für Forscher an Universitäten
sind dazu möglichst viele Veröffentlichungen
in den Wissenschaftsjournalen wichtig. Wer einfache
Anfassen erlaubt: Am Weiterbildungszentrum
wird Wissen
nicht dröge an der Tafel
oder in Präsentationen vermittelt.
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15
[titelthema] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Wie reagieren die Studenten?
Tillmetz: Wir nutzen die Labors im WBZU für die ganz
normale Praktikumsausbildung der Studenten. In einem
internationalen Masterstudiengang lernen sie
Batterien, Brennstoffzellen und so weiter kennen – an
den gleichen Apparaturen und Geräten wie die Handwerker.
Die meisten sind begeistert und wollen auch
ihre Master- oder Doktorarbeit am ZSW machen.
Gibt es gemischte Projekte, bei denen Handwerker
und Studenten zusammen arbeiten und lernen?
Mehlich: Noch nicht, das wäre spannend. Aber schon
jetzt gehen Praktikanten von der Universität hier genauso
ein und aus wie die Handwerker.
Das WBZU steht also auch für die Durchlässigkeit
von Bildungs- und Karrierewegen?
Mehlich: Eines Tages werden wir die Meisterabsolventen
mit den Doktoranden mischen können. Das muss
das Ziel sein. Wir werden hier hochwertige Ausbildungsinhalte
anbieten können, die man anderswo
nicht bekommt.
Welche Themen außer der Brennstoffzelle werden
in der Kooperation zwischen WBZU und ZSW beleuchtet?
Welche Handwerkszweige können profitieren?
Tillmetz: Am ZSW arbeiten wir stark an der Kraft-Wärme-Kopplung
– mit und ohne Brennstoffzelle. Das Thema
hat die Handwerker vor einigen Jahren kalt erwischt.
Für uns wurde es zu einer tollen Erfolgsstory.
Die Fachverbände der Handwerker fragten uns: „Wir
müssen jetzt Kraft-Wärme-Kopplungen einbauen, wie
denn?“ Klassisch schließt der Elektriker den Strom an,
der Installateur die Gasleitung oder die Wärmeversorgung.
Beides zusammen geht laut klassischer Handwerkerordnung
nicht.
Professor Tillmetz hat‘s in der
Hand: eine komplette Brennstoffzelle
mit 20 Einzelzellen.
An den Modellen in Labor 4
wird demonstriert, wie so ein
System funktioniert.
Formulierungen benutzt, kommt da nicht weiter.
Übersetzungen, wie wir sie brauchen, machen diese
Wissenschaftler gewöhnlich nicht. Bei mir ist das
anders.
Sie legen keinen Wert auf Publikationen?
Tillmetz: Nein. Ich will Umsetzungen
hinbekommen. In dem anderen
System stecke ich auch nicht drin.
Mehlich: Professor Tillmetz macht
genau das, was hier schon immer
passieren sollte: Universität, Hochschulen
und Unternehmen in einer
Wissenschaftsstadt angesiedelt –
um Nähe zu schaffen und Übersetzungen
anzuschieben.
Wasserstoff
macht
erstmal
Angst
Werner Tillmetz
Darauf nimmt die Kraft-Wärme-Kopplung aber keine
Rücksicht ...
Tillmetz: Richtig. Auf Bitte der Fachverbände schafften
wir solche Geräte an, um daran eine herstellerneutrale
Ausbildung anzubieten. Wir haben in einem Tageskurs
ein Grundverständnis vermittelt.
Mehlich: … und das alles gewerkeübergreifend.
Tillmetz: Genau, und das ist wichtig.
Kraft-Wärme-Kopplung spielt
eine Riesenrolle in der Energiewende,
aber das Prinzip dahinter
verstehen viele noch nicht.
Sie schulen am WBZU auch Feuerwehrleute
und Rettungskräfte.
Warum?
Tillmetz: Dahinter steckt die Elektromobilität.
Die Fahrzeuge kann
man mit Wasserstoff ausrüsten oder mit Batterien.
Wasserstoff ist bei vielen negativ belegt. Wasserstoff
macht erstmal Angst.
Klingt eben nach Bombe …
Tillmetz: Ja, oder nach Hindenburg-Syndrom. Dabei
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unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[titelthema]
sind die Menschen beim Zeppelin-Absturz damals in
Lakehurst nicht wegen des Wasserstoffs ums Leben
gekommen, sondern wegen der brennenden Stoffbahnen.
Zurück zu den Rettungskräften. Was lernen sie
hier?
Tillmetz: Wir zeigen ihnen, dass Wasserstoff als solcher
nicht gefährlich ist. Er ist sogar viel, viel weniger gefährlich
als Benzin. Wir zeigen, wie man mit Wasserstoff
umgeht – und mit Batterie-getriebenen Fahrzeugen.
Was tut man, wenn sie gegen einen Baum fahren?
Ganz normal löschen? Man muss viele Details beachten.
Die erklären wir in den Schulungen. Zurzeit gibt es
noch fast keine Vorschriften, die den Umgang mit diesen
Technologien auch in Gefahrensituationen regeln.
Die Autobauer geben aber doch Informationen zu
ihren Fahrzeugen und dem Umgang mit ihnen?
Tillmetz: Sie statten ihre Fahrzeuge mit einer Rettungskarte
aus. Darauf können die Feuerwehrleute nachlesen,
wo Hochspannungsleitungen verlaufen und sie
mit ihrer Rettungsschere nicht reinfahren dürfen. Aber
was man macht, wenn die Batterie brennt, erfährt man
nicht.
Was sollte man tun?
Tillmetz: Für Feuerwehrleute und Rettungskräfte gilt:
Personen retten, löschen so viel und so gut es geht, und
dann das Fahrzeug stehen lassen und warten. Nicht in
brennendem Zustand abschleppen; das Feuer erlischt
von selbst. Es ist etwas ganz anderes, wenn eine Lithium-Ionen-Batterie
brennt als wenn ein Benzintank
brennt. Das muss man wissen.
Wo ist der große Unterschied?
Tillmetz: Bei einer brennenden Batterie lässt sich das
Feuer nicht durch Sauerstoff-Entzug ersticken. Sie
brennt auch ohne dass von außen Sauerstoff dazukommt.
Deshalb hilft nur: Abwarten, bis sie entladen
ist. Die richtige Reaktion: Ruhig Blut, nicht nervös werden!
Es kann an die zehn Jahre dauern, bis Vorschriften
für solche Gefahrensituationen entstehen, weil diese
so viele Gremien passieren müssen. Wir helfen den
Leuten jetzt.
Seien es Handwerker oder Rettungskräfte, Sie reden
mit Anwendern. Werden Sie durch diesen Dialog
zuweilen auf Schwierigkeiten aufmerksam, die
Ihnen sonst womöglich nicht aufgefallen wären?
Tillmetz: Ja. Dieser Rückfluss ist für mich mindestens
genauso wichtig wie der Wissenstransfer in die andere
So sehen die Eingeweide des
kleinen Blockheizkraftwerks
aus. Für Laien gilt hier aber:
Finger weg – was Tobias
Mehlich respektvoll beachtet.
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[titelthema] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Im WBZU arbeiten Forscher und Handwerker eng zusammen. Die Verantwortung tragen Prof. Werner Tillmetz (links) und Tobias Mehlich.
EinLeuchtturmprojekt
inDeutschland
DasWeiterbildungszentrum für innovative
Energietechnologien Ulm (WBZU) am
Ulmer Eselsberg verzahnt Wissenschaft
und Technik. Seine Kernaufgabe besteht
darin, neue Energietechnologien wie
Brenn stoffzellen, Wasserstoff, Batterien
und Miniblockheizkraftwerke in der Praxiseinführung
zu begleiten und die entsprechenden
Berufsgruppen frühzeitig weiterzubilden.
Die Handwerkskammer Ulm hat
das WBZU, in dem fünf Mitarbeiter tätig
sind, zu Jahresbeginn übernommen, sie
ist bundesweit die erste Hand werks institu
tion, die selbst angewandte Forschung
betreibt.
Prof.Dr.WernerTillmetz war bis Ende
2013 Vorstandschef des WBZU, seither
steht er dessen Beirat vor. Tillmetz leitet
das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung
Baden-Württemberg
(ZSW) in Ulm. Insgesamt beschäftigt das
ZSW mit Hauptsitz in Stuttgart 220 Mitarbeiter,
in Ulm sind es 110 Beschäftigte plus
70 wissenschaftliche Hilfskräfte. Das ZSW
in Ulm stand zuletzt wegen einer Explosion
in den Schlagzeilen, die eines der 15 Labore
verwüstete und 300.000 Euro Schaden
anrichtete. Grund war eine defekte
Gasleitung. Das Labor ist wieder instandgesetzt,
verletzt wurde niemand. AMB
Richtung. Wir müssen wissen, welche Probleme es in
der Handhabung geben kann.
Mehlich: Das gilt auch für die Speichertechnologie, die
nach und nach in den Haushalten Einzug halten soll.
Der Forscher lernt vom Anwender: Gibt es Beispiele?
Tillmetz: Die gibt es, aber spontan
fällt mir nichts Plakatives ein.
Mehlich: Wenn wir unsere Arbeit
hier gut machen, dann kann ich mir
vorstellen, dass immer mehr Lernprozesse
auch in die andere Richtung
laufen. Die Handwerker zum
Beispiel, die Speicher einbauen und
warten, können enorm viel einspeisen.
Tillmetz: Jetzt hätte ich ein Beispiel
parat.
Nur raus damit ...
Tillmetz: Wenn ein Elektroauto einen Crash hat, gehen
die Schalter der Batterie automatisch auf, weil die Batterie
die Spannungsquelle ist (mit 400 Volt). Lösen sich
Handwerker
können
enormviel
einspeisen
Tobias Mehlich
die Schalter oder Verbindungsklammern, ist das ganze
Fahrzeug spannungsfrei. Das ist auch richtig so.
Aber?
Tillmetz: Man kann dann nicht mehr schauen, was in
der Batterie passiert. Die Verbindung zu den vielen Sensoren
in der Batterie wird gekappt, wenn die Schalter
aufgehen. Dann ist sie eine stromlose
schwarze Kiste. Die Feuerwehrleute
vor Ort können dann
nicht wissen, ob die Batterie kaputt
ist oder nur abgeschaltet und
sicher. Das gibt uns in unserer Forschung
am ZSW Stoff zum Nachdenken:
Wie könnte man die abgekoppelte
Batterie testen? Solche
Prozesse sind wichtig für uns.
Weil Sie in weniger alltagstauglichen Kategorien
denken?
Tillmetz: Wir Wissenschaftler sind oft ganz stolz, wenn
wir den Wirkungsgrad verbessern. Dann kommt der
Kunde und fragt: Wirkungsgrad? Er will wissen, wie
lang die Batterie durchhält, wie sie gewartet wird. Sol-
18
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[titelthema]
che Fragestellungen kommen einem begeisterten Forscher
oft gar nicht in den Sinn.
Mehlich: Der Dialog verhilft den Wissenschaftlern ein
Stückweit zur Markt- und Anwendungsorientierung.
Guter Wirkungsgrad ist sicher ein gutes Verkaufsargument.
Aber ich sollte nicht jede Viertelstunde zum
Nachjustieren eines Speichers in den Keller müssen.
Wie viel Personal hält die ganzen Seminare im
WBZU am Laufen?
Mehlich: Momentan fünf Festangestellte. Sie gehören
zur Weiterbildungsakademie des Handwerks mit insgesamt
etwa 50 Beschäftigten. Dazu kommen freie Dozenten
auf Honorarbasis.
Tillmetz: Die Dozenten kommen zum Teil von uns, dem
ZSW, oder von befreundeten Instituten.
Wie ist die Resonanz auf das Angebot des WBZU?
Mehlich: Schon ganz gut. Aber wir müssen noch mehr
dafür trommeln.
Tillmetz: Im Schnitt haben wir über den Verein WBZU
e.V. etwa 1000 Leute pro Jahr erreicht.
Im Gespräch (von links):
Wirtschaftsressortleiterin
Karen Emler, der technische
Leiter des WBZU Peter Pioch
und Tobias Mehlich.
Das Foto links zeigt das Herzstück
einer Brennstoffzelle:
die (einlaminierte) Polymermembran.
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[titelthema] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Wer behauptet, Forschung
macht keinen Spaß?! Der Gokart
läuft mit einer Brennstoffzelle
und wurde im Rahmen
einer Studienarbeit
gebaut.
DAS INTERvIEW FÜHRTE
KAREN EMLER, LEITERIN
WIRTScHAFTSREDAKTION
SÜDWEST PRESSE
FOTOS:
OLIvER ScHULZ
DOKUMENTATION:
ISABELLA BURK
Mehlich: Ursprünglicher Auftrag des Vereins war die
Information der Öffentlichkeit über neue Energietechnologien
wie die Brennstoffzelle. Als Handwerk sehen
wir den Auftrag weiter.
Nämlich?
Mehlich: Zum Beispiel Berufsorientierung. Hier sind
ständig Schülergruppen unterwegs.
Die Schüler sehen an dieser Schnittstelle zwischen
Forschung und Handwerk, was heute alles zu einem
modernen Handwerk dazugehört?
Mehlich: Exakt. Wir wollen gut qualifizierte junge Leute
für das Thema Energiewende interessieren, sie für die
Mitarbeit gewinnen, sei es als Handwerker, als Forscher
oder als Industriefertiger. Wir bemühen uns auch, verstärkt
Hochschulabbrecher für das Handwerk zu gewinnen.
30 Prozent der jungen Menschen, die ein Studium
beginnen, verpeilen sich.
Was haben Sie vor?
Mehlich: Wir wollen sie gezielter abholen als bisher,
ihnen Perspektiven zeigen. Dabei kann das WBZU mit
all der sichtbaren neuen Technologie helfen. Und Tür
an Tür mit Hochschule und Universität können diese
jungen Leute sehen, dass es auch im Handwerk tolle
Berufe gibt.
Zurück zur Schnittstelle Forscher – Anwender.
Klopfen auch Hersteller bei Ihnen an, um zu erfahren,
wie anwendertauglich ihre Produkte sind?
Tillmetz: Wir haben schon den einen oder anderen Prototyp
hier stehen.Die Anwender mit den Entwicklern
in der Industrie zusammenzubringen – das wäre ein
schönes Thema für die Zukunft. Aber schon jetzt kommen
Firmen, die eine Technologie verstehen wollen.
Zum Beispiel?
Tillmetz: Eine unserer Brennstoffzellen ist perfekt für
Notstromversorgung, primär in der Telekommunikation.
Mit ihr würde das Handynetz bei Stromausfall
lange weiter funktionieren. Die üblichen Bleibatterie-
Sicherungen in Mobilfunkstationen sind nach einer
Stunde leer. Mit Brennstoffzelle und Wasserstoff arbeitet
das Netz wochenlang. Manche Vertreter der Telekommunikationsindustrie
haben sich die Technologie
im WBZU angeschaut und danach solche Geräte
gekauft – um sich gegen einen Blackout zu wappnen.
20
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014 [namen&nachrichten]
ZFFriedrichshafentrennt
sichvonLenksysteme-Tochter
ZF Friedrichshafen gibt seine Hälfte am Gemeinschaftsunternehmen
ZF Lenksysteme
an Bosch ab. Der Stuttgarter Autozulieferer
übernimmt damit die vollständige Kontrolle
über den Spezialisten für elektronische Lenkungen.
ZF Friedrichshafen wirft damit Ballast
auf dem Weg zur 9,5 Milliarden Euro teuren
Übernahme des US-Wettbewerbers TRW
ab. Die US-Amerikaner sind eine gute Ergänzung
für ZF. Sie sind spezialisiert auf Sicherheitsprodukte
wie Airbags, Gurte, Brems- oder
Fahrer-Assistenzsysteme. Der Chef von ZF
Friedrichshafen, Stefan Sommer, betonte, er
sehe „viele Symmetrien“ in den Kulturen beider
Firmen. ZF steigt durch den Zukauf mit
dann rund 30 Milliarden Euro Umsatz und
insgesamt 138.000 Mitarbeitern unter die Top
drei im weltweiten Zulieferer-Geschäft auf.
Bosch-Chef Volkmar Denner indes freut sich
über den Zukauf der ZF Lenksysteme (Schwäbisch
Gmünd), die zuletzt mit 13.000 Mitarbeitern
an 18
Standorten einen
Jahresumsatz von
4,1 Milliarden Euro
erzielte. Am
Stammsitz auf der
Ostalb sind mehr
als 5000 Beschäftigte
tätig. Rund 60
Prozent des Umsatzes
macht ZFLS Stefan Sommer, der Chef
mit Elektrolenkungen.
„Mit der
der ZF Friedrichshafen.
kompletten Übernahme von ZFLS stärkt
Bosch die Position für eine aktive Gestaltung
der Zukunft der Mobilität“, sagte Denner.
Denn ZFLS zähle „zu den Technologieführern
im Zukunftsfeld Elektrolenkung“. Das sei „die
Basistechnologie für automatisiertes Fahren,
für effizientere Fahrzeuge und auch für Elektroautos“,
sagte der Bosch-Chef. [!] KER
FKIRCHHOFF .
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Dethleffsbaut
20Stellenab
Das Geschäft der jahrzehntelang erfolgsverwöhnten
Branche der Reisemobil- und Caravanbauer
verläuft seit geraumer Zeit ausgesprochen
holprig. Das trifft auch den
Reisemobil- und Caravanhersteller Dethleffs
aus Isny. Dessen Umsatz verringerte sich im
Geschäftsjahr 2013/2014 um rund drei Prozent
auf 335 Millionen Euro, der Absatz von
Reisemobilen sank von 8144 auf 7968 Exemplare.
Bei den Caravans, deren Preise deutlich
unter denen der Reisemobile liegen, stiegen
die Verkaufszahlen um 111 auf 2526 Stück.
Als Konsequenz aus dem unbefriedigenden
Ergebnis bauten die Dethleffs-Verantwortlichen
20 von 779 Stellen ab. Zudem streben sie
an, das Unternehmen schneller als bisher geplant
zur „Volumen-Marke“ umzubauen – mit
Fahrzeugen in modernem Design, die dem
Mainstream der Branche folgen. Dadurch soll
der Umsatz auf 351 Millionen Euro klettern.
Im Gegenzug wird das „Luxus-Segment“
schrittweise verkleinert. Gleichzeitig investiert
Dethleffs 7,3 Millionen Euro, vor allem in
den Bau einer neuen Fertigungsstraße für
Fußböden. [!]
HAM
Biomilch-Bauern
erwägenKlage
Der Streit zwischen der Großmolkerei Omira
und ihren Biomilchlieferanten geht in eine
neue Runde. Als die Genossenschaft die Sparte
Biomilch aufgab, gingen die Erzeuger davon
aus, dass sie mit Ende der Belieferung ihre
Geschäftsanteile an der Omira ausgezahlt bekommen.
Doch zu einer fristgerechten Kündigung
kam es nicht. Vielmehr versuchte Omira,
die Bio-Genossen mit Aufhebungsverträgen
aus dem Geschäft zu drängen. Von Überbrückungshilfen
wie Abstandszahlungen oder
die sofortige Auszahlung der Geschäftsanteile
war seitens der Omira nicht die Rede.
Schlimmstenfalls wollte die Molkerei die Biomilch
zum Preis für normale Milch bei den
Biobauern abholen. Das würde beachtliche elf
Cent pro Kilogramm Biomilch ausmachen.
Diese Regelung empfinden die Biobauern als
Nötigung und wollen notfalls klagen. Betroffen
sind rund 12o Bio-Landwirte, die jährlich
25 Millionen Liter geliefert haben. Aktuell
verarbeitet die Omira mit ihren rund 600 Mitarbeitern
jährlich etwa 1 Milliarde Kilo Milch
an den Standorten in Ravensburg, Rottweil
und Neuburg an der Donau. [!] HAM
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[finanzieren] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Chefsesselzuvergeben
Viele Firmen in Baden-Württemberg suchen händeringend nach einem Nachfolger. Kaufen statt Gründen wird für
angehende Unternehmer zu einer Alternative. Auf welche Punkte es bei einer Übernahme zu achten gilt.
Nach Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung
(IfM) gab es im vergangenen
Jahr 338.000 Existenzgründungen
bei gleichzeitig 354.000 Pleiten. Einer
der Gründe für diese negative Bilanz ist, dass
die Geschäftsidee oder das Produkt der Jungunternehmen
oft noch nicht ausgereift genug
ist, um sich am Markt durchzusetzen. „Dazu
kommt, dass man am Anfang an so vieles denken
und sich darum kümmern muss – nicht
nur im operativen Geschäft, sondern auch um
die Verwaltungsaufgaben“, sagt Johann Alt,
Prokurist bei der Kaechele GmbH in Laichingen.
„Das ist schon sehr viel Aufwand für einen
Unternehmer in der Gründungsphase.“
EiNübErsChaubarEsrisiko
Alt und sein Partner Thomas Grabensee nahmen
einen anderen Weg und stiegen als Gesellschafter
bei Kaechele ein. „Die Übernahme
eines bestehenden Unternehmens
erschien uns einfacher als eine Neugründung“,
erzählt Alt, „zwar ist dabei nicht alles
so, wie man es sich idealerweise wünscht,
aber es sind funktionierende Strukturen vorhanden.
An Verbesserungen kann man dann
Schritt für Schritt arbeiten.“ Zudem sind die
Produkte ebenso wie der Markt erprobt, es
gibt Kundenverbindungen – und überprüfbare
Geschäftszahlen der vergangenen Jahre, so
dass sich das unternehmerische Risiko recht
gut einschätzen lässt. Im Fall von Alt und Grabensee
kam dazu, dass Dieter Fiebelkorn, bis
dahin Alleininhaber und Geschäftsführer des
Herstellers für Hotelwäsche und Objektausstattung,
schon seit längerem auf der Suche
nach einem Partner war, der das Unternehmen
weiterführt, wenn er in ein paar Jahren
in den Ruhestand geht.
Nach Schätzung des IfM steht allein in Baden-
Württemberg bei 17.000 Unternehmen pro
Altinhaber Dieter Fiebelkorn (links) will sich in
ein paar Jahren zurückziehen – Thomas Grabensee
(Mitte) und Johann Alt übernehmen.
22
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[finanzieren]
Joachim Rupp, Finanzierungsexperte
der IHK Ulm
Jahr die Nachfolge
an, davon bei etwa
500 bis 600 Firmen
in der Region Ulm.
Immer seltener
bleibt die unternehmerische
Führung
in der Familie
– oft, weil der
Nachwuchs andere
Pläne hat. Einen
Partner von außen
aufzunehmen, ist
dann meist die einzige Möglichkeit, den Fortbestand
der Firma zu sichern und einen Verkauf
an externe Dritte zu verhindern. In der
IHK Ulm betreut Nachfolgemoderator Joachim
Rupp das Thema. Der Finanzierungsexperte
hilft, potenzielle Kandidaten zu finden
und auszuwählen und kümmert sich um die
Nachbetreuung. Allerdings gilt es beim Einstieg
in bestehende Unternehmen eine hohe
Hürde zu meistern: die Finanzierung.
„Eine Unternehmensbewertung vom Sechsbis
Achtfachen des Jahresergebnisses vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen ist üblich“,
weiß Klaus Windheuser, Leiter Financial Engineering
der Mittelstandsbank in der Commerzbank.
„Da kommt selbst bei einem Mittelständler
schnell ein Millionenbetrag
zusammen.“ Und den wollen die Alteigentümer
oft bar haben, um ihren Lebensabend finanzieren
zu können. Da kommen selbst Gutverdiener
an ihre Grenzen. Viele Unternehmer
in spe sind daher auf die Hilfe ihrer Hausbank
und anderer Finanziers angewiesen – etwa eines
Finanzinvestors.
Mitunter kommt auch eine interne Lösung
zustande, in der Fachsprache Managementbuy-out
(MBO) genannt. Genau das haben
Anita Thierer, Julia Bug und Ana Touza Suarez
auf die Beine gestellt. Eher ungeplant haben
die drei vor rund einem dreiviertel Jahr die
Ulmer Filmproduktionsgesellschaft Ulmedia
übernommen, bei der sie zuvor angestellt waren.
„Für uns war es ein Schock, als wir erfuhren,
dass der Alteigentümer aufhören und
verkaufen will“, erzählt Geschäftsführerin
Bug, „aber dann griffen wir zu, weil wir hoffen,
dass wir die Kunden halten können, die
wir uns bei einer Neugründung mühsam hätten
erarbeiten müssen.“ Dass der MBO weitgehend
reibungslos klappte, hatte auch damit
zu tun, dass die drei den Kauf aus eigenen Mitteln
finanzieren konnten. Zudem ließen sie
sich von einem Experten der staatlichen Förderbank
KfW unterstützen und beraten. Er
erklärte, welche Schritte als nächstes notwendig
sind und warnte vor Fußangeln.
DiEwiChtigstENrEgElN
Ohne Rat keine Tat
Der Kauf und die Übergabe eines Unternehmens
ist ein komplexer Prozess, mit dem beide
Seiten meist keine Erfahrung haben. Kaufinteressenten
sollten einen Steuerberater
oder Wirtschaftsprüfer hinzuziehen, um deren
Expertise für den Due-Diligence-Prozess
parat zu haben (siehe nächster Punkt). Der
Der perfekte Partner für Ihren Erfolg.
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23
[finanzieren] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Investors die Eigenkapitalquote des Zielunternehmens
und damit das Rating. Ansprechadressen
bei Finanzinvestoren vermittelt
die IHK ebenso wie viele Hausbanken.
Auch so kann man zum Unternehmer werden: Als ihr Chef überraschend aufhörte, übernahmen sie die
Agentur (von links): Julia Bug, Anita Thierer und Ana Touza Suarez.
Steuerfachmann hilft auch bei der Frage, ob
es für die neuen Eigentümer besser ist, selbstständig
zu werden oder angestellt zu sein. „Genauso
wichtig ist ein Rechtsanwalt, da ein bestehendes
Unternehmen meist sehr viele
Verträge im Einkaufs- und Vertriebsbereich
hat. Hinzu kommen häufig Kooperationsvereinbarungen,
die alle rechtlich vor dem Kauf
geprüft werden müssen“, rät Windheuser.
Commerzbank-Experte
Klaus Windheuser.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Bevor Käufer und Alteigentümer über den
Preis sprechen können, steht eine Due-Diligence
an: Bei diesem
Prozess öffnet
der Unternehmer
– vereinfacht gesagt
– seine Bücher
für einen externen
Steuerberater oder
Wirtschaftsprüfer,
der die Firma
gründlich durchleuchtet.
Ziel ist es,
das Unternehmen
zu bewerten und
herauszufinden,
ob es größere Risiken oder Altlasten gibt. Ist
das der Fall, kann der Käufer das bei seinem
Preisgebot berücksichtigen. Faustregel: Je größer
das Projekt ist, desto größere Ressourcen
sollten auf die Due-Diligence verwendet werden.
Doch auch bei kleineren Übernahmen
geht nichts ohne Prüfung: „Eine Basis-Due-
Diligence ist immer notwendig, und es ist unser
Anspruch als finanzierende Bank, diese zu
bekommen“, sagt Windheuser.
Wo soll’s hingehen?
Außer der Due-Diligence verlangt die finanzierende
Bank üblicherweise einen Business-
Plan vom Kaufinteressenten. „Wichtig für den
neuen Eigentümer ist, dass er eine Idee hat,
wo er mit dem Unternehmen hin will“, sagt
Peter Sachse, Geschäftsführer des Finanzinvestors
VR Equitypartner.
Es darf ein bisschen mehr sein
Die Grundregel lautet: Wer einen Unternehmenskauf
voll finanziert, wird von der Zinslast
erwürgt. Das machen meist auch die
Banken nicht mit. Der Finanzrahmen sollte
nicht zu knapp kalkuliert werden. „Mit dem
Kaufpreis allein ist es noch nicht getan“,
sagt Ulmedia-Geschäftsführerin Bug, „Insgesamt
mussten wir noch einmal etwas
mehr als ein Drittel der Kaufsumme für
Sonder- und Folgekosten, etwa die Notarkosten,
einkalkulieren.“
Auf zur Partnersuche
Ein Alleingang bei einem Unternehmenskauf
ist nicht nur schwer zu stemmen, auch
das finanzielle Risiko steigt erheblich. Sinnvoll
ist es, über die Beteiligung eines Partners
nachzudenken – etwa eines Finanzinvestors.
Der bringt nicht nur Geld, sondern
auch unternehmerische Expertise und ein
breites Netzwerk mit. „Der Einstieg eines
Finanzinvestors signalisiert Vertrauen in
die neuen Eigentümer und hilft, weitere Finanzmittel
zu akquirieren – und zwar nicht
nur auf der Eigenkapital-, sondern auch auf
der Darlehensseite“, weiß Sachse. So erhöht
sich dank der finanziellen Beteiligung des
Nicht gleich im Galopp lossprinten
Einer der Hauptfehler ist ein unrealistischer
Zeithorizont. Interessenten sollten sich einen
Projektplan machen, um Abhängigkeiten auf
der Vertrags- und Finanzierungsseite erkennen
und berücksichtigen zu können. Sonst
kann es passieren, dass zum Beispiel eine bestimmte
Unterlage noch nicht vorliegt, die
aber für den nächsten Schritt nötig ist. Das
kann das ganze Projekt gefährden. „Wenn
wirklich alle Voraussetzungen und offenen
Fragen geklärt sind, kann so eine Transaktion
innerhalb von sechs Monaten ablaufen“, sagt
Windheuser. „Im Regelfall liegt ein realistischer
Zeithorizont bei ein bis zwei Jahren.“
Die Chemie muss stimmen
Ausführliche Gespräche helfen zu erkennen,
ob das Zwischenmenschliche stimmt. Es
kommt immer wieder vor, dass sich mehrere
Manager für einen Kauf zusammenfinden,
dann aber nach einigen Monaten oder Jahren
feststellen, dass sie überhaupt nicht zusammenpassen.
Das heißt dann oft, sich hochkompliziert
und mühsam wieder auseinanderdividieren
zu müssen. [!] ThOmAs LuThER
solide,erfolgreich,
alteingesessensucht…
angehendeunternehmer, die statt zu
gründen einen bestehenden Betrieb
übernehmen wollen, stehen meist vor
der Frage: Wo und wie lassen sich überhaupt
Firmen finden, für die ein Nachfolger
gesucht wird? Umgekehrt
suchen Unternehmen, die keinen Nachfolger
haben, nach einer Anlaufstelle,
bei der sie mit potenziellen Käufern in
Kontakt kommen können. Die Industrie-
und Handelskammern haben daher
zusammen mit weiteren Partnern die
Unternehmensbörse www.nexxtchange.org
ins Leben gerufen. Auf der
Online-Plattform finden sich mehr als
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25
[machen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
VielversprechendesHaustürgeschäft
Lange Schlangen am Postschalter. Packstation mit Fehlfunktion. Wer seine Nerven schonen will, hat eine andere
Möglichkeit. Mit der Entwicklung zweier Brüder: Die Huckepack-Boxlässt sich leicht an die Tür hängen.
Weihnachten 2012 standen Dominik
Spaun und sein Bruder Marco im
Grunde mit leeren Händen da. Die
Geschenke, die sie im Internet bestellt hatten,
waren nicht mehr rechtzeitig zugestellt worden.
Noch am selben Abend setzten sich die 30
und 23 Jahre alten Brüder aus Ettenbeuren bei
Günzburg mit Stift und Papier unter den
Christbaum und überlegten, wie man in Zukunft
endlosen Schlangen in der Post und
an Packstationen entgehen könnte. Metallboxen
müsste man entwickeln. Überdimensionierte
Briefkästen, die außen an der Hausoder
Wohnungstür hängen. So klein wie
möglich, so groß wie nötig, am besten ausziehbar.
Zum Einhängen, damit nichts angebohrt
werden muss. Wichtig in Mietshäusern.
Zudem müsste die Box für jeden Paketboten
– ob von DHL, GLS, Hermes, UPS, TNT oder
DPD – zu öffnen sein. Aber bitteschön nicht
für den Nachbarn.
Weil Dominik Spaun Wirtschaftsingenieur
ist und Marco Spaun Maschinenbautechniker,
war klar, dass das Produkt auch auf den
Markt kommen sollte. Es sollte eine Nische
füllen und damit die Welt der Online-Shopper
wieder ein Stück bequemer machen. Fast 2,7
Milliarden Paket- und Expresssendungen
wurden im vergangenen Jahr versandt. Das
sind fast vier Prozent mehr als im Vorjahr –
und knapp 60 Prozent mehr als im jahr J000.
NureiNerHatdeNScHlüSSel
Nicht lange nach jenem bescherungsarmen
Weihnachtsfest stellte Marco Spaun einen
Prototyp aus Aluminium her: 40 Zentimeter
breit, 40 Zentimeter tief, 60 Zentimeter hoch.
Der Eigentümer braucht zum Öffnen einen
Schlüssel; er muss auch dafür sorgen, dass die
Box für den Boten geöffnet ist. Der Bote dreht
dann den Griff, klick, das Schloss rastet ein.
Ruckzuck hat die Tür die Box huckepack genommen.
Wer hat’s erfunden? Marco (links) und Dominik
Spaun.
26
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[machen]
Obwohl beide Brüder nicht mehr daheim
wohnen, wurde die elterliche Garage in
Beschlag genommen. „Darin befindet sich
jetzt unsere Montagelinie“, sagt der 23-jährige
Marco und lacht. Aufgebaut wurde das
Start-up hauptsächlich am Wochenende,
wenn sein älterer Bruder frei hatte, der wochentags
in München bei der Deutschen Bahn
arbeitet.
KeiNeZeitVergeudeN
Mit der Zeit verwandelten die Brüder fast die
komplette erste Etage des Elternhauses in ein
Büro: Schreibtische, an den Wänden Konstruktionszeichnungen,
Balkon mit Ausblick
auf die ruhige Siedlung im Lärchenweg. Mittlerweile
offizielle Adresse der Huckepack UG
– wie die beiden ihr Unternehmen nannten.
Ein Jahr dauerte der Entwicklungsprozess. Eine
Hürde: Die Steuernummer ließ lange auf
sich warten. Schnell dagegen war ein Metallbetrieb
in Memmingen gefunden, der bereit
war, die Boxen in kleiner Auflage herzustellen.
Marco Spaun vollendete sie in der Garage.
Die erste Serie – 50 Stück – ist mittlerweile
verkauft. Derzeit wird die zweite produziert.
100 Stück. Ein Patent wurde angemeldet, ein
Logo entworfen, Dominik Spauns Frau Julia
kümmerte sich um die Kommunikation: Flyer,
Homepage, Pressetexte.
Mit Aufhängung kostet Huckepack rund 220
Euro. Dominik Spaun: „Ein Luxusprodukt für
jeden, der nicht in der Schlange am Postschalter
stehen und seine Zeit vergeuden will.“
Noch. Günstiger lässt sich das Produkt aktuell
nicht herstellen. „Aber wir arbeiten an einem
Einsteigermodell, so groß wie ein Schuhkarton.“
Für 99 Euro. Auch in Sachen Ästhetik
WegvomSchalter,fertig,los…
Wenn niemand zu Hause ist, legt der DHL-Zusteller die Sendung in den Paketkasten im Vorgarten.
Die Hausbesitzer öffnen die Box mit einem Schlüsselchip.
sehen die Jungunternehmer Optimierungsmöglichkeiten.
Nicht jeder steht auf Aluminium.
Die Idee: Der Kunde soll seine individuelle
Box gestalten können. Er lädt ein Foto im
Internet hoch oder „einen coolen Spruch“.
Wenn die Firma gut läuft, soll aus dem Nebenein
Vollzeitjob werden. Rückblickend würden
sich die Spauns früher ums Marketing kümmern,
früher Prototypen bauen und mehr
auchdiedeutschePost bietet seit dem
Frühjahr Paketkästen an, die Hausbesitzer
im Vorgarten aufstellen können. Die
kleinste kostet 99 Euro und fasst 78 Liter.
Für 1,99 Euro im Monat kann die Box auch
gemietet werden. Die Kästen sind im Prinzip
eine Weiterentwicklung der Packstationen,
an denen per Zugangscode ausschließlich
DHL-Pakete rund um die Uhr
abgeholt, aber auch versandt werden können.
In Berlin testet der Bonner Konzern
gerade den Paket-Butler, eine Lösung für
Haus- und Wohnungstüren. Aber auch andere
Firmen drängen ins Haustürgeschäft,
unter anderem „LockTec“, „Max Knoblock“
und „Onebox.me“. Viele sind noch
in der Konzeptphase. Die Boxen können
oft von mehreren Parteien eines Mehrfamilienhauses
genutzt werden. Die Huckepack-Boxen
sind seit Mai im Handel. Isa
Wert auf individuelle Gestaltung legen.
Schließlich gehört Deutsche Post zu ihren
Konkurrenten. Diese bietet seit dem Frühjahr
eigene Kästen an, lässt aber nur Pakete hinein,
die über ihre Tochter DHL versandt werden.
Angst, vom Riesen plattgemacht zu werden,
haben die Brüder nicht: „Unsere Box nimmt
alles.“ Vielleicht liegt bald auch das Sonntagsfrühstück
drin. [!] Isabella Hafner
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27
[spezial] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
EvolutionderMaschinen
Ist denn gerade wieder Revolution? Kommt das Schlagwort Industrie4.0ins Spiel, spricht alle Welt davon. Ei gentlich
handelt es sich um eine Evolution. Die Vernetzung von Maschine und Internet wird die Produktion umwälzen.
Die vierte industrielle Revolution, kurz
Industrie 4.0 genannt, bietet ein immenses
Potenzial, die Prozesse im verarbeitenden
Gewerbe durch dezentrale Intelligenz
produktiver zu gestalten. Aber warum
eigentlich ist das die vierte Revolution? Die
erste tiefgreifende und dauerhafte Umgestaltung
der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse
ging Ende des 18. Jahrhunderts mit
der Einführung mechanischer Produktionsanlagen
und anschließend mit der Dampfmaschine
einher. Die zweite steht in Verbindung
mit elektrischer Energie und dem Beginn der
arbeitsteiligen Massenproduktion. Computergestützte
Automatisierung ab Mitte der
1960er Jahre löste den nächsten großen Umbruch
aus. Nun ist die vierte Revolution im
Gange, die Vernetzung der Produktion durch
die Informationstechnik. In der klugen Fabrik
der Zukunft kommuniziert alles miteinander
– Maschine, Komponenten, Menschen, vergleichbar
einem sozialen Netzwerk.
ZuMBEIspIEl„pulsE“
Die Revolution hat unterschiedliche Namen.
Innerhalb der in Dornstadt ansässigen Asys-
Gruppe beispielsweise heißt sie „Pulse“. Dahinter
steckt ein mobiles Assistenzsystem zur
Steuerung und Überwachung von Fertigungslinien
über Tablet-Computer. Waren essenzielle
Informationen bislang nur stationär an
der Anlage selbst zu bekommen, sind sie nun
überall verfügbar. Schalter oder Signalleuchten
an Einzelkomponenten von Produktionsstraßen
sind daher überflüssig, dem kleinen
Helfer sei’s gedankt. Zum „mobilen Assistenzsystem“
aufgerüstet, vermittelt es dem Bediener,
übersichtlich präsentiert, sämtliche wesentlichen
Maschineninformationen einer
Anlage: „Pulse“ visualisiert die gesamte Fertigungslinie.
Der Bediener kann bei Stillstand
In der Fabrik von morgen kommunizieren nicht
nur Menschen mit Maschinen, sondern auch Bauteile
und Fertigungslinien untereinander.
28
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[spezial]
schnell reagieren, aber auch seine nächsten
Tätigkeiten vorausschauend planen, erklärt
Klaus Mang, Geschäftsführer des Automatisierungsspezialisten.
Nach Zeit und Priorität
geordnet, zeigt ein „Task-Manager“ alle anstehenden
Aufgaben und Warnungen an, inbegriffen
eventueller Stillstände. Im speziellen
Fall von Asys geht es beispielsweise um den
Füllstand von Be- und Entladesystemen. Dem
Bediener wird rechtzeitig signalisiert, zu welchem
Zeitpunkt er für Nachschub sorgen
muss.
Schon heute lässt sich die Produktion mit mobilen Assistenzsystemen optimieren .
DIEproDuktIonänDErtsIch
Sind Maschinen bis heute üblicherweise auf
einen einmal definierten Arbeitsschritt festlegt,
so sind sie künftig in der Lage, sich immer
wieder an sich verändernde Anforderungen
anzupassen. Die Werkstoffe und Objekte
tragen Barcodes oder kleine Funk-Chips, so
genannte RFID, auf der Oberfläche, deren Informationen
von Scannern oder Computern
ausgelesen werden. Damit teilen sie der Maschine
mit, was sie mit ihnen machen soll.
Auf diese Weise entfällt das zeitaufwendige
Umprogrammieren der Maschinen. Dadurch
kann möglicherweise sogar die Produktion
von Kleinstserien rentabel werden. Da in der
Industrie 4.0 die Abläufe so transparent werden
wie nie, behalten die Verantwortlichen
jederzeit den Überblick und können flexibel
reagieren. Gibt es irgendwo einen Engpass,
kann die Produktion an anderer Stelle erhöht
und der Ausfall kompensiert werden. Die Zauberformel
der vierten Revolution lautet: Die
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29
[spezial] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Produktion soll flexibler und effizienter werden,
Zeit sparen und Rohstoffe. Asys aus Dornstadt
beispielsweise verspricht durch den Einsatz
seines Assistenzsystems eine höhere
Effizienz der Produktionslinien. Asys-Chef
Mang begründet das so: „Pulse“ unterstütze
vorausschauendes Planen und reduziere unproduktive
Nebenzeiten.
supErhIrnchEcktAufträgE
Die Perspektiven von „Industrie 4.0“ sind jedoch
viel weiter gespannt. In der „vernetzten
Fabrik“ der Zukunft werden intelligente Maschinen
und Produkte, Lagersysteme und
Betriebsmittel konsequent mittels Informationstechnologie
verzahnt. Beim österreichischen
Maschinenbauer Geislinger, Zulieferer
optimismusimMaschinenbau
von Großmotorenbauern mit Sitz in Salzburg,
ist ein Leitstand zum Gehirn der Produktion
geworden. Das Arbeitsprogramm wurde von
einem Meister auf einen selbstoptimierenden
Fertigungsleitstand übertragen. Dieser überschaut
sowohl alle Aufträge als auch alle Störungen
und kann stündlich die Neuplanung
der Aufträge vornehmen. Dieses Superhirn
teilt den Bearbeitungsmaschinen die Aufträge
zu, denn es weiß: Sind Materialien und Werkzeuge
vor Ort? Stehen die erforderlichen Mitarbeiter
zur Verfügung? Ist das CNC-Programm
fertig? Gibt es irgendwo Störungen?
Bei Geislinger sind laut Werksleiter Josef
Tinzl täglich bis zu 2500 Fertigungsaufträge
im Umlauf, die per Leitsystem optimal den
140 Arbeitsplätzen zugeordnet werden.
Die Maschinenbauer im Südwesten erwarten für dieses Jahr ein Umsatzplus von 4,3 Prozent.
DasJahr2014 verlief für den baden-württembergischen
Maschinenbau bislang
besser als 2013. Der Branchenverband
VDMA erwartet ein Wachstum von 4,3
Prozent. Mit jetzt mehr als 300.000 Beschäftigten
–so vielen wie seit Beginn der
1990er Jahre nicht mehr (2010: 275.000)
– bleibt der von mittelständischen Unternehmen
geprägte Maschinen- und Anlagenbau
der mit Abstand größte industrielle
Arbeitgeber im Südwesten. „Vor allem
der deutsche Markt erweist sich derzeit
als Zugpferd“, sagt Christoph Hahn-
Woernle, Vorsitzender des Verbands Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau VDMA.
Zuletzt berichteten 53 Prozent der an der
jüngsten Konjunkturumfrage beteiligten
Unternehmen von einer sehr guten oder
guten Auftragslage. Im entsprechenden
Vorjahreszeitraum waren es nur 33 Prozent.
18 Prozent der Unternehmen sprechen
von einer schwachen oder schlechten
Lage. 26 Prozent rechnen für die
nächsten Monate mit einer weiteren Aufwärtsentwicklung,
64 Prozent mit einer
konstanten Auftragslage. Der Bedarf an
qualifizierten Fachkräften dürfte daher
weiterhin hoch bleiben.
Als Zielmärkte, die sich positiv entwickeln,
nennen 73 Prozent der Unternehmen
Deutschland an erster Stelle, gefolgt von
den USA und China. Als eher schwach
werden Russland, Frankreich, Indien und
Brasilien angesehen. 79 Prozent der Firmen
rechnen auch im kommeden Jahr mit
steigenden Umsätzen.
tv
Industrie 4.0 bedeutet also nicht, dass smarte
Produktionssysteme alle Aufgaben übernehmen.
Während durch das Zusammenwachsen
von IT und Automatisierungstechnik einfache
Tätigkeiten tendenziell noch stärker entfallen,
steigen die Ansprüche auf der anderen
Seite. Gefragt sind nun Kompetenzen bei der
Koordinierung von Abläufen und der Steuerung
von Kommunikation, was oft eigenverantwortliche
Entscheidungen nötig macht.
DAsAutosAgt,wAsfEhlt
„Industrie 4.0“ ist ein Thema, das sowohl die
produzierende Industrie mitsamt den Anlagen-
und Maschinenbauern betrifft, als auch
die IT-Branche. Während in vielen Branchen
wie Banken und Versicherungen die einstmals
analogen Prozesse
bereits komplett
digitalisiert
sind, ist die Digitalisierungswelle
in
der Fertigungsindustrie
gerade erst
angekommen. IT-
Anbieter stehen
parat, haben sie
doch in anderen
Branchen schon IBM-Chefin
ein hohes Prozess- Martina Koederitz.
und Fertigungswissen
gesammelt. Herausforderung für die
Industrie ist es, rechtzeitig die nötigen Fachkräfte
auszubilden oder zu rekrutieren. Martina
Koederitz, die Vorsitzende der Geschäftsführung
der IBM Deutschland GmbH
(Ehningen) und Präsidiumsmitglied im Branchenverband
Bitkom, regt an, dass etwa Wirtschaftsinformatiker
zusätzliche Module aus
den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik
belegen. Ebenso können Abläufe genau
auf die Möglichkeiten der Belegschaft
abgestimmt werden. Das eröffnet Chancen
beispielsweise auch für Ältere. Ihre Zwischenbilanz
zum Thema „Industrie 4.0“ fällt so aus:
„Den Unternehmen fließt ein riesiger Schatz
an Daten zu, die ihnen helfen, Kunden besser
zu verstehen, Prozesse zu optimieren oder
neue Absatzmärkte zu entdecken.“
Auch die Abläufe der Fahrzeugindustrie werden
sich nachhaltig verändern. Zentrale Bauteile
von Autos sind künftig so ausgestattet,
dass sie permanent Daten über ihren Zustand
sammeln und rechtzeitig ein Signal geben,
wenn ein Austausch ansteht – noch bevor sie
ausfallen würden. Das System teilt der Werk-
30
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[spezial]
statt mit, dass Ersatz nötig ist. Die Bestellung
enthält bereits die genauen Typen-Angaben
sowie die Information, wo und wann der Austausch
stattfinden kann. Sollte das Bauteil erst
produziert werden müssen, konfigurieren
sich in der Fabrik des Herstellers die Maschinen
selbst gemäß den Anforderungen.
DErstAnDDErDIngE
Die vierte Revolution hat zwar schon begonnen.
Einzelne Komponenten gibt es bereits,
aber die Vernetzung geht noch kaum über die
Grenzen eines Werkes, Unternehmens und
eines Landes hinaus. Die kommunizierende
Fabrik der Zukunft ist potenziell global vernetzt.
Sie erfordert darüber hinaus die Entwicklung
intelligenterer Monitoring- und
autonomer Entscheidungsprozesse. Beim Verband
der Maschinenbauer erwartet man sich
dadurch vollkommen neuartige Geschäftsmodelle
und die Erschließung erheblicher
Optimierungspotenziale in Produktion und
Logistik. [!] thomas vogel Künftig tragen nicht nur große Maschinenbau-Komponenten, sondern auch kleine Werkstoffe Minichips.
Foto: © Zbynek Jirousek / Fotolia.com
31
[machen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Tischleindeckdich
Ob Grillabend im überschaubaren Kreis oder Vier-Gänge-Menü für 3000 Gäste. BurgerZelte&Cateringhat sich zum
Party-Spezialisten entwickelt. In diesem Jahr hat das Unternehmen selbst etwas zu feiern – den Fünfzigsten.
Heiner Burger hatte einen guten Überblick
von seinem Süßwarenstand aus,
nicht nur aufs Publikum. So entging
ihm nicht, wenn nebenan der Bär steppte. Um
in höhere Umsatzregionen vorzustoßen,
müsste man Festwirt sein, sinnierte der gelernte
Kaufmann, der seit 1964 mit seinem
Vater über die Jahr- und sonstigen Märkte tingelte.
Vier Jahre später, im studentenbewegten
Jahr 1968, verpasste er seinem beruflichen
Leben den entscheidenden Kick. Erstmals trat
Burger als Festwirt auf den Plan, damals noch
mit einem Leihzelt, gleichwohl vom Start weg
überaus erfolgreich. Das erste eigene schaffte
er 1970 an, und von nun an ging’s – bergauf.
MiTZuCkerwaTTegiNg‘slos
Im 50. Jahr ihrer Gründung heißt die Firma
„Burger Zelte & Catering“, dem stark erweiterten
Leistungsspektrum Rechnung tragend.
Schon seit 1997 steht sie unter der Leitung Peter
Burgers, seines Sohnes, und dessen Ehefrau
Angelika. Burgers
Aktivitäten
nicht wahrzunehmen,
dürfte
schwerfallen. Auf
dem Ulmer Weihnachtsmarkt,
den
der Firmengrün-
Orientierte sich 1968 neu:
Heiner Burger.
der mitbegründet
hat, gehört der
Burger-Imbiss quasi
schon zum Inventar.
Präsent ist
Burger bei zahlreichen
Vereins-, Stadt- und sonstigen Festivitäten,
bei Events und Open-airs im nahen und
weiteren 200-Kilometer-Umkreis mit „Fliegenden
Bauten“ – der Zeltverleih steuert rund
ein Drittel zu den Umsätzen bei und bildet so-
Mit bis zu 250 Arbeitskräften bekocht und bewirtet
Burger seine Kunden, wenn gewünscht, auch
mit 30.000 Essen am Tag. Satt wird jeder.
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[machen]
Ob klein oder groß, ob Ulmer Wilhelmsburg oder Idyll im Hinterland: Die Zeltlösungen sind flexibel.
mit trotz starken Wettbewerbs weiter ein festes
Standbein. Seit einigen Jahren rückt die
Firma verstärkt auf der Catering-Schiene nach
vorne. Nur die Festwirt-Zeit ist so gut wie vor
vorbei. Während Vater Heiner (72) in den
Hoch-Zeiten dieser bier- und damals auch
noch rauchgeschwängerten Geselligkeitsorte
bis zu fünf Zelte gleichzeitig bewirtschaftete,
ist heute dieses Geschäftsfeld einzig auf das
Kinder- und Heimatfest in Laupheim geschrumpft.
Die Zeit der „Festwochen“ landauf,
landab sei zu Ende gegangen mit der rapiden
Zunahme der Dorf-, Stadt-, Vereins-, Straßenund
sonstigen Feste in immenser Zahl. „Und
wegen der Einführung der Sommerzeit.“ Wie
das? „Ha“, antwortet Burger-Senior mit der Expertise
des gebürtigen Ulmers, „in Schwaben
arbeitet man, bis es dunkel wird …“
DaseNDeDerFesTwoCheN
Das könnte bereits das Finale sein. Tatsächlich
aber ist es der Ausgangspunkt für eine
erstaunliche Expansion, verbunden mit einer
konsequenten Diversifizierung der Angebote.
„Unser Vorteil“, sagt Peter Burger: „Läuft’s in
einem Bereich mal nicht so gut, können wir
das an andere Stelle meist ausgleichen.“
Die klassischen Imbissstände werden daher
ebenfalls noch auf die Reise geschickt auf
Märkte, Feste oder wo auch immer „schnelles
Essen“ gefragt sei. Außerdem spielt heute die
Komplettbetreuung von Firmen- wie kulturellen
Veranstaltungen eine immer wichtigere
Rolle: Das Burger-Team übernimmt dabei
auf Wunsch alles, was zu einer Groß-Feier dazugehört,
angefangen von der Organisation
NEUBAU IM GEWERBEGEBIET »ULM-NORD« – WWW.GEWERBE-ULM.DE
Hallen- / Büroflächen in variabler Größe von 200 bis 5.000 qm zu vermieten
33
[machen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
und Planung über die Bereitstellung von Zelt
samt Ausstattung bis hin zu Bewirtschaftung,
Kinderbetreuung und Kulturprogramm.
Zwar gebe es gerade im Catering viele Anbieter.
Doch in der Größenordnung „von 300 Essen
aufwärts“, in der sich Burger vornehmlich
bewegt, schon nicht mehr sehr viele. Ordern
die Kunden dann noch 3000 punktgenau zu
servierende Vier-Gänge-Menus oder 30.000
Essen über den Tag verteilt, wird der Kreis der
Mitbewerber nach seinen Worten schon sehr
übersichtlich – damit ist man auch schon bei
den Alleinstellungsmerkmalen der Burgers
angelangt.
gehTNiChT,giBT‘sNiChT
Solche Großaufträge wickelt selbst die im 400
Einwohner zählenden Weinried (Landkreis
Unterallgäu) ansässige Firma trotz Routine,
besten Kontakten zu Lieferanten und der
schier unerschöpflichen
Lagerbestände
an Equipment
nicht mit
einem Fingerschnippen
ab. Flattert
der Auftrag
dann auch noch
kurz vor knapp herein,
und das womöglich
in der heißen
Festles-Zeit
Setzt auf mehrere Standbeine:
Peter Burger von Juni bis Juli,
dann dürfte im beschaulich
am Ortsrand gelegenen Firmensitz
auch mal Hektik ausbrechen. Das umschreibt
Burger in schwäbischer Unaufgeregtheit mit
„Nachdenken“. „Kunden zu eröffnen, tut uns
leid, das geht jetzt nicht“, sei selbst in einer
solchen Situation für ihn ausgeschlossen, sagt
der Inhaber. Ebenso tabu ist übrigens, dass
während einer Veranstaltung das Essen ausgeht.
Selbst wenn, um ein Beispiel zu nennen,
800 Gäste angemeldet sind, aber wider Erwarten
die doppelte Zahl erscheine, müsse eine
Lösung gefunden werden, beschreibt der Firmenchef
die Anforderung an sich und sein
Team.
Versuchsballon„Feuerwurst“
Burgers Feuerwurst mit Chili-Note: Ist sie zu scharf, bist du zu schwach.
PeterBurger leistet sich mit der „Feuerwurst“
ein Experimentierfeld, das auch
ihm immer wieder veritable Überraschungen
abnötigt. Die Idee entstand mit
den Würsten mit der Chili-Note, die ihm
ein fränkischer Metzger auf die Roste lieferte.
Den Namen ließ sich Burger später
markenrechtlich schützen. Seitdem ist
ihm die scharfe Rote, mit großem Einsatz
im regionalen Funk und Fernsehen beworben,
wichtig und wertvoll. Und sie ist
zur Eigenmarke an seinen Imbiss-Ständen
geworden. Zusammen mit dem jetzigen
Lieferanten, dem Söflinger Metzger
Raimund Hörmann, plant Burger nun als
wasChMasChiNeFürZelTe
Rasch auf alle Eventualitäten reagieren zu
können, ist der Grund dafür, dass Burger die
nötige Ausrüstung komplett selbst vorhält,
darunter eine kleine Flotte an Lkw bis hin zur
Kuchengabel, von Koch- und Kühlgerätschaften
bis hin zu den Zelten verschiedener Größe.
Deren Obergrenze, peilt Burger über den
Daumen, liege bei einer Kapazität von 10.000
Plätzen, die Modulbauweise macht’s möglich.
In einer der Lagerhallen findet sich sogar eine
hauseigene „Waschmaschine“ zur Säuberung
der Zeltplanen. Ein propperes Erscheinungsbild
werde von den Kunden, darunter Konzerne,
Kommunen und Firmen, schlicht vorausgesetzt.
Nach spätestens zehn Jahren seien die
Planen reif für den Austausch.
Ein voll ausgestattetes Zelt entspreche Investitionen
von etwa einer halben Million Euro,
verrät Burger. Den Jahresumsatz behält der
Unternehmer lieber für sich. Da sich das
Hauptgeschäft auf die wärmeren Monate im
nächsten Schritt den Markteintritt in den
Lebensmitteleinzelhandel. Damit, räumt
Burger ein, habe sich für ihn eine völlig
neue Welt aufgetan – in welcher umfängliche
rechtliche Vorschriften, Verpackungsmodalitäten
und Fooddesigner
vorerst eine weitaus größere Rolle als
das Produkt selbst spielen. Geplant sei,
zunächst in einigen inhabergeführten regionalen
Märkten zu starten. Um in die
Reiche der großen Konzerne zu gelangen,
seien dann nochmals größere Hürden zu
überwinden: „Ganz andere Liga.“ Eine
Wurst als Hobby? Weit gefehlt. Burger
hofft auf ein zusätzliches Standbein. TV
Jahr konzentriert, ist der Personalstand stark
schwankend. Im Winter seien 20 Stamm-Mitarbeiter
an Bord, im Sommer 40. Dazu kämen
dann phasenweise mehr als 200 temporäre
Kräfte, vom Koch bis zur Bedienung, teils wiederum
schon lange mit dabei, teils über spezialisierte
Agenturen vermittelt. „Es wird immer
schwieriger, Leute zu finden“, stimmt
Peter Burger schließlich doch noch ein Klagelied
an. An den Löhnen, die schon jetzt
deutlich über dem Mindestlohn liegen, kann
das seiner Meinung nach nicht liegen. Schon
eher daran, dass die Leute mittlerweile lieber
selbst auf Feste gehen, also dort kräftig zuzupacken.
[!]
ThomasVogel
34
2av ist ein Büro für Mediale Raumgestaltung
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35
[führen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
DieteurenFehlerderVorgesetzten
Unternehmen unterschätzen oft das Thema Fluktuation. In unserer Serie GuteLeutefindenundhaltenerläutern
zwei Experten, warum schlechte Führungskräfte zum Kostenfaktor werden und welche Lösungsansätze es gibt.
Viele Manager kommen ihre Unternehmen
teuer zu stehen. Sie sind schlechte
Führungskräfte, gehen nicht auf die
zentralen Bedürfnisse und Erwartungen ihrer
Mitarbeiter ein. „Die Qualität der Führung
und die Unternehmenskultur haben direkte
Auswirkungen auf die Verweildauer von Beschäftigten
in Unternehmen“, sagt Marco
Nink, Seniorberater im Beratungsunternehmen
Gallup. Nach der Engagement-Studie des
Marktforschungsinstituts sind nur 16 Prozent
der Arbeitnehmer in Deutschland bereit, sich
für ihre Firma freiwillig einzusetzen. Mehr als
zwei Drittel leisten Dienst nach Vorschrift,
17 Prozent haben innerlich gekündigt.
Mitunter höre er die Meinung, Unternehmen
müssten doch froh sein, wenn Mitarbeiter, die
innerlich gekündigt haben, freiwillig gehen.
Doch das hält er angesichts des Fachkräftemangels
für eine gefährliche Fehleinschätzung.
„Da sind viele Beschäftigte darunter, die
das Unternehmen gar nicht loswerden will.“
Viele Firmen vergessen, dass sie damit Erfahrung,
Fachwissen und Netzwerke verlieren.
„Wenn der Mitarbeiter zum Wettbewerber
geht oder sich selbstständig macht, verstärkt
sich die Konkurrenzsituation“, sagt Nink.
Auch könne eine Sogwirkung entstehen nach
dem Motto: Einer geht und andere gehen mit
– nicht nur Kollegen, sondern auch Kunden.
Der gemeine Mitarbeiter reagiert auf Tritte des Chefs mit Flucht. Das aber kommt die Firma teuer.
Besser,aBernichtperFekt
Weitere Nachteile: Neue Mitarbeiter zu finden,
kostet Zeit, Geld und Ressourcen. Nach
Angaben der Bundesagentur für Arbeit dauert
es im Schnitt 81 Tage, bis Unternehmen Stellen
mit Fachkräften besetzen können. „Bis jemand
Neues am Arbeitsplatz angekommen,
eingearbeitet ist und die Spielregeln im Unternehmen
kennt, vergehen 12 bis 18 Monate“,
sagt Nink. Den größten Einfluss auf Mitarbeiter
haben Vorgesetzte. Einer Studie zufolge
können 75 Prozent aller Kündigungsgründe
von der direkten Führungskraft beeinflusst
werden. „Es läuft heutzutage am Arbeitsplatz
36
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[führen]
Managementtrainer
Rainer Gerke.
zwar vieles besser,
aber längst noch
nicht alles perfekt.
Mitarbeiter werden
zwar weniger
demotiviert, aber
durch Führungsverhalten
noch
lange nicht zu
Höchstleistung
angespornt“, sagt
Nink.
Viele Arbeitnehmer
steigen hochmotiviert ein, werden zunehmend
desillusioniert und verabschieden
sich irgendwann ganz. Mangelnde Führungsqualitäten
werden so zum Kostenfaktor. Ein
Grund hierfür ist: „Gute Fachkräfte sind nicht
unbedingt gute Führungskräfte“, erklärt
Nink. So sieht es auch der Ulmer Managementtrainer
Rainer Gerke. In vielen Firmen
würden Führungskräfte nach ungeeigneten
Kriterien herausgesucht, etwa weil sie schon
lange im Unternehmen sind. „Mitunter haben
Unternehmenslenker regelrecht Angst, von
außen einzustellen und bevorzugen interne
Lösungen“, sagt Gerke, der lange Personaldirektor
im Stuttgarter Mahle-Konzern war.
„Neue Gedanken regen zur kritischen Betrachtung
der Prozessabläufe an.“ Wichtig sei
auch ein Personalentwicklungsprogramm,
das auf das Unternehmen und seine Größe zugeschnitten
ist. Damit kann eine Firma bei
Bewerbern und den eigenen Mitarbeitern
punkten. Die Grundlagen, um an die richtigen
Mitarbeiter zu kommen und sie zu halten,
sind sinnvolle Arbeit, innovatives Klima, fairer
Dialog, variable Arbeitszeitorganisation
und flexible Arbeitsorganisation.
Ein Riesenthema ist laut Nink auch die in vielen
Unternehmen mangelnde Feedback-Kultur.
Die Devise laute häufig: Nicht geschimpft
ist gelobt genug. Zudem machten sich die
Führungskräfte nicht die Bedürfnisse und Erwartungen
ihrer Mitarbeiter bewusst. Doch
das sei nötig, um gut zu führen. Laut Gerke
solangedauertdie
stellenbesetzung
Firmenkönnenderzeit freie Stellen
schneller besetzen als 2013, doch die
Suche dauert lange. Die durchschnittliche
Vakanzzeit in Tagen (in Klammern
der Vorjahreswert) laut Bundesagentur
für Arbeit: Gesundheits und Pflegeberufe
167 (175). Maschinen und Fahrzeugtechnik
(akad. technische Berufe)
120 (135), IT- und Softwareentwicklung
117 (121), Fachkräfte Automatisierungs-/Elektrotechnik
124 (127), Fachkraft
Energietechnik 115 (116). AMB
tun sich viele Personalchefs schwer, bei Firmenchefs
mit diesen Themen durchzudringen.
Vielleicht hilft da eine Zahl des Gallup-
Instituts: 19 Prozent der Führungskräfte
hatten in den vergangenen Monaten Kontakt
mit einem Headhunter – und 12 Prozent der
Beschäftigten. [!] ALEXANDER BÖGELEIN
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24.09.2015 | Christian Bischoff 22.10.2015 | Peter Brandl 19.11.2015 | Johannes Warth
17.12.2015 | Prof. Dr. Gunter Dueck
Selbstvertrauen
Die Kunst, Dein Ding zu machen
Hurricane Management
Führen in stürmischen Zeiten
Achtsamkeit –
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Das Neue und seine Feinde
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„ Jeder Meister seines Fachs hat eines Tages
als totale Katastrophe angefangen.“
„ Menschen versagen nicht, sie funktionieren
– man sollte nur wissen wie!“
„ Nur wer selbst brennt kann andere
entzünden!“
(Irgendein Brenner)
„ Innovation heute ist wie Wollen, Wandel
morgen ist wie Müssen“
[machen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Lisa,ThomasundderKesselNr.2
Chips sind nicht gleich Chips. Ganz besondere kommen aus zwei großen Kesseln im oberschwäbischen Amtzell – von
der AromaSnacksGmbH&Co. Und das auch noch ganz in Bio.
Umgeben von Feldern, auf denen Rollrasen
produziert wird, steht das Gebäude
der Aroma Snacks GmbH & Co. KG.
Geschäftsführender Gesellschafter ist Jochen
Krumm. Der 44-Jährige hat eine Produktion
für Kesselchips in Bio-Qualität aufgebaut. Dabei
hat er zur rechten Zeit eine Marktlücke
entdeckt. Inzwischen produziert Krumm mit
20 Mitarbeitern einerseits sein eigenes Produkt,
das er nach seiner Frau „Lisa‘s Kartoffelchips“
nannte. Diese stellt er ausschließlich in
Bioqualität her. Andererseits produziert er für
die Eigenmarken großer Handelsketten – sowohl
konventionell als auch in Bioqualität.
Gerade während der Fußball-Weltmeisterschaft
hatte der Mittelständler viel zu tun,
weil der Handel bei solchen Großereignissen
mehr Verkaufsflächen für Knabberartikel zur
Verfügung stellt.Das freut Krumm natürlich,
dessen Familienunternehmen im vergangenen
Jahr deutlich mehr als 2 Millionen Euro
Umsatz erzielen konnte.
Krumm, der aus Ravensburg stammt, hat eine
ungewöhnliche Biografie. Nach seiner Schulzeit
macht er zunächst eine Banklehre. „Dort
habe ich mich nicht wohlgefühlt.“ Also zieht
es den jungen Mann nicht lange nach dem Abschluss
nach Südafrika. Dort absolviert er eine
weitere Ausbildung -– als Koch und als
Konditor. In Kapstadt betreibt er zehn Jahre
lang ein deutsches Restaurant und Café mit
allem, was dazugehört wie Schwarzwälder
Kirschtorte oder Brezeln, berichtet der zweifache
Familienvater.
Der Kinder wegen zog es Krumm und seine
Frau Anfang des neuen Jahrtausends wieder
zurück in die oberschwäbische Heimat. Er
heuert bei einem Würzmittel- und Aromenhersteller
an, ist unter anderem für den englischen
Markt zuständig. Bei seinen Besuchen
in Großbritannien entdeckt er zum ersten Mal
Kesselchips. Anders als normale Chips sind
sie nicht aus einer Breimasse hergestellt und
dann gepresst. Hier werden die Kartoffeln in
etwas dickere Scheiben geschnitten und dann
in Sonnenblumenöl frittiert. So arbeitet
Krumm. „Im Sommer sind die Chips etwas
heller, weil die Kartoffeln frisch vom Feld
kommen“, erläutert der Unternehmer.
SoKLAppT‘SAuCHimHANdeL
Bis die Produktion in Amtzell anläuft, vergeht
aber noch eine ganze Weile. Doch das Thema
Kesselchips hat ihn gepackt. Er lässt eine Verpackung
entwerfen und versucht sein Glück.
Er will ausprobieren, ob es in Deutschland einen
Markt für Kesselchips aus England gibt.
Von 2005 an vertreibt er zunächst die kleinen
in England abgefüllten Beutel an Hotels und
Gaststätten. „Wenn man in der Gastronomie
Fuß fasst, ist das ein guter Indikator dafür, dass
Waschen, schneiden, frittieren. Auch im Schneiden
liegt der Unterschied zu normalen Chips: Die
werden aus einer Art Brei gepresst.
40
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[machen]
es auch im Handel klappen könnte.“ Einige
Jahre beobachtet er, wie sich das Geschäft entwickelt.
2011 schließlich macht er sich selbstständig
und zieht eine eigene Produktion auf.
Er holt die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft
Baden-Württemberg (MBG) mit ins
Boot. Sie hält eine stille Beteiligung an dem
Unternehmen. Dies gilt als Eigenkapital.
GeHeimNiSSeAuSAmeriKA
Knapp 4 Millionen Euro investiert der Schwabe
in Gebäude, Förderbänder und Maschinen.
Mit der Finanzierung habe er keine Probleme
gehabt. Ein Grund für die positiven Gespräche
sei sicherlich auch die schon vorhandene
positive Historie gewesen. Während des Baus
der Produktionsstätte im Jahr 2011 geht
Krumm mit seinem Betriebsleiter bei Maschinenherstellern
in Amerika in die Lehre, um
sich in die Geheimnisse des Kesselchipskochens
einweihen zu lassen. Die zwei riesigen
Kessel in der Fabrik sind das Herzstück der
Produktion. Um die Qualität sicherzustellen,
wird nur in Chargen
von 50 Kilo
produziert. Nach
dem Waschen werden
die Kartoffeln
angeraut und dann
maschinell in
Scheiben geschnitten.
Über ein Förderband
gelangen
sie in einen der beiden
Stahlbehälter, Chips-Fan Jochen Krumm.
Geschäftsführer und
der 3000 Liter Sonnenblumenöl
fasst. Mit einem großen Paddel
bewegt ein Mitarbeiter die Chips hin und her.
Sieben Minuten, dann sind sie goldbraun. Der
Namen des zuständigen Mitarbeiters ist auf
der Chipspackung aufgedruckt. „Gekocht von
Thomas in Kessel Nummer 2.“ Das schaffe
Vertrauen beim Verbraucher.
Bei Krumm kommt vor allem Bioland-Qualität
in die Tüte. Die Kartoffeln stammen von
Bauern aus der Region. Vor dem Würzen werden
die Chips von Hand verlesen, verkochen
Scheiben aussortiert. „Die Mitarbeiter haben
ein besseres Auge als jede Maschine“, ist
Krumm überzeugt. Bei den Gewürzmischungen
seien Geschmacksverstärker sowie Farboder
Konservierungsstoffe tabu.
uNTerderWASSerLiNie
Der Unternehmer bietet seine Marke in vier
Geschmacksrichtungen an. In Deutschland
sei auf dem Markt der Paprika-Geschmack
vorherrschend, in Italien besonders die Meersalz-Variante.
Der mediterrane Geschmack sei
im Kommen. Der Exportanteil des Unternehmens
beträgt 30 Prozent. „Wir haben keine
Angst vor dem Export“, sagt der Unternehmer,
der auch schon Abnehmer in Südostasien
beliefert. Wichtig: Der Container mit den
Chips müsse unterhalb der Wasserlinie in
dem Schiff verstaut sein – Sonne würde ihnen
schaden. In Deutschland gibt es Lisa‘s
Chips in Bioläden und zunehmend im Einzelhandel.[!]
Oliver Schmale
Visionen Gestalt geben
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Um Design kommt niemand herum. Es ist längst ein Erfolgsfaktor geworden.
Gestaltung und damit Kundenakzeptanz entscheidet über die Zukunft. Schon
unterschwellige Kleinigkeiten geben bei der Einprägsamkeit den Ausschlag.
Erfahrung und Kontinuität spielen im Bereich
der Außendarstellung eine maßgebliche Rolle.
eisele.kuberg.design entwickelt seit rund 25
Jahren stimmige Konzepte, sucht ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen Funktion und Emotion,
setzt Ideen pragmatisch um, optimiert
den Materialeinsatz und verbindet technische
Anforderungen mit überzeugender Usability.
„Gestaltung ist unsere Passion“, sagen Frank
Eisele und Heike Kuberg. Ihr sechsköpfiges
kreatives Kernteam wird nach Bedarf projektorientiert
erweitert. Zuverlässige Schnelligkeit
gehört neben absoluter Präzision und ständig
aktuellem Know-how zu den Kompetenzen.
eisele.kuberg.design analysiert Markt, Wettbewerb
und Zielgruppen, erkennt Trends, formuliert
Visionen und entwickelt in direkter
Abstimmung mit den Entscheidungsträgern
Designstrategien für die Zukunft. Dabei reicht
der Kundenkreis vom Weltkonzern bis zum
Kleinunternehmen. Ob Industrie-, Kommunikations-
oder Corporate-Design – eisele.kuberg.design
simuliert und visualisiert Produktkonzepte
fotorealistisch und setzt diese in
reale Produkte um, die auf Dauer von vielen
Tausend Menschen benutzt werden. „Virtuelle
Modelle machen sichere Entscheidungen kostengünstig.
Ideen und Produktkonzepte werden
visuell erleb- und einschätzbar“, erklären
die beiden diplomierten Designer.
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41
Ein Radar mit einer Reichweite von 250 Metern, Nahbereichsensor bis 70 Meter und diverse Kameras zur Identifikation von Fußgängern und Hindernissen
sowie viel Technik machen aus diesem Actros-Modell von Mercedes den Lkw der Zukunft.
Fahren muss der Fahrer nicht
Windschnittige Brummis mit Spoilern brausen selbstgesteuert über die Autobahnen und warnen sich gegenseitig vor
Staus. Ein futuristisches Szenario? Mitnichten. Denn der autonome Lkw wird kommen. Und zwar in naher Zukunft.
Von außen betrachtet sieht alles ganz
normal aus. Der Lastwagen schnurrt
mit einer Geschwindigkeit von 80
Stundenkilometern über die Autobahn, fährt
nicht zu nahe auf den Vordermann auf, lässt
sich nicht zu weit zurückfallen. Bei einem
Blick ins Cockpit erkennt man, dass sich das
Steuerrad wie von Geisterhand bewegt, während
sich der Fahrer genüsslich zurücklehnt
und seine Unterlagen studiert.
Bei so einer Szene läuft es wohl vielen kalt den
Rücken hinunter. Nicht so Dr. Micha Alexander
Lege. Der Geschäftsführer der Spedition
Wiedmann & Winz GmbH in Geislingen ist
vom Mercedes Benz Future Truck 2025 begeistert.
Denn der autonom fahrende Lkw, den der
Stuttgarter Konzern diesen Sommer auf einem
Teilstück der A14 bei Magdeburg präsentiert
hat, ist für ihn die Zukunft: „Mit diesem
Lkw kann man
den Fahrerarbeitsplatz
effizienter
gestalten, da der
Chauffeur bereits
während der Fahrt
mit der nächsten
Abladestation
kommunizieren
oder sich einen
Parkplatz an der Spediteur Dr. Micha
Raststelle reservieren
kann.“
Alexander Lege
Möglich wird dies durch moderne Telematik
sowie die intelligente Vernetzung aller bereits
existierender Sicherheitssysteme, die zum
Beispiel automatisch und permanent einen
gebührenden Abstand zum Vordermann oder
auch zum Fahrbahnrand kontrollieren und
einhalten – durch Kameras, Radarsensoren
und Kommunikationsmöglichkeiten zwischen
den Fahrzeugen. Die Brummis der Zukunft
sprechen miteinander, und nicht mehr
die Fahrer. Für den Geschäftsführer ist der
Zukunfts-Truck, wenn er denn bis 2025
kommt, fast schon revolutionär. Er ist für ihn
nicht nur aus Effizienzgründen ein Muss, sondern
auch aus wirtschaftlichen Gründen.
„Wenn alle mitmachen, kann man mit autonom
fahrenden Lkws sogar die unliebsamen
Elefantenrennen verhindern. Aber vor allem
kann man mit ihnen wieder neue Fahrer gewinnen.“
Denn die Suche nach geeignetem
Führerhaus-Personal gestaltet sich seit Jahren
schwierig: „Unregelmäßige Arbeitszeiten und
das schlechte Image des Berufsbilds Trucker
tragen dazu bei. Deshalb ist eine attraktive
Ausstattung des rollenden Arbeitsplatzes
42
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[bewegen]
Der Autopilot manövriert den Lkw, das gibt dem Fahrer Zeit für die Feinabstimmung seiner Tour.
wichtig. Komfort und Ergonomie werden sich
weiter steigern und auch steigern müssen.“
So sieht das auch Andrea Marongiu: „Die Kabine
eines Lkw wird bald schon so gemütlich
wie ein Wohnzimmer sein.“ Auch der Geschäftsführer
des Verbandes Spedition und
Logistik Baden-Württemberg e.V. (VSL) weiß,
dass die Entwicklung der Lastwagen in den
kommenden Jahren noch viele weitere Stufen
durchlaufen wird: „Die Sicherheit für die Fahrer
und die anderen Verkehrsteilnehmer wird
sich noch weiter erhöhen. Integrierte Systeme
zur Abstandsregelmessung werden bald alle
Fahrzeuge in sich haben.“
Lege schätzt besonders die Fortschritte in der
Telematik. Speziell die Fahrzeug-Managementsysteme,
mit denen Flottenbesitzer die
Logistik der Transporte steuern können, haben
sich für den international agierenden Spediteur
bis heute sehr gut entwickelt: „In Zukunft
werden diese Systeme noch feinere
Auswertungen der Lkws auf der Straße übermitteln,
so dass wir die Fahrer noch besser von
der Zentrale aus coachen können.“
Man könnte fast sagen: Nichts ist unmöglich.
So ist auch die 360 Grad-Kamera, mit der der
Fahrer vom Cockpit aus alle Seiten des Fahrzeuges
überwachen kann, längst keine Utopie
mehr. Lege: „Das ist eine sehr wichtige Hilfe
für unsere Fahrer, denn eine Vielzahl an Unfällen,
die viel Geld verschlingen, passieren
beim Rangieren und eben nicht auf den Autobahnen.“
nichts ist unmÖgLich
Um den Lkw fit für die Zukunft zu machen,
müssen Ingenieure, Spediteure und Logistiker
noch andere Aufgaben meistern. Die gesetzlich
vorgeschriebenen Euro-6-Motoren
mit deutlich verbesserter Abgasrückgewinnung
spielen bereits eine große Rolle, die Umwelt
und Betriebskasse entlasten. „Wenn man
livekonzepte Michael Köstner
[bewegen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
bei einem Dieselbedarf von 3 Millionen Litern
im Jahr den Kraftstoffverbrauch um zehn Prozent
senken kann, ist dies ein enormes Einsparpotenzial.
Heute verbrauchen unsere
Lkw noch bis zu 26 Liter auf 100 Kilometer.
Das ist bereits ein hervorragender Schnitt,
doch da ist noch mehr drin“, sagt Speditionschef
Lege. Für den Unternehmer, der tagtäglich
bis zu 150 Fahrzeuge auf die Straße
schickt, gibt es aber noch andere Stellschrauben,
damit die Brummis nicht mehr so oft an
die Zapfsäulen müssen. Dazu zählen unter anderem
Reifen mit optimiertem Rollwiderstand:
„Hier gibt es in den Bereichen Profil
und Gummimischung noch erhebliche Unterschiede
und Verbesserungspotenzial.“ Dazu
gehört für ihn auch das System der elektrischen
Reifendruckkontrolle, die dem Fahrer
automatisch im Display des Cockpits anzeigt,
wenn ein Rad Luft verliert und damit den
Kraftstoffverbrauch nach oben treibt: „Im
Lkw der Zukunft wird sich bei einem Luftabfall
der Reifen von selbst wieder aufpumpen.
ReiFen pumpt sich seLbst auF
Auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbands
der Automobilindustrie, hält die weitere
Reduktion des Kraftstoffverbrauchs und
damit der CO2-Emissionen für die zentrale
Herausforderung: „Allerdings sind schwere
Nutzfahrzeuge nicht vergleichbar mit Pkw
und Transportern, für die es bereits EU-weite
CO2-Regulierungen gibt. Die Nutzfahrzeugbranche
ist wie eine Fußballmannschaft. Es
gibt nicht nur Abwehrspieler, sondern auch
ein Mittelfeld und Stürmer. Beim schweren
Lkw ist die Variantenvielfalt
der
Fahrzeuge so groß,
dass es keinen
CO2-Einheitswert
geben kann“, betonte
Wissmann
im Vorfeld der IAA
Nutzfahrzeuge in
Hannover: „Die
Bandbreite reicht
vom Baustellenkipper
über Liefer-
Matthias Wissmann
VDA-Präsident
fahrzeuge bis zum
Fernverkehrs-Lkw.“
Mit Blick auf die weltweit größte Nutzfahrzeugschau
sprach sich Wissmann für größere
Flexibilität bei den Fahrzeugabmessungen sowie
für mehr Aerodynamik und zusätzlichen
Bauraum für alternative Antriebe aus: „Auch
traum oder wirklichkeit: Lastwagen am bande
die ideen, wie man das Speditionsgewerbe
für die Zukunft fit machen kann, sind
so vielseitig wie die Güter, die auf den Ladeflächen
der Lkw über unsere Straßen
transportiert werden. Dies gilt nicht nur
für Deutschland und Europa. Auch in den
USA sind Ingenieure, Hersteller und Logistiker
kräftig am tüfteln. So werden in
der Nähe der stark frequentierten Häfen
damit können wir CO2-Emissionen senken.“
Und er wirbt für den Lang-Lkw. Der sei ein
wichtiges Instrument für mehr Effizienz und
Klimaschutz. Schon heute zeige der Feldversuch,
wie mit vergleichsweise einfachen Mitteln
die Kapazität des Straßengüterverkehrs
erhöht werden kann.
es wiRd nicht dunkeL
Auch für Andrea Marongiu ist die überlange
Lkw-Kombination, bei der an den Aufliegern
ein langer Anhänger angekoppelt wird, ein
Schritt in die richtige Richtung. Umfassende
Ladungen können auf diese Weise von drei
Lastwagen auf nur zwei Fahrzeuge verteilt
werden. Dennoch müssten sich deutsche Autofahrer
keine Sorgen machen, dass es nun
bald dunkel wird auf unseren Straßen, da
schier endlos lange Straßen-Züge an ihnen
vorbeidonnern. Roadtrains wird es auch weiterhin
nur in Australien geben: „Der getestete
Lang-Lkw misst höchstens 25,25 Meter.“ Der
VSL-Geschäftsführer bedauert es, dass sich einige
Bundesländer dem obengenannten Versuch
nicht anschließen, darunter auch Bayern
von Los Angeles und Long Beach zu Testzwecken
Autobahnen mit Oberleitungssystemen
für schwere Lkw eingerichtet.
Ist dies auch bei uns vorstellbar? „Warum
nicht?“, fragt Andrea Marongiu vom Verband
Spedition und Logistik Baden-Württemberg
e.V. (VSL): „Die Technik für das
Projekt in Kalifornien stammt jedenfalls
aus Deutschland.“
loe
und Baden-Württemberg: „Man sollte es einfach
versuchen und nicht grundsätzlich ablehnen.
Die Testfahrten mit dem Lang-Lkw
finden ja nicht in den Städten, sondern ausschließlich
auf Langstrecken statt.“ Mittlerweile
fahren im Rahmen des Feldversuchs 79
Fahrzeuge auf festgelegten Routen. Nach Einschätzung
des VDA zeigen die bisherigen Erfahrungen,
dass der Lang-Lkw die Erwartungen
erfülle: „Weniger Fahrten, weniger
Spritverbrauch und damit auch weniger CO2-
Emissionen.“
Ob stromlinienförmige Fahrerhäuser in
Leichtbauweise oder schnittige Heckspoiler
am Trailer. Die Ingenieure der Nutzfahrzeug-
Hersteller haben noch viele Ideen in ihren
Schubladen, wie der Lkw in Zukunft attraktiver
werden und vor allem wettbewerbsfähig
bleiben kann – für die Spediteure und natürlich
auch die Brummifahrer. Für sie wird es
interessant bleiben, sich umfassend über die
neuesten Entwicklungen in der Branche zu
informieren. In der Pause am Rastplatz oder
eben auch während der Fahrt. [!]
stefan loeffler
44
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[bewegen]
Franz Krieglsteiner von Evobus machte nie ein Geheimnis aus seinen Ideen.
mit „Rotem bus“ in Rente:
ein Visionär fährt ab
Panoroma-Dächer in Reisebussen, mehr Beinfreiheit durch versetzte Sitze
und die Zielangabe in der Windschutzscheibe: Omnibus-Entwickler
Franz krieglsteiner hat mit seinen Ideen 40 Jahre lang die Branche geprägt.
Wir gestalten mit
Franz Krieglsteiner sitzt an seinem
Schreibtisch und fühlt sich pudelwohl.
Dabei sieht er sich selbst als Mitglied einer
aussterbenden Spezies. „Heutzutage ist es
gang und gäbe, dass man in Unternehmen
nach fünf Jahren neue Aufgaben übernimmt“,
erklärt der langjährige Leiter des Entwicklungs-
und Konstruktionsbereiches „Innenraum/Ausstattung
Reisebusse und Kundensonderwünsche
Gesamtfahrzeug“ der
Neu-Ulmer Evobus GmbH. Er ist seinem Spezialgebiet
jedoch seit 40 Jahren treu geblieben.
Dafür konnte der Illerkirchberger nun einen
Preis entgegennehmen, den es in dieser Form
noch nie gegeben hat. Der Busprofi mit Leib
und Seele wurde vom Internationalen Bustouristikverband
RDA in Köln mit dem Innovations-
und Marketing-Sonderpreis „Roter Bus“
für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Glastrophäe
und Urkunde zieren nun sein Büro im
Evobus-Entwicklungsgebäude in Neu-Ulm.
Von hier aus drückt Franz Krieglsteiner mit
seinen Mitarbeitern den aktuellen Reisebus-
Generationen von Setra und Mercedes-Benz
seinen Stempel auf. Dazu zählen unter anderem
das große Glasdach, das den Reisenden
eine Panoramasicht vermittelt oder auch die
Idee einer versetzt angeordneten Bestuhlung,
die dafür sorgt, dass sich die Fahrgäste auf ihren
Reisen durch ganz Europa lang und breit
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SÜDWEST PRESSE
45
[bewegen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Die Serie 200 ist die erfolgreichste Baureihe der Omnisbusmarke Setra. Das Bild rechts zeigt Bus-Entwickler Franz Krieglsteiner mit Designleiter Matthias
Lenz. So nackt sieht der Abschnitt eines Busses aus, bevor es an die Gestaltung des Innenraumes geht.
machen können. Franz Krieglsteiner: „Viel
Bein- und Schulterfreiheit auf einem bequemen
Reisesitz – das ist das, was Busreisende
heute unter anderem erwarten. Alles, was derzeit
in Sachen Komfort und Technik möglich
ist, haben wir in die Setra-Baureihe 500 einfließen
lassen.“
komFoRt aLLein Reicht nicht
Doch Reisebusse müssen nicht nur komfortabel
sein, sondern auch die Aspekte Design,
Praxistauglichkeit und sogar Emotionen in
sich vereinen. Jeder Typ muss sich seinen
Platz in der Branche erobern und Busunternehmer
und Fahrgäste auf Anhieb überzeugen.
Der gelernte Karosserie- und Fahrzeugbau-Techniker,
der 1972 beim Ulmer Busbauer
Kässbohrer als technischer Zeichner angefangen
hat, prägte mit seiner Arbeit maßgeblich
die Entwicklung von Reisebussen in den vergangenen
vier Jahrzehnten. Mit Herz und Verstand.
Er war es, der 1972 den Grundrahmen
des S 200 skizzierte, dem Vorläufer der Baureihe
200, die man heute getrost als legendär bezeichnen
kann. Bis heute ist sie die erfolgreichste
Serie der Omnibusmarke Setra, die
seit 1995 zur Stuttgarter Daimler AG gehört.
Die Fertigung der Baureihe 200 führte in den
70er und 80er Jahren in der Region Ulm/Neu-
Ulm zu einem wahren Einstellungsboom. Mit
insgesamt 27.680 Einheiten, von 1976 bis
1991 gebaut, übertraf sie die Verkaufszahlen
der Vorgängerreihe um 150 Prozent. Sie trug
zu großen Teilen zu dem bis heute ungebremsten
Erfolg der selbsttragenden Busse
bei, die in den 50er Jahren von dem Ulmer Ingenieur
Otto Kässbohrer zur Serienreife entwickelt
worden sind.
Franz Krieglsteiner war es auch, der bei
Linien bussen die Fahrtzielanzeige erstmals
hinter der Windschutzscheibe integrierte.
Wer kann sich heute noch etwas anderes vorstellen?
So sah das auch RDA-Präsident Richard
Eberhardt,
der bei der Preisverleihung
in Köln
sagte: „Seit der legendären
Baureihe
200 aus dem Hause
Kässbohrer sind
zahlreiche Innovationen
aus dem
Zuständigkeitsbereich
von Franz
Krieglsteiner in RDA-Präsident Richard
den Bau moderner Eberhardt
Busse eingeflossen.
Diese zeichnen nicht nur die aktuellen
Produkte von Daimler aus, einige davon haben
in der Busindustrie insgesamt Verwendung
und Anerkennung gefunden.“
oFFen FÜR anRegungen
Ehre, wem Ehre gebührt. Der 60-Jährige ist
nicht nur erfolgreich, sondern vor allem bei
vielen Busunternehmern von Italien bis nach
Norwegen äußerst beliebt, da er stets ein offenes
Ohr für deren Wünsche und Anforderungen
hat. Franz Krieglsteiner ließ sich immer
ganz bewusst in die Karten blicken, neben den
Kunden auch von Lieferanten, Forschern und
Fahrgästen. „Nur wenn man mit Kunden frühzeitig
zu neuen Themen ins Gespräch kommt
und herausfindet, wo der Schuh drückt, erreicht
man sein Ziel auf die beste Art“, lautet
die Philosophie des Preisträgers, der sich in
ein formidables Netzwerk aufgebaut hat: „Ohne
eine gute Mannschaft im Hintergrund, die
die Ideen in die Realität umsetzt, nutzt jedoch
die ganze Kreativität nichts. Und am Schluss
muss man neben der entsprechenden Position
im Unternehmen auch das Durchsetzungsvermögen
besitzen, die angestoßenen Projekte
im Haus umzusetzen.“
Dies werden nun bald andere tun, denn im
Oktober geht Franz Krieglsteiner in den Ruhestand.
Einen Blick in die Zukunft der Omnibusse
wagt er schon heute: „Das Ambiente eines
Busses wird sich in den kommenden
Jahren noch mehr den modernen Kommunikationsansprüchen
der Fahrgäste anpassen
müssen.“ Vielleicht, so der Entwickler, wird es
in ein paar Jahren gar keine Seitenverglasung
mehr geben, da die Scheiben lieber als Projektionsfläche
für Filme genutzt werden und die
Reisenden sowieso kein Interesse mehr haben,
vorbeiziehende Landschaften zu betrachten.
Reine Utopie? Nicht für Franz Krieglsteiner:
„Man muss die eigenen Visionen immer
wieder mit dem Zeitgeist abgleichen.“
Vorstellen konnte sich Franz Krieglsteiner
schon viel. Wenn auch vielleicht nicht, dass
er als Entwickler einmal mit einem Marketingpreis
für sein Lebenswerk ausgezeichnet
wird. [!]
stefan loeffler
46
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[namen & nachrichten]
Zu-präsident Jansen geht vorzeitig
Hat sein Amt vorzeitig
aufgegeben:
Stephan Jansen.
Die Zeppelin-Universität (ZU)
hat ihren Gründungs-Präsidenten
früher als geplant verloren.
Stephan Jansen, der sein Ausscheiden
für
das nächste
Jahr angekündigt
hatte,
legte sein
Amt als Präsident
nach elf
Jahren nieder.
Der 43-Jährige
hatte die
ZU mitgegründet.
Bereits
die Kündigung des Kanzlers
Niels Helle-Meyer im August
nach nur anderthalb Jahren hatte
in Kreisen von Mitarbeitern, Professoren
und der 1200 Studenten
Unmut und Protest ausgelöst.
Der Vorstandsvorsitzende der
ZU-Stiftung, Werner Allgöwer,
im Hauptberuf Vorstandschef der
Sparkasse Bodensee, rechtfertigte
die Entscheidung mit den Worten,
Mitarbeiter und Studenten
könnten die Arbeit Helle-Meyers
gegenüber den Gesellschaftern
nicht beurteilen.
Nach Helle-Meyers Kündigung
folgte der nächste Paukenschlag:
Ein Schreiben aus Kreisen der ZF
Friedrichshafen, einem der wichtigsten
Geldgeber der ZU, gelangte
an die Öffentlichkeit. Darin
wird die Ausgabenpolitik der ZU
scharf kritisiert. Zudem werfen
Insider der ZU vor, Provisionen
fürs Einwerben von Forschungsund
Fördergeldern bezahlt zu haben
– ohne Kenntnis der jeweiligen
Förderer. Die Uni bestätigt
das: Seit der Gründung 2003 bestehe
ein leistungsbezogenes Vergütungssystem.
Das sei in Zusätzen
der Arbeitsverträge von
Professoren und „einnahmeorientierten“
Mitarbeitern geregelt.
Die Zulagen betrügen in der Regel
fünf Prozent auf private Spenden
und Förderungen. Zuletzt
hätten 25 Kollegen solche Bezüge
erzielt, darunter auch Jansen. Das
Vergütungsmodell berücksichtige
nur eingeworbene private
Drittmittel, zum Beispiel Stiftungslehrstühle.
Ausgenommen
seien Groß-Förderungen an die
Stiftung. Der Umgang mit Drittmitteln
an Privathochschulen ist
gesetzlich nicht geregelt. [!] HaM
weishaupt
investiert
Der Hersteller von Brennern,
Wärmepumpen und Solartechnik,
Weishaupt, hat an seinem
Hauptsitz in Schwendi (Kreis Biberach)
rund 15 Millionen Euro
in sein Forschungs- und Entwicklungszentrum
investiert. Auf
dem Werksgelände entstanden
zwei neue, moderne Gebäudekomplexe.
Hintergrund ist der
Ausbau der Produktpalette. Das
Familienunternehmen beschäftigt
in dem Forschungszentrum
rund 100 Mitarbeiter. Insgesamt
sind es am Hauptsitz rund 1000,
weltweit mehr als 3000. Die
Weishaupt-Gruppe erzielte im
vergangenen Jahr einen Umsatz
von 540 Millionen Euro. [!] ref
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47
Früher war alles schöner – zumindest die ein oder andere Werbung.
Tante Emma atmet auf
Der kleine Laden ums Eck ist tot. Das hört man immer wieder. Es muss aber nicht so sein. Mit ausgefeilten Konzepten
verhilft die Utz Lebensmittel-Großhandel GmbH & Co. KG Dorfläden zu neuen Chancen.
Das Herz des Lebensmittelgroßhändlers
Utz schlägt am Rande des Gewerbegebiets
Ochsenhausen-Längenmoos:
Hier erstreckt sich eine 2005 neu gebaute Halle
– gleichzeitig der Firmensitz. Genau hier
legen alle angelieferten, für die spätere Verteilung
benötigten Waren einen Zwischenstopp
ein. Auf insgesamt 7500 Quadratmetern
schnurren die Lageristen auf ihren Elektro-
Fahrzeugen und ihren Gabelstaplern hin und
her, schaffen das perfekte System zum Anund
Abtransport von Lebensmitteln, Süß-und
Tabakwaren und Getränken für mehr als 1000
Kunden. Die Mitarbeiter organisieren 6500
verschiedene Produkte, kennzeichnen sie,
sortieren Mangelware aus, behalten das Haltbarkeitsdatum
im Auge, trennen Pfand- von
Einwegflaschen – und nutzen dabei die 7000
48
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[machen]
Stellplätze für Europaletten optimal.
Was unterscheidet Geschäftsführer Rainer
Utz und sein Unternehmen von anderen Lebensmittel-Großhändlern?
Vor allem die
Dienstleistungen, die dafür sorgen, dass es mit
den kleinen Lebensmittelgeschäften auf dem
Land wieder bergauf geht: Das Unternehmen
berät bei Rentabilitätsberechnungen und
Kaufkraftanalysen, hilft bei der Suche nach
passenden Standorten, bei der Ladenplanung,
übernimmt bei Bedarf die Produktion von
Handzetteln oder Plakaten für Sonderangebote
oder hilft bei der Einrichtung.
DiE BayErn warEn schnELLEr
Rainer Utz: „Immer mehr alte oder geschlossene
Standorte werden als Dorfladen wiedereröffnet.
Uns gelingt es auch, bei Generationsoder
Inhaberwechsel jüngere Leute für die
Selbstständigkeit zu begeistern.“ Überdies sei
die Nahversorgung als Ausdruck für eine bestimmte
Lebensqualität vor allem im ländlichen
Raum auf politischer Ebene angekommen.
Der Begriff „Tante Emma“ sei wieder
positiv besetzt, zumal die Menschen ihn mit
„Nähe, Regionalität, persönlicher Ansprache
und Kommunikation“ verbinden.
Den Strukturwandel mit Discountern hat Utz
frühzeitig erkannt und ihm eigene regionale
Nahversorgungskonzepte entgegengestellt:
ganzheitliche Vertriebskonzepte wie „Um’s
Eck“ oder „Dorfladen“, auf genossenschaftlicher
Basis oder als Unternehmergesellschaft
organisiert. Oft stoßen mittlerweile Bürgerinitiativen
oder auch Gemeinden ein Dorfladen-Konzept
an. Etwa ein Drittel befindet sich
in Baden-Württemberg, zwei Drittel liegen in
Bayern – vielleicht auch, weil die Politik dort
Chef Rainer Utz an seinem Lieblingsplatz im Unternehmen: dem gewaltigen Lager.
das Thema früher aufgegriffen hat. Utz selbst
hat das Dorfladen-Prinzip übrigens vor rund
zehn Jahren entwickelt.
„Dorfläden funktionieren anders“, erklärt der
studierte Betriebswirt, der in seiner Freizeit
gerne aufs Rennrad oder Mountainbike steigt
und hin und wieder einen Marathon bestreitet:
„Die Geschäfte werden oftmals sehr emotional
gesehen.“ Was gerade der Vorteil ist.
Dennoch muss es auch wirtschaftlich funktionieren.
Utz‘ Konzept dafür geht weit über das
Beliefern mit Waren hinaus: Betreiber erhalten
eine Standortanalyse, die wirtschaftliche
Fakten und regionale Vorlieben auflistet. Die
klassische Ladenausstattung kann auch ergänzt
werden, etwa mit Backshop, Fotoservice,
Postagentur, Kopier-Shop, Bistro-Ecke …
GUTE rEGaLE von schLEckEr
Des einen Leid, des anderen Freud: „Nachdem
Schlecker in die Insolvenz gegangen ist, kamen
wir beispielsweise günstig an Verkaufsregale,
die ich bei Bedarf an unsere Dorfläden
weitergeben kann.“ Denn einen Laden neu
einzurichten, geht ins Geld. Und wenn Regale
voll funktionstüchtig sind, nehme kaum ein
Kunde wahr, ob sie nagelneu sind oder nicht
– ihn interessiert, was draufsteht. „Eine kos-
Details sind keine Kleinigkeiten.
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[machen] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Auch das Betriebsklima ist
Rainer Utz sehr wichtig.
tengünstige gebrauchte Einrichtung ist in vielen
Fällen völlig ausreichend“, sagt Utz. Bisher
stehen acht Außendienstmitarbeiter den
Kunden vor Ort mit Rat und Tat zur Seite. Den
Beratungsansatz will er ausbauen und weitere
Fachleute einstellen.
Sei es ein Berater, sei es ein Lagerist. Rainer Utz
weiß um den Wert guter Mitarbeiter und bindet
sie am liebsten langfristig ans Unternehmen:
„Mir ist das
Betriebsklima wie
auch die Zuverlässigkeit
unserer Arbeit
gleichermaßen
wichtig.“ Der
hohe Grad an Beschäftigung
in der
Region erschwert
ihm allerdings die
Rekrutierung: „Haben
sich früher bis
zu 100 Interessenten
für eine ausgeschriebene
Stelle beworben, sind es inzwischen
manchmal kaum mehr als 30.“
Besonders schwierig sei die Suche nach Lehrlingen.
Zurzeit seien sechs Auszubildende in
der Firma. Auch deshalb ist das inhabergeführte
Unternehmen glücklich darüber, dass
die Fluktuation „äußerst gering“ ist.
wEniGE schnäppchEnjäGEr
Die Dorfläden sind für Utz nur eines von mehreren
Standbeinen. 1997 entstand das deutschlandweite
Netzwerk MCS (Marketing und
Convenience Shop System): Utz war von Anfang
an als regionaler Partner für die Belieferung
von Tankstellen- und Kiosk-Ketten in
Baden-Württemberg und Bayern dabei. Etwa
die Hälfte seines Jahresumsatzes von rund 60
Millionen Euro erwirtschaftet Utz inzwischen
mit den Convenience-Shops wie Tankstellen,
Bäckereien, Getränkemärkten und
Kiosken.
2013 führte Utz die Marke „Jeden Tag“ für
preissensible Kunden ein. Je nach Laden bewege
sich die Angebotsbreite zwischen 50
und 100 Artikeln bei einer Gesamtzahl von
2000 bis 2500 Artikeln, berichtet Utz: „Bei
den Dorfladen-Kunden überwiegen dennoch
die Marken- und Qualitätsbewussten, nicht
die Schnäppchenjäger.“ Produkte aus der Region
werden immer beliebter: Besonders bei
Frischeprodukten sei der regionale Bezug zunehmend
wichtig. „Der Dorfladen bietet
gerade hier die passende Vertrauensbasis,
100 jahre Lebensmittel Utz
Hier fing alles an, in einem kleinen Kolonialwarenladen. Auf dem Foto hält Paula Utz, die älteste
Tochter des Firmengründers, die Tante des heutigen Chefs auf dem Arm.
vor 100 jahren, am 1. August 1914,
schrieb Martin Utz die ersten Zeilen der
Erfolgsgeschichte – mit einem kleinen
Kolonialwaren- und Tabakgeschäft in
Ochsenhausen. Fünf Jahre später begann
er mit der Belieferung kleinerer Läden im
Umland. 1959 übernahm sein Sohn Karl
Utz den elterlichen Betrieb und zog mit
der Großhandelsfirma 1963 an den
Stadtrand von Ochsenhausen. Im Laufe
der Jahre vergrößerte er den Standort
mehrmals, auch weil das Lagern gekühlter
Waren an Bedeutung gewann.
Als Karl Utz überraschend starb, trat
1977 sein Sohn Rainer direkt nach dem
Abitur ins Familienunternehmen ein: als
Lehrling zum Außenhandelskaufmann.
Nach dem Wehrdienst und einem Jahr
mit Praktika in Großhandelsbetrieben in
Norddeutschland übernahm Rainer Utz
1982 – mit Unterstützung seiner Mutter
– die Geschäftsleitung.
Mit dem Aufbau des Convenience-Vertriebes
1997 wuchs Utz als Großhandelsunternehmen
so schnell, dass im Jahr
2005 der Bau eines völlig neuen Firmensitzes
im Ochsenhausener Gewerbegebiet
Längenmoos notwendig wurde.
Heute arbeiten 100 Mitarbeiter für das
führende privatwirtschaftliche Großhandelsunternehmen
Süddeutschlands.
Sie beliefern Dorfläden, Tankstellen und
Kioske vom Schwarzwald über Stuttgart,
die Ostalb, das Allgäu bis nach München
und Garmisch-Partenkirchen. 2013 erwirtschaftete
das Unternehmen einen
Umsatz von rund 60 Millionen Euro. Im
Sommer 2014 feierte Utz mit Mitarbeitern
und Kunden auf dem Firmengelände
den 100. Geburtstag.
abE
denn er ist ja mit der Region verwurzelt“, erklärt
Utz.
In die Zukunft blickt das Unternehmen optimistisch:
„Wir gehen davon aus, dass wir dank
unserer zukunftsträchtigen Geschäftsfelder
weiteres Wachstum erzielen können.“ Natürlich
müsse man immer am Ball bleiben. Alle
Schritte vom Einkauf der Ware bis zur Auslieferung
an den Kunden würden ständig durchleuchtet.
Ein großes aktuelles Projekt ist die
Erneuerung der IT-Systeme. „Wir planen, die
alte und aufwendige Lagerführung und Kommissionierung
auf ein modernes, papierloses
Lagerverwaltungssystem umzustellen“, sagt
Utz. Das erhöhe die Bestandssicherheit und
Kommissionierqualität weiter, sagt der Kaufmann:
„Restlaufzeiten sowie Mindesthaltbarkeitsdatum
können dann besser überwacht
werden.“ Das Projekt wurde Anfang 2014 mit
der Dortmunder Firma Pro Logistik gestartet,
Anfang 2015 soll dann alles papierlos laufen
– und die Kommissionierer erhalten ihre
Aufträge über ein Sprachsystem (Pick by
Voice). [!]
EbErhard abElEin
50
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[leben]
AchduliebeZeit!
Sie tickt, wenn wir ins Büro gehen und sie tickt, wenn wir es wieder verlassen. Die Uhr bestimmt unseren
Arbeitsalltag von früh bis spät. Doch wie sieht es in der Freizeit aus? Fünf Führungskräfte haben sich für Stefan
Loeffler und unsere Umfrage ein bisschen Zeit genommen.
Gabriele Wulz
leitet seit 2001 die
Ulmer Prälatur der Evangelischen
Landeskirche in
Württemberg. Hätte die
1959 geborene Darmstädterin
mehr Zeit, würde sie
lesen, lesen, lesen.
1) Ich weiß es nicht mehr genau. Ich vermute jedoch, dass ich meine
erste Uhr in der ersten Schulklasse bekommen habe.
2) Beim Schwimmen.
3) Sehr schwer zu organisieren.
4) Ewigkeit, Augenblick, Vergänglichkeit.
5) Mit netten Menschen.
6) Ich würde alles lesen, was ich schon immer mal lesen wollte oder
sollte oder müsste.
7) Ich halte es in diesem Punkt mit Psalm 90: Unser Leben währet siebzig Jahre und
wenn‘s hoch kommt, so sind`s achtzig Jahre … und dann vor allem: Herr, lehre uns
bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
1) Können Sie sich erinnern, wann Sie Ihre erste Uhr bekommen
haben?
2) Legen Sie Ihre Uhr manchmal ab?
3) Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Zeitmesser vor?
4) Nennen Sie bitte drei Begriffe, die Ihnen zum Thema
Zeit einfallen.
5) Mit wem verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten?
6) Was würden Sie tun (oder eben auch nicht), wenn Sie
plötzlich ganz viel Zeit hätten?
7) Wie alt möchten Sie werden?
Foto: © abf / Fotolia.com
Foto: © Rob Stark / Fotolia.com
»Kochen isT eine KUnsT Und
Keineswegs die UnbedeUTendsTe.«
Luciano Pavarotti
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51
[leben] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Fotos Uhren: © GoldPix / Fotolia.com
1) Können Sie sich erinnern, wann Sie Ihre erste Uhr bekommen
haben?
2) Legen Sie Ihre Uhr manchmal ab?
3) Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Zeitmesser vor?
4) Nennen Sie bitte drei Begriffe, die Ihnen zum Thema
Zeit einfallen.
5) Mit wem verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten?
6) Was würden Sie tun (oder eben auch nicht), wenn Sie
plötzlich ganz viel Zeit hätten?
7) Wie alt möchten Sie werden?
Ernst Haible ist seit 36 Jahren
selbstständiger Finanzberater
im Bereich Versicherungen, Immobilien
und Kapitalanlagen.
Der Geschäftsführer der Ernst
Haible GmbH beschäftigt drei
Mitarbeiter. Hätte er mehr Freizeit,
würde er viel öfter am
Steuer eines Oldtimers sitzen.
Wolfram Schneider ist seit
über 30 Jahren geschäftsführender
Gesellschafter der Firma
WolframS Lifestyle GmbH
in Ulm. Der 56-jährige Vater
zweier erwachsener Kinder
verzichtet im Urlaub oftmals
auf seine Uhr.
1) Nein, aber ich habe 1975 in Bangkok meine erste Quarzuhr gekauft.
Das war damals eine Weltneuheit und bei uns noch richtig teuer.
2) Ja, immer in der Nacht.
3) Für die Gesellschaft chaotisch – privat eine völlig neue entspannte
Lebenssituation.
4) Schicke Uhren, Zeit nehmen für alles, was mich interessiert, Unendlichkeit.
5) Mit meiner Frau.
6) Reisen, um ferne Länder und fremde Menschen kennenzulernen.
Und ich würde an mehr Oldtimerrallyes teilnehmen.
7) Bei bester Gesundheit möchte ich sehr alt werden.
1) Ja, meine erste Uhr hat mir mein Großvater geschenkt, kurz nachdem
ich eingeschult wurde, weil ich häufig zu spät kam.
2) Im Urlaub, außer auf Ausflügen, lege ich oft keine Uhr an – und
genieße es sehr, einfach einmal zeitlos zu sein.
3) Eine Welt ohne Zeit kann ich mir nur im Jenseits vorstellen.
4) Planung und Organisation, Arbeitszeit, Freizeit und Urlaub.
5) Mit meinen Kindern und Freunden.
6) Ich würde gerne neue Länder und Menschen kennenlernen, reisen
und viel Sport in der Natur machen.
7) So lange ich gesund und rüstig bin, macht mir das Leben große
Freude.
52
unternehmen [!] Ausgabe 41 | Oktober 2014
[leben]
Die 33-jährige
Sandra Bohnaker, seit April
2014 Leiterin des Bereichs
Unternehmensmarketing der
IT-Firma Fritz & Macziol, hat
noch viel Zeit vor sich.
Carlheinz Gern (62) startete
sein Berufsleben als Verlagskaufmann
bei der Südwest
Presse, war 14 Jahre Marketingleiter
bei Radio 7 und ist
seit Sendestart 2003 Geschäftsführer
beim Lokalradio Donau3FM.
Der selbstständige
Veranstalter von Konzerten,
Partys und Events legt seine
Uhr nur ab, wenn er eine
andere tragen möchte.
1) Zum Schulanfang?!
2) Vice versa: Ich lege nur ab und zu eine Uhr an – dann aus modischem
Aspekt. Inzwischen findet sich die Uhrzeit doch überall.
3) Entschleunigt. Ein Leben nach der Sonne und mit der Natur – wie
im Urlaub.
4) Schwäbische Ordnung, Kalenderplanung, Sommerzeit.
5) Mit tollen Menschen, mit Sport und mit der Natur.
6) Für all diese Ideen reicht der Platz hier leider nicht aus.
7) Ich werde mindestens 100 Jahre alt!
1) Das war eine wertvolle Tissot, die ich zur Kommunion bekam.
2) Nur zum Wechseln.
3) Entspannt!
4) Augenblicke, Vergangenheit und Zukunft.
5) Mit Menschen, die mir wichtig sind, mir am Herzen liegen und zeitlos
interessant sind.
6) Die Welt bereisen.
7) Man kann gar nicht alt genug werden, um all die Überraschungen
auszuschöpfen, die das Leben so mit sich bringt.
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-Emissionen: 79 g/km; Stromverbrauch: kombiniert 20,8 kWh/100 km
53
[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | Oktober 2014 unternehmen [!]
Ulm wird Teil des
weltweiten
Metall-Clusters
Die Stadt Ulm kann sich über
die Stärkung ihrer Wirtschaftsstruktur
freuen: Sie ist Teil des
weltgrößten Konsortiums für
Metallforschung und -fertigung.
Dazu wird das Stuttgarter
Fraunhofer-Institut dort eine
Niederlassung für Produktionstechnik
und Automatisierung
einrichten. Dafür hat sich die
High-Tech-Allianz Ulm unter
Führung von Prof. Hans-Jörg
Fecht vom Uni-Institut für neue
Materialien eingesetzt. In dem
Cluster arbeiten Konzerne wie
Airbus und Arcelor Mittal mit.
Zum Auftakt dürfte eine Projektgruppe
des Stuttgarter Instituts
mögliche Vorhaben mit der
Ulmer Industrie ausloten, sagte
der geschäftsführende Vorstand
der Hightech-Allianz, Michael
Drechsler.
Druckindustrie
vergibt an NPG
Innovationspreis
Abschalten in Natur und Sonne
Acht von zehn Baden-Württembergern schreiben
ihre Urlaubserholung der Sonne und der
Natur zu. 17 Prozent der für den DAK-Urlaubsreport
Befragten gaben jedoch an, sich kaum
oder nicht im Urlaub erholt zu haben. Im Vergleich
mit anderen Bundesländern ist das der
Die Neue Pressegesellschaft
mbH & Co. KG (NPG/Ulm), die
Herausgeberin der SÜDWEST
PRESSE, hat den Innovationspreis
der Deutschen Druckindustrie
in Silber erhalten. Bei einem
Galabend des Verbands der
Druckindustrie in der Liederhalle
in Stuttgart wurden Gestaltung
und Druck der ausklappbaren
Sonderbeilage „Das
Wallis erleben“ ausgezeichnet.
Ein Allgäuer ist
neuer Präsident
des Handwerks
Joachim Krimmer (58) aus Leutkirch
ist neuer Präsident der
Handwerkskammer Ulm. Die
Vollversammlung, die 117 ehrenamtliche
Mitglieder umfasst
und 18.000 Betriebe vertritt,
wählte ihn zum Nachfolger von
Anton Gindele (65). Der Schreiermeister
aus Horgenzell (Kreis
Ravensburg) hatte zuvor zufrieden
Bilanz
gezogen. Es
sei gelungen,
die
Kammer
stärker als
Dienstleister
für die Betriebe
aufzustellen.
Unter
Gindeles
schlechteste Wert, wie beim Stressabbau. Nur
57 Prozent der Befragten meinten, ihren
Stress reduziert zu haben. DAK-Landeschef
Markus Saur sieht das mit Sorge: „Wer nicht
loslassen kann, kann sich auch nicht erholen.
Damit ist am Ende niemandem gedient.“
Hat Anton Gindele
abgelöst:
Joachim Krimmer.
Foto: © Fotofreundin / Fotolia.com
Führung hat die Kammer die
Ausbildungsberatung für türkische
Jugendliche und hunderte
neuer Bildungspartnerschaften
ins Leben gerufen. Dennoch
wird das Thema Fachkräftesicherung
eine der großen Aufgaben
Krimmers sein. In seinem
1913 gegründeten Heizungs-,
Lüftungs- und Sanitärbetrieb
beschäftigt er 23 Mitarbeiter,
darunter zwei Auszubildende.
Krimmer engagiert sich seit
Jahren in der Kammer, unter
anderem als Obermeister und
Kreishandwerksmeister in Ravensburg.
Er ist verheiratet und
hat drei Kinder. [!]
[impressum]
Verlag/Herausgeber
Neue Pressegesellschaft
mbH & Co. KG
Frauenstraße 77, 89073 Ulm
Geschäftsführer:
Thomas Brackvogel
Redaktion
Alexander Bögelein (verantw.),
Irmgard Städele,
Anschrift wie Verlag
Anzeigen
Dr. Thomas Baumann
(verantwortlich)
Anschrift wie Verlag
Gestaltung
Alen Pahic (Art Director)
Bozena Demski (Bild)
Fotos
Oliver Schulz (Titel + Interview),
Matthias Kessler, Eberhard Abelein,
Lars Schwerdtfeger, Getty
Images, Firmenfotos, PR
Druck
Druck- und Verlagsgesellschaft
Bietigheim mbH
Kronenbergstraße 10
74321 Bietigheim-Bissingen
Auflage: 15 000 Exemplare
Objektleitung & Kontakt
Tobias Lehmann
Telefon 0731 156-515
Fax 0731 156-481
unternehmen@swp.de
Mediaberatung
Stefan Kulbe
Telefon 0731 156-137
E-Mail s.kulbe@swp.de
Nächste Ausgabe
29. November 2014
Die Themen
Der Notfallkoffer für
Unternehmer
Messebau + Messen 2015
Energie
u.v.m.
Anzeigenschluss
5. November 2014
www.swp.de/unternehmen
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Überzeugt leicht. Beeindruckt schwer.
Das neue C-Klasse T-Modell. Das Beste kennt keine Alternative.
• Sportlich-dynamisches Design trifft auf ein flexibles Raumkonzept.
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Telefon: 0731 700-1800.
Die Verbrauchswerte beziehen sich auf die zur Markteinführung (09/2014) verfügbaren Motoren (C
180/C 200/C 250/C 220 BlueTEC und C 250 BlueTEC). Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,0–4,3
l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 140–108 g/km.
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Partner vor Ort: Niederlassung Ulm/Neu-Ulm
Von-Liebig-Straße 10, 89231 Neu-Ulm, Telefon: 0731 700-0, www.mercedes-benz-ulm.de