11.01.2018 Aufrufe

unternehmen Oktober 2014

unternehmen Oktober 2014

unternehmen Oktober 2014

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 4 1<br />

Da springt<br />

der Funke über<br />

Das Handwerk setzt um, was die Forschung erfindet.<br />

Aber wo ist die Schnittstelle? Tobias Mehlich und<br />

Werner Tillmetz über ihre zündende Initiative.<br />

Finanzieren Kaufen statt gründen – Tipps für angehende Unternehmer SEITE 22<br />

Nutzfahrzeuge Wie die Zukunft auf deutschen Straßen aussieht SEITE 42<br />

Umfrage Wofür sich Führungskräfte Zeit nehmen SEITE 51


Besser vernetzt mit M-net IP-VPN über den<br />

eigenen MPLS-Backbone.<br />

eine<br />

sichere<br />

Verbindung<br />

Kostenlose Infoline:<br />

Tel.: 0800 7767887<br />

m-net.de/ipvpn<br />

ab<br />

199 €<br />

netto monatlich 1<br />

1) Angebot gültig vom 01.10.14 bis 31.01.15 nur für Neubestellungen mit 36 Monaten Mindestvertragslaufzeit.<br />

Preis zzgl. MwSt. Enthalten sind max. vier Standorte, ein Standort mit 4,6 Mbit/s SDSL und höchstens drei weitere<br />

Standorte mit max. 2,3 Mbit/s SDSL.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[inhalt]<br />

Liebe Leserin, Lieber Leser,<br />

Irmgard Städele,<br />

Redaktion <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Politiker und Journalisten teilen sich das<br />

traurige Schicksal, dass sie oft heute schon<br />

über Dinge reden, die sie erst morgen ganz<br />

verstehen. Das hat Altkanzler Helmut<br />

Schmidt einmal gesagt. Das Mitgefühl von<br />

Unternehmern, Selbstständigen und Führungskräften<br />

dürfte sich da freilich in Grenzen<br />

halten: Mit ihren Entscheidungen stellen<br />

sie heute die Weichen für die Zukunft<br />

ihrer Unternehmen. Wer Entwicklungen<br />

verschläft, landet schneller als er denkt auf<br />

dem Abstellgleis. Das hohe Tempo der Entwicklungen<br />

trifft das Handwerk (Titelinterview<br />

Seite 12), den Maschinenbau mit dem<br />

Thema „Industrie 4.0“ (Seite 28) , die Nutzfahrzeugbranche<br />

mit dem autonom fahrenden<br />

Lkw (Seite42) ... Nicht zu langsam,<br />

nicht zu schnell. Das ist das Meisterstück.<br />

Sich Zeit zu nehmen, ist wichtig. Wie das<br />

geht, zeigt unsere Umfrage (Seite 51).<br />

Eine anregende Lektüre wünscht<br />

Ihre Irmgard Städele<br />

[sicherheit]<br />

6 Gute Wolken, schlechte Wolken<br />

Wie tückisch Clouds sein können<br />

[titelthema]<br />

12 e inladung zum Anfassen Tobias<br />

Mehlich und Werner Tillmetz im<br />

Gespräch<br />

[finanzieren]<br />

22 Chefsessel zu vergeben Was ist<br />

wichtig beim Unternehmenskauf?<br />

[machen]<br />

26 Vielversprechendes Haustürgeschäft<br />

Frustfreie Paketzustellung<br />

32 Tischlein deck dich Burger Zelte &<br />

Catering feiert den Fünfzigsten<br />

40 Lisa, Thomas und der Kessel nr. 2<br />

Bio-Chips – knusperfrischer Genuss aus<br />

Amtszell<br />

48 Tante emma atmet auf<br />

Lebensmittel-Großhandel Utz gibt<br />

Dorfläden eine Perspektive<br />

[führen]<br />

36 Die teuren Fehler der Vorgesetzten<br />

Warum schlechte Führung Geld kostet<br />

[spezial]<br />

28 evolution der Maschinen Das Internet<br />

dringt in die Produktion vor<br />

[bewegen]<br />

42 Fahren muss der Fahrer nicht Der<br />

autonome Lkw ist fast schon Realität<br />

45 Mit „rotem bus“ in rente: ein<br />

Visionär fährt ab Omnibus-Entwickler<br />

Franz Krieglsteiner steigt aus<br />

[leben]<br />

51 Ach du liebe Zeit!<br />

Führungskräfte, ihr Leben, ihre Uhren<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 n eues Zentrum will einwanderer<br />

locken<br />

10 schwere Zeiten<br />

21 ZF Friedrichshafen trennt<br />

sich von Lenksysteme-Tochter<br />

47 ZU-Präsident Jansen geht vorzeitig<br />

54 Abschalten in natur und sonne<br />

54 Impressum<br />

40 42<br />

36 48<br />

28<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Neues Zentrum will Einwanderer locken<br />

Foto: © Dariusz T. Oczkowicz, ars digital media services / Fotolia.com<br />

Gute Fachkräfte braucht die Region: Wenn sie aus dem Ausland kommen, erhalten sie künftig Unterstützung.<br />

Die Region braucht Fachkräfte.<br />

Darum soll sich künftig das neue<br />

„Welcome Center“ der Ulm/Oberschwaben<br />

der IHK Ulm kümmern.<br />

„Es stellt für Ulm einen<br />

zweiten Turm dar, der neue Menschen<br />

anzieht!“ Mit diesen Worten<br />

eröffnete Irmgard Otto, Referentin<br />

für Fachkräftesicherung<br />

im baden-württembergischen<br />

Wirtschaftsministerium das<br />

Center. Ziel des Centers sei es,<br />

dem Fachkräftemangel „mit einer<br />

neuen Willkommenskultur<br />

für Immigranten zu begegnen“,<br />

erklärt Center-Verantwortliche<br />

Nadine Schilder. Das Center<br />

übernimmt eine Art Lotsenfunktion.<br />

So helfen die Mitarbeiter<br />

Einwanderern bei Behördengängen,<br />

beraten sie über Kinderbetreuungsangebote<br />

und Sprachkurse<br />

oder unterstützen sie auch,<br />

wenn es um die Anerkennung<br />

beruflicher Qualifikationen geht.<br />

IHK-Geschäftsführer Otto Sälzle<br />

erklärt den Hintergrund: „Für<br />

uns ist es ganz wichtig, Unternehmen<br />

und ausländische Fachkräfte<br />

näher zusammenzubringen,<br />

denn der demografische<br />

Wandel und die Rente mit 63 sorgen<br />

dafür, dass wir unsere Region<br />

dringend attraktiver für Zuwanderer<br />

machen müssen.“ Allen Beteiligten<br />

sei es deshalb wichtig,<br />

die Institution möglichst langfristig<br />

zu betreiben.<br />

Die Idee der „Welcome Center“<br />

stammt vom Land. Insgesamt<br />

gibt es für elf Zentren 2 Millionen<br />

Euro, die mehrheitlich aus dem<br />

europäischen Sozialfonds kommen.<br />

Nach Ulm fließt eine Anschubfinanzierung<br />

von 93.000<br />

Euro, den Rest der Kosten für die<br />

2,5 Stellen trägt die IHK.<br />

Den 30.000 Unternehmen in der<br />

Re gion fehlen im Moment rund<br />

12.000 Fachkräfte, mehrheitlich<br />

solche mit dualer Ausbildung. [!]<br />

GABRIEL BOCK<br />

Parkraum-Wunder aus dem Allgäu<br />

Mit spektakulären Projekten hat<br />

die Klaus Multiparking GmbH<br />

aus Aitrach bei Memmingen in<br />

den vergangenen 50 Jahren Aufmerksamkeit<br />

erregt. Mit raffinierten<br />

Erfindungen und solider<br />

handwerklicher Fertigung erarbeiteten<br />

sich die Allgäuer auf<br />

dem Gebiet raumsparender benutzerfreundlicher<br />

Parksysteme<br />

international Ansehen. Weltweit<br />

gibt es kaum eine Metropole, in<br />

der nicht Parklösungen aus Aitrach<br />

zu finden sind. Ob London,<br />

Rom, Los Angeles, Tokio: Überall<br />

stehen architektonisch spektakuläre<br />

Bauten, die mit Klaus-<br />

Parksystemen bestückt sind.<br />

Neuerdings sind es spektakulärekirchturmhohe<br />

Parktürme. In<br />

ihnen werden die Autos am Fuß<br />

in Empfang genommen und automatisch<br />

auf Etagen mit leeren<br />

Parkboxen gehievt. Aus denen<br />

werden sie wie von Geisterhand<br />

wieder abgerufen.<br />

Das war vor 50 Jahren anders. Als<br />

Firmengründer Kaspar Klaus, die<br />

Idee hatte, wegen der sich abzeichnenden<br />

Parkplatznot zwei<br />

Autos per Rampe übereinander<br />

abzustellen, wurde er belächelt.<br />

Der Kölner Rheinauhafen: In der längsten öffentlichen Tiefgarage Europas<br />

kommen auch technische Lösungen von Klaus Multiparking zum Einsatz.<br />

Doch er behielt Recht. In rascher<br />

Folge kamen mehrstöckige Plattformen,<br />

die seitlich verschiebbar<br />

waren, und kreisförmige drehbare<br />

Scheiben dazu. Sie waren nicht<br />

nur platz- sondern auch zeitsparend,<br />

weil der lästige Gegenverkehr<br />

entfiel. Damit war das<br />

Grundprinzip für die heute nach<br />

dem Fahrstuhlprinzip arbeitenden<br />

Parktürme erfunden. Heute<br />

zählt Klaus Multiparking bei Autoparksystemen<br />

zu den Weltmarktführern,<br />

kooperiert mit 65<br />

Vertriebspartnern weltweit und<br />

hat Anlagen mit mehr als 700.000<br />

Stellplätzen ausgeliefert. Allesamt<br />

wurden von den 140 Mitarbeitern<br />

im Werk in Aitrach konzipiert<br />

und gefertigt. [!] HAM<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Je größer die Firma, desto satter das Gehalt<br />

Führungskräfte und Spezialisten<br />

im kaufmännischen Bereich<br />

konnten sich 2013 im Durchschnitt<br />

über 3,3 Prozent höhere<br />

Bezüge freuen. Nach dem Vergütungsreport<br />

der Managementberatung<br />

Kienbaum erhalten Führungskräfte<br />

durchschnittlich<br />

eine Vergütung von 124.000 Euro<br />

im Jahr, während Spezialisten auf<br />

64.000 Euro und Sachbearbeiter<br />

auf 47.000 Euro kommen.<br />

Die Unternehmensgröße beeinflusst<br />

die Vergütung von Führungskräften<br />

in kaufmännischen<br />

Funktionen erheblich: Eine kaufmännische<br />

Führungskraft in einem<br />

Unternehmen mit mehr als<br />

5000 Beschäftigten verdient mit<br />

151.000 Euro durchschnittlichem<br />

Jahresgehalt gut 75 Prozent<br />

Verdienst im kaufmännischen Bereich<br />

124.000 €/Jahr (Führungskräfte)<br />

64.000 €/Jahr (Spezialisten)<br />

Quelle: Kienbaum Consultants International GmbH<br />

47.000 €/Jahr (Sachbearbeiter)<br />

Grafik: mediaservice ulm<br />

mehr als eine Führungskraft in<br />

einem Unternehmen mit bis zu<br />

50 Mitarbeitern: Sie erhält 86.000<br />

Euro. 86 Prozent der Manager erhalten<br />

einen Bonus. Im Schnitt<br />

beträgt dieser 24.000 Euro; das<br />

entspricht 17 Prozent der Gesamtdirektvergütung.<br />

Bei den<br />

Spezialisten und Sachbearbeitern<br />

sind die Unterschiede nicht<br />

ganz so groß: Unternehmen mit<br />

mehr als 5000 Beschäftigten zahlen<br />

ihren kaufmännischen Spezialisten<br />

im Schnitt 75.000 Euro im<br />

Jahr, bei kleinen Firmen erhalten<br />

diese 55.000 Euro. Bei den Sachbearbeitern<br />

reicht die Bandbreite<br />

von 52.000 Euro bis 41.000 Euro.<br />

Für die Studie hat Kienbaum<br />

4600 Positionen in 577 Unternehmen<br />

analysiert. [!]<br />

OS<br />

Kohler fördert faire Löhne<br />

und Klimaprojekt<br />

Ugandische Frauen bei der Ernte von Bio-Baumwolle.<br />

Was Modeketten nach Skandalen<br />

in der Textilproduktion erst lernen<br />

müssen, ist bei Kohler Standard.<br />

Das auf Einrichtungshaus<br />

aus Erolzheim (Kreis Biberach)<br />

hat laut Firmenchef Peter Kohler<br />

schon immer auf die Herkunft<br />

und die Produktion der Textilien<br />

geachtet. Die Wäsche der Marke<br />

„Cotonea“ besteht aus Biobaumwolle,<br />

die ohne Pestizide, Gentechnik<br />

und Kunstdünger in<br />

Uganda angebaut wird. Faire Löhne<br />

und Abnahmepreise sowie<br />

gute Arbeitsbedingungen seien<br />

garantiert und würden überprüft.<br />

In Indien unterstützt das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong>, das elf<br />

Mitarbeiter beschäftigt, ein Klimaprojekt,<br />

das der Bevölkerung<br />

zu günstigen Brennstoffen ohne<br />

CO2-Ausstoß verhilft. [!] OS<br />

Kaserne wird zum<br />

Energie-Lernpark<br />

Ein grünes Gewerbegebiet, ein<br />

Lern- und Energiepark sowie eine<br />

Akademie für Nachhaltigkeit: Das<br />

ist auf 77 Hektar Fläche auf dem<br />

ehemaligen Gelände der Oberschwabenkaserne<br />

in Hohentengen<br />

geplant. Das ganze firmiert<br />

unter dem Namen Ehoch4. Die<br />

spielerische Vermittlung von Wissen<br />

rund um die Energie soll von<br />

2016 an jährlich tausende Kinder<br />

zwischen 2 und 15 Jahren anlocken.<br />

Dahinter steckt der Ravensburger<br />

Spieleverlag. Auch ein<br />

Wissenschaftscampus ist vorgesehen.<br />

Alle dortigen Einrichtungen<br />

sollen mit vor Ort erzeugter Energie<br />

versorgt werden. Das Investitionsvolumen<br />

beträgt mehr als<br />

50 Millionen Euro. [!] OS<br />

1000 neue Arbeitsplätze<br />

mit L-Bank-Förderung<br />

Die Förderung der L-Bank hat in<br />

der Region Ulm zahlreiche Investitionen<br />

ausgelöst. Im ersten<br />

Halbjahr unterstützte das landeseigene<br />

Förderinstitut 274 Unternehmen<br />

aus dem IHK-Bezirk<br />

Ulm mit rund 93 Millionen Euro.<br />

Das sind 82 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Dies führte zu Investitionen<br />

von 163 Millionen Euro. Fast<br />

300 neue Arbeitsplätze sind entstanden.<br />

Neben IHK-Firmen wurden<br />

auch 685 Betriebe der Handwerkskammer<br />

Ulm unterstützt.<br />

Die Darlehen von 196 Millionen<br />

Euro (plus 14 Prozent) lösten Investitionen<br />

von mehr als 337 Millionen<br />

Euro aus. Dadurch werden<br />

in den Handwerksfirmen 1000<br />

Jobs geschaffen. [!]<br />

OS<br />

5


[rubrik] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © Pixsooz / Fotolia.com<br />

guteWolken,schlechteWolken<br />

Wer braucht heute noch eigene teure Server und IT-Spezialisten, wo es doch Clouds gibt? Doch so manche Wolke, vor<br />

allem in den USA, kann tückisch sein. Wo lauert Gewittergefahr? Ein Überblick.<br />

Schöne neue Welt. Von jedem Gerät an jedem Ort kann man auf Firmendaten zugreifen. Aber Achtung. Nicht jeder Cloud kann man trauen.<br />

Sie ist kompliziert, teuer und für viele<br />

unerlässlich: IT (Information Technologies),<br />

also elektronische Datenverarbeitung.<br />

Kaum ein Unternehmen kommt<br />

noch ohne IT-basierte Verarbeitung von Daten<br />

aus. Ob Kundendaten, Wissensmanagement<br />

oder Verwaltung, alles wird elektronisch<br />

gemacht. Natürlich vernetzt, damit alle<br />

immer auf dem aktuellen Stand sind.<br />

Problemlos ist die IT freilich nicht. Einfach<br />

den Rechner anschalten und loslegen, klappt<br />

nur dann, wenn die Voraussetzungen stimmen.<br />

Für ein funktionierendes System sind<br />

ausreichende technische Kapazitäten nötig –<br />

und Leute, die für Wartung und Bereitstellung<br />

sorgen. Aber Fachleute und Technik kosten so<br />

viel, dass es sich für viele Unternehmen nicht<br />

lohnt, sie selbst im Betrieb anzustellen.<br />

Angesichts dessen<br />

verwundert es<br />

nicht, dass das sogenannte<br />

Cloud-<br />

Computing seit<br />

der Jahrtausendwende<br />

immer<br />

beliebter wird.<br />

„Unter Cloud-<br />

Computing versteht<br />

IT-Professor Philipp Brune<br />

man die<br />

erklärt die Cloud.<br />

skalierbare Bereitstellung<br />

verschiedener<br />

IT-Dienstleistungen in einem entfernten<br />

Rechenzentrum über das Internet, es ist<br />

eine besondere Form des IT-Outsourcings“,<br />

erklärt Professor Philipp Brune von der Hochschule<br />

Neu-Ulm (HNU). Er ist wissenschaftlicher<br />

Leiter des Rechenzentrums der HNU und<br />

Experte in Sachen Cloud-Computing.<br />

ameriKaNerDomiNiereN<br />

Lag das deutsche Marktvolumen von Cloud-<br />

Diensten 2013 noch bei 4,52 Milliarden Euro,<br />

wird es im laufenden Jahr auf voraussichtlich<br />

6,62 Milliarden Euro und 2015 auf 9,23 Milliarden<br />

Euro anwachsen. Das prognostiziert<br />

eine Studie der Münchner Experton-Group.<br />

Dominiert wird der Markt von den großen US-<br />

Anbietern wie salesforce.com und den Cloud-<br />

Diensten von Google, Apple und Microsoft.<br />

Laut dem Computermagazin „c‘t“ befinden<br />

sich 90 Prozent der globalen Cloud-Kapazität<br />

in den USA.<br />

Es gibt jedoch auch Cloud-Anbieter mit Rechenzentren<br />

in Europa. Im Großraum Ulm<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[sicherheit]<br />

Cloud-Dienstleistungen:Diedreitypen<br />

Partner auf<br />

Augenhöhe<br />

Kopiersysteme<br />

» Multifunktionale Systeme<br />

» Managed Print Services<br />

» Dokumentenmanagement<br />

» Analyse & Optimierung<br />

grundsätzlich wird zwischen drei Arten<br />

von Cloud-Dienstleistungen unterschieden,<br />

erklärt Experte Philipp Brune.<br />

Infrastructure-as-a-Service (IaaS) bezeichnet<br />

die reine Bereitstellung technischer<br />

Leistungen, also von Rechenkapazität<br />

oder Speicherplatz. Die Verwaltung<br />

und Betreuung übernimmt der Kunde<br />

selbst. IaaS ist die häufigste Form von<br />

Cloud-Computing.<br />

Platform-as-a-Service (PaaS) beinhaltet<br />

für den Kunden die Möglichkeit, in<br />

der Cloud selbst Anwendungen zu entwickeln<br />

oder zu betreiben.<br />

Die vielleicht bekannteste Cloud-Form<br />

ist Software-as-a-Service (SaaS). Hierbei<br />

nutzt der Kunde Software auf dem<br />

Cloud-Speicher, die vom Dienstleister<br />

angeboten, betreut und verwaltet wird.<br />

Der Unterschied zum Mieten eines Servers<br />

besteht darin, dass beim Cloud-<br />

Computing flexibel auf den aktuellen Bedarf<br />

an technischen Ressourcen reagiert<br />

werden kann. „Man bezahlt nur, was gerade<br />

benötigt wird. Gleichzeitig kann der<br />

Anbieter ungenutzte Kapazität anderweitig<br />

verkaufen“, erläutert der Professor.<br />

Die Vorteile für den Kunden: Er spart sich<br />

eine eigene IT-Abteilung und Betreuung.<br />

Die Flexibilität des Cloud-Computings<br />

macht zudem eine einfache Anpassung<br />

der IT-Strukturen auf Veränderungen und<br />

Fortschritt möglich.<br />

Gab<br />

IT-Lösungen<br />

» IT-Infrastruktur & Sicherheit<br />

» Medien- & Konferenztechnik<br />

» Cloud-Dienste & Storage<br />

» Virtualisierungskonzepte<br />

stellt beispielsweise auch die Wilken-Gruppe<br />

ein Rechenzentrum mit entsprechenden<br />

Dienstleistungen zur Verfügung. Der Geschäftsführer<br />

des Zentrums, Harald Varel,<br />

skizziert das Konzept: „Wir bieten Software<br />

und IT-Infrastruktur auf lokaler Ebene an und<br />

stellen auf den Kunden abgestimmte Lösungen<br />

bereit.“<br />

Das Rechenzentrum selbst ist ein mannshoher,<br />

schwarzer Block mit einer Grundfläche<br />

von zwei auf fünf Metern. Er besteht aus mehreren<br />

Recheneinheiten, von denen jede den<br />

Stromverbrauch eines Mehrfamilienhauses<br />

hat. Das gesamte Zentrum benötigt täglich etwa<br />

1350 kWh. Insgesamt werden hier am Tag<br />

mehr als 30 Terrabyte Daten verarbeitet und<br />

den Unternehmen, die sie auslagern, wieder<br />

zur Verfügung gestellt. Das Gesamtvolumen<br />

der Daten beträgt etwa ein Petabyte, das sind<br />

eine Million Gigabyte. Auch andere Unternehmen<br />

vermitteln lokale und internationale<br />

Clouds und betreuen sie, so zum Beispiel auch<br />

der Ulmer IT-Spezialist Fritz und Macziol.<br />

Cloud-Direktor Jörg Mecke sagt: „Uns ist es<br />

wichtig, dass der Kunde keinen Unterschied<br />

zur IT ohne Cloud bemerkt.“ Fritz und Macziol<br />

bietet sowohl die Betreuung von Clouds an,<br />

die ein Unternehmen selbst errichtet, als auch<br />

eine Übernahme der IT-Auslagerung an auswärtige<br />

Rechenzentren. Hier bleibt die Wahl<br />

des Cloud-Standortes dem Auftraggeber überlassen.<br />

Bei dem Ulmer IT-Spezialisten wird<br />

Flexibilität als der größte Vorteil der Clouds<br />

gesehen. Gute Cloudlösungen lassen sich<br />

nach den Worten Meckes auf die Bedürfnisse<br />

und Wünsche des Kunden anpassen.<br />

Bei der Auslagerung von Unternehmensdaten<br />

ist die Sicherheit das zentrale Thema. Gerade<br />

Büroeinrichtungen<br />

» Sitzmöbel & Arbeitsplätze<br />

» Beleuchtung & Beschattung<br />

» Akustik & Ergonomie<br />

» Planung & Konzeption<br />

Günzburg • Biberach • Dillingen • Eisleben<br />

www.feha.de<br />

7


[sicherheit] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Rechenzentren benötigen außerordentlich viel Energie. Das Ulmer Unternehmen Wilken hat daher ein eigenes Blockheizkraftwerk.<br />

wenn es um Kundendaten geht, darf nichts<br />

passieren. Für den Schutz muss jedes Unternehmen<br />

garantieren. Das kann zum Problem<br />

für Firmen werden, die Cloud-Anbieter in den<br />

USA nutzen. Diese unterliegen dem sogenannten<br />

„Patriot Act“. Das nach den Anschlägen<br />

vom 11. September 2001 entstandene Gesetz<br />

verpflichtet Unternehmen in den USA,<br />

den Geheimdiensten auch ohne richterliche<br />

Anordnung Zugriff auf ihre Server zu geben.<br />

Wird hierbei gegen das deutsche Bundesdatenschutzgesetz<br />

verstoßen, so drohen dem<br />

deutschen Kunden des US-Anbieters möglicherweise<br />

juristische Probleme. Die Folge<br />

können Bußgelder und Schadenersatzzahlungen<br />

sein.<br />

Der europäische Gerichtshof entschied 2011,<br />

dass personenbezogene Daten nur noch eingeschränkt<br />

in die USA gelangen dürfen. „Der<br />

Ausweg aus der problematischen Situation<br />

ist, einen regionalen oder zumindest nationalen<br />

Cloud-Anbieter zu wählen“, sagt Brune.<br />

Diese sind den deutschen Gesetzen unterworfen<br />

und bieten häufig eine höhere Transparenz<br />

ihrer Strukturen. Auch Microsoft plant<br />

nun Clouds in Deutschland.<br />

In jüngster Zeit tauchen Berichte auf, dass Hacker<br />

sensible Daten von Clouds gestohlen haben.<br />

Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Veröffentlichung<br />

privater Fotos etlicher<br />

Prominenter. Die Bilder wurden aus Cloud-<br />

Speichern des US-Konzernriesen Apple entwendet.<br />

Für ein Unternehmen wäre der Diebstahl<br />

von Know-how oder Kundendaten eine<br />

Katastrophe. Zudem stellt sich die Frage nach<br />

Problemen beim technischen Betrieb des Rechenzentrums.<br />

Ein Ausfall der Datenzentren,<br />

etwa wegen eines Stromausfalls, könnte fatal<br />

sein, denn plötzlich wären sämtliche Kunden<br />

von ihrer IT-Verwaltung abgeschnitten.<br />

DasProblemistDerKUNDe<br />

Ist die Auslagerung also leichtsinnig? Nein,<br />

findet Brune: „Gerade die auf die Wirtschaft<br />

spezialisierten Anbieter von Cloud-Computing<br />

haben oft mehr Erfahrung und Wissen<br />

beim Thema Sicherheit und auch höhere<br />

Standards, als dies bei ihren Kunden der Fall<br />

ist. Oft gelangen die Hacker viel einfacher an<br />

die Zugangsdaten der Nutzer und kommen<br />

darüber an die Datenbanken.“ Auch Harald<br />

Varel bestätigt, dass die meisten Sicherheitsprobleme<br />

beim Kunden entstehen. „Wir versuchen,<br />

unsere Kunden mit Beratung und<br />

durch besonders<br />

restriktive Sicherheitsmechanismen<br />

zu einem sicheren<br />

Umgang<br />

mit ihren Passwörtern<br />

zu bewegen“,<br />

sagt er. Bei Wilken<br />

legt man besonderen<br />

Wert auf Virenabwehr<br />

und Wilken-Geschäftsführer<br />

Ausfallsicherheit Dr. Harald Varel.<br />

des Rechenzentrums.<br />

Das steht in einem alarmgesicherten<br />

bunkerartigen Raum mit Sicherheitsschleuse<br />

und eigenem Kühlsystem, die Firma verfügt<br />

in Ulm zudem über ein eigenes Blockheizkraftwerk<br />

und ein Notstromaggregat.<br />

Worauf muss ein Unternehmen also achten,<br />

wenn es einen Cloud-Dienst nutzen möchte?<br />

„Das A und O ist Information“, sagt Brune: „Ich<br />

muss wissen, welche Form von Cloud-Computing<br />

ich benötige und welchen Kriterien<br />

der Dienst genügen sollte.“ Für Unternehmen,<br />

die ihre komplette IT auslagern wollen, bietet<br />

sich ein sogenannter IaaS-Dienst (siehe Info-<br />

Kasten) an. Brune zufolge spricht viel für An-<br />

8


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[sicherheit]<br />

bieter in der Nähe: Bei ihnen kann man vor<br />

Ort genau in Augenschein nehmen, wie die<br />

Daten aufbewahrt werden. Das ist sogar<br />

Pflicht. Der Paragraph 11 des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

besagt, dass jeder, der personenbezogene<br />

Daten extern verwalten lässt,<br />

sich von der Einhaltung der Sicherheitsstandards<br />

überzeugen muss.<br />

WindowsXPalssicherheitsrisiko<br />

it-KoNgressiNNeU-Ulm<br />

Anhaltspunkte für die Sicherheit von Daten<br />

und Rechenzentren können auch verschiedene<br />

Zertifikate bieten. Technische Maßnahmen<br />

etwa werden von der ISO-Norm ISO<br />

27001 erfasst, während der Tüv Zertifikate für<br />

Infrastruktur und Prozesse ausstellt. Auch das<br />

Institut der deutschen Wirtschaftsprüfer vergibt<br />

Zertifikate für Rechenzentren aus.<br />

Allerdings bremst eine Sache in Deutschland,<br />

die Ausbreitung der Cloud-Dienste, gibt Brune<br />

zu bedenken: „Ein großes Problem ist die<br />

Breitband-Anbindung.“ Zwar sind die Rechenzentren<br />

oft sehr gut und bei mehreren Providern<br />

angebunden, jedoch sind die Internet-<br />

Leitungen zu den potenziellen Kunden oft<br />

sehr schlecht. Das bestätigen auch die Ulmer<br />

IT-Anbieter. Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann (Grüne) hat<br />

das auch erkannt. Er will den Ausbau der<br />

Breitbandversorgung vorantreiben, vor allem<br />

im ländlichen Raum, wo viele mittelständische<br />

Weltmarktführer ihren Sitz haben. Statt<br />

12 Millionen Euro will die Landesregierung<br />

den Breitbandausbau künftig jährlich mit 30<br />

Millionen Euro fördern.<br />

Eine Möglichkeit für Unternehmer und Entscheider,<br />

mit regionalen Anbietern ins Gespräch<br />

zu kommen und sich über sie und ihre<br />

Dienste zu informieren, bietet am 13. November<br />

in der Hochschule Neu-Ulm der „IT-Kongress<br />

Neu-Ulm/Ulm <strong>2014</strong>“. Das Forum für<br />

Wirtschaft und IT-Fachwelt legt einen besonderen<br />

Fokus auf Cloud-Computing und Informationssicherheit.<br />

[!] Gabriel bock<br />

DURCHBLICK<br />

IN WOLKIGEN<br />

ZEITEN!<br />

Damit Sie die echten Informationen<br />

zwischen all den „IT Buzzwords“<br />

finden, haben wir für Sie die Cloud<br />

Bibliothek entwickelt.<br />

Sie erhalten dort Studien, Whitepaper<br />

oder Leitfäden – kostenfrei und<br />

von Experten für Experten.<br />

Diepopulärstenbetriebssysteme sind<br />

die der Windows-Reihe des Softwareriesen<br />

Microsoft. Diese werden immer wieder<br />

für ihre Anfälligkeit gegenüber Hacking<br />

kritisiert. IT-Experten bestätigen<br />

zwar, dass es manchmal Lücken in den<br />

Systemen gibt, jedoch sind die meisten<br />

von ihnen dann kein Thema mehr, wenn<br />

auf regelmäßige Updates und aktuellen<br />

Virenschutz geachtet wird.<br />

Ein großes Problem stellt aber Windows<br />

XP dar. Für das veraltete Betriebssystem<br />

entwickelt Microsoft keine Sicherheitspatches<br />

mehr, und auch der Support ist<br />

eingestellt. Das bedeutet, dass neue Sicherheitslücken<br />

nicht mehr geschlossen<br />

werden. Obwohl der US-Konzern mittlerweile<br />

vor der Nutzung des XP-Systems<br />

warnt, verwenden es noch immer viele<br />

Betriebe und Privatpersonen. Sein Marktanteil<br />

liegt <strong>2014</strong> bei etwa 23 Prozent.<br />

Dabei ist klar, dass jeder Rechner mit<br />

dem veralteten Betriebssystem und Zugang<br />

zu sensiblen Daten ein besonderes<br />

Sicherheitsrisiko darstellt.<br />

Der Umstieg auf eine aktuelle Windows-<br />

Version empfiehlt sich also dringend. Viele<br />

Unternehmen überspringen hierbei den<br />

XP-Nachfolger Windows 7, dessen Updates<br />

2020 eingestellt werden und stellen<br />

gleich auf das aktuelle Windows 8.1 um.<br />

Andere wiederum entscheiden sich, auf<br />

dessen Nachfolger Windows 9 zu warten;<br />

der ist für April 2015 angekündigt. Gab<br />

www.cloudbib.de<br />

Wir verstehen IT!<br />

Mehr als 20 Standorte weltweit –<br />

mit Hauptsitz in Ulm.<br />

Telefon +49 731 1551-0 · www.fum.de<br />

9


[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

ÖMA Kisslegg<br />

zieht um nach<br />

Lindenberg<br />

Die Vertriebsgesellschaft Ökologische<br />

Molkereien Allgäu<br />

(ÖMA) stößt am Standort Kisslegg<br />

an Kapazitätsgrenzen und<br />

verlagert deshalb ihren Firmensitz<br />

nach Lindenberg. Dort<br />

übernimmt sie Gewerbeflächen<br />

des Schmelzkäseproduzenten<br />

Schreiber und ein großes Kühllager.<br />

Die ÖMA beliefert ausschließlich<br />

den ökologischen<br />

Fachhandel. Sie wurde 1985 in<br />

einer Garage gegründet. Seither<br />

wuchs sie kontinuierlich. Zuletzt<br />

erwirtschaftete sie mit 50<br />

Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />

von 35 Millionen Euro.<br />

Steigtechnik<br />

gehört zu den 50<br />

Besten Bayerns<br />

Besondere Ehrung für die Günzburger<br />

Steigtechnik GmbH: Das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> mit 250<br />

Mitarbeitern darf sich mit dem<br />

Titel „Bayerns Best 50“ schmücken.<br />

Der Hersteller von Leitern<br />

zähle zu den Wachstumsmotoren<br />

des Freistaats und sei der<br />

bayerische Vertreter in der<br />

Champions League des Mittelstands,<br />

sagte die bayerische<br />

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner<br />

(CSU). Das Unternehmerehepaar<br />

Ferdinand und Ruth<br />

Munk wurde auch für das Bekenntnis<br />

zum Standort Günzburg<br />

und für die Qualifizierung<br />

der Mitarbeiter gewürdigt.<br />

Edelmann<br />

investiert<br />

in Ungarn<br />

Der Verpackungshersteller<br />

Edelmann (Heidenheim) vergrößert<br />

sein Werk in Ungarn<br />

für fünf Millionen Euro. Ende<br />

des Jahres soll ein neues Gebäude<br />

mit 14.000 Quadratmetern<br />

Schwere Zeiten<br />

Der Wegfall der Milchquote in der EU im Frühjahr 2015 löst<br />

Ängste bei Landwirten im Südwesten aus. „Die kleinen Betriebe<br />

auf der Schwäbischen Alb oder im Allgäu werden es schwer<br />

haben“, sagte der Landeschef des Bundesverbandes Deutscher<br />

Milchviehhalter, Karl-Eugen Kühnle. Im Norden seien die<br />

Böden leichter zu bearbeiten, dort sei Großlandwirtschaft besser<br />

möglich. Heute gibt es in Baden-Württemberg noch 9000<br />

Milchviehhöfe, das sind weniger als die Hälfte als 1996.<br />

Fläche im Werk Zalaegerszeg<br />

im Osten des Landes bezogen<br />

werden. Das soll die Basis sein,<br />

um das Geschäft in Zentral- und<br />

Osteuropa auszuweiten. Bis<br />

2016 entstehen dort 100 neue<br />

Jobs. Im Jahr 2013 erzielte Edelmann<br />

mit 2200 Mitarbeitern an<br />

13 Standorten einen Umsatz<br />

von 233 Millionen Euro.<br />

Stadtwerk am<br />

See steigert<br />

Gewinn deutlich<br />

Das Stadtwerk am See (Friedrichshafen/Überlingen)<br />

hat im<br />

ersten vollen Geschäftsjahr seit<br />

Foto: © Thomas Neumahr / Fotolia.com<br />

der Fusion im <strong>Oktober</strong> 2012 den<br />

Gewinn um ein Drittel auf 9,8<br />

Millionen Euro steigern können.<br />

Der Umsatz sank im Jahr 2013<br />

um knapp 2 Prozent auf 180 Millionen<br />

Euro. Die Einbußen im<br />

Energiegeschäft konnte das Unternehmen<br />

mit 311 Mitarbeitern,<br />

das im Herbst 2012 aus der<br />

Fusion der Stadtwerke Friedrichshafen<br />

und Überlingen<br />

hervorgegangen ist, mit dem<br />

Wassergeschäft mehr als ausgleichen.<br />

„Die Einmalkosten aus<br />

der Fusion sind 2013 entfallen,<br />

die Synergien kommen mehr<br />

zum Tragen“ , erklärten die Geschäftsführer<br />

Alfred Müllner<br />

und Klaus Eder. An die Gesellschafter<br />

– die Städte Friedrichshafen<br />

und Überlingen – überweist<br />

das Unternehmen für 2013<br />

insgesamt 12 Millionen Euro.<br />

Uzin Utz erhält<br />

Preis von<br />

„familiyNET“<br />

Der Bauchemiespezialist Uzin<br />

Utz AG (Ulm) ist im Rahmen<br />

von „familyNET“ für sein Engagement<br />

zur besseren Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie ausgezeichnet<br />

worden. Das<br />

landes weite Projekt wird unter<br />

anderem unterstützt durch das<br />

Landeswirtschaftsministerium<br />

sowie die Metall- und Chemieindustrie.<br />

Uzin Utz erhielt den<br />

Preis, weil das Unternehmen individuelles<br />

Coaching, Mentoring,<br />

flexible Arbeitszeitmodelle,<br />

Führen in Teilzeit sowie zahlreiche<br />

Workshops anbietet. Zuletzt<br />

kam der Hersteller von Spezialchemikalien<br />

und Geräten für die<br />

Bodenbearbeitung auf einen Jahresumsatz<br />

von 217 Millionen<br />

Euro mit 950 Mitarbeitern.<br />

Cooper Standard<br />

verlagert Stellen<br />

nach Serbien<br />

Der in Lindau ansässige Automobilzulieferer<br />

Cooper Standard<br />

denkt an die Verlagerung<br />

eines Großteils der Arbeitsplätze<br />

vom Bodensee nach Serbien.<br />

Fast 40 Prozent der knapp 1000<br />

Arbeitsplätze in Lindau sollen<br />

trotz einer Standortsicherungsvereinbarung<br />

von der Maßnahme<br />

betroffen sein. In erster Linie<br />

geht es um lohnintensive<br />

Tätigkeiten in der Produktion.<br />

In Serbien liegt der Stundenlohn<br />

bei 3,50 Euro. Seit Jahren<br />

bemühen sich die Beschäftigten<br />

in Lindau, durch Lohnverzicht<br />

ihre Arbeitsplätze zu erhalten.<br />

Als das Unternehmen zur Metzeler-Gruppe<br />

gehörte, war es eines<br />

der größten Arbeitgeber in<br />

Lindau. [!]<br />

10


Gutes Geld – gutes Gewissen.<br />

Unser Engagement<br />

für Bildung.<br />

Sparkassen fördern Bildung in allen Regionen Baden-Württembergs. Im<br />

Rahmen unseres sozialen Engagements ermöglichen wir Bildungsangebote für alle<br />

Teile der Bevölkerung. Wir fördern gemeinnützige Vorhaben im Bildungsbereich<br />

mit jährlich über 16 Mio. Euro in 21 Stiftungen. Denn Wissen ist der wichtigste<br />

Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Das ist gut für die Menschen und gut<br />

für Baden-Württemberg. www.gut-fuer-bw.de<br />

Sparkassen. Gut für Baden-Württemberg.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[titelthema]<br />

Einladung<br />

zumAnfassen<br />

Wie funktioniert eine Brennstoffzelle? Was tun, wenn ein E-Auto brennt? Wie<br />

verhält sich Wasserstoff? Antworten gibt das Ulmer WBZU -– Handwerkern,<br />

Studenten, Schülern. Anfassen ist dabei fast immer erlaubt. Dr.TobiasMehlich<br />

und Prof.WernerTillmetz über das Tête-à-Tête von Handwerk und Forschung.<br />

Wer Handwerker sucht, tut das in Werkstätten oder<br />

auf dem Bau. Seit einiger Zeit tauchen sie aber<br />

auch mitten in der Ulmer Wissenschaftsstadt auf<br />

dem Oberen Eselsberg vermehrt auf – in Seminaren<br />

und Laboren. Was steckt dahinter?<br />

Dr. Tobias Mehlich: Das Handwerk macht sich fit für die<br />

Zukunft – im Weiterbildungszentrum für innovative<br />

Energietechnologien der Handwerkskammer Ulm,<br />

dem WBZU. Es ist eine Schnittstelle zwischen Praxis<br />

und Forschung.<br />

Will das Handwerk selbst forschen?<br />

Mehlich: Nein, es geht darum, den Kunden Erfindungen<br />

möglichst rasch anzubieten. Zum Handwerk zählt<br />

eben nicht nur der Schuster, der nach herkömmlicher<br />

Methode Schuhe besohlt. Wir wollen ein traditionelles<br />

Handwerk, aber wir wollen auch ein Handwerk, das die<br />

moderne Welt gestaltet. Wir entwickeln neue Betätigungsfelder<br />

und Geschäftsideen.<br />

Und wieso suchen Sie, Professor Tillmetz, als Wissenschaftler<br />

und Leiter des Zentrums für Sonnenenergie-<br />

und Wasserstoff-Forschung (ZSW) die<br />

Nähe zum Handwerk?<br />

Professor Werner Tillmetz: Mich hat schon immer nicht<br />

nur die pure Forschung angetrieben. Die dient im<br />

universitären Bereich dem reinen Erkenntnisgewinn.<br />

Das ist für mich persönlich eher sekundär. Mir ist die<br />

Anwendung wichtig: Wie kann ich das nutzen? Wie<br />

kann die Wirtschaft damit Geld verdienen? Wie kann<br />

man eine neue Technologie nachhaltig nutzen? Wir in<br />

Deutschland haben ein Umsetzungs-Problem. Wir sind<br />

immer wieder Forschungsweltmeister, aber verkaufen<br />

tun andere.<br />

An welche Beispiele denken Sie?<br />

Tillmetz: Kameras. Da waren wir einst Weltmarktführer.<br />

Hochwertige Kameras kamen aus Deutschland.<br />

Wie viele produzieren wir heute noch? Es gibt viele andere<br />

Beispiele. Wo mechanische Technologien von etwas<br />

Neuem, Besseren verdrängt werden, ist auch das<br />

oft bei uns erfunden worden. Nehmen Sie den Computer,<br />

entwickelt von Konrad Zuse, das Fax von Siemens ...<br />

Und wer macht das Geschäft? Apple, Samsung, Panasonic<br />

... Das treibt mich um, weil ich seit Jahrzehnten an<br />

neuen Technologien arbeite, lange in der Industrie –<br />

und jetzt seit fast zehn Jahren hier in der Forschung.<br />

Wie kommt das Handwerk ins Spiel?<br />

Tillmetz: Die Idee ist vor gut eineinhalb Jahren entstanden.<br />

Grundgedanke: Mit dem Handwerk sind wir direkt<br />

am Nutzer neuer Technologien dran. So erfahren<br />

wir, was er nicht oder anders will – und wieso. Das ist<br />

eine Chance, vom reinen Forschungsweltmeister wegzukommen.<br />

Hat die Kooperation schon unmittelbaren Nutzen<br />

für Ihre Forschung gebracht?<br />

Tillmetz: Noch nicht direkt. Aber vor gut einem Jahr<br />

war ich mit meinem Auto beim Kundendienst. Bei der<br />

Gelegenheit habe ich den Meister gefragt, was er von<br />

Elektromobilität hält – einem der Schlüsselthemen an<br />

unserem ZSW.<br />

Und?<br />

Tillmetz: „Totaler Blödsinn“, sagte er.<br />

Wer wie Sie Batterien entwickelt, muss da wohl erst<br />

mal schlucken, oder?<br />

Sie verbinden Handwerk und Forschung: Tobias Mehlich (li.), Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, und Professor<br />

Werner Tillmetz, Leiter des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung, vor einem Blockheizkraftwerk.<br />

ZurPerson<br />

Langweilig dürfte es<br />

Tobias Mehlich (47)<br />

so schnell nicht werden.<br />

Als Hauptgeschäftsführer<br />

der<br />

Handwerkskammer<br />

Ulm vertritt er seit<br />

dem Jahr 2010 rund<br />

18.000 Betriebe. In<br />

seiner Freizeit engagiert<br />

er sich für Musik<br />

– als Vorsitzender<br />

des Vereins Kinderund<br />

Jugendchor „Ulmer<br />

Spatzen“. Der<br />

Jurist, der mit seiner<br />

Familie (verheiratet,<br />

drei Kinder) in Ulm<br />

wohnt, stammt aus<br />

dem hessischen Bad<br />

Nauheim.<br />

ZurPerson<br />

WernerTillmetz gehört<br />

zu den führenden<br />

Brennstoffzellenund<br />

Batterieexperten<br />

in Deutschland. Der<br />

59-jährige Professor<br />

folgte 2004 dem Ruf<br />

der Uni Ulm. Seither<br />

leitet er den Geschäftsbereich<br />

Elektrochemische<br />

Energietechnologien<br />

am<br />

Zentrum für Sonnenenrgie-<br />

und Wasserstoffforschung.<br />

Der<br />

gebürtige Oberbayer<br />

wuchs in Lindau auf,<br />

wo er noch heute mit<br />

seiner Frau und seinen<br />

beiden Kindern<br />

(15 und 21) lebt.<br />

13


[titelthema] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Tillmetz: Ich wollte wissen, warum. Seine Antwort:<br />

„Mein Geld verdiene ich heute mit Öl-, mit Zündkerzen-<br />

und Zahnriemenwechsel. Das gibt es im E-Auto<br />

nicht mehr. Wie soll ich also damit etwas verdienen?“<br />

Mehlich: Genau darum geht es: zeigen, welche Geschäftsideen<br />

hinter neuen Technologien stecken könnten und<br />

dem Handwerk das nötige Wissen vermitteln.<br />

Konnten Sie die Sicht des Kfz-Meisters nachvollziehen,<br />

Herr Professor Tillmetz?<br />

Tillmetz: Klar. Tatsächlich informieren die Autohersteller<br />

ihre Vertragspartner in den Werkstätten nicht über<br />

die Arbeitsinhalte rund um das E-Auto. Ihnen ist wohl<br />

nicht bewusst, dass man den Umgang mit einer komplett<br />

neuen Technologie auch gelernt haben muss.<br />

Über das WBZU und die Handwerkskammer erreichen<br />

Sie die Handwerker …<br />

Tillmetz: So ist es. Wir können an die Basis gehen. Wir<br />

setzen uns mit den Handwerkern aus den Werkstätten<br />

zusammen und erklären ihnen, wie ein Elektroauto<br />

funktioniert, wo Wartungsbedarf auftreten kann und<br />

worauf man achten muss. Mit den Leuten kann man<br />

sehr fundiert diskutieren.<br />

Mehlich: Auch deshalb muss das Handwerk nahe bei der<br />

Forschung sein. Bringt die Forschung etwas auf den<br />

Weg, müssen wir wissen, wohin die Reise geht und wie<br />

die Betriebe damit Umsatz machen können. Gibt es nur<br />

noch Autos mit Brennstoffzellen, muss ein Lehrling<br />

nicht mehr lernen, wie man einen Auspuff schmiert,<br />

sondern wie man mit Wasserstoff umgeht.<br />

Im WBZU spielen nicht nur die E-Autos eine Rolle?<br />

Mehlich: Das geht viel weiter. Die Energiewende betrifft<br />

die verschiedensten Handwerksgebiete: Elektromobilität,<br />

Energieeffizienz von Heizungen, Energiegewinnung<br />

aus Sonne und Wind, Speichertechnik für Häuser.<br />

Das wird auch die Ausbildung in vielen Berufen<br />

verändern. Die Nähe zur Forschung hilft uns, die Ausbildungsordnungen<br />

anzupassen.<br />

Diese Impulse könnten von Ulm aus das Handwerk<br />

im ganzen Land revolutionieren?<br />

Mehlich: Was wir hier am WBZU machen, hat eine bundesweite<br />

Leuchtturmfunktion.<br />

Dann sind Sie Trendsetter?<br />

Mehlich: Oder Versuchskaninchen. Es ist ein Versuch,<br />

den wir starten, es gilt auch Gräben zu überwinden.<br />

Forscher haben ihre eigene Sprache, Handwerker<br />

auch ...<br />

Bevor einer fragt: Auch Tobias Mehlich weiß, dass man mit<br />

Krawatte nicht Löcher in Betonklötze bohrt. Für den Fotografen<br />

machte er eine Ausnahme.<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[titelthema]<br />

Tillmetz: Die Übersetzung hinzubekommen, komplizierte<br />

Sachverhalte verständlich zu erklären – das ist<br />

die große Kunst. Wir haben am WBZU talentierte Leute<br />

dafür, und auch im Handwerk beherrschen das viele.<br />

Um beim Kfz-Mechaniker zu bleiben: Bisher schulen<br />

die Meister den Umgang mit dem Vergaser, künftig<br />

müssen sie erklären, wie das mit Batterien und E-Autos<br />

geht. Wir können also entweder eigene Leute einsetzen<br />

oder wir versorgen die Ausbilder im Handwerk mit<br />

Wissen.<br />

Wie wird das Wissen vermittelt?<br />

Tillmetz: Das ist das Einmalige am WBZU: Wir haben in<br />

sieben Labors Technik zum Anfassen – Knöpfe drücken,<br />

Messkurven anschauen … Man erlebt praxisnah,<br />

wie eine Brennstoffzellenbatterie funktioniert.<br />

Mehlich: Hier können Handwerker durch Erfahrung lernen,<br />

Wissen wird nicht einfach an der Tafel präsentiert.<br />

Man muss es in ihre Sprache übersetzen und vor allem<br />

in ihre Methoden transferieren.<br />

Komplizierte Inhalte herunterzubrechen, wird in<br />

der Welt der Wissenschaft nicht unbedingt besonders<br />

geschätzt. Wie gehen Sie damit um, Herr Professor<br />

Tillmetz?<br />

Tillmetz: Vielleicht müsste man in die Belohnungssysteme<br />

der Wissenschaft eingreifen: Man macht am ehesten<br />

das, wofür man belohnt wird. Für Forscher an Universitäten<br />

sind dazu möglichst viele Veröffentlichungen<br />

in den Wissenschaftsjournalen wichtig. Wer einfache<br />

Anfassen erlaubt: Am Weiterbildungszentrum<br />

wird Wissen<br />

nicht dröge an der Tafel<br />

oder in Präsentationen vermittelt.<br />

Symbiose Integrieren, modifizieren,<br />

neu gestalten – USM Möbelbausysteme<br />

verleihen Ideen konkrete Gestalt.<br />

Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen<br />

beim autorisierten Fachhandel.<br />

buchbrunnenweg 16, 89081 ulm-jungingen, tel. 0731-96 77 00<br />

dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt<br />

contact@fey-objektdesign.de, www.fey-objektdesign.de<br />

15


[titelthema] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wie reagieren die Studenten?<br />

Tillmetz: Wir nutzen die Labors im WBZU für die ganz<br />

normale Praktikumsausbildung der Studenten. In einem<br />

internationalen Masterstudiengang lernen sie<br />

Batterien, Brennstoffzellen und so weiter kennen – an<br />

den gleichen Apparaturen und Geräten wie die Handwerker.<br />

Die meisten sind begeistert und wollen auch<br />

ihre Master- oder Doktorarbeit am ZSW machen.<br />

Gibt es gemischte Projekte, bei denen Handwerker<br />

und Studenten zusammen arbeiten und lernen?<br />

Mehlich: Noch nicht, das wäre spannend. Aber schon<br />

jetzt gehen Praktikanten von der Universität hier genauso<br />

ein und aus wie die Handwerker.<br />

Das WBZU steht also auch für die Durchlässigkeit<br />

von Bildungs- und Karrierewegen?<br />

Mehlich: Eines Tages werden wir die Meisterabsolventen<br />

mit den Doktoranden mischen können. Das muss<br />

das Ziel sein. Wir werden hier hochwertige Ausbildungsinhalte<br />

anbieten können, die man anderswo<br />

nicht bekommt.<br />

Welche Themen außer der Brennstoffzelle werden<br />

in der Kooperation zwischen WBZU und ZSW beleuchtet?<br />

Welche Handwerkszweige können profitieren?<br />

Tillmetz: Am ZSW arbeiten wir stark an der Kraft-Wärme-Kopplung<br />

– mit und ohne Brennstoffzelle. Das Thema<br />

hat die Handwerker vor einigen Jahren kalt erwischt.<br />

Für uns wurde es zu einer tollen Erfolgsstory.<br />

Die Fachverbände der Handwerker fragten uns: „Wir<br />

müssen jetzt Kraft-Wärme-Kopplungen einbauen, wie<br />

denn?“ Klassisch schließt der Elektriker den Strom an,<br />

der Installateur die Gasleitung oder die Wärmeversorgung.<br />

Beides zusammen geht laut klassischer Handwerkerordnung<br />

nicht.<br />

Professor Tillmetz hat‘s in der<br />

Hand: eine komplette Brennstoffzelle<br />

mit 20 Einzelzellen.<br />

An den Modellen in Labor 4<br />

wird demonstriert, wie so ein<br />

System funktioniert.<br />

Formulierungen benutzt, kommt da nicht weiter.<br />

Übersetzungen, wie wir sie brauchen, machen diese<br />

Wissenschaftler gewöhnlich nicht. Bei mir ist das<br />

anders.<br />

Sie legen keinen Wert auf Publikationen?<br />

Tillmetz: Nein. Ich will Umsetzungen<br />

hinbekommen. In dem anderen<br />

System stecke ich auch nicht drin.<br />

Mehlich: Professor Tillmetz macht<br />

genau das, was hier schon immer<br />

passieren sollte: Universität, Hochschulen<br />

und Unternehmen in einer<br />

Wissenschaftsstadt angesiedelt –<br />

um Nähe zu schaffen und Übersetzungen<br />

anzuschieben.<br />

Wasserstoff<br />

macht<br />

erstmal<br />

Angst<br />

Werner Tillmetz<br />

Darauf nimmt die Kraft-Wärme-Kopplung aber keine<br />

Rücksicht ...<br />

Tillmetz: Richtig. Auf Bitte der Fachverbände schafften<br />

wir solche Geräte an, um daran eine herstellerneutrale<br />

Ausbildung anzubieten. Wir haben in einem Tageskurs<br />

ein Grundverständnis vermittelt.<br />

Mehlich: … und das alles gewerkeübergreifend.<br />

Tillmetz: Genau, und das ist wichtig.<br />

Kraft-Wärme-Kopplung spielt<br />

eine Riesenrolle in der Energiewende,<br />

aber das Prinzip dahinter<br />

verstehen viele noch nicht.<br />

Sie schulen am WBZU auch Feuerwehrleute<br />

und Rettungskräfte.<br />

Warum?<br />

Tillmetz: Dahinter steckt die Elektromobilität.<br />

Die Fahrzeuge kann<br />

man mit Wasserstoff ausrüsten oder mit Batterien.<br />

Wasserstoff ist bei vielen negativ belegt. Wasserstoff<br />

macht erstmal Angst.<br />

Klingt eben nach Bombe …<br />

Tillmetz: Ja, oder nach Hindenburg-Syndrom. Dabei<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[titelthema]<br />

sind die Menschen beim Zeppelin-Absturz damals in<br />

Lakehurst nicht wegen des Wasserstoffs ums Leben<br />

gekommen, sondern wegen der brennenden Stoffbahnen.<br />

Zurück zu den Rettungskräften. Was lernen sie<br />

hier?<br />

Tillmetz: Wir zeigen ihnen, dass Wasserstoff als solcher<br />

nicht gefährlich ist. Er ist sogar viel, viel weniger gefährlich<br />

als Benzin. Wir zeigen, wie man mit Wasserstoff<br />

umgeht – und mit Batterie-getriebenen Fahrzeugen.<br />

Was tut man, wenn sie gegen einen Baum fahren?<br />

Ganz normal löschen? Man muss viele Details beachten.<br />

Die erklären wir in den Schulungen. Zurzeit gibt es<br />

noch fast keine Vorschriften, die den Umgang mit diesen<br />

Technologien auch in Gefahrensituationen regeln.<br />

Die Autobauer geben aber doch Informationen zu<br />

ihren Fahrzeugen und dem Umgang mit ihnen?<br />

Tillmetz: Sie statten ihre Fahrzeuge mit einer Rettungskarte<br />

aus. Darauf können die Feuerwehrleute nachlesen,<br />

wo Hochspannungsleitungen verlaufen und sie<br />

mit ihrer Rettungsschere nicht reinfahren dürfen. Aber<br />

was man macht, wenn die Batterie brennt, erfährt man<br />

nicht.<br />

Was sollte man tun?<br />

Tillmetz: Für Feuerwehrleute und Rettungskräfte gilt:<br />

Personen retten, löschen so viel und so gut es geht, und<br />

dann das Fahrzeug stehen lassen und warten. Nicht in<br />

brennendem Zustand abschleppen; das Feuer erlischt<br />

von selbst. Es ist etwas ganz anderes, wenn eine Lithium-Ionen-Batterie<br />

brennt als wenn ein Benzintank<br />

brennt. Das muss man wissen.<br />

Wo ist der große Unterschied?<br />

Tillmetz: Bei einer brennenden Batterie lässt sich das<br />

Feuer nicht durch Sauerstoff-Entzug ersticken. Sie<br />

brennt auch ohne dass von außen Sauerstoff dazukommt.<br />

Deshalb hilft nur: Abwarten, bis sie entladen<br />

ist. Die richtige Reaktion: Ruhig Blut, nicht nervös werden!<br />

Es kann an die zehn Jahre dauern, bis Vorschriften<br />

für solche Gefahrensituationen entstehen, weil diese<br />

so viele Gremien passieren müssen. Wir helfen den<br />

Leuten jetzt.<br />

Seien es Handwerker oder Rettungskräfte, Sie reden<br />

mit Anwendern. Werden Sie durch diesen Dialog<br />

zuweilen auf Schwierigkeiten aufmerksam, die<br />

Ihnen sonst womöglich nicht aufgefallen wären?<br />

Tillmetz: Ja. Dieser Rückfluss ist für mich mindestens<br />

genauso wichtig wie der Wissenstransfer in die andere<br />

So sehen die Eingeweide des<br />

kleinen Blockheizkraftwerks<br />

aus. Für Laien gilt hier aber:<br />

Finger weg – was Tobias<br />

Mehlich respektvoll beachtet.<br />

17


[titelthema] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Im WBZU arbeiten Forscher und Handwerker eng zusammen. Die Verantwortung tragen Prof. Werner Tillmetz (links) und Tobias Mehlich.<br />

EinLeuchtturmprojekt<br />

inDeutschland<br />

DasWeiterbildungszentrum für innovative<br />

Energietechnologien Ulm (WBZU) am<br />

Ulmer Eselsberg verzahnt Wissenschaft<br />

und Technik. Seine Kernaufgabe besteht<br />

darin, neue Energietechnologien wie<br />

Brenn stoffzellen, Wasserstoff, Batterien<br />

und Miniblockheizkraftwerke in der Praxiseinführung<br />

zu begleiten und die entsprechenden<br />

Berufsgruppen frühzeitig weiterzubilden.<br />

Die Handwerkskammer Ulm hat<br />

das WBZU, in dem fünf Mitarbeiter tätig<br />

sind, zu Jahresbeginn übernommen, sie<br />

ist bundesweit die erste Hand werks institu<br />

tion, die selbst angewandte Forschung<br />

betreibt.<br />

Prof.Dr.WernerTillmetz war bis Ende<br />

2013 Vorstandschef des WBZU, seither<br />

steht er dessen Beirat vor. Tillmetz leitet<br />

das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung<br />

Baden-Württemberg<br />

(ZSW) in Ulm. Insgesamt beschäftigt das<br />

ZSW mit Hauptsitz in Stuttgart 220 Mitarbeiter,<br />

in Ulm sind es 110 Beschäftigte plus<br />

70 wissenschaftliche Hilfskräfte. Das ZSW<br />

in Ulm stand zuletzt wegen einer Explosion<br />

in den Schlagzeilen, die eines der 15 Labore<br />

verwüstete und 300.000 Euro Schaden<br />

anrichtete. Grund war eine defekte<br />

Gasleitung. Das Labor ist wieder instandgesetzt,<br />

verletzt wurde niemand. AMB<br />

Richtung. Wir müssen wissen, welche Probleme es in<br />

der Handhabung geben kann.<br />

Mehlich: Das gilt auch für die Speichertechnologie, die<br />

nach und nach in den Haushalten Einzug halten soll.<br />

Der Forscher lernt vom Anwender: Gibt es Beispiele?<br />

Tillmetz: Die gibt es, aber spontan<br />

fällt mir nichts Plakatives ein.<br />

Mehlich: Wenn wir unsere Arbeit<br />

hier gut machen, dann kann ich mir<br />

vorstellen, dass immer mehr Lernprozesse<br />

auch in die andere Richtung<br />

laufen. Die Handwerker zum<br />

Beispiel, die Speicher einbauen und<br />

warten, können enorm viel einspeisen.<br />

Tillmetz: Jetzt hätte ich ein Beispiel<br />

parat.<br />

Nur raus damit ...<br />

Tillmetz: Wenn ein Elektroauto einen Crash hat, gehen<br />

die Schalter der Batterie automatisch auf, weil die Batterie<br />

die Spannungsquelle ist (mit 400 Volt). Lösen sich<br />

Handwerker<br />

können<br />

enormviel<br />

einspeisen<br />

Tobias Mehlich<br />

die Schalter oder Verbindungsklammern, ist das ganze<br />

Fahrzeug spannungsfrei. Das ist auch richtig so.<br />

Aber?<br />

Tillmetz: Man kann dann nicht mehr schauen, was in<br />

der Batterie passiert. Die Verbindung zu den vielen Sensoren<br />

in der Batterie wird gekappt, wenn die Schalter<br />

aufgehen. Dann ist sie eine stromlose<br />

schwarze Kiste. Die Feuerwehrleute<br />

vor Ort können dann<br />

nicht wissen, ob die Batterie kaputt<br />

ist oder nur abgeschaltet und<br />

sicher. Das gibt uns in unserer Forschung<br />

am ZSW Stoff zum Nachdenken:<br />

Wie könnte man die abgekoppelte<br />

Batterie testen? Solche<br />

Prozesse sind wichtig für uns.<br />

Weil Sie in weniger alltagstauglichen Kategorien<br />

denken?<br />

Tillmetz: Wir Wissenschaftler sind oft ganz stolz, wenn<br />

wir den Wirkungsgrad verbessern. Dann kommt der<br />

Kunde und fragt: Wirkungsgrad? Er will wissen, wie<br />

lang die Batterie durchhält, wie sie gewartet wird. Sol-<br />

18


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[titelthema]<br />

che Fragestellungen kommen einem begeisterten Forscher<br />

oft gar nicht in den Sinn.<br />

Mehlich: Der Dialog verhilft den Wissenschaftlern ein<br />

Stückweit zur Markt- und Anwendungsorientierung.<br />

Guter Wirkungsgrad ist sicher ein gutes Verkaufsargument.<br />

Aber ich sollte nicht jede Viertelstunde zum<br />

Nachjustieren eines Speichers in den Keller müssen.<br />

Wie viel Personal hält die ganzen Seminare im<br />

WBZU am Laufen?<br />

Mehlich: Momentan fünf Festangestellte. Sie gehören<br />

zur Weiterbildungsakademie des Handwerks mit insgesamt<br />

etwa 50 Beschäftigten. Dazu kommen freie Dozenten<br />

auf Honorarbasis.<br />

Tillmetz: Die Dozenten kommen zum Teil von uns, dem<br />

ZSW, oder von befreundeten Instituten.<br />

Wie ist die Resonanz auf das Angebot des WBZU?<br />

Mehlich: Schon ganz gut. Aber wir müssen noch mehr<br />

dafür trommeln.<br />

Tillmetz: Im Schnitt haben wir über den Verein WBZU<br />

e.V. etwa 1000 Leute pro Jahr erreicht.<br />

Im Gespräch (von links):<br />

Wirtschaftsressortleiterin<br />

Karen Emler, der technische<br />

Leiter des WBZU Peter Pioch<br />

und Tobias Mehlich.<br />

Das Foto links zeigt das Herzstück<br />

einer Brennstoffzelle:<br />

die (einlaminierte) Polymermembran.<br />

Anzeige<br />

Partner der Kanzlei (von links nach rechts): Stefan M. Senft, Sven Hendrik Schmidt, Dr. Wolfgang Weitzel, Stephan Zeitler, Hans-Christian Weitzel<br />

DR. WEITZEL & PARTNER<br />

Patent- und Rechtsanwälte mbB, Heidenheim – Berlin<br />

Friedenstraße 10<br />

89522 Heidenheim<br />

seit 1971<br />

Tel. 07321/9352-0<br />

Fax 07321/9352-49<br />

Wir aktivieren Ihr Ideenpotenzial!<br />

• Patente<br />

• Marken<br />

• Designschutz<br />

• Lizenzverträge<br />

• Patentbewertung<br />

• Gutachten<br />

• Arbeitnehmererfinderrecht<br />

• Verletzungsrecht<br />

Aktive Begleitung Ihrer Projekte,<br />

z. B. durch ...<br />

• Sensibilisierung Ihrer Mitarbeiter<br />

für schützenswerte Ideen,<br />

• Markenschöpfung, Branding,<br />

• Kreativsitzungen<br />

... von den ersten Ideen bis zur<br />

Marktreife und darüber hinaus.<br />

Weltweit aktiv, vor Ort für Sie da.<br />

Wir schützen für Sie ...<br />

• Ihre Entwicklungen und Ideen,<br />

• das Design Ihrer Produkte,<br />

• die Werbekennzeichen Ihrer<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

...vor unerwünschter<br />

Nachahmung.<br />

info@weitzel-patente.de<br />

www.weitzel-patente.de<br />

19


[titelthema] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Wer behauptet, Forschung<br />

macht keinen Spaß?! Der Gokart<br />

läuft mit einer Brennstoffzelle<br />

und wurde im Rahmen<br />

einer Studienarbeit<br />

gebaut.<br />

DAS INTERvIEW FÜHRTE<br />

KAREN EMLER, LEITERIN<br />

WIRTScHAFTSREDAKTION<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

FOTOS:<br />

OLIvER ScHULZ<br />

DOKUMENTATION:<br />

ISABELLA BURK<br />

Mehlich: Ursprünglicher Auftrag des Vereins war die<br />

Information der Öffentlichkeit über neue Energietechnologien<br />

wie die Brennstoffzelle. Als Handwerk sehen<br />

wir den Auftrag weiter.<br />

Nämlich?<br />

Mehlich: Zum Beispiel Berufsorientierung. Hier sind<br />

ständig Schülergruppen unterwegs.<br />

Die Schüler sehen an dieser Schnittstelle zwischen<br />

Forschung und Handwerk, was heute alles zu einem<br />

modernen Handwerk dazugehört?<br />

Mehlich: Exakt. Wir wollen gut qualifizierte junge Leute<br />

für das Thema Energiewende interessieren, sie für die<br />

Mitarbeit gewinnen, sei es als Handwerker, als Forscher<br />

oder als Industriefertiger. Wir bemühen uns auch, verstärkt<br />

Hochschulabbrecher für das Handwerk zu gewinnen.<br />

30 Prozent der jungen Menschen, die ein Studium<br />

beginnen, verpeilen sich.<br />

Was haben Sie vor?<br />

Mehlich: Wir wollen sie gezielter abholen als bisher,<br />

ihnen Perspektiven zeigen. Dabei kann das WBZU mit<br />

all der sichtbaren neuen Technologie helfen. Und Tür<br />

an Tür mit Hochschule und Universität können diese<br />

jungen Leute sehen, dass es auch im Handwerk tolle<br />

Berufe gibt.<br />

Zurück zur Schnittstelle Forscher – Anwender.<br />

Klopfen auch Hersteller bei Ihnen an, um zu erfahren,<br />

wie anwendertauglich ihre Produkte sind?<br />

Tillmetz: Wir haben schon den einen oder anderen Prototyp<br />

hier stehen.Die Anwender mit den Entwicklern<br />

in der Industrie zusammenzubringen – das wäre ein<br />

schönes Thema für die Zukunft. Aber schon jetzt kommen<br />

Firmen, die eine Technologie verstehen wollen.<br />

Zum Beispiel?<br />

Tillmetz: Eine unserer Brennstoffzellen ist perfekt für<br />

Notstromversorgung, primär in der Telekommunikation.<br />

Mit ihr würde das Handynetz bei Stromausfall<br />

lange weiter funktionieren. Die üblichen Bleibatterie-<br />

Sicherungen in Mobilfunkstationen sind nach einer<br />

Stunde leer. Mit Brennstoffzelle und Wasserstoff arbeitet<br />

das Netz wochenlang. Manche Vertreter der Telekommunikationsindustrie<br />

haben sich die Technologie<br />

im WBZU angeschaut und danach solche Geräte<br />

gekauft – um sich gegen einen Blackout zu wappnen.<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> [namen&nachrichten]<br />

ZFFriedrichshafentrennt<br />

sichvonLenksysteme-Tochter<br />

ZF Friedrichshafen gibt seine Hälfte am Gemeinschafts<strong>unternehmen</strong><br />

ZF Lenksysteme<br />

an Bosch ab. Der Stuttgarter Autozulieferer<br />

übernimmt damit die vollständige Kontrolle<br />

über den Spezialisten für elektronische Lenkungen.<br />

ZF Friedrichshafen wirft damit Ballast<br />

auf dem Weg zur 9,5 Milliarden Euro teuren<br />

Übernahme des US-Wettbewerbers TRW<br />

ab. Die US-Amerikaner sind eine gute Ergänzung<br />

für ZF. Sie sind spezialisiert auf Sicherheitsprodukte<br />

wie Airbags, Gurte, Brems- oder<br />

Fahrer-Assistenzsysteme. Der Chef von ZF<br />

Friedrichshafen, Stefan Sommer, betonte, er<br />

sehe „viele Symmetrien“ in den Kulturen beider<br />

Firmen. ZF steigt durch den Zukauf mit<br />

dann rund 30 Milliarden Euro Umsatz und<br />

insgesamt 138.000 Mitarbeitern unter die Top<br />

drei im weltweiten Zulieferer-Geschäft auf.<br />

Bosch-Chef Volkmar Denner indes freut sich<br />

über den Zukauf der ZF Lenksysteme (Schwäbisch<br />

Gmünd), die zuletzt mit 13.000 Mitarbeitern<br />

an 18<br />

Standorten einen<br />

Jahresumsatz von<br />

4,1 Milliarden Euro<br />

erzielte. Am<br />

Stammsitz auf der<br />

Ostalb sind mehr<br />

als 5000 Beschäftigte<br />

tätig. Rund 60<br />

Prozent des Umsatzes<br />

macht ZFLS Stefan Sommer, der Chef<br />

mit Elektrolenkungen.<br />

„Mit der<br />

der ZF Friedrichshafen.<br />

kompletten Übernahme von ZFLS stärkt<br />

Bosch die Position für eine aktive Gestaltung<br />

der Zukunft der Mobilität“, sagte Denner.<br />

Denn ZFLS zähle „zu den Technologieführern<br />

im Zukunftsfeld Elektrolenkung“. Das sei „die<br />

Basistechnologie für automatisiertes Fahren,<br />

für effizientere Fahrzeuge und auch für Elektroautos“,<br />

sagte der Bosch-Chef. [!] KER<br />

FKIRCHHOFF .<br />

SYSTEMBAU<br />

R<br />

IHR STARKER PARTNER<br />

Hoch- und Ingenieurbau<br />

Schlüsselfertigbau<br />

Neubau eines<br />

Verwaltungsgebäudes<br />

für die<br />

URACA GmbH & Co. KG<br />

Architektur: Hank + Hirth, Eningen<br />

Fotografie: Oliver Starke<br />

Dethleffsbaut<br />

20Stellenab<br />

Das Geschäft der jahrzehntelang erfolgsverwöhnten<br />

Branche der Reisemobil- und Caravanbauer<br />

verläuft seit geraumer Zeit ausgesprochen<br />

holprig. Das trifft auch den<br />

Reisemobil- und Caravanhersteller Dethleffs<br />

aus Isny. Dessen Umsatz verringerte sich im<br />

Geschäftsjahr 2013/<strong>2014</strong> um rund drei Prozent<br />

auf 335 Millionen Euro, der Absatz von<br />

Reisemobilen sank von 8144 auf 7968 Exemplare.<br />

Bei den Caravans, deren Preise deutlich<br />

unter denen der Reisemobile liegen, stiegen<br />

die Verkaufszahlen um 111 auf 2526 Stück.<br />

Als Konsequenz aus dem unbefriedigenden<br />

Ergebnis bauten die Dethleffs-Verantwortlichen<br />

20 von 779 Stellen ab. Zudem streben sie<br />

an, das Unternehmen schneller als bisher geplant<br />

zur „Volumen-Marke“ umzubauen – mit<br />

Fahrzeugen in modernem Design, die dem<br />

Mainstream der Branche folgen. Dadurch soll<br />

der Umsatz auf 351 Millionen Euro klettern.<br />

Im Gegenzug wird das „Luxus-Segment“<br />

schrittweise verkleinert. Gleichzeitig investiert<br />

Dethleffs 7,3 Millionen Euro, vor allem in<br />

den Bau einer neuen Fertigungsstraße für<br />

Fußböden. [!]<br />

HAM<br />

Biomilch-Bauern<br />

erwägenKlage<br />

Der Streit zwischen der Großmolkerei Omira<br />

und ihren Biomilchlieferanten geht in eine<br />

neue Runde. Als die Genossenschaft die Sparte<br />

Biomilch aufgab, gingen die Erzeuger davon<br />

aus, dass sie mit Ende der Belieferung ihre<br />

Geschäftsanteile an der Omira ausgezahlt bekommen.<br />

Doch zu einer fristgerechten Kündigung<br />

kam es nicht. Vielmehr versuchte Omira,<br />

die Bio-Genossen mit Aufhebungsverträgen<br />

aus dem Geschäft zu drängen. Von Überbrückungshilfen<br />

wie Abstandszahlungen oder<br />

die sofortige Auszahlung der Geschäftsanteile<br />

war seitens der Omira nicht die Rede.<br />

Schlimmstenfalls wollte die Molkerei die Biomilch<br />

zum Preis für normale Milch bei den<br />

Biobauern abholen. Das würde beachtliche elf<br />

Cent pro Kilogramm Biomilch ausmachen.<br />

Diese Regelung empfinden die Biobauern als<br />

Nötigung und wollen notfalls klagen. Betroffen<br />

sind rund 12o Bio-Landwirte, die jährlich<br />

25 Millionen Liter geliefert haben. Aktuell<br />

verarbeitet die Omira mit ihren rund 600 Mitarbeitern<br />

jährlich etwa 1 Milliarde Kilo Milch<br />

an den Standorten in Ravensburg, Rottweil<br />

und Neuburg an der Donau. [!] HAM<br />

Bauen Sie mit uns<br />

für die Zukunft -<br />

wir freuen uns auf<br />

Ihre Anfrage!<br />

f-k-systembau@f-kirchhoff.de<br />

21<br />

www.fk-systembau.de


[finanzieren] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Chefsesselzuvergeben<br />

Viele Firmen in Baden-Württemberg suchen händeringend nach einem Nachfolger. Kaufen statt Gründen wird für<br />

angehende Unternehmer zu einer Alternative. Auf welche Punkte es bei einer Übernahme zu achten gilt.<br />

Nach Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung<br />

(IfM) gab es im vergangenen<br />

Jahr 338.000 Existenzgründungen<br />

bei gleichzeitig 354.000 Pleiten. Einer<br />

der Gründe für diese negative Bilanz ist, dass<br />

die Geschäftsidee oder das Produkt der Jung<strong>unternehmen</strong><br />

oft noch nicht ausgereift genug<br />

ist, um sich am Markt durchzusetzen. „Dazu<br />

kommt, dass man am Anfang an so vieles denken<br />

und sich darum kümmern muss – nicht<br />

nur im operativen Geschäft, sondern auch um<br />

die Verwaltungsaufgaben“, sagt Johann Alt,<br />

Prokurist bei der Kaechele GmbH in Laichingen.<br />

„Das ist schon sehr viel Aufwand für einen<br />

Unternehmer in der Gründungsphase.“<br />

EiNübErsChaubarEsrisiko<br />

Alt und sein Partner Thomas Grabensee nahmen<br />

einen anderen Weg und stiegen als Gesellschafter<br />

bei Kaechele ein. „Die Übernahme<br />

eines bestehenden Unternehmens<br />

erschien uns einfacher als eine Neugründung“,<br />

erzählt Alt, „zwar ist dabei nicht alles<br />

so, wie man es sich idealerweise wünscht,<br />

aber es sind funktionierende Strukturen vorhanden.<br />

An Verbesserungen kann man dann<br />

Schritt für Schritt arbeiten.“ Zudem sind die<br />

Produkte ebenso wie der Markt erprobt, es<br />

gibt Kundenverbindungen – und überprüfbare<br />

Geschäftszahlen der vergangenen Jahre, so<br />

dass sich das unternehmerische Risiko recht<br />

gut einschätzen lässt. Im Fall von Alt und Grabensee<br />

kam dazu, dass Dieter Fiebelkorn, bis<br />

dahin Alleininhaber und Geschäftsführer des<br />

Herstellers für Hotelwäsche und Objektausstattung,<br />

schon seit längerem auf der Suche<br />

nach einem Partner war, der das Unternehmen<br />

weiterführt, wenn er in ein paar Jahren<br />

in den Ruhestand geht.<br />

Nach Schätzung des IfM steht allein in Baden-<br />

Württemberg bei 17.000 Unternehmen pro<br />

Altinhaber Dieter Fiebelkorn (links) will sich in<br />

ein paar Jahren zurückziehen – Thomas Grabensee<br />

(Mitte) und Johann Alt übernehmen.<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[finanzieren]<br />

Joachim Rupp, Finanzierungsexperte<br />

der IHK Ulm<br />

Jahr die Nachfolge<br />

an, davon bei etwa<br />

500 bis 600 Firmen<br />

in der Region Ulm.<br />

Immer seltener<br />

bleibt die unternehmerische<br />

Führung<br />

in der Familie<br />

– oft, weil der<br />

Nachwuchs andere<br />

Pläne hat. Einen<br />

Partner von außen<br />

aufzunehmen, ist<br />

dann meist die einzige Möglichkeit, den Fortbestand<br />

der Firma zu sichern und einen Verkauf<br />

an externe Dritte zu verhindern. In der<br />

IHK Ulm betreut Nachfolgemoderator Joachim<br />

Rupp das Thema. Der Finanzierungsexperte<br />

hilft, potenzielle Kandidaten zu finden<br />

und auszuwählen und kümmert sich um die<br />

Nachbetreuung. Allerdings gilt es beim Einstieg<br />

in bestehende Unternehmen eine hohe<br />

Hürde zu meistern: die Finanzierung.<br />

„Eine Unternehmensbewertung vom Sechsbis<br />

Achtfachen des Jahresergebnisses vor Zinsen,<br />

Steuern und Abschreibungen ist üblich“,<br />

weiß Klaus Windheuser, Leiter Financial Engineering<br />

der Mittelstandsbank in der Commerzbank.<br />

„Da kommt selbst bei einem Mittelständler<br />

schnell ein Millionenbetrag<br />

zusammen.“ Und den wollen die Alteigentümer<br />

oft bar haben, um ihren Lebensabend finanzieren<br />

zu können. Da kommen selbst Gutverdiener<br />

an ihre Grenzen. Viele Unternehmer<br />

in spe sind daher auf die Hilfe ihrer Hausbank<br />

und anderer Finanziers angewiesen – etwa eines<br />

Finanzinvestors.<br />

Mitunter kommt auch eine interne Lösung<br />

zustande, in der Fachsprache Managementbuy-out<br />

(MBO) genannt. Genau das haben<br />

Anita Thierer, Julia Bug und Ana Touza Suarez<br />

auf die Beine gestellt. Eher ungeplant haben<br />

die drei vor rund einem dreiviertel Jahr die<br />

Ulmer Filmproduktionsgesellschaft Ulmedia<br />

übernommen, bei der sie zuvor angestellt waren.<br />

„Für uns war es ein Schock, als wir erfuhren,<br />

dass der Alteigentümer aufhören und<br />

verkaufen will“, erzählt Geschäftsführerin<br />

Bug, „aber dann griffen wir zu, weil wir hoffen,<br />

dass wir die Kunden halten können, die<br />

wir uns bei einer Neugründung mühsam hätten<br />

erarbeiten müssen.“ Dass der MBO weitgehend<br />

reibungslos klappte, hatte auch damit<br />

zu tun, dass die drei den Kauf aus eigenen Mitteln<br />

finanzieren konnten. Zudem ließen sie<br />

sich von einem Experten der staatlichen Förderbank<br />

KfW unterstützen und beraten. Er<br />

erklärte, welche Schritte als nächstes notwendig<br />

sind und warnte vor Fußangeln.<br />

DiEwiChtigstENrEgElN<br />

Ohne Rat keine Tat<br />

Der Kauf und die Übergabe eines Unternehmens<br />

ist ein komplexer Prozess, mit dem beide<br />

Seiten meist keine Erfahrung haben. Kaufinteressenten<br />

sollten einen Steuerberater<br />

oder Wirtschaftsprüfer hinzuziehen, um deren<br />

Expertise für den Due-Diligence-Prozess<br />

parat zu haben (siehe nächster Punkt). Der<br />

Der perfekte Partner für Ihren Erfolg.<br />

Das Sparkassen-Finanzkonzept<br />

Sparkasse Ulm<br />

Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 2<br />

89073 Ulm<br />

Tel 0731 101-0<br />

Tel 0731 101-100<br />

kontakt@sparkasse-ulm.de<br />

www.sparkasse-ulm.de<br />

23


[finanzieren] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Investors die Eigenkapitalquote des Ziel<strong>unternehmen</strong>s<br />

und damit das Rating. Ansprechadressen<br />

bei Finanzinvestoren vermittelt<br />

die IHK ebenso wie viele Hausbanken.<br />

Auch so kann man zum Unternehmer werden: Als ihr Chef überraschend aufhörte, übernahmen sie die<br />

Agentur (von links): Julia Bug, Anita Thierer und Ana Touza Suarez.<br />

Steuerfachmann hilft auch bei der Frage, ob<br />

es für die neuen Eigentümer besser ist, selbstständig<br />

zu werden oder angestellt zu sein. „Genauso<br />

wichtig ist ein Rechtsanwalt, da ein bestehendes<br />

Unternehmen meist sehr viele<br />

Verträge im Einkaufs- und Vertriebsbereich<br />

hat. Hinzu kommen häufig Kooperationsvereinbarungen,<br />

die alle rechtlich vor dem Kauf<br />

geprüft werden müssen“, rät Windheuser.<br />

Commerzbank-Experte<br />

Klaus Windheuser.<br />

Drum prüfe, wer sich ewig bindet<br />

Bevor Käufer und Alteigentümer über den<br />

Preis sprechen können, steht eine Due-Diligence<br />

an: Bei diesem<br />

Prozess öffnet<br />

der Unternehmer<br />

– vereinfacht gesagt<br />

– seine Bücher<br />

für einen externen<br />

Steuerberater oder<br />

Wirtschaftsprüfer,<br />

der die Firma<br />

gründlich durchleuchtet.<br />

Ziel ist es,<br />

das Unternehmen<br />

zu bewerten und<br />

herauszufinden,<br />

ob es größere Risiken oder Altlasten gibt. Ist<br />

das der Fall, kann der Käufer das bei seinem<br />

Preisgebot berücksichtigen. Faustregel: Je größer<br />

das Projekt ist, desto größere Ressourcen<br />

sollten auf die Due-Diligence verwendet werden.<br />

Doch auch bei kleineren Übernahmen<br />

geht nichts ohne Prüfung: „Eine Basis-Due-<br />

Diligence ist immer notwendig, und es ist unser<br />

Anspruch als finanzierende Bank, diese zu<br />

bekommen“, sagt Windheuser.<br />

Wo soll’s hingehen?<br />

Außer der Due-Diligence verlangt die finanzierende<br />

Bank üblicherweise einen Business-<br />

Plan vom Kaufinteressenten. „Wichtig für den<br />

neuen Eigentümer ist, dass er eine Idee hat,<br />

wo er mit dem Unternehmen hin will“, sagt<br />

Peter Sachse, Geschäftsführer des Finanzinvestors<br />

VR Equitypartner.<br />

Es darf ein bisschen mehr sein<br />

Die Grundregel lautet: Wer einen Unternehmenskauf<br />

voll finanziert, wird von der Zinslast<br />

erwürgt. Das machen meist auch die<br />

Banken nicht mit. Der Finanzrahmen sollte<br />

nicht zu knapp kalkuliert werden. „Mit dem<br />

Kaufpreis allein ist es noch nicht getan“,<br />

sagt Ulmedia-Geschäftsführerin Bug, „Insgesamt<br />

mussten wir noch einmal etwas<br />

mehr als ein Drittel der Kaufsumme für<br />

Sonder- und Folgekosten, etwa die Notarkosten,<br />

einkalkulieren.“<br />

Auf zur Partnersuche<br />

Ein Alleingang bei einem Unternehmenskauf<br />

ist nicht nur schwer zu stemmen, auch<br />

das finanzielle Risiko steigt erheblich. Sinnvoll<br />

ist es, über die Beteiligung eines Partners<br />

nachzudenken – etwa eines Finanzinvestors.<br />

Der bringt nicht nur Geld, sondern<br />

auch unternehmerische Expertise und ein<br />

breites Netzwerk mit. „Der Einstieg eines<br />

Finanzinvestors signalisiert Vertrauen in<br />

die neuen Eigentümer und hilft, weitere Finanzmittel<br />

zu akquirieren – und zwar nicht<br />

nur auf der Eigenkapital-, sondern auch auf<br />

der Darlehensseite“, weiß Sachse. So erhöht<br />

sich dank der finanziellen Beteiligung des<br />

Nicht gleich im Galopp lossprinten<br />

Einer der Hauptfehler ist ein unrealistischer<br />

Zeithorizont. Interessenten sollten sich einen<br />

Projektplan machen, um Abhängigkeiten auf<br />

der Vertrags- und Finanzierungsseite erkennen<br />

und berücksichtigen zu können. Sonst<br />

kann es passieren, dass zum Beispiel eine bestimmte<br />

Unterlage noch nicht vorliegt, die<br />

aber für den nächsten Schritt nötig ist. Das<br />

kann das ganze Projekt gefährden. „Wenn<br />

wirklich alle Voraussetzungen und offenen<br />

Fragen geklärt sind, kann so eine Transaktion<br />

innerhalb von sechs Monaten ablaufen“, sagt<br />

Windheuser. „Im Regelfall liegt ein realistischer<br />

Zeithorizont bei ein bis zwei Jahren.“<br />

Die Chemie muss stimmen<br />

Ausführliche Gespräche helfen zu erkennen,<br />

ob das Zwischenmenschliche stimmt. Es<br />

kommt immer wieder vor, dass sich mehrere<br />

Manager für einen Kauf zusammenfinden,<br />

dann aber nach einigen Monaten oder Jahren<br />

feststellen, dass sie überhaupt nicht zusammenpassen.<br />

Das heißt dann oft, sich hochkompliziert<br />

und mühsam wieder auseinanderdividieren<br />

zu müssen. [!] ThOmAs LuThER<br />

solide,erfolgreich,<br />

alteingesessensucht…<br />

angehendeunternehmer, die statt zu<br />

gründen einen bestehenden Betrieb<br />

übernehmen wollen, stehen meist vor<br />

der Frage: Wo und wie lassen sich überhaupt<br />

Firmen finden, für die ein Nachfolger<br />

gesucht wird? Umgekehrt<br />

suchen Unternehmen, die keinen Nachfolger<br />

haben, nach einer Anlaufstelle,<br />

bei der sie mit potenziellen Käufern in<br />

Kontakt kommen können. Die Industrie-<br />

und Handelskammern haben daher<br />

zusammen mit weiteren Partnern die<br />

Unternehmensbörse www.nexxtchange.org<br />

ins Leben gerufen. Auf der<br />

Online-Plattform finden sich mehr als<br />

10.000 Inserate zur Unternehmensnachfolge<br />

– neben Angeboten auch Gesuche<br />

von Existenzgründern, die eine<br />

Nachfolge antreten möchten. Aber<br />

auch viele Sparkassen und genossenschaftliche<br />

Institute betreiben entsprechende<br />

Marktplätze.<br />

LuT<br />

24


Über 62.500 cbm Raum und 300 Designmarken.<br />

Nehmen Sie viel Zeit mit – oder:<br />

Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />

DEUTSCHLANDS GROSSER DESIGN-TREFFPUNKT<br />

www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />

Fon 07307/ 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr<br />

25


[machen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

VielversprechendesHaustürgeschäft<br />

Lange Schlangen am Postschalter. Packstation mit Fehlfunktion. Wer seine Nerven schonen will, hat eine andere<br />

Möglichkeit. Mit der Entwicklung zweier Brüder: Die Huckepack-Boxlässt sich leicht an die Tür hängen.<br />

Weihnachten 2012 standen Dominik<br />

Spaun und sein Bruder Marco im<br />

Grunde mit leeren Händen da. Die<br />

Geschenke, die sie im Internet bestellt hatten,<br />

waren nicht mehr rechtzeitig zugestellt worden.<br />

Noch am selben Abend setzten sich die 30<br />

und 23 Jahre alten Brüder aus Ettenbeuren bei<br />

Günzburg mit Stift und Papier unter den<br />

Christbaum und überlegten, wie man in Zukunft<br />

endlosen Schlangen in der Post und<br />

an Packstationen entgehen könnte. Metallboxen<br />

müsste man entwickeln. Überdimensionierte<br />

Briefkästen, die außen an der Hausoder<br />

Wohnungstür hängen. So klein wie<br />

möglich, so groß wie nötig, am besten ausziehbar.<br />

Zum Einhängen, damit nichts angebohrt<br />

werden muss. Wichtig in Mietshäusern.<br />

Zudem müsste die Box für jeden Paketboten<br />

– ob von DHL, GLS, Hermes, UPS, TNT oder<br />

DPD – zu öffnen sein. Aber bitteschön nicht<br />

für den Nachbarn.<br />

Weil Dominik Spaun Wirtschaftsingenieur<br />

ist und Marco Spaun Maschinenbautechniker,<br />

war klar, dass das Produkt auch auf den<br />

Markt kommen sollte. Es sollte eine Nische<br />

füllen und damit die Welt der Online-Shopper<br />

wieder ein Stück bequemer machen. Fast 2,7<br />

Milliarden Paket- und Expresssendungen<br />

wurden im vergangenen Jahr versandt. Das<br />

sind fast vier Prozent mehr als im Vorjahr –<br />

und knapp 60 Prozent mehr als im jahr J000.<br />

NureiNerHatdeNScHlüSSel<br />

Nicht lange nach jenem bescherungsarmen<br />

Weihnachtsfest stellte Marco Spaun einen<br />

Prototyp aus Aluminium her: 40 Zentimeter<br />

breit, 40 Zentimeter tief, 60 Zentimeter hoch.<br />

Der Eigentümer braucht zum Öffnen einen<br />

Schlüssel; er muss auch dafür sorgen, dass die<br />

Box für den Boten geöffnet ist. Der Bote dreht<br />

dann den Griff, klick, das Schloss rastet ein.<br />

Ruckzuck hat die Tür die Box huckepack genommen.<br />

Wer hat’s erfunden? Marco (links) und Dominik<br />

Spaun.<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[machen]<br />

Obwohl beide Brüder nicht mehr daheim<br />

wohnen, wurde die elterliche Garage in<br />

Beschlag genommen. „Darin befindet sich<br />

jetzt unsere Montagelinie“, sagt der 23-jährige<br />

Marco und lacht. Aufgebaut wurde das<br />

Start-up hauptsächlich am Wochenende,<br />

wenn sein älterer Bruder frei hatte, der wochentags<br />

in München bei der Deutschen Bahn<br />

arbeitet.<br />

KeiNeZeitVergeudeN<br />

Mit der Zeit verwandelten die Brüder fast die<br />

komplette erste Etage des Elternhauses in ein<br />

Büro: Schreibtische, an den Wänden Konstruktionszeichnungen,<br />

Balkon mit Ausblick<br />

auf die ruhige Siedlung im Lärchenweg. Mittlerweile<br />

offizielle Adresse der Huckepack UG<br />

– wie die beiden ihr Unternehmen nannten.<br />

Ein Jahr dauerte der Entwicklungsprozess. Eine<br />

Hürde: Die Steuernummer ließ lange auf<br />

sich warten. Schnell dagegen war ein Metallbetrieb<br />

in Memmingen gefunden, der bereit<br />

war, die Boxen in kleiner Auflage herzustellen.<br />

Marco Spaun vollendete sie in der Garage.<br />

Die erste Serie – 50 Stück – ist mittlerweile<br />

verkauft. Derzeit wird die zweite produziert.<br />

100 Stück. Ein Patent wurde angemeldet, ein<br />

Logo entworfen, Dominik Spauns Frau Julia<br />

kümmerte sich um die Kommunikation: Flyer,<br />

Homepage, Pressetexte.<br />

Mit Aufhängung kostet Huckepack rund 220<br />

Euro. Dominik Spaun: „Ein Luxusprodukt für<br />

jeden, der nicht in der Schlange am Postschalter<br />

stehen und seine Zeit vergeuden will.“<br />

Noch. Günstiger lässt sich das Produkt aktuell<br />

nicht herstellen. „Aber wir arbeiten an einem<br />

Einsteigermodell, so groß wie ein Schuhkarton.“<br />

Für 99 Euro. Auch in Sachen Ästhetik<br />

WegvomSchalter,fertig,los…<br />

Wenn niemand zu Hause ist, legt der DHL-Zusteller die Sendung in den Paketkasten im Vorgarten.<br />

Die Hausbesitzer öffnen die Box mit einem Schlüsselchip.<br />

sehen die Jungunternehmer Optimierungsmöglichkeiten.<br />

Nicht jeder steht auf Aluminium.<br />

Die Idee: Der Kunde soll seine individuelle<br />

Box gestalten können. Er lädt ein Foto im<br />

Internet hoch oder „einen coolen Spruch“.<br />

Wenn die Firma gut läuft, soll aus dem Nebenein<br />

Vollzeitjob werden. Rückblickend würden<br />

sich die Spauns früher ums Marketing kümmern,<br />

früher Prototypen bauen und mehr<br />

auchdiedeutschePost bietet seit dem<br />

Frühjahr Paketkästen an, die Hausbesitzer<br />

im Vorgarten aufstellen können. Die<br />

kleinste kostet 99 Euro und fasst 78 Liter.<br />

Für 1,99 Euro im Monat kann die Box auch<br />

gemietet werden. Die Kästen sind im Prinzip<br />

eine Weiterentwicklung der Packstationen,<br />

an denen per Zugangscode ausschließlich<br />

DHL-Pakete rund um die Uhr<br />

abgeholt, aber auch versandt werden können.<br />

In Berlin testet der Bonner Konzern<br />

gerade den Paket-Butler, eine Lösung für<br />

Haus- und Wohnungstüren. Aber auch andere<br />

Firmen drängen ins Haustürgeschäft,<br />

unter anderem „LockTec“, „Max Knoblock“<br />

und „Onebox.me“. Viele sind noch<br />

in der Konzeptphase. Die Boxen können<br />

oft von mehreren Parteien eines Mehrfamilienhauses<br />

genutzt werden. Die Huckepack-Boxen<br />

sind seit Mai im Handel. Isa<br />

Wert auf individuelle Gestaltung legen.<br />

Schließlich gehört Deutsche Post zu ihren<br />

Konkurrenten. Diese bietet seit dem Frühjahr<br />

eigene Kästen an, lässt aber nur Pakete hinein,<br />

die über ihre Tochter DHL versandt werden.<br />

Angst, vom Riesen plattgemacht zu werden,<br />

haben die Brüder nicht: „Unsere Box nimmt<br />

alles.“ Vielleicht liegt bald auch das Sonntagsfrühstück<br />

drin. [!] Isabella Hafner<br />

DEKRA Akademie qualifiziert:<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

Q<br />

EU-Kraftfahrer/-in Weiterbildung Lkw/Bus<br />

Ladungssicherung<br />

Gefahrgutfahrer/-in und Gefahrgutbeauftragte/-r<br />

Sicherheitsbeauftragte/-r<br />

Fachkraft Lagerlogistik und Logistikmeister/-in<br />

Gabelstapler<br />

Brandschutzhelfer/-in<br />

Regalprüfer/-in<br />

Elektrotechnische Unterweisung<br />

SAP (auch berufsbegleitend)<br />

u.v.w.m.<br />

DEKRA Akademie GmbH | Tel.: 0731.93769-0 | www.dekra-akademie.de/ulm<br />

27


[spezial] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

EvolutionderMaschinen<br />

Ist denn gerade wieder Revolution? Kommt das Schlagwort Industrie4.0ins Spiel, spricht alle Welt davon. Ei gentlich<br />

handelt es sich um eine Evolution. Die Vernetzung von Maschine und Internet wird die Produktion umwälzen.<br />

Die vierte industrielle Revolution, kurz<br />

Industrie 4.0 genannt, bietet ein immenses<br />

Potenzial, die Prozesse im verarbeitenden<br />

Gewerbe durch dezentrale Intelligenz<br />

produktiver zu gestalten. Aber warum<br />

eigentlich ist das die vierte Revolution? Die<br />

erste tiefgreifende und dauerhafte Umgestaltung<br />

der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse<br />

ging Ende des 18. Jahrhunderts mit<br />

der Einführung mechanischer Produktionsanlagen<br />

und anschließend mit der Dampfmaschine<br />

einher. Die zweite steht in Verbindung<br />

mit elektrischer Energie und dem Beginn der<br />

arbeitsteiligen Massenproduktion. Computergestützte<br />

Automatisierung ab Mitte der<br />

1960er Jahre löste den nächsten großen Umbruch<br />

aus. Nun ist die vierte Revolution im<br />

Gange, die Vernetzung der Produktion durch<br />

die Informationstechnik. In der klugen Fabrik<br />

der Zukunft kommuniziert alles miteinander<br />

– Maschine, Komponenten, Menschen, vergleichbar<br />

einem sozialen Netzwerk.<br />

ZuMBEIspIEl„pulsE“<br />

Die Revolution hat unterschiedliche Namen.<br />

Innerhalb der in Dornstadt ansässigen Asys-<br />

Gruppe beispielsweise heißt sie „Pulse“. Dahinter<br />

steckt ein mobiles Assistenzsystem zur<br />

Steuerung und Überwachung von Fertigungslinien<br />

über Tablet-Computer. Waren essenzielle<br />

Informationen bislang nur stationär an<br />

der Anlage selbst zu bekommen, sind sie nun<br />

überall verfügbar. Schalter oder Signalleuchten<br />

an Einzelkomponenten von Produktionsstraßen<br />

sind daher überflüssig, dem kleinen<br />

Helfer sei’s gedankt. Zum „mobilen Assistenzsystem“<br />

aufgerüstet, vermittelt es dem Bediener,<br />

übersichtlich präsentiert, sämtliche wesentlichen<br />

Maschineninformationen einer<br />

Anlage: „Pulse“ visualisiert die gesamte Fertigungslinie.<br />

Der Bediener kann bei Stillstand<br />

In der Fabrik von morgen kommunizieren nicht<br />

nur Menschen mit Maschinen, sondern auch Bauteile<br />

und Fertigungslinien untereinander.<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[spezial]<br />

schnell reagieren, aber auch seine nächsten<br />

Tätigkeiten vorausschauend planen, erklärt<br />

Klaus Mang, Geschäftsführer des Automatisierungsspezialisten.<br />

Nach Zeit und Priorität<br />

geordnet, zeigt ein „Task-Manager“ alle anstehenden<br />

Aufgaben und Warnungen an, inbegriffen<br />

eventueller Stillstände. Im speziellen<br />

Fall von Asys geht es beispielsweise um den<br />

Füllstand von Be- und Entladesystemen. Dem<br />

Bediener wird rechtzeitig signalisiert, zu welchem<br />

Zeitpunkt er für Nachschub sorgen<br />

muss.<br />

Schon heute lässt sich die Produktion mit mobilen Assistenzsystemen optimieren .<br />

DIEproDuktIonänDErtsIch<br />

Sind Maschinen bis heute üblicherweise auf<br />

einen einmal definierten Arbeitsschritt festlegt,<br />

so sind sie künftig in der Lage, sich immer<br />

wieder an sich verändernde Anforderungen<br />

anzupassen. Die Werkstoffe und Objekte<br />

tragen Barcodes oder kleine Funk-Chips, so<br />

genannte RFID, auf der Oberfläche, deren Informationen<br />

von Scannern oder Computern<br />

ausgelesen werden. Damit teilen sie der Maschine<br />

mit, was sie mit ihnen machen soll.<br />

Auf diese Weise entfällt das zeitaufwendige<br />

Umprogrammieren der Maschinen. Dadurch<br />

kann möglicherweise sogar die Produktion<br />

von Kleinstserien rentabel werden. Da in der<br />

Industrie 4.0 die Abläufe so transparent werden<br />

wie nie, behalten die Verantwortlichen<br />

jederzeit den Überblick und können flexibel<br />

reagieren. Gibt es irgendwo einen Engpass,<br />

kann die Produktion an anderer Stelle erhöht<br />

und der Ausfall kompensiert werden. Die Zauberformel<br />

der vierten Revolution lautet: Die<br />

DAS RICHTIGE WERKZEUG FÜR IHRE WERBUNG!<br />

CONSTRUCTION<br />

Egal ob für Techniker, Konstrukteure, Ingenieure oder Planer - CONSTRUCTION ist das<br />

Multitasking-Schreibwerkzeug mit Symbolkraft für Ihre Kampagne!<br />

Wasserwaage und Lineal<br />

Schlitz-/ und Kreuzschraubendreher<br />

Stylus-Aufsatz<br />

Die ersten 25 Besteller erhalten ein Exemplar kostenlos!<br />

Ab 100 Stück kostenlose Lasergravur.<br />

9,50 € / Stück<br />

ab 100 Stück, zzgl. MwSt.<br />

Ihr Werbeartikelpartner vor Ort:<br />

Kugelschreiber<br />

Hätten Sie‘s gewusst?<br />

Mit einem Schreibgerät erreicht<br />

Ihre Werbebotschaft den<br />

Empfänger mind 1 x pro Tag!<br />

PIP20/YE<br />

gelb<br />

PIP20/BK<br />

schwarz<br />

PIP20/BL<br />

blau<br />

PIP20/RD<br />

rot<br />

PIP20/SI<br />

silber<br />

Einfach Musterbestellung in der gewünschten Farbe mit dem Stichwort<br />

„UNTERNEHMEN!“ an die angegebene Adresse senden.<br />

Gerne unterbreiten wir Ihnen ein unverbindliches Angebot!<br />

29


[spezial] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Produktion soll flexibler und effizienter werden,<br />

Zeit sparen und Rohstoffe. Asys aus Dornstadt<br />

beispielsweise verspricht durch den Einsatz<br />

seines Assistenzsystems eine höhere<br />

Effizienz der Produktionslinien. Asys-Chef<br />

Mang begründet das so: „Pulse“ unterstütze<br />

vorausschauendes Planen und reduziere unproduktive<br />

Nebenzeiten.<br />

supErhIrnchEcktAufträgE<br />

Die Perspektiven von „Industrie 4.0“ sind jedoch<br />

viel weiter gespannt. In der „vernetzten<br />

Fabrik“ der Zukunft werden intelligente Maschinen<br />

und Produkte, Lagersysteme und<br />

Betriebsmittel konsequent mittels Informationstechnologie<br />

verzahnt. Beim österreichischen<br />

Maschinenbauer Geislinger, Zulieferer<br />

optimismusimMaschinenbau<br />

von Großmotorenbauern mit Sitz in Salzburg,<br />

ist ein Leitstand zum Gehirn der Produktion<br />

geworden. Das Arbeitsprogramm wurde von<br />

einem Meister auf einen selbstoptimierenden<br />

Fertigungsleitstand übertragen. Dieser überschaut<br />

sowohl alle Aufträge als auch alle Störungen<br />

und kann stündlich die Neuplanung<br />

der Aufträge vornehmen. Dieses Superhirn<br />

teilt den Bearbeitungsmaschinen die Aufträge<br />

zu, denn es weiß: Sind Materialien und Werkzeuge<br />

vor Ort? Stehen die erforderlichen Mitarbeiter<br />

zur Verfügung? Ist das CNC-Programm<br />

fertig? Gibt es irgendwo Störungen?<br />

Bei Geislinger sind laut Werksleiter Josef<br />

Tinzl täglich bis zu 2500 Fertigungsaufträge<br />

im Umlauf, die per Leitsystem optimal den<br />

140 Arbeitsplätzen zugeordnet werden.<br />

Die Maschinenbauer im Südwesten erwarten für dieses Jahr ein Umsatzplus von 4,3 Prozent.<br />

DasJahr<strong>2014</strong> verlief für den baden-württembergischen<br />

Maschinenbau bislang<br />

besser als 2013. Der Branchenverband<br />

VDMA erwartet ein Wachstum von 4,3<br />

Prozent. Mit jetzt mehr als 300.000 Beschäftigten<br />

–so vielen wie seit Beginn der<br />

1990er Jahre nicht mehr (2010: 275.000)<br />

– bleibt der von mittelständischen Unternehmen<br />

geprägte Maschinen- und Anlagenbau<br />

der mit Abstand größte industrielle<br />

Arbeitgeber im Südwesten. „Vor allem<br />

der deutsche Markt erweist sich derzeit<br />

als Zugpferd“, sagt Christoph Hahn-<br />

Woernle, Vorsitzender des Verbands Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau VDMA.<br />

Zuletzt berichteten 53 Prozent der an der<br />

jüngsten Konjunkturumfrage beteiligten<br />

Unternehmen von einer sehr guten oder<br />

guten Auftragslage. Im entsprechenden<br />

Vorjahreszeitraum waren es nur 33 Prozent.<br />

18 Prozent der Unternehmen sprechen<br />

von einer schwachen oder schlechten<br />

Lage. 26 Prozent rechnen für die<br />

nächsten Monate mit einer weiteren Aufwärtsentwicklung,<br />

64 Prozent mit einer<br />

konstanten Auftragslage. Der Bedarf an<br />

qualifizierten Fachkräften dürfte daher<br />

weiterhin hoch bleiben.<br />

Als Zielmärkte, die sich positiv entwickeln,<br />

nennen 73 Prozent der Unternehmen<br />

Deutschland an erster Stelle, gefolgt von<br />

den USA und China. Als eher schwach<br />

werden Russland, Frankreich, Indien und<br />

Brasilien angesehen. 79 Prozent der Firmen<br />

rechnen auch im kommeden Jahr mit<br />

steigenden Umsätzen.<br />

tv<br />

Industrie 4.0 bedeutet also nicht, dass smarte<br />

Produktionssysteme alle Aufgaben übernehmen.<br />

Während durch das Zusammenwachsen<br />

von IT und Automatisierungstechnik einfache<br />

Tätigkeiten tendenziell noch stärker entfallen,<br />

steigen die Ansprüche auf der anderen<br />

Seite. Gefragt sind nun Kompetenzen bei der<br />

Koordinierung von Abläufen und der Steuerung<br />

von Kommunikation, was oft eigenverantwortliche<br />

Entscheidungen nötig macht.<br />

DAsAutosAgt,wAsfEhlt<br />

„Industrie 4.0“ ist ein Thema, das sowohl die<br />

produzierende Industrie mitsamt den Anlagen-<br />

und Maschinenbauern betrifft, als auch<br />

die IT-Branche. Während in vielen Branchen<br />

wie Banken und Versicherungen die einstmals<br />

analogen Prozesse<br />

bereits komplett<br />

digitalisiert<br />

sind, ist die Digitalisierungswelle<br />

in<br />

der Fertigungsindustrie<br />

gerade erst<br />

angekommen. IT-<br />

Anbieter stehen<br />

parat, haben sie<br />

doch in anderen<br />

Branchen schon IBM-Chefin<br />

ein hohes Prozess- Martina Koederitz.<br />

und Fertigungswissen<br />

gesammelt. Herausforderung für die<br />

Industrie ist es, rechtzeitig die nötigen Fachkräfte<br />

auszubilden oder zu rekrutieren. Martina<br />

Koederitz, die Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

der IBM Deutschland GmbH<br />

(Ehningen) und Präsidiumsmitglied im Branchenverband<br />

Bitkom, regt an, dass etwa Wirtschaftsinformatiker<br />

zusätzliche Module aus<br />

den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik<br />

belegen. Ebenso können Abläufe genau<br />

auf die Möglichkeiten der Belegschaft<br />

abgestimmt werden. Das eröffnet Chancen<br />

beispielsweise auch für Ältere. Ihre Zwischenbilanz<br />

zum Thema „Industrie 4.0“ fällt so aus:<br />

„Den Unternehmen fließt ein riesiger Schatz<br />

an Daten zu, die ihnen helfen, Kunden besser<br />

zu verstehen, Prozesse zu optimieren oder<br />

neue Absatzmärkte zu entdecken.“<br />

Auch die Abläufe der Fahrzeugindustrie werden<br />

sich nachhaltig verändern. Zentrale Bauteile<br />

von Autos sind künftig so ausgestattet,<br />

dass sie permanent Daten über ihren Zustand<br />

sammeln und rechtzeitig ein Signal geben,<br />

wenn ein Austausch ansteht – noch bevor sie<br />

ausfallen würden. Das System teilt der Werk-<br />

30


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[spezial]<br />

statt mit, dass Ersatz nötig ist. Die Bestellung<br />

enthält bereits die genauen Typen-Angaben<br />

sowie die Information, wo und wann der Austausch<br />

stattfinden kann. Sollte das Bauteil erst<br />

produziert werden müssen, konfigurieren<br />

sich in der Fabrik des Herstellers die Maschinen<br />

selbst gemäß den Anforderungen.<br />

DErstAnDDErDIngE<br />

Die vierte Revolution hat zwar schon begonnen.<br />

Einzelne Komponenten gibt es bereits,<br />

aber die Vernetzung geht noch kaum über die<br />

Grenzen eines Werkes, Unternehmens und<br />

eines Landes hinaus. Die kommunizierende<br />

Fabrik der Zukunft ist potenziell global vernetzt.<br />

Sie erfordert darüber hinaus die Entwicklung<br />

intelligenterer Monitoring- und<br />

autonomer Entscheidungsprozesse. Beim Verband<br />

der Maschinenbauer erwartet man sich<br />

dadurch vollkommen neuartige Geschäftsmodelle<br />

und die Erschließung erheblicher<br />

Optimierungspotenziale in Produktion und<br />

Logistik. [!] thomas vogel Künftig tragen nicht nur große Maschinenbau-Komponenten, sondern auch kleine Werkstoffe Minichips.<br />

Foto: © Zbynek Jirousek / Fotolia.com<br />

31


[machen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Tischleindeckdich<br />

Ob Grillabend im überschaubaren Kreis oder Vier-Gänge-Menü für 3000 Gäste. BurgerZelte&Cateringhat sich zum<br />

Party-Spezialisten entwickelt. In diesem Jahr hat das Unternehmen selbst etwas zu feiern – den Fünfzigsten.<br />

Heiner Burger hatte einen guten Überblick<br />

von seinem Süßwarenstand aus,<br />

nicht nur aufs Publikum. So entging<br />

ihm nicht, wenn nebenan der Bär steppte. Um<br />

in höhere Umsatzregionen vorzustoßen,<br />

müsste man Festwirt sein, sinnierte der gelernte<br />

Kaufmann, der seit 1964 mit seinem<br />

Vater über die Jahr- und sonstigen Märkte tingelte.<br />

Vier Jahre später, im studentenbewegten<br />

Jahr 1968, verpasste er seinem beruflichen<br />

Leben den entscheidenden Kick. Erstmals trat<br />

Burger als Festwirt auf den Plan, damals noch<br />

mit einem Leihzelt, gleichwohl vom Start weg<br />

überaus erfolgreich. Das erste eigene schaffte<br />

er 1970 an, und von nun an ging’s – bergauf.<br />

MiTZuCkerwaTTegiNg‘slos<br />

Im 50. Jahr ihrer Gründung heißt die Firma<br />

„Burger Zelte & Catering“, dem stark erweiterten<br />

Leistungsspektrum Rechnung tragend.<br />

Schon seit 1997 steht sie unter der Leitung Peter<br />

Burgers, seines Sohnes, und dessen Ehefrau<br />

Angelika. Burgers<br />

Aktivitäten<br />

nicht wahrzunehmen,<br />

dürfte<br />

schwerfallen. Auf<br />

dem Ulmer Weihnachtsmarkt,<br />

den<br />

der Firmengrün-<br />

Orientierte sich 1968 neu:<br />

Heiner Burger.<br />

der mitbegründet<br />

hat, gehört der<br />

Burger-Imbiss quasi<br />

schon zum Inventar.<br />

Präsent ist<br />

Burger bei zahlreichen<br />

Vereins-, Stadt- und sonstigen Festivitäten,<br />

bei Events und Open-airs im nahen und<br />

weiteren 200-Kilometer-Umkreis mit „Fliegenden<br />

Bauten“ – der Zeltverleih steuert rund<br />

ein Drittel zu den Umsätzen bei und bildet so-<br />

Mit bis zu 250 Arbeitskräften bekocht und bewirtet<br />

Burger seine Kunden, wenn gewünscht, auch<br />

mit 30.000 Essen am Tag. Satt wird jeder.


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[machen]<br />

Ob klein oder groß, ob Ulmer Wilhelmsburg oder Idyll im Hinterland: Die Zeltlösungen sind flexibel.<br />

mit trotz starken Wettbewerbs weiter ein festes<br />

Standbein. Seit einigen Jahren rückt die<br />

Firma verstärkt auf der Catering-Schiene nach<br />

vorne. Nur die Festwirt-Zeit ist so gut wie vor<br />

vorbei. Während Vater Heiner (72) in den<br />

Hoch-Zeiten dieser bier- und damals auch<br />

noch rauchgeschwängerten Geselligkeitsorte<br />

bis zu fünf Zelte gleichzeitig bewirtschaftete,<br />

ist heute dieses Geschäftsfeld einzig auf das<br />

Kinder- und Heimatfest in Laupheim geschrumpft.<br />

Die Zeit der „Festwochen“ landauf,<br />

landab sei zu Ende gegangen mit der rapiden<br />

Zunahme der Dorf-, Stadt-, Vereins-, Straßenund<br />

sonstigen Feste in immenser Zahl. „Und<br />

wegen der Einführung der Sommerzeit.“ Wie<br />

das? „Ha“, antwortet Burger-Senior mit der Expertise<br />

des gebürtigen Ulmers, „in Schwaben<br />

arbeitet man, bis es dunkel wird …“<br />

DaseNDeDerFesTwoCheN<br />

Das könnte bereits das Finale sein. Tatsächlich<br />

aber ist es der Ausgangspunkt für eine<br />

erstaunliche Expansion, verbunden mit einer<br />

konsequenten Diversifizierung der Angebote.<br />

„Unser Vorteil“, sagt Peter Burger: „Läuft’s in<br />

einem Bereich mal nicht so gut, können wir<br />

das an andere Stelle meist ausgleichen.“<br />

Die klassischen Imbissstände werden daher<br />

ebenfalls noch auf die Reise geschickt auf<br />

Märkte, Feste oder wo auch immer „schnelles<br />

Essen“ gefragt sei. Außerdem spielt heute die<br />

Komplettbetreuung von Firmen- wie kulturellen<br />

Veranstaltungen eine immer wichtigere<br />

Rolle: Das Burger-Team übernimmt dabei<br />

auf Wunsch alles, was zu einer Groß-Feier dazugehört,<br />

angefangen von der Organisation<br />

NEUBAU IM GEWERBEGEBIET »ULM-NORD« – WWW.GEWERBE-ULM.DE<br />

Hallen- / Büroflächen in variabler Größe von 200 bis 5.000 qm zu vermieten<br />

33


[machen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

und Planung über die Bereitstellung von Zelt<br />

samt Ausstattung bis hin zu Bewirtschaftung,<br />

Kinderbetreuung und Kulturprogramm.<br />

Zwar gebe es gerade im Catering viele Anbieter.<br />

Doch in der Größenordnung „von 300 Essen<br />

aufwärts“, in der sich Burger vornehmlich<br />

bewegt, schon nicht mehr sehr viele. Ordern<br />

die Kunden dann noch 3000 punktgenau zu<br />

servierende Vier-Gänge-Menus oder 30.000<br />

Essen über den Tag verteilt, wird der Kreis der<br />

Mitbewerber nach seinen Worten schon sehr<br />

übersichtlich – damit ist man auch schon bei<br />

den Alleinstellungsmerkmalen der Burgers<br />

angelangt.<br />

gehTNiChT,giBT‘sNiChT<br />

Solche Großaufträge wickelt selbst die im 400<br />

Einwohner zählenden Weinried (Landkreis<br />

Unterallgäu) ansässige Firma trotz Routine,<br />

besten Kontakten zu Lieferanten und der<br />

schier unerschöpflichen<br />

Lagerbestände<br />

an Equipment<br />

nicht mit<br />

einem Fingerschnippen<br />

ab. Flattert<br />

der Auftrag<br />

dann auch noch<br />

kurz vor knapp herein,<br />

und das womöglich<br />

in der heißen<br />

Festles-Zeit<br />

Setzt auf mehrere Standbeine:<br />

Peter Burger von Juni bis Juli,<br />

dann dürfte im beschaulich<br />

am Ortsrand gelegenen Firmensitz<br />

auch mal Hektik ausbrechen. Das umschreibt<br />

Burger in schwäbischer Unaufgeregtheit mit<br />

„Nachdenken“. „Kunden zu eröffnen, tut uns<br />

leid, das geht jetzt nicht“, sei selbst in einer<br />

solchen Situation für ihn ausgeschlossen, sagt<br />

der Inhaber. Ebenso tabu ist übrigens, dass<br />

während einer Veranstaltung das Essen ausgeht.<br />

Selbst wenn, um ein Beispiel zu nennen,<br />

800 Gäste angemeldet sind, aber wider Erwarten<br />

die doppelte Zahl erscheine, müsse eine<br />

Lösung gefunden werden, beschreibt der Firmenchef<br />

die Anforderung an sich und sein<br />

Team.<br />

Versuchsballon„Feuerwurst“<br />

Burgers Feuerwurst mit Chili-Note: Ist sie zu scharf, bist du zu schwach.<br />

PeterBurger leistet sich mit der „Feuerwurst“<br />

ein Experimentierfeld, das auch<br />

ihm immer wieder veritable Überraschungen<br />

abnötigt. Die Idee entstand mit<br />

den Würsten mit der Chili-Note, die ihm<br />

ein fränkischer Metzger auf die Roste lieferte.<br />

Den Namen ließ sich Burger später<br />

markenrechtlich schützen. Seitdem ist<br />

ihm die scharfe Rote, mit großem Einsatz<br />

im regionalen Funk und Fernsehen beworben,<br />

wichtig und wertvoll. Und sie ist<br />

zur Eigenmarke an seinen Imbiss-Ständen<br />

geworden. Zusammen mit dem jetzigen<br />

Lieferanten, dem Söflinger Metzger<br />

Raimund Hörmann, plant Burger nun als<br />

wasChMasChiNeFürZelTe<br />

Rasch auf alle Eventualitäten reagieren zu<br />

können, ist der Grund dafür, dass Burger die<br />

nötige Ausrüstung komplett selbst vorhält,<br />

darunter eine kleine Flotte an Lkw bis hin zur<br />

Kuchengabel, von Koch- und Kühlgerätschaften<br />

bis hin zu den Zelten verschiedener Größe.<br />

Deren Obergrenze, peilt Burger über den<br />

Daumen, liege bei einer Kapazität von 10.000<br />

Plätzen, die Modulbauweise macht’s möglich.<br />

In einer der Lagerhallen findet sich sogar eine<br />

hauseigene „Waschmaschine“ zur Säuberung<br />

der Zeltplanen. Ein propperes Erscheinungsbild<br />

werde von den Kunden, darunter Konzerne,<br />

Kommunen und Firmen, schlicht vorausgesetzt.<br />

Nach spätestens zehn Jahren seien die<br />

Planen reif für den Austausch.<br />

Ein voll ausgestattetes Zelt entspreche Investitionen<br />

von etwa einer halben Million Euro,<br />

verrät Burger. Den Jahresumsatz behält der<br />

Unternehmer lieber für sich. Da sich das<br />

Hauptgeschäft auf die wärmeren Monate im<br />

nächsten Schritt den Markteintritt in den<br />

Lebensmitteleinzelhandel. Damit, räumt<br />

Burger ein, habe sich für ihn eine völlig<br />

neue Welt aufgetan – in welcher umfängliche<br />

rechtliche Vorschriften, Verpackungsmodalitäten<br />

und Fooddesigner<br />

vorerst eine weitaus größere Rolle als<br />

das Produkt selbst spielen. Geplant sei,<br />

zunächst in einigen inhabergeführten regionalen<br />

Märkten zu starten. Um in die<br />

Reiche der großen Konzerne zu gelangen,<br />

seien dann nochmals größere Hürden zu<br />

überwinden: „Ganz andere Liga.“ Eine<br />

Wurst als Hobby? Weit gefehlt. Burger<br />

hofft auf ein zusätzliches Standbein. TV<br />

Jahr konzentriert, ist der Personalstand stark<br />

schwankend. Im Winter seien 20 Stamm-Mitarbeiter<br />

an Bord, im Sommer 40. Dazu kämen<br />

dann phasenweise mehr als 200 temporäre<br />

Kräfte, vom Koch bis zur Bedienung, teils wiederum<br />

schon lange mit dabei, teils über spezialisierte<br />

Agenturen vermittelt. „Es wird immer<br />

schwieriger, Leute zu finden“, stimmt<br />

Peter Burger schließlich doch noch ein Klagelied<br />

an. An den Löhnen, die schon jetzt<br />

deutlich über dem Mindestlohn liegen, kann<br />

das seiner Meinung nach nicht liegen. Schon<br />

eher daran, dass die Leute mittlerweile lieber<br />

selbst auf Feste gehen, also dort kräftig zuzupacken.<br />

[!] <br />

ThomasVogel<br />

34


2av ist ein Büro für Mediale Raumgestaltung<br />

sowie für die Gestaltung von klassischen<br />

und neuen Medien. Seit 2005 realisieren wir<br />

interdisziplinäre Projekte, von der inhaltlichen<br />

Konzeption über die Gestaltung bis hin zur<br />

technischen Umsetzung.<br />

2av GmbH<br />

Keltergasse 3, 89073 Ulm<br />

T + 49 (0) 731 - 708 99 00<br />

www.2av.de | mail@2av.de<br />

Darwineum Rostock, Dauerausstellung seit September 2012<br />

35


[führen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

DieteurenFehlerderVorgesetzten<br />

Unternehmen unterschätzen oft das Thema Fluktuation. In unserer Serie GuteLeutefindenundhaltenerläutern<br />

zwei Experten, warum schlechte Führungskräfte zum Kostenfaktor werden und welche Lösungsansätze es gibt.<br />

Viele Manager kommen ihre Unternehmen<br />

teuer zu stehen. Sie sind schlechte<br />

Führungskräfte, gehen nicht auf die<br />

zentralen Bedürfnisse und Erwartungen ihrer<br />

Mitarbeiter ein. „Die Qualität der Führung<br />

und die Unternehmenskultur haben direkte<br />

Auswirkungen auf die Verweildauer von Beschäftigten<br />

in Unternehmen“, sagt Marco<br />

Nink, Seniorberater im Beratungs<strong>unternehmen</strong><br />

Gallup. Nach der Engagement-Studie des<br />

Marktforschungsinstituts sind nur 16 Prozent<br />

der Arbeitnehmer in Deutschland bereit, sich<br />

für ihre Firma freiwillig einzusetzen. Mehr als<br />

zwei Drittel leisten Dienst nach Vorschrift,<br />

17 Prozent haben innerlich gekündigt.<br />

Mitunter höre er die Meinung, Unternehmen<br />

müssten doch froh sein, wenn Mitarbeiter, die<br />

innerlich gekündigt haben, freiwillig gehen.<br />

Doch das hält er angesichts des Fachkräftemangels<br />

für eine gefährliche Fehleinschätzung.<br />

„Da sind viele Beschäftigte darunter, die<br />

das Unternehmen gar nicht loswerden will.“<br />

Viele Firmen vergessen, dass sie damit Erfahrung,<br />

Fachwissen und Netzwerke verlieren.<br />

„Wenn der Mitarbeiter zum Wettbewerber<br />

geht oder sich selbstständig macht, verstärkt<br />

sich die Konkurrenzsituation“, sagt Nink.<br />

Auch könne eine Sogwirkung entstehen nach<br />

dem Motto: Einer geht und andere gehen mit<br />

– nicht nur Kollegen, sondern auch Kunden.<br />

Der gemeine Mitarbeiter reagiert auf Tritte des Chefs mit Flucht. Das aber kommt die Firma teuer.<br />

Besser,aBernichtperFekt<br />

Weitere Nachteile: Neue Mitarbeiter zu finden,<br />

kostet Zeit, Geld und Ressourcen. Nach<br />

Angaben der Bundesagentur für Arbeit dauert<br />

es im Schnitt 81 Tage, bis Unternehmen Stellen<br />

mit Fachkräften besetzen können. „Bis jemand<br />

Neues am Arbeitsplatz angekommen,<br />

eingearbeitet ist und die Spielregeln im Unternehmen<br />

kennt, vergehen 12 bis 18 Monate“,<br />

sagt Nink. Den größten Einfluss auf Mitarbeiter<br />

haben Vorgesetzte. Einer Studie zufolge<br />

können 75 Prozent aller Kündigungsgründe<br />

von der direkten Führungskraft beeinflusst<br />

werden. „Es läuft heutzutage am Arbeitsplatz<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[führen]<br />

Managementtrainer<br />

Rainer Gerke.<br />

zwar vieles besser,<br />

aber längst noch<br />

nicht alles perfekt.<br />

Mitarbeiter werden<br />

zwar weniger<br />

demotiviert, aber<br />

durch Führungsverhalten<br />

noch<br />

lange nicht zu<br />

Höchstleistung<br />

angespornt“, sagt<br />

Nink.<br />

Viele Arbeitnehmer<br />

steigen hochmotiviert ein, werden zunehmend<br />

desillusioniert und verabschieden<br />

sich irgendwann ganz. Mangelnde Führungsqualitäten<br />

werden so zum Kostenfaktor. Ein<br />

Grund hierfür ist: „Gute Fachkräfte sind nicht<br />

unbedingt gute Führungskräfte“, erklärt<br />

Nink. So sieht es auch der Ulmer Managementtrainer<br />

Rainer Gerke. In vielen Firmen<br />

würden Führungskräfte nach ungeeigneten<br />

Kriterien herausgesucht, etwa weil sie schon<br />

lange im Unternehmen sind. „Mitunter haben<br />

Unternehmenslenker regelrecht Angst, von<br />

außen einzustellen und bevorzugen interne<br />

Lösungen“, sagt Gerke, der lange Personaldirektor<br />

im Stuttgarter Mahle-Konzern war.<br />

„Neue Gedanken regen zur kritischen Betrachtung<br />

der Prozessabläufe an.“ Wichtig sei<br />

auch ein Personalentwicklungsprogramm,<br />

das auf das Unternehmen und seine Größe zugeschnitten<br />

ist. Damit kann eine Firma bei<br />

Bewerbern und den eigenen Mitarbeitern<br />

punkten. Die Grundlagen, um an die richtigen<br />

Mitarbeiter zu kommen und sie zu halten,<br />

sind sinnvolle Arbeit, innovatives Klima, fairer<br />

Dialog, variable Arbeitszeitorganisation<br />

und flexible Arbeitsorganisation.<br />

Ein Riesenthema ist laut Nink auch die in vielen<br />

Unternehmen mangelnde Feedback-Kultur.<br />

Die Devise laute häufig: Nicht geschimpft<br />

ist gelobt genug. Zudem machten sich die<br />

Führungskräfte nicht die Bedürfnisse und Erwartungen<br />

ihrer Mitarbeiter bewusst. Doch<br />

das sei nötig, um gut zu führen. Laut Gerke<br />

solangedauertdie<br />

stellenbesetzung<br />

Firmenkönnenderzeit freie Stellen<br />

schneller besetzen als 2013, doch die<br />

Suche dauert lange. Die durchschnittliche<br />

Vakanzzeit in Tagen (in Klammern<br />

der Vorjahreswert) laut Bundesagentur<br />

für Arbeit: Gesundheits und Pflegeberufe<br />

167 (175). Maschinen und Fahrzeugtechnik<br />

(akad. technische Berufe)<br />

120 (135), IT- und Softwareentwicklung<br />

117 (121), Fachkräfte Automatisierungs-/Elektrotechnik<br />

124 (127), Fachkraft<br />

Energietechnik 115 (116). AMB<br />

tun sich viele Personalchefs schwer, bei Firmenchefs<br />

mit diesen Themen durchzudringen.<br />

Vielleicht hilft da eine Zahl des Gallup-<br />

Instituts: 19 Prozent der Führungskräfte<br />

hatten in den vergangenen Monaten Kontakt<br />

mit einem Headhunter – und 12 Prozent der<br />

Beschäftigten. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />

GUTE LEUTE MUSS<br />

MAN EBEN HABEN.<br />

apv personal service GmbH / Frauenstraße 2 / 89073 Ulm<br />

0731 14 03 50 / bewerbung@apv-personal.de / www.apv-personal.de<br />

37


Anzeige<br />

Veranstaltungsort der SÜDWEST PRESSE-Vortragreihe: Die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HNU) in Neu-Ulm<br />

Foto: HNU<br />

Ich werde besser!<br />

Im Januar 2015 startet die von der SÜDWEST PRESSE veranstaltete achtteilige Vortragsreihe an der Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaften in Neu-Ulm. 8 TOP-Referenten, 8 Themen, 8 Mal die Möglichkeit, sich persönlich weiter zu<br />

entwickeln, Erfolge zu sichern und besser zu werden.<br />

Alltag und Beruf stellen immer neuen Anforderungen<br />

– besser, schneller und noch leistungsfähiger<br />

muss man sein, um nach oben zu<br />

klettern. Für viele bedeutet beruflicher Erfolg<br />

auch oft persönlicher Erfolg. Man misst sich<br />

an Stressresistenz, Geduld, Führungsfähigkeiten<br />

– Wettbewerbsfähigkeit ist wichtiger denn<br />

je, auch im persönlichen Bereich.<br />

Doch wie wird man beruflich und persönlich<br />

erfolgreich? Wie wird man besser? Was macht<br />

besser eigentlich aus? Wie wird man wettbewerbsfähig?<br />

Wie verschafft man sich Respekt,<br />

wie motiviert man sich und andere, wie gelingt<br />

es einem, trotz Dauerstress ruhig zu bleiben<br />

und die Dinge strukturiert anzugehen?<br />

MIT SÜDWEST IMPULS –<br />

VORSPRUNg DURcH WISSEN!<br />

Die neue achtteilige Seminarreihe, die von der<br />

SÜDWEST PRESSE an der Hochschule Neu-<br />

Ulm veranstaltet wird, lehrt sie, lässt sie sich<br />

weiterentwickeln und sichert Ihnen neue persönliche<br />

und berufliche Erfolge. Jeder Abend<br />

steht unter einem Motto an dem einer unserer<br />

acht TOP-Experten referiert.<br />

• René Borbonus – Rhetorikspezialist; Der, der<br />

Ihrer Überzeugung Kraft schenkt<br />

• Monika Matschnig – Dipl. Psychologin und<br />

Expertin für Körpersprache, Wirkung & Performance<br />

• Gereon Jörn – Experte für das Menscheln und<br />

für empfängerorientierte Kommunikation<br />

• Sabine Asgodom – Bestsellerautorin und<br />

Fernseh-Coach<br />

• Christian Bischoff – Life-Coach und Sachbuchautor<br />

• Peter Brandl – Berufspilot, Unternehmer,<br />

Autor<br />

• Johannes Warth – Ermutiger und Überlebensberater<br />

• Prof. Dr. Gunter Dueck – Experte für Innovation,<br />

IT, Management und professionelle Bildung<br />

Die Experten aus ganz Deutschland helfen Ihnen<br />

an acht Seminarabenden sehr unterhaltsam<br />

und wissensreich ein besseres Ich zu<br />

werden – respektvoller, authentischer, sozial<br />

kompetenter, gelassener, selbstbewusster,<br />

anmutiger, achtsamer und innovativer!<br />

Buchen Sie jetzt unter www.sprecherhaus.de<br />

Ihre Tickets zum Vorteilspreis und sichern Sie<br />

sich Plätze um mit Vorsprung ins neue Jahr zu<br />

starten – das Jahr das uns alle besser und erfolgreicher<br />

werden lässt.<br />

Als Abonnent der SÜDWEST PRESSE erhalten<br />

Sie bei Buchung bis zum 15. <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

einen Frühbucherrabatt von 44 € auf das<br />

8er-Abo. Sie zahlen nur 299 € statt 343 €.<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

38


SÜDWEST IMPULS<br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

WISSENSIMPULSE IN 8 UNTERHALTSAMEN VORTRAGSABENDEN<br />

Seien Sie dabei, wenn die gefragtesten TOP Experten Deutschlands zu Gast in Ulm sind. Die SÜDWEST PRESSE veranstaltet in Kooperation<br />

mit der Agentur SPRECHERHAUS® erstmals eine 8-teilige Seminarreihe für Ihren Vorsprung durch Wissen.<br />

Wir bieten Ihnen gebündeltes Wissen – Seminarwissen verdichtet auf einen 1.5 stündigen Vortragsabend, um Zeit und Kosten zu<br />

sparen. Sie verbringen Vortragsabende mit Wissensimpulsen, Spaß und Geselligkeit. Wir suchen Wissensquellen, die uns weiter<br />

bringen. SÜDWEST IMPULS ist eine wertvolle Quelle für Ulm und die Region. Wir wünschen allen Teilnehmern wissensreiche<br />

Vortrags stunden und zahlreiche Erfolgserlebnisse bei der Anwendung des Wissens!<br />

Veranstaltungort:<br />

HNU – Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

Wileystraße 1, 89231 Neu-Ulm<br />

Einzelkarte 59,– € 49,– €*<br />

8er-Abo 413,– € 343,– €*<br />

Sie erhalten eine steuerfähige Rechnung für Ihre Weiterbildung.<br />

*Vorteilspreis als Abonnent der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />

Jeweils donnerstags von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Infos und Buchung: www.sprecherhaus.de oder rufen Sie unser Kundentelefon an: +49 (0) 2561 69565-170<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

29.01.2015 | René Borbonus<br />

Respekt!<br />

Ansehen gewinnen bei Freund und<br />

Feind<br />

26.02.2015 | Monika Matschnig 26.03.2015 | Gereon Jörn<br />

Wirkung<br />

Authentizität, Souveränität,<br />

Präsenz<br />

Gewinne die Menschen!<br />

Sie erfahren, wie Sie selbst und<br />

andere ticken.<br />

23.04.2015 | Sabine Asgodom<br />

Die zwölf Schlüssel<br />

zur Gelassenheit<br />

Energie und Lebensfreude steigern<br />

„ Um Spuren zu hinterlassen braucht man<br />

ein Profil!“<br />

„ Es gibt 6000 verschiedene Sprachen.<br />

Aber nur eine Sprache die alle Menschen<br />

verbindet: die KÖRPERSPRACHE.“<br />

„ Menschen lieben Menschen, welche so sind<br />

wie Sie selbst, oder so, wie sie selbst gern<br />

sein möchten.“<br />

„ Gelassenheit brauchen alle – Frau, Mann,<br />

jung, alt, angestellt, selbstständig oder<br />

im Unruhestand!“<br />

5 6 7<br />

8<br />

© CommonLense.de<br />

24.09.2015 | Christian Bischoff 22.10.2015 | Peter Brandl 19.11.2015 | Johannes Warth<br />

17.12.2015 | Prof. Dr. Gunter Dueck<br />

Selbstvertrauen<br />

Die Kunst, Dein Ding zu machen<br />

Hurricane Management<br />

Führen in stürmischen Zeiten<br />

Achtsamkeit –<br />

oder was ERFOLGt daraus?<br />

Das Neue und seine Feinde<br />

Innovationen voranbringen<br />

„ Jeder Meister seines Fachs hat eines Tages<br />

als totale Katastrophe angefangen.“<br />

„ Menschen versagen nicht, sie funktionieren<br />

– man sollte nur wissen wie!“<br />

„ Nur wer selbst brennt kann andere<br />

entzünden!“<br />

(Irgendein Brenner)<br />

„ Innovation heute ist wie Wollen, Wandel<br />

morgen ist wie Müssen“


[machen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Lisa,ThomasundderKesselNr.2<br />

Chips sind nicht gleich Chips. Ganz besondere kommen aus zwei großen Kesseln im oberschwäbischen Amtzell – von<br />

der AromaSnacksGmbH&Co. Und das auch noch ganz in Bio.<br />

Umgeben von Feldern, auf denen Rollrasen<br />

produziert wird, steht das Gebäude<br />

der Aroma Snacks GmbH & Co. KG.<br />

Geschäftsführender Gesellschafter ist Jochen<br />

Krumm. Der 44-Jährige hat eine Produktion<br />

für Kesselchips in Bio-Qualität aufgebaut. Dabei<br />

hat er zur rechten Zeit eine Marktlücke<br />

entdeckt. Inzwischen produziert Krumm mit<br />

20 Mitarbeitern einerseits sein eigenes Produkt,<br />

das er nach seiner Frau „Lisa‘s Kartoffelchips“<br />

nannte. Diese stellt er ausschließlich in<br />

Bioqualität her. Andererseits produziert er für<br />

die Eigenmarken großer Handelsketten – sowohl<br />

konventionell als auch in Bioqualität.<br />

Gerade während der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

hatte der Mittelständler viel zu tun,<br />

weil der Handel bei solchen Großereignissen<br />

mehr Verkaufsflächen für Knabberartikel zur<br />

Verfügung stellt.Das freut Krumm natürlich,<br />

dessen Familien<strong>unternehmen</strong> im vergangenen<br />

Jahr deutlich mehr als 2 Millionen Euro<br />

Umsatz erzielen konnte.<br />

Krumm, der aus Ravensburg stammt, hat eine<br />

ungewöhnliche Biografie. Nach seiner Schulzeit<br />

macht er zunächst eine Banklehre. „Dort<br />

habe ich mich nicht wohlgefühlt.“ Also zieht<br />

es den jungen Mann nicht lange nach dem Abschluss<br />

nach Südafrika. Dort absolviert er eine<br />

weitere Ausbildung -– als Koch und als<br />

Konditor. In Kapstadt betreibt er zehn Jahre<br />

lang ein deutsches Restaurant und Café mit<br />

allem, was dazugehört wie Schwarzwälder<br />

Kirschtorte oder Brezeln, berichtet der zweifache<br />

Familienvater.<br />

Der Kinder wegen zog es Krumm und seine<br />

Frau Anfang des neuen Jahrtausends wieder<br />

zurück in die oberschwäbische Heimat. Er<br />

heuert bei einem Würzmittel- und Aromenhersteller<br />

an, ist unter anderem für den englischen<br />

Markt zuständig. Bei seinen Besuchen<br />

in Großbritannien entdeckt er zum ersten Mal<br />

Kesselchips. Anders als normale Chips sind<br />

sie nicht aus einer Breimasse hergestellt und<br />

dann gepresst. Hier werden die Kartoffeln in<br />

etwas dickere Scheiben geschnitten und dann<br />

in Sonnenblumenöl frittiert. So arbeitet<br />

Krumm. „Im Sommer sind die Chips etwas<br />

heller, weil die Kartoffeln frisch vom Feld<br />

kommen“, erläutert der Unternehmer.<br />

SoKLAppT‘SAuCHimHANdeL<br />

Bis die Produktion in Amtzell anläuft, vergeht<br />

aber noch eine ganze Weile. Doch das Thema<br />

Kesselchips hat ihn gepackt. Er lässt eine Verpackung<br />

entwerfen und versucht sein Glück.<br />

Er will ausprobieren, ob es in Deutschland einen<br />

Markt für Kesselchips aus England gibt.<br />

Von 2005 an vertreibt er zunächst die kleinen<br />

in England abgefüllten Beutel an Hotels und<br />

Gaststätten. „Wenn man in der Gastronomie<br />

Fuß fasst, ist das ein guter Indikator dafür, dass<br />

Waschen, schneiden, frittieren. Auch im Schneiden<br />

liegt der Unterschied zu normalen Chips: Die<br />

werden aus einer Art Brei gepresst.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[machen]<br />

es auch im Handel klappen könnte.“ Einige<br />

Jahre beobachtet er, wie sich das Geschäft entwickelt.<br />

2011 schließlich macht er sich selbstständig<br />

und zieht eine eigene Produktion auf.<br />

Er holt die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />

Baden-Württemberg (MBG) mit ins<br />

Boot. Sie hält eine stille Beteiligung an dem<br />

Unternehmen. Dies gilt als Eigenkapital.<br />

GeHeimNiSSeAuSAmeriKA<br />

Knapp 4 Millionen Euro investiert der Schwabe<br />

in Gebäude, Förderbänder und Maschinen.<br />

Mit der Finanzierung habe er keine Probleme<br />

gehabt. Ein Grund für die positiven Gespräche<br />

sei sicherlich auch die schon vorhandene<br />

positive Historie gewesen. Während des Baus<br />

der Produktionsstätte im Jahr 2011 geht<br />

Krumm mit seinem Betriebsleiter bei Maschinenherstellern<br />

in Amerika in die Lehre, um<br />

sich in die Geheimnisse des Kesselchipskochens<br />

einweihen zu lassen. Die zwei riesigen<br />

Kessel in der Fabrik sind das Herzstück der<br />

Produktion. Um die Qualität sicherzustellen,<br />

wird nur in Chargen<br />

von 50 Kilo<br />

produziert. Nach<br />

dem Waschen werden<br />

die Kartoffeln<br />

angeraut und dann<br />

maschinell in<br />

Scheiben geschnitten.<br />

Über ein Förderband<br />

gelangen<br />

sie in einen der beiden<br />

Stahlbehälter, Chips-Fan Jochen Krumm.<br />

Geschäftsführer und<br />

der 3000 Liter Sonnenblumenöl<br />

fasst. Mit einem großen Paddel<br />

bewegt ein Mitarbeiter die Chips hin und her.<br />

Sieben Minuten, dann sind sie goldbraun. Der<br />

Namen des zuständigen Mitarbeiters ist auf<br />

der Chipspackung aufgedruckt. „Gekocht von<br />

Thomas in Kessel Nummer 2.“ Das schaffe<br />

Vertrauen beim Verbraucher.<br />

Bei Krumm kommt vor allem Bioland-Qualität<br />

in die Tüte. Die Kartoffeln stammen von<br />

Bauern aus der Region. Vor dem Würzen werden<br />

die Chips von Hand verlesen, verkochen<br />

Scheiben aussortiert. „Die Mitarbeiter haben<br />

ein besseres Auge als jede Maschine“, ist<br />

Krumm überzeugt. Bei den Gewürzmischungen<br />

seien Geschmacksverstärker sowie Farboder<br />

Konservierungsstoffe tabu.<br />

uNTerderWASSerLiNie<br />

Der Unternehmer bietet seine Marke in vier<br />

Geschmacksrichtungen an. In Deutschland<br />

sei auf dem Markt der Paprika-Geschmack<br />

vorherrschend, in Italien besonders die Meersalz-Variante.<br />

Der mediterrane Geschmack sei<br />

im Kommen. Der Exportanteil des Unternehmens<br />

beträgt 30 Prozent. „Wir haben keine<br />

Angst vor dem Export“, sagt der Unternehmer,<br />

der auch schon Abnehmer in Südostasien<br />

beliefert. Wichtig: Der Container mit den<br />

Chips müsse unterhalb der Wasserlinie in<br />

dem Schiff verstaut sein – Sonne würde ihnen<br />

schaden. In Deutschland gibt es Lisa‘s<br />

Chips in Bioläden und zunehmend im Einzelhandel.[!]<br />

Oliver Schmale<br />

Visionen Gestalt geben<br />

Anzeige<br />

Um Design kommt niemand herum. Es ist längst ein Erfolgsfaktor geworden.<br />

Gestaltung und damit Kundenakzeptanz entscheidet über die Zukunft. Schon<br />

unterschwellige Kleinigkeiten geben bei der Einprägsamkeit den Ausschlag.<br />

Erfahrung und Kontinuität spielen im Bereich<br />

der Außendarstellung eine maßgebliche Rolle.<br />

eisele.kuberg.design entwickelt seit rund 25<br />

Jahren stimmige Konzepte, sucht ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen Funktion und Emotion,<br />

setzt Ideen pragmatisch um, optimiert<br />

den Materialeinsatz und verbindet technische<br />

Anforderungen mit überzeugender Usability.<br />

„Gestaltung ist unsere Passion“, sagen Frank<br />

Eisele und Heike Kuberg. Ihr sechsköpfiges<br />

kreatives Kernteam wird nach Bedarf projektorientiert<br />

erweitert. Zuverlässige Schnelligkeit<br />

gehört neben absoluter Präzision und ständig<br />

aktuellem Know-how zu den Kompetenzen.<br />

eisele.kuberg.design analysiert Markt, Wettbewerb<br />

und Zielgruppen, erkennt Trends, formuliert<br />

Visionen und entwickelt in direkter<br />

Abstimmung mit den Entscheidungsträgern<br />

Designstrategien für die Zukunft. Dabei reicht<br />

der Kundenkreis vom Weltkonzern bis zum<br />

Klein<strong>unternehmen</strong>. Ob Industrie-, Kommunikations-<br />

oder Corporate-Design – eisele.kuberg.design<br />

simuliert und visualisiert Produktkonzepte<br />

fotorealistisch und setzt diese in<br />

reale Produkte um, die auf Dauer von vielen<br />

Tausend Menschen benutzt werden. „Virtuelle<br />

Modelle machen sichere Entscheidungen kostengünstig.<br />

Ideen und Produktkonzepte werden<br />

visuell erleb- und einschätzbar“, erklären<br />

die beiden diplomierten Designer.<br />

Oderstraße 1 · 89231 Neu-Ulm<br />

www.eiselekubergdesign.de<br />

41


Ein Radar mit einer Reichweite von 250 Metern, Nahbereichsensor bis 70 Meter und diverse Kameras zur Identifikation von Fußgängern und Hindernissen<br />

sowie viel Technik machen aus diesem Actros-Modell von Mercedes den Lkw der Zukunft.<br />

Fahren muss der Fahrer nicht<br />

Windschnittige Brummis mit Spoilern brausen selbstgesteuert über die Autobahnen und warnen sich gegenseitig vor<br />

Staus. Ein futuristisches Szenario? Mitnichten. Denn der autonome Lkw wird kommen. Und zwar in naher Zukunft.<br />

Von außen betrachtet sieht alles ganz<br />

normal aus. Der Lastwagen schnurrt<br />

mit einer Geschwindigkeit von 80<br />

Stundenkilometern über die Autobahn, fährt<br />

nicht zu nahe auf den Vordermann auf, lässt<br />

sich nicht zu weit zurückfallen. Bei einem<br />

Blick ins Cockpit erkennt man, dass sich das<br />

Steuerrad wie von Geisterhand bewegt, während<br />

sich der Fahrer genüsslich zurücklehnt<br />

und seine Unterlagen studiert.<br />

Bei so einer Szene läuft es wohl vielen kalt den<br />

Rücken hinunter. Nicht so Dr. Micha Alexander<br />

Lege. Der Geschäftsführer der Spedition<br />

Wiedmann & Winz GmbH in Geislingen ist<br />

vom Mercedes Benz Future Truck 2025 begeistert.<br />

Denn der autonom fahrende Lkw, den der<br />

Stuttgarter Konzern diesen Sommer auf einem<br />

Teilstück der A14 bei Magdeburg präsentiert<br />

hat, ist für ihn die Zukunft: „Mit diesem<br />

Lkw kann man<br />

den Fahrerarbeitsplatz<br />

effizienter<br />

gestalten, da der<br />

Chauffeur bereits<br />

während der Fahrt<br />

mit der nächsten<br />

Abladestation<br />

kommunizieren<br />

oder sich einen<br />

Parkplatz an der Spediteur Dr. Micha<br />

Raststelle reservieren<br />

kann.“<br />

Alexander Lege<br />

Möglich wird dies durch moderne Telematik<br />

sowie die intelligente Vernetzung aller bereits<br />

existierender Sicherheitssysteme, die zum<br />

Beispiel automatisch und permanent einen<br />

gebührenden Abstand zum Vordermann oder<br />

auch zum Fahrbahnrand kontrollieren und<br />

einhalten – durch Kameras, Radarsensoren<br />

und Kommunikationsmöglichkeiten zwischen<br />

den Fahrzeugen. Die Brummis der Zukunft<br />

sprechen miteinander, und nicht mehr<br />

die Fahrer. Für den Geschäftsführer ist der<br />

Zukunfts-Truck, wenn er denn bis 2025<br />

kommt, fast schon revolutionär. Er ist für ihn<br />

nicht nur aus Effizienzgründen ein Muss, sondern<br />

auch aus wirtschaftlichen Gründen.<br />

„Wenn alle mitmachen, kann man mit autonom<br />

fahrenden Lkws sogar die unliebsamen<br />

Elefantenrennen verhindern. Aber vor allem<br />

kann man mit ihnen wieder neue Fahrer gewinnen.“<br />

Denn die Suche nach geeignetem<br />

Führerhaus-Personal gestaltet sich seit Jahren<br />

schwierig: „Unregelmäßige Arbeitszeiten und<br />

das schlechte Image des Berufsbilds Trucker<br />

tragen dazu bei. Deshalb ist eine attraktive<br />

Ausstattung des rollenden Arbeitsplatzes<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[bewegen]<br />

Der Autopilot manövriert den Lkw, das gibt dem Fahrer Zeit für die Feinabstimmung seiner Tour.<br />

wichtig. Komfort und Ergonomie werden sich<br />

weiter steigern und auch steigern müssen.“<br />

So sieht das auch Andrea Marongiu: „Die Kabine<br />

eines Lkw wird bald schon so gemütlich<br />

wie ein Wohnzimmer sein.“ Auch der Geschäftsführer<br />

des Verbandes Spedition und<br />

Logistik Baden-Württemberg e.V. (VSL) weiß,<br />

dass die Entwicklung der Lastwagen in den<br />

kommenden Jahren noch viele weitere Stufen<br />

durchlaufen wird: „Die Sicherheit für die Fahrer<br />

und die anderen Verkehrsteilnehmer wird<br />

sich noch weiter erhöhen. Integrierte Systeme<br />

zur Abstandsregelmessung werden bald alle<br />

Fahrzeuge in sich haben.“<br />

Lege schätzt besonders die Fortschritte in der<br />

Telematik. Speziell die Fahrzeug-Managementsysteme,<br />

mit denen Flottenbesitzer die<br />

Logistik der Transporte steuern können, haben<br />

sich für den international agierenden Spediteur<br />

bis heute sehr gut entwickelt: „In Zukunft<br />

werden diese Systeme noch feinere<br />

Auswertungen der Lkws auf der Straße übermitteln,<br />

so dass wir die Fahrer noch besser von<br />

der Zentrale aus coachen können.“<br />

Man könnte fast sagen: Nichts ist unmöglich.<br />

So ist auch die 360 Grad-Kamera, mit der der<br />

Fahrer vom Cockpit aus alle Seiten des Fahrzeuges<br />

überwachen kann, längst keine Utopie<br />

mehr. Lege: „Das ist eine sehr wichtige Hilfe<br />

für unsere Fahrer, denn eine Vielzahl an Unfällen,<br />

die viel Geld verschlingen, passieren<br />

beim Rangieren und eben nicht auf den Autobahnen.“<br />

nichts ist unmÖgLich<br />

Um den Lkw fit für die Zukunft zu machen,<br />

müssen Ingenieure, Spediteure und Logistiker<br />

noch andere Aufgaben meistern. Die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Euro-6-Motoren<br />

mit deutlich verbesserter Abgasrückgewinnung<br />

spielen bereits eine große Rolle, die Umwelt<br />

und Betriebskasse entlasten. „Wenn man<br />

livekonzepte Michael Köstner


[bewegen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

bei einem Dieselbedarf von 3 Millionen Litern<br />

im Jahr den Kraftstoffverbrauch um zehn Prozent<br />

senken kann, ist dies ein enormes Einsparpotenzial.<br />

Heute verbrauchen unsere<br />

Lkw noch bis zu 26 Liter auf 100 Kilometer.<br />

Das ist bereits ein hervorragender Schnitt,<br />

doch da ist noch mehr drin“, sagt Speditionschef<br />

Lege. Für den Unternehmer, der tagtäglich<br />

bis zu 150 Fahrzeuge auf die Straße<br />

schickt, gibt es aber noch andere Stellschrauben,<br />

damit die Brummis nicht mehr so oft an<br />

die Zapfsäulen müssen. Dazu zählen unter anderem<br />

Reifen mit optimiertem Rollwiderstand:<br />

„Hier gibt es in den Bereichen Profil<br />

und Gummimischung noch erhebliche Unterschiede<br />

und Verbesserungspotenzial.“ Dazu<br />

gehört für ihn auch das System der elektrischen<br />

Reifendruckkontrolle, die dem Fahrer<br />

automatisch im Display des Cockpits anzeigt,<br />

wenn ein Rad Luft verliert und damit den<br />

Kraftstoffverbrauch nach oben treibt: „Im<br />

Lkw der Zukunft wird sich bei einem Luftabfall<br />

der Reifen von selbst wieder aufpumpen.<br />

ReiFen pumpt sich seLbst auF<br />

Auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbands<br />

der Automobilindustrie, hält die weitere<br />

Reduktion des Kraftstoffverbrauchs und<br />

damit der CO2-Emissionen für die zentrale<br />

Herausforderung: „Allerdings sind schwere<br />

Nutzfahrzeuge nicht vergleichbar mit Pkw<br />

und Transportern, für die es bereits EU-weite<br />

CO2-Regulierungen gibt. Die Nutzfahrzeugbranche<br />

ist wie eine Fußballmannschaft. Es<br />

gibt nicht nur Abwehrspieler, sondern auch<br />

ein Mittelfeld und Stürmer. Beim schweren<br />

Lkw ist die Variantenvielfalt<br />

der<br />

Fahrzeuge so groß,<br />

dass es keinen<br />

CO2-Einheitswert<br />

geben kann“, betonte<br />

Wissmann<br />

im Vorfeld der IAA<br />

Nutzfahrzeuge in<br />

Hannover: „Die<br />

Bandbreite reicht<br />

vom Baustellenkipper<br />

über Liefer-<br />

Matthias Wissmann<br />

VDA-Präsident<br />

fahrzeuge bis zum<br />

Fernverkehrs-Lkw.“<br />

Mit Blick auf die weltweit größte Nutzfahrzeugschau<br />

sprach sich Wissmann für größere<br />

Flexibilität bei den Fahrzeugabmessungen sowie<br />

für mehr Aerodynamik und zusätzlichen<br />

Bauraum für alternative Antriebe aus: „Auch<br />

traum oder wirklichkeit: Lastwagen am bande<br />

die ideen, wie man das Speditionsgewerbe<br />

für die Zukunft fit machen kann, sind<br />

so vielseitig wie die Güter, die auf den Ladeflächen<br />

der Lkw über unsere Straßen<br />

transportiert werden. Dies gilt nicht nur<br />

für Deutschland und Europa. Auch in den<br />

USA sind Ingenieure, Hersteller und Logistiker<br />

kräftig am tüfteln. So werden in<br />

der Nähe der stark frequentierten Häfen<br />

damit können wir CO2-Emissionen senken.“<br />

Und er wirbt für den Lang-Lkw. Der sei ein<br />

wichtiges Instrument für mehr Effizienz und<br />

Klimaschutz. Schon heute zeige der Feldversuch,<br />

wie mit vergleichsweise einfachen Mitteln<br />

die Kapazität des Straßengüterverkehrs<br />

erhöht werden kann.<br />

es wiRd nicht dunkeL<br />

Auch für Andrea Marongiu ist die überlange<br />

Lkw-Kombination, bei der an den Aufliegern<br />

ein langer Anhänger angekoppelt wird, ein<br />

Schritt in die richtige Richtung. Umfassende<br />

Ladungen können auf diese Weise von drei<br />

Lastwagen auf nur zwei Fahrzeuge verteilt<br />

werden. Dennoch müssten sich deutsche Autofahrer<br />

keine Sorgen machen, dass es nun<br />

bald dunkel wird auf unseren Straßen, da<br />

schier endlos lange Straßen-Züge an ihnen<br />

vorbeidonnern. Roadtrains wird es auch weiterhin<br />

nur in Australien geben: „Der getestete<br />

Lang-Lkw misst höchstens 25,25 Meter.“ Der<br />

VSL-Geschäftsführer bedauert es, dass sich einige<br />

Bundesländer dem obengenannten Versuch<br />

nicht anschließen, darunter auch Bayern<br />

von Los Angeles und Long Beach zu Testzwecken<br />

Autobahnen mit Oberleitungssystemen<br />

für schwere Lkw eingerichtet.<br />

Ist dies auch bei uns vorstellbar? „Warum<br />

nicht?“, fragt Andrea Marongiu vom Verband<br />

Spedition und Logistik Baden-Württemberg<br />

e.V. (VSL): „Die Technik für das<br />

Projekt in Kalifornien stammt jedenfalls<br />

aus Deutschland.“<br />

loe<br />

und Baden-Württemberg: „Man sollte es einfach<br />

versuchen und nicht grundsätzlich ablehnen.<br />

Die Testfahrten mit dem Lang-Lkw<br />

finden ja nicht in den Städten, sondern ausschließlich<br />

auf Langstrecken statt.“ Mittlerweile<br />

fahren im Rahmen des Feldversuchs 79<br />

Fahrzeuge auf festgelegten Routen. Nach Einschätzung<br />

des VDA zeigen die bisherigen Erfahrungen,<br />

dass der Lang-Lkw die Erwartungen<br />

erfülle: „Weniger Fahrten, weniger<br />

Spritverbrauch und damit auch weniger CO2-<br />

Emissionen.“<br />

Ob stromlinienförmige Fahrerhäuser in<br />

Leichtbauweise oder schnittige Heckspoiler<br />

am Trailer. Die Ingenieure der Nutzfahrzeug-<br />

Hersteller haben noch viele Ideen in ihren<br />

Schubladen, wie der Lkw in Zukunft attraktiver<br />

werden und vor allem wettbewerbsfähig<br />

bleiben kann – für die Spediteure und natürlich<br />

auch die Brummifahrer. Für sie wird es<br />

interessant bleiben, sich umfassend über die<br />

neuesten Entwicklungen in der Branche zu<br />

informieren. In der Pause am Rastplatz oder<br />

eben auch während der Fahrt. [!]<br />

stefan loeffler<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[bewegen]<br />

Franz Krieglsteiner von Evobus machte nie ein Geheimnis aus seinen Ideen.<br />

mit „Rotem bus“ in Rente:<br />

ein Visionär fährt ab<br />

Panoroma-Dächer in Reisebussen, mehr Beinfreiheit durch versetzte Sitze<br />

und die Zielangabe in der Windschutzscheibe: Omnibus-Entwickler<br />

Franz krieglsteiner hat mit seinen Ideen 40 Jahre lang die Branche geprägt.<br />

Wir gestalten mit<br />

Franz Krieglsteiner sitzt an seinem<br />

Schreibtisch und fühlt sich pudelwohl.<br />

Dabei sieht er sich selbst als Mitglied einer<br />

aussterbenden Spezies. „Heutzutage ist es<br />

gang und gäbe, dass man in Unternehmen<br />

nach fünf Jahren neue Aufgaben übernimmt“,<br />

erklärt der langjährige Leiter des Entwicklungs-<br />

und Konstruktionsbereiches „Innenraum/Ausstattung<br />

Reisebusse und Kundensonderwünsche<br />

Gesamtfahrzeug“ der<br />

Neu-Ulmer Evobus GmbH. Er ist seinem Spezialgebiet<br />

jedoch seit 40 Jahren treu geblieben.<br />

Dafür konnte der Illerkirchberger nun einen<br />

Preis entgegennehmen, den es in dieser Form<br />

noch nie gegeben hat. Der Busprofi mit Leib<br />

und Seele wurde vom Internationalen Bustouristikverband<br />

RDA in Köln mit dem Innovations-<br />

und Marketing-Sonderpreis „Roter Bus“<br />

für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Glastrophäe<br />

und Urkunde zieren nun sein Büro im<br />

Evobus-Entwicklungsgebäude in Neu-Ulm.<br />

Von hier aus drückt Franz Krieglsteiner mit<br />

seinen Mitarbeitern den aktuellen Reisebus-<br />

Generationen von Setra und Mercedes-Benz<br />

seinen Stempel auf. Dazu zählen unter anderem<br />

das große Glasdach, das den Reisenden<br />

eine Panoramasicht vermittelt oder auch die<br />

Idee einer versetzt angeordneten Bestuhlung,<br />

die dafür sorgt, dass sich die Fahrgäste auf ihren<br />

Reisen durch ganz Europa lang und breit<br />

mediaservice ulm<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

45


[bewegen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Serie 200 ist die erfolgreichste Baureihe der Omnisbusmarke Setra. Das Bild rechts zeigt Bus-Entwickler Franz Krieglsteiner mit Designleiter Matthias<br />

Lenz. So nackt sieht der Abschnitt eines Busses aus, bevor es an die Gestaltung des Innenraumes geht.<br />

machen können. Franz Krieglsteiner: „Viel<br />

Bein- und Schulterfreiheit auf einem bequemen<br />

Reisesitz – das ist das, was Busreisende<br />

heute unter anderem erwarten. Alles, was derzeit<br />

in Sachen Komfort und Technik möglich<br />

ist, haben wir in die Setra-Baureihe 500 einfließen<br />

lassen.“<br />

komFoRt aLLein Reicht nicht<br />

Doch Reisebusse müssen nicht nur komfortabel<br />

sein, sondern auch die Aspekte Design,<br />

Praxistauglichkeit und sogar Emotionen in<br />

sich vereinen. Jeder Typ muss sich seinen<br />

Platz in der Branche erobern und Busunternehmer<br />

und Fahrgäste auf Anhieb überzeugen.<br />

Der gelernte Karosserie- und Fahrzeugbau-Techniker,<br />

der 1972 beim Ulmer Busbauer<br />

Kässbohrer als technischer Zeichner angefangen<br />

hat, prägte mit seiner Arbeit maßgeblich<br />

die Entwicklung von Reisebussen in den vergangenen<br />

vier Jahrzehnten. Mit Herz und Verstand.<br />

Er war es, der 1972 den Grundrahmen<br />

des S 200 skizzierte, dem Vorläufer der Baureihe<br />

200, die man heute getrost als legendär bezeichnen<br />

kann. Bis heute ist sie die erfolgreichste<br />

Serie der Omnibusmarke Setra, die<br />

seit 1995 zur Stuttgarter Daimler AG gehört.<br />

Die Fertigung der Baureihe 200 führte in den<br />

70er und 80er Jahren in der Region Ulm/Neu-<br />

Ulm zu einem wahren Einstellungsboom. Mit<br />

insgesamt 27.680 Einheiten, von 1976 bis<br />

1991 gebaut, übertraf sie die Verkaufszahlen<br />

der Vorgängerreihe um 150 Prozent. Sie trug<br />

zu großen Teilen zu dem bis heute ungebremsten<br />

Erfolg der selbsttragenden Busse<br />

bei, die in den 50er Jahren von dem Ulmer Ingenieur<br />

Otto Kässbohrer zur Serienreife entwickelt<br />

worden sind.<br />

Franz Krieglsteiner war es auch, der bei<br />

Linien bussen die Fahrtzielanzeige erstmals<br />

hinter der Windschutzscheibe integrierte.<br />

Wer kann sich heute noch etwas anderes vorstellen?<br />

So sah das auch RDA-Präsident Richard<br />

Eberhardt,<br />

der bei der Preisverleihung<br />

in Köln<br />

sagte: „Seit der legendären<br />

Baureihe<br />

200 aus dem Hause<br />

Kässbohrer sind<br />

zahlreiche Innovationen<br />

aus dem<br />

Zuständigkeitsbereich<br />

von Franz<br />

Krieglsteiner in RDA-Präsident Richard<br />

den Bau moderner Eberhardt<br />

Busse eingeflossen.<br />

Diese zeichnen nicht nur die aktuellen<br />

Produkte von Daimler aus, einige davon haben<br />

in der Busindustrie insgesamt Verwendung<br />

und Anerkennung gefunden.“<br />

oFFen FÜR anRegungen<br />

Ehre, wem Ehre gebührt. Der 60-Jährige ist<br />

nicht nur erfolgreich, sondern vor allem bei<br />

vielen Busunternehmern von Italien bis nach<br />

Norwegen äußerst beliebt, da er stets ein offenes<br />

Ohr für deren Wünsche und Anforderungen<br />

hat. Franz Krieglsteiner ließ sich immer<br />

ganz bewusst in die Karten blicken, neben den<br />

Kunden auch von Lieferanten, Forschern und<br />

Fahrgästen. „Nur wenn man mit Kunden frühzeitig<br />

zu neuen Themen ins Gespräch kommt<br />

und herausfindet, wo der Schuh drückt, erreicht<br />

man sein Ziel auf die beste Art“, lautet<br />

die Philosophie des Preisträgers, der sich in<br />

ein formidables Netzwerk aufgebaut hat: „Ohne<br />

eine gute Mannschaft im Hintergrund, die<br />

die Ideen in die Realität umsetzt, nutzt jedoch<br />

die ganze Kreativität nichts. Und am Schluss<br />

muss man neben der entsprechenden Position<br />

im Unternehmen auch das Durchsetzungsvermögen<br />

besitzen, die angestoßenen Projekte<br />

im Haus umzusetzen.“<br />

Dies werden nun bald andere tun, denn im<br />

<strong>Oktober</strong> geht Franz Krieglsteiner in den Ruhestand.<br />

Einen Blick in die Zukunft der Omnibusse<br />

wagt er schon heute: „Das Ambiente eines<br />

Busses wird sich in den kommenden<br />

Jahren noch mehr den modernen Kommunikationsansprüchen<br />

der Fahrgäste anpassen<br />

müssen.“ Vielleicht, so der Entwickler, wird es<br />

in ein paar Jahren gar keine Seitenverglasung<br />

mehr geben, da die Scheiben lieber als Projektionsfläche<br />

für Filme genutzt werden und die<br />

Reisenden sowieso kein Interesse mehr haben,<br />

vorbeiziehende Landschaften zu betrachten.<br />

Reine Utopie? Nicht für Franz Krieglsteiner:<br />

„Man muss die eigenen Visionen immer<br />

wieder mit dem Zeitgeist abgleichen.“<br />

Vorstellen konnte sich Franz Krieglsteiner<br />

schon viel. Wenn auch vielleicht nicht, dass<br />

er als Entwickler einmal mit einem Marketingpreis<br />

für sein Lebenswerk ausgezeichnet<br />

wird. [!]<br />

stefan loeffler<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Zu-präsident Jansen geht vorzeitig<br />

Hat sein Amt vorzeitig<br />

aufgegeben:<br />

Stephan Jansen.<br />

Die Zeppelin-Universität (ZU)<br />

hat ihren Gründungs-Präsidenten<br />

früher als geplant verloren.<br />

Stephan Jansen, der sein Ausscheiden<br />

für<br />

das nächste<br />

Jahr angekündigt<br />

hatte,<br />

legte sein<br />

Amt als Präsident<br />

nach elf<br />

Jahren nieder.<br />

Der 43-Jährige<br />

hatte die<br />

ZU mitgegründet.<br />

Bereits<br />

die Kündigung des Kanzlers<br />

Niels Helle-Meyer im August<br />

nach nur anderthalb Jahren hatte<br />

in Kreisen von Mitarbeitern, Professoren<br />

und der 1200 Studenten<br />

Unmut und Protest ausgelöst.<br />

Der Vorstandsvorsitzende der<br />

ZU-Stiftung, Werner Allgöwer,<br />

im Hauptberuf Vorstandschef der<br />

Sparkasse Bodensee, rechtfertigte<br />

die Entscheidung mit den Worten,<br />

Mitarbeiter und Studenten<br />

könnten die Arbeit Helle-Meyers<br />

gegenüber den Gesellschaftern<br />

nicht beurteilen.<br />

Nach Helle-Meyers Kündigung<br />

folgte der nächste Paukenschlag:<br />

Ein Schreiben aus Kreisen der ZF<br />

Friedrichshafen, einem der wichtigsten<br />

Geldgeber der ZU, gelangte<br />

an die Öffentlichkeit. Darin<br />

wird die Ausgabenpolitik der ZU<br />

scharf kritisiert. Zudem werfen<br />

Insider der ZU vor, Provisionen<br />

fürs Einwerben von Forschungsund<br />

Fördergeldern bezahlt zu haben<br />

– ohne Kenntnis der jeweiligen<br />

Förderer. Die Uni bestätigt<br />

das: Seit der Gründung 2003 bestehe<br />

ein leistungsbezogenes Vergütungssystem.<br />

Das sei in Zusätzen<br />

der Arbeitsverträge von<br />

Professoren und „einnahmeorientierten“<br />

Mitarbeitern geregelt.<br />

Die Zulagen betrügen in der Regel<br />

fünf Prozent auf private Spenden<br />

und Förderungen. Zuletzt<br />

hätten 25 Kollegen solche Bezüge<br />

erzielt, darunter auch Jansen. Das<br />

Vergütungsmodell berücksichtige<br />

nur eingeworbene private<br />

Drittmittel, zum Beispiel Stiftungslehrstühle.<br />

Ausgenommen<br />

seien Groß-Förderungen an die<br />

Stiftung. Der Umgang mit Drittmitteln<br />

an Privathochschulen ist<br />

gesetzlich nicht geregelt. [!] HaM<br />

weishaupt<br />

investiert<br />

Der Hersteller von Brennern,<br />

Wärmepumpen und Solartechnik,<br />

Weishaupt, hat an seinem<br />

Hauptsitz in Schwendi (Kreis Biberach)<br />

rund 15 Millionen Euro<br />

in sein Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

investiert. Auf<br />

dem Werksgelände entstanden<br />

zwei neue, moderne Gebäudekomplexe.<br />

Hintergrund ist der<br />

Ausbau der Produktpalette. Das<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> beschäftigt<br />

in dem Forschungszentrum<br />

rund 100 Mitarbeiter. Insgesamt<br />

sind es am Hauptsitz rund 1000,<br />

weltweit mehr als 3000. Die<br />

Weishaupt-Gruppe erzielte im<br />

vergangenen Jahr einen Umsatz<br />

von 540 Millionen Euro. [!] ref<br />

Privatpraxis<br />

Beate Trautmann<br />

Fachärztin für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe<br />

Diplom-Psychologin<br />

Naturheilverfahren, Akupunktur<br />

. . . auch für Männer.<br />

Magirus-Deutz-Str. 7, 89077 Ulm<br />

Tel. 0731 / 6 027 027 7<br />

sprechzeiten:<br />

Mo Di Mi Fr<br />

9-12 9-12 9-12 12 –<br />

16-19 16-19 16-19 17:30<br />

Donnerstag und Samstag<br />

nach individueller<br />

Vereinbarung<br />

Wir bieten Ihnen:<br />

• Schnelle Terminvergabe<br />

• Geringe Wartezeiten<br />

• Eine ruhige, zugewandte Atmosphäre<br />

• Genügend Zeit, um Sie und Ihre<br />

Anliegen kennenzulernen, um aus<br />

langjähriger Erfahrung eine individuelles<br />

Therapiekonzept für Sie zu entwickeln.<br />

Gerne senden wir Ihnen auf Wunsch einen<br />

Flyer mit Informationen über unser Leistungsspektrum<br />

zu.<br />

47


Früher war alles schöner – zumindest die ein oder andere Werbung.<br />

Tante Emma atmet auf<br />

Der kleine Laden ums Eck ist tot. Das hört man immer wieder. Es muss aber nicht so sein. Mit ausgefeilten Konzepten<br />

verhilft die Utz Lebensmittel-Großhandel GmbH & Co. KG Dorfläden zu neuen Chancen.<br />

Das Herz des Lebensmittelgroßhändlers<br />

Utz schlägt am Rande des Gewerbegebiets<br />

Ochsenhausen-Längenmoos:<br />

Hier erstreckt sich eine 2005 neu gebaute Halle<br />

– gleichzeitig der Firmensitz. Genau hier<br />

legen alle angelieferten, für die spätere Verteilung<br />

benötigten Waren einen Zwischenstopp<br />

ein. Auf insgesamt 7500 Quadratmetern<br />

schnurren die Lageristen auf ihren Elektro-<br />

Fahrzeugen und ihren Gabelstaplern hin und<br />

her, schaffen das perfekte System zum Anund<br />

Abtransport von Lebensmitteln, Süß-und<br />

Tabakwaren und Getränken für mehr als 1000<br />

Kunden. Die Mitarbeiter organisieren 6500<br />

verschiedene Produkte, kennzeichnen sie,<br />

sortieren Mangelware aus, behalten das Haltbarkeitsdatum<br />

im Auge, trennen Pfand- von<br />

Einwegflaschen – und nutzen dabei die 7000<br />

48


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[machen]<br />

Stellplätze für Europaletten optimal.<br />

Was unterscheidet Geschäftsführer Rainer<br />

Utz und sein Unternehmen von anderen Lebensmittel-Großhändlern?<br />

Vor allem die<br />

Dienstleistungen, die dafür sorgen, dass es mit<br />

den kleinen Lebensmittelgeschäften auf dem<br />

Land wieder bergauf geht: Das Unternehmen<br />

berät bei Rentabilitätsberechnungen und<br />

Kaufkraftanalysen, hilft bei der Suche nach<br />

passenden Standorten, bei der Ladenplanung,<br />

übernimmt bei Bedarf die Produktion von<br />

Handzetteln oder Plakaten für Sonderangebote<br />

oder hilft bei der Einrichtung.<br />

DiE BayErn warEn schnELLEr<br />

Rainer Utz: „Immer mehr alte oder geschlossene<br />

Standorte werden als Dorfladen wiedereröffnet.<br />

Uns gelingt es auch, bei Generationsoder<br />

Inhaberwechsel jüngere Leute für die<br />

Selbstständigkeit zu begeistern.“ Überdies sei<br />

die Nahversorgung als Ausdruck für eine bestimmte<br />

Lebensqualität vor allem im ländlichen<br />

Raum auf politischer Ebene angekommen.<br />

Der Begriff „Tante Emma“ sei wieder<br />

positiv besetzt, zumal die Menschen ihn mit<br />

„Nähe, Regionalität, persönlicher Ansprache<br />

und Kommunikation“ verbinden.<br />

Den Strukturwandel mit Discountern hat Utz<br />

frühzeitig erkannt und ihm eigene regionale<br />

Nahversorgungskonzepte entgegengestellt:<br />

ganzheitliche Vertriebskonzepte wie „Um’s<br />

Eck“ oder „Dorfladen“, auf genossenschaftlicher<br />

Basis oder als Unternehmergesellschaft<br />

organisiert. Oft stoßen mittlerweile Bürgerinitiativen<br />

oder auch Gemeinden ein Dorfladen-Konzept<br />

an. Etwa ein Drittel befindet sich<br />

in Baden-Württemberg, zwei Drittel liegen in<br />

Bayern – vielleicht auch, weil die Politik dort<br />

Chef Rainer Utz an seinem Lieblingsplatz im Unternehmen: dem gewaltigen Lager.<br />

das Thema früher aufgegriffen hat. Utz selbst<br />

hat das Dorfladen-Prinzip übrigens vor rund<br />

zehn Jahren entwickelt.<br />

„Dorfläden funktionieren anders“, erklärt der<br />

studierte Betriebswirt, der in seiner Freizeit<br />

gerne aufs Rennrad oder Mountainbike steigt<br />

und hin und wieder einen Marathon bestreitet:<br />

„Die Geschäfte werden oftmals sehr emotional<br />

gesehen.“ Was gerade der Vorteil ist.<br />

Dennoch muss es auch wirtschaftlich funktionieren.<br />

Utz‘ Konzept dafür geht weit über das<br />

Beliefern mit Waren hinaus: Betreiber erhalten<br />

eine Standortanalyse, die wirtschaftliche<br />

Fakten und regionale Vorlieben auflistet. Die<br />

klassische Ladenausstattung kann auch ergänzt<br />

werden, etwa mit Backshop, Fotoservice,<br />

Postagentur, Kopier-Shop, Bistro-Ecke …<br />

GUTE rEGaLE von schLEckEr<br />

Des einen Leid, des anderen Freud: „Nachdem<br />

Schlecker in die Insolvenz gegangen ist, kamen<br />

wir beispielsweise günstig an Verkaufsregale,<br />

die ich bei Bedarf an unsere Dorfläden<br />

weitergeben kann.“ Denn einen Laden neu<br />

einzurichten, geht ins Geld. Und wenn Regale<br />

voll funktionstüchtig sind, nehme kaum ein<br />

Kunde wahr, ob sie nagelneu sind oder nicht<br />

– ihn interessiert, was draufsteht. „Eine kos-<br />

Details sind keine Kleinigkeiten.<br />

Nething Generalplaner Architekten und Ingenieure<br />

Wegenerstraße 7 . 89231 Neu-Ulm . Weitere Büros in Berlin und Leipzig<br />

Ein Unternehmen der Nething Gruppe<br />

nething.com


[machen] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Auch das Betriebsklima ist<br />

Rainer Utz sehr wichtig.<br />

tengünstige gebrauchte Einrichtung ist in vielen<br />

Fällen völlig ausreichend“, sagt Utz. Bisher<br />

stehen acht Außendienstmitarbeiter den<br />

Kunden vor Ort mit Rat und Tat zur Seite. Den<br />

Beratungsansatz will er ausbauen und weitere<br />

Fachleute einstellen.<br />

Sei es ein Berater, sei es ein Lagerist. Rainer Utz<br />

weiß um den Wert guter Mitarbeiter und bindet<br />

sie am liebsten langfristig ans Unternehmen:<br />

„Mir ist das<br />

Betriebsklima wie<br />

auch die Zuverlässigkeit<br />

unserer Arbeit<br />

gleichermaßen<br />

wichtig.“ Der<br />

hohe Grad an Beschäftigung<br />

in der<br />

Region erschwert<br />

ihm allerdings die<br />

Rekrutierung: „Haben<br />

sich früher bis<br />

zu 100 Interessenten<br />

für eine ausgeschriebene<br />

Stelle beworben, sind es inzwischen<br />

manchmal kaum mehr als 30.“<br />

Besonders schwierig sei die Suche nach Lehrlingen.<br />

Zurzeit seien sechs Auszubildende in<br />

der Firma. Auch deshalb ist das inhabergeführte<br />

Unternehmen glücklich darüber, dass<br />

die Fluktuation „äußerst gering“ ist.<br />

wEniGE schnäppchEnjäGEr<br />

Die Dorfläden sind für Utz nur eines von mehreren<br />

Standbeinen. 1997 entstand das deutschlandweite<br />

Netzwerk MCS (Marketing und<br />

Convenience Shop System): Utz war von Anfang<br />

an als regionaler Partner für die Belieferung<br />

von Tankstellen- und Kiosk-Ketten in<br />

Baden-Württemberg und Bayern dabei. Etwa<br />

die Hälfte seines Jahresumsatzes von rund 60<br />

Millionen Euro erwirtschaftet Utz inzwischen<br />

mit den Convenience-Shops wie Tankstellen,<br />

Bäckereien, Getränkemärkten und<br />

Kiosken.<br />

2013 führte Utz die Marke „Jeden Tag“ für<br />

preissensible Kunden ein. Je nach Laden bewege<br />

sich die Angebotsbreite zwischen 50<br />

und 100 Artikeln bei einer Gesamtzahl von<br />

2000 bis 2500 Artikeln, berichtet Utz: „Bei<br />

den Dorfladen-Kunden überwiegen dennoch<br />

die Marken- und Qualitätsbewussten, nicht<br />

die Schnäppchenjäger.“ Produkte aus der Region<br />

werden immer beliebter: Besonders bei<br />

Frischeprodukten sei der regionale Bezug zunehmend<br />

wichtig. „Der Dorfladen bietet<br />

gerade hier die passende Vertrauensbasis,<br />

100 jahre Lebensmittel Utz<br />

Hier fing alles an, in einem kleinen Kolonialwarenladen. Auf dem Foto hält Paula Utz, die älteste<br />

Tochter des Firmengründers, die Tante des heutigen Chefs auf dem Arm.<br />

vor 100 jahren, am 1. August 1914,<br />

schrieb Martin Utz die ersten Zeilen der<br />

Erfolgsgeschichte – mit einem kleinen<br />

Kolonialwaren- und Tabakgeschäft in<br />

Ochsenhausen. Fünf Jahre später begann<br />

er mit der Belieferung kleinerer Läden im<br />

Umland. 1959 übernahm sein Sohn Karl<br />

Utz den elterlichen Betrieb und zog mit<br />

der Großhandelsfirma 1963 an den<br />

Stadtrand von Ochsenhausen. Im Laufe<br />

der Jahre vergrößerte er den Standort<br />

mehrmals, auch weil das Lagern gekühlter<br />

Waren an Bedeutung gewann.<br />

Als Karl Utz überraschend starb, trat<br />

1977 sein Sohn Rainer direkt nach dem<br />

Abitur ins Familien<strong>unternehmen</strong> ein: als<br />

Lehrling zum Außenhandelskaufmann.<br />

Nach dem Wehrdienst und einem Jahr<br />

mit Praktika in Großhandelsbetrieben in<br />

Norddeutschland übernahm Rainer Utz<br />

1982 – mit Unterstützung seiner Mutter<br />

– die Geschäftsleitung.<br />

Mit dem Aufbau des Convenience-Vertriebes<br />

1997 wuchs Utz als Großhandels<strong>unternehmen</strong><br />

so schnell, dass im Jahr<br />

2005 der Bau eines völlig neuen Firmensitzes<br />

im Ochsenhausener Gewerbegebiet<br />

Längenmoos notwendig wurde.<br />

Heute arbeiten 100 Mitarbeiter für das<br />

führende privatwirtschaftliche Großhandels<strong>unternehmen</strong><br />

Süddeutschlands.<br />

Sie beliefern Dorfläden, Tankstellen und<br />

Kioske vom Schwarzwald über Stuttgart,<br />

die Ostalb, das Allgäu bis nach München<br />

und Garmisch-Partenkirchen. 2013 erwirtschaftete<br />

das Unternehmen einen<br />

Umsatz von rund 60 Millionen Euro. Im<br />

Sommer <strong>2014</strong> feierte Utz mit Mitarbeitern<br />

und Kunden auf dem Firmengelände<br />

den 100. Geburtstag.<br />

abE<br />

denn er ist ja mit der Region verwurzelt“, erklärt<br />

Utz.<br />

In die Zukunft blickt das Unternehmen optimistisch:<br />

„Wir gehen davon aus, dass wir dank<br />

unserer zukunftsträchtigen Geschäftsfelder<br />

weiteres Wachstum erzielen können.“ Natürlich<br />

müsse man immer am Ball bleiben. Alle<br />

Schritte vom Einkauf der Ware bis zur Auslieferung<br />

an den Kunden würden ständig durchleuchtet.<br />

Ein großes aktuelles Projekt ist die<br />

Erneuerung der IT-Systeme. „Wir planen, die<br />

alte und aufwendige Lagerführung und Kommissionierung<br />

auf ein modernes, papierloses<br />

Lagerverwaltungssystem umzustellen“, sagt<br />

Utz. Das erhöhe die Bestandssicherheit und<br />

Kommissionierqualität weiter, sagt der Kaufmann:<br />

„Restlaufzeiten sowie Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

können dann besser überwacht<br />

werden.“ Das Projekt wurde Anfang <strong>2014</strong> mit<br />

der Dortmunder Firma Pro Logistik gestartet,<br />

Anfang 2015 soll dann alles papierlos laufen<br />

– und die Kommissionierer erhalten ihre<br />

Aufträge über ein Sprachsystem (Pick by<br />

Voice). [!]<br />

EbErhard abElEin<br />

50


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[leben]<br />

AchduliebeZeit!<br />

Sie tickt, wenn wir ins Büro gehen und sie tickt, wenn wir es wieder verlassen. Die Uhr bestimmt unseren<br />

Arbeitsalltag von früh bis spät. Doch wie sieht es in der Freizeit aus? Fünf Führungskräfte haben sich für Stefan<br />

Loeffler und unsere Umfrage ein bisschen Zeit genommen.<br />

Gabriele Wulz<br />

leitet seit 2001 die<br />

Ulmer Prälatur der Evangelischen<br />

Landeskirche in<br />

Württemberg. Hätte die<br />

1959 geborene Darmstädterin<br />

mehr Zeit, würde sie<br />

lesen, lesen, lesen.<br />

1) Ich weiß es nicht mehr genau. Ich vermute jedoch, dass ich meine<br />

erste Uhr in der ersten Schulklasse bekommen habe.<br />

2) Beim Schwimmen.<br />

3) Sehr schwer zu organisieren.<br />

4) Ewigkeit, Augenblick, Vergänglichkeit.<br />

5) Mit netten Menschen.<br />

6) Ich würde alles lesen, was ich schon immer mal lesen wollte oder<br />

sollte oder müsste.<br />

7) Ich halte es in diesem Punkt mit Psalm 90: Unser Leben währet siebzig Jahre und<br />

wenn‘s hoch kommt, so sind`s achtzig Jahre … und dann vor allem: Herr, lehre uns<br />

bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.<br />

1) Können Sie sich erinnern, wann Sie Ihre erste Uhr bekommen<br />

haben?<br />

2) Legen Sie Ihre Uhr manchmal ab?<br />

3) Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Zeitmesser vor?<br />

4) Nennen Sie bitte drei Begriffe, die Ihnen zum Thema<br />

Zeit einfallen.<br />

5) Mit wem verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten?<br />

6) Was würden Sie tun (oder eben auch nicht), wenn Sie<br />

plötzlich ganz viel Zeit hätten?<br />

7) Wie alt möchten Sie werden?<br />

Foto: © abf / Fotolia.com<br />

Foto: © Rob Stark / Fotolia.com<br />

»Kochen isT eine KUnsT Und<br />

Keineswegs die UnbedeUTendsTe.«<br />

Luciano Pavarotti<br />

Miele | gaggenau | liebherr | Selektion D | Val<br />

CuCine<br />

www.kueche-und-raum.de | Frauenstraße 65 | 89073 Ulm | T 0731 61288<br />

51


[leben] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Fotos Uhren: © GoldPix / Fotolia.com<br />

1) Können Sie sich erinnern, wann Sie Ihre erste Uhr bekommen<br />

haben?<br />

2) Legen Sie Ihre Uhr manchmal ab?<br />

3) Wie stellen Sie sich eine Welt ohne Zeitmesser vor?<br />

4) Nennen Sie bitte drei Begriffe, die Ihnen zum Thema<br />

Zeit einfallen.<br />

5) Mit wem verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten?<br />

6) Was würden Sie tun (oder eben auch nicht), wenn Sie<br />

plötzlich ganz viel Zeit hätten?<br />

7) Wie alt möchten Sie werden?<br />

Ernst Haible ist seit 36 Jahren<br />

selbstständiger Finanzberater<br />

im Bereich Versicherungen, Immobilien<br />

und Kapitalanlagen.<br />

Der Geschäftsführer der Ernst<br />

Haible GmbH beschäftigt drei<br />

Mitarbeiter. Hätte er mehr Freizeit,<br />

würde er viel öfter am<br />

Steuer eines Oldtimers sitzen.<br />

Wolfram Schneider ist seit<br />

über 30 Jahren geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Firma<br />

WolframS Lifestyle GmbH<br />

in Ulm. Der 56-jährige Vater<br />

zweier erwachsener Kinder<br />

verzichtet im Urlaub oftmals<br />

auf seine Uhr.<br />

1) Nein, aber ich habe 1975 in Bangkok meine erste Quarzuhr gekauft.<br />

Das war damals eine Weltneuheit und bei uns noch richtig teuer.<br />

2) Ja, immer in der Nacht.<br />

3) Für die Gesellschaft chaotisch – privat eine völlig neue entspannte<br />

Lebenssituation.<br />

4) Schicke Uhren, Zeit nehmen für alles, was mich interessiert, Unendlichkeit.<br />

5) Mit meiner Frau.<br />

6) Reisen, um ferne Länder und fremde Menschen kennenzulernen.<br />

Und ich würde an mehr Oldtimerrallyes teilnehmen.<br />

7) Bei bester Gesundheit möchte ich sehr alt werden.<br />

1) Ja, meine erste Uhr hat mir mein Großvater geschenkt, kurz nachdem<br />

ich eingeschult wurde, weil ich häufig zu spät kam.<br />

2) Im Urlaub, außer auf Ausflügen, lege ich oft keine Uhr an – und<br />

genieße es sehr, einfach einmal zeitlos zu sein.<br />

3) Eine Welt ohne Zeit kann ich mir nur im Jenseits vorstellen.<br />

4) Planung und Organisation, Arbeitszeit, Freizeit und Urlaub.<br />

5) Mit meinen Kindern und Freunden.<br />

6) Ich würde gerne neue Länder und Menschen kennenlernen, reisen<br />

und viel Sport in der Natur machen.<br />

7) So lange ich gesund und rüstig bin, macht mir das Leben große<br />

Freude.<br />

52


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

[leben]<br />

Die 33-jährige<br />

Sandra Bohnaker, seit April<br />

<strong>2014</strong> Leiterin des Bereichs<br />

Unternehmensmarketing der<br />

IT-Firma Fritz & Macziol, hat<br />

noch viel Zeit vor sich.<br />

Carlheinz Gern (62) startete<br />

sein Berufsleben als Verlagskaufmann<br />

bei der Südwest<br />

Presse, war 14 Jahre Marketingleiter<br />

bei Radio 7 und ist<br />

seit Sendestart 2003 Geschäftsführer<br />

beim Lokalradio Donau3FM.<br />

Der selbstständige<br />

Veranstalter von Konzerten,<br />

Partys und Events legt seine<br />

Uhr nur ab, wenn er eine<br />

andere tragen möchte.<br />

1) Zum Schulanfang?!<br />

2) Vice versa: Ich lege nur ab und zu eine Uhr an – dann aus modischem<br />

Aspekt. Inzwischen findet sich die Uhrzeit doch überall.<br />

3) Entschleunigt. Ein Leben nach der Sonne und mit der Natur – wie<br />

im Urlaub.<br />

4) Schwäbische Ordnung, Kalenderplanung, Sommerzeit.<br />

5) Mit tollen Menschen, mit Sport und mit der Natur.<br />

6) Für all diese Ideen reicht der Platz hier leider nicht aus.<br />

7) Ich werde mindestens 100 Jahre alt!<br />

1) Das war eine wertvolle Tissot, die ich zur Kommunion bekam.<br />

2) Nur zum Wechseln.<br />

3) Entspannt!<br />

4) Augenblicke, Vergangenheit und Zukunft.<br />

5) Mit Menschen, die mir wichtig sind, mir am Herzen liegen und zeitlos<br />

interessant sind.<br />

6) Die Welt bereisen.<br />

7) Man kann gar nicht alt genug werden, um all die Überraschungen<br />

auszuschöpfen, die das Leben so mit sich bringt.<br />

Nur mit einem gehen sie verschwenderisch um:<br />

Fahrspaß.<br />

Die neuen Cayenne Modelle.<br />

Enthusiasmus. Gesteigert.<br />

Ab sofort bestellbarbei uns im Porsche Zentrum.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />

Porsche Zentrum Ulm/Neu-Ulm<br />

Sportwagen GmbH Donautal<br />

Steinbeisstraße 26 · 89079 Ulm<br />

Tel.: +49 731 94694-0 · Fax: -34<br />

www.porsche-ulm.de<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km): kombiniert: 11,5–6,6; CO 2<br />

-Emissionen: 267–173 g/km<br />

Cayenne S E-Hybrid: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert: 3,4; CO 2<br />

-Emissionen: 79 g/km; Stromverbrauch: kombiniert 20,8 kWh/100 km<br />

53


[namen & nachrichten] Ausgabe 41 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ulm wird Teil des<br />

weltweiten<br />

Metall-Clusters<br />

Die Stadt Ulm kann sich über<br />

die Stärkung ihrer Wirtschaftsstruktur<br />

freuen: Sie ist Teil des<br />

weltgrößten Konsortiums für<br />

Metallforschung und -fertigung.<br />

Dazu wird das Stuttgarter<br />

Fraunhofer-Institut dort eine<br />

Niederlassung für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung<br />

einrichten. Dafür hat sich die<br />

High-Tech-Allianz Ulm unter<br />

Führung von Prof. Hans-Jörg<br />

Fecht vom Uni-Institut für neue<br />

Materialien eingesetzt. In dem<br />

Cluster arbeiten Konzerne wie<br />

Airbus und Arcelor Mittal mit.<br />

Zum Auftakt dürfte eine Projektgruppe<br />

des Stuttgarter Instituts<br />

mögliche Vorhaben mit der<br />

Ulmer Industrie ausloten, sagte<br />

der geschäftsführende Vorstand<br />

der Hightech-Allianz, Michael<br />

Drechsler.<br />

Druckindustrie<br />

vergibt an NPG<br />

Innovationspreis<br />

Abschalten in Natur und Sonne<br />

Acht von zehn Baden-Württembergern schreiben<br />

ihre Urlaubserholung der Sonne und der<br />

Natur zu. 17 Prozent der für den DAK-Urlaubsreport<br />

Befragten gaben jedoch an, sich kaum<br />

oder nicht im Urlaub erholt zu haben. Im Vergleich<br />

mit anderen Bundesländern ist das der<br />

Die Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG (NPG/Ulm), die<br />

Herausgeberin der SÜDWEST<br />

PRESSE, hat den Innovationspreis<br />

der Deutschen Druckindustrie<br />

in Silber erhalten. Bei einem<br />

Galabend des Verbands der<br />

Druckindustrie in der Liederhalle<br />

in Stuttgart wurden Gestaltung<br />

und Druck der ausklappbaren<br />

Sonderbeilage „Das<br />

Wallis erleben“ ausgezeichnet.<br />

Ein Allgäuer ist<br />

neuer Präsident<br />

des Handwerks<br />

Joachim Krimmer (58) aus Leutkirch<br />

ist neuer Präsident der<br />

Handwerkskammer Ulm. Die<br />

Vollversammlung, die 117 ehrenamtliche<br />

Mitglieder umfasst<br />

und 18.000 Betriebe vertritt,<br />

wählte ihn zum Nachfolger von<br />

Anton Gindele (65). Der Schreiermeister<br />

aus Horgenzell (Kreis<br />

Ravensburg) hatte zuvor zufrieden<br />

Bilanz<br />

gezogen. Es<br />

sei gelungen,<br />

die<br />

Kammer<br />

stärker als<br />

Dienstleister<br />

für die Betriebe<br />

aufzustellen.<br />

Unter<br />

Gindeles<br />

schlechteste Wert, wie beim Stressabbau. Nur<br />

57 Prozent der Befragten meinten, ihren<br />

Stress reduziert zu haben. DAK-Landeschef<br />

Markus Saur sieht das mit Sorge: „Wer nicht<br />

loslassen kann, kann sich auch nicht erholen.<br />

Damit ist am Ende niemandem gedient.“<br />

Hat Anton Gindele<br />

abgelöst:<br />

Joachim Krimmer.<br />

Foto: © Fotofreundin / Fotolia.com<br />

Führung hat die Kammer die<br />

Ausbildungsberatung für türkische<br />

Jugendliche und hunderte<br />

neuer Bildungspartnerschaften<br />

ins Leben gerufen. Dennoch<br />

wird das Thema Fachkräftesicherung<br />

eine der großen Aufgaben<br />

Krimmers sein. In seinem<br />

1913 gegründeten Heizungs-,<br />

Lüftungs- und Sanitärbetrieb<br />

beschäftigt er 23 Mitarbeiter,<br />

darunter zwei Auszubildende.<br />

Krimmer engagiert sich seit<br />

Jahren in der Kammer, unter<br />

anderem als Obermeister und<br />

Kreishandwerksmeister in Ravensburg.<br />

Er ist verheiratet und<br />

hat drei Kinder. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.),<br />

Irmgard Städele,<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Dr. Thomas Baumann<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Bozena Demski (Bild)<br />

Fotos<br />

Oliver Schulz (Titel + Interview),<br />

Matthias Kessler, Eberhard Abelein,<br />

Lars Schwerdtfeger, Getty<br />

Images, Firmenfotos, PR<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Auflage: 15 000 Exemplare<br />

Objektleitung & Kontakt<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

Fax 0731 156-481<br />

<strong>unternehmen</strong>@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Stefan Kulbe<br />

Telefon 0731 156-137<br />

E-Mail s.kulbe@swp.de<br />

Nächste Ausgabe<br />

29. November <strong>2014</strong><br />

Die Themen<br />

Der Notfallkoffer für<br />

Unternehmer<br />

Messebau + Messen 2015<br />

Energie<br />

u.v.m.<br />

Anzeigenschluss<br />

5. November <strong>2014</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

54


Überzeugt leicht. Beeindruckt schwer.<br />

Das neue C-Klasse T-Modell. Das Beste kennt keine Alternative.<br />

• Sportlich-dynamisches Design trifft auf ein flexibles Raumkonzept.<br />

• Vielseitiges Lifestyle-Fahrzeug mit herausragenden Alltagseigenschaften.<br />

Jetzt Probe fahren.<br />

Telefon: 0731 700-1800.<br />

Die Verbrauchswerte beziehen sich auf die zur Markteinführung (09/<strong>2014</strong>) verfügbaren Motoren (C<br />

180/C 200/C 250/C 220 BlueTEC und C 250 BlueTEC). Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,0–4,3<br />

l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 140–108 g/km.<br />

Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />

Partner vor Ort: Niederlassung Ulm/Neu-Ulm<br />

Von-Liebig-Straße 10, 89231 Neu-Ulm, Telefon: 0731 700-0, www.mercedes-benz-ulm.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!