Äthiopien - Steinzeitpark Albersdorf
Äthiopien - Steinzeitpark Albersdorf
Äthiopien - Steinzeitpark Albersdorf
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<strong>Äthiopien</strong><br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
FASZINIERNDE KULTUREN UND AUSSERGEWÖHNLICHE LANDSCHAFTEN<br />
GEMEINSAME<br />
GEMEINSAME<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
des Instituts für Ökosystemforschung<br />
der Universität Kiel<br />
und des Museums für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Beiträge mit Autorinnen<br />
und Autoren:<br />
• Gesundheit und Ernährung<br />
Veronika Grünwald-Schwark, Regina Schulze<br />
und Dmitry Kasimov<br />
• Der Geburtsort des Kaffees<br />
Romel Torcat Gil., Anja Müller und Laura Winter<br />
• The Culture of SNNPR (Ethiopia)<br />
Yu Yang, Ishwor Raj Bartaula Muktar<br />
and Said Farah<br />
• Ensete – Food Security<br />
Trang Huynh and Hany Helmy<br />
• Die Topographie der SNNPR<br />
• Landnutzung im südlichen <strong>Äthiopien</strong><br />
• Die Bedeutung der Böden für <strong>Äthiopien</strong><br />
• Bodendegradation und ihre Folgen für<br />
das südliche <strong>Äthiopien</strong><br />
Svetlana Khamnueva, Roshani Sitaula<br />
und Alexander Strehmel<br />
• Konso – Kultur blühender Terrassen<br />
Sandra Kiesow<br />
• Bevölkerungswachstum in <strong>Äthiopien</strong><br />
• Bevölkerungsentwicklung in der Region Sodo<br />
Tjede Nordhoff, Camila Wood und Julian Meurer<br />
Wissenschaftliche Betreuung<br />
und Redaktion:<br />
Prof. Dr. Hans-Rudolf Bork, Kiel<br />
Dr. Rüdiger Kelm, <strong>Albersdorf</strong><br />
Engdawork Assefa, Kiel<br />
Helga Bork, Kiel<br />
Layout:<br />
Dipl.-Des. Doris Kramer
Gesundheit und Ernährung<br />
Melesa<br />
Der zwei Jahre<br />
alte Melesa ist einer<br />
der „glücklichen“<br />
äthiopischen Jun-<br />
gen: Seine Mutter<br />
Fatimo, 25, brachte<br />
ihn in das von UNICEF unterstützte<br />
„Manche Health Center” in Sidama<br />
(östliches SNNPR), wo er therapeu-<br />
tisch gefüttert wird. Melesa leidet an<br />
Unterernährung. Er befindet sich in<br />
einer sehr kritischen Phase. Über ei-<br />
nen Schlauch wird der ausgehungerte<br />
und geschwächte Junge mit speziel-<br />
ler Milch versorgt.<br />
Nach ein paar Tagen ist Melesa auf<br />
dem Weg der Besserung. Obwohl die<br />
Gefahr erst einmal vorüber ist, hat<br />
Fatimo Zweifel, ob sie in Zukunft<br />
besser für ihren Sohn sorgen kann.<br />
„Ich weiß nicht, ob ich in der Lage<br />
sein werde, Melesa ausreichend zu<br />
füttern, nachdem die Therapie zu<br />
Ende ist, aber für den Moment bin<br />
ich glücklich, dass er lebt.”<br />
Wenn aus Ernährung<br />
Unterernährung wird<br />
Die Ernährungspyramide ist ein<br />
Modell für die optimale Ernährung.<br />
Jede Stufe der Pyramide zeigt auf,<br />
wieviel von verschiedenen Lebens-<br />
mitteltypen täglich verzehrt werden<br />
sollte. Auch wenn viele Menschen aus<br />
entwickelten Ländern wie Deutsch-<br />
land an den Folgen einer Überer-<br />
nährung leiden, so haben sie doch<br />
zumindest die Möglichkeit, ihre Er-<br />
nährung entsprechend ausgewogen<br />
zu gestalten und genug Energie zu<br />
sich zu nehmen.<br />
Alkoholfreie<br />
Getränke<br />
Täglich min. 1,5 Liter<br />
Wasser und alkoholfreie<br />
bzw. energiearme<br />
Getränke<br />
Gemüse, Hülsenfrüchte<br />
und Obst<br />
Täglich 3 Portionen<br />
Gemüse und/oder<br />
Hülsenfrüchte und<br />
2 Portionen Obst<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Die 7 Stufen zur Gesundheit Äthiopische Realität<br />
Getreide und<br />
Erdäpfel<br />
Täglich 4 Portionen<br />
Getreide, Brot, Nudeln,<br />
Reis oder Erdäpfel<br />
(5 Portionen für sportlich<br />
Aktive und Kinder) <br />
vorzugsweise Vollkorn<br />
Milch und<br />
Milchprodukte<br />
Täglich 3 Portionen<br />
fettarme Milch und<br />
Milchprodukte<br />
Fisch, Fleisch,<br />
Wurst und Eier<br />
Pro Woche 1 2 Portionen<br />
Fleisch. Pro<br />
Woche maximal<br />
3 Portionen fettarmes<br />
Fleisch oder fettarme<br />
Wurstware. Pro Woche<br />
maximal 3 Eier.<br />
1 Der Konsum von tierischem Eiweiß ist sehr gering. Fleisch wird zudem meist nur an Feiertagen<br />
verzehrt.<br />
2 Pflanzenöle sind vorhanden und werden etwas zu reichlich verwendet.<br />
3 Getreide, Wurzeln und Knollen sind stärkehaltige Hauptnahrungsmittel.<br />
4 Obst und Gemüse werden in <strong>Äthiopien</strong> zwar angebaut, sind jedoch meist für den Export bestimmt.<br />
Die Nahrung der Äthiopier ist daher sehr vitaminarm.<br />
5 Die Proteinzufuhr durch Hülsenfrüchte kann den Mangel an tierischem Eiweiß nicht ausgleichen.<br />
6 Um an Wasser zu kommen müssen 70 % der Äthiopier einen mindestens 20-minütigen Weg zurücklegen.<br />
In <strong>Äthiopien</strong> ist das anders: Die<br />
Äthiopier wissen durchaus, wie sie<br />
sich gesund und ausgewogen ernäh-<br />
ren könnten. Ihr Problem besteht<br />
darin, dass das Nahrungsangebot<br />
zu gering und zu unregelmäßig ist.<br />
So weist die rechte „Pyramide” ins-<br />
besondere bei eiweißreicher (protein-<br />
reicher) und vitaminreicher Nahrung<br />
große Lücken auf. Der Tagesbedarf<br />
von 20 g Protein wird nur zu ei-<br />
nem Drittel gedeckt. Zu wenige,<br />
zu unausgewogene und zu energie-<br />
arme Mahlzeiten führen zu Unter-<br />
ernährung, vor allem bei Kindern<br />
und älteren Menschen. In <strong>Äthiopien</strong><br />
ist dies ein wachsendes Problem.<br />
Fette und<br />
Öle<br />
Täglich 12 Esslöffel<br />
pflanzliche Öle, Nüsse<br />
oder Samen, Streich,<br />
Back und Bratfette und<br />
fettreiche Milchprodukte<br />
sparsam.<br />
Fettes, Süßes<br />
und Salziges<br />
Fett, zucker und salzreiche<br />
Lebensmittel und<br />
energiereiche Getränke<br />
selten.<br />
4<br />
2<br />
In besonders armen Regionen des<br />
Landes ersetzen die Menschen ihre<br />
Hauptmahlzeiten durch Tee oder ge-<br />
zuckertes Wasser, da die Lebens-<br />
mittel für sie unbezahlbar sind.<br />
Typisch äthiopisch: „Wat” – eine scharfe und<br />
fettige Spezialität aus Fleisch (Rind oder<br />
Geflügel), welches zusammen mit „Injera”,<br />
einem Brot aus Teffmehl, gegessen wird.<br />
1<br />
5<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
6<br />
3<br />
http://www.gemeinsamgesund-ow.at/wp-content/uploads/Plakat_Ern%C3%A4hrungspyramide.jpg, Bearbeitung: Regina Schulze<br />
http://merciesunending.wordpress.com/2009/11/25/ethiopian-cuisine
Typische Kwashiorkor Symptome<br />
Woran erkennt man<br />
Unterernährung?<br />
Zwei sehr ähnliche Formen der<br />
U nte re r nä hr u n g sin d Marasmus und<br />
Kwashiorkor.<br />
Das Wort Marasmus kommt aus<br />
dem Griechischen und bedeutet<br />
„austrocknen/dahinschwinden”.<br />
Besonders Kinder unter einem Jahr<br />
sind von dieser Krankheit betroffen.<br />
Fettgewebe- und Muskelverlust, aus-<br />
getrocknete Haut sowie Appetitlosig-<br />
keit und ein abgemagertes Erschei-<br />
nungsbild sind typische Symptome<br />
für Marasmus.<br />
Kwashiorkor bedeutet in der Ga-<br />
Sprache Ghanas „die Krankheit, die<br />
ein Kind bekommt, wenn ein neues<br />
Kind geboren wird“. Muttermilch ent-<br />
hält Proteine und Spurenelemente,<br />
die für das Wachstum der Kinder<br />
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/Starved_girl.jpg<br />
notwendig sind. Wenn das Kind von<br />
der Mutter entwöhnt und die Mutter-<br />
milch durch stärke- und kohlen-<br />
hydratreiche Lebensmittel (z.B. Teff<br />
und Ensete) ersetzt wird, können<br />
sich die typischen Symptome dieser<br />
Mangelkrankheit einstellen: Hunger-<br />
bauch, Wassereinlagerungen (z.B. an<br />
den Füßen) und Gewichtsverlust.<br />
Generell kann Unterernährung durch<br />
Zugabe von energie- und protein-<br />
reicher Nahrung behandelt werden.<br />
Folgeschäden wie z.B. verzögertes<br />
Wachstum oder und eine höhere<br />
Krankheitsanfälligkeit sind jedoch<br />
nicht auszuschließen.<br />
Die grüne Dürre<br />
Es ist schwierig, sich vorzustellen,<br />
dass an einem Ort, der so ausschaut<br />
wie dieser, solche Ausmaße an Unter-<br />
ernährung existieren. Aber das<br />
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
saftige Grün der Landschaft ist sehr<br />
trügerisch. Der Reporter, Gavin<br />
Hweitt sagt: „Der Himmel ist schwer<br />
mit Regen, die Felder sind lebhaft<br />
grün. In den Bächen ist Wasser. Der<br />
Boden ist tief Burgunderrot. Wie<br />
auch immer, die Leute hier sprechen<br />
von der grünen Dürre.”<br />
Abeba Kifle, ein Student von der<br />
Addis Abeba Universität, der Soizial-<br />
wissenschaften studiert, sagt: „Ja,<br />
aber wir alle hungern und hoffen auf<br />
eine gute Regierung, aber es gibt<br />
keine.<br />
Assefa Daniel, ein Jura Student von<br />
der Addis Abeba Universität sagt:<br />
„Hast Du jemals von einem Land<br />
gehört, dass in das Nachbarland<br />
einmarschierte, weil es sich mäch-<br />
tig fühlte und zur selben Zeit nach<br />
Nahrungsmittelhilfe bettelte, um<br />
seine eigenen Leute zu ernähren?<br />
Das ist <strong>Äthiopien</strong>.”<br />
In <strong>Äthiopien</strong> sind die Gründe für Hungersnot und Unterernährung, abgesehen vom Klima, sehr<br />
vielschichtig. Unter anderem sind das Agrarsystem, die Bodendegradierung, die Regierungspolitik<br />
und das Bevölkerungswachstum einige der Hauptgründe.<br />
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Terassenbau im Programm „Nahrung für Arbeit“<br />
Medizinische Versorgung<br />
Es gibt circa 130 öffentliche und<br />
private Krankenhäuser und Ambu-<br />
lanzen in <strong>Äthiopien</strong>. Viele von ihnen<br />
haben keine Medizin oder eine ärzt-<br />
liche Ausstattung. Es gibt nur ein<br />
Krankenhaus für spezialisierte und<br />
schwierige Fälle in Addis-Abeba. Die<br />
Krankenhäuser sind oft veraltet und<br />
unbrauchbar. In vielen Krankenhäu-<br />
sern gibt es nicht einmal Antiseptika.<br />
In ländlichen Gegenden benötigen die<br />
Menschen oft zwei bis drei Tages-<br />
reisen, um eine medizinische Einrich-<br />
tung zu erreichen. Oft wird ein Pati-<br />
ent auf einem Bett bis zur nächsten<br />
Ambulanz getragen. Aufgrund dieser<br />
Stressfaktoren unternehmen viele<br />
Menschen zu spät etwas gegen eine<br />
Krankheit. In ländlichen Gegenden ist<br />
ein Ambulanznetz geplant. Für cir-<br />
ca 500 Haushalte soll eine Kranken-<br />
schwester zur Verfügung stehen.<br />
Zwischen 1974 und 1975 wurden zwei<br />
verschiedene Arten von Nahrungs-<br />
mittelhilfen von der äthiopischen<br />
Regierung eingeführt: Die „Freie<br />
Verteilung” und die „Nahrung für<br />
Arbeit”. Bei den freien Verteilungs-<br />
programmen wird Getreide direkt an<br />
die Haushalte verteilt (Weizen, Mais,<br />
Hirse und Speiseöl), während Teil-<br />
nehmer in den Programmen „Nah-<br />
rung für Arbeit” in der Gemeinde-<br />
entwicklung, wie z. B. dem (Aus-)<br />
Bau von Straßen, Terrassen, Dämmen<br />
und lokaler Infrastruktur, arbeiten.<br />
Mittlerweile widmet die Regierung<br />
80% ihrer Nahrungsmittelhilfe dem<br />
Programm „Nahrung für Arbeit”<br />
nach dem Prinzip der Zielgruppen-<br />
ansprache (soziale Netze für Pfleger,<br />
psychologische Unterstützung vermit-<br />
telt von speziellen ehrenamtlichen<br />
Sozialnetzwerken, Einrichtungen des<br />
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
staatlichen Gesundheitswesen) sowie<br />
Seminare zum Thema Vergeudung<br />
und Mangelernährung.<br />
„Ich bin sehr glücklich, wenn ich<br />
die Gemeinde unterrichte und Ver-<br />
änderung mit meinem geringen<br />
Wissen einbringe, was ich mir<br />
ange eignet habe. Gesundheit ist<br />
alles.<br />
Ich profitiere sehr, wenn meine<br />
Gemeinde einen besseren Gesund-<br />
heitsstatus erreicht, da ich auch<br />
ein Opfer sein werde, wenn meine<br />
Gemeinde von einer Krankheit be-<br />
fallen wird. Daher profitiere auch<br />
ich, wenn meine Gemeinde von<br />
einer besseren Bildung profitiert.“<br />
42 Jahre alter verheirateter Mann,<br />
6.Jahr Schulung, Oromia<br />
Ehrenamtliche medizinische Beratung in der<br />
Werie Leke Woreda in der Tigray Region<br />
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http://science.nationalgeographic.com/staticfiles/NGS/Shared/StaticFiles/Science/Images/Content/smallpox-ethiopia-268248-xl.jpg<br />
http://blog.usaid.gov/wp-content/uploads/2010/12/jessica-dirocco.jpg
Der Geburtsort des Kaffees<br />
KAFFEEWÄLDER IN ÄTHIOPIEN<br />
Typische Kaffe Waldstruktur<br />
Kaffeewälder in <strong>Äthiopien</strong><br />
<strong>Äthiopien</strong> ist der Ursprung und da-<br />
mit das wichtigste Zentrum der ge-<br />
netischen Vielfalt der Arabica-Kaffee<br />
Pflanze. Allerdings birgt die Nutzung<br />
des wilden Coffea arabica das Risi-<br />
ko der Zerstörung seines natürlichen<br />
Lebensraums, des primären Regen-<br />
waldes. Die ursprünglichen Kaffee-<br />
arten wachsen in den Wäldern des<br />
Äthiopischen Hochlandes im Schatten<br />
eines dichten Blätterdachs. Schat-<br />
ten spendende Bäume tragen dazu<br />
bei, die Bodenstruktur zu erhalten.<br />
Sie verringern damit die Erosion und<br />
tragen so zum Schutz der Flussein-<br />
zugsgebiete bei. Sie unterstützen<br />
zudem mikrobielle Organismen, die<br />
die natürliche Kontrolle von Schäd-<br />
lingen und Krankheitserregern unter-<br />
stützen. Eine hohe Vielfalt von Pflan-<br />
zenarten führt außerdem zu einer<br />
verbesserten Verwertung von Nähr-<br />
stoffen.<br />
Entwicklung der Landwirtschaft<br />
Während der letzten 50Jahre wurde<br />
die Kaffeeproduktion vom Wald (heu-<br />
te rund 10%) auf lichte Wald- oder<br />
Gartenstandorte verlagert (ca.75%).<br />
Zu den „typischen“ negativen öko-<br />
logischen Auswirkungen dieser An-<br />
bauarten gehören vor allem die Ver-<br />
schlechterung der Bodenqualität,<br />
verstärkte Erosion und eine Verände-<br />
rung des Mikroklimas sowie der un-<br />
wiederbringliche Verlust der weltweit<br />
einzigartigen Wald-Kaffee Standorte.<br />
Die natürliche Bewaldung Äthiopi-<br />
ens hat durch die Umstellungen von<br />
rund 40% auf knapp unter 3% dras-<br />
tisch abgenommen. Daher ist es drin-<br />
gend notwendig, dem Verschwinden<br />
der wenigen Überreste der natürli-<br />
chen Wälder in <strong>Äthiopien</strong> und ihrer<br />
biologischen Vielfalt durch Schutz-<br />
und Managementmaßnahmen vorzu-<br />
beugen und die Expansion landwirt-<br />
schaftlicher Flächen einzudämmen.<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
http://www.transfairusa.org<br />
Arabica und der Klimawandel<br />
Der in <strong>Äthiopien</strong> angebaute Arabi-<br />
ca-Kaffee ist auf bestimmte klima-<br />
tische Bedingungen angewiesen. Da<br />
die Temperaturen langfristig steigen<br />
und der Regen stärker variiert, haben<br />
die äthiopischen Kaffeebauern zu-<br />
nehmend schlechtere Ernten. Einige<br />
der Bauern haben ihre Kaffeebäume<br />
deswegen in höher gelegene Gebiete<br />
verlagert während andere gezwungen<br />
waren, auf hitzetolerantere Kultur-<br />
pflanzen umzusteigen oder auf Tier-<br />
zucht umzustellen. Es gibt Hinweise<br />
darauf, dass die Klimaerwärmung zu<br />
einer großen Bedrohung für die Kaf-<br />
fee-Industrie in <strong>Äthiopien</strong> und anders-<br />
wo werden kann: Ein winziges Insekt,<br />
der Kaffeekirschenkäfer, hat ver-<br />
heerende Auswirkungen auf Kaffee-<br />
pflanzen weltweit und aktuelle For-<br />
schungsergebnisse deuten darauf hin,<br />
dass selbst geringe Temperaturerhö-<br />
hungen zu einer weiteren Verbreitung<br />
des Schädlings führen könnten.<br />
Entwaldung in <strong>Äthiopien</strong><br />
Kaffeebohnen werden getrocknet.<br />
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Der Geburtsort des Kaffees<br />
Doch das Wirtschaftssystem ent-<br />
wickelte sich, insbesondere in den<br />
letzten 50 Jahren, immer weiter.<br />
Heute hat <strong>Äthiopien</strong> einen Marktan-<br />
teil von 3 % am weltweiten Kaffee-<br />
handel, und über 15 Millionen<br />
Menschen hängen – direkt oder in-<br />
direkt – von der Kaffeeproduktion<br />
ab. Auf einer Fläche von über<br />
500 000 Hektar wurde im Jahr 2009<br />
Kaffee angebaut, doch aufgrund der<br />
meist überholten Bewirtschaftungs-<br />
weise und fehlenden Investitions-<br />
mitteln ist die Produktivität im inter-<br />
nationalen Vergleich noch immer<br />
sehr niedrig.<br />
Durch die Einführung der Ehtiopia<br />
Commodity Exchange (ECX) sind wei-<br />
tere Probleme entstanden; so wird<br />
kritisiert, dass Kaffee im Gegensatz<br />
zu Getreide und anderen an der ECX<br />
gehandelten Produkte kein homo-<br />
genes Gut ist, dort aber als ein<br />
solches eingestuft wird. Dies führt<br />
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
WIRTSCHAFTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND ENTWICKLUNGEN<br />
Seit Beginn der kommerziellen Kaf-<br />
feeproduktion Anfang des 20.Jahr-<br />
hunderts haben sich die grundsätz-<br />
lichen Abläufe von der Ernte bis zum<br />
Verkauf in <strong>Äthiopien</strong> kaum geändert.<br />
Die noch grünen<br />
Kaffee bohnen am<br />
Strauch – von der Befruchtung<br />
der Blüte<br />
bis zur Ernte vergehen<br />
6 bis 8 Monate.<br />
Die Bohnen werden<br />
sorgfältig nach ihrer<br />
Qualität sortiert – die<br />
besten sind für den<br />
Export bestimmt.<br />
Der nächste Schritt<br />
ist das Trocknen –<br />
auch hier wird die<br />
Qualität ständig kontrolliert.<br />
Auf den Märkten in<br />
<strong>Äthiopien</strong> kann man<br />
nur die qualitativ<br />
minderwertige Ware<br />
kaufen.<br />
zu einer starken Beeinträchtigung<br />
des Handels mit hochqualitativem<br />
Kaffee. Auch ist es für die Produzen-<br />
ten wieder schwieriger geworden,<br />
ihre Produkte direkt an Exporteure<br />
zu verkaufen, was unter anderem zu<br />
einem Einbruch des Fair-Trade-Han-<br />
dels führte. Der Weltmarktpreis für<br />
Kaffee hat sich von der Krise 2001<br />
zwar weitgehend erholt, doch die<br />
äthiopischen Kleinbauern leiden<br />
noch immer unter den starken Preis-<br />
schwankungen im Rohstoffbereich.<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
tatsächlich bezahlter Transfair-Preis<br />
Weltmarktpreis der ICO in US-Cents per lb<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Fair-Trade-Handel sichert den Bauern ein stabiles<br />
Einkommen unabhängig vom Weltmarktpreis.<br />
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Der Geburtsort des Kaffees<br />
Wildkaffee wird auf verschiedene Weisen angebaut, u. a. als Waldkaffee (links) und Gartenkaffee<br />
(Mitte). Bei allen Wildkaffeesorten werden die Kaffeekirschen von Hand gepflückt (rechts).<br />
<strong>Äthiopien</strong> gilt als der Geburtsort des<br />
Kaffees, da die Kaffeepflanze Coffee<br />
arabica ihren Ursprung im Südwesten<br />
des Landes hat. Dort, in den kühlen,<br />
schattigen Bergwäldern, wachsen die<br />
Kaffeesträucher wild. Sie finden opti-<br />
male Wachstumsbedingungen in<br />
• 1500 –2500 mm Regenfall pro Jahr<br />
• Temperaturen von 15 –25 °C<br />
• Höhen von 1300 –1800 m ü.d.M.<br />
Pro Jahr werden ca. 200000 t Kaffee<br />
angebaut. Aufgrund der Anbauweise<br />
wird der Kaffee in vier Typen unter-<br />
teilt:<br />
Anteile der Kaffeetypen an der<br />
Gesamternte<br />
Waldkaffee 10%<br />
Semi-Waldkaffee 30 %<br />
Gartenkaffee 55 %<br />
Plantagenkaffee 5 %<br />
Waldkaffee, Semi-Waldkaffee und<br />
Gartenkaffee sind Wildkaffeesorten.<br />
Sie werden von Kleinbauern produ-<br />
ziert, die den Kaffee auf traditionell<br />
http://maskal.de/kaffee/dossier-wildkaffee/reise-in-die-wildkaffee-regenwaelder-von-aethiopien<br />
biologische Weise anbauen. 95% des<br />
äthiopischen Kaffees kann als biolo-<br />
gisch betrachtet werden, auch wenn<br />
er nicht zertifiziert ist.<br />
Waldkaffee<br />
Die Kaffeesträucher wachsen wild<br />
im Schatten des Waldes und reife<br />
Kaffeekirschen werden von Hand ge-<br />
pflückt. Diese Anbauweise trägt zum<br />
Schutz des Regenwaldes bei. Mehr<br />
als 60 % der in <strong>Äthiopien</strong> noch ver-<br />
bliebenen Wälder werden als Wald-<br />
kaffeegebiete genutzt.<br />
LEGENDE<br />
Gartenkaffee<br />
Wald- u. Semi-Waldkaffee<br />
Plantagenkaffee<br />
Die wichtigsten Anbauregionen für Coffee arabica<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
http://www.ethiopiatravel.com, Bearbeitung: Laura Winter http://www.thanksgivingcoffee.com<br />
Semi-Waldkaffee<br />
Der Kaffee wird von Hand im Wald<br />
gepflückt. Ein geringer Eingriff in<br />
die Natur ist jedoch erlaubt, um die<br />
Produktion zu vereinfachen und zu<br />
erhöhen, z. B. werden<br />
• Bäume geschlagen, um den Wald<br />
zu lichten<br />
• störende Sträucher und Pflanzen<br />
vor der Ernte entfernt.<br />
Gartenkaffee<br />
Gartenkaffee wird von Kleinbauern<br />
in einer Mischkultur mit anderen<br />
Pflanzen (z.B. Obstbäumen) um ihre<br />
Häuser angebaut. Um die Produktion<br />
zu erhöhen werden die Kaffee-<br />
sträucher in leichter bis mittlerer<br />
Beschattung gepflanzt, mit Kompost<br />
gedüngt und beschnitten.<br />
Plantagenkaffee<br />
Großflächige Kaffeeplantagen sind in<br />
<strong>Äthiopien</strong> relativ neu. Um die Ernte<br />
zu maximieren werden<br />
• krankheitsresistente Setzlinge mit<br />
hohem Ertrag angepflanzt<br />
• die Pflanzen regelmäßig organisch<br />
gedüngt und beschnitten<br />
• auf staatlichen Plantagen chemi-<br />
sche Dünge- und Unkrautvernich-<br />
tungsmittel eingesetzt.<br />
Auf Kaffeeplantagen wird die Ernte durch<br />
intensive Bewirtschaftung maximiert.<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://commons.wikimedia.org
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
The Culture of SNNPR (Ethiopia)<br />
Southern Nations, Nationalities, and People‘s Region (SNNPR)<br />
Ethnic Groups<br />
There are 56 ethnic groups with dis-<br />
tinct geographical location, language,<br />
cultures, and social identities.<br />
Language families are Omotic, Cush-<br />
etic, Nilo-Sahara and Semitic super<br />
language families.<br />
Flag of the Southern<br />
Nations, Nationalities, and<br />
People‘s Region (SNNPR)<br />
Regional Facts<br />
Capital: Awasa<br />
Area: 112.343,19 km²<br />
Population: 15,042,531 (2007)<br />
Pop. density: 134 inhabitants/km² (2007)<br />
Rural Area Pop 2005: 92 %<br />
Pop. Growth Rate 2005: 2,9 %<br />
Per Capita Prod. 2005: 1,153 Birr<br />
Groth Rate of GDP 2005: 11 %<br />
HIV/AIDS Prevalence 2003: 2.8 %<br />
Clean Water Cov. 2005: 48 %<br />
Infant Mortality Rate 2005: 107/1000<br />
Life Expectancy 2005: 53 (f), 51 (m)<br />
Main Language: Amharic<br />
No. of Zones: 13<br />
No. of Special Woredas: 8<br />
No. of Woredas: 125<br />
The different ethnic groups inhab-<br />
iting in the Region speaks as many<br />
The predominantly spoken languages<br />
Sidamigna 18.00 %<br />
Guragina 14.72 %<br />
Welayta 11.53 %<br />
Hadiyigna 8.53 %<br />
Keffigna 22.00 %<br />
Kembatigna 35.00 %<br />
Source: census reporte, 1994<br />
languages and dialects from all the<br />
four major language groups (Omotic,<br />
Cushitic, Semitic, and Nilo-Saharan)<br />
used in the country. In the Region<br />
there are 28 ethnic groups who speak<br />
and have origin of Omotic language<br />
group, 19 Cushitic, eight Nilo-Saharan<br />
and two Semitic.<br />
Cultural ceremonies:<br />
Map of Ethiopia<br />
highlighting the<br />
SNNPR<br />
Each of the nationalities of the region<br />
has their own, wedding, burial, reli-<br />
gious, and other cultural ceremonies.<br />
Traditional Weaving practices in Dorze Gamo-Gofa Zone<br />
Samburu dance<br />
Harmful Traditional<br />
Practices (HTPs):<br />
Among others: Abduction, female<br />
genital mutilation, Milk teeth ex-<br />
traction, Uvelectomy, Inheritance<br />
marriage, early marriage.<br />
Social activities<br />
Some of the nationalities are known<br />
of their special cotton cloths weaving<br />
and dressing, making bracelets, nick-<br />
els, earrings and bead.<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://schools.nashua.edu/myclass/lavalleev/Art%20History%20Pictures/ch32/index32.html<br />
http://vive-rie-ama.blogspot.com/2010/06/on-our-way-to-omo-valley.html
Traditional Ploughing<br />
Agriculture<br />
Agriculture is the back bone of the<br />
regional economy accounting for<br />
more than 90 % of the total employ-<br />
ment and contributes more than<br />
73 % to regional GDP. The region is<br />
endowed with wide-ranging climatic<br />
conditions. Due to this all types of<br />
cereals, fiber crops, oil seeds, fruits,<br />
vegetables, peas, beans, ground<br />
nuts, sunflowers.<br />
Injera and Wot<br />
http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1558553<br />
Beverage crops (tea and coffee)<br />
spices, clove, cardamom, ginger,<br />
black pepper, hell and herbs, Horti-<br />
culture: citrus, banana, mango,<br />
papaya, avocado, pineapple and in-<br />
dustrial crops like cotton are widely<br />
grown in the region.<br />
Food<br />
Injera, a spongy unleavened bread<br />
made from teff grain, is the staple<br />
of every meal, eaten with stews<br />
(wot) made of vegetables such as<br />
carrots and cabbage, spinach, pota-<br />
toes, and lentils. The most common<br />
spice is berberey, which has a red<br />
pepper base.<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Ensete – The ‘False Banana’<br />
Ensete – The “False Banana”<br />
Ensete (Ensete Scitamineae) is a<br />
traditional staple crop in many parts<br />
of densely populated south and<br />
south-western Ethiopia. The root of<br />
the plant provides food in the form<br />
of starch, the stem is used to pro-<br />
duce a coarse fibre, and the leaves<br />
are fed to cattle, whose manure is in<br />
turn used to fertilise the plant<br />
Stelae<br />
Most of the stones are engraved<br />
with enigmatic symbols, notably<br />
swords. French excavations have re-<br />
vealed that the stelae mark mass<br />
graves of individuals aged between<br />
18–30 years old.<br />
World Heritage Site: the stelae site of Tiya<br />
in Gurage zone<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://picasaweb.google.com/lh/photo/6dRAG42GVfp_OKTJm17zoQ
Ensete – Food Security<br />
Description of Ensete<br />
Ensete (E. ventricosum) is in the<br />
same as banana family, Musaceae,<br />
but different genus. Ensete is also<br />
called as ‘false banana’ because<br />
Ensete and banana plants have sim-<br />
ilar structure such as underground<br />
corm, pseudostem, and large<br />
leaves. However, Ensete has larger<br />
stem and longer leaves and than<br />
those of a banana plants. Ensete<br />
cannot produce suckers at the base<br />
like banana, so wild Ensete is pro-<br />
duced from seed. Most domesti-<br />
cated plants are propagated from<br />
suckers, and take up to five years<br />
to mature. The<br />
root and pulp is<br />
harvested and<br />
eaten like cere-<br />
als, whereas ba-<br />
nana-like fruit is<br />
inedible.<br />
Effects on environment<br />
• Make soil more fertile<br />
• Reduce soil erosion<br />
• Improve hydrological cycle: soil<br />
water content and groundwater<br />
recharge<br />
• Cool local climate<br />
Ensete harvesting and<br />
food processing<br />
Ensete is uprooted and cut into sepa-<br />
rate parts. The corms are processed<br />
in one area and the pseudostems<br />
are processed in another area. The<br />
starchy pulp is extracted using a<br />
bamboo or metal scrapper to scrape<br />
Ensete provides good environment around the<br />
house.<br />
A woman scrapping Ensete corm using a bamboo<br />
bar. Note that most of work is done by women.<br />
the pseudostem, then placed in a<br />
pit with Ensete leaves under for fer-<br />
mentation. The corm is pulverized<br />
and placed into a two pit system<br />
lined with Ensete leaves that allows<br />
the liquid from pulp stored in an up-<br />
per pit to drain into a lower pit when<br />
it is squeezed and mixed through<br />
treading with the feet.<br />
Kocho, bulla and amicho are three<br />
main food obtain from Ensete.<br />
Kocho is fermented starch made<br />
from a mixture of the scraped leaf-<br />
sheaths and grated corm. The inner-<br />
most leafsheaths and corm have<br />
better quality with white color.<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
A pancake-like bread is the most<br />
common kocho. The best quality of<br />
Ensete food is Bulla which is flour<br />
obtained from liquid of scrapped<br />
leafsheath and grated corm. While<br />
kocho and bulla are obtain from<br />
matured Ensete plants, amicho is<br />
selected from younger plants or<br />
clones. Amicho can be boiled and<br />
eaten like potatoes.<br />
Food security<br />
Ensete is a promising solution to wipe<br />
out the food insecurity problems<br />
in Ethiopia. Since 1991, the current<br />
Ethiopian government has recognized<br />
its importance to the people of the<br />
south, and declared a ‘national crop’<br />
in 1997. Although protein content in<br />
Ensete products is lower than other<br />
cereal, it has outcompeting charac-<br />
teristics, such as less land area, care,<br />
fertilizer and irrigation requirement.<br />
With several experiment and obser-<br />
vation, Ensete has met five criteria<br />
of food security, such as availability,<br />
nutritional adequacy, market acces-<br />
sibility and sustainable production.<br />
Therefore, improvement of cultivation<br />
and food processing technique are<br />
needed to increase food quality and<br />
quantity as well as reduce labor.<br />
http://www.wiz.uni-kassel.de/model_db/bierwirth/biovillage/compost_report.html<br />
http://farm5.static.flickr.com/4051/4487230932_ecef26a37f.jpg<br />
Starch mixture of Ensete is burried in the pit for<br />
fermentation to prepare Kocho, pancake-like bread.<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://www.wiz.uni-kassel.de/model_db/bierwirth/biovillage/compost_report.html<br />
http://birtes-welt.com/wp-content/uploads/2008/12/kocho.jpg
Die Topographie der SNNPR<br />
Typische Landschaftsszene im südlichen <strong>Äthiopien</strong><br />
Die SNNPR ist durch ein hügeliges<br />
Relief mit zahlreichen steilen Hän-<br />
gen gekennzeichnet. Die höchste<br />
Erhebung befindet sich mit etwa<br />
3500 m ü.NN im nordöstlichen Teil<br />
der Region, die niedrigsten Gelände-<br />
höhen liegen mit etwa 350 m ü.NN<br />
im südlichen Teil. Durch diese gro-<br />
ßen Höhenunterschiede kann die<br />
Region in verschiedene Höhenzonen<br />
eingeteilt werden: Die Tieflandzone,<br />
welche ungefähr 55% der Gesamt-<br />
fläche der SNNPR ausmacht, sowie<br />
die Hochlandzone, welche etwa 45%<br />
der Fläche abdeckt. Die Grenzlinie<br />
zwischen Tiefland- und Hochland-<br />
region kann etwa bei 1500 m ü.NN<br />
gezogen werden. Auch die Verteilung<br />
der Bevölkerung wird durch diese<br />
Höhenverteilung und die damit ver-<br />
bundenen unterschiedlichen klima-<br />
tischen Bedingungen bestimmt. Wäh-<br />
rend im Tiefland trockene und heiße<br />
Bedingungen vorherrschen, bieten<br />
die Hochlandbereiche ein mildes Kli-<br />
ma mit häufigeren Regenfällen. Da-<br />
durch sind die Hochlandbereiche<br />
besser für landwirtschaftliche Zwe-<br />
cke geeignet. Darüber hinaus bietet<br />
das Hochlandklima einen erhöhten<br />
Schutz vor Infektionskrankheiten wie<br />
Malaria. Aufgrund aller dieser Fakto-<br />
ren lebt die Mehrzahl der Menschen<br />
in den Hochlandgebieten der SNNPR.<br />
Aber auch innerhalb der Hochland-<br />
region sind aufgrund höhenbedingter<br />
klimatischer Einflüsse nicht alle Ge-<br />
biete gleichermaßen für landwirt-<br />
schaftliche Zwecke geeignet.<br />
Es werden drei agrarökologische Zo-<br />
nen unterschieden:<br />
1. Wurch: Die höchstgelegene und<br />
kälteste Zone des Hochlands über<br />
3000 m ü.NN und einem Jahres-<br />
niederschlag von über 2000mm.<br />
Nachts kommt es hier regelmäßig<br />
zu Frost.<br />
2. Dega: Gebiete zwischen 2500 und<br />
3000m ü.NN. Hier werden haupt-<br />
sächlich Gerste und Weizen an-<br />
gebaut. Das Potential für Boden-<br />
erosion ist in diesem Bereich am<br />
höchsten.<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
http://farm4.static.flickr.com/3179/2389496598_3b4613f6a7_o.jpg<br />
3. Weina Dega: Der gemäßigt, kühle<br />
Teil des Hochlands zwischen 1500<br />
und 2500 m ü.NN. Da die Bedin-<br />
gungen für Ackerbau und Viehhal-<br />
tung in dieser Region am Besten<br />
ist, lebt hier die große Mehrheit<br />
der Bevölkerung.<br />
Die Tieflandzone unterhalb von<br />
1500m ü.NN wird Kolla genannt. Sie<br />
ist durch warmes und semi-arides bis<br />
arides Klima gekennzeichnet.<br />
Topographie der SNNPR<br />
Tiefland- und Hochlandbereiche in der SNNPR<br />
Agrarökologische Zonen der SNNPR<br />
www.museum-albersdorf.de
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Landnutzung im südlichen <strong>Äthiopien</strong><br />
Mehr als 80% der Einwohner Äthiopi-<br />
ens leben in ländlichen Gebieten. Für<br />
sie ist die Bewirtschaftung von Land<br />
die wesentliche Existenzgrundlage.<br />
Die Art, wie Land genutzt wird, ist<br />
daher ein Ausdruck der Lebensweise<br />
der meisten Menschen, aber auch ein<br />
Spiegel für den Bevölkerungsdruck<br />
in der Region.<br />
Viele Grundstücke in Südäthiopien<br />
sind in Hanglage, mit dem Wohnhaus<br />
und dem Garten für Ensete im obe-<br />
ren Bereich, sowie Feldern für Dar-<br />
koa, Taro und Shoka in den niedrige-<br />
ren Hanglagen.<br />
Darkoa-Felder finden sich meist nahe<br />
am Gehöft. Sie werden mit Dung an-<br />
gereichert und sind daher sehr pro-<br />
duktiv. Shoka-Felder hingegen sind<br />
meist weiter vom Gehöft entfernt.<br />
Sie werden daher oft nicht gedüngt<br />
und sind weniger produktiv.<br />
Eigenschaften Wurch Dega Weina Dega Kolla<br />
Höhe (m NN) über 3000 2500-3000 1500-2500 unter 1500<br />
Niederschlag<br />
(mm)<br />
Schwere Arbeit wird normalerweise<br />
von Hand oder unter Zuhilfenahme<br />
einfacher Werkzeuge und hauptsäch-<br />
lich von Frauen verrichtet.<br />
Landbesitz<br />
Landbesitz wurde in verschiedenen<br />
politischen Systemen unterschiedlich<br />
geregelt:<br />
2000 1700 1000 500<br />
Ackerfrüchte nur Gerste Gerste, Weizen,<br />
Noug,<br />
Hülsenfrüchte<br />
Böden Schwarzerde<br />
– degeneriert<br />
Vegetation Erika,<br />
Johanniskraut<br />
Viehhaltung Schafe,<br />
Rinder,<br />
Esel<br />
tonige, dunkle<br />
Braunerde<br />
Wacholder,<br />
Kosobaum,<br />
Steineibe,<br />
Bambus<br />
Schafe, Ziegen,<br />
Rinder, Hühner,<br />
Pferde, Bienen<br />
Gerste, Weizen,<br />
Sorghum, Teff,<br />
Noug, Mais<br />
Ensete, Hirse,<br />
Rötlich-braune<br />
Böden<br />
Akazien,<br />
Kordien,<br />
Feigen<br />
Schafe, Ziegen,<br />
Hühner, Esel,<br />
Pferde, Bienen,<br />
Maultiere<br />
Sorghum (selten),<br />
Teff<br />
Eigenschaften und typische Landnutzung der<br />
einzelnen agrarökologischen Zonen<br />
Derg-Regime: Kultivierbares Land<br />
ging in staatlichen Besitz über und<br />
wurde anschließend an die Besteller<br />
SNNPR BoFED<br />
Gelbliche Sandböden<br />
Akazien,<br />
versch. Büsche<br />
und Bäume<br />
Schafe, Ziegen,<br />
Rinder, Hühner,<br />
Esel, Kamele<br />
des Landes verteilt. Dies geschah<br />
auf eine Weise, dass Ackerflächen<br />
kooperativ bebaut werden konnten.<br />
Die Beziehung zwischen Grundherr<br />
und Pächter war somit abgeschafft.<br />
Das heutige System: Das Landbe-<br />
sitzsystem des Derg-Regimes wur-<br />
de weitgehend übernommen. Im<br />
Jahr 1995 trat die neue Verfassung<br />
des Landes in Kraft, in welcher der<br />
staatliche Besitz des Landes weiter-<br />
hin festgeschrieben ist. Allerdings<br />
wurde den Bauern das Recht ein-<br />
geräumt, über das Land weitgehend<br />
frei verfügen zu können. Es ist ihnen<br />
aber nicht gestattet, das Land zu<br />
verkaufen oder zu verpfänden. Da-<br />
her ist es heutzutage unter Farmern<br />
üblich, das verfügbare Land informell<br />
untereinander aufzuteilen.<br />
Hölzerner Pflug mit Eisenspitzen, der von zwei<br />
Ochsen gezogen wird<br />
Im Garten sowie auf steinigen und steilen Böden<br />
wird mit Handhacken gearbeitet.<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://picasaweb.google.com/lh/photo/hm1Fjd1OGoTBUV58LKWp0Q
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Die Bedeutung der Böden für <strong>Äthiopien</strong><br />
“Es gibt auf der Erde keinen<br />
wichtigeren, keinen der Betrachtung<br />
würdigeren Gegenstand als den<br />
Boden! Es ist ja der Boden, welcher<br />
die Erde zu einem freundlichen<br />
Wohnsitz der Menschen macht;<br />
er allein ist es, welcher das zahllose<br />
Heer der Wesen erzeugt und<br />
ernährt, auf welchem die ganze<br />
Schöpfung und unsere Existenz<br />
letztendlich beruhen...”<br />
(Friedrich Albert Fallou, 1862)<br />
SNNPR ist eine der Regionen in Äthi-<br />
opien, die mit Unsicherheiten in der<br />
N a hr u n g s mittelve r s o r gu n g z u k ä m p -<br />
fen hat. Die Menschen sind daher di-<br />
rekt und entscheidend von der Qua-<br />
lität der Böden abhängig, da diese<br />
ihre wichtigste Quelle für die Erzeu-<br />
gung von Nahrungsmitteln darstellen.<br />
Der landwirtschaftliche Sektor ist<br />
das Fundament der Wirtschaft des<br />
Landes: Er macht etwa 40 – 50 % des<br />
BIP und 85 % der gesamten Beschäf-<br />
tigung aus.<br />
Verglichen mit anderen afrikanischen<br />
Ländern, bieten die Böden in Äthio-<br />
rechts: BIP nach Sektoren (2009) und<br />
links: Erwerbstätige nach Tätigkeit (2009)<br />
pien recht günstige Bedingungen für<br />
Ackerbau. Bei sachgerechter Bear-<br />
beitung können diese Böden hohe Er-<br />
träge erzielen. Allerdings sind sie sehr<br />
empfindlich gegenüber Belastungen,<br />
insbesondere führt eine fehlende<br />
Vegetationsdecke häufig zu Erosion.<br />
Bodenabtrag<br />
Aufgrund der demographischen Lage<br />
in der Region und im gesamten Land,<br />
gehen diese fruchtbaren Böden ver-<br />
loren. Bevölkerungswachstum führt<br />
zu einer Intensivierung und Expan-<br />
sion der Landwirtschaft. Die Konse-<br />
quenzen sind Überweidung, Entwal-<br />
dung, Verarmung der Böden und zu<br />
letzt Bodenerosion. Zudem führen<br />
nicht nachhaltige Raumnutzung und<br />
unklare Verhältnisse bei Landbesitz<br />
zu Problemen.<br />
Die derzeitige Rate der Abholzung<br />
in den Wäldern <strong>Äthiopien</strong>s wird auf<br />
180000 Hektar pro Jahr geschätzt.<br />
Die Fläche wird dann zumeist in<br />
Ackerflächen oder Weideland mit<br />
erheblich reduzierter Vegetations-<br />
decke umgewandelt, was die Boden-<br />
erosion – besonders an Hängen –<br />
stark beschleunigt.<br />
Der Ackerbau im Hochland führt<br />
während Teilen, oder aber während<br />
der gesamten Wachstumsperiode der<br />
Feldfrüchte, zu großen Bodenberei-<br />
chen, die von Erosion betroffen sind.<br />
<strong>Äthiopien</strong> verliert geschätzt etwa<br />
1000000000 m³ seiner fruchtbaren<br />
Oberböden pro Jahr. Dies resultiert<br />
in geschätzten Ernteeinbußen bei<br />
Gerodete Waldfläche<br />
Getreide von 57000 bis zu 128000<br />
Tonnen. Neben dem physischen Bo-<br />
denverlust, ist der Verlust von Nähr-<br />
stoffen und organischem Material in<br />
den Böden ein weiteres drängendes<br />
Problem. Dies ist hauptsächlich da-<br />
durch verursacht, dass Pflanzenreste<br />
und Dung eher verbrannt werden,<br />
anstatt als Dünger wieder in den Bo-<br />
den eingebracht zu werden. So wird<br />
in der Region Konso beispielsweise<br />
durch den Anbau von Hirse in Mono-<br />
kultur die Bodenfruchtbarkeit allmäh-<br />
lich verringert.<br />
Starke Bodenerosion<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://picasaweb.google.com/lh/photo/oqysm6gHyrhY76Kmcv90rA http://splashman.phoenix.wikispaces.net
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und Ökologie Dithmarschen<br />
Bodendegradation und ihre Folgen<br />
für das südliche <strong>Äthiopien</strong><br />
Flächenerosion<br />
Grabenerosion<br />
Rillenerosion<br />
Bodenerosion stellt eine der größ-<br />
ten Herausforderungen für <strong>Äthiopien</strong><br />
dar. Der Getreideanbau im Hochland<br />
hinterlässt offenen Boden während<br />
der Wachstumsperiode, der für<br />
Erosion anfällig ist. Zusätzlich wer-<br />
den durch die Bevölkerungszunahme<br />
auch zunehmend ungünstig gelegene<br />
Böden beansprucht.<br />
Die Bodenerosion muss aufgehalten<br />
werden, wenn der Wohlstand in<br />
<strong>Äthiopien</strong> dauerhaft verbessert wer-<br />
den soll. Bodenerosion ist zumeist<br />
durch die Topographie eines Gebiets<br />
bestimmt.<br />
http://www.geo.fu-berlin.de/fb/e-learning/geolearning/en/soil_erosion/index.html<br />
http://environment11.pbworks.com/w/page/26289234/Soil-Abuse-95<br />
http://ei.tamu.edu/erosion_in_beds.htm<br />
Der Kampf gegen Bodenerosion<br />
Folgende Methoden können einge-<br />
setzt werden, um Bodenerosion ent-<br />
gegen zu wirken: Terrassierung, Mul-<br />
chen, Rillen und Gräben, Steinwälle,<br />
Zweige und dicke Halme als Boden-<br />
auflage.<br />
Diese Methoden, der Erosion im süd-<br />
lichen <strong>Äthiopien</strong> entgegen zu wir-<br />
ken, werden vielerorts bereits an-<br />
gewandt, zumeist sind sie aber nur<br />
in der Lage, den Erosionsprozess zu<br />
verlangsamen, nicht zu stoppen.<br />
Unsere Verantwortung<br />
Ursachen und Lösungen des Prob-<br />
lems liegen oft weitab der Grenzen<br />
<strong>Äthiopien</strong>s. Deutschland war lange<br />
Zeit mit 30% des dort angebauten<br />
Kaffees der Hauptabnehmer äthiopi-<br />
schen Kaffees.<br />
Große Waldbestände im Südwesten<br />
<strong>Äthiopien</strong>s werden zerstört, um Platz<br />
für den Anbau von für Europa be-<br />
stimmten Zuchtblumen zu gewinnen.<br />
Die Hauptursache der starken Boden-<br />
degradation liegt allerdings in der<br />
starken Bevölkerungszunahme be-<br />
gründet. Hungersnöte könnten wohl<br />
eher vermieden werden, wenn die<br />
Zahl der Geburten geringer wäre.<br />
Die Ausbildung der jungen Generation<br />
ist der Schlüssel für eine nachhaltige<br />
Zukunft. Daher sollte eine integrative<br />
Strategie zum Schutz der Ressourcen<br />
<strong>Äthiopien</strong>s entwickelt und Bildungs-<br />
programme ausgearbeitet werden.<br />
Es ist wohl auch sinnvoll, wenn diese<br />
Herausforderungen im Kontext inter-<br />
nationaler Kooperationen angegangen<br />
werden.<br />
Zugleich sollten wir uns bewusst<br />
machen, dass wir auch hier in Europa<br />
durch den Konsum von in <strong>Äthiopien</strong><br />
hergestellten Produkten unbewusst<br />
zur Verknappung der dortigen Res-<br />
sourcen beitragen.<br />
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SNNPR BoFED
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Konso – Kultur blühender Terrassen<br />
In Konso werden traditionelle Werte<br />
erhalten, das Leben und die Land-<br />
wirtschaft sind Teil einer ganz beson-<br />
deren Lebensanschauung und Kul-<br />
tur. Durch Terrassierung der steilen<br />
Landschaft haben Generationen von<br />
Menschen eine unwirtliche Gegend<br />
in fruchtbares Ackerland verwandelt.<br />
Damit haben sie die Grundlage für<br />
ihr eigenes Überleben und das der<br />
folgenden Generationen gelegt.<br />
Durch den Bau der Steinmauern<br />
kann das wenige Regenwasser nicht<br />
einfach den Hang hinunterlaufen,<br />
sondern sickert auf den Terrassen<br />
in den Boden ein und bleibt für die<br />
Pflanzen erhalten.<br />
In Konso gibt es eine feste Sozial-<br />
struktur, jedes Dorf hat einen Chef,<br />
den Poqalla. Ihm werden seltene<br />
Fähigkeiten und Mächte nachgesagt.<br />
Die Vorfahren der heutigen Poqal-<br />
las verließen vor Jahrhunderten ihre<br />
weit entfernten Länder und kamen<br />
nach Konso um hier das Land zu be-<br />
wirtschaften. Ihnen gehören große<br />
Ländereien, welche sie mit beson-<br />
derer Sorgfalt und traditionellem<br />
Wissen um das Gleichgewicht in der<br />
Natur bestellen.<br />
Poqallas spielen eine zentrale Rolle<br />
in Konso, sie gestalten die Land-<br />
schaft und die Kultur in ihren Dör-<br />
fern. Ihre Entscheidungen werden<br />
respektiert und in Notlagen wird<br />
ihr Rat oft gesucht. Sie entscheiden<br />
in gerichtlichen, landwirtschaftli-<br />
chen, sozialen, umweltpolitischen<br />
und wirtschaftlichen Fragen über<br />
die Geschicke ihres Dorfes. Sie sind<br />
die Erschaffer der Terrassenkultur<br />
in Konso, nur sie verfügen über die<br />
Flächen und Mittel, welche nötig<br />
sind, um eine gemeinsame Arbeits-<br />
leistung der Dorfbewohner zu er-<br />
bitten. Wenn eine neue Terrasse ge-<br />
baut werden soll sind viele helfende<br />
Hände unerlässlich, um Steinwälle<br />
aufzustellen, Steine vom zukünfti-<br />
gen Acker zu räumen und den Bo-<br />
den zu ebnen. Als Lohn erhalten die<br />
Helfer Nahrung, besonders beliebt<br />
ist CHAGGA, das selbstgebraute,<br />
traditionsreiche Bier der Konso.<br />
Während der Arbeit haben die Men-<br />
schen sehr viel Spaß, sie singen<br />
und tanzen, unterhalten sich und<br />
in den Pausen essen und trinken<br />
sie gemeinsam. Dadurch wird die<br />
Dorfgemeinschaft gestärkt und neue<br />
Freundschaften entstehen.<br />
Poqalla Galla Gezekren Wolde Dawit<br />
www.museum-albersdorf.de
Legende von Guufa,<br />
einem sehr mächtigen Poqalla<br />
Guufa kam nach Konso zu einer<br />
Zeit, da sich der Boden geöffnet<br />
hatte und riesige, tiefe Spalten die<br />
Landschaft durchzogen. Die Men-<br />
schen hatten Hunger und konnten<br />
nichts mehr pflanzen und ernten.<br />
Daraufhin luden sie Guufa ein ih-<br />
nen zu helfen. Er folgte ihrer Bitte<br />
und da vor ihm schon viele Poqal-<br />
las versucht haben das Problem zu<br />
lösen, ohne es zu schaffen, fragte<br />
er sie, ob er der älteste und wei-<br />
seste Poqalla aller Poqallas wer-<br />
den würde, wenn er das Problem<br />
lösen kann. Die Menschen akzep-<br />
tierten diese Gegenleistung sofort<br />
und Guufa begann mit der Arbeit.<br />
Er legte einen Elefantenfuss über<br />
seinen eigenen und wanderte über<br />
das Land. Während er ging schüt-<br />
telte und zitterte das ganze Land,<br />
dann begannen wie von Magie ge-<br />
trieben, die Risse sich zu schliessen<br />
und zu versiegeln.<br />
Von nun an respektierte das Volk<br />
der Fasha den Poqalla Guufa als<br />
den ältesten und weisesten aller<br />
Poqallas.<br />
Boden in Gefahr<br />
Beginnende Erosion am Wegesrand:<br />
Wenn Tiere und Menschen immer<br />
den gleichen Weg nutzen, zerstören<br />
sie durch ihr Gewicht die Struktur<br />
des Bodens. Er hält nicht mehr gut<br />
zusammen und wird bei starkem Re-<br />
gen weggespült. Da der fruchtbare<br />
Boden an diesen Stellen fehlt, kann<br />
Erosion auf einem Treibeweg<br />
nichts mehr angepflanzt werden.<br />
Daher sichern die Terrassen den Bo-<br />
den an Ort und Stelle und speichern<br />
zusätzlich Wasser.<br />
Aussen- und Inneneindrücke eines typischen Konso Dorfes<br />
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Nachhaltige Lebensweise<br />
Die Menschen leben mit der Natur,<br />
sie nehmen, was sie brauchen und<br />
produzieren absolut keinen Müll.<br />
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Eines der größten Probleme<br />
<strong>Äthiopien</strong>s ist das rasante<br />
Bevölkerungswachstum.<br />
Verantwortlich dafür ist die heutige<br />
Gesellschaftsstruktur: Einer frühen<br />
Heirat folgt oft eine frühe Schwan-<br />
gerschaft (über 40 % der jungen<br />
Frauen sind mit 19 Mutter). Hinzu<br />
kommt, dass die Frauen in <strong>Äthiopien</strong><br />
im Durchschnitt 5,9 Kinder bekom-<br />
men, von denen oft zwei nicht ge-<br />
plant oder gewollt sind. Besonders<br />
die Bildung der Frauen ist gering,<br />
Verhütungsmethoden sind häufig<br />
nicht bekannt.<br />
Bei einem anhaltenden Wachstum –<br />
jedes Jahr kommen 2 Mio Menschen<br />
dazu – wird erwartet, dass die Be-<br />
www.ecosystems.uni-kiel.de<br />
Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
Bevölkerungswachstum in <strong>Äthiopien</strong><br />
<strong>Äthiopien</strong> – Ein kurzer Steckbrief<br />
Bevölkerung 2009 ca: 80 Millionen<br />
Bevölkerungswachstum pro Jahr: 2,6 %<br />
ca. 100 verschiedene ethnische Gruppen<br />
45% der Bevölkerung unter 15 Jahre alt<br />
3,2% über 65 Jahre alt<br />
Zum Vergleich: Deutschland<br />
Bevölkerung 2009: 82 Millionen<br />
Bevölkerungswachstum pro Jahr: – 0,3 %<br />
13,5% der Bevölkerung unter 15Jahre alt<br />
20,2 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt<br />
völkerung im Jahr 2030 135 Mio er-<br />
reicht, bei einem langsamen Wachs-<br />
tum 124 Mio. Dafür müssten jedoch<br />
sofort Maßnahmen ergriffen werden.<br />
Wie könnte das Bevölkerungs-<br />
wachstum verlangsamt werden?<br />
Wichtig ist es, den Kindern einen<br />
besseren Schulzugang zu ermögli-<br />
chen. Mit der Schulbildung steigt<br />
die Wahrscheinlichkeit einer an-<br />
schließenden Erwerbstätigkeit. Dies<br />
führt oft zu einer späteren Heirat.<br />
Zudem treffen gebildete Frauen<br />
eigenständiger Entscheidungen. Stu-<br />
dien zeigen, dass Frauen, die über<br />
mehr als eine Grundschulausbildung<br />
verfügen auch mehr über Familien-<br />
planung wissen. Es gibt jedoch zu<br />
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http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arbore1.jpg<br />
Macro International Inc. (2008): Ethiopia Atlas of Key Demographic and Health Indicators, Calverton, Maryland, USA.<br />
wenig gut ausgebildete Lehrer und<br />
angemessenes Material, sowie eine<br />
schlechte Infrastruktur.<br />
Die äthiopische Regierung hat er-<br />
kannt, dass das starke Bevölkerungs-<br />
wachstum ein großes Problem dar-<br />
stellt – heute sind aufgezwungene<br />
sowie sehr frühe Heiraten verboten.<br />
Ein weiteres Wachstum ist nicht<br />
tragbar – es besteht die Gefahr, dass<br />
viele Äthiopier in einem Teufelskreis<br />
aus Armut, Krankheit und Hunger<br />
gefangen bleiben.<br />
Bevölkerung (Mio)<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bevölkerung<br />
Gesamt<br />
in Altersklassen<br />
0 - 19<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 +<br />
1954 1964 1974 1984 1994 2004 2007 2009<br />
Bevölkerungsentwicklung in <strong>Äthiopien</strong><br />
Allerdings zeichnet sich ab, dass sich<br />
<strong>Äthiopien</strong> am Beginn eines gesell-<br />
schaftlichen Umbruchs befindet. Die<br />
Kindersterblichkeit hat abgenommen,<br />
die Geburtenraten verbleiben auf<br />
dem bisherigen hohen Stand.<br />
So ist zu hoffen, dass diese Entwick-<br />
lung den nächsten Schritt hin zu ei-<br />
ner geringeren Geburtenrate nimmt.<br />
Kinder je Mutter in den Regionen <strong>Äthiopien</strong>s Über 40 % der jungen Frauen sind mit 19 Mutter.<br />
www.museum-albersdorf.de<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ethiopian_mothers_with_babies.jpg
Bevölkerungsentwicklung<br />
in der Region Sodo<br />
Viele afrikanische Länder leiden<br />
unter einem hohen Bevölkerungs-<br />
wachstum und der damit einherge-<br />
h e n d e n Ve r k n a p p u n g ve r f ü g b a re r<br />
Ressourcen. Dies gilt auch für die<br />
Region Sodo im Süden <strong>Äthiopien</strong>s.<br />
Sodo ist ein 542 km² großer Dist-<br />
rikt rund 90 Kilometer südlich der<br />
Hauptstadt Addis Abeba.<br />
Ein großer Teil seiner Fläche (57,4%)<br />
wird landwirtschaftlich genutzt.<br />
Die Bevölkerung des Distrikts ist in<br />
den letzten vier Jahrzehnten deut-<br />
lich angestiegen, mit einem ge-<br />
schätzten Bevölkerungswachstum<br />
Jahr Bevölkerung<br />
Schätzung 1950 er 36,071<br />
Volkszählung 1984 77,517<br />
Volkszählung 1994 108,280<br />
Volkszählung 2001 124,419<br />
(116,458 a. d. Land)<br />
Malmberg, B./T. Tegenu (2006): Population Pressure and Dynamics of Household Livelihoods in an Ethiopian Village, Stockholm.<br />
von 2,3 Prozent. Die Gründe für<br />
dieses Wachstum sind in einer Ab-<br />
nahme der Kindersterblichkeit und<br />
einer gleichzeitigen Steigerung der<br />
Geburtenrate zu finden.<br />
Verringerte Kindersterblichkeit<br />
Bis zur Mitte der 1950er Jahre war<br />
die Sterblichkeitsrate bei Kindern<br />
sehr hoch (es überlebten nur vier<br />
von zehn Kindern). In den letzten<br />
fünf Jahrzehnten hat die Kinder- und<br />
auch die Erwachsenensterblichkeit<br />
ab ge n o mm e n. D ie S äu glin g sster blich-<br />
keit blieb jedoch wegen schlechter<br />
medizinischer Versorgung bis in die<br />
1980er Jahre hoch.<br />
Geburtenrate<br />
Die Geburtenrate des Sodo-Distrikts<br />
ist eine der Höchsten des Landes.<br />
Ursachen sind insbesondere das frü-<br />
he Heiratsalter – Mädchen werden<br />
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Museum für Archäologie<br />
und Ökologie Dithmarschen<br />
zwischen dem 15. und 18.Lebens-<br />
jahr verheiratet – sowie eine gerin-<br />
gere Zahl an Witwen und der hohe<br />
gesellschaftliche Stellenwert des<br />
Kinderreichtums.<br />
Vor 60 Jahren bekam eine Frau im<br />
Durchschnitt fünf Kinder, heute ist<br />
dieser Wert auf acht angestiegen.<br />
Seit 1975 wurde das Land verstaat-<br />
licht und den Familien nach ihrer<br />
Größe zugeteilt – je mehr Kinder,<br />
umso mehr Land stand ihnen also<br />
zur Verfügung.<br />
Frühe Eheschließung und Grün-<br />
dung eines eigenen Haushaltes<br />
Durch den hohen ökonomischen Wert<br />
der Kinder fanden Eheschließungen<br />
früher statt und der Druck, möglichst<br />
früh einen eigenen Haushalt zu grün-<br />
den und Kinder zu bekommen nahm<br />
zu. Dies verursachte in den 1980er<br />
und 1990er Jahren eine starke Zu-<br />
nahme der Zahl an Haushalten und<br />
Schwangerschaften, wodurch Land zu<br />
einer sehr knappen Ressource wurde.<br />
Der demographische Wandel führt<br />
zu einem überproportionalen Anteil<br />
an Kindern und jungen Erwachsenen,<br />
was die Armut in der Region ver-<br />
stärkt.<br />
Bevölkerung des Sodo-Distrikts Teehaus in Sodo, Wolayta<br />
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http://liportal.inwent.org/uploads/pics/teehaus_sodo_wolayta.jpg