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Nina Peter. „The Right Places at the Right

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<strong>Nina</strong> <strong>Peter</strong>, <strong>Peter</strong> Szondi Institut für AVL, Freie Universität Berlin<br />

<strong>Nina</strong>.<strong>Peter</strong>@fu-berlin.de<br />

<strong>„The</strong> <strong>Right</strong> <strong>Places</strong> <strong>at</strong> <strong>the</strong> <strong>Right</strong> Times“ – David Mitchells Ghostwritten als globaler Roman<br />

David Mitchells Ghostwritten (1999) ist ein im wahrsten Sinne des Wortes globaler Roman:<br />

verbindet man die Schauplätze der zehn aufeinander folgenden Episoden miteinander, so ergibt sich<br />

eine Umrundung des Globus in westlicher Richtung. Parallel zu dieser weltumspannenden<br />

Bewegung entwirft der Roman eine raumzeitliche Verknüpfungsstruktur, mittels derer die einzelnen<br />

Textabschnitte miteinander in Beziehung treten. Ihre scheinbare Abgeschlossenheit weicht im<br />

Laufe des Textes Interaktionsketten, Parallelführungen und Überkreuzungen, so dass sich dem<br />

Leser über Andeutungen und Verweise nach und nach ein den Protagonisten selbst nicht bewusstes<br />

globales Netz von Interdependenzen erschließt. Mit der Suspendierung geschlossener Räume – laut<br />

Beck eines der Kennzeichen des Globalisierungsprozesses – fasst der Roman, was Giddens als<br />

‚Globalisierung’ beschreibt: „<strong>the</strong> intensific<strong>at</strong>ion of worldwide social rel<strong>at</strong>ions which link distant<br />

societies in such a way th<strong>at</strong> local happenings are shaped by events occuring many miles away and<br />

vice versa.“ Perform<strong>at</strong>iv spiegelt der Text die translokalen Vernetzungen durch sprachliche<br />

Wiederholungsfiguren und Leitmotive, die einerseits auf den Modellcharakter und das spezifische<br />

Darstellungspotential der Liter<strong>at</strong>ur, zugleich aber auch ihre Konstruktivität und ‚Gemach<strong>the</strong>it’<br />

hinweisen. Mitchells Roman entwirft Liter<strong>at</strong>ur als Medium, innerhalb dessen sich die abstrakt<br />

bleibende Vorstellung von Globalität als „awareness of <strong>the</strong> world as a whole“ (Robertson) konkretanschaulich<br />

und auf der poetologischen Ebene zugleich modellhaft fassen lässt. Der Text betont<br />

damit den notwendig imagin<strong>at</strong>iv-konstruktiven Aspekt des Globalitätsbegriffes, er wird zu einer<br />

„simul<strong>at</strong>ion th<strong>at</strong> runs on minds“ (O<strong>at</strong>ley), auch dies nicht zuletzt buchstäblich: eine von<br />

Bewusstsein zu Bewusstsein transmigrierende ‚Ghost’-Figur, die die Welt auf der Suche der der<br />

eigenen Identität und Geschichte durchreist, verkörpert die für den Text paradigm<strong>at</strong>ische<br />

Überschreitung des individuell lokal gebundenen Blicks sowie das über die Liter<strong>at</strong>ur zugängliche<br />

‚unwissbare’ Wissen über die Verbundenheit räumlich getrennter Lebens-Geschichten und<br />

veranschaulicht zugleich die zu seiner Vergegenwärtigung notwendig vorauszusetzende<br />

exzentrische Positionalität (Plessner). Damit ist Mitchells Text zwar eindeutig als nicht-empirische<br />

Darstellung von Globalität markiert, fungiert jedoch als Reflexionsmedium für die rekurrierende<br />

global verstandene Leitfrage „Why do things happen <strong>the</strong> way <strong>the</strong>y do?“ Auch innerhalb des Textes<br />

figuriert Liter<strong>at</strong>ur als Bereich, innerhalb dessen sich „complex structures“ und deren „personal<br />

relevance“ (O<strong>at</strong>ley) simulieren lassen. Der Text macht das nur abstrakt denkbare ‚Globale’ konkret<br />

fassbar, setzt sowohl Romanfiguren als auch Leser in Rel<strong>at</strong>ion zu lediglich mittelbar erfahrbaren<br />

und dennoch allgegenwärtigen globalen Vernetzungsstrukturen und reflektiert den St<strong>at</strong>us der<br />

Liter<strong>at</strong>ur zwischen ‚Welt’-Darstellung und -erzeugung – beide Ebenen der sollen im Vortrag<br />

vorgestellt und analysiert werden.


<strong>Nina</strong> <strong>Peter</strong>, <strong>Peter</strong> Szondi Institut für AVL, Freie Universität Berlin<br />

<strong>Nina</strong>.<strong>Peter</strong>@fu-berlin.de<br />

Liter<strong>at</strong>ur:<br />

Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung,<br />

Edition Zweite Moderne, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2007.<br />

Anthony Giddens: The Consequences of Modernity, Cambridge: Polity, 1994.<br />

David Mitchell: Ghostwritten. A Novel in Nine Parts, London: Sceptre, 1999.<br />

Keith O<strong>at</strong>ley: “Why Fiction May Be Twice True as Facts: Fiction as Cognitive and Emotional<br />

Simul<strong>at</strong>ion”, in: Review of General Psychology 3:3 (1999), S. 101–117.<br />

Roland Robertson: Globaliz<strong>at</strong>ion: Social Theory and Global Culture, London: Sage, 1992.

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