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THEMA<br />
1918-<strong>2018</strong>: Runder Geburtstag<br />
Unser Bundesland bekam vor 100 Jahren seinen neuen Namen<br />
Nicht nur Österreich feierte <strong>2018</strong> das 100-jährige Bestandsjubiläum,<br />
auch unser Bundesland hat Geburtstag: Erst seit 100 Jahren führt<br />
Oberösterreich seinen heutigen Namen, das bis 1918 „Erzherzogtum<br />
Österreich ob der Enns“ genannt wurde. Auch das Amt des oberösterreichischen<br />
Landeshauptmannes hat ebenfalls „erst“ seit 100 Jahren<br />
seine heutige, starke Bedeutung...<br />
Die frühesten Zeugnisse für die Anwesenheit<br />
von Urmenschen im<br />
Landesgebiet des heutigen Oberösterreich<br />
datieren etwa aus dem<br />
Jahr 12.000 vor Christus. Die Geschichte<br />
unseres Bundeslandes Oberösterreich ist<br />
hingegen gerade mal 100 Jahre alt. Wir<br />
schreiben 1918, die Habsburgermonarchie<br />
kracht an allen Ecken und Enden und zerfällt.<br />
Die deutschsprachigen Reichsratsabgeordneten<br />
des österreichischen Teils der<br />
Habsburgermonarchie konstituieren sich<br />
als Nationalversammlung eines „selbstständigen<br />
deutschösterreichischen Staates“, der<br />
Staatsgründungsakt erfolgte am 30. Oktober<br />
1918. Es waren wilde Zeiten, im späteren<br />
Oberösterreich setzte man aber bereits<br />
damals auf Zusammenarbeit. Obwohl unser<br />
Bundesland als einziges einen neuen Namen<br />
erhielt, lief alles harmonisch ab: Aus<br />
16<br />
dem „Erzherzogtum ob der Enns“<br />
wurde am 2. November 1918 Oberösterreich.<br />
Anders als in Kärnten oder<br />
Niederösterreich blieb der Erzherzogshut,<br />
der seit dem 15. Jahrhundert<br />
Teil des Landeswappens war, auch im<br />
neuen Wappen erhalten.<br />
Terra Entia. Der Name „Oberösterreich“<br />
wurde übrigens bereits<br />
in früheren Jahren immer wieder<br />
verwendet – manche Quellen gehen<br />
sogar bis ins 13. Jhdt. zurück. Es gab<br />
auch andere landläufige Bezeichnungen:<br />
Im Spätmittelalter sprach man<br />
etwa von der „Markgrafschaft ob der<br />
Enns“, oft auch etwas geringschätzig<br />
vom „Landl“ und von den (bäuerlichen)<br />
„Landlern“. Andere Bezeichnungen<br />
waren Land von der Enns, Terra<br />
Entia und Ennsland. Nach dem 15. Jahrhundert<br />
wurde auch oft der Begriff „Niederösterreich<br />
ob der Enns“ genannt. Die<br />
Oberbank („Bank für Oberösterreich und<br />
Salzburg“) verwendete den Begriff Oberösterreich<br />
bereits seit 1869 ganz offiziell.<br />
Erste „echte“ Landesregierung.<br />
Am 2. November 1918 übernahm Landeshauptmann<br />
Johann Nepomuk Hauser<br />
(nach ihm ist heute sogar eine Straße in<br />
EPIZENTRUM.<br />
Die Geschichte<br />
Oberösterreichs wird<br />
im Landhaus geschrieben.<br />
Urfahr benannt) die Amtsgeschäfte vom<br />
kaiserlichen Statthalter Freiherr Erasmus<br />
von Handel. Die Position des Landeshauptmannes<br />
wurde ab diesem Zeitpunkt<br />
stark aufgewertet – und entsprach damit<br />
der heutigen Rolle: Ab sofort war der Landeshauptmann<br />
mehr als nur eine Art Präsident<br />
des Landtags; statt einer weitgehend<br />
zentralistisch, vom kaiserlichen Statthalter<br />
geführten Provinzregierung war der „LH“<br />
nun Vorsitzender einer echten Landesregierung<br />
– und irgendwie dann doch auch<br />
wieder ein (Landes)Kaiser...<br />
■<br />
NAMENSKUNDE: WER WIR WIRKLICH SIND<br />
Mostschedln, Gscherte oder Stieglhupfer?<br />
Wir Oberösterreicher erfreuen uns schon länger als 100 Jahre an althergebrachten Spitznamen.<br />
Gern verwendete sind „Mostschedl“ – bezogen auf den früher reichlich genossenen<br />
Most, der mitunter einen rötlich-wulstigen Kopf nach sich zog. Auch „Gscherter“<br />
– aufgrund der bäuerlichen Struktur großer Landesteile – wird außeroberösterreichisch<br />
gern uns gegenüber benutzt. Zur Kaiserzeit war für die Leut’ ob der Enns auch „Stieglhupfer“<br />
geläufig, den Begriff verwendete sogar Kaiser Franz I. Erklärt wird dies damit,<br />
„daß es ob der Enns unzählige Stiegel über Zäune gibt, indem die Häuser nicht in großen<br />
Dörfern, sondern zerstreut mitten unter ihren Gründen stehen“ (M. Höfer, Etymologisches<br />
Wörterbuch, 1934).<br />
Foto: Sokoloff