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06 Vergütung intensivmedizinischer Leistungen in Österreich

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sive<strong>in</strong>heiten zunehmend nicht<strong>in</strong>vasive<br />

Behandlungsmethoden (nicht<strong>in</strong>vasive<br />

Beatmung und Monitor<strong>in</strong>g) e<strong>in</strong>setzen,<br />

die e<strong>in</strong>erseits überproportional<br />

viel Pflegekapazität b<strong>in</strong>den, andererseits<br />

tendenziell eher niedrige Scores mit<br />

traditionellen Scor<strong>in</strong>gsystemen erzielen.<br />

Reformvorschläge zur<br />

Organisation und <strong>Vergütung</strong><br />

Um das hohe Niveau der <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> auch<br />

<strong>in</strong> Zukunft sicherzustellen, ist es nötig,<br />

auf demographische sowie mediz<strong>in</strong>ische<br />

und wirtschaftliche Entwicklungen angemessen<br />

und rechtzeitig zu reagieren.<br />

Adäquate Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Nicht zuletzt durch die Novelle des<br />

Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes<br />

2014 (<strong>in</strong> Kraft getreten am 01.01.2015)<br />

hat sich die regulär zulässige Arbeitszeit<br />

deutlich reduziert. Daneben bef<strong>in</strong>den<br />

sich moderne flexible Arbeitszeitmodelle<br />

(Teilzeitmodelle o. ä.) im Aufw<strong>in</strong>d.<br />

Durch Förderung e<strong>in</strong>er reduzierten Wochenarbeitszeit<br />

und anderer Modelle<br />

könnte e<strong>in</strong>er immer häufiger geäußerten<br />

Forderung nach ausgeglichener Work-<br />

Life-Balance Rechnung getragen und<br />

somit auch das physisch und psychisch<br />

äußerst fordernde Arbeitsumfeld der Intensivmediz<strong>in</strong><br />

attraktiv gehalten werden.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere auch für die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

an Universitätskl<strong>in</strong>iken,<br />

wo <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>sche Forschung<br />

oftmals außerhalb der Dienstzeiten <strong>in</strong><br />

der Freizeit absolviert werden muss [10].<br />

E<strong>in</strong>führung fixer Schlüssel für<br />

ärztliches Personal<br />

Während für diplomiertes Pflegepersonal<br />

e<strong>in</strong> fixer Personalschlüssel im LKF<br />

Intensivmodell (2017) festgelegt ist und<br />

damit der immensen Bedeutung e<strong>in</strong>er<br />

ausreichenden Personaldecke für e<strong>in</strong>e<br />

qualitativ hochwertige Patientenbetreuung<br />

Rechnung getragen wird, ist für<br />

ärztliches Personal ke<strong>in</strong> direkter Personalschlüssel<br />

vorgegeben. Auch für<br />

die Pflegekräfte, von denen m<strong>in</strong>destens<br />

50 % die Berechtigung zur Ausübung<br />

der Spezialaufgabe Intensivpflege haben<br />

müssen, wird e<strong>in</strong>e Erhöhung des<br />

Anteils bis zum Jahr 2020 angestrebt.<br />

Dies ist aber ebenfalls nur als e<strong>in</strong> „soll“<br />

formuliert. Die Erhöhung dieses Anteils<br />

gehört def<strong>in</strong>itiv forciert umgesetzt, um<br />

der zunehmenden Spezialisierung und<br />

Komplexität der modernen Intensivmediz<strong>in</strong><br />

gerecht zu werden.<br />

Auch für das auf Intensivstationen<br />

tätige ärztliche Personal existieren seit<br />

e<strong>in</strong>igenJahrenqualitativeVorgabenbezüglich<br />

des Ausbildungsstands. So wird<br />

im ÖSG 2017 e<strong>in</strong>erseits die Leitung der<br />

Intensive<strong>in</strong>heit durch e<strong>in</strong>en Facharzt für<br />

Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong> oder<br />

Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong> und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

oder Innere Mediz<strong>in</strong> (bzw.<br />

anderes Sonderfach) mit Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

vorgegeben. Andererseits<br />

wird im ÖSG 2017 gefordert, dass e<strong>in</strong><br />

möglichst hoher Anteil der Anwesenheitszeit<br />

durch Fachärzte für Anästhesie<br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> oder Fachärzte für<br />

Innere Mediz<strong>in</strong> und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

bzw. mit Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

oder zum<strong>in</strong>dest durch Fachärzte <strong>in</strong><br />

Ausbildung zum Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

abgedeckt werden. In e<strong>in</strong>er<br />

Fußnote wird lediglich die Bestrebung<br />

nach e<strong>in</strong>em „ständigen Erhöhen dieses<br />

Anteils“ geäußert [5].<br />

» E<strong>in</strong> fixer Personalschlüssel<br />

für das ärztliche Personal fehlt<br />

bislang völlig<br />

Was jedoch bislang völlig fehlt, ist e<strong>in</strong><br />

fixer Personalschlüssel für das ärztliche<br />

Personal, der analog zum Pflegepersonal<br />

die personellen Untergrenzen für die<br />

unterschiedlichen Versorgungstufen von<br />

Intensivstationen festlegt. Dies ist jedoch<br />

e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e solide<br />

Personalplanung sowie für die Sicherung<br />

von mediz<strong>in</strong>ischer Behandlungsqualität<br />

und stellt daher e<strong>in</strong>e wiederholte<br />

Forderung der <strong>Österreich</strong>ischen Gesellschaft<br />

für Internistische und Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong><br />

(ÖGIAIN) und der <strong>Österreich</strong>ischen Gesellschaft<br />

für Anästhesiologie, Reanimation<br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> (ÖGARI) dar,<br />

die jedoch bislang aus nicht ganz nachvollziehbaren<br />

Gründen bei den entscheidenden<br />

Stellen <strong>in</strong> Land und Bund ke<strong>in</strong>en<br />

Anklang gefunden hat. Idealerweise<br />

sollte die E<strong>in</strong>haltung von ärztlichen<br />

Personaluntergrenzen auch <strong>in</strong> Form von<br />

Zuschlägen bei der <strong>Vergütung</strong> von Intensivstationen<br />

berücksicht werden.<br />

Förderung der Ausbildung <strong>in</strong><br />

Intensivmediz<strong>in</strong><br />

Mit Änderung der Ärzteausbildungsordnung<br />

im Jahr 2015 wurde <strong>in</strong> Analogie<br />

zum Facharzt für Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

der Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong><br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> geschaffen (6-<br />

jährige Facharztausbildung). Während<br />

die Verknüpfung von Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der Facharztausbildung<br />

seit Jahrzehnten etabliert ist, muss <strong>in</strong> der<br />

Inneren Mediz<strong>in</strong> der Wechsel vom früheren<br />

Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong> zum<br />

neuen Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong> und<br />

Intensivmediz<strong>in</strong> erst vollzogen werden.<br />

Es ist daher von besonderer Bedeutung,<br />

junges ärztliches Personal für diese neue<br />

Ausbildungsmöglichkeit zu motivieren.<br />

Eigenständigkeit der Intensive<strong>in</strong>heiten<br />

Intensive<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d derzeit häufig verschiedenen<br />

Abteilungen unterstellt und<br />

haben<strong>in</strong>derabteilungs<strong>in</strong>ternenPrioritätensetzung<br />

häufig nicht die erforderliche<br />

Gewichtung. Um der Bedeutung der<br />

modernen Intensivmediz<strong>in</strong> gerecht zu<br />

werden, ersche<strong>in</strong>t es daher zielführend,<br />

den Intensive<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong> eigenständigeres<br />

mediz<strong>in</strong>isches, personelles und<br />

wirtschaftliches Agieren zu ermöglichen.<br />

Damit sollten auch Leitungspositionen<br />

für Intensivmediz<strong>in</strong>er verbunden se<strong>in</strong><br />

und damit e<strong>in</strong> entsprechender Karriereanreiz<br />

zur Nachwuchsförderung<br />

geschaffen werden.<br />

Intensivmediz<strong>in</strong>ischer<br />

physiotherapeutischer<br />

Dienst<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Frühmobilisation und damit<br />

e<strong>in</strong>es verbesserten Outcomes [7]von<br />

<strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>isch behandelten Patienten<br />

sollte <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden,<br />

auf Intensivstationen e<strong>in</strong>en dauerhaften<br />

physiotherapeutischen Dienst e<strong>in</strong>zufüh-<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018 31

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