soziologie heute Dezember 2011
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<strong>Dezember</strong> <strong>2011</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 31<br />
seiner Habilitation 1961 bis 1986 ordentlicher<br />
Professor für Ethnologie /<br />
Kulturgeschichte der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin.<br />
III.<br />
Nachdem ich behutsam die ersten<br />
beiden Seiten meines Buchexemplars<br />
aufblätterte, sah ich sofort,<br />
daß dieses Exemplar bisher nicht<br />
gelesen worden zu sein konnte. Entsprechend<br />
der Anfang der 1930er<br />
Jahre auch in Deutschland üblichen<br />
Heftung und Bindung von damals<br />
auf Basis von 16-seitigen Bögen gedruckter<br />
Bücher hätten die Seiten<br />
mit ihren drei Kanten jeweils mithilfe<br />
besonderer kleiner Brieföffner<br />
„französisch“ aufgeschnitten werden<br />
müssen. Beim „Alpengünther“-Buch<br />
wären dazu je nach Fertigkeit und<br />
Übung jeweiliger Lektüreinteressenten,<br />
um das Buch vollständig lesen<br />
zu können, bis zu 500 Aufschnitte<br />
nötig gewesen.<br />
Das eingangs beschriebene Buchexemplar<br />
aus dem Bestand des Institut<br />
für deutsche Volkskunde der Deutschen<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
zu Berlin enthielt keinen einzigen<br />
Schnitt. Es war unaufgeschnitten,<br />
unberührt, virginal - und vor allem:<br />
ungelesen.<br />
Eine ähnliche Beobachtung und<br />
Erfahrung teilte nach seiner Remigration<br />
der Kölner Lehrstuhlsoziologe<br />
René König (1906-1992)[9]<br />
mit: Auch Theodor Geigers 1932 als<br />
Buch erschienene Studie „Die soziale<br />
Schichtung des deutschen Volkes.<br />
Soziographischer Versuch auf statistischer<br />
Grundlage“ war in der Institutsbibliothek<br />
wohl „unmittelbar<br />
bei Erscheinen angeschafft worden<br />
(1932), aber seither unaufgeschnitten<br />
geblieben.“[10]<br />
IV.<br />
An dieser Stelle sollten weder Königs<br />
Kölner Beobachtung noch meine<br />
Jahrzehnte später gemachte analoge<br />
Erfahrung mit Blick auf empirische<br />
Facetten gesellschaftlicher Schwindelstrukturen[11],<br />
die mich als historisch<br />
arbeitenden Sozialforscher<br />
besonders interessieren, diskutiert<br />
und kommentiert werden. Insofern<br />
hier - und als Schlussakkord - nur so<br />
viel: als „gelernter“ Marxist möchte<br />
den speziellen Gebrauchswert meines<br />
„Alpengünther“ nicht missen.<br />
Also werde ich dieses Buch über die<br />
alpenländische Gesellschaft als Beweisstück<br />
nicht aufschneiden, sondern<br />
unaufgeschnitten aufheben …<br />
was auch meint: ich muss über ein<br />
neues Antiquariat einen neuen „Alpengünther“<br />
auftreiben, genauer: für<br />
ein weiteres „gut erhaltenes Exemplar“<br />
müsste ich freilich bei einem anderen<br />
Berliner Antiquariat noch mal<br />
24,90 Euro löhnen.[12].<br />
Literatur:<br />
[1] Zitiert nach Siegfried Kracauer, Das Ornament der Masse.<br />
Essays. Nachwort Karsten Witte. Frankfurt/Main: Suhrkamp,<br />
1977 [= st 371]: 50<br />
[2] Richard Albrecht, Armenozid. Aachen: Shaker, 2006 [=<br />
Genozidpolitik im 20. Jahrhundert 2]: 94, Anmerkung 5<br />
[3] Richard Albrecht, Der militante Sozialdemokrat. Carlo<br />
Mierendorff 1897 bis 1943. Bonn-Berlin: J.H.W. Dietz Nachf.,<br />
1987 [= Internationale Bibliothek Bd. 124]: 48/49<br />
[4] Richard Albrecht, Symbolkampf in Deutschland 1932;<br />
in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte<br />
der deutschen Arbeiterbewegung, 22 (1986) 4: 498-<br />
533; ders., Der sensible Sozialdemokrat. Theodor Haubach<br />
(1896-1945); in: AVS-Informationsdienst, 16 (1995) 3: 3-4<br />
[und] 4: 4-5; Peter Zimmermann, Theodor Haubach (1896-<br />
1945). Eine politische Biographie. Ebenhausen/Hamburg:<br />
Dölling & Galitz, 2004, 453 p. [= Forum Zeitgeschichte 15];<br />
Richard Albrecht, Carl Zuckmayer im Exil, 1933–1946. Ein<br />
dokumentarischer Essay; in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte<br />
der deutschen Literatur, 14 (1989): 165–202;<br />
ders., No Return – Carl Zuckmayers Exil. Aspekte einer neuen<br />
Biografi e des deutschen Erfolgsdramatikers. Ein dokumentarischer<br />
Essay. Mainz: Carl-Zuckmayer-Gesellschaft,<br />
1995, 72 p.; ders., Hg., Facetten der internationalen Carl-<br />
Zuckmayer-Forschung. Beiträge zu Leben – Werk – Praxis.<br />
Mainz: Carl-Zuckmayer-Gesellschaft, 1997, 136 p.<br />
[5] http://www.fraenger.net/per_vita_9033.html<br />
[6] http://www.fraenger.net/per_steinitz.html<br />
[7] http://www.zeit.de/2001/22/Ein_Grenzgaenger<br />
[8] Wolfgang Jacobeit, Von West nach Ost - und zurück.<br />
Autobiographisches eines Grenzgängers zwischen Tradition<br />
und Novation. Münster: Westfälisches Dampfboot, 2000: 298<br />
[9] Richard Albrecht, „Einmal Emigrant - immer Emigrant“:<br />
René König; in: <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong>, 3 (2010) 10: 30-33<br />
[10] René König, Soziologie in Deutschland. Begründer /<br />
Verfechter / Verächter. München: Hanser, 1987, 503 p., hier 11<br />
[11] Richard Albrecht, Such Linge. Vom Kommunistenprozeß<br />
zu Köln zu google.de. Sozialwissenschaftliche Recherchen<br />
zum langen, kurzen und neuen Jahrhundert. Aachen: Shaker,<br />
2008, 112 p. [= Berichte aus der Sozialwis-senschaft]<br />
[12]http://www.zvab.com/advancedSearch.do?author=g%<br />
FCnther&publisher=&title=die+alpenl%E4ndische+Gesel<br />
lschaft&keyword=&anyWords=&isbn=&publicationYearF<br />
rom=&publicationYearTo=&priceFrom=&priceTo=&item-<br />
Medium=al&countryOfSeller=all&languageOfBook=all&la<br />
stXDays=-1&displayCurrency=EUR&itemsPerPage=25&tot<br />
alItemCount=200&sortBy=6<br />
Richard Albrecht, Dr.phil., Dr.rer.pol.habil. lebt<br />
als Freier Autor und Editor in Bad Münstereifel.<br />
Bio-Bibliographischer Link:<br />
http://wissenschaftsakademie.net<br />
Wenn ein Wiedereinsteiger und eine Städterin auf den-<br />
Heimathof in den steirischen Bergen ziehen, dann gibt es<br />
von vielen neuen Erfahrungen zu berichten. Insbesondere<br />
wenn der Bergbauernhof einschichtig auf 1.000m Seehöhe<br />
in der peripheren Berggemeinde Osterwitz auf der Koralpe<br />
liegt und sie täglich in die Großstadt zur Lohnarbeit pendelt<br />
- er den Betrieb auf Biolandwirtschaft mit einer Hochlandrinderherde<br />
umgestellt und die forstwirtschaftliche<br />
Nutzung des „Urwaldes“ begonnen hat. Wenn die beiden<br />
darüber hinaus mit einer Bergbäuerin leben, die die Tradition<br />
bewahrt, genauso wie sie für Neues offen ist.<br />
Mit Fotos hinterlegt werden Sibylle Hinterlehner-Becker und<br />
Josef Krammer bei der Veranstaltung der Bundesanstalt für<br />
Bergbauernfragen zum Internationalen Tag der Berge über<br />
ihre vielfältigen Erfahrungen berichten.<br />
Sibylle Hinterlehner-Becker ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester,<br />
Pfl egedienstleitung und Pfl egewissenschafterin<br />
Josef Krammer ist Politologe, Bergbauer und ehemaliger Leiter der Bundesanstalt<br />
für Bergbauernfragen<br />
12. <strong>Dezember</strong> <strong>2011</strong><br />
18.00 Uhr<br />
Bundesanstalt für Bergbauernfragen<br />
Marxergasse 2<br />
1030 Wien