soziologie heute August 2009
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44 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>August</strong> <strong>2009</strong><br />
Demoskopie<br />
Unter Demoskopie versteht man die Erforschung<br />
der öffentlichen Meinung durch<br />
die repräsentative Befragung von Bevölkerungsgruppen.<br />
Sie dient der Ermittlung<br />
von Ansichten, Einstellungen, Stimmungen<br />
oder Wünschen in der Bevölkerung.<br />
Diese Befragungen können persönlich,<br />
telefonisch, schriftlich oder online erfolgen.<br />
Meistens werden einmalige Erhebungen<br />
zu einem bestimmten Thema durchgeführt<br />
(Querschnittsuntersuchungen).<br />
Werden Umfragen zu einem bestimmten<br />
Thema in zeitlichen Abständen wiederholt,<br />
so spricht man von Längsschnittstudien<br />
(Langzeituntersuchungen). Eine<br />
Sonderform bildet dabei die Form der<br />
Panel-Untersuchungen, wo dieselben Personen<br />
über einen längeren Zeitraum wiederholt<br />
befragt werden.<br />
Probleme der Demoskopie betreffen einerseits<br />
die Repräsentativität, andererseits<br />
aber auch den Umstand, dass von Meinungen<br />
nicht unbedingt auf Handlungen und<br />
Verhaltensweisen Rückschlüsse gezogen<br />
werden können.<br />
Die Demoskopie wird mittlerweile in vielen<br />
Bereichen der Gesellschaft angewandt<br />
wie beispielsweise in der politischen Meinungsforschung<br />
oder in der Markt- und<br />
Mediaforschung.<br />
Kognitive Dissonanz<br />
Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter<br />
Begriff und bezieht sich auf die Informationsverarbeitung<br />
des Menschen.<br />
Kognitionen beinhalten, was Menschen<br />
über sich und ihre Umwelt durch Wahrnehmung,<br />
Lernprozesse und Erinnerung<br />
denken, und beeinflussen wiederum die<br />
Gefühle.<br />
Die meistens Menschen haben das Bedürfnis<br />
nach einem positiven Selbstbild,<br />
Soziologische<br />
Begriffe<br />
- leicht und verständlich<br />
d.h. sich als vernünftig, moralisch etc.<br />
zu betrachten. Wenn ein Mensch eine<br />
Handlung durchführt, die dem positiven<br />
Selbstbild zuwiderläuft, gilt dies als kognitive<br />
Dissonanz. Grundsätzlich entsteht<br />
Dissonanz durch die Widersprüchlichkeit<br />
von zwei oder mehreren Gedanken.<br />
Dies führt zu einem Unbehagen und veranlasst<br />
Menschen, diesen negativen Gefühlszustand<br />
wieder zu verringern. Dafür<br />
gibt es mehrere Möglichkeiten: durch<br />
Veränderung des Verhaltens, um dieses<br />
mit der dissonanten Kognition zu vereinbaren;<br />
durch den Versuch das eigene<br />
Verhalten zu rechtfertigen, indem entweder<br />
eine der dissonanten Kognitionen<br />
verändert oder aber eine neue Kognition<br />
hinzugefügt wird. Leon Festinger (1957)<br />
erforschte als erster dieses Phänomen<br />
menschlichen Verhaltens und gilt als<br />
Begründer der Theorie der kognitiven<br />
Dissonanz.<br />
Schweigespirale<br />
Die „Schweigespirale“ (nach Noelle-<br />
Neumann) beruht im Prinzip auf der<br />
natürlichen Isolationsangst und der<br />
quasi-statistischen Witterung der<br />
Menschen. Die Theorie lässt sich wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
Menschen empfinden Isolationsfurcht<br />
und haben eine natürliche<br />
Scheu, von ihrer Umgebung zurückgewiesen<br />
zu werden. Sie beobachten<br />
deshalb das Verhalten ihrer Umwelt<br />
und registrieren aufmerksam, welche<br />
Meinungen und Verhaltensweisen<br />
in der Öffentlichkeit gebilligt<br />
werden und welche nicht.<br />
Da die meisten Menschen Isolation<br />
scheuen, neigen sie dazu, sich mit<br />
öffentlichen Äußerungen zurückzuhalten,<br />
wenn sie merken, dass sie mit<br />
ihrer Meinung empörten Widerspruch,<br />
Lachen, Verachtung oder<br />
ähnliche Isolationsdrohungen auf<br />
sich ziehen. Umgekehrt werden diejenigen,<br />
die mit ihrer Meinung Beifall<br />
finden, diese ohne Furcht und gegebenenfalls<br />
laut vertreten. Dadurch<br />
verstärken sie zugleich die Isolationsdrohung<br />
gegenüber den Anhängern<br />
der Gegenposition. Ein Spiralprozess<br />
setzt ein, der dazu führt,<br />
dass das eine Meinungslager immer<br />
lauter und selbstbewusster wird und<br />
das andere mehr oder weniger verstummt.<br />
Dieser Prozess ist nicht immer und<br />
überall anzutreffen, sondern nur bei<br />
Themen, die eine starke moralische<br />
Aufladung besitzen, also bei denen<br />
Ideologie und Emotionen im Spiel<br />
sind. Ohne moralische Begründung<br />
kommt der Prozess der öffentlichen<br />
Meinung nicht in Gang. Wer anders<br />
denkt, ist nicht dumm, sondern<br />
schlecht. Aus dem moralischen Element<br />
zieht die öffentliche Meinung<br />
ihre Kraft, ihre Isolationsdrohung, welche<br />
die Schweigespirale in Gang setzt.<br />
Wichtig: Der Gegenstand, an dem<br />
sich die Schweigespirale entzündet,<br />
muss kontrovers sein. Themen, bei<br />
denen nicht nur scheinbar, sondern<br />
auch in der Sache Konsens in der<br />
Gesellschaft herrscht, so dass kein<br />
Streit entsteht, bieten keinen Raum<br />
für eine Schweigespirale. Deshalb<br />
kann bei der Frage, ob man für den<br />
Schutz der Natur ist, keine Schweigedynamik<br />
entstehen. Da sind alle dafür.<br />
Hingegen kann sich an der Frage,<br />
welchen Stellenwert der Naturschutz<br />
im Vergleich zu anderen Zielen wie<br />
dem Wirtschaftswachstum haben<br />
sollte, durchaus eine Schweigespirale<br />
entzünden.<br />
Emotionale Intelligenz<br />
Unter Emotionaler Intelligenz versteht<br />
man die Fähigkeit einer Person, sich<br />
auf ihre eigenen Emotionen und die<br />
Emotionen anderer einzustellen.<br />
Idealtyp<br />
Hierunter wird ein „reiner Typ” verstanden,<br />
welcher durch Isolierung bestimmter<br />
Merkmale eines sozialen Sachverhalts<br />
gewonnen wird. Die Merkmale sind<br />
reine Definition und nicht unbedingt<br />
wünschenswerte Eigenschaften.<br />
SOZIOLOGIEHEUTE_<strong>August</strong>ausgabe<strong>2009</strong>.indd 44 28.07.<strong>2009</strong> 11:50:06