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soziologie heute Oktober 2009

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44 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />

Soziometrie<br />

In den 1930er Jahren wurde die Soziometrie<br />

von Jacob L. Moreno in den USA<br />

entwickelt. Es handelt sich dabei um eine<br />

spezielle Methode, welche die sozialen<br />

Wechselbeziehungen zwischen Individuen<br />

innerhalb einer Gruppe misst und diese<br />

graphisch oder durch Zahlen in einem<br />

Soziogramm darstellt. Beispielsweise wird<br />

beobachtet, wer mit wem innerhalb einer<br />

Gruppe wie lange oder wie häufig spricht,<br />

Aktivitäten setzt etc. Oder man könnte<br />

auch die Gruppenmitglieder dazu auffordern<br />

aufzuschreiben, mit wem sie gerne<br />

kommunizieren, zusammenarbeiten etc.<br />

wollen und mit wem nicht. Indem man<br />

nun diese zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

quantitativ erfasst, erhält man ein<br />

Bild über die Struktur der Gruppe (Beziehungen,<br />

Spannungsfelder, Herrschaftsverhältnisse,<br />

Cliquen usf.). Aus diesen Ergebnissen<br />

leitet man dann entsprechende<br />

Maßnahmen ab (z. B. Informellen Führern<br />

im Betrieb werden bestimmte Aufgaben<br />

übertragen, isolierte Kinder in der Klasse<br />

erfahren besondere Zuwendung seitens<br />

der Lehrer etc.).<br />

Zunächst wurde diese Methode mit Vorliebe<br />

in der Sozialpsychologie eingesetzt.<br />

In der Soziologie kommt die Soziometrie<br />

<strong>heute</strong> oftmals bei Umfragen zum Einsatz.<br />

Bei nichtrepräsentativen Stichproben<br />

kann man beispielsweise nach dem sog.<br />

Schneeballverfahren vorgehen, in dem<br />

man den/die Befragten nach ihrer/ihrem<br />

besten Freund(in) befragt, bei dieser/<br />

diesem weiter interviewt, dasselbe wiederholt<br />

und so ein Netzwerk von sozialen<br />

Beziehungen in einer Gemeinde/Region<br />

erhält.<br />

Soziologische<br />

Begriffe<br />

- leicht und verständlich<br />

Kapitalismus<br />

Hierunter versteht man ein Wirtschaftssystem,<br />

welches auf dem Privateigentum<br />

basiert, vorwiegend Eigeninteresse und<br />

Profit als ökonomischen Anreiz hat, Gewinne<br />

zum Zweck der Kapitalakkumulation<br />

reinvestiert und vom Konkurrenzdenken<br />

auf dem Arbeits-, Rohstoff- und<br />

Warenmarkt geleitet ist.<br />

Kommunismus<br />

Nach Karl Marx ist der Kommunismus<br />

das Stadium der wahren klassenlosen<br />

Gesellschaft, welche der<br />

totalitären Kontrolle durch den Staat<br />

nicht mehr bedarf. .<br />

Sozialismus<br />

Hierunter versteht man den Versuch,<br />

die Konkurrenz im Kapitalismus durch<br />

soziale Kooperation, welche die Bedürfnisse<br />

der Gesamtgesellschaft<br />

über die Profitinteressen einer reichen<br />

Klasse stellt, zu ersetzen. In der<br />

Vergangenheit beschritt man den Weg<br />

zum Sozialismus zumeist durch die<br />

Vergesellschaftung der Produktionsmittel<br />

oder deren Kontrolle durch die<br />

Gesamtgesellschaft.<br />

Fundamentalismus<br />

Eine Glaubensform, welche zur Rückkehr<br />

zu den religiösen Wurzeln (Fundamenten)<br />

auffordert. Nach Ansicht der<br />

Fundamentalisten sind in den modernen<br />

Gesellschaften die religiösen Lehren<br />

und Prinzipien ausgehöhlt worden und<br />

es bedarf einer Neubesinnung/Rückbesinnung.<br />

Religion<br />

Der französische Klassiker<br />

der Soziologie, Emile Durkheim,<br />

beschreibt Religion als ein<br />

Ensemble von auf heilige Dinge bezogenen<br />

Überzeugungen und Praktiken,<br />

welche die Individuen zu einer moralischen<br />

Gemeinschaft verbinden.<br />

Andere Soziologen bezeichnen die Religion<br />

als ein soziales System, welches<br />

vordringlich damit befasst ist, den Menschen<br />

Hoffnung auf künftigen Lohn zu<br />

machen und sie dadurch für Dinge zu<br />

entschädigen, welche sie in ihrem diesseitigen<br />

Leben ersehnen, jedoch nicht<br />

erlangen. Als Grundlage dieser Hoffnung<br />

fungiert der Glaube an ein höheres Wesen,<br />

an übernatürliche Kräfte oder heilige<br />

Orte.<br />

Säkularisierung<br />

Oftmals begleitet von einem Modernisierungsprozess<br />

ist die Säkularisierung ein<br />

Prozess, in welchem sich die Menschen<br />

oder Institutionen vermehrt mit weltlichen<br />

und weniger mit spirituellen Angelegenheiten<br />

befassen.<br />

Theismus<br />

Hierunter versteht man den Glauben,<br />

wonach ein übernatürliches Wesen in<br />

das irdische Geschehen eingreift und es<br />

lenkt.<br />

Animismus<br />

Unter Animismus versteht man den<br />

Glauben, dass die Dinge in unserer Welt<br />

von aktiven, lebendigen Geistern beseelt<br />

sind.<br />

Laizismus<br />

Dies ist eine weltanschauliche Richtung,<br />

welche radikal die Trennung von Kirche<br />

und Staat fordert.<br />

Modernisierung<br />

Mit Modernisierung wird <strong>heute</strong> im allgemeinen<br />

eine gesellschaftliche Entwicklung<br />

bezeichnet, welche charakterisiert<br />

ist durch Rationalisierung, Verstädterung,<br />

Industrialisierung, Versachlichung<br />

der Beziehungen, Bürgerrechte und demokratische<br />

Verfassungen, Massenmedien,<br />

Massenbildung sf.<br />

Multikulturalismus<br />

Ein Lebensmodell, welches die Interaktion<br />

zwischen Gruppen und ihr gleichberechtigtes<br />

Miteinander propagiert. Die<br />

Menschen sollen nach Wegen zu gegenseitigem<br />

Verständnis und zur kulturellen<br />

Begegnung suchen. Nicht die Gleichheit,<br />

sondern der Respekt vor der Verschiedenheit<br />

steht im Mittelpunkt.

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