Grundlagen zur Bodenfruchtbarkeit - FiBL
Grundlagen zur Bodenfruchtbarkeit - FiBL
Grundlagen zur Bodenfruchtbarkeit - FiBL
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der Humusauf- und der<br />
Humusabbau spielen in den<br />
für das Klima relevanten Kohlenstoffflüssen<br />
eine wesentliche<br />
Rolle. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre<br />
nimmt <strong>zur</strong> Zeit jährlich<br />
um 3,3 Gt C zu. Der C-Austausch<br />
mit dem Kalk, dem mit Abstand<br />
größten Kohlenstoffspeicher, geht<br />
wesentlich langsamer und ist<br />
deshalb hier nicht aufgeführt.<br />
Teil 4: Zukunft der Bodenkultur<br />
4.1 Dem Klima Rechnung tragen<br />
Landwirtschaft und Klimawandel sind stark miteinander<br />
verbunden. Auf der einen Seite wird die<br />
Landwirtschaft durch die Klimaerwärmung bedroht:<br />
Zunehmende Trockenheit, aber auch vermehrte<br />
extreme Niederschläge und Erosion bringen die<br />
Lebensmittelproduktion weltweit in Schwierigkeiten.<br />
Andererseits trägt die Landwirtschaft mit etwa 10<br />
bis 15 Prozent zu den gesamten Treibhausgasemissionen<br />
bei. Berücksichtigt man Emissionen<br />
der Zulieferindustrie (Dünger, Pestizide) und der<br />
Urbarmachung von Böden durch Abholzung von<br />
Wäldern, beträgt der Anteil sogar bis zu 30 Prozent.<br />
Die Humusversorgung ist nicht nur für<br />
die Bodenfunktionen und Ertragsleistungen<br />
entscheidend. Sie bestimmt auch die<br />
Kohlenstoffspeicherung der Böden und die<br />
meisten Treibhausgasflüsse der Landwirtschaft.<br />
Unsere Forschungsgruppe entwickelt<br />
in enger Zusammenarbeit mit Praxis und Beratung<br />
Humusbilanzmethoden mit dem Ziel, die<br />
Fruchtfolge, Düngung und Bodenbearbeitung<br />
so zu gestalten, dass sich standortspezifisch<br />
optimale Humusgehalte einstellen.<br />
Kurt-Jürgen Hülsbergen, TU München<br />
(Weihenstephan), Freising, Deutschland<br />
Die Rolle des Bodens im Kohlenstoffhaushalt<br />
Gt = Gigatonnen, C = Kohlenstoff<br />
Emission<br />
6,5 Gt C/Jahr<br />
Fossiler Kohlenstoff<br />
4‘000 Gt C<br />
CO2 in der Atmosphäre<br />
780 Gt C<br />
Photosynthese<br />
120 Gt C/Jahr Vegetation n<br />
600 Gt C<br />
Streu<br />
60 Gt C/Jahr<br />
Die Bedeutung der Böden im globalen<br />
Kohlenstoffhaushalt<br />
Mit der Photosynthese bauen die Pflanzen aus<br />
atmosphärischem CO2 organische C-Verbindungen<br />
auf. Diese werden dann als Wurzelrückstände/<br />
-ausscheidungen und Pflanzenstreu an den Boden<br />
abgegeben oder als Ernte vom Feld gefahren. Der<br />
Bereich der Böden (die Pedosphäre) ist nach den<br />
Weltmeeren der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher<br />
der belebten Erde (der Biosphäre)! In Humus und<br />
Bodenleben der Erde sind zirka 1'600 Milliarden<br />
Tonnen Kohlenstoff enthalten; das sind deutlich<br />
mehr als in Atmosphäre (780 Mrd. t C) und Vegetation<br />
(600 Mrd. t C – v.a. Holz) zusammen. Im<br />
Boden wird der Kohlenstoff aus Pflanzenrückständen<br />
und organischem Dünger teils zu CO2 veratmet,<br />
teils zu Humus umgebaut. Humus besteht<br />
zu etwa 60 Prozent aus Kohlenstoff. Bei einem<br />
C-Gehalt von 1 Prozent (das entspricht etwa 1,7<br />
Prozent Humusgehalt) sind im Oberboden etwa<br />
45 t C pro Hektar gebunden.<br />
Die Umsatz- und Abbaugeschwindigkeit der<br />
organischen Substanz variiert von wenigen Tagen<br />
bis Wochen bei frischem Pflanzenmaterial bis zu<br />
Jahren oder Jahrzehnten bei Stroh, Stallmist oder<br />
reifem Kompost – und zu Jahrhunderten oder<br />
Jahrtausenden bei hochvernetztem Humus. Je<br />
mehr die Humusverbindungen untereinander und<br />
an Tonminerale gebunden und in strukturstabile<br />
Bodenkrümel eingebettet sind, desto geschützter<br />
sind sie vor Abbauprozessen.<br />
Atmung<br />
60 Gt C/Jahr<br />
Abbau z. Zeit mehr<br />
als 60 Gt C/Jahr<br />
Freisetzung<br />
90 Gt C/Jahr<br />
Aufnahme<br />
92 Gt C/Jahr<br />
Bodenhumus 1‘600 Gt C Ozean 39‘000 Gt C<br />
Quelle: Heinz Flessa, verändert von Gattinger und Red.<br />
28 <strong>Bodenfruchtbarkeit</strong> 2012 Bio Austria / Bioland / Bio Suisse / <strong>FiBL</strong> / IBLA