15.02.2018 Aufrufe

audimax ABI Nord 1/2018

YES, YOU DID IT - Abi geschafft. Das war´s mit Schule. Jetzt: Steht dir die Welt offen. In der neuen audimax ABI Nord Ausgabe geben wir dir ein paar Inspirationen für die Vielfalt, die dich erwartet in diesem prallen, wilden Leben nach der Schule. Die volle Dosis Abi-Wissen: mit einem Nord-Extra, Studium- und Ausbildungscheck, Auslandsratgeber und vieles vieles mehr! Genieß es und klick dich durch!

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Text & Fotos: Carla Wolf<br />

Lesen, wie es wirklich ist: Carla erzählt von Sansibar<br />

ZWISCHEN NONNEN,<br />

TOURGUIDES<br />

UND KELLNERN<br />

Carla berichtet von ihren Erlebnissen als<br />

Missionarin auf Zeit auf Sansibar<br />

Carla hat die Einwohner Sansibars<br />

ins Herz geschlossen.<br />

Hinkommen Über mazspiritaner.de<br />

beim Info-<br />

Seminar vorbeischnuppern,<br />

sich bewerben und Teil der<br />

Familie werden.<br />

Unbedingt ausprobieren<br />

Reis und Bohnen mit<br />

Kokosnuss.<br />

Unvergesslich Das Zuckerfest<br />

am Ende der Fastenzeit<br />

Social Working in der Karibik?<br />

Manuela erzählt’s unter<br />

<strong>audimax</strong>-abi.de/weg<br />

Carlas Tipps<br />

zusammen mit einer Million<br />

Muslime.<br />

Das geht nur hier Stoffe<br />

aussuchen und zum nächsten<br />

Schneider vor Ort bringen.<br />

Bitte nicht Hakuna Matata.<br />

Der Spruch wird einem als<br />

Tourist öfters begegnen, ist<br />

aber kein richtiges Kiswahili.<br />

Besser: Hakuna Shida.<br />

»Umeoleva?« Ich lächle den Fischverkäufer nett an<br />

und versuche mich weiter durch das Gedränge an<br />

den Tischen mit Fisch vorbeizuschieben. Ich hatte<br />

nicht verstanden, dass er mich gerade gefragt hatte,<br />

ob ich verheiratet sei. Großes Gelächter und ich<br />

bin nur verdutzt. Selbst meine intensive Vorbereitungszeit<br />

in Deutschland hat mich auf diesen ersten<br />

Moment nicht vorbereiten können.<br />

Insgesamt war ich ein Jahr lang als Missionarin auf<br />

Zeit (MaZ) auf Sansibar. MaZ ist ein kirchlicher<br />

Freiwilligendienst, der vom entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendienst des Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,<br />

›weltwärts‹, getragen wird. Für mich ist MaZ<br />

mittlerweile jedoch mehr eine Familie. Ein Jahr<br />

vor meiner großen Reise begann die Vorbereitung<br />

mit Seminaren zum Thema ›Eine Welt‹‚ ›So bin ich‹<br />

oder ›Kolonialismus‹. Aus Mitfreiwilligen wurden<br />

Freunde, die ich auch während des Einsatzes besuchen<br />

oder um Rat fragen konnte.<br />

Mein Zuhause war Machui, ein kleines Dorf in<br />

der Mitte Sansibars, umgeben von Bananenstauden<br />

und Mangobäumen. Meine Familie bestand<br />

aus sechs Nonnen und etwa 50 Schülern im Alter<br />

von 16 bis 26 Jahren. Auf dem Gelände gab es eine<br />

Krankenstation, einen Kindergarten, eine Kantine<br />

und ein Berufskolleg, mein Arbeitsplatz. An dem<br />

Kolleg wurden junge Erwachsene als Köche, Rezeptionisten<br />

und Mechaniker ausgebildet. Ich half<br />

den Lehrern beim Deutsch- und Food-and-Beverage-Unterricht.<br />

Wie schwer die deutsche Sprache<br />

ist, wurde mir erst bewusst, als ich den Unterschied<br />

zwischen ›verändern‹ und ›ändern‹ erklären sollte.<br />

Den Deutschunterricht gestalteten wir spielerisch<br />

mit Rollenspielen oder Jahreszeiten-Liedern. Einige<br />

Schüler erzählten mir stolz, dass sie während ihres<br />

Praktikums bei deutschen Touristen mit ihren<br />

Deutschkenntnissen punkten konnten.<br />

Neben dem Unterricht für die Schüler des Kollegs<br />

gab ich noch einen Abendkurs. Dort waren die<br />

Jahreszeiten innerhalb von fünf Minuten besprochen<br />

und ich musste mir etwas anderes einfallen<br />

lassen. Die Schüler lernten unheimlich schnell und<br />

stellten Fragen, die mich ins Schwitzen brachten.<br />

›Fischers Fritz fischt frische Fische‹, Til-Schweiger<br />

Filme und das deutsche Wahlsystem. Ich selbst<br />

lernte sehr viel. Wir hatten oft Diskussionen, wie<br />

die Dinge in Deutschland und auf Sansibar laufen.<br />

Ehe, Kinder, Essen … Viele der Schüler kamen<br />

vom tansanischen Festland und lebten das ganze<br />

Jahr bei uns in Machui. So war ich Tag und Nacht<br />

nie alleine. Fußball spielen, gemeinsam Beten und<br />

Tanzen – langweilig wurde es nie.<br />

Im Dorf wird Kiswahili gesprochen. Also saß ich<br />

Abend für Abend in der Kantine und versuchte,<br />

neue Wörter aufzuschnappen und diese Sprache<br />

zu lernen. Schnell hatte ich einen Freund gefunden,<br />

der mir die Grammatik erklärte. Nach eini-<br />

gen Monaten waren dann auch Fischverkäufer,<br />

die eine Frau suchten, kein Problem mehr. Immer<br />

öfter blieb ich an Ecken stehen und konnte mit<br />

den Leuten über Gott und die Welt quatschen.<br />

Die Sprache machte den Unterschied. Die Tourguides<br />

oder Verkäufer merkten, dass ich Kiswahili<br />

verstand und sprach und behandelten mich<br />

wie einen alten Freund. Wer dort lebt, wo andere<br />

Urlaub machen, bekommt auch einen neuen<br />

Blick auf den Tourismus. Manchmal musste ich<br />

innerlich den Kopf schütteln, wenn ich Frauen in<br />

kurzen Hosen und Bikinis durch die Innenstadt<br />

laufen sah – auf einer muslimisch geprägten Insel.<br />

Mit katholischen Schwestern zusammenzuleben<br />

und einen Einblick in ihren Alltag zu bekommen,<br />

war sehr spannend. Der Tag begann mit einer Messe,<br />

zusammen mit den Schülern und Bewohnern<br />

des Dorfes und endete mit dem Abendgebet. Aber<br />

nicht nur das Christentum habe ich genauer kennenlernen<br />

dürfen, auch der Islam wurde für mich<br />

zu einem Thema. An unserer Schule und im Dorf<br />

leben Christen und Muslime friedlich zusammen.<br />

An Festen oder vor Examen wurde jeweils ein Gebet<br />

von Muslimen und eines von Christen gebetet.<br />

Wer in Tansania ein Kleid oder T-Shirt kaufen<br />

möchte, muss nicht in einen Laden gehen. Denn es<br />

gibt eine Vielzahl von Stoffläden und Schneidern.<br />

Stundenlang streifte ich durch die Läden, um mich<br />

für einen Stoff zu entscheiden. Dann ging es zu<br />

meinem Schneider Abdalla, der die schönsten Kleider,<br />

Jacken oder T-Shirts zauberte. Und so konnte<br />

ich sonntags in der Kirche mit den anderen Frauen<br />

in ihren bunten Kleidern mithalten.<br />

Neben meinem Schneider traten viele andere Menschen<br />

in mein Leben. Der alte Opa William, der vor<br />

seinem Haus Gemüse verkauft. Die Zwillinge Elisa<br />

und Anna, die schon gerannt kamen und mir in die<br />

Arme sprangen, wenn sie mich von weitem sahen.<br />

Mama Christina, die mir beibrachte, wie man Brote<br />

backt oder Bohnen richtig zubereitet.<br />

Ein Jahr ging unglaublich schnell vorbei. Fremde<br />

wurden Freunde – ich habe nun ein neues Zuhause<br />

und Menschen, die ich immer in meinem Herzen<br />

tragen werde. Sansibar und seine Bewohner haben<br />

mich verzaubert und ich hoffe, eines Tages wiederkehren<br />

zu können. n<br />

Kiswahili lernt sich am<br />

besten beim Sprechen.<br />

Carla mit Schülern vom Kolleg.<br />

Hallo Welt! 76 / 77

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