unternehmer. Maerz 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ministerium.<br />
Es ist nun deutlich ruhiger geworden,<br />
aber wir mussten diesen Schritt wiederholt<br />
rechtfertigen. Ein Postfach hat einen<br />
grossen zusätzlichen Nutzen für die Kunden,<br />
führt bei uns aber auch zu einem<br />
Mehraufwand. Meist verstehen unsere<br />
Kunden dies erst, wenn wir die Vorteile,<br />
aber auch die notwendigen Schritte für<br />
eine Zustellung ins Postfach ausführlich<br />
erklären. Die meisten dieser Schritte sind<br />
manuelle Tätigkeiten, dabei gibt es kaum<br />
Möglichkeiten für eine Automatisierung.<br />
Somit sind die Kosten für uns entsprechend<br />
hoch und müssen in irgendeiner<br />
Form kompensiert werden. Das war unser<br />
Beweggrund für die Einführung einer<br />
verursachergerechten Jahresgebühr.<br />
Wie ist der Start mit der neuen Jahresgebühr<br />
für Postfächer erfolgt und<br />
wie waren die Rückmeldungen der<br />
Kunden?<br />
Wir sind mit der aktuellen Situation zufrieden.<br />
Die Kündigungen sind geringer<br />
ausgefallen als angenommen. Dies<br />
werte ich als Zeichen, dass die Vorteile<br />
eines Postfachs überzeugen können. So<br />
kommt es vor, dass Kunden, die in einer<br />
ersten Reaktion das Postfach gekündigt<br />
haben, nun die Kündigung wieder rückgängig<br />
machen. Dazu kommt, dass neue<br />
Postfächer eröffnet werden, wobei das<br />
Bezahlen einer Gebühr als selbstverständlich<br />
erachtet wird.<br />
Seit dem 1. Januar <strong>2018</strong> ist die Post<br />
AG Mitglied der Wirtschaftskammer<br />
Liechtenstein. Was bedeutet das für<br />
die Post AG?<br />
Unser Hauptmarkt ist Liechtenstein. Hier<br />
wollen wir umfassend präsent sein. Da<br />
ist es für uns ein logischer Schritt, auch<br />
der Wirtschaftskammer beizutreten.<br />
Nachdem sich die Post viele Jahre um interne<br />
Themen kümmern musste, wollen<br />
wir nun wieder den aktiven Dialog mit der<br />
heimischen Wirtschaft suchen. Dazu ist<br />
die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer<br />
ideal. Zudem können wir uns gleichzeitig<br />
als Lösungsanbieter präsentieren.<br />
Der Versand eines Briefes oder eines<br />
Pakets kostet Geld. Angenommen,<br />
ein Unternehmen ohne entsprechende<br />
Kernkompetenzen beschliesst, seine<br />
Post künftig selbst zu den Empfängern<br />
zu bringen, entstände diesem Unternehmen<br />
ein Vielfaches an Kosten. Gehen<br />
wir einen Schritt weiter. Egal was<br />
ein Unternehmen zu einer Adresse in<br />
Liechtenstein bringen oder von dort<br />
abholen will, wir sind täglich sowieso<br />
dort. Wieso also nicht unsere Infrastruktur<br />
für weit mehr als nur Briefe<br />
und Pakete nutzen? Auch der Empfänger<br />
hat dabei einen Vorteil, da sein Arbeitstag<br />
nicht mehrmals zur Entgegennahme<br />
verschiedener Lieferungen von<br />
mehreren Unternehmen unterbrochen,<br />
sondern alles aus einer Hand zugestellt<br />
wird. Ist der Empfänger nicht vor Ort,<br />
liefern wir am nächsten Tag oder bieten<br />
die Abholung in unserem Filialnetz an.<br />
Das können andere nicht. Somit sparen<br />
wir den Unternehmen Zeit und ermöglichen<br />
es ihnen, sich ihren wesent lichen<br />
Aufgaben zu widmen. Zudem ist dies<br />
ökologisch sinnvoll, da das Verkehrsaufkommen<br />
reduziert wird und die<br />
Umweltbelastung sinkt. Schliesslich ist<br />
die Post mehrheitlich elektrisch unterwegs.<br />
Hier sehe ich viele neue Möglichkeiten,<br />
die wir mit Unternehmen prüfen<br />
möchten.<br />
Was erwarten Sie als Mitglied der<br />
Wirtschaftskammer?<br />
Einerseits bleiben wir durch die Mitgliedschaft<br />
auf dem Laufenden, was<br />
innerhalb der Sektion Handel läuft, andererseits<br />
haben wir die Gelegenheit,<br />
bei gewerblichen Themen aktiv mitzuarbeiten.<br />
Zudem können wir den Kontakt<br />
mit anderen Mitgliedern pflegen<br />
und im Austausch mit ihnen eruieren,<br />
welche Dienstleistungen der Post ihren<br />
Bedürfnissen entsprechen oder bei<br />
Bedarf unsererseits Anpassungen vornehmen.<br />
Wie ist die Post AG ins neue Jahr<br />
gestartet?<br />
Mit Optimismus, aber auch mit Respekt<br />
vor den Herausforderungen.<br />
Respekt, weil wir den digitalen Wandel<br />
direkt zu spüren bekommen und somit<br />
ständig gefordert sind. Auch nach einem<br />
erfolgreichen Jahr wissen wir, dass der<br />
Gegenwind stärker wird. Optimismus,<br />
weil wir motivierte Mitarbeiter haben<br />
und in vielen Bereichen gute Lösungen.<br />
Diese gilt es nun zu nutzen. Zudem<br />
profitieren wir vom zunehmenden Online-Handel.<br />
Das Paketvolumen steigt<br />
und aller Voraussicht nach wird sich<br />
dies in den kommenden Jahren noch<br />
beschleunigen. Obwohl ich diesen Trend<br />
für Teile des heimischen Gewerbes auch<br />
durchaus kritisch sehe, ist es für die Post<br />
eine gute Entwicklung.<br />
Worin sehen Sie die Herausforderungen<br />
für dieses Jahr?<br />
Wir werden weiter in unser Kerngeschäft<br />
investieren müssen. Einerseits um mit<br />
der Konkurrenz mithalten zu können,<br />
andererseits weil sich das Verhalten der<br />
Bevölkerung ändert. Kunden möchten<br />
kurzfristig Lieferungen umleiten können<br />
oder am Arbeitsplatz erhalten. Auch Online-Dienstleistungen<br />
werden an Bedeutung<br />
gewinnen. Hier müssen wir unsere<br />
Angebote ausbauen.<br />
Gleichzeitig liegt für mich auch eine<br />
Herausforderung darin, unsere Produkte<br />
in Liechtenstein verstärkt zu etablieren.<br />
Beispielsweise die vermehrt nachgefragte<br />
Abendzustellung oder die Zustellungen<br />
und Abholung innerhalb eines<br />
fixierten Zeitfensters. Auch dies ist eine<br />
Problemlösung, die dafür sorgt, dass unsere<br />
Kunden nicht selbst fahren müssen,<br />
sondern die Zeit für andere Tätigkeiten<br />
nutzen können.<br />
Zudem gilt es, neue Dienstleistungen zu<br />
entwickeln und zu vermarkten. Wir erweitern<br />
beispielsweise unsere Kompetenz<br />
in der grenzüberschreitenden Verzollung<br />
und im Bereich der Digitalisierung. Alles<br />
Themen, die derzeit stark gefragt sind.<br />
<strong>unternehmer</strong>. März / <strong>2018</strong><br />
21