Occulta-Antiquariats-Katalog 2

erscheint der Titel prophetisch; doch der pazifistische Autor läßt seine Ode um "das Weltgericht" hoffungsvoll in "Utopia"
enden. Dabei verknüpft er recht unterschiedliche Blickwickel, einen sozialistischen: "Entnervt sind bis ins Mark der alten
Ritter Sprossen, Verknechtet ist der Geist der fetten Bürgerschaft. Nur, wer noch ringen muß, hat Zukunft. Wir
Genossen..." u. einen christlich- eher fundamentalistischen: "Geb ihr das Denken frei, so, wie's der Schwärmer will ... So
stehet der Betrieb der Welterziehung still, So wird das große Werk, das Rom getan, zu nichte." Vorbilder sind u.a. auch
Buddha u. Fichte (S. 48) u. von der utopischen Läuterung zum Frieden wird niemand ausgeschlossen: "Wenn der Hebräer
von der Außenwelt sich wieder abkehrt zu dem innern Leben ... Dann mag, vergeistigt, er ein Salz der Erden, auf neuem
Feld ein neues Vorbild werden." - Kanten leicht berieben; ExLibris, sonst ein gutes u. schönes Expl. mit Widmung des
Autors an einen "jungen, verständnisvollen Litteraturfreunde". - Recht selten.
747. Brjussoff, Valerius: Erduntergang. Tragödie künftiger Zeiten in 5 Handlungen und 9
Szenen. Autorisierte Übersetzung aus dem Russischen von Hans Guenther. München, Verlag
von Hans Weber, 1909. 73 S., 8°, O-Karton 23,00 €
Waleri Jakowlewitsch Brjussow (1873-1924), einer der führenden Vertreter der symbolistischen Bewegung in Russland,
dessen künstlerische Vorbilder v.a. die Franzosen Charles Baudelaire, Paul Verlaine u. Stéphane Mallarmé waren.
Brjusswo hegte eine Vorliebe für das Okkulte u. phantastische, deren Zeugnis u.a. sein Roman "Der feurige Engel" gibt. -
Etwas bestossen; Einband gebräunt; aus dem Innendeckel wurde ein ExLibris entfernt; Seiten z.T. garnicht aufgeschnitten,
sonst gut.
748. Brjussoff, Valerius [Valery Jakovievitsch Brjussow]: Der feurige Engel - oder eine
wahrhaftige Erzählung, in welcher berichtet wird von dem Teufel, der mehr denn einmal in
Gestalt eines lichten Geistes einer Jungfrau erschienen ist und sie zu mannigfachen
sündhaften Handlungen verleitet hat, von der gottwidrigen Beschäftigung mit der Magie, der
Alchemie, der Astrologie, der Kabbalistik und Nekromantik, von der Verurteilung einer
Jungfrau unter dem Vorsitze Seiner Eminenz des Erzbischofs von Trier, gleicherweise von
den Begegnungen und Gesprächen mit dem Ritter und dreifachen Doktor Agrippa von
Nettesheim und mit dem Doktor Faust, berichtet von einem Augenzeugen. Erzählung aus
dem sechszehnten Jahrhundert. Die autorisierte Übersetzung besorgte Reinhold von Walter.
Ein Buch über abhängige und dämonische Liebe. Dtsch. Erstausg. München, Hyperion Verlag
Hans von Weber, 1910. 520 S., 8°, O-Pappband mit Kopf farbschnitt 35,00 €
Bloch 2/527. - "Sie gehen nach Köln, wo die von Dämonen heimgesuchte Verführerin ihre Suche nach Madiel, dem
feurigen ENGEL, dem visionären Geliebten ihrer Kindertage, fortsetzt. Um aber Engel und Dämonen zu bannen bedarf es
aber besonderer Mittel und Wege. Renatas Wünschen hörig, erlernt Ruprecht die gottwidrigen Wissenschaften der Magie,
der Kabbalistik und Nekromantie" - Einband leicht bestossen u. berieben; Rücken mit kl. Anriß am Kapital, sonst ein gutes
Expl.
749. Bulwer, Edward (Lord Lytton): Die Geisterseher. Eine okkulte Erzählung. 1. Aufl.
Hannover, Paul Steegemann Verlag, 1922. 61 S., 1 Bl., Kl.-8°, O-Pappband mit
expressionistischer Deckelillus. von Ernst Schütte 33,00 €
(= Abenteur und Magie). - Deutsche Übertragung von Rainer Maria Schulze. - "Die bange Frage nach dem 'Fortleben nach
dem Tode' rollt Bulwer, der Rosenkreuzer, der Autor von 'Zanoni' auf. Er erzählt die Abenteuer seiner Helden mit den
Verstorbenen, den Geistern mit naturalistischer Anschaulichkeit und einer Kraft, die seine modernen Epigonen H. H. Ewers
und Gustav Meyrink weit überragt." (Theos.-Okkult. Bücherschau 1922). - Leicht bestossen; papierbedingt gebräunt, sonst
ein gutes Expl.
750. Cabell, James Branch: Jürgen. Eine Komödie um die Gerechtigkeit. Übertragen von
Karl Lerbs. 1. Aufl. Leipzig, Insel-Verlag, 1928. 402 S., 8°, Goldgepr. O-Leinen 28,00 €
Bloch 2/591. - Ralph Tegtmeier schreibt in "Aleister Crowley. Die tausend Masken des Meisters": "Besonders stolz aber
war Crowley auf seine Würdigung durch den amerikanischen Schriftsteller James Branch Cabell, dessen wegen
angeblicher 'unsittlicher' Tendenzen skandalumwitterter Roman Jurgen. A Comedy of Justice... ein Kapitel mit einer
Schilderung der Liturgie aus Crowleys Gnostisch-katholischer Messe enthält." (S. 169-174, "...und auch Schwefel brannte
dort, vor einem scharlachroten Kreuz, dessen Spitze einen Kreis trug, und an das eine lebendige Kröte genagelt war.") -
James Branch Cabell (1879-1958) wurde nach der EA von "Jürgen", 1919, von der New Yorker Gesellschaft zu
Unterdrückung des Lasters verklagt, was jedoch vor Gericht scheiterte u. das frühe Fantasy-Werk um die ungebetene
Wunscherfüllung eines alternden Pfandleihers, populär machte. So wurde der erfolgreiche Horrorfiction-Autor Fritz Leiber
zu seiner Romanserie über Fafhrd u. den Grauen Mausling von "Jürgen" inspiriert. - Rücken etwas geblichen; Deckel mit
leichten Fleckspuren; tlw. mit angeknickten Ecken u. fingerfleckig, sonst ein gutes Expl.
751. Clifford, Geo.: Das Leben beginnt erst morgen... (Rebirth of Harriet Keanford). Ein
utopistischer Roman. Einzig autorisierte Ausgabe. Erstausg. Wien, Vernay-Verlag, [1925]. 337
S., 1 Bl., 8°, O-Halbleinen mit O-Umschlag 42,00 €
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