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DCW-Jahrbuch 2018

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<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong>


Größter Auftrag in der Geschichte der Sievert<br />

Baustoffgruppe: Lieferung von 1 Mio. m 2<br />

Fassaden baustoffen für 55 Hochhäuser<br />

à 33 Stockwerke in Hefei.<br />

Die Sievert AG fungiert als Holdingunternehmen für die Sievert Baustoffgruppe mit Aktivitäten in den Bereichen Trockenmörtel<br />

(quick-mix), Bauchemie (Hahne) und Logistik (Sievert Handel Transporte). Mit rd. 1.700 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern an weltweit ca. 60 Standorten in Deutschland, China, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, Russland, der<br />

Schweiz, der Slowakei und Tschechien erwirtschaftet die Sievert Baustoffgruppe einen Umsatz von rd. 400 Millionen Euro<br />

und zählt damit zu den führenden Unternehmen der deutschen Bauwirtschaft.<br />

In China produziert quick-mix (Sievert Baoye quick-mix Building Materials) hochwertige Putze, Fliesenkleber, Bodenausgleichsmassen<br />

und Systeme zur energie sparenden Fassadendämmung und vertreibt diese u.a. über zwei Vertriebsbüros<br />

in Nanjing und Shanghai. Zudem verfügt die Sievert Baustoffgruppe über zwei Beteiligungen zur industriellen<br />

Fertigung von Bauelementen (Baoye Sievert Concrete Precast Elements). Die drei Produktionsstätten befinden sich in<br />

der Provinz Anhui. Ein weiteres quick-mix Werk in der Provinz Zhejiang befindet sich im Aufbau.<br />

Vom Wohnungsbau bis zum Industriebau, ob Neubau, Renovierung oder Sanierung – praktisch jedes Objekt profitiert<br />

von der Entscheidung für Baustoffe und Leistungen der Sievert AG.<br />

Sievert AG<br />

Mühleneschweg 6 · D-49090 Osnabrück<br />

Tel. +49 541 601-00 · Fax +49 541 601-256<br />

E-Mail info@sievert-ag.de · www.sievert-ag.de


<strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

5 Grußwort des Botschafters<br />

der Bundesrepublik Deutschland in<br />

der Volksrepublik China<br />

Michael Clauß<br />

Außerordentlicher und bevollmächtigter<br />

Botschafter der Bundesrepublik Deutschland<br />

in China<br />

6 Grußwort des Botschafters<br />

der Volksrepublik China in<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Shi Mingde<br />

Außerordentlicher und bevollmächtigter<br />

Botschafter der Volksrepublik China in<br />

Deutschland<br />

8 Vorwort<br />

Andreas Schmitz<br />

Präsident des Beirats der <strong>DCW</strong><br />

Harald Lux<br />

Vorsitzender des Vorstands der <strong>DCW</strong><br />

9 Die Deutsch-Chinesische<br />

Wirtschaftsvereinigung<br />

Profil und Aktivitäten 2017<br />

Silke Besser<br />

19 Neues chinesisches<br />

Wachstumsmodell<br />

Industrielle Modernisierung mit innovativen<br />

Technologien<br />

Yanling Zhu, Edgar Walk<br />

27 „Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der<br />

Umwelttechnologien in China<br />

Bruno Rudnik<br />

35 Update Recht und Steuern<br />

Unter geänderten Rahmenbedingungen in<br />

China investieren<br />

Jiawei Wang, Vivian Yao<br />

45 Das neue chinesische<br />

Sozialkreditsystem<br />

Rechtliche Struktur und Auswirkungen auf<br />

deutsche Unternehmen<br />

Dr. Jörg-Michael Scheil<br />

51 Chinesische Direktinvestitionen in<br />

Deutschland und Europa<br />

Aktueller Stand von Prüfverfahren in<br />

Deutschland und in der Europäischen Union<br />

Dr. Dirk Barcaba<br />

59 Greatview in Deutschland<br />

Wie führt man nach einem gelungenen<br />

Investment ein Unternehmen mit einem<br />

deutsch-chinesischen Team?<br />

Interview mit Herrn Gang Hong,<br />

Vorstandsvorsitzender der Greatview Aseptic<br />

Packaging Co., Ltd.<br />

67 Managementinnovation aus China?<br />

Der Emerging Trend des „Confucian<br />

Entrepreneur“<br />

Dr. Matthias Niedenführ


4 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Rechtlicher Hinweis<br />

Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V.<br />

Unter Sachsenhausen 10–26, 50667 Köln<br />

Telefon: +49 221 120 370<br />

Telefax: +49 221 120 417<br />

E-Mail: info@dcw-ev.de<br />

Internet: www.dcw-ev.de<br />

Vorsitzender des Vorstands: Harald Lux<br />

Redaktion: Silke Besser, Beixi Jia<br />

Anzeigenleitung: Thomas Scheler, D C W GmbH<br />

Layout: Jasper Habicht, D C W GmbH<br />

Erscheinungstermin: März <strong>2018</strong><br />

Druck: Mundschenk Druck- und Vertriebsgesellschaft<br />

GmbH & Co. KG<br />

Alle Artikel in diesem <strong>Jahrbuch</strong> geben die Einschätzung der<br />

jeweiligen Autoren wieder und stellen nicht notwendigerweise<br />

die Meinung der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung<br />

e.V. dar.<br />

Bildnachweise<br />

Deutscher Teil<br />

Umschlag: © Anton Balazh – stock.adobe.com. S. 24:<br />

Pixabay / jraffin. S. 32: Pixabay / JamesQube. S. 42/43:<br />

Pixabay / stevepb. S. 48: Pixabay / PhotoMIX-Company.<br />

S. 52: Shutterstock / Ivan Marc. S. 56: Pixabay / rawpixel.<br />

S. 74: © World Economic Forum / Sandra Blaser.<br />

Chinesischer Teil<br />

Umschlag: © Anton Balazh – stock.adobe.com. S. 30:<br />

Pixabay / blickpixel. S. 36: © gezett. S. 38: Pixabay / stevepb.<br />

S. 49: Pixabay / nattanan23.<br />

Die übrigen Bildrechte liegen bei den jeweiligen Autoren.


Grußwort<br />

5<br />

Grußwort des Botschafters<br />

der Bundesrepublik Deutschland in<br />

der Volksrepublik China<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Beziehungen zwischen Deutschland und China haben<br />

sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Sie fußen<br />

auf vielfältigen und vertrauensvollen Kontakten zwischen<br />

den Regierungen, den Unternehmen und den Bürgern<br />

beider Länder.<br />

Im vergangenen Jahr konnten wir innerhalb nur weniger<br />

Wochen sowohl Staatspräsident Xi Jinping als auch Ministerpräsident<br />

Li Keqiang bei uns in Deutschland begrüßen.<br />

Aber nicht nur auf politischer, auch auf gesellschaftlicher<br />

Ebene entwickeln sich die Beziehungen zwischen Deutschland<br />

und China gut. Die Ausstellung „Deutschland 8“, bei<br />

der in Peking rund 320 Werke von 55 namhaften deutschen<br />

Künstlern aus der Nachkriegszeit zu sehen waren, zog<br />

750.000 Besucher an. Im vergangenen Jahr fand auch erstmals<br />

der sogenannte „People-to-People“-Dialog im Beisein<br />

von Bundesaußenminister Gabriel und der stellvertretenden<br />

Ministerpräsidentin Liu statt. Zudem wird Deutschland<br />

als Zielland für chinesische Studierende von Jahr zu Jahr<br />

beliebter und mehr und mehr Touristen aus China reisen<br />

nach Deutschland.<br />

Nicht zuletzt sind es aber die erfolgreichen Wirtschaftsbeziehungen,<br />

die das deutsch-chinesische Verhältnis prägen.<br />

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner und<br />

umgekehrt ist Deutschland Chinas größter Exportmarkt in<br />

Europa. Die zunehmende Verflechtung der Volkswirtschaften<br />

lässt sich auch an der Zunahme chinesischer Investitionen<br />

in Deutschland ablesen. China setzt bei der angestrebten<br />

Modernisierung seiner Volkswirtschaft auf Technologie<br />

und Knowhow aus Deutschland, insbesondere im Bereich<br />

der Industrie 4.0.<br />

Chinesische Unternehmen profitieren von der Offenheit des<br />

deutschen Markts, der ausländischen Unternehmen und Investoren<br />

die gleichen Bedingungen wie den einheimischen<br />

bietet. In China hingegen sind die Fortschritte bei der weiteren<br />

Marktöffnung hinter den Erwartungen zurückgeblieben.<br />

Dirigistische Eingriffe und unklare Rahmenbedingungen<br />

verunsichern viele deutsche Unternehmen.<br />

Eine Partnerschaft kann auf Dauer aber nur erfolgreich sein,<br />

wenn sie beiden Seiten gleichermaßen Vorteile einräumt<br />

und wir uns auf Augenhöhe begegnen. Die für dieses Jahr<br />

geplanten Regierungskonsultationen bieten neue Chancen,<br />

nach gemeinsamen Lösungen für bestehende Herausforderungen<br />

zu suchen und die bilateralen Beziehungen weiter<br />

zu vertiefen.<br />

Daher bin ich zuversichtlich, dass wir <strong>2018</strong> ein weiteres,<br />

erfolgreiches Kapitel in den deutsch-chinesischen Beziehungen<br />

schreiben können.<br />

Michael Clauß<br />

Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der<br />

Bundesrepublik Deutschland in China


6 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Grußwort des Botschafters<br />

der Volksrepublik China<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

Im Jahr 2017 feierten die Volksrepublik China und die Bundesrepublik<br />

Deutschland gemeinsam das 45-jährige Jubiläum<br />

der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen. Ende<br />

Mai trafen sich der chinesische Premierminister Li Keqiang<br />

und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin.<br />

Ihre Gespräche zielten auf die Erweiterung und Bereicherung<br />

der umfassenden strategischen Partnerschaft beider<br />

Länder ab. Dabei waren sie Zeugen bei der Unterzeichnung<br />

einer Reihe von zwischenstaatlichen und wirtschaftlichen<br />

Kooperationsvereinbarungen. Anfang Juli stattete der<br />

chinesische Staatspräsident Xi Jinping Deutschland einen<br />

Staatsbesuch ab und nahm am G20-Gipfel in Hamburg teil.<br />

Xi Jinping und Angela Merkel setzten ein positives Signal<br />

für die Globalisierung, die Förderung des Freihandels sowie<br />

die Erleichterung von Investitionen. Sie sprachen sich gegen<br />

Protektionismus aus. China und Deutschland haben viele<br />

multilaterale Kooperationen durchgeführt und die Bedeutung<br />

ihrer Partnerschaft auch in der Praxis umgesetzt und<br />

erfahren. Damit erreichten die bilateralen Beziehungen ein<br />

immer höheres Niveau.<br />

Das chinesisch-deutsche Handelsvolumen ist im Jahr 2017<br />

rasant gewachsen und China damit zum zweiten Mal in<br />

Folge der größte Handelspartner Deutschlands geworden.<br />

Laut deutschen Statistiken betrug das bilaterale Handelsvolumen<br />

im Jahre 2017 186,6 Milliarden Euro. Die Summe ist<br />

im Vergleich zum Jahr 2016 um 9,8 Prozent gestiegen und<br />

betrug 8,1 Prozent des gesamten deutschen Außenhandelsvolumens.<br />

Deutschland ist seit 43 Jahren der größte Handelspartner<br />

Chinas in Europa. Das Handelsvolumen mit<br />

Deutschland beträgt fast ein Drittel des gesamten Handelsvolumens<br />

der Volksrepublik China mit Europa.<br />

Die bilateralen Investitionen fließen weiterhin in beide<br />

Richtungen. Deutschland, auf das ein Viertel der EU-Investitionen<br />

in China entfällt, ist das EU-Land mit den meisten<br />

Investitionen in China. Laut chinesischen Statistiken betrugen<br />

die deutschen nichtfinanziellen Direktinvestitionen<br />

in China bis Ende 2017 29,72 Milliarden US-Dollar. Allein<br />

im Jahr 2017 gab es 387 neue Projekte mit einem Wert von<br />

1,54 Milliarden US-Dollar. Chinesische Unternehmen waren<br />

ihrerseits in Deutschland recht aktiv. Im Jahr 2016 betrugen<br />

die chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland<br />

40 Prozent der von China in die EU geflossenen Investitionen.<br />

Im Jahr 2017 beliefen sich die chinesischen Direktinvestitionen<br />

in Deutschland auf 2,28 Milliarden US-Dollar,<br />

was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang bedeutete. Bis<br />

Ende 2017 machten die Gesamtinvestitionen in Deutschland<br />

10,12 Milliarden US-Dollar aus. Die deutschen Investitionen<br />

in China haben mit dem Prozess der chinesischen Reform<br />

und Öffnung, der vertieften Ausweitung der Kooperationsbereiche,<br />

dem enormen chinesischen Markt mit den für die<br />

einzelnen Branchen sich ständig verbessernden Aussichten<br />

und dem stetig ansteigenden Konsumpotenzial deutschen<br />

Unternehmen enorme Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.<br />

China ist für deutsche Unternehmen der Branchen Automobil,<br />

Maschinenbau, Chemie, Präzisionsinstrumente und<br />

neue Energien inzwischen der wichtigste Markt.<br />

Die Innovationskooperation und die regionalen Kooperationen<br />

zwischen China und Deutschland verlaufen vielversprechend.<br />

Ministerpräsident Li Keqiang schlug in seiner Rede<br />

auf dem „Deutsch-Chinesischen Forum – Innovation gemeinsam<br />

gestalten" in Berlin vor, dass China und Deutschland<br />

„goldene Partner für eine Innovationspartnerschaft“<br />

sein sollten, um gemeinsam „Industrie 4.0“ und „Made in<br />

China 2025“ zu fördern und eine Win-Win-Situation zu<br />

schaffen. Die pragmatisch ausgerichtete Zusammenarbeit<br />

auf Ebene der Bundesländer und Provinzen zeigt zunehmend<br />

Wirkung. Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen,<br />

Bayern, Hamburg und viele Provinzen in China haben hierbei<br />

fruchtbare Arbeit geleistet. Sie unterstützen regionale<br />

kleine und mittlere Unternehmen bei der Suche nach neuen<br />

Geschäftsmöglichkeiten.


Grußwort<br />

7<br />

Die Initiative „One Belt, One Road“ eröffnet neue Möglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit. Im Jahr 2017 ist das Interesse<br />

und die Begeisterung deutscher Unternehmen an der<br />

OBOR-Initiative deutlich gestiegen: Beide Seiten suchen<br />

aktiv bilaterale bzw. externe Kooperationsmöglichkeiten in<br />

den Bereichen Infrastrukturausbau, Umweltschutz und Finanzen.<br />

Diese werden neue Plattformen und Entwicklungsspielraum<br />

für Unternehmen beider Länder schaffen.<br />

Gleichzeitig bestehen in der Kooperation beider Seiten<br />

auch Differenzen und Reibereien. Die Betrachtungsweise<br />

chinesischer Investitionen in Deutschland ist eines der<br />

heißen Eisen. Obwohl chinesische Unternehmen noch<br />

nicht lange in Deutschland investieren und der Gesamtbetrag<br />

der Investitionen nur einen Anteil von 10 Prozent an<br />

den deutschen Investitionen in China ausmacht, haben die<br />

Besorgnisse mancher Menschen in Deutschland deutlich<br />

zugenommen. Im Juli 2017 hat die Bundesregierung die<br />

„Novelle zur Außenwirtschaftsordnung" verabschiedet, mit<br />

der die Prüfung beim Unternehmenskauf von deutschen<br />

Unternehmen durch ausländische Investoren verstärkt<br />

wurde. Außerdem setzt sich Deutschland auf EU-Ebene<br />

dafür ein, ausländisches Kapital noch stärker zu überprüfen.<br />

Damit sendet es ein falsches Signal von Protektionismus.<br />

Fakten sagen mehr als Worte: Chinas Entwicklung bedeutet<br />

für Deutschland mehr Chance als Herausforderung und<br />

auf keinen Fall eine Bedrohung. Chinesische Unternehmen<br />

spielen in der deutschen Wirtschaft eine positive Rolle. Die<br />

Untersuchungen von vielen deutschen Medien und Institutionen<br />

wie Handelsblatt, PwC und KPMG belegen, dass chinesische<br />

Investoren deutsche Partner respektieren, Wert auf<br />

langfristige Geschäftsplanung und kontinuierliche Investitionen<br />

legen, Arbeitsplätze möglichst zu erhalten suchen und<br />

das deutsche Management mit den chinesischen Partnern<br />

zufrieden ist. Ich hoffe, dass Deutschland sich an den Fakten<br />

orientiert und die neuen Entwicklungen und Herausforderungen<br />

der bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />

umfassend und objektiv betrachtet, um gemeinsam mit<br />

China die Entwicklung und Balance der Wirtschafts- und<br />

Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu sichern.<br />

Wir sind hinsichtlich der Zukunft der bilateralen Kooperationen<br />

immer noch voller Zuversicht. Chinas Wirtschaft<br />

wuchs 2017 um 6,9 Prozent und zeigte damit in einem<br />

stabilen Umfeld eine steigende Tendenz, das Wachstum der<br />

chinesischen Wirtschaft ist besser als erwartet, und China<br />

ist immer noch der Hauptmotor für die Erholung und das<br />

Wachstum der Weltwirtschaft. Der 19. Parteitag der Kommunistischen<br />

Partei Chinas legte die Richtung und das Ziel<br />

der zukünftigen Entwicklung der Volksrepublik fest: Im<br />

Prozess des Aufbaus eines neuen offenen Wirtschaftsystems<br />

wird China immer offener. Im vergangenen Jahr verkündete<br />

der Staatsrat eine neue Verordnung, die den Markt für<br />

ausländische Investitionen weiter öffnet. Hierdurch wurden<br />

die Schwellen für ausländische Investitionen in den Bereichen<br />

Finanzen, Dienstleistungen und der Fertigungsindustrie<br />

stark gesenkt. Zukünftig werden noch mehr konkrete<br />

Maßnahmen verabschiedet werden, um die Öffnung zu<br />

erweitern, ein günstiges externes Umfeld zu schaffen und<br />

eine nachhaltige und für beide Seiten vorteilhafte Entwicklung<br />

zu ermöglichen.<br />

Ich wünsche mir, dass die chinesisch-deutschen Beziehungen<br />

mit gemeinsamen Bemühungen beider Seiten auf der<br />

Grundlage der vergangenen 45 Jahre eine neue Ära eröffnen<br />

können.<br />

Shi Mingde<br />

Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter<br />

der Volksrepublik China in Deutschland


8 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Liebe Mitglieder, liebe Freunde der <strong>DCW</strong>!<br />

In diesen Tagen ist viel von Fairness die Rede, von Gerechtigkeit<br />

in Handel und internationalen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika<br />

tritt als einer der wesentlichen Kritiker der bestehenden<br />

internationalen Handelsabkommen an. Etliche Abkommen<br />

seien nicht fair, der Schutz der heimischen Wirtschaft wird<br />

zur nationalen Priorität. Der mehrheitlichen Entscheidung<br />

des britischen Wahlvolks, die Europäische Union zu verlassen,<br />

dürfte ebenso die individuelle Erwartung komparativer<br />

Vorteile zugrunde gelegen haben. Die wiederbelebte Idee<br />

des partiellen Protektionismus macht sich breit.<br />

China und übrigens auch die Europäische Union halten<br />

dagegen: Die Eröffnungsrede von Chinas Staatschef Xi beim<br />

Weltwirtschaftsforum in Davos vor einem Jahr, sein Plädoyer<br />

für freien Handel, hat nicht nur Unternehmer hier wie<br />

dort beeindruckt. Unsere in Produktion und Handel auf die<br />

Weltmärkte ausgerichteten Unternehmen brauchen den ungehinderten<br />

Austausch wie die Luft zum Atmen. Das betrifft<br />

die Exportnationen China und Deutschland in besonderem<br />

Maße. Ihr gemeinsames Ziel: Die positive Entwicklung der<br />

jeweiligen Wirtschaft, darüber hinaus die Entwicklung des<br />

„Wealth of Nations“, Voraussetzung für die weitere Entfaltung<br />

des Wohlstands in den beteiligten Ländern.<br />

Doch das Vertrauen in das freie Spiel der Kräfte, das Wirken<br />

der „invisible Hand“ für das gemeinsame Fortkommen,<br />

ist noch brüchig. Insbesondere die große Dynamik der<br />

Entwicklung Chinas, unterlegt durch klare strategische<br />

Optionen wie die „One Belt One Road“-Initiative, die<br />

offensive Herangehensweise in Zukunftsmärkten wie Afrika<br />

oder gezielte Akquisitionen technologischer Marktführer in<br />

Europa schüren vereinzelt Ängste. Doch Angst ist auf den<br />

internationalen Märkten ein schlechter Ratgeber. Investitionsbeschränkungen<br />

hier oder nichttarifäre Investitionsund<br />

Handelshemmnisse dort helfen nicht weiter.<br />

Die kulturellen Unterschiede Asiens und Europas können<br />

bereichernd wirken, ein Wettbewerb der Unternehmen unter<br />

gleichen Bedingungen fördert zweifellos die gemeinsame<br />

Entwicklung. Schon seit jeher hat man die Schutzwirkung<br />

von Patenten in den Marktwirtschaften zeitlich begrenzt,<br />

denn Wissen wächst durch intensiven Austausch, nicht<br />

durch maximalen Schutz. Die Unternehmen der deutschen<br />

und der chinesischen Wirtschaft brauchen allerdings ein<br />

hohes Maß an Kompetenz, um im jeweils anderen Markt<br />

erfolgreich zu sein.<br />

Im Februar hat in China das Jahr des Hundes begonnen.<br />

Wenn man der chinesischen Tradition folgen will, erfordert<br />

das laufende Jahr des Hundes planvolles Herangehen;<br />

Loyalität, Disziplin und Verlässlichkeit stehen im Vordergrund.<br />

Die <strong>DCW</strong> wird auch im laufenden Geschäftsjahr im<br />

Rahmen ihrer Möglichkeit ihre Mitglieder und Interessenten<br />

aus Deutschland und aus China unterstützen. Informationen,<br />

Beratung und Dienstleistungen für die Entwicklung<br />

der Geschäfte im jeweils anderen Kulturkreis wird die <strong>DCW</strong><br />

bereitstellen und vermitteln.<br />

Andreas Schmitz<br />

Präsident des Beirats der <strong>DCW</strong><br />

Harald Lux<br />

Vorsitzender des Vorstands der <strong>DCW</strong>


Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

9<br />

Silke Besser<br />

Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

Profil und Aktivitäten 2017 – Ziele, Organisation, Menschen, Aktivitäten<br />

Profil<br />

Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung e.V. (<strong>DCW</strong>)<br />

organisiert den Austausch von Fach- und Führungskräften,<br />

Unternehmen und Institutionen im Hinblick auf die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen mit China. 1987 von Unternehmern<br />

aus dem Raum Rhein-Ruhr gegründet, konnte die <strong>DCW</strong> 2017<br />

ihr dreißigjähriges Bestehen feiern. Inzwischen hat sich die<br />

Vereinigung zur führenden bundesweiten Organisation des<br />

Chinageschäfts in Deutschland entwickelt.<br />

Als unabhängige und gemeinnützige Einrichtung fördert die<br />

<strong>DCW</strong> das Verständnis der Besonderheiten des jeweiligen<br />

Wirtschafts- und Kulturraums als Voraussetzung erfolgreicher<br />

Geschäftstätigkeit deutscher Unternehmen in China und<br />

chinesischer Unternehmen in Deutschland. Ihr satzungsgemäßer<br />

Zweck ist die Förderung der Bildung, der Wissenschaft<br />

und Forschung sowie der Völkerverständigung im wirtschaftlichen<br />

Bereich zwischen Deutschland und China.<br />

Die Mitglieder und Partner der <strong>DCW</strong> schätzen den gleichzeitig<br />

offenen wie vertrauensvollen Austausch von Erfahrungen,<br />

Kenntnissen und Beratungsleistungen im Netzwerk<br />

der Vereinigung. Ein vielfältiges Informationsangebot auf<br />

Veranstaltungen und Seminaren bietet aktuelle Hintergründe<br />

und Antworten auf spezifische Fragen der Praxis.<br />

Publikationen skizzieren gegenwärtige Entwicklungen der<br />

deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Organisation<br />

Mitglieder<br />

Der dynamischen Entwicklung der deutsch-chinesischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen entsprechend hat die <strong>DCW</strong> ihre<br />

Aktivitäten in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. Erreichte<br />

die Vereinigung vor einem Jahrzehnt noch überwiegend<br />

deutsche Unternehmen und Organisationen, hat sie sich in<br />

den letzten Jahren zu einem binationalen Netzwerk weiterentwickelt.<br />

Unter den derzeit ca. 420 korporativen Mitgliedern<br />

sind bereits 15 Prozent chinesische Unternehmen. Die<br />

Rundschreiben der Vereinigung in deutscher und chinesischer<br />

Sprache erreichen über 28.000 Interessenten, darunter<br />

ein Drittel chinesische Adressaten. Die Grundlagen der<br />

Vereinstätigkeit werden von den Mitgliedern bestimmt, die in<br />

der Mitgliederversammlung den Vorstand bestellen.<br />

Vorstand<br />

Der Vorstand verantwortet die strategische Ausrichtung der<br />

<strong>DCW</strong>, bestimmt die mittelfristigen Arbeitsschwerpunkte<br />

und vertritt die Interessen der Mitglieder in Bezug auf die<br />

deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen gegenüber<br />

der Öffentlichkeit. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des<br />

Vorstands sind Unternehmer und Führungskräfte aus unterschiedlichen<br />

Branchen, die über langjährige persönliche<br />

Erfahrung im Chinageschäft verfügen.<br />

Beirat<br />

Der Beirat begleitet die Geschäftsentwicklung und gibt<br />

Empfehlungen zur strategischen Ausrichtung der <strong>DCW</strong>. Er<br />

unterstützt den Dialog mit der Politik und die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Wirtschaftsverbänden. Die vom Vorstand<br />

berufenen Mitglieder des Beirats sind Repräsentanten<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, denen die Förderung<br />

der Investitions- und Handelsbeziehungen zwischen<br />

China und Deutschland ein wichtiges Anliegen ist.<br />

Botschafter<br />

Die Botschafter der <strong>DCW</strong> präsentieren die Sichtweisen der<br />

<strong>DCW</strong> zu den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

insbesondere gegenüber staatlichen Stellen, den Medien und<br />

auf Veranstaltungen.


10 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Botschafterin der <strong>DCW</strong> ist die China-Regionalwissenschaftlerin<br />

Frau Britta Heidemann, Fecht-Olympiasiegerin von Beijing<br />

2008 sowie Silbermedaillengewinnerin von London 2012.<br />

China-Botschafter der <strong>DCW</strong> ist Herr Qingyuan Yang. Mit<br />

seiner über 20-jährigen Erfahrung in der Wirtschafts- und<br />

Handelsabteilung der Botschaft der VR China in Deutschland<br />

und als ehemaliger Leiter der deutschen Repräsentanz des<br />

CCPIT ist Herr Yang in China und in Deutschland hervorragend<br />

vernetzt.<br />

Regionen<br />

Die Vorsitzenden der Regionen sind die Ansprechpartner<br />

für Unternehmen und China-Interessierte in den Regionen.<br />

Sie unterstützen die inhaltliche und methodische Relevanz<br />

der <strong>DCW</strong>-Arbeit aus Sicht ihrer jeweiligen Wirtschaftsregion.<br />

Regional- und Unternehmertreffen und Gesprächskreise<br />

an den wichtigsten Wirtschaftsstandorten in Deutschland<br />

dienen dem Erfahrungsaustausch von <strong>DCW</strong>-Mitgliedern<br />

und Gästen. Sie werden ergänzt durch Fachforen, Seminare<br />

und Symposien mit Vorträgen von Experten aus Wirtschaft<br />

und Wissenschaft, von Verbänden und Einrichtungen.<br />

Im letzten Jahr wurden weitere Regionen ins Leben gerufen:<br />

Mit einer Eröffnungsveranstaltung in Leipzig/Halle gründete<br />

die <strong>DCW</strong> die Region Mitteldeutschland. Auch in China<br />

ist die <strong>DCW</strong> seit 2017 durch ehrenamtliche Ansprechpartner<br />

in den Regionen Beijing, Jiangsu und Guangdong vertreten.<br />

Für die neugegründete <strong>DCW</strong>-Region Mitteldeutschland<br />

begrüßte die <strong>DCW</strong> Herrn Markus Kopp (Mitteldeutsche<br />

Flughafen AG) und Herrn Gang Hong (Greatview Aseptic<br />

Packaging Manufacturing GmbH) als neue Regionalvorstände.<br />

Neu in den Regionalvorstand der <strong>DCW</strong>-Region Baden-<br />

Württemberg kam Herr Jiawei Wang (Rödl & Partner), Herr<br />

Dr. Benjamin Kroymann, E.M.L.E., (Squire Patton Boggs)<br />

wurde stellvertretender Vorsitzender der <strong>DCW</strong>-Region<br />

Berlin-Brandenburg.<br />

In China heißt die <strong>DCW</strong> Herrn Benjamin Qi (Ex-Easy Network<br />

& Technology Co., Ltd.) für die Region Beijing, Herrn<br />

Hongyue Liu (Suzhou Chien-Shiung Institute of Technology)<br />

für Jiangsu, Herrn Weiyue Wang (CRCI China Red<br />

Cultural Investment) und Herrn Peter Helis (Foshan Helis<br />

& Associates Consulting Ltd.) für Guangdong als Repräsentanten<br />

herzlich willkommen.<br />

Fachsprecher<br />

Experten für relevante Themenkomplexe der deutschchinesischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen engagieren sich<br />

ehrenamtlich als Fachsprecher der <strong>DCW</strong>. Sie erläutern und<br />

unterstützen die Aktivitäten der <strong>DCW</strong> in ihren jeweiligen<br />

Themengebieten nach innen und in der Öffentlichkeit.<br />

Für Mitglieder, Interessenten der <strong>DCW</strong> sowie für Meinungsbildner<br />

sind sie Ansprechpartner in den spezifischen<br />

Wirtschafts-und Wissensbereichen.<br />

Fachsprecher der <strong>DCW</strong> für Umwelttechnologien ist Herr<br />

Bruno Rudnik (Sustech Consult). Den Bereich Gesundheitswirtschaft<br />

vertritt Herr Thomas Kapitza (Sachverständigenbüro<br />

Kapitza).<br />

Geschäftsstelle<br />

Die <strong>DCW</strong>-Geschäftsstelle in Köln koordiniert die Aktivitäten<br />

der <strong>DCW</strong> und führt das operative Geschäft der Vereinigung.<br />

Die Mittel für die Tätigkeiten der Vereinigung werden<br />

über Mitgliedsbeiträge und im laufenden Geschäft erwirtschaftet.<br />

Im Sinne ihres gemeinnützigen Auftrages geben<br />

die fachlich ausgewiesenen Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />

grundlegende Informationen zu allen Themenbereichen der<br />

deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen an Interessierte,<br />

beantworten Anfragen allgemeiner Natur und führen<br />

individuelle Gespräche, um erste oder auch intensivere Kontakte<br />

von Deutschland nach China oder von China nach<br />

Deutschland aufzubauen und zu entwickeln.<br />

Die Geschäftsstelle konzipiert und organisiert Veranstaltungen,<br />

veröffentlicht <strong>DCW</strong>-eigene Publikationen, Artikel und<br />

Pressetexte und kommuniziert Chinathemen in Vorträgen<br />

und Interviews. Außerdem pflegt sie die Netzwerke zwischen<br />

Mitgliedern, Institutionen, Botschaften, Konsulaten,<br />

Verbänden und Kammern beider Länder. Sie koordiniert<br />

die ehrenamtliche Arbeit der vielen China-erfahrenen<br />

Persönlichkeiten in Vorstand, Beirat, Regionalvorständen,<br />

bei Fachsprechern und Botschaftern, die ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Vereins ist.<br />

Die Mitglieder der Vereinigung werden effizient unterstützt:<br />

Mithilfe der D C W GmbH als Tochtergesellschaft des Vereins<br />

werden deutsch-chinesische Wirtschaftskooperationsvorhaben<br />

vermittelt. Spezifische Anfragen aus unterschiedlichsten<br />

Fachgebieten wie z. B. Recht, Steuern, Vertrieb<br />

und Logistik werden von Experten aus der Mitgliedschaft<br />

beantwortet. Darüber hinaus erbringt die D C W GmbH<br />

Dienstleistungen und verantwortet Sponsoringanfragen<br />

für Events, Onlineauftritte und Publikationen des Vereins.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit ist die<br />

Organisation von Gemeinschaftständen auf internationalen<br />

Leitmessen sowie Marketplaces auf <strong>DCW</strong>-Veranstaltungen<br />

in Deutschland und China, auf denen sich Mitglieder und<br />

Partner der <strong>DCW</strong> werbewirksam präsentieren. Die D C W<br />

GmbH organisiert regelmäßig Besuche von chinesischen


Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

11<br />

Unternehmen in Deutschland. Im Rahmen der Unternehmensbesuche<br />

erhalten die Teilnehmer einer Delegationsreise<br />

Einblicke in Managementpraxis und Personalführung in<br />

spezifischen Wirtschaftsbereichen sowie in den Betriebsablauf<br />

von mittelständischen Unternehmen oder Konzernen.<br />

Die Kontaktaufnahme zu potentiellen Investoren und Kooperationspartnern<br />

wird zudem im Rahmen von branchenspezifischen<br />

Match-Making-Events erleichtert.<br />

Informationen zu weiteren Angeboten finden Sie unter<br />

www.dcw-ev.de/services<br />

German-Chinese Bureau of<br />

Economic Research (GCB)<br />

Das GCB fungiert als Forschungsstelle<br />

der <strong>DCW</strong> zur Förderung des<br />

Verständnisses der Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen Deutschland und<br />

China im internationalen Kontext.<br />

Wesentliches Arbeitsfeld des GCB ist<br />

die makroökonomische Analyse der<br />

chinesischen Volkswirtschaft. Weitere Forschungsschwerpunkte<br />

sind internationale Direktinvestitionen in China<br />

sowie chinesische Investitionen in Deutschland.<br />

Das GCB stellt fundierte Informationsmaterialien und<br />

Analysen zur Verfügung. Dabei steht das GCB im internationalen<br />

Dialog mit wissenschaftlichen Institutionen,<br />

Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft. Als regelmäßige Publikation<br />

wird das China Economic Bulletin herausgegeben.<br />

2017 erschien die fünfteilige Reihe „Beyond the Headlines:<br />

The Impact on German Firms from Chinese Aquisitions“,<br />

die die Bundeskanzlerstipendiatin Sheryl Tang ausgehend<br />

von einer umfangreichen empirischen Studie verfasste und<br />

die <strong>2018</strong> fortgesetzt wird. Neben allen Ausgaben des China<br />

Economic Bulletin hält das GCB für <strong>DCW</strong>-Mitglieder eine<br />

umfassende E-Library mit einschlägigen Studien bereit.<br />

Das GCB ist erreichbar unter www.gcber.org<br />

Kooperationen<br />

CCPIT – Vernetzung in China<br />

Die <strong>DCW</strong> ist der offizielle deutsche<br />

Partner des China Council for the<br />

Pro motion of International Trade<br />

(CCPIT).<br />

Der CCPIT ist mit 18 Auslandsvertretungen<br />

weltweit, 22 Industrieverbänden,<br />

50 Sub-Councils in den Wirtschaftszentren Chinas und<br />

knapp 110.000 Mitgliedsunternehmen die größte Einrichtung<br />

für die Förderung des Außenhandels in China und damit ein<br />

starker Partner der <strong>DCW</strong> in der Volksrepublik. Mit dieser<br />

Kooperation eröffnen sich für die Mitglieder der <strong>DCW</strong> umfängliche<br />

Möglichkeiten des Networkings nach und in China.<br />

Seit 1988 führt der CCPIT nach Entscheidung der chinesischen<br />

Regierung auch die Bezeichnung der Internationalen<br />

Handelskammer China (China Chamber of International<br />

Commerce, CCOIC).<br />

EUCBA – Vernetzung in Europa<br />

Die <strong>DCW</strong> ist das<br />

deutsche Mitglied<br />

in der EU-China<br />

Business Association<br />

(EUCBA). Die EUCBA ist ein Zusammenschluss von Non-<br />

Profit-Organisationen der Wirtschaft aus Ländern Europas<br />

und unterstützt die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />

zwischen europäischen und chinesischen Unternehmen.<br />

Derzeit umfasst die EUCBA teilnehmende Organisationen<br />

aus zwanzig europäischen Ländern. Diese Organisationen<br />

vertreten zusammen Mitgliedschaften von über 20.000<br />

Firmen aus allen Bereichen des Industrie-, Handels- und<br />

Servicesektors. Bei der Kooperation mit chinesischen Unternehmen<br />

und Einrichtungen nimmt jede dieser Organisationen<br />

in ihrem jeweiligen Land eine führende Rolle ein.<br />

Die EUCBA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder im Chinageschäft<br />

und fungiert bei Wirtschafts- und Handelsfragen<br />

als Ansprechpartner für die Europäische Kommission. Sie<br />

unterhält Beziehungen zu offiziellen chinesischen Vertretern<br />

in Brüssel und arbeitet eng mit der EUCCC (European Union<br />

Chamber of Commerce in China) zusammen. Alle Mitglieder<br />

der <strong>DCW</strong> sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen<br />

der EUCBA teilzunehmen. Die Ausgaben des EUCBA-Bulletins<br />

werden auf der Mitgliederseite der <strong>DCW</strong> veröffentlicht.<br />

Publikationen und Aktivitäten<br />

Das China-Telegramm – für deutsche Unternehmen<br />

und China-Interessierte<br />

Das China-Telegramm (CT) ist eine gemeinsame Publikation<br />

der IHK Köln und der <strong>DCW</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit den deutschen Industrie- und Handelskammern. Es<br />

erscheint seit 1987 alle zwei Monate und bietet aktuelle In-


12 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

formationen rund um das Chinageschäft<br />

sowie Veranstaltungshinweise.<br />

Das CT enthält Nachrichten<br />

aus den Rubriken Wirtschaft &<br />

Finanzen, Recht & Zoll sowie<br />

Branchen-Infos, Veranstaltungshinweise<br />

und Informationen zu<br />

neuen Projekten und Mitgliedern<br />

der <strong>DCW</strong>.<br />

30. Jahrgang · www.china-telegramm.de<br />

Die Druckversion des China-Telegramms<br />

wird <strong>DCW</strong>-Mitgliedern unentgeltlich zugesandt.<br />

Die elektronische Version kann als Mailservice bestellt<br />

werden: Interessenten wenden sich dazu formlos per Mail<br />

an china-telegramm@dcw-ev.de.<br />

Das Deutschland-Telegramm –<br />

für chinesische Unternehmen und<br />

Deutschland-Interessierte<br />

Seit 2011 erscheint das Deutschland-Telegramm<br />

(DT); seit 2014<br />

monatlich als E-Newsletter. Das<br />

DT bietet aktuelle Informationen<br />

für chinesische Unternehmen,<br />

die sich für den deutschen Markt<br />

interessieren oder bereits in<br />

Deutschland investiert haben. Es<br />

wird auf Chinesisch veröffentlicht<br />

und informiert über News aus den<br />

Rubriken Wirtschaft, Recht & Zoll<br />

und Branchen sowie Kooperationsgesuche<br />

deutscher Unternehmen<br />

nach chinesischen Geschäftspartnern,<br />

ergänzt durch Veranstaltungshinweise<br />

und <strong>DCW</strong>-Nachrichten. Seit 2016 erhalten<br />

<strong>DCW</strong>-Mitglieder exklusiv weiterführende Informationen zu<br />

den Themen des DTs.<br />

Die Aufnahme in den Verteiler des DTs ist mit einer Nachricht<br />

an deutschland-telegramm@dcw-ev.de möglich.<br />

Veranstaltungen<br />

Vorträge, Fachtagungen und<br />

Messebeteiligungen der <strong>DCW</strong><br />

China-Telegramm | 中 国 电 报<br />

In Zusammenarbeit mit den deutschen Industrie- und Handelskammern<br />

Veranstaltungen<br />

26.01.<strong>2018</strong>, Köln<br />

Erfolgreich Kommunizieren<br />

mit chinesischen<br />

Geschäftspartnern<br />

05.02.<strong>2018</strong>, Frankfurt a. M.,<br />

06.02.<strong>2018</strong>, Düsseldorf,<br />

07.02.<strong>2018</strong>, München<br />

China und Deutschland<br />

im Jahr des Hundes:<br />

Investitionsbedingungen<br />

und rechtliches Update<br />

11.04.<strong>2018</strong>, Stuttgart,<br />

12.04.<strong>2018</strong>, Köln<br />

<strong>DCW</strong>-Fachseminar:<br />

China Sourcing<br />

23.–27.04.<strong>2018</strong>, Hannover<br />

International Joint Booth<br />

“Doing Business with<br />

China” auf der<br />

HANNOVER MESSE <strong>2018</strong><br />

27./28.04.<strong>2018</strong>, Köln<br />

Chinese Talent Days<br />

Andreas Schmitz, Beiratspräsident der <strong>DCW</strong>, eröffnet feierlich den<br />

Deutsch-Chinesischen Wirtschaftstag (<strong>DCW</strong>T) 2017 in Berlin<br />

06 | 2017<br />

2017 organisierte die <strong>DCW</strong> bundesweit rund 50 Veranstaltungen.<br />

Neben Regionaltreffen und Seminaren für deutsche<br />

Unternehmen und Interessierte mit Blickrichtung China wurden<br />

Veranstaltungen für chinesische Investoren und Interessenten<br />

in Deutschland und China konzipiert und organisiert.<br />

Bei Match-Making-Meetings und Unternehmensbesuchen<br />

können deutsche und chinesische Unternehmen und an der<br />

binationalen Zusammenarbeit Interessierte gezielte Kooperationsvorhaben<br />

besprechen.<br />

Binationale Highlights<br />

Die jährliche Hauptveranstaltung der Vereinigung, der<br />

Deutsch-Chinesische Wirtschaftstag (<strong>DCW</strong>T), bildet eine<br />

Plattform für den binationalen Austausch. Anlässlich des<br />

30-jährigen Jubiläums fand der <strong>DCW</strong>T 2017 auf Einladung<br />

der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin statt. Rund<br />

300 Gäste und zahlreiche Referenten diskutierten zu den<br />

Schwerpunktthemen Digitalisierung und Zukunftsbranchen<br />

sowie in den Symposien zu den Themen digitales Marketing<br />

und E-Commerce, Marktpotenziale und Einstiegsmodelle in<br />

Deutschland und China sowie Mergers & Aquisitions. Am<br />

Vorabend des <strong>DCW</strong>T lud die <strong>DCW</strong> alle Mitglieder zur Jubiläumsfeier<br />

in den Kaisersaal am Potsdamer Platz ein.<br />

Die jährliche Fachtagung ChinaLogistics in Kooperation mit<br />

dem Hafen Hamburg Marketing e.V. ermöglichte 2017 einen<br />

regen Austausch über die Optimierung von Lieferketten und<br />

Chancen im deutsch-chinesischen Handel. Die ChinaLogistics<br />

<strong>2018</strong> findet voraussichtlich im Juni in Duisburg statt.<br />

Von bundesweiter Bedeutung waren zudem Veranstaltungen<br />

auf Messen wie der CeBIT und der HANNOVER MESSE<br />

2017, bei denen die <strong>DCW</strong> teils mit dem Gemeinschaftsstand<br />

„Doing Business with China“ vertreten war. Auch in diesem<br />

Jahr ist die <strong>DCW</strong> mit Gemeinschaftsständen und Veranstaltungen<br />

u. a. auf der HANNOVER MESSE <strong>2018</strong> präsent.<br />

Die <strong>DCW</strong> organisierte in 2017 Match-Making-Meetings im<br />

Rahmen von Delegationsbesuchen und Informationstagen<br />

für Provinzen und Städte wie Nanjing, Yunnan, Guangxi,<br />

Jiangxi, Ningbo und Chongqing. Diese sowie individuell<br />

zugeschnittene Unternehmensbesuche in beide Richtungen<br />

schufen und schaffen die Basis, persönliche Kontakte zwischen<br />

deutschen und chinesischen Interessenten aufzubauen.<br />

Diesem Ziel dienten auch verschiedene Veranstaltungen<br />

in China. Im Auftrag der Stadt Shenzhen veranstaltete die<br />

<strong>DCW</strong> einen europaweiten Innovationswettbewerb, der<br />

etablierte Unternehmen, aber auch Start-ups einlud, sich mit<br />

zukunftsweisenden Konzepten und Ideen einzubringen. Der<br />

europäische Vorentscheid fand in München statt. Zum Finale<br />

begleitete die <strong>DCW</strong> die europäischen Sieger nach Shenzhen.<br />

Außerdem organisierte die <strong>DCW</strong> im Auftrag der Stadt Jinan<br />

die Reise einer europäischen Unternehmensdelegation zum<br />

2017 Chinese Automation Congress (CAC) und zur 2017<br />

China Intelligent Manufacturing International Conference


Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

13<br />

(CIMIC). Im Rahmen der mehrtägigen Konferenzen in<br />

Jinan fanden Unternehmensbesuche chinesischer Hightech-<br />

Unternehmen und -Standorte sowie Match-Making-Meetings<br />

und Gespräch mit hochrangingen politischen Vertretern<br />

der Provinz- und Stadtregierung statt.<br />

Deutschsprachige Veranstaltungen<br />

Deutsche Unternehmen und Interessierte konnten sich im<br />

letzten Jahr auf verschiedenen Veranstaltungen über aktuelle<br />

Entwicklungen auf dem chinesischen Markt informieren<br />

wie z. B. E-Commerce und Social Media, Datenschutz und<br />

Netzwerksicherheit, Digitalisierung, Investitionsbedingungen<br />

und Neuerungen im Patentrecht. Die Reihe der Unternehmertreffen,<br />

die Industrieunternehmen zum intensiven<br />

Erfahrungsaustausch über ihr Chinageschäft dienen, wurde<br />

fortgeführt – ebenso die neue Reihe der <strong>DCW</strong>-Fachseminare.<br />

Ein alljährlicher Höhepunkt im <strong>DCW</strong>-Kalender ist traditionell<br />

die gemeinsam mit dem Vorstand des Industrie-Clubs<br />

Düsseldorf veranstaltete China-Rede eines führenden<br />

Vertreters aus Wirtschaft oder Politik. 2017 referierte Herr<br />

Johannes Dietsch, Mitglied des Vorstands der Bayer AG, über<br />

die Erfahrungen des Chemiekonzerns im Reich der Mitte.<br />

In diesem Jahr wird Herr Gordon Riske, Vorsitzender des<br />

Vorstands der KION Group AG, über die Erfahrungen der<br />

Kion Group in China und die strategische Partnerschaft mit<br />

seinem chinesischen Ankerinvestor Weichai Power sprechen.<br />

Chinesischsprachige Veranstaltungen<br />

Um chinesische Unternehmen und Organisationen mit<br />

Interesse an einem Engagement in Deutschland zu unterstützen,<br />

veranstaltet die <strong>DCW</strong> seit einigen Jahren Seminare<br />

in China und Deutschland. Im September 2017 wurde die<br />

Veranstaltung „Unternehmensgründung in Deutschland“<br />

gemeinsam mit NRW.INVEST und der Wirtschaftsförderung<br />

Solingen in der Klingenstadt Solingen durchgeführt.<br />

Die Ende 2015 neu ins Leben gerufenen beiden Veranstaltungsreihen<br />

für chinesische Interessenten wurden 2017 mit<br />

acht Veranstaltungen fortgeführt: Gemeinsam mit NRW.<br />

INVEST, dem China-Kompetenzzentrum Düsseldorf und<br />

der IHK Düsseldorf organisierte die <strong>DCW</strong> mit Unterstützung<br />

der Chinese Enterprises Association NRW und der<br />

IHK Köln die Reihe „Successful Business in Germany“ und<br />

mit Unterstützung der IHK Köln die Reihe „Managementtrainings<br />

für Chinesen“ mit dem Fokus auf interkultureller<br />

Kommunikation.<br />

Eine Übersicht über alle Veranstaltungen der <strong>DCW</strong> e.V. und<br />

der D C W GmbH steht bereit unter www.dcw-ev.de/<br />

veranstaltungen .<br />

Online-Services<br />

Mitgliederbereich: www.dcw-ev.de<br />

Die <strong>DCW</strong>-Webseite ist in Deutsch, Chinesisch und Englisch<br />

verfügbar und bietet aktuelle Informationen über die <strong>DCW</strong>,<br />

Regionen, Partner, Publikationen, Veranstaltungen und<br />

Berichte sowie Services und Pressemeldungen. Der exklusive<br />

Online-Mitgliederbereich umfasst alle Ausgaben der <strong>DCW</strong>-<br />

Publikationen, Vortragspräsentationen von <strong>DCW</strong>-Veranstaltungen,<br />

ein Mitgliederverzeichnis, Musterverträge sowie die<br />

Plattform „Mitglieder für Mitglieder“ mit Veranstaltungen<br />

und Angeboten von <strong>DCW</strong>-Mitgliedern. Zudem bietet die<br />

E-Library des German Chinese Bureau of Economic Research<br />

Mitgliedern eine umfangreiche Bibliothek von Studien zu den<br />

deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Kooperationsplattform: DeZhong.de<br />

Kooperationsvermittlung: Unter www.DeZhong.de hat<br />

die D C W GmbH eine Kooperationsbörse für chinesische<br />

und deutsche Industrie- und Handelsunternehmen etabliert.<br />

Hier finden Unternehmen und Institutionen Partner für<br />

strategische Kooperationen, Einkauf, Produktion, Vertrieb,<br />

Beschaffung sowie Personal – für Geschäftsvorhaben von<br />

Deutschland nach China und von China nach Deutschland.<br />

Investitionsstandorte: Unter DeZhong.de/Locations<br />

finden Unternehmen lohnenswerte Investitionsstandorte in<br />

Deutschland und China.<br />

Services: DeZhong.de/Services bietet einen Überblick über<br />

Dienstleistungen von deutschen und chinesischen Unternehmen,<br />

die Geschäfte im jeweils anderen Land unterstützen.<br />

Jobs: Auf der neu geschaffenen Plattform DeZhong.de/Jobs<br />

können Unternehmen Mitarbeiter für das deutsche Chinageschäft<br />

bzw. das chinesische Deutschlandgeschäft suchen. Die<br />

Nutzung der Plattform ist für <strong>DCW</strong>-Mitglieder entgeltfrei.<br />

Social Media: LinkedIn<br />

Auf der Business-Homepage der <strong>DCW</strong> auf LinkedIn<br />

werden regelmäßig Nachrichten der deutsch-chinesischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen, Einladungen und Berichte zu<br />

<strong>DCW</strong>-Veranstaltungen und Chinaprojekten sowie aktuelle<br />

Ausgaben der Publikationen eingestellt. Mitglieder und<br />

Partner können sich hier aktuell informieren, ihr Netzwerk<br />

erweitern und Meinungen unmittelbar austauschen.<br />

www.linkedin.com/company/deutsch-chinesische-wirtschaftsvereinigung<br />


14 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Ihre Ansprechpartner bei der <strong>DCW</strong><br />

Vorstand<br />

Beirat<br />

Harald Lux<br />

Vorsitzender des Vorstands<br />

Andreas Schmitz<br />

Präsident des Beirats<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats der<br />

HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Yi Wu<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

LEAD Deutschland GmbH<br />

Prof. Dr. Ulrich Lehner<br />

Ehrenpräsident des Beirats<br />

Mitglied des Gesellschafterausschusses<br />

der Henkel AG & Co. KGaA<br />

Alexander Hoeckle<br />

Netzwerk, Personal<br />

Hans Henning von Berg<br />

Ehrenvorsitzender der <strong>DCW</strong><br />

Industrie- und Handelskammer zu Köln<br />

Wulf Linzenich<br />

Finanzen, Controlling<br />

HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Matthias Claussen<br />

Geschäftsführender Gesellschafter der<br />

C. Melchers GmbH & Co. KG<br />

Guido Molsner<br />

Veranstaltungen<br />

GMMCC<br />

Heinrich Deichmann<br />

Geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Deichmann SE<br />

Werner M. Dornscheidt<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

Prof. Dr. Xuewu Gu<br />

Leiter des Center for Global Studies<br />

der Universität Bonn


Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

15<br />

Fachsprecher<br />

Haifeng Ling<br />

Chief Executive Officer der<br />

Baoshida Swissmetal AG<br />

Thomas Kapitza<br />

Fachsprecher für Gesundheitswirtschaft<br />

Sachverständigenbüro Kapitza<br />

Dr. Michael Schaefer<br />

Vorsitzender des Vorstands der<br />

BMW Stiftung Herbert Quandt<br />

Botschafter a.D. der Bundesrepublik<br />

Deutschland in der Volksrepublik China<br />

Bruno Rudnik<br />

Fachsprecher für Umwelttechnologien<br />

SusTech Consult<br />

Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer<br />

Direktor des China Centrum Tübingen<br />

Präsident des Erich-Paulun-Instituts<br />

Botschafter<br />

Prof. Dr. Hans-Wolf Sievert<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates der<br />

Sievert AG<br />

Britta Heidemann<br />

Botschafterin<br />

Dr. Shaojun Sun<br />

Executive President der<br />

Weichai Power Co., Ltd<br />

Qingyuan Yang<br />

China-Botschafter<br />

Dr. Marc Wucherer<br />

Mitglied des Vorstands der<br />

Bosch Rexroth AG


16 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Regionalvorsitzende<br />

Region Baden-Württemberg<br />

Martin Schürmann<br />

Vorsitzender<br />

Kloeckner DESMA<br />

Elastomertechnik GmbH<br />

Region Nordbayern<br />

Dr. Horst Schaffer<br />

Vorsitzender<br />

Schaffer & Partner GdbR<br />

Jiawei Wang<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Rödl & Partner<br />

Yahui Luo-Alt<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Der Weg Consulting<br />

Region Berlin-Brandenburg<br />

Kirstin Wenk<br />

Vorsitzende<br />

Wirtschaftsföderung Land<br />

Brandenburg GmbH (WFBB)<br />

Dr. Benjamin Kroymann, E.M.L.E.<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Squire Patton Boggs<br />

Armin Siegert<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

IHK Nürnberg für Mittelfranken<br />

Region Norddeutschland<br />

Dr. Nils Krause<br />

Vorsitzender<br />

DLA Piper<br />

Region Mitteldeutschland<br />

Markus Kopp<br />

Vorsitzender<br />

Mitteldeutsche Flughafen AG<br />

Gang Hong<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Sen Gao<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

Markus Li<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Daimay Europe GmbH<br />

Greatview Aseptic Packaging<br />

Manufacturing GmbH


Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung<br />

17<br />

Region Nordrhein-Westfalen<br />

Dr. Clemens Schütte<br />

Vorsitzender<br />

Messe Düsseldorf GmbH<br />

Dirk van der Coelen<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Lynda Xu<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Wumag Texroll GmbH & Co. KG<br />

Region Beijing<br />

Region Rhein-Main<br />

Dr. Hans-Gerd Wienands<br />

Vorsitzender<br />

Benjamin Qi<br />

Repräsentant<br />

Ex-Easy Network & Technology<br />

Co., Ltd.<br />

Messer Group GmbH<br />

Region Guangdong<br />

Qun Huang<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Taylor Wessing<br />

Weiyue Wang<br />

Repräsentant<br />

CRCI China Red Cultural Investment<br />

Region Südbayern<br />

Prof. Dr. Johannes Fottner<br />

Vorsitzender<br />

Peter Helis<br />

Stellvertretender Repräsentant<br />

Foshan Helis & Associates<br />

Consulting Ltd.<br />

Technische Universität München<br />

Region Jiangsu<br />

Bruno Rudnik<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

SusTech Consult<br />

Hongyue Liu<br />

Repräsentant<br />

Suzhou Chien-Shiung Institute of<br />

Technology


18 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Geschäftsstelle<br />

Silke Besser<br />

Geschäftsführerin<br />

silke.besser@dcw-ev.de<br />

Qian Wang<br />

Manager Corporate Relations<br />

China<br />

qian.wang@dcw-ev.de<br />

Rouven Schmitting<br />

Manager Corporate Relations<br />

Germany<br />

rouven.schmitting@dcw-ev.de<br />

Thomas Scheler<br />

Geschäftsführer<br />

D C W GmbH<br />

thomas.scheler@dcw-gmbh.de<br />

Katharina Erdtmann<br />

Project Manager<br />

katharina.erdtmann@dcw-gmbh.de<br />

Beixi Jia<br />

Project Manager<br />

beixi.jia@dcw-gmbh.de<br />

Jara Knümann<br />

Project Manager<br />

jara.knuemann@dcw-gmbh.de<br />

Chen Xie-Thalmann<br />

Project Manager<br />

chen.xie-thalmann@dcw-gmbh.de<br />

Jasper Habicht<br />

Media Project Manager<br />

jasper.habicht@dcw-gmbh.de<br />

Xiaohui Bi<br />

Project Coordinator<br />

xiaohui.bi@dcw-gmbh.de<br />

Xin Luo<br />

Project Coordinator<br />

xin.luo@dcw-gmbh.de<br />

Britta Pütz<br />

Leiterin Rechnungswesen<br />

britta.puetz@dcw-gmbh.de


Neues chinesisches Wachstumsmodell<br />

19<br />

Yanling Zhu, Edgar Walk<br />

Neues chinesisches Wachstumsmodell<br />

Industrielle Modernisierung mit innovativen Technologien<br />

Chinas Wirtschaft in schwieriger<br />

Übergangsphase<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den vergangenen<br />

Dekaden kann nur als außergewöhnlich bezeichnet werden.<br />

In den 1970er-Jahren wuchs die chinesische Wirtschaft mit<br />

durchschnittlich etwa sechs Prozent pro Jahr. Zwischen 1980<br />

und 2009, also über eine 30-jährige Periode, beschleunigte<br />

sich das reale Wirtschaftswachstum auf durchschnittlich<br />

etwa 10 Prozent jährlich. Selbst Japans Wirtschaft wuchs in<br />

den 30 Jahren von 1950 bis 1979 durchschnittlich „nur“ um<br />

etwa 7,5 Prozent pro Jahr. Zwischen 2009 und 2016 hat sich<br />

das Wirtschaftswachstum in China auf durchschnittlich<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Grafik 1: Konvergenzprozess ist in vollem Gange<br />

BIP pro Kopf (in % relativ zu USA)<br />

China Südkorea Japan<br />

Quelle: Internationaler Währungsfonds, Metzler<br />

Stand: 15.12.2017<br />

etwa acht Prozent abgeschwächt – mit sinkender Tendenz.<br />

Für <strong>2018</strong> rechnet die Mehrheit der Volkswirte mit einem<br />

Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent und für 2019 mit<br />

6,2 Prozent. Aufgrund demografischer Faktoren und eines<br />

tendenziell sinkenden Produktivitätswachstums wird sich<br />

das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft in den<br />

kommenden Jahren zwar weiter abschwächen, jedoch<br />

mittelfristig im globalen Vergleich überdurchschnittlich<br />

hoch bleiben. So betrug laut Daten des Internationalen<br />

Währungsfonds das chinesische Einkommen pro Kopf 1980<br />

nur etwa 2,5 Prozent des US-Niveaus; im vergangenen Jahr<br />

waren es immerhin schon etwa 30 Prozent des US-Niveaus.<br />

Im Vergleich dazu liegen Japan und Südkorea bei etwa 70<br />

Prozent des US-Niveaus (siehe Grafik 1). China hat somit<br />

immer noch ein großes Aufhol- und Wachstumspotenzial<br />

und unternimmt in der Übergangsphase alles, um bei der<br />

industriellen Modernisierung ganz vorne mitzuspielen.<br />

Ist das Wachstum zu niedrig<br />

ausgewiesen?<br />

Oft wird die Qualität chinesischer Daten für das Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) in den westlichen Medien in Frage gestellt.<br />

Eine Studie1 zeigte jedoch erst kürzlich, dass die chinesische<br />

Statistikbehörde das tatsächliche Wirtschaftswachstum<br />

in den vergangenen Jahren sogar eher zu niedrig ausgewiesen<br />

haben könnte. Die Verfasser der Studie griffen auf einen Ansatz<br />

zurück, der oft zur Schätzung von Wachstumsdynamiken<br />

in Schwellenländern verwendet wird, wenn man unabhängig<br />

von den Daten der Statistikbehörden sein möchte: Sie<br />

analysierten das Wachstum von Lichtquellen in chinesischen<br />

Provinzen anhand von Satellitenaufnahmen bei Nacht. Ein<br />

erster Blick zeigt einen engen Zusammenhang zwischen den<br />

Wachstumsraten der Wirtschaft in den einzelnen Provinzen<br />

und den Lichtquellen dort (siehe Grafik 2).


20<br />

20 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

0<br />

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Grafik 1: Konvergenzprozess ist in vollem Gange<br />

BIP pro Kopf (in % relativ zu USA)<br />

China Südkorea Japan<br />

Quelle: Internationaler Währungsfonds, Metzler<br />

Stand: 15.12.2017<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Wachstumsrate<br />

der Lichtquellen<br />

bei Nacht<br />

Heilongjiang<br />

Guangdong<br />

Jiangsu mit<br />

Shanghai<br />

Guizhou<br />

Gansu<br />

Anhui<br />

Xinjiang<br />

Fujian<br />

Yunnan<br />

Tibet<br />

Hainan<br />

Jiangxi<br />

Henan<br />

Shanxi<br />

Shandong<br />

Hebei mit<br />

Beijing und Tianjin<br />

Sichuan mit Chongqing<br />

Guangxi<br />

Qinghai<br />

Ningxia<br />

Shaanxi<br />

Guizhou<br />

Hubei<br />

Jilin<br />

Liaoning<br />

Hunan<br />

11 13<br />

15<br />

17 19<br />

Innere<br />

Mongolei<br />

BIP-Wachstum in<br />

einzelnen Provinzen<br />

Grafik 2: Eine Zunahme von Lichtquellen deutet auch auf ein höheres BIP-Wachstum<br />

Durchschnittliche Wachstumsraten von 2004 bis 2013 in %<br />

Quelle: Hunter Clark, Maxim Pinkovskiy und Xavier Sala-i-Martin, Is Chinese Growth Overstated?, Federal Reserve Bank of<br />

New York Liberty Street Economics (Blog), 19. April 2017, URL: libertystreeteconomics.newyorkfed.org/2017/04/is-chinesegrowth-overstated.html<br />

.<br />

Die Autoren verwendeten die Lichtdaten jedoch nicht direkt<br />

dazu, das Wachstum zu bestimmen, sondern leiteten daraus<br />

einen gewichteten Indikator für das BIP ab (siehe Grafik 3).<br />

Dafür nutzten sie die Indikatoren Bankkreditvergabe, Stromproduktion<br />

und Schienengüterverkehr, für die zuverlässige<br />

Statistiken vorliegen und die damit eine hohe Aussagekraft<br />

in puncto Wirtschaftswachstum haben. Die drei Indikatoren<br />

sind unter anderem Bestandteil des oft verwendeten „Li-Keqiang-Index“<br />

– dort aber gleichgewichtet. Im Gegensatz dazu<br />

kommen die Lichtdaten zum Einsatz, um die Gewichte der<br />

drei Indikatoren zu bestimmen: Je besser sich mit einem der<br />

drei Indikatoren das Lichtquellenwachstum in den Provinzen<br />

erklären lässt, desto höher fällt sein Gewicht aus.<br />

Nach den Ergebnissen der Analyse erhält die Bankkreditvergabe<br />

ein etwa sechs- bis achtfach größeres Gewicht als<br />

der Schienengüterverkehr, während das Gewicht der Stromproduktion<br />

in etwa dazwischen liegt.<br />

Überkapazitäten in der Schwerindustrie<br />

und am Immobilienmarkt<br />

Über viele Jahre hinweg trugen die Staatsbanken zum erfolgreichen<br />

Aufholprozess der chinesischen Wirtschaft bei,<br />

indem sie Kredite an Staatsunternehmen aus der Schwer-


Neues chinesisches Wachstumsmodell<br />

21<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2005 2008<br />

2011<br />

2014<br />

Grafik 3: Chinas Wirtschaft könnte in den vergangenen Jahren stärker gewachsen sein, als es die offiziellen<br />

Statistiken nahelegen<br />

Offizielles BIP und BIP-Indikator in % gegenüber dem Vorjahr<br />

offizielles Wirtschaftswachstum<br />

BIP-Indikator plus geschätztes Signifikanzintervall<br />

Quelle: Hunter Clark, Maxim Pinkovskiy und Xavier Sala-i-Martin, Is Chinese Growth Overstated?, Federal Reserve Bank of<br />

New York Liberty Street Economics (Blog), 19. April 2017, URL: libertystreeteconomics.newyorkfed.org/2017/04/is-chinesegrowth-overstated.html<br />

.<br />

industrie vergaben. Daneben finanzierten sie auch ein<br />

kräftiges Wachstum am Immobilienmarkt. Das alte Wachstumsmodell,<br />

basierend auf Schwerindustrie und Exporten,<br />

stößt jedoch inzwischen an seine Grenzen, wie die erheblichen<br />

Überkapazitäten in der Schwerindustrie wie etwa bei<br />

Stahlwerken und im Bergbau sowie am Immobilienmarkt<br />

zeigen. Vor allem die Rentabilität der (Staats-)Unternehmen<br />

ist in diesem Umfeld deutlich gesunken. Sie haben dadurch<br />

immer größere Probleme, ihre ausstehenden Kredite zu bedienen;<br />

teilweise nehmen (Staats-)Unternehmen sogar neue<br />

Kredite auf, um überhaupt die Zinsen zahlen zu können.<br />

Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)<br />

stiegen die Kredite in China im Verhältnis zum BIP in den<br />

vergangenen Geschäftsfelder Jahren sogar so stark, Trends dass hohe Risiken einer<br />

Bankenkrise Konsum bestehen würden. Die chinesische Regierung<br />

steht daher vor der schwierigen Entscheidung, ob sie vermehrt<br />

Unternehmen aus den alten Industrien in Konkurs<br />

gehen Gesundheitswesen<br />

lassen soll, oder ob sie die notleidenden Kredite in<br />

den Bankbilanzen versteckt und zulässt, dass diese langsam<br />

abgeschrieben werden. Aus unserer Sicht wäre der beste<br />

Ausweg aus dem Dilemma, die überschuldeten Unternehmen<br />

zu restrukturieren und das Bankensystem<br />

Versorgung)<br />

zu rekapitalisieren.<br />

Dann würden realwirtschaftliche und finanzielle<br />

Made in China 2025<br />

Ressourcen wieder für neues Wachstum bereitstehen. Ein<br />

• Automatisierung und Robotik<br />

Verstecken der notleidenden Kredite würde dagegen das<br />

Wachstum der chinesischen Wirtschaft strukturell verlangsamen,<br />

da überschuldete Banken und<br />

• Hochgeschwindigkeitszüge<br />

Unternehmen<br />

Internet<br />

nicht vom Markt verschwinden, sondern zu Zombiefirmen<br />

werden – ein Phänomen, das seit 1990 in Japan mit kontinuierlich<br />

steigenden Staatsschulden ohne eine nennenswerte<br />

Wachstumsbeschleunigung zu beobachten ist.<br />

Eine schwere Banken- und<br />

Wir tschaftskrise ist eher<br />

unwahrscheinlich<br />

Trotz der Warnungen ist eine schwere Banken- und<br />

Wirtschaftskrise eher unwahrscheinlich. China hat in<br />

• Trend zu Markenprodukten guten in Nischenmärkten Zeiten ein erhebliches (Wein und Finanzpolster Likör, Haushaltsgeräte, in Form hoher<br />

höherwertige Konsumgüter, Devisenreserven Lebensmittel, Schönheits- angelegt. Die und Devisenreserven Körperpflegeprodukte) sind zwar<br />

• Kulturgüter (Filme und Auslandsreisen) von ihrem Hoch im Juni 2014 von knapp 4 Billionen US-<br />

• Neuartige Medikamente aus Dollar eigener auf Entwicklung etwas mehr als 3 Billionen US-Dollar im Jahr<br />

• Altenpflege und medizinische<br />

2015<br />

Leistungen<br />

gefallen, seit Anfang 2016 hat sich der Trend jedoch<br />

•<br />

wieder stabilisiert. So hielten sich seitdem Kapitalabflüsse,<br />

Vermehrter Gebrauch persönlicher medizinischer Geräte<br />

die unter anderem durch striktere Kapitalverkehrskontrollen<br />

erschwert wurden, und Kapitalzuflüsse aufgrund eines<br />

• Reform von Chinas Gesundheitssystem (Krankenhäuser und medizinische<br />

Leistungsbilanzüberschusses die Waage. Die hohen Devisenreserven<br />

und die Leistungsbilanzüberschüsse bedeuten,<br />

• Eigene Autoherstellung; Elektromobilität und Zulieferer<br />

dass China nicht auf ausländisches Kapital zur Finanzierung<br />

• Luft- und Raumfahrt (Produzenten und Zulieferer)<br />

des Wirtschaftswachstums angewiesen ist. So kann auch<br />

keine plötzliche Kapitalflucht ausländischer Investoren eine<br />

• Zulieferer für mobile Endgeräte (z. B. Apple)<br />

• Online-Shopping<br />

• Online-Werbung


22 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Wirtschaftskrise oder eine unerwünschte Abwertung der<br />

chinesischen Währung auslösen.<br />

Die chinesische Regierung hat erkannt, dass die hohe<br />

Verschuldung der Staatsunternehmen ein Symptom dafür<br />

ist, dass das alte Wachstumsmodell nicht mehr funktioniert.<br />

China hat in der internationalen Statistik den Status eines<br />

Landes mit mittlerem Einkommen erreicht und muss jetzt<br />

sein Wachstumsmodell anpassen, um in die Gruppe der<br />

Länder mit hohem Einkommen aufschließen zu können.<br />

Weitere Privatisierungen könnten<br />

das Wachstum anschieben<br />

Dazu ist neben vielen anderen Reformen vor allem eine Reform<br />

und Privatisierung der Staatskonzerne wichtig. Lange<br />

galt die „Entstaatlichung“ im Land als Erfolgsgeschichte, der<br />

Staatssektor ist viele Jahre lang kontinuierlich geschrumpft.<br />

Während in den 1980er-Jahren noch vier Fünftel der Wirtschaftsleistung<br />

auf Staatskonzerne entfiel, wird ihr Anteil<br />

heute auf 10 bis 20 Prozent geschätzt. Privatunternehmen<br />

haben unterdessen immer weiter an Bedeutung gewonnen,<br />

tummeln sich in vielen Branchen, von Immobilien<br />

über Biotechnologie bis hin zum Internet, und haben sich<br />

eine international beachtliche Größe erarbeitet. Doch die<br />

„Entstaatlichung“ der Wirtschaft scheint seit einigen Jahren<br />

zu stocken. Immer noch gibt es rund 150.000 Staatsunternehmen<br />

im Land. Zwei Drittel davon sind im Besitz von<br />

Provinzen, Regionen oder Kommunen, der Rest untersteht<br />

der Zentralregierung. Dabei lässt die Wirtschaftlichkeit der<br />

Staatsunternehmen klar zu wünschen übrig: Im Schnitt<br />

schafften sie 2016 eine Kapitalrendite von dürftigen 2,9 Prozent,<br />

verglichen mit 10,2 Prozent in der Privatwirtschaft.<br />

In einer Reihe von Branchen haben die Staatsunternehmen<br />

auch international erhebliche Bedeutung. So vereinen<br />

die größten 200 Staatsbetriebe neun Prozent der globalen<br />

Umsätze im Kohlebergbau auf sich, sechs Prozent in der<br />

Automobilproduktion und fünf Prozent in der Baubranche.<br />

Zeit für ein ambitioniertes Reformprogramm, mahnten die<br />

Experten des Internationalen Währungsfonds kürzlich. Sie<br />

schätzen, dass allein eine umfassende Privatisierung dazu<br />

beitragen könnte, Chinas Wirtschaftsleistung binnen eines<br />

Jahrzehnts um 10 Prozent oder 1.000 Milliarden US-Dollar<br />

zu steigern.<br />

Angesichts widersprüchlicher Signale zum Rückzug des<br />

chinesischen Staates ist die Gemengelage zur Privatisierung<br />

jedoch derzeit noch unklar. Einerseits versucht die chinesische<br />

Regierung, ihre Kontrolle über die Unternehmen zu<br />

bewahren. So machten an der Börse Hongkong in den vergangenen<br />

Monaten eine Reihe mehrheitlich im Staatsbesitz<br />

befindlicher Konzerne mit angepassten Unternehmensstatuten<br />

von sich reden: Sie räumen der kommunistischen Partei<br />

zusätzlichen Einfluss ein – und stellen damit die Ziele der<br />

Privatisierung infrage. China Railway Group ist eines dieser<br />

Unternehmen. „Wenn der Verwaltungsrat über grundlegende<br />

Fragen entscheidet, soll er zunächst die Meinung des<br />

Parteikomitees des Unternehmens anhören“, heißt es in der<br />

überarbeiteten Satzung.<br />

Andererseits scheint die staatliche Beteiligungsverwaltung<br />

State Assets Supervision and Administration Commission<br />

(SASAC) konkrete Schritte einer größeren Privatisierungswelle<br />

zu planen. Sie hat die Staatsbetriebe in drei Gruppen<br />

aufgeteilt; nur bei den „vollständig im Wettbewerb stehenden<br />

Firmen“ plant der Staat, sich weitgehend zurückzuziehen.<br />

Sie sollen zu einem Börsengang animiert oder für den<br />

Einstieg privater Investoren vorbereitet werden. Bei einer<br />

weiteren Gruppe „strategischer, im Wettbewerb stehender<br />

Unternehmen“ soll dagegen eine Kontrollmehrheit in<br />

Staatshand bleiben, eine Privatisierung im eigentlichen Sinn<br />

also vermieden werden. Hierzu zählen Branchen, die für die<br />

nationale Sicherheit als zentral gelten, aber auch Unternehmen,<br />

die von den Behörden als „wirtschaftliches Rückgrat“<br />

klassifiziert werden. Wie sich die Staatsunternehmen<br />

konkret auf diese Gruppen verteilen, wurde bisher nicht<br />

bekannt. Nach Medienberichten sollen zu diesem Segment<br />

aber eine Reihe nationaler Champions gehören – Großkonzerne,<br />

deren Bedeutung für den Staat als so entscheidend<br />

erachtet wird, dass er sich nicht aus ihnen zurückziehen<br />

möchte. Schließlich bleibt eine dritte Gruppe von Firmen<br />

mit öffentlichen Aufgaben, die darauf vertrauen kann,<br />

auch künftig vom Staat finanziert zu werden. Dazu dürften<br />

zahlreiche Verkehrskonzerne und Kulturbetriebe zählen, die<br />

zum größten Teil in Staatsbesitz bleiben werden, teilweise<br />

ergänzt durch Public-Private-Partnerships.<br />

Regierung unterstützt neues<br />

Wachstumsmodell<br />

Große und eindeutige Fortschritte erzielte die chinesische<br />

Regierung beim Abbau von Überkapazitäten – vor allem<br />

in der Stahl- und Kohlebranche. Geringere Überkapazitäten<br />

bedeuten, dass die verbleibenden Unternehmen einen<br />

größeren Preissetzungsspielraum haben, wie die Entwick-


Neues chinesisches Wachstumsmodell<br />

23<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

lung der Erzeugerpreise zeigt: Sie sanken im Dezember Vehicles“), Robotik, Landmaschinen sowie Raum-, See- und<br />

6<br />

2015 noch um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, fortgeschrittene Bahnausrüstung. Beim Programm Internet<br />

während 4 sie im Dezember 2017 schon wieder um 4,9 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen. Das Resulventionellen<br />

Industrien mit Schwerpunkt auf der Integration<br />

Plus geht es um die Förderung von Digitalisierung in kon-<br />

2<br />

tat der stärkeren Preissetzungsmacht ist ein Anstieg der von mobilem Internet, Big Data, Cloud Computing, Sharing<br />

Gewinne 0 chinesischer Industrieunternehmen von mehr als Economy, industriellem Internet der Dinge und künstlicher<br />

202005 Prozent im Jahr 2017. Die Unternehmen 2008 können somit 2011 Intelligenz (KI) sowie 3D-Druck. 2014 Neben MIC 2025 und<br />

ihre Schulden leichter bedienen und zudem noch höhere Internet Plus bieten auch Maßnahmen wie die Initiative für<br />

Grafik 3: Chinas Wirtschaft könnte in den vergangenen Jahren stärker gewachsen sein, als es die offiziellen<br />

Investitionsausgaben finanzieren.<br />

Massenunternehmertum und Innovation (2014) und das<br />

Statistiken nahelegen<br />

Offizielles BIP und BIP-Indikator in % gegenüber dem Vorjahr Tausend-Talente-Programm (2008) großzügige Finanzmittel.<br />

Die Programme BIP-Indikator haben plus auf geschätztes nationaler Signifikanzintervall<br />

und lokaler Ebene<br />

Darüber offizielles hinaus unterstützt Wirtschaftswachstum<br />

die chinesische Regierung den<br />

Quelle: Übergang Hunter zu einem Clark, neuen Maxim Wachstumsmodell Pinkovskiy und Xavier tatkräftig. Sala-i-Martin, So unterschiedlich Is Chinese Growth starke Overstated?, positive Trends Federal bei Innovation Reserve Bank und Digitalisierung<br />

libertystreeteconomics.newyorkfed.org/2017/04/is-chinese-<br />

ausgelöst. beliefen sich die F&E-Ausgaben<br />

of<br />

New ist der York Dienstleistungssektor Liberty Street Economics zu einer (Blog), wichtigen 19. April Wachstumsstütze<br />

geworden, und China . ist in einigen Bereichen der Chinas auf etwa 270 Milliarden US-Dollar, doppelt so viel wie<br />

2017, URL:<br />

growth-overstated.html<br />

Digitalisierung schon weltweit führend. Die in Grafik 4 gezeigten<br />

Branchen mit hohem Wachstumspotenzial werden zent des BIP die der EU-28-Länder jedes Jahr seit 2014 mit<br />

im Jahre 2011. Chinas F&E-Ausgaben übertrafen mit 2,15 Pro-<br />

dabei oft von Experten genannt.<br />

zuletzt 2,1 Prozent des BIP im Jahr 2017.<br />

In diesem Zusammenhang initiierte die chinesische Zentralregierung<br />

im Jahr 2015 zwei zusammenhängende industriepolitische<br />

Programme: Made in China (MIC) 2025 und<br />

Internet Plus. Made in China 2025 zielt darauf ab, Chinas<br />

Produktion entlang der Wertschöpfungskette durch technologische<br />

Innovationen aufzuwerten. Im Fokus stehen dabei<br />

Informationstechnologien der nächsten Generation, neue<br />

Materialien, Biomedizin und medizinische Geräte, energiesparende<br />

Technologie und Elektrofahrzeuge („New Energy<br />

China gehört zu den Spitzenreitern<br />

bei US-Patentanmeldungen<br />

und Risikokapitalinvestitionen<br />

Laut Weltorganisation für geistiges Eigentum belegte China<br />

2017 den 22. Platz weltweit in Bezug auf Innovation. China<br />

ist damit das erste Land mit mittlerem Einkommen unter<br />

Geschäftsfelder<br />

Konsum<br />

Gesundheitswesen<br />

Made in China 2025<br />

Internet<br />

Trends<br />

• Trend zu Markenprodukten in Nischenmärkten (Wein und Likör, Haushaltsgeräte,<br />

höherwertige Konsumgüter, Lebensmittel, Schönheits- und Körperpflegeprodukte)<br />

• Kulturgüter (Filme und Auslandsreisen)<br />

• Neuartige Medikamente aus eigener Entwicklung<br />

• Altenpflege und medizinische Leistungen<br />

• Vermehrter Gebrauch persönlicher medizinischer Geräte<br />

• Reform von Chinas Gesundheitssystem (Krankenhäuser und medizinische<br />

Versorgung)<br />

• Eigene Autoherstellung; Elektromobilität und Zulieferer<br />

• Automatisierung und Robotik<br />

• Luft- und Raumfahrt (Produzenten und Zulieferer)<br />

• Hochgeschwindigkeitszüge<br />

• Zulieferer für mobile Endgeräte (z. B. Apple)<br />

• Online-Shopping<br />

• Online-Werbung<br />

• Cloud-Anbieter<br />

• Virtual Reality (VR)<br />

Grafik 4: Ausgewählte Branchen mit hohem Wachstumspotenzial<br />

Quelle: China Asset Management Co., Ltd.


24 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

den Top 25 und das einzige Land mit mittlerem Einkommen,<br />

das den Abstand zu Ländern mit hohem Einkommen<br />

verringern konnte. Dementsprechend ist die Zahl chinesischer<br />

Patentanmeldungen im Ausland kräftig gestiegen,<br />

insbesondere in den USA: Hier erhöhte sich die Zahl von<br />

US-Patentbewilligungen chinesischen Ursprungs in weniger<br />

als zehn Jahren um das Zehnfache. Im Jahr 2017 stieg China<br />

in die Gruppe der fünf Länder mit den meisten US-Patenten<br />

auf. Aufgrund der großzügigen finanziellen staatlichen<br />

Unterstützung für neue Unternehmen auf nationaler und<br />

lokaler Ebene verfügt China über eine lebendige Start-up-<br />

Szene mit schnell wachsenden neuen Unternehmen und<br />

Risikokapitalinvestitionen. Seit 2014 wurden täglich 14.000<br />

neue Unternehmen registriert, von denen 70 Prozent die<br />

ersten Jahre überleben. China gehört heute somit weltweit<br />

zu den drei größten Märkten für Risikokapitalinvestitionen<br />

(„Venture-Capital“-Investition) in digitale Technologien,<br />

einschließlich Virtual Reality, autonome Fahrzeuge, 3D-<br />

Druck, Drohnen und künstliche Intelligenz. Ungefähr ein<br />

Drittel der 262 „Einhörner" der Welt (Start-ups im Wert von<br />

mehr als einer Milliarde US-Dollar) stammen aus China<br />

und machen 43 Prozent des globalen Wertes solcher Unternehmen<br />

aus.<br />

Nach Angaben von Reuters wollen derzeit 78 auf China<br />

fokussierte Risikokapitalfonds in den nächsten Jahren<br />

weitere 170 Milliarden US-Dollar aufbringen, von denen die<br />

meisten von riesigen staatlichen Einrichtungen und sogenannten<br />

Regierungsberatungsfonds stammen. Im Hinblick<br />

auf die Digitalisierung hat sich China zu einer der führenden<br />

Internet-Ökonomien der Welt entwickelt, insbesondere<br />

in Bezug auf E-Commerce und Internetfinanzierung. Mit<br />

751 Millionen Internetnutzern, davon 96,3 Prozent Mobilnutzern,<br />

ist China mit einem Transaktionsvolumen von<br />

812 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 und 42,4 Prozent<br />

des weltweiten Gesamtvolumens (USA: 24,1 Prozent) der<br />

weltweit größte Retail-E-Commerce-Markt. Die Internet-<br />

Kredittransaktionen in Höhe von 143 Milliarden US-Dollar<br />

im Jahr 2015 sind sechsmal so hoch wie in den USA. 502<br />

Millionen oder 68 Prozent der chinesische Internetnutzer<br />

bezahlten 2016 mobil – ein Wachstum von 40 Prozent<br />

gegenüber 2015. Im Jahr 2016 betrug der Wert der mobilen<br />

Zahlungen im Zusammenhang mit Privatkonsum 790<br />

Milliarden US-Dollar; er war damit elfmal so hoch wie in<br />

den USA. Nach Angaben der China Academy of Information<br />

and Communications Technology (CAICT) hatte der<br />

chinesische Markt für „Sharing Economy“ im Jahr 2016 ein<br />

Transaktionsvolumen von 520 Milliarden US-Dollar und<br />

wuchs um 103 Prozent gegenüber dem Vorjahr; die Zahl der<br />

teilnehmenden Menschen stieg gegenüber 2015 um 20 Prozent<br />

auf 600 Millionen.


Neues chinesisches Wachstumsmodell<br />

25<br />

Die Bedeutung neuer Technologien<br />

wird weiter zunehmen<br />

Marktkenner erwarten, dass die spezifischen Branchen,<br />

die von Made in China 2025 und Internet Plus profitieren<br />

sollen, in den nächsten Jahren deutlich an Fahrt gewinnen<br />

werden; einige haben bereits große Fortschritte gemacht.<br />

Laut Prognose von CAICT wird das chinesische Marktvolumen<br />

für Cloud-Computing und für Big-Data anhaltend<br />

stark wachsen. KI-Technologie ist ein weiterer Bereich, in<br />

dem China bereits enorme Fortschritte gemacht hat: Chinas<br />

Produktion von Industrierobotern wuchs in den ersten drei<br />

Quartalen 2017 um 69,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Auch in der IT-Infrastruktur ist China in einigen Bereichen<br />

führend.<br />

So hat China die USA im Hinblick auf die Rechenleistung<br />

im November 2017 überholt und wurde dadurch das Land<br />

mit dem größten Anteil an den Top-500-Supercomputern<br />

der Welt. China ist auch Pionier im Test der 5G-Technology<br />

und der Entwicklung des Internet der Dinge: Laut China<br />

Economic Information Service ist der chinesische Markt<br />

des Internet der Dinge in den letzten Jahren um 20 Prozent<br />

jährlich gewachsen und erreichte 2016 ein Volumen von<br />

136,3 Milliarden US-Dollar. Es wird prognostiziert, dass der<br />

Markt bis 2020 ein Volumen von 222 Milliarden US-Dollar<br />

erreichen und eine wichtige Rolle bei der industriellen Modernisierung<br />

spielen wird.<br />

China unternimmt alles, um bei<br />

der industriellen Modernisierung<br />

ganz vorne mitzuspielen<br />

Ein gutes Beispiel ist die Marktdurchdringung von intelligenten<br />

Strom- und Gaszählern in China: Die Zahlen lagen<br />

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26 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

2017 bei 90 und 55 Prozent. Auch New Energy Vehicles<br />

(NEV) ist ein Bereich, in dem China in den letzten Jahren<br />

dank einer NEV-Steuervergünstigung gute Fortschritte<br />

gemacht hat – die Vergünstigung wurde kürzlich bis<br />

Ende 2020 verlängert. So hat China die größte Anzahl von<br />

öffentlichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge weltweit.<br />

Bis Ende 2017 gab es in China 213.903 Ladestationen für öffentliche<br />

Elektrofahrzeuge. Mit insgesamt 777.000 verkauften<br />

NEV im Jahr 2017 ist China auch der weltweit größte<br />

Markt für NEV. In die F&E-Förderung für Elektromobilität<br />

investierte China 2016 laut Zahlen von Roland Berger 4,783<br />

Milliarden Euro; China lag damit vor Deutschland (1,44<br />

Milliarden Euro) an erster Stelle. Auch andere fortschrittliche<br />

Transporttechnologien haben sich in China schnell<br />

durchgesetzt. So hat China das weltweit längste Streckennetz<br />

für Hochgeschwindigkeitszüge – Ende 2016 waren es<br />

22.000 Kilometer. Die Zentralregierung plant, das Streckennetz<br />

bis 2020 auf 30.000 Kilometer zu verlängern. Und<br />

schließlich sind Chinas Anstrengungen bei der Entwicklung<br />

von Ausrüstungen für die Luft- und Raumluftfahrt erwähnenswert<br />

– beispielsweise die Ambition, eine potenzielle<br />

Herausforderung für das Boeing-Airbus-Duopol auf dem<br />

globalen Jet-Markt zu werden, nachdem das erste vollständig<br />

in China entwickelte Groß-Passagierflugzeug C919<br />

seinen Jungfernflug 2017 erfolgreich abgeschlossen hat.<br />

China macht also große Fortschritte beim Übergang zu einem<br />

neuen Wachstumsmodell und hat und damit mittelfristig<br />

hohes Wachstumspotenzial. ■<br />

1 Quelle: Hunter Clark, Maxim Pinkovskiy und Xavier Sala-i-<br />

Martin, Is Chinese Growth Overstated?, Federal Reserve Bank<br />

of New York Liberty Street Economics (Blog), 19. April 2017,<br />

URL: libertystreeteconomics.newyorkfed.org/2017/04/<br />

is-chinese-growth-overstated.html .<br />

Edgar Walk<br />

Chefvolkswirt Metzler<br />

Asset Management<br />

Edgar Walk ist als Chefvolkswirt<br />

Metzler Asset<br />

Management für die volkswirtschaftlichen<br />

Prognosen<br />

verantwortlich.<br />

Yanling Zhu<br />

Kundenbetreuerin<br />

Asset Management<br />

Yanling Zhu ist im Geschäftsfeld<br />

Asset Management<br />

Kundenbetreuerin für<br />

China und für die Betreuung<br />

der Metzler-Repräsentanz in<br />

Peking verantwortlich.<br />

Metzler<br />

Das Bankhaus Metzler ist die älteste deutsche Privatbank<br />

in ununterbrochenem Alleinbesitz der Gründerfamilie<br />

von Metzler. Metzler konzentriert sich bewusst<br />

auf individuelle Dienstleistungen für Institutionen und<br />

anspruchsvolle Privatkunden in den Kerngeschäftsfeldern<br />

Asset Management, Capital Markets, Corporate<br />

Finance und Private Banking.


„Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

27<br />

Bruno Rudnik<br />

„Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Umwelttechnologien in China<br />

„Vom Klimakiller zum Klimaretter“ titelte „Die Zeit“ im<br />

Juni 2017 und stellte die Frage, ob sich ausgerechnet der<br />

größte Klimasünder China zum weltweiten Vorreiter für<br />

Klimaschutz entwickelt 1. Tatsächlich waren die absoluten<br />

CO₂-Emissionen Chinas zwischen 2014 und 2016 leicht<br />

rückläufig, bevor sie 2017 analog mit der anziehenden Nachfrage<br />

nach Kohle wieder gestiegen sind. China ist weiterhin<br />

für ca. 30 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich<br />

und seit 2014 liegen auch die Pro-Kopf-Emissionen<br />

der Volksrepublik über denen der Europäischen Union<br />

(siehe Grafik 1).<br />

Noch offensichtlicher werden die Herausforderungen<br />

Chinas mit Blick auf eine umfassendere Bewertung der<br />

Umweltsituation, wie sie der „Environmental Performance<br />

Index (EPI)“ der Yale University seit 2002 vornimmt. Unter<br />

Berücksichtigung von 20 Indikatoren zur Beurteilung<br />

des „Schutzes der menschlichen Gesundheit“ sowie des<br />

„Schutzes von Ökosystemen“ liegt China im internationalen<br />

Ländervergleich an Position 109 (siehe Grafik 2). Besonders<br />

deutlich zeigt das Ranking die immensen Probleme des<br />

Landes in den Bereichen Luftqualität und Landwirtschaft/<br />

Ackerland sowie generell mit dem Ausgesetztsein von umweltbedingten<br />

Gesundheitsrisiken. Vor diesem Hintergrund<br />

ist auch der 2013 von Ministerpräsident Li Keqiang erklärte<br />

„War against pollution” zu sehen, da Umweltverschmutzung<br />

und die damit verbundene Zerstörung von Lebensgrundla-<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

25<br />

20<br />

15<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2014 2015 2016<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Grafik 1: CO ² -Emissionen im weltweiten Vergleich<br />

CO ² -Emissionen absolut (Mrd. t)<br />

CO ² -Emissionen pro Kopf (t/a)<br />

China EU China EU<br />

USA Andere Länder USA Welt<br />

Quelle: European Commission, Emissions Database for Global Atmospheric Research


28 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Rang Land Wert<br />

1. Finnland 90,68<br />

2. Island 90,51<br />

3. Schweden 90,43<br />

…<br />

30. Deutschland 84,26<br />

…<br />

109. China 65,10<br />

…<br />

180. Somalia 27,66<br />

Grafik 2: Environmental Performance Index<br />

Quelle: Yale University<br />

Kategorie Wert Rang<br />

Schutz der menschlichen Gesundheit<br />

Gesundheitseinflüsse 68,89 95.<br />

Luftqualität 23,81 179.<br />

Wasser und Abwasser 85,54 70.<br />

Schutz von Ökosystemen<br />

Wasserressourcen 78,08 55.<br />

Landwirtschaft 43,90 146.<br />

Wälder 60,49 53.<br />

Fischerei 55,45 49.<br />

Biodiversität und Lebensraum 77,45 97.<br />

Klima und Energie 74,78 62.<br />

gen eine direkte und massive Gefahr für die soziale Stabilität<br />

der Volksrepublik darstellen.<br />

Umweltpolitik und Industriepolitik<br />

Diese Risikominimierung manifestiert sich auch im regulatorischen<br />

Rahmenwerk in China wie z.B. dem 2015 in Kraft<br />

getretenen neuen Umweltschutzgesetz, welches neben der<br />

Erhebung des Umweltschutzes zum grundsätzlichen Staatsziel<br />

insbesondere stärkere Sanktionsmechanismen für Verschmutzer<br />

beinhaltet. Seit dem 1. Januar <strong>2018</strong> gilt in China<br />

eine neue Umweltschutzsteuer, die sich über abgabenpflichtige<br />

Schadstoffe und entsprechende Steuersätze pro Messeinheit<br />

insbesondere an Verschmutzer von Luft, Wasser und<br />

Böden richtet. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren<br />

zu spezifischen Umweltproblemen sogenannte „Action<br />

Plans“ verabschiedet wie der „Action Plan for Air Pollution<br />

Prevention and Control“ (2013), der „Action Plan for Water<br />

Pollution Prevention and Control“ (2015) oder der „Action<br />

Plan for Soil Pollution Prevention and Control” (2016).<br />

Neben diesem von kurz- und mittelfristigen Zielen motiviertem<br />

Vorgehen sieht China auch die Chance zur Entwicklung<br />

neuer Technologien, entsprechender Leitmärkte<br />

sowie neuer Wettbewerbsfelder für einheimische Unternehmen<br />

durch eine mittel- bis langfristige orientierte strategische<br />

Industriepolitik. So sind grüne Technologien essentieller<br />

Bestandteil des Programms „Made in China 2025“ – dem<br />

Masterplan zur Modernisierung des chinesischen Produktionssektors<br />

(siehe Grafik 3).<br />

Technologischer Überblick<br />

An dieser Stelle soll zunächst ein Überblick über die hier als<br />

„Umwelttechnologien“ verstandenen und oft als „Greentech“<br />

oder „Cleantech“ bezeichneten Technologiesegmente gegeben<br />

werden. Diese gehen weit über die in China als „three<br />

battles“ bekannten Bereiche Luft, Wasser und Boden hinaus<br />

und sind ebenfalls umfassender als die im chinesischen<br />

Marktkontext oft diskutierten Erneuerbaren Energien wie<br />

Solar und Wind:<br />

• Energie: Erneuerbare Energien, Energiespeicherung,<br />

Energieeffizienz, Smart Grid<br />

• Infrastruktur und Mobilität: Alternative Antriebe (z. B.<br />

Elektromobilität), Smart City, Grünes Bauen<br />

• Ressourcenschutz: Luftreinhaltung, Wasser- und Abwasseraufbereitung,<br />

Bodensanierung<br />

• Material- und Kreislaufwirtschaft: Innovative Werkstoffe,<br />

Recycling<br />

Damit sind „Umwelttechnologien“ ein sehr heterogenes Feld<br />

einzelner Produkt- und Marktsegmente und haben in vielen<br />

Fällen den Charakter von „Querschnittstechnologien“ über<br />

verschiedene klassische Industrien (bespielsweise Automobil,<br />

Energieerzeugung, Chemie) hinweg. Unter Betrachtung<br />

ihrer in China unterschiedlich ausgeprägten Marktreife<br />

und Markttreiber ordnet Grafik 4 die einzelnen Technologiesegmente<br />

in ein vergleichendes Portfolio ein. Während<br />

die Dimension der Marktreife insbesondere die zeitliche<br />

Entwicklung der jeweiligen Märkte in China repräsentiert,<br />

betrachtet die Dimension der Markttreiber vor allem den


„Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

29<br />

Ausprägungsgrad der oben genannten Einflussfaktoren<br />

der regulatorischen Umweltpolitik sowie der strategischen<br />

Industriepolitik. Zwischen diesen beiden Polen existieren<br />

auch in China im Bereich der Umwelttechnologie Marktsegmente,<br />

welche inzwischen nahezu ausschließlich durch<br />

Wirtschaftlichkeitsüberlegungen wie Amortisationszeiten<br />

getrieben sind. Beispielhaft ist hier die industrielle Abwärmerückgewinnung<br />

als wichtiges Themenfeld innerhalb des<br />

Sektors Energieeffizienz zu nennen.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Umwelttechnologien mit<br />

unterschiedlichen Merkmalen hinsichtlich Marktreife und<br />

Markttreibern in China exemplarisch vorgestellt. Neben<br />

einer Darstellung der aktuellen Marktentwicklung werden<br />

auch die jeweilige Wettbewerbslandschaft erörtert sowie<br />

Marktchancen für deutsche bzw. ausländische Unternehmen<br />

bewertet.<br />

Sektorbeispiel: Solar<br />

Marktentwicklung<br />

Die Photovoltaik gilt als klassisches Beispiel eines staatlich<br />

geförderten Marktes bzw. einer ganzen Industrie in China.<br />

Inzwischen ist China sowohl der Markt mit der weltweit<br />

größten installierten Photovoltaik-Kapazität als auch derjenige<br />

mit dem absolut größten jährlichen Zubau. Zwar beträgt<br />

der Anteil der fossilen Brennstoffe an der chinesischen<br />

Stromerzeugungskapazität noch immer ca. 60 Prozent,<br />

allerdings ist der Anteil der Photovoltaik zwischen 2015 und<br />

2017 um das Zweieinhalbfache auf aktuell über 7 Prozent<br />

gestiegen. Allein im Jahr 2017 entstanden über 50 Gigawatt<br />

neue Kapazitäten, womit China für mehr als die Hälfte des<br />

weltweiten Zubaus verantwortlich war. Mit aktuell über<br />

130 Gigawatt hat China das offiziell für 2020 gesetzte Ziel<br />

von 105 Gigawatt installierter Photovoltaik-Kapazität bereits<br />

signifikant überschritten. Langfristige Szenarien der National<br />

Development and Reform Commission (NDRC) zeigen<br />

einen möglichen Ausbau der Photovoltaik-Kapazität auf<br />

über 2.000 Megawatt bis 2050 auf. Erneuerbare Energien<br />

könnten dann 60 Prozent des chinesischen Primärenergiebedarfs<br />

und 85 Prozent des Stromverbrauchs abdecken 2.<br />

Die direkte staatliche Förderung der Photovoltaik soll mit<br />

Erreichen der Netzparität ab ca. 2022/2023 bereits wesentlich<br />

früher abgeschafft werden. Seit 2016 wurden die<br />

Einspeisevergütungen schrittweise zurückgefahren – mit<br />

Jahresbeginn <strong>2018</strong> noch einmal um 10–20 Prozent.<br />

Wettbewerbslandschaft<br />

China ist nicht nur größter Markt für, sondern auch größter<br />

Hersteller von Solarprodukten. Unter den weltweiten Top 10<br />

der Hersteller von Photovoltaik-Modulen befanden sich<br />

2017 acht chinesische Unternehmen angeführt von Jinko<br />

Solar, Trina Solar und JA Solar 3. Lediglich die koreanische<br />

Hanwha Q-Cells stellt Module auch außerhalb von China<br />

her – neben Malaysia auch in Deutschland. Selbst eine<br />

unvermeidlich erscheinende Konsolidierung unter den<br />

200 bis 300 Produzenten in China wird absehbar nichts an<br />

der weltweiten Dominanz der chinesischen Unternehmen<br />

ändern. Die Kostenvorteile chinesischer Hersteller beruhen<br />

Schlüsselsektoren „Made in China 2025“<br />

Energieerzeugung und -verteilung<br />

Energiesparende Fahrzeuge und NEV<br />

Neue Werkstoffe<br />

Marine und Schiffbau<br />

Schienenverkehrstechnik<br />

Werkzeugmaschinen und Industrieroboter<br />

Luft- und Raumfahrttechnik<br />

Landwirtschaftliche Maschinen<br />

Informationstechnologie<br />

Biopharma und medizinische Geräte<br />

Marktanteilsziel für chinesische Produkte (%)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

NEV<br />

Energieverteilung<br />

Energieerzeugung<br />

Grafik 3: „Made in China 2025“ und Umwelttechnik 2020 2025<br />

NEV = New Energy Vehicles<br />

Quelle: State Council, Merics


30 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Schlüsselsektoren „Made in China 2025“<br />

Marktanteilsziel für chinesische Produkte (%)<br />

Energieerzeugung und -verteilung<br />

100<br />

Energiesparende Fahrzeuge und NEV<br />

Neue Werkstoffe<br />

80<br />

Marine und Schiffbau<br />

60<br />

Schienenverkehrstechnik<br />

dabei Werkzeugmaschinen nicht nur auf niedrigen und Industrieroboter<br />

Arbeitskosten und staatlicher<br />

40<br />

Sektorbeispiel: Elektromobilität<br />

Unterstützung, Luft- und Raumfahrttechnik<br />

sondern in einer von anteilig hohen Materialkosten<br />

Landwirtschaftliche geprägten Industrie Maschinen vor allem auf Größen- und<br />

20<br />

Marktentwicklung<br />

Lieferkettenvorteilen. Informationstechnologie Längst hat China die lokale Supply<br />

0<br />

Chain Biopharma vom Polysilikon und medizinische über die Geräte Wafer- und Zellenproduktion<br />

bis hin zum finalen Modul geschlossen.<br />

NEV Energieverteilung<br />

globalen Leitmarkt erzeugung für<br />

Energie-<br />

China ist in den letzten Jahren zum<br />

Elektromobilität aufgestiegen. 2015 wurden im weltweiten<br />

Grafik 3: „Made in China 2025“ und Umwelttechnik Vergleich erstmals 2020 am meisten Elektrofahrzeuge 2025 in China<br />

zugelassen und seit 2016 beheimatet das Land auch die<br />

weltweit größte Flotte an Fahrzeugen mit rein elektrischem<br />

Antrieb (BEV) sowie Plugin Hybride (PHEV). 2017 hat sich<br />

die Wachstumsdynamik noch einmal beschleunigt: Nach<br />

chinesischen Verbandsangaben wurden im vergangenen<br />

Jahr 777.000 Elektrofahrzeuge – davon 579.000 Pkws und<br />

198.000 Nutzfahrzeuge – in China verkauft, ein Zuwachs<br />

von über 50 Prozent auf Jahresbasis ⁴. Am gesamten chinesischen<br />

Automobilmarkt von 28,9 Millionen Einheiten hatten<br />

Elektrofahrzeuge demzufolge einen Anteil von 2,7 Prozent.<br />

Das ausgegebene Ziel der chinesischen Regierung ist es,<br />

diesen Anteil bis zum Jahr 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen,<br />

was bei einem Gesamtmarkt von 35 Millionen Fahrzeugen<br />

eine Neuzulassung von 7 Millionen elektrisch betriebener<br />

Fahrzeuge bedeuten würde.<br />

Chancen für deutsche Unternehmen<br />

NEV = New Energy Vehicles<br />

Quelle: State Council, Merics<br />

Auch über Module hinaus ist die Wertschöpfungskette der<br />

Solar-Photovoltaik in China im Prinzip komplett. Systemkomponenten<br />

wie Wechselrichter und Trägersysteme werden<br />

von chinesischen Herstellern ebenso angeboten wie EPC-<br />

Leistungen im Anlagen- und Kraftwerksbau. Für neuartige<br />

Leuchtturmprojekte ist China ohnehin bekannt: So wurde<br />

2017 das größte schwimmende Photovoltaik-Kraftwerk in der<br />

Stadt Huainan in der Provinz Anhui ans Netz angeschlossen.<br />

Mit über 160.000 verbauten Solarmodulen kommt es auf<br />

eine Leistung von ca. 40 Megawatt. Chancen für ausländische<br />

Unternehmen bestehen vor allem in technologischen<br />

Nischen. So können beispielsweise Lacke und Beschichtungen<br />

auf Algenbasis die Effizienz von Solarmodulen erhöhen.<br />

Auch anwendungsseitig eröffnen sich zum Beispiel über die<br />

Nutzung von Solarmodulen mit speziellen Oberflächenstrukturen<br />

neue Chancen: Befahrbare Solarstraßen können<br />

als Querschnittstechnologie zu Smart-City-Konzepten sowie<br />

induktivem Laden für Elektrofahrzeuge genutzt werden.<br />

Getrieben wird diese rasante Marktentwicklung nicht<br />

zuletzt von umfangreichen finanziellen Vorteilen für die<br />

Endkunden: Auch wenn direkte staatliche Kaufprämien<br />

bereits reduziert wurden, sind Elektrofahrzeuge weiterhin<br />

Markttreiber<br />

Umweltpolitik<br />

Wasser/<br />

Abwasser<br />

Luftreinhaltung<br />

Bodensanierung<br />

• Hoher Bedarf an<br />

ausländischer<br />

Technologie<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Energieeffizienz<br />

Grünes<br />

Bauen<br />

Recycling<br />

Smart City<br />

Innovative<br />

Werkstoffe<br />

Smart Grid<br />

• Nur selektiv<br />

lokale Champions<br />

• Know-how-Aufbau<br />

z.B. durch M & A<br />

• Global agierende<br />

chinesische Wettbewerber<br />

Industriepolitik<br />

Solar,<br />

Wind<br />

Elektromobilität<br />

Energiespeicherung<br />

2005 2010 2015 2020 2025<br />

„hoch“<br />

„gering“<br />

Marktreife<br />

Grafik 4: Umwelttechnik-Portfolio China<br />

Quelle: SusTech Consult


„Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

31<br />

steuerbefreit und in etlichen Städten von der Teilnahme an<br />

der Lotterie zur Kennzeichenvergabe ausgenommen und<br />

erhalten damit unproblematisch eine Zulassung. Umweltpolitische<br />

Motivationen zur Förderung der Elektromobilität<br />

müssen zwar nicht negiert, aber zumindest differenziert bewertet<br />

werden, da Elektrofahrzeuge zwar lokal emissionsfrei<br />

fahren und gerade in Mega-Städten wie Peking und Shanghai<br />

zu einer Reduzierung der Luftverschmutzung beitragen<br />

können, auf der anderen Seite aber die Stromerzeugung in<br />

China immer noch mehrheitlich auf emissionsintensiver<br />

Kohleverbrennung beruht.<br />

Die umfangreiche staatliche Förderung der Elektromobilität<br />

hat vor allem industriepolitische Gründe. Da Chinas Automobilhersteller<br />

beim Verbrennungsmotor technisch bislang<br />

nicht den Anschluss an westliche Firmen gefunden haben,<br />

sieht China die historische Chance die Weltmarktführerschaft<br />

in einem neuen automobilen Zeitalter zu übernehmen.<br />

In diesem Kontext ist auch die im September 2017 von<br />

der chinesischen Regierung endgültig beschlossene Quote<br />

für Elektroautos zu sehen. Von 2019 an müssen Hersteller,<br />

die mehr als 30.000 Autos im Jahr in China absetzen, mindestens<br />

10 Prozent ihrer Verkäufe mit elektrisch betriebenen<br />

Fahrzeugen erzielen, ab 2020 steigt der geforderte Anteil auf<br />

12 Prozent. Über hohe Reichweiten der Fahrzeuge und ein<br />

entsprechendes Kreditpunktesystem lassen sich die geforderten<br />

Anteile zwar senken, dennoch stellen die Regelungen<br />

– in Kombination mit ab 2020 geltenden Limits für den<br />

Durchschnittsverbrauch – eine Herausforderung insbesondere<br />

für westliche Hersteller mit aktuell geringem Angebot<br />

an Elektrofahrzeugen dar.<br />

Wettbewerbslandschaft<br />

Dementsprechend wird der Markt für Elektrofahrzeuge<br />

aktuell fast ausschließlich durch lokale Modelle geprägt.<br />

Chinesische Hersteller dominieren die Branche mit einem<br />

Marktanteil von ca. 95 Prozent. Angeführt wird der Markt<br />

Neue Wege sind nur für<br />

den kompliziert, der sie<br />

nicht kennt.<br />

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32 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

von BYD und BAIC (Beijing Automotive), aber auch andere<br />

etablierte chinesische Autobauer wie Chery oder Geely gehören<br />

zu den Top-10-Marken, welche 2017 etwa 85 Prozent<br />

des Marktes auf sich vereint haben. Von sich reden macht<br />

aber vor allem ein ganzer Strauß an Elektromobilitäts-<br />

Startups wie NextEV/Nio, Faraday Future, Future Mobility/<br />

Byton, die hauptsächlich mit Kapital aus der chinesischen<br />

High-Tech-Industrie finanziert sind und mit angeworbenem<br />

westlichen Ingenieurs-Know-how dem globalen Marktführer<br />

Tesla Paroli bieten wollen.<br />

Tesla selbst kommt in China mit jährlich einigen tausend<br />

verkauften Fahrzeugen auf einen Marktanteil im geringen<br />

einstelligen Bereich – genauso wie die wenigen anderen<br />

ausländischen Hersteller, zu denen auch Daimler mit dem<br />

im Joint Venture mit BYD gefertigten Denza gehört. Folgt<br />

man den Verlautbarungen der internationalen Automobilhersteller<br />

soll sich dieses Bild aber bald ändern. Nahezu alle<br />

großen OEMs haben bis 2025 umfangreiche Modelloffensiven<br />

sowie Investitionen in die entsprechende Produktionsinfrastruktur<br />

in China angekündigt. Beispiel Volkswagen:<br />

10 Milliarden Euro plant der Konzern zusammen mit dem<br />

Partner Anhui Jianghuai Automobile (JAC) in die Elektromobilität<br />

zu investieren. Mit rund 40 Modellen sollen im<br />

Jahr 2025 etwa 1,5 Millionen Fahrzeuge verkauft werden.<br />

Chancen für deutsche Unternehmen<br />

Trotz der schwachen Ausgangssituation und der schwierigen<br />

politischen Rahmenbedingungen bietet der chinesische<br />

Markt gute Chancen für die deutschen Automobilhersteller.<br />

Mit ihrer jahrzehntelangen Präsenz vor Ort, ihrer Markenstärke<br />

und Erfahrungen in der Volumenproduktion kann<br />

ein „Aufholen“ bezüglich Marktanteilen in China gelingen.<br />

Neben der staatlich erzwungenen Kooperation mit lokalen<br />

Joint-Venture-Partnern bietet die Zusammenarbeit mit chinesischen<br />

Technologiekonzernen insbesondere im Bereich der<br />

Digitalisierung oder dem autonomen Fahren große Chancen.<br />

So kooperiert Audi seit 2016 in China mit Baidu, Alibaba und<br />

Tencent zu Themen des vernetzten Automobils.<br />

In der Zuliefererbranche stehen etliche Unternehmen mit<br />

dem Übergang vom Verbrennungs- zum Elektromotor zwar<br />

vor strukturellen Herausforderungen, gleichzeitig bedeuten<br />

neue Designs und Funktionalitäten aber auch Chancen für<br />

Hersteller beispielsweise von Innenraumkomponenten.<br />

Während der Batteriemarkt auch aufgrund von politischen<br />

Vorgaben absehbar stark in chinesischer Hand sein dürfte,<br />

ergeben sich Marktpotenziale für innovative Kontroll- und<br />

Steuerungstechnologien wie zum Beispiel Batteriemanagementsystemen<br />

(BMS) oder Sensoren für autonomes Fahren.<br />

Auch die Integration von Brennstoffzellen als Reichweitenverlängerer<br />

bzw. APU (auxiliary power unit) in Elektrofahrzeugen<br />

bietet aktuell Möglichkeiten zur technologischen<br />

Positionierung. Im Bereich der Ladeinfrastruktur, die mit<br />

steigenden Zulassungszahlen einen rasanten Ausbau erlebt,<br />

ist insbesondere die Lokalisierung von Produkten und<br />

Anpassung an bzw. Entwicklung von lokalen Standards ein<br />

Erfolgsfaktor. Beispielhaft kann hier der deutsche Elektrotechnikhersteller<br />

Phoenix Contact genannt werden, der seit<br />

2016 in Nanjing eine Tochtergesellschaft für lokale Elektromobilitätsanwendungen<br />

unterhält.<br />

Sektorbeispiel: Bodensanierung<br />

Marktentwicklung<br />

Auch wenn die Verschmutzung von Böden – im Gegensatz<br />

zu Luft und Wasser – oftmals nicht direkt sicht- und spürbar


„Vom Klimakiller zum Klimaretter?“<br />

33<br />

ist, gibt es inzwischen in China eine recht breite öffentliche<br />

Wahrnehmung des Problems. Offizielle und belastbare<br />

Daten zum Ausmaß der Verunreinigungen sind allerdings<br />

Mangelware: Laut einer 2014 in Teilen veröffentlichten<br />

Regierungsstudie aus den Jahren 2006–2011 sind knapp<br />

20 Prozent des chinesischen Ackerlandes mit Schadstoffen<br />

kontaminiert ⁵ – andere Schätzungen gehen weit darüber<br />

hinaus. Die Herausforderung wird umso deutlicher, wenn<br />

man bedenkt, dass China bei einem Bevölkerungsanteil von<br />

ca. 18 Prozent nur über ca. 7 Prozent der weltweit landwirtschaftlich<br />

nutzbaren Fläche verfügt. Gleichzeitig sind aber<br />

auch urbane Siedlungsräume von Verunreinigungen insbesondere<br />

durch frühere industrielle Aktivität betroffen.<br />

Der 2016 verabschiedete „Soil Action Plan“ setzt das Ziel bis<br />

zum Jahr 2020 90 Prozent des verschmutzten Ackerlandes<br />

sicher nutzbar zu machen. Bis 2030 soll dieser Anteil auf<br />

95 Prozent steigen. Als Maßnahmen werden neben einem<br />

besseren Monitoring auch die Erweiterung des regulatorischen<br />

Rahmenwerks durch Gesetze und Standards genannt.<br />

Das ursprünglich für 2017 angekündigte „Soil Environmental<br />

Protection Law“ befindet sich aktuell allerdings noch<br />

im Gesetzgebungsverfahren. Wesentlicher Bestandteil des<br />

Action Plans ist die Identifizierung und Entwicklung von<br />

relevanten Technologien zur Altlastensanierung. Basierend<br />

auf einer technologischen Bestandsaufnahme sollen bis zum<br />

Jahr 2020 etwa 200 Pilotprojekte realisiert werden.<br />

Während die Sanierungsprojekte im 12. Fünfjahresplan<br />

bis 2015 noch stark auf drei Provinzen (Jiangsu, Hunan,<br />

Beijing) konzentriert waren, zeigt eine Analyse der 2017<br />

ausgeschriebenen und vergebenen Projekte eine breite<br />

landesweite Verteilung. Auftraggeber dieser Projekte sind in<br />

der Regel lokale Regierungen oder Industrieunternehmen<br />

aus den Sektoren Raffinerie und Chemie sowie Bergbau und<br />

Metallurgie. Unter technischen Aspekten kommen bis heute<br />

vor allem Verfestigungs- und Stabilisierungsverfahren zum<br />

Einsatz, aber zunehmend auch chemisch-physikalische und<br />

biologische Verfahren. Der noch junge Markt der Bodensanierung<br />

zeichnet sich dementsprechend durch rasante<br />

Wachstumsraten aus: Nachdem der Marktwert in 2015 noch<br />

ca. 500 Millionen Euro betrug, wuchs dieser auf bereits ca.<br />

3 Milliarden Euro in 2017 an.<br />

Wettbewerbslandschaft<br />

Der absehbare Bedeutungszuwachs der Altlastensanierung<br />

in China hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von lokalen<br />

Unternehmen angezogen. Schätzungen gehen von bis zu<br />

500 Firmen mit Aktivitäten im Bereich der Altlastensanierung<br />

aus. In dieser hochgradig fragmentierten und sehr<br />

regional geprägten Branche dürften allerdings nur 50 bis 70<br />

Unternehmen als nachhaltig wettbewerbsfähig angesehen<br />

werden. Zu den Marktführern mit einschlägiger Projekterfahrung<br />

und entsprechender Ressourcenausstattung gehören<br />

BCEG Environmental Remediation, Beijing GeoEnviron<br />

Engineering & Technology und Yonker Environmental Protection.<br />

Letztere hatte 2015 mit der 51-Prozent-Übernahme<br />

des amerikanischen Bodensanierungsspezialisten Integrated<br />

Science & Technology (IST) auf sich aufmerksam gemacht.<br />

Chancen für deutsche Unternehmen<br />

In China besteht ein hoher Bedarf sowohl an etablierter<br />

als auch innovativer Technologie im Bereich der Altlastensanierung.<br />

Seit zwei bis drei Jahren positionieren sich<br />

daher ausländische Technologie- und Industrieführer für<br />

ihren Markteintritt in der Volksrepublik und gehen Kooperationen<br />

mit lokalen Umwelttechnikfirmen ein, die über<br />

die nötigen lokalen Kontakte, personelle und finanzielle<br />

Ressourcen sowie die nötigen Betriebserlaubnisse in China<br />

verfügen. Aus Deutschland haben Unternehmen wie die<br />

Züblin Umwelttechnik erfolgreich erste Kooperationsvereinbarungen<br />

und Projekte mit chinesischen Partnern<br />

abgeschlossen. In der Regel umfassen solche Kooperationen<br />

mehrere Elemente wie<br />

1. eine regional und technologisch spezifizierte Lizenzvergabe<br />

an den chinesischen Partner,<br />

2. technische und beraterische Dienstleistungen im Rahmen<br />

einzelner Projekte sowie<br />

3. die Lieferung von Maschinen und Anlagen zur Durchführung<br />

von Projekten.<br />

Zusammenfassung und<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Für etliche Umwelttechnologien ist China der größte Markt<br />

weltweit, in einigen Bereichen sogar schon zum „Leitmarkt“<br />

hinsichtlich Produktion, Nachfrage aber auch technologischer<br />

Trends aufgestiegen. So bietet China nicht nur Chancen<br />

für in reifen Märkten etablierte technische Lösungen,<br />

sondern auch attraktive Potenziale für innovative Technologien<br />

und mit der Kombination aus Marktbedarf, Verfügbarkeit<br />

von Investitionskapital sowie politischer Unterstützung<br />

ein Rahmenwerk zu deren Skalierung. Gleichzeitig ist der<br />

Markt aber von hoher Komplexität geprägt. Herausforderungen<br />

für ausländische Unternehmen zur nachhaltigen


34 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Partizipation an den Geschäftschancen beinhalten vor<br />

allem:<br />

• intensives Wettbewerbsumfeld mit zahlreichen aufstrebenden<br />

lokalen Anbietern aus China;<br />

• industriepolitische Maßnahmen zur Förderung starker<br />

lokaler Champions;<br />

• regulatorische Standards, die sich oftmals noch im Aufbau<br />

befinden;<br />

• geringe Transparenz bezüglich spezifischer Submärkte<br />

und konkretem Technologiebedarf.<br />

Welche Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen<br />

lassen sich aus den geschilderten Chancen und Herausforderungen<br />

ableiten? Während sich der Umwelttechniksektor<br />

als sehr heterogene Branche einer allgemeingültigen<br />

Analyse entzieht, lassen sich doch einige Erfolgsfaktoren<br />

und Empfehlungen zum grundsätzlichen Vorgehen nennen:<br />

• Verständnis der Markttreiber („Welches Problem gilt es<br />

konkret zu lösen?“) und Definition des adressierbaren<br />

Zielmarktes (z. B. geografisch nach Provinzen, nach<br />

Applikationen und Kundengruppen, nach technischen<br />

Anforderungen);<br />

• strukturierte Partnersuche basierend auf einem klaren<br />

Anforderungsprofil mit der Identifizierung von „Fallback-Optionen“;<br />

• Klarheit zu möglichen Geschäfts- und Finanzierungsmodellen<br />

für den Markteintritt in China (z. B. über<br />

strategische Partnerschaften, Lizenzvergabe, lokale Joint<br />

Ventures, Kapitalbeteiligungen in Deutschland);<br />

• ganzheitliche Betrachtung des Themas Technologieschutz<br />

unter Einbeziehung rechtlicher Mittel (z. B.<br />

Patentanmeldungen in China) und kommerzieller Konstrukte<br />

(z. B. Incentivierung des chinesischen Partners)<br />

Chinas Weg zum Klimaretter – und vor allem Umweltretter<br />

– wird noch ein sehr langer sein. Der chinesische Umwelttechnikmarkt<br />

mit seinen unterschiedlichen Facetten wird<br />

daher auch mittel- und langfristig ein Wachstumsmarkt<br />

bleiben. Deutsche Unternehmen haben mit ihren vielfältigen<br />

und hochentwickelten Technologie-Portfolios viel zu<br />

bieten für diesen Markt. ■<br />

1 Vom Klimakiller zum Klimaretter, Zeit Online, URL: www.<br />

zeit.de/wirtschaft/2017-06/china-li-keqiang-donald-trumpklimaschutz-g20,<br />

01.07.2017.<br />

2 China 2050 High Renewable Energy Penetration Scenario and<br />

Roadmap Study, Energy Research Institute of National Development<br />

and Reform Commission, April 2015.<br />

3 Top 10 module suppliers in 2017, PV Tech, URL: www.pv-tech.<br />

org/editors-blog/top-10-module-suppliers-in-2017, 15.01.<strong>2018</strong>.<br />

4 China Association of Automobile Manufacturers, URL:<br />

nev.ofweek.com/<strong>2018</strong>-01/ART-71008-8440-30188525.html,<br />

12.01.<strong>2018</strong>.<br />

5 Nationwide Soil Pollution Survey Report, Ministry of Environmental<br />

Protection und Ministry of Land and Resources, April<br />

2014.<br />

Bruno Rudnik<br />

Managing Director<br />

SusTech Consult<br />

Bruno Rudnik ist Geschäftsführer<br />

der SusTech<br />

Consult und Fachsprecher<br />

für Umwelttechnologien<br />

der Deutsch-Chinesischen<br />

Wirtschaftsvereinigung. Seit<br />

15 Jahren berät er insbesondere<br />

europäische und<br />

chinesische Unternehmen zu Investitionsprojekten in<br />

den globalen Wachstumsmärkten. Aufgrund seiner<br />

langjährigen Tätigkeit in China verfügt Herr Rudnik über<br />

intensive Kenntnisse der lokalen Geschäftsbedingungen.<br />

Er studierte Betriebswirtschaft und Chinesisch an<br />

der Universität Passau sowie in Lund/Schweden und<br />

Qingdao/China.<br />

Tel.: +49 89 3791 3888<br />

E-Mail: rudnik@sustech-consult.de<br />

SusTech Consult<br />

SusTech Consult identifiziert Markteintritts-, Skalierungs-<br />

und Finanzierungschancen für Umwelttechnologien<br />

in China und Indien. Ein Schwerpunkt liegt<br />

dabei auf Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien,<br />

Wassertechnik, Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie<br />

Biochemie/-kunststoffen. SusTech Consult generiert<br />

Markttransparenz, erarbeitet Handlungsempfehlungen<br />

und unterstützt bei deren Umsetzung.<br />

SusTech Consult<br />

Goethestraße 43, 80336 München<br />

Internet: www.sustech-consult.de


Update Recht und Steuern<br />

35<br />

Jiawei Wang, Vivian Yao<br />

Update Recht und Steuern<br />

Unter geänderten Rahmenbedingungen in China investieren<br />

Rückschau und Ausblick:<br />

Gesetzes- und Regeländerungen<br />

in der Volksrepublik China 2017<br />

Zwei Schlagworte prägen den Wandel Chinas von der Werkbank<br />

der Welt hin zu einer Hochtechnologie- und Dienstleistungsgesellschaft:<br />

„Made in China 2025“ und „Belt and<br />

Road Initiative“. Sowohl für „Made in China 2025“, dem<br />

Gegenstück zum deutschen Vorzeigeprojekt „Industrie 4.0“,<br />

als auch beim wohl größten Infrastrukturprojekt der Welt<br />

handelt es sich ganz klar um Prestigeprojekte der chinesischen<br />

Führung. So ist der Großteil der angestoßenen und<br />

kommenden Reformen darauf ausgerichtet, die ambitionierten<br />

Ziele dieser beiden Strategien umzusetzen und zu<br />

erreichen.<br />

Die Modernisierung der Wirtschaft wird durch eine umfangreiche<br />

Förderungs- und Reformpolitik stetig vorangetrieben.<br />

Die Erfolgsaussichten für deutsche Unternehmen<br />

bleiben in dieser vom Wandel geprägten Phase vielfältig.<br />

Dennoch stehen den vielen Chancen auch Herausforderungen<br />

gegenüber – dies gilt insbesondere für deutsche Unternehmen,<br />

die auf unvorhergesehene Hindernisse treffen.<br />

Ursachen sind neben kulturellen Unterschieden vor allem<br />

rechtliche und steuerliche Besonderheiten, u. a. beim Kauf<br />

und Verkauf von Unternehmen.<br />

Begleitet wird dieser Wandel durch zahlreiche Neuerungen<br />

bei der Gesetzgebung im Jahr 2017. In diesem Beitrag wird<br />

auf Folgende eingegangen:<br />

• der Investitionslenkungskatalog 2017,<br />

• einheitliches Verfahren zur Ausstellung der Arbeitserlaubnis,<br />

• verschärfte Regelungen zum grenzüberschreitenden<br />

Kapitalverkehr.<br />

1. Der Investitionslenkungskatalog<br />

2017<br />

Eine der wichtigsten Lektüren vor dem Markteintritt ist<br />

der sogenannte Foreign Investment Industrial Guidance<br />

Catalogue (Investitionslenkungskatalog). In diesem werden<br />

alle für ausländische Investoren zulässigen und unzulässigen<br />

Investitionsbereiche und -branchen festgelegt. Denn nicht<br />

in jedem Bereich dürfen sich ausländische Investoren frei<br />

betätigen.<br />

Aktuell jedoch versucht die chinesische Regierung wieder<br />

verstärkt, Direktinvestitionen in das Reich der Mitte zu<br />

locken, und schafft damit neue Impulse und Möglichkeiten<br />

für deutsche Unternehmen.<br />

Der Investitionskatalog unterteilt Investitionsvorhaben je<br />

nach Industriebereich in die Kategorien „gefördert“, „reglementiert“<br />

und „verboten“. Nicht aufgeführte Bereiche gelten<br />

grundsätzlich als erlaubt. Für Projekte aus dem geförderten<br />

Bereich können häufig Steuervorteile oder anderweitige<br />

Vergünstigungen beantragt werden. Bei reglementierten<br />

Vorhaben werden in der Regel kritische Prüfungen durch<br />

die zuständigen Behörden vorgenommen, in deren Verlauf<br />

oft eine Vielzahl von Nachweisen seitens der Investoren<br />

erbracht werden müssen.<br />

Zu den geförderten Bereichen gehören größtenteils Projekte<br />

die besonderes Know-how erfordern. Ein weiteres wichtiges<br />

Kriterium: Investitionsvorhaben sollten in Einklang mit den<br />

von der chinesischen Regierung veröffentlichten Fünfjahresplänen<br />

stehen. Geförderte Projekte finden sich zum Beispiel<br />

im Bereich Umweltschutz oder Luftfahrt.<br />

Als reglementierte bzw. beschränkte oder verbotene Investitionsvorhaben<br />

werden Projekte eingestuft, die erhöhte


36 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Umweltbelastungen hervorrufen, in denen Überkapazitäten<br />

bestehen oder die von der chinesischen Führung als sensibel<br />

eingeordnet werden, beispielsweise bestimmte Projekte in<br />

den Bereichen Bildung oder Medien.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Zu Beginn des Jahres wurden die Beschränkungen für ausländische<br />

Investoren in zahlreichen Bereichen, vor allem im<br />

Bank- und Versicherungswesen sowie im Wertpapier- und<br />

Vermögensverwaltungsgeschäft, weiter abgebaut.<br />

Gleichzeitig soll die Bandbreite der Finanzierungsmöglichkeiten<br />

von ausländisch investierten Unternehmen in China<br />

kräftig erweitert werden, was künftig die Begebung von<br />

Unternehmensanleihen, Wandelschuldverschreibungen und<br />

gar eine Notierung von Aktien an den Börsen in Shanghai<br />

und Shenzhen erlauben wird.<br />

Um das Investitionsklima weiter zu verbessern, sollen derzeit<br />

noch stark beschränkte Sektoren weiter geöffnet werden<br />

und ausländischen Investoren ein besserer Zugang gewährt<br />

werden. Dazu zählen unter anderem der Telekommunikations-<br />

und Internetbereich, das Kultur- und Erziehungswesen,<br />

der Transport- und Eisenbahnausrüstungssektor sowie<br />

die konventionelle Ölförderung und der Bergbau. Hier<br />

dürften sich auch für deutsche Unternehmen interessante<br />

Betätigungsfelder eröffnen, wobei die noch zu erlassenden<br />

Details und Ausführungsbestimmungen genau im Auge zu<br />

behalten sind.<br />

2. Einheitliches Verfahren zur<br />

Ausstellung der Arbeitserlaubnis<br />

Bereits im September 2016 kündigte die „State Administration<br />

of Foreign Experts Affairs“ (SAFEA) an, das „Pilotprogramm<br />

des Systems zur Erlangung der Arbeitserlaubnis für<br />

in China arbeitende Ausländer“ in neun Pilotregionen zu<br />

implementieren. Mit dem 1. April 2017 trat die Anordnung<br />

landesweit in Kraft. Mit der Einführung sollen vor allem<br />

administrative Hindernisse beseitigt und die Kommunikation<br />

vereinfacht werden, die durch unklare und teilweise<br />

überlappende Verantwortlichkeiten unterschiedlichster Behörden<br />

entstanden sind. Ein weiteres Ziel ist die Reduktion<br />

des zeitlichen Aufwands, den das Genehmigungsverfahren<br />

nach sich zog.<br />

Das neue Verfahren – One-Stop-Shop<br />

Mit dem Zusammenlegen des Arbeitsamtes mit dem Büro<br />

für ausländische Experten sowie der Übertragung entsprechender<br />

Genehmigungsbefugnisse ist eine neue Abteilung<br />

entstanden, die der Leitung und Aufsicht entweder des<br />

Arbeitsamtes oder des Expertenbüros unterstellt ist. Aufgabe<br />

der Abteilung ist die Prüfung, Vereinheitlichung und<br />

Ausstellung der „Alien Employment License Notice“ für<br />

normale Ausländer und Experten. Reisen die Antragsteller<br />

nach China ein, so obliegt die erneute Prüfung und Ausstellung<br />

des „Alien Work Permit“ der internen Abteilung.<br />

Mit der Einführung des neuen Systems wird die Datenbank<br />

der Abteilung mit den gespeicherten Informationen der<br />

Expatriates verwendet, um sie mit den Datenbanken des<br />

Ministeriums für öffentliche Sicherheit und dessen lokalen<br />

Büros für den Informationsaustausch zu vernetzen.<br />

Papierlose Anträge<br />

Einer der vielen Kritikpunkte am alten System war unter<br />

anderem, dass die erforderlichen Dokumente in Papierform<br />

eingereicht werden mussten. Dennoch existierte kein<br />

einheitliches Format für die Dokumentenabgabe. Dies<br />

verleitete die Beamten dazu, die eingereichten Dokumente<br />

überkritisch auf Formulierungen oder Übersetzungen zu<br />

überprüfen. Dieser Umstand führte dazu, dass eine zeitliche<br />

Einschätzung des gesamten Genehmigungsprozesses, auch<br />

mit Hilfe von externen Beratern, nicht möglich war. So<br />

wurden unter Umständen Übersetzungen des Lebenslaufes<br />

oder akademischer Grade angezweifelt und mussten durch<br />

den Antragsteller korrigiert eingereicht werden.<br />

Mit Inkrafttreten der neuen Vorschriften fällt der Vorlagezwang<br />

für den persönlichen Lebenslauf und ein formelles<br />

Anschreiben zum Zeitpunkt der Antragstellung weg. Den<br />

Antragstellern ist es seit April möglich, die entsprechenden<br />

Dokumente bequem online einzureichen. Allerdings<br />

ist noch nicht geklärt, ob personalisierte Dokumente, die<br />

fehlerhaft sind oder nicht den strikten Formatansprüchen<br />

entsprechen, durch die Behörden schnell genug angezeigt<br />

werden können, um dem Antragsteller eine rechtzeitige<br />

Korrektur oder Ausbesserung zu ermöglichen.<br />

Identifikationsnummern für Expatriates<br />

Ein weiterer Kritikpunkt am alten System war der aufwändige<br />

Prozess. Gerade Arbeitstransfers von ausländischen<br />

Fachkräften zwischen verschiedenen chinesischen Städten


Update Recht und Steuern<br />

37<br />

zogen einen erheblichen Aufwand nach sich. So mussten<br />

verschiedene Formalitäten bei den Arbeitsämtern und anderen<br />

Behörden erledigt werden. Seit Einführung des neuen<br />

Systems werden den Genehmigungsinhabern einzigartige<br />

und lebenslang gültige ID-Nummern zugewiesen, die in<br />

der Arbeitserlaubnis vermerkt werden. Die oben genannten<br />

Behördengänge werden somit auf ein Minimum reduziert.<br />

Drei-Stufen-Klassifizierung von Expatriates<br />

Mussten Ausländer für eine Arbeitserlaubnis bis zum<br />

1. April 2017 noch mindestens zwei Jahre Berufserfahrung<br />

vorweisen, entfällt dieser Fakt mit der Umsetzung der neuen<br />

Regelungen. Auch etwaige Verlängerungen der Laufzeiten<br />

der Arbeitsgenehmigungen – in der Regel wurden die<br />

Genehmigungen für ein bis fünf Jahre ausgestellt – entfallen.<br />

Um Risiken durch einen möglichen Kontrollverlust<br />

zu vermeiden, wurden in der Praxis regelmäßig einjährige<br />

Genehmigungen ausgestellt.<br />

Das neue System orientiert sich an international gebräuchlichen<br />

Standards. So wird zur Bewertung der Kandidaten<br />

beispielsweise der „Job Guidance Catalogue“, das „Point-<br />

Based Classification System“ oder der „Market Demand<br />

Test“ einbezogen. Die Nutzung dieser Werkzeuge dürfte sich<br />

substanziell auf die Ermessensspielräume der Behörden auswirken.<br />

Zudem wird der Prüfungs- und Bewertungsmaßstab<br />

durch den Einsatz der internationalen Tools objektiver<br />

und transparenter. Bewerber bzw. Antragssteller werden in<br />

diesen Fällen auf Basis ihrer Ausbildung, ihres Alters, ihres<br />

Gehaltsniveaus, ihrer Berufserfahrung usw. in die Gruppen<br />

A, B und C klassifiziert.<br />

Die einzelnen Prüfkriterien werden je nach Einstufung mit<br />

Punktwerten versehen. Beispielsweise kann der Antragsteller<br />

beim Jahreseinkommen bis zu 20 Punkte erhalten.<br />

Jedoch muss das Jahresgehalt 450.000 Renminbi oder<br />

mehr betragen. Bei einer Gehaltsspanne von 150.000 bis<br />

249.999 Renminbi sind es hingegen nur 11 Punkte, die dem<br />

Antragsteller gutgeschrieben werden. Insgesamt werden<br />

neun Einzelkategorien zur Prüfung und Vergabe von Punkten<br />

herangezogen. Werden die einzelnen Werte zusammengerechnet,<br />

ergibt sich ein Bild wie in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Kategorie A Top Talent > 85 Punkte<br />

Kategorie B Professional Talent 60–85 Punkte<br />

Kategorie C Ungelernte Kräfte < 60 Punkte<br />

Tabelle 1: Drei-Stufen-Klassifizierung von Expatriates<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Ganz klar wird ersichtlich, dass Top-Talente die präferierten<br />

Fachkräfte für den chinesischen Markt sind. Doch das ist im<br />

internationalen Vergleich nicht ungewöhnlich. Der Fachkräftemangel<br />

ist kein deutsches Phänomen, sondern spiegelt<br />

sich auch anderorts wieder.<br />

Die praktische Anwendung der neuen Regelungen zeigt,<br />

dass sich die Vorteile, die sich durch die Gruppenzugehörigkeit<br />

in Kategorie A ergeben, nicht von der Hand weisen<br />

lassen. Unter anderem ist der Verwaltungsaufwand um<br />

einiges geringer als bei Antragsstellern, die von vornherein<br />

der Kategorie B oder C zugeordnet werden. Wie sich dies<br />

langfristig auf ausländische Mitarbeiter in China auswirken<br />

wird, bleibt derzeit noch abzuwarten.<br />

3. Verschärfte Regelungen beim<br />

grenzüberschreitenden Kapitalverkehr<br />

Die Problematik einer verschärften Kapitalflucht aus China<br />

in das Ausland hat die chinesische Zentralbank und die<br />

ihr angegliederte Devisenmanagementbehörde SAFE dazu<br />

bewogen, eine Reihe von Maßnahmen zur Kontrolle und<br />

Überwachung von Devisen- und Kapitaltransfers zu ergreifen.<br />

Seit Bekanntgabe hadern vor allem ausländische Investoren<br />

mit den neuen Maßnahmen. Unternehmen fürchten,<br />

dass erhöhte Kapitalverkehrsbeschränkungen in China auf<br />

dem Vormarsch sein könnten.<br />

Anpassung der Berichtspflichten für<br />

Bartransaktionen<br />

Bereits Ende Dezember 2016 hatte die Zentralbank einen<br />

vorhandenen Vorschriftenkatalog zu Berichtspflichten<br />

der Finanzinstitute bei großvolumigen und verdächtigen<br />

Transaktionen revidiert. Der neue Erlass und geänderte<br />

Vorschriftenkatalog trat am 1. Juli 2017 in Kraft.<br />

Demnach wird im neuen Erlass die Schwelle für eine Berichtspflicht<br />

von Bartransaktionen für Einzahlungen und<br />

Abhebungen von bisher 200.000 Renminbi auf 50.000 Renminbi<br />

gesenkt.<br />

Im Zuge der Neuregelung unterliegen künftig neben den<br />

traditionellen Geschäftsbanken weitere Zahlungsverkehrsdienstleiter<br />

der Berichtspflicht. Dazu zählen beispielsweise


38 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

der Branchenführer für Onlinebezahlsysteme Alipay, aber<br />

auch Fondsgesellschaften.<br />

Die Devisenumtauschquote für Privatpersonen im Gegenwert<br />

von 50.000 US-Dollar pro Kalenderjahr bzw. 10.000 US-<br />

Dollar pro Transaktionstag bleiben von der Neuregelung<br />

unberührt. Allerdings müssen chinesische Kunden künftig<br />

wesentlich aufwändigere Formulare für den Devisentausch<br />

ausfüllen und versichern, dass Transaktionen nicht dem<br />

Erwerb von Immobilien im Ausland, Finanzinvestments oder<br />

sonstigen unerlaubten Verwendungszwecken dienen.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Unserer Beobachtung nach stellen diese Maßnahmen<br />

derzeit keine Einschränkungen des Kapitalverkehrs dar.<br />

Vielmehr dienen sie in erster Linie dazu, auch bislang<br />

illegale Devisentransfers zu unterbinden, bzw. schärfer zu<br />

kontrollieren. Der Fokus liegt insbesondere auf der Eindämmung<br />

der Kapitalausfuhr zum Zweck von Immobilienkäufen<br />

im Ausland. Gerade vor diesem Hintergrund wurden in<br />

den letzten Jahren große Investitionen durch vermögende<br />

Chinesen getätigt. Ein weiteres Ziel der Maßnahmen sind<br />

die stärkere Überwachung und das Vermeiden von Geldwäscheaktivitäten<br />

oder die Terrorismusfinanzierung.<br />

4. Steueränderungen 2017 –<br />

Verschärfte Gesetze<br />

Als Reaktion auf Chinas wirtschaftliche Umstrukturierung<br />

hat die staatliche Steuerverwaltung („SAT“) im Jahr 2017<br />

eine Reihe von Steuerreformen umgesetzt. Einerseits betont<br />

die chinesische Regierung, weiterhin ausländisches Kapital<br />

anziehen zu wollen, Dienstleistungen mit hohem Mehrwert<br />

anzukurbeln und eine grüne Wirtschaft zu fördern,<br />

andererseits haben die chinesischen Steuerbehörden eine<br />

Reihe von Maßnahmen auf Grundlage der Bekämpfung von<br />

Steuervermeidung und die Überwachung des Managements<br />

im Sinne der Steuer-Compliance implementiert. Diese<br />

Maßnahmen sollen die Effizienz der Steuerbehörden in der<br />

Strafverfolgung steigern.<br />

Ausübung der Steueraufsicht und das<br />

„Golden Tax Phase III“-Steuerverwaltungssystem<br />

vor dem Hintergrund von Big Data<br />

In den letzten Jahren haben Chinas Steuerbehörden ihre<br />

Steuerangelegenheiten, einschließlich Auslandszahlungen<br />

und Anträge auf Steuervergünstigung in Nichthandelspositionen,<br />

schrittweise von dem vorherigen Genehmigungssystem<br />

auf das „In Time“- und Ex-post-Überwachungssystem<br />

umgestellt. Einerseits vereinfacht es den Prüfungs- und<br />

Genehmigungsprozess der Steuerangelegenheiten für<br />

Steuerpflichtige und spart Zeit für die Steuererhebung,<br />

andererseits stellt es aber auch höhere Anforderungen an<br />

das unternehmenseigene Steuer-Compliance-Management.<br />

Sobald die Steuerbehörden in einer späteren Phase der<br />

Prüfung Verstöße gegen einschlägige Steuerangelegenheiten<br />

feststellen, können zusätzlich zu den zu zahlenden Steuern<br />

entsprechende Gebühren für verspätete Zahlungen erhoben<br />

und eine Steuerstrafe, die im schlimmsten Fall das Fünffache<br />

der Besteuerungsgrundlage betragen kann, verhängt<br />

werden.<br />

Bis Ende 2016 wurde das Steuerverwaltungssystem „Golden<br />

Tax Phase III“ landesweit eingeführt. Seit der Einführung<br />

des Systems haben die Steuererhebungs- und<br />

-verwaltungsmaßnahmen in China drastische Änderungen<br />

durchlaufen: Das automatische dimensionsübergreifende<br />

Daten-Cross-Check-System macht die Steuerinformationen<br />

regionenübergreifend transparent. Unternehmen mit Steuerunregelmäßigkeiten<br />

werden so mit einem großen Risiko<br />

konfrontiert.<br />

Mit der vollständigen Umsetzung der „Golden Tax Phase<br />

III“ fließen die statistischen Daten der nationalen Besteuerung<br />

in den „Big Data“-Pool ein. „Golden Tax Phase III“<br />

ist nicht nur ein Werkzeug für die Steuererklärung, sondern<br />

auch eine Plattform für den Informationsaustausch<br />

zwischen Unternehmen und Steuerbehörden. Durch diese<br />

Plattform soll das Steuermanagement und die Risikokontrolle<br />

für die staatliche Verwaltung der Besteuerung<br />

effektiver und bequemer gestaltet werden. Wenn sich<br />

Steuerpflichtige mit ihrer Identifikationsnummer für die<br />

Steuererklärung auf der „Golden Tax Phase III“-Plattform<br />

einloggen, wird künftig der gesamte Cashflow sowie<br />

der Rechnungsfluss des Unternehmens nachvollziehbar<br />

dargestellt. Das wiederum heißt, dass künftig dem Rechnungsmanagement<br />

auf Unternehmensseite mehr Bedeutung<br />

zukommt.<br />

„Golden Tax Phase III“ kann nicht nur die einzelnen Unternehmensdaten<br />

genauer untersuchen, sondern auch die Big-<br />

Data-Plattform nutzen, um Daten innerhalb der Unternehmensbranche<br />

zu vergleichen. Die „Golden Tax Phase III“<br />

verfügt über ein Frühwarn- und Bewertungssystem, dass<br />

die Gewinn- und Steuerquote des Unternehmens nach den<br />

Abschlussinformationen abschätzt und mit branchenübli-


Update Recht und Steuern<br />

39<br />

chen Daten vergleichen kann. Wenn die Gewinnmarge des<br />

Unternehmens gravierend vom Durchschnittswert abweicht<br />

und der Steuersatz niedriger ist als der von den Steuerbehörden<br />

festgelegte Steuersatz, dann wird das Unternehmen<br />

vom System als mögliches Objekt für Steuer-Compliance<br />

herausgefiltert. Die Prüfung der Steuerbehörden erfolgt<br />

somit gezielter und effizienter.<br />

Derzeit befinden sich die chinesischen Steuerbehörden in<br />

einer Validierungsphase und treten mit Unternehmen, die<br />

vom Durchschnittswert abweichen, in Kontakt, um die<br />

Gründe für die anormalen Daten der „Golden Tax Phase<br />

III“ zu hinterfragen und bei Verstößen Strafen zu verhängen.<br />

Wir können davon ausgehen, dass Chinas Steuerbehörden<br />

in naher Zukunft die Daten mit anderen Behörden wie<br />

z. B. Zollamt, Sozialversicherungsamt, Wirtschaftsministerium,<br />

Banken, Ausreise- und Einreisebehörden, Immobilienverwaltungen<br />

etc. austauschen bzw. abgleichen werden.<br />

Durch die vollständige Nutzung der Daten von Dritten wird<br />

die Effektivität der Steuererhebung und -verwaltung der<br />

Steuerbehörden weiter verbessert, während die Anforderungen<br />

der Steuer-Compliance-Vorschriften für Unternehmen<br />

stetig zunehmen werden.<br />

Facettenreiche Umsetzung der BEPS-Aktionen<br />

in China<br />

Der Common-Reporting-Standard in China<br />

Durch die Veröffentlichung der „Administrative Measures<br />

on Due Diligence of Financial Account Information to Tax<br />

Matters of Nonresidents“ (Erlass 14 vom 9. Mai 2017), die<br />

gemeinsam von der chinesischen Steuerverwaltung (State<br />

Administration of Taxation – SAT) und fünf weiteren<br />

Behörden erteilt wurde, wurde ein Prozess für die Durchführung<br />

des Common-Reporting Reporting-Standards<br />

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40 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

(CRS) in China festgelegt. Dabei sollen die Finanzinstitute<br />

in China ab dem 1. Juli 2017 eine Due Diligence auf allen<br />

neu eröffneten und bereits bestehenden Finanzkonten<br />

durchführen, um die Steueransässigkeit der einzelnen bzw.<br />

organisationsbezogenen Kontoinhaber zu identifizieren. Für<br />

Finanzkonten, die von Nichtansässigen gehalten werden,<br />

sollen Finanzinstitute jährlich detaillierte Angaben über die<br />

Kontoinhaber, die Kontoinformationen, den Bestand bis<br />

zum Kalenderjahresende, die Kapitalerträge im Kalenderjahr<br />

usw. an die SAT melden.<br />

Die Kombination aus CRS und Erlass 14 wird erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Steuerbelastung des globalen<br />

Einkommens für in China Ansässige und Nichtansässige<br />

haben. Für die chinesische Finanzverwaltung ist es generell<br />

schwierig, ausländische Einkünfte chinesischer Ansässiger<br />

zu identifizieren, sofern die betreffenden Vermögenswerte<br />

außerhalb Chinas übermittelt werden. Allerdings ermöglicht<br />

das automatisch arbeitende CRS-Informationsaustauschsystem<br />

ein breites Spektrum an Transparenz hinsichtlich<br />

der globalen Einkommensdaten. Darüber hinaus wird<br />

durch die Berücksichtigung der Niedrigsteuerländer wie<br />

bspw. der Schweiz, Singapur, der Britischen Jungferninseln<br />

bzw. der Cayman-Inseln die Nutzung von Steueroasen nicht<br />

länger möglich sein.<br />

Es wird insbesondere darauf hingewiesen, dass der Erlass 14<br />

die Erhebung der Finanzkontoinformationen der Personen<br />

mit doppeltem steuerlichem Wohnsitz verlangt, d. h. Personen,<br />

die sowohl in China als auch in einem ausländischen<br />

Staat nach dem Doppelbesteuerungsabkommen einen steuerlichen<br />

Sitz aufweisen. Diese Anforderung füllt die Lücke<br />

im Informationsaustausch bezüglich chinesischer Staatsbürger<br />

mit doppelter Staatsangehörigkeit oder einem ständigen<br />

Wohnsitz in einem fremden Land. Immigrierte chinesische<br />

Staatsbürger werden somit mit deutlichen Steuernachteilen<br />

konfrontiert.<br />

Des Weiteren wurden durch den Erlass 14 passive Nichtfinanzinstitute<br />

definiert und die Identifikation der tatsächlich<br />

dahinterstehenden Lenker vorgeschrieben. Im Zusammenhang<br />

mit passiven Nichtfinanzinstituten, die von nicht in<br />

China ansässigen Personen gesteuert werden, fordert die<br />

SAT ebenso Einzelheiten zu den Finanzkonten ein. Dadurch<br />

sollen Investmentinstitute transparent und die dahinterstehenden<br />

Nichtansässigen auffindbar gemacht werden.<br />

Wie im OECD-Musterabkommen enthalten, stellt der steuerliche<br />

Informationsaustausch keinen unbekannten Begriff<br />

dar. Die von CRS und Erlass 14 bereitgestellte Informationsaustauschplattform,<br />

welche automatisch und uneingeschränkt<br />

funktioniert, wird eine Steuerbelastung von<br />

Finanzanlagen weltweit unumgänglich machen und auch in<br />

der Praxis künftige Steuerhinterziehungen vermeiden. CRS<br />

ist ihrem Wesen nach eine steuerliche Angelegenheit, die<br />

zu einer der wichtigsten Maßnahmen und Instrumente bei<br />

der Bekämpfung der Steuerhinterziehung in China werden<br />

könnte.<br />

Aktualisierung der Verrechnungspreisregelungen<br />

In den Jahren 2016 und 2017 veröffentlichte die SAT die<br />

neuen Verrechnungspreisregelungen (Verrechnungspreis<br />

– VP) zu Berichtpflichten (SAT-Bekanntmachung [2016]<br />

Nr. 42), die Verbesserung der Verwaltung von Advance-Pricing-Arrangements<br />

(SAT-Bekanntmachung [2016] Nr. 64)<br />

und die Verwaltungsvorschriften zur speziellen Steueruntersuchung<br />

und -anpassung sowie dem Verständigungsverfahren<br />

(„SAT-Bekanntmachung [2017] Nr. 6), um positiv auf<br />

den BEPS-Aktionsplan der OECD zu reagieren.<br />

Im Rahmen der neuen Verrechnungspreisregelungen hat<br />

China für die gleichzeitige Verrechnungspreisdokumentation<br />

seit dem Jahr 2016 die von der OECD empfohlenen<br />

dreistufigen Dokumentenanforderungen angenommen und<br />

eine multilaterale Vereinbarung zwischen den zuständigen<br />

Behörden über Country-by-Country-Reporting (CbCR)<br />

unterzeichnet. Nach der Vereinbarung wird der erste Austausch<br />

von CbCR mit den Steuerbehörden anderer teilnehmender<br />

Länder voraussichtlich im Jahr <strong>2018</strong> stattfinden.<br />

Chinas neu veröffentlichte Verrechnungspreisregelungen<br />

beziehen sich im Allgemeinen auf die BEPS-Ergebnisse der<br />

OECD, unterscheiden sich jedoch auf folgende Weise:<br />

• Das Safe-Harbor-Kriterium für geringwertige Dienstleistungen,<br />

das von der OECD durchgesetzt wird, wird<br />

nicht anerkannt. Die konsistente Position von SAT zu<br />

„sechsstufigen Tests für Dienstleistungen“ wird fortgesetzt.<br />

Dienstleistungen, die für den Empfänger nicht<br />

vorteilhaft sind, dürfen nicht als Dienstleistungskosten<br />

vor Steuern abgezogen werden.<br />

• Die chinesischen Steuerbehörden verweisen auf den<br />

grundlegenden Inhalt der OECD-Richtlinien und<br />

erläutern, dass Unternehmen, die nur das Eigentum an<br />

immateriellen Vermögenswerten besitzen aber nicht<br />

zum Wert der immateriellen Vermögenswerte beitragen,<br />

nicht bei der Verteilung der durch immaterielle<br />

Vermögenswerte generierten Einnahmen berücksichtigt


Update Recht und Steuern<br />

41<br />

werden können. Wenn Unternehmen während der Bildung<br />

und Nutzung der immateriellen Vermögenswerte<br />

nur Mittel anbieten, ohne entsprechende Funktionen<br />

durchzuführen oder Risiken zu tragen, sollen die Unternehmen<br />

nur eine angemessene Kapitalrendite erhalten.<br />

Außerdem betont die Bekanntmachung, dass die beiden<br />

Parteien regelmäßig prüfen sollen, ob sich die immateriellen<br />

Vermögenswerte grundlegend geändert haben.<br />

Unternehmen können nur dann Lizenzgebühren zahlen,<br />

wenn sie mit den immateriellen Vermögenswerten Einnahmen<br />

erzielen.<br />

• Neben den „DEMPE“-Funktionen der OECD, die zum<br />

Wert der immateriellen Vermögenswerte beitragen,<br />

fügte China auch die Funktion „Promotion“ hinzu<br />

(DEMPE+P).<br />

• Auch wenn die Bekanntmachung der Auffassung der<br />

OECD zustimmt, dass lokale Sonderfaktoren wie Kosteneinsparungen<br />

und Marktprämien nicht als eine Form<br />

von immateriellen Vermögenswerten angesehen werden,<br />

betont die Bekanntmachung dennoch, dass diese<br />

Faktoren bei der Preisgestaltung für Transaktionen von<br />

verbundenen Unternehmen umfassend berücksichtigt<br />

werden sollten.<br />

• Die Kapitalanpassung gilt nur für die Verarbeitung auf<br />

Bestellung und die Gewinnanpassung darf nicht mehr<br />

als zehn Prozent betragen.<br />

• Wenn das tatsächliche Gewinnniveau des Unternehmens<br />

niedriger als der Medianwert der Gewinnspanne der<br />

vergleichbaren Unternehmen ist, soll es grundsätzlich<br />

auf einen Wert angepasst werden, der mindestens dem<br />

Medianwert entspricht. Die OECD akzeptiert den Wert,<br />

sofern das Gewinnniveau innerhalb des Interquartilsabstands<br />

liegt, folglich wird es in Übereinstimmung mit<br />

dem Fremdvergleichsgrundsatz angesehen.<br />

Darüber hinaus erläutert die SAT-Bekanntmachung [2017]<br />

Nr. 6 auch die Rechtsmittel, die Steuerzahler für die von den<br />

Steuerbehörden durchgeführte spezielle Steueranpassung<br />

anwenden können, und bietet nach der endgültigen Anpassungsentscheidung<br />

der chinesischen Steuerbehörden den<br />

Steuerzahlern eine Rechtsgrundlage für weitere Verhandlungen.<br />

Zu den Rechtsmitteln gehören administrative Überprüfungen,<br />

administrative Gerichtsverfahren und Verständigungsverfahren.<br />

Es ist anzumerken, dass die obengenannten<br />

Maßnahmen nur anwendbar sind, wenn die chinesischen<br />

Steuerpflichtigen ihre Steuern bezahlt haben und die Tatsache<br />

der Doppelbesteuerung besteht. Dies kann eine große wirtschaftliche<br />

Belastung für die Steuerzahler bedeuten.<br />

Chinesische Regierung unterzeichnet<br />

„BEPS-Multilateral-Instrument“<br />

Im Juni 2017 nahm China an der Unterzeichnungszeremonie<br />

der OECD in Paris teil und unterzeichnete gemeinsam<br />

mit 67 anderen Ländern ein „Mehrseitiges Übereinkommen<br />

zur Umsetzung steuerabkommensbezogener Maßnahmen<br />

zur Verhinderung der Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung“<br />

im Rahmen des BEPS-Projektes der OECD. Das<br />

Inkrafttreten der entsprechenden Änderungen wird voraussichtlich<br />

nach <strong>2018</strong> erfolgen.<br />

Grundsätzlich hat China nur die Klauseln gewählt, die dem<br />

Mindeststandard des Übereinkommens entsprechen. Jedoch<br />

bedeutet es nicht, dass China in Bezug auf die Planungen<br />

zur Umsetzung einen niedrigen Standard hat. Stattdessen<br />

hat China bereits vor den BEPS-Aktionen einige OECD-<br />

Vorschläge (wie z. B. den Missbrauch des Abkommens und<br />

die künstliche Vermeidung von Betriebsstätten) bei der<br />

Entwicklung seiner innerstaatlichen Regelungen vorgelegt.<br />

China hat bei dem sechsten BEPS-Aktionsplan, d. h. „Verhinderung<br />

der unzulänglichen Erteilung von Zugeständnissen<br />

an Steuerabkommen“ nur die vorgeschlagene Mindestnorm<br />

„Prüfung des Hauptzweckes“ angenommen. Aber<br />

Chinas innerstaatliche Regelung ist noch strenger bei der<br />

Bewertung der wirtschaftlichen Eigentümer. In der Praxis<br />

verlangen die Steuerbehörden auch, dass der Antragsteller<br />

relevante Informationen wie die Finanzinformationen der<br />

Gesellschafter, das Titelzertifikat bzw. den Leasingvertrag<br />

der registrierten Adresse, das Organigramm und den Gesellschafterbeschluss<br />

in der nachfolgenden Prüfungsphase<br />

einreicht.<br />

Förderung der technologischen Innovation und<br />

staatliche Förderung mit steuerlichen Anreizen<br />

Im traditionellen Körperschaftsteuersystem (Corporate Income<br />

Tax – CIT) in China gilt es, technologische Innovation<br />

zu fördern. Beispielsweise kommen qualifizierte Unternehmen<br />

der Hoch- und Neutechnologie (HNTE) in den Vorzug<br />

eines reduzierten CIT-Steuersatzes von 15 Prozent (allgemeiner<br />

Steuersatz beträgt 25 Prozent) und bei anfallenden Forschungs-<br />

und Entwicklungskosten kann vor der Berechnung<br />

der CIT ein Abzug von 150 Prozent vorgenommen werden,<br />

der sogenannte Super-Abzug.<br />

Zur weiteren Förderung von kleinen Unternehmen bei Investitionen<br />

in den Bereich Forschung & Entwicklung (F&E) und<br />

zur Unterstützung der technologischen Innovation erhöht<br />

sich für die Periode vom 1. Januar 2017 bis zum 31. Dezember


42 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

2019 der Super-Abzug für Kosten im Bereich F&E von 50 auf<br />

75 Prozent. Unter Berücksichtigung, dass die Abschreibung<br />

der immateriellen Vermögenswerte mehrere Jahren betrifft,<br />

können auf jene immateriellen Vermögenswerte, die in der<br />

F&E-Phase entstanden sind, innerhalb des oben genannten<br />

Zeitraums 175 Prozent abgeschrieben werden.<br />

Außerdem hat der chinesische Staatsrat im August 2017<br />

entschieden, die Steuervergünstigungen für Unternehmen,<br />

die sich in einem oder mehreren der vorgeschriebenen<br />

Outsourcing-Services mit fortschrittlicher Technologie<br />

engagieren (d. h. Informationstechnologie-Outsourcing,<br />

Business Process Outsourcing und Knowledge Process<br />

Outsourcing), nach den Tests in ausgewählten Pilotstädten,<br />

landesweit einzuführen, d. h. von den bisher ausgewählten<br />

Service-Outsourcing-Pilotstädten landesweit auszuweiten.<br />

Die Initiative zielt darauf ab, dass die ausländischen Investitionen<br />

eine aktive Rolle für die Optimierung der Dienstleistungshandelsstruktur<br />

spielen und mehr Investitionen in den<br />

Bereich der Services mit Hoch- und Neutechnologie und<br />

hoher Wertschöpfung fließen. Obwohl Service-Unternehmen<br />

mit fortschrittlicher Technologie den Steuersatz wie<br />

HNTE von 15 Prozent genießen können, sind die Unternehmen<br />

nicht verpflichtet, Recht an geistigem Eigentum zu besitzen.<br />

Das heißt, die Schwelle der Vorteile ist noch geringer.<br />

5. Ausblick: Steuerliche Entwicklung<br />

in China <strong>2018</strong><br />

Implementierung der Steueranreize für Reinvestitionen<br />

von ausländischen Unternehmen<br />

Als eine wichtige Maßnahme zur Anziehung ausländischer<br />

Investitionen in China werden verschiedene finanzielle und<br />

steuerliche Begünstigungen eingeführt. Wenn ausländische<br />

Investoren Dividenden von in China ansässigen Unternehmen<br />

direkt in geförderte Investitionsprojekte einzahlen,<br />

können sie die Vorzüge der Steuerabgrenzungsbehandlung<br />

genießen und vorübergehend von der Quellensteuerverpflichtung<br />

befreit werden. Die detaillierten Durchführungsmaßnahmen<br />

werden im Jahr <strong>2018</strong> erwartet.<br />

Vor 2008 war die Gewinnausschüttung aus chinesischen<br />

Unternehmen an ausländische Investoren von der Quellensteuer<br />

ausgenommen. Seit dem Jahr 2008 müssen die<br />

ins Ausland gezahlten Dividenden nach dem nationalen<br />

Gesetz 10 Prozent der Quellensteuer oder nach Doppelbesteuerungsabkommen<br />

einem reduzierten Quellensteuersatz<br />

unterliegen, so gilt z. B. gemäß dem neuen Doppelbesteuerungsabkommen<br />

(DBA) zwischen China und Deutschland<br />

ein reduzierter Quellensteuersatz auf Gewinnausschüttung<br />

von Tochtergesellschaften von fünf Prozent, sofern die Beteiligung<br />

der Muttergesellschaft an den Tochtergesellschaften<br />

mehr als 25 Prozent beträgt. Auch wenn ausländische<br />

Investoren die Gewinne wieder in China anlegen, werden<br />

diese Gewinne noch als Gewinnausschüttung ins Ausland<br />

angesehen und der Quellensteuer in China unterliegen.<br />

Um die Steuerbelastung bei Reinvestments<br />

zu vermeiden, können multinationale<br />

Unternehmen mit gewisser<br />

Größe durch Einrichtung<br />

einer Investitionsgesellschaft in<br />

China die Gewinne aus chinesischen<br />

Investitionen zur Wiederinvestition<br />

zentralisieren.<br />

Kleineren mittelständischen<br />

Unternehmen fällt es schwer,<br />

dies zu realisieren. Obwohl<br />

diese Regelung die Quellensteuer<br />

auf Gewinnausschüttung<br />

für Wiederinvestition nicht vollständig<br />

reduziert und aufheben<br />

wird, kann sie die Steuerbelastung<br />

der Quellensteuer verschieben, was<br />

einen erheblichen Vorteil für kleinere<br />

Unternehmen mit sich bringt, die weitere<br />

Investitionen in China anstreben.<br />

Verabschiedung der Umweltschutzsteuer<br />

Regelungen zum Umweltschutz sollen verschärft werden,<br />

somit wurde am 1. Januar <strong>2018</strong> eine neue Umweltschutzsteuer<br />

eingeführt. Sie soll die bisherigen Emissionsgebühren<br />

ersetzen und sieht eine Besteuerung für Luft-, Wasser-,<br />

Lärm- und Feststoffemissionen vor. Die Zuständigkeit für die<br />

Erhebung der Abgabe wechselt von den offenbar als ineffizient<br />

betrachteten Umweltbehörden zu den Steuerbehörden.<br />

Die Umweltbehörden bleiben jedoch für die Überwachung<br />

und das Erfassen der Emissionen zuständig. Die Höhe der<br />

Steuer hängt vom Schadstoff und seiner Emissionsmenge ab.<br />

Auch können subnationale Regierungen mit Genehmigung<br />

der Volkskongresse auf Provinzebene den Mindeststeuersatz<br />

für Luft- und Wasserverschmutzung bis auf das Zehnfache<br />

erhöhen. Nicht jede Emission ist steuerpflichtig: So sind<br />

z. B. Emissionen durch mobile Verursacher wie Kraft- und


Update Recht und Steuern<br />

43<br />

Schienenfahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge ausgenommen.<br />

Gleiches gilt für indirekte Emissionen, d. h. Schadstoffe, die<br />

in rechtmäßig betriebenen Müll- und Entsorgungsanlagen<br />

entsorgt werden. Der Staat belohnt die Vermeidung von<br />

Emissionen: So wird z. B. der Steuersatz um 50 Prozent reduziert,<br />

wenn die Emissionskonzentration um mindestens die<br />

Hälfte unter dem nationalen oder lokalen Emissionsstandard<br />

liegt. Unternehmen werden zu prüfen haben, ob sie ab <strong>2018</strong><br />

wegen Umweltbelastungen steuerpflichtig sein werden und<br />

welche Kosten entweder durch die Steuer oder durch<br />

technologische Maßnahmen zur Vermeidung<br />

von Umweltbelastungen entstehen.<br />

6. Ausblick und<br />

Trend: Chinas<br />

Entwicklungen<br />

2019 – 2022<br />

Reform der privaten<br />

Einkommensteuer<br />

Derzeit führt China ein klassifiziertes<br />

Besteuerungssystem<br />

für die private Einkommensteuer<br />

(IIT) ein, d. h. persönliche Einkommen<br />

wie Lohn und Gehälter,<br />

Vergütungen für persönlich erbrachte<br />

Leistungen, Erträge aus Vermögensübertragung<br />

usw., die in insgesamt elf Kategorien<br />

klassifiziert sind und von der jede Kategorie unterschiedlichen<br />

Besteuerungsmethoden unterliegt. Wegen der<br />

vereinzelten steuerlichen Behandlungen und erheblichen<br />

Unterschiede bei den Steuersätzen können die tatsächlichen<br />

Steuerbelastungen für Steuerpflichtige mit mehreren Einkommensquellen<br />

verhältnismäßig niedrig ausfallen, daher<br />

ist es aktuell noch umstritten, ob dieses System Steuergerechtigkeit<br />

gewährleistet. Seit 2006 hat China die jährliche<br />

Selbsterklärung für Jahreseinkommen von mehr als 120.000<br />

Renminbi eingeführt, die als eine zusammengefasste Erklärung<br />

für persönliche jährliche Einkommen dient. Aktuell<br />

fällt es den Steuerbehörden schwer, die Echtheit der Angaben<br />

zu kontrollieren. Nur mittels Verbesserung der Verwaltung<br />

durch Akkumulation persönlicher Daten mitthilfe der<br />

neu eingeführten Big-Data-Plattform (die auf z. B. Steuerverwaltung,<br />

Bank, Immobilienverwaltung, etc. zugreift)<br />

können relevante Eigentumsinformationen vervollständigt<br />

werden und einheitliche Personenidentifikation erfolgen.<br />

Die Reform kann auch die „Einheit“ der Steuerpflichtigen<br />

verändern, d. h. eine Umkategorisierung von Individuum<br />

zur Familie kann erfolgen. Aus Sicht der Steuergerechtigkeit<br />

kann die Familien-Erhebungsmethode das Prinzip der Steuergerechtigkeit<br />

besser gewährleisten. Jedoch erfordert sie<br />

eine bessere Unterstützung durch das Verwaltungssystem,<br />

höheres Unterstützungssystem , beispielsweise ein verbessertes<br />

Haushaltsregistersystem (hukou).<br />

Fazit und Ausblick<br />

Während die Steuererhebung gesetzlich verstärkt wird, hat<br />

China auch erhebliche Steueranreize geschaffen, um weiterhin<br />

ausländische Investitionen in regierungsgeförderten<br />

Industriezentren anzuziehen. Die kontinuierliche Verbesserung<br />

des Steuerumfelds bietet insbesondere deutschen<br />

Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, steuerliche Vorteile<br />

zu nutzen.<br />

Zu empfehlen ist deutschen Unternehmen, die Kontrolle<br />

der internen Finanzprozesse und des Datenmanagements<br />

zu stärken, um die Steuer-Compliance im Zusammenhang<br />

mit Big Data besser zu bedienen. Zudem sollte als Reaktion<br />

auf Chinas wachsende Steuererhebung auch verstärkt auf<br />

die Steuer-Compliance geachtet werden, die von anderen<br />

Regierungsapparaten gefordert wird.<br />

Die chinesische Regierung hat sich aktiv für BEPS eingesetzt<br />

und die Beteiligung an der internationalen Anti-Steuervermeidung<br />

forciert. Die Umsetzung der BEPS-Operation in<br />

China mit deutschen Unternehmen sollte weiter verfolgt<br />

werden. Wir raten deutschen Unternehmen, die Geschäftsvereinbarungen<br />

ihres Unternehmens zeitnah zu prüfen und<br />

anzupassen, um mit den neuen Maßnahmen der chinesischen<br />

Steuerbehörden in der Bekämpfung von Steuervermeidung<br />

konform zu werden.<br />

Auch deutsche Unternehmen, die beabsichtigen, in China<br />

zu investieren, sollten auf Änderungen in der Steuerpolitik<br />

achten, die ihre Branche betreffen. Nach der landesweiten<br />

Einführung der Präferenz-Einkommensteuerpolitik für<br />

technologisch fortschrittliche Dienstleistungsunternehmen<br />

können betroffene Unternehmen beispielsweise neue<br />

Servicefunktionen mit geringeren technischen Anforderungen<br />

für ihre technischen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen<br />

statt in den östlichen Regionen Chinas. wo die<br />

Personalkonzentration und die Betriebskosten hoch sind, in<br />

anderen Regionen mit niedrigeren Betriebskosten etablieren.<br />

Unternehmen, die beabsichtigen, ihre bestehenden,<br />

nicht ausgeschütteten Gewinne in Kapital umzuwandeln,


44 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

können die Aussetzung ihrer Ausschüttung in Erwägung<br />

ziehen, um die Präferenzpolitik einer aufgeschobenen Investition<br />

zu nutzen, wenn die Richtlinie für latente Steuerzahlung<br />

der einbehaltenen Quellensteuer geklärt ist.<br />

Für Deutsche, die in China arbeiten, sollte das individuelle<br />

Einkommen korrekt und vollständig gemäß den Gesetzen<br />

und Vorschriften Chinas und Deutschlands gemeldet<br />

werden. Das auf Big Data basierende chinesische Steuererhebungssystem<br />

wird verstecktes Einkommen definitiv<br />

nachweisbar machen. Nach der Einführung von CRS in<br />

China werden die Finanzkontoinformationen von Ausländern<br />

in China automatisch mit dem Herkunftsland ausgetauscht.<br />

Die unvollständige Erklärung des persönlichen<br />

Einkommens kann Strafzahlungen aus beiden Ländern zur<br />

Folge haben und persönliche Kredit-, Einwanderungs- und<br />

andere negative Auswirkungen mit sich bringen. ■<br />

Jiawei Wang, LL.M.<br />

Registered Foreign Lawyer<br />

(China)<br />

Associate Partner<br />

Leiter China Practice Stuttgart<br />

Jiawei Wang, LL.M., ist<br />

Lüshi (in China zugelassener<br />

Rechtsanwalt) und Associate<br />

Partner bei Rödl &<br />

Partner. Seine Laufbahn bei<br />

Rödl & Partner begann er in<br />

der Shanghaier Niederlassung, wechselte 2012 nach<br />

Deutschland und übernahm 2013 die Leitung der China<br />

Practice am Standort Stuttgart.<br />

Sein Beratungsschwerpunkt mit Bezug zum chinesischen<br />

Recht liegt im Gesellschafts- und Arbeitsrecht<br />

und internationalem Handelsrecht sowie in der Begleitung<br />

von M&A-Transaktionen. Herr Wang hat Rechtswissenschaft<br />

in Shanghai und in Heidelberg studiert.<br />

Er ist Referent und Autor zu China-relevanten Themen.<br />

Zudem ist Jiawei Wang Stellvertretender Vorsitzender<br />

der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung<br />

(<strong>DCW</strong> e.V.) für die Region Baden-Württemberg.<br />

Tel.: +49 711 781914-32<br />

E-Mail: jiawei.wang@roedl.pro<br />

Vivian Yao<br />

Chinese Certified Tax Advisor<br />

Partnerin<br />

Leiterin Steuern<br />

Vivian Yao ist Partnerin,<br />

chinesische Steuerberaterin<br />

und begann im Jahr<br />

1999 ihre Rödl & Partner-<br />

Laufbahn. Frau Yao berät<br />

Unternehmen vom Standort<br />

in Shanghai aus und ist<br />

als Leiterin des Steuerteams China auf alle Arten der<br />

Besteuerung in China spezialisiert und setzt ihre Kenntnisse<br />

in nationalen sowie internationalen Projekten ein.<br />

Darüber hinaus berät sie Mandanten aus verschiedenen<br />

Branchen bei deren Direktinvestitionen in China<br />

und begleitet sowohl europäische als auch chinesische<br />

Unternehmen bei M&A-Transaktionen und Umstrukturierungen<br />

in China.<br />

Frau Yao referiert zu Themen des chinesischen und<br />

internationalen Steuerrechts und zur Steuerplanung, zu<br />

Verrechnungspreisen sowie zur Einkommensteuer in<br />

China. Sie ist zudem als Moderatorin für die Auslandshandelskammer<br />

in Shanghai tätig. Darüber hinaus<br />

verfasst Vivian Yao Fachartikel zu diesen Themen und<br />

verantwortet den China-Newsletter von Rödl & Partner.<br />

Tel.: +86 21 6163-5200<br />

E-Mail: vivian.yao@roedl.pro<br />

Rödl & Partner<br />

Rödl & Partner Stuttgart<br />

Friedrichstraße 6, 70174 Stuttgart<br />

Rödl & Partner Shanghai<br />

31/F LJZ Plaza, 1600 Century Avenue,<br />

Shanghai 200122, VR China


Das neue chinesische Sozialkreditsystem<br />

45<br />

Dr. Jörg-Michael Scheil<br />

Das neue chinesische Sozialkreditsystem<br />

Rechtliche Struktur und Auswirkungen auf deutsche Unternehmen<br />

Einleitung<br />

In einer Untersuchung zur Rechtswirklichkeit in China<br />

unter den Bedingungen fortwährender Transformation der<br />

Gesellschaft haben chinesische Autoren vor einigen Jahren<br />

den Begriff „law without order“ geprägt.1 Grundproblem ist<br />

eine nur schwach ausgeprägte innere Bereitschaft zu freiwilliger<br />

Normbefolgung und eine Neigung zu opportunistischem<br />

Verhalten, deren Ursachen der Verfasser kürzlich an<br />

anderer Stelle untersucht hat.2 Es zeichnet sich ab, dass die<br />

Partei- und Staatsführung auf genau diese Problemlage mit<br />

neuen Ansätzen der Sozialkontrolle reagieren will.<br />

1. Programmatische Grundlage<br />

Mit einem Papier vom 14. Juni 2014 hat der chinesische<br />

Staatsrat in Form eines Programmpapiers die Grundlage für<br />

die Einführung eines weitreichenden und ambitionierten<br />

neuen Programms der Sozialkontrolle gelegt, des sogenannten<br />

Sozialkreditsystems.3 Als Ziel dieses Programms wird<br />

angegeben, eine Kultur der Aufrichtigkeit zu errichten und<br />

die Ehrlichkeit der gesamten Gesellschaft zu erhöhen.⁴ Das<br />

System erhebt den Anspruch, auf einer wissenschaftlichen<br />

Basis zu beruhen. Es soll bis 2020 vollständig eingeführt<br />

werden.<br />

Die Vorschriften der Stadt Shanghai vom 30. Dezember<br />

2015 ⁵ stellen – in rechtlicher Umsetzung des Programmpapiers<br />

– wichtige Aspekte der konkreten Arbeitsweise des<br />

öffentlichen Kreditinformationssystem relativ systematisch<br />

und umfassend dar und sollen daher im Folgenden näher<br />

betrachtet werden. Diese werden ergänzt durch neuere Vorschriften<br />

aus Shanghai vom 23. Juni 2017.⁶<br />

2. Grundlegende Begriffe<br />

Öffentliche Kreditinformationen werden grundsätzlich<br />

als Daten und Materialien über natürliche und juristische<br />

Personen definiert, die von Verwaltungsorganen, Justizorganen<br />

und anderen Organisationen, denen Befugnisse zur<br />

Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten verliehen wurden,<br />

im Zuge der Erfüllung ihrer Aufgaben oder Erbringung<br />

von Dienstleistungen generiert oder erlangt wurden. Die<br />

betroffenen natürlichen oder juristischen Personen werden<br />

als die „Datensubjekte“ des Systems aufgefasst. Das städtische<br />

Amt für die Digitalisierung der Wirtschaft ist die<br />

zuständige Behörde für öffentliche Kreditinformationen, die<br />

eine einheitliche Kreditinformationsplattform zur Sammlung<br />

und Abfrage relevanter Daten betreibt. Diese Plattform<br />

kann über die Internet-Seite www.sheitc.gov.cn aufgerufen<br />

werden. Am Systemkreislauf sind weiterhin die sogenannten<br />

Daten-Provider-Einheiten sowie die Datenabfrageeinheiten<br />

beteiligt.<br />

3. Kreis der Datensubjekte<br />

und Daten<br />

Das System in Shanghai erfasst relevante Daten aller<br />

natürlichen Personen über 18 Jahre. Zu den erfassten<br />

Basisdaten gehören der Name, die Nummer des Personalausweises,<br />

der Beschäftigungsstatus, Bildungsabschluss,<br />

Familienstand sowie professionelle Qualifikationen und<br />

Zulassungen. Von entscheidender Bedeutung ist der<br />

Eintrag sogenannter Vertrauensverlustdaten, also solcher<br />

Umstände, die einen negativen Einfluss auf den Kreditstatus<br />

haben. Hierzu gehören Steuer-, Gebühren- und<br />

Sozialversicherungsrückstände, frühere falsche Angaben,<br />

Verwaltungsstrafen und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen,<br />

Bauordnungswidrigkeiten, Verstöße im Bereich der


46 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Produktqualität, Arbeits sicherheit oder des Umweltschutzes,<br />

aber auch Angaben zum Schwarzfahren in öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, Erschleichung von Sozialleistungen<br />

oder zum Prüfungsbetrug, sowie weiterhin strafrechtliche<br />

Verurteilungen, Nichterfüllung rechtskräftiger Urteile<br />

oder Zahlungsrückstände bei Strom-, Wasser- oder Gasrechnungen<br />

über mehr als sechs Monate. Belohnungen<br />

durch lokale Behörden, Freiwilligeneinsätze oder Spenden<br />

können positiv gewertet werden. Die Vorschriften regeln<br />

nicht, ob solche Belohnungen negative Faktoren ausgleichen<br />

können. Informationen über die Religionszugehörigkeit<br />

oder die Krankengeschichte dürfen nicht eingetragen<br />

werden. Die Eintragungen zu juristischen Personen<br />

entsprechen im Wesentlichen denen für Bürger.<br />

Die gesammelten Daten werden in öffentliche und nichtöffentliche<br />

Daten unterschieden. Hierbei gilt der Grundsatz,<br />

dass im Zweifel alle Daten nicht-öffentlich sind.⁷ Öffentlich<br />

sind nur diejenigen Daten, die bereits Gegenstand amtlicher<br />

Veröffentlichungen waren oder nach einschlägigen Vorschriften<br />

veröffentlichungspflichtig sind.<br />

4. Datenabfrage<br />

Voraussetzungen und Verfahren der Datenabfrage sind gesondert<br />

geregelt. In erster Linie ist eine Datenabfrage durch<br />

Verwaltungsorgane im Rahmen der Erfüllung ihrer Aufgaben<br />

vorgesehen, daneben auch die Abfrage im Rahmen<br />

öffentlicher Beschaffungsprozesse. Datenabfrageeinheiten<br />

müssen ein vollständiges Abfrageverzeichnis führen, in dem<br />

der Name der abfragenden Person, der Zeitpunkt, Inhalt<br />

und Zweck der Abfrage festgehalten wird. Dieses Verzeichnis<br />

soll „langfristig“ aufbewahrt werden. Eine öffentliche<br />

Einsicht in Daten ist am Serviceschalter der Behörde oder<br />

über die oben genannte Internetplattform möglich, soweit es<br />

sich um öffentliche Daten handelt. Eigene nicht-öffentliche<br />

Daten können von einem betroffenen Datensubjekt unter<br />

Vorlage des Personalausweises oder einer entsprechenden<br />

Autorisierung abgefragt werden.<br />

5. Kreditstatus und seine<br />

Auswirkungen<br />

Die Vorschriften lassen erkennen, dass die Einstufung der<br />

Datensubjekte hinsichtlich ihres Kreditstatus in verschiedene<br />

Grade erfolgen soll. Die genaue Abstufung dieser Grade<br />

wird aus der Vorschrift nicht ganz klar, aber offensichtlich<br />

soll es mindestens eine gute, nicht-gute und eine Einstufung<br />

mit besonders schwerwiegendem Vertrauensverlust geben.<br />

Datensubjekte mit guter Einstufung können bestimmte Vorteile<br />

und Vergünstigungen genießen. Dazu gehören Erleichterungen<br />

und Vereinfachungen bei Verwaltungsverfahren<br />

und öffentlichen Leistungen, die präferierte Berücksichtigung<br />

bei Subventionen und Steuererleichterungen sowie<br />

die präferierte Berücksichtigung bei öffentlichen Beschaffungsvorgängen<br />

und im Erwerb von Nutzungsrechten an<br />

staatlichem Land. Bei nicht-guter Einstufung muss das Datensubjekt<br />

mit verschärften Überprüfungen im Rahmen der<br />

regulären Verwaltungstätigkeit, verschärfter Überprüfung<br />

bei der Vergabe von Verwaltungslizenzen, der Streichung<br />

oder Einschränkung von Vergünstigungen, Einschränkungen<br />

bei der Teilnahme an öffentlichen Beschaffungsprozessen<br />

und staatlichem Landerwerb sowie Einschränkungen<br />

bei der Qualifikation als Organ von Unternehmen rechnen.<br />

Natürliche und juristische Personen mit besonders schwerwiegendem<br />

Vertrauensverlust werden in schwarze Listen<br />

eingetragen. Sie müssen mit Marktzugangsverboten, der<br />

Versagung von Registrierungen sowie der Entziehung von<br />

Geschäftslizenzen rechnen.<br />

Im Zusammenhang mit diesen Regelungen ermuntern die<br />

Vorschriften Bürger und Unternehmen, im Rechts- und<br />

Wirtschaftsverkehr einschlägige Kreditinformationen<br />

abzurufen, um dadurch Transaktionsrisiken zu reduzieren.⁸<br />

Diese ist eine der wenigen Stellen im Text der Vorschrift,<br />

an denen der Nutzen des Kreditinformationssystems aus<br />

der Perspektive privater Marktteilnehmer betrachtet wird.<br />

Ansonsten sind die Vorschriften überwiegend aus der<br />

Perspektive staatlicher Nutzer geschrieben.<br />

Die Einzelheiten des Umgangs mit Fällen des schwerwiegenden<br />

Vertrauensverlusts werden der Regelung verschiedener<br />

Fachbehörden überlassen. Die State Administration<br />

of Industry and Commerce hat im Dezember 2015 landesweit<br />

gültige Methoden über die Verwaltung von Listen für<br />

Unternehmen mit schwerwiegenden Rechtsverstößen oder<br />

Vertrauensverlust erlassen.⁹ Danach soll es eine landesweite<br />

Liste mit solchen Unternehmen geben (auch als „Schwarze<br />

Liste“ bezeichnet), die für die Öffentlichkeit über das Kreditinformationssystem<br />

verfügbar ist.<br />

Nach diesen SAIC-Methoden werden auf dieser Liste u. a.<br />

Unternehmen erfasst, die dreimal innerhalb von zwei Jahren<br />

wegen unlauteren Wettbewerbs, irreführender Werbung,<br />

der Schädigung von Verbraucherinteressen oder Markenverletzung<br />

bestraft worden sind.


Das neue chinesische Sozialkreditsystem<br />

47<br />

Vorschriften der Provinz Jiangsu regeln weitere Einzelheiten.<br />

Hier werden u. a. qualifizierte Verstöße gegen Vorschriften<br />

auf dem Gebiet der Produktionssicherheit, des Arneimittelrechts,<br />

Internetdienstleistungen, des Publikations- und<br />

Filmwesens sowie der Bauwirtschaft erfasst, bei denen Unternehmen<br />

auf die Schwarze Liste kommen können.1⁰<br />

6. Löschung und Berichtigung<br />

Negative Kreditinformationen sind fünf Jahre nach Beendigung<br />

des Kredit schädigenden Verhaltens zu löschen. Ein<br />

Datensubjekt kann einen Berichtigungsantrag an das Datenzentrum<br />

richten, wenn ein falscher Eintrag vorliegt, Geschäftsgeheimnisse<br />

bzw. die Privatsphäre berührt sind oder<br />

die Löschungsfrist erreicht wurde. Im Falle eines Berichtigungsantrags<br />

erfolgt ein Abgleich durch das Datenzentrum<br />

innerhalb von zwei Tagen. Bei bestrittenen Dateneinträgen<br />

kann das Datenzentrum einen entsprechenden Hinweis<br />

anbringen. Erfolgt keine Rückmeldung des Daten-Providers<br />

im Rahmen eines Abgleichs zu einem Eintrag, so kann das<br />

Datenzentrum davon absehen, den Eintrag weiter öffentlich<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Shanghaier Maßnahmen von 2015 regeln nicht die Möglichkeit<br />

eines Verwaltungswiderspruchs gegen Handlungen<br />

oder Entscheidungen des Datenzentrums oder die Möglichkeit<br />

einer gerichtlichen Überprüfung im Wege des Verwaltungsprozesses.<br />

Ein solcher Rechtsweg soll aber eröffnet<br />

sein, wie sich aus anderen Vorschriften ergibt. So stellt<br />

Art. 37 der Shanghaier Vorschriften von 2017 klar, dass es<br />

sich bei der Feststellung des Kreditstatus, insbesondere des<br />

Vertrauensverlusts eines Datensubjekts, um einen Verwaltungsakt<br />

handelt, gegen den Verwaltungswiderspruch und<br />

Verwaltungsklage statthaft sind. Art. 16 der SAIC-Methoden<br />

bestätigt dies ebenfalls. An praktischen Erfahrungen mit<br />

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48 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Rechtsmitteln gegen solche Kreditstatuseinstufungen fehlt<br />

es bisher. Nach allgemeinem systematischen Verständnis<br />

müsste ein betroffenes Unternehmen einen zweistufigen<br />

Rechtsschutz genießen, nämlich einerseits die Überprüfung<br />

zugrunde liegender Sanktionen für relevante Rechtsverstöße<br />

nach den anwendbaren Sondervorschriften (also z. B. einen<br />

Bußgeldbescheid wegen Verletzung von Vorschriften zur<br />

Produktionssicherheit) und andererseits gegen die Festsetzung<br />

des Kreditstatus. Zwischen den zugrunde liegenden<br />

Sanktionen und der Festsetzung wird regelmäßig ein zeitlicher<br />

Abstand liegen, so dass bei Kenntnis des Betroffenen<br />

von der Verschlechterung seines Kreditstatus der ursprüngliche<br />

Verwaltungsakt bereits unanfechtbar geworden ist<br />

und somit auch in einem Rechtsmittelverfahren gegen die<br />

Feststellung des Kreditstatus nicht mehr überprüft werden<br />

kann. Sofern die Feststellung des Kreditstatus eine zwingend<br />

festgelegte Rechtsfolge einer bestimmten Art und Zahl von<br />

vorherigen Sanktionen ist, müsste in diesen Fällen auch das<br />

Rechtsmittel gegen die Festsetzung scheitern.<br />

7. Auswirkungen auf deutsche<br />

Unternehmen in China<br />

Die zuvor dargstellten Regelungen sind auf Tochtergesellschaften<br />

deutscher Unternehmen in China sowie deutschchinesische<br />

Joint-Venture-Unternehmen anwendbar. Kommen<br />

chinesische Behörden nach einer Untersuchung also<br />

zur Annahme eines Rechtsverstoßes, so kann sich daraus<br />

neben den unmittelbaren Rechtsfolgen des einschlägigen<br />

Sondergesetzes auch eine negative Auswirkung auf den Kreditstatus<br />

ergeben. Ein mangelhafter Kreditstatus oder vor<br />

allem die Auflistung als Unternehmen mit schwerem Vertrauensverlust<br />

haben weitreichenden und schwerwiegenden<br />

negativen Einfluss auf die wirtschaftlichen Betätigungsmöglichkeiten<br />

des Unternehmens in China, der schlimmstenfalls<br />

bis zu einem vollständigen Marktausschluss führen kann.<br />

8. Bewertung<br />

Das neue Sozialkreditsystem ist eines der umfangreichsten<br />

und weitreichendsten Programme staatlicher Sozialkontrolle<br />

der letzten Jahrzehnte, und dies nicht nur in China. Es<br />

nutzt die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung von<br />

Daten in Verwaltung und Wirtschaft in einer neuartigen<br />

und umfassenden Weise. Dabei wird nicht nur auf staatlich<br />

gewonnene Datenquellen gesetzt, sondern auch auf die<br />

Bereitschaft der Bürger und Unternehmen, im Zuge elektronischer<br />

Geschäfts- und Verwaltungsvorgänge selbst Daten<br />

preiszugeben. Mehrere Kooperationsabkommen wurden<br />

mit großen Online-Unternehmen geschlossen. In diesem<br />

Aspekt besteht eine Ähnlichkeit zur Arbeitsweise von „big<br />

data“ in westlichen Gesellschaften.


Das neue chinesische Sozialkreditsystem<br />

49<br />

Im Mittelpunkt des Systems stehen Anreize und Abschreckung,<br />

die über Reputationsmechanismen wirken sollen.<br />

Dieser Ansatzpunkt ist an sich folgerichtig gewählt, denn<br />

er setzt dort an, wo es bisher die größten Schwachpunkte<br />

in der Gewährleistung rechts- und vertragskonformen<br />

Verhaltens gab, nämlich bei der Verfügbarkeit von Marktteilnehmern,<br />

die im eigenen Interesse ihre Verpflichtungen<br />

freiwillig einhalten und gleichzeitig auf ein entprechendes<br />

Verhalten ihrer Geschäftspartner vertrauen.11 Das Ziel,<br />

das der Staatsrat im Grundlagenpapier aus dem Juli 2014<br />

angegeben hat, nämlich die Ehrlichkeit der gesamten Gesellschaft<br />

zu erhöhen, ist sicherlich lobenswert. Das Dilemma<br />

ist, das ein Fehlen freiwilliger Befolgung und ein Vorherrschen<br />

opportunistischer Einstellungen letztlich auch durch<br />

ein noch so ausgeklügeltes und vollständiges technisches<br />

Kontrollsystem nicht erzwungen werden kann. Reputation<br />

kann nicht vom Staat in Form eines Verwaltungsaktes verliehen<br />

werden, sondern nur als Anerkennung durch andere<br />

Marktteilnehmer.<br />

Es ist zu begrüßen und spricht für die gründliche Konstruktion<br />

des Systems auch in juristischer Hinsicht, dass<br />

Bürgern und Unternehmen gegen die Feststellung des<br />

Kreditsstatus die gerichtliche Überprüfung ermöglicht<br />

wird. Dadurch scheint das neue System konsequent in das<br />

bisherige Rechtssystem eingeordnet zu sein. Eine gerichtliche<br />

Überprüfung wird für Betroffene aber nur dann in<br />

sinnvoller Weise möglich sein, wenn die Einstufungskriterien<br />

transparent gemacht werden. Die Vorschriften legen<br />

hierzu eine Grundlage, insofern drei verschiedenene Stufen<br />

des Kreditstatus normiert und Fallgruppen oder Tatbestände,<br />

die zur Einordnung in die verschiedenen Stufen führen,<br />

durch Aufzählungen oder Tabellen angegeben werden. Falls<br />

allerdings der Bewertungsmechanismus auf Algorithmen<br />

des Systems beruhen sollte, die von den Betroffenen nicht<br />

„nachgerechnet“ werden können, würde dies eine effektive<br />

Überprüfungsmöglichkeit letztlich ausschließen. Ob und<br />

inwieweit dies der Fall sein wird, dürfte nicht zuletzt davon<br />

abhängen, in welchem Umfang künftig neben Daten aus der<br />

Verwaltung und von öffentlichen Versorgern auch Daten<br />

aus privaten Transaktionen einbezogen werden.<br />

Bürger und Unternehmen müssen sich künftig mit zwei<br />

Kontrollebenen auseinandersetzen. Die erste Ebene sind gesetzliche<br />

Spezialregelungen in den herkömmlichen Rechtsgebieten,<br />

die auch bisher schon befolgt werden mussten<br />

und gegen deren Verletzung es bereits in den bestehenden<br />

Vorschriften eine Vielzahl von Sanktionen gibt. Nun kommt<br />

eine zweite Metaebene hinzu, in der alle Sanktionen der<br />

ersten Ebene noch einmal zusammengefasst und durch<br />

„Querwirkung“ potentiell gesteigert werden. Ein Bürger<br />

oder Unternehmen muss damit Nachteile in einem Bereich<br />

befürchten, die sich aus Fehlverhalten in einem ganz anderen,<br />

damit nicht zusammenhängenden Bereich ergeben. Es<br />

bleibt abzuwarten, ob diesen massiven potentiellen Nachteilen<br />

angemessene Vorteile aus dem neuen System gegenüberstehen<br />

werden. ■<br />

Dr. Jörg-Michael Scheil<br />

Dr. Jörg-Michael Scheil<br />

ist Rechtsanwalt, Partner<br />

der Sozietät Schulz Noack<br />

Bärwinkel und Chief Representative<br />

des Shanghaier<br />

Büros seit 1999. Dr. Scheil<br />

berät mit einem Team aus<br />

deutschen und chinesischen<br />

Rechts- und Patentanwälten<br />

deutsche und europäische<br />

Industrieunternehmen bei verschiedenen Rechtsfragen<br />

des China-Geschäfts, darunter neben Investitionen und<br />

Unternehmenskrisen auch Patentstreitigkeiten mit chinesischen<br />

Wettbewerbern. Er ist Verfasser von zahlreichen<br />

Aufsätzen zum chinesischen Recht. Neben China<br />

ist er auch in Vietnam als ausländischer Rechtsanwalt<br />

zugelassen.<br />

Dr. Scheil studierte Rechtswissenschaften und Sinologie<br />

an der Universität Göttingen und Chinesisches<br />

Recht am East China Institut of Politics and Law.<br />

Schulz Noack Bärwinkel<br />

Schulz Noack Bärwinkel – SNB Law – ist eine auf China<br />

und Südostasien spezialisierte deutsche Anwaltskanzlei,<br />

die bereits 1994 als erste deutsche Kanzlei ein Büro<br />

in Shanghai eröffnete.


50 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

1 Liu Jinguo und Jiang Lishan, Transformation of Chinese Society<br />

and the Rule of Law, Beijing 2007, S. 46.<br />

2 Jörg-Michael Scheil, Durchsetzung, Ausnutzung und Umgehung<br />

von Rechtsnormen in China, Zeitschrift für Chinesisches<br />

Recht, 2017, Heft 1, S. 129 ff.<br />

3 State Council Notice concerning Issuance of the Planning<br />

Outline for the Construction of a Social Credit System (2014–<br />

2020), englische Fassung unter: chinacopyrightandmedia.<br />

wordpress.com/2014/06/14/planning-outline-for-theconstruction-of-a-social-credit-system-2014-2020/,<br />

eingesehen<br />

am 15. Oktober 2016.<br />

4 Einleitung vor Ziff. I der Notice (Fn. 45).<br />

5 Maßnahmen der Verwaltung und Nutzung öffentlicher Kreditinformationen<br />

in Shanghai (im Folgenden auch: „Maßnahmen“)<br />

(Order Nr. 38)/ 上 海 市 公 共 信 用 信 息 归 集 和 使 用 管 理<br />

办 法 ( 沪 府 令 38 号 ), Shanghai Municipal People’s Government,<br />

30. Dezember 2015.<br />

6 Vorschriften der Stadt Shanghai über den Sozialkredit (im Folgenden<br />

auch: „Vorschriften“)/ 上 海 市 社 会 信 用 条 例 , Standing<br />

Committee of the 14th Shanghai Municipal National People’s<br />

Congress, 23. Juni 2017.<br />

7 Art. 16 der Maßnahmen.<br />

8 Art. 25 der Vorschriften.<br />

9 Interim Measures for the Administration of List of Enterprises<br />

with Serious Illegal and Dishonest Acts (Order No. 83 of the<br />

State Administration for Industry and Commerce)/ 严 重 违 法<br />

失 信 企 业 名 单 管 理 暂 行 办 法 ( 国 家 工 商 行 政 管 理 总 局 令 第<br />

83 号 , State Administration for Industry & Commerce,<br />

30. Dezember 2015.<br />

10 Notice of Jiangsu Provincial Administration for Industry<br />

and Commerce on Issuing the Administrative Rules for the<br />

Administration of List of Enterprises with Serious Illegal and<br />

Dishonest Acts in Jiangsu (No. 3 [2016] of the Jiangsu Provincial<br />

Administration for Industry and Commerce)/ 江 苏 省 工 商<br />

局 关 于 印 发 《 江 苏 省 工 商 系 统 严 重 违 法 失 信 企 业 名 单 管 理<br />

工 作 规 范 ( 试 行 )》 的 通 知 ( 工 商 规 〔2016〕3 号 ), Jiangsu<br />

Provincial Administration for Industry and Commerce,<br />

22. Dezember 2016.<br />

11 Jörg-Michael Scheil, Vertrauen in der chinesischen Rechtswirklichkeit,<br />

Zeitschrift für Chinesisches Recht, 2011, Heft 1,<br />

S. 1 ff.


Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa<br />

51<br />

Dr. Dirk Barcaba<br />

Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland<br />

und Europa<br />

Aktueller Stand von Prüfverfahren in Deutschland<br />

und in der Europäischen Union<br />

Chinesische Investitionen haben sowohl für Deutschland<br />

und die Staaten der Europäischen Union und deren Unternehmen<br />

als auch für das internationale Geschäft chinesischer<br />

Unternehmen eine große Bedeutung. Nicht nur für<br />

chinesische Unternehmen ist es wichtig zu wissen, in welche<br />

Bereiche investiert werden kann, auch deutsche Unternehmen,<br />

die auf der Suche nach chinesischen Partnern sind,<br />

brauchen Sicherheit in der Frage, ob sie auf einen chinesischen<br />

Investor setzen können.<br />

Im Sommer 2017 wurde das Prüfverfahren für bestimmte<br />

Auslandsinvestitionen nach Deutschland erneuert: Investitionen<br />

in kritische Infrastrukturen aus Drittstaaten sind dem<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zu melden.<br />

Ferner wurde ein zweistufiges Prüfverfahren eingeführt, das<br />

zwei bis sieben Monate dauern kann.<br />

Bedenkt man den Investitionsschub aus der Volksrepublik<br />

China, hat diese Entwicklung eine herausragende Bedeutung<br />

für das Deutschlandgeschäft von chinesischen M&A-<br />

Investoren sowie für die Vermarktung von deutschen Unternehmen<br />

und Beteiligungen nach China. Dies gilt umso<br />

mehr, wenn man die turbulenten Änderungen der chinesischen<br />

Rahmenbedingungen für Auslandsinvestitionen in<br />

2016/2017 betrachtet, die eine Förderung von Investitionen<br />

in ausländische Infrastrukturen ausdrücklich vorsehen.<br />

Ebenfalls 2017 wurden auf europäischer Ebene Bestrebungen<br />

deutlich, Mitgliedsstaaten weitergehende Möglichkeiten<br />

einzuräumen, geopolitisch oder industriepolitisch veranlasste<br />

Direktinvestitionen zu untersagen.<br />

Neben den praktischen Auswirkungen auf das M&A-<br />

Geschäft hat diese Entwicklung strategische Bedeutung für<br />

die laufenden Verhandlungen des Investitionsschutzabkommens<br />

zwischen der Europäischen Union und der Volksrepublik<br />

China.<br />

Die Rahmenbedingungen für<br />

Auslandsinvestitionen aus China<br />

2016–<strong>2018</strong><br />

Der 2001 mit dem zehnten Fünfjahresplan begonnene<br />

schrittweise Abbau von Hürden für Auslandsinvestitionen<br />

führte zu einem rasanten Anstieg chinesischer Auslandsinvestitionen<br />

ab 2014. Das Volumen der Auslandsinvestitionen<br />

aus der Volksrepublik China erreichte 2016 ein Rekordhoch<br />

von 170 Milliarden US-Dollar weltweit, hiervon 85 Milliarden<br />

US-Dollar für Unternehmenszukäufe in Europa.1 Dieser<br />

Anstieg war allerdings begleitet von einem deutlichen<br />

Rückgang der chinesischen Devisenreserven und einem<br />

Zuwachs riskanter Bankdarlehen.<br />

Diese Entwicklung kühlte sich im Folgenden deutlich ab:<br />

2017 betrug das Volumen 57 Milliarden US-Dollar für<br />

Unternehmenszukäufe in Europa. Hintergrund des Rückgangs<br />

waren Bestrebungen der chinesischen Behörden im<br />

November 2016, Währungsrisiken zu begrenzen, indem<br />

Genehmigungsanforderungen verstärkt und Prüfverfahren<br />

ausgedehnt wurden.<br />

Im August 2017 wurden sodann von der Nationalen Entwicklungs-<br />

und Reformkommission (NDRC), dem Wirtschaftsministerium<br />

(MOFCOM), dem Außenministerium (MOFA)<br />

und der Zentralbank (PBOC) einheitliche Leitlinien zur<br />

Steuerung und Regulierung der Auslandsinvestitionsrichtung<br />

veröffentlicht.2 Die Leitlinien sollen eine „nachhaltige und gesunde“<br />

Entwicklung der chinesischen Auslandsinvestitionen<br />

im „vernünftigen und geordneten“ Rahmen fördern.<br />

Die Förderung soll sich auf Infrastruktur um den Ausbau<br />

gemäß der „Belt and Road“-Initiative, sowie auf High-Techund<br />

Advanced Manufacturing konzentrieren.


52 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Auslandsinvestitionen in „sensible Sektoren“ sind hingegen<br />

nicht erwünscht und bedürfen einer Sondergenehmigung.<br />

In der Liste der „sensiblen Sektoren“ für Auslandsinvestitionen<br />

der NDRC (Stand 01.03.<strong>2018</strong>)3 werden neben den Bereichen<br />

Rüstungsindustrie, Wasserressourcen und Medien<br />

auch die Sektoren Immobilien, Hotellerie, Unterhaltungsindustrie,<br />

Sportvereine sowie Beteiligungsfonds ohne spezifische<br />

Industrieprojekte aufgeführt.<br />

Damit wurde die Behandlung von Auslandsinvestitionen<br />

durch chinesische Behörden geklärt und es ist zu erwarten,<br />

dass chinesische Investoren auch im Jahr <strong>2018</strong> voraussichtlich<br />

wieder führend sein werden, wenn es um Inbound-<br />

Investitionen nach Deutschland geht. Vermutlich wird sich<br />

der Schwerpunkt der Investitionen an der Förderungspolitik<br />

orientieren, also auf Infrastruktur und High Tech fokussieren.<br />

Die Realität im Februar <strong>2018</strong> scheint diese Einschätzung<br />

zu bestätigen: So interessiert sich der chinesische Stromnetzbetreiber<br />

SGCC für einen Beteiligungserwerb an einem<br />

deutschen Übertragungsnetzbetreiber.⁴<br />

Die Kontrolle von ausländischen<br />

Direktinvestitionen in die<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Neben den Beschränkungen aufgrund von Embargos,<br />

wie den Sanktionslisten der Vereinten Nationen und der<br />

Europäischen Union, sowie der Rüstungskontrolle gibt es<br />

die Möglichkeit, Unternehmensübernahmen und Beteiligungserwerbe<br />

aus Drittstaaten zu untersagen. Gemäß dem<br />

Außenwirtschaftsgesetz (AWG) kann dies erfolgen, um die<br />

öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik<br />

Deutschland zu gewährleisten oder einer Gefährdung der<br />

Deckung lebensnotwendiger Bedürfnisse entgegenzuwirken.<br />

Auf der Grundlage dieser sogenannten sektorübergreifenden<br />

Investitionskontrolle nach der Außenwirtschaftsverordnung<br />

(AWV) wurden 2008 bis 2016 rund 335 Prüfverfahren<br />

durchgeführt; in keinem Fall kam es zu einer Untersagung<br />

der beabsichtigten Investition.⁵<br />

Nach Beteiligungserwerben an namenhaften deutschen<br />

Unternehmen wie Kion, Kuka oder Ledvance durch chinesische<br />

Investoren wurde in der öffentlichen Debatte ein<br />

Ausverkauf deutscher Hightech-Industriewerte befürchtet<br />

und die Wirksamkeit des Prüfverfahrens in Frage gestellt.<br />

Das Bedürfnis nach einer Anpassung der Investitionskontrolle<br />

wurde deutlicher, als das Bundeswirtschaftsministerium<br />

Ende 2016 im Fall Aixtron eine bereits gewährte Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

widerrief – nachdem die USA<br />

den Erwerb im Hinblick auf die US-Dependance untersagt<br />

hatte.⁶<br />

Es gab gar den Vorschlag eines kompletten Verbotes mit der<br />

Möglichkeit einer ausnahmsweise gewährten Erlaubnis,⁷


Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa<br />

53<br />

was wohl bereits aus verfassungs- und europarechtlichen<br />

Gründen nicht machbar sein dürfte. Der Kapitalverkehr ist<br />

Angelegenheit der EU nach Artikel 63 des Vertrags über die<br />

Arbeitsweise der Europäischen Union. Dies ist grundsätzlich<br />

auch im Verkehr mit Drittstaaten zu beachten.⁸ Möglich<br />

sind freilich nationale Maßnahmen zur Abwendung einer<br />

Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung.<br />

Eine geo- oder industriepolitische Lenkung der Investition<br />

ist bisher kein erhebliches Kriterium, ebenso wenig eine<br />

fehlende Gegenseitigkeit, also vergleichsweise erschwerter<br />

Marktzugang für aus der Bundesrepublik Deutschland<br />

kommende Direktinvestitionen in den Staat, aus dem die<br />

Auslandsinvestition nach Deutschland stammt.<br />

Die Karte in Grafik 1 vergleicht Investitionsbeschränkungen<br />

weltweit. Deutlich zu erkennen ist der erhebliche Unterschied<br />

der Beschränkungen der Bundesrepublik Deutschland<br />

im Vergleich zur Volksrepublik China, aber ebenso zu<br />

Ländern wie der Republik Indien oder Saudi Arabien.<br />

Die Neuerungen der Investitionskontrolle<br />

durch die Änderung der<br />

Außenwirtschaftsverordnung 2017<br />

Seit der 9. Verordnung zur Änderung der AWV vom<br />

18.07.2017 ist der Erwerb eines inländischen Unternehmens<br />

oder einer Beteiligung von 25 Prozent durch eine Person aus<br />

einem Drittstaat dem Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie zu melden, wenn das Unternehmen kritische<br />

Infrastruktur betreibt.<br />

Kritische Infrastrukturen sind Betriebe in den Sektoren<br />

Energie, Wasser, Ernährung, IT und Telekommunikation, Gesundheit,<br />

Finanzen und Versicherungen sowie Transport und<br />

Verkehr im Sinne des Gesetzes über das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik (BSI-Gesetz), welche die<br />

Voraussetzungen gemäß der Verordnung zur Bestimmung<br />

Kritischer Infrastrukturen (Kritis-Verordnung) erfüllen. In<br />

der Kritis-Verordnung sind die Branchen und Dienstleistungen<br />

sowie das Größenkriterium festgelegt. Die Kriterien<br />

unterliegen einer Evaluierung im Zwei-Jahres-Takt. Eigentli-<br />

Grafik 1: OECD FDI Regulatory Restrictiveness Index<br />

Stand 2015<br />

keine Daten<br />

am wenigsten restriktive bis restriktivste Länder<br />

Quelle: OECD


54 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

cher Zweck der Kritis-Verordnung ist es, die Unternehmen zu<br />

bestimmen, die den Pflichtenkatalog nach dem BSI-Gesetz zu<br />

erfüllen haben. Die neue Investitionskontrolle macht sich dies<br />

durch einen (dynamischen) Verweis nutzbar.<br />

Neben den kritischen Infrastrukturen sind von der Neuerung<br />

ebenso betroffen: Entwickler von Software für<br />

Kritische Infrastrukturen, Betreiber von öffentlichen<br />

Telekommunikationsnetzen sowie Anbieter bestimmter<br />

Cloud-Computing-Dienste und Telematikinfrastrukturen<br />

für Krankenkassen.<br />

Ein Erwerb durch Personen aus einem Mitgliedstaat der<br />

Europäischen Union⁹ oder der Europäischen Freihandelszone1⁰<br />

ist grundsätzlich nicht meldepflichtig. Der<br />

Erwerb durch Personen aus bestimmten Überseegebieten<br />

von Mitgliedstaaten kann meldepflichtig sein, wenn diese<br />

Gebiete nicht Teil der Europäischen Union sind, z. B. die<br />

britischen Kanalinseln.11 Neben einem Unternehmenskauf<br />

(Asset Deal)12 ist auch ein Beteiligungserwerb zu melden,<br />

wenn die Beteiligung mindestens 25 Prozent entspricht.13<br />

Ein mittelbarer Beteiligungserwerb ist meldepflichtig, wenn<br />

der Erwerber mit mindestens 25 Prozent an der zwischengeschalteten<br />

Gesellschaft beteiligt ist.1⁴ Zuzurechnen sind<br />

auch abgesprochene Beteiligungserwerbe mit anderen<br />

Personen, also ein sogenanntes „Acting in Concert“. Unklar<br />

ist hingegen, ob eine Aufstockung einer bereits bestehenden<br />

Beteiligung von 25 Prozent ebenfalls zu melden ist.1⁵<br />

Bestehen keine Bedenken, so erteilt das Ministerium auf<br />

Antrag eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Die Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

gilt als erteilt, wenn das Prüfverfahren<br />

nicht innerhalb von zwei Monaten eröffnet wird.<br />

Das Bundesministerium für Energie und Wirtschaft kann<br />

den Erwerb auch eingehender prüfen. Wird ein Prüfverfahren<br />

eröffnet, so sind Prüfunterlagen einzureichen. Der<br />

recht umfangreiche Katalog der Prüfunterlagen ergibt sich<br />

aus einer Allgemeinverfügung des Ministeriums.1⁶ Erfolgt<br />

die Mitteilung über die Eröffnung des Prüfverfahrens nicht<br />

innerhalb von drei Monaten nach der Meldung des Erwerbs,<br />

so ist ein Prüfverfahren und damit eine Untersagung des<br />

Erwerbs ausgeschlossen.1⁷ Gleiches gilt, wenn seit dem Vertragsabschluss<br />

mehr als fünf Jahre vergangen sind. Während<br />

des Prüfverfahrens bleibt der Erwerbsvertrag rechtswirksam,<br />

allerdings kann der Erwerb nicht endgültig vollzogen<br />

werden.1⁸<br />

Das Bundesministerium kann im Zusammenwirken mit<br />

der Regierung den Unternehmens- bzw. Beteiligungserwerb<br />

innerhalb von vier Monaten untersagen oder Auflagen<br />

anordnen; danach ist eine Untersagung des Erwerbs nicht<br />

mehr möglich. Die Frist beginnt, wenn die vollständigen<br />

Prüfunterlagen beim Ministerium vorliegen, wobei die Zeit<br />

für Verhandlungen zwischen dem Ministerium und dem<br />

Erwerber über Auflagen nicht in die Frist einzurechnen ist.<br />

Eine Untersagung setzt eine „tatsächliche und hinreichend<br />

schwere“ Gefährdung der öffentlichen Ordnung<br />

oder Sicherheit, die ein Grundinteresse der Gesellschaft<br />

berührt, voraus.1⁹ Der Europäische Gerichtshof anerkennt<br />

ein solches Grundinteresse beim Schutz von<br />

Schlüsselinfrastrukturen2⁰ und es wird angenommen, dass<br />

der Erwerb von kritischen Infrastrukturen nach BSI-Gesetz<br />

jedenfalls die Versorgungssicherheit der Gesellschaft<br />

betrifft.21 Freilich erscheint ein justiziabler Nachweis einer<br />

tatsächlichen oder hinreichend schweren Gefährdung nicht<br />

ganz leicht; abzustellen ist auf den Erwerber sowie die mit<br />

dem Erwerb ermöglichten Gestaltungsmöglichkeiten im<br />

Einzelfall.<br />

Liegen die Voraussetzungen nicht vor, wird z. B. die Unternehmensgröße<br />

für kritische Infrastruktur nicht erreicht<br />

oder handelt es sich um eine Beteiligung von weniger als 25<br />

Prozent, so besteht keine Meldepflicht; gleichwohl kann der<br />

Erwerb wie bisher untersagt werden, wenn die Untersagungsvoraussetzungen<br />

vorliegen. Ein solches Szenario ist theoretisch<br />

bezüglich der beabsichtigten 20-Prozent-Beteiligung des<br />

chinesischen Stromnetzbetreiber SGCC denkbar, freilich nur,<br />

wenn eine „schwere Gefährdung“ nachweisbar wäre.<br />

Auswirkungen der Neuerungen<br />

auf die Transaktionspraxis<br />

Die Neuerungen der Investitionskontrolle haben vielfältige<br />

Auswirkungen auf die Transaktionspraxis.22<br />

Zunächst ist festzustellen, ob es sich bei dem Zielunternehmen<br />

um einen Betrieb von kritischer Infrastruktur<br />

gemäß der KRITIS-Verordnung handelt. Dies sollte dem<br />

Zielunternehmen schon wegen des Pflichtenkataloges aus<br />

dem BSI-Gesetz bereits bekannt sein. Um zu ermitteln,<br />

ob „Unionsfremde“ eingebunden sind, ist die Identität des<br />

Erwerbsinteressenten frühzeitig festzustellen.<br />

Handelt es sich bei dem Zielunternehmen um einen Betrieb<br />

mit mehreren Sparten, so kann es für den Zweck der<br />

Transaktion sinnvoll sein, im Wege der Umstrukturierung


Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa<br />

55<br />

den Betriebsteil der Kritischen Infrastruktur auszusondern<br />

(Carve Out), um danach die Betriebsteile unterschiedlich<br />

vermarkten zu können.<br />

Ob eine Unbedenklichkeitsbescheinigung zu beantragen ist,<br />

ist im Einzelfall zu beurteilen. Eine verlässliche Grundlage<br />

für den Vollzug des Erwerbs ist eine erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung<br />

nicht unbedingt: Sie kann nach<br />

allgemeinen Grundsätzen wieder zurückgenommen bzw.<br />

widerrufen werden.23 Verlässlicher erscheint, (zusätzlich)<br />

das Verstreichen der Dreimonatsfrist für die Mitteilung über<br />

die Eröffnung eines Prüfverfahrens abzuwarten.<br />

Es kann angezeigt sein, bereits bei der Meldung und dem<br />

Antrag auf eine Unbedenklichkeitsbescheinigung mehr<br />

Auskünfte und Prüfunterlagen als gefordert vorzulegen,<br />

um einer „vorsorglichen“ Eröffnung eines Prüfverfahrens<br />

vorzubeugen.<br />

Im Übrigen sind bei der Transaktionsdurchführung ähnliche<br />

Gesichtspunkte zu bedenken, wie sie auch für die Fusionskontrolle<br />

gelten. Insbesondere sind die Mitwirkungspflichten<br />

und Verantwortlichkeiten der Parteien wegen<br />

des Melde- und Prüfverfahrens festzulegen. Die Verteilung<br />

des Risikos eines Scheiterns der Transaktion aufgrund der<br />

Investitionskontrolle ist Verhandlungssache. Eine „Break-<br />

Up-Fee“ zur Deckung verlorener Transaktionskosten und<br />

ggf. entgangenen Gewinns kann angemessen sein.<br />

Die Entwicklungen auf<br />

europäischer Ebene<br />

Unternehmens- und Beteiligungserwerbe sind Teil des<br />

Kapitalverkehrs und können auch die Niederlassungsfreiheit<br />

berühren, Bereiche also, die grundsätzlich Angelegenheit der<br />

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56 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Europäischen Union sind.2⁴ Dies soll auch im Verkehr mit<br />

Drittstaaten gelten.2⁵ Allerdings sind Mitgliedsstaaten befugt,<br />

nationale Maßnahmen zu ergreifen, um die öffentliche<br />

Ordnung oder Sicherheit zu gewährleisten,2⁶ wie es mit der<br />

sektorübergreifenden Investitionskontrolle der AWV erfolgt.<br />

Im Februar 2017 haben die Wirtschaftsminister von<br />

Deutschland, Frankreich und Italien in einem gemeinsamen<br />

Schreiben an EU-Handelskommissarin Cecilia<br />

Malmström weitere Anforderungen an die Kontrolle von<br />

staatlich gelenkten Direktinvestitionen in die Mitgliedstaaten<br />

der Europäischen Union formuliert.2⁷ Danach werden<br />

die Kriterien „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder<br />

Ordnung“ und die „Einhaltung von Sicherheitsinteressen“<br />

allein nicht als ausreichend angesehen, um Direktinvestitionen<br />

von Drittstaaten zu prüfen und einzuschätzen. Zu<br />

berücksichtigen seien auch ökonomische Kriterien, wie die<br />

Gegenseitigkeit, also ob der Drittstaat des Investors ebenso<br />

den Marktzugang für Direktinvestitionen von Unionsansässigen<br />

einräumt, sowie die Einhaltung der Grundsätze der<br />

freien Marktwirtschaft, die mit staatlich gelenkten Investitionen<br />

aus geostrategischen und industriepolitischen Gründen<br />

verletzt sind.<br />

Nach Initiativen aus dem Europäischen Parlament wurde<br />

dann im September 2017 der Vorschlag zur „Verordnung<br />

zur Schaffung eines Rahmens für die Überprüfung ausländischer<br />

Direktinvestitionen in der europäischen Union“<br />

von der Kommission vorgelegt.2⁸ Im Grundsatz ist die<br />

Verordnung eine Ermächtigung an die Mitgliedsstaaten,<br />

Investitionskontrollen bei kritischen Infrastrukturen und<br />

Technologien durzuführen, wenn die Versorgungssicherheit<br />

oder sensible Informationen betroffen sind. Dabei soll<br />

auch berücksichtigt werden können, ob die Investition von<br />

fremden Regierungen gelenkt ist.<br />

Es handelt sich also nicht um den Vorschlag einer europäischen<br />

Investitionskontrolle, sondern im Gegenteil insoweit<br />

um eine Rückverweisung von Zuständigkeiten der Europäischen<br />

Union im Bereich Kapitalverkehr an die Mitgliedsstaaten.<br />

Die Kommission selbst soll zwar auch bestimmte<br />

Transaktionen prüfen können, allerdings soll sie keine Untersagungsbefugnis<br />

haben. Ansonsten enthält der Entwurf<br />

Verfahrens- und Abstimmungsregelungen zwischen den<br />

Mitgliedsstaaten und mit der Kommission.<br />

Im Verordnungsentwurf ist das Kriterium „Gegenseitigkeit“<br />

nicht berücksichtigt. Die Gegenseitigkeit ist auch keine<br />

Konkretisierung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung<br />

bzw. der Sicherungsinteressen eines Staates. Zur Einführung<br />

des Elements „Gegenseitigkeit“ bedürfte es wohl eines sogenannten<br />

besonderen Gesetzgebungsverfahrens des Rats, der<br />

nur einstimmig verschärfende Maßnahmen für Direktinvestitionen<br />

aus Drittstaaten einführen könnte.2⁹


Chinesische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa<br />

57<br />

Welche anderen Mitgliedsstaaten sich der politischen Initiative<br />

aus Deutschland, Frankreich und Italien anschließen<br />

und entsprechende nationale Investitionskontrollen einführen<br />

und durchführen werden, ist abzuwarten.<br />

Investitionskontrolle in den USA<br />

Die Globalisierung macht es schwierig, wirtschaftliche<br />

Umstände allein national oder EU-weit zu betrachten. Der<br />

Fall Aixtron macht deutlich, dass bereits eine kalifornische<br />

Niederlassung mit überschaubarer Größe genügt, um die<br />

US-amerikanische Investitionskontrolle wirken zu lassen.3⁰<br />

Das US-amerikanische Gegenstück zur deutschen sektorübergreifenden<br />

Investitionskontrolle ist das CFIUS-Verfahren,<br />

das dem deutschen Verfahren ähnlich ist.31 Es ist ein<br />

mehrstufiges Prüfverfahren, das entweder die Unbedenklichkeit<br />

bescheinigt (No Action Letter) oder eine Untersagung<br />

oder die Anordnung von abhelfenden Auflagen durch<br />

den Präsidenten nach sich zieht.<br />

Tatsächlich wurde von der Möglichkeit der Untersagung<br />

vier Mal Gebrauch gemacht: 1990, 2012, 2016 die Untersagung<br />

wegen Aixtron32 und aktuell im Januar <strong>2018</strong> die Untersagung<br />

des beabsichtigten Erwerbes des Finanzdienstleistungsunternehmens<br />

Moneygram.33 In allen Fällen erfolgte<br />

die Untersagung gegenüber chinesischen Investoren, im<br />

jüngsten Fall von Moneygram gegenüber einem Unternehmen<br />

der Alibaba-Gruppe wegen Datenschutzbedenken.<br />

Investitionsbeschränkungen und<br />

Freihandelsabkommen<br />

Investitionshürden ließen sich durch Freihandelsabkommen<br />

überwinden. Die Bundesrepublik Deutschland und die<br />

Volksrepublik China unterhalten ein Investitionsschutzabkommen,<br />

in der derzeitigen Fassung seit 2005.3⁴<br />

Das Investitionsschutzabkommen soll (bestehende) Investitionen<br />

in dem anderen Staat vor willkürlichen oder<br />

diskriminierenden staatlichen Maßnahmen sowie entschädigungslosen<br />

Enteignungen schützen und die Kapitalerträge<br />

frei verfügbar halten. Ferner ist die Gleichbehandlung festgelegt.<br />

Marktzugangsbestimmungen sind nicht adressiert.<br />

Bereits seit Jahren verhandeln zudem die Europäische Union<br />

und die Volksrepublik China ein Investitionsschutzabkommen.<br />

Eine erhebliche Verhandlungshürde war zunächst<br />

der Wunsch der europäischen Seite, Verbesserungen des<br />

Zugangs zum chinesischen Markt festzulegen, ohne aber<br />

sogleich ein umfangreiches Freihandelsabkommen zu<br />

verhandeln.3⁵ 2016 wurde sich darauf geeinigt, auch diesen<br />

Punkt auf die Agenda zu nehmen3⁶ und es erfolgte sodann<br />

ein inhaltlicher Austausch. Allerdings führte auch die<br />

16. Verhandlungsrunde im Dezember 2017 nicht zu einem<br />

verfestigten Verhandlungsstand zum Thema Marktzugang.3⁷<br />

Aus verhandlungslogischer Sicht können Investitionshürden<br />

und Marktzugangsbeschränkungen als „Währung“ der<br />

Verhandlungen über Investitions- und Handelsabkommen<br />

angesehen werden. Ob die deutschen Neuerungen der<br />

sektorenübergreifende Kontrolle und die dargestellten europäischen<br />

Bestrebungen geeignete Mittel sind, um solche<br />

Verhandlungen zu befördern, muss sich noch erweisen. ■<br />

Dr. Dirk Barcaba<br />

Dr. Dirk Barcaba ist Partner<br />

bei der Internationalen<br />

Rechtsanwaltskanzlei Bird<br />

& Bird in Frankfurt am<br />

Main und berät regelmäßig<br />

internationale Investoren,<br />

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insbesondere im Hochtechnologie-Sektor,<br />

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und Family Offices,<br />

vor allem aus der der Volksrepublik China.<br />

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58 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

1 Ernst & Young, Chinesische Unternehmenskäufe in Europa,<br />

Januar <strong>2018</strong>.<br />

2 Leitlinien zur weiteren Orientierung und Standardisierung der<br />

Ausrichtung von Auslandsinvestitionen, veröffentlicht am 18.08.<br />

2017 siehe https://www.yidaiyilu.gov.cn/zchj/zcfg/23971.htm.<br />

3 Liste „sensitive Sektoren“ für Auslandsinvestitionen <strong>2018</strong>,<br />

veröffentlicht am 12.02.<strong>2018</strong>, siehe https://eng.yidaiyilu.gov.cn/<br />

wcm.files/upload/CMSydylyw/<strong>2018</strong>02/<strong>2018</strong>02120922034.pdf.<br />

4 Siehe Veröffentlichung vom Manager Magazin vom 13.02.<strong>2018</strong>.<br />

5 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Schlaglichter<br />

der Wirtschaftspolitik, Monatsbericht Oktober 2017 I.5.<br />

6 Flaßhoff/Glasmacher: Wankende Verwaltungsakte im Außenwirtschaftsrecht<br />

bei Unternehmenskäufen, NZG 2017, 489; Veröffentlichung<br />

Heise Online: Obama legt Veto gegen Aixtron-<br />

Übernahme durch Unternehmen aus China ein, 03.12.2016.<br />

7 Aden: Schutz deutscher Unternehmen gegen Abwanderung in<br />

das Nicht-EU-Ausland, RIW Heft 12/2017.<br />

8 Hindelang/Hagemeyer: Enemy at the Gates, EuZW 2017, 882, 887.<br />

9 Siehe hierzu: § 2 Abs. 18, 19 AWG.<br />

10 § 55 Abs. 2 AWV.<br />

11 Siehe hierzu: Hensel/Pohl: Das novellierte Außenwirtschaftsrecht<br />

in internationalen Unternehmenstransaktionen, AG 2013,<br />

849, 852 f.<br />

12 Einschränkend für bestimmte Teilbetriebsveräußerungen<br />

und einem Erwerb aus der Insolvenz: Becker/Sachs: Investitionsprüfung<br />

nach Änderung der AWV – Offene Fragen aus<br />

Perspektive der Transaktionspraxis, NZG 2017, 1336, 1338.<br />

13 Diese 25-Prozent-Schwelle ist geringer als die normale Sperrminorität<br />

bei einer GmbH oder einer Aktiengesellschaft, die<br />

mehr als 25 Prozent verlangt, § 53 Abs. 2 GmbHG, § 179 Abs. 2<br />

AktG; ebenfalls mehr als 25 Prozent ist die Erheblichkeitsschwelle<br />

beim Transparenzregister, §§ 18, 3 Abs. 2 GwG.<br />

14 § 56 Abs. 2 AWV.<br />

15 Gegen eine Meldepflicht in diesem Fall: Becker/Sachs: a.a.O.<br />

16 BAnz AT 06.09.2013 B1.<br />

17 § 55 Abs. 3 AWV.<br />

18 § 15 Abs. 3 AWG.<br />

19 § 5 Abs. 2 AWG; dies entspricht der Vorgabe der EuGH Rechtsprechung,<br />

EuGH Urt. v. 14.3.2000 – C-54/99, Rn. 17.<br />

20 Konkret beispielsweise bei Elektrizität, EuGH Urt. v. 11.11.2010<br />

– C-543/08; Urt. v. 8.11.2012 – C-244/11.<br />

21 Begründung zur Neunten Verordnung zur Änderung der<br />

AWV, BAnz AT 17.07.2017, 2.<br />

22 Boewe/Johnen: Die Änderung der Außenwirtschaftsverordnung<br />

und deren Relevanz für Unternehmenskäufe, NZG 2017,<br />

1095; Slobodenjuk: Verschärfte Investitionskontrolle nach<br />

Außenwirtschaftsverordnung – ein Überblick, BB 2017, 2306.<br />

23 Siehe hierzu: Flaßhoff/Glasmacher: Wankende Verwaltungsakte<br />

im Außenwirtschaftsrecht bei Unternehmenskäufen, NZG<br />

2017, 489.<br />

24 Art. 49, 63 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen<br />

Union (AEUV)<br />

25 Siehe ausdrücklich Art. 63 Abs. 1 AEUV; Hindelang/Hagemeyer,<br />

a.a.O.<br />

26 Art. 65 Abs. 1 lit. b) Var. 3 AEUV.<br />

27 Gemeinsames Schreiben der Bundesministerin für Wirtschaft<br />

und Energie, des französischen Ministers für Wirtschaft und<br />

Finanzen und des italienischen Wirtschaftsministers vom<br />

Februar 2017 an die Europäische Kommission zu Händen der<br />

Kommissarin Cecilia Malmström.<br />

28 Vorschlag für eine Verordnung des europäischen Parlamentes<br />

und des Rates zur Schaffung eines Rahmens für Überprüfung<br />

ausländischer Direktinvestitionen in der Europäischen Union<br />

vom 13.09.2017, COM (2017) 487 final.<br />

29 Art. 64 Abs. 2 und 3 AEUV. Dies verwundert. Im Justizverkehr<br />

ist die Gegenseitigkeit als Kriterium seit jeher für die Anerkennung<br />

von Urteilen ausländischer Gerichte anerkannt, § 328<br />

Abs. 1 Nr. 5 ZPO.<br />

30 Heise Online: Obama legt Veto gegen Aixtron-Übernahme<br />

durch Unternehmen aus China ein, 03.12.2016.<br />

31 Einen guten Überblick gibt: Seibt/Kuhlenkamp: CFIUS–Verfahren<br />

und Folgen für M&A Transaktionen, ZIP 2017, 1345.<br />

32 Hierzu: Seibt/Kuhlenkamp, 1347 m.w.N.<br />

33 Veröffentlichung Heise Online: Datenschutz: Alibaba-Chef<br />

darf Moneygram nicht übernehmen, von Sokolov vom<br />

03.01.<strong>2018</strong>.<br />

34 Die Bundesrepublik Deutschland unterhält solche Abkommen<br />

mit einer Vielzahl von Staaten.<br />

35 Ausführlich: Fritsche: Investitionsschutzabkommen mit China,<br />

Blickwechsel, Ausgabe Februar 2016 der Stiftung Asienhaus.<br />

36 Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom<br />

15.01.2016: „EU and China agree on scope of the future<br />

investment deal”.<br />

37 Veröffentlichung der Europäischen Kommission vom 26.10.2017:<br />

EU-China Investment Agreement: Report of the 15th Round of<br />

negotiations sowie vom 20.12.2017: EU-China Investment Agreement:<br />

Report of the 16th Round of negotiations.


Greatview in Deutschland<br />

59<br />

Interview mit Herrn Gang Hong,<br />

Vorstandsvorsitzender der Greatview Aseptic Packaging Co., Ltd.<br />

Greatview in Deutschland<br />

Wie führt man nach einem gelungenen Investment ein Unternehmen<br />

mit einem deutsch-chinesischen Team?<br />

Die Greatview Aseptic Packaging Co., Ltd wurde 2003<br />

gegründet. Etwas mehr als zehn Jahre später hat Greatview<br />

seine wichtigsten strategischen Ziele, wie z.B. die Notierung<br />

an der Hongkonger Börse und Investitionen im Ausland,<br />

erreicht. Sie wuchs schnell zum weltweit drittgrößten Anbieter<br />

von sterilisierbarem Verpackungsmaterial für flüssige<br />

Lebensmittel und durchbrach das vorherrschende Monopol<br />

der Branche.<br />

2011 investierte Greatview 50 Millionen Euro in den Greenfield-Bau<br />

einer Produktionsstätte in Halle an der Saale, im<br />

Osten Deutschlands. Es wurde ein erfolgreicher Einstieg<br />

in Europa, das zugleich den wichtigsten regionalen Markt<br />

dieser Branche darstellt und Sitz des Wettbewerbers ist. Im<br />

Jahr 2013 wurde eine weitere Investition von 38 Millionen<br />

Euro für den Aufbau einer zweiten Produktionslinie in<br />

Halle getätigt.<br />

Sechs Jahre nach dem Einstieg in Deutschland schritt auch<br />

die weitere Expansion im Ausland voran. Dieser Erfolg fand<br />

große Resonanz: Im November 2017 gewann Greatview im<br />

Rahmen des Invest Award einen Preis für „Ausgezeichnete<br />

chinesisch finanzierte Unternehmen in Deutschland (Greenfield)“<br />

in der Sparte für mittelständische Unternehmen.<br />

Derzeit sind in der Produktionsstätte in Deutschland mehr<br />

als 200 Mitarbeiter beschäftigt, darunter nur fünf Chinesen.<br />

Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter sind deutsche Arbeitnehmer.<br />

Viele Fragen stellen sich: Welche Maßnahmen<br />

wurden ergriffen, um ein Team erfolgreich zu führen? Wie<br />

Das Greatview-Werk in Halle (Saale)


60 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Mitarbeiter im deutschen Werk von Greatview<br />

hat ein multinationaler Konzern aus China die kulturelle<br />

Integration in Deutschland geschafft? Gab es während der<br />

sechs Jahre des Engagements in Deutschland Schwierigkeiten<br />

oder Herausforderungen für Greatview und wenn ja,<br />

welche? Wie ist die Einschätzung hinsichtlich chinesischer<br />

Investitionen in Deutschland?<br />

Zu Beginn des Jahres <strong>2018</strong> bat die Deutsch-Chinesische<br />

Wirtschaftsvereinigung e.V. Herrn Gang Hong, einer der<br />

Gründer und Vorstandsvorsitzenden der Greatview Aseptic<br />

Packaging Co., Ltd., über die rasante Entwicklung von<br />

Greatview im Ausland und die Herausforderungen von chinesisch<br />

finanzierten Unternehmen im Ausland zu sprechen.<br />

<strong>DCW</strong> Bevor Greatview in Deutschland investiert hat, wurden<br />

viele Studien und Untersuchungen über die deutsche<br />

Kultur, die Arbeitseinstellung der deutschen Mitarbeiter,<br />

ethisches Verhalten, kulturelle Traditionen und Arbeitsgewohnheiten<br />

durchgeführt. Gibt es große Abweichungen<br />

von den Untersuchungsergebnissen und der tatsächlichen<br />

Wahrnehmung des Managements? Welche neuen Erfahrungen<br />

gab es beim Führen des deutschen Teams?<br />

Gang Hong Obwohl wir im Vorhinein intensive Nachforschungen<br />

über den deutschen Markt und die deutsche<br />

Kultur angestellt und Informationen aus erster Hand<br />

erhalten haben, die wir von Anfang an nutzen konnten, ist<br />

es eine andere Sache, das Lehrbuchwissen in der Realität<br />

anzuwenden. Die eigentliche Arbeit bestand in der Umsetzung<br />

der erhaltenen Informationen. Insgesamt kann ich<br />

aber durchaus sagen, dass die Praxis und die Studienergebnisse<br />

sich nicht sehr deutlich unterschieden und einige<br />

Studienergebnisse halfen uns in der Praxis, unsere Managementerfahrung<br />

zu verbessern. Zunächst ist zu betonen, dass<br />

eine Neu-Investition mit der Integration von Fusionen und<br />

Übernahmen nicht verglichen werden kann.<br />

Wir haben eine internationale Managementphilosophie<br />

und das Produktionssystem der Muttergesellschaft in ein<br />

deutsches Fertigungssystem integriert. Betont werden<br />

muss, dass bei diesem Prozess nicht einfach und direkt das<br />

Managementsystem der chinesischen Firma der ausländischen<br />

aufgedrängt werden kann. Von immenser Bedeutung<br />

sind ausreichende Kenntnisse der kulturellen Unterschiede,<br />

um eine gemeinsame Unternehmenskultur aufzubauen, die<br />

jedes Unternehmen benötigt. Im Folgenden werde ich speziell<br />

über die Managementerfahrungen sprechen, die wir vor<br />

Aufbau und Beginn der Produktion sammeln konnten.<br />

Bei der Durchführung der Greenfield Investition sind wir<br />

bereits vor Produktionsbeginn einigen Herausforderungen<br />

begegnet: Die Auswahl eines Standorts und der Aufbau<br />

einer qualifizierten Belegschaft sind Probleme, die viel<br />

Energie erfordern. Zunächst möchte ich über die Schwierigkeiten<br />

sprechen, die in der Anfangsphase aufgetreten sind:<br />

Zusätzlich zu dem internationalen Managementteam, das


Greatview in Deutschland<br />

61<br />

wir im deutschen Werk aufbauten, sollten Fachtechniker aus<br />

China geholt werden. Wie vermittelt man den deutschen<br />

Mitarbeitern erfolgreich die erprobten Technologien und<br />

wie integriert man chinesische und deutsche Fachkräfte?<br />

Das sind wichtige Herausforderungen, denen wir uns zuvor<br />

zu stellen hatten. In der frühen Phase der Gründung von<br />

Greatview in Deutschland verfolgten wir die Strategie, eine<br />

Gruppe deutscher Mitarbeiter nach China zu entsenden<br />

und sie durch mehr als 30 Facharbeiter und Techniker<br />

unserer Muttergesellschaft mit Hilfe von Dolmetschern zu<br />

schulen. Nachdem die Ausbildung in China beendet wurde,<br />

planten wir, die chinesischen Fachkräfte zusammen mit den<br />

deutschen Fachkräften in die deutsche Fabrik zu entsenden,<br />

um beim Aufbau des Produktionsmanagementsystems zu<br />

helfen.<br />

Die meisten der Facharbeiter in China kommen aus einer<br />

kleinen Stadt in der Provinz Shandong und sprechen wenig<br />

Englisch. Sie sind dafür bekannt, dass sie sowohl kreativ<br />

sind, als auch hart arbeiten können. Um am Aufbau der<br />

deutschen Produktionslinie teilzunehmen, haben sie fleißig<br />

Englisch gelernt. Man muss wissen, dass das Erlernen einer<br />

Fremdsprache in einer kleinen chinesischen Stadt nicht<br />

selbstverständlich und auch nicht leicht ist. Diese Gruppe<br />

von Facharbeitern blickte mit großer Vorfreude auf den Bau<br />

des deutschen Werks. Damals unterschätzten wir jedoch die<br />

Schwierigkeit des Exportes eines Technologiemodells nach<br />

dem Leitsatz: „Der chinesische Meister lehrt den deutschen<br />

Schüler“.<br />

Das Visum war dabei die erste Hürde: Der Visa-Beauftragte<br />

der deutschen Botschaft in China glaubte nicht, dass chinesische<br />

Experten nach Deutschland gingen, um Technik zu<br />

lehren. Vielmehr nahm er an, dass die chinesischen Arbeiter<br />

deutsche Arbeitsplätze besetzen wollten und lehnten die<br />

Visaerteilung für die meisten chinesischen Angestellten ab.<br />

Hoch hinaus<br />

in China.<br />

Wir unterstützen ausländische Investoren unter anderem bei der Prüfung von Standort- und<br />

Investitionskriterien, der Strukturierung von Investitionsprojekten, bei Akquisitionen sowie Joint<br />

Venture-Vorhaben. Unsere deutschen und chinesischen Rechtsexperten verfügen über mehr als ein<br />

Jahrzehnt an Erfahrungen bei der Erschließung des chinesischen Marktes. Sprechen Sie uns an!<br />

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62 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

Aus diesem Grund haben Herr Bi, der CEO von Greatview,<br />

und ich bei dem deutschen Botschafter in China und im<br />

deutschen Außenministerium jeweils eine Erklärung abgegeben.<br />

Nicht allen 30 chinesischen Arbeitnehmern haben<br />

wir es damit ermöglichen können, ihre Visa problemlos<br />

zu erhalten. Letztendlich kamen nur wenige chinesische<br />

Mitarbeiter nach Deutschland, was die Vorbereitungen,<br />

den Aufbau und die Inbetriebnahme des deutschen Werkes<br />

deutlich verlangsamte.<br />

An diesem Punkt muss ich betonen, dass das interkulturelle<br />

Verständnis beider Partner Grundlage einer guten wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern<br />

ist. Deutschland sollte wahrnehmen und anerkennen, dass<br />

China sich schnell verändert. Gegenseitiger Respekt und<br />

Toleranz können den Erfolg der wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

sicherstellen.<br />

Abgesehen von den anfänglichen unkontrollierbaren<br />

externen Faktoren, war auch die effektive Integration der<br />

Arbeitsmethoden von Mitarbeitern beider Länder ein<br />

Problem, dem wir nach dem Start der eigentlichen Produktion<br />

gegenüberstanden. Aber die Erfahrung hat uns gezeigt,<br />

dass Produktionsmanagement nicht nur aus Standards und<br />

Technologien besteht. Chinesen und Deutsche haben unterschiedliche<br />

kulturelle Hintergründe. Diesen mit Verständnis<br />

zu begegnen, kann ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum<br />

Managementerfolg sein. Ich werde dazu zwei Beispiele<br />

nennen:<br />

Greatview sowie viele weitere chinesische Unternehmen<br />

haben in den letzten Jahren große Fortschritte und Erfolge<br />

in der verarbeitenden Industrie erzielt, weil wir zusammen<br />

mit vielen unserer Kollegen eine demokratische Managementstrategie<br />

übernommen haben. Die deutschen Mitarbeiter<br />

und Führungskräfte haben unsere Managementmethode<br />

nicht sofort anerkannt. Sie waren sicher skeptisch, ob wir<br />

nicht vielleicht noch mit veralteten Managementmethoden<br />

arbeiten würden. Nach weitgehenden Beseitigungen<br />

von sprachlichen Barrieren und mit der Durchführung<br />

von interkulturellen Trainings auf beiden Seiten wurde das<br />

Management deutlich verbessert und im Laufe der Zeit auch<br />

akzeptiert. Chinesische und deutsche Mitarbeiter waren von<br />

Beginn an eher unkompliziert. Jeder Manager soll jeden<br />

Mitarbeiter respektieren und bereit sein zuzuhören. Wir<br />

konnten das Managementsystem gemeinsam schrittweise<br />

etablieren. Wir sind sehr stolz, dass wir mithilfe von mehr<br />

als zehn Jahren Erfahrung im Management in China, unser<br />

internationales Managementsystem erfolgreich in das deutsche<br />

Werk integrieren konnten.<br />

Außerdem möchte ich bezüglich der Thematik Krankenquote<br />

andere chinesische Investoren an unserer Erfahrung<br />

teilhaben lassen und darauf hinweisen, dass entsprechende<br />

Vorbereitungen getroffen werden müssen. Im Vergleich<br />

zu China gibt es in Deutschland einen hohen Grad der<br />

Professionalisierung, die Arbeitskosten sind daher ebenfalls<br />

sehr hoch. Zu Beginn haben wir für das deutsche Werk<br />

einen Plan entworfen, Vertretungsfunktionen im Vergleich<br />

zu unseren Werken in China, geringer zu halten. Davon<br />

ausgehend, dass in dem chinesischen Werk pro Schicht zwei<br />

Mechaniker arbeiten, wäre das in Deutschland normalerweise<br />

nur einer gewesen. So ein Einsatzplan aber birgt auch<br />

Risiken: Wenn dieser eine Mechaniker krankheitsbedingt<br />

nicht arbeiten kann, kann unsere Lieferkette nicht reibungslos<br />

laufen.<br />

Das deutsche Arbeitsrecht schützt die Angestellten vollumfassend:<br />

Wenn ein Arbeitnehmer krank ist, kann er<br />

zu Hause bleiben. Er muss sofort Bescheid geben, dass<br />

er aufgrund von Krankheit nicht arbeiten kann und dem<br />

Arbeitgeber eine entsprechende ärztliche Krankschreibung<br />

zusenden. Während dieser Zeit muss der Arbeitsgeber bis<br />

zu sechs Wochen das volle Entgelt zahlen. Die Krankenquote<br />

in Deutschland ist deutlich höher als in China. Bei<br />

Schlüsselpositionen kann das unter Umständen zu einer<br />

Stagnation der Unternehmensabläufe führen. Das deutsche<br />

Arbeitsrecht gewährt den Angestellten Rechte, die ein<br />

Unternehmen natürlich beachten muss. Wir haben letztlich<br />

den Personalplan entsprechend angepasst, um weitere Risiken<br />

zu vermeiden, auch wenn die Betriebskosten dadurch<br />

gestiegen sind. Um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu<br />

stärken, stellen wir z. B. kostenfrei frisches Obst in unserer<br />

Cafeteria zur Verfügung und führen in Kooperation mit<br />

einer Krankenkasse verschiedene Gesundheitstage durch.<br />

<strong>DCW</strong> Vielen Dank, dass Sie praktische Beispiele zur<br />

Analyse des Managements internationaler Teams genannt<br />

haben. Auch wenn es viele Übereinstimmungen gibt, sind<br />

Menschen aus unterschiedlichen Ländern durch ihre eigene<br />

Kultur geprägt. Mitarbeiter mit unterschiedlichen kulturellen<br />

Hintergründen zu führen, bedeutet, die Stärken der<br />

Menschen zu nutzen und zu entwickeln. Wo denken Sie,<br />

gibt es offensichtliche Unterschiede in den Denkweisen von<br />

deutschen und chinesischen Mitarbeitern?<br />

Gang Hong Sicherlich bringen Unterschiede in der<br />

Denkweise zwischen den beiden Ländern und die Auseinandersetzung<br />

der beiden Kulturen Probleme bei der<br />

Produktion mit sich. Wenn beispielsweise Aufgaben verteilt<br />

werden, fragt der deutsche Mitarbeiter: „Warum wird das


Greatview in Deutschland<br />

63<br />

so gemacht?“, der chinesische Angestellte fragt hingegen:<br />

„Wie wird es gemacht?“. Anhand dieses Beispiels kann man<br />

die unterschiedlichen Denkweisen erkennen: Die deutschen<br />

Mitarbeiter wollen zuerst die logische Beziehung zwischen<br />

den Dingen verstehen und erkennen, warum etwas getan<br />

werden muss. Der "Forschungsgeist" der deutschen Arbeiter<br />

hat uns wirklich erstaunt. Denn „Warum?“ ist eine Frage,<br />

die in der chinesischen Unternehmenskultur nur Mitarbeiter<br />

der Forschungs- und Entwicklungsabteilung stellen<br />

und beantworten müssen. Hinsichtlich der Effizienz hoffen<br />

wir natürlich, dass alle Angestellten unsere Anweisungen<br />

präzise umsetzen.<br />

Die kulturellen Unterschiede können zu Betriebsbeginn<br />

eines Werkes auch zu Verzögerungen führen, die wir aber<br />

gemeinsam abstellen konnten. Sofern es keine prinzipiellen<br />

Probleme gibt, respektieren wir beide Durchführungsmethoden.<br />

Es muss trotz aller Unterschiede nach Gemeinsamkeiten<br />

gesucht werden. Denn am Voneinander-Lernen<br />

sind wir gewachsen. Chinesische Experten sind bestrebt,<br />

die verschiedenen operativen Prozesse zu verstehen und<br />

sie deutschen Experten zu erklären. Es ist für beide Seiten<br />

schwierig, auf Englisch zu kommunizieren. Fachspezifische<br />

Dolmetscher in beiden Sprachen gibt es wenige und oft besitzen<br />

sie keine ausreichende Branchenkenntnis. Ich denke,<br />

dass dies auch ein großes Problem für chinesische Produktionsunternehmen<br />

in Deutschland sein wird.<br />

Wenn wir über dieses Problem sprechen, möchte ich auch<br />

gerne hervorheben, dass der Forschungsdrang der deutschen<br />

Angestellten die Stärke der deutschen Ausbildung im<br />

Bereich der Technik widerspiegelt. Im Vergleich zu chinesischen<br />

Mitarbeitern besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit,<br />

dass deutsche Facharbeiter bis in die Forschungs-und<br />

Entwicklungspositionen gelangen können.<br />

<strong>DCW</strong> In den mehr als vier Jahren der Inbetriebnahme des<br />

Standorts in Halle haben deutsche und chinesische Mitarbeiter<br />

sicherlich immer mehr Verständnis für die Kultur<br />

des anderen hinzugewonnen. Gleichzeitig sind vermutlich<br />

aber auch unter den deutschen und chinesischen Managern<br />

immer wieder neue essentielle Punkte gefunden worden, in<br />

denen sich Menschen und Kulturen unterscheiden. Worin<br />

unterscheiden sich Ihrer Meinung nach deutsche und chinesische<br />

Mitarbeiter und wo sehen Sie Vorteile?<br />

Gang Hong Ich denke, dass Chinesen sehr bescheiden und<br />

aufgeschlossen sowie äußerst durchsetzungsfähig sind. Im<br />

Umgang mit anderen Kulturen sind wir oft demütig. Diese<br />

positive Einstellung veranlasst uns, sowohl tolerant als auch<br />

lernwillig zu sein. Abgesehen davon, sind Chinesen sehr<br />

fleißig. Viele erfolgreiche chinesische Unternehmen arbeiten<br />

mit einem Team, das diese Eigenschaften vereint. Mit der<br />

richtigen Mobilisierung des Personals, kann man sagen,<br />

dass chinesische Angestellte vielleicht die fleißigsten Mitarbeiter<br />

der Welt sind. Aber auch in Deutschland haben wir<br />

Blick in die automatisierte Fabrik von Greatview


64 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

sehr fleißige Mitarbeiter gefunden. Sie sind sehr stringent<br />

und sorgfältig, praktisch veranlagt und realistisch.<br />

Anfänglich waren die deutschen Mitarbeiter in der Übernahme<br />

der Aufgaben sehr vorsichtig. Sobald sie aber von<br />

der Richtigkeit überzeugt waren, wurde es zu einer sehr<br />

erfüllenden Aufgabe. Weiterhin konnten sie regelmäßig die<br />

Initiative ergreifen, technische Optimierungen vorzuschlagen.<br />

Dieser spontane Perfektionismus ist eine Eigenschaft,<br />

die wir an deutschen Mitarbeitern bewundern und von<br />

ihnen lernen sollten. Die Eigenschaft, sich aktiv einzubringen,<br />

inspirierte auch die chinesischen Kollegen. Die gute<br />

Kombination von Fleiß, Gewissenhaftigkeit und die aktive<br />

Mitarbeit bringen dem Unternehmen auf lange Sicht große<br />

Vorteile.<br />

Außerdem möchte ich gerne über die Loyalität der Mitarbeiter<br />

sprechen. Man muss hervorheben, dass die chinesischen<br />

Mitarbeiter in erfolgreichen Unternehmen ziemlich<br />

loyal sind. Das ist eine Besonderheit von Ostasien. Diesen<br />

Grad an Loyalität würden deutsche Arbeiter ehrlich gesagt<br />

nicht erreichen, da ein Hauptmerkmal der westlichen Kultur<br />

die Entwicklung des Individuums ist. Vor diesem gesellschaftlichen<br />

Hintergrund möchte ich das von den deutschen<br />

Mitarbeitern auch nicht verlangen. Deutsche Angestellte<br />

haben gegenüber ihrer Arbeit eine sehr vernünftige Einstellung,<br />

legen Wert auf ihre persönliche Entwicklung und<br />

das Ansehen innerhalb des Unternehmens. Diese rationale<br />

Professionalität ist beeindruckend.<br />

<strong>DCW</strong> In vielen chinesisch investierten Unternehmen in<br />

Deutschland erkennt man, dass es ist nicht leicht ist, in<br />

Deutschland hochqualifiziertes Personal zu rekrutieren. Insbesondere<br />

um deutsches Personal für chinesisch investierte<br />

Unternehmen zu finden, muss die Unternehmensattraktivität<br />

erhöht werden. Wie baute Greatview erfolgreich ein 200<br />

Mitarbeiter starkes deutsches Team auf?<br />

Gang Hong Zunächst sollten wir uns die Hintergründe<br />

der Entwicklungen der deutschen Wirtschaft vergegenwärtigen:<br />

Wir haben seit 2009 den deutschen Markt untersucht.<br />

2013 erfolgte die offizielle Inbetriebnahme unseres Werkes.<br />

Während dieser Zeit erging es der deutschen Wirtschaft<br />

nicht sehr gut, das zeigte sich besonders gravierend im<br />

Osten Deutschlands. Hier gab es eine hohe Arbeitslosenquote<br />

. In diesem gesamtwirtschaftlichen Umfeld wurden<br />

wir zu einem Industrieunternehmen, das lokal Arbeitsplätze<br />

schaffen konnte und begegneten bei der Rekrutierung kaum<br />

Schwierigkeiten. Wir erhielten aus Sachsen-Anhalt und<br />

dem benachbarten Sachsen fast 3.000 Bewerbungen, weit<br />

Herr Hong und seine Mitarbeiter beim Hissen der Flaggen


Greatview in Deutschland<br />

65<br />

mehr als die geplanten 119 Stellen, die wir anbieten konnten.<br />

Das zeigt auch, dass wir als internationales Unternehmen<br />

aus China das öffentliche Interesse erregen konnten. Im<br />

Vergleich zu der fast reibungslosen Stellenbesetzung von<br />

vor ein paar Jahren ist die Rekrutierung von Fachkräften<br />

inzwischen eine Herausforderung.<br />

Der deutschen Wirtschaft geht es momentan sehr gut,<br />

auch die Wirtschaft im Osten Deutschlands entwickelt<br />

sich schnell und die Arbeitslosenquote befindet sich auf<br />

dem niedrigsten Niveau der Geschichte. Große namhafte<br />

deutsche Unternehmen wie BMW und Porsche haben<br />

ihre Produktionsstätten, die sich auch in dieser Region<br />

Ostdeutschlands befinden, ebenfalls erweitert. Leipzig als<br />

östlicher Wirtschaftsstandort (neben Halle) und seine Umgebung<br />

sind sehr attraktiv.<br />

Unter diesen Umständen ist das Finden von geeignetem<br />

Personal längst nicht mehr ganz einfach: Mit dieser Herausforderung<br />

sieht sich jedoch jedes Unternehmen in einem<br />

bestimmten Zeitraum konfrontiert. Unsere Vorteile sind:<br />

modernste Maschinen und Anlagen, sehr gute Arbeitsbedingungen<br />

und die internationale Ausrichtung.<br />

<strong>DCW</strong> Der Betrieb des Unternehmens umfasst nicht nur das<br />

interne Management eines Unternehmens. Viele chinesische<br />

Firmen möchten auch mehr von der Unterstützung aus dem<br />

politischen Umfeld erfahren. Wie würden Sie die Arbeit von<br />

deutschen Kommunen und Wirtschaftsförderern für die<br />

Investitionen in Deutschland bewerten?<br />

Gang Hong Als wir zu Beginn die Analysen durchführten,<br />

pflegten wir engen Kontakt zu vielen deutschen Bundesländern<br />

und Germany Trade & Invest (GTAI). Wir schätzen<br />

die Fähigkeit und Effizienz der deutschen Wirtschaftsförderungen<br />

sehr, Unternehmen zu unterstützen. Als wir einen<br />

geeigneten Investitionsstandort gesucht haben, hat uns<br />

GTAI einige passende Standorte angeboten. Der komplette<br />

Service war entgeltfrei. Natürlich bedarf es bei Investitionen<br />

in wichtigen Angelegenheiten größerer Vorsicht. Die<br />

Ansprechpartner der Wirtschaftsförderungen haben uns<br />

immer geduldig und professionell beraten.<br />

Schließlich haben wir uns für die Stadt Halle in Sachsen-<br />

Anhalt entschieden. Wir hatten zahlreiche Verhandlungen<br />

und Konsultationen mit lokalen Regierungsvertretern wie<br />

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und seinen Kollegen<br />

und dem Bürgermeister von Halle. Wir sind überaus dankbar<br />

für die gute Zusammenarbeit und Hilfe. Ich muss sagen,<br />

dass ich die politische und geschäftliche Kultur Deutschlands<br />

zutiefst bewundere. Im Zuge unserer Analysen haben<br />

wir die Verlässlichkeit der Landesregierung Sachsen-Anhalt<br />

kennengelernt. Dr. Haseloff ist ein Politiker mit Weitblick.<br />

In Zeiten knapper Haushaltsbudgets initiierte er den Bau<br />

des Star Park, einem Industriepark in Halle, und überzeugte<br />

Unternehmen, in den Osten Deutschlands zu investieren.<br />

Unser Werk befindet sich genau in diesem Industriepark.<br />

Sachsen-Anhalt hat uns ein preislich attraktives Grundstück<br />

angeboten, mit angemessenen Arbeitsressourcen und<br />

ausgezeichnetem Infrastrukturausbau. Dafür sind wir sehr<br />

dankbar.<br />

<strong>DCW</strong> Sie haben die Probleme für chinesische Mitarbeiter,<br />

in der Zeit unmittelbar nach der Gründung des Betriebs<br />

Visa zu erhalten, erwähnt. Sind denn seit diesen fünf Jahren<br />

positive Veränderungen in diesem Bereich zu verzeichnen?<br />

Gang Hong Eine Verbesserung ist sicherlich zu verzeichnen,<br />

als Unternehmer warte ich aber auf noch weitergehende<br />

Fortschritte. Was mich persönlich als Vorsitzenden von<br />

Greatview betrifft, ist mein derzeitiges Businessvisum für<br />

Deutschland auf nur zwei Jahre befristet. Bei der Beantragung<br />

des Visums muss ich jedes Mal detailliert meinen Reiseverlauf<br />

in Deutschland angeben und die Prozeduren sind<br />

kompliziert. Eine Vereinfachung des Visa-Services für Manager<br />

chinesischer Auslandsunternehmen in Deutschland<br />

ist etwas, dem ich wirklich erwartungsvoll entgegensehe.<br />

<strong>DCW</strong> Greatview konnte in den sieben Jahren seit seiner Investition<br />

in Deutschland viel Aufmerksamkeit verzeichnen<br />

und Erfolge verbuchen. Haben sich Ihre Erwartungen, die<br />

Sie bei der Entscheidung für diese Investition hatten, erfüllt?<br />

Gang Hong Die Investition in Deutschland war ein wichtiger<br />

Schritt in der Internationalisierungsstrategie von Greatview<br />

und die derzeitigen Erfolge haben unsere Erwartungen<br />

in Gänze erfüllt. Obwohl wir eine relativ lange Phase der<br />

Anpassung, der Einarbeitung und der Justierung zu Beginn<br />

des Betriebs im Vergleich zum Werk in China durchlaufen<br />

haben, ist die weitere Entwicklung doch gut. Schon nach<br />

etwas mehr als zwei Jahren nach der Investition hat der<br />

deutsche Betrieb bereits Gewinne erzielt.<br />

Im Mai 2013 haben wir mit einer weiteren Investition von 38<br />

Millionen Euro den Betrieb um eine zweite Produktionslinie<br />

erweitert. Das Investitionsabkommen wurde feierlich im<br />

Beisein der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des chinesischen<br />

Ministerpräsidenten Li Keqiang unterzeichnet. Die<br />

zweite Produktionslinie ist bereits im August 2017 in Betrieb<br />

gegangen und hat unsere Produktionskapazitäten weiter


66 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

vergrößert. Dahinter standen der Einsatz, die Anstrengungen<br />

und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Darauf bin<br />

ich stolz.<br />

Warum sage ich, dass die Investition in Deutschland ein<br />

wichtiger Schritt in der Internationalisierungsstrategie war?<br />

Zunächst konnten wir durch die Errichtung eines europäischen<br />

Werks unsere Lieferkette optimieren. Außerdem<br />

konnte Greatview durch den Betrieb seines deutschen<br />

Werkes äußerst vielfältige Erfahrungen in der Praxis des<br />

transnationalen und transkulturellen Wirtschaftens sammeln<br />

und jede Menge exzellenter Manager und Frontline-<br />

Mitarbeiter ausbilden. Dies hat im Folgenden die weitere<br />

Internationalisierung unserer Managementkompetenz<br />

gestärkt, neue Arbeitskräfte gebracht, die Wahl unserer<br />

Strategien diversifiziert und uns im späteren internationalen<br />

Expansionsprozess Selbstvertrauen gegeben. Somit war die<br />

Investition in Deutschland eine richtige und sehr wichtige<br />

Entscheidung. Unsere Produktmarken sind des Weiteren<br />

durch „Made in Germany“ noch internationaler geworden.<br />

<strong>DCW</strong> Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns<br />

teilen. Aus den Beispielen aus der Praxis können sicherlich<br />

andere chinesische Unternehmen, die im Ausland investieren<br />

wollen, neue Ideen für die Unternehmensorganisation<br />

und -entwicklung generieren. Haben Sie weitere Ratschläge<br />

und Hinweise für chinesische Unternehmen, die derzeit<br />

planen, ins Ausland zu gehen?<br />

Gang Hong Als Leiter eines Unternehmens braucht man<br />

sicherlich die Fähigkeit, ein internationalisiertes Unternehmen<br />

zu führen und eine ausreichende Vision zur Internationalisierung.<br />

Als mittelständisches Unternehmen hat<br />

Greatview ein extrem internationales Team, das seine Technik<br />

und sein Verwaltungssystem in Deutschland implementieren<br />

konnte. Ein Großteil der Unternehmensgründer und<br />

des Managements unseres Unternehmens hat im Ausland<br />

studiert oder Erfahrungen in ausländischen Unternehmen<br />

gesammelt und unsere Unternehmensvision ist es, ein ebenso<br />

multinationales Unternehmen zu werden. Dies half uns,<br />

internationalisierte Betriebsweisen und Standards bereits<br />

bei der Unternehmensgründung zu etablieren. Wir haben<br />

somit die Fähigkeit, die Regeln der fremden Umgebung<br />

und des ausländischen Marktes ausreichend zu verstehen,<br />

bevor wir ins Ausland gehen. Trotzdem gab es in der ersten<br />

Phase der Auslandsinvestition eine Durststrecke, die es zu<br />

überwinden galt. Daher sind für klein- und mittelständische<br />

Unternehmen Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit allein<br />

nicht ausreichend.<br />

Wenn die Führungsebene keine ausreichend internationale<br />

Vision und Organisationserfahrung hat und es ihr an mentaler<br />

und substanzieller Vorbereitung fehlt, sind die Schwierigkeiten,<br />

auf die sie stoßen wird, vorauszusehen. Ich hoffe,<br />

dass die praktischen Erfahrungen der Greenfield-Investition<br />

von Greatview anderen chinesischen Unternehmen, die derzeit<br />

den europäischen Markt ins Auge fassen, als hilfreiche<br />

Referenz dienen können. ■<br />

Gang Hong<br />

Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />

der Greatview<br />

Aseptic Packaging Co., Ltd.<br />

Nach seinem Bachelorstudium<br />

in thermischer Physik<br />

an der Universität Zhejiang<br />

1985 und einem Masterstudium<br />

in Wirtschaftswissenschaften<br />

an der Universität<br />

Sussex Großbritannien<br />

1987 arbeitete Gang Hong in China zunächst als<br />

Business Development Manager bei der Scandinavia<br />

AB, später als erster Resident Chief Representative bei<br />

einem namhaften Verpackungshersteller. Im Jahr 2003<br />

gründete er die Greatview Aseptic Packaging Co., Ltd<br />

und verantwortete den kontinuierlichen Wachstumsprozess<br />

des Unternehmens. Die Greatview Aseptic Packaging<br />

Co., Ltd. ist eines der wenigen Unternehmen,<br />

die sterilisierbare Verpackungsmaterialien produzieren.<br />

Im Jahr 2011 investierte das Unternehmen 50 Millionen<br />

Euro in den Bau seines Verpackungswerks in Halle<br />

(Saale).


Managementinnovation aus China?<br />

67<br />

Dr. Matthias Niedenführ<br />

Managementinnovation aus China?<br />

Der Emerging Trend des „Confucian Entrepreneur“<br />

Beim World Economic Forum <strong>2018</strong> in Davos erregte Jack Ma<br />

(Ma Yun, 马 云 ), Gründer des chinesischen Online-Handelsgiganten<br />

Alibaba, mit seinen Aussagen zu den Anforderungen<br />

an Menschen und ethische Standards in der<br />

Wirtschaft einige Aufmerksamkeit: 1<br />

Business people should have a philanthropic heart<br />

and entrepreneurial mind instead of an entrepreneurial<br />

heart and a philanthropic mind.<br />

Was meint Ma mit diesem Statement? Für Unternehmer gibt<br />

es zwei hauptsächliche Beweggründe, um sich mit ethischen<br />

Erwägungen auseinanderzusetzen, nämlich intrinsische Motivation<br />

und externe Anreize. Ein Unternehmer mit „philanthropischem<br />

Kopf “ und „unternehmerischem Herzen“ wird<br />

eher zur Vermeidung von gewinnschädigendem Imageverlust<br />

an Corporate Sustainability denken,2 wobei ein äußerer<br />

Anschein erzeugt wird, ohne jedoch die Unternehmenskultur<br />

substantiell zu verändern (wie durch Einführung von<br />

Stakeholder Dialogen oder die Anpassung von Performance<br />

Appraisals). Unternehmer mit „philanthropischem Herzen“<br />

dagegen legen ihren Fokus darauf, welchen Nutzen für die<br />

Gesellschaft ihr Geschäft bringen kann, und nicht nur auf die<br />

Ergebnisse im nächsten Quartalsbericht. Diese Art Unternehmer,<br />

so Ma, brauche die Welt.<br />

Aus diesem Grund betonte Ma auch die Bedeutung gemischter<br />

Teams für den Erfolg eines Unternehmens. Bei Alibaba<br />

seien 37 Prozent der Führungspositionen von Frauen<br />

besetzt, da diese, so Ma, oft über einen höheren „Liebes-<br />

Quotienten“ (LQ) verfügten:<br />

If you want to be respected, you need high LQ –<br />

the IQ of love<br />

Liebe zur eigenen Aufgabe, zu Teammitgliedern und zu den<br />

Kunden sei eine zentrale Antriebskraft, die bei erfolgreichen<br />

Unternehmern und Managern zu finden sein müsse.<br />

Vorreiter des New Chinese<br />

Management<br />

Die von Ma vorgebrachten Ansichten sind sicher nicht neu,<br />

doch es gelingt ihm, sie besonders prägnant auf den Punkt zu<br />

bringen. Dabei nennt er eine Reihe von Werten, wie Überzeugungen,<br />

unabhängiges Denken, Teamwork, und Rücksichtnahme<br />

für andere, die in den letzten Jahren für chinesische<br />

Unternehmer besondere Bedeutung erlangt haben.<br />

Jack Ma ist, ebenso wie sein Konkurrent Pony Ma (Ma Huateng,<br />

马 化 腾 ), der Gründer von Tencent, ein Alumnus der<br />

Cheung Kung Graduate School of Business (CKGSB). Diese<br />

wurde 2002 vom Hongkonger Tycoon Lee Ka Shing ( 李 嘉<br />

诚 ) gegründet und gilt als erfolgreichste private Business<br />

School Chinas.3 Seit einigen Jahren arbeitet sie gemeinsam<br />

mit dem Konfuzianismus-Experten Tu Weiming ( 杜 维 明 ,<br />

Harvard/Peking University) an einem „humanistic curriculum“<br />

für Manager.<br />

Mit diesem Hintergrund gehört Jack Ma wohl nicht von<br />

ungefähr zu jener neuen Generation von Unternehmern,<br />

die Privatunternehmen in China zu einem Motor für Innovation<br />

gemacht haben und dabei gezielt auf chinesische<br />

„humane Werte“ zurückgreifen. Diese Unternehmer wollen<br />

sich nicht mehr nur von westlichen Managementideen leiten<br />

lassen, wie sie in den Business Schools gelehrt werden,<br />

sondern auch die besonderen kulturellen, gesellschaftlichen<br />

und politischen Verhältnisse ihres Heimatlandes im<br />

Management widergespiegelt sehen. Sie versuchen ein New<br />

Chinese Management zu entwickeln, welches die globale<br />

Diskussion über vorbildliches Management um einen dezidiert<br />

chinesischen Beitrag bereichern soll.<br />

Als Inhaber einer Professur, die den Fragen ethischen<br />

Wirtschaftens in China gewidmet ist,⁴ beschäftige ich mich


68 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

„Model Entrepreneurs“ auf einer Confucian Entrepreneur Tagung<br />

seit längerem mit dem aus dieser Diskussion entstehenden<br />

Phänomen des „Confucian Entrepreneurship“. Dabei ist<br />

es mir ein besonderes Anliegen, gerade auch jene Unternehmen<br />

und Geschäftsleute, die in China aktiv sind oder<br />

mit chinesischen Partnern zusammenarbeiten, über diesen<br />

Emerging Trend zu informieren, der bisher noch nicht von<br />

der westlichen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.<br />

Im Folgenden werde ich zum besseren Verständnis zunächst<br />

kurz die Entstehung und den chinesischen Kontext dieses<br />

Phänomens skizzieren, danach einige der Unternehmer,<br />

deren Arbeit ich untersucht habe, selbst zu Wort kommen<br />

lassen und Beispiele ihrer innovativen Management-Praktiken<br />

vorstellen.<br />

Was ist der „Confucian<br />

Entrepreneur“?<br />

Der chinesische Begriff „Confucian Entrepreneur“ (rushang<br />

儒 商 ) setzt sich zusammen aus den Schriftzeichen ru 儒 (für<br />

rujiao 儒 教 „Konfuzianismus“)⁵ und shang 商 (für shangren<br />

商 人 „Händler, Kaufleute, Geschäftsleute, Unternehmer“). In<br />

China bezeichnet Rushang jene Unternehmer, die in ihrem<br />

Geschäft erfolgreich sind, dabei insbesondere aber auch<br />

darauf achten, ethisch zu agieren. Hierbei beziehen sie sich<br />

auf traditionelle Werte aus dem chinesischen Kulturerbe. Zu<br />

diesen Werten gehören Aufrichtigkeit, Vertrauen, Fleiß, Fairness,<br />

Verlässlichkeit und andere konfuzianische Tugenden.<br />

Die Rushang der Volksrepublik engagieren sich zudem für<br />

eine Wiederbelebung (fuxing 复 兴 ) der traditionellen Kultur<br />

und der chinesischen Nation. Dies steht eng im Zusammenhang<br />

mit der Förderung chinesischer Werte und dem neuen<br />

Selbstbewusstsein Chinas in der Ära Xi Jinping.<br />

Im engeren Sinne beziehen sich „Confucian Entrepreneurs“<br />

auf Wertevorstellungen konfuzianischer Denker, wie etwa<br />

Konfuzius (Kongzi 孔 子 ), Mencius (Mengzi 孟 子 ), dem<br />

Song-zeitlichen „Neo-Konfuzianer“ Zhu Xi ( 朱 熹 ), oder<br />

dem Ming-zeitlichen Gelehrten Wang Yangming ( 王 阳<br />

明 ). Die Denkschulen, die unter „Konfuzianismus“ zusammengefasst<br />

werden, wurden – mit Unterbrechungen – über<br />

Generationen bis heute weitergegeben und weiterentwickelt.<br />

Im weitesten Sinne werden alle Denkströmungen der chinesischen<br />

Geschichte als Referenz für die Rushang herangezogen,<br />

also auch Daoismus, Buddhismus, die Yin-Yang-Lehre,<br />

Mohismus, die Fünf-Elemente-Lehre etc. Tatsächlich gibt es<br />

auch den „Daoist Entrepreneur“ (daoshang 道 商 ) und den<br />

„Buddhist Entrepreneur“ (foshang 佛 商 ).⁶<br />

Dabei ist zu beachten, dass die genannten ethischen Systeme<br />

in China nur bedingt der westlichen Vorstellung von<br />

Religion entsprechen und es zwischen ihnen keine feste<br />

Abgrenzung gibt. Manch einer versteht sich als Konfuzianer,<br />

wenn es um die Ideale staatlicher Ordnung und sozialer<br />

Beziehungen geht, und bezieht sich in anderen Lebensbereichen,<br />

wie etwa der Rücksicht auf die Umwelt und Jenseitsvorstellungen<br />

auf buddhistische, daoistische und andere<br />

Gedanken.⁷ Die Flexibilität und gewisse stabilitätsfördernde<br />

Elemente des Konfuzianismus waren sicher Gründe, warum<br />

schon der Kaiser und die Beamtenelite diese Denkschule<br />

favorisierten und warum auch die gegenwärtige Führung in<br />

China wieder an diese Tradition anknüpft.


Managementinnovation aus China?<br />

69<br />

Historische Vorgänger und<br />

Vorbilder<br />

Die Vorstellung von „konfuzianischen Kaufleuten“ ist keineswegs<br />

neu. Schon vor Jahrhunderten versuchten Kaufleute<br />

und Unternehmer, Gewinnstreben mit der Verantwortlichkeit<br />

für die Gemeinde in Einklang zu bringen und<br />

Ausbeutung zu vermeiden, indem sie faire Preise machten<br />

und lokale Förderprojekte verfolgten. Dazu gehörten<br />

Bewässerungsprojekte, Straßen- und Brückenbau, Instandhaltung<br />

von Dämmen und Wohltätigkeitsprojekte – alles<br />

Aktivitäten, die heute in Corporate-Social-Responsibility-<br />

Berichten Erwähnung finden würden.<br />

Gewinnstreben wurde von konfuzianischen Denkern traditionell<br />

mit Missfallen betrachtet. Entsprechend stellte man<br />

auch die Kaufleute in der Einteilung der Gesellschaft der<br />

„Vier Volksgruppen“ unter die anderen sozialen Gruppen,<br />

also unter „Gelehrtenbeamte“, „Bauernvolk“ und „Handwerker“.<br />

Gerade in der Ming- und Qing-Zeit kam es jedoch<br />

zu dem Phänomen, dass gescheitere Aspiranten der Beamtenprüfungen,<br />

die in der harten Auslese nicht reüssierten,<br />

eine kaufmännische Laufbahn einschlugen, um sich über<br />

Wasser zu halten. Unter den Kaufleuten wiederum, denen<br />

der Zugang zu den Prüfungen ohnehin verwehrt war, gab<br />

es solche,⁸ die den sozialen Aufstieg durch konfuzianische<br />

Bildung flankierten. Somit bildete sich zwischen diesen vertikal<br />

getrennten Schichten eine hybride Gruppe heraus, die<br />

als Mischung hochgebildeter Konfuzianer und erfolgreicher<br />

Kaufleute schon damals die Selbstzuschreibung „konfuzianische<br />

Händler“ (rugu 儒 贾 ) wählte.⁹<br />

Tatsächlich gab es regionale Händlergruppen (shangbang 商<br />

帮 ), die für ihren Erfolg und ihre Tugenden weithin bekannt<br />

waren. Dazu zählten vor allem die Händler aus den Provinzen<br />

Anhui, Shanxi Zhejiang, Jiangsu und Guangdong.1⁰<br />

Es kommt nicht von ungefähr, dass genau diese Regionen<br />

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70 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

heute an diese Tradition anknüpfen und im Bereich ökonomischer<br />

Aktivität und Entrepreneurship in China wieder an<br />

der Spitze liegen.11<br />

Die Renaissance des „Confucian<br />

Entrepreneurs“<br />

Nachdem in den ersten drei Jahrzehnten des kommunistischen<br />

China im Zuge der Planwirtschaft das private<br />

Unternehmertum in der Volksrepublik fast vollständig<br />

verschwunden war, hat dieses in der Zeit der „Reform- und<br />

Öffnungs“-Politik Deng Xiaopings wieder eine deutliche<br />

Aufwertung erfahren. Die Vorstellungen und Praktiken des<br />

Rushang lebten in der chinesischen Diaspora (Hongkong,<br />

Taiwan, Südostasien) sowie in Japan, Korea und Vietnam<br />

weiter und wurden von Investoren wieder zurück nach Festlandchina<br />

gebracht. Zu den häufig genannten Vorbildern<br />

zählen Inamori Kazuo ( 稲 盛 和 夫 , Japan), Chou Chun-chi<br />

( 周 俊 吉 , Taiwan),11 Run Run Shaw ( 邵 逸 夫 ) und Li Ka<br />

Shing (beide Hongkong).<br />

Die Phase intensiven Wachstums, die seit der Zeit der<br />

„Reform und Öffnung“ anhält, hat allerdings eine Reihe negativer<br />

Konsequenzen für die Umwelt und soziale Ungleichgewichte<br />

mit sich gebracht. Dazu zählen die weit verbreitete<br />

Korruption und die Missachtung von Fairness-Grundsätzen<br />

in Geschäftsbeziehungen. Die Diskussionen um „business<br />

ethics“, „CSR“ und „sustainability“, die zu der Zeit im Westen<br />

bereits etabliert waren, werden daher seit dem WTO-<br />

Beitritt auch in China verstärkt aufgegriffen. Gleichzeitig<br />

suchen viele – wie Jack Ma – nach vergleichbaren Ideen im<br />

chinesischen Kulturerbe.<br />

Während die Diskussionen in den 2000ern vor allem von<br />

Akademikern wie dem oben erwähnten Tu Weiming,<br />

Zhou Shengchun ( 周 生 春 , Zhejiang), Li Honglei ( 黎 红 雷 ,<br />

Guang dong) und Fan Heping ( 樊 和 平 , Nanjing) angetrieben<br />

wurden, haben in den letzten Jahren immer mehr Unternehmer<br />

die Wiederaufwertung der traditionellen Kultur<br />

und ihrer Werte im Business für sich entdeckt. Einer von<br />

ihnen erklärt seine Motivation folgendermaßen:<br />

Using the term Confucian businessman is a trend<br />

and it’s good for business, […] It sets me apart from<br />

crass merchants who don't care about regulations<br />

or social responsibilities.1³<br />

Der „Confucian Entrepreneur“ wurde ab 2006 auf Konferenzen,<br />

wie den Confucian Entrepreneur Seminars,1⁴ dem<br />

Bo’ao Confucian Entrepreneur Forum oder dem New Business<br />

Civilization Forum1⁵ aufgegriffen. Spezialisierte Forschungsinstitute1⁶<br />

sowie zahlreiche Confucian-Entrepreneur-Vereinigungen<br />

widmen sich diesem Thema.<br />

Die Ernsthaftigkeit des Engagements vieler Unternehmer<br />

wird in der öffentlichen Diskussion in China zuweilen in<br />

Frage gestellt:<br />

[… He] is one of many Chinese businessmen who<br />

want to add some Confucian (meaning Chinese<br />

culture) cachet to their image and become known<br />

as a scholar-businessman.<br />

Chinesische Unternehmer werden auf dem Bo’ao Confucian Entrepreneur Forum geehrt


Managementinnovation aus China?<br />

71<br />

Liu Chuanzhi, Gründer und Ehrenvorsitzender von Lenovo<br />

Auch wenn für einige Unternehmer das Label „Confucian<br />

Entrepreneur“ vermutlich wenig mehr als ein Modebegriff<br />

ist – die Philanthropie also nur im Kopf steckt, um mit Jack<br />

Ma zu sprechen – so ist doch bemerkenswert, dass tausende<br />

Unternehmer an den Diskussionen teilnehmen und<br />

bekannte Unternehmerpersönlichkeiten ihnen Legitimität<br />

verleihen.<br />

Im Dezember 2017 trafen sich knapp 2.000 Unternehmer<br />

in Hainan,1⁷ um sich darüber zu unterhalten, was „New<br />

Chinese Management“ auf der Grundlage traditioneller<br />

chinesischer Werte sein könnte. Unter dem Thema „Speak<br />

to the World“ ( 对 世 界 说 ) wurde diskutiert, wie nachhaltige<br />

Formen chinesischen Unternehmertums entwickelt und<br />

umgesetzt werden und wie chinesische Unternehmer konstruktiv<br />

in der Welt agieren können.<br />

Zu den als Vorbild genannten Unternehmern gehören Liu<br />

Chuanzhi ( 柳 传 志 , Lenovo), Chen Feng ( 陈 峰 , Hainan<br />

Airlines), Ji Keliang ( 季 克 良 , ehemaliger Leiter von Maotai),<br />

Mao Zhongqun ( 茅 忠 群 , CEO von FOTILE) und viele<br />

andere.<br />

We will need the resources of traditional Chinese<br />

culture to build a new business civilization<br />

Liu Chuanzhi, Lenovo<br />

Die chinesische Regierung, die große Herausforderungen<br />

wie Umweltschäden und rückgängige soziale Kohäsion<br />

bewältigen muss, ist auf die Unterstützung ihrer Politik<br />

durch private Unternehmer angewiesen. Doch obwohl der<br />

Emerging Trend des „Confucian Entrepreneurs“ den Zielen<br />

der Partei entspricht, handelt es sich hierbei nicht um einen<br />

Top-down-Prozess, sondern um Bottom-up-Prozesse, die<br />

von Geschäftsleuten und Wissenschaftlern initiiert wurden.<br />

Sie werden von der Partei wohlwollend geduldet.<br />

Forschung an Fallstudien<br />

Nun passiert es nicht selten, dass Ideale trotz aller Diskussionen<br />

in der Realität wenig Anwendung finden. Eine<br />

wichtige Aufgabe liegt daher darin, solche Unternehmen<br />

zu identifizieren, die konfuzianische Werte auch in der geschäftlichen<br />

Praxis umsetzen. Es geht darum, die propagierten<br />

den implementierten Werten gegenüberzustellen. Dabei<br />

soll der Umbau der Unternehmenskultur hin zu einem<br />

nachhaltigem, in traditionellen Werten verankerten Modell<br />

in wissenschaftlich überprüfbarer Weise untersucht werden.<br />

Insbesondere die Reaktion der Mitarbeiter (von Compliance<br />

bis hin zu Widerstand) ist hier von Bedeutung.<br />

Im chinesischen Kontext ist der Zugang zu relevanten<br />

Unternehmen und damit wertvollen Informationen für Ausländer<br />

nur schwer zu erlangen. In Jahren geduldiger Netzwerkarbeit<br />

konnte ich jedoch das notwendige Vertrauen bei<br />

zentralen Akteuren entwickeln, von denen ich einige bereits<br />

genannt habe. Unter den über hundert Unternehmern, zu<br />

denen ich inzwischen Kontakt habe, wurden diejenigen<br />

herausgesucht, die durch ihre besonderen Bemühungen um<br />

eine „konfuzianische“ Arbeitsweise auffallen.<br />

Der empirische Teil meiner Forschung umfasst Interviews –<br />

auf Chinesisch – mit ca. 15 Akteuren je untersuchter Firma:<br />

Zunächst mit dem Unternehmer selbst, dann mit dem Top-<br />

Management, dem mittleren und unteren Management und


72 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

der Mitarbeiterebene. Die Interviews sind halb-strukturiert,<br />

damit auch die Interviewpartner Themen zur Sprache bringen<br />

können, die ihnen relevant erscheinen. Sie sind anonymisiert,<br />

damit die Mitarbeiter sich frei äußern und Kritik üben<br />

können. Die Fragen sind u. a.: Welchen Anspruch hat das<br />

Unternehmen und für welche Werte steht es? Wie vermitteln<br />

Führungskräfte diese Werte? Welche Maßnahmen werden<br />

konkret umgesetzt?<br />

Die bisher untersuchten Unternehmen sind in ihrer Größe,<br />

Branche und ihrem gewählten Ansatz sehr unterschiedlich.<br />

Das Ziel ist es, eine Theorie des „Confucian Entrepreneur“<br />

zu erarbeiten, die in quantitativen Folgestudien überprüft<br />

werden wird. Im Folgenden greife ich exemplarisch zwei<br />

Fälle heraus:<br />

Mao Zhongqun und FOTILE:<br />

„Exzellent durch Liebe“<br />

Die Firma FOTILE (Fangtai 方 太 ) ist Marktführer in China<br />

im Edelsegment elektrischer Küchengeräte und Einbauküchen.<br />

Sie sitzt in Cixi ( 慈 溪 ) bei Ningbo (Zhejiang) in der<br />

Hightech-Zone Hangzhou-Bay gegenüber von Shanghai.<br />

FOTILE wurde 1996 gegründet, als der heutige CEO Mao<br />

Zhongqun ( 茅 忠 群 ) von seinem Vater Mao Lixiang ( 茅 理<br />

翔 ) in die damalige Feixiang-Gruppe ( 飞 翔 ) geholt wurde,<br />

wofür er seine erfolgreiche naturwissenschaftliche Karriere<br />

aufgeben musste. Nach intensiver Marktrecherche verlagerte<br />

der Sohn das Geschäft von Feuerzeugen ins Segment der<br />

Dunstabzugshauben europäischer Bauart und benannte die<br />

Firma in FOTILE um.1⁸ Dafür forderte er volle Kontrolle<br />

über das Unternehmen und das Recht, nur passende Mitarbeiter<br />

aus der alten Firma zu übernehmen. Der Fall Feixiang–FOTILE<br />

gilt als Vorbild einer gelungenen Übergabe<br />

der Gründergeneration an die zweite Generation.1⁹<br />

Als Vorbereitung auf seine neue Laufbahn machte Mao<br />

zunächst einen EMBA an der China Europe International<br />

Business School (CEIBS) in Shanghai, bevor er sich an der<br />

Peking Universität und der Tsinghua-Universität in Peking<br />

in Kursen in Guoxue ( 国 学 , „Nationalstudien“)1⁹ einschrieb.<br />

Er verspürte die Notwendigkeit, westliche Management-<br />

Ideen um chinesische Elemente zu erweitern:<br />

That made me think about China having five<br />

thousand years of civilization, about our future. In<br />

twenty, thirty years, will our Business Schools still<br />

only teach American management?<br />

I don’t think that is likely. It must be like in Japan,<br />

somehow combining modern management with<br />

China’s five thousand years of culture.<br />

Die Umstrukturierung stand unter dem Motto „Integration<br />

von Chinesischem und Westlichem“ (zhongxi hebi 中 西 合<br />

璧 ). Mao fügte sich im Sinne konfuzianischer kindlicher<br />

Pietät (xiao 孝 ) den Wünschen des Vaters, in die Firma<br />

einzusteigen. Seine westliche Ausbildung veranlasste ihn<br />

aber auch, mit der in chinesischen Familienunternehmen<br />

üblichen Verteilung von Führungspositionen an Familienmitglieder<br />

zu brechen und stattdessen professionelle<br />

Manager in die Firma zu holen.<br />

Die Umgestaltung der Unternehmenskultur fängt bei den<br />

Führungsmethoden an. In der konfuzianischen Tugendethik<br />

ist „Selbstzivilisierung“ (zixiu 自 修 ) ein zentrales<br />

Motiv. Zixiu bezeichnet die tägliche Selbstprüfung, ob das<br />

eigene Denken und Handeln tatsächlich den konfuzianischen<br />

Idealen entspricht. Diese Wertorientierung soll auch<br />

zur Verbesserung des Umfelds eingesetzt werden. Diese<br />

beiden Konzepte – selbstkritische Führung sowie die Verantwortung<br />

für Mitarbeiter und Gemeinschaft – versuchen<br />

die Rushang nun auf die Führungskräfte im Unternehmen<br />

zu übertragen. Dies erinnert an das Stakeholder-Konzept im<br />

westlichen Management. Der Anspruch ist, dass das Führungspersonal<br />

bei Problemen die Fehler zunächst bei sich<br />

selbst sucht. Konfuzianische Führung soll mit vorbildlichem<br />

Handeln die Mitarbeiter inspirieren.<br />

Mao Zhongqun hoffte, diese Werte mit seinem ab 2008<br />

schrittweise eingeführten Programm für konfuzianische<br />

Bildung in sein Unternehmen zu operationalisieren. Ein<br />

Konfuzius-Lernraum wurde eingerichtet und die Angestellten<br />

dazu angehalten, jeden Tag 15 Minuten ihrer Arbeitszeit<br />

der Lektüre von Klassikern zu widmen.21 Heute tauschen<br />

sich die Arbeitsteams auf WeChat in kleineren WeChat-<br />

Gruppen über „Best Practices“ aus. Dabei findet sowohl<br />

eine horizontale Kommunikation zwischen Arbeitsteams<br />

und eine vertikale Kommunikation zwischen den Hierarchieebenen<br />

statt. Dem anfänglichen Widerstand vor allem<br />

des gebildeten Managements gegen diese teils als invasiv<br />

empfundene „Werterziehung“ konnte Mao durch behutsame<br />

Anpassungen und durch die Berücksichtigung des Feedbacks<br />

der Betroffenen begegnen.<br />

Von den weiteren, in konfuzianischem Sinne „humanen“,<br />

Maßnahmen greife ich hier nur einige heraus: Mit der<br />

Vergabe von „Identity Shares“ (shengu 身 股 ) versucht man,<br />

alle Mitarbeiter mit mindestens zwei Jahren Unternehmenszugehörigkeit<br />

am Erfolg der Firma zu beteiligen. Soziale<br />

Hintergründe der Arbeitnehmer sollen berücksichtigt<br />

werden – sowohl in der Leistungsbewertung als auch in der<br />

Vergabe von beispielsweise bezahltem Sonderurlaub, damit<br />

Mitarbeiter ihre Eltern besuchen können.22


Managementinnovation aus China?<br />

73<br />

FOTILE hat erfolgreich landesweit ein Image als verantwortungsvolles<br />

Unternehmen etablieren können. Dazu gehört<br />

auch, dass sie zuverlässig Steuern zahlen und Bestechung<br />

ablehnen. Um die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten,<br />

verzichtete die Firma auf einen Millionenauftrag in einem<br />

Großprojekt, da der Bauunternehmer Vorschläge zum verbesserten<br />

Brandschutz nicht umsetzen wollte. Diese „Best<br />

Practice“ wurde von Mitarbeitern in den Interviews mehrfach<br />

als Grund genannt, warum man stolz sei, bei FOTILE<br />

zu arbeiten.<br />

Der Umbau der Unternehmenskultur zeitigt Erfolge: Die<br />

Kosten aus internen Kommunikationskonflikten wurden<br />

erheblich reduziert. Angestellte bestätigten für sie spürbare<br />

Veränderungen im Vergleich zur Situation vor der<br />

Umstellung. Viele Interviewte zeigten sich ausgesprochen<br />

stolz auf ihren Arbeitgeber und identifizieren sich mit dem<br />

Unternehmen. Die Maßnahmen führten auch dazu, dass<br />

die in China übliche, hohe Mitarbeiterfluktuation von 25<br />

bis 30 Prozent pro Jahr auf sieben Prozent reduziert werden<br />

konnte. Dies macht Ausbildungsinvestitionen in die Mitarbeiter<br />

rentabler. FOTILE wächst seit längerem zweistellig<br />

gegen den Trend der Branche und hat den jährlichen Umsatz<br />

auf über 10 Milliarden Renminbi steigern können. Die<br />

Auftragsbücher sind voll und es gibt einen Lieferrückstau<br />

von bis zu einem halben Jahr. In <strong>2018</strong> wird sich FOTILE<br />

weiter vergrößern, überdurchschnittlich in F&E investieren<br />

und erstmalig über 20.000 Menschen beschäftigen.<br />

Wu Nianbo und GOOD-ARK:<br />

Der „Happy Company“-Ansatz<br />

Das Unternehmen GOOD-ARK (Suzhou Gude 苏 州 固<br />

锝 ) wurde seit 1991 von Wu Nianbo ( 吴 念 博 ) aufgebaut.<br />

Im Zuge der Marktliberalisierung entwickelte sich Suzhou<br />

in den 90ern zu einem Anzugspunkt für Halbleiter-Produzenten<br />

aus Taiwan, Hongkong und Japan. Wu, eigentlich<br />

Lehrer, wurde Partner eines taiwanischen Investors und<br />

sammelte Geld im Familien- und Verwandtenkreis, um die<br />

ersten Aufträge zu übernehmen und in einer kleinen Fabrik<br />

auszuführen. Seine Strategie, gleich zu Beginn mit vollem<br />

Risiko hohe Liefermengen zu garantieren, brachte ihm nach<br />

anfänglichen Verlusten großen Erfolg. Das Unternehmen<br />

wuchs mit dem Halbleiter-Boom und dem Aufstieg Suzhous<br />

zum High-Tech-Zentrum Chinas und ist heute Weltmarktführer<br />

in der Dioden-Produktion.<br />

Wu hat im letzten Jahrzehnt seine Firma schrittweise von<br />

einem westlichen hin zu einem „konfuzianischen“ Business-<br />

Modell umgebaut, welches er „Happy Enterprise“ (xingfu<br />

qiye 幸 福 企 业 ) nennt. Die Firma wird dabei als „große Familie“<br />

in konfuzianischem Sinne gesehen, in der der Unternehmer<br />

in der wohlwollendenden Vaterrolle die Geschicke<br />

des Unternehmens lenkt. Das Augenmerk liegt dabei nicht<br />

allein auf den Gewinnen, sondern auch auf dem Wohlergehen<br />

der Mitarbeiter – der „Familienmitglieder“, die sich<br />

gegenseitig „GOOD-ARK-Leute“ nennen. Die Idee ist, dass<br />

Wu Nianbo, Gründer des Unternehmens GOOD-ARK, spricht zu Gästen in der firmeneigenen „Lernhalle“


74 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

glückliche Mitarbeiter leistungsfähiger<br />

und leistungsbereiter sind<br />

und damit letztlich zum Erfolg<br />

des Unternehmens als Ganzes<br />

beitragen.<br />

Für die Werteorientierung<br />

spielen für Wu zunächst<br />

„humanistische Bildungsmaßnahmen“<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Darunter fasst er tägliche Zeitfenster<br />

für das Lesen klassischer<br />

Texte, Bildungswochenenden sowie<br />

Kursmodule, die als bezahlte Arbeitszeit<br />

gelten. Wu liegt daran, „Mitgefühl für die<br />

Arbeiter und ihre Familien“ zu zeigen, welches sich<br />

in Zugeständnissen an die Mitarbeiter äußert, die in China<br />

weit über dem Durchschnitt liegen. Dazu gehören beispielsweise<br />

drei Wochen bezahlter Urlaub für Besuche von Eltern<br />

bei ihren Kindern, die bei den Großeltern in der Provinz<br />

zurückgelassen werden mussten, oder eine zweijährige<br />

Elternzeit für Mütter mit halbem Gehalt und der Aussicht<br />

auf Wiedereingliederung in die gleiche Stelle. Diese<br />

Zugeständnisse sollen den Angestellten Anreize liefern, die<br />

zunächst als mühsam empfundene Werteerziehung in Kauf<br />

zu nehmen, bevor sie diese für sich selbst angenommen haben.<br />

Auf Nachfrage wurde mir vergewissert, dass im Zuge<br />

der Umstellung zwar einige Mitarbeiter das Unternehmen<br />

verlassen haben, dass inzwischen aber viele gerade aufgrund<br />

der Wertorientierung zu GOOD-ARK kommen.23<br />

Weiterhin organisiert GOOD-ARK Freiwilligeneinsätze<br />

der Arbeiter bei Social-Outreach-Projekten in der Nachbarschaft,<br />

wofür auf allen Ebenen der Firma „Volunteer<br />

Comittees“ eingerichtet wurden. Mit Batteriesammelaktionen,<br />

Wasser- und Energiesparmodellen im Unternehmen,<br />

sowie der Einführung einer rein vegetarischen Kantine soll<br />

Umweltbewusstsein praktiziert werden. Diese Aktionen<br />

sind kompatibel zum westlichen CSR-Konzept und in den<br />

Interviews wurde klar, dass diese Elemente der neuen Unternehmenskultur<br />

unter den Managern besondere Unterstützung<br />

finden.<br />

Chairman Wu möchte sein Vertrauen in die Mitarbeiter<br />

dadurch zeigen, dass sämtliche Zeiterfassungssysteme<br />

und die Leibesvisitationen im Edelmetalllager abgeschafft<br />

wurden. Er ist stolz darauf, noch nie eine Kündigung<br />

ausgesprochen zu haben.2⁴ Jeder soll die Möglichkeit<br />

bekommen, seine Fehler zu korrigieren. Dies passt zum<br />

Menschenbild von Mencius, für den die Lern- und Entwicklungsfähigkeit<br />

des Einzelnen<br />

einen hohen Stellenwert einnimmt.<br />

2016 übernahm GOOD-ARK<br />

eine Firma in Malaysia, deren<br />

chinesische Vorbesitzer große<br />

Probleme mit der malaysischen<br />

Belegschaft hatten. Arbeitsräume,<br />

Küchen, Sanitärräume und<br />

Außenanlagen wurden zunächst<br />

renoviert, damit die Mitarbeiter<br />

sich wohl fühlen. Arbeitszeiterfassungssysteme<br />

wurden auch hier abgebaut.<br />

Für die Bedürfnisse der muslimischen<br />

Arbeiter wurde ein Gebetsraum eingerichtet. Mit<br />

diesen und anderen Maßnahmen des „Happy Enterprise“-<br />

Ansatzes konnte die Firma in 14 Monaten auf Kurs und in die<br />

schwarzen Zahlen gebracht werden.<br />

Die globale Perspektive von GOOD-ARK besteht darin,<br />

einen „konfuzianischen Beitrag“ zu Geschäftspraktiken in<br />

der Welt zu leisten, wie Wu in seinem Engagement für die<br />

UNESCO zeigte:<br />

Nowadays the most important thing<br />

for us is to share with the world Chinas<br />

culture and the wisdom of its ancient sages.<br />

This is the core and real function of the BRI Initiative<br />

[…] That is why my model is not to make money<br />

first but to first suffer losses.<br />

GOOD-ARK gelingt es trotz der Marktabkühlung, gegen<br />

den Trend zu wachsen. Die interviewten Mitarbeiter identifizieren<br />

sich mit der Firma, tragen die Arbeitsuniform bei<br />

freiwilligen Einsätzen in der Nachbarschaft und betonen die<br />

Besonderheit ihres Arbeitgebers im Vergleich zu „normalen“<br />

Unternehmen. Die Mitarbeiterfluktuation bei GOOD-<br />

ARK beträgt weniger als fünf Prozent. Auch werden ISO-<br />

Standards implementiert, insbesondere in den Bereichen<br />

Arbeitssicherheit und Umweltschutz. Inzwischen haben<br />

sich vier weitere Firmen, Sun Hong ( 盛 宏 , Hang zhou),<br />

Zhongxing Jingmi ( 中 兴 精 密 , Ningbo), Naide ( 耐 德 ,<br />

Chongqing) und Liangzi Gaoke ( 量 子 高 科 , Guangzhou),<br />

zur „Happy Enterprise“-Alliance zusammengeschlossen.<br />

Vorbild für andere Unternehmen?<br />

Die beschriebenen Unternehmer sind mitten in einem<br />

Trial-and-Error-Prozess der Optimierung ihrer Ansätze


Managementinnovation aus China?<br />

75<br />

und werden sich noch weiterentwickeln. Diese Firmen<br />

sind (bisher noch) eine Ausnahme in China. Dennoch fällt<br />

auf, dass sie tagtäglich von Busladungen von interessierten<br />

Pilgern von Unternehmern und Verwaltungsleuten besucht<br />

werden.2⁵ Diese Ansätze von „Confucian Enterpreneurship“<br />

stellen meines Erachtens eine „Avant Guard“ für eine<br />

chinesische Form von CSR dar. Ihre Modelle werden von<br />

zahlreichen Unternehmen studiert und übernommen. Viele<br />

chinesische Unternehmer operieren ohnehin bereits unbewusst<br />

auf Basis – zumindest eines Teils – dieser Wertvorstellungen.<br />

Sie sind also „konfuzianischer“, als ihnen selbst klar<br />

sein mag.<br />

Was die Übertragbarkeit dieser Ansätze auf andere Kulturkreise<br />

angeht, die ja ebenfalls zu den Zielen der Rushang<br />

gehört, bleiben noch einige Fragen offen. Zum einen<br />

funktionieren eine ganze Reihe der Ansätze und Methoden<br />

bereits gut in anderen Unternehmen in China und können<br />

in ostasiatische Kulturzusammenhänge (z. B. in Südostasien)<br />

mit Anpassungen übertragen werden. Betrachtet man<br />

westliche Länder, wäre eine Übertragung bei einigen Methoden<br />

allerdings schwer. So hat Werteerziehung mithilfe<br />

von Spruchbannern und Auswendiglernen in China zwar<br />

eine ununterbrochene Tradition, doch findet diese Form des<br />

Lernens und Lehrens hierzulande wenig Anklang. Einige<br />

Maßnahmen würden als Bevormundung oder als eine Einmischung<br />

in die Privatsphäre empfunden werden.<br />

Zum zweiten wurde ein Großteil dieser Methoden von den<br />

beschriebenen Unternehmen in einer Zeit des sehr guten<br />

oder zumindest stabilen Wachstums in China entwickelt.<br />

Daher bleibt noch zu beobachten, ob und wie sich diese<br />

Ansätze in ökonomisch schwierigeren Phasen bewähren.<br />

Daher ist es insgesamt für konkrete Handlungsempfehlungen<br />

an deutsche Unternehmer in China noch relativ<br />

früh. Die Rushang erreichen eine nachhaltige Reduktion<br />

der Mitarbeiterfluktuation, eine erhöhte Mitarbeiterbindung<br />

und können die Kosten von unternehmensinternen<br />

kommunikativen Konflikten minimieren. Hierfür sind nicht<br />

allein monetäre Anreize ausschlaggebend: Ein Krankenbesuch<br />

bei der Mutter eines Angestellten wird das Image<br />

als fürsorglicher Vorgesetzter möglicherweise nachhaltiger<br />

positiv beeinflussen.<br />

Es ist zu erwarten, dass die Konzepte des Rushang bald<br />

auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung<br />

finden werden. In Davos forderte Jack Ma den Umbau von<br />

Bildungsinhalten, da Fortschritte in Machine Learning und<br />

künstlicher Intelligenz unweigerlich einen erheblichen Teil<br />

heute verbreiteter Tätigkeiten obsolet werden ließen. Ma<br />

spricht sich dafür aus, dass Kinder für die Spezies Mensch<br />

einzigartige Kompetenzen erwerben sollen, die von Maschinen<br />

nicht kopiert werden können:<br />

Believing, independent thinking, teamwork, care<br />

for others – these are the soft parts that knowledge<br />

might not teach you.<br />

In diesem Sinne ist es sinnvoll, das Beispiel der Rushang mit<br />

einem offenen Blick weiter zu verfolgen und Entwicklungen<br />

und Aspekte zu finden, die sowohl für deutsche Unternehmen<br />

in China als auch für die Zusammenarbeit zwischen<br />

deutschen und chinesischen Unternehmen förderlich sind<br />

– und vielleicht gibt es ja auch Aspekte zu finden, von denen<br />

wir lernen können. ■<br />

Dr. Matthias Niedenführ<br />

Dr. Matthias Niedenführ<br />

ist Juniorprofessor für<br />

Chinawissenschaften und<br />

Wirtschaftsethik an der<br />

Universität Tübingen und<br />

Vize-Direktor des China<br />

Centrums Tübingen (CCT).<br />

Das CCT, welches u. a. von<br />

der Karl Schlecht Stiftung<br />

und der <strong>DCW</strong> gefördert wird, ist eine zentrale Einrichtung<br />

der Universität Tübingen die als Brückeneinrichtung<br />

zur Verknüpfung von Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Zivilgesellschaft gegründet wurde. Im Handlungsfeld<br />

„China-Kompetenz“ organisiert das CCT den Dialog mit<br />

China sowie über auf China bezogene Themen, wobei<br />

Forscher, Studenten, Praktiker und die Allgemeinheit<br />

eingebunden werden. Im Handlungsfeld „Wirtschaftskultur“<br />

wird die Auseinandersetzung mit der chinesischen<br />

Wirtschaftskultur gefördert, mit dem Ziel,<br />

wechselseitiges Wissen und gegenseitige kulturelle<br />

Wertschätzung zu stärken. Im Handlungsfeld „China im<br />

Schulunterricht“ wird – über das im CCT angesiedelten<br />

Erich-Paulun-Institut – die langfristige Verankerung des<br />

Chinesischen als Schulfach gefördert, um der Bedeutung<br />

des Chinesischen als globale Wirtschafts- und<br />

Wissenschaftssprache Rechnung zu tragen.<br />

E-Mail: matthias.niedenfuehr@cct.uni-tuebingen.de


76 <strong>DCW</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2018</strong><br />

1 Die Zitate findet man unter https://www.weforum.org/<br />

agenda/<strong>2018</strong>/01/jack-ma-davos-top-quotes/, das gesamte<br />

Interview vom 24.1.<strong>2018</strong> unter https://www.youtube.com/<br />

watch?v=4zzVjonyHcQ.<br />

2 Jack Ma verwendet hier westliche Konzepte von „Heart“ und<br />

„Mind“, die beides getrennt auffassen. Der chinesische Begriff<br />

xin 心 „heart-and-mind“ hat hier keine starke Trennung.<br />

3 Die etwa 10 000 Absolventen der CKGSB leiten Unternehmen,<br />

die etwa ein Sechstel des chinesischen BIP auf sich vereinigen<br />

können. Siehe http://english.ckgsb.edu.cn/content/europe.<br />

4 Die Professur geht auf eine Initiative der Karl Schlecht Stiftung<br />

zurück, welche auch das benachbarte Weltethos-Institut<br />

Tübingen umfangreich fördert. Der Dialog über Weltethos und<br />

gemeinsame Einsichten zu fairem Wirtschaften in China und<br />

im Westen wird seitens des Stifters als wichtige Zukunftsfrage<br />

gesehen.<br />

5 Auch ruxue ( 儒 学 ) genannt. Im Westen wird in letzter Zeit<br />

vermehrt der Begriff „Ruismus“ verwendet.<br />

6 Diese Selbstidentifizierung ist vor allem in Taiwan und in der<br />

chinesischen Diaspora zu finden.<br />

7 Der Konfuzianismus kann so flexibel gedacht werden, dass<br />

man „konfuzianischer Christ“, oder „konfuzianischer Moslem“<br />

sein kann.<br />

8 Frauen war der Zugang zu Ämtern nicht möglich. Die Ausbildung<br />

durch Moralbücher wie das Han-zeitliche Nüjie ( 女<br />

戒 ) (Ermahnungen für Frauen) sollte auf die Rolle als Tochter,<br />

Ehefrau und Mutter vorbereiten.<br />

9 Einen ausführlichen Einblick in die Qing-zeitlichen Formen<br />

der Confucian Entrepreneurs gibt es bei Richard John Lufrano,<br />

Honorable Merchants: Commerce and Self-Cultivation in Late<br />

Imperial China (Study of the East Asian Institute), University<br />

of Hawai’i Press, 1997. Die Arbeit von Ming Xu zeichnet das<br />

Beispiel der Händler aus der Provinz Anhui in der Ming-Zeit<br />

nach, siehe Xu Ming, Qi zu Zhi – Mingdai “Rugu” yixiang de<br />

xingqi – Yi Weishang wei zhongxin de kaocha ( 气 与 志 : 明<br />

代 儒 贾 意 象 的 兴 起 – 以 微 商 为 中 心 的 考 察 ) [Attitude and<br />

Will: The emergence of the concept of “Confucian Merchants”<br />

during the Ming Dynasty – An Investigation on the Anhui<br />

Merchants], Hua Mulan Wenhua, 2016.<br />

10 Eine Übersicht findet man beim Centre for the Culture of<br />

Confucian Entrepreneurs (CCCE) at Peking University ( 北<br />

京 大 学 儒 商 文 化 中 心 ), Rushang renwu pian ( 儒 商 人 物 篇 )<br />

[Overview Sheet of Confucian Entrepreneurs Personae], 2008.<br />

http://www.pku-rswh.com/personae.asp.<br />

11 Die höchsten Konzentrationen deutscher Investitionstätigkeit ist<br />

weitgehend deckungsgleich mit diesen Regionen, siehe German<br />

Business in China – Business Confidence Survey 2017/18, S. 6.<br />

12 Chou hat die Immobilienfirma Sinyi aufgebaut, die für ihre<br />

Arbeit viele Preise erhielt, siehe Terence Tsai, Michael N.<br />

Young, Bor-shiuan Cheng, Confucian Business Practices and<br />

Firm Competitiveness: The Case of Sinyi Real Estate, Frontiers<br />

of Business Research in China 5(3), 2001, S. 317–343.<br />

13 Siehe China.org.cn, Businessmen seek Confucian chic,<br />

13.12.2011.<br />

14 Diese Reihe wird seit 2013 durch das Weltethos-Institut Beijing<br />

(WEIB) veranstaltet, einem gemeinsamen Projekt der Universitäten<br />

Peking und Tübingen, der Karl Schlecht Stiftung und<br />

der Stiftung Weltethos.<br />

15 Dieses Forum ist ein Format der CKGSB und der Harvard<br />

Kennedy School (HKS).<br />

16 Beispiele sind das Center for Confucian Entrepreneur and East<br />

Asian Civilization (Zhejiang Universität), das Center for the<br />

Culture of Confucian Entrepreneurs (Peking Universität), das<br />

Weltethos Institut Beijing (PKU), und das Global Confucian<br />

Entrepreneur Research Institute (Shanghai Finance University).<br />

17 Zum 1. Bo’ao Confucian Entrepreneur Forum ( 博 鳌 儒 商 论 坛 )<br />

2016 kamen 600 Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker.<br />

Im Jahr darauf schwoll die Teilnehmerzahl bereits auf das<br />

Dreifache an. Treibende Kraft dahinter ist Li Honglei (Zhongshan<br />

Universität, Guangzhou), der Autor von Confucian<br />

Business Wisdom ( 儒 家 商 道 智 慧 ), People’s Press, 2017.<br />

18 Der Name Fangtai stammt übrigens von einer beliebten Fernsehköchin<br />

im Hongkonger Fernsehen.<br />

19 Siehe Jean Lee, Rebecca Chung, An Jing, Succession in Chinese<br />

Family Businesses (A): Fotile and the Mao Family, Ivey<br />

Publishing, 2015. Mao Lixiang setzt sich für die Förderung<br />

von Familienunternehmertum ein. 2007 stiftete der den „Mao<br />

Lixiang Academic Prize for Family Business“, der Forschungsstipendien<br />

vergibt. 2009 gründeten er und seine Familie den<br />

„Fotile Research Fund for Family Business Research“ an der<br />

Zhejiang Universität. 2014 wurde dieses um den „Mao Lixiang<br />

Education Fund for Succession and Entrepreneurship“ ergänzt,<br />

welcher unternehmerische Talente fördert. Siehe http://<br />

philanthropy.coutts.com/en/reports/2015/china/case-studies/<br />

mao-lixiang.html.<br />

20 Guoxue bezieht sich auf das japanische Kokugaku im 19. Jahrhundert.<br />

Unter dem Ansturm westlicher Wissenschaft und<br />

Ideen wurde von Intellektuellen der Fokus auf die Stärken des eigenen<br />

Erbes gelegt. Seit zwei Jahrzehnten ist solch ein Trend zur<br />

Re-Traditionalisierung in China wieder in Mode gekommen.<br />

21 Die Texte sind zunächst einfache Moralbücher, wie die „Anleitung<br />

für Gute Schüler“ (Dizigui 弟 子 规 ), die bis Anfang des<br />

20. Jahrhunderts Grundlage der grundständigen Bildung waren.<br />

Auch Teile anspruchsvollerer philosophischer Texte wie die<br />

„Gespräche“ (Lunyu 论 语 ) von Konfuzius werden verwendet.<br />

22 Die Betonung der kindlichen Pietät passt zur derzeitigen<br />

„Nimm Deine Mutter an die Hand“-Kampagne von Xi Jinping,<br />

der als „oberster vorbildlicher Sohn des Landes“ zum Frühlingsfest<br />

<strong>2018</strong> dazu aufrief, an die eigenen Eltern zu denken,<br />

diese zu besuchen und Sorge für ihr Wohlergehen zu zeigen.<br />

23 Ein Großteil dieser Mitarbeiter wird durch familiäre und private<br />

Kontakte angeworben.<br />

24 Wer von den „Familienmitgliedern“ zu anderen Unternehmen<br />

wechseln möchte, kann jederzeit wieder zurückkommen, was<br />

mehrfach vorgekommen ist.<br />

25 FOTILE hat hierfür ein eigenes Welcome Center errichtet, bei<br />

GOOD-ARK werden regelmäßig Tagungen für Delegationen<br />

aus verschiedenen Landesteilen organisiert.


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korporatives Mitglied<br />

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Anzahl der Beschäftigten: 50<br />

Bilanzsumme in Mio. € (falls vorhanden): ≤ 2 ≤ 43 > 43<br />

Der jährliche Beitragssatz beträgt für Kleinstunternehmen 360 €, für KMU 480 € und für Großunternehmen 600 €.<br />

Konzernmitglied<br />

Unternehmen eines Konzerns in der Mitgliedschaft können für einen pauschalen Beitrag (zzt. 960 €) optieren, der<br />

von einem der verbundenen Unternehmen zu entrichten ist. Ob für Ihr Unternehmen bereits eine Konzernregelung<br />

vorliegt, erfahren Sie durch die <strong>DCW</strong>-Geschäftsstelle.<br />

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