28.03.2018 Aufrufe

WERKSTATT DER KULTUREN: Kunst, Kultur, Aktion

Das Mehrspartenhaus voller Ideen im Herzen Berlins. Ein Ort der Präsentation und Repräsentation, der lokalen und globalen, der traditionellen und kontemporären Kulturpraktiken und Künste. Eine Plattform für Kunst, Kultur und Aktion. Ein Treffpunkt für die vielen Berliner*innen mit engen biographischen Bezügen zu unterschiedlichen Regionen und Kulturen der Welt.

Das Mehrspartenhaus voller Ideen im Herzen Berlins. Ein Ort der Präsentation und Repräsentation, der lokalen und globalen, der traditionellen und kontemporären Kulturpraktiken und Künste. Eine Plattform für Kunst, Kultur und Aktion. Ein Treffpunkt für die vielen Berliner*innen mit engen biographischen Bezügen zu unterschiedlichen Regionen und Kulturen der Welt.

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KUNST<br />

KULTUR<br />

AKTION<br />

we celebrate<br />

cultural difference!<br />

Ideen muss man haben!<br />

Ideen muss man haben!<br />

1


KUNST, KULTUR<br />

& AKTION<br />

THEMEN<br />

PRODUKTIONSFORMATE<br />

6<br />

8<br />

12<br />

16<br />

20<br />

21<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Sparten<br />

Musik<br />

Wort<br />

spartenübergreifende<br />

Festivals<br />

Film<br />

Tanz, Performance<br />

und Theater<br />

23<br />

24<br />

26<br />

28<br />

30<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Transkulturalität<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

(Neo-)Kolonialismus<br />

Postkolonialismus<br />

Dekolonisierung<br />

Empowerment<br />

& Antirassismus<br />

Religiöse Vielfalt<br />

34<br />

36<br />

38<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Eigen- und drittmittelfinanzierte<br />

Produktionen<br />

Kooperationsveranstaltungen<br />

Gastveranstaltungen<br />

2<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

3


KUNST, KULTUR, AKTION<br />

we celebrate cultural difference!<br />

Ab Januar 2018 erhält die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> ihre Förderung nach 24 Jahren<br />

nicht mehr vom Büro des Beauftragten<br />

des Senats von Berlin für Integration<br />

und Migration sondern von der Senatsverwaltung<br />

für <strong>Kultur</strong> und Europa.<br />

Ein solcher Wechsel, der bereits im<br />

Programmdialog 2014 von Nutzer*innen<br />

des Hauses als notwendig erachtet<br />

wurde, birgt die Chance eines Updates<br />

für das in 1993 als Begegnungsstätte<br />

„für Deutsche und Ausländer“ gegründete<br />

Mehrspartenhaus <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>.<br />

Tatsächlich hat das Haus angesichts der<br />

in jüngster Zeit zu verzeichnenden, eklatanten<br />

Zunahme rechtspopulistischer<br />

Bewegungen, im Rahmen ihrer finanziellen<br />

und personellen Möglichkeiten bereits<br />

Neujustierungen vorgenommen.<br />

Im Herbst 2015 reagierte die <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> auf die sich wandelnde Demographie<br />

in der Stadt und startete die<br />

seither stark nachgefragte, wöchentlich<br />

stattfindende Veranstaltungsreihe Raum<br />

für Flucht. Jeden Mittwoch finden hier<br />

tagsüber Workshop- oder Veranstaltungsreihen<br />

wie arabischsprachige Chor-Proben,<br />

Erzähl-Workshops, Film- und Schauspiel-Workshops<br />

oder Sprachkurse von<br />

und für Geflüchtete statt. Abends dann<br />

findet sich bei Benefiz-Konzerten, Filmscreenings,<br />

Performances und Diskussionsrunden<br />

zu den Themen Flucht und Exil<br />

ein breites Publikum ein.<br />

Und hier zeigt sich einmal mehr die<br />

Stärke und das Alleinstellungsmerkmal<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>: Mit ihrer<br />

jahrzehntelangen Tradition der dreiteiligen<br />

Veranstaltungsproduktion bestehend<br />

aus eigen- und drittmittelfinanzierten<br />

Events, Kooperationen und<br />

Gastveranstaltungen kann sie anders als<br />

ein Repertoiretheater, das sich nicht<br />

zuletzt auch an den Bedürfnissen seines<br />

Publikums orientieren muss, schnell,<br />

hochflexibel und damit mit großer Effizienz<br />

auf die neuen diskursiven, künstlerischen<br />

und kulturellen Angebote und<br />

Herausforderungen reagieren, die sich<br />

aus der aktuellen Situation um Asylmigration<br />

und Exil ergeben.<br />

Diese permanente, in der Regel sehr<br />

kurzfristig geplante Einbindung neuer,<br />

häufig wechselnder Kooperationspartner*innen<br />

und frisch in die Stadt gekommener<br />

Akteur*innen in den laufenden<br />

Spielbetrieb eröffnet neben dem naturgemäß<br />

stark diversifizierten Programm auch<br />

die Möglichkeit, sich und die Relevanz<br />

der so rasch entstehenden Produktionsformate<br />

zu überprüfen und entsprechend<br />

zu reagieren.<br />

Hierdurch bildete sich in den vergangenen<br />

Monaten ein breites lokales und<br />

gleichzeitig internationales Netzwerk,<br />

bestehend aus Arbeitsmigrant*innen und<br />

Exilant*innen, die bereits vor Jahrzehnten<br />

hierher kamen, internationalen<br />

Student*innen und Wissenschaftler*innen,<br />

sowie Neuankömmlingen aus Äthiopien,<br />

Ägypten, der Türkei, Eritrea,<br />

Syrien oder Irak, die Deutschland als<br />

Destination für ihr Exil wählten.<br />

Im kollektiven Bewusstsein Deutschlands<br />

ist der Begriff „Exil“ eng mit<br />

der Exilerfahrung deutscher Geflüchteter<br />

verbunden, die in den 30er Jahren des<br />

vergangen Jahrhunderts in den Vereinigten<br />

Staaten und anderswo um Asyl bitten<br />

mussten.<br />

Nachdem totalitäre Regime in Argentinien,<br />

Chile, Iran und Südafrika in den<br />

70er und 80er Jahren eine Welle der<br />

Asylmigration lostraten, wurden sowohl<br />

die Bundesrepublik Deutschland als auch<br />

die DDR Zielhafen für in ihrer Heimat<br />

politisch Unerwünschte. Auch sie wurden<br />

als Exilant*innen begriffen.<br />

Im Zusammenhang mit den jüngsten Migrationsbewegungen<br />

aus Afrika und dem Nahen<br />

Osten fällt der Begriff „Exil“ im<br />

öffentlichen Diskurs hingegen nicht.<br />

Das stimmt nachdenklich. Im Rahmen ihrer<br />

thematischen Schwerpunktsetzungen<br />

untersucht die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

diese Ungleichbewertung, indem sie Bühnen<br />

und Räume schafft für <strong>Kunst</strong>, <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Aktion</strong>.<br />

we celebrate cultural difference!<br />

Saal, Seminarräume, Garten, Club, Foyer - das Haus der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

im Herzen von Berlin, Kreuzkölln, nutzt viel Platz für Ideen auf vier Etagen.<br />

Alleinstellungsmerkmal.<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> reagiert schnell, hochflexibel<br />

und damit mit hoher Effizienz auf die neuen<br />

diskursiven, künstlerischen und kulturellen Angebote und<br />

Herausforderungen, die sich aus der aktuellen Situation<br />

um Asylmigration und Exil ergeben.<br />

4<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

5


Sparten<br />

Mehrspartenhaus.<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> ist ein<br />

Mehrspartenhaus: Das<br />

bedeutet, dass Musik,<br />

Film, Wort, Tanz, Performance<br />

und Ausstellungen<br />

Raum im<br />

Programm des Hauses<br />

finden, und zwar sowohl<br />

in eigenen Produktionen<br />

(ca. 33%)<br />

als auch in Kooperationen<br />

(ca. 24%) oder<br />

Gastveranstaltungen<br />

(ca. 44%).<br />

Seit ihrer Eröffnung in 1993 ist die<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> ein Ort der Präsentation<br />

und Repräsentation der lokalen<br />

und globalen, der traditionellen<br />

und kontemporären <strong>Kultur</strong>praktiken und<br />

Künste, sowie der intellektuellen und<br />

politischen Diskurse. In einer Welt, in<br />

der lokale und glomachtbale Fragestellungen<br />

untrennbar mit internationalen<br />

Migrationsgeschichten verbunden sind,<br />

feiert die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> täglich<br />

ihr Leitmotiv: we celebrate cultural<br />

difference!<br />

Als Mehrspartenhaus und Produzentin<br />

sehr unterschiedlicher Veranstaltungsformate<br />

macht es sich die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> zur Aufgabe, aktuelle kulturund<br />

migrationspolitische Entwicklungen<br />

in den Blick zu nehmen und sie mittels<br />

unterschiedlicher <strong>Kunst</strong>-, <strong>Kultur</strong>- und<br />

<strong>Aktion</strong>sformen zu thematisieren.<br />

Im Herzen von „Kreuzkölln“ schafft sie<br />

(Frei-) Räume zur Kommentierung und<br />

Mitgestaltung laufender Diskurse und<br />

zur Gestaltung und Sichtbarmachung von<br />

<strong>Kunst</strong>- und <strong>Kultur</strong>produktionen aus den<br />

unterschiedlichen künstlerischen und<br />

kulturellen Milieus der Stadt – unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Arbeiten<br />

von People of Color, Schwarzer Menschen<br />

und Angehöriger weiterer kultureller<br />

Minderheiten.<br />

In ihrer Funktion als Plattform für<br />

<strong>Kunst</strong>, <strong>Kultur</strong> und <strong>Aktion</strong> ist die WERK-<br />

STATT <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> ein Treffpunkt für<br />

die vielen Berliner*innen mit engen<br />

biographischen Bezügen zu unterschiedlichen<br />

Regionen und <strong>Kultur</strong>en der Welt<br />

– und damit auch zu unterschiedlichen<br />

kulturellen Milieus der Stadt.<br />

So hat das Haus den gesellschaftlichen<br />

Megatrend von der kulturell relativ<br />

homogenen Gesellschaft des Nachkriegsdeutschland<br />

hin zu einer pluralistischen,<br />

und zu einem beträchtlichen<br />

Teil aus zahlreichen kleinen, aber<br />

wachsenden kulturellen Minderheiten<br />

bestehenden Bevölkerung sehr früh aufgegriffen<br />

und in ihrem Programm abgebildet.<br />

Lange war sie die einzige Institution<br />

nicht nur Berlins, die die Vielfalt<br />

migrantischer und marginalisierter <strong>Kultur</strong>-,<br />

<strong>Kunst</strong>- und <strong>Aktion</strong>sformen zum Programm<br />

machte und bis heute gibt es in<br />

Deutschland keine andere Einrichtung,<br />

die diesen Ansatz in einer ähnlichen<br />

Breite verfolgt. So überrascht auch das<br />

Ergebnis der im Jahre 2014 von der EU<br />

finanzierten „Survey European Citizenship“<br />

nicht, das feststellte, dass die<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> in Hinblick auf<br />

die Anzahl ihrer durch Schwarze Menschen<br />

und PoC besetzten Leitungspositionen,<br />

alle anderen Berliner <strong>Kultur</strong>institutionen<br />

weit in den Schatten stellt.<br />

2014 und 2015 wurde die Arbeit der<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> im Auftrag des<br />

Berliner Senats in zwei Analyserunden<br />

(„Programmdialog“ und „Organisationsanalyse“)<br />

evaluiert. Dabei wurde dem<br />

Haus eine erfolgreiche Arbeit bescheinigt.<br />

Die Empfehlungen beider Evaluationen<br />

fließen seitdem stark in die Programmgestaltung<br />

des Hauses ein.<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> lässt sich<br />

aus drei verschiedenen Perspektiven beschreiben:<br />

aus der ihrer künstlerischen<br />

Sparten, ihrer Themen und ihrer Produktionsformate.<br />

Hinzu kommen immer<br />

wieder themenorientierte<br />

spartenübergreifende<br />

Festivals.<br />

Gleichwohl nehmen<br />

Konzerte, lecture<br />

concerts, Instrumental-Workshops,<br />

Musik-Wettbewerbe<br />

und<br />

Musikfilm-Feste – also<br />

alle Veranstaltungsformate<br />

rund um das<br />

Thema Musik - den<br />

mit Abstand größten<br />

Raum ein. Warum das<br />

so ist, wird nachstehend<br />

erläutert.<br />

In der Neuköllner Hasenheide zelebrierte das Nelson Mandela Festival 2008<br />

die Errungenschaften des ersten demokratisch gewählten Präsidenten<br />

Südafrikas mit Konzerten, Diskursveranstaltungen, Lesungen und Filmen.<br />

6<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

7


Musik<br />

Neue Musik für Berlin. Oud-Spieler und Bandleader Alaa Zouiten<br />

vor vollem Haus bei ARAB SONG JAM goes Maghreb im Rahmen<br />

des Jahresschwerpunktes des EU-Projektes Soundroutes.<br />

Neben dem Global Music Contest creole<br />

hat sich die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

nicht nur als Musik-Festival-Macherin,<br />

sondern auch als eine Konzert-Veranstalterin<br />

etabliert, die den Finger<br />

am musikalischen Puls der Stadt hat,<br />

wenn es um Musiken jenseits europäischer<br />

Klassik oder westlichem Mainstream<br />

Pop geht. Dies gelingt uns seit<br />

vielen Jahren vor allem mit unserer<br />

Konzertreihe WorldWideMusic und deren<br />

Vorläufern Migration Music und Transmusikale.<br />

Im Rahmen dieser wöchentlich stattfindenden<br />

Konzertreihe stellt die WERK-<br />

STATT <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> vor allem Berliner<br />

Musikprojekte vor, die musikalische<br />

Einflüsse aus Jazz, Pop, Klassik und<br />

unterschiedlichen traditionellen Musikkulturen<br />

zu neuen Sounds verbinden.<br />

Hier wird an jedem Freitag Abend die<br />

transkulturelle Berliner Musikszene<br />

repräsentiert.<br />

Gleichzeitig wurde das Haus im Laufe der<br />

vergangenen sechs Jahre Anlaufstelle<br />

für ein anspruchsvolles Jazz-Publikum.<br />

In Berlin residierende, international<br />

renommierte Musiker und Bandleader<br />

wie Eric Vaughn, Kelvin Sholar<br />

und Jean-Paul Bourelly kuratierten in<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> Konzertreihen<br />

wie Naked Jazz, Spontaneous Situations<br />

und Black Music Renaissance<br />

und halfen wesentlich dabei mit, die<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> als relevanten<br />

Berliner Jazz-Standort zu etablieren.<br />

Über den Auftritt des Trompeters Michael<br />

Ray, einst Mitglied des legendären<br />

Intergalactic Arkestra des Keyboarders<br />

Sun Ra in der wöchentlichen<br />

Konzert-Reihe Naked Jazz schrieb der<br />

Tagesspiegel denn auch bereits 2012:<br />

„Am heutigen Sonnabend tritt (...) Ray,<br />

dessen Riffs so funky wie eh und je sind,<br />

in Berlin auf. Nicht beim Jazzfest,<br />

das noch bis zum Sonntag im Haus der<br />

Berliner Festspiele, der Akademie der<br />

Künste und Jazzclubs wie A-Trane und<br />

Quasimodo läuft. Sondern im Club der<br />

schönen Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en (...).“<br />

Das GLOBAL DRUMS FESTIVAL, das im Mai<br />

2018 in die dritte Runde geht, zeigt<br />

einen repräsentativen Ausschnitt internationaler<br />

traditioneller und kontemporärer<br />

Perkussionsmusik.<br />

Das Festival Reclaim the Beats, das<br />

2017 in Kooperation mit der <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> stattfand, wurde vom Musikmagazin<br />

INTRO folgendermaßen angekündigt:<br />

„Davon ausgehend, dass der moderne<br />

Unterhaltungsbetrieb das Resultat<br />

fortdauernder Unterdrückung ist, begibt<br />

sich das Reclaim The Beats Festival auf<br />

die Suche nach den Errungenschaften indigener<br />

Künste und <strong>Kultur</strong>en. (...) Kaum<br />

ein anderes Festival bemüht sich so<br />

passioniert um das Sichtbar-Machen kultureller<br />

Vielfalt wie das Berliner Reclaim<br />

The Beats. Im Line-up finden sich<br />

vor allem afroamerikanische Künstler<br />

aus queeren Subkulturen,(...). Zwischen<br />

Konzerten und Workshops bietet das Festival<br />

an insgesamt acht Tagen Gelegenheit<br />

zum kulturkritischen Dialog.“<br />

Auch in der internationalen Presse<br />

wird die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> als<br />

Konzertort wahrgenommen, in dem Jazzmusiker*innen<br />

gemäß ihrer Tradition<br />

frische Impulse aufnehmen und zu Neuem<br />

verweben. Im November 2017 titelten die<br />

altehrwürdige New York Times, die Washington<br />

Post, Canadian Press, San Francisco<br />

Chronicle, Arab Press und etliche<br />

weitere englischsprachige Medien in<br />

einem erfreulich langen und ausführlichen<br />

Artikel über die in 2017 lancierte<br />

Konzertreihe ARAB SONG JAM: „Jazz it<br />

up: Arab musicians bring their songs to<br />

Germany“. Und weiter: „Arab musicians<br />

in Berlin are bringing their musical<br />

roots to Germans — with a little help<br />

from American jazz.“<br />

Die taz (25/11/2013) beschreibt die<br />

Aufführung von Coltranes weltberühmtem<br />

Album „A Love Supreme“, das im Rahmen<br />

des Sacred Music & Dance Festival<br />

stattfand, mit: „Gänsehautstimmung unterm<br />

Kellergewölbe. Zum Schluss summen,<br />

singen und flüstern rund zweihundert<br />

Menschen mantraartig die eine Zeile: A<br />

Love Supreme. Ein magischer Moment.“<br />

Das renommierte CTM Festival, das 2016<br />

mit der Schwerpunktsetzung „New Geographies“<br />

in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

gastierte: „In vielen Beiträgen geht es<br />

auch um die Konflikte, die viele der<br />

vorgestellten, in Diktaturen lebenden<br />

Musiker haben. (...) Ähnlich spannungsgeladen<br />

war die Solo-Performance „All<br />

Hail Mother Internet“ zwischen Spoken<br />

Word, Live-Hörspiel und Soundkunst<br />

der Tunesierin Deena Abdelwahed in der<br />

Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en. Sie bestand aus<br />

nervös stolpernden Beats, gesungenen<br />

Passagen, Noise und längeren erzählerischen<br />

Stücken.“ (taz 8/02/2016)<br />

Transkultur. In der Musik<br />

spielen Sprachbarrieren<br />

keine wesentliche Rolle,<br />

entsprechend groß ist die<br />

transkulturelle Musikszene<br />

in Berlin. Nahezu alle<br />

international gehörten, gespielten<br />

und zuweilen auch<br />

getanzten musikalischen<br />

Genres werden auf den<br />

Bühnen des Hauses gespielt.<br />

Regelmäßig erleben<br />

wir, dass Berlin Weltklasse<br />

Bands produziert und außergewöhnliche<br />

originelle<br />

Produktionen entstehen,<br />

die geeignete Bühnen<br />

benötigen, um ihr Publikum<br />

zu erreichen.<br />

8<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

9


Dizzy Mandjeku 1884 - Music-History-Project n Kelvin Sholar Black Musik Renaissance n Michael Ray Naked Jazz n Eric<br />

Vaughn Jazz, Jam & Food n Undraa Gongor und Ensemble folklore & more n Konservatorium für türkische Musik Berlin<br />

(BTMK) Klangfarben n Ebony Big Band International Jazz Day n Natalie Greffel WorldWideMusic n Taiko Saito Global<br />

Drums Festival n Jonas Bibi Hammond Migration Music n Prof. Regina Kabis Adventskonzerte n Momo Djender Arab<br />

Song Jam goes Maghreb n Thomas Kolarczyk Ensemble creole Berlin & Brandenburg n Manickam Yogeswaran Sacred<br />

Music&Dance Festival n Badou Mbaye Black History Month n Nassim Arbabi Nächte des Ramadan n Wassim Mukdad<br />

Arab Song Jam n Fuasi Abdul-Khaliq A Tribute To ... (v.l.n.r.)<br />

Musik-Galerie: Bilder v.l.n.r.<br />

10<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

11


Wortgewaltig zu Gewalt durch Worte: Shermin Langhoff (Intendantin Maxim Gorki Theater,<br />

o.l.), Michel Friedman (Moderator, o.r.) und Nadja Ofuatey-Alazard (Professorin, Autorin &<br />

Journalistin, u.r.) auf dem Podium „Playing in the Dark ... oder die Rassismusfalle“.<br />

Wort<br />

Es gilt: das gesprochene Wort. Diese<br />

Phrase trifft auch auf den Spielplan<br />

in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> zu.<br />

Autor*innenlesungen, Podiumsdiskussionen,<br />

Meetings, Poetry-Slams, Tagungen,<br />

Konferenzen, Workshops, Vorträge,<br />

- die gesamte Bandbreite der<br />

Veranstaltungsformate findet sich im<br />

Programm der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>.<br />

Rund 50 Prozent aller Veranstaltungen<br />

sind Wortveranstaltungen: polnische<br />

Gedicht-Wettbewerbe, arabische Poesie-Lesungen,<br />

US-amerikanische Comedians,<br />

Poetry Slams zum TransFormations<br />

Trans* Film Fest Berlin, spoken<br />

word performances beim Black History<br />

Month.<br />

Im Unterschied zu vielen anderen Häusern<br />

jedoch ist die Zahl der Sprachen,<br />

in denen die Veranstaltungen<br />

abgehalten werden, sehr groß. Neben<br />

Deutsch und dem zunehmend als Lingua<br />

Franca verwendeten Englisch dienen in<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> Amharisch,<br />

Arabisch, Azeri, Baskisch, Farsi,<br />

Französisch, Griechisch, Italienisch,<br />

Koreanisch, Kosovarisch, Kurmanci,<br />

Pashto, Polnisch, Russisch, Serbisch,<br />

Spanisch, Tamil, Türkisch, Urdu,<br />

Vietnamesisch, Zaza, ... und zahlreiche<br />

weitere Sprachen als Verkehrssprachen<br />

in Veranstaltungen.<br />

Sprache.<br />

Vielsprachigkeit ist in der<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

keine Sondersituation, sondern<br />

Normalfall - nicht nur bei den<br />

Rezipient*innen, sondern auch<br />

bei den Produzent*innen der<br />

Veranstaltungen.<br />

Beispielhaft sollen nachfolgend aufgeführt<br />

werden:<br />

Alok Vaid-Menon – Watching You /<br />

Watching Me. In einem Poetry-Comedy-Performance-Abend<br />

erkundete im Sommer<br />

2017 die* in New York wohnende,<br />

international renommierte Autor*in und<br />

Künstler*in Alok Vaid-Menon die dunkle<br />

Seite von Trans*-Sichtbarkeit – einer<br />

Sichtbarkeit durch Videos, die Gewalt<br />

gegen Trans*-Menschen als Unterhaltung<br />

zeigen und sich im Internet als virale<br />

Hits verbreiten.<br />

#BritLitBerlin 2017 - „Diverse Voices,<br />

New Directions“: The 32nd British Council<br />

Literature Seminar focused on Diverse<br />

Voices, New Directions and looked<br />

at diversity in writing and access to<br />

publishing. The event was chaired by<br />

Bernardine Evaristo, Professor of Creative<br />

Writing at Brunel University London.<br />

Jugend schreibt Gedichte: Die Endrunde<br />

und Präsentation der Ergebnisse eines<br />

Literaturwettbewerbs des Vereins Polnische<br />

Frauen in Wirtschaft und <strong>Kultur</strong><br />

e.V.<br />

Hari Kondabolu: Der international bekannte<br />

amerikanische Comedian präsentierte<br />

2016 sein Programm Nur um zu<br />

schocken im Saal der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong>.<br />

Carnival of Literatures – Planet Crime:<br />

mit spannungsgeladenen Lesungen, Spoken<br />

Word Performances, Konzerten und Podiumsdiskussionen<br />

warf das anglophone Literaturfestival,<br />

das in Kooperation mit<br />

der Universität Potsdam im Sommer 2016<br />

stattfand, sein literarisches Netz aus<br />

und diskutierte gesellschaftlich relevante<br />

Themen aus Nord und Süd im Kontext<br />

einer interdependenten Welt – mit<br />

einer Schwerpunktsetzung auf crime fiction<br />

aus dem globalen Süden.<br />

Die muslimische Autorin Fereshta Ludin,<br />

langjähriges Mitglied der „Werkstatt<br />

Religionen und Weltanschauungen“,<br />

stellte 2016 ihr autobiographisches<br />

Buch Darf ich zeigen wer ich bin? vor.<br />

Auch zahlreiche Kooperationsveranstaltungen<br />

bauen auf das Medium Wort, z.B.:<br />

Die mit der Berliner Opferberatung<br />

ReachOut ausgerichtete Diskussionsreihe<br />

Rassismus im Gerichtssaal analysierte<br />

Prozessprotokolle und diskutierte<br />

Strategien von Prozessbeobachtung.<br />

Die mit der jüdisch/islamischen<br />

Salaam-Shalom Initiative durchgeführte<br />

Vortrags- und Diskussionsreihe untersuchte<br />

aktuelle Themen aus dem Bereich<br />

Antisemitismus und Antiislamismus.<br />

Gemeinsam mit dem Korea-Verband e.V.<br />

werden regelmäßig historische Themen<br />

aus Korea, Japan und Deutschland behandelt.<br />

Die Fachtagung Wann, wenn nicht jetzt?<br />

mit der RAA Berlin stellte Ansätze, Projekte<br />

und Studien vor, die eine nachholende<br />

Gerechtigkeit für Sinti und Roma<br />

im Bildungsbereich fokussieren.<br />

Unsere Gastveranstaltungen in der Sparte<br />

Wort sind größtenteils Tagungen,<br />

Meetings, Workshops, Weiterbildungen,<br />

etc. wie:<br />

Der Fachkräfteaustausch Commitment without<br />

Borders der Kreuzberger Initiative<br />

gegen Antisemitismus (KIgA e.V.)<br />

Das Fachforum Demokratie leben! des<br />

Forschungsinstituts Betriebliche Bildung<br />

gGmbH<br />

Die Tagung Bildungsbausteine gegen antimuslimischen<br />

Rassismus der Hochschule<br />

Landshut & des Bildungsteams Berlin-Brandenburg<br />

e.V.<br />

12<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

13


Prof. Bilgin Ayata Universität Basel n Asad Schwarz-Msesilamba Schauspieler - Bühne für Menschenrechte / Asylmonologe<br />

n Bernardine Evarista Schriftstellerin, Co-Gründerin „Theatre of Black Women“, Gründerin Mentor*innen-Programm<br />

„The Complete Works“ n Muksa Okwanga Autor n Prof. Dr. Maisha-Maureen Auma Professorin, an der Hochschule<br />

Magdeburg-Stendal n Petra Rosenberg Erziehungswissenschaftlerin und Vors. des Landesverbandes Deutscher Sinti<br />

und Roma Berlin-Brandenburg n Shermin Langhoff Intendantin des Maxim Gorki Theaters Berlin n Angela Davis Bürgerrechtlerin,<br />

Humanwissenschaftlerin und Schriftstellerin n Cheikh Anta Babou Associate Professor History Department<br />

of the University of Pennsylvania in Philadelphia n Jean-Robert Saget (damaliger) Botschafter der Republik Haiti in<br />

Deutschland n Zushi Minoru Autor, Mitglied im Yasukuni-Schrein Problem-Komitee beim National Christian Council in<br />

Japan n Tabish Khair Autor und Associate Professor - University of Aarhus, Dänemark n Masayo Kajimura Videokünstlerin<br />

& Filmemacherin n Biplab Basu Gründer der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) n Shamini Flint<br />

Autorin, Juristin n Paul Gilroy Autor „The Black Atlantic“; Mitglied der „British Academy“; Professor, King‘s College London<br />

n Eddie Funde (damaliger) Botschafter der Republik Südafrika, Weggefährte von Nelson Mandela n Andres Nader<br />

Geschäftsführer Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V. (RAA)<br />

Wort-Galerie: Bilder v.l.n.r.<br />

14<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

15


Festivals<br />

(spartenübergreifend)<br />

Vielfalt der Aspekte. Wenn Themen in besonderer<br />

Weise bearbeitet werden sollen, so dass vielfältige<br />

Aspekte Beachtung finden und die Besucher*innen<br />

sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene<br />

angesprochen werden sollen, sind themenorientierte,<br />

spartenübergreifende Festivals das Mittel der<br />

Wahl. Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> produziert<br />

seit Beginn ihrer Arbeit allein oder in Kooperation<br />

mit Partnerorganisationen verschiedenste Festivals,<br />

sowohl als Einzelevents als auch als jährlich wiederkehrende<br />

Veranstaltung.<br />

Westafrikanische Yoruba-<strong>Kultur</strong>: Sänger,<br />

Performer & Santería-Schamane Joaquín la<br />

Habana präsentiert beim Festival „Música<br />

Cubana en Berlin“ Tänze der Orishas.<br />

Der in zahlreichen Ländern jährlich im<br />

Februar veranstaltete Black History<br />

Month macht mit Konzert-, Film- und Vortragsreihen,<br />

Panel-Diskussionen, Spoken<br />

Word Performances und anderen Veranstaltungen<br />

Schwarze <strong>Kultur</strong>, Geschichte und<br />

Gegenwart sichtbar. Die Räumlichkeiten<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> können jedes<br />

Jahr kostenfrei von Künstler*innen und<br />

<strong>Kultur</strong>schaffenden genutzt werden, die zu<br />

Schwarzen Themen arbeiten.<br />

Das gemeinsam mit dem Fukushima Arbeitskreis<br />

2016 konzipierte Festival Fukushima<br />

- The Aftermath am 5. Jahrestag<br />

der Nuklearkatastrophe in Japan bestand<br />

aus einer dichten Abfolge von Musik-,<br />

Tanz- und Performancedarbietungen, ergänzt<br />

um Foto- und Malereiausstellungen<br />

und künstlerische Installationen.<br />

Das Nelson Mandela Festival, das im<br />

Freilichtkino Hasenheide anlässlich<br />

des 90. Geburtstags des südafrikanischen<br />

Friedensnobelpreisträgers zelebriert<br />

wurde, brachte bereits 2008 renommierte<br />

Musiker*innen wie Simphiwe<br />

Dana und Freshlyground aus Südafrika<br />

mit in Berlin lebenden Musiker*innen<br />

zusammen, dazu Vorträge u.a. mit dem<br />

über lange Jahre in Apartheid-Südafrika<br />

inhaftierten ANC-Mitglied Denis<br />

Goldberg, Film-Screenings, poetry readings,<br />

Infoständen, …<br />

Der Carnival of Literatures, 2016 erstmals<br />

in Berlin und Potsdam in Kooperation<br />

mit der Universität Potsdam veranstaltet,<br />

stellte englischsprachige<br />

Literaturen aus dem globalen Süden vor<br />

- in Lesungen, Filmen, Spoken Word und<br />

Musikbeiträgen.<br />

Die erste Edition des mit Tanase & Gebirtig<br />

e.V. durchgeführten Klezmerfestivals<br />

Shtetl Neukölln zeigte 2016 in mehreren<br />

größeren und kleineren Konzerten<br />

unterschiedliche jiddische Musikstile<br />

und wurde flankiert von Tanz-, Gesangsund<br />

Instrumentalworkshops, Tanzpräsentationen<br />

und Parties. Nach dem großen<br />

Erfolg der Erstauflage fand das Festival<br />

im Dezember 2017 erneut statt und ist<br />

ebenso für 2018 geplant.<br />

Das im Jahr 2015 produzierte dreitägige<br />

Festival Cuba-Festival präsentierte kubanische<br />

Musik, Filme, die sich mit kubanischer<br />

Musik beschäftigen, Tanzworkshops<br />

und Vorträge.<br />

Das Sacred Music & Dance Festival zeigte<br />

in 2013 religiöse Musik- und Tanztraditionen<br />

von und durch Künstler*innen<br />

und religiöser Gemeinschaften der internationalen<br />

Communities aus Berlin,<br />

ergänzt um Filmvorführungen, Vorträge,<br />

Diskussionen und Ausstellungen.<br />

16<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

17


Kellerkommando creole Deutschland n Dela Dabulamanzi Carnival of Literatures n Dan-kira Diversion - Ethiopian Music<br />

Dance Group Black History Month n Dulce Compania Karneval der <strong>Kultur</strong>en n Mama Sanou Woka Kuma Festival n<br />

Maiko Date Human Frames n Dis Fig CTM Festival n Lanaya creole Berlin & Brandenburg n Murah Soares 200 Jahre<br />

später ... n Francesco Campitelli (r.) Tarantela Festival n Jean-Paul Bourelly Nelson Mandela Festival n Flores Mexicanas<br />

Bewegte Welten n Macher*innen des TransFormations Trans* Film Festivals Berlin n Daniel Kahn 2. Shtetl Neukölln n<br />

Naghmeh Farahmand Global Drums Festival n Ausstellung Nächte des Ramadan n Baye Fall Ensemble - Gesang und<br />

Perkussion der Mouriden Sacred Music&Dance Festival n Enrico Pérez Música Cubana en Berlin n<br />

Festival-Galerie: Bilder v.l.n.r.<br />

18<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

19


Film<br />

Je nach eingenommener Perspektive dienen Filme im Kontext der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> KUL-<br />

TUREN verschiedenen Zwecken: Filme sind ein Hilfsmittel zur Selbstvergewisserung<br />

von marginalisierten Communities, die sich bei Screenings von Filmen „aus<br />

der Heimat“ treffen und Identitätspflege betreiben, aber sie sollen auch im Sinne<br />

der kulturellen Bildung aufklären und Fehlwahrnehmungen entgegenwirken.<br />

Immer wieder finden filmbezogene Workshops im Haus statt: Drehbuchentwicklung,<br />

Schnitt, Regie und Filmschauspiel werden in kleinen Gruppen gelehrt, und in<br />

diesen Workshops erarbeitete Filme werden (erst-)aufgeführt. Und viele Communities<br />

präsentieren in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> im Rahmen von Veranstaltungen<br />

aktuelle Filme.<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> zeigte<br />

über viele Jahre mit verschiedenen<br />

Kurator*innen die wöchentliche<br />

Filmreihe World Wide Cinema.<br />

2015 verlieh sie erstmals den WdK-<br />

Kurzfilm-Award, der Kurzfilme zum<br />

Thema Diversity in Berlin prämierte.<br />

Seit 2010 produzieren Berliner<br />

Schulkinder im Kinderfilmprojekt<br />

Kiez der Kinder Videobriefe über<br />

ihren jeweiligen Kiez. Dabei entstanden<br />

mehrere auf Kinderfilmfestivals<br />

preisgekrönte Filme.<br />

Im Rahmen thematischer Schwerpunktsetzungen<br />

entstanden mehrere kleine<br />

Filmfestivals, so etwa das Filmfestival<br />

religiöser & spiritueller<br />

<strong>Kultur</strong>en und das creole Musikfilmfestival.<br />

Hinzu kommen Kooperationsprojekte<br />

wie z.B. die mehrjährige Zusammenarbeit<br />

mit Mayadin al Tahrir e.V.<br />

und dem universitätsübergreifenden<br />

Forschungsprogramm The Middle East<br />

in Europe / Europe in the Middle<br />

East, aus der die Filmreihe Beyond<br />

Spring mit aktuellen Filmproduktionen<br />

aus der arabischsprachigen Welt<br />

zwischen Marokko und dem Irak hervorging,<br />

oder<br />

das im November 2016 erstmals abgehaltene<br />

Transformations - Trans*<br />

Film Festival, welches durch die<br />

Sichtbarmachung von Transkörpern<br />

und Transnarrativen die Visibilität<br />

von Transpersonen erhöhen und damit<br />

Gendervielfalt fördern will.<br />

Die Interessengemeinschaft<br />

Berliner Tanzpädagogen und<br />

Tanzgruppenleiter z.B. führte<br />

in 2017 den 7. Berliner<br />

Landeswettbewerb Jugend<br />

tanzt in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> durch.<br />

Das Forum Brasil e.V. zeigte<br />

im Rahmen des Black History<br />

Month die Tanzshow mit<br />

Live-Musik Brasil meets<br />

Cuba.<br />

Ab November 2017 betanzte<br />

die Initiative Salsa4Water<br />

einmal pro Woche das Foyer<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

und sammelte dabei Spenden<br />

für Wasserprojekte.<br />

In einer Workshop-Reihe wurde<br />

über viele Monate der<br />

angolanische Tanzhit Kizomba<br />

durch eine kurdische Organisation<br />

gelehrt.<br />

In der Vergangenheit produzierte<br />

die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> auch Festivals und<br />

Reihen. So z.B. das Festival<br />

traditionellen Tanzes Bewegte<br />

Welten oder<br />

die Modern Dance-Reihe Tanz-<br />

News unter Kuration der<br />

Tänzerin und Choreographin<br />

Oxana Chi.<br />

Tanz, Performance, Theater<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> ist Spielstätte für verschiedenste Formate aus dem<br />

Bereich der darstellenden Künste:<br />

Tanzschulen zeigen die Jahresarbeiten ihrer Schüler*innen und Lehrer*innen auf<br />

der Bühne des Hauses, Communities z.B. aus Äthiopien, Indien, Kuba, Senegal,<br />

Thailand oder der Türkei führen Theaterarbeiten, Performances sowie klassische<br />

und traditionelle Tänze auf, bspw. Amharisches Kindertheater.<br />

20<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

21


THEMEN<br />

Transkulturalität<br />

Unsere Gesellschaft ist eine transkulturelle Gesellschaft (geworden). Vermutlich war sie<br />

ohnehin noch nie über eine einzige „nationale“ <strong>Kultur</strong> definierbar, auch ist sie keine multikulturelle,<br />

d.h. aus mehreren nebeneinander „parallel“ existierenden <strong>Kultur</strong>en bestehende<br />

Gesellschaft, und auch die Vorstellung, dass mehrere <strong>Kultur</strong>en in unserer Gesellschaft<br />

miteinander kommunizieren, ist nicht ausreichend zur Beschreibung unserer Realität.<br />

Die wichtigsten thematischen Schwerpunktsetzungen werden meist in Zusammenarbeit<br />

mit Künstler*innen sowie <strong>Kunst</strong>- und <strong>Kultur</strong>aktivist*innen durchgeführt, deren<br />

biographische Bezüge zu Ländern des gobalen Südens in ihr Schaffen einfließen; oder<br />

auch in Kooperation mit <strong>Kultur</strong>einrichtungen und migrantischen <strong>Kultur</strong>vereinen.<br />

„<strong>Kultur</strong>en bestehen nicht nebeneinander,<br />

<strong>Kultur</strong>en kommunizieren nicht miteinander<br />

- <strong>Kultur</strong>en „fließen zusammen“, wie<br />

Ilija Trojanow und Ranjit Hoskote es bereits<br />

in ihrer 2007 erschienenen Streitschrift<br />

„Kampfabsage“ beschreiben.<br />

Ständig entsteht Neues, auf allen Ebenen<br />

findet permanent eine Auflösung und<br />

Neuformierung kultureller Praktiken<br />

statt. Die immer wieder aufflammende<br />

Debatte um eine „deutsche Leitkultur“<br />

macht dies indirekt deutlich, indem<br />

sie regelmäßig scheitert, wenn es darum<br />

geht, die Inhalte dieser „Leitkultur“<br />

zu benennen.<br />

Diese beständige Kreolisierung der <strong>Kultur</strong><br />

in Deutschland darzustellen und zu<br />

begleiten, ist eines der wesentlichen<br />

Anliegen der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>.<br />

In diesem Sinne sind die Musikwettbewerbe<br />

creole – Berlin Brandenburg und<br />

creole – global zu sehen, die sich – wie<br />

der Namen bereits andeutet – an Bands<br />

und Musiker*innen wenden, deren originäre<br />

Kompositionen den Sound des transkulturellen<br />

Berlins bzw. der globalen<br />

Migrationsbewegungen widerspiegeln.<br />

Gleiches gilt für die bereits seit 2008<br />

wöchentlich stattfindende Konzertreihe<br />

WorldWideMusic, die neben „alten“ Musikstilen<br />

immer auch Bandformationen<br />

vorstellt, wie sie nur in Berlin entstehen<br />

können.<br />

Unsere Literaturreihe 1000 worte tief<br />

tat dies im Bereich der Prosa; und wie<br />

man sich transkulturelle Tanzperformance<br />

vorstellen kann, demonstrierte<br />

u.a. die Reihe Tanz-News.<br />

Die WorldWideCinema Reihen Made in Germany<br />

und Made in Europe präsentierten<br />

Transkulturalität im Bild.<br />

Jazz bildet: Die EBONY BIG BAND, geleitet vom Saxofonisten, Flötisten<br />

und Komponisten Fuasi Abdul-Khaliq, spielt Songs des Civil Rights<br />

Movement beim International Jazz Day.<br />

22<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

23


<strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung für Kinder und Jugendliche<br />

ist seit vielen Jahren einer<br />

der Schwerpunkte der Arbeit der WERK-<br />

STATT <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>.<br />

n Mehr als 2.000 Berliner Kinder kamen<br />

beispielsweise 2016 zum gemeinsam mit<br />

Musikwelten e.V. durchgeführten Kinderweltmusikfestival<br />

Am Ohr der Welt.<br />

n Die von 2014 bis Ende 2017 gemeinsam<br />

mit dem Berliner Konservatorium für<br />

türkische Musik (BTMK) durchgeführte<br />

Reihe Klangfarben und ihre Vorgängerreihen<br />

präsentierten u.a. den musikalischen<br />

Nachwuchs des Konservatoriums.<br />

n Die 2016/17 mit der bezirkseigenen<br />

Musikschule Paul Hindemith Neukölln<br />

veranstaltete Konzertreihe Jazz aus<br />

Neukölln stellte Jazzschüler*innen aus<br />

den Studienvorbereitungsklassen neben<br />

Musikprojekten von deren Lehrer*innen<br />

auf die Bühne.<br />

n Im Kinderfilmprojekt Kiez der Kinder<br />

produzieren Berliner Schulkinder<br />

bereits seit 2010 unter Leitung der<br />

Videokünstlerinnen Masayo Kajimura,<br />

Irati Elorrieta Aguirre und Inga Pfafferott<br />

Videobriefe über ihren jeweiligen<br />

Kiez - die wiederum Kindern aus anderen<br />

Kiezen vorgestellt werden. Dabei<br />

entstanden mehrere auf Kinderfilmfestivals<br />

preisgekrönte Filme.<br />

n Gemeinsam mit den Partnern Thabo<br />

Thindi, Berlin21 und Loesje führt die<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> seit 2016 Filmworkshops<br />

für nach Berlin geflüchtete<br />

Jugendliche durch.<br />

n Und entsprechende Gastveranstaltungen<br />

wie die afrodiasporische Zusatzschule<br />

finden z.B. im Rahmen des Black<br />

History Month statt.<br />

Auch im Bereich der kulturellen Erwachsenenbildung<br />

ist die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> aktiv.<br />

n Es gingen beispielsweise Auftragsarbeiten<br />

an die Ebony Big Band unter<br />

Leitung von Fuasi Abdul Khaliq für<br />

lecture performances, in denen die<br />

Historie des Jazz und seine politische<br />

Bedeutung für den Civil Rights<br />

Movement vorgestellt wurden.<br />

n In den letzten Jahren fanden in der<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> u.a. Kurse zu<br />

arabischer oder chinesischer Kalligraphie,<br />

Workshops für kubanische Perkussion,<br />

oder jiddische, kubanische,<br />

arabische, Wolof- und Malinke-Tänze<br />

statt.<br />

n In Zusammenarbeit mit Kuratoren wie<br />

dem US-Drummer Eric Vaughn entstanden<br />

Lecture Concerts, die in das Werk von<br />

Jazz-Legenden wie John Coltrane, Sarah<br />

Vaughan oder Miles Davis einführten.<br />

n Seit 2015 führte der Grammy-nominierte<br />

Pianist Kelvin Sholar mehrere<br />

Etappen seines groß angelegten Zyklus<br />

Black Music Renaissance auf, der<br />

die Entwicklung Schwarzer Musik seit<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts thematisiert.<br />

n Auch im Wortbereich fanden Veranstaltungen<br />

der kulturellen Bildung für<br />

junge Erwachsene statt: so veranstaltete<br />

beispielsweise das British Council<br />

in Zusammenarbeit mit der <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> hochkarätig besetzte englischsprachige<br />

Schreibworkshops für<br />

Nachwuchsliterat*innen.<br />

Zum Sacred Music & Dance Festival und dem 20-jährigen Jubiläum des Hauses zeigten wir<br />

einen Ausschnitt der Ausstellung „Religionen und Weltanschauungen in Berlin“ des Photographen<br />

Horst Klöver, mit der die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> erstmals ihre Tore eröffnete.<br />

24<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

25


(Neo-)Kolonialismus<br />

Postkolonialismus<br />

Dekolonisierung<br />

In einer post-kolonialen<br />

Welt ist es unabdingbar, die<br />

Geschichten aller Berliner<br />

Bürger*innen in Beziehung<br />

zu setzen und zu verhandeln,<br />

sich für die Verflechtungen<br />

ihrer Biographien zu interessieren<br />

und dabei nationalgeschichtliche<br />

Perspektiven zu<br />

überwinden.<br />

Kolonialgeschichte in Noten: Das Music-History-Projekt<br />

1884 enstand in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>. Live<br />

u.a. beim Black History Month auf der Bühne.<br />

Wenn eine Einrichtung den Namen eines<br />

Kolonialisten wie Hermann Wissmann in<br />

der Adresse stehen hat, kann sie eigentlich<br />

gar nicht anders, als sich mit der<br />

deutschen Kolonialgeschichte und ihren<br />

Folgen zu befassen. 2003, kurz bevor<br />

sich der Beginn des Maji-Maji Krieges -<br />

der mit 300.000 Opfern blutigste deutsche<br />

Kolonialkrieg - zum 100. Mal jährte,<br />

begann die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

mit einer bis heute andauernden Arbeit<br />

zum Thema.<br />

Aus der Maji-Maji Arbeitsgruppe ging ein<br />

Großteil der Aktivitäten zur Dekolonisierung<br />

der Berliner Stadtlandschaft<br />

hervor, während gleichzeitig im Haus<br />

eine Vielzahl von Projekten zur Auf- und<br />

Bearbeitung deutscher Kolonialgeschichte<br />

durchgeführt wurden, wie beispielsweise<br />

die Veranstaltungsreihe 100 Jahre<br />

Maji Maji Krieg. Weitere Produktionen<br />

und Veranstaltungen sind:<br />

n die Vortragsreihe Religion as Counterculture.<br />

African Prophets, Spirit Mediums<br />

and Muslim Saints under Colonial<br />

Rule von Prof. Cheikh Anta Babou (University<br />

of Pennsylvania),<br />

n die Workshop- und Performancereihe Dekolonisiert<br />

euch! der RAA Berlin,<br />

n 1884 – Kolonialgeschichte in Noten:<br />

Musiker*innen afrikanischer Herkunft<br />

nahmen 2010 an einer Geschichtskonferenz<br />

in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> teil,<br />

die sich mit den Folgen der so genannten<br />

„Afrika-Konferenz“ von 1884/1885<br />

und Kolonialismus befasste. Unter Leitung<br />

des Musikers und Produzenten Jonas<br />

Bibi Hammond und des zwischenzeitlich<br />

verstorbenen großen Griots, Sängers und<br />

Perkussionisten Abdourahmane Gilbert<br />

Diop entwickelten die Teilnehmenden daraufhin<br />

gemeinsam eine CD, die sich kritisch<br />

mit den historischen Ereignissen<br />

und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart<br />

auseinandersetzt.<br />

n 200 Jahre später…, eine Hommage an<br />

diejenigen Frauen und Männer afrikanischer<br />

Herkunft, die den Mut und die Kraft<br />

hatten, Widerstand zu leisten gegen den<br />

europäischen Handel mit Menschen<br />

n Manufacturing Race. Contemporary Memories<br />

of a Building’s Colonial Past,<br />

eine Ausstellung über die Geschichte und<br />

Erinnerungen an die koloniale Vergangenheit<br />

eines Gebäudes im heutigen Otto-Suhr-Institut<br />

für Politikwissenschaft<br />

an der Freien Universität Berlin - unter<br />

Leitung der Politikwissenschaftlerin<br />

Bilgin Ayata.<br />

n das mit Prof. Paul Gilroy (King´s College,<br />

London University), Prof. Nikita<br />

Dhawan (Universität Innsbruck), Rajeev<br />

Balasubramanyam (Autor) u.a. prominent<br />

besetzte Panel Postcolonial Justice.<br />

n die Tagung No Amnesty on Genocide des<br />

Bündnis Völkermord verjährt nicht!<br />

n der Launch des Audioguide Kolonialismus<br />

im Kasten, der die ständige<br />

Ausstellung des Deutschen Historischen<br />

Museums um einschlägige Informationen<br />

ergänzt.<br />

26<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

27


Empowerment<br />

& Antirassismus<br />

„Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen<br />

auf der Basis der Konstruktion<br />

von Menschengruppen als Abstammungs- und<br />

Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive<br />

Merkmale zugeschrieben werden, die<br />

implizit oder explizit bewertet und als<br />

nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert<br />

werden“, definierte Johannes<br />

Zerger den Begriff. Vor dieser Definition<br />

ist nicht zu leugnen, dass Rassismus,<br />

sowohl auf individueller, kultureller<br />

als auch auf institutioneller Ebene, in<br />

Deutschland strukturell weit verbreitet<br />

ist.<br />

Angesichts des rasanten Aufstiegs rechtspopulistischer<br />

Bewegungen wie der AfD<br />

und ihrer Geistesverwandten in den Nachbarländern,<br />

angesichts von unverhohlenem<br />

Rassismus in Teilen der Bundeswehr, angesichts<br />

der rassistisch motivierten Mordserie<br />

des NSU ist ebenso klar, dass an-<br />

tirassistische Arbeit für die <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> von größter Bedeutung ist.<br />

Kurator*innen und Produzent*innen, häufig<br />

mit außereuropäischen biographischen<br />

Bezügen und <strong>Kultur</strong>kompetenzen, gestalten<br />

den Großteil des künstlerischen und diskursiven<br />

Programms in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong>. Nur so können wir sicher stellen,<br />

unsere diversen Publika mit für sie<br />

relevanten Einzelveranstaltungen, Reihen<br />

und Festivalformaten anzusprechen.<br />

So stellt die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> sicher,<br />

dass sich im Hause das Know-how um<br />

repräsentationsrelevante Positionen und<br />

Debatten unaufhörlich erneuert, um weiterhin<br />

Diskurse in den für uns relevanten<br />

Feldern kompetent mitinitiieren und mitgestalten<br />

zu können.<br />

Zudem bietet die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

migrantischen Organisationen und anderen<br />

marginalisierten Gruppen den benötigten<br />

Raum, sowie Technik, inhaltliche Beratung<br />

und logistische Unterstützung bei<br />

der Verwirklichung ihrer eigenen Veranstaltungsaktivitäten.<br />

Nachdem lange Zeit die Folgen der Arbeitsmigration<br />

aus Süd- und Südosteuropa,<br />

der Türkei und dem Maghreb im Mittelpunkt<br />

des öffentlichen Diskurses standen<br />

(und Arbeitsmigrant*innen aus anderen<br />

EU-Ländern, aus Nordamerika oder Ostasien<br />

weitgehend unbeachtet blieben -<br />

ganz zu schweigen von den zahlreichen<br />

Menschen mit transkulturellen Biographien),<br />

stellt sich die in diesem Kontext<br />

derzeit dringlichste repräsentationspolitische<br />

Herausforderung durch die<br />

kriegsbedingte Asylmigration aus Syrien,<br />

Irak, Afghanistan, Eritrea und anderen<br />

Ländern nach Berlin.<br />

Aber bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />

finden in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> KUL-<br />

TUREN regelmäßig unterschiedliche Bearbeitungen<br />

der Themen Flucht und Asyl<br />

statt. So veranstaltet die <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> bereits seit den 90er Jahren<br />

themen- und regionalspezifische Informations-<br />

und <strong>Kultur</strong>veranstaltungen<br />

gemeinsam mit NGOs wie dem deutsch-iranischen<br />

Flüchtlingsverein e.V., dem Medibüro<br />

e.V., dem afghanischen <strong>Kultur</strong>zentrum,<br />

mit Korientation e.V. oder der<br />

RAA.<br />

Unter der Überschrift Raum für Flucht!<br />

stellt die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> seit<br />

2015 jeden Mittwoch selbstorganisierten<br />

Refugee-Initiativen ihre Räumlichkeiten,<br />

ihre Technik sowie Veranstaltungstechniker<br />

und -betreuer*innen für<br />

unterschiedliche Veranstaltungsformate<br />

zur Verfügung. Ob es dabei beispielsweise<br />

darum geht, marginalisierte Gruppen<br />

mit für gesellschaftliche Teilhabe nötigem<br />

juristischem Know-how zu versorgen,<br />

oder die Bedeutung kultureller Differenz<br />

für verschiedene gesamtgesellschaftliche<br />

Bereiche deutlich zu machen - unser<br />

Haus steht hier für unterschiedliche Inhalte<br />

offen. Ziel des Formates, das auch<br />

in 2018 weitergeführt wird, ist es, möglichst<br />

viele Berliner Initiativen, die<br />

zum Thema Asylmigration und Exil arbeiten,<br />

zu unterstützen.<br />

Empowerment ist Hauptmotivation großer<br />

Teile des jährlich im Februar in der<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> stattfindenden<br />

Black History Month, der Konzerte, Lesungen,<br />

Filme, Tanz- und Theaterperformances<br />

mit Reflexionen über die Geschichte<br />

Afrikas und ihre kulturellen<br />

Verbindungen zum Black Atlantic sowie<br />

deren Bedeutungen für die diversen afro-diasporischen<br />

Gemeinden in Berlin<br />

verbindet.<br />

Um Empowerment geht es bei Veranstaltungen<br />

wie der Comedy Show von Hari<br />

Kondabolu, bei Events von Roma-Organisationen<br />

wie Amaro Foro e.V. oder<br />

Hildegard-Lagrenne-Stiftung, bei regelmäßigen<br />

Tagungen des Instituts für<br />

Sprache und <strong>Kultur</strong> der Kirmancî, wie<br />

auch von moveGlobal e.V. (Gesellschaftliche<br />

Verantwortung in Berlin: Herausforderungen<br />

und Perspektiven) oder der<br />

Bundeskonferenz der Neuen deutschen<br />

Medienmacher e.V.<br />

Zahlreiche diskursive Formate wie der<br />

Familienevent Kinderbuch-Party oder die<br />

mit Michel Friedman prominent besetzte<br />

Live-Polit-Talkreihe Playing in the<br />

Dark, bei denen es darum ging, Kontrapunkte<br />

zu setzen vis-à-vis aggressiver,<br />

sich Klischees und Fremdzuschreibungen<br />

bedienender Mainstreamdebatten<br />

n die mit ReachOut e.V. durchgeführte<br />

Reihe Rassismus im Gerichtssaal<br />

n die Diskussionsabende mit der Initiative<br />

Salam Schalom<br />

n die langjährige Zusammenarbeit mit<br />

dem Koreaverband<br />

n Hinzu kamen zahlreiche Buchpräsentationen<br />

und Panels wie beispielsweise<br />

von und mit Guardian Journalist Gary<br />

Younge („The Speech. The Story behind<br />

Dr. Martin Luther King Jr.‘s Dream“),<br />

oder Marion Kraft (Hg. „Kinder der Befreiung“).<br />

Strategie. Die wesentliche<br />

Strategie der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong>, um Rassismus entgegenzutreten,<br />

besteht darin,<br />

empowerment-kompetenten<br />

Akteuer*innen mit Rassimuserfahrung<br />

die benötigten analogen und<br />

digitalen (Social Media-)Räume<br />

für ihre künstlerischen, kulturaktivistischen,<br />

diskursiven Empowermentstrategien<br />

zu stellen.<br />

28<br />

Erinnerungen eines Afro-Deutschen: Theodor Wonja<br />

Michael, Autor und Träger des Bundesverdienstkreuzes,<br />

liest aus seiner Autobiografie „Deutsch<br />

sein und schwarz dazu“ im Saal des Hauses.<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

29


Religiöse Vielfalt<br />

n Auf einer eher sinnlichen Ebene machten<br />

das cross-over Festival Faith in<br />

Tunes (2016 & 2017) und das Sacred Music<br />

& Dance Festival (2013) religiösen<br />

und weltanschaulichen Reichtum Berlins<br />

in der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> erfahrbar.<br />

Beide Festivals sind Hommagen an<br />

die Stadt Berlin, neue und alte Heimat<br />

einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

religiöser Gemeinden, die als integralen<br />

und unverzichtbaren Bestandteil<br />

religiöser Aktivität eine sehr lebendige<br />

Praxis religiöser und religiös<br />

inspirierter Musik und Tänze pflegen.<br />

n Im Oktober 2017 fand das 1. Festival<br />

religiöser und spiritueller <strong>Kultur</strong>en<br />

mit dem Screening von Filmen sowie Lectures<br />

statt. Gemäß ihrem Leitmotiv we<br />

celebrate cultural difference! zeigte<br />

die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> religiöse und<br />

spirituelle Filme aus der ganzen Welt<br />

- unter besonderer Berücksichtigung von<br />

Arbeiten, die kleinere, wenig sichtbare<br />

religiöse Gemeinschaften porträtieren.<br />

n Seit 1999 untersucht der ehrenamtlich<br />

tätige Arbeitskreis Werkstatt Religionen<br />

und Weltanschauungen in seinem Langzeitprojekt<br />

spezifische gesellschaftsbezogene<br />

Fragestellungen im Kontext<br />

religiöser und weltanschaulicher Perspektiven.<br />

Bei seinen monatlichen Treffen<br />

eröffnet der Arbeitskreis seinen Mitwirkenden<br />

neue Räume des Wissens und der<br />

Wahrnehmung der eigenen Sozialisierung,<br />

indem er jedes Jahr ein neues Thema<br />

(z.B. Erwachsenwerden, Geschlechterrollen,<br />

Identität, Arbeit, Würde, Fanatismus,<br />

Eigentum, Veränderung, etc.) aus<br />

unterschiedlichen religiösen Perspektiven<br />

bearbeitet und seine Erkenntnisse<br />

in einer jährlichen Fortbildungstagung<br />

für Lehrer*innen präsentiert, die regelmäßig<br />

von ca. 100-140 Multiplikator*innen<br />

besucht wird.<br />

Außerdem veröffentlicht die Werkstatt<br />

Religionen und Weltanschauungen immer<br />

wieder Materialien für den Schulunterricht.<br />

Die Mitwirkenden der Werkstatt<br />

Religionen und Weltanschauungen zählen<br />

zu den Initiator*innen des Berliner Forums<br />

der Religionen, und auch die Gründer*innen<br />

des Berner Hauses der Religionen<br />

haben konzeptuell viel von der<br />

Werkstatt Religionen und Weltanschauungen<br />

gelernt.<br />

Weltanschauungen. Wie fast alle Metropolen der Welt ist auch<br />

Berlin zunehmend von religiöser Vielfalt geprägt: mehr als 250<br />

Religionsgemeinschaften sowie zahlreiche nicht-religiöse, aber<br />

weltanschaulich gebundene Gruppen finden sich in der Stadt.<br />

Hier handelt es sich mitnichten lediglich um die abrahamitischen<br />

Religionen: in Berlin befindet sich der einzige Candomblé-Tempel<br />

Deutschlands, mehrere Hindutempel von Communities aus Sri<br />

Lanka und Südindien, ein Sikh-Schrein sowie Tempel zahlreicher<br />

buddhistischer Gemeinschaften aus Süd-, Südost- und Innerasien.<br />

Syrische und irakische Yezid*innen praktizieren ihre Religion in<br />

der Stadt ebenso wie Baha‘i aus dem Iran oder Anhänger*innen<br />

traditioneller afrikanischer Religionen.<br />

Community und Heritage: Kenntnisse der buddhistischen<br />

Thai-Tänze werden der nächsten Generation weitergegeben.<br />

Baan May Rhu Roy zeigte 2013 beim Sacred Music &<br />

Dance Festival thailändisch-buddhistischen Tempeltanz.<br />

30<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

31


PRODUKTIONSFORMATE<br />

Veranstaltungen. In der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> finden jedes<br />

Jahr an rund 217 Spieltagen rund 580 Veranstaltungen statt:<br />

Konzerte, Filmscreenings, Podiumsdiskussionen, Performances,<br />

Lesungen, Konferenzen, Workshops, Meetings...<br />

Doyen der afrikanischen Musikszene Berlins: Griot, Sänger, Schauspieler, Komponist,<br />

Perkussionist und Bandleader Abdourahmane Gilbert Diop († 17.08.2012) begleitete die<br />

<strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> viele Jahre als Musiker, u.a. beim Black History Month, im<br />

Music-History-Projekt 1884 und den Konzertreihen WorldWideMusic und Migration Music.<br />

32<br />

Für die Besucher*innen des Hauses nicht<br />

immer wahrnehmbar, variieren die Produktionsprozesse<br />

für die einzelnen Veranstaltungen<br />

erheblich. Die <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> unterscheidet bei ihrer<br />

Veranstaltungsproduktion zwischen<br />

n drittmittel- bzw. eigenfinanzierten<br />

Veranstaltungen, die sich aus Fördergeldern,<br />

Ticket- oder Mieteinnahmen<br />

finanzieren;<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

n Kooperationen, die in Zusammenarbeit<br />

mit Partnerorganisationen entstehen,<br />

deren finanzielle und personelle Ressourcen<br />

in Konzeption und Durchführung<br />

des Events einfließen;<br />

n Gastveranstaltungen, für die externe<br />

Veranstalter*innen die Räumlichkeiten,<br />

die Technik und das Know-how<br />

der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> zur Durchführung<br />

ihrer Veranstaltungen anmieten<br />

bzw. nutzen.<br />

Unter den gegebenen personellen und<br />

finanziellen Voraussetzungen, die dem<br />

Haus für die Programmrealisierung zur<br />

Verfügung stehen, ergab sich für 2017<br />

eine Aufteilung der Programmformate in<br />

rund 33% (2016: 13%) drittmittel- und<br />

eigenfinanzierte Veranstaltungen, 24%<br />

(2016: 33%) Kooperationen und 44%<br />

(2016: 55%) Gastveranstaltungen.<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> konnte damit<br />

den Anteil an drittmittel- und eigenfinanzierten<br />

Veranstaltungen im Jahresvergleich<br />

2016/2017 verdreifachen.<br />

An 217 Veranstaltungstagen in 2017 waren<br />

von insgesamt 577 Veranstaltungen:<br />

n 190 Veranstaltungen, also 33%, aus<br />

Eigen- oder Drittmitteln produzierte<br />

Veranstaltungen,<br />

n 140 Veranstaltungen, also 24%, Kooperationen,<br />

n die verbleibenden 241 Veranstaltungen,<br />

also 44%, Gastveranstaltungen.<br />

Ideen muss man haben!<br />

33


Kuration. Unsere wechselnden - und wiederkehrenden - Kurator*innen<br />

bewegen sich als Expert*innen in unterschiedlichen<br />

<strong>Kunst</strong>-, <strong>Kultur</strong>- und Aktivistenmilieus der Stadt Berlin. Dabei<br />

bilden sie aktuelle Entwicklungen, Diskurse und Perspektiven<br />

insbesondere aus marginalisierten und/oder Avantgarde Communities<br />

in den von ihnen kuratierten Arbeiten ab.<br />

Eigen- und drittmittelfinanzierte<br />

Produktionen<br />

Im Laufe der Jahre hat die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> aus dem eigenen Team heraus,<br />

bzw. in enger Zusammenarbeit mit Kurator*innen<br />

aus den unterschiedlichen<br />

künstlerischen und kulturellen Milieus<br />

der Stadt, eine Vielzahl von Festivalformaten<br />

und/oder Veranstaltungsreihen<br />

entwickelt und durchgeführt.<br />

Dabei besteht die Aufgabe der Kuratorin<br />

bzw. des Kurators in der professionellen<br />

Vermittlung kultureller, künstlerischer<br />

und (kultur)-politischer Leistungen.<br />

Gleichzeitig arbeiten wir immer<br />

wieder mit Kurator*innen zusammen, die<br />

sich als <strong>Kunst</strong>schaffende verstehen, als<br />

Schöpfer*innen von Gesamterlebnissen,<br />

die ein Veranstaltungsumfeld kreieren,<br />

das Partizipations- und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

für ihr Zielpublikum<br />

eröffnen, um es so Teil der Veranstaltung<br />

werden zu lassen.<br />

Diese Veranstaltungen, die in Gänze in<br />

der Regie der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

liegen, bieten dem Haus<br />

n die Möglichkeit, permanent die eigenen<br />

Standards zu überprüfen und zu<br />

verbessern<br />

n die Möglichkeit, das Haus in einem<br />

wiederkehrenden Rhythmus mit seinen<br />

Inhalten sowohl potentiellen Besucher*innen<br />

als auch Stammgästen zu<br />

präsentieren.<br />

n die Möglichkeit zur Steigerung der<br />

Attraktivität für potentielle Kooperationspartner*innen<br />

und Gastveranstalter*innen<br />

n die Möglichkeit, aktuelle Themen zu<br />

kommentieren / zu begleiten.<br />

Weggefährte Nelson Mandelas: Denis Goldberg, der während des berühmten Rivonia-Prozesses<br />

gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Südafrikas zu vier Mal lebenslänglicher Haft verurteilt<br />

wurde, sprach bei der Eröffnung des Nelson-Mandela-Festivals in der Neuköllner Hasenheide.<br />

Regelmäßig teilen sie dabei mit unseren<br />

Besucher*innen ihre künstlerische<br />

Expertise und ihr (trans)kulturelles<br />

Know-how, während sie Cinema-Reihen,<br />

Jazz-, Weltmusik- und (Bospo)Rock-Konzerte,<br />

Podiumsdiskussionen und Buchvorstellungen,<br />

Theater- und Tanztage<br />

oder interdisziplinäre Veranstaltungsformate<br />

realisieren, die wichtige Aspekte<br />

ihres künstlerischen, kulturellen,<br />

politischen, weltanschaulichen<br />

oder biographischen Referenzrahmens<br />

widerspiegeln.<br />

34<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

35


Kooperationen<br />

Seit jeher machten fehlende Programmmittel<br />

das Thema „Kooperationen“ für<br />

die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> mit jedem<br />

Jahr zunehmend wichtiger. Daher wurden<br />

Kooperationsveranstaltungen mit<br />

Initiativen, Vereinen, Stiftungen,<br />

NGOs, (Musik)Schulen und Universitäten<br />

in den vergangenen Jahren daher stark<br />

ausgebaut und auch qualitativ auf ein<br />

höheres Niveau gebracht.<br />

Dabei liefert die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> KUL-<br />

TUREN für gewöhnlich das notwendige<br />

Know-how in den Bereichen Konzeptionierung,<br />

Entwicklung und Durchführung von<br />

Veranstaltungen und bietet gleichzeitig<br />

Räumlichkeiten und das technische<br />

Equipment an, während die Kooperationspartner*innen<br />

neben den finanziellen<br />

Mitteln in aller Regel frische Ideen<br />

einbringen, die im Laufe der Zusammenarbeit<br />

gemeinsam mit der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> zur Reife geführt werden.<br />

Das bei diesen Kooperationen zum Einsatz<br />

kommende Finanzvolumen lässt sich<br />

über den Finanzplan der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> meist leider nicht abbilden,<br />

da die Finanzierung dieser Veranstaltungen<br />

maßgeblich durch die jeweiligen<br />

Kooperationspartner*innen erfolgt.<br />

In manchen Fällen wird die <strong>WERKSTATT</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> von potentiellen Kooperationspartner*innen<br />

auch lediglich zur<br />

Nutzung ihrer Räume, Infrastruktur und<br />

logistischer Hilfe angesprochen. In<br />

solchen Fällen können die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zwar u.U. eingeschränkt<br />

sein. Dennoch ermöglicht<br />

eine solche Zusammenarbeit die Durchführung<br />

zahlreicher, auch programmatisch<br />

für die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong><br />

sehr relevanter Veranstaltungsreihen<br />

und Einzelveranstaltungen.<br />

Wie schreibt Realität Geschichte und wie eignet sich Fiktion<br />

zur kritischen Untersuchung von politischen Wirklichkeiten?<br />

Dazu sprach Sharon Otoo (Autorin, Preisträgerin des<br />

Ingeborg-Bachmann-Preis 2016) beim Festival Carnival of<br />

Literatures auf dem Podium „When Fiction Speaks Truth to<br />

Power“. Eine Kooperation mit der Universität Potsdam.<br />

36<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

37


Writing Gender: Sexuality, Feminism and Masculinity:<br />

Das 3-tägige British Council Literature Seminar fand<br />

2018 erneut in unserem Haus statt.<br />

Gastveranstaltungen<br />

Gastveranstaltungen sind einerseits<br />

eine der Einnahmequellen für die WERK-<br />

STATT <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> und deshalb essentiell<br />

für den Betrieb des Hauses. Andererseits<br />

sind sie wichtiges Vehikel<br />

zur Beförderung der repräsentationspolitischen<br />

Intentionen der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong>: Migrantische Organisationen,<br />

Künstler*innen-Kollektive und <strong>Kultur</strong>aktivist*innen<br />

erhalten die Räumlichkeiten<br />

zu extrem günstigen Konditionen und<br />

können so trotz knapper Mittel ihre eigenen<br />

Interessen befördern.<br />

Durch sie kommen eine ganze Reihe relevanter<br />

Veranstaltungen ins Haus, die<br />

das gesamte Spektrum der weiter oben<br />

vorgestellten Themen der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> abdecken.<br />

Gleichzeitig konnten wir in 2016/2017<br />

immer häufiger dem Wunsch von Gastveranstalter*innen<br />

nachkommen, ihre Gastveranstaltung<br />

einerseits aufgrund der<br />

Veranstaltungsinhalte und wegen des Beratungs-,<br />

Vorbereitungs-, und Betreuungsaufwandes<br />

und andererseits aufgrund<br />

ihres Wunsches mit der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong><br />

<strong>KULTUREN</strong> assoziiert zu werden, trotz<br />

einer bestehenden Mietvereinbarung als<br />

Kooperationsveranstaltung zu behandeln.<br />

Eine große Zahl der Gastveranstaltungen<br />

sind Workshops und Tagungen - z.B.<br />

zur Arbeit von oder mit Geflüchteten in<br />

Berlin, zu Vielfalt in der Ausbildung,<br />

zur aktuellen Situation der Justiz in<br />

der Türkei, zu antimuslimischem Rassismus<br />

in Deutschland, zu Feminismus in<br />

kurdischen Communities, zu Geflüchteten<br />

als Fernsehmacher*innen, zur Hilfe für<br />

Kinder geflüchteter Familien in Berlin,<br />

zu interkultureller Kompetenz in der<br />

Bildungsberatung, zu Jugendhilfe und<br />

Sozialarbeit oder zur Pflege kurdischer<br />

Sprachen, um nur einige Beispiele zu<br />

nennen.<br />

Aber auch Musik- und Theateraufführungen<br />

türkischer, alevitischer, kurdischer,<br />

iranischer und rumänischer NGOs,<br />

ein Workshop zu Improvisationstheater<br />

im therapeutischen Kontext, die Aufführung<br />

eines Films über kamerunische<br />

Migrant*innen in Deutschland, eine kolumbianische<br />

Salsa-Party und viele weitere<br />

Gastveranstaltungen bereichern das<br />

Programm der <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong>.<br />

Die Mieteinnahmen aus Gastveranstaltungen<br />

ließen sich in den vergangenen fünf<br />

Jahren von ca. von 90.000 € auf rund<br />

127.000 € steigern.<br />

Die Werkstadt der <strong>Kultur</strong>en ist die einzige robuste Institution für postkoloniale, migrantische<br />

und minoritäre <strong>Kunst</strong>, Theater, Musik, Literatur in Deutschland. Gerade in der heutigen<br />

politischen Atmosphäre wäre ihre Schließung eine Katastrophe für die Hauptstadt und das ganze<br />

Land. Als ehemaliger Berliner und Stammgast bei der WdK wäre ich bestürzt, ein Berlin ohne<br />

die WdK zukünftig zu besuchen (Smaran Dayal) n Eine unglaublich wichtige Institution, tolle<br />

Konzerte und super Ambiente, dieser Ort darf nicht verloren gehen! (Horst Nonnenmacher) n In<br />

one location you get: „Cultured Creativity at it‘s Finest“, „World Class Talent“, „Excellent<br />

Facility“, „Exceptional Staff and Support (from the leadership onward)“. Of all the venues I<br />

performed in while touring Berlin, WdK was by far my preferred choice!!! I had a wonderful<br />

experience performing with Eric Vaughn and Naked Jazz in a Tribute to Nancy Wilson and the<br />

Tribute to Duke Ellington. All of Germany should know about the variety of happenings at WdK<br />

... and could take lessons from how this facility is managed/supports its guests as well as<br />

its performers! (Myrna Clayton) n Tolle Einrichtung. Wer hier noch nicht war, kennt Berlin<br />

nicht wirklich! (Martin Jander) n Viele MigrantInnenorganisationen haben keine eigenen<br />

Räume, schon gar keine Bühne für größere kulturelle Veranstaltungen. Aber die kommen auch<br />

sonst nirgendwo vor – die WdK schließt damit eine Lücke im Berliner <strong>Kultur</strong>betrieb. Sie ist<br />

wichtig für das soziale, kulturelle und künstlerische Überleben, die Sichtbarkeit und Repräsentation<br />

von EinwanderInnen, aber auch deutschen Schwarzen und Roma. Sie ist damit auch ein<br />

Symbol der Zugehörigkeit zu dieser Stadt und diesem Land. (Koray Yılmaz-Günay) n Raum der<br />

(Selbst-)Reflexion, des Seins und des Werdens, in dem tagtäglich kulturelle, politische und<br />

gesellschaftliche Hürden genommen werden... Berlin hat der WdK so viel zu verdanken. (Amel<br />

Ouaïssa) n Die Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en Berlin ist nicht mehr von der hiesigen <strong>Kultur</strong>landschaft<br />

wegzudenken. Sie spielt nicht nur eine wichtige Rolle in unsere Stadt, sondern sie<br />

repräsentiert exklusiv die Vielfalt dieser Stadt. BRAVO ich bin ein Fan von Euch. (Noureddine<br />

Ben Redjeb) n Ein wichtiger Ort in der Stadt! Fördern statt Schließen! (Sabine Thomsen)<br />

n Ohne Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en ist für mich Berlin wie ein Zuhause ohne Wohnzimmer. Wo, wenn<br />

nicht hier, würden wir uns alle aufgehoben fühlen und über alle unsere Differenzen hinaus uns<br />

austauschen können mit dem sicheren Gefühl, auch alles sagen zu dürfen, was Rechtens ist?<br />

(Hyo Jin Shin) n Ein Juwel in Berlin Neukölln (Nord) - das ist die Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en.<br />

Jede Menge Aktivitäten, eine Musik-Kneipe im Untergeschoss, ein Saal mit großer Bühne im<br />

oberen Teil des Hauses. Konzerte und Veranstaltungen, ein Biergarten, ein Restaurant, faire<br />

Preise - was will man mehr. Ach ja: das Gebäude ist eine restaurierte ehem. Brauerei - eine<br />

Attraktion also. (Dietmar Gibietz-Rheinbay) n Wichtiger Ort für diverse und kritische Perspektiven!<br />

(Stéphane Mallarmé) n One of the places in Berlin, where I experienced the most<br />

inspiring concerts, lectures and performances. Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en is an important part<br />

of cosmopolitan Berlin. A big ‚no‘ to termination of renting contract. (Berit Ehmke) n Hier<br />

spiegelt sich heute die globale und damit verbundene migrantische <strong>Kunst</strong>, hier ist der kosmopolitische<br />

Ort des musischen Perspektivwechsels. Hier treffen sich Künstler und Publikum, um<br />

ein Deutschland zu illustrieren, das wirklich ein Ort auf dieser Welt ist. (Anetta Kahane)<br />

n Ein Ort der Inspiration und des Empowerments. Hier treffen lokal verankerte Projekte auf<br />

globale Überflieger. Die WdK schafft es, <strong>Kultur</strong>, Politik und Vision in ihren diversen Formaten<br />

und kreativen Formen zu vernetzen. Sie bietet Raum für Künstler/innen, Aktivist/innen,<br />

Pragmatiker/innen und Visionär/innen aufeinander zu treffen und über neue Dimensionen eines<br />

pluralen Deutschlands und Europas zusammenzudenken und -arbeiten. Die Werkstatt der <strong>Kultur</strong>en<br />

gehört definitiv zum kreativen und multikulturellen Gesicht Berlins und Deutschlands<br />

(Mekonnen Mesghena) n Vor allem seit der letzten fünf Jahre, die Möglichkeit eines Ortes,<br />

an dem Künstlerinnen und Künstler den Kontext ihrer Geschichte selber, also jenseits von<br />

Trend und Debatte schaffen und dabei trotzdem vertiefend auf Trend und Debatte zurückwirken.<br />

(Deniz Utlu) n Empowerment, ein Ort, an dem ich meine Stimme erheben kann, wo Leute meine<br />

Stimme hören können, wo sie lachen, lernen und nachdenken können. Veranstaltungen, wo ich<br />

mich sicherer fühlen kann als an anderen Orten in der Stadt, wo auch ich neues dazulernen<br />

kann, neue Menschen kennenlernen kann und <strong>Kultur</strong> in ihren vielfältigsten Formen genießen und<br />

aufnehmen kann. Sie ist für mich wie das Erträumen eines Traums, wie die Poesie, die durch<br />

meine Adern fließt und wie tausend Worte, die auf dem Grund des Meeres wie die Verlockung<br />

des Lichts die Dunkelheit beschreiben. (Mutlu Ergün) n Die WdK ist mir als bestärkende und<br />

Inspirierende Wirkstätte aus Berlin nicht wegzudenken! (Stephen Lawson)<br />

Photocredits: Daniela Incoronato, British Council, Dounia Mahfoufi, Udo Siegfreidt, Dong-Ha Choe, Ulrich Meuel, Gilles Soubeyrand<br />

38<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

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Sacred Music&Dance Festival<br />

40<br />

Projektbeschreibung 11/2017<br />

Ideen muss man haben!<br />

Wissmannstraße 32, 12049 Berlin<br />

Tel. 030 - 60 97 70-0 / Fax 030 - 60 97 70-13<br />

info(at)werkstatt-der-kulturen.de<br />

www.werkstatt-der-kulturen.de<br />

Die <strong>WERKSTATT</strong> <strong>DER</strong> <strong>KULTUREN</strong> wird gefördert<br />

von der Senatsverwaltung für Europa und <strong>Kultur</strong>

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