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Im Lande der Bibel 1/2018

Zur Hoffnung berufen? Erinnerungskultur in Israel und Palästina

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AUS DEM JERUSALEMSVEREIN<br />

Der neue Bischof (4.v.li.) mit<br />

seinem Vorgänger Munib<br />

Younan (links von ihm) und<br />

den Pfarrern seiner Kirche<br />

und weiteren Geistlichen aus den verschiedenen<br />

Partnerkirchen.<br />

Nah bei den Menschen<br />

Ibrahim Azar als Bischof in Jerusalem eingeführt<br />

Freitagmorgen am Jaffa-Tor, die Altstadt Jerusalems erwacht. Türläden werden aufgestoßen,<br />

Keramikteller und bunte Schals zum Verkauf nach draußen getragen. Die arabischen<br />

Händler, ihre Lockrufe und die lauten Gebete <strong>der</strong> Muezzins – sie haben die Altstadt<br />

sonst fest im Griff. Aber nicht an diesem Morgen. Denn heute wird Sani Ibrahim<br />

Azar, <strong>der</strong> vor einem Jahr zum neuen lutherischen Bischof gewählt wurde, in sein Amt<br />

eingeführt. Und dazu sind Gäste aus <strong>der</strong> ganzen Welt angereist. Auch eine Delegation<br />

des Berliner Missionswerkes und des Jerusalemsvereins.<br />

Von Jutta Klimmt<br />

Jerusalem. Wiege <strong>der</strong> Christenheit. Zentrum den sich zur Einführung des neuen Bischofs<br />

des Heiligen <strong>Lande</strong>s. Rund 7000 Christen leben<br />

heute noch hier. Die meisten von ihnen „Mit dieser starken Präsenz wollen wir ein<br />

Ibrahim Azar viele internationale Gäste ein.<br />

sind orthodox; die Zahl <strong>der</strong> Protestanten ist Zeichen setzen“, betont <strong>der</strong> Berliner Bischof<br />

gering. Und doch – o<strong>der</strong> gerade deshalb – fin-<br />

Dr. Markus Dröge, <strong>der</strong> die Delegation des Ber-<br />

liner Missionswerkes, des Jerusalemsvereins<br />

und <strong>der</strong> Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische<br />

Oberlausitz (EKBO) anführt. „Und zugleich<br />

unsere Wertschätzung für Ibrahim Azar<br />

zum Ausdruck bringen.“<br />

Am Jaffa-Tor setzt sich an diesem Morgen ein<br />

Festzug in Bewegung; durch die engen Gassen<br />

<strong>der</strong> Altstadt zur evangelischen Erlöserkirche.<br />

Vorneweg zwei Pfadfin<strong>der</strong>-Kapellen <strong>der</strong><br />

evangelischen Schulen, dann Ibrahim Azar,<br />

zunächst noch in dunkler Jacke, begleitet von<br />

seiner Frau und den drei Töchtern und gefolgt<br />

von den Pfarrern und Gemeindeglie<strong>der</strong>n seiner<br />

Kirche, von Bischöfinnen und Bischöfen<br />

Es ist eine Demonstration <strong>der</strong> Geschlossenheit.<br />

In dieser Stadt, in <strong>der</strong> die Zahl <strong>der</strong><br />

Christen immer weiter zurückgeht. In dieser<br />

konfliktbeladenen Region, in <strong>der</strong> sich die<br />

palästinensische Bevölkerung – sowohl die<br />

muslimische als auch die christliche – von<br />

<strong>der</strong> israelischen Politik unterdrückt und ausgegrenzt<br />

fühlt. <strong>Im</strong>mer mehr Palästinenser<br />

verlassen das Land, auf <strong>der</strong> Suche nach einer<br />

Perspektive für sich und ihre Familie. Eben<br />

aus diesem Grund will die lutherische Kirche<br />

heute ein Zeichen setzen. „Auch wir Christen<br />

sind im Heiligen Land zu Hause. Wir werden<br />

hier bleiben. Und wir können dabei auf weltweite<br />

Unterstützung zählen.“ Das ist die Botschaft,<br />

die an diesem Tag in die Welt hinausgetragen<br />

wird und die zugleich die Christen<br />

im eigenen Land stärken und ermutigen soll.<br />

Ursprünglich waren die Geistlichen aus den<br />

Partnerkirchen gebeten, im Talar durch die<br />

Altstadt zu ziehen. Darauf wird in letzter<br />

Minute verzichtet – aus Rücksicht auf die<br />

Sicherheitslage. Denn wenige Wochen nach<br />

Donald Trumps Ankündigung, Jerusalem als<br />

Hauptstadt Israels anzuerkennen, scheint Zurückhaltung<br />

angeraten. We<strong>der</strong> gewaltbereite<br />

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