Musterbericht II
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Bericht Forschungslabor I WS 03/04<br />
Sonja Neuhaus<br />
Herr Laurent Feuz, Doktorand an der Professur für Oberflächentechnik in Schlieren, hat mir im Rahmen<br />
des Forschungslabor I Einblicke in den Forschungsalltag vermittelt. Nach Erarbeitung der theoretischen<br />
Grundlagen konnte ich im Labor einige praktische Arbeiten durchführen.<br />
1. Session<br />
Beim Sichten der Homepages der verschiedenen Forschungsgruppen des D-MATL habe ich einen<br />
kurzen Einblick in die laufende Forschung am Departement erhalten. Anhand von anschaulichen<br />
Grafiken erklärte mir Laurent Feuz ausserdem, wie wichtig Grössenordnungen im Alltag eines<br />
Materialwissenschaftlers sind.<br />
Im Labor lernte ich einige Methoden und Instrumente der Oberflächentechnik kennen:<br />
Ellipsometrie (ELM)<br />
Optische Messmethode zur Bestimmung der Dicke und der optischen Eigenschaften dünner, zumindest<br />
teilweise transparenter Schichten und Schichtfolgen. Linear polarisiertes Licht wird unter einem<br />
Einfallswinkel auf die Probe gestrahlt, und das reflektierte (elliptisch polarisierte) Licht wird in<br />
Abhängigkeit von dessen Wellenlänge analysiert. [1] Beim Gerät in diesem Labor handelt es sich im<br />
speziellen um ein spektrales Ellipsometer, welches mehrere Wellenlängen gleichzeitig analysieren<br />
kann. Aus technischen Gründen wird deshalb elliptisch polarisiertes Licht auf die Probe gestrahlt und<br />
die Polarisationsänderung nach der Reflektion bestimmt. Diese Messungen erlauben Aussagen über<br />
die optischen Parameter und Schichtdicke einer Substanz. Das Messverfahren verfügt über eine hohe<br />
Auflösung und ist sehr schnell.<br />
Quarz Crystal Microbalance (QCM)<br />
Mit dieser mechanischen Methode kann in situ die adsorbierte Masse und das viskoelastische Verhalten<br />
von Schichten untersucht werden. Dazu wird eine Schicht auf einen Quarzkristall aufgebracht. Dieser<br />
wird von einem angelegten elektrischen Wechselstrom zum Schwingen gebracht. Die Schwingfrequenz<br />
ändert sich im Vergleich zum blanken Quarz umso stärker, je grösser die adsorbierte Masse ist. Es gilt<br />
die Sauerbrey Gleichung (evtl. angepasst), die besagt, dass die Frequenzänderung proportional zur<br />
Massenänderung ist. Es werden jeweils verschiedene Obertöne gemessen, deren Frequenzen dann<br />
noch entsprechend normiert werden müssen.<br />
Contact Angle (CA)<br />
Mit dieser Methode wird das Verhalten von Wasser auf Oberflächen untersucht. Der Grad der<br />
Hydrophilizität resp. Hydrophobizität kann ermittelt werden. Ist der Kontaktwinkel stumpf, so handelt es<br />
sich um eine eher hydrophile Oberfläche; ist er spitz, so ist die Oberfläche eher hydrophob.<br />
Atomic Force Microscopy (AFM)<br />
Mit dem Atomkraftmikroskop können in Luft oder in situ die Topographie und die Oberflächenkräfte<br />
einer Probe bestimmt werden. Die Oberfläche wird von einer Sonde abgetastet, die durch<br />
Piezoaktuatoren gesteuert wird und immer den gleichen Abstand zur Oberfläche einhält. Die Kraft, die
enötigt wird, um sie in diesem Abstand zu halten, wird aufgezeichnet und lässt Rückschlüsse über die<br />
Oberfläche zu. [2]<br />
X-Ray Photoelectron Spectroscopy (XPS)<br />
Diese Methode wird verwendet, um Aussagen über die chemische Oberflächenzusammensetzung zu<br />
machen. Es wird die kinetische Energie der durch Elektronen ausgelösten Photoelektronen gemessen.<br />
Aus der Lage der Maxima im Energiespektrum der aus der Oberfläche herausfliegenden Elektronen<br />
erhält man Informationen über die dort vorhandenen Atomarten. Ihre Energie entspricht im<br />
Wesentlichen den für die Atomarten charakteristischen Elektronenübergängen. Die Messung der Anzahl<br />
der zugehörigen Photoelektronen liefert die Atomkonzentration. [3]<br />
Optical Waveguide Lightmode Spectroscopy (OWLS)<br />
Diese optische Messmethode wird in situ durchgeführt und erlaubt Aussagen über die adsorbierte<br />
Masse und den Brechungsindex.<br />
Theorie zum Thema der Doktorarbeit von L.Feuz:<br />
Die Adsorption von Proteinen auf synthetischen Materialien ist ein wichtiger Faktor in der Antwort des<br />
menschlichen Körpers auf implantierte Materialien. Die unkontrollierte Proteinadsorption kann<br />
beträchtlichen Schaden anrichten; z.B. dann, wenn dadurch ein Blutgefäss verstopft wird. Ein Ziel ist<br />
darum, Materialien herzustellen, die mit dem Körper sehr gut verträglich sind und Proteine an der<br />
Adsorption hindern.<br />
Mehrere Forscher an der Professur für Oberflächentechnik beschäftigen sich mit einem<br />
vielversprechenden Ansatz.<br />
Poly(L-lysine)-g-poly(ethylene glycol) (vgl. Fig.1), kurz PLL-g-PEG, ist ein positiv geladenes Polymer,<br />
das spontane Adsorption aus wässriger Lösung auf negativ geladene Oberflächen (z.B. Nb2O5) zeigt.<br />
Das Polymer bildet eine Schicht mit dicht gepackten PEG-Ketten, die rechtwinklig zur Oberfläche<br />
stehen. [4] PLL-g-PEG modifizierte Oberflächen sind in hohem Mass proteinresistent. Es wird nun<br />
untersucht, wie die Architektur des Polymers (Molekulargewicht der PEG-Ketten, grafting ratio) die<br />
Resistenz beeinflusst (vgl. Fig.2). [5]<br />
Figure 1: A metal oxide surface modified by PLL-g-PEG or its derivatives [4]
Figure 2: Various architectures of the graft co-polymer of poly(L-lysine) and poly(ethylene<br />
glycol)[5]<br />
2.Session<br />
Versuch: Einfluss der Ionenstärke auf die Adsorption von PLL-g-PEG<br />
Der Idealfall wäre, dass das positiv geladene Rückgrat von PLL-g-PEG regelmässig und flach auf der<br />
Oxidoberfläche zu liegen kommt. Je nach Architektur des Polymers kann es aber auch zu<br />
unkontrollierten Verknäuelungen und „unsauberer“ Adsorption kommen. Durch Variation des<br />
Salzgehalts der PLL-g-PEG Lösung versucht man, möglichst gute Ergebnisse zu erzielen.<br />
Hoher Salzgehalt: Man vermutet, dass sich negative Ladungen ans Rückgrat von PLL-g-PEG heften. Es<br />
kommt zu einer Verknäuelung.<br />
Tiefer Salzgehalt: Auf dem Rückgrat befinden sich nur positive Ladungen, die sich gegenseitig<br />
abstossen. Das Polymer wird dadurch gestreckt.<br />
Bei diesem Versuch wurde die Adsorption von PLL-g-PEG mit unterschiedlichen Architekturen in<br />
Lösungen mit unterschiedlichem Salzgehalt auf Nioboxidflächen untersucht.<br />
Variationsmöglichkeiten von PLL-g-PEG:<br />
Länge Rückgrat (PLL): Molekulargewichte von 20-350 kDa<br />
Grafting ratio: zwischen 2 und 20<br />
Länge PEG-Ketten : Molekulargewicht 1kDa, 2 kDa oder 5 kDa.<br />
Im Versuch verwendeten wir PLL(350)-[3.2]-PEG(2) und PLL(350)-[5]-PEG(5).<br />
Lösungen: Hepes Pufferlösung, pH 7.4 mit drei verschiedenen NaCl Konzentrationen.<br />
H0: 1mM Hepes<br />
H1: 10mM Hepes<br />
H2: 10 mM Hepes + 150mM NaCl (physiologisch)<br />
Es wurden je drei Proben pro Kombination hergestellt, insgesamt also 18.<br />
Vorgehen<br />
1. Vorbereiten der Lösungen<br />
2. Substrate reinigen. Substrat: Si, mit natürlicher SiO2 Schicht (2.5nm), darüber Nioboxidschicht<br />
von 12nm Dicke. 10 Minuten im Ultraschallbad reinigen. Danach zwei Minuten in O2-Plasma<br />
reinigen.<br />
3. Bestimmung der Oxidschichtdicke mit ELM<br />
4. Adsorption des Polymers während 30 Minuten.
5. Spülen mit H2O, trocknen mit Stickstoff. Arbeit in der Laminar Flow Box und mit Handschuhen,<br />
um Verschmutzung der Proben zu verhindern.<br />
6. Messung der Schichtdicke mit ELM<br />
Bei der Auswertung der Proben liess sich leider kein Trend feststellen (vgl. Fig.3).<br />
ELM layer thickness ex situ [nm]<br />
2.8<br />
2.6<br />
2.4<br />
2.2<br />
2.0<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
350-3.2-2 (10-4)<br />
350-5-5 (12.3)<br />
350-3.2-2 (last year)<br />
350-5-5 (last year)<br />
1 10<br />
salt concentration [mM]<br />
100<br />
Figure 3: Polymerschichtdicken in Abhängigkeit von der Salzkonzentration<br />
3.Session<br />
Versuch: Mit der QCM Methode soll die Masse des adsorbierten Polymers bestimmt werden. Eventuell<br />
können auch Aussagen über Wassereinschlüsse zwischen den PEG-Ketten gemacht werden.<br />
Die Masse kann aus der Frequenzänderung gemäss der Gleichung von Sauerbrey berechnet werden.<br />
Verwendetes Polymer: PLL(20)-[3.5]-PEG(5)<br />
Vorgehen:<br />
1. Polymerlösung herstellen: 1mg Polymer pro ml Hepes 1<br />
2. QCM: Hepes 1 Lösung als Referenz messen. Warten, bis sich das Gerät stabilisiert hat.<br />
3. Adsorption des Polymers auf den Quarzkristall während 30 Minuten<br />
4. Messung mit QCM<br />
5. Spülen mit Hepes 2 (160mM): Desorbieren von schwach gebundenen Molekülen<br />
6. Messung<br />
7. Spülen mit Hepes 1, erneute Messung<br />
Die erhaltenen Daten ergaben keinen Sinn.<br />
Es gibt verschiedene Gründe, die zum Misserfolg einer QCM Messung führen können. Zum einen muss<br />
sehr genau darauf geachtet werden, dass sich beim Einspritzen der Lösung keine Luftblasen bilden, da<br />
dies die Messung verfälschen kann. Dieses Problem stellte sich während des Versuchs immer wieder,<br />
und es wurde noch keine Möglichkeit zur Elimination der Luftblasen gefunden. Nach Erschütterungen<br />
und ähnlichem muss die Messung neu gestartet werden, da sonst eventuell falsche Bezugswerte<br />
übernommen werden. Während der Messung wurde oft gespült und mit Luft getrocknet; auch dies<br />
könnte einen Einfluss auf die Resultate haben.<br />
Der Verlauf der Frequenzänderung sollte eigentlich ähnlich wie in Fig. 4 aussehen.
Δ frequency [Hz]<br />
200<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
-500<br />
-600<br />
QCM: PLL(20)-[3.5]-PEG(5)<br />
added poylmer<br />
rinsed H2 rinsed H1 dried chamber<br />
Δ f 3 /3<br />
Δ f 5 /5<br />
Δ f 7 /7<br />
0 20 40<br />
Time [min]<br />
60 80 100<br />
Figure 4: Beispiel für eine Messung mit der QCM Methode. Nach der Polymeradsorption wurde mit<br />
H2, dann mit H1 gespült. Der 3., 5. und 7. Oberton wurden gemessen.<br />
Gesamteindruck<br />
Das Forschungslabor I hat bei mir einen durchwegs positiven Eindruck hinterlassen. Ich wurde von<br />
Laurent Feuz optimal betreut und konnte spannende Geräte und Theorien kennenlernen. Auch die<br />
praktische Arbeit im Labor war für mich eine Bereicherung.<br />
Einsicht<br />
_______________________ _______________________<br />
Laurent Feuz Prof. M. Textor<br />
Quellen:<br />
[1] Brockhaus der Naturwissenschaften: „Ellipsometrie“ . Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim;<br />
Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg, 2003.<br />
[2] Brockhaus der Naturwissenschaften: „Rastermikroskope“ . Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim;<br />
Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg, 2003<br />
[3] Brockhaus der Naturwissenschaften: „Auger-Elektronenspektroskopie“ . Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG,<br />
Mannheim; Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg, 2003<br />
[4] Polyionic PEG-Grafted Polymers on Metal Oxide Surfaces for Docking of Functional Biomolecules to Surfaces of<br />
Biomaterials and Biosensors. www.surface.mat.ethz.ch/research/biointerfaces/surface_modification/polyionic (10.12.2003)<br />
[5] PLL-g-PEG as a model protein-resistant coating: mechanical properties and the role of bound water.<br />
http://www.surface.mat.ethz.ch/research/biointerfaces/surface_modification/poly_l_lysine_g_poly_ethylene_glycol<br />
(10.12.2003)