audimax Na.Wi 5/2018 - Karrieremagazin für Naturwissenschaftler
Spannende Einstiegsmöglichkeiten für Mathematiker: Von Versicherungen bis IT-Sicherheit. +++ Sicherlich ebenso abwechslungsreich gestaltet sich das Arbeitsleben in der Forschung und Entwicklung: Spannende Projekte, geforderte Skills und wie die Digitalisierung F&E beeinflusst. +++ Der Sommer kommt: Schau dir unseren Survivalguide (nicht nur) für Festivalneulinge an! +++ Und vieles mehr!
Spannende Einstiegsmöglichkeiten für Mathematiker: Von Versicherungen bis IT-Sicherheit. +++ Sicherlich ebenso abwechslungsreich gestaltet sich das Arbeitsleben in der Forschung und Entwicklung: Spannende Projekte, geforderte Skills und wie die Digitalisierung F&E beeinflusst. +++ Der Sommer kommt: Schau dir unseren Survivalguide (nicht nur) für Festivalneulinge an! +++ Und vieles mehr!
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MENSAGESPRÄCH ARWED NIESTROJ<br />
zudem ein so wichtiges Produkt <strong>für</strong> die Entwicklung der Gesellschaft und<br />
individuelle Mobilität ein Thema, dass uns alle betrifft. Es macht einfach Spaß,<br />
an dieser Zukunft zu arbeiten.<br />
Sind Sie ein klassischer Autonarr? Es gibt Leute, die haben Benzin im Blut.<br />
Ich habe eher Strom im Blut. Meine Leidenschaft sind elektrische Antriebe,<br />
Hybrid-Motoren, Brennstoffzellen, nicht so sehr die Acht-, Zehn- oder<br />
Zwölf-Zylinder-Motoren. Mich begeistert es, ein Produkt zu schaffen, dass<br />
ich persönlich am eigenen Körper erleben kann. Das Auto ist ein hochemotionales<br />
Produkt, es ermöglicht Mobilität, Freiheit und Spaß und es ist immer<br />
wieder toll, zu erleben, wie Kunden sich da<strong>für</strong> begeistern.<br />
Gerade im Luxussegement ein großes Thema … Sicher. Technologie emotional<br />
erlebbar zu machen ist ein ganz wichtiges Element. Da<strong>für</strong> stemmen wir auch<br />
oft ganz besondere Projekte – zum Beispiel eine Weltumrundung mit einem<br />
Brennstoffzellenfahrzeug. Aus dem Nichts einen Konvoi von 40 Personen<br />
um die Welt fahren zu lassen, mit einer Antriebstechnologie, die es quasi<br />
noch gar nicht gab, das begeistert und inspiriert Mitarbeiter und hat mich<br />
persönlich motiviert.<br />
»IN DEN USA GILT ›HIGH<br />
RISK, HIGH REWARD‹. IN<br />
DEUTSCHLAND MUSS IMMER<br />
ALLES SICHER SEIN.«<br />
Auch Sie sind quasi um die Welt nach Kalifornien gekommen. <strong>Wi</strong>e haben Sie die<br />
Anfangszeit im Silicon Valley erlebt? Ich arbeitete zuvor schon einmal in<br />
den USA, in Detroit, im klassischen Automotive-Hub. Daher kannte<br />
ich die USA und das, was dort anders war, schon bevor ich ins Silicon<br />
Valley kam.<br />
Wo liegen denn die größten Unterschiede zu Deutschland? Die Menschen in<br />
den USA gehen anders mit ihrer Arbeit um. Das Ausbildungsniveau ist<br />
teilweise niedriger als in Deutschland, unter anderem, weil ein Studium<br />
hier viel teurer ist. Abgesehen von den äußeren Rahmenbedingungen<br />
ist auch die Mentalität eine andere. Es herrscht ein viel fließenderer<br />
Übergang von Privat- und Berufsleben vor und sowohl der Einzelne<br />
als auch Entscheider der Führungsebene setzen viel weniger auf Langfristigkeit,<br />
wenn sie eine Entscheidung treffen. Die deutsche Weitsicht<br />
und Wertegesellschaft schafft zwar mehr Sicherheit, aber auch weniger<br />
Chancen, die ganz großen Erfolge zu feiern.<br />
Finden Sie, dass sich deutsche Unternehmen stärker an der amerikanischen Risikobereitschaft<br />
orientieren sollten? Ja, es ist ein Muss. Denn der Wettbewerb<br />
ist global, und Unternehmen müssen viel mehr Risiko eingehen, sonst<br />
können sie nicht mithalten. Software und Elektronik stellen viele Geschäftsmodelle<br />
in Frage und können sich zudem so schnell verbreiten<br />
wie es früher mit Hardware-Produkten nicht möglich war – nehmen Sie<br />
nur Uber als Beispiel. Sich protektionistisch zu verhalten und sich dem<br />
globalen Trend entgegenzustellen, halte ich <strong>für</strong> den falschen Weg. Besser<br />
wäre es, in den Wettbewerb mit einzusteigen – noch besser natürlich<br />
als Vorreiter gewisse Risiken einzugehen und Chancen wahrzunehmen.<br />
Viele Trends haben ihren Ursprung an Ihrem aktuellen Arbeitsort. Ist der Hype ums<br />
Silicon Valley nicht etwas übertrieben? Keineswegs. <strong>Wi</strong>r haben festgestellt,<br />
dass das Silicon Valley ein Ökosystem ist, das nicht nur Softwarefirmen<br />
bündelt, sondern viele andere Aspekte mit dazu liefert. Die Universität,<br />
das Venture Capital, die hochattraktive Lebensumgebung – damit werden<br />
weltweit die besten Talente angelockt. Die Risikobereitschaft und<br />
Netzwerkmentalität, all das zusammen schafft einfach sehr fruchtbaren<br />
Boden <strong>für</strong> Innovationen. Hier wird sich die Welt verändern.<br />
Trotzdem heißt es, dass es nur zehn Prozent der Silicon Valley-Start-ups schaffen.<br />
Aber diese zehn Prozent sind so erfolgreich, dass sie die Verluste der übrigen<br />
überkompensieren. Für uns ist es einfach sehr wichtig, hier zu sein,<br />
auch, um nah an den entscheidenden Firmen zu sein. Wenn beispielsweise<br />
Apple ein neues Produkt wie die Apple-Watch herausbringt, und wir diese<br />
in unser Fahrzeug integrieren wollen, dann kriegen wir den Zugang zum<br />
Gerät nur, wenn wir vor Ort sind. Denn das Gerät verlässt das Gelände der<br />
Firma nicht, bevor es auf dem Markt ist. Jedes wichtige Unternehmen der<br />
Technologiebranche ist hier und ich kann die Ansprechpartner in weniger<br />
als einer Dreiviertelstunde besuchen.<br />
Welche Themen beschäftigt das Mercedes-Benz Research and Development North<br />
America derzeit konkret? Ein Beispiel wäre die User Interaction. <strong>Wi</strong>r untersuchen,<br />
auf welche Weise der Fahrer die elektronischen Systeme wie <strong>Na</strong>vigation<br />
oder Infotainment bedient. Dabei stellen wir uns etwa die Frage, welche Bedienelemente<br />
in Zukunft verwendet oder ergänzt werden. Im Vordergrund steht<br />
dabei die User Experience: <strong>Wi</strong>e erlebt der Kunde das Produkt im Ganzen? <strong>Wi</strong>e<br />
kann das Auto das Verhalten des Fahrers vorhersehen und ihn unterstützen,<br />
etwa durch Machine Learning und Algorithmen? Für diese Systeme braucht<br />
es Kompetenzen in Künstlicher Intelligenz und das <strong>Wi</strong>ssen, wer solche Systeme<br />
bereitstellen kann. Gerade bei der Entwicklung des selbstfahrenden<br />
Autos kommen all diese Themen zusammen. <strong>Wi</strong>e steuert man ein autonomes<br />
System, wie geht man mit der großen Datenmenge um, die durch Kameras,<br />
Karten und Sensoren erzeugt und in Millisekunden verarbeitet werden muss?<br />
Was raten Sie Studierenden und Absolventen, die in der Automobilwelt Fuß fassen<br />
wollen? Setzt euch mit Software-Themen auseinander. Ein Auto fährt sicher<br />
nicht allein deshalb, weil Software integriert ist. Aber die großen Entwicklungen<br />
der nächsten Jahre sehe ich in den softwaregestützten Gebieten. Denn<br />
einerseits gibt es da noch viel zu gestalten, das es aktuell noch gar nicht gibt,<br />
andererseits sind die zukünftigen Kunden, die heute aufwachsen, komplett an<br />
das digitale Ökosystem gewöhnt. Das heißt, der Kunde wird bald wesentlich<br />
weniger Wert darauf legen, wie die Fahrdynamik ausfällt oder sich der Sound<br />
eines Sechs- und Vier-Zylindermotors unterscheidet. Er wird sich vielmehr<br />
damit beschäftigen, ob und wie schnell <strong>Wi</strong>Fi im Auto vorhanden ist, welche<br />
Services mit dem Auto verknüpft sind und ihm etwa beim Tanken oder<br />
Parken assistieren. Kenntnisse in Softwarethemen wie Cloud Computing,<br />
Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen sowie Teamfähigkeit und<br />
eine internationale Sichtweise sind deshalb die Dinge, auf die es ankommt.<br />
»DIE ALUMNI-KULTUR DER<br />
USA SOLLTE FÜR DEUTSCH-<br />
LAND EIN VORBILD SEIN.<br />
NETZWERKEN IST INFORMA-<br />
TIONS-FLUSS, INTELLEKTU-<br />
ELLE BEREICHERUNG UND<br />
KANN EINEM IMMER NUR<br />
HELFEN.«<br />
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