KDA-Themenheft_2018_digitalisierung_180314-web
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STIMMEN AUS DER PRAXIS<br />
KOLLEGE ROBOTER BRAUCHT KEIN FREI –<br />
ARBEITSZEITEN IM ZEITALTER DER DIGITALISIERUNG<br />
Kollege Roboter und andere digitale Produktionsmittel brauchen keinen Feierabend und<br />
nur wenig Pausen zur technischen Regeneration. Kann dies aber nun der Maßstab<br />
für die menschliche Arbeitskraft sein? Natürlich sind die Investitionen für technische<br />
Innovationen, die den digitalen Fortschritt ermöglichen, hoch, und damit sich diese<br />
wirtschaftlich rechnen, gilt es, die technischen Anlagen auszulasten. Sicher nicht zuletzt<br />
deshalb fordern Arbeitgeber*innen eine weitgehende Liberalisierung des Arbeitszeitgesetzes<br />
– die bisherigen Regelungen würden nicht mehr in eine Welt passen, die<br />
24 Stunden am Tag in Echtzeit online unterwegs ist.<br />
„Während eines Teils des Tags muss die Kraft ruhen, schlafen, während eines andren Teils hat der<br />
Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden usw.<br />
Außer dieser rein physischen Schranke stößt die Verlängerung des Arbeits tages auf moralische<br />
Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und sozialer Bedürfnisse, deren<br />
Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind.“<br />
Marx-Engels Werke 23, Das Kapital, Erster Band, S. 246<br />
Das Zauberwort heißt „Flexibilisierung“,<br />
mittels der die Arbeitswelt 4.0 gestaltet<br />
werden soll. Entsprechend wird an einer<br />
neuen EU-Arbeitszeitrichtlinie gearbeitet, die<br />
mehr Flexibilität bei den Ausgleichszeiträumen<br />
schaffen soll: Von den Bestimmungen zu Ruhezeiten<br />
und Nachtarbeit darf abgewichen werden,<br />
wenn Ausgleichsruhezeiten in „angemessener<br />
Frist“ gewährt werden. Dazu passt das<br />
aktuelle Urteil des Europäischen Gerichts hofes<br />
(EuGH), nach dem Arbeitnehmer*innen in der<br />
Europäischen Union an bis zu 12 Tagen am<br />
Stück beschäftigt werden dürfen, wenn der/die<br />
Arbeitgeber*in die Ruhetage entsprechend an<br />
den Anfang der ersten und das Ende der zweiten<br />
Arbeitswoche legt.<br />
Die Forderungen nach weiteren zeitlichen Aus -<br />
weitungen treffen auf eine Realität, in der schon<br />
jetzt die Bestimmungen des Arbeits zeitgesetzes<br />
oftmals nicht eingehalten werden; sei es aus<br />
Unwissenheit, „interessierter Selbstgefährdung“<br />
der Beschäftigten oder aber auch in der (begründeten)<br />
Hoffnung der Arbeit geber*innen seite,<br />
einer Prüfung nicht unterzogen zu werden.<br />
Überstunden finden sich branchen-, statusund<br />
qualifikationsübergreifend und die Be grün-<br />
18 THEMENHEFT <strong>2018</strong>: APP IN DIE ZUKUNFT – DEN DIGITALEN WANDEL GESTALTEN<br />
DEINE WERKE TUN. (…) DENN IN SECHS TAGEN HAT DER HERR HIMMEL UND ERDE GEMACHT UND