Begleiterscheinung Nachhaltigkeit? - Industriebau und ...
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<strong>Begleiterscheinung</strong><br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>?<br />
Projekt Sargfabrik / Miss Sargfabrik<br />
Überblick<br />
Analyse SE, Strategien für Nachhaltiges Planen - ws2008<br />
thomas gruber, christian jeitler, natasa marjanovic, michael simhandl<br />
1. Das Projekt Sargfabrik – Organisation <strong>und</strong> Bauwerk<br />
2. Optimierte Nutzungskosten – ökonomische Aspekte<br />
3. Gebäude <strong>und</strong> Technik – ökologische Aspekte (Teil 1)<br />
4. Lebensstil - ökologische Aspekte (Teil 2)<br />
5. Erfüllung der Bedürfnisse – soziale Aspekte (Teil1)<br />
6. Sozio-kultureller Hintergr<strong>und</strong> – soziale Aspekte (Teil 2)<br />
7. Resümee<br />
1<br />
2
Interviews:<br />
Quellen<br />
Christian Flicker (FM, Hausverwaltung)<br />
Franz Lackner (temporäre Nutzung durch Künstler)<br />
Ute Fragner (<strong>Nachhaltigkeit</strong>)<br />
Internet:<br />
www.sargfabrik.at<br />
www.wienarchitektur.at<br />
www.oekoplan.at<br />
Literatur:<br />
verwendete Zeitschriftenartikel:<br />
Architektur Aktuell 1996, Nr.195<br />
Deutsche Bauzeitschrift 2003, Nr.1<br />
Zement <strong>und</strong> Beton 2001, Nr2<br />
Architektur (Wien) 2001, Nr.6<br />
Wettbewerbe 2008, Nr.271/72<br />
B<strong>und</strong>esbaublatt 2005, Nr.12<br />
<strong>Industriebau</strong> 2008,Nr.5<br />
Bauingenieur 2008, Nr.2<br />
• Das Projekt Sargfabrik – Organisation <strong>und</strong> Bauwerk<br />
Wohnheim Sargfabrik, Matznergasse<br />
Management/Organisationsstruktur<br />
Der Verein (für integrative Lebensgestaltung) war Bauherr, ist Eigentümer<br />
<strong>und</strong> verwaltet sich selbst.<br />
Dem gewählten ehrenamtlichen Vereinsvorstand steht eine<br />
Geschäftsführung zur Seite.<br />
Im Mai 1989 wurde die Liegenschaft, eine ehemalige Sargfabrik,<br />
erworben. Das Architekturbüro BKK-2 wurde 1993 mit der Planung eines<br />
den komplexen Vorstellungen des Vereins entsprechenden<br />
Gebäudeensembles auf dem Gr<strong>und</strong>stück der stillgelegten Fabrik<br />
beauftragt. Die Schlagworte der ersten St<strong>und</strong>e lauteten: Wohnen, Kultur<br />
<strong>und</strong> Integration<br />
Finanzierung/Modalitäten<br />
Das Wohnprojekt ist ein geförderter Wohnbau (nach WWFSG<br />
1989, § 14) <strong>und</strong> wird als Wohnheim deklariert. Die Vereinsmitglieder<br />
zahlen ein Darlehen an den Verein gegen Nutzungsrecht<br />
der gemeinschaftlichen Einrichtungen. Die Finanzierung von<br />
Gemeinschaftseinrichtungen ist Voraussetzung für die Förderung<br />
von Wohnheimen nach dem österreichischen Recht (WWFSG).<br />
Es wurden 1,4 Mill. öS (200.000 DM) durch Nichtbau einer Tiefgarage<br />
eingespart.<br />
Umfang des Projekts<br />
Das Gr<strong>und</strong>stück hat eine Fläche von 0,47 ha. 73 Wohneinheiten<br />
werden 1999 von 90 Erwachsenen <strong>und</strong> 40 Kindern bewohnt.<br />
Geografische Lage<br />
Städtische Lage<br />
3<br />
4
Planungsprozess<br />
Aus Unzufriedenheit über den geringen Standard <strong>und</strong> die permanent<br />
steigenden Erhaltungskosten der Wiener Mietwohnungen<br />
bildete sich im Herbst 1986 eine kleine Interessengruppe.<br />
Man wollte einen Wohnungsverband in einem schon bestehenden<br />
Gebäude oder eine neuartig konzipierte offene Wohnanlage<br />
zur gemeinschaftlichen Beherbergung verschiedener Lebensformen<br />
<strong>und</strong> kultureller Möglichkeiten schaffen. 1987 wurde der gemeinnützige<br />
Verein für integrative Lebensgestaltung als Träger<br />
der bald zu einer Kerngruppe von mehr als 30 Mitgliedern<br />
angewachsenen Initiative gegründet <strong>und</strong> suchte eine geeignete<br />
Liegenschaft.<br />
Bevorzugt wurde eine Lage innerhalb des Hauptstraßengürtels.<br />
Im Mai 1989 konnte die Liegenschaft der ehemaligen<br />
Sargfabrik zu einem Kaufpreis von 13 Mio. öS (1,85 Mio. DM)<br />
erworben werden. Das Architekturbüro BKK-2 wurde mit der<br />
Planung eines den komplexen Vorstellungen des Vereins<br />
entsprechenden<br />
Gebäudeensembles auf dem Gr<strong>und</strong>stück der stillgelegten<br />
Fabrik beauftragt. Den ersten Entwürfen zufolge sollte die<br />
historische, aus Backsteinmauerwerk bestehende Produktionshalle<br />
der ehemaligen Industrieanlage erhalten <strong>und</strong> mit Wohneinheiten<br />
ausgestattet werden. Dazu wäre man bereit gewesen,<br />
eine Reihe bloß nordseitig offener <strong>und</strong> sonst in das Gebäudeinnere<br />
ausgerichteter Wohnungen zu akzeptieren. Zu einer Realisierung<br />
dieses Plans kam es nicht, weil die Rechtsgr<strong>und</strong>lage für<br />
das zwar unkonventionelle, jedoch offiziell genehmigte <strong>und</strong> auch<br />
geförderte Projekt nach einem Anrainereinspruch vom<br />
Verwaltungsgerichtshof aufgehoben worden war.<br />
Was von diesem Konzept im Zuge der weiteren, zu einem fast<br />
kompletten Neubau führenden Diskussionsprozesse übrig blieb, war der<br />
Wunsch<br />
nach Beibehaltung der früheren Gebäudestrukturen.<br />
So orientieren sich die Kubaturen der von der Matznergasse aus nach<br />
innenführenden Trakte an den Bemessungen der alten Werkhallen.<br />
Aus diesen Entwicklungen heraus erklärt sich unter anderem die<br />
ungewöhnliche Aufrasterung der zweigeschossigen Wohneinheiten<br />
mit einem Gesamthöhenmaß von 4,8 Metern. Erhalten<br />
blieb auch das einstige Zinshaus in der Matznergasse, das saniert<br />
als Wohnhaus in das übrige Ensemble miteinbezogen wurde.<br />
Lage in der Stadt<br />
Das Wohnprojekt liegt im Westen von Wien, außerhalb des<br />
Hauptstraßengürtels gelegen, etwa 6 km vom Innenstadtzentrum<br />
(Stephansdom) entfernt. Der 14. Bezirk (Penzing) ist ein<br />
klassischer Wohnbezirk, der, typisch für einen Wiener Außenbezirk,<br />
stark mit Hinterhofgewerbe <strong>und</strong> Kleinindustrie durchsetzt<br />
war <strong>und</strong> ist.<br />
Städtebauliche Analyse<br />
Städtebaulich handelt es sich um die Verdichtung einer<br />
Blockrandbebauung. Das Wohnprojekt präsentiert sich stark introvertiert.<br />
Der Kindergarten <strong>und</strong> das Caféhaus an der Goldschlagstraße<br />
bilden das Tor zum Quartier bzw. zum öffentlichen<br />
Raum.<br />
Außenraumgestaltung/Grün <strong>und</strong> Wasser<br />
Es gibt eine Dachbegrünung mit Sitzbereichen <strong>und</strong> einer beschränkten<br />
Anzahl von Gemüsebeeten. Die Beete werden einmal<br />
im Jahr unter den Interessenten verteilt. Die ebenerdigen Grünbereiche<br />
werden gemeinschaftlich genutzt. Der Hof ist mit einem<br />
bepflanzten Wasserbecken (das Dach des Badehauses) gestaltet.<br />
Der Rand des Wasserbeckens wird als Sitzgelegenheit genutzt.<br />
Wegestruktur<br />
Die zwei Eingänge Matznergasse <strong>und</strong> Goldschlagstraße ermöglichen<br />
eine Durchwegung der Wohnanlage. Metalltore an beiden<br />
Eingängen deuten auf die privatrechtliche Verfügung hin, auch<br />
wenn sie den größten Teil des Tages geöffnet sind. Sie werden<br />
abends <strong>und</strong> am Wochenende geschlossen. Die Erschließung des<br />
Gebäudekomplexes geschieht über offene Treppenhäuser <strong>und</strong><br />
Laubengänge. Diese bieten sich auch als Aufenthalts- <strong>und</strong> Spielräume<br />
an.<br />
Äußere Verkehrserschließung/Autoverkehr<br />
- Goldschlagstraße: mäßig belastet<br />
- Matznergasse: wenig belastet<br />
- Missindorfstraße (Erweiterungsbau): mäßig belastet<br />
- Fenzlgasse (Erweiterungsbau): wenig belastet<br />
Vernetzung<br />
Projektumsetzung/Preise<br />
- Planungsbeginn Januar 1993<br />
- Baubeginn April 1994<br />
- Fertigstellung Juli 1996<br />
- Adolf Loos Preis 1996<br />
- Bauherrenpreis 1996<br />
- Kauf der Liegenschaft , Missingdorfstrasse 10, 1998<br />
- Eröffnung der Miss Sargfabrik<br />
Raumplan<br />
Blickachsen<br />
Plätze<br />
5<br />
6
Die ÖFNV-Anbindung kann als hervorragend gewertet werden<br />
<strong>und</strong> unterstützt so ein Wohnen ohne Auto im Quartier.<br />
Parkierung/Auto<br />
Die Stellplatzverpflichtung für die Wohnanlage ergibt sich aus<br />
der Wiener Bauordnung, welche für Wohnheime einen Stellplatzschlüssel<br />
von 0,1 Stellplätze/WE vorschreibt. Diese Parkplätze<br />
wurden pro forma im begrünten Hinterhof ausgewiesen <strong>und</strong><br />
dienen de facto als Spielflächen für Kinder. Die Bewohner der<br />
Sargfabrik haben die Übereinkunft getroffen, dass diese Stellplätze<br />
nicht als solche genutzt werden. Sie stellen ihre Autos im<br />
umliegenden Straßenraum ab.<br />
Parkierung/Fahrrad<br />
Im Kellergeschoss befindet sich ein 50 m2-Abstellraum für<br />
Fahrräder.<br />
Stellplatzregelung<br />
Der Stellplatzschlüssel beträgt 0,1 Stellplätze/WE. Die<br />
Stellplatzverpflichtung für die Wohnanlage ergibt sich aus der Wiener<br />
Bauordnung, welche für Wohnheime pro 10 WE einen zu errichtenden<br />
Stellplatz vorschreibt.<br />
Rechtliche Vereinbarungen<br />
Die Bewohner des Wohnheims haben die Übereinkunft getroffen,<br />
dass die im Hof ausgewiesenen Stellplätze nicht genutzt<br />
werden.<br />
Mobilitätskonzept<br />
Ein Mobilitätskonzept ist nicht vorhanden, da bei der Planung<br />
des Projektes Mobilitätsgesichtspunkte eine untergeordnete Rolle<br />
spielten. Allerdings hat für die Auswahl des Projektstandortes<br />
auch die gute Anbindung an den ÖPNV eine Rolle gespielt. Für<br />
den Erweiterungsbau MISS Sargfabrik ist geplant, die drei geforderten<br />
Stellplätze als Carsharing-Plätze zu nutzen.<br />
Zonierung/ Wohnen<br />
- Wohnen <strong>und</strong> Kultur<br />
- Mehrgenerationen-Wohnen<br />
- Unterstützung unkonventioneller Wohnformen<br />
- Integration behinderter Menschen<br />
- Integration von sozialen Randgruppen (für Erweiterung MISS<br />
Sargfabrik geplant)<br />
Zonierung/Arbeiten<br />
Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten in vereinseigenen Betrieben:<br />
Badehaus, Seminarzentrum, Veranstaltungszentrum Kindergarten,<br />
Café-Restaurant (verpachtet)<br />
- 25 Arbeitsplätze durch den Verein<br />
- 10 Arbeitsplätze in Arztpraxis <strong>und</strong> Selbstständige<br />
Etwa die Hälfte der auf dem Gelände arbeitenden Menschen<br />
wohnt in der Sargfabrik.<br />
- Veranstaltungssaal: Größe 150 m2<br />
· großes Foyer mit Bar<br />
· Fassungsvermögen: 140 Personen bei Kinobestuhlung<br />
mit Bühne, bei stehendem Publikum 240 Personen<br />
· flexible Raumgestaltung<br />
· programmierbare Licht- <strong>und</strong> Tonanlage nach außen<br />
Schalldicht<br />
- Seminarräume:<br />
· 3 Räume, von denen einer durch eine flexible Wand<br />
unterteilbar ist<br />
· bieten durch ihre verschiedene Größe <strong>und</strong> moderne<br />
technische Ausstattung viele Einsatzmöglichkeiten<br />
· Foyer 20 m2<br />
· Umkleideräume <strong>und</strong> Duschen<br />
· in den warmen Monaten Dachterrasse als Erholungszone<br />
Blickachsen<br />
Grünraum<br />
7<br />
8
Freizeit<br />
-Badehaus:<br />
· bietet für r<strong>und</strong> 70 Personen die Möglichkeit zur Entspannung<br />
<strong>und</strong> Erholung in einem Umfeld internationaler<br />
Badekultur<br />
· Schwimmbecken mit Gegenstromanlage 21°C<br />
· Warmwasserbecken 34°C<br />
· Warmluftraum<br />
· Sauna<br />
· japanische <strong>und</strong> orientalische Badequellen<br />
· Becken für Vollbäder<br />
Das Badehaus ist als Clubbetrieb für seine Mitglieder r<strong>und</strong> um die Uhr<br />
zugänglich. In einer entspannten <strong>und</strong> gemütlichen Atmosphäre wird das<br />
Badehaus nicht nur vom ansässigen Kindergarten regelmäßig<br />
frequentiert. Betreutes Behindertenschwimmen findet hier ebenso Platz<br />
wie Baby- <strong>und</strong> Kleinkinderschwimmen oder verschiedene andere<br />
eingemietete Veranstaltungen.<br />
-Café-Restaurant:<br />
(das zum gewerblichen Betrieb verpachtet wird, übernimmt neben dem<br />
öffentlichen Betrieb die Versorgung der Wohnanlage.)<br />
Schulen, <strong>und</strong> Spielplatz<br />
Spielbereiche sind im Hof angeordnet. Ein Kindergarten im Haus<br />
Goldschlagstraße wird auch vom Quartier genutzt.<br />
Architektonisches Konzept:<br />
• Die Architektur ist durch eine transparente <strong>und</strong> dichte Wohnstruktur<br />
geprägt. Spannende Ein- <strong>und</strong> Durchblicke wechseln sich mit Weite <strong>und</strong> Enge ab. Das<br />
Durchlaufen der Wohnanlage ist ein Erlebnis.<br />
Spielplatz<br />
• Die Wohneinheiten bestehen aus einem Gr<strong>und</strong>modul “Box”. Diese lassen sich variabel<br />
aneinanderkoppeln. Es gibt Wohneinheiten von 400 m2 für acht Erwachsene <strong>und</strong> sechs Kinder<br />
bis zu 32 m2 für eine Person. Die kommunalen bzw. öffentlichen Einrichtungen<br />
sind alle rollstuhlgerecht gebaut.<br />
• die ursprüngliche Bebauungsstruktur blieb im großen <strong>und</strong> ganzen erhalten. Ein besonderes<br />
gestalterisches Element stellt der Schornstein der ehemaligen Sargfabrik dar. Es wurde die<br />
Stellung der Baukörper beibehalten, außerdem der ursprüngliche Raster von 4,80 Meter <strong>und</strong><br />
die knappe Raumhöhe von 2,26 Meter.<br />
• Die grünen Freibereiche sind ganz unterschiedlich interpretiert – vom großen Wasserbecken<br />
mit seiner fast japanischen Stränge über einen baumbestandenen Hof bis zum gestalterisch<br />
wenig determinierten „Garten“ der sich auch als Spielfläche anbietet.<br />
•In der Sargfabrik wird- im Gegenteil- formal vor allem mit der Addition <strong>und</strong> Repetition gleicher<br />
Elemente Wirkung erzielt, <strong>und</strong> zwar recht einfacher Elemente, die sich aber einprägen.<br />
Cafe<br />
Badehaus<br />
9<br />
10
Wohnheim Miss Sargfabrik, Missindorfstrasse<br />
Beschreibung des Projektes:<br />
• Erweiterung des seit 1996 bestehenden Vorgängermodells Sargfabrik<br />
• In 39 Wohneinheiten leben ca. 60 Bewohner<br />
Im EG zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige Maisonettewohnungen<br />
In den oberen Geschossen eingeschossige Wohnungen überwiegend kleine<br />
Wohneinheiten (40 – 60m²)<br />
• zusätzlich: Gemeinschaftsküche, Bibliothek, Gästewohnung, Clubraum,<br />
Waschsalon sowie Büros (Architekturbüro BKK-3)<br />
• Bauherr <strong>und</strong> Eigentümer: Verein für integrative Lebensgestaltung<br />
mit Mitteln der Wiener Wohnbauförderung errichtet<br />
Prinzipielle Planungsansätze<br />
Gr<strong>und</strong>lage sind die Wohnerfahrungen mit dem Projekt Sargfabrik;<br />
Ergebnis aus mehrere „feed-back“-R<strong>und</strong>en mit den derzeitigen BewohnerInnen der<br />
Sargfabrik:<br />
· Raumhöhe 2,26 m in Teilbereichen, Überhöhungen bei restlichen Flächen<br />
· Offenheit <strong>und</strong> Durchblicke<br />
· raumdifferenzierte Wohngemeinschaften<br />
· raumdifferenzierter Gemeinschaftsbereich<br />
· vergleichbarer Ausstattungsstandard der Einheiten erleichtert den<br />
Wechsel zwischen den Wohneinheiten<br />
· Clubraum für Jugendliche im Erdgeschoß<br />
· spätere Teilbarkeit durch Gipskartonwände<br />
· weiter offener Stützenraster<br />
Erschließung:<br />
9 Ebenen inklusive Keller <strong>und</strong> Dachgeschoss<br />
•Innere Erschließung erfolgt mittels Lift, Stiegenhäusern <strong>und</strong> offenen<br />
Laubengängen<br />
•Laubengänge haben gleichzeitig Funktion als Wohnungsvorfeld<br />
(Terrasse)<br />
•Zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige Wohneinheiten im Erdgeschoss mit<br />
Ateliercharakter<br />
•Vollverglasung hofseitig<br />
•Fernwärmeanschluss mit Niedertemperaturwandheizungen<br />
Bewertung der Wohnungsqualität:<br />
hohe Wohnungsqualität ist gegeben durch:<br />
• Geringe Lärmbelastung<br />
• Gute Sonneneinstrahlung<br />
• Relativ zentrale Lage<br />
• Viele Möglichkeiten durch zusätzliche Einrichtungen im Haus<br />
• Originelle Wohnungsgr<strong>und</strong>risse<br />
• Ruhiger Hof (Gefühl der Idylle), ruhige Lage im 14.Bezirk<br />
• Keine Geruchsbelastung<br />
• Innenhof für sozialen Kontakt: Sitzbänke, Kinderspielplatz<br />
Städtische Lage<br />
Verkehrsanbindung<br />
Erschließung<br />
Erdgeschoss + Gesamtanlage<br />
11<br />
12
Architektonisches Konzept<br />
Aus diesen Arbeitsansätzen <strong>und</strong> den Gegebenheiten: Eckgr<strong>und</strong>stück,<br />
Orientierungen, Flächenwidmung wurde das vorliegende Projekt<br />
entwickelt:<br />
· Leitgedanke „Landschaft im Haus“ fließender Übergang der Raumhöhen<br />
<strong>und</strong> Böden.<br />
· Überwiegend kleine Individualwohneinheiten; fließender Übergang der<br />
Raumhöhe von 2,26 m auf 3,12 m.<br />
· Zwei- <strong>und</strong> dreigeschossige Wohneinheiten im Erdgeschoß mit<br />
Ateliercharakter<br />
(Raumhöhe bis 4,10 m; Zugang zum Garten, zusätzlich direkter Zugang<br />
von der Straße; als „Home Office“ geeignet).<br />
· Geknickte Trennwände zwischen den Wohneinheiten (Rück-zugsbereiche;<br />
differenziert erlebbare Raumkonfigurationen).<br />
· Multifunktionaler Gemeinschaftsbereich mitten im Haus, Orientierung<br />
nach außen <strong>und</strong> innen.<br />
·Offene Laubengangerschließungen; zwei bewitterte Stiegenhäuser an<br />
den Enden.<br />
· Laubengänge haben Erschließungs- <strong>und</strong> Wohnungsvorfeldfunktion (bis<br />
zu 3 m breite „Terrassen“<br />
· Vollverglasung hofseitig.<br />
· Verknüpfen der Eingangsebene mit dem Innenhof durch eine künstliche<br />
Landschaft<br />
Thema: Lebenszykluskosten:<br />
2. Optimierte Nutzungskosten<br />
Miss Sargfabrik vs. Sargfabrik<br />
Fragestellung:<br />
Sind beide Projekte wirtschaftlich, im Sinne einer engeren<br />
Lebenszykluskostenbetrachtung (Minimierung von Errichtungskosten- <strong>und</strong><br />
Betriebskosten)?<br />
Interviewanalyse (Hr Flicker):<br />
Wie hat die Baukostenplanung funktioniert?<br />
„Es wurde alles immer teurer. Der Architekt hat zuerst weniger kalkuliert, da es<br />
ein Umbau sei, aber am Ende wurde es eher ein kompletter Neubau.<br />
Die einzige harte Grenze waren die Richtlinien für die Förderung.<br />
Bei der Miss Sargfabrik wurden Kosten korrekt kalkuliert.“<br />
Wie sind die Lebenszykluskosten des gesamten Gebäudes?<br />
„Das würde ich selbst gerne wissen. Herr Flicker hat hier schon 5 Jahre<br />
gearbeitet <strong>und</strong> eine FM Ausbildung gemacht. Über Lebenszykluskosten weiß<br />
man bescheid, aber hat sie nicht erhoben.“<br />
Inwiefern wurden Richtwerte der Lebenszykluskosten eingehalten?<br />
„Wir kennen diese Richtwerte nicht.“<br />
13<br />
14
Allg. Kenndaten: Miss Sargfabrik Sargfabrik<br />
Gr<strong>und</strong>stücksfläche 850m² 4711m²<br />
bebaute Fläche 608m² 2747m²<br />
Nutzfläche 4372m² 7922m²<br />
Wohnfläche 2.800m² 6.900m²<br />
Wohneinheiten 39 73<br />
Baukosten:<br />
Gesamten Baukosten 5,4 Mio. EURO , 1.352 EUR/m² 13,6 Mio. EURO , 1.163 EUR/m²<br />
Baunebenkosten 747.000 EUR 2,7 Mio. EURO<br />
Einmalige Kosten:<br />
Baukostenbeitrag /m² Wohnnutzfläche 240 EUR/m²<br />
Gr<strong>und</strong>kostenbeitrag/m² Wohnnutzfläche 300 EUR/m²<br />
Investitionskostenbeitrag für bestehende<br />
Vereinseinrichtungen 146 EUR/m²<br />
Heizwärmebedarf 32,84 kWh/m²a 65,00 kWh/m²a<br />
Verwaltungskosten (Eigenleistung, Hausverwaltung,..) 11.000 EUR 22.000 EUR<br />
Betriebskosten:<br />
Quelle:Hausverwaltung<br />
Wasserkosten (Brauch <strong>und</strong> Trinkwasser) 2.900 EUR 5.100 EUR<br />
Abwasser<br />
Energiekosten ( Beleuchtung, Raumwärme,etc.) 4.000 EUR 10.000 EUR<br />
Entsorgungskosten (Abfallbeseitigung, Sondermüll) 3.030 EUR 9.300 EUR<br />
Technische Dienstleistungen (Wartung, Inspektion) 6.500 EUR 12.000 EUR<br />
Objektreinigung (inkl.Winterdienst) 9.000 EUR 19.000 EUR<br />
Sonstige Dienstleistungen 20.000 EUR 1.000 EUR<br />
Monatl. Kosten<br />
Betriebskosten 1,45 EUR /m² 1,70 EUR /m²<br />
Erhaltungskosten:<br />
Miss Sargfabrik Sargfabrik<br />
Instandhaltungskosten (Reparaturen) 12.000 EUR, 0,35 EUR/m² Monat 48.000 EUR, 1 EUR/m² Monat<br />
Instandsetzungskosten 0,33 EURO m²/Monat 0,54 Euro m²/Monat<br />
Restaurierungskosten 0,39 EURO m²/Monat 1,03 EURO m²/Monat<br />
Monatl. Gesamtkosten<br />
Summe /Monat (ohne Heizung + Warmwasser) 5,70 EUR /m² 6,30 EUR /m²<br />
15<br />
16<br />
Quelle: Jahr 2007/Hausverwaltung
Interviewbefragung (Hr. Flicker): Mitsprache bei Planung ja/nein<br />
Auswahl bau-nutzungskostenrelevanter Bau-<strong>und</strong> Anlagetechnik:<br />
( (-) kostenmindernd vs. (+) kostensteigernd)<br />
Gebäudeautomation:<br />
(+) dezentrale Leittechnik (ja)<br />
(-) zentrale BUS-Leitungen<br />
nutzungsspez. Anlagen:<br />
(+) rollstuhlgerecht (ja)<br />
(-) barrierearme Anlagen<br />
informationstechn. Anlagen:<br />
(+) Brandmeldeanlagen (keine), Einbruchmeldeanlagen (keine)<br />
„Es gab wenige Einbrüche ins Cafe <strong>und</strong> Büro, keine Einbrüche in die Wohnungen. Dank der Überschaubarkeit der Anlage.<br />
(Flicker)“<br />
(-) Netzwerkverkabelung (nein)<br />
Wärmeversorgungsanlagen:<br />
(-) Solarkollektoranlagen, Fußbodenheizung (ja)<br />
(+) dezentrale Anlage<br />
Decken:<br />
(-) hochwertige Bodenbeläge , Edelstahltreppen (nein)<br />
(+) Doppelböden, Schallschutz, Raumakustik<br />
„In der Bibliothek nachträglicher Einbau.<br />
Im Bad existiert Schallschutz, im Veranstaltungsraum fungieren Vorhänge als Schallschutz.“<br />
Befestigte Flächen:<br />
(+) pflege- <strong>und</strong> betriebsintensive Flächen (ja)<br />
(-) betriebslose Flächen<br />
Zusammenfassung (Nutzungskostenanalyse):<br />
• Leistet einen wesentlichen Beitrag im Rahmen der Portfolioanalyse zu Wohngebäuden<br />
• Die angepassten Instrumente der Nutzungskostenplanung nach ÖNORM, Nutzungskosten<br />
im Hochbau, können in der Wohnungswirtschaft praxisgerecht eingesetzt werden.<br />
• Ziel sollte es sein, in einem Benchmarking-System für die Nutzungskosten kontinuierlich einen vergleichbaren<br />
Datenbestand aufzubauen, der Kennwertevergleiche in verschiedenen Regionen ermöglicht.<br />
17<br />
18
Ökologisches Profil/Energiekonzept:<br />
• 2.300 m2 Niedertemperatur-Wandflächenheizung<br />
mit nur 45 °C Vorlauftemperatur (damals neue<br />
Technologie)<br />
• Individuelle Verbrauchserfassung (Heizung,<br />
Warmwasser, Kaltwasser)<br />
• Heizkostensenkung durch Heizleistungs-<br />
Anpassungsmöglichkeit je Wohneinheit<br />
• Lastmanagement für Wärme<br />
• Variables Luftvolumenstromsystem<br />
• Wärmerückgewinnung aus Abwasser (Badehaus) <strong>und</strong><br />
den Lüftungsgeräten (Badehaus, Speisesaal,<br />
Veranstaltungssaal)<br />
• Solare Warmwasserbereitung mit teilweiser<br />
Nutzung zur Raumwärme<br />
• Lastmanagement/Strombedarf für<br />
Gemeinschaftseinrichtungen<br />
• Feldarme Bereiche <strong>und</strong> Netzfreischaltung in den<br />
E-Installationen<br />
• Beleuchtungsplanung mit Tageslichtlampen<br />
Konstruktionsart:<br />
3. Gebäude <strong>und</strong> Technik<br />
Sargfabrik<br />
Konstruktionsweise<br />
Tragende Konstruktion aus Stahlbeton mit Ziegelausfachung<br />
(Hochlochziegel 25 cm).<br />
Außenwand:<br />
10 cm Wärmedämmung Mineralwolle <strong>und</strong> Silikondünnputz.<br />
Dach:<br />
Umkehrdach, intensiv bzw. extensiv begrüntes Flachdach, 20<br />
cm Wärmedämmung (extrudiertes Polystyrol, Styrodur).<br />
Fenster:<br />
Wärmeschutzisolierverglasung im Aluminium/Pfosten-<br />
Riegelsystem.<br />
U-Werte:<br />
Außenwand:0,33 W/(m²K)Kellerdecke:0,34 W/(m²K)Dach:<br />
0,15 W/(m²K)Verglasung:1,1 W/(m²K)<br />
Haustechnik:<br />
Heizung:<br />
Wand- bzw. Fußbodenheizung, Anschluss an den Rücklauf<br />
der Fernwärme.<br />
Lüftung:<br />
Wohnungen: Querlüftungen<br />
Küche: Dunstabzugshauben<br />
Gemeinschaftseinrichtungen: sämtliche Lüftungsanlagen mit<br />
Wärmerückgewinnung (Faktor von 60-70%)<br />
Warmwasser, Solaranlage:<br />
Solaranlage, jährliche Deckung 43%, die Anlage soll im<br />
Selbstbau errichtet werden. Speicher, Verrohrung etc. ist<br />
bereits vorhanden.<br />
19<br />
20
Ökologisches Profil/Energiekonzept:<br />
•Fernwärmeanschluß mit Niedertemperaturheizung<br />
•K-/W- Wasserzählung fur jede Wohneinheit<br />
Miss Sargfabrik<br />
•Wärmemengenzähler für jede Wohneinheit, optional mit<br />
Fernablesung<br />
•technisch vielseitige <strong>und</strong> kostengünstige ISDN-<br />
Haustelefonanlage<br />
•elektrisch angetriebener, außenliegender<br />
Sonnenschutz, im Dachgeschoß südseitig <strong>und</strong> an der<br />
Westfassade<br />
•diffusionsoffenes Außenwandsystem (Steinwolle <strong>und</strong><br />
mineralischer Dickputz)<br />
•baubiologisch geprüfte Materialien im Innenausbau<br />
(Naturfarben, Naturgips)<br />
•FCKW-/HFCKW-/HFKW-freie Baustoffe<br />
•weitestgehender Verzicht auf PVC (z.B Abflußrohre :<br />
Mehrschichtrohre oder PP/PE-Rohre geschweißt)<br />
Konstruktionsart:<br />
Stahlbeton<br />
Bauteile:<br />
Stützen <strong>und</strong> Wohnungstrennwände aus Stahlbeton<br />
Trenndecken:<br />
Stahlbeton, nicht tragende Innenwände <strong>und</strong><br />
Wohnungstrennwände: flexible Ständerwände<br />
(Gipskarton)<br />
Fenster/Türen: Aluminiumkonstruktion<br />
Bodenbeläge: Linoleum, Keramik, Betonsteinplatten<br />
21<br />
22
Thema: TQ-Bewertung<br />
Eco-Building - Optimierung von Gebäuden durch Total Quality<br />
Assessment<br />
Das TQ- Bewertungstool ist eine Software, in die normierte<br />
Kennzahlen <strong>und</strong> Maßnahmen eingegeben werden. Diese werden<br />
durch ein standardisiertes Bewertungsverfahren zu einer<br />
Gesamtbeurteilung verdichtet.<br />
Ziel ist es, die Gebäudequalität nachhaltig zu verbessern, indem<br />
bei Planungsbeginn (Neubau oder Sanierung) bestimmte<br />
Planungsziele festgelegt werden <strong>und</strong> ihre Einhaltung später<br />
überprüft wird.<br />
Die Kriterien <strong>und</strong> Planungsziele stellen die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />
Ausstellung eines Gebäudeausweises <strong>und</strong> die Vergabe eines<br />
TQ-Gebäude-Qualitätszertifikats darstellt.<br />
Bewertung <strong>und</strong> Gebäudequalitätszertifikat dienen der besseren<br />
Vermarktung nutzer- <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>licher Gebäude.<br />
Auszug aus Bewertungsanalyse<br />
4. Lebensstil – ökologische Aspekte (Teil2)<br />
Der ökologische Fußabdruck<br />
Konzept, 1994 von Mathias Wackernagel <strong>und</strong> William E. Rees entwickelt.<br />
Unter dem ökologischen Fußabdruck wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig<br />
ist, um den Lebensstil <strong>und</strong> Lebensstandard eines Menschen (unter Fortführung heutiger<br />
Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen.<br />
Das schließt Flächen ein, die zur Produktion seiner Kleidung <strong>und</strong> Nahrung oder zur<br />
Bereitstellung von Energie, aber z.B. auch zum Abbau des von ihm erzeugten Mülls oder zum<br />
Binden des durch seine Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids benötigt werden.<br />
23<br />
24
Der ökologische Fußabdruck<br />
� Rechner unter http://www.mein-fussabdruck.at (Lebensministerium)<br />
� Ergebnis ist der Verbrauch in gha (global Hektar)<br />
� Globale Beurteilung unabhänig von lokal verfügbaren Ressourcen<br />
Abgefragt werden die (Lebens-) Bereiche:<br />
• Wohnen<br />
• Ernährung<br />
• Mobilität<br />
• Konsum (<strong>und</strong> Dienstleistungen)<br />
> Einfluß des Projektes „Sargfabrik“ (Verein <strong>und</strong> Bauwerk) - Ergebnisse aus den Interviews<br />
(zusammenfassend)<br />
> im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt (Gr<strong>und</strong>annahme, www.meinfussabdruck.at)<br />
Wohnen<br />
Durchschnitt: 0,78 gha<br />
Der Durchschnittsbürger wohnt ...<br />
- in einem Haus mit 3-10 Wohnungen, das in den 80er Jahren erbaut wurde.<br />
- allein in einem Haushalt mit 55m².<br />
+ Wohnanlage (> 10 Wohneinheiten)<br />
+ Neubau (> 1990)<br />
+ teilsolar<br />
+ Ökostrom<br />
+/- 50m² pro Person – ca. 200 Menschen auf 10.000m² inkl. 1.000m² TÖF<br />
? Badehaus, „Wasserzähler“<br />
Das Betreiben eines Badehauses ist energieaufwändig. Andererseits wird es<br />
mit ökologischen Überlegungen betrieben <strong>und</strong> schneidet im Vergleich zu<br />
anderen öffentlichen Bädern positiv ab. Gleiches gilt für alle TÖF.<br />
25<br />
26
Ernährung<br />
Durchschnitt: 1,28 gha<br />
Die bewußte (ökologische) Ernährung (wenig Fleisch, Lebensmittel ohne Flugtransport,<br />
etc.) kann nur durch Rahmenbedingungen beeinflusst werden. Bei den Befragungen<br />
sind folgende Punkte positiv auf gefallen:<br />
+ Lokalbetrieb bereitet Mittagsmenü (auch vegetarisch) für Lokal <strong>und</strong> Kindergarten<br />
+ Lokalbetrieb (mit ökologischem Augenmerk)<br />
+ gemeinsames Essen (Miss Sargfabrik)<br />
+ wöchentlicher Bio-Bus<br />
Mobilität<br />
Durchschnitt: 0,60 gha<br />
Der Einfluss des Wohnprojektes auf Mobilität ist vom Standort aber auch vom lokalen<br />
Angebot an Arbeitsplätzen <strong>und</strong> Freizeitangebot abhängig.<br />
+/- öffentlich nicht optimal erschlossen / S-Bahn „super“<br />
+ keine Tiefgarage (VCÖ-Geschäftsführer) aber auch „nicht die autofreie Siedlung”<br />
+ viel mit dem Fahrrad, zu Fuß<br />
+ kulturelles Angebot, Essen im Lokal, Wochenendaktivitäten vor Ort<br />
27<br />
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Konsum<br />
Durchschnitt: 2,24 gha<br />
+ Carsharing – im Privaten: Teilen, Ausborgen, nicht vom Verein organisiert<br />
+ Einkaufsgemeinschaften / noch ausbaufähig<br />
+ Möbel werden zum Teil weitergereicht / Uniformität (Flexibilität)<br />
+/- Mülltrennung / ehrenamtliches Kompostieren<br />
Im Interview wurde (von Fr. Fragner) festgestellt, dass noch Vieles, was den<br />
Konsum betrifft ausbaufähig wäre.<br />
Hier kommt weniger das Bauwerk als soziale Struktur <strong>und</strong> individuelle<br />
Werthaltung zur Geltung.<br />
Kulturelle <strong>und</strong> soziale Aspekte des Lebensstils<br />
Andere Faktoren des Lebensstils finden in eine ökologische Beurteilung<br />
keinen Eingang, haben aber indirekt doch ihren Einfluss (bspw. auf das<br />
Konsumverhalten).<br />
� Lebensphasen-Konzept<br />
� kulturelles Angebot<br />
� Umgang mit Kindern, keine Vereinsamung der Mütter<br />
� im Alter, Betätigung für die Gemeinschaft<br />
� „Leben mit anderen“<br />
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30
5. Erfüllung der Bedürfnisse – soziale Aspekte<br />
(Teil1)<br />
Br<strong>und</strong>tland-Bericht, 1987<br />
„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt,<br />
ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen<br />
können.“<br />
Motiv: Bekämpfung der Armut <strong>und</strong> Berücksichtigung der Grenzen des Wachstums<br />
Entscheidungsebene<br />
Der Br<strong>und</strong>tland-Bericht ist ein von den Vereinten Nationen beauftragter langfristig<br />
anglegter Perspektivenbericht, der von einer unabhänigen Kommission (der<br />
Weltkommission für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung) erstellt wurde.<br />
Aber es gibt verschiedenste Definitionen <strong>und</strong> Auffassungen vom Begriff der<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>, die vom jeweiligen Blickwinkel bzw. der jeweiligen Verantwortlichkeit<br />
bestimmt ist.<br />
Eine Beurteilung der „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ ist abhängig von der Entscheidungsebene<br />
(Individuum, Gruppe, Kommune, Land, Supranationale Organisation, ...)<br />
> „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ im Projekt Sargfabrik aus Sicht der Interviewten<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> in der Diskussion<br />
Der Begriff der <strong>Nachhaltigkeit</strong> war an sich nicht Teil der Diskussionen (bei Vereinsgründung).<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> wurde aber vom Prinzip berücksichtigt als ...<br />
� zukunftsorientierte, langfristige Dimension des Handelns<br />
� Ausscheren aus dem kurzfristigen Konsumverhalten<br />
� Umgebung mit einbeziehen, Insel-Dasein nicht angestrebt<br />
� Raum für Kultur, Politik<br />
� Erfüllung der hintergründigen Bedürfnisse<br />
� Berücksichtigung der Lebensphasen, Lebenszyklen der Menschen, Flexibilität (Module)<br />
� Wahrung der ökonomischen Unabhängigkeit (leistbar)<br />
31<br />
32
Umsetzung<br />
der diskutierten Ansätze<br />
Bauwerk<br />
• Bauprojekt noch nicht „nachhaltig“ - Bsp. Solaranlage, Alu-Fenster<br />
� energetische Maßnahmen gegen Flexibilität abzuwägen<br />
� Flexibilität, Module, einheitliche Ästhetik (Uniformität)<br />
� auf unterschiedliche Lebensphasen anpassbar (bislang kaum genutzt)<br />
� bislang eher Tausch von Wohneinheiten<br />
� Multifunktionalität<br />
Verein<br />
� f<strong>und</strong>ierte Meinungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfindung (keine Diktatur der Mehrheit)<br />
� kein Eigentum – Konstrukt „Wohnheim“ als Erfolgsrezept (hält die Gemeinschaft zusammen)<br />
� kollektives Eigentum / ehrenamtliche Tätigkeiten identitätsstiftend<br />
� sozialer Ausgleich innerhalb des Vereins (Wohnheim: keine Wohnbeihilfe)<br />
Sozialer Austausch / Nachbarschaft<br />
Für den sozialen Austausch sind vor allem die Teilöffentlichen Flächen (TÖF) von Bedeutung.<br />
� Kulturhaus<br />
� Badehaus<br />
� Kindergarten<br />
(in der Miss Sargfabrik nur Gemeinschaftseinrichtungen)<br />
� Badehaus <strong>und</strong> Cafe als Zentrum des sozialen Austausches (intern)<br />
� Badegäste <strong>und</strong> Besucher der Veranstaltungen von außerhalb<br />
� multilingualer Kindergarten (75% aus dem Umfeld)<br />
33<br />
34
Übertragbar?<br />
Ist das Projekt auf andere Projekte übertragbar?<br />
(eine Frage die im Interview mit Fr. Fragner aufkam)<br />
Ansatz<br />
� System mit 100 (200) Personen<br />
� selbstorganisierend, mit externer Expertise<br />
� potentiell multiplizierbar<br />
� bei anderen Projekten (Bsp. Kabelwerk) Prinzipien übernommen<br />
� als Maßstab für andere Projekte<br />
Inwieweit kann man das Systems erweitern?<br />
Sind Grenzen erreicht?<br />
Wie groß können die Einheiten sein?<br />
Wie stellt man Kommunikation her?<br />
Anmerkung / Schluss<br />
� Erfüllung der Bedürfnisse ist vorrangig<br />
� Miteinbeziehung des Umfeldes<br />
� Bauwerk mit (sozialen) Funktionen<br />
� Organisation des Zusammenlebens (Verein, Wohnheim) als “Rezept“<br />
� Prozess <strong>und</strong> Gemeinschaft spielen eine große Rolle<br />
Planung allein ist nicht genug! (sinngemäß bzgl. <strong>Nachhaltigkeit</strong>, Franz Lackner)<br />
Beim Projekt der Sargfabrik wird offensichtlich, dass das gebaute Objekt nur<br />
Möglichkeiten bietet. Eine nachhaltige (auch ökologische) Lebensweise realisiert sich im<br />
Alltag.<br />
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36
6. Sozio-kultureller Hintergr<strong>und</strong> –<br />
soziale Aspekte (Teil 2)<br />
„Gelebte Gemeinschaft“ <strong>und</strong> „kulturelle Identitäten“ im<br />
Mittelpunkt des architektonischen Planungsprozesses<br />
� Ideen zum Stellenwert von kulturellen<br />
Einflüssen auf die Entwicklung einer<br />
„nachhaltigen Architektur“.<br />
� Arbeitshypothese: Nachhaltige Ideen<br />
brauchen für ihren Bestand ebenso<br />
nachhaltige Gemeinschaftsformen.<br />
� „Kunst/Kultur als Anknüpfungspunkt<br />
gemeinschaftlicher Identität“<br />
� Quellen: Interviews mit Initiatoren<br />
von Christian Jeitler, E610, 9625455<br />
37<br />
38
Kultur als Inkubator für <strong>Nachhaltigkeit</strong> in der Sargfabrik<br />
� Eine Serie von Theaterstücken <strong>und</strong> Kulturveranstaltungen fand in der Sargfarbrik ihren<br />
Anfang <strong>und</strong> lud Theatermacher, Maler, Bildhauer, uva. ein, sich zu betätigen.<br />
� "In Schwimmen-zwei-Vögel" von Flann O’Brien, deutschsprachige Erstaufführung in der<br />
Sargfabrik, Kurt Palm; Karl Bruckschwaiger, Johannes Friesinger, Thomas Kussin, Klaus<br />
Nüchtern, Fritz Ostermayer, Hermes Phettberg, Johannes Reichert, Harry Rowohlt, Tex<br />
Rubinowitz, Christian Schreibmüller, Andreas Sobik, Kathy Tanner, Renato Uz, Ernst<br />
Wolzenburg, Bühnebild von Ursula Hübner, Kostüme von Wilbirg Reiter<br />
Ausstellung in der Halle (1989 - 1992) „In Schwimmen-zwei-Vögel“, Palm, 1992<br />
39
Memetik, Globales Denken, „Global Villages“<br />
� Ein Mem ist eine Gedankeneinheit, die<br />
sich durch soziologisch-dynamische<br />
Prozesse vervielfältigt (reproduziert) <strong>und</strong><br />
auf diesem Weg ihre Existenz (als<br />
Replikator) sichert.<br />
� „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ als Gedankeneinheit<br />
� Anfang der 90er der wird die Idee der Öko<br />
Dörfer angespornt durch das Internet zum<br />
Thema. -> „Global Villages“.<br />
� Z.B. Give Gesellschaft seit 1993: „Labor<br />
für Globale Dörfer“: Vereinigung zur<br />
Erforschung neuer Siedlungs- <strong>und</strong><br />
Lebensformen im Zeitalter<br />
der elektronischen Kommunikation ...<br />
� „Nachaltige Gemeinschaften“ als Idee,<br />
die sich von selbst verbreitet.<br />
Rückblick: Anfang der 80er ist Veränderung möglich<br />
• 1978: Bewegung gegen das Atomkraftwerk<br />
Zwentendorf mit Volksabstimmung dagegen.<br />
„Atomkraft Nein Danke!“<br />
• 1979: Das Öko Dorf im Wiener Prater auf der<br />
Jesuitenwiese war die Geburtsst<strong>und</strong>e der<br />
Alternativen, einer Vorgängerorganisation der<br />
Grünen.<br />
• 1983: In Deutschland wurde der Mikrozensus<br />
erfolgreich gekippt.<br />
• Wille zur Veränderung als eine Triebfeder beim<br />
Projekt Sargfabrik.<br />
• Integratives Wohnen <strong>und</strong> Leben erscheint<br />
damals als möglich <strong>und</strong> machbar.<br />
• Gelebte Gemeinschaft im architektonischen<br />
Mittelpunkt des Planungsprozesses.<br />
41<br />
42
Erfahrungen der BewohnerInnen mit Selbstverwaltung<br />
Mitglieder des Vereins hatten Erfahrung:<br />
� mit Veranstaltungsbetrieb kultureller<br />
Einrichtungen.<br />
� mit „sach-politischen“ Themen.<br />
� mit „basisdemokratischen<br />
Gemeinschaften“.<br />
� mit einer partizipativen Einbindung von<br />
Mitgliedern.<br />
� mit Vereinsorganisationen wie<br />
-> dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ),<br />
-> dem WUK, ...<br />
� mit Selbstverwaltung samt dem Blick<br />
auf die Chancen <strong>und</strong> die Risiken.<br />
Kultur, Kinder, Ernährung als gemeinsame Themen<br />
� Kultur als ein gemeinsames Thema:<br />
-> Jazz<br />
-> „Weltmusik“<br />
-> „Songwriting“<br />
� Entscheidung die kulturelle Vielfalt in der<br />
lokalen Umgebung des 14. zu beleben.<br />
� Sargfabrik ist im Bereich Weltmusik der<br />
Veranstaltungsort in Wien.<br />
� Pädagogik als gemeinsames Thema:<br />
Kindergarten nach Maria Montessori.<br />
� Ausgewogene Ernährung war für das<br />
Café Sargfabrik eine Bedingung (das<br />
Café versorgt auch den Kindergarten).<br />
� Die Diskussions-, <strong>und</strong> Lernkultur ist<br />
elementar für die Sargfabrik.<br />
43<br />
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Das Badehaus als Magnet <strong>und</strong> „Eyecatcher“ nach außen<br />
� Laut Falter das „hippste Bad in Wien“<br />
� „Das Badehaus der Sargfabrik ist selbst<br />
verwaltet. Niemand verkauft Ihnen eine<br />
Eintrittskarte mit Kästchenschlüssel,<br />
niemand schreibt Ihnen vor, ob Sie nackt<br />
oder im Badegewand schwimmen<br />
sollen, niemand sagt Ihnen, wann Sie<br />
nach Hause gehen müssen.“<br />
� 500 Mitglieder im Badeverein, davon ca.<br />
75% außerhalb der Sargfabrik.<br />
� Mit „Einschulung“ für neue Mitglieder.<br />
� Das Badehaus ist in ganz Wien <strong>und</strong><br />
auch darüber hinaus bekannt.<br />
� Badehaus als ein Aushängeschild der<br />
Sargfabrik nach außen.<br />
Inkubation: BewohnerInnen vertreten das Projekt<br />
• BewohnerInnen haben Bezug zum eigenen<br />
Wohnraum <strong>und</strong> der lokalen Umgebung.<br />
• BewohnerInnen repräsentieren das Projekt in<br />
der Öffentlichkeit.<br />
• BewohnerInnen sind bei Vernetzungstreffen<br />
aktiv <strong>und</strong> halten Vorträge bei Konferenzen.<br />
• BewohnerInnen vernetzen sich mit Initiativen<br />
<strong>und</strong> verfolgen den Kontakt.<br />
• BewohnerInnen haben Austausch mit<br />
Projekten außerhalb Österreichs.<br />
• Die Sargfabrik hat Beispielwirkung in Wien,<br />
Österreich <strong>und</strong> ganz Europa.<br />
• Projekte können von den Erfahrungen der<br />
Sargfabrik lernen.<br />
45<br />
46
Andere Projekte mit ähnlichem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Motiven<br />
� Austropia: Netzwerk zur Förderung<br />
gemeinschaftlicher Lebensformen:<br />
� 2000, Keimblatt Ökodorf: 150 bis 300<br />
Menschen unter dem Motto "Friedfertigkeit,<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong>, Selbstentfaltung".<br />
� Ab 2000, Leben in Gemeinschaft OÖ:<br />
Längerfristiges Ziel ist es, die Idee von<br />
gelebter Gemeinschaft in <strong>und</strong> mit der Natur<br />
in Lebensraum ...<br />
� Ab 2000: Co-Housing Gänserndorf: verbindet<br />
ökologisches Wohnen im Grünen mit<br />
gelebter Nachbarschaft („Jazzbrunch“).<br />
� Ab 2002, Wohn-Sinn: Verein für ökosoziales<br />
Leben, generationenübergreifendes Projekt.<br />
� Es geht nicht nur um Energieeffizienz, es<br />
geht um gemeinsames Leben/Wohnen.<br />
<strong>Nachhaltigkeit</strong> braucht Kultur, Vielfalt <strong>und</strong> Diskurs<br />
� „A Great Pirate succeeded because of his<br />
comprehensive command of a whole set<br />
of different disciplines. He had a high<br />
proficiency in dealing with celestial<br />
navigation, the sea, the storms, the ship,<br />
the men, economics, biology, geography,<br />
history, and science. The better the Great<br />
Pirate could <strong>und</strong>erstand and anticipate<br />
the whole scene, the better he would do.”<br />
� Richard Buckminster Fuller zu vernetztem<br />
interdisziplinärem Denken <strong>und</strong> Planen.<br />
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7. Resümee<br />
Beurteilung der Projekte Sargfabrik <strong>und</strong> Miss Sargfabrik<br />
hinsichtlich ihrer "<strong>Nachhaltigkeit</strong>".<br />
a) Ökonomie<br />
…die Berücksichtigung wirtschaftlicher Gebäudeerstellungs- <strong>und</strong><br />
Bauverfahren sind nur teilweise beleuchtet worden<br />
…fehlende Verbesserungsmöglichkeiten bei Miss Sargfabrik<br />
b) Ökologie<br />
... positive Effekte des Vereins (kollektives Interesse) <strong>und</strong> des Bauwerks (angelegte Funktionen) auf den Lebensstil<br />
c) Soziale Aspekte<br />
... sind die ausschlaggebenden Motive (im Projekt Sargfabrik)<br />
... Erfüllung der Bedürfnisse (einer Gruppe) vorrangig<br />
Danke für Ihre Aufmerksamkeit !<br />
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