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Profiwissen_Flachdach_2016_ohne_JL_gesamt

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<strong>Flachdach</strong><br />

Profi<br />

Wissen<br />

Ausgabe <strong>2016</strong>


Foto: SWISS KRONO, Copyright: Haribo Kita / Architekt Uwe Marquardt, Fotograf Marcel K<strong>ohne</strong>n<br />

lK h<br />

Flach ist das Dach<br />

Gerade erleben wir eine Renaissance kubischer Bauformen und flacher Dächer. Sowohl im Neubau als auch bei<br />

der Nachverdichtung im Bestand. Flachdächer sind gestalterischer Bestandteil moderner Architektur. Aufstockungen,<br />

meist in vorgefertigter Holzbauart ausgeführt, erhalten durch Flachdächer optimal nutzbare Räume <strong>ohne</strong> Einschränkung<br />

durch Dachschrägen. Darüberhinaus bieten Flachdächer selbst Nutzflächen als Dachterrasse, zur<br />

Montage von Solartechnik oder mit Begrünung als Dachgarten und ökologische Ausgleichsflächen (Stichwort: Verminderung<br />

von Staubbelastung in den Ballungsräumen).<br />

Flachdächer sind Dächer mit Abdichtungen. Äußere Abdichtungen sind bauphysikalisch ungünstig, weil quasi<br />

dampfdicht. In der Praxis besteht hier ein Spannungsfeld zwischen Bauherren / Architekten und auf der anderen<br />

Seite den Handwerkern mit der Einhaltung der einschlägigen Fachregeln. Gestaltungs- und Nutzungsideen sowie<br />

die Kostenminimierung führen nicht selten zu unlösbaren Konflikten und mancherorts zu „faulen“ Kompromissen.<br />

In dieses Spannungsfeld fügen sich dann später Sachverständige und Gutachter mit ein.<br />

Mit diesem Themenheft soll ein Beitrag zu schadensfreien Konstruktionen geleistet werden. Dazu sind vor allem<br />

die Wahl der geeigneten Konstruktionsart sowie die Kenntnis der bauphysikalisch richtigen Schichtenfolge und<br />

Materialwahl entscheidend. Die korrekte Ausbildung von Dachterrassen ist bereits in der frühen Entwurfsphase<br />

anzulegen. Fehlt die notwendige Kenntnis, werden nicht fachgerechte Anschlüsse bzw. Nutzungseinschränkungen<br />

das besagte Spannungsfeld befördern.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

A. Einführung ..................................................................................................................... 4<br />

1. Betrachtungen der Beteiligten am Bau ............................................................................................... 5<br />

2. Einteilung der Dächer ......................................................................................................................... 6<br />

3. Nutzung der Dächer............................................................................................................................ 7<br />

B. Systeme Konstruktion ..................................................................................................8<br />

Auswahl der Systeme in der Planungsphase ..................................................................................... 9<br />

1. Dichtungen auf Schalungen, unbelüftet............................................................................................ 10<br />

... mit Zusatzdämmung ..................................................................................................................... 13<br />

2. Dichtungen auf „>80%-Aufdachdämmung“....................................................................................... 14<br />

3. Belüftete Dächer ............................................................................................................................... 16<br />

... bei Binderdächern......................................................................................................................... 18<br />

4. 7°-Dach............................................................................................................................................. 19<br />

Anhang: Wärmeschutz - U-Werte ................................................................................................................ 20<br />

C. Systeme Deckung, Abdichtung ................................................................................. 22<br />

1. Abdichtungen.................................................................................................................................... 25<br />

2. Metalldeckungen............................................................................................................................... 28<br />

D. Details .......................................................................................................................... 30<br />

1. Holzbalken ........................................................................................................................................ 31<br />

2. Holzmassiv........................................................................................................................................ 32<br />

3. Sanierung im Bestandsbau............................................................................................................... 33<br />

4. Dachterrasse..................................................................................................................................... 34<br />

Literaturverzeichnis .................................................................................................... 35<br />

Impressum ................................................................................................................... 35<br />

Haftungshinweis<br />

Bei diesen Unterlagen handelt es sich um Empfehlungen des Verfassers, welche nach bestem Wissen und Gewissen<br />

und nach gründlichen Recherchen erstellt wurden. Irrtümer oder Fehler, welche sich z. B. aus veränderten<br />

Randbedingungen ergeben könnten, sind dennoch nicht ausgeschlossen, so dass der Verfasser und der Herausgeber<br />

keinerlei Haftung übernehmen können.<br />

Erste Auflage Sept. <strong>2016</strong><br />

3


A. Einführung<br />

Foto: SWISS KRONO, Copyright: MAX-HAUS / Fotografen: Michél Haese und Robert Hempel<br />

A. Einführung<br />

Das Foto oben zeigt bei einem Wohnhaus <strong>Flachdach</strong>bereiche mit unterschiedlichen Bedingungen:<br />

<strong>Flachdach</strong> des Anbaus als Dachterrasse genutzt, verschattet<br />

<strong>Flachdach</strong> des Hauptgebäudes ungenutzt, teilweise verschattet<br />

Flachdächer werden mit einem oberen Abschluss aus Abdichtungsbahnen ausgeführt. Diese sind quasi diffusionsdicht<br />

und entsprechen somit nicht dem bewährten Konstruktionsprinzip des Holzbaus, der außenseitigen Diffusionsoffenheit.<br />

<strong>Flachdach</strong>konstruktionen sind feuchtesensible Bauteile. Die sinnvollste Konstruktion sollte daher je<br />

nach Nutzung (z. B. Bekiesung, Begrünung, Dachterrasse) und in Abhängigkeit von den Randbedingungen (z. B.<br />

Raumnutzung, Tragwerk, Verschattung) gewählt werden. Im Abschn. B. „Systeme Konstruktion“ werden dazu Hilfen<br />

angeboten.<br />

Dieses Heft befasst sich mit den Konstruktionen aus Holz in verschiedenen Ausprägungen. Wichtig sind dabei<br />

die planerischen Notwendigkeiten. Angegeben werden Vorzüge, aber auch Ansätze zur kritischen<br />

Auseinandersetzung sowie der Bedarf an planerischen Details und Nachweisen.<br />

4


1. Betrachtungen der Beteiligten am Bau<br />

Dächer mit Abdichtungen rufen immer wieder Konflikte bei den Beteiligten hervor. Von der Planung über die Ausführung<br />

bis zur schadensfreien Nutzung über einen angemessenen Zeitraum reichen die Betrachtungen.<br />

Bauherr<br />

Nutzung und Kosten sind im Fokus bei der Auswahl der Systeme und Konstruktionen. Sicherheit und Dauerhaftigkeit<br />

der Konstruktion sollten im Fokus sein. Letzteres wird leider allzu häufig den Verlockungen von günstigen Einstandskosten<br />

preis gegeben. Die Risiken von Dächern mit Abdichtungen sollten nicht unterschätzt werden.<br />

Um so wichtiger ist die Wartung dieser Dächer zu beurteilen. Hauseigentümer sollten sich im Sinne der Dauerhaftigkeit<br />

verpflichtet fühlen.<br />

Architekt<br />

Die Wünsche der Bauherren und die Randbedingungen im Projekt sind häufig schwierig zu vereinbaren. Für einen<br />

Architekten ist es kaum möglich die Vielzahl an Systemen und Produkten zu kennen. Notwendige Berechnungen<br />

sollten von Spezialisten oder den Systemherstellern durchgeführt werden. Im Sinne einer soliden Ausführung<br />

empfehlen die Planer ihren Bauherren sinnvollerweise kompetente Fachhandwerker, auch wenn auf die besonders<br />

günstigen Einstandskosten verzichtet werden muss.<br />

Handwerker<br />

Für jede, auch minderwertige Konstruktion wird<br />

man Handwerker finden, die diese vorbehaltsfrei<br />

zum günstigen Preis erstellen. Erfahrene Fachhandwerker<br />

beraten zu bewährten und fachgerechten<br />

Konstruktionen. Warnungen und Bedenken von<br />

kompetenten Fachhandwerkern sollten im Zuge<br />

der Vergabe gehört und berücksichtigt werden.<br />

Der traditionelle Handwerksbetrieb / Dachabdichter<br />

ist mit den in den letzten Jahren gestiegenen Anforderungen<br />

aus Bauphysik (Tauwasserschutz), Energieeinsparverordnung<br />

EnEV (Wärmeschutz, Luftdichtheit),<br />

Baustoffkunde im Hinblick auf Materialunverträglichkeiten,<br />

dem Langzeitverhalten und<br />

Verarbeitung angesichts der Vielzahl von Dachbaustoffen<br />

sehr stark gefordert.<br />

Foto: SWISS KRONO<br />

Abb. 1 Es ist weit mehr als eine Abdichtungsbahn. Ein<br />

gutes Abdichtungssystem berücksichtigt alle Details.<br />

Sachverständiger<br />

Jedes Gutachten, das nach Gebäudeerstellung verfasst wird, schafft Unzufriedenheit bei allen Beteiligten. Dies ist<br />

vermeidbar. Sachverständigenhonorare sind besser in der Planungsphase zu investieren, dann wenn noch nach<br />

guten Lösungen erfolgreich gesucht werden kann.<br />

Systemlieferant<br />

Eine ganze Branche an Herstellern befasst sich mit Abdichtungssystemen für flach geneigte Dächer. Zu den Systemen<br />

gehören heute druckfeste Dämmungen. Das „gute System“ passt zu den Anforderungen und zeichnet sich durch fundierte<br />

Planungsgrundlagen in allen Details aus. Der Planer erhält umfassende Ausschreibungsunterlagen.<br />

5


A. Einführung<br />

2. Einteilung der Dächer<br />

2. Einteilung der Dächer<br />

nach Dachneigung<br />

Grad Prozent Prozent Grad<br />

In den Regelwerken sind verschiedene Angaben zur Neigung<br />

von Flachdächern bzw. flachgeneigten Dächern zu<br />

1° 1,75% 1% 0,57°<br />

finden. Üblicherweise werden Dächer bis 5° Neigung als 2° 3,49% 2% 1,15°<br />

Flachdächer bezeichnet. Das Maß der Dachneigung wird 3° 5,24% 3% 1,72°<br />

als Steigung in Prozent (%) oder als Winkel in Grad (°)<br />

angegeben. Umrechnungswerte Grad ↔ Prozent sind in 4° 6,99% 4% 2,29°<br />

Tab. 1 aufgeführt.<br />

In DIN 68800-2 „Holzschutz“ werden Dächer im Hinblick<br />

5°<br />

7°<br />

8,75%<br />

12,28%<br />

5%<br />

6%<br />

2,86°<br />

3,43°<br />

auf die erforderlichen baulichen Maßnahmen wie folgt 10° 17,63% 10% 5,71°<br />

unterteilt:<br />

<strong>Flachdach</strong> - Dach mit einer Neigung von weniger als 3° 15° 26,79% 15% 8,53°<br />

(5%), mind. jedoch 2%<br />

flach geneigtes Dach - Dach mit einer Neigung von<br />

weniger als 5°, mind. jedoch von 3°<br />

Tab. 1 Umrechnung von Dachgefälle.<br />

geneigtes Dach - Dach mit einer Neigung von mindestens 5°<br />

Für die Ableitung des Niederschlagswassers wird bei Dächern mit Abdichtungen ein Gefälle von mindestens<br />

2% empfohlen.<br />

nach Konstruktionsart<br />

Wie ist die Dämmebene angeordnet? Gibt es Luftschichten in der Konstruktion? Dies sind die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale.<br />

nicht belüftet (Warmdach):<br />

Abschn. B.1 – Balkenlage vollgedämmt, Abdichtung auf Holzschalung oder Zusatzdämmung<br />

Abschn. B.2 – Dämmung überwiegend (>80%) oberhalb der Schalung, „das sichere Dach“<br />

Abschn. B.3 belüftet (Kaltdach) – der erforderliche Lüftungsquerschnitt und das Maß der Lüftungsöffnungen<br />

übertreffen oftmals die laienhafte Vermutung.<br />

Dachentwässerung<br />

Wichtig sind in Bezug auf die Konstruktion die Dachentwässerungen. Zumeist werden aus gestalterischen Gründen<br />

gerade obere Dachkanten gewünscht, die eine „Attika-Ausbildung“ erforderlich machen (Abb. 1). Ist dies allseitig<br />

der Fall, so sind innenliegende Entwässerungen unumgänglich. Diese sind zwar üblich und gewiss<br />

funktionstauglich, sind allerdings technisch einer Entwässerung über eine Dachkante in eine außenliegende Rinne<br />

in Sachen Sicherheit und Wartung unterlegen. Stauendes Wasser kann bei äußeren Rinnen nicht auftreten. Verstopfungen<br />

werden alsbald erkannt.<br />

Dachflächen mit nach innen abgeführter Entwässerung müssen unabhängig von der Größe der Dachfläche mindestens<br />

einen Dachablauf und mindestens einen Notüberlauf erhalten. Die Notentwässerung ist frei auf das Grundstück<br />

zu führen. Eine Notentwässerung kann durch zusätzliche Dachabläufe, Attikagullys, partielles Absenken der<br />

Attika oder einen durch die Attika geführten Notüberlauf erfolgen.<br />

6


3. Nutzung der Dächer<br />

In der „<strong>Flachdach</strong>richtlinie“ 1 werden Flachdächer unterschieden in nicht genutzte Flachdächer, die nur zum<br />

Zwecke der Pflege, Wartung und allgemeinen Instandhaltung betreten werden und genutzte Flachdächer, die für<br />

den Aufenthalt von Personen geeignet sind (z. B. Dachterrassen).<br />

Neben der formellen Beschreibung ist die genaue Nutzung der Dächer weiter zu differenzieren. Dabei spielen die<br />

Lasten die entscheidende Rolle. Abdichtungsbahnen und Dämmstoffe müssen für die Auflast ausgelegt werden.<br />

Installationen für die Gebäudetechnik oft mit punktuellen Einbindungen und/oder Durchdringungen.<br />

Antennenanlagen, Gebäudelüftung oder Solartechnik sind einige Beispiele (siehe Abb. 1 auf Seite 5).<br />

Einrichtungen zur Belichtung des obersten Geschosses sowie Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA, aus<br />

Brandschutzanforderungen) bilden regelmäßige Dachdurchdringungen.<br />

Flächige Bepflanzungen werden meist in extensiver Art ausgeführt. Es handelt sich um wasserspeichernde,<br />

meist dickfleischige Pflanzen aus Trockengebieten, die eben gewisse Trockenperioden überstehen.<br />

Baum- oder buschartige Bepflanzungen mit Kübeln mit entsprechenden Einzellasten. Auch Dacheinlassungen<br />

sind möglich.<br />

Begehbare Flächen mit unterschiedlichen Belägen wie Betonplatten oder Holz bei aufgestelzter<br />

Unterkonstruktion. Alternativ werden Schüttungen, Betonplatten auf Schüttungen oder Kunstrasen gewünscht.<br />

Leichte Gebäude meist aus Holz, die auch in Gärten üblich sind, werden durchaus bei den großflächigen<br />

Dachgärten gewünscht. Hier ist die standfeste Verankerung von großer Bedeutung.<br />

Aus dieser Aufzählung wird deutlich, wie umfassend die Planung für Flachdächer werden kann.<br />

Solare Aufheizung<br />

Die Sonneneinstrahlung führt bei offenliegenden Dachabdichtungsbahnen zu erheblichen Temperaturschwankungen.<br />

Gerade bei dunklen Bahnen können die Temperaturen besonders hoch werden. Nähte und Anschlüsse müssen<br />

den thermischen Spannungen standhalten. Helle Dachabdichtungen sowie Begrünungen oder Beläge<br />

mindern diese Beanspruchung. Der technische Widerspruch zu den Ausführungen bei Bauteil B1. (Seite 10) ist bei<br />

der Planung zu berücksichtigen.<br />

Wartung<br />

Dächer mit Abdichtungen haben eine begrenzte Lebensdauer. Regelmäßige Kontrollen und Wartungsarbeiten<br />

können die Dauerhaftigkeit verlängern. Bei der Planung von Belägen sollte dies berücksichtigt werden. Beispiel:<br />

Holzbeläge sollten in Form von leicht entnehmbaren Rosten konstruiert werden. Die Größe sollte begrenzt werden,<br />

zwei Personen sollten die Roste tragen können. Eine Fläche bis 2,5 qm ist zu empfehlen.<br />

In Ausschreibungen kann ein Wartungsangebot integriert werden. Regelmäßige Kontrollen entlasten den Immobilienbesitzer.<br />

Hierbei sollten die Empfehlungen der Hersteller der Dachabdichtungssysteme gelten.<br />

1 „Fachregel für Abdichtungen“, Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (Ausgabe 2008, letzte Änderung 2011,<br />

z. Zt. in der Überarbeitung)<br />

7


B. Systeme Konstruktion<br />

Foto: VEDAG<br />

B. Systeme Konstruktion<br />

In diesem Kapitel werden vier Holzkonstruktionen vorgestellt, die sich<br />

allesamt gravierend voneinander unterscheiden. Alle Systeme haben<br />

eine besondere Bedeutung und sind in den vergangenen Jahrzehnten<br />

vielfach ausgeführt worden. Die verschiedenen Systeme einer Konstruktion<br />

haben besondere Vorzüge.<br />

Feuchteschutznachweis<br />

Für den Planer und den Verarbeiter ist bei der Auswahl der Systeme Vorsicht<br />

geboten. Beginnt die Holzkonstruktion direkt und unmittelbar unter<br />

einer kalten Abdichtung, so ist ein Feuchteschutznachweis zwingend<br />

erforderlich. Er kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Nur in Teilen stellen<br />

die Hersteller der Abdichtungen, ob mit Bahnen oder Metalldeckungen,<br />

eine Prüfung und Freigabe der jeweiligen Konstruktionen zur<br />

Verfügung. Ist dies nicht der Fall, müssen Planer einen Feuchteschutznachweis<br />

eigenständig erwirken.<br />

Holzschutz nach DIN 68800<br />

Auf Basis des beschriebenen Feuchteschutznachweises kann für die<br />

Konstruktion die Gebrauchsklasse GK 0 nach DIN 68800 nachgewiesen<br />

werden. Dies ermöglicht den Verzicht auf einen chemischen Holzschutz.<br />

Symbole und deren Bedeutung<br />

bei den Systembeschreibungen<br />

+ Vorteile<br />

– Nachteile<br />

...<br />

Hinweise zur Abdichtung<br />

und mögliche Deckschichten<br />

,,, Feuchteschutznachweis<br />

V<br />

E<br />

Varianten<br />

Empfehlungen<br />

8


Auswahl der Systeme in der Planungsphase<br />

In der frühen Phase der Bauplanung spielt die Ausbildung des <strong>Flachdach</strong>es eine große Rolle. Unten sind einige<br />

Kriterien aufgeführt, die die Entscheidung für das eine oder andere Dachsystem beeinflussen können. In der<br />

Tabelle werden Empfehlungen für bevorzugte Konstruktionen gegeben. Dies lässt ausdrücklich offen, dass selbstverständlich<br />

auch andere Dachsysteme Anwendung finden können.<br />

Kriterium<br />

Nutzung des<br />

Daches<br />

Deckungsart<br />

Maß der<br />

Dämmung<br />

Baukonstruktion<br />

Anforderung<br />

Empfehlung für bevorzugte<br />

Dachsysteme<br />

<strong>ohne</strong><br />

alle Systeme möglich<br />

Lüftungsanlagen, Solaranlagen Bahnen bei B.2, B.3<br />

Oberlichter / RWA<br />

unbelüftete Systeme<br />

Dachterrasse, Belag aus Holz / Beton Bahnen bei B.2<br />

Gründach, extensiv / intensiv Bahnen bei B.2<br />

Bahnen<br />

Metall (nicht selbsttragend)<br />

alle Systeme möglich<br />

alle Systeme möglich<br />

keine Dämmung (z. B. Nebengebäude) hier nicht dargestellt<br />

Mindeststandard (EnEV)<br />

alle Systeme möglich<br />

erhöhte Standards (Passivhaus) B.1 / B.4<br />

Neubau<br />

B.2 mit Holzmassivtragwerk;<br />

B.4<br />

Sanierung B.2<br />

Attikaausbildung<br />

(siehe Abb. 11 auf Seite 32)<br />

B.2<br />

Lage<br />

Geringe oder stark unterschiedliche<br />

Sonneneinstrahlung (Verschattungen)<br />

B.2 / B.4<br />

Feuchteschutz hohes Maß an Sicherheit wird erwartet B.2 / B.4<br />

Vegetation<br />

Kosten<br />

erheblicher Laubanfall<br />

reduziert<br />

stärkeres Gefälle;<br />

Entwässerung über eine Kante/<br />

Rinne; Revision erforderlich<br />

B.4 mit<br />

Faserzementwellplatten;<br />

Bahnen bei B.1<br />

zutreffend<br />

Zum Bauvorhaben _______________________________ wird das System ______ gewählt<br />

9


B. Systeme Konstruktion<br />

1. Dichtungen auf Schalungen, unbelüftet<br />

1. Dichtungen auf Schalungen, unbelüftet<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Dachabdichtung als Bahn, dunkel<br />

4. tragende Holzschalung (Empfehlung: Rauspund;<br />

Holzwerkstoffplatte im Feuchtbereich)<br />

5. tragende Holzbalkenlage<br />

6. vollständige Hohlraumdämmung<br />

7. feuchteadaptive Dampfbremse / Luftdichtung<br />

8. raumseitige Bekleidung<br />

Beschreibung<br />

geringe Bauteilhöhe<br />

Elementierung und Vorfertigung möglich<br />

+ geringe Baukosten<br />

Anschluss der Luftdichtung von innen<br />

–<br />

...<br />

,,,<br />

V<br />

E<br />

Funktionstüchtigkeit nur unter bestimmten<br />

Bedingungen gegeben (Seite 11)<br />

Deckschichten (Kies, Terrassenbeläge,<br />

Gründach) nicht möglich<br />

Abdichtung nach DIN 18531<br />

Einordnung in die Gebrauchsklasse GK 0<br />

(DIN 68800 „Holzschutz“) möglich (Seite 11)<br />

als Variante ist die Metalldeckung mit<br />

Drainageschicht möglich, siehe Seite 28<br />

U-Werte siehe Tabelle 5 auf Seite 20<br />

ungenutzte Dächer, oft bei Kleinflächen wie<br />

Gauben<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Das einschalige Warmdach (nicht belüftet) mit vollgedämmtem Balkenquerschnitt ist eine weit verbreitete Ausführung<br />

bei Flachdächern in Holzbauweise. Der Vorteil dieses Systems liegt vor allem in der geringen Aufbauhöhe<br />

und der reduzierten Baukosten. Jedoch ist es feuchtetechnisch gegenüber B.2 als weniger fehlertolerant zu<br />

bewerten - siehe Feuchteschutz.<br />

Es muss gewährleistet sein, dass das Dach in der<br />

Bauart und Nutzung verbleibt (keine Beläge und<br />

andere Nutzungen, Verschattung, Installationen<br />

jeder Art und stauendes Wasser).<br />

Abb. 2 Bei Dachgauben sind die Voraussetzungen<br />

für dieses Dachsystem oft gegeben. Bei<br />

einer Ausrichtung nach Norden sollte der Grad der<br />

Verschattung durch das Hauptdach geklärt werden.<br />

Gleiches gilt für Verschattungen aus benachbarten<br />

Bauten oder Vegetation (siehe Feuchteschutz).<br />

Bild: Fotolia<br />

10


Feuchteschutz / Tauwassernachweis nach DIN 4108-3<br />

Bei kalten Abdichtungen kommt es zu Kondensatbildung unter der Abdichtungsbahn bzw. der Schalung. Die<br />

Menge ist unbekannt und hängt von den baulichen Gegebenheiten ab. Bei diesem Dachsystem erfolgt die Austrocknung<br />

zur Raumseite. Antrieb dafür ist die Aufheizung des Daches aus Sonneneinstrahlung und die Umkehr<br />

des Diffusionsstroms zur Raumseite. Teil der Lösung sind die feuchtevariablen / feuchteadaptiven Dampfbremsen<br />

auf der Raumseite. Der Feuchteschutznachweis ist nach DIN EN 15026 mit den spezifischen Rahmendaten individuell<br />

für das jeweilige Dach zu führen.<br />

Holzschutz nach DIN 68800<br />

Im Anhang A von Teil 2 der Norm (Bild A.20) ist eine vergleichbare Konstruktion aufgeführt. Diese basiert auf den<br />

„7 goldenen Regeln“ renommierter Bauphysiker. Die Konstruktion aus Bild A.20 der Norm konnte bisher nachweisfrei<br />

im Sinne der Gebrauchsklasse GK 0 ausgeführt werden. Seit Gültigkeit der DIN 4108-3: 2014-11 kann davon <strong>ohne</strong><br />

Weiteres nicht mehr ausgegangen werden. Dennoch machen die besagten Regeln deutlich, welche Bedingungen<br />

Einfluss auf die Reduzierung des Feuchtegehaltes in der Konstruktion haben:<br />

Warme, trockene Abdichtungsbahn durch:<br />

1. Gefälle ≥ 3% vor bzw. ≥ 2% nach Verformung<br />

2. dunkle Färbung (Strahlungsabsorption a ≥ 80%), unverschattet und<br />

3. keine Deckschichten (z. B. Bekiesung, Gründach, Terrassenbeläge).<br />

Begrenzter Feuchteeintrag von der Raumseite:<br />

4. durch eine feuchtevariable/-adaptive Dampfbremse (siehe unten) und<br />

5. eine geprüfte Luftdichtheit.<br />

Trockener homogener Konstruktionsaufbau:<br />

6. keine unkontrollierbaren Hohlräume auf der kalten Seite der Dämmschicht.<br />

7. Dokumentation der Holzfeuchten von Tragwerk und Schalung vor dem Schließen des Aufbaus<br />

(u ≤ 15% ± 3%) bzw. Holzwerkstoffbeplankung (u ≤ 12% ± 3%).<br />

Gefordert wird die werksseitige Vorfertigung zu Dachelementen (Qualitätssicherung). Weiter ist zu beachten:<br />

Der Schutz der Konstruktion vor Niederschlägen (Notabdichtung, Behelfsabdichtung, Abplanung)<br />

Der Schutz der Konstruktion vor Baufeuchte (trockene Baustoffe, techn. Bautrocknung)<br />

Die Installationsführungen sind raumseitig der Luftdichtung zu führen, Durchdringungen sind abzudichten.<br />

Diffusion bei<br />

Kälte außen<br />

Gefälle 3%<br />

feuchtevariable Dampfbremse<br />

Rücktrocknung bei bei<br />

Sonneneinstrahlung<br />

Sonneneinstrahlung<br />

Abb. 3 Dächer mit Abdichtung<br />

bilden im Bereich<br />

der Schalung beträchtliche<br />

Kondensatmengen.<br />

Bei feuchtevariablen<br />

Dampfbremsen soll die<br />

Rücktrocknung deutlich<br />

größer sein. Dies ist<br />

nachzuweisen.<br />

11


B. Systeme Konstruktion<br />

1. Dichtungen auf Schalungen, unbelüftet<br />

Dampfbremse<br />

Winterfall (Tauperiode): Verläuft der Dampfstrom von innen nach außen, soll die Dampfbremse den Feuchteeintrag<br />

in die Konstruktion reduzieren. Der s d -Wert sollte möglichst hoch sein.<br />

Sommerfall (Verdunstungsperiode): Die Aufheizung des Daches bewirkt einen Dampfstrom zum Raum - außen ist<br />

es wärmer als innen. Die Konstruktion kann zum Raum austrocknen, der s d -Wert sollte möglichst gering sein.<br />

Feuchtevariable/feuchteadaptive Dampfbremsen können die zuvor gestellten Anforderungen in einem bestimmten<br />

Umfang leisten. Man akzeptiert, dass die Konstruktion in der Tauperiode maßvoll an Feuchte zunimmt und dies in<br />

einer höheren Menge, als bei einer Dampfsperre wie sie früher üblich war.<br />

Auf der Positivseite steht allerdings das hohe Maß an Austrocknung während der Verdunstungsperiode. Die Mengen<br />

sind so beträchtlich, dass die Konstruktion bei korrekter Ausführung über die Jahre ins<strong>gesamt</strong> an Feuchte verliert.<br />

DIN 68800 hat zu dem Adaptivverhalten Vorgaben gemacht, die sich auf den s d -Wert bei bestimmter<br />

Luftfeuchte beziehen (siehe Tab. 2). In der Norm wird für diese Art von Dampfbremsen ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis<br />

gefordert, der z. Zt. lediglich von nur wenigen Produkten erfüllt wird. Zur besseren Einschätzung<br />

der s d -Werte werden in [9] die Hintergründe erläutert.<br />

Vorgaben der DIN 68800 a<br />

s d -Wert trocken (Winterfall) s d -Wert feucht (Sommerfall)<br />

≥ 3,0 m bei rLf. ≤ 45% 1,5 ≤ s d ≤ 2,5 m bei rLf. = 70%<br />

pro clima INTELLO b<br />

1,7 m ± 20% bei rLf. 71,5%<br />

34 m ± 20% bei rLf. 25%<br />

0,3 m ± 40% bei rLf. 90%<br />

Tab. 2 s d -Werte von feuchtevariablen/feuchteadaptiven Dampfbremsen in Bezug auf die Luftfeuchte.<br />

a Als Anforderung gilt ein bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweis.<br />

b Beispiel für ein zugelassene feuchteadaptive Dampfbremse (Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-9.1-853).<br />

Angegeben wird der Ausgangswert, der für die Berechnungen nach DIN EN 15026 maßgebend ist.<br />

Ausführungshinweise<br />

Bei geringem Gefälle < 5% soll die Dachabdichtung bei Bitumenbahnen zweilagig ausgeführt werden. Die untere<br />

Lage dient zunächst u. a. als Notabdichtung auf der Schalung. Diese schützt die Holzkonstruktion während der<br />

Bauphase. Die zweite Lage wird mit der ersten homogen verschweißt (Vermeidung von Blasenbildung, Seite 26).<br />

Früher übliche Konstruktion<br />

In einer früheren Ausgabe von DIN 4108-3 galt die Ausführung mit einer inneren diffusionshemmenden Schicht<br />

(Dampfsperre) mit s d -Wert ≥ 100 m als nachweisfrei und wurde in großer Zahl baulich umgesetzt. Jedoch gilt<br />

gerade diese Konstruktion schon länger nicht mehr als Stand der Technik, sondern als schadensträchtig. Daher ist<br />

mit Neufassung der DIN 4108-3 (November 2014) diese Dachkonstruktion nicht mehr als „nachweisfrei“ aufgeführt.<br />

12


... mit Zusatzdämmung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Dachabdichtung (hier als Bahn, dunkel)<br />

2. druckfeste Dämmung mit Gefälle (≥ 2%)<br />

3. optional Notabdichtung (kann als hygrische<br />

Trennung der oberen und unteren<br />

Bauteilschichten wirken)<br />

4. tragende Holzschalung (Empfehlung: Rauspund;<br />

Holzwerkstoffplatte im Feuchtbereich)<br />

5. tragende Holzbalkenlage<br />

6. vollständige Hohlraumdämmung<br />

7. feuchteadaptive Dampfbremse / Luftdichtung<br />

8. raumseitige Bekleidung<br />

Beschreibung<br />

geringe Bauteilhöhe<br />

Elementierung und Vorfertigung möglich<br />

Gefälleausbildung mit Dämmkeilen möglich<br />

+ Anschluss der Luftdichtung von innen<br />

Deckschichten u. U. möglich<br />

zwei Abdichtungsebenen<br />

–<br />

...<br />

,,,<br />

V<br />

E<br />

druckfester Zusatz-Dämmstoff erforderlich<br />

Feuchteschutznachweis notwendig<br />

Deckschichten möglich<br />

Feuchteschutznachweis (hygrothermische<br />

Simulation nach DIN EN 15026) erforderlich<br />

Metalldeckung mit speziellen Haften in der<br />

Hauptdämmebene verankert<br />

U-Werte siehe Tabelle 5 auf Seite 20<br />

Empfehlung bei höheren Wärmeschutzanforderungen<br />

und gleichzeitiger Kostenreduzierung<br />

sowie bei ungenutzten Dächern<br />

bei Deckschichten und Nutzung<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Die Notwendigkeit für diese Konstruktion stammt aus steigenden Anforderungen aus dem Wärmeschutz und der<br />

Verbesserung des Feuchteschutzes gegenüber Bauteil B.1. Um den Balkenquerschnitt auf einem statisch erforderlichen<br />

Maß zu belassen, wird eine ergänzende Dämmschicht oberhalb der Schalung ausgeführt. Damit entwikkelt<br />

sich ein Hybrid aus den Systemen B.1 / B.2. Wobei die bauphysikalischen Notwendigkeiten aus B.1 bestehen<br />

bleiben.<br />

Feuchteschutz / Tauwassernachweis<br />

Die Dämmschicht hat einen positiven Einfluss auf das Feuchteverhalten der Konstruktion. Zwar sind die Temperaturen<br />

an der Holzschalung in der Verdunstungsperiode reduziert, allerdings sind die Tauwassermengen (Winterfall)<br />

erheblich geringer. Dies führt zu einem gemäßigten Klima im Bereich der Holzschalung und damit ins<strong>gesamt</strong> zu<br />

einer Reduzierung der Tauwassermenge. Die Pflicht zu einem Feuchteschutznachweis nach DIN EN 15026 wie<br />

auf Seite 11 beschrieben bleibt allerdings bestehen.<br />

Es muss gewährleistet sein, dass das Dach in der Bauart und Nutzung entsprechend den Planungsvorgaben<br />

bestehen bleibt (Beläge und andere Nutzungen, Verschattung, Installationen jeder Art und stauendes Wasser). Bei<br />

Änderungen ist ein entsprechender modifizierter Feuchteschutznachweis zu führen.<br />

13


B. Systeme Konstruktion<br />

2. Dichtungen auf „>80%-Aufdachdämmung“<br />

2. Dichtungen auf „>80%-Aufdachdämmung“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Dachabdichtung<br />

2. druckfeste Dämmung mit Gefälle (≥ 2%)<br />

3. Dampfsperre, Luftdichtung und<br />

Notabdichtung in einer Funktionsschicht<br />

4. tragende Holzschalung<br />

5. tragende Holzbalkenlage<br />

6. ggfs. Luftraum<br />

7. optional: Teildämmung<br />

8. optional: raumseitige Bekleidung <strong>ohne</strong> (!)<br />

Dampfbremse<br />

Alternative: Holzmassivelemente (Abb. 4)<br />

Beschreibung<br />

kein Tauwasserausfall an der Tragkonstruktion<br />

Gefälleausbildung mit Dämmkeilen möglich<br />

+ extrem schnelle Montage mit<br />

Holzmassivelementen (Abb. 4)<br />

zwei Abdichtungsebenen<br />

–<br />

...<br />

,,,<br />

V<br />

E<br />

druckfester Dämmstoff erforderlich<br />

bei Balkenlage größere Aufbauhöhe<br />

Anschluss der Luftdichtung von außen<br />

alle Deckschichten möglich<br />

(Kies, Terrassenbeläge, Gründach)<br />

<strong>ohne</strong> Tauwassernachweis (DIN 4108-3 und<br />

DIN 68800-2)<br />

Luftdichtung an den Dachrändern sorgfältig<br />

planen und ausführen!<br />

Metalldeckung mit speziellen Haften in der<br />

Hauptdämmebene verankert<br />

Holzmassivdecke statt Balkenlage<br />

U-Werte siehe Tabelle 7 auf Seite 21<br />

Holzmassivdecke zu empfehlen bei Dachüberstand,<br />

auskragenden oder einrückenden<br />

Geschossen und Dachterrassen (Seite 34);<br />

U-Werte siehe Tabelle 6 auf Seite 20<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Diese <strong>Flachdach</strong>konstruktion ist besonders robust, da sich<br />

alle Holzbauteile im warmen Bereich befinden. Die Tragkonstruktion<br />

kann entweder als Balkenlage oder mit Massivholz-Elementen<br />

ausgeführt werden.<br />

Die Aufdachdämmung lässt sich mit einer zusätzlichen<br />

Dämmlage innerhalb / unterhalb der Tragkonstruktion<br />

kombinieren. Durch die Zusatzdämmung und Bekleidung<br />

ist ein verbesserter Schall- und Brandschutz zu erzielen.<br />

Abb. 4 Die aufliegende Dämmung ermöglicht eine<br />

interessante Raumgestaltung (hier Brettsperrholz).<br />

Veränderungen der Dachnutzung im Laufe der Jahre sind unkritisch. Allerdings müssen die Dämm- und Dichtungssysteme<br />

für veränderte Nutzlasten geeignet sein (Nachweis erforderlich). So können aus bauphysikalischer<br />

Sicht Beläge aufgebracht oder Solaranlagen aufgestellt werden. Dies wäre bei dem System B.1 nicht möglich.<br />

14


Feuchteschutz / Tauwassernachweis<br />

Durch die aufliegende Dämmung ist die Holzkonstruktion auf die warme Seite verschoben. Die Temperatur an der<br />

oberen Schalung ist im unkritischen Bereich (≥ 15°C) und damit tauwasserfrei (kein Taupunkt). Dies gilt ebenfalls<br />

für Räume mit erhöhter Raumluftfeuchte. Das Material unterhalb der Dampfsperre darf einen Anteil am Wärmedurchlasswiderstand<br />

in Höhe von 20% aufweisen. Dämmmatten mit geringer Dicke sind möglich (vgl. Tab. 7 auf<br />

Seite 21). Ebenso ist ein Feuchteeintrag aus Konvektion nicht zu erwarten (bitte die Ausführungshinweise unten<br />

beachten). Bei mehr als 20% ist ein Feuchteschutznachweis nach DIN EN 15026 notwendig (siehe auch „... mit<br />

Zusatzdämmung“ auf Seite 13).<br />

Holzschutz nach DIN 68800<br />

Die Konstruktion kann der Gebrauchsklasse GK 0 nach DIN 68800 Teil 2<br />

Abschn. 7.7 zugeordnet werden bei (Ergänzungen zur Legende):<br />

1. - Dachabdichtung optional mit Kiesschüttung, Begrünung oder Gehbelag<br />

2. - druckfester Dämmstoff gemäß DIN 4108-10<br />

3. - Dampfbremse nach DIN 4108-3 mit s d,i ≥ 100 m, üblicherweise wird<br />

eine Dampfsperre mit Alueinlage ( s d ≥ 1500 m, Notabdichtung) gewählt<br />

4. - Schalung aus technisch getrocknetem Holz<br />

oder Holzwerkstoffen (Empfehlung: Feuchtbereich)<br />

5. - technisch getrocknetes Holzprodukt<br />

6. - Hohlraum als stehende (warme) Luftschicht, kein (!) Kontakt zur Außenluft<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Abb. 5 Flachdächer mit aufliegender Dämmung zählen zu den<br />

feuchtetechnisch Robusten ihrer Art.<br />

Ausführungshinweise<br />

Die Luftdichtung verhindert Konvektionsfeuchte innerhalb des Bauteils. Bei diesem System liegt die Luftdichtung<br />

ungünstig oberhalb der Schalung. Dies erschwert den Anschluss zur Innenseite der Außenwand im Bereich des<br />

Dachrandes. Aus diesem Grund sollten in den Anschlussdetails die Führung der Luftdichtung sowie die notwendigen<br />

Materialien festgelegt werden.<br />

<br />

<br />

„herum“<br />

„durch“<br />

Abb. 6 Die Luftdichtungsebenen befinden sich auf der Wandinnenseite und Dachoberseite (oberhalb der<br />

Schalung). Zwei Möglichkeiten diese zueinander zu führen: 1. links - mit einer diffusionsoffenen Luftdichtungsbahn<br />

um die Holzkonstruktion „herum“, oder 2. rechts - „durch“ die Holzkonstruktion (Ausführung siehe Abb. 10).<br />

15


B. Systeme Konstruktion<br />

3. Belüftete Dächer<br />

3. Belüftete Dächer<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Abdichtung mit/<strong>ohne</strong> Gründach, DN ≥ 3°<br />

2. Schalung aus trockenem Holz<br />

3. belüfteter Hohlraum nachTab. 3<br />

4. Konterlattung mit Nageldichtband<br />

(empfohlen)<br />

5. Unterdeckung s d ≤ 0,3 m<br />

6. Dämmstoff aus Mineral- oder Holzfasern<br />

7. trockenes Holzprodukt<br />

8. Dampfbremse s d ≥ 2 m<br />

9. raumseitige Bekleidung oder Beplankung<br />

Beschreibung<br />

diffusionsoffener Aufbau<br />

+ Gefälleausbildung mit Kreuzlattung möglich<br />

raumseitiger Anschluss der Luftdichtung<br />

–<br />

...<br />

,,,<br />

V<br />

E<br />

relativ große Bauteilhöhe<br />

höherer konstruktiver Aufwand<br />

große Lüftungsöffnungen an den Dachrändern<br />

mit Metalldeckung oder Gründach möglich<br />

die Querschnitte für die Lüftung sind<br />

maßgebend (Tab. 3)<br />

Metalldeckung<br />

U-Werte siehe Tabelle 8 auf Seite 21<br />

die unbelüftete Konstruktion (Bauteil B.2) ist<br />

zu bevorzugen<br />

Kreuzlattung bei kompakten Grundrissen<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Belüftete Dachdeckungen gehören zu den Standardausführungen beim Dach. Was beim Steildach zu hervorragenden<br />

Ergebnissen führt, ist beim <strong>Flachdach</strong> weitaus komplexer (siehe „Feuchteschutz / Tauwassernachweis“).<br />

Aus der Tradition ist die Luftschicht unter „Dachhaut“ geläufig. Dies darf nicht über eine begrenzte Wirkung bei<br />

horizontalen Luftschichten hinwegtäuschen. Der thermische Antrieb in der Luftschicht fehlt.<br />

Vorteile von belüfteten <strong>Flachdach</strong>konstruktionen<br />

scheinen kaum noch vorhanden zu sein:<br />

Die Konstruktionshöhe ist vergleichbar mit B.2<br />

Der konstruktive Aufwand (Kosten) für Ausbildung<br />

der Luftschicht ist kaum geringer als System B.2<br />

Abb. 7 Frei gespannte Binderdächer mit<br />

Abdichtungen sind auch heute eine interessante<br />

Lösung - meist im Gewerbebau. Die Dämmebene ist<br />

in der Untergurtebene, darüber der Luftraum<br />

siehe Seite 18.<br />

Foto: Rockwool<br />

16


Feuchteschutz / Tauwassernachweis<br />

In den Fachkreisen des Holzbaus hat man sich auf die Anforderungen einer Luftschicht bei einem belüfteten<br />

<strong>Flachdach</strong> verständigt. Dies hat zu Festlegungen in der 2012 erschienenen DIN 68800-2 geführt (Tab. 3, rechte<br />

Spalte). Danach, im Jahre 2014, wurde die Neuausgabe der DIN 4108-3 veröffentlicht und enthält in Abschn.<br />

5.3.3.3 krass abweichende Regeln. Um die Gebrauchsklasse GK 0 zu erreichen, bleibt die DIN 68800 maßgebend.<br />

Nachweis für: klimabedingten Feuchteschutz Gebrauchsklasse GK 0<br />

nach DIN 4108-3<br />

nach DIN 68800 (z. B. Gründach)<br />

Länge des Lüftungsraumes ≤ 10 m ≤ 15 m<br />

Höhe Lüftungsquerschnitt ≥ 2‰ der Dachfläche; ≥ 50 mm ≥ 150 mm<br />

Be- / Entlüftungsöffnungen ≥ 2‰ der Dachfläche; ≥ 200 cm²/m ≥ 40% des Lüftungsquerschnittes<br />

Tab. 3 Anforderungen an belüftete horizontale Luftschichten bei Dachneigung von 3 Grad bis 5 Grad.<br />

Bei horizontalen Luftschichten ist keinesfalls sichergestellt, dass zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten mehr<br />

Feuchtigkeit heraus gelüftet wird, als zusätzlich eingetragen wird. Fallbeispiel: Bei einem Dachaufbau mit<br />

Gründach kommt es im Winter zu Vereisungen bis hin zur Holzschalung. Die im Nacht-Tag-Wechsel eingetragene<br />

Luft führt erhebliche Mengen an Luftfeuchte mit, die dann unterhalb der Schalung kondensiert / vereist. Zusätzliche<br />

Feuchte kondensiert aus dem Diffusionsstrom von der Raumseite. Ist die Konstruktion über einen längeren<br />

Zeitraum in diesem vereisten Zustand, kann die eingetragene Feuchtemenge beträchtlich sein. Schadensfälle zeigen,<br />

dass dieses Phänomen in der Planung berücksichtigt werden muss (Empfehlung bei Gründach: Seite 14).<br />

Holzschutz nach DIN 68800<br />

Die Konstruktion kann der Gebrauchsklasse GK 0 nach<br />

DIN 68800 Teil 2 Anhang A Bild A.17 zugeordnet werden bei:<br />

5. - Unterdeckung s d ≤ 0,3 m auch auf Holzschalung;<br />

bzw. Holzfaserdämmplatte als Unterdeckung<br />

7. - belüfteter Hohlraum nachTab. 3, rechte Spalte<br />

8. - Schalung aus trockenem Holz (GK 0) oder Holzwerkstoff<br />

(Feuchtbereich)<br />

9. - neben dem Gründach sind auch andere Beläge möglich<br />

Abb. 8 Luftschichten müssen tatsächlich belüftet sein. Dazu<br />

sind „sich sehende“ Öffnungen notwendig. (Nettofl. ≥600 cm²/m)<br />

Als Belüftungselement hier spezielle gekantete/gelochte Bleche.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ausführungshinweise<br />

Belüftete Flachdächer sind u. a. nicht geeignet in enger Bebauung (fehlende Windeinwirkung), bei seitlich aufgehenden<br />

Gebäuden, Dächern mit Attika sowie Dachterrassen. Die Dachneigung sollte möglichst ≥ 5°betragen.<br />

Früher übliche Konstruktion<br />

Dächer mit Abdichtungen und unterhalb der Schalung befindlichen Luftschichten gehörten in vielen Jahrzehnten der<br />

Bautätigkeit zum Standard. Unter günstigen Bedingungen konnte eine zufriedenstellende Dauerhaftigkeit erzielt<br />

werden, allerdings keinesfalls zuverlässig. Feuchteschäden an der Schalung traten und treten regelmäßig auf. Die<br />

Gründe dafür sind vielfältig. Bei den heutigen Dämmdicken ist eine Belüftung im Sparrengefach nicht mehr möglich.<br />

17


B. Systeme Konstruktion<br />

3. Belüftete Dächer<br />

... bei Binderdächern<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Abdichtung mit/<strong>ohne</strong> Gründach<br />

2. Schalung aus trockenem Holz<br />

3. belüfteter Hohlraum nachTab. 3<br />

4. Binderkonstruktion<br />

5. Dämmstoff aus Mineral- oder Holzfasern<br />

6. feuchteadaptive Dampfbremse<br />

7. raumseitige Bekleidung oder Beplankung<br />

Beschreibung<br />

vereinfachte Dachkonstruktion<br />

Tragwerk kostengünstig aus freispannenden<br />

+ Bindern<br />

raumseitiger Anschluss der Luftdichtung<br />

–<br />

...<br />

,,,<br />

V<br />

E<br />

eine Dichtungsebene<br />

keine Unterdeckung<br />

große Lüftungsöffnungen an den Dachrändern<br />

mit Metalldeckung oder Gründach möglich<br />

die Querschnitte für die Lüftung sind<br />

maßgebend (Tab. 3)<br />

Metalldeckung<br />

zusätzliche diffusionsoffene Unterdeckung<br />

oberhalb der Binder<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Binderdächer sind bei gewerblich genutzten Gebäuden weit verbreitet, können aber auch im Wohnungsbau bei<br />

besonders flach geneigten Dächern wirtschaftlich eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Bauteil B.4 „7°-Dach“ werden<br />

bei diesem Bauteil Abdichtungen statt der Eindeckungen angesprochen.<br />

Feuchteschutz / Tauwassernachweis<br />

In DIN 4108-3 ist diese Konstruktion im Abschn. 5.3.3.3 aufgeführt. Für Irritation sorgt die Forderung, für eine<br />

nachweisfreie Konstruktion eine Dampfsperre (s d ≥ 100 m) einzubauen. Aus Sicht des Autors ist dies wenig<br />

sinnvoll. Grund ist, dass von der Schalung zu erwartendes abtropfendes Kondensat in der Dämmebene durchsackt.<br />

Dem folgend ist eine Austrocknung zur Raumseite wünschenswert. Dies hätte bei einer feuchteadaptiven<br />

Dampfbremse das größte Austrocknungspotenzial, bei der in DIN 4108-3 geforderten Dampfsperre quasi gleich<br />

null.<br />

Als Variante bzw. Empfehlung ließe sich die Konstruktion mit einer Unterdeckung oberhalb der Binder weiter absichern.<br />

Holzschutz nach DIN 68800<br />

Bei Einhaltung der Regeln nach Tab. 3 kann die Gebrauchsklasse GK 0 erreicht werden. Bitte die Anmerkungen<br />

von Seite 17 beachten.<br />

18


4. 7°-Dach<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Dachdeckung nach Tab. 4<br />

2. Konterlattung (GK 0, h ≥ 80 mm)<br />

3. Unterdeckung mit Bahnen a<br />

4. Sparrenlage GK 0<br />

5. vollständige Hohlraumdämmung<br />

6. Dampfbremse s d ≥ 2,0 m, hier als OSB<br />

7. raumseitige Bekleidung<br />

Beschreibung<br />

diffusionsoffene Bauweise, feuchterobust<br />

+ kostengünstige Konstruktion<br />

vielfältige Auswahl an Bedachungen<br />

–<br />

Dachneigung von mind. 7 Grad muss<br />

eingehalten werden<br />

...<br />

nach Tab. 4<br />

,,,<br />

Regeldachneigung RDN beachten<br />

nachweisfrei wie Steildach (Tauwasser)<br />

V<br />

E<br />

Unterdeckungen mit Bahnen auch auf<br />

Holzfaserplatten oder Holzschalung<br />

U-Werte siehe Tabelle 8 auf Seite 21<br />

Anforderungen nach DIN 68800 zum<br />

erreichen der Gebrauchsklasse GK 0 sollten<br />

eingehalten werden (siehe Legende)<br />

a Empfehlung: Stöße verklebt, Nageldichtband; Nachweis des Herstellers für die Mindestdachneigung erforderlich.<br />

Verwendung und Nutzung<br />

Das „7°-Dach“ gehört zu den diffusionsoffenen Dächern. Es ist kostengünstig und feuchtetechnisch äußerst<br />

robust. Mit diesem Dachsystem wird die Frage beantwortet, wo die Grenze zu den diffusionsoffenen Dächern zu<br />

ziehen ist. Nämlich bei 7°. Ab dieser Dachneigung sind verschiedene Dachdeckungswerkstoffe einsetzbar. Einzelne<br />

Hersteller bieten Systeme unterhalb der Dachneigung 7°.<br />

Feuchteschutz / Tauwassernachweis<br />

Dachdeckungen selbst bieten keine 100-prozentige Regensicherheit. Nach den Regeln des deutschen Dachdekkerhandwerks<br />

(ZVDH) werden je nach Dachdeckung zusätzliche Anforderungen an die Regensicherheit gestellt.<br />

Dachdeckungswerkstoff<br />

Faserzement-Wellplatten (Standardwellplatte)<br />

a Entfernung Traufe-First ≤ 10 m bzw. bei ≤ 20 m.<br />

Regeldachneigung<br />

RDN<br />

≥ 9°<br />

≥ 10° a<br />

Maßnahmen zur Regensicherheit<br />

RDN -2°: Höhenüberdeckung mit<br />

Dichtschnur<br />

Doppelstehfalzdeckung ≥ 7° —<br />

Selbsttragende Metalltafeln (Trapezblech) ≥ 7° ≥ 200 mm Überdeckung an den Stößen<br />

Tab. 4 Varianten für die Dachdeckung bei der Dachneigung ab 7 ° (Quelle [8]).<br />

19


B. Systeme Konstruktion<br />

Anhang: Wärmeschutz - U-Werte<br />

Anhang: Wärmeschutz - U-Werte<br />

U-Werte<br />

[W/m²K]<br />

0,20<br />

0,17<br />

Aufdachdämmung <br />

Dicke<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

λ<br />

Dicke [mm] der Dämmung<br />

im Balkengefach bei einer<br />

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK]<br />

0,040 0,035 0,032<br />

<strong>ohne</strong> — 210 190 170<br />

40 mm 0,028 W/mK 140 120 110<br />

40 mm 0,028 W/mK 180 160 150<br />

60 mm 0,028 W/mK 150 130 120<br />

60 mm 0,028 W/mK 200 180 170<br />

0,14<br />

80 mm 0,028 W/mK 170 150 140<br />

80 mm 0,028 W/mK 260 230 210<br />

0,11<br />

100mm 0,028 W/mK 230 210 190<br />

Tab. 5 Unbelüftetes Dach (B.1) mit Dämmwerten nach EnEV bis KfW 40.<br />

Die Art und Dicke der Aufdachdämmung kann variiert werden.<br />

Bitte beachten: Ein Feuchteschutznachweis ist notwendig.<br />

<br />

<br />

U-Werte<br />

[W/m²K]<br />

Dicke [mm] der Dämmung <br />

bei einer Wärmeleitfähigkeit<br />

λ [W/mK]<br />

0,035 0,028 0,022<br />

0,20 130 100 80<br />

<br />

0,17 160 130 100<br />

0,14 200 160 130<br />

0,11 270 220 170<br />

Tab. 6 Aufdachdämmung (B.2) mit Dämmwerten nach EnEV bis KfW 40.<br />

Das tragende Holzmassivelement wird mit einer Dicke von 140 mm berechnet.<br />

20


U-Werte<br />

[W/m²K]<br />

0,20<br />

0,17<br />

Dämmung zwischen<br />

den Balken<br />

„≤ 20%“<br />

Dicke<br />

Dicke [mm] der Dämmung <br />

oberhalb der Schalung bei einer<br />

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK]<br />

„≥ 80%“<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

λ 0,035 0,028 0,022<br />

<strong>ohne</strong> — 170 130 110<br />

30 mm 0,035 W/mK 120 100 80<br />

<strong>ohne</strong> — 190 160 120<br />

40 mm 0,035 W/mK 150 120 90<br />

0,14<br />

<strong>ohne</strong> — 240 190 150<br />

50 mm 0,035 W/mK 180 145 110<br />

0,11<br />

<strong>ohne</strong> — 310 250 190<br />

60 mm 0,035 W/mK 240 190 150<br />

Tab. 7 Aufdachdämmung (B.2) mit Dämmwerten nach EnEV bis KfW 40.<br />

Die Dämmung zwischen den Balken darf max. 20% der <strong>gesamt</strong>en Dämmwirkung betragen.<br />

<br />

<br />

U-Werte<br />

[W/m²K]<br />

0,20<br />

0,17<br />

Holzfaserdämmplatte<br />

mit<br />

Dicke<br />

Dicke [mm] der Dämmung im<br />

Sparrengefach bei einer<br />

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK]<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

λ 0,040 0,035 0,032<br />

15 mm 0,090 W/mK 210 190 170<br />

22 mm 0,050 W/mK 290 170 160<br />

35 mm 0,050 W/mK 220 200 190<br />

60 mm 0,045 W/mK 190 170 160<br />

0,14<br />

60 mm 0,045 W/mK 250 230 210<br />

80 mm 0,045 W/mK 230 210 190<br />

0,11<br />

80 mm 0,045 W/mK 320 290 270<br />

100mm 0,045 W/mK 300 270 250<br />

Tab. 8 Belüftetes Dach (B.3) oder 7°-Dach (B.4) mit Dämmwerten nach EnEV bis KfW 40.<br />

Die Art und Dicke der Holzfaserdämmplatte kann variiert werden.<br />

<br />

<br />

<br />

21


C. Systeme Deckung, Abdichtung<br />

Foto: VEDAG<br />

C. Systeme Deckung, Abdichtung<br />

In diesem Abschnitt werden in einem kurzen Überblick die Abdichtungsbahnen vorgestellt. Außerdem werden die<br />

Systeme aus dem Abschn. B. auf die Ausführung mit Metallblechen übertragen. Die Ausführung bei beiden Arten<br />

sind Spezialistenarbeiten, die besondere Fachkenntnisse und Fertigkeiten voraussetzen. Folgender Ablauf von<br />

Arbeitsschritten und Maßnahmen werden vorgeschlagen.<br />

Arbeitsschritt<br />

Maßnahme<br />

1 Auswahl des Systems für die Konstruktion Checkliste ausfüllen (Seite 9)<br />

2 Details zur Dachabdichtung Checkliste ausfüllen (Seite 23)<br />

3<br />

System für Deckung / Abdichtung festlegen<br />

(auf Grundlage der Checklisten)<br />

Empfehlung des/der Hersteller/s einholen<br />

4 Ausschreibung erstellen Vorlagen des Herstellers einholen<br />

5 Angebote der Handwerker prüfen / Vertrag Gleichwertigkeit mit dem Hersteller klären<br />

6<br />

Bauleitung:<br />

Abgleich der Systemkomponenten vor Ort<br />

im Zweifel Baustopp und Kontakt mit der<br />

Anwendungstechnik des Herstellers vor Ort<br />

22


Kriterium<br />

Anforderung<br />

(nicht zutreffendes streichen)<br />

Beschreibung<br />

zutreffend<br />

Verträglichkeit mit<br />

Baumetallen<br />

angrenzende Werkstoffe:<br />

Zink, Kupfer, Edelstahl, Aluminium<br />

Untergrund<br />

direkt auf Holz / Holzwerkstoff<br />

Art des Dämmstoffes: Mineralfaser,<br />

PUR/PIR, PS-Hartschaum, VIP<br />

Durchbrüche von<br />

Installationen<br />

Kanalbelüftung, Lüftungsanlagen,<br />

Empfängereinrichtung, Solaranlage<br />

Haltesysteme für<br />

Revisionen<br />

Wartungsarbeiten<br />

Dachentwässerung<br />

punktuell: außenliegend, innenliegend<br />

Rinne: außenliegend, innenliegend<br />

Notablauf<br />

Dachübstand<br />

Dachrand<br />

Attikaausbildung<br />

Geländer<br />

Anschluss an<br />

angrenzende /<br />

aufgehende<br />

Bauteile<br />

Gebäude mit der Fassade:<br />

Dachgaube mit der Fassade:<br />

Steildach mit der Eindeckung:<br />

Tab. 9<br />

Checkliste zur Definition der Anforderungen für die Baumaßnahme: _________________________<br />

Brandschutz<br />

Gemäß §32 Musterbauordnung (MBO) müssen Bedachungen gegen eine Brandbeanspruchung von außen durch<br />

Flugfeuer und strahlende Wärme ausreichend lang widerstandsfähig sein. Die Landesbauordnungen der Bundesländer<br />

enthalten entsprechende Vorschriften. Bei Flachdächern mit Abdichtung gelten hierfür Klassifizierungen<br />

nach DIN 4102-4 <strong>ohne</strong> Prüfung oder nach DIN 4102-7 mit Systemprüfung und Nachweis durch ein allgemeines<br />

bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP).<br />

Folgende klassifizierte Bedachungen gelten nach DIN 4102-4 (<strong>ohne</strong> Prüfung) als widerstandsfähig gegen Flugfeuer<br />

und strahlende Wärme:<br />

Dächer mit vollständig bedeckender, mindestens 5 cm dicker Schüttung aus Kies 16/32<br />

Dächer mit Bedeckung aus mindestens 4 cm dicken mineralischen Platten (z. B. Betonwerksteinplatten)<br />

Einen Sonderfall bilden begrünte Flachdächer. Hier regeln die einzelnen Landesbauordnungen die zulässigen<br />

Ausführungen.<br />

Dienen Flachdächer als Flucht- und/oder Rettungswege können besondere Anforderungen bestehen.<br />

23


C. Systeme Deckung, Abdichtung<br />

Bild: VEDAG / BAUBILD Stephan Falk<br />

24


1. Abdichtungen<br />

Das Angebot an Dachabdichtungsbahnen am Markt ist groß. Die Vielzahl an Werkstoffen und Produkten hat sich<br />

stetig erhöht. Die Rohstoffe werden auf unterschiedliche Art modifiziert, womit die Eigenschaften und Verwendungsmerkmale<br />

beeinflusst und die Verarbeitung verbessert werden soll. Für den Planer und Verarbeiter ist eine<br />

eigene Beurteilung der angebotenen Systeme zunehmend erschwert. Es sei empfohlen, die Anforderung und Eignung<br />

auf bestimmte Rahmenbedingungen mit dem Lieferanten abzustimmen (siehe Seite 22). Verarbeiter sollten<br />

sich nicht scheuen das Beratungsangebot des Fachhandels bzw. der Hersteller in Anspruch zu nehmen.<br />

Eigenschaftsklassen und Anwendungstypen<br />

Anforderungen an Dachabdichtungen für nicht genutzte Dächer sind in DIN 18531 definiert. Hierbei werden in<br />

Bezug auf mechanische und thermische Beanspruchungen jeweils zwei Stufen (hoch und mäßig) unterschieden<br />

(Tab. 10). Dementsprechend werden Dachabdichtungsbahnen in vier Eigenschaftsklassen eingeteilt.<br />

Widerstand gegen<br />

bei mechanischer Beanspruchung<br />

thermische<br />

Beanspruchung<br />

hoch<br />

mäßig<br />

hoch<br />

E1 a<br />

E3<br />

mäßig E2 E4<br />

Tab. 10 Eigenschaftsklassen der Abdichtungsstoffe gemäß der<br />

Anwendungsnorm DIN SPEC 20000-201.<br />

a Für die Oberlage grundsätzlich erforderlich.<br />

Anwendungstypen Oberlage Zwischenlage Unterlage<br />

mehrlagig DO DZ DU<br />

einlagig<br />

DE<br />

Tab. 11 Abdichtungsbahnen werden in Anwendungstypen gemäß DIN SPEC 20000-201eingeteilt.<br />

In den Produktdatenblättern und der Kennzeichnung finden sich die Eigenschaftsklassen und<br />

Anwendungstypen. Diese können ersten Aufschluss über die grundsätzliche Eignung der verschiedenen Bahnen<br />

geben.<br />

25


C. Systeme Deckung, Abdichtung<br />

1. Abdichtungen<br />

Überblick zu den Werkstoffen von Bahnen bei Dachabdichtungen<br />

Bitumen- und Polymerbitumenbahnen mit Trägereinlage, mind. zweilagig homogen verschweißt<br />

- modifiziert mit thermoplastischen Elastomeren (PYE)<br />

- modifiziert mit thermoplastischen Kunststoffen (PYP)<br />

Kunststoffbahnen mit Trägereinlage und Deckschichten aus, einlagig möglich<br />

- Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/-Copolymer (EVA)<br />

- Polyolefin-Legierungen (FPO / TPO)<br />

- Polyisobutylen (PIB)<br />

- Polyvinylchlorid (PVC-P)<br />

Elastomerbahnen (synthetischer Kautschuk) aus, einlagig möglich<br />

- Ethylen-Propylen-Dien-Monomere (EPDM)<br />

Vorteil der Bitumenabdichtung ist, dass Reparaturen mit Standardmaßnahmen durchgeführt werden können.<br />

Untergrund der Dachabdichtung<br />

Bei Flachdächern in Holzbauweise ist zu unterscheiden<br />

zwischen Abdichtungen auf Schalungen und solchen<br />

auf druckfesten Dämmstoffen.<br />

Abdichtungen auf Schalungen aus Holz<br />

Abdichtungen <strong>ohne</strong> Auflast (z. B. Kies) sind auf Schalungen<br />

mechanisch zu befestigen:<br />

Foto: SWISS KRONO<br />

Bitumenbahnen - Vernagelung mit Breitkopfstiften<br />

unterseitig vlieskaschierte Kunststoffbahnen - Verschraubung mit spezifischen Haltesystemen<br />

Kunststoffbahnen <strong>ohne</strong> unterseitige Vlieskaschierung - Verlegung auf Trennlage und Befestigung mit<br />

spezifischen Befestigungstellern und Schrauben<br />

Bei Holzwerkstoffplatten sind ggf. Schleppstreifen im Fugenbereich anzuordnen, um Quell- und Schwindbewegungen<br />

auszugleichen.<br />

An Schalungen aus Holz bestehen Mindestanforderungen:<br />

Querstöße auf den Balken, Längsstöße mit Nut-Feder.<br />

Vollholz (Rauspund), Sortierklasse S10, Holzfeuchte u ≤ 20%, Dicke ≥ 24 mm, Breite ≤ 160 mm.<br />

Holzwerkstoffe, Dicke ≥ 22 mm, Plattenlänge bis max. 2,50 m; von der Nutzungsklasse NKL 2 (Feuchtbereich)<br />

kann nur dann ausgegangen werden, wenn nachgewiesen wird, dass die Holzfeuchtigkeit in der Schalung<br />

dauerhaft u ≤ 18% beträgt. PMDI-Verklebung wird empfohlen [1].<br />

Ein Nachweis für die Gebrauchsklasse GK 0 (Verzicht auf einen chemischen Holzschutz) ist nach DIN 68800<br />

zu führen (siehe Abschn. B.).<br />

Unter anderem wegen der schnelleren Rücktrocknung werden Vollholzschalungen bevorzugt.<br />

Abdichtungen auf druckfesten Dämmstoffen<br />

Bei Flachdächern mit Aufdachdämmung gibt es bei der Wahl der Abdichtungsbahnen kaum Einschränkungen.<br />

Unterhalb der Dämmelemente wird eine Dampfsperre / Luftdichtung mit s d -Wert ≥ 1500 m verlegt, die auch als<br />

Notabdichtung während der Bauzeit dient. Eine mechanische Befestigung des Dämmsystems ist erforderlich.<br />

26


Begriffe und Abkürzungen<br />

Kurzzeichen für Produktmerkmale bei Bitumen- und Polymerbitumenbahnen<br />

KSP kaltselbstklebende Polymerbitumenbahn mit Trägereinlage<br />

KSK kaltselbstklebende Bitumen-Dichtungsbahn mit HDPE-Trägerfolie<br />

V (Zahl) Glasvlies (Zahl bei V60 = Flächengewicht in g/m²; bei V13 = Gehalt an Löslichem in 1/100 des Gehaltes in g/m²)<br />

PV (Zahl) Polyestervlies (Flächengewicht in g/m²)<br />

G (Zahl) Glasgewebe (Flächengewicht in g/m²)<br />

Vcu Verbundträger aus Glasvlies, 60 g/m² mit Polyester-Kupferfolienverbund ≥ 0,03 mm<br />

Cu01 Kupferbandträgereinlage, 0,1 mm nach DIN EN 1652<br />

KTG Kombinationsträgereinlage mit überwiegendem Glasanteil<br />

KTP Kombinationsträgereinlage mit überwiegendem Polyesteranteil<br />

S (Zahl) Schweißbahn (Dicke der unbestreuten Bahn in mm)<br />

DD Dachdichtungsbahn<br />

Zahl Dicke der Bahn in mm<br />

Beispiel: DO/E1 PYE-PV 200 S5<br />

Dachbahn als Oberlage einer mehrlagigen Dachabdichtung, Eigenschaftsklasse E1, aus Polymerbitumen (PYE)<br />

mit Polyestervlieseinlage 200 g/m², Schweißbahn, 5 mm dick.<br />

Kurzzeichen für Produktmerkmale bei Kunststoff- und Elastomerbahnen<br />

K kaschiert GV Glasvlies<br />

V verstärkt PV Polyestervlies<br />

E Einlage PPV Polypropylenvlies<br />

BV bitumenverträglich GG Glasgittergelege/- gewebe<br />

NB nicht bitumenverträglich PG Polyestergewebe/ -gelege<br />

SK Selbstklebeschicht<br />

PBS Polymerbitumenschicht<br />

Zahl Nenndicke e ff in mm<br />

Beispiel: DE/E1 FPO-BV-V-GG-1,5<br />

Dachbahn für einlagige Verlegung, Eigenschaftsklasse E1, aus flexiblen Polyolefinen (FPO), bitumenverträglich,<br />

mit Verstärkung aus Glasgittergelege/ -gewebe, Dicke 1,5 mm<br />

27


C. Systeme Deckung, Abdichtung<br />

2. Metalldeckungen<br />

2. Metalldeckungen<br />

Metalldeckungen lassen sich mit allen Konstruktionen (Systeme B.1 bis B.4) realisieren.<br />

Holzschalung als Unterkonstruktion<br />

Bei nicht selbsttragenden Metalldeckungen werden gemäß Fachregeln für Metallarbeiten im Dachdeckerhandwerk<br />

ZVDH folgende Anforderungen an die Unterkonstruktion gestellt:<br />

Brettholzschalung, parallel besäumt, Sortierklasse S10 nach DIN 4074-1, d ≥ 24 mm, b ≤ 160 mm<br />

Holzwerkstoffplatten d ≥ 22 mm, maximale Kantenlänge 2,5 m, NKL 2, Feuchtbereich nach DIN EN 13986<br />

Trennlagen unter Metalldächern<br />

Nach DIN 18339 (VOB Teil C) sind unter Metalldeckungen aus Titanzink bei Dachneigungen bis 15° Trennlagen<br />

mit Dränfunktion (strukturierte Trennlage) einzubauen.<br />

Feuchteschutz<br />

Die Mindestdachneigung bei nicht selbsttragenden Metalldeckungen beträgt 3°, bei Unterschreitung der Regeldachneigung<br />

sind Zusatzmaßnahmen erforderlich.<br />

Dachdeckungswerkstoff<br />

Doppelstehfalzdeckung aus Titanzink,<br />

Kupfer, Aluminium; nicht selbsttragend<br />

industriell vorgefertigte Stehfalzsysteme<br />

aus Aluminium oder Stahl<br />

Mindestdachneigung<br />

≥ 3°<br />

≥ 1,5° a<br />

≥ 3°<br />

Tab. 12 Varianten für die Metalldeckung bei Dachneigung ab 3° bzw. 1,5°.<br />

a Gemäß allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung für Dächer <strong>ohne</strong> Querstöße.<br />

Maßnahmen zur Regensicherheit<br />

Regeldachneigung 7°, bei Dachneigungen<br />

zwischen ≥ 3° und ≤ 7° Falzdichtungsband<br />

ggf. maschinelle Verbördelung erforderlich<br />

Brandschutz<br />

Metalldeckungen gelten gemäß DIN 4102-4/A1als widerstandsfähige Bedachung gegen Flugfeuer und strahlende<br />

Wärme. Für nicht selbsttragende Metalldeckung (Falztechnik) aus Zink und Zinklegierungen gilt dies bei einer<br />

Dicke d ≥ 0,7 mm bei Verwendung auf:<br />

nicht hinterlüfteter Schalung aus Holz und Holzwerkstoffen mit Trennlage aus Bitumenbahn mit Glasvlies oder<br />

Glasgewebeeinlage, auch in Kombination mit einer strukturierten Trennlage d ≤ 8 mm.<br />

Wärmedämmung aus Mineralwolle oder Schaumglas der Baustoffklasse A, PUR- oder PIR-Hartschaum mit<br />

oder <strong>ohne</strong> Trennlage.<br />

Sichtseitige Beschichtungen von Metalldeckungen müssen anorganisch sein oder Grenzwerte für Brennwert<br />

und Masse je nach Metallart einhalten.<br />

28


Bauteil (Systeme nach Abschn. B.)<br />

B.1<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Ergänzende Beschreibung zum Abschn. B<br />

vollgedämmte Balkenlage (Seite 10)<br />

Konstruktion nach DIN 68800-2, Bild A.20 [2]<br />

1. nicht selbsttragende Metalldeckung<br />

(z. B. Doppelstehfalz, siehe unten)<br />

2. Strukturierte Trennlage<br />

3. Holzschalung (siehe Seite 28)<br />

4. Luftdichtung / feuchteadaptive Dampfbremse<br />

Kombination mit Aufsparrendäm. nach B.2 möglich<br />

Nachweise sind erforderlich:<br />

- DIN 4108-3 „klimabedingter Feuchteschutz“<br />

- DIN 68800 „Gebrauchsklasse GK 0“<br />

B.2<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Aufdachdämmung (Seite 14)<br />

Konstruktion nach DIN 68800-2,<br />

in Anlehnung an Bild A.18 [2]<br />

1. nicht selbsttragende Metalldeckung<br />

(z. B. Doppelstehfalz, siehe unten)<br />

2. Strukturierte Trennlage<br />

3. Dampfsperre erforderlich s d,i ≥ 100,0 m<br />

4. Holzschalung (siehe Seite 28)<br />

5. Hohlraum als ruhende Luftschicht<br />

Die Befestigung der Metalldeckung auf der druckfesten<br />

Dämmlage erfolgt mit speziellen Haften oder<br />

mit Befestigungsschienen und Systembefestigern<br />

B.3 / B.4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

belüftete Dachkonstruktion (Seite 16, Seite 19)<br />

Konstruktion nach DIN 68800-2, Bild A.16 [2]<br />

1. nicht selbsttragende Metalldeckung<br />

(z. B. Doppelstehfalz, siehe unten)<br />

2. Strukturierte Trennlage bei DN ≤ 15° notwendig<br />

3. Holzschalung (siehe Seite 28)<br />

4. Unterdeckung mit s d,e ≤ 0,3 m<br />

5. Dampfbremse mit s d,i ≥ 2,0 m<br />

Dachneigung: ≥ 5°bis ≤ 15° / > 15°<br />

Belüftungsraum : h ≥ 80 mm / h ≥ 40 mm<br />

Be-/Entlüftungsöffnungen (netto):<br />

A ≥ 320 cm² / A ≥ 160 cm²<br />

Doppelstehfalzdeckung<br />

Die Mindestdachneigung beträgt 3 Grad. Bis zur Regeldachneigung von 7 Grad sind Zusatzmaßnahmen erforderlich<br />

(z. B. Falzdichtband).<br />

29


D. Details<br />

Detail Dachrand<br />

bei Balkenlage<br />

siehe Seite 31<br />

(Sanierung siehe Seite 33)<br />

Detail Attika<br />

bei Holzmassivdecke<br />

siehe Seite 32<br />

OKF<br />

Detail Austritt<br />

bei Dachterrasse<br />

siehe Seite 34<br />

D. Details<br />

Bei einem Dach mit Abdichtungen sind die Details sorgfältig zu planen. Gewerke greifen ineinander (z. B. Dachrand,<br />

Attika), Gebäudetechnik wird eingebunden (z. B. Solar, Lüftung, Dachentwässerung), die Nutzung wird<br />

geplant (z. B. Rettungswege, Dachterrassen). Die Checklisten auf Seite 9 und Seite 23 sollen die Planung unterstützen.<br />

Einige Beispiele von Details werden auf den folgenden Seiten erläutert.<br />

30


1. Holzbalken<br />

Tragende Konstruktionen mit Holzbalkenlagen gehören zu den typischen Arten. Die Vorzüge wissen bzw. wussten<br />

Planer und Ausführende zu schätzen:<br />

1. Leichte Konstruktion und sofortige Belastbarkeit.<br />

2. Kein Feuchteeintrag in die Konstruktion, damit keine Trockenzeiten.<br />

3. Ausbildung von Dachüberständen <strong>ohne</strong> Wärmebrücken möglich.<br />

4. Geringer Dachaufbau bei integrierter Wärmedämmung.<br />

5. Kostengünstige Werkstoffe.<br />

6. Luftdichtung und Dampfbremse / -sperre von der Raumseite.<br />

Allerdings sind heute Einschränkungen zu machen:<br />

Punkt 3 - Dachüberstände sind bei der derzeitigen kubischen Gestaltung kaum noch gefragt. Allerdings sind einrückende<br />

und auskragende Geschosse wichtiger geworden (siehe Abschn. 2. „Holzmassiv“).<br />

Punkt 4 - bei den Wärmeschutzanforderungen sind die Balkenquerschnitte allein kaum noch ausreichend, vollflächige<br />

Dämmsysteme werden ergänzt (siehe Abschn. B.1 auf Seite 13).<br />

Punkt 6 - Die Austrocknung der Konstruktion zur Raumseite ist nur bei bestimmten und wenigen Dächern möglich.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

das Randholz dient zur<br />

Aufnahme der Blende und<br />

des Bleches<br />

Verwahrung aus gekantetem<br />

Blech<br />

Furnierschichtholz mit Einbindung<br />

in das Dach mind.<br />

wie Dachüberstand<br />

Druckfeste Dachdämmung<br />

in angepasster Dicke<br />

Abb. 9 Für die Konstruktion B.1 mit Zusatzdämmung (Seite 10 bzw. Seite 13) wird hier der Dachrand<br />

dargestellt. Soll die Dachkante sehr schlank bleiben kann mit einer Furnierschichtholzplatte der Überstand<br />

tragend hergestellt werden.<br />

31


D. Details<br />

2. Holzmassiv<br />

2. Holzmassiv<br />

Decken und flache Dächer werden in Zukunft<br />

immer häufiger in Holzmassivbauart durchgeführt<br />

(vgl. Seite 14). Die Vorteile überzeugen:<br />

1. Hohe Tragfähigkeit bei geringer<br />

Konstruktionshöhe<br />

2. Rasche Verlegung, keine Trocknungsphasen<br />

3. Dachabdichtung am gleichen Tag möglich<br />

4. Kombination mit System B.2<br />

5. Keine Hohlräume<br />

6. (Fast) höhengleiche Dachterrasse möglich<br />

(siehe Detail Abb. 14 auf Seite 34)<br />

7. Einspringende und auskragende<br />

Geschosse mit einfachen Anschlussdetails<br />

Leiste mit zweiseitig Dichtband<br />

ausgefräste Nut<br />

Falz im Elementstoß zur statischen<br />

Verbindung mit Sperrholzstreifen<br />

Luftdichtungsband<br />

Abb. 10 Zum Herstellen der Luftdichtung wird bei Dachüberständen<br />

im Bereich des Auflagers die Methode „durch“ angewendet<br />

(Abb. 6). Im Stoß wird eine Dichtungsleiste eingefügt.<br />

<br />

<br />

<br />

die Holzmassivdecke kann für den Raum sichtbar<br />

oder bekleidet ausgeführt werden<br />

die Auflagerung erfolgt sehr effizient auf einer<br />

„tragenden“ Installationsebene<br />

die (nichttragende) Holzrahmenwand wird bis<br />

Oberkante Attika gefertigt<br />

oberer Abschluss z. B. mit zementgebundener<br />

Spanplatte<br />

Geländer mit Konsolhalter,<br />

Blechverwahrung mit geneigten Haften<br />

<br />

<br />

<br />

Abb. 11 Die Attika stellt den horizontalen Abschluss der Außenwand her, üblicherweise mit einer Blechverwahrung.<br />

Das Dach liegt tiefer hinter der Attika. Damit ist das Niederschlagswasser zunächst eingeschlossen<br />

und kann nur über innenliegende Abläufe abgeführt werden. Ggf ist ein Notablauf zu schaffen.<br />

32


3. Sanierung im Bestandsbau<br />

Fraglich ist, ob die tragende Schalung und Balkenlage noch vollumfänglich funktionstüchtig ist. Sprich: die Holzsubstanz<br />

voll tragfähig ist. Wenn Zweifel bestehen, wird die Schalung vollständig abgetragen und die Balkenlage<br />

ggf. durch Beihölzer verstärkt.<br />

Eine bestehende Dämmung und auch die Innenbekleidung müssen nicht verändert werden. Denn angestrebt werden<br />

sollte das System B.2. Hier werden die wichtigen Funktionsschichten auf die Oberseite der Schalung verlegt.<br />

Dies ist bei der Sanierung äußerst vorteilhaft, weil kaum in die Bausubstanz eingegriffen werden muss.<br />

Die Aufmerksamkeit sollte auf den Gebäuderand (Anschluss zur Außenwand) gelegt werden. Hier sind zwei wichtige<br />

Aufgaben zu bewältigen: die Luftdichtung und die Wärmebrücke. Ziel ist es die verbleibende Luftschicht zwischen<br />

den Balken zu einer stehenden „warmen“ Luftschicht zu konstruieren.<br />

Ablauf der Sanierung:<br />

1. Rückbau der Schalung, ggf. Verstärkung der Balkenlage.<br />

2. Einbau einer Verblockung zur Luftdichtung am Dachrand.<br />

3. Dämmung der Außenwände bis Oberkante Balkenlage.<br />

4. tragende Beplankung mit Anschluss der Luftdichtung.<br />

5. Aufbau von System B.2.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

vollständige Dämmung<br />

im Bereich Außenwand<br />

Verwahrung aus gekantetem<br />

Blech<br />

schlanker Dachrand<br />

siehe Abb. 10<br />

„warmer“ Luftraum<br />

Dämm- und Dichtsystem B.2 (Seite 14)<br />

luftdichter Abschluss mit OSB-Platte<br />

und Dichtbändern<br />

Abb. 12 Auch bei der Sanierung von Flachdächern spielt der Dachrand eine bedeutende Rolle. Mit dem<br />

Konstruktionssystem B.2 (siehe Seite 14) wird der Luftraum in der Balkenlage „stehend, warm“. Die Dämmung<br />

liegt neu oberhalb der Schalung . Es kommt nun auf den luftdichten Abschluss oberhalb der Außenwand an.<br />

33


D. Details<br />

4. Dachterrasse<br />

4. Dachterrasse<br />

Die Dachterrasse hat ein Grundproblem. Je nach Konstruktion ist mindestens eine Stufe oder sogar ein Podest mit<br />

zwei Stufen auf der Raumseite erforderlich (Abb. 13). Dies lässt sich nur vermeiden, wenn die Decke unter der<br />

Dachterrasse abgesenkt konstruiert wird. In Holzbauart ist der Versatz einfach zu realisieren (Abb. 14).<br />

Dachterrasse<br />

Raumseite<br />

Überquerungshilfe<br />

150 mm<br />

Podest<br />

<br />

≥ 2% Gefälle<br />

OKF<br />

Abb. 13 Soll die Dachterrasse bei durchlaufender Decke fachgerecht ausgeführt werden, so ist raumseitig ein<br />

Podest mit zwei Stufen erforderlich . Mit Hochleistungsdämmung (z. B. VIP) und Entwässerungsrost an der<br />

Fenstertür lässt sich das Podest auf eine Stufe absenken.<br />

Dachterrasse<br />

Raumseite<br />

50 mm<br />

OKF<br />

≥ 2% Gefälle<br />

<br />

Der Anschluss der Decke zum Unterzug<br />

kann mit L-Stahlprofilen erfolgen<br />

<br />

Abb. 14 Im Bereich der Dachterrasse wird die Geschossdecke tiefer gelegt . Dies ist mit einer<br />

Holzbaukonstruktion mit Holzmassivelementen sehr gut möglich. Der Unterzug aus BS-Holz nimmt die<br />

Deckenlasten auf. Soll der Deckenversatz im unteren Raum kaschiert werden, so wird eine durchlaufende<br />

Deckenbekleidung hergestellt .<br />

34


Literaturverzeichnis<br />

[1] „Flachdächer in Holzbauweise“, Informationsdienst Holz, erschienen Okt. 2008 (Überarbeitung ist geplant)<br />

[2] „Holzschutz – Teil 2 Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau“, DIN 68800-2: 2012-02<br />

[3] „Wärmeschutz – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz“ DIN 4108-3: 2014-11<br />

[4] „Brauchen Flachdächer aus Holz spezielle Abdichtungen?“, Richard Adriaans erschienen in Holzbau - die<br />

neue Quadriga Ausgabe 5/2015<br />

[5] „<strong>Flachdach</strong> - auf Nummer sicher“, Mikado-plus - Themenheft für Zimmermeister, März <strong>2016</strong><br />

[6] „Tauwasserschutz von Flachdächern aus Holz“, Robert Borsch-Laaks erschienen in Detail Ausgabe 1/2012<br />

[7] „Flachgeneigte Dächer aus Holz“, Holzforschung Austria, Dez. 2010<br />

[8] „ZVDH-Fachregeln“, Deutsches Dachdeckerhandwerk - Regelwerk, Vertrieb über den Rudolf Müller Verlag<br />

[9] „ProfiWissen - Holzbau“; Herausgeber: Eurobaustoff Handelsges. mbH & Co. KG, Bad Nauheim,<br />

www.eurobaustoff.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

EUROBAUSTOFF Handelsgesellschaft mbH & Co. KG<br />

Auf dem Hohenstein 2 + 7<br />

61231 Bad Nauheim<br />

Fon: +49 6032 805-0<br />

Fax: +49 6032 805-265<br />

kontakt@eurobaustoff.de<br />

www.eurobaustoff.de<br />

Verfasser<br />

Ingenieurbüro<br />

Dipl.-Ing. Holger Meyer<br />

27356 Rotenburg<br />

www.meyer-ingenieurbuero.de<br />

Bildnachweis<br />

Titelseite<br />

SWISS KRONO, Copyright: MAX-HAUS, Fotografen: Michél Haese und Robert Hempel<br />

Kleinen Bilder von oben nach unten bzw. von links nach rechts:<br />

-VEDAG/ BAUBILD Stephan Falk<br />

-VEDAG<br />

-VEDAG<br />

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Rückseite<br />

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