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Sport<br />
Samstag, <strong>14</strong>. April <strong>2018</strong><br />
Augen zu und durch: Was in dieser Szene Martin Kobylanski<br />
(Münster, l.) und Ronny König (Zwickau) im Kampf um den Ball zeigen,<br />
ist für manchen Verein der Leitgedanke des Handelns.<br />
„<br />
Jeder muss sich<br />
genau überlegen:<br />
Was habe ich zur<br />
Verfügung?<br />
„<br />
Ronald Maul,<br />
Geschäftsführer des<br />
SV Meppen<br />
Sportnotizen<br />
Eishockey: Bullen<br />
oder Bären?<br />
BERLIN. Das Finale <strong>2018</strong> ist das<br />
Halbfinale der Vorsaison. Dabei setzte<br />
sich der aktuelle Titelverteidiger<br />
EHC Red Bull München gegen die<br />
Eisbären Berlin durch. Nach dem<br />
Auftakt der BestofSevenSerie am<br />
Freitag in der bayrischen Landeshauptstadt,<br />
haben die Eisbären am<br />
Sonntag (15. April, <strong>14</strong>.30 Uhr) erstmals<br />
Heimrecht. Sämtliche Begegnungen<br />
der Finals werden live auf<br />
Sport 1 übertragen. Das dritte Spiel<br />
findet am Mittwoch (18. April, 19.30<br />
Uhr) in München statt, das vierte ist<br />
für den 20. April (Freitag, 19.30 Uhr)<br />
in Berlin terminiert. Weitere Termine<br />
– falls notwendig – wären der 22.,<br />
24. und 25. April. (uni)<br />
DFBPokal: Vier<br />
wollen nach Berlin<br />
3. Liga – Pleiteliga?<br />
Fußball: Der Kampf um die schwarze Null / Viele Vereine haben finanzielle Not<br />
Mindestens neun<br />
Vereine in der 3. Liga<br />
haben finanzielle<br />
Probleme. Die Clubs<br />
riskieren viel, sie<br />
fordern gleichzeitig<br />
mehr Unterstützung<br />
vom DFB. Gemeinsam<br />
arbeitet man an einem<br />
Modell des „Financial<br />
Fairplay“.<br />
Von Nils Jewko<br />
LEIPZIG. Im offiziellen Logo<br />
der 3. Liga ist auch die kleinere<br />
Zahl problemlos zu erkennen.<br />
Am äußeren Rand steht in goldener<br />
Farbe: „10 Jahre“. Es ist<br />
ein kleiner Hinweis auf die Jubiläumssaison<br />
der höchsten<br />
Spielklasse im Deutschen Fußball-Bund<br />
(DFB). Zehn Jahre<br />
nach Gründung einer eingleisigen<br />
3. Liga lassen sich in den<br />
Club-Bilanzen aber auch Hinweise<br />
finden, die zeigen, dass in<br />
dieser Saison erneut viele Vereine<br />
finanzielle Probleme haben.<br />
Mindestens neun sind betroffen.<br />
„Es gibt leider einige Clubs,<br />
für welche die Finanzen eine<br />
Gratwanderung sind“, heißt es<br />
aus der DFB-Zentrale.<br />
Die Verantwortlichen in<br />
Frankfurt sind sich bewu<br />
sst<br />
über eine Problematik, die sich<br />
in voller Härte beim FC Rot-<br />
Weiß Erfurt zeigt, dem vor wenigen<br />
Wochen neun Punkte aberkannt<br />
wu<br />
rden – und er somit<br />
erster Absteiger ist. Der Tabellenletzte<br />
hatte angesichts von<br />
acht Millionen Euro Schulden<br />
einen Insolvenzantrag gestellt.<br />
Am vergangenen Dienstag folgte<br />
der Chemnitzer FC mit dem<br />
gleichen Schritt. Den Weg einer<br />
geordneten Insolvenz hatten<br />
vergangene Saison bereits der<br />
VfR Aalen und der FSV Frankfurt<br />
eingeschlagen.<br />
Die Finanznöte der Vereine<br />
sind nicht neu. Sie kratzen<br />
schon länger am Image der 3.<br />
Liga, die in der öffentlichen Debatte<br />
schon mal als „Pleiteliga“<br />
abgestempelt wird. Die Gründe<br />
werden beim Verband, aber<br />
auch bei den Vereinen gesucht.<br />
Veränderungen: Ronald Maul<br />
nimmt die Vereine in die<br />
Pflicht.Foto: mak<br />
Ronald Maul nimmt die Clubs<br />
in die Pflicht, wenn es um die<br />
Personalkosten geht. „Jeder<br />
muss sich genau überlegen:<br />
Was habe ich zur Verfügung?<br />
Und welches Risiko gehe ich<br />
ein?“, sagt der Geschäftsführer<br />
des SV Meppen. „Ich bin mir sicher,<br />
dass generell ein Umdenken<br />
in den einzelnen Vereinen<br />
stattfinden muss.“<br />
Der ehemalige Profi spricht<br />
eine Praxis an, die sich in der 3.<br />
Liga regelmäßig beobachten<br />
lässt. Manche Vereine planen<br />
mit mehr Geld, als sie tatsächlich<br />
zur Verfügung haben. „Eine<br />
zu hohe Risikobereitschaft“, wie<br />
es vom DFB heißt. Diese ist offenbar<br />
bei Vereinen in Ostdeutschland<br />
besonders groß.<br />
Der FC Carl Zeiss Jena und der FC<br />
Hansa Rostock sind stark abhängig<br />
von Investoren, die zuletzt<br />
auf Forderungen in Millionenhöhe<br />
verzichteten. Beim<br />
Halleschen FC setzt man auf<br />
kreative Wege, wie etwa ein<br />
Benefiz-Schnitzelessen, um die<br />
Etat-Lücke von rund 1,5 Millionen<br />
Euro zu schließen. Beim<br />
Chemnitzer FC mussten schon<br />
die Stadt und ein Energiekonzern<br />
mit Millionen aushelfen.<br />
Das sind nur Auszüge einer<br />
Liste, die sich bundesweit durch<br />
Vereine wie den SC Paderborn,<br />
den Karlsruher SC oder den VfL<br />
Osnabrück ergänzen lässt. Die<br />
schwarze Null – sie scheint für<br />
manche Clubs in dieser Liga<br />
kaum realisierbar. Dahinter<br />
verbirgt sich meist ein Zusammenspiel<br />
von eigenen Fehlern<br />
und einer strukturellen Kritik,<br />
die von den Vereinen geäußert<br />
wird. „In der 3. Liga ist es nicht<br />
möglich, Gewinne einzufahren.<br />
Die Zukunft von Hansa Rostock<br />
kann nicht die 3. Liga sein“, sagte<br />
der Vorstandsvorsitzende Robert<br />
Marien während der letzten<br />
Mitgliederv<br />
ersammlung.<br />
Ein besonderes Anliegen der<br />
Vereine in dieser Strukturfrage<br />
sind die Fernsehgelder. „Ich<br />
glaube, dass wir in der 3. Liga<br />
den gleichen Aufwand haben,<br />
eher mehr – wir haben ja noch<br />
zwei Mannschaften mehr dabei.<br />
Aber die Fernsehgelder sind<br />
halt das Zehnfache weniger“,<br />
sagt der Sportv<br />
orstand des<br />
Chemnitzer FC, Steffen Ziffert.<br />
Die Drittligisten erhalten vom<br />
DFB in dieser Saison 12,8 Millionen<br />
Euro. Zum Vergleich: Die<br />
Deutsche Fußball Liga verteilt<br />
an die 36 Erst- und Zweitligisten<br />
rund eine Milliarde Euro.<br />
Trotz aller Kritik beweisen einige<br />
Vereine aber auch, dass<br />
eine positive Entwicklung möglich<br />
ist. Als Vorzeigebeispiel<br />
dient oftmals der 1. FC Magdeburg,<br />
der von hohen Zuschauerzahlen<br />
profitiert.<br />
Auch beim SV Meppen schreiben<br />
sie schwarze Zahlen – das<br />
war in der Vergangenheit nicht<br />
immer so. „Wir sind in der Lage,<br />
unsere Kosten zu decken. Wenn<br />
jeder damit anfängt, wäre das<br />
sicherlich ein Schritt nach vorne“,<br />
sagt Ronald Maul.<br />
Der DFB arbeitet gemeinsam<br />
mit den Clubs am Modell eines<br />
„Financial Fairplay“. Dieses soll<br />
nach Angaben des Verbands<br />
nicht auf Strafen setzen, sondern<br />
nachhaltig wirtschaftende<br />
Vereine belohnen. (dpa)<br />
BERLIN. Vier wollen nach Berlin,<br />
doch dort ist im DFBPokalfinale am<br />
19. Mai (Samstag) nur Platz für zwei<br />
Mannschaften. Diese beiden Plätze<br />
gilt es im Halbfinale in der kommenden<br />
Woche zu ergattern. Am Dienstag<br />
(17. April) erwartet im ersten Semifinale<br />
Bayer <strong>04</strong> Leverkusen den alten<br />
und neuen Deutschen Meister<br />
FC Bayern München. 24 Stunden<br />
später treff<br />
en am Mittwoch (18. April)<br />
der FC Schalke <strong>04</strong> und Eintracht<br />
Frankfurt aufeinander. Beide Partien<br />
– Beginn ist jeweils um 20.45 Uhr –<br />
werden in der ARD übertragen. (uni)<br />
Fußball<br />
Bundesliga<br />
TSG Hof enh. Hamburger SV Sa.<br />
Hertha BSC 1. FC Köln Sa.<br />
B. Leverkusen E. Frankfurt Sa.<br />
VfB Stuttgart Hannover 96 Sa.<br />
B. München B. M’gladbach Sa.<br />
VfL Wolfsburg FC Augsburg Fr.<br />
FC Schalke <strong>04</strong> Bor. Dortmund So.<br />
Werder Bremen RB Leipzig So.<br />
FSV Mainz 05 SC Freiburg Mo.<br />
Ein Grund zum Feiern<br />
B.F.C. Germania 1888 Berlin: Der älteste Fußballclub wird 130<br />
Von Uwe Niemeyer<br />
Ob es an der oft besungenen<br />
„Berliner Luft“ liegt? Fakt ist,<br />
dass sie dem B.F.C. Germania<br />
1888 nicht ausgegangen ist.<br />
Der älteste Fußballverein<br />
Deutschlands feiert am<br />
Sonntag (15. April) seinen 130.<br />
Geburtstag. Und das mit<br />
einem Heimspiel – inzwischen<br />
in der B-Liga.<br />
BERLIN. „Wir bauen ein paar<br />
Stände mehr auf, der Stadionsprecher<br />
sorgt für Stimmung<br />
und wir präsentieren einige<br />
neue Fanartikel“, lässt der 1.<br />
Vorsitzende Heinz-Dietrich<br />
Kraschewski im Vorfeld schon<br />
Partystimmung erahnen.<br />
Der Verein, der am 15. April<br />
1888 vom damals 17-jährigen<br />
Paul Jestram, seinen Brüdern<br />
sowie ein paar Schulfreunden<br />
gegründet wurde, ist nicht der<br />
erste Fußballverein Deutschlands.<br />
Zuvor wurden schon<br />
der Berliner Fußball-Club<br />
Frankfurt (1885) oder der SC<br />
Germania in Hamburg (1887)<br />
aus der Taufe gehoben. Allerdings<br />
bestehen<br />
diese Teams<br />
nicht mehr.<br />
Auch lässt das<br />
Gründungsjahr<br />
einiger Fußballvereine<br />
Rückschlüsse<br />
zu, sie<br />
wären vor 1888<br />
gegründet worden.<br />
Wie der<br />
TSV 1860 München,<br />
der VfL<br />
Bochum 1848 oder der SSV Ulm<br />
1846. Tatsächlich aber existierten<br />
sie zunächst als Sportvereine.<br />
Erst später wurden Fußballabteilungen<br />
gebildet.<br />
Anders in der Bundeshauptstadt.<br />
Da es 1888 noch keine<br />
eigenen Sportplätze gab, nutzte<br />
der B.F.C. Germania zunächst<br />
das Tempelhofer Feld,<br />
auf dem später der Flughaufen<br />
errichtet wurde.<br />
Die Anfänge waren geprägt<br />
von Streitigkeiten und Kompetenzgerangel<br />
sich ebenfalls<br />
findender und<br />
konkurrierender<br />
Verbände.<br />
Ohnehin liegt<br />
hinter dem Geburtstagskind<br />
eine bewegte<br />
Vergangenheit.<br />
Sportlich. Zunächst<br />
erstklassig,<br />
steht<br />
19<strong>04</strong> der Abstieg an. Zwar gelingt<br />
postwendend das Comeback,<br />
doch 1909 geht es wieder<br />
abwärts. Nur noch zwei Mal –<br />
in der Saison 1911/12 und<br />
1917/18 – gehört der B.F.C. der<br />
obersten Berliner Spielklasse<br />
an. Erst viel später, in der Saison<br />
1995/53, gelingt der Aufstieg<br />
in die Amateurliga, damals<br />
die zweithöchste Klasse<br />
in Berlin. Der Höhenflug dauert<br />
jedoch nur ein Jahr.<br />
Erst in jüngster Vergangenheit<br />
sorgte der B.F.C. zunächst<br />
wieder für gute Kunde. Zwischen<br />
2000/01 und 2002/03<br />
schafft er sogar den Durchmarsch<br />
von der Bezirks- in die<br />
Verbandsliga.<br />
Kein Höhenflug von Dauer.<br />
Aktuell spielt die erste Mannschaft<br />
des B.F.C in der Kreisliga<br />
B. Für den Vereinsboss kein<br />
Beinbruch. „Es ist doch unerheblich,<br />
wo man sich befindet.<br />
Entscheidend ist doch das<br />
Wie. So schliddern wir jedenfalls<br />
nicht in eine Pleite“, sagt<br />
Kraschewski.<br />
Für den Geburtstag hat er<br />
derweil tatsächlich einen<br />
Wunsch: „Ich wünsche mir,<br />
dass wir bald den Unterbau<br />
zusammenbekommen. Der<br />
ist unerlässlich.“ Zu dieser<br />
Das waren noch Zeiten: Die erste Mannschaft des B.F.C. Germania 1888 im Jahr 1913 vor einem<br />
Freundschaftsspiel gegen den großen Stadtrivalen Hertha BSC. Foto: B.F.C. Germania 1888<br />
Saison mussten nämlich die<br />
A-Junioren, aus der ein Quartett<br />
in die erste Mannschaft<br />
wechselte, abgemeldet werden.<br />
Auch B-Junioren fehlen.<br />
Vorhanden sind aber zwei Senioren-<br />
und zwei Altherren-<br />
Teams.<br />
Früher prägten einige Germania-Mitglieder<br />
sogar den<br />
Fußball in Deutschland. Georg<br />
Demmler und Fritz Boxhammer<br />
waren aktiv an der Gründung<br />
des Berliner Fußball-<br />
Verbands und des DFB beteiligt.<br />
Insgesamt trugen vier<br />
Germanen das Trikot der Nationalmannschaft.<br />
Beim ersten<br />
offiziellen Länderspiel des<br />
DFB steht auch mit Torwart<br />
Fritz Baumgarten ein Germania-Spieler<br />
im Aufgebot.<br />
Selbst bei dem heute berühmtesten<br />
Verein der Metropole,<br />
Hertha BSC, hatte der<br />
B.F.C. Einfluss. Bei der Namenssuche<br />
war beim aktuellen<br />
Bundesligisten zunächst<br />
Germania erste Wahl, Hertha<br />
die Alternative. Da dieser Name<br />
jedoch seit vier Jahren verheben<br />
war, blieb nur Plan B –<br />
und Hertha. Das war sicher<br />
auch ein Grund zum Feiern. So<br />
wie am Sonntag der runde Geburtstag.