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Wä<strong>hrungsreform</strong> <strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme<br />

Ei<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rpublikation <strong>de</strong>r BörseGo AG<br />

Februar // 2012


Inhalt<br />

Wä<strong>hrungsreform</strong> <strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme<br />

Editorial Seite 03<br />

Finanzmarktexperten<br />

Interview mit Dirk Müller: Seite 04<br />

„Wir befin<strong>de</strong>n uns in <strong>de</strong>r Endphase vor <strong>de</strong>m Reset“<br />

Daniel Kühn: Seite 07<br />

Das Schuldgeldsystem, Vollgeld <strong>und</strong> die Mo<strong>ne</strong>tative<br />

Schul<strong>de</strong>n sind gut! Seite 12<br />

Gastbeitrag von Roland Klaus: Seite 14<br />

Ein unkonventio<strong>ne</strong>ller Ausweg aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise?<br />

Interview mit Max Otte: Seite 16<br />

„Langfristig steht IMMER ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevor“<br />

Andreas Hoose: Seite 17<br />

Kurze Geschichte <strong>de</strong>r Staatsbankrotte<br />

Daniel Kühn: Seite 22<br />

Worauf Sie im Falle ei<strong>ne</strong>r Wä<strong>hrungsreform</strong> achten müssen<br />

Wirtschaftswissenschaftler<br />

Interview mit Hans-Wer<strong>ne</strong>r Sinn: Seite 25<br />

„Wenn <strong>de</strong>r Euro zerbricht, hat die Bun<strong>de</strong>sbank ein Problem“<br />

Vermögensverwalter<br />

Interview mit Philipp Vorndran: Seite 28<br />

„Es wird weitere extrem teure Rettungsaktio<strong>ne</strong>n geben“<br />

Gastbeitrag von Bert Flossbach: Seite 31<br />

„Höhepunkt <strong>de</strong>r Skurrilität“<br />

Wirtschaftsphilosophen<br />

Interview mit Rahim Taghiza<strong>de</strong>gan: Seite 33<br />

Über das <strong>de</strong>zentrale Fin<strong>de</strong>n ei<strong>ne</strong>r Geldordnung<br />

Gastbeitrag von Michael von Prollius: Seite 35<br />

Free Banking – Wettbewerb ist ei<strong>ne</strong>r Behör<strong>de</strong> überlegen<br />

Interview mit Raim<strong>und</strong> Dietz: Seite 37<br />

„Die Geldschöpfung <strong>de</strong>r Zentralbanken ist ein Segen...“<br />

Politik<br />

Gastbeitrag von Frank Schäffler: Seite 39<br />

Kurzer Fahrplan zu ei<strong>ne</strong>r <strong>ne</strong>uen Geldordnung<br />

E<strong>de</strong>lmetall- <strong>und</strong> Rohstoffexperte<br />

Jochen Stanzl:<br />

Komplementärwährungen Seite 42<br />

Gold ist Geld? Warum? Seite 44<br />

Impressum & Disclaimer Seite 48<br />

2


Editorial<br />

Wä<strong>hrungsreform</strong> <strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme<br />

Sehr geehrte Leserin<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> Leser,<br />

als ich letztes Jahr ei<strong>ne</strong>m <strong>de</strong>r Vorstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r BörseGo AG das<br />

Thema Wä<strong>hrungsreform</strong> für ei<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rpublikation vorschlug,<br />

war die Reaktion skeptisch. Verständlich, wer<strong>de</strong>n Sie sagen<br />

– heikles Thema. Es ging aber nicht um <strong>de</strong>n Inhalt, son<strong>de</strong>rn<br />

um das geplante Datum – Frühjahr 2012. Da könnte es doch<br />

schon zu spät sein…<br />

Sie sehen an dieser klei<strong>ne</strong>n A<strong>ne</strong>kdote, wie angespannt die<br />

Lage 2011 war. Die Eurokrise war <strong>und</strong> ist das beherrschen<strong>de</strong><br />

Thema in <strong>de</strong>n Medien. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich im<br />

Sommer/Spätsommer öfter von sehr ernsten Sorgen um unser<br />

Geldsystem geplagt war. Vielen von Ih<strong>ne</strong>n wird es nicht an<strong>de</strong>rs<br />

gegangen sein <strong>und</strong> auch immer noch gehen, <strong>de</strong>nn Sie lesen<br />

gera<strong>de</strong> ei<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rpublikation mit <strong>de</strong>m Titel „Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ne</strong>ue Geldsysteme“.<br />

Ob <strong>und</strong> wann uns ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevorsteht, kann<br />

Ih<strong>ne</strong>n niemand sagen. Ob danach ein <strong>ne</strong>ues Geldsystem folgen<br />

wird o<strong>de</strong>r das bestehen<strong>de</strong> Papiergeldsystem einfach <strong>ne</strong>u<br />

aufgesetzt wird (dann vermutlich nur noch in elektronischer<br />

Form), ist rei<strong>ne</strong> Spekulation. Was ich Ih<strong>ne</strong>n nach <strong>de</strong>m Studium<br />

<strong>de</strong>r Historie <strong>und</strong> <strong>de</strong>r wichtigsten Alternativen aber versichern<br />

kann, ist ei<strong>ne</strong> vielleicht banale, aber sehr wichtige Feststellung:<br />

Es gibt kein perfektes Geldsystem. Sie haben alle ihre Vor-<strong>und</strong><br />

Nachteile.<br />

Das aktuelle „Schuldgeld“, auch Fiat Mo<strong>ne</strong>y genannt (Fiat= Es<br />

wer<strong>de</strong>), steht nicht zu Unrecht f<strong>und</strong>amental unter Beschuss. Es<br />

ist Geld, das kei<strong>ne</strong>n in<strong>ne</strong>ren Wert besitzt <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Zahlungskraft<br />

einzig auf zwei Bei<strong>ne</strong>n steht: Der Staat macht es zum gesetzlichen<br />

Zahlungsmittel, woraus folgt dass man dieses Geld<br />

nutzen MUSS. Und die Menschen bringen <strong>de</strong>m Papiergeld ein<br />

gewisses Vertrauen entgegen bzw. hinterfragen es nicht. Ich<br />

erzähle Ih<strong>ne</strong>n nichts Neues, wenn ich feststelle, dass das Vertrauen<br />

bröckelt <strong>und</strong> das Hinterfragen begon<strong>ne</strong>n hat.<br />

Dennoch sollte man das Papiergeldsystem nicht völlig verdammen.<br />

Es hat erstklassige Arbeit geleistet. Das explosionsartige<br />

Wachstum nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg bis in die heutige Zeit<br />

hi<strong>ne</strong>in wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> wird durch das herrschen<strong>de</strong> Geldsystem<br />

massiv unterstützt. Es ist sehr flexibel, ein Punkt, wo z.B. <strong>de</strong>r<br />

Goldstandard extrem schwach ist. Ich traue mir die Aussage<br />

zu, dass die Welt heute ökonomisch nicht annähernd so weit<br />

entwickelt wäre, hätten wir kein Papiergeldsystem.<br />

Aber es ist eben auch ein Schuldgeldsystem, <strong>und</strong> so ist es eigentlich<br />

nicht verwun<strong>de</strong>rlich, dass die Welt heute in Schul<strong>de</strong>n<br />

ertrinkt. Ei<strong>ne</strong> Erhöhung <strong>de</strong>r Geldmenge durch das Bankensystem<br />

geht notwendigerweise einher mit ei<strong>ne</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong>s Guthaben entspricht ei<strong>ne</strong>r Schuld. Zu Beginn<br />

ei<strong>ne</strong>s Schuldgeldsystems fällt dieses Prinzip gar nicht weiter<br />

auf. Denn die „Erstausstattung“, die Geldschei<strong>ne</strong>, sind sozusagen<br />

vollwertiges Geld. Formal han<strong>de</strong>lt es sich zwar um ei<strong>ne</strong><br />

unverzinsliche Verbindlichkeit <strong>de</strong>r Zentralbank, <strong>de</strong> facto ist <strong>de</strong>r<br />

Geldschein aber „Vollgeld“. Im Laufe <strong>de</strong>r Zeit nimmt <strong>de</strong>r Anteil<br />

<strong>de</strong>s „Giralgel<strong>de</strong>s“, also <strong>de</strong>s von Banken geschöpften Buchgel<strong>de</strong>s,<br />

an <strong>de</strong>r gesamten Geldmenge ständig zu. Und irgendwann<br />

besteht <strong>de</strong>r Löwenanteil allen zirkulieren<strong>de</strong>n Gel<strong>de</strong>s aus Schul<strong>de</strong>n.<br />

An <strong>de</strong>r Geldschöpfung durch die Banken stören sich Kritiker<br />

nicht erst seit <strong>de</strong>r Finanzkrise. Sowohl die Vollgeldbewegung<br />

als auch die Vertreter diverser Gold-<strong>und</strong> Silberstandards wollen<br />

das Monopol <strong>de</strong>r Banken in diesem Bereich brechen. Die Vertreter<br />

<strong>de</strong>s „Free Banking“ gehen noch ei<strong>ne</strong>n Schritt weiter <strong>und</strong><br />

wollen einfach <strong>de</strong>n Markt bzw. die Bürger <strong>und</strong> Unter<strong>ne</strong>hmen<br />

entschei<strong>de</strong>n lassen, was sie als Geld nutzen wollen. Das Geld<br />

wür<strong>de</strong> somit privatisiert. Ein interessanter Ansatz, <strong>de</strong>r aber<br />

auch voller Schwierigkeiten steckt.<br />

Wir haben im Rahmen dieser Publikatio<strong>ne</strong>n nicht lückenlos<br />

alle Alternativen zum herrschen<strong>de</strong>n Geldsystem untersucht,<br />

son<strong>de</strong>rn ei<strong>ne</strong> Auswahl getroffen. Erstens haben natürlich nicht<br />

alle die gleiche Be<strong>de</strong>utung, zweitens wollten wir ei<strong>ne</strong> gesun<strong>de</strong><br />

Mischung aus Gastbeiträgen <strong>und</strong> Interviews schaffen, <strong>und</strong> drittens<br />

gibt es immer ein Platzproblem. Wir sind aber schon auf<br />

Ihr Feedback gespannt <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n bei großem Interesse vielleicht<br />

im nächsten Jahr ei<strong>ne</strong>n Nachfolger für diese Publikation<br />

präsentieren. Denn ei<strong>ne</strong>s ist klar: Die Probleme unseres Geldsystems<br />

wer<strong>de</strong>n nicht geringer.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihr<br />

Daniel Kühn<br />

3


Interview mit Dirk Müller<br />

Finanzmarktexperte<br />

„Wir befin<strong>de</strong>n uns in <strong>de</strong>r Endphase vor <strong>de</strong>m Reset“<br />

Dirk Müller spricht im Interview über die europäische Schul<strong>de</strong>nkrise, die Zukunft <strong>de</strong>s Euro <strong>und</strong> darüber, dass <strong>de</strong>r Bürger im bestehen<strong>de</strong>n<br />

System „schlicht <strong>und</strong> ergreifend immer <strong>de</strong>r Dumme“ ist.<br />

Herr Müller, ist <strong>de</strong>r Euro daran schuld, dass sich viele Län<strong>de</strong>r<br />

nun in ei<strong>ne</strong>r solch misslichen Lage befin<strong>de</strong>n?<br />

Hauptproblem ist die massive Überschuldung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Systems, weltweit. Wir in Europa haben mit <strong>de</strong>m Euro aber<br />

auch noch ein hausgemachtes Problem. Die Einführung <strong>de</strong>s<br />

Euro ist oh<strong>ne</strong> soli<strong>de</strong>s F<strong>und</strong>ament im Sin<strong>ne</strong> ei<strong>ne</strong>r gemeinsamen<br />

Steuer- <strong>und</strong> Finanzpolitik erfolgt <strong>und</strong> dahingehend ein Fehler<br />

gewesen. Die Wirtschaftskraft <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren nationale<br />

Währungen müssen im Einklang zueinan<strong>de</strong>r stehen. Der Euro<br />

ist für Deutschland ein bisschen zu schwach, für die Peripherie<br />

jedoch viel zu schwer. Wenn Län<strong>de</strong>r in Eigenverantwortlichkeit<br />

han<strong>de</strong>ln sollen, brauchen sie auch ihre eige<strong>ne</strong> Währung.<br />

Wie sehen Sie dann die Zukunft <strong>de</strong>s Euro?<br />

Momentan hält die Politik noch mit aller Macht am Euro fest.<br />

Die Gemeinschaftswährung war ja nicht nur ein wirtschaftliches,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ein politisches Vorhaben. Daher versucht<br />

man dieses nun noch so lange wie möglich am Leben zu erhalten.<br />

Allzu lange wird das aber nicht mehr dauern, <strong>de</strong>nn dafür<br />

bräuchte man ei<strong>ne</strong> umfangreiche Transferunion, in <strong>de</strong>r reiche<br />

Län<strong>de</strong>r wie Deutschland jährlich Transferleistungen in zweistelliger<br />

Milliar<strong>de</strong>nhöhe leisten müssten. Wirklich vorstellbar<br />

ist das nicht <strong>und</strong> gewollt schon gar nicht. Die an<strong>de</strong>re Variante<br />

wäre ei<strong>ne</strong> jahrzehntelang andauern<strong>de</strong> absolute Demokratisierung<br />

Europas durch <strong>ne</strong>ue Wahlen, Gesetze <strong>und</strong> Verträge, um<br />

so ein fö<strong>de</strong>ralistisches System zu schaffen – die „Vereinigten<br />

Staaten von Europa“. Das ist allerdings absolute Utopie, die sich<br />

niemals realisieren wird. So bleibt für mich nur die letzte Option:<br />

Ei<strong>ne</strong> Auflösung <strong>de</strong>s Euro in sei<strong>ne</strong>r jetzigen Form <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> komplette<br />

o<strong>de</strong>r teilweise Rückkehr zu nationalen Währungen.<br />

Heißt das, wir wür<strong>de</strong>n also wie<strong>de</strong>r unsere D-Mark zurückbekommen?<br />

Vorstellbar ist das auf je<strong>de</strong>n Fall. Ei<strong>ne</strong> an<strong>de</strong>re interessante I<strong>de</strong>e<br />

wäre ein Nord- o<strong>de</strong>r Ker<strong>ne</strong>uro mit Mitgliedsstaaten auf Augenhöhe.<br />

Hier ließe sich ei<strong>ne</strong> gemeinsame Wirtschaftspolitik ein-<br />

facher durchsetzen <strong>und</strong> diese <strong>ne</strong>u geschaffe<strong>ne</strong> Währung wäre<br />

dann auch ei<strong>ne</strong> <strong>de</strong>r stabilsten <strong>de</strong>r Welt.<br />

Wäre das für Deutschlands Export nicht tödlich?<br />

Dieses Argument kommt natürlich oft. Deutschland war aber<br />

auch schon zu Zeiten <strong>de</strong>r sehr starken D-Mark Exportweltmeister.<br />

Wir produzieren High-Tech-Produkte, für <strong>de</strong>ren Sicherheit <strong>und</strong><br />

Qualität die Ab<strong>ne</strong>hmer wohl auch ger<strong>ne</strong> bereit sind, ein paar<br />

Prozent mehr zu bezahlen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wür<strong>de</strong> die Bevölkerung<br />

<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auch von ei<strong>ne</strong>r Aufwertung ihrer Währung<br />

profitieren. Die Kaufkraft ihres Einkommens wür<strong>de</strong> steigen.<br />

Wir bleiben in ei<strong>ne</strong>m Ker<strong>ne</strong>uro <strong>und</strong> die Südlän<strong>de</strong>r bekommen<br />

ihre Drachmen, Peseten <strong>und</strong> Lire wie<strong>de</strong>r – <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nberg<br />

<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r bleibt doch aber auch nach ei<strong>ne</strong>m Austritt aus <strong>de</strong>r<br />

Eurozo<strong>ne</strong> erhalten o<strong>de</strong>r?<br />

Richtig, es gibt für <strong>de</strong>n Staat nur drei Möglichkeiten sich sei<strong>ne</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>n zu entledigen, <strong>und</strong> in allen Varianten steht am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Bürger als <strong>de</strong>r Verlierer da. Erstens kann ein klarer Schnitt<br />

erfolgen, bei <strong>de</strong>m man einfach Schul<strong>de</strong>n streicht, so wie jetzt<br />

in Griechenland zu sehen. In gleichem Maße wer<strong>de</strong>n dabei<br />

aber die Vermögen <strong>de</strong>rer beschnitten, die griechische Anleihen<br />

halten. Zweitens gibt es die klassische Variante <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nfi-<br />

4


nanzierung durch Steuererhöhungen. Auch hier steht als aller<br />

erstes <strong>de</strong>r Bürger in <strong>de</strong>r Schusslinie. Die letzte <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

bequemste Variante ist die Entschuldung durch Inflation.<br />

Aber genau dafür braucht man eben ei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> Währung,<br />

die man beliebig drucken <strong>und</strong> dadurch abwerten kann. Positiv<br />

gesehen kann man als Volkswirtschaft dadurch wie<strong>de</strong>r ein<br />

eige<strong>ne</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>ll entwickeln – beispielsweise wür<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Tourismus in <strong>de</strong>n Peripherielän<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>r interessanter<br />

wer<strong>de</strong>n. Allerdings wird auch hier in erster Linie <strong>de</strong>r Sparer enteig<strong>ne</strong>t<br />

– vor allem ältere Leute wür<strong>de</strong>n hierbei um ihre Altersvorsorge<br />

gebracht. Der Bürger ist in unserem System schlicht <strong>und</strong><br />

ergreifend immer <strong>de</strong>r Dumme.<br />

Sie mei<strong>ne</strong>n, das System ist schuld an unserer Lage?<br />

Das Gr<strong>und</strong>problem ist folgen<strong>de</strong>s: Wir erschaffen Geld als Schuldgeld,<br />

sprich Geld entsteht, in<strong>de</strong>m jemand ei<strong>ne</strong>n Kredit aufnimmt.<br />

Somit steht allem Geldvermögen irgendwo ei<strong>ne</strong> Schuld gegenüber.<br />

Sobald jemand Zinsen für sei<strong>ne</strong> Schuld zahlt, lan<strong>de</strong>t dieses<br />

Geld auf <strong>de</strong>r Vermögensseite ei<strong>ne</strong>s an<strong>de</strong>ren. Dieses Geld hat<br />

sich über die Zeit bei immer weniger Leuten angesammelt. Und<br />

genau hier liegt das Problem: Die breite Masse <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

trägt ei<strong>ne</strong>n immer höheren Schul<strong>de</strong>nberg, während nur einige<br />

wenige auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>r Rechnung stehen. Die obersten<br />

zehn Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung teilen sich zwei Drittel<br />

<strong>de</strong>s gesamten Privatvermögens von fast fünf Billio<strong>ne</strong>n Euro. Der<br />

Rest muss <strong>de</strong>n Gürtel immer enger schnallen, in allen Bereichen.<br />

Denn wo die Schul<strong>de</strong>n im System liegen ist egal. Ob beim Bürger<br />

direkt, beim Staat durch höhere Steuern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unter<strong>ne</strong>hmen<br />

durch höhere Preise ihrer Produkte – <strong>de</strong>r Bürger zahlt immer.<br />

Wie lange kann es <strong>de</strong>nn dann überhaupt noch so weitergehen?<br />

Es wird solange so weitergehen, bis die Last, die auf <strong>de</strong>r breiten<br />

Masse lastet, zu groß wird. Mei<strong>ne</strong>r Meinung nach befin<strong>de</strong>n wir<br />

uns bereits in dieser Endphase. Wie lange es genau noch dauert<br />

weiß ich nicht, aber es wird <strong>de</strong>r große Neustart kommen – ei<strong>ne</strong><br />

Umverteilung von oben nach unten. Die Geschichte zeigt, dass<br />

alle paar Jahrzehnte ein solcher Reset stattfin<strong>de</strong>t.<br />

Wie sieht so ein Bruch dann konkret aus?<br />

Egal was passiert, es wird sicherlich erst einmal alle Menschen<br />

betreffen. Letztendlich muss aber die breite Masse entlastet<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies kann beispielsweise über Inflation passieren: Die<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Gläubiger wer<strong>de</strong>n real weniger wert, auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite wer<strong>de</strong>n die Schuld<strong>ne</strong>r, sprich die breite Bevölkerung,<br />

real entlastet. Auch die jetzt diskutierten Schul<strong>de</strong>nschnitte<br />

sind Teil dieser Umverteilung. Investoren wird ein mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger großer Teil ihrer Vermögen genommen, wohingegen<br />

die Masse wie<strong>de</strong>rum durch die sinken<strong>de</strong> Schul<strong>de</strong>nlast profitiert.<br />

In <strong>de</strong>n USA gab es als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise <strong>de</strong>r<br />

1930er Jahre <strong>de</strong>n sogenannten New Deal, <strong>de</strong>r in Form von extremer<br />

Besteuerung von Vermögen ebenfalls zur Umverteilung<br />

beitrug. Ei<strong>ne</strong> starke Anhebung v.a. <strong>de</strong>r Spitzensteuersätze o<strong>de</strong>r<br />

ei<strong>ne</strong> Vermögenssteuer sind auch hier <strong>de</strong>nkbar.<br />

Wenn dieser Reset so unausweichlich ist, warum wird dann<br />

überhaupt noch verhan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> <strong>de</strong>battiert? Ist das, was in<br />

Brüssel jetzt passiert, dann nicht letztlich irrelevant?<br />

Es ist insofern noch wichtig, als dass die Politik zumin<strong>de</strong>st teilweise<br />

die Zügel in <strong>de</strong>r Hand hat, wenn es darum geht zu bestimmen<br />

wie <strong>de</strong>r Neustart auszusehen hat. Sie kann noch bestimmen wer<br />

wie belastet wird. Hier ist allerdings auch schon viel zu viel Zeit<br />

verstrichen <strong>und</strong> viele Fehler wur<strong>de</strong>n begangen. Viel zu lange wur<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e festgehalten, die Belastungen einfach dadurch zu<br />

mil<strong>de</strong>rn, dass man noch mehr mit ins Boot holt. Hätte man sich<br />

<strong>de</strong>r Unausweichlichkeit ei<strong>ne</strong>s Schul<strong>de</strong>nschnitts schon früher gestellt,<br />

wären nur die Banken betroffen gewesen. Mittlerweile sind<br />

sowohl Zentralbanken, als auch Staaten <strong>und</strong> somit <strong>de</strong>r Bürger<br />

selbst betroffen. Was nun passieren muss, ist ei<strong>ne</strong> klare Richtungsweisung<br />

für <strong>de</strong>n weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Umbruchs.<br />

Was müsste sich <strong>de</strong>nn gr<strong>und</strong>legend än<strong>de</strong>rn, damit wir die gleichen<br />

Probleme in Zukunft nicht wie<strong>de</strong>r bekommen?<br />

Wir haben ei<strong>ne</strong> ganz irrsinnige Regelung in unserem Geldsystem.<br />

Private Geschäftsbanken haben die eigentliche Kontrolle<br />

über die Geldschöpfung <strong>und</strong> erschaffen Geld sozusagen aus<br />

<strong>de</strong>m Nichts. Warum sollte man ein solches Recht nicht vollends<br />

auf ei<strong>ne</strong> an<strong>de</strong>re Ebe<strong>ne</strong> übertragen? Ei<strong>ne</strong> I<strong>de</strong>e, die es dazu schon<br />

lange gibt, ist die ei<strong>ne</strong>s Vollgeldsystems. Hier gibt es ei<strong>ne</strong> Art<br />

vierte staatliche Gewalt, die „Mo<strong>ne</strong>tative“, die die Geldschöpfung<br />

übernimmt. Sie wür<strong>de</strong> in Form ei<strong>ne</strong>r unabhängigen Notenbank<br />

<strong>de</strong>n Staat <strong>und</strong> die Banken mit Geld versorgen. Alle Sicherheiten,<br />

die im Ausgleich für Sichteinlagen von Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Banken<br />

in <strong>de</strong>n Büchern stehen, wer<strong>de</strong>n durch von <strong>de</strong>r Zentralbank <strong>ne</strong>u<br />

5


geschöpftes Geld getauscht. Das Geld auf <strong>de</strong>n Girokonten bliebe<br />

erhalten, dürfte aber von <strong>de</strong>n Banken nicht mehr eigenständig<br />

in Form von Kreditvergabe in Umlauf gebracht wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Mo<strong>ne</strong>tative in Form <strong>de</strong>r Notenbank hätte also die absolute Kontrolle<br />

darüber, wie viel Geld <strong>ne</strong>u in Umlauf kommt.<br />

Das wäre doch dann aber ei<strong>ne</strong> vollständige Finanzierung von<br />

Staaten über die Notenpresse o<strong>de</strong>r?<br />

Das ist richtig, die Staaten wür<strong>de</strong>n direkt über die Zentralbank,<br />

in unserem Fall die EZB, finanziert. Momentan ist es so, dass<br />

sich die Geschäftsbanken bei <strong>de</strong>r EZB unbegrenzt Geld zu niedrigsten<br />

Zinsen leihen o<strong>de</strong>r einfach selbst Geld schöpfen, um es<br />

dann an Staaten <strong>de</strong>utlich teurer weiter zu verleihen <strong>und</strong> sich so<br />

die Taschen vollstopfen. Läuft das schief, soll die EZB wie<strong>de</strong>r einspringen.<br />

Warum nimmt man diesen Zwischenschritt nicht einfach<br />

raus? Die Zentralbank bekommt das alleinige Recht Geld<br />

zu schaffen <strong>und</strong> an Staaten zu verleihen. Den Staaten wür<strong>de</strong><br />

dadurch natürlich <strong>de</strong>r Zugang zum freien Markt versperrt – die<br />

Notenbank hätte dann die Möglichkeit exakt so viel Geld bereit<br />

zu stellen, wie gera<strong>de</strong> nötig ist um das Wachstum zu finanzieren.<br />

Dabei kann sie sich monats- o<strong>de</strong>r quartalsweise an vergange<strong>ne</strong>n<br />

Wachstumsraten orientieren o<strong>de</strong>r ein gewünschtes<br />

Wachstum anpeilen.<br />

Gibt es schon Vorbil<strong>de</strong>r zu alternativen Geldsystemen?<br />

Ja, die gibt es. Die vielen regionalen Währungen allei<strong>ne</strong> in<br />

Deutschland sind hier ein gutes Beispiel. Der Chiemgauer ist<br />

ei<strong>ne</strong> <strong>de</strong>r bekanntesten. Diese Regiogel<strong>de</strong>r funktionieren oh<strong>ne</strong><br />

Zinseszins <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n sogar entwertet, wenn sie nicht in Umlauf<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>lle gibt es einige, allerdings<br />

haben die, die an <strong>de</strong>n Hebeln <strong>de</strong>r Macht sitzen, zumeist<br />

kein Interesse an ei<strong>ne</strong>r Verän<strong>de</strong>rung.<br />

Das Geldsystem komplett auf <strong>de</strong>n Kopf zu stellen hört sich<br />

noch sehr nach Zukunftsmusik an. Gibt es auch greifbarere<br />

I<strong>de</strong>en zur Besserung <strong>de</strong>r Lage?<br />

Denken Sie einmal an <strong>de</strong>n Glass-Steagall-Act in <strong>de</strong>n USA in <strong>de</strong>n<br />

1930er Jahren. Besser bekannt als Trennbankensystem hat er<br />

dafür gesorgt, die eige<strong>ne</strong> Spekulation <strong>und</strong> das Privatkun<strong>de</strong>ngeschäft<br />

<strong>de</strong>r Banken strikt vo<strong>ne</strong>inan<strong>de</strong>r zu tren<strong>ne</strong>n. Dass dieses<br />

Gesetz in <strong>de</strong>n 1980er <strong>und</strong> -90er Jahren wie<strong>de</strong>r stückweise<br />

abgeschafft wur<strong>de</strong>, war rückblickend ein Fehler aus <strong>de</strong>r Selbstüberschätzung<br />

<strong>de</strong>r Finanzmärkte heraus. Mit <strong>de</strong>r <strong>ne</strong>uen Volcker-<br />

Regel kommt diese I<strong>de</strong>e in Teilen wie<strong>de</strong>r zurück. Auch hier sollte<br />

man das Zocken <strong>de</strong>r Banken mit Kun<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn unterbin<strong>de</strong>n.<br />

Ei<strong>ne</strong> weitere Verbesserung sehe ich in <strong>de</strong>r steuerlichen Bevorzugung<br />

von Arbeitsentgelt <strong>und</strong> Risikokapital gegenüber Spekulations-<br />

<strong>und</strong> Zinseinkünften. Warum sollte jemand fast risikolos<br />

ei<strong>ne</strong> Rendite erzielen kön<strong>ne</strong>n – unabhängig davon, wie gut o<strong>de</strong>r<br />

schlecht es <strong>de</strong>r Wirtschaft geht – <strong>und</strong> dafür auch noch niedrigere<br />

Steuern zahlen müssen als viele Arbeiter auf ihren Lohn? Dieses<br />

wären relativ einfach umzusetzen<strong>de</strong> Maßnahmen – hier ist<br />

also wie<strong>de</strong>r einmal die Politik gefragt, die sich endlich loslösen<br />

muss von <strong>de</strong>r Finanzindustrie <strong>und</strong> sich mehr an <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit<br />

<strong>de</strong>r von ihr vorzugeben<strong>de</strong>n finanzrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

orientieren sollte.<br />

Die Fragen stellte Philipp Hagspiel<br />

Dirk Müller (Jahrgang 1968) wur<strong>de</strong> als Aktienhändler ei<strong>ne</strong>m<br />

breiten Publikum durch das Fernsehen bekannt: Regelmäßig<br />

war er vor <strong>de</strong>r DAX-Kurstafel <strong>de</strong>r Frankfurter Börse mit <strong>de</strong>m<br />

jeweils passen<strong>de</strong>n Gesichtsausdruck zur Aktienmarktentwicklung<br />

zu sehen. Seit Beginn <strong>de</strong>r Finanzkrise in <strong>de</strong>n USA ist Müller<br />

als Finanzmarktexperte aus <strong>de</strong>n Medien nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken:<br />

Müller übt heftige Kritik an <strong>de</strong>r Nachlässigkeit <strong>de</strong>r Politik, an<br />

Ratingagenturen <strong>und</strong> Wirtschaftsforschungsinstituten. Müller<br />

sieht das Verfallsdatum <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Wirtschaftssystems<br />

erreicht <strong>und</strong> rech<strong>ne</strong>t mittelfristig mit ei<strong>ne</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>s<br />

europäischen Währungssystems.<br />

6


Daniel Kühn<br />

Finanzmarktexperte<br />

Das Schuldgeldsystem, Vollgeld <strong>und</strong> die Mo<strong>ne</strong>tative<br />

Im real existieren<strong>de</strong>n Geldsystem entsteht <strong>ne</strong>ues Geld im Wesentlichen durch die Geldschöpfung <strong>de</strong>s Bankensystems. Das so<br />

auftauchen<strong>de</strong> Geld ist aber nur ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung gegen die kreditgeben<strong>de</strong> Bank <strong>und</strong> verkörpert lediglich ei<strong>ne</strong>n Anspruch auf Zentralbankgeld.<br />

Die Vollgeld-Bewegung will damit Schluss machen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Banken das Recht <strong>ne</strong>hmen, Kredite <strong>und</strong> damit Geld aus<br />

<strong>de</strong>m Nichts zu kreieren.<br />

Der Begriff Vollgeld impliziert, dass das von uns <strong>de</strong>rzeit genutzte<br />

Geld in irgen<strong>de</strong>i<strong>ne</strong>r Weise nicht vollwertig ist. Korrekterweise<br />

muss man konstatieren, dass es verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong> Kategorien Geld<br />

gibt. Das Geld, welches Sie in Form von Schei<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> Münzen<br />

in Ihrem Portemonnaie haben, ist auf ei<strong>ne</strong> unmittelbarere Weise<br />

Geld als Ihr Guthaben auf <strong>de</strong>m Girokonto.<br />

Der f<strong>und</strong>amentale Unterschied zwischen Bargeld <strong>und</strong> Kontoguthaben<br />

Für Schei<strong>ne</strong> <strong>und</strong> Münzen besteht ein gesetzlicher Annahmezwang,<br />

weil es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel han<strong>de</strong>lt.<br />

Das Guthaben auf ei<strong>ne</strong>m Konto ist dagegen kein gesetzliches<br />

Zahlungsmittel! Das dürfte für einige überraschend sein. Es<br />

han<strong>de</strong>lt sich um ein so genanntes Geldsurrogat (auch: Geldsubstitut;<br />

Gel<strong>de</strong>rsatzmittel). Das Kontoguthaben repräsentiert<br />

ei<strong>ne</strong>n Anspruch gegenüber <strong>de</strong>r Bank auf Auszahlung von Bargeld.<br />

Diese For<strong>de</strong>rung kann man auf an<strong>de</strong>re übertragen, in<strong>de</strong>m<br />

man ei<strong>ne</strong> Überweisung tätigt. Die For<strong>de</strong>rung selber ist aber kein<br />

echtes Geld!<br />

Der Unterschied zwischen Bargeld <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong>m Kontoguthaben<br />

wird sofort offensichtlich, wenn man <strong>de</strong>n Fall ei<strong>ne</strong>r Bankpleite<br />

be<strong>de</strong>nkt. Lassen wir gesetzliche <strong>und</strong> private Einlagesicherungssysteme<br />

außen vor (die im Ernstfall oh<strong>ne</strong>hin zum Scheitern<br />

verurteilt sind), so wird man als Kontoinhaber zum Gläubiger<br />

in ei<strong>ne</strong>m Insolvenzverfahren. Ihr Bargeld dagegen kön<strong>ne</strong>n Sie<br />

maximal verlieren, wenn Sie nicht darauf aufpassen (<strong>und</strong> es<br />

kann natürlich an Wert verlieren, was für das Bankguthaben<br />

aber genauso gilt).<br />

Bargeld <strong>und</strong> Guthaben <strong>de</strong>r Geschäftsbanken bei <strong>de</strong>r Zentralbank<br />

(Zentralbankgeld) haben aus geldtheoretischer Sicht <strong>de</strong>n<br />

gleichen Status: Zusammen bil<strong>de</strong>n sie die sogenannte „mo<strong>ne</strong>täre<br />

Basis“. Diese Begrifflichkeit wird verständlich, wenn man<br />

be<strong>de</strong>nkt, welchen Restriktio<strong>ne</strong>n die Geschäftsbanken bei ihrer<br />

eige<strong>ne</strong>n Geldschöpfung ausgesetzt sind.<br />

Das fraktionale Teilreservesystem <strong>und</strong> die Min<strong>de</strong>streserve: So<br />

entsteht <strong>ne</strong>ues Geld<br />

Je<strong>de</strong> Bank muss bei <strong>de</strong>r Zentralbank ein Konto unterhalten <strong>und</strong><br />

dort die sogenannte Min<strong>de</strong>streserve halten. Der Min<strong>de</strong>streservesatz<br />

(<strong>de</strong>rzeit 1%) ist ein Anteil von Bankeinlagen bestimmter<br />

Fristigkeiten, <strong>de</strong>n je<strong>de</strong> Bank auf <strong>de</strong>m Min<strong>de</strong>streservekonto halten<br />

muss („fraktionales Teilreservesystem“). Das ist ei<strong>ne</strong>r von<br />

zwei begrenzen<strong>de</strong>n Faktoren in <strong>de</strong>r Kreditvergabe bzw. Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Bilanzsumme von Banken. Der an<strong>de</strong>re ist die zwingen<strong>de</strong><br />

Eigenkapitalunterlegung von Krediten (in <strong>de</strong>r Regel 8%), die<br />

ausgerech<strong>ne</strong>t bei Staatsanleihen nicht gilt, da diese immer als<br />

sicher betrachtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Ein Min<strong>de</strong>streservesatz von 1% be<strong>de</strong>utet konkret: Wird ein Kredit<br />

über z.B. 1 Mio. EUR vergeben <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Konto <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n sozusagen<br />

aus <strong>de</strong>m Nichts gutgeschrieben („Giralgeldschöpfung“),<br />

dann muss dafür ein Betrag von 10 TSD EUR Min<strong>de</strong>streserve<br />

hinterlegt wer<strong>de</strong>n. Die Möglichkeit, Kredite auszureichen ist<br />

also durch die Menge an Zentralbankgeld im Besitz <strong>de</strong>r Bank<br />

begrenzt. Aber auch wenn die Min<strong>de</strong>streserve bei null läge<br />

wür<strong>de</strong> das mitnichten be<strong>de</strong>uten, dass ei<strong>ne</strong> Bank kein Zentralbankgeld<br />

bräuchte. Dies wäre nur <strong>de</strong>r dann <strong>de</strong>r Fall, wenn es<br />

nur ei<strong>ne</strong> einzige Bank gäbe, kein Bargeld <strong>und</strong> kei<strong>ne</strong> Möglichkeit<br />

ins Ausland zu überweisen. Das wäre dann das Wun<strong>de</strong>rland<br />

<strong>de</strong>r Geldschöpfung. Es ist essentiell wichtig zu verstehen, wie<br />

das <strong>ne</strong>ue Geld im herrschen<strong>de</strong>n System entsteht: Durch Kreditgewährung<br />

<strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> Gutschrift auf ei<strong>ne</strong>m Konto. Es wird nicht<br />

Guthaben ei<strong>ne</strong>s an<strong>de</strong>ren Kun<strong>de</strong>n umgebucht, son<strong>de</strong>rn <strong>ne</strong>ues<br />

Geld geschaffen. Damit erhöht sich auch die Bilanzsumme <strong>de</strong>r<br />

Bank; wird <strong>de</strong>r Kredit zurückgezahlt, dann schrumpft sie.<br />

Warum Banken scharf auf Kun<strong>de</strong><strong>ne</strong>inlagen sind – <strong>und</strong> sein<br />

müssen<br />

Wenn Sie als Kun<strong>de</strong> Geld abheben o<strong>de</strong>r auf das Konto ei<strong>ne</strong>s an<strong>de</strong>ren<br />

Instituts überweisen, dann verliert Ihre Bank Zentralbank-<br />

7


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geld (entwe<strong>de</strong>r an ei<strong>ne</strong>n Konkurrenten o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Bargeldumlauf)<br />

– das mag diese überhaupt nicht! Im Normalfall gleichen<br />

sich Überweisungen in<strong>ne</strong>rhalb ei<strong>ne</strong>s Lan<strong>de</strong>s täglich aber mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger aus <strong>und</strong> es fließt <strong>de</strong> facto wenig Zentralbankgeld<br />

zwischen <strong>de</strong>n Zentralbankkonten <strong>de</strong>r Geschäftsbanken. Aber<br />

gera<strong>de</strong> dann wenn es eh schon schlecht läuft, kommt die Maschi<strong>ne</strong><br />

oft ins Rollen <strong>und</strong> die Kun<strong>de</strong>n laufen in Scharen davon.<br />

Das war z.B. im Jahr 2008 bei einigen Instituten <strong>de</strong>r Fall. Und<br />

weil bald die nackte Panik regierte, kam es zu oft erstaunlichen<br />

Angeboten. Tagesgeld zu 4% z.B. war damals kei<strong>ne</strong> Seltenheit<br />

– die Banken wollten, koste es was es wolle, ihre Einlagenseite<br />

<strong>und</strong> damit das Zentralbankguthaben stärken.<br />

Wie Banken miteinan<strong>de</strong>r umgehen, wenn es „gut läuft“<br />

Sofern Geld nicht in Massen in bar abgehoben wird, führt <strong>de</strong>r<br />

Abfluss von Zentralbankgeld bei <strong>de</strong>n ei<strong>ne</strong>n zu ei<strong>ne</strong>m Zufluss bei<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Banken, da es sich dann um Überweisungen han<strong>de</strong>lt.<br />

In „normalen Zeiten“ verleihen dann die Banken mit zu viel<br />

<strong>de</strong>n Banken mit zu wenig ihr überschüssiges (über die Min<strong>de</strong>streserve<br />

hinausgehen<strong>de</strong>s) Zentralbankgeld, schon allei<strong>ne</strong> <strong>de</strong>swegen,<br />

weil es sonst auf <strong>de</strong>r „Einlagefazilität“ <strong>de</strong>r EZB lan<strong>de</strong>t,<br />

die <strong>de</strong>rzeit mit nur 0,25% verzinst wird. Aber was, wenn man<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Banken nicht mehr so recht traut? Dann nimmt<br />

man lieber <strong>de</strong>n Zinsverlust in Kauf <strong>und</strong> bleibt auf <strong>de</strong>m Zentralbankgeld<br />

sitzen – nicht umsonst <strong>ne</strong>nnt man die Einlagefazilität<br />

auch „Angstindikator“.<br />

Wirklich übel<strong>ne</strong>hmen kann man es <strong>de</strong>n Geldhäusern aber nicht.<br />

Wer leiht schon ger<strong>ne</strong> ei<strong>ne</strong>r griechischen Bank Geld, <strong>und</strong> sei es<br />

auch nur über Nacht?<br />

Geschäftsbanken <strong>und</strong> Zentralbanken: Ein Abhängigkeitsverhältnis<br />

Was machen die Banken nun, im Angesicht <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />

die Kun<strong>de</strong><strong>ne</strong>inlagen dahinschmelzen <strong>und</strong> Zentralbankgeld<br />

knapp wird? Sie wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r EZB bzw. ihrer nationalen Zentralbank<br />

vorstellig <strong>und</strong> fragen nach Krediten. Denn ein Kredit <strong>de</strong>r<br />

Zentralbank IST Zentralbankgeld.<br />

Als Sicherheit hinterlegen sie dafür Kredite wechselhafter Qualität.<br />

Teilweise ist diese so schlecht, dass die EZB selber ei<strong>ne</strong>n<br />

Kredit verweigert, obwohl sie ihre Kriterien bereits aufgeweicht<br />

hat. Im Notfall gibt es dann noch die ELA – Liquidity Emergency<br />

Assistance – von <strong>de</strong>r heimischen Notenbank. Wenn Sie dieses<br />

span<strong>ne</strong>n<strong>de</strong> Thema interessiert, kön<strong>ne</strong>n Sie sich hier einlesen.<br />

Das aktuelle System ist ein „Schuldgeldsystem“<br />

Jetzt wissen Sie in Gr<strong>und</strong>zügen schon einiges über das aktuelle<br />

Geldsystem. Es wird, bevorzugt von Kritikern, auch Schuldgeldsystem<br />

genannt. Warum? Wenn <strong>ne</strong>ues Geld durch die<br />

Kreditgewährung <strong>de</strong>r Banken entsteht, dann ist das immer<br />

zinsbelastet <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> Schuld. Sie ken<strong>ne</strong>n das ja, ei<strong>ne</strong>n kostenlosen<br />

Kredit gibt es nicht, <strong>und</strong> geschenkt gibt es auch nichts.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite bekommen Sie für Ihre Einlage aber<br />

auch ei<strong>ne</strong>n Zins. Die Differenz <strong>de</strong>r Verzinsung zwischen <strong>de</strong>n<br />

ausgereichten Krediten auf <strong>de</strong>r ei<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Einlagen auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite <strong>ne</strong>nnt man Zinsspan<strong>ne</strong> – das verdient die Bank<br />

also brutto an ihrem Kreditgeschäft, vor allen Kosten, Abschreibungen<br />

etc.<br />

Kritik am herrschen<strong>de</strong>n Schuldgeldsystem<br />

Die Kritik am Schuldgeldsystem ist vielfältig. Hauptansatzpunkt<br />

ist die Tatsache, dass die Banken das Geld aus <strong>de</strong>m Nichts<br />

<strong>ne</strong>u erzeugen kön<strong>ne</strong>n, in<strong>de</strong>m sie ei<strong>ne</strong>n Betrag X auf <strong>de</strong>m Konto<br />

gutschreiben. Wenn <strong>de</strong>r Kredit zurückgezahlt wird, ist zwar<br />

die Schuld getilgt, aber <strong>de</strong>r Zins muss ja auch geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

So führt das Schuldgeldsystem über <strong>de</strong>n Zins <strong>und</strong> Zinseszins<br />

dazu, dass die Geldmenge ständig steigen muss, sagen die<br />

Kritiker, <strong>und</strong> das führt nicht nur zu ei<strong>ne</strong>m „Wachstumszwang“,<br />

son<strong>de</strong>rn letztlich auch zu Inflation. Das alles ist natürlich nur<br />

dann zwingend <strong>de</strong>r Fall, wenn je<strong>de</strong> Bank auf Teufel komm raus<br />

gerettet wird. Das Rettungsgeld kommt direkt o<strong>de</strong>r über Umwege<br />

von <strong>de</strong>n Zentralbanken, womit wir bei <strong>de</strong>r zweiten Art <strong>de</strong>r<br />

Geldschöpfung sind, die korrekterweise eigentlich die primäre<br />

ist: Die Erweiterung <strong>de</strong>r Geldbasis.<br />

Die Geldschöpfung durch die Zentralbanken<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Geschäftsbanken kön<strong>ne</strong>n Zentralbanken<br />

vollwertiges Geld <strong>ne</strong>u schöpfen, <strong>und</strong> das haben sie in <strong>de</strong>n vergange<strong>ne</strong>n<br />

Jahren auch ausgiebig getan.<br />

Der Vorgang ist relativ simpel. Die Zentralbank erwirbt Aktiva<br />

entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>finitiv – sie kauft also z.B. Gold o<strong>de</strong>r Aktien am<br />

9


Markt – o<strong>de</strong>r sie nimmt Aktiva als Sicherheit <strong>und</strong> vergibt dafür<br />

Kredite. In bei<strong>de</strong>n Fällen entsteht <strong>ne</strong>ues Geld in Form von<br />

Zentralbankguthaben <strong>de</strong>r jeweiligen Verkäufer. Wenn Sie z.B.<br />

ei<strong>ne</strong> italienische Anleihe an <strong>de</strong>r Börse verkaufen <strong>und</strong> die EZB<br />

ist <strong>de</strong>r Käufer, dann schreibt Ihre Bank Ih<strong>ne</strong>n <strong>de</strong>n Verkaufserlös<br />

auf <strong>de</strong>m Girokonto gut, <strong>und</strong> die Bank wie<strong>de</strong>rum erhält ei<strong>ne</strong> entsprechen<strong>de</strong><br />

Gutschrift auf ihrem Zentralbankkonto bei <strong>de</strong>r EZB.<br />

Damit ist die Geldbasis erhöht. Die Bilanzsumme <strong>de</strong>r EZB stieg<br />

so seit 2005 von ei<strong>ne</strong>r run<strong>de</strong>n Bio. EUR auf aktuell ca. 2,8 Bio.<br />

EUR – Ten<strong>de</strong>nz klar weiter steigend. Wür<strong>de</strong>n die Geschäftsbanken<br />

diese <strong>ne</strong>uen Möglichkeiten entsprechend umsetzen<br />

<strong>und</strong> massenhaft Kredite vergeben (zumal <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>streservesatz<br />

erst im Januar von 2% auf 1% gefallen ist), wür<strong>de</strong> es<br />

zu ei<strong>ne</strong>r gigantischen Explosion <strong>de</strong>r Geldmenge M3 kommen<br />

(aktuell ca. 9,8 Bio. EUR) – das am weitesten gefasste Geldmengenaggregat,<br />

welches <strong>ne</strong>ben Bargeld <strong>und</strong> Sichteinlagen<br />

auch Anteile an Geldmarktfonds, Geldmarktpapieren <strong>und</strong><br />

Bankanleihen mit ei<strong>ne</strong>r Laufzeit bis zu zwei Jahren umfasst.<br />

Aber <strong>de</strong>r Begriff Kreditklemme ist ja nicht umsonst im Umlauf,<br />

die Banken haben das Potenzial aber <strong>de</strong>rzeit nicht <strong>de</strong>n Willen,<br />

die Kreditmaschi<strong>ne</strong>rie in <strong>de</strong>r Realwirtschaft mit extremer Power<br />

zu versehen.<br />

Das Vollgeldsystem<br />

So langsam müssen wir die Kurve zum Vollgeldsystem fin<strong>de</strong>n.<br />

Wir haben bereits festgestellt, dass <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r aktuell zirkulieren<strong>de</strong>n<br />

Geldmenge aus Geldsurrogaten besteht, aus For<strong>de</strong>rungen,<br />

die ei<strong>ne</strong>n Anspruch auf Lieferung von Zentralbankgeld<br />

(Bargeld) darstellen. Dieses System befin<strong>de</strong>t sich ständig<br />

in ei<strong>ne</strong>m Kampf zwischen Expansion <strong>und</strong> Zusammenbruch,<br />

Inflation <strong>und</strong> Deflation. Kommt es z.B. zu Bankenpleiten größeren<br />

Ausmaßes, dann kann es theoretisch zu ei<strong>ne</strong>r Kettenreaktion<br />

kommen, die letztlich ei<strong>ne</strong>n Großteil <strong>de</strong>s „Schuldgel<strong>de</strong>s“<br />

auslöscht. Im Extremfall bliebe nur das Bargeld übrig. Das<br />

mag übertrieben klingen, aber im Herbst 2008 waren wir nicht<br />

so wahnsinnig weit von ei<strong>ne</strong>m möglichen Bankenrun entfernt.<br />

Die Vollgeldbewegung wagt ei<strong>ne</strong>n durchaus revolutionär zu<br />

<strong>ne</strong>n<strong>ne</strong>n<strong>de</strong>n Ansatz, um <strong>de</strong>r Problematik Herr zu wer<strong>de</strong>n. Ei<strong>ne</strong>r<br />

<strong>de</strong>r promi<strong>ne</strong>ntesten <strong>und</strong> frühesten Vertreter war <strong>de</strong>r amerikanische<br />

Nationalökonom Irving Fisher. Er hatte in <strong>de</strong>r Weltwirtschaftskrise<br />

1930 sein Vermögen an <strong>de</strong>r Börse verloren <strong>und</strong><br />

lokalisierte das herrschen<strong>de</strong> Geldsystem als Ursache für das<br />

entstan<strong>de</strong><strong>ne</strong> Fiasko. Zahlreiche Probleme <strong>de</strong>s Finanzwesens<br />

sind <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Ursache geschul<strong>de</strong>t, dass die Banken Geld<br />

durch Kreditvergabe aus <strong>de</strong>m Nichts schöpfen kön<strong>ne</strong>n. Die<br />

Vertreter <strong>de</strong>r Vollgeldbewegung dagegen argumentieren, ei<strong>ne</strong><br />

Bank solle künftig nur noch das Geld verleihen, das ihr auch<br />

zu diesem Zwecke ausdrücklich anvertraut wur<strong>de</strong>. Das Geldschöpfungsmonopol<br />

<strong>de</strong>r Banken wäre am En<strong>de</strong>.<br />

Die Mo<strong>ne</strong>tative als Strömung <strong>de</strong>r Vollgeldbewegung<br />

Als Arm <strong>de</strong>r Vollgeldbewegung hat sich die Mo<strong>ne</strong>tative entwickelt.<br />

Die Ähnlichkeit zu <strong>de</strong>n Begriffen Judikative, Legislative<br />

<strong>und</strong> Exekutive ist kein Zufall, <strong>de</strong>nn es soll nicht weniger, ei<strong>ne</strong><br />

vierte staatliche Gewalt etabliert wer<strong>de</strong>n. Das Ziel <strong>de</strong>r Initiative<br />

lässt sich in drei Haupt-For<strong>de</strong>rungen zusammenfassen:<br />

1. Beendigung <strong>de</strong>r Geldschöpfung durch die Banken<br />

2. Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s staatlichen Vorrechts <strong>de</strong>r<br />

Geldschöpfung<br />

3. Inumlaufbringen <strong>ne</strong>uen Gel<strong>de</strong>s durch öffentliche<br />

Ausgaben<br />

Zu diesem Zwecke soll die Mo<strong>ne</strong>tative die Geldschöpfung<br />

über<strong>ne</strong>hmen, die ausführen<strong>de</strong> Behör<strong>de</strong> wäre dann die EZB<br />

bzw. die Bun<strong>de</strong>sbank.<br />

Wesentlicher Schritt wäre die Umwandlung bestehen<strong>de</strong>r Girokonten<br />

bzw. <strong>de</strong>ren Herauslösung aus <strong>de</strong>n Bankbilanzen. Das<br />

Giralgeld (geschöpftes Geld) wür<strong>de</strong> in Vollgeld umgewan<strong>de</strong>lt,<br />

was dann <strong>de</strong>n gleichen Status als gesetzliches Zahlungsmittel<br />

mit Annahmezwang erhielte wie Banknoten <strong>und</strong> Münzen. Es<br />

wäre ausfallsicher, da nicht Eigentum <strong>de</strong>r Bank. Im Gegensatz<br />

dazu ist Ihr Girokontoguthaben heute ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung gegen<br />

Ihre Bank!<br />

Konsequenz <strong>de</strong>r angedachten Reform: Die Bank kann Ihr Geld<br />

nicht mehr einfach so verleihen. Das Geld auf <strong>de</strong>m „<strong>ne</strong>uen“ Girokonto<br />

entspricht unter je<strong>de</strong>m Gesichtspunkt Geld, das sich<br />

in Ihrem Geldbeutel befin<strong>de</strong>t (außer dass es Ih<strong>ne</strong>n nicht abhan<strong>de</strong>nkommen<br />

kann). Damit ist es auch in Zeiten, in <strong>de</strong><strong>ne</strong>n<br />

es „nutzlos“ herum liegt, nicht Teil <strong>de</strong>s Geldkreislaufs. Eben<br />

wie bei gehortetem Bargeld. Natürlich wür<strong>de</strong> es darauf kei<strong>ne</strong><br />

Zinsen geben, son<strong>de</strong>rn nur Gebühren, die wohl <strong>de</strong>utlich höher<br />

lägen als heute.<br />

10


Geschäftsbanken dürfen kein <strong>ne</strong>ues Geld mehr schöpfen, nur<br />

die Zentralbank<br />

Banken könnten zwar weiter Geld verleihen, aber nur insoweit<br />

es Ih<strong>ne</strong>n selber gehört o<strong>de</strong>r aber von Kun<strong>de</strong>n zu eben diesem<br />

Zwecke anvertraut wird – also eben nicht Geld auf <strong>de</strong>m Girokonto.<br />

Giralgeldschöpfung wäre nicht mehr möglich. Die Kreditvergabe<br />

durch Geschäftsbanken wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>mzufolge <strong>de</strong>utlich<br />

zurückgehen, insbeson<strong>de</strong>re wäre sie limitiert durch die<br />

Summe an Kun<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn, die zu diesem Zwecke zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n plus das eige<strong>ne</strong> Vermögen <strong>de</strong>r Banken.<br />

Geldschöpfung an sich gäbe es schon noch – aber durchgeführt<br />

einzig <strong>und</strong> allei<strong>ne</strong> durch die Zentralbank, die damit vollständige<br />

Kontrolle über die Geldmenge hätte. Technisch liefe<br />

die Schöpfung so ab, dass die Zentralbank <strong>de</strong>m Staat <strong>ne</strong>ues<br />

Geld zinslos überlässt, dieser finanziert dann z.B. Infrastrukturmaßnahmen<br />

damit, das zusätzliche Geld fließt somit in <strong>de</strong>n<br />

Kreislauf. Bestehen<strong>de</strong>, auslaufen<strong>de</strong> Staatsschul<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>m gleichen Weg beglichen, sie wür<strong>de</strong>n also vollständig<br />

mo<strong>ne</strong>tarisiert. Wenn ei<strong>ne</strong> alte Staatsanleihe fällig wird, dann<br />

begleicht sie die Zentralbank mit <strong>ne</strong>uem Geld. Die Verfasser <strong>de</strong>r<br />

Initiative sprechen hier etwas beschönigend von ei<strong>ne</strong>r „hohen<br />

Übergangs-Seigniorage“. Am En<strong>de</strong> wür<strong>de</strong> die gesamte heute<br />

zirkulieren<strong>de</strong> Geldmenge in Vollgeld übergehen, die Geldmenge<br />

wür<strong>de</strong> sich exakt berechenbar entwickeln, nämlich genau<br />

in <strong>de</strong>m Maße, wie die Zentralbank <strong>ne</strong>ues Geld schafft.<br />

Die Mo<strong>ne</strong>tative soll übrigens von <strong>de</strong>r Regierung unabhängig<br />

sein, was man zumin<strong>de</strong>st in Zweifel ziehen darf. In <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>alvorstellung<br />

soll die Zentralbank dann das Geldmengenwachstum<br />

am geplanten Wachstum <strong>de</strong>r Wirtschaft ausrichten, was<br />

letztlich nach sozialistischer Planwirtschaft klingt.<br />

Bruttogeld (aktuell) vs. Nettogeldschöpfung (Vollgeld)<br />

Der markante Unterschied zwischen <strong>de</strong>r Giralgeldschöpfung<br />

durch Banken <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Vollgeldschöpfung durch ei<strong>ne</strong> Mo<strong>ne</strong>tative<br />

ist folgen<strong>de</strong>r: Das Giralgeld ist ei<strong>ne</strong> Bruttogeldschöpfung:<br />

Ei<strong>ne</strong>m <strong>ne</strong>uen Guthaben steht ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Verbindlichkeit in exakt<br />

gleicher Höhe gegenüber. Das staatliche Vollgeld dagegen<br />

entsteht in voller Höhe gänzlich <strong>ne</strong>u. Es entspricht <strong>de</strong>r Ausgabe/Verteilung<br />

<strong>ne</strong>uer Banknoten.<br />

Für <strong>de</strong>n Staat ei<strong>ne</strong> fei<strong>ne</strong> Sache – er entschul<strong>de</strong>t sich vollständig<br />

auf Kosten sei<strong>ne</strong>r Bürger, die erhöhte Inflation in Kauf <strong>ne</strong>hmen<br />

müssen. Vor allem <strong>de</strong>r erste Schub wäre enorm, da auslaufen<strong>de</strong><br />

Anleihen einfach durch <strong>ne</strong>ues Geld beglichen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r gesamte Systemwechsel natürlich von <strong>de</strong>n Marktteil<strong>ne</strong>hmern<br />

antizipiert wür<strong>de</strong>.<br />

Das Zinseszinsproblem übrigens wür<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Systemwechsel<br />

nicht gr<strong>und</strong>sätzlich gelöst. Denn wer <strong>de</strong>n Banken<br />

o<strong>de</strong>r Unter<strong>ne</strong>hmen Geld leiht, will dafür verständlicherweise<br />

Zinsen sehen. Die Geldmenge wür<strong>de</strong>, wie bereits im aktuellen<br />

System, weiter expo<strong>ne</strong>ntiell wachsen, versorgt durch die Mo<strong>ne</strong>tative.<br />

Der Traum je<strong>de</strong>s Sozialisten<br />

Ein Unterschied, <strong>de</strong>n viele sicherlich begrüßen wür<strong>de</strong>n, wäre<br />

ei<strong>ne</strong> weitgehen<strong>de</strong> Entmachtung <strong>de</strong>r Banken <strong>und</strong> die Tatsache,<br />

dass <strong>de</strong>r Staat kei<strong>ne</strong>n Zinsaufwand mehr hätte. Die größte Gefahr<br />

besteht wahrscheinlich darin, dass von Unabhängigkeit<br />

kei<strong>ne</strong> Re<strong>de</strong> sein kann <strong>und</strong> allerlei sozialistische Utopien, wie<br />

z.B. das bedingungslose Grun<strong>de</strong>inkommen, dann über die<br />

Mo<strong>ne</strong>tative finanziert wür<strong>de</strong>n. Wenn man sich ansieht, wer<br />

von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Politpromi<strong>ne</strong>nz dieses System unterstützt,<br />

fällt die Hülle endgültig: Oskar Lafontai<strong>ne</strong> <strong>und</strong> Sarah Wagenk<strong>ne</strong>cht.<br />

Banken, hört die Signale!<br />

Autor: Daniel Kühn<br />

11


Daniel Kühn<br />

Finanzmarktexperte<br />

Schul<strong>de</strong>n sind gut!<br />

Gordon Gekkos berühmtester Ausspruch im Klassiker „Wall Street“: Greed is good! Unser Geldsystem braucht <strong>ne</strong>ben Gier aber<br />

auch noch Schul<strong>de</strong>n, Schul<strong>de</strong>n, Schul<strong>de</strong>n. Die größte Gefahr für das System ist <strong>de</strong>r paralelle Versuch vieler Marktteil<strong>ne</strong>hmer, sich<br />

zu entschul<strong>de</strong>n.<br />

Im vorangegangen Artikel wird auf einige konstituieren<strong>de</strong> Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>s herrschen<strong>de</strong>n Geldsystems eingegangen.<br />

Es wird nicht umsonst auch „Schuldgeldsystem“ genannt.<br />

Neues Geld entsteht zum Großteil durch Geldschöpfung <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsbankensystems aufbauend auf <strong>de</strong>r Geldbasis,<br />

welche die Zentralbank schafft. Der Löwenanteil <strong>de</strong>s zirkulieren<strong>de</strong>n<br />

Gel<strong>de</strong>s, das die Wirtschaft befeuert, ist geschöpftes<br />

Giralgeld. Das Guthaben <strong>de</strong>r ei<strong>ne</strong>n ist die Verbindlichkeit <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren. Das sollte man in <strong>de</strong>r Diskussion nie vergessen.<br />

Seit <strong>de</strong>r Verschärfung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise ist viel davon die<br />

Re<strong>de</strong>, dass alle sparen sollen. Bayern will bis 2030 sogar<br />

völlig schul<strong>de</strong>nfrei sein. Aber wenn alle gleichzeitig sparen,<br />

bricht die Wirtschaft ein. Wenn alle gleichzeitig Schul<strong>de</strong>n abbauen<br />

wollen <strong>und</strong> nicht parallel an<strong>de</strong>re <strong>ne</strong>ue Schul<strong>de</strong>n machen,<br />

implodiert die Geldmenge. Warum?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich führt Schul<strong>de</strong>nmachen per se nicht zu ei<strong>ne</strong>r Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Geldmenge. Wenn Sie mir 100 EUR in bar leihen,<br />

dann wan<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Schein von Ihrem in mei<strong>ne</strong>n Geldbeutel.<br />

Wenn ein Unter<strong>ne</strong>hmen ei<strong>ne</strong> Anleihe begibt, <strong>und</strong> Sie zeich<strong>ne</strong>n<br />

diese Anleihe, dann wird <strong>de</strong>m Konto <strong>de</strong>s Unter<strong>ne</strong>hmens Geld<br />

gutgeschrieben <strong>und</strong> Ihrem abgebucht. In diesen Fällen bleibt<br />

die Geldmenge konstant (Zinsen außen vor gelassen).<br />

Die Geldmenge wird dann tangiert, wenn die Banken ins<br />

Spiel kommen. Ei<strong>ne</strong>n Kredit holen Sie sich in <strong>de</strong>r Regel bei<br />

<strong>de</strong>r Bank, <strong>und</strong> nicht beim Nachbarn. Die Bank schreibt Ih<strong>ne</strong>n<br />

Geld auf Ihrem Koto gut, erhöht die Bilanzsumme <strong>und</strong> kreiert<br />

so <strong>ne</strong>ues Geld („Giralgeldschöpfung“). Ebenso läuft es bei<br />

Unter<strong>ne</strong>hmenskrediten, die bei Banken genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Und wie ist es mit <strong>de</strong>n Staaten? Der Großteil <strong>de</strong>r Staatsverschuldung<br />

wird über Staatsanleihen aufgenommen. Zunächst<br />

könnte man an<strong>ne</strong>hmen, dass es sich um ei<strong>ne</strong>n geldmengen<strong>ne</strong>utralen<br />

Prozess han<strong>de</strong>lt: Sie kaufen Anleihen, <strong>und</strong><br />

damit wan<strong>de</strong>rt Geld von Ihrem Konto auf das Staatskonto.<br />

Das ist auch korrekt. Aber die größten Player auch in diesem<br />

Spiel sind die Banken, <strong>und</strong> wir wissen die Banken haben<br />

„Son<strong>de</strong>rrechte“.<br />

Ganz beson<strong>de</strong>rs wichtig ist in diesem Zusammenhang die<br />

Tatsache, dass Banken <strong>de</strong>n Kauf von Staatsanleihen nicht<br />

mit Eigenkapital unterlegen müssen. Wenn die Bank Ih<strong>ne</strong>n<br />

1000 EUR leiht, muss sie dafür in <strong>de</strong>r Regel 80 EUR (=8%)<br />

Eigenkapital vorhalten. Dieses Erfor<strong>de</strong>rnis ist die eigentliche<br />

Hür<strong>de</strong> für ungebremste Kreditvergabe. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist,<br />

dass ein Kredit risikobehaftet ist, die Bank muss Ausfallrisiken<br />

mit eige<strong>ne</strong>m Kapital abfe<strong>de</strong>rn.<br />

Nicht so aber bei Staatsanleihen. Wohl nicht ganz u<strong>ne</strong>igennützig<br />

haben die Staaten beschlossen, dass Staatsanleihen<br />

ausfallsicher sind. Somit ist auch von <strong>de</strong>n Banken kein Eigenkapital<br />

zu hinterlegen. Das führt zu <strong>de</strong>r grotesk anmuten<strong>de</strong>n<br />

Situation, dass es zu ei<strong>ne</strong>r beinahe beliebigen Aufblähung<br />

<strong>de</strong>r Bilanzsumme kommen kann.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die Geschäftsbanken Staatsanleihen<br />

bei <strong>de</strong>r Zentralbank als Sicherheit für Kredite hinterlegen<br />

kön<strong>ne</strong>n.<br />

12


Betrachten Sie isoliert ei<strong>ne</strong> einzige Bank, die 1 Mrd. EUR Zentralbankgeld<br />

für Anleihekäufe zur Verfügung hat. Sie kauft,<br />

verliert das Zentralbankgeld (was in <strong>de</strong>r gesamten Höhe<br />

noch nicht mal zwingend ist, es kommt darauf an wer die<br />

Verkäufer sind <strong>und</strong> wo sie ihre Konten haben) <strong>und</strong> hat nun<br />

Staatsanleihen im Depot. Die Woche drauf hinterlegt sie die<br />

<strong>ne</strong>uen Anleihen als Sicherheit, holt sich 1 Mrd. EUR Kredit<br />

bei <strong>de</strong>r EZB <strong>und</strong> kauft er<strong>ne</strong>ut Bonds… Dieses Spielchen kann<br />

ewig weitergehen, da die Bank kein Eigenkapital braucht, nur<br />

Zentralbankgeld.<br />

Was Sie hier lesen ist kei<strong>ne</strong> kru<strong>de</strong> Theorie, son<strong>de</strong>rn sogar die<br />

Hoffnung <strong>de</strong>r Politik <strong>und</strong> <strong>de</strong>r EZB. Die so genannten LTRO die<strong>ne</strong>n<br />

letztlich diesem Zweck.<br />

Wir kommen nun wie<strong>de</strong>r auf unsere Eingangsbemerkung<br />

zurück: Der Großteil <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Wirtschaft zirkulieren<strong>de</strong>n<br />

Gel<strong>de</strong>s ist geschöpftes Schuldgeld. In <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> gibt es<br />

<strong>de</strong>rzeit etwa 900 Mrd. EUR Bargeld, die Geldmenge M3 ist<br />

mehr als 10mal so hoch, wobei dieser Faktor bereits <strong>de</strong>utlich<br />

zurückgegangen ist, <strong>de</strong>nn die Kreditvergabe an Private<br />

<strong>und</strong> Unter<strong>ne</strong>hmen ist ins Stocken geraten. Was passiert nun,<br />

Anzeige<br />

wenn kei<strong>ne</strong>r mehr Schul<strong>de</strong>n machen will, <strong>und</strong> diejenigen die<br />

Schul<strong>de</strong>n haben diese begleichen wollen? Wird ein Kredit bei<br />

ei<strong>ne</strong>r Bank zurückgezahlt, dann wird dieses Geld „vernichtet“<br />

– das ist <strong>de</strong>r Gegenpart zum Schöpfen. Das ganze System<br />

basiert darauf, dass ständig mehr Kredit <strong>ne</strong>u vergeben/aufgenommen<br />

als getilgt wird. Schon ei<strong>ne</strong> Stagnation ist gefährlich,<br />

das Schrumpfen führt gera<strong>de</strong>wegs in ei<strong>ne</strong> <strong>de</strong>flationäre<br />

Spirale. Daran sollten Sie immer <strong>de</strong>nken, wenn vom globalen<br />

Schul<strong>de</strong>nabbau die Re<strong>de</strong> ist.<br />

Autor: Daniel Kühn<br />

Daniel Kühn, Diplom-Kaufmann, ist seit 15 Jahren als Tra<strong>de</strong>r an<br />

<strong>de</strong>r Börse aktiv. Für die BörseGo AG ist er seit 2003 tätig. Kühns<br />

Interessenschwerpunkte sind Makroökonomie, Geldtheorie,<br />

Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentale Aktienanalyse.<br />

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13


Gastbeitrag von Roland Klaus<br />

Finanzmarktexperte<br />

Ausweg aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nspirale – Wie man die Verschuldungskrise<br />

lösen könnte – ein unkonventio<strong>ne</strong>ller Vorschlag<br />

Roland Klaus sieht die <strong>de</strong>rzeitigen Vorschläge <strong>de</strong>r Politik zur Lösung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise als unzulänglich an.<br />

Die Rettungsaktio<strong>ne</strong>n <strong>de</strong>r europäischen Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik<br />

wer<strong>de</strong>n immer hektischer <strong>und</strong> offenk<strong>und</strong>ig verzweifelter.<br />

Rettungsschirme wer<strong>de</strong>n aufgesetzt, vergrößert,<br />

gehebelt. Staatliche Garantien wer<strong>de</strong>n zum Bestandteil taktischer<br />

Poker- <strong>und</strong> Machtspiele <strong>und</strong> entschei<strong>de</strong>n über die Zusammensetzung<br />

politischer Regierungen. Notenbanken fluten<br />

die Banken mit Geld, in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass diese ei<strong>ne</strong>n Teil <strong>de</strong>r<br />

Kredite an die Staaten weiterreichen. Nullzinsen wer<strong>de</strong>n auf<br />

Sicht mehrerer Jahre garantiert, um die Nutzung von Krediten<br />

zu befeuern.<br />

Doch all diese Überlegungen <strong>und</strong> Maßnahmen haben ei<strong>ne</strong>s<br />

gemeinsam: Sie versuchen, das Schul<strong>de</strong>nproblem dadurch<br />

zu lösen, dass <strong>ne</strong>ue Schul<strong>de</strong>n produziert wer<strong>de</strong>n. Selbst <strong>de</strong>r<br />

diskutierte Schul<strong>de</strong>nschnitt für Griechenland wür<strong>de</strong> in letzter<br />

Konsequenz kaum be<strong>de</strong>uten, dass Schul<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Welt<br />

geschafft wer<strong>de</strong>n. Denn zumin<strong>de</strong>st je<strong>ne</strong> Verluste, die im Bankensektor<br />

anfallen, wür<strong>de</strong>n zum großen Teil durch staatliche<br />

Hilfen aufgefangen wer<strong>de</strong>n müssen. Geld, das sich die Regierungen<br />

ihrerseits erst leihen müssten. Letztendlich han<strong>de</strong>lt es<br />

sich bei all diesen Vorschlägen nur um ei<strong>ne</strong> Verlagerung <strong>de</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>nlast von <strong>de</strong>n Schwachen auf die (noch) etwas Stärkeren.<br />

Die von <strong>de</strong>n Politikern krampfhaft erhoffte Lösung ei<strong>ne</strong>s Herauswachsens<br />

aus <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>n kann nicht funktionieren.<br />

Erst recht nicht in ei<strong>ne</strong>m Umfeld <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Abenddämmerung,<br />

die dazu führt, dass die Bevölkerung <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong><br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten voraussehbar<br />

schrumpfen wird. Denn Bevölkerungswachstum ist – <strong>ne</strong>ben<br />

steigen<strong>de</strong>r Produktivität – ei<strong>ne</strong>r <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n unabdingbaren<br />

Faktoren für wirtschaftliches Wachstum.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es also, die Schul<strong>de</strong>n nachhaltig<br />

zu reduzieren? Ei<strong>ne</strong> Möglichkeit besteht darin, das durchaus<br />

vorhan<strong>de</strong><strong>ne</strong> Nettovermögen <strong>de</strong>r Bürger Stück für Stück an <strong>de</strong>n<br />

Staat zu übertragen. Durch höhere Steuern <strong>und</strong> Abgaben <strong>und</strong><br />

durch geldpolitische Zinsmanipulatio<strong>ne</strong>n, die dazu führen,<br />

dass die einigermaßen soli<strong>de</strong>n staatlichen Schuld<strong>ne</strong>r, z.B.<br />

Deutschland, Zinsen für ihre Bun<strong>de</strong>sanleihen zahlen, die unter<br />

<strong>de</strong>r Inflationsrate liegen. Dies wür<strong>de</strong> be<strong>de</strong>uten, dass auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite für <strong>de</strong>n Sparer ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>gative Realrendite übrig<br />

bleiben wür<strong>de</strong>. Das Ergebnis wäre ein schleichen<strong>de</strong>r Vermögenstransfer<br />

vom Bürger zum Staat.<br />

In <strong>de</strong>r Theorie kann das durchaus funktionieren. In Deutschland<br />

stehen staatlichen Schul<strong>de</strong>n von 2 Billio<strong>ne</strong>n Euro ein<br />

Nettovermögen <strong>de</strong>r Bürger von 5 Billio<strong>ne</strong>n Euro gegenüber. In<br />

an<strong>de</strong>ren Staaten sind die Relatio<strong>ne</strong>n ähnlich. Doch die Praxis<br />

dürfte an<strong>de</strong>rs aussehen. Viele Bürger, vor allem die Reichen<br />

<strong>und</strong> Leistungsstarken, dürften sich dieser Form von finanzieller<br />

Repression durch Kapitalflucht o<strong>de</strong>r Auswan<strong>de</strong>rung entziehen.<br />

Es bleibt ei<strong>ne</strong> zweite Möglichkeit, die bislang nicht in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

diskutiert wird. Der Schul<strong>de</strong>nschnitt muss an ei<strong>ne</strong>r Stelle<br />

erfolgen, an <strong>de</strong>r er endgültig ist <strong>und</strong> nicht nur ei<strong>ne</strong> Verlagerung<br />

auf ei<strong>ne</strong>n an<strong>de</strong>ren Schuld<strong>ne</strong>r be<strong>de</strong>utet. Diese Stelle kann<br />

eigentlich nur ei<strong>ne</strong> Instanz sein, die das Geld selbst schöpft<br />

<strong>und</strong> kontrolliert: die Notenbank. Weltweit haben die großen<br />

Notenbanken bereits begon<strong>ne</strong>n, Staatsanleihen aufzukaufen.<br />

Das Fe<strong>de</strong>ral Reserve System ist bereits größter Gläubiger <strong>de</strong>r<br />

Vereinigten Staaten. Ähnlich sieht es in Großbritannien, Japan<br />

<strong>und</strong> – mit Einschränkungen – <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> aus.<br />

14


Nehmen wir nun an, dass die großen<br />

Notenbanken- möglicherweise in ei<strong>ne</strong>r<br />

konzertierten Aktion – auf die Rückzahlung<br />

<strong>de</strong>r von ih<strong>ne</strong>n gehalte<strong>ne</strong>n<br />

Staatsanleihen verzichten. Sie wür<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Regierungen in <strong>de</strong>m von ih<strong>ne</strong>n<br />

kontrollierten Währungsraum also ei<strong>ne</strong>n<br />

wesentlichen Teil ihrer Schul<strong>de</strong>n<br />

erlassen. Alle an<strong>de</strong>ren Besitzer von<br />

Staatsanleihen behalten dagegen ihre<br />

Ansprüche auf Zins <strong>und</strong> Rückzahlung<br />

bzw. verzichten lediglich in ei<strong>ne</strong>m Umfang,<br />

<strong>de</strong>r ihre Existenz nicht gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Damit könnte die Verschuldungsgrad<br />

vieler Staaten auf ein Niveau zurückgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, das ei<strong>ne</strong> Finanzierung<br />

durch private Gläubiger ermöglicht.<br />

Die Notenbanken, die ei<strong>ne</strong>n solchen Verzicht auf Rückzahlung<br />

gewähren, wären dadurch bilanziell überschul<strong>de</strong>t. Nötig wäre<br />

daher die politische Entscheidung, die Bilanzen <strong>de</strong>r Notenbanken<br />

<strong>ne</strong>u aufzusetzen <strong>und</strong> gewissermaßen bei Null starten zu<br />

lassen. Dies erscheint durchaus möglich, da die Notenbanken<br />

ja je<strong>ne</strong> Stellen sind, die monopolistisch über das Entstehen von<br />

Geld bestimmen. Ein solcher Schritt käme ei<strong>ne</strong>r Neuordnung<br />

<strong>de</strong>s Finanzsystems gleich, <strong>de</strong>r einfacher zu verdauen wäre<br />

als ein Zusammenbruch von Staaten <strong>und</strong> Bankensystem. Die<br />

Schul<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n quasi in ei<strong>ne</strong>m großen schwarzen Loch verschwin<strong>de</strong>n,<br />

das das Gegenstück zur enormen Geldschöpfung<br />

<strong>de</strong>r vergange<strong>ne</strong>n Jahre darstellt.<br />

Natürlich wäre ein solches Vorgehen nicht oh<strong>ne</strong> Nachteile. Es<br />

wür<strong>de</strong> diejenigen beloh<strong>ne</strong>n, die sich in <strong>de</strong>r Vergangenheit be<strong>de</strong>nkenlos<br />

hohe Schul<strong>de</strong>n aufgebür<strong>de</strong>t haben <strong>und</strong> auch je<strong>ne</strong>,<br />

die spekulative Anlagen in <strong>de</strong>n Schuldverschreibungen eben<br />

dieser Schuld<strong>ne</strong>r getätigt haben. Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

<strong>de</strong>s Moral Hazard kommt ein solches Vorgehen daher ei<strong>ne</strong>m<br />

Sün<strong>de</strong>nfall erster Kategorie gleich. Dennoch erscheint es als<br />

das klei<strong>ne</strong>re Übel, wenn man es mit ei<strong>ne</strong>m Zusammenbruch<br />

<strong>de</strong>s Staaten- <strong>und</strong> Finanzsystems unter sei<strong>ne</strong>n hohen Schul<strong>de</strong>n<br />

vergleicht.<br />

Um längerfristig wirksam zu sein <strong>und</strong> um die genannten Moral<br />

Hazard Probleme zumin<strong>de</strong>st einzudämmen, dürfte ein solcher<br />

Mega-Schul<strong>de</strong>nschnitt nicht isoliert<br />

stehen. Er müsste gemeinsam mit<br />

weiteren Maßnahmen beschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, die verhin<strong>de</strong>rn, dass sich die<br />

Situation durch das er<strong>ne</strong>ute Auftürmen<br />

von Schul<strong>de</strong>n in kurzer Zeit er<strong>ne</strong>ut<br />

zuspitzt. Dazu könnten folgen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen gehören, die Schuld<strong>ne</strong>r<br />

<strong>und</strong> Gläubiger stärker an die Kandare<br />

<strong>ne</strong>hmen: Erstens ei<strong>ne</strong> verbindliche<br />

Einführung von Schul<strong>de</strong>nbremsen für<br />

sämtliche Regierungen, die von <strong>de</strong>m<br />

Schul<strong>de</strong>nschnitt profitieren. Zweitens:<br />

Klare <strong>und</strong> unverrückbare No-Bailout-<br />

Regeln für die Eurozo<strong>ne</strong>, verbun<strong>de</strong>n<br />

mit Sanktionsmechanismen, die ei<strong>ne</strong>n<br />

zwangsweisen Austritt einzel<strong>ne</strong>r<br />

Staaten bei Verstoß gegen diese Schul<strong>de</strong>nbremsen vorsehen.<br />

Drittens die Einführung ei<strong>ne</strong>s Trennbankensystems nach US-<br />

Vorbild, das verhin<strong>de</strong>rt, das überbor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Spekulation von Instituten<br />

zu Schieflagen von systemisch wichtigen Banken führen<br />

kann. Wer zocken will, kann das tun. Er kann dann jedoch<br />

nicht damit rech<strong>ne</strong>n, dass er von Staaten o<strong>de</strong>r Zentralbanken<br />

aufgefangen wird. Viertens – <strong>und</strong> das ist vielleicht die wichtigste<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig komplizierteste For<strong>de</strong>rung – die Abkehr<br />

vom rei<strong>ne</strong>n Papiergeldsystem <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> stärkere Orientierung<br />

hin zu ei<strong>ne</strong>m ge<strong>de</strong>ckten Geldsystem.<br />

Roland Klaus arbeitet als freier Journalist <strong>und</strong> Analyst in Frankfurt<br />

am Main. Für <strong>de</strong>n amerikanischen Finanzsen<strong>de</strong>r CNBC<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von<br />

<strong>de</strong>r Frankfurter Börse. In sei<strong>ne</strong>m Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“<br />

entwirft er ei<strong>ne</strong> Analyse <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise <strong>und</strong><br />

liefert Ratschläge, wie man sich auf die entstehen<strong>de</strong>n Risiken<br />

einstellen kann. Sie erreichen ihn unter <strong>www</strong>.wirtschaftlicheselbstverteidigung.<strong>de</strong><br />

15


Interview mit Max Otte<br />

Finanzmarktexperte<br />

„Langfristig steht IMMER ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevor“<br />

Der Finanzmarktexperte Max Otte im Interview: Wie stehen die Chancen für Inflation <strong>und</strong> Deflation? Welche <strong>ne</strong>uen Anreize braucht<br />

das etablierte Geldsystem, um besser zu funktionieren? Droht kurzfristig ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong>?<br />

Die Sorge vor Inflation gehört bei <strong>de</strong>n Deutschen schon fast<br />

zum Genco<strong>de</strong>. Wie hoch schätzen Sie die Gefahr von nachhaltig<br />

stark steigen<strong>de</strong>n Preisen ein?<br />

Zunächst einmal muss man das Wort „Gefahr“ hinterfragen. Die<br />

aktuellen Schul<strong>de</strong>nberge kön<strong>ne</strong>n durch Wachstum <strong>und</strong> Sparen<br />

allei<strong>ne</strong> nicht abgetragen wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m wirkt sich Sparen zunächst<br />

sehr <strong>ne</strong>gativ auf das Wachstum aus. Es gibt nur zwei<br />

weitere Wege, die Schul<strong>de</strong>n zu reduzieren: Schul<strong>de</strong><strong>ne</strong>rlasse<br />

bzw. geord<strong>ne</strong>te Insolvenzen <strong>und</strong> Inflation. Die Situation ist noch<br />

dieselbe wie vor drei Jahren. Die Welt balanciert auf ei<strong>ne</strong>m haarscharfen<br />

Grat zwischen Inflation <strong>und</strong> Deflation. Und in dieser Situation<br />

hoffe, ich dass wir eher Inflation als Deflation bekommen<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die Konsequenzen ei<strong>ne</strong>r Deflation wären fürchterlich.<br />

Das wissen die Notenbanken auch. Insbeson<strong>de</strong>re die amerikanische<br />

Fed <strong>und</strong> die Bank of England fahren ei<strong>ne</strong>n inflationären<br />

Kurs. Dennoch stehen die Chancen für Inflation bestenfalls<br />

3:1 o<strong>de</strong>r 4:1. Ein signifikantes Restrisiko <strong>de</strong>r Deflation bleibt.<br />

Steht unser Geldsystem vor <strong>de</strong>m Zusammenbruch?<br />

Wer „Dieses Mal ist alles an<strong>de</strong>rs“ von Ken<strong>ne</strong>th Rogoff <strong>und</strong> Carmen<br />

Reinhart gelesen hat, das die Lehren aus vier Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

Finanzkrisen zieht, o<strong>de</strong>r „Schul<strong>de</strong>n – die ersten 5000 Jahre“ von<br />

David Graeber, <strong>de</strong>r weiß, dass Geldsysteme schon mehrmals mit<br />

Reset <strong>ne</strong>u gestartet wur<strong>de</strong>n. In Israel wur<strong>de</strong>n zum Beispiel alle<br />

12 Jahre alle Schul<strong>de</strong>n erlassen. Ich kann die F<strong>und</strong>amentalkritik<br />

am Geldsystem nicht teilen: wir benötigen in ei<strong>ne</strong>r komplexen, arbeitsteiligen<br />

Wirtschaft sowohl Geld als auch Zins, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Zins<br />

ist <strong>de</strong>r Anreiz zur Kapitalbildung. Problematisch wird es, wenn<br />

vor allem mit Geld Geld verdient wird. Dies ist aber weniger ei<strong>ne</strong><br />

Frage <strong>de</strong>s Geldsystems, als <strong>de</strong>r Finanzmarkt- o<strong>de</strong>r Geldregulierung<br />

<strong>und</strong> ei<strong>ne</strong>r strengen Notenbankpolitik. Auch die Einführung<br />

von 100-%-Geld, ein Vorschlag <strong>de</strong>r von Professor Peukert an<br />

<strong>de</strong>r Universität Erfurt wie<strong>de</strong>r aufgegriffen wur<strong>de</strong>, könnte helfen,<br />

ebenso wie ei<strong>ne</strong> konsequente Notenbankpolitik. Zu<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong><br />

ei<strong>ne</strong> aktive Umverteilungspolitik, welche rei<strong>ne</strong> Finanzgeschäfte<br />

erschwert <strong>und</strong> die Investition in die Realwirtschaft erleichtert –<br />

<strong>de</strong>rzeit ist es umgekehrt – die Anreize wie<strong>de</strong>r richtig setzen.<br />

Steht uns womöglich ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevor?<br />

Langfristig steht IMMER ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong> bevor. Die Frage<br />

ist wie langfristig. Bei <strong>de</strong>r römischen Währung dauerte es zum<br />

Beispiel 500 Jahre. Ich glaube schon, dass <strong>de</strong>r Euro in <strong>de</strong>r jetzigen<br />

Form langfristig nicht haltbar ist <strong>und</strong> dass einige Län<strong>de</strong>r<br />

ausschei<strong>de</strong>n müssen. Außer<strong>de</strong>m müssen wir durch Insolvenzen<br />

o<strong>de</strong>r Umschuldungen die Schul<strong>de</strong>n senken. Sonst bleibt nur<br />

<strong>de</strong>r Weg über Wä<strong>hrungsreform</strong> <strong>und</strong> Währungsumstellung. Für<br />

die nächsten 3-4 Jahre schließe ich diese Gefahr jedoch aus.<br />

Die Fragen stellte Helge Rehbein<br />

Max Otte ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Worms, seit 2011 zusätzlich Professor für Unter<strong>ne</strong>hmensanalyse<br />

an <strong>de</strong>r Universität Graz. Otte ist zugleich als<br />

unabhängiger Kapitalanlageexperte tätig. Sein 2003 von ihm<br />

gegrün<strong>de</strong>tes Institut für Vermögensentwicklung (IFVE) vermarktet<br />

sei<strong>ne</strong> Theorien zur Vermögensentwicklung für Privatinvestoren.<br />

Der Finanzmarktexperte sagte in sei<strong>ne</strong>m 2006 erschie<strong>ne</strong><strong>ne</strong>n Bestseller<br />

„Der Crash kommt: Die <strong>ne</strong>ue Weltwirtschaftskrise <strong>und</strong> wie<br />

Sie sich darauf vorbereiten“ – <strong>de</strong>r inzwischen mit <strong>de</strong>utlich mehr als<br />

ei<strong>ne</strong>r halben Million verkauften Exemplaren in <strong>de</strong>r 19. Auflage vorliegt<br />

– die Finanzkrise <strong>de</strong>s Jahres 2008 voraus <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> damit<br />

weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Otte ist aufgr<strong>und</strong><br />

sei<strong>ne</strong>r pointiert zugespitzten, luzi<strong>de</strong>n Meinungsäußerungen zu aktuellen<br />

Wirtschaftsfragen gern gesehe<strong>ne</strong>r Gast in <strong>de</strong>n Medien.<br />

16


Andreas Hoose<br />

Finanzmarktexperte<br />

Ein Rückblick auf Wä<strong>hrungsreform</strong>en <strong>und</strong> Staatsbankrotte –<br />

Das Märchen vom stabilen Geld ...<br />

Sieht man sich die aktuellen Entwicklungen in unserem Finanzsystem an, <strong>und</strong> hört man sich dazu bei <strong>de</strong>n „Leuten auf <strong>de</strong>r Straße“<br />

um, dann bemerkt man immer öfter ei<strong>ne</strong> Art diffuse Verunsicherung. Immer mehr Menschen schei<strong>ne</strong>n das Gefühl zu haben, dass<br />

da „irgen<strong>de</strong>twas kommt“ – oh<strong>ne</strong> genau sagen zu kön<strong>ne</strong>n, was das sein könnte.<br />

Noch vor zwei o<strong>de</strong>r drei Jahren wur<strong>de</strong>n kritische Kommentatoren<br />

schief angesehen, wenn sie die Möglichkeit ei<strong>ne</strong>r Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

zur Diskussion stellten. Ist es das, was uns bevorstehen<br />

könnte? Spüren die Menschen intuitiv, dass sie auch<br />

heute wie<strong>de</strong>r in ganz großem Stil betrogen wer<strong>de</strong>n? Es heißt,<br />

die Geschichte wie<strong>de</strong>rholt sich nicht, aber sie reimt sich. Gehen<br />

wir also einmal <strong>de</strong>r Frage nach, wie das alles angefangen hat:<br />

Seit Ausbruch <strong>de</strong>r Finanzkrise im Sommer 2007 wird regelmäßig<br />

das Versagen <strong>de</strong>r Märkte beklagt. Das System freier Marktkräfte<br />

sei gescheitert. So erklären es uns die Politiker mit sorgenvoller<br />

Mie<strong>ne</strong>. Die Märkte müssten <strong>de</strong>shalb an die Kette gelegt <strong>und</strong> reguliert<br />

wer<strong>de</strong>n, dabei müsse man mit harter Hand durchgreifen...<br />

Was Medien <strong>und</strong> Politik verschweigen: Es gibt überhaupt kei<strong>ne</strong><br />

freien Märkte. Wäre <strong>de</strong>m nicht so, gäbe es viele <strong>de</strong>r heutigen<br />

Probleme überhaupt nicht: Weite Teile <strong>de</strong>s Bankensektors wären<br />

längst pleite <strong>und</strong> abgewickelt. Griechenland <strong>und</strong> Portugal<br />

hätten <strong>de</strong>n Euro nie bekommen...<br />

Statt<strong>de</strong>ssen wird nun das Bankensystem „gerettet“. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

wer<strong>de</strong>n ganze Staaten auf Kosten <strong>de</strong>r Allgemeinheit vor <strong>de</strong>r<br />

Pleite bewahrt. Und die Politiker tun so, als sei dies im Interesse<br />

<strong>de</strong>s Volkes. Die Wahrheit ist: Gescheitert sind nicht die freien<br />

Märkte. Gescheitert ist ein System <strong>de</strong>r Regulierung, <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Eingriffe <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Verflechtung von Banken, Medien <strong>und</strong><br />

Regierungen.<br />

Gescheitert ist vor allem aber ein System, in <strong>de</strong>m Schul<strong>de</strong>n,<br />

billiges Geld <strong>und</strong> ein Übermaß an Krediten zum Allheilmittel<br />

stilisiert wur<strong>de</strong>n. Doch anstatt <strong>de</strong>n Menschen die Wahrheit zu<br />

sagen <strong>und</strong> die Probleme anzugehen, wird die Entwicklung mit<br />

immer mehr billigem Geld <strong>und</strong> noch mehr Regulierung auf die<br />

Spitze getrieben.<br />

Nun könnte man an<strong>ne</strong>hmen, das alles sei in <strong>de</strong>r Geschichte ein<br />

einmaliger Vorgang. Wir Menschen <strong>ne</strong>igen ja dazu, uns selbst<br />

<strong>und</strong> unsere eige<strong>ne</strong>n Erfahrungen beson<strong>de</strong>rs wichtig zu <strong>ne</strong>hmen.<br />

Doch ein Blick in die Geschichte <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s zeigt, dass<br />

<strong>de</strong>r großangelegte Betrug an <strong>de</strong>r Allgemeinheit ei<strong>ne</strong> lange Tradition<br />

hat.<br />

Geld <strong>und</strong> Betrug: Zwei Seiten ei<strong>ne</strong>r Medaille<br />

Schon im antiken Rom begann ei<strong>ne</strong> Entwicklung, die sich wie<br />

ein roter Fa<strong>de</strong>n durch die Geschichte zieht: Bis heute lassen die<br />

regieren<strong>de</strong>n Klassen nichts unversucht, um die Bevölkerung mit<br />

<strong>de</strong>m jeweils umlaufen<strong>de</strong>n Geld zu betrügen. Das Gr<strong>und</strong>prinzip<br />

ist <strong>de</strong>nkbar einfach: Durch schleichen<strong>de</strong> Münzverschlechterungen,<br />

ei<strong>ne</strong>r Frühform <strong>de</strong>r Inflation, bei <strong>de</strong>r die römischen Kaiser<br />

<strong>de</strong>n Gold- o<strong>de</strong>r Silbergehalt <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n Münzen heimlich<br />

verringerten, sank <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s unaufhaltsam. Mit <strong>de</strong>r<br />

Einführung <strong>de</strong>s Papiergel<strong>de</strong>s sollte dieses System sehr viel später<br />

zur Perfektion entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Was ist <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> für dieses Vorgehen? Und warum wer<strong>de</strong>n die<br />

Menschen betrogen, wenn <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s immer weiter<br />

sinkt? Ursache <strong>de</strong>s staatlichen Betruges an <strong>de</strong>r eige<strong>ne</strong>n Bevölkerung<br />

ist die Tatsache, dass <strong>de</strong>r Kapitalhunger von Regierungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich u<strong>ne</strong>rschöpflich ist. Zu Zeiten <strong>de</strong>r römischen<br />

17


Regenten, die mit <strong>de</strong>m Geldbetrug ihren aufwendigen Lebenswan<strong>de</strong>l<br />

<strong>und</strong> kostspielige Feldzüge finanzierten, war das nicht<br />

an<strong>de</strong>rs als im Zeitalter von „Rettungspaketen“ für wanken<strong>de</strong><br />

Volkswirtschaften <strong>de</strong>r Euro-Zo<strong>ne</strong>. Die Grün<strong>de</strong>, warum Regierungen<br />

die eige<strong>ne</strong> Bevölkerung über ei<strong>ne</strong> Abwertung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

betrügen, sind vielfältig <strong>und</strong> variieren im geschichtlichen Ablauf.<br />

Das Ergebnis ist jedoch immer das Gleiche: Am En<strong>de</strong> zahlen die<br />

Bürger die Zeche für Schul<strong>de</strong>nwahnsinn, Misswirtschaft <strong>und</strong><br />

Kriegstreiberei.<br />

Geld, <strong>und</strong> das wird ger<strong>ne</strong> vergessen, ist im ursprünglichen Sin<strong>ne</strong><br />

ja kein Geschöpf <strong>de</strong>s Staates, es ist vielmehr ein Produkt <strong>de</strong>s<br />

wirtschaftlichen Warenverkehrs: Geld ist <strong>de</strong>r aus ei<strong>ne</strong>r Leistung<br />

entstan<strong>de</strong><strong>ne</strong> Rechtsanspruch auf ei<strong>ne</strong> gleichwertige Gegenleistung.<br />

Und genau an dieser Stelle setzt das an, was wir heute<br />

Inflation <strong>ne</strong>n<strong>ne</strong>n. Der betrügerische Trick, <strong>de</strong>n die Regierungen<br />

seit Jahrhun<strong>de</strong>rten anwen<strong>de</strong>n, liegt darin, dass <strong>de</strong>r Maßstab<br />

Ware gegen Geld heimlich verän<strong>de</strong>rt wird:<br />

Die Menschen erhalten nur noch halb so viel reale Gegenleistung<br />

für ihre Arbeit, wenn <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s heimlich um die<br />

Hälfte gesenkt wird. Erst allmählich spricht sich herum, dass<br />

das Geld weniger Kaufkraft besitzt. Deshalb steigen die Preise<br />

für reale Güter <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb verlangen die Menschen irgendwann<br />

doppelt so viel Geld für ihre Arbeit. Doch die Regierung hat<br />

<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s schon wie<strong>de</strong>r unbemerkt gesenkt - <strong>und</strong> die<br />

Bürger wer<strong>de</strong>n er<strong>ne</strong>ut betrogen...<br />

Gel<strong>de</strong>ntwertung, <strong>und</strong> das ist für das historische Verständnis<br />

wichtig, hat immer nur ei<strong>ne</strong> Ursache: Ei<strong>ne</strong> willkürliche, künstliche<br />

Vermehrung <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n Geldmenge. Und sie hat<br />

immer nur ei<strong>ne</strong> Auswirkung: Die Kaufkraft <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s geht<br />

verloren, was zu ei<strong>ne</strong>m scheinbaren Anstieg <strong>de</strong>r Preise führt.<br />

Scheinbar <strong>de</strong>shalb, weil in Wahrheit ja nicht die Preise steigen,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s verfällt. Inflation ist <strong>de</strong>shalb ei<strong>ne</strong><br />

indirekte Steuer <strong>de</strong>s Staates <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> unbemerkte, weil meist<br />

schleichen<strong>de</strong> Konfiszierung <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> sparen<strong>de</strong>n Bürger.<br />

Auf diese Weise war schon im alten Rom <strong>de</strong>r Silbergehalt <strong>de</strong>s<br />

sei<strong>ne</strong>rzeit gängigen Denar in<strong>ne</strong>rhalb weniger Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

von 100 auf etwa fünf Prozent gesunken. Ganz ähnlich verhält<br />

es sich heute mit unserem Papiergeld, etwa <strong>de</strong>m US-Dollar<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Euro: Die reale Kaufkraft sinkt kontinuierlich, aber<br />

auch dies geschieht so langsam, dass es kaum jeman<strong>de</strong>m<br />

auffällt. Am En<strong>de</strong> dieses Prozesses stehen oftmals Wä<strong>hrungsreform</strong>en<br />

<strong>und</strong> Staatsbankrotte. Doch auch das ist überhaupt<br />

nichts Neues:<br />

Die erste Wä<strong>hrungsreform</strong>...<br />

Schon lange vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s alten Römischen Reiches war<br />

das Vertrauen in das römische Geld durch die kontinuierliche<br />

Abwertung <strong>de</strong>rart zerstört, dass nur noch ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

helfen konnte. Im Jahr 309 führte Kaiser Constantin <strong>de</strong>n „Aureus<br />

Solidus“ ein. Dieser trug an<strong>de</strong>rs als sein Vorgänger <strong>de</strong>n lateinischen<br />

Zusatz „fest, zuverlässig, soli<strong>de</strong>“. Auch dies erin<strong>ne</strong>rt an<br />

<strong>ne</strong>uzeitliche Gepflogenheiten: Mit <strong>de</strong>r <strong>ne</strong>uen Bezeichnung sollte<br />

gleichzeitig ei<strong>ne</strong> Wen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r katastrophalen Geldpolitik <strong>de</strong>r römischen<br />

Kaiser signalisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ab <strong>de</strong>m Jahr 324 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Aureus Solidus“ zur Standardgoldmünze<br />

im gesamten Römischen Reich. Geän<strong>de</strong>rt hatte sich dadurch<br />

freilich nichts, <strong>und</strong> von ei<strong>ne</strong>r soli<strong>de</strong>n Geldpolitik konnte<br />

schon gar kei<strong>ne</strong> Re<strong>de</strong> sein: Historiker gehen heute davon aus,<br />

dass die fortgesetzte Verschlechterung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s ei<strong>ne</strong>r <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Untergang <strong>de</strong>s antiken Römischen<br />

Reiches im 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt war.<br />

Die erste Wä<strong>hrungsreform</strong> im alten Rom brachte <strong>de</strong>n Menschen<br />

<strong>ne</strong>ues Geld: Der „Aureus Solidus“ sollte beson<strong>de</strong>rs soli<strong>de</strong> sein.<br />

Lei<strong>de</strong>r war das ein Märchen, wie so vieles in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Gel<strong>de</strong>s...<br />

Vom frühen Mittelalter unter <strong>de</strong>r Regentschaft Karls <strong>de</strong>s Großen<br />

bis zu Beginn <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n die Menschen<br />

in Europa auf diese o<strong>de</strong>r ähnliche Weise immer wie<strong>de</strong>r um ihre<br />

Ersparnisse gebracht: Nach<strong>de</strong>m die Regierungen anfangs<br />

noch <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lmetallgehalt <strong>de</strong>r Münzen mühsam verringert<br />

hatten, etwa, in<strong>de</strong>m an <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Münzen ein wenig<br />

Metall abgetragen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Silbermünzen Kupfer beigemischt<br />

wur<strong>de</strong>, ging man später dazu über, die Münzen einfach einzuziehen<br />

<strong>und</strong> für ungültig zu erklären. Die Münzen kamen „in<br />

Verruf“, wie man das nannte. Um die Staatskasse aufzufüllen,<br />

wur<strong>de</strong>n solche als „Münzreform“ bezeich<strong>ne</strong>ten Wä<strong>hrungsreform</strong>en<br />

zur damaligen Zeit mitunter mehrmals im Jahr durchgeführt.<br />

18


Die erste Hyperinflation...<br />

Das Papiergeld war noch gar nicht erdacht, da erlebten Teile<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bevölkerung ei<strong>ne</strong>n ersten Vorgeschmack auf<br />

kommen<strong>de</strong> Entwicklungen: In <strong>de</strong>n Jahren von 1457 bis 1460<br />

kam es zur ersten großen mo<strong>ne</strong>tär bedingten Inflation <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Geldgeschichte. Aufgr<strong>und</strong> notorisch leerer Kassen<br />

<strong>und</strong> weil Silber knapp gewor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong>n in Österreich <strong>und</strong><br />

Bayern min<strong>de</strong>rwertige, also stark kupferhaltige Pfennige in<br />

größeren Stückzahlen geprägt. Bis in das Jahr 1458 war <strong>de</strong>r<br />

Wertverlust dieser Pfennige noch im Rahmen geblieben, abzulesen<br />

an <strong>de</strong>r Kursentwicklung zum ungarischen Goldgul<strong>de</strong>n:<br />

Um 1455 kostete <strong>de</strong>r Goldgul<strong>de</strong>n 240 Pfennige, En<strong>de</strong> 1458<br />

waren es 300 Pfennige. Aber schon an<strong>de</strong>rthalb Jahre später<br />

erreichte die Gel<strong>de</strong>ntwertung dramatische Ausmaße: Am 17.<br />

April 1460 mussten 3.686 Pfennige für ei<strong>ne</strong>n Goldgul<strong>de</strong>n getauscht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gel<strong>de</strong>ntwertung hatte rasante Preissteigerungen bei <strong>de</strong>n<br />

Gütern <strong>de</strong>s täglichen Bedarfs zur Folge. Brot, Salz <strong>und</strong> Mehl<br />

wur<strong>de</strong>n für viele Bürger unbezahlbar. Es kam zu Hungersnöten<br />

<strong>und</strong> Aufstän<strong>de</strong>n. Für die Menschen war das ei<strong>ne</strong> völlig <strong>ne</strong>ue <strong>und</strong><br />

schockieren<strong>de</strong> Erfahrung. Bislang waren Preisanstiege allenfalls<br />

durch Missernten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nicht-mo<strong>ne</strong>täre Ereignisse<br />

ausgelöst wor<strong>de</strong>n. Jetzt aber war die praktisch täglich spürbare<br />

Münzverschlechterung verantwortlich für die immensen Preissteigerungen.<br />

Schließlich wollte niemand mehr die kupfer<strong>ne</strong>n<br />

Pfennige an<strong>ne</strong>hmen, <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l stockte, weite Teile <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

verarmten.<br />

Geld – ganz oh<strong>ne</strong> Wert!<br />

Mit <strong>de</strong>m Papiergel<strong>de</strong>xperiment <strong>de</strong>s Schotten John Law in Frankreich<br />

wur<strong>de</strong> das Kapitel <strong>de</strong>r mühsamen Münzverschlechterung<br />

zu <strong>de</strong>n Akten gelegt. „Geld muss nicht aus Gold sein“, sagte Jon<br />

Law. Man kann dafür genauso gut Papier verwen<strong>de</strong>n. Und weil<br />

sich diese unglaubliche I<strong>de</strong>e wie ein Lauffeuer über die ganze<br />

Welt verbreitete, kann man sagen, dass <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>r<strong>ne</strong> Kapitalismus,<br />

dass die Finanzkrise <strong>und</strong> die Rettungspakete für <strong>de</strong>n Euro<br />

an je<strong>ne</strong>m 21. April 1671 ihren Ursprung haben, an <strong>de</strong>m John<br />

Law auf die Welt kam.<br />

Bei sei<strong>ne</strong>m Vater, ei<strong>ne</strong>m Goldschmied, hatte <strong>de</strong>r klei<strong>ne</strong> John<br />

seltsame Dinge beobachtet: Wenn ein Kun<strong>de</strong> knapp bei Kas-<br />

se war, dann half <strong>de</strong>r Vater manchmal mit ein paar Pf<strong>und</strong> aus.<br />

Doch was passierte plötzlich? Das, was wir heute ei<strong>ne</strong>n Kredit<br />

<strong>ne</strong>n<strong>ne</strong>n, ermöglichte es <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n sei<strong>ne</strong>rseits Waren zu<br />

kaufen, obwohl er selbst gar kein Geld hatte. Das besaß er erst,<br />

wenn er sei<strong>ne</strong> Waren mit Gewinn weiterverkauft hatte. Davon<br />

beglich er die Schul<strong>de</strong>n bei Johns Vater, <strong>de</strong>r dafür <strong>de</strong>n Zins kassierte.<br />

Ei<strong>ne</strong>n Teil <strong>de</strong>s Gewinns behielt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> für sich selbst,<br />

hatte plötzlich also Geld...<br />

Das ist es! Ein Kredit, das hat Law sofort begriffen, lässt Wohlstand<br />

dort entstehen, wo vorher überhaupt nichts ist. Und je<br />

mehr Kredit gegeben wird, <strong>de</strong>sto größer wird <strong>de</strong>r daraus entstehen<strong>de</strong><br />

Wohlstand. Im Jahr 1705, Law ist 34 Jahre alt, entwirft<br />

er daraus ei<strong>ne</strong>n revolutionären Plan für ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Wirtschaftsordnung,<br />

<strong>de</strong>r sich in ei<strong>ne</strong>m Satz zusammenfassen lässt: Papier<br />

soll zu Geld wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> staatliche Bank soll die Schei<strong>ne</strong><br />

dafür drucken!<br />

Die französische Regierung, die wegen <strong>de</strong>r zerrütteten Staatsfinanzen<br />

mit <strong>de</strong>m Rücken zur Wand steht, wagt das Experiment.<br />

Das Vorhaben scheitert vor allem daran, dass ganz ähnlich wie<br />

bei späteren Gelegenheiten viel zu viel Geld in Umlauf gebracht<br />

wird. Am En<strong>de</strong> ist nicht nur <strong>de</strong>r Staat bankrott, son<strong>de</strong>rn auch fast<br />

alle sei<strong>ne</strong> Bürger. Doch schon bald sollte die I<strong>de</strong>e wie<strong>de</strong>r aufgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n: Der Gedanke, Geld aus Papier zu erschaffen<br />

war so verlockend, dass die Regierungen bis heute an <strong>de</strong>m System<br />

festhalten. Künftig sollte allerdings ein Fe<strong>de</strong>rstrich genügen,<br />

um Papiergeld in beliebiger Menge herzustellen...<br />

Ein klei<strong>ne</strong>s Hin<strong>de</strong>rnis war auf <strong>de</strong>m Weg dorthin allerdings noch<br />

zu beseitigen: Das Gold als stabilisieren<strong>de</strong>r Anker ei<strong>ne</strong>r ungebremsten<br />

staatlichen Schul<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Enteignungspolitik. In <strong>de</strong>r<br />

letzten Phase <strong>de</strong>s staatlichen Geldbetruges fiel auch diese Hür<strong>de</strong>.<br />

Weil die ungezügelte Ausweitung <strong>de</strong>r Geldmenge <strong>und</strong> die<br />

Enteignung <strong>de</strong>r Bürger über Inflation staatlich gewollt sind, wur<strong>de</strong><br />

im Jahr 1971 die Deckung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s durch Gold endgültig<br />

abgeschafft. Seither ist nicht mehr das Gold <strong>de</strong>r Maßstab für<br />

„soli<strong>de</strong>s Geld“, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r US-Dollar.<br />

Damit haben wir heute ei<strong>ne</strong>n Punkt erreicht, an <strong>de</strong>m Geld nur<br />

noch ei<strong>ne</strong>n „Wert“ hat, solange die Bürger darauf vertrauen,<br />

dass <strong>de</strong>r Staat die „Gültigkeit“ sei<strong>ne</strong>s „gesetzlichen Zahlungsmittels“<br />

sicherstellt. Doch wie wir gesehen haben, hat <strong>de</strong>r Staat<br />

genau daran überhaupt kein Interesse. Ei<strong>ne</strong> soli<strong>de</strong> staatliche<br />

19


Geldpolitik ist sozusagen kontraproduktiv, weil sie <strong>de</strong>m staatlichen<br />

Zugriff auf das Vermögen <strong>de</strong>r Bürger entgegensteht.<br />

Fassen wir also zusammen:<br />

In <strong>de</strong>r ersten Phase <strong>de</strong>s staatlichen Geldbetrugs wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wert <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n Münzen immer weiter verringert. Dies<br />

geschah durch Absenkung <strong>de</strong>s E<strong>de</strong>lmetall-Gehalts o<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>m<br />

die Münzen vollständig für wertlos erklärt wur<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>s Papiergel<strong>de</strong>s im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong><br />

die zweite Phase <strong>de</strong>s staatlichen Geldbetrugs eingeleitet: Der<br />

Staat sorgte jetzt dafür, dass mehr Kredit ausgegeben wur<strong>de</strong><br />

als Gold vorhan<strong>de</strong>n war. Viel mehr. Auf diese Weise wur<strong>de</strong>n<br />

später die bei<strong>de</strong>n Weltkriege finanziert.<br />

Schließlich wur<strong>de</strong> die Bindung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s an das Gold vollständig<br />

aufgegeben. Dem staatlichen Geldbetrug an <strong>de</strong>r Allgemeinheit<br />

sind jetzt kei<strong>ne</strong> Grenzen mehr gesetzt. Natürlich hat<br />

die Häufigkeit von Wä<strong>hrungsreform</strong>en <strong>und</strong> Staatsbankrotten<br />

seither weltweit stark zugenommen. Beson<strong>de</strong>rs gravierend<br />

wirkten sich dabei jeweils starke Erhöhungen <strong>de</strong>r Geldmenge<br />

aus, weil sich die Wirtschaft auf diese starken Geldmengenausweitungen<br />

nicht mehr wie in früheren Jahrhun<strong>de</strong>rten langsam<br />

anpassen konnte.<br />

Historisch betrachtet ist <strong>de</strong>r offe<strong>ne</strong> Staatsbankrott allerdings<br />

eher die Ausnahme. Auch Wä<strong>hrungsreform</strong>en, in Wahrheit han<strong>de</strong>lt<br />

es sich dabei ja um ei<strong>ne</strong> Entschuldung <strong>de</strong>s überschul<strong>de</strong>ten<br />

Staates <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> Enteignung <strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sparen<strong>de</strong>n<br />

Bevölkerung, sind kei<strong>ne</strong> alltäglichen Ereignisse. Das ist auch<br />

vollkommen logisch, <strong>de</strong>nn die schleichen<strong>de</strong> Enteignung über<br />

Inflation ist für die Regierungen weitaus praktischer, weil viel<br />

unauffälliger.<br />

Meist bevorzugen Regierungen <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s ver<strong>de</strong>ckten<br />

Staatsbankrotts: Durch die Münzverschlechterungen<br />

früherer Jahrhun<strong>de</strong>rte o<strong>de</strong>r das Drucken von Papiergeld<br />

heute wird das Ereignis so lange wie nur irgend möglich<br />

hinausgezögert. Das kommt Ih<strong>ne</strong>n bekannt vor? Das sollte<br />

es auch. Denn erst wenn die Geldillusion zerplatzt ist, räumen<br />

die Regierungen ein, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen<br />

nicht mehr nachkommen kön<strong>ne</strong>n, so etwa im Jahr 1923 in<br />

Deutschland.<br />

Ein weiteres frühes Beispiel hierfür ist China: Während <strong>de</strong>r Ming-<br />

Dynastie kam es zur Papiergeldinflation mit <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>m<br />

Staatsbankrott von 1425. In <strong>de</strong>n Jahren 1921 <strong>und</strong> 1939 ging China<br />

noch zweimal pleite – seither allerdings nicht mehr. Und mit<br />

ei<strong>ne</strong>r Staatspleite Chinas ist auch weiterhin nicht zu rech<strong>ne</strong>n: In<br />

kei<strong>ne</strong>m an<strong>de</strong>ren Land <strong>de</strong>r Welt wird so viel Gold angehäuft wie im<br />

Reich <strong>de</strong>r Mitte. Und Reichtum, auch das zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher,<br />

sammelt sich dort an, wo Gold angehäuft wird.<br />

Untersucht man die Staatspleiten <strong>de</strong>r vergange<strong>ne</strong>n acht Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

in Großbritannien, China, Frankreich, Portugal, Spanien,<br />

Island, Griechenland, Österreich, Deutschland, <strong>de</strong>r Türkei,<br />

Russland, Afrika, Indien <strong>und</strong> Lateinamerika, dann kommt man<br />

zu erschüttern<strong>de</strong>n Ergebnissen: Seit <strong>de</strong>m ersten großen Staatsbankrott<br />

in Großbritannien im Jahr 1340 <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ersten chi<strong>ne</strong>sischen<br />

Staatspleite im Jahr 1425 mussten diese Staaten sage<br />

<strong>und</strong> schreibe 138 Mal ihre Zahlungsunfähigkeit erklären.<br />

Spitzenreiter in Europa ist Spanien. Die Iberer haben in <strong>de</strong>n vergange<strong>ne</strong>n<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten 13 Staatspleiten hingelegt. Bis 1800<br />

war Spanien sechs Mal zahlungsunfähig, allein im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

sieben Mal. Frankreich folgt mit acht Staatspleiten zwischen<br />

1500 <strong>und</strong> 1812. Der französische Finanzminister Abbe<br />

Terray, von 1768 bis 1774 im Amt, soll <strong>de</strong>r Regierung sogar geraten<br />

haben, min<strong>de</strong>stens alle 100 Jahre <strong>de</strong>n Staatsbankrott zu<br />

erklären, um wie<strong>de</strong>r ein „Gleichgewicht“ herzustellen.<br />

Internationale Spitzenreiter sind die Län<strong>de</strong>r Lateinamerikas, die<br />

im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt unglaubliche 61 Staatsbankrotte<br />

anhäuften. Allein Mexiko, Argentinien <strong>und</strong> Brasilien kommen zusammen<br />

auf 22 Staatspleiten. Deutschland war übrigens „nur“<br />

fünfmal pleite: In <strong>de</strong>n Jahren 1807, 1813, 1923, 1932 <strong>und</strong> 1948.<br />

In unseren Tagen ist damit zu rech<strong>ne</strong>n, dass Staatsbankrotte<br />

etwas an<strong>de</strong>rs ablaufen wer<strong>de</strong>n als in <strong>de</strong>r Vergangenheit. Die<br />

Bestrebungen in <strong>de</strong>r Europäischen Union <strong>de</strong>uten darauf hin,<br />

dass <strong>de</strong>r Staatsbankrott heute auf ei<strong>ne</strong> internationale Ebe<strong>ne</strong> verschoben<br />

wer<strong>de</strong>n soll: Nicht mehr das einzel<strong>ne</strong> Land geht pleite,<br />

son<strong>de</strong>rn ei<strong>ne</strong> ganze Staatengemeinschaft.<br />

Es gilt <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>satz: Alle Staaten haften für die Schul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft <strong>und</strong> kein Staat haftet für sei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong>n Schul<strong>de</strong>n.<br />

In ei<strong>ne</strong>m Umfeld <strong>de</strong>r allgemei<strong>ne</strong>n Überschuldung dürfte<br />

Inflation ein noch attraktiverer „Ausweg“ sein als im Zeitalter<br />

<strong>de</strong>r Nationalstaaten.<br />

20


Fazit <strong>und</strong> Empfehlung:<br />

Wir wer<strong>de</strong>n Zeugen von historischen Ereignissen. Diesen Satz<br />

liest man <strong>de</strong>rzeit öfter. Richtig daran ist: Nie zuvor in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Menschheit gab es ein <strong>de</strong>rart umfassen<strong>de</strong>s weltweites<br />

Schul<strong>de</strong>nproblem. Die Folgen, die daraus entstehen<br />

wer<strong>de</strong>n, sind jedoch kei<strong>ne</strong>swegs historisch einzigartig, sie<br />

folgen vielmehr ei<strong>ne</strong>r langen Tradition: Wä<strong>hrungsreform</strong>en,<br />

Staatsbankrotte <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> mehr o<strong>de</strong>r weniger schleichen<strong>de</strong><br />

Entwertung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>m Zweck, die Staatsschul<strong>de</strong>n<br />

zu verringern, sind historisch betrachtet nicht die Ausnahme,<br />

son<strong>de</strong>rn die Regel.<br />

Am En<strong>de</strong>, <strong>und</strong> das ist bezeich<strong>ne</strong>nd in <strong>de</strong>r Geschichte, haben<br />

alle künstlich geschaffe<strong>ne</strong>n Währungen ihren Wert immer <strong>und</strong><br />

zu allen Zeiten vollständig verloren. Es gibt kei<strong>ne</strong> einzige Ausnahme.<br />

Unnötig zu erwäh<strong>ne</strong>n, dass Gold <strong>und</strong> Silber ihren Wert<br />

über die Jahrtausen<strong>de</strong> bewahrt haben. Es ist <strong>de</strong>shalb davon<br />

auszugehen, dass die bei<strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lmetalle umso stärker wie<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Menschen rücken wer<strong>de</strong>n, je offensichtlicher<br />

<strong>de</strong>r staatliche Geldbetrug in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren<br />

wer<strong>de</strong>n wird.<br />

Die Frage, ob auch gegenwärtige Ge<strong>ne</strong>ratio<strong>ne</strong>n Opfer solcher<br />

Bestrebungen wer<strong>de</strong>n, stellt sich <strong>de</strong>shalb überhaupt nicht.<br />

Ei<strong>ne</strong> schleichen<strong>de</strong> Abwertung unseres Gel<strong>de</strong>s fin<strong>de</strong>t bereits<br />

vor unseren Augen statt, <strong>und</strong> ob wir Wä<strong>hrungsreform</strong>en o<strong>de</strong>r<br />

Staatspleiten in Europa erleben wer<strong>de</strong>n, das ist nur ei<strong>ne</strong> Frage<br />

<strong>de</strong>s Zeithorizonts. Dass sie kommen wer<strong>de</strong>n, steht historisch<br />

betrachtet vollkommen außer Frage. Denn die Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Gel<strong>de</strong>s ist die Geschichte vom Betrug an <strong>de</strong>r Bevölkerung. Zur<br />

Überraschung vieler Zeitgenossen wird das diesmal nicht an<strong>de</strong>rs<br />

sein...<br />

Auf die folgen<strong>de</strong>n Warnsignale sollten Sie <strong>de</strong>shalb ganz beson<strong>de</strong>rs<br />

achten. Mit diesen <strong>und</strong> ähnlichen Maßnahmen haben<br />

die Regierungen in <strong>de</strong>r Vergangenheit versucht, ei<strong>ne</strong>n drohen<strong>de</strong>n<br />

Staatsbankrott hinauszuzögern <strong>und</strong> zu verschleiern:<br />

1. Geld wird „nach Bedarf“ in Umlauf gebracht. Die Banken<br />

erhalten dabei ei<strong>ne</strong>n Zinsaufschlag. Seit einigen Wochen<br />

wird genau dies in <strong>de</strong>r Europäischen Union praktiziert: Im<br />

Dezember 2011 konnten die Geschäftsbanken Kapital<br />

zu niedrigsten Zinsen in beliebiger Höhe bei <strong>de</strong>r EZB ab-<br />

rufen. Dieses Geld kön<strong>ne</strong>n sie nun hochverzinslich anlegen,<br />

etwa in<strong>de</strong>m sie Staatsanleihen <strong>de</strong>r europäischen<br />

Krisenlän<strong>de</strong>r kaufen. Da weitere Schul<strong>de</strong>nschnitte wie in<br />

Griechenland von <strong>de</strong>r Politik bereits ausdrücklich ausgeschlossen<br />

wur<strong>de</strong>n, gehen die Banken dabei kei<strong>ne</strong>rlei Risiken<br />

ein. Im Zweifelsfall haftet <strong>de</strong>r Steuerzahler...<br />

2. Abwertung <strong>de</strong>r nationalen Währungen um bis zu 50 Prozent.<br />

Beispiele aus <strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit sind Russland<br />

(1998), Argentinien (2001), Nordkorea (2009) <strong>und</strong><br />

Ve<strong>ne</strong>zuela (2010)<br />

3. Umwandlung von Staatskrediten in langfristige Anleihen<br />

(Russland 1998)<br />

4. Einführung von staatlichen Schuldpapieren, mit <strong>de</strong><strong>ne</strong>n<br />

Staatsdie<strong>ne</strong>r entlohnt wer<strong>de</strong>n (Argentinien 2001)<br />

5. Gesetzliche Beschränkungen von Bargeldzahlungen. In<br />

<strong>de</strong>r Euro-Zo<strong>ne</strong> wird das bereits eingeführt. Vorreiter sind<br />

Krisenlän<strong>de</strong>r wie Italien, Spanien o<strong>de</strong>r Griechenland<br />

6. Umwandlung von Geldkonten in festverzinsliche Sparbücher<br />

7. Umtausch von Dollar-Konten in nationale Währungen<br />

8. Verweigerung <strong>de</strong>s Zugriffs auf Geldkonten<br />

9. Höhere Steuern <strong>und</strong> Sozialabgaben<br />

10. Verstaatlichung von Rentenansprüchen (Island, Ungarn)<br />

11. Kürzung von staatlichen Sozialleistungen <strong>und</strong> Renten<br />

(Griechenland, Spanien, Ungarn, Lettland)<br />

12. Erhöhung von Einkommen- <strong>und</strong> Mehrwertsteuer (Griechenland)<br />

13. Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst (Griechenland)<br />

14. Schließung von Schulen, Theatern <strong>und</strong> Kliniken<br />

15. Son<strong>de</strong>rsteuer auf Immobilienbesitz (Griechenland)<br />

16. Verbrauchssteuern auf Privatwagen <strong>und</strong> E<strong>ne</strong>rgie (Griechenland)<br />

Andreas Hoose ist seit vielen Jahren überzeugter Anhänger<br />

<strong>de</strong>r antizyklischen Anlagestrategie. Der gelernte Journalist <strong>und</strong><br />

studierte Ökonom ist Chefredakteur <strong>de</strong>s Antizyklischen Börsenbriefs,<br />

ei<strong>ne</strong>m Service <strong>de</strong>r BörseGo AG, <strong>und</strong> Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Antizyklischen Aktienclubs. Der Antizyklische Börsenbrief ist die<br />

einzige Publikation im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum, die sich <strong>de</strong>m<br />

Thema Investieren aus antizyklischer Sicht widmet. Weitere<br />

Informatio<strong>ne</strong>n fin<strong>de</strong>n Sie im Inter<strong>ne</strong>t unter <strong>www</strong>.antizyklischerboersenbrief.<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>www</strong>.antizyklischer-aktienclub.<strong>de</strong><br />

21


Daniel Kühn<br />

Finanzmarktexperte<br />

Worauf Sie im Falle ei<strong>ne</strong>r Wä<strong>hrungsreform</strong> achten müssen<br />

Zunächst soll <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, was wir überhaupt unter ei<strong>ne</strong>r Wä<strong>hrungsreform</strong> verstehen. Gr<strong>und</strong>sätzlich könnte man darunter<br />

alle gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen in ei<strong>ne</strong>m Währungssystem zusammenfassen. Die Einführung <strong>de</strong>s Euro wäre dann auch als Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

im weiteren Sin<strong>ne</strong> zu betrachten.<br />

Im engeren Sin<strong>ne</strong> ist es sinnvoll, als konstituieren<strong>de</strong>s Element ei<strong>ne</strong>n<br />

durch die Wä<strong>hrungsreform</strong> bedingten Vermögensverlust einzubeziehen<br />

(zu historischen Beispielen lesen Sie bitte <strong>de</strong>n Artikel<br />

von Andreas Hoose auf Seite 17).<br />

Vermögensverluste durch Wä<strong>hrungsreform</strong>en entstehen z.B.,<br />

wenn Bestandsgrößen <strong>und</strong> Stromgrößen unterschiedlich umgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Stellen Sie sich vor, die DM wür<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r eingeführt.<br />

Die Regierung legt fest:<br />

• Löh<strong>ne</strong>, Renten, Mieten, etc. wer<strong>de</strong>n im Verhältnis 1:1 von Euro in<br />

DM umgestellt.<br />

• Bankguthaben <strong>und</strong> Schul<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n im Verhältnis 2:1 von<br />

Euro in DM umgestellt<br />

• Bargeld wird bis 5.000 EUR pro Person im Verhältnis 1:1, darüber<br />

hinaus im Verhältnis 2:1 von Euro in DM umgestellt<br />

In ei<strong>ne</strong>m solchen Fall wür<strong>de</strong>n Sie also die Hälfte <strong>de</strong>s Konto-Guthabens<br />

einbüßen, sowie die Hälfte <strong>de</strong>s über 5.000 EUR hinausgehen<strong>de</strong>n<br />

Cashbestan<strong>de</strong>s. Entschei<strong>de</strong>nd ist hier nicht die Umstellung<br />

2:1 isoliert betrachtet, son<strong>de</strong>rn ins Verhältnis gesetzt zur<br />

Stromgrößenän<strong>de</strong>rung. Wür<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Größen 2:1 umgestellt, so<br />

wür<strong>de</strong>n wir im engeren Sin<strong>ne</strong> nicht von ei<strong>ne</strong>r Wä<strong>hrungsreform</strong><br />

sprechen. Es wäre lediglich ei<strong>ne</strong> Umstellung. In diesem Zusammenhang<br />

ist es übrigens belustigend in Inter<strong>ne</strong>tforen zu lesen,<br />

die darüber räsonieren, in welchem Verhältnis im Falle ei<strong>ne</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>reinführung <strong>de</strong>r DM getauscht wür<strong>de</strong>. Insbeson<strong>de</strong>re macht<br />

es gar kei<strong>ne</strong>n Sinn, mit <strong>de</strong>m alten Umtauschverhältnis 1,95:1 zu<br />

vergleichen. Ei<strong>ne</strong> „<strong>ne</strong>ue DM“ hätte mit <strong>de</strong>r alten nichts zu tun. Das<br />

Umtauschverhältnis isoliert betrachtet ist gar nicht aussagekräftig,<br />

es kommt einzig darauf an, ob <strong>und</strong> wie verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong> Größen<br />

unterschiedlich umgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch wie sieht‘s eigentlich mit Schul<strong>de</strong>n aus? Zunächst ist ei<strong>ne</strong><br />

Wä<strong>hrungsreform</strong> mit ei<strong>ne</strong>m „Währungsschnitt“ gut für Schuld<strong>ne</strong>r.<br />

Stellen Sie sich z.B. vor, Sie haben ein Haus finanziert – <strong>und</strong> dann<br />

fällt die Hälfte <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n weg, während Ihr Einkommen stabil<br />

bleibt (siehe oben). Klingt wie ei<strong>ne</strong> fei<strong>ne</strong> Sache. Die Geschichte<br />

hat aber gezeigt, dass solche „Kriegsgewinnler“ dann trotz<strong>de</strong>m<br />

bluten müssen, z.B. über ei<strong>ne</strong>n „Lastenausgleich“. Denkbar wären<br />

auch Vermögensabgaben. Dennoch stellt man sich als Schuld<strong>ne</strong>r<br />

wohl besser <strong>de</strong>nn als Gläubiger. Das wird auch <strong>de</strong>r Staat so<br />

sehen, <strong>de</strong>r sich im Rahmen ei<strong>ne</strong>r echten Wä<strong>hrungsreform</strong> wohl<br />

gleich von ei<strong>ne</strong>m Teil sei<strong>ne</strong>r Staatsschul<strong>de</strong>n verabschie<strong>de</strong>n wird.<br />

Vermögensverluste kön<strong>ne</strong>n aber auch bei Wä<strong>hrungsreform</strong>en im<br />

weiteren Sin<strong>ne</strong> entstehen, also dann wenn es lediglich zu für alle<br />

Geldgrößen i<strong>de</strong>ntischen Umstellungen kommt. Nämlich dann,<br />

wenn die <strong>ne</strong>ue Währung „schwächer“ ist als die alte. Das ist etwas,<br />

das z.B. Griechenland blühen wür<strong>de</strong>, Portugal o<strong>de</strong>r auch Italien.<br />

Deutschland dagegen wäre bei dieser Variante zunächst ein<br />

Gewin<strong>ne</strong>r, ebenso wie die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Finnland.<br />

Was ist nun die richtige Strategie, wenn man mit ei<strong>ne</strong>r echten<br />

Wä<strong>hrungsreform</strong> rech<strong>ne</strong>t, also ei<strong>ne</strong>m Währungsschnitt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong><br />

facto zu ei<strong>ne</strong>r Teilenteignung führt? Wir haben schon festgestellt:<br />

Cash ist schlecht, Kontoguthaben sind schlecht, Staatsanleihen<br />

sind wohl auch nicht erste Wahl. Besser fährt man, schon angesichts<br />

<strong>de</strong>r sehr niedrigen Zinsen, mit ei<strong>ne</strong>r selbstgenutzten (!)<br />

Immobilie. Allerdings im Hinterkopf behalten: Alles, was irgendwo<br />

registriert ist, ist letztlich auch <strong>de</strong>m gierigen Griff <strong>de</strong>s Staates ausgesetzt.<br />

Der fast schon obligatorische Rat muss dann letztlich lauten,<br />

auch wenn es langweilig klingt: Gold <strong>und</strong> Silber lieb ich sehr,<br />

kann’s auch gut gebrauchen…<br />

Ei<strong>ne</strong> abschließen<strong>de</strong> Bemerkung noch: Auch wenn ei<strong>ne</strong> Wä<strong>hrungsreform</strong>,<br />

in welcher Form auch immer, noch in weiter Fer<strong>ne</strong><br />

liegen mag – mit ei<strong>ne</strong>r Än<strong>de</strong>rung wer<strong>de</strong>n Sie sich in nicht allzu fer<strong>ne</strong>r<br />

Zukunft arrangieren müssen: Der Abschaffung <strong>de</strong>s Bargel<strong>de</strong>s.<br />

In 10-20 Jahren wird es kei<strong>ne</strong> Münzen <strong>und</strong> Schei<strong>ne</strong> mehr geben.<br />

Geld wird vollelektronisch. Sie zahlen dann nur noch per Handy,<br />

Chips o<strong>de</strong>r Karten. Aus politischer Sicht sind die Argumente dafür<br />

so vielfältig wie scheinbar überzeugend: Drastische Erschwerung<br />

von Schwarzarbeit, kei<strong>ne</strong> Geldfälschung mehr möglich, <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt wird ein gewöhnlicher Bankenrun unmöglich. Und ganz<br />

<strong>ne</strong>benbei wird dann wirklich je<strong>de</strong> Transaktion nachvollziehbar.<br />

Schö<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Welt.<br />

Autor: Daniel Kühn<br />

22


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Rückzahlung noch möglich?<br />

Ei<strong>ne</strong> Finanzkatastrophe scheint bevorzustehen. Meldungen,<br />

dass Staaten in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft wer<strong>de</strong>n,<br />

sind mittlerweile an <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

Mehrere EU-Staaten, darunter Griechenland, wur<strong>de</strong>n auf<br />

„Ramschniveau“ abgewertet, müssen also höhere Zinsen auf<br />

ihre Kredite zahlen. In<strong>ne</strong>rhalb <strong>de</strong>r EU sind längst nicht mehr<br />

„nur“ die PIIGS-Staaten betroffen. Auch Frankreich hat sei<strong>ne</strong><br />

Bestnote verloren. Es scheint nicht mehr lange zu dauern, bis<br />

auch die BRD an die Reihe kommt, die sich erst kürzlich mit<br />

<strong>de</strong>n höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten gefeiert hat.<br />

Die Finanz-Lage in Europa spitzt sich immer mehr zu. Staaten<br />

müssen rekordverdächtige Zinsen zahlen, um sich überhaupt<br />

Geld leihen zu kön<strong>ne</strong>n. Doch wer glaubt eigentlich noch an<br />

<strong>de</strong>ssen Rückzahlung? Der EZB wird wohl nichts an<strong>de</strong>res übrig<br />

bleiben, als weiterhin Staatsanleihen selbst zu „schlucken“.<br />

Ausgang ungewiss. Denn unweigerlich stellt sich die Frage:<br />

Kön<strong>ne</strong>n mit Wein, Spaghetti <strong>und</strong> Oliven Milliar<strong>de</strong>n Euro plus steigen<strong>de</strong><br />

Zinsen zurückgezahlt wer<strong>de</strong>n? Ein Fass oh<strong>ne</strong> Bo<strong>de</strong>n…<br />

Beispiel Italien: Dort laufen Inter<strong>ne</strong>tquellen zufolge in 2012<br />

Staatsanleihen im „Wert“ von r<strong>und</strong> 318 Milliar<strong>de</strong>n Euro aus.<br />

„Vorsorglich“ wur<strong>de</strong> die Kreditwürdigkeit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s im Januar<br />

um zwei Stufen herabgesetzt.<br />

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Während <strong>de</strong>s Kongresses kön<strong>ne</strong>n<br />

Sie E<strong>de</strong>lmetallmünzen erwerben<br />

Dazu kommt: Das Überschuldungs-Problem besteht weltweit.<br />

Auch Amerika musste im vergange<strong>ne</strong>n Jahr sei<strong>ne</strong> Topbonität<br />

abgeben. Ei<strong>ne</strong> WELTWÄHRUNGSREFORM wird unausweichlich.<br />

Die logische Konsequenz wird wohl die Vernichtung Ihrer<br />

Guthaben sein! Richtig, es ist leichter, solche Prognosen als<br />

Schwarzmalerei abzutun, als sich ernsthaft mit <strong>de</strong>n Fakten<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Doch was Ih<strong>ne</strong>n am En<strong>de</strong> von legendären<br />

Versprechungen unserer Politiker wie beispielsweise<br />

Blüms Aussage „Die Renten ist sicher“ bleibt, erleben Sie bereits.<br />

Ob Sie auf Merkels „Die Einlagen sind sicher“ vertrauen<br />

kön<strong>ne</strong>n, wer<strong>de</strong>n Sie schon bald erleben.<br />

Je mehr sich die Aussagen <strong>de</strong>r so genannten „Verschwörungstheoretiker“<br />

bewahrheiten, <strong>de</strong>sto weniger schei<strong>ne</strong>n die<br />

Anleger diesen Politiker-Versprechungen zu trauen. Viele haben<br />

die rosarote Brille bereits abgenommen, flüchten aus <strong>de</strong>m<br />

23


Mit: Dr. Udo Ulfkotte, Dr. Dietmar Siebholz, Johann A. Saiger,<br />

Dr. Ulrich Schlüer, Thorsten Schulte <strong>und</strong> Prof. Dr. Hans J. Bocker<br />

JETZT SCHLÄGT‘S 13<br />

DIE WELT VOR DER WÄHRUNGSREFORM<br />

Ein Film von<br />

Sven Hermann & Sonja Hubl<br />

Papier in Sachwerte, vorzugsweise in E<strong>de</strong>lmetalle. Denn Gold<br />

<strong>und</strong> auch Silber zählen zu <strong>de</strong>n ältesten Währungen <strong>de</strong>r Welt.<br />

Ihr Vorteil: Während Papierwährungen über kurz o<strong>de</strong>r lang im<br />

Wert fallen <strong>und</strong> irgendwann gegen null gehen, ist <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s<br />

Gol<strong>de</strong>s seit Jahrtausen<strong>de</strong>n beständig geblieben. Und das wird<br />

auch diesmal <strong>de</strong>r Fall sein.<br />

Wer<strong>de</strong>n Sie Ihr eige<strong>ne</strong>r Kapitän!<br />

Sie kön<strong>ne</strong>n sich auf die Rettungsschirme <strong>und</strong> Versprechungen<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren verlassen. O<strong>de</strong>r selbst aktiv wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sich ihr<br />

eige<strong>ne</strong>s Rettungsboot bauen. Dabei sind Sie nicht allein! Wir<br />

stehen Ih<strong>ne</strong>n mit unserem europaweiten Experten<strong>ne</strong>tzwerk zur<br />

Seite. Wir, unsere DVDs <strong>und</strong> unsere <strong>de</strong>utschlandweit bekannten<br />

Kongresse bieten Ih<strong>ne</strong>n unabhängige Wissensvermittlung<br />

fern <strong>de</strong>s Mainstream. Hier setzen wir uns unter an<strong>de</strong>rem intensiv<br />

mit Themen wie <strong>de</strong>r Frage nach Deflation o<strong>de</strong>r Inflation, <strong>de</strong>n<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteilen von Aktien, Immobilien, Metallen usw. auseinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> damit, auf was Sie bei Ihrer Krisenvorbereitung<br />

unbedingt achten sollten. Das ist Ihr Schlüssel zu eigenständigem<br />

Denken <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>ln - um auch in Krisenzeiten unabhängig<br />

<strong>und</strong> selbständig richtig entschei<strong>de</strong>n zu kön<strong>ne</strong>n!<br />

Sven Hermann Consulting<br />

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24


Interview mit Hans-Wer<strong>ne</strong>r Sinn<br />

Wirtschaftswissenschaftler<br />

„Wenn <strong>de</strong>r Euro zerbricht, hat die Bun<strong>de</strong>sbank ei<strong>ne</strong><br />

500 Mrd. EUR-For<strong>de</strong>rung gegen ein System, das nicht mehr existiert“<br />

Hans-Wer<strong>ne</strong>r Sinn richtet sich gegen die Sozialisierung von Schul<strong>de</strong>n. „Je<strong>de</strong>r muss für sein eige<strong>ne</strong>s Risiko haften“, for<strong>de</strong>rt er.<br />

Herr Prof. Sinn, Europa steckt in <strong>de</strong>r Krise, die Einheitswährung<br />

scheint momentan mehr Fluch als Segen zu sein. War <strong>de</strong>r Euro<br />

ein Fehler?<br />

Wenn ich vor zehn Jahren gewusst hätte, was später passieren<br />

wird, wäre ich damals natürlich auch strikt gegen diese<br />

Währungsunion mit lauter ungeeig<strong>ne</strong>ten Südlän<strong>de</strong>rn gewesen.<br />

Das wird auch kaum ein Ökonom an<strong>de</strong>rs sehen. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

vereinbarte Regeln nicht eingehalten, dazu kamen gefälschte<br />

Zahlen wie z.B. aus Griechenland, <strong>und</strong> heute haben wir <strong>de</strong>n<br />

Schlamassel.<br />

Wir müssen uns aber irgendwie arrangieren o<strong>de</strong>r? Der Euro<br />

ist doch mehr o<strong>de</strong>r weniger wie ei<strong>ne</strong> Ehe, die nicht geschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Wahrscheinlich wer<strong>de</strong>n wir damit leben müssen, <strong>und</strong> wir müssen<br />

versuchen die gröbsten Fehler zu beseitigen. Die Trennung<br />

<strong>de</strong>s Euro in ei<strong>ne</strong>n Nord- <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong>n Sü<strong>de</strong>uro o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Austritt<br />

Deutschlands ist kei<strong>ne</strong> überzeugen<strong>de</strong> Option, wohl aber <strong>de</strong>r<br />

Austritt einzel<strong>ne</strong>r Südlän<strong>de</strong>r, die im Euro ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

nicht erlangen kön<strong>ne</strong>n.<br />

Was sind die gröbsten Fehler?<br />

Die Schul<strong>de</strong>nsozialisierung ist das größte Problem, <strong>und</strong> sie<br />

fin<strong>de</strong>t auf drei Ebe<strong>ne</strong>n statt. Zum ei<strong>ne</strong>n offen, über ei<strong>ne</strong> Reihe<br />

von Rettungspaketen, an <strong>de</strong><strong>ne</strong>n die Euro-Staaten anteilig teilhaben<br />

<strong>und</strong> somit haften. Deutschland als größte <strong>und</strong> stärkste<br />

Volkswirtschaft trägt dabei das höchste Risiko. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

läuft die Schul<strong>de</strong>nsozialisierung über die EZB, die mit eigentlich<br />

nicht ausreichen<strong>de</strong>m juristischem Mandat versehen Risiken in<br />

ihre Bücher nimmt, für die letztlich auch alle Eurolän<strong>de</strong>r gemäß<br />

ihrem Anteil haften. Deutschland z.B. ist mit 27% dabei. Und<br />

schließlich über das TARGET2-System…<br />

Die Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r <strong>ne</strong>gativen Implikatio<strong>ne</strong>n <strong>de</strong>s TARGET2-<br />

Mechanismus ist wohl Ihr großes Verdienst. Was genau ist<br />

TARGET2 <strong>und</strong> was ist das Problem damit?<br />

Ist die Währungsunion im Gleichgewicht, wan<strong>de</strong>rt das Geld<br />

kreuz <strong>und</strong> quer über die Grenzen, aber es gibt kei<strong>ne</strong> Nettoströme<br />

von Geld. Ein Land, das mehr Güter kauft als es verkauft,<br />

holt sich dafür <strong>de</strong>n Kredit aus <strong>de</strong>m Ausland. In Europa versiegten<br />

die privaten Kredite aber seit 2008 bei einigen Län<strong>de</strong>rn.<br />

Dadurch kam es zu Nettoabflüssen von Geld. Das Geld wur<strong>de</strong><br />

dann in <strong>de</strong>n Defizit-Län<strong>de</strong>rn nachgedruckt <strong>und</strong> bei uns, wo es<br />

im Übermaß ankam, wur<strong>de</strong> es geschred<strong>de</strong>rt, natürlich nur bildlich.<br />

Es läuft ja alles elektronisch ab. Deutschland hat in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 2008 bis 2010 aus <strong>de</strong>m Güteraustausch mit an<strong>de</strong>ren<br />

Eurolän<strong>de</strong>rn 264 Mrd. Euro verdient, doch waren 255 Mrd. Euro<br />

davon an<strong>de</strong>rswo nachgedrucktes Geld. Dafür hat niemand<br />

in Deutschland zuvor Schuldschei<strong>ne</strong> o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Ansprüche<br />

gegen das Ausland erhalten. Nur die Bun<strong>de</strong>sbank erhielt ei<strong>ne</strong><br />

Ausgleichsfor<strong>de</strong>rung gegen die EZB. Diese For<strong>de</strong>rung kön<strong>ne</strong>n<br />

wir nie fällig stellen, <strong>und</strong> sie wird nur mit ei<strong>ne</strong>m Prozent verzinst.<br />

Insgesamt haben wir mittlerweile bald 500 Milliar<strong>de</strong>n solcher<br />

Auslandsfor<strong>de</strong>rungen erworben. Das ist die Hälfte <strong>de</strong>s Nettoauslandsvermögens<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland.<br />

Und wenn <strong>de</strong>r Euro zerbrechen wür<strong>de</strong>?<br />

Dann hat die Bun<strong>de</strong>sbank ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung gegen ein System,<br />

das es nicht mehr gibt. Dieser Fall ist nicht geregelt, <strong>und</strong> das<br />

wissen alle.<br />

25


Daraus ergibt sich Ihrer Meinung nach ein enormes Erpressungspotenzial?<br />

So ist es, <strong>und</strong> das spielt ei<strong>ne</strong> implizite Rolle in allen Verhandlungen<br />

bzgl. diverser Rettungsmaßnahmen. Deutschland könnte<br />

ja ganz offensichtlich nur unter größten Schmerzen aus <strong>de</strong>m<br />

Euro austreten, <strong>und</strong> hat nur wenige Druckmittel zur Hand. Ei<strong>ne</strong>s<br />

davon wäre, dass sich die Bun<strong>de</strong>sbank weigert, im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

EZB Staatsanleihen zu kaufen. Sie könnte das – bisher spurt sie<br />

aber noch, <strong>de</strong>r „Wi<strong>de</strong>rstand“ ist rein verbaler Natur.<br />

Wie sollte man das TARGET2-Problem angehen?<br />

Wie in <strong>de</strong>n USA. Dort wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Jahr im April die Sal<strong>de</strong>n zwischen<br />

<strong>de</strong>n zwölf Fed-Districts mit marktgängigen Papieren ausgeglichen.<br />

So etwas brauchen wir in Europa auch. Zum ei<strong>ne</strong>n<br />

könnten die betroffe<strong>ne</strong>n Zentralbanken, also je<strong>ne</strong> mit <strong>ne</strong>gativem<br />

Saldo, als Ausgleich bestehen<strong>de</strong> Aktiva liefern, z.B. Gold o<strong>de</strong>r<br />

goldbesicherte Wertpapiere wie in <strong>de</strong>n USA. Ich könnte mir aber<br />

auch vorstellen, pfandbesicherte Wertpapiere zu diesem Zweck<br />

zu kreieren. Als Pfand könnten entwe<strong>de</strong>r staatliche Aktiva wie<br />

Immobilien die<strong>ne</strong>n o<strong>de</strong>r auch künftige Steuereinnahmen. Es<br />

gibt genügend Möglichkeiten.<br />

Wäre Besicherung auch ein Weg für Staatsanleihen?<br />

Ja, es könnte in Zukunft zwei Kategorien von Staatsanleihen geben<br />

– besicherte mit relativ niedrigem Zins, <strong>und</strong> riskantere unbesicherte<br />

mit höherer Rendite. Das macht aber nur Sinn, wenn<br />

die Investoren auch das Risiko tragen müssen.<br />

Risiko – das bringt uns zu <strong>de</strong>n Rettungspaketen. Sie sind vermutlich<br />

gegen Mechanismen wie <strong>de</strong>n ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus)?<br />

Nicht prinzipiell – aber <strong>de</strong>r ESM ist klar überdimensioniert. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

dann, wenn man ihn als Notfallinstrument begreift, wie<br />

ich es tue. Es kann nicht Aufgabe <strong>de</strong>s ESM sein, die gesamte<br />

Staatschuld Italiens aufzu<strong>ne</strong>hmen. Dafür ist er natürlich wie<strong>de</strong>rum<br />

zu klein. Das läuft alles lei<strong>de</strong>r in die falsche Richtung.<br />

Sie leh<strong>ne</strong>n ei<strong>ne</strong> tiefergehen<strong>de</strong> Einbeziehung <strong>de</strong>r EZB in die<br />

Rettungsaktio<strong>ne</strong>n ab – vor allem, weil dadurch letztlich wie<strong>de</strong>r<br />

ei<strong>ne</strong> Schul<strong>de</strong>nsozialisierung stattfin<strong>de</strong>t.<br />

Wenn <strong>de</strong>r EZB ei<strong>ne</strong> größere Rolle zugestan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n soll, dann<br />

müssen die EU-Verträge entsprechend geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

kann es doch nicht sein, dass Malta <strong>und</strong> Zypern im EZB-Rat<br />

das gleiche Stimmrecht haben wie Deutschland, obwohl sie zusammen<br />

nur ein Neunzigstel <strong>de</strong>r Wirtschaftskraft <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

haben. Wenn die „Machtverteilung“ in <strong>de</strong>r EZB angemessen<br />

<strong>ne</strong>u geregelt ist <strong>und</strong> qualifizierte Mehrheiten für fiskalische<br />

Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich sind, kann man sicherlich auch über<br />

ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>u <strong>de</strong>finierte Rolle <strong>de</strong>r EZB zumin<strong>de</strong>st nach<strong>de</strong>nken.<br />

Wenn man Sie in Talkshows erlebt, gewinnt man oft <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

dass Ihre Gesprächspart<strong>ne</strong>r versuchen, Sie in die „ökonomisch-nationale“<br />

Ecke zu drängen. Sie sind aber ein überzeugter<br />

Europäer, o<strong>de</strong>r?<br />

Wenn <strong>de</strong>n Leuten nichts mehr einfällt, dann versuchen sie eben,<br />

ei<strong>ne</strong>m ei<strong>ne</strong>n diffamieren<strong>de</strong>n Stempel aufzudrücken. Natürlich bin<br />

ich ein überzeugter Europäer. Ich sehe als Fernziel auch durchaus<br />

die „Vereinigten Staaten von Europa“. Man muss aber die Reihenfolge<br />

einhalten. Wir sollten nicht mit <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nsozialisierung<br />

begin<strong>ne</strong>n. Und wir müssen uns auch darüber klar sein, was ei<strong>ne</strong>n<br />

Staat ausmacht. Vor allem braucht <strong>de</strong>r Staat Mittel, sein Gewaltmonopol<br />

durchzusetzen, also ei<strong>ne</strong> gemeinsame Armee, ei<strong>ne</strong><br />

Polizei <strong>und</strong> ein einheitliches Rechtssystem. Wenn wir <strong>de</strong>n europäischen<br />

Staat wollen, dann bitte richtig. Nur in ei<strong>ne</strong>m echten Staat<br />

kann es ei<strong>ne</strong>n Finanzausgleich nach <strong>de</strong>utschem Muster geben.<br />

Man kann sich nicht nur das Transfersystem herauspicken.<br />

Vereinigte Staaten von Europa – da muss aber das Volk endlich<br />

mal befragt wer<strong>de</strong>n?<br />

Unbedingt, <strong>und</strong> das hat das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht auch<br />

klargemacht. Ein noch Mehr an politischer Einigung bedarf <strong>de</strong>r<br />

Zustimmung <strong>de</strong>s Souveräns, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Souverän ist das Volk.<br />

Wir haben nun viel über <strong>de</strong>n Euro <strong>und</strong> die EZB gesprochen. Was<br />

<strong>de</strong>nken Sie gr<strong>und</strong>sätzlich über das bestehen<strong>de</strong> Geldsystem?<br />

Man kann natürlich darüber nach<strong>de</strong>nken, ob irgen<strong>de</strong>i<strong>ne</strong> Form<br />

von „Deckung“ <strong>de</strong>r Geldmenge sinnvoll wäre. Aber ehrlich gesagt<br />

gibt es doch gar nicht genug geeig<strong>ne</strong>te Sachwerte dafür,<br />

<strong>de</strong>nken Sie z.B. an Gold. Man müsste die Sachwerte extrem aufwerten.<br />

Ich kann eigentlich mit <strong>de</strong>m bestehen<strong>de</strong>n System gut<br />

leben, die Geldmenge lässt sich mit diszipliniertem Verhalten<br />

26


<strong>de</strong>r Zentralbanken gut steuern, ei<strong>ne</strong> Sach<strong>de</strong>ckung ist gar nicht<br />

nötig, wenn man sich an die Regeln hält. Mei<strong>ne</strong> Hauptsorge gilt,<br />

wie bereits dargelegt, eher <strong>de</strong>r Sozialisierung von Schul<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r<br />

muss für sein eige<strong>ne</strong>s Risiko haften!<br />

Zuletzt machten Euro-Skeptiker in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit Furore.<br />

Hans-Olaf Henkel will sogar ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Partei grün<strong>de</strong>n. Wäre<br />

ein politisches Engagement für Sie ei<strong>ne</strong> Option?<br />

Ich respektiere <strong>und</strong> schätze Herrn Henkel, auch wenn ich einige<br />

sei<strong>ne</strong>r Positio<strong>ne</strong>n nicht teile. Er ist ein aufrechter Mann. Aber<br />

auf Ihre Frage ein ganz klares Nein: Ich bin Wissenschaftler aus<br />

Überzeugung <strong>und</strong> mit viel Freu<strong>de</strong> <strong>und</strong> habe kei<strong>ne</strong>rlei politische<br />

Ambitio<strong>ne</strong>n.<br />

Letzte Frage: Sind Sie selber an <strong>de</strong>r Börse aktiv?<br />

Nein, gegen die vielen Profis, die dort unterwegs sind, hätte ich<br />

wenig Chancen.<br />

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Hans-Wer<strong>ne</strong>r Sinn (Jahrgang 1948) ist seit 1984 Lehrstuhlinhaber<br />

für Nationalökonomie <strong>und</strong> Finanzwissenschaft an <strong>de</strong>r<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 1999 Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s ifo-Institutes für Wirtschaftsforschung, hat er die Münch<strong>ne</strong>r<br />

Institution zu ei<strong>ne</strong>r a<strong>ne</strong>rkannten Forschungseinrichtung ausgebaut.<br />

Sinns beson<strong>de</strong>rer Forschungsschwerpunkt ist <strong>de</strong>r Themenkomplex<br />

<strong>de</strong>s längerfristigen wirtschaftlichen Wachstums.<br />

Dabei ist er ein Anhänger <strong>de</strong>s Ordoliberalismus im Sin<strong>ne</strong> von<br />

Ludwig Erhard <strong>und</strong> Walter Eucken. Sinn prägt die Meinungsbildung<br />

in Deutschland durch ei<strong>ne</strong> Vielzahl von Medienauftritten<br />

<strong>und</strong> hat mehrere Sachbuch-Bestseller zu wirtschaftspolitischen<br />

Fragen veröffentlicht, darunter „ Kasino-Kapitalismus: Wie es<br />

zur Finanzkrise kam, <strong>und</strong> was jetzt zu tun ist“, „Ist Deutschland<br />

noch zu retten?“ <strong>und</strong> – ganz aktuell – „Das grü<strong>ne</strong> Paradoxon:<br />

Plädoyer für ei<strong>ne</strong> illusionsfreie Klimapolitik“.<br />

Die Fragen stellte Daniel Kühn<br />

1.1.2020: Die Vereinigten Staaten von<br />

Europa wer<strong>de</strong>n gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Was auch immer die Zukunft uns bringen mag -<br />

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27


Interview mit Philipp Vorndran<br />

Vermögensverwalter<br />

„Es wird weitere extrem teure Rettungsaktio<strong>ne</strong>n geben“<br />

Interview mit <strong>de</strong>m Vermögensverwalter Philipp Vorndran zum Thema europäische Schul<strong>de</strong>nkrise, Gold als Investment <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong><br />

möglicherweise bevorstehen<strong>de</strong> Phase finanzieller Repression.<br />

Die Entscheidungsträger in<strong>ne</strong>rhalb <strong>de</strong>r EU haben beschlossen,<br />

die Haushalte <strong>de</strong>r Mitgliedstaaten künftig genauer unter die<br />

Lupe zu <strong>ne</strong>hmen <strong>und</strong> in die nationalen Haushalte hi<strong>ne</strong>in regieren<br />

zu wollen. Was halten Sie von <strong>de</strong>r Maßnahme?<br />

Die Maßnahmen gehen unserer Meinung nicht weit genug, wir<br />

brauchen endlich auch die Haftung von politischen Entscheidungsträgern.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind die vorliegen<strong>de</strong>n Beschlüsse hoch<br />

problematisch. Hier wer<strong>de</strong>n in Teilbereichen <strong>de</strong>mokratische Spielregeln<br />

verletzt <strong>und</strong> die Akzeptanz <strong>de</strong>r EU bei <strong>de</strong>n Bürgern gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Wir müssen uns mal klar machen, was <strong>de</strong>rzeit geschieht:<br />

Vertreter <strong>de</strong>r Zahlerstaaten for<strong>de</strong>rn gemeinsam mit EU-Technokraten<br />

von Schul<strong>de</strong>nstaaten, dass diese finanzpolitisch die Hosen<br />

herunter lassen. Das muss <strong>de</strong>n Bürgern in <strong>de</strong>n Problemlän<strong>de</strong>rn<br />

wie ei<strong>ne</strong> Fremdregierung vorkommen. Damit wer<strong>de</strong>n sie sich<br />

langfristig nicht abfin<strong>de</strong>n.<br />

Gleichzeitig zeigt uns die Entwicklung <strong>de</strong>r vergange<strong>ne</strong>n Jahre<br />

aber doch, dass ei<strong>ne</strong> effizientere Haushaltskontrolle dringend<br />

nötig ist...<br />

Das ist richtig. Man darf aber <strong>de</strong>n zweiten Schritt nicht vor <strong>de</strong>m<br />

ersten machen. Wir glauben, dass man zunächst einmal entschei<strong>de</strong>n<br />

müsste, welche Volkswirtschaften für ei<strong>ne</strong> langfristig stabile<br />

Währungsunion überhaupt infrage kommen. Maßgeblich ist dafür<br />

ei<strong>ne</strong> weitgehen<strong>de</strong> Homogenität in<strong>ne</strong>rhalb <strong>de</strong>s Währungsraumes.<br />

Ich beziehe diesen Begriff ausdrücklich nicht ausschließlich auf<br />

die Ökonomie, son<strong>de</strong>rn auch auf die Kultur <strong>de</strong>r Staatsführung <strong>und</strong><br />

die Akzeptanz bestimmter Werte <strong>und</strong> Mechanismen in <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Diese Voraussetzungen sehen wir bei einigen <strong>de</strong>r Eurostaaten<br />

<strong>de</strong>rzeit nicht erfüllt <strong>und</strong> sehen auch wenig Chancen, dass<br />

sich daran längerfristig etwas än<strong>de</strong>rn wird.<br />

Die Gr<strong>und</strong>frage ist daher: Wie muss die künftige Eurozo<strong>ne</strong> beschaffen<br />

sein, damit sie auch langfristig überleben kann <strong>und</strong> ihren<br />

Bürgern Nutzen stiftet. Wir kön<strong>ne</strong>n uns sehr gut vorstellen, dass<br />

<strong>ne</strong>ben Deutschland auch Finnland, Österreich, Luxemburg, die<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Estland, Slowenien <strong>und</strong> die Slowakei <strong>und</strong> mit Abstrichen<br />

auch Belgien diese Kriterien erfüllen. Unserer Ansicht nach<br />

hat auch Irland gute Chancen, da dort Reformvorhaben mit ei<strong>ne</strong>r<br />

ganz an<strong>de</strong>ren Vehemenz umgesetzt wer<strong>de</strong>n als beispielsweise in<br />

Griechenland, Portugal o<strong>de</strong>r Italien. Auch könnte ich mir vorstellen,<br />

dass Polen <strong>und</strong> Tschechien unter solchen Bedingungen rasch<br />

<strong>de</strong>m Euro beitreten. Auch Frankreich wird dazu gehören, aber primär<br />

aus politischen Grün<strong>de</strong>n, da die Achse Berlin-Paris wohl nicht<br />

zur Disposition steht. Bei allen weiteren Län<strong>de</strong>rn ist es schwer vorstellbar,<br />

dass ein Verbleib in <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> gelingt.<br />

Lassen Sie mich noch etwas zu <strong>de</strong>n Durchgriffsrechten auf nationale<br />

Haushalte sagen: Diese Rechte müssen natürlich alle <strong>de</strong>mokratisch<br />

legitimiert sein. Wir brauchen endlich ei<strong>ne</strong> europäische<br />

Wirtschaftsregierung <strong>und</strong> ein europäisches Parlament, das etwas<br />

zu sagen hat. Diese Institutio<strong>ne</strong>n müssen aber durch das Prinzip<br />

von „o<strong>ne</strong> man o<strong>ne</strong> vote“ legitimiert wer<strong>de</strong>n – die Mehrheit <strong>de</strong>r EU-<br />

Bürger muss entschei<strong>de</strong>n. Das führt logischerweise dazu, dass<br />

große Staaten stärker repräsentiert sind als klei<strong>ne</strong>, wer diesem<br />

Prinzip nicht zustimmen will, muss lei<strong>de</strong>r außen vor bleiben.<br />

Zusammenfassend müssen für ei<strong>ne</strong>n erfolgreichen Währungsraum<br />

folgen<strong>de</strong> Gegebenheiten vorherrschen: Wir brauchen ei<strong>ne</strong><br />

homoge<strong>ne</strong> Struktur, ei<strong>ne</strong> Art Ker<strong>ne</strong>uropa, die restlichen Staaten<br />

müssen in die EU entlassen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> führen wie<strong>de</strong>r ihre eige<strong>ne</strong><br />

Währung ein. Wenn sich dieses Ker<strong>ne</strong>uropa herausgebil<strong>de</strong>t hat,<br />

muss überlegt wer<strong>de</strong>n, welche Anfor<strong>de</strong>rungen es an die gemeinsame<br />

Budgetplanung gibt, um ei<strong>ne</strong> Situation wie wir sie heute<br />

haben künftig zu verhin<strong>de</strong>rn. Von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit diskutierten Schul<strong>de</strong>nbremsen<br />

halte ich in <strong>de</strong>r praktischen Umsetzung wenig. Die<br />

Erfahrung lehrt, dass die Politik solche Obergrenzen sch<strong>ne</strong>ll än-<br />

28


<strong>de</strong>rt, sobald an<strong>de</strong>re politische Ziele Oberhand gewin<strong>ne</strong>n. Als Investor<br />

muss man immer mit großer Skepsis an alle politischen<br />

Versprechungen herangehen.<br />

In welchem zeitlichen Rahmen soll Ihr Szenario ablaufen?<br />

Wir gehen davon aus, dass man zunächst einmal weiter an<br />

<strong>de</strong>n Krisen-Symptomen herum doktert. Es wür<strong>de</strong> uns aber nicht<br />

überraschen, wenn Griechenland in<strong>ne</strong>rhalb <strong>de</strong>r nächsten 18<br />

Monate freiwillig aus <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> austritt, dieser Schritt mit ei<strong>ne</strong>m<br />

Schul<strong>de</strong>nschnitt einhergeht <strong>und</strong> Griechenland dann ei<strong>ne</strong><br />

Vorbildfunktion für an<strong>de</strong>re Staaten einnimmt. Viele Bürger in Krisenstaaten<br />

wer<strong>de</strong>n stau<strong>ne</strong>n, wie positiv sich ein solcher Befreiungsschlag<br />

trotz kurzfristiger Verwerfungen, mittelfristig für die<br />

Bin<strong>ne</strong>nwirtschaft auswirken wird. Diese Erkenntnis könnte zu<br />

weiteren Austritten führen. Ei<strong>ne</strong>r <strong>de</strong>r offensichtlichen Kandidaten<br />

ist für uns Portugal. Nun aber zu Ihrer Frage: Bis es zu ei<strong>ne</strong>r Ker<strong>ne</strong>urozo<strong>ne</strong>,<br />

wie ich sie oben beschrieben habe kommen wird,<br />

dürften noch drei bis fünf Jahre ins Land ziehen. Während dieser<br />

Zeit wird es weitere extrem teure Rettungsaktio<strong>ne</strong>n geben.<br />

Sie sprechen die Rettungsaktio<strong>ne</strong>n an. Was <strong>de</strong>nken Sie? Wer<strong>de</strong>n<br />

die <strong>de</strong>rzeit laufen<strong>de</strong>n Rettungsfonds ihren Zweck erfüllen<br />

o<strong>de</strong>r wird am En<strong>de</strong> die Europäische Zentralbank mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger ver<strong>de</strong>ckt nach US-amerikanischem Vorbild am Markt<br />

eingreifen müssen?<br />

Derzeit wird von <strong>de</strong>r Politik in je<strong>de</strong>r Woche ei<strong>ne</strong> <strong>ne</strong>ue Sau<br />

durchs Dorf getrieben. Erst spricht man über Elite-Bonds, dann<br />

über mehrere Krisenfonds, die parallel laufen sollen o<strong>de</strong>r auch<br />

über Tilgungstrukturen. Das sind für uns Kopfgeburten, die vom<br />

Markt getestet <strong>und</strong> regelmäßig für zu schwach befun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Das liegt daran, weil alle Vorschläge nur die Symptome<br />

bekämpfen <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>probleme <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> außen vor<br />

gelassen wer<strong>de</strong>n. Noch immer ist <strong>de</strong>r Euro ein politisches <strong>und</strong><br />

nicht ein ökonomisches Projekt. Wir als Investoren, die Kun<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>r<br />

verwalten, dürfen uns nicht an kurzfristigen Spekulatio<strong>ne</strong>n<br />

über das Ausmaß von Rettungspaketen beteiligen. Wir<br />

müssen sehen, dass wir langfristig erfolgreich sind.<br />

Ei<strong>ne</strong> elementare Frage für Investoren ist die <strong>de</strong>s Geldsystems.<br />

Glauben Sie daran, dass wir unser jetziges Geldsystem behalten<br />

o<strong>de</strong>r könnte es im Rahmen ei<strong>ne</strong>s Ker<strong>ne</strong>uropas zu ei<strong>ne</strong>m<br />

Systemwechsel kommen?<br />

Ei<strong>ne</strong> Abschaffung <strong>de</strong>s Fiat Mo<strong>ne</strong>y wird es in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n drei<br />

bis fünf Jahren nicht geben. Ich gehe davon aus, dass man über<br />

finanziellen Druck <strong>und</strong> strenge Regeln die Schul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staaten<br />

im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt zurückführen wird. Das<br />

dürfte bei vielen Sparern zu ei<strong>ne</strong>m massiven Kaufkraftverlust<br />

führen. Ei<strong>ne</strong>n wirklichen Reset im Geldsystem wird es aber nicht<br />

geben. Wenn einzel<strong>ne</strong> Län<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Euro aussteigen <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r<br />

ei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> Währung bekommen, ist das für mich kein Reset.<br />

Ein wirklicher Reset wäre ei<strong>ne</strong> Währung mit ei<strong>ne</strong>m Realwertstandard<br />

– das sehe ich nicht.<br />

Wäre ein solcher Realwertstandard Ihrer Meinung nach besser<br />

als das bestehen<strong>de</strong> System?<br />

Ich halte ei<strong>ne</strong> Unterlegung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s mit Realwerten für sehr<br />

sinnvoll, weil so <strong>de</strong>n Notenbanken <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Staaten in gewissem<br />

Maße die Möglichkeit genommen wird, ihre Geldmengen<br />

von <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Realwirtschaft abzukoppeln. Ich glaube<br />

aber, dass ein solches System nicht lange Bestand hätte:<br />

Ähnlich wie bei Bretton Woods, <strong>de</strong>m Goldstandard in <strong>de</strong>n USA,<br />

könnte das System ja von Politikern mit ei<strong>ne</strong>m Fe<strong>de</strong>rstrich wie<strong>de</strong>r<br />

zunichte gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Es wird ja auch immer wie<strong>de</strong>r über ei<strong>ne</strong>n Goldstandard nachgedacht.<br />

Auch das ist für mich sehr unwahrscheinlich, nicht nur<br />

weil die Verteilung <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s r<strong>und</strong> um die Welt viel zu heterogen<br />

ist. Sie kön<strong>ne</strong>n kei<strong>ne</strong>n Goldstandard einführen, wenn Italien<br />

relativ zum BIP viel mehr Gold besitzt als Indien <strong>und</strong> China.<br />

Player wie Indien <strong>und</strong> China wer<strong>de</strong>n allerdings in zukünftigen<br />

Währungssystemen ei<strong>ne</strong> große Rolle spielen – ob sie es wollen<br />

o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Sie haben <strong>de</strong>m Goldstandard soeben ei<strong>ne</strong> Absage erteilt. Ist<br />

Gold als Investment damit hinfällig gewor<strong>de</strong>n?<br />

Das ist es sicher nicht! Für uns ist Gold ei<strong>ne</strong> Währung wie <strong>de</strong>r<br />

Dollar <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Euro. Gold als Währung hat <strong>de</strong>n großen Vorteil,<br />

dass es nicht beliebig vermehrt <strong>und</strong> nur vorübergehend von Notenbanken<br />

manipuliert wer<strong>de</strong>n kann. Je nach<strong>de</strong>m in welchem<br />

Währungsraum man sich als Investor aufhält, umso mehr Gold<br />

muss man im Portfolio haben. Schauen Sie sich die Schweiz an:<br />

Bis zur Bindung an <strong>de</strong>n Euro brauchte ich als Schweizer kaum<br />

Gold, da die eige<strong>ne</strong> Währung bereits ein relativ sicherer Hafen<br />

war. Das hat man an <strong>de</strong>r Aufwertung <strong>de</strong>s Frankens gut gesehen.<br />

Seit es die Bindung <strong>de</strong>s Frankens an <strong>de</strong>n Euro gibt, hat sich<br />

29


die Situation dramatisch verän<strong>de</strong>rt. In Australien o<strong>de</strong>r Kanada<br />

ist es dagegen nach wie vor nicht so relevant über Gold nachzu<strong>de</strong>nken<br />

wie in <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong>.<br />

Wir haben Gold in unserem Portfolio, weil wir es für die einzige<br />

stabile <strong>und</strong> liqui<strong>de</strong> Währung halten, um gegenüber <strong>de</strong>n Hauptwährungen<br />

zu diversifizieren. Neben Gold ist uns auch ein gut<br />

diversifiziertes Währungsportfolio wichtig. Dabei sind <strong>de</strong>r Kanadische<br />

Dollar, <strong>de</strong>r Australische Dollar, <strong>de</strong>r Singapur-Dollar, die<br />

Norwegische Kro<strong>ne</strong>, <strong>de</strong>r Schweizer Franken, <strong>de</strong>r Hongkong-Dollar<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Chilenische Peso von Be<strong>de</strong>utung. Allerdings nicht<br />

als Einzelwette, wie das sehr viele Investoren machen.<br />

Das klingt interessant! Gibt es Investment-Produkte, welche<br />

genau diese Währungen ab<strong>de</strong>cken?<br />

Das ist genau die Frage, die wir uns bei Flossbach von Storch<br />

vor ei<strong>ne</strong>m Jahr gestellt haben. Wir mussten feststellen, dass es<br />

ein solches Produkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab <strong>und</strong> haben<br />

<strong>de</strong>n Fonds Bond Diversifikation aufgelegt. Der Fonds setzt<br />

auf Anleihen <strong>und</strong> Währungen von Staaten, die wir als rückzahlungsfähig<br />

<strong>und</strong> rückzahlungswillig einschätzen. Ursprünglich<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fonds konzipiert, um unseren inter<strong>ne</strong>n Kun<strong>de</strong>nbedürfnissen<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Inzwischen verzeich<strong>ne</strong>n wir allerdings<br />

auch von außerhalb ei<strong>ne</strong> stetig steigen<strong>de</strong> Nachfrage.<br />

Sie reisen als Kapitalmarktexperte von Flossbach von Storch<br />

häufig durch die Welt <strong>und</strong> recherchieren vor Ort. Kürzlich waren<br />

Sie in China. Kann China die Eurozo<strong>ne</strong> retten o<strong>de</strong>r hat es<br />

genug eige<strong>ne</strong> Aufgaben?<br />

Genauso ist es! China hat zwar große Währungsreserven, es<br />

hat aber in sei<strong>ne</strong>r Wirtschaft genug eige<strong>ne</strong> Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Beispielsweise am Immobilienmarkt o<strong>de</strong>r im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur. Auch das Bankensystem <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re das<br />

Schattenbankensystem dürfte an einigen Stellen Sanierungsbedarf<br />

haben. Was China aber während <strong>de</strong>r Euro-Krise auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall machen wird, sind Koppelgeschäfte. Man wird Anleihen<br />

kaufen – aber nur, wenn man auch reale Werte, wie Unter<strong>ne</strong>hmen,<br />

erwerben darf. Die Chi<strong>ne</strong>sen wissen ganz genau,<br />

wie viel die Anleihen Griechenlands o<strong>de</strong>r Italiens wert sind. Und<br />

ihre Bevölkerung fragt durchaus zu Recht, warum <strong>de</strong>nn, ihr<br />

Staat europäische Schuldtitel kaufen soll, solange das Durchschnittsvermögen<br />

<strong>de</strong>r Europäer noch immer um Längen über<br />

ihrem eige<strong>ne</strong>n liegt.<br />

Was machen Sie als Investor aus diesen Erkenntnissen?<br />

Wie gesagt, erwarten wir in <strong>de</strong>n nächsten Jahren finanzielle Repression<br />

- also künstlich niedrige Zinsen bei gleichzeitig hoher<br />

Inflation plus Steuererhöhungen <strong>und</strong> Kapitalverkehrskontrollen,<br />

also Einschränkungen für Investments im Auslands <strong>und</strong> in<br />

E<strong>de</strong>lmetalle. Ei<strong>ne</strong> solche finanzielle Repression haben wir in <strong>de</strong>n<br />

USA während <strong>de</strong>r 1940er Jahre gesehen <strong>und</strong> sehen sie <strong>de</strong>rzeit<br />

auch in China. Dagegen hilft nur ein gut diversifiziertes Portfolio<br />

aus Realwerten. Wichtigstes Instrument ist dabei die Qualitätsaktie.<br />

Aber auch E<strong>de</strong>lmetalle, Bonds <strong>und</strong> Währungen wie oben<br />

beschrieben sind bei diesem Anlagemix wichtig. Bis zu ei<strong>ne</strong>m<br />

gewissen Maße halten wir auch die Immobilie für interessant,<br />

allerdings primär die selbst genutzte, da es unklar ist, welche<br />

Repressio<strong>ne</strong>n auf Vermieter zukommen wer<strong>de</strong>n. Immobilien<br />

sind für <strong>de</strong>n Staat immer leicht als Quelle von Erträgen nutzbar.<br />

Das sehen wir gera<strong>de</strong> auch in Italien.<br />

Zum Schluss noch ei<strong>ne</strong> Frage zu Aktien: Welche Branchen sind<br />

da für Sie interessant?<br />

Bei Aktien setzen wir sehr stark auf die Qualität <strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls,<br />

auf ei<strong>ne</strong>n niedrigen Verschuldungsgrad, ei<strong>ne</strong>n hohen<br />

Free-Cash-Flow <strong>und</strong> die Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Auf Basis dieser Kriterien<br />

halten wir nicht-zyklische Konsumwerte für interessant, aber<br />

auch die Medizin- <strong>und</strong> Pharma-Branche. Niedrig gepreist ist<br />

<strong>de</strong>rzeit auch die IT o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r E<strong>ne</strong>rgiesektor. Weitere interessante<br />

Nischen sind die Tabakindustrie <strong>und</strong> auch das ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

REIT-Unter<strong>ne</strong>hmen aus Deutschland.<br />

Die Fragen stellte Nico Popp<br />

Philipp Vorndran, Jahrgang 1962, hat als unabhängiger Vermögensverwalter<br />

über viele Jahre hinweg Erfahrungen im Asset Management<br />

sammeln kön<strong>ne</strong>n. Vorndran wechselte 2009 von <strong>de</strong>r<br />

Credit Suisse-Gruppe zum Köl<strong>ne</strong>r Vermögensverwalter Flossbach<br />

von Storch. Zuvor war er bei <strong>de</strong>r CS mehr als zehn Jahre lang unter<br />

an<strong>de</strong>rem als Chefstratege <strong>de</strong>s Asset Managements in Zürich tätig<br />

gewesen. Neben sei<strong>ne</strong>r Verantwortung im Bereich Asset Allokation<br />

bei Flossbach von Storch bezieht <strong>de</strong>r hochkarätige Anlageexperte<br />

immer wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zur Investmentstrategie<br />

<strong>de</strong>s Hauses Stellung. Vorndran hat sich darüber hinaus als geschätzter<br />

Interviewpart<strong>ne</strong>r für die Medien ei<strong>ne</strong>n Namen gemacht.<br />

30


Gastbeitrag von Bert Flossbach<br />

Vermögensverwalter<br />

„Höhepunkt <strong>de</strong>r Skurrilität“<br />

Gastbeitrag von Bert Flossbach zur Staatschul<strong>de</strong>nkrise in <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>r schleichen<strong>de</strong>n Teilenteignung <strong>de</strong>r Sparer.<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> ist ei<strong>ne</strong> Tragödie, in <strong>de</strong>ren letztem<br />

Akt <strong>de</strong>r politische Wille an ökonomischen <strong>und</strong> kulturellen Gesetzmäßigkeiten<br />

scheitern wird. Wann <strong>und</strong> in welcher Form die<br />

Eurozo<strong>ne</strong> auseinan<strong>de</strong>rbrechen wird, lässt sich nicht prognostizieren<br />

<strong>und</strong> gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb muss man darauf vorbereitet sein.<br />

Ei<strong>ne</strong> Währung lebt vom Vertrauen <strong>de</strong>r Bürger, nicht vom<br />

Wunsch<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r Politik. Ei<strong>ne</strong> Schicksalsgemeinschaft vergleichbar<br />

mit ei<strong>ne</strong>r Seilschaft am Berg kann nur funktionieren,<br />

wenn sie aus ei<strong>ne</strong>r möglichst homoge<strong>ne</strong>n Gruppe Gleichgesinnter<br />

besteht. Dies ist bei <strong>de</strong>n 17 Staaten <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> nicht<br />

<strong>de</strong>r Fall. Die chronisch <strong>de</strong>fizitäre Leistungsbilanz <strong>de</strong>r Sü<strong>de</strong>uro-<br />

Län<strong>de</strong>r ist nur ein Indiz für die strukturellen Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Eurozo<strong>ne</strong>. Die Heterogenität <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> spiegelt aber nicht<br />

nur die quantitativen Differenzen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>n Volkswirtschaften<br />

wi<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn ist auch Ergebnis kultureller <strong>und</strong> mentaler<br />

Unterschie<strong>de</strong>. Die Län<strong>de</strong>r ei<strong>ne</strong>r Währungsunion müssen<br />

wie die Mitglie<strong>de</strong>r ei<strong>ne</strong>r Seilschaft am Berg nicht nur bestimmte<br />

Fit<strong>ne</strong>sskriterien erfüllen, son<strong>de</strong>rn auch ei<strong>ne</strong>n gemeinsamen Willen<br />

haben, wie sie ihr Ziel erreichen wollen.<br />

Die zahlreichen A<strong>ne</strong>kdoten aus Griechenland zeigen, dass die<br />

erhoffte Homogenität <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong> durch Konvergenz volkswirtschaftlicher<br />

Daten (die bekanntlich manipuliert wer<strong>de</strong>n<br />

kön<strong>ne</strong>n) <strong>und</strong> technokratische Sanierungsanweisungen nicht<br />

erzwungen wer<strong>de</strong>n kann. Die Bonität ei<strong>ne</strong>s Lan<strong>de</strong>s ist nicht<br />

nur ei<strong>ne</strong> Frage <strong>de</strong>s Kön<strong>ne</strong>ns, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>s Wollens. Alle<br />

Beschlüsse <strong>und</strong> Maßnahmen, so sinnvoll <strong>und</strong> wünschenswert<br />

sie auch erschei<strong>ne</strong>n, stoßen bei <strong>de</strong>r Umsetzbarkeit an Grenzen.<br />

Schul<strong>de</strong>nbremsen, Steuererhöhungen, Personalabbau, Arbeitsmarktreformen,<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit etc.<br />

sind leicht formulierte Ziele. Ihre Durchsetzbarkeit hängt von <strong>de</strong>r<br />

Bereitschaft <strong>de</strong>r Bevölkerung, Gewerkschaften <strong>und</strong> Interessenverbän<strong>de</strong><br />

ab, die damit verbun<strong>de</strong><strong>ne</strong>n Bür<strong>de</strong>n zu tragen.<br />

Die extremen Renditedifferenzen von Staatsanleihen <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong><br />

spiegeln <strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r Investoren an die Fähigkeit <strong>und</strong><br />

Willigkeit <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, ihren Schul<strong>de</strong>ndienst aus eige<strong>ne</strong>r Kraft zu<br />

leisten, besser wi<strong>de</strong>r, als rein formale Kriterien. Die Politik <strong>ne</strong>giert<br />

die Erkenntnis <strong>de</strong>s Kapitalmarktes <strong>und</strong> die Heterogenität als ei-<br />

gentliches Problem <strong>de</strong>r Eurozo<strong>ne</strong>. Mit immer skurrileren Maßnahmen<br />

versucht sie, das Unausweichliche zu verhin<strong>de</strong>rn. Der Plan<br />

ei<strong>ne</strong>s freiwillig erzwunge<strong>ne</strong>n Schul<strong>de</strong>nschnitts von 70 Prozent<br />

für Griechenanleihen ist <strong>de</strong>r vorläufige Höhepunkt <strong>de</strong>r Skurrilität.<br />

Der Weg aus <strong>de</strong>r Staatschul<strong>de</strong>nkrise scheint vorgezeich<strong>ne</strong>t. Mit<br />

<strong>de</strong>r „Abschaffung“ <strong>de</strong>s Zinses für Staatsanleihen senken die<br />

Notenbanken die Finanzierungskosten <strong>de</strong>r Staaten <strong>und</strong> schaffen<br />

die zum Abbau <strong>de</strong>r hohen Staatsschul<strong>de</strong>nquoten erfor<strong>de</strong>rliche<br />

„unverzinste Inflation“. Diese im Fachjargon als Financial<br />

Repression bezeich<strong>ne</strong>te Strategie bewirkt ei<strong>ne</strong>n <strong>ne</strong>gativen Realzins<br />

<strong>und</strong> damit ei<strong>ne</strong> schleichen<strong>de</strong> Teilenteignung <strong>de</strong>r Sparer.<br />

Sie erhöht allerdings auch die Attraktivität an<strong>de</strong>rer Anlageformen<br />

wie Aktien, Immobilien <strong>und</strong> nicht zuletzt Gold. Selbst mit<br />

Anleihen lässt sich noch Geld verdie<strong>ne</strong>n, wenn die Renditen im<br />

Vergleich zur Bonität attraktiv genug sind.<br />

Flossbach von Storch: Das von Bert Flossbach <strong>und</strong> Kurt von<br />

Storch geführte Köl<strong>ne</strong>r Unter<strong>ne</strong>hmen ist ei<strong>ne</strong> <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

unabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland <strong>und</strong><br />

ei<strong>ne</strong>m betreuten Kun<strong>de</strong>nvermögen von 5 Milliar<strong>de</strong>n Euro. Das<br />

Unter<strong>ne</strong>hmen konnte zahlreiche Auszeichnungen für Fonds<br />

<strong>und</strong> Einzelmandate erringen. Dr. Bert Flossbach ist kürzlich<br />

vom Finanzen Verlag <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Wirtschaftsmagazin „Euro“ zum<br />

„Fondsmanager <strong>de</strong>s Jahres 2012“ gekürt wor<strong>de</strong>n.<br />

31


Interview mit Rahim Taghiza<strong>de</strong>gan<br />

Wirtschaftsphilosoph<br />

„Das Fin<strong>de</strong>n ei<strong>ne</strong>r Geldordnung kann durchaus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>zentralen<br />

Ent<strong>de</strong>ckungsprozess überlassen wer<strong>de</strong>n!<br />

Interview mit Rahim Taghiza<strong>de</strong>gan vom Institut für Wertewirtschaft, Wien: Das staatliche Geldmonopol <strong>und</strong> die staatliche Geldpolitik<br />

sind nicht alternativlos, son<strong>de</strong>rn sollten immer wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Prüfstand gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die weltweite Schul<strong>de</strong>nkrise hat die Märkte seit Jahren fest im<br />

Griff. Ei<strong>ne</strong> vielleicht ironisch anmuten<strong>de</strong>, aber ernst gemeinte<br />

Frage: Verfügen wir über ein gutes Geldsystem?<br />

Verstehen wir unter ei<strong>ne</strong>m guten Geldsystem ein Geldsystem,<br />

das kei<strong>ne</strong>n politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Son<strong>de</strong>rinteressen<br />

auf Kosten <strong>de</strong>r Allgemeinheit dient, das die Ersparnisse <strong>de</strong>r<br />

Menschen nicht mehr <strong>und</strong> mehr min<strong>de</strong>rt, das Anreize bietet,<br />

Kapital aufzubauen <strong>und</strong> nicht, Kapital zu verbrauchen, das<br />

kei<strong>ne</strong>n Konjunkturzyklus in Gang setzt, <strong>und</strong> das kei<strong>ne</strong>r fortwähren<strong>de</strong>n<br />

Korrekturen bedarf, um ein weiteres Jahr überleben zu<br />

kön<strong>ne</strong>n – dann muss die Antwort lauten, <strong>ne</strong>in, wir haben ganz<br />

offensichtlich kein gutes Geldsystem.<br />

Inwieweit <strong>de</strong>stabilisiert unsere Geldordnung die Marktwirtschaft<br />

<strong>und</strong> vernichtet Wohlstand?<br />

Ei<strong>ne</strong>rseits gibt es ei<strong>ne</strong> indirekte Vernichtung von Wohlstand –<br />

tatsächlichem <strong>und</strong> potentiellen Wohlstand – über die von mir<br />

genannten Punkte: Verunsicherung <strong>de</strong>r Gesamtwirtschaft,<br />

Verhin<strong>de</strong>rung von Kapitalaufbau, För<strong>de</strong>rung von Investitio<strong>ne</strong>n<br />

an <strong>de</strong>n falschen Stellen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite steht die direkte<br />

Wohlstandsvernichtung durch Inflation, durch die Aus<strong>de</strong>hnung<br />

<strong>de</strong>r Geldmenge <strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong> Gel<strong>de</strong>ntwertung.<br />

Man muss sich vorstellen, dass bereits bei <strong>de</strong>r gering schei<strong>ne</strong>n<strong>de</strong>n<br />

jährlichen Inflationsrate von 3% bin<strong>ne</strong>n zweier Jahrzehnte<br />

die Hälfte ei<strong>ne</strong>s Geldvermögens verlorengeht. Bei 5% dauert es<br />

nur noch ein Jahrzehnt. In einigen Bereichen haben die nomi<strong>ne</strong>llen<br />

Europreise bereits die alten D-Mark-Preise erreicht – oh<strong>ne</strong><br />

dass die Löh<strong>ne</strong> entsprechend gestiegen wären.<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage ist natürlich, ob ei<strong>ne</strong> Wirtschaftsordnung<br />

mit ei<strong>ne</strong>m nicht-marktwirtschaftlichen, nämlich ei<strong>ne</strong>m<br />

zentral gesteuerten Geldsystem überhaupt ei<strong>ne</strong> Marktwirtschaft<br />

sein kann. Und wenn das <strong>de</strong>rzeitige System <strong>de</strong>n Leuten<br />

als Marktwirtschaft verkauft wird, <strong>und</strong> die Krise daher ei<strong>ne</strong><br />

marktwirtschaftliche Krise sein muss, dann ist klar, wohin die<br />

Reise geht.<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung ist alternativen Gel<strong>de</strong>xperimenten beizumessen?<br />

Zunächst befin<strong>de</strong>t sich je<strong>de</strong>s gesellschaftliche o<strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Experiment in <strong>de</strong>r Gefahr, von falschen Voraussetzungen<br />

auszugehen, Lösungen für Probleme zu bieten, die kei<strong>ne</strong> sind,<br />

aus <strong>de</strong>n tatsächlichen Problemen aber die falschen Schlüsse<br />

zu ziehen, <strong>und</strong> daher über kurz o<strong>de</strong>r lang zu scheitern. Daher<br />

ist das oberste Gebot je<strong>de</strong>s Experiments das <strong>de</strong>r Freiwilligkeit:<br />

Niemand darf gezwungen wer<strong>de</strong>n, ein Geld zu verwen<strong>de</strong>n, das<br />

er nicht verwen<strong>de</strong>n will.<br />

Natürlich verletzt <strong>de</strong>r Staat dieses Gebot; auch wenn mein<br />

Einkommen vielleicht aus Krähwinkler Vierteltalern besteht,<br />

verlangt <strong>de</strong>r Staat, dass ich ihm mei<strong>ne</strong> Steuern in Euros <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Zentralbank leiste. Der Wert alternativer Gel<strong>de</strong>xperimente<br />

ist daher unter heutigen Bedingungen wohl zum größten<br />

Teil ein aufklären<strong>de</strong>r: dass das staatliche Geldmonopol <strong>und</strong> die<br />

staatliche Geldpolitik nicht, um mit Frau Merkel zu sprechen, „alternativlos“<br />

sind, son<strong>de</strong>rn dass das Fin<strong>de</strong>n ei<strong>ne</strong>r Geldordnung<br />

durchaus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>zentralen Ent<strong>de</strong>ckungsprozess überlassen<br />

wer<strong>de</strong>n kann, dass diese Experimente funktionieren kön<strong>ne</strong>n –<br />

wenn sie funktionieren!<br />

33


Sind angesichts globaler Probleme lokale Lösungen überhaupt<br />

ei<strong>ne</strong> Option?<br />

Sind überhaupt menschengemachte soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Probleme <strong>de</strong>nkbar, die nur global gelöst wer<strong>de</strong>n kön<strong>ne</strong>n?<br />

Ist <strong>de</strong>r Lösungsansatz ei<strong>ne</strong>r klei<strong>ne</strong>ren Gruppe notwendig zum<br />

Scheitern verurteilt, weil er sich nicht auf globale Verhältnisse<br />

umlegen lässt? Sicher ist ei<strong>ne</strong> gute globale Lösung besser als<br />

ei<strong>ne</strong> schlechte lokale. Und man mag auch argumentieren, dass<br />

großen Systemen <strong>und</strong> Institutio<strong>ne</strong>n ein gewisser Konservatismus<br />

anhaftet. Verrückte I<strong>de</strong>en haben es leichter, sich im Klei<strong>ne</strong>n<br />

durchzusetzen als dort, wo sie etwa <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rieren<strong>de</strong>n<br />

Einfluss ei<strong>ne</strong>s behäbigen Apparates ausgesetzt sind. Für gute<br />

I<strong>de</strong>en, für gute Lösungen gilt aber das gleiche. Und wenn sich<br />

schlechte Lösungen im Großen durchsetzen, dann brennt oh<strong>ne</strong>hin<br />

<strong>de</strong>r globale Hut, <strong>und</strong> zwar für lange Zeit.<br />

Was kann/muss <strong>de</strong>r Einzel<strong>ne</strong> tun, um die Lage zu verbessern?<br />

Der Einzel<strong>ne</strong> kann nur versuchen, sei<strong>ne</strong> eige<strong>ne</strong> Lage <strong>und</strong> die sei<strong>ne</strong>s<br />

unmittelbaren Umfelds zu verbessern. Das ist mühsam <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Erfolg ist ungewiss. Am bequemsten ist es, zu glauben, sich<br />

<strong>de</strong>r Verantwortung für sich <strong>und</strong> die Sei<strong>ne</strong>n durch das Abgeben<br />

sei<strong>ne</strong>r Stimme entledigt zu haben. Mögen an<strong>de</strong>re – Politiker –<br />

sich darum kümmern, was gut für mich ist, mich vor mir selbst<br />

schützen, <strong>und</strong> mögen wie<strong>de</strong>rum an<strong>de</strong>re – die Steuerzahler –<br />

dafür aufkommen! Nein, um die Lage wirklich <strong>und</strong> langfristig<br />

zu verbessern, dazu ist <strong>de</strong>r Rückgriff, ist die Rückbesinnung auf<br />

das Eige<strong>ne</strong> nötig, auf <strong>de</strong>n Einzel<strong>ne</strong>n selbst <strong>und</strong> auf sei<strong>ne</strong> Um-<br />

gebung. Warum sich dazu nicht <strong>de</strong>r alten Kaufmannstugen<strong>de</strong>n<br />

besin<strong>ne</strong>n? Solidität, Ehrlichkeit, Vorsorge. Schul<strong>de</strong>n mei<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Kapital aufbauen. Vertrauen schaffen <strong>und</strong>, wo berechtigt,<br />

geben. Und, um zum Geldthema zurückzukehren, das Geld, ob<br />

gutes o<strong>de</strong>r schlechtes Geld, als das sehen, was es ist: ein Mittel,<br />

zwar ein wichtiges, aber doch nur ein Mittel, das nicht zum<br />

Selbstzweck wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Die Fragen stellte Helge Rehbein<br />

Rahim Taghiza<strong>de</strong>gan lebt <strong>und</strong> arbeitet als austroiranischer<br />

Wirtschaftsphilosoph in Wien. In sei<strong>ne</strong>m von ihm gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Institut für Wertewirtschaft analysiert er die Krise <strong>de</strong>r westlichen<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> will Wege aufzeigen, wie heute wertvolles<br />

Wirtschaften <strong>und</strong> sinnvolles Leben aussehen könnten.<br />

Der studierte Technische Physiker mit Spezialisierung in Atomphysik<br />

begann sich früh für Soziologie, Wirtschaftswissenschaften<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re die Wie<strong>ne</strong>r Schule <strong>de</strong>r Ökonomie<br />

zu interessieren <strong>und</strong> setzt sich nach eige<strong>ne</strong>r Darstellung für<br />

„die Freilegung verlore<strong>ne</strong>n Wissens <strong>und</strong> die Verknüpfung <strong>de</strong>r<br />

zahllosen aufgetrennten Fä<strong>de</strong>n heutigen Denkens“ ein. Ei<strong>ne</strong>m<br />

breiteren Publikum bekannt gewor<strong>de</strong>n ist Taghiza<strong>de</strong>gan durch<br />

Buchveröffentlichungen wie „Der Anti-Steingart“: Systematisch<br />

wi<strong>de</strong>rlegt er darin die Thesen <strong>de</strong>s „Spiegel“-Journalisten Gabor<br />

Steingart. Ei<strong>ne</strong>s sei<strong>ne</strong>r jüngsten Bücher „Vom Systemtrottel zum<br />

Wutbürger“ for<strong>de</strong>rt die Bürger auf, sich entschlossen <strong>de</strong>s eige<strong>ne</strong>n<br />

Verstan<strong>de</strong>s zu bedie<strong>ne</strong>n.<br />

34


Gastbeitrag von Michael von Prollius<br />

Wirtschaftsphilosoph<br />

Free Banking – Wettbewerb ist ei<strong>ne</strong>r Behör<strong>de</strong> überlegen<br />

Michael von Prollius über die Schwierigkeiten <strong>de</strong>s Staates bei <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r Geldmenge, <strong>ne</strong>ue Wege <strong>de</strong>r Bereitstellung von<br />

Geld <strong>und</strong> die Vorzüge ei<strong>ne</strong>s freien Geldwesens gegenüber mo<strong>ne</strong>tärer Planwirtschaft.<br />

Für Menschen, die es nicht besser wussten o<strong>de</strong>r kei<strong>ne</strong> Alternative<br />

erlebt haben, war es selbstverständlich: Ein Telefon musste<br />

bei <strong>de</strong>r staatlichen Post beantragt wer<strong>de</strong>n. Ruinöser Wettbewerb<br />

hätte nicht nur <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

gescha<strong>de</strong>t. Die besten Produkte <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> gerechte, stabile Versorgung<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher konnten nur staatliche Experten mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n hoheitlichen Befugnissen gewährleisten.<br />

Geld ist ein Gut wie je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re auch, nur mit ei<strong>ne</strong>m Unterschied,<br />

es lässt sich beson<strong>de</strong>rs gut tauschen. Geld ist <strong>de</strong>shalb<br />

beson<strong>de</strong>rs begehrt. Staatsführungen haben früh damit begon<strong>ne</strong>n,<br />

sei<strong>ne</strong>r habhaft zu wer<strong>de</strong>n, um praktisch unbegrenzte Ausgaben<br />

finanzieren zu kön<strong>ne</strong>n, für Kriege <strong>und</strong> repräsentativen<br />

Luxus sowie die Alimentierung von Gefolgschaft.<br />

Von Beginn an war Betrug ein Mittel, d.h. ei<strong>ne</strong> Vermehrung <strong>de</strong>r<br />

Geldmenge mittels Falschmünzerei. Be<strong>de</strong>utsamer ist jedoch<br />

die Monopolisierung von För<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Produktionsstätten wie<br />

Silberbergwerken <strong>und</strong> bis heute vor allem ei<strong>ne</strong> Privilegierung<br />

von Kreditgebern, insbeson<strong>de</strong>re Banken. Hingegen ist die Stabilisierung<br />

ei<strong>ne</strong>r Volkswirtschaft durch ei<strong>ne</strong> angestrebte Neutralisierung<br />

<strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s als Einfluss- <strong>und</strong> Störfaktor ei<strong>ne</strong> relativ<br />

späte Schutzbehauptung. Schließlich verursachte die staatliche<br />

Geldpolitik regelmäßig das Gegenteil – das zeigen (Hyper)<br />

Inflatio<strong>ne</strong>n, kontinuierliche, teils drastische Gel<strong>de</strong>ntwertung <strong>und</strong><br />

ein künstlich angefachtes Wirtschaftswachstum mit anschließen<strong>de</strong>n<br />

unausweichlichen Bereinigungskrisen als kontinuierliche<br />

Begleiterscheinung <strong>de</strong>s staatlichen Geldwesens. Zugleich<br />

ist <strong>de</strong>m Staat die Kontrolle über die Geldmenge mit <strong>de</strong>r Ausbreitung<br />

<strong>de</strong>s bargeldlosen Zahlungsverkehrs im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

zu<strong>ne</strong>hmend entglitten.<br />

Die Ursachen für das fortwähren<strong>de</strong> Scheitern liegen auf <strong>de</strong>r<br />

Hand: Ei<strong>ne</strong> Behör<strong>de</strong> kann niemals (!) die tatsächliche Nachfrage<br />

nach Geld in Erfahrung bringen <strong>und</strong> folglich allenfalls<br />

zufällig die erfor<strong>de</strong>rliche Geldmenge bereitstellen. Das liegt an<br />

ei<strong>ne</strong>m unüberwindbaren Wissensmangel, <strong>de</strong>r allen zentralen<br />

Institutio<strong>ne</strong>n auf ökonomischem Gebiet in<strong>ne</strong>wohnt. Wenige<br />

noch so kluge Experten sind <strong>de</strong>m verstreuten Wissen von Mil-<br />

lio<strong>ne</strong>n Marktteil<strong>ne</strong>hmern unterlegen, sowohl was das Wissen<br />

insgesamt angeht als auch im Hinblick darauf, was zu ei<strong>ne</strong>m<br />

bestimmten Zeitpunkt getan wer<strong>de</strong>n muss. (Flexible) Preise<br />

bringen auf unschlagbare Weise dieses Wissen zum Ausdruck.<br />

Als Ersatz bedie<strong>ne</strong>n sich die Experten mancher Krücke,<br />

beispielsweise <strong>de</strong>m Ziel ei<strong>ne</strong>r annähern<strong>de</strong>n Preisniveaustabilität.<br />

Allerdings han<strong>de</strong>lt es sich hierbei auch um ei<strong>ne</strong> Anmaßung<br />

von Wissen. Konsequent verfolgt führt ei<strong>ne</strong> Politik <strong>de</strong>r Preisniveaustabilität<br />

von 2 Prozent dazu, dass die Kaufkraft unseres<br />

Gel<strong>de</strong>s in<strong>ne</strong>rhalb von 35 Jahren halbiert wird. Insofern war<br />

die viel gerühmte Bun<strong>de</strong>sbank lediglich o<strong>de</strong>r immerhin <strong>de</strong>r<br />

sprichwörtliche Einäugige unter <strong>de</strong>n Blin<strong>de</strong>n. Die Politisierung<br />

<strong>de</strong>r Zentralbanken, etwa um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln,<br />

verschlechtert die Situation zusätzlich. Wohlstand entsteht<br />

nicht durch mehr Geld, son<strong>de</strong>rn durch bessere Güter in<br />

größerer Vielfalt <strong>und</strong> Anzahl.<br />

Tatsächlich lebt heute ei<strong>ne</strong> große Zahl von Menschen entwe<strong>de</strong>r<br />

von an<strong>de</strong>rer Leute Geld o<strong>de</strong>r von ei<strong>ne</strong>r Vermehrung von Geld<br />

durch Geld. Letztere sind beson<strong>de</strong>rs einflussreich, weil sie für<br />

Regierungen <strong>und</strong> Volkswirtschaften (vermeintlich) u<strong>ne</strong>rsetzlich<br />

o<strong>de</strong>r systemrelevant gewor<strong>de</strong>n sind. Die Frage, wie heute Geld<br />

bereitgestellt wer<strong>de</strong>n soll, ist längst kei<strong>ne</strong> rein ökonomische,<br />

son<strong>de</strong>rn vielmehr ei<strong>ne</strong> gesellschaftlichen Frage, <strong>und</strong> damit ei<strong>ne</strong><br />

Schlüsselfrage: Wie wollen wir leben?<br />

35


Wettbewerb statt Behör<strong>de</strong>nwirtschaft<br />

„Free Banking“ be<strong>de</strong>utet, dass die Geschäftsbanken aus <strong>de</strong>r Vorm<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>de</strong>s Zentralbanksystems entlassen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ein<br />

freies Bankwesen entstehen darf. Das Ergebnis ist „Geldfreiheit“<br />

(Hans F. Sennholz). Geld wird nicht mehr von ei<strong>ne</strong>r <strong>de</strong> facto o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong> jure staatlichen Behör<strong>de</strong> emittiert, son<strong>de</strong>rn, wie bei an<strong>de</strong>ren<br />

Gütern auch, privat durch im Wettbewerb stehen<strong>de</strong> Unter<strong>ne</strong>hmen.<br />

Ein freies Geldwesen umfasst ein freies Bankenwesen –<br />

oh<strong>ne</strong> Son<strong>de</strong>rprivilegien <strong>und</strong> mit unbeschränkter Haftung, i<strong>de</strong>alerweise<br />

oh<strong>ne</strong> staatliche Regulierung <strong>und</strong> Bankenrettungen, aber<br />

mit ei<strong>ne</strong>r konsequenten Durchsetzung von Rechtsregeln. Historisch<br />

betrachtet waren die am wenigsten regulierten Geldwesen<br />

beson<strong>de</strong>rs erfolgreich im Hinblick auf Geldstabilität, wirtschaftliches<br />

Wachstum <strong>und</strong> die Vermeidung von Betrug, Falschmünzerei,<br />

Bankrun sowie übermäßiger Kreditvergabe. Immerhin sind<br />

<strong>de</strong>rzeit weltweit über 60 Beispiele für Geldwesen bekannt, die<br />

Free Banking nahe kommen. Der amerikanische Ökonom Kurt<br />

Schuler konstatiert: „Free Banking war gebräuchlich im Britischen<br />

Empire, <strong>de</strong>m Orient <strong>und</strong> in Amerika. Selten kam es dagegen vor in<br />

Nord- <strong>und</strong> Osteuropa, Afrika, <strong>de</strong>m Mittleren Osten <strong>und</strong> in Kolonien,<br />

außer <strong>de</strong>n britischen.“ Herausragen<strong>de</strong> Erfolgsbeispiele fin<strong>de</strong>n<br />

sich in China (bereits vor 1000 Jahren), Brasilien <strong>und</strong> Schottland<br />

sowie weiteren klei<strong>ne</strong>n Län<strong>de</strong>rn wie Schwe<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Belgien vor<br />

allem im 18. <strong>und</strong> 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Selbstverständlich kön<strong>ne</strong>n die<br />

Marktteil<strong>ne</strong>hmer frei entschei<strong>de</strong>n, was sie als Geld akzeptieren.<br />

In ei<strong>ne</strong>m freien Geldwesen entfällt die heute weltweit praktizierte<br />

Politisierung <strong>de</strong>r Wirtschaft mit Hilfe <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s. Für Geldpolitik,<br />

Zinspolitik <strong>und</strong> staatliche Vorgaben wie Min<strong>de</strong>streserven<br />

besteht kein Bedarf. Len<strong>de</strong>r of last Resort („Kreditgeber <strong>de</strong>r<br />

letzten Instanz“) <strong>und</strong> Bailouts („aus <strong>de</strong>r Klemme helfen“) mit<br />

Steuergel<strong>de</strong>rn für am Markt gescheiterte Unter<strong>ne</strong>hmen sind in<br />

ei<strong>ne</strong>m freien Geldwesen nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Das Geldmonopol<br />

<strong>de</strong>r Regierung existiert genauso wenig wie ein gesetzliches<br />

Zahlungsmittel. Hingegen sind alle wettbewerblichen Alternativen<br />

<strong>und</strong> Bestrebungen nach ei<strong>ne</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>s Gutes –<br />

an<strong>de</strong>rs als heute – erlaubt. Der freie Markt stellt das gewünschte<br />

Geld in <strong>de</strong>r gewünschten Qualität <strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rlichen Menge<br />

zur Verfügung. Das Ergebnis kann sich historisch sehen lassen.<br />

Die Re<strong>de</strong> ist nicht nur von wun<strong>de</strong>rbar anzusehen<strong>de</strong>n Münzen<br />

aus Kupfer, Silber <strong>und</strong> Gold, son<strong>de</strong>rn auch von ei<strong>ne</strong>m ruhigeren<br />

Fluss <strong>de</strong>r Wirtschaft; es fehlen mo<strong>ne</strong>tär bedingte Teuerungen<br />

von Produkten, vielmehr kön<strong>ne</strong>n die Verbraucher <strong>de</strong>n Produk-<br />

tivitätsfortschritt auch an sinken<strong>de</strong>n Preisen erken<strong>ne</strong>n, <strong>und</strong> vor<br />

allem entfallen Währungszusammenbrüche, zumal in Form<br />

von Hyperinflatio<strong>ne</strong>n. Die Aufgabe <strong>de</strong>s Staates beschränkt sich<br />

in ei<strong>ne</strong>m freien Geldwesen auf die Durchsetzung von Verträgen<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>s Privateigentums.<br />

Der Wettbewerb zwingt die Banken erfolgreich, ihren eigentlichen<br />

Aufgaben nachzukommen: Banken <strong>ne</strong>hmen Einlagen entgegen<br />

<strong>und</strong> vergeben Kredite an Marktteil<strong>ne</strong>hmer. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

sie sowohl zu ei<strong>ne</strong>r strengeren Risikokalkulation gezwungen<br />

als auch zu ei<strong>ne</strong>r marktgerechteren Solvenz- <strong>und</strong> Liquiditätsvorsorge.<br />

Erfolgreiche Banken wer<strong>de</strong>n ihre Kun<strong>de</strong>n fair beraten<br />

müssen, statt ihren Informationsvorsprung bei konstruierten<br />

Produkten für Provisio<strong>ne</strong>n auszunutzen. Anreize <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

für Spekulationsgeschäfte auf Aktien-, Devisen-, Renten-,<br />

Rohstoff <strong>und</strong> Interbankenmärkten wer<strong>de</strong>n schwin<strong>de</strong>n.<br />

Geldfreiheit ist kei<strong>ne</strong> Utopie, bei <strong>de</strong>r alles perfekt abläuft. Bankiers<br />

treffen Fehlentscheidungen, vergeben schlechte Kredite<br />

<strong>und</strong> tätigen Fehlinvestitio<strong>ne</strong>n. Bankinsolvenzen legen wirtschaftliches<br />

Fehlverhalten offen. Oh<strong>ne</strong> perfekte Menschen gibt<br />

es auch kein perfektes Geldwesen. Allerdings ist ein freies Geldwesen<br />

<strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n mo<strong>ne</strong>tären Planwirtschaft haushoch<br />

überlegen. Die aktuelle Schul<strong>de</strong>nkrise wäre in ei<strong>ne</strong>m freien<br />

Geldwesen genauso wenig möglich wie die voran gegange<strong>ne</strong><br />

Immobilien-, Finanz- <strong>und</strong> Weltwirtschaftskrise. Der Wechsel<br />

vom heutigen Geldsystem mit ei<strong>ne</strong>r Zentralbank zu ei<strong>ne</strong>m „Free<br />

Banking“-Geldwesen macht lediglich ei<strong>ne</strong> politische Entscheidung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich: die Privatisierung o<strong>de</strong>r Entstaatlichung <strong>de</strong>s<br />

Gel<strong>de</strong>s. In Anlehnung an <strong>de</strong>n Nobelpreisträger Friedrich August<br />

von Hayek ist dafür ei<strong>ne</strong> Freigeld-Bewegung erfor<strong>de</strong>rlich, die mit<br />

<strong>de</strong>r Freihan<strong>de</strong>lsbewegung <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts vergleichbar<br />

ist. Bereits kurze Zeit nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>s Geldmonopols wer<strong>de</strong>n<br />

die Menschen über die vergange<strong>ne</strong>n Anmaßungen spötteln wie<br />

über die heute Kopfschütteln auslösen<strong>de</strong> Zeit <strong>de</strong>s Postmonopols<br />

vor <strong>de</strong>r Liberalisierung <strong>de</strong>s Telekommunikationssektors.<br />

Michael von Prollius ist Publizist <strong>und</strong> Grün<strong>de</strong>r von „Forum Ordnungspolitik“<br />

(<strong>www</strong>.forum-ordnungspolitik.<strong>de</strong>), ei<strong>ne</strong> Inter<strong>ne</strong>tplattform,<br />

die für ei<strong>ne</strong> Renaissance ordnungspolitischen Denkens <strong>und</strong><br />

für ei<strong>ne</strong> freie Gesellschaft wirbt. Sein <strong>ne</strong>uestes Buch „Die Euro-Misere.<br />

Essays zur Staatsschul<strong>de</strong>nkrise“ ist im TvR-Verlag erschie<strong>ne</strong>n.<br />

36


Interview mit Raim<strong>und</strong> Dietz<br />

Wirtschaftsphilosoph<br />

„Die Geldschöpfung <strong>de</strong>r Zentralbanken ist ein Segen für die Wirtschaft“<br />

Schul<strong>de</strong>n sind an sich nicht schlecht, zeigt <strong>de</strong>r Volkswirt Raim<strong>und</strong> Dietz. Kei<strong>ne</strong> Wirtschaft komme oh<strong>ne</strong> Schul<strong>de</strong>n aus.<br />

Herr Dietz, unser Finanzsystem ist seit <strong>de</strong>r Finanzkrise 2007/<br />

2008 unter Beschuss. Dabei wird als Wurzel allen Übels häufig<br />

die Geldschöpfung <strong>de</strong>r Zentralbanken genannt, die nach<br />

Ansicht vieler Kritiker Geld aus <strong>de</strong>m Nichts erschaffen, das<br />

wie<strong>de</strong>rum Spekulationsblasen beför<strong>de</strong>rt. Ist das Finanzsystem<br />

geeig<strong>ne</strong>t, <strong>de</strong>r Krise Herr zu wer<strong>de</strong>n, auch wenn die Zentralbanken<br />

weiterhin Geld schöpfen?<br />

Die Geldschöpfung <strong>de</strong>r Zentralbanken ist ein Segen für die<br />

Wirtschaft. Erst mit <strong>de</strong>r Geldschöpfung konnten die Wirtschaften<br />

ge<strong>de</strong>ihen. In <strong>de</strong>r Tat haben wir erst seit <strong>de</strong>r Kreditgeldschöpfung<br />

seit ca. 150 Jahren ein mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r kontinuierliches<br />

Wachstum. Denn in ei<strong>ne</strong>r arbeitsteiligen Wirtschaft<br />

muss man zuerst Produktionsfaktoren kaufen, bevor man<br />

Produkte verkaufen kann.<br />

Die zeitliche Span<strong>ne</strong> muss also durch ei<strong>ne</strong> Finanzierung überbrückt<br />

wer<strong>de</strong>n, also durch geschöpftes Geld. Geld steht immer<br />

am Anfang ei<strong>ne</strong>s Prozesses <strong>und</strong> es muss irgendwoher<br />

kommen. Manche wer<strong>de</strong>n sagen: man muss es eben vorher<br />

sparen. Sparen heißt aber: nicht kaufen. Einkommensteile <strong>und</strong><br />

daher produzierte Produkte wür<strong>de</strong>n brach liegen. Aus diesem<br />

Grun<strong>de</strong> funktioniert ei<strong>ne</strong> rein metallische Währung nicht. Mit<br />

geschöpftem Geld kann <strong>de</strong>r Mensch in die Zukunft greifen.<br />

Das ist ein großer Fortschritt. Allerdings darf man ja nicht zu<br />

viel davon schöpfen. Wir wer<strong>de</strong>n daher nicht zu gold- o<strong>de</strong>r<br />

silberge<strong>de</strong>ckten Währungen zurückkommen kön<strong>ne</strong>n, abgesehen<br />

davon, dass es viel zu wenig Gold o<strong>de</strong>r Silber gibt.<br />

Staaten haben weltweit enorme Schul<strong>de</strong>n angehäuft. Wie<br />

sieht für Sie ein Ausweg von Japan, <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r auch<br />

Deutschland aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nspirale aus?<br />

Nicht nur Staaten, auch private Haushalte <strong>und</strong> Unter<strong>ne</strong>hmen<br />

sind heute hoch verschul<strong>de</strong>t. Italien hat zum Beispiel mit ca.<br />

120% <strong>de</strong>s BIP ei<strong>ne</strong> sehr hohe Staatsverschuldung, aber die<br />

Privatverschuldung ist niedrig. Schul<strong>de</strong>n stehen allerdings<br />

For<strong>de</strong>rungen gegenüber. Bei<strong>de</strong>, Schul<strong>de</strong>n <strong>und</strong> For<strong>de</strong>rungen<br />

heben sich gegenseitig zwar auf. Trotz<strong>de</strong>m „zählen“ sie. Denn<br />

die Schuld<strong>ne</strong>r kön<strong>ne</strong>n heute nicht mehr zahlen o<strong>de</strong>r nur zah-<br />

len, wenn sie weitere Schul<strong>de</strong>n machen, <strong>und</strong> die Gläubiger<br />

zittern um ihre Vermögensbestän<strong>de</strong>. Es gibt ja kaum gute<br />

Schuld<strong>ne</strong>r.<br />

Mit <strong>de</strong>n Schul<strong>de</strong>n ist es so: Schul<strong>de</strong>n machen ist leicht, aber<br />

Schul<strong>de</strong>n zurückführen ist individuell, aber nicht kollektiv möglich.<br />

Schul<strong>de</strong>n machen hilft im Moment, belastet aber später.<br />

Kei<strong>ne</strong> Wirtschaft kommt oh<strong>ne</strong> Schul<strong>de</strong>n aus. Man kann <strong>und</strong><br />

muss mit <strong>de</strong>r Last leben, aber sie darf ja nicht zu groß wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie ist nun aber zu groß <strong>und</strong> wir kommen nur runter durch<br />

ei<strong>ne</strong>n radikalen Schul<strong>de</strong>nschnitt o<strong>de</strong>r durch Inflation, die <strong>de</strong>n<br />

Realwert <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>n herabsetzen wür<strong>de</strong>. Kollektives Sparen<br />

geht nicht, das führt nur in die Depression <strong>und</strong> erst recht in<br />

die Schul<strong>de</strong>nfalle. Erst jetzt dämmert es <strong>de</strong>m Publikum, dass<br />

wir in ei<strong>ne</strong>r Überschuldungs-, d.h. auch Überfor<strong>de</strong>rungsfalle<br />

sitzen. Noch immer versucht die Politik Vermögenswerte zu<br />

sichern, in<strong>de</strong>m sie weitere Schul<strong>de</strong>n produziert. Das funktioniert<br />

bis zu ei<strong>ne</strong>m gewissen Punkt. Und je länger man das<br />

Problem nicht wirklich angeht, <strong>de</strong>sto heftiger wird´s dann<br />

knallen. Das gilt für alle drei o<strong>de</strong>r vier: für die USA, für <strong>de</strong>n Euro-<br />

Raum, für England <strong>und</strong> erst recht Japan.<br />

Das Korrektiv <strong>de</strong>s Marktes führt – zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Theorie –<br />

dazu, dass ei<strong>ne</strong> nachhaltige Haushaltspolitik durch niedrige<br />

Kreditkosten belohnt wird. Ei<strong>ne</strong> schlechte Haushaltsdisziplin<br />

wird dagegen vom Markt bestraft. In <strong>de</strong>r Praxis erleben wir<br />

37


aber gera<strong>de</strong>, dass Schul<strong>de</strong>nsün<strong>de</strong>r wie die USA, aber auch<br />

Deutschland am Markt zu niedrigen Zinsen Kapital auf<strong>ne</strong>hmen<br />

kön<strong>ne</strong>n. Liegt hier ein Marktversagen vor?<br />

Wer niedrigere Schul<strong>de</strong>n hat, hat ein geringeres Ausfallsrisiko<br />

<strong>und</strong> zahlt <strong>de</strong>shalb ei<strong>ne</strong> niedrigere Prämie. Das ist rei<strong>ne</strong> Marktlogik.<br />

In Zeiten <strong>de</strong>r Überschuldung sind niedrige Zinsen zwar<br />

nicht marktgerecht, aber gut für die Wirtschaft, weil bei hohen<br />

Zinsen die Schul<strong>de</strong>n erst recht explodieren wür<strong>de</strong>n. (Märkte<br />

sind nicht nur nicht immer vernünftig, son<strong>de</strong>rn manchmal<br />

sehr unvernünftig.)<br />

Die USA kön<strong>ne</strong>n Geld selbst machen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Zins niedrig halten.<br />

Wenn die US-Treasuries (Staatspapiere) vom Publikum<br />

nicht abgenommen wer<strong>de</strong>n, kauft die Fe<strong>de</strong>ral Reserve. Damit<br />

halten sie <strong>de</strong>n Zins niedrig. So einfach ist das. Die Griechen<br />

<strong>und</strong> Italie<strong>ne</strong>r kön<strong>ne</strong>n das nicht <strong>und</strong> müssen auf die EZB war-<br />

Anz Charing 210x148_Layout 1 21.12.11 12:09 Seite 1<br />

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Der Mitglie<strong>de</strong>rbereich von Godmo<strong>de</strong>Tra<strong>de</strong>r.<strong>de</strong><br />

ten, <strong>und</strong> da re<strong>de</strong>n ja die Deutschen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re ein Wörtchen<br />

mit. Noch wehren sich die Deutschen. Aber um <strong>de</strong>n Euro zu<br />

retten, wer<strong>de</strong>n sie nachgeben müssen. Wenn sie nicht nachgeben,<br />

geht <strong>de</strong>r Euro kaputt. Die Absurdität <strong>de</strong>r Lage ergibt<br />

sich aus folgen<strong>de</strong>r Erkenntnis: „Man kann <strong>de</strong>n Euro nur retten,<br />

in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Euro zerstört.<br />

Die Fragen stellte Nico Popp<br />

Raim<strong>und</strong> Dietz (geb. 1944) ist Volkswirtschaftler, Publizist <strong>und</strong><br />

Autor. Zu sei<strong>ne</strong>n Schwerpunktthemen gehören Theorie <strong>und</strong><br />

Philosophie <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wirtschaft. Dietz arbeitet als<br />

Coach <strong>und</strong> Trai<strong>ne</strong>r für Beruf, Part<strong>ne</strong>rschaft <strong>und</strong> Vermögen.<br />

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von Godmo<strong>de</strong>Tra<strong>de</strong>r.<strong>de</strong><br />

38


Gastbeitrag von Frank Schäffler<br />

FDP-Politiker<br />

Kurzer Fahrplan zu ei<strong>ne</strong>r <strong>ne</strong>uen Geldordnung<br />

Der FDP-Politiker Frank Schäffler gilt vielen als „David Cameron <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>spolitik“. In unserer Son<strong>de</strong>rpublikation äußert er sich zu<br />

Zustand <strong>und</strong> Zukunft <strong>de</strong>r marktwirtschaftlichen Geldordnung.<br />

Geldkartell als Ursprung <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nkrise<br />

Die Schul<strong>de</strong>nkrise hat ihren Ursprung im Geldwesen. Per gesetzlicher<br />

Privilegierung erzeugen die Zentralbanken <strong>de</strong>r Staaten weltweit<br />

Geld aus <strong>de</strong>m Nichts, in<strong>de</strong>m sie zinsbelastete Kredite vergeben.<br />

Zusammen mit lizenzierten Geschäftsbanken, die zusätzlich<br />

Giralgeld schöpfen, bil<strong>de</strong>n sie ein Kartell. Der Staat sichert dieses<br />

Kartell ab, in<strong>de</strong>m er an<strong>de</strong>re Geldformen verbietet. Auch garantiert<br />

<strong>de</strong>r Staat mit Steuermitteln für ei<strong>ne</strong>n möglichen Ausfall beispielsweise<br />

<strong>de</strong>s Giralgelds, das nur ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung an Banken darstellt.<br />

EZB: Planwirtschaftlicher Kreditgeber letzter Instanz ist Investor<br />

letzter Instanz<br />

Die Zentralbanken sind Kreditgeber letzter Instanz. In Europa<br />

ist das die Europäische Zentralbank (EZB). Um Investitio<strong>ne</strong>n zu<br />

tätigen, wird immer staatliches Geld benötigt. Und dieses Geld<br />

wird in letzter Instanz immer von <strong>de</strong>r Zentralbank nach technokratisch-planwirtschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen ausgereicht. Die<br />

Zentralbank ist darum auch Investor letzter Instanz <strong>und</strong> schafft<br />

so ei<strong>ne</strong> mo<strong>ne</strong>tär bedingte Planwirtschaft.<br />

Verantwortungslosigkeit: Wenn Haftung <strong>und</strong> Entscheidung<br />

nicht zusammen fallen<br />

Dabei gibt es jedoch kei<strong>ne</strong>n persönlich haften<strong>de</strong>n Eigentümer.<br />

Das Risiko dieser Investitio<strong>ne</strong>n wird über <strong>de</strong>n Geldwert, <strong>de</strong>n sie<br />

gefähr<strong>de</strong>n, auf alle Bürger sozialisiert. Entscheid <strong>und</strong> Haftung<br />

fallen nicht zusammen. Ei<strong>ne</strong> Bürokrate<strong>ne</strong>lite entschei<strong>de</strong>t <strong>und</strong><br />

alle an<strong>de</strong>ren haften. Die Verantwortlichen in ei<strong>ne</strong>r Zentralbank<br />

verfügen dabei we<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Anreiz, noch über das bessere<br />

Wissen, um gute Investitio<strong>ne</strong>n zu tätigen. Anreiz <strong>und</strong> Wissen<br />

dazu kön<strong>ne</strong>n nur bei persönlich voll haften<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>zentral<br />

agieren<strong>de</strong>n Investoren liegen.<br />

Hayek: Wirtschaftsnobelpreis für Entstaatlichung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

Nur weil Entscheid <strong>und</strong> Haftung in <strong>de</strong>r Vergangenheit nicht zusammenfielen<br />

<strong>und</strong> die Zentralbank zum Vorteil weniger belie-<br />

bige Mengen Geld erzeugen konnte, kam es zu unverantwortlichen<br />

Investitio<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> zur Weltwirtschafts- <strong>und</strong> Schul<strong>de</strong>nkrise.<br />

Für die in sei<strong>ne</strong>r Krisen- <strong>und</strong> Konjunkturtheorie beschriebe<strong>ne</strong><br />

scheinbar einfache Erkenntnis, dass das gesetzliche Geldmonopol<br />

Wurzel schwerer Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrisen ist, erhielt<br />

Friedrich August von Hayek 1974 <strong>de</strong>n Wirtschaftsnobelpreis.<br />

Geld entsteht immer im Marktprozess <strong>und</strong> nie allein aus <strong>de</strong>m<br />

Nichts<br />

Die Geldordnung <strong>de</strong>r Zukunft muss darum ordnungspolitisch<br />

betrachtet ein einziges simples Kriterium erfüllen: Entscheid<br />

<strong>und</strong> Haftung müssen zusammenfallen. Das be<strong>de</strong>utet, dass<br />

alles Geld sein kann, worauf dieses Kriterium zutrifft. Es mag<br />

für manche unglaublich klingen, ist jedoch wahr: „Der Markt“,<br />

also frei han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Menschen, bringen dieses Geld von ganz<br />

allei<strong>ne</strong> hervor. Geld muss immer ein Gut sein, das nicht nur als<br />

Tauschmittel allei<strong>ne</strong> Wertschätzung erfährt. Wie sonst könnte<br />

ein Gut zum Geld wer<strong>de</strong>n, wenn niemand vorher <strong>de</strong>ssen Marktwert<br />

im Austausch gegen an<strong>de</strong>re Güter kennt? Wer sollte <strong>de</strong>n<br />

Wert ei<strong>ne</strong>s bedruckten Papiergel<strong>de</strong>s ken<strong>ne</strong>n <strong>und</strong> in Folge als<br />

Geld nachfragen, wenn es einfach aus <strong>de</strong>m Nichts entsteht?<br />

Solches Geld kann nicht sein, wie Ludwig von Mises durch sein<br />

Regressionstheorem <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s in sei<strong>ne</strong>r Habilitationsschrift<br />

„Theorie <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Umlaufsmittel“ logisch aufzeigt.<br />

39


Das System von Bretton-Woods: Reste von Marktwirtschaft<br />

Auch unser heutiges Geld baut auf ei<strong>ne</strong>m Gut auf, das sich einst<br />

durch Angebot <strong>und</strong> Nachfrage auf <strong>de</strong>m Markt als allgemeingebräuchliches<br />

Tauschmittel herauskristallisierte. Dieses Gut ist<br />

Gold. Erst 1971 entkoppelte <strong>de</strong>r amerikanische Präsi<strong>de</strong>nt Nixon<br />

<strong>de</strong>n Dollar als Umlaufsmittel vom eigentlichen Geld, <strong>de</strong>m Gold.<br />

Bis dahin waren im Bretton-Woods-System fast alle wichtigen<br />

Währungen <strong>de</strong>r Welt durch feste Wechselkurse an <strong>de</strong>n Dollar<br />

<strong>und</strong> somit ans Gold gekoppelt. Die Währungen waren nichts an<strong>de</strong>res<br />

als ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung, bzw. Geldzertifikat o<strong>de</strong>r Geldsurrogat<br />

auf Gold. Auch dieses politische System erlaubte jedoch bereits<br />

kei<strong>ne</strong>n freien Markt mehr, da die Staaten Gold als Hinterlegung<br />

<strong>und</strong> Geld fest vorschrieben. Das System baute lediglich auf <strong>de</strong>r<br />

marktwirtschaftlichen Vergangenheit auf, aus <strong>de</strong>r sich Gold als<br />

allgemein gebräuchliches Tauschmittel herauskristallisiert hatte.<br />

Weltweites Papiergel<strong>de</strong>xperiment: Einmalig in <strong>de</strong>r Menschheitsgeschichte<br />

Seit erst r<strong>und</strong> vierzig Jahren fin<strong>de</strong>t ein einmaliges Experiment in<br />

<strong>de</strong>r Menschheitsgeschichte statt: Weltweites Papiergeld oh<strong>ne</strong><br />

direkten Bezug zu ei<strong>ne</strong>m marktwirtschaftlichem Geld. Als Nixon<br />

die Einlösepflicht <strong>de</strong>s Dollars in Gold aufhob, fand nichts an<strong>de</strong>res<br />

statt, als ei<strong>ne</strong> Enteignung aller Geldhalter. Der Dollar <strong>und</strong><br />

mit ihm alle an<strong>de</strong>ren Papierwährungen konnten entsprechend<br />

<strong>de</strong>s Regressionstheorems nur bis heute überleben, weil es für<br />

sie auf Gr<strong>und</strong> ihrer Goldvergangenheit bereits ei<strong>ne</strong>n Marktpreis<br />

gab. Natürlich hat es immer wie<strong>de</strong>r regional begrenzte Versuche<br />

mit durch Staatsgewalt abgesichertem beliebig vermehrbarem<br />

Papiergeld gegeben. Diese Versuche sind bisher immer gescheitert,<br />

weil <strong>de</strong>r Wert dieses Gel<strong>de</strong>s auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bereicherungssucht<br />

<strong>de</strong>r es beherrschen<strong>de</strong>n Klasse ins Bo<strong>de</strong>nlose fiel.<br />

Profiteure billigen Gel<strong>de</strong>s: Ihre Gier zerstört Geldwert <strong>und</strong> Realwirtschaft<br />

Vom billigen Geld profitieren schließlich die Erstempfänger <strong>de</strong>s<br />

<strong>ne</strong>uen Gel<strong>de</strong>s, weil sie reale Güter noch zu alten Preisen kaufen<br />

kön<strong>ne</strong>n. Erst allmählich entwertet sich dann das Geld, wenn<br />

es voll in Umlauf kommt. Diese Umverteilung über politisches<br />

Geld von „Unten“ nach „Oben“ <strong>ne</strong>nnt man Cantillon-Effekt. Die<br />

Erstempfänger <strong>de</strong>s <strong>ne</strong>uen Gel<strong>de</strong>s sind namentlich die Verantwortlichen<br />

in <strong>de</strong>n Banken <strong>und</strong> Regierungen. Dass diese Klientel<br />

<strong>de</strong>n Geldwert <strong>und</strong> mit ihm die Realwirtschaft <strong>und</strong> Wirtschaftsmoral<br />

wie<strong>de</strong>r gänzlich zerstört, kann noch vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein evolutionärer statt revolutionärer Übergang begleitet durch<br />

Zentralbanken <strong>und</strong> Politik ist möglich.<br />

Hin zur marktwirtschaftlichen Geldordnung: Evolution statt Revolution<br />

Noch hat <strong>de</strong>r Euro trotz Vervielfachung <strong>de</strong>r Geldbasis in <strong>de</strong>n<br />

vergange<strong>ne</strong>n Jahren seit Ausbruch <strong>de</strong>r Wirtschafts-, Schul<strong>de</strong>n-<br />

<strong>und</strong> Eurokrise ei<strong>ne</strong>n Wert. Noch genießt <strong>de</strong>r Euro ei<strong>ne</strong>n Rest an<br />

Vertrauen. Dies sollte man nutzen, um parallel an<strong>de</strong>re, von <strong>de</strong>n<br />

Geldnachfragern frei gewählte Geldarten zuzulassen. Die Geldnachfrager<br />

wür<strong>de</strong>n dabei nicht schlagartig auf <strong>de</strong>n Euro verzichten<br />

<strong>und</strong> auf werthaltigere Geldarten umstellen. Ein gewisser<br />

Ken<strong>ne</strong>nlern- <strong>und</strong> Gewöhnungsprozess müsste erst einsetzen.<br />

Gleichzeitig wäre die EZB in diesem Wettbewerb gezwungen,<br />

ihr Geldangebot zu verknappen, um <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Euros gegenüber<br />

an<strong>de</strong>ren Geldarten sicherzustellen <strong>und</strong> attraktiv zu<br />

bleiben. Auch dies wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r schockartigen Abwan<strong>de</strong>rung in<br />

an<strong>de</strong>re Geldarten wie Gold entgegenwirken. Gleichzeitig wür<strong>de</strong><br />

es auch ei<strong>ne</strong> gewisse Zeit in Anspruch <strong>ne</strong>hmen, bis die Banken<br />

ei<strong>ne</strong> Infrastruktur aufbauen. Diese braucht man für <strong>de</strong>n bargeldlosen<br />

Zahlungsverkehr in an<strong>de</strong>ren Geldarten als Euro, etwa die<br />

Bereitstellung von auf Gold lauten<strong>de</strong>n Giralgel<strong>de</strong>rn.<br />

So sieht die Zukunft ei<strong>ne</strong>r marktwirtschaftlichen Geldordnung<br />

aus<br />

In ei<strong>ne</strong>r solchen freien <strong>und</strong> marktwirtschaftlichen Geldordnung<br />

könnte je<strong>de</strong>r sei<strong>ne</strong> Geldnachfrage selbst bestimmen. Die Nachfrage<br />

wür<strong>de</strong> sich das stabilste Geld von ganz allei<strong>ne</strong> suchen.<br />

Das Geldangebot wäre bestrebt, diese Nachfrage zu bedie<strong>ne</strong>n.<br />

Kein Chaos <strong>und</strong> Nebe<strong>ne</strong>inan<strong>de</strong>r schier endloser Geldarten<br />

wäre die Folge. Ganz im Gegenteil wür<strong>de</strong>n sich wie durch das<br />

Regressionstheorem beschrieben einige Geldarten wie Gold<br />

<strong>und</strong> Silber herauskristallisieren. Auch Geldarten wie <strong>de</strong>r Bitcoin<br />

könnten sich – wo vorteilhaft – in Nischen durchsetzen. Diese<br />

Geldarten sind naturgemäß nicht beliebig vermehrbar, was<br />

das Missbrauchspotential geringstmöglich hält. Die Menschen<br />

entschei<strong>de</strong>n frei, wie viele Geldarten sie im Austausch verwen<strong>de</strong>n<br />

möchten <strong>und</strong> inwiefern sie zusätzliche Transaktionskosten<br />

durch mehr Geldarten in Kauf <strong>ne</strong>hmen möchten o<strong>de</strong>r nicht. Der<br />

Wettbewerb stabilisiert dieses System.<br />

40


Die Argumente <strong>de</strong>r Marktgeldskeptiker laufen fehl<br />

Die Vorteile <strong>de</strong>s Wettbewerbs liegen auf <strong>de</strong>r Hand. Wer etwa<br />

wür<strong>de</strong> ernsthaft argumentieren, Computer, Autos, Industrieroboter<br />

o<strong>de</strong>r Medikamente seien zu komplex, als dass man sie<br />

im Wettbewerb <strong>de</strong>r freien Wahl <strong>de</strong>r Konsumenten überlassen<br />

dürfe <strong>und</strong> statt<strong>de</strong>ssen diese Produkte als Monopol über <strong>de</strong>n<br />

Staat anbieten muss? Wer wür<strong>de</strong> ernsthaft argumentieren, <strong>de</strong>r<br />

Vergleich verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>r Anbieter dieser Produkte wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

Konsumenten überfor<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> zu hohe Transaktionskosten einführen,<br />

weswegen man nur ein einziges staatliches Monopol<br />

zulassen dürfe <strong>und</strong> beispielsweise statt normaler Autos wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Trabbi produziert? Diese Vorstellungen sind gera<strong>de</strong>zu<br />

absurd, wer<strong>de</strong>n aber für das Produkt Geld immer wie<strong>de</strong>r aufgeführt.<br />

Dabei ist Geld viel weniger komplex <strong>und</strong> transaktionskostenintensiv<br />

als viele an<strong>de</strong>re Produkte. Selbst ein Bleistift hat<br />

ei<strong>ne</strong> höhere Komplexität. Niemand auf <strong>de</strong>r Welt kann ihn allein<br />

herstellen. Es gilt: Eben weil Geld so einfach zu verstehen <strong>und</strong> zu<br />

gebrauchen ist, entwickelt es sich ja überhaupt zum allgemeingebräuchlichen<br />

Tauschmittel.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Staates in <strong>de</strong>r marktwirtschaftlichen Geldordnung<br />

Freilich muss <strong>de</strong>r Staat Regeln bereitstellen, die die Freiheit,<br />

Freiwilligkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Eigentumsschutz <strong>de</strong>r Bürger auch beim<br />

Geld sicherstellen. Niemand soll auf Kosten an<strong>de</strong>rer wirtschaften,<br />

son<strong>de</strong>rn alle nur zum gemeinsamen Vorteil. So darf in ei<strong>ne</strong>r<br />

marktwirtschaftlichen Geldordnung beispielsweise kei<strong>ne</strong><br />

Bank ein Konto anbieten <strong>und</strong> vorgeben, dies zu hun<strong>de</strong>rt Prozent<br />

mit <strong>de</strong>m eingezahlten Geld zu hinterlegen, wenn sie dies<br />

gar nicht tut, son<strong>de</strong>rn das Geld weiter verleiht. Das ist Betrug,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> muss klar erken<strong>ne</strong>n kön<strong>ne</strong>n, zu welchem Teil<br />

sein Kontoguthaben <strong>und</strong> Giralgeld ei<strong>ne</strong> bloße For<strong>de</strong>rung gegen<br />

die Bank darstellt <strong>und</strong> somit ei<strong>ne</strong>m Ausfallrisiko unterliegt<br />

(Geldsurrogat) <strong>und</strong> zu welchem Teil das Kontoguthaben voll<br />

durch Geld im Banktresor hinterlegt ist (Geldzertifikat). Wird<br />

zugesagt, das eingezahlte Geld voll zu hinterlegen, muss dies<br />

auch eingehalten wer<strong>de</strong>n. Freilich kann je<strong>de</strong> Bank darauf verzichten,<br />

Hinterlegungszusagen abzugeben. Dann wäre auch<br />

Giralgeldschöpfung wie heutzutage möglich. Den Weg hin<br />

zu dieser marktwirtschaftlichen Geldordnung zur Lösung <strong>de</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>nkrise haben Norbert Tofall <strong>und</strong> ich in unserem Paper<br />

„Währungswettbewerb als Evolutionsverfahren“ für das Liberale<br />

Institut bereits im März 2011 ausführlich dargelegt.<br />

Die Banken <strong>und</strong> Regierungen haben nur ei<strong>ne</strong> gewisse Kontrolle<br />

über das Geld, da es immer ursprünglich aus ei<strong>ne</strong>m freien<br />

Marktprozess heraus entsteht. Die ökonomischen Gesetze gelten<br />

unabhängig von Politik. Auch das staatliche Geldmonopol<br />

lässt sich nicht beliebig missbrauchen, da <strong>de</strong>r Geldwert irgendwann<br />

<strong>de</strong>rart sinkt, dass niemand mehr dieses Geld annimmt.<br />

Und das wertlose Geld lässt sich dann auch nicht mehr durch<br />

Gewalt <strong>und</strong> Zwang gegen an<strong>de</strong>re Geldarten verteidigen. Die<br />

Rückkehr zu <strong>und</strong> Fortentwicklung ei<strong>ne</strong>r marktwirtschaftlichen<br />

Geldordnung ist somit zwangsläufig. Die Frage ist nur, ob <strong>de</strong>r<br />

Weg dahin vernünftig, weil rechtzeitig <strong>und</strong> evolutionär eingeschlagen<br />

wird. Die Alternative ist <strong>de</strong>r fortgesetzte Exzess <strong>de</strong>s<br />

Geldmissbrauchs <strong>und</strong> ein logisch nachfolgen<strong>de</strong>r schockartiger<br />

Umbruch wie etwa nach <strong>de</strong>r Weltwirtschaftskrise 1929. Noch<br />

könnten wir diesen totalen Exzess stoppen. Aber auch wenn <strong>de</strong>r<br />

Geldsystemzusammenbruch schlagartig kommt, ist es wichtig,<br />

dass die Bevölkerung dann bereits die richtigen Lösungen kennt<br />

<strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong> Fachleute an <strong>de</strong>n richtigen Stellen sitzen,<br />

um ei<strong>ne</strong>n Neubeginn zu ermöglichen. Genau dies streben kluge<br />

Politiker <strong>und</strong> Ökonomen weltweit an, um ei<strong>ne</strong>n Rückfall in<br />

totalitäre, menschenfeindliche <strong>und</strong> sozialistische Systeme als<br />

archaische Antwort auf die Fortsetzung <strong>de</strong>r Krise zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Wann hat Noah die Arche gebaut? Vor <strong>de</strong>r Sintflut!<br />

Frank Schäffler (Jahrgang 1968) plädiert als FDP-Politiker <strong>und</strong><br />

entschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>r Wirtschaftsliberaler für ei<strong>ne</strong>n Staat, <strong>de</strong>r nur die<br />

gr<strong>und</strong>legendsten Aufgaben übernimmt <strong>und</strong> sei<strong>ne</strong>n Bürgen<br />

die höchstmögliche Freiheit lässt. Seit einigen Jahren als wirtschaftspolitischer<br />

FDP-Fraktionsrebell bekannt, hat sich Schäffler<br />

vor allem auf Angela Merkels Europa-Politik eingeschossen:<br />

Griechenland-Hilfen <strong>und</strong> europäische Stabilitätsprogramme<br />

lehnt er vehement ab. Im Frühjahr 2010 for<strong>de</strong>rte er Griechenland<br />

auf, unbewohnte Inseln zu verkaufen, um die Finanzlage<br />

zu verbessern. Im Sommer 2011 setzte sich Schäffler in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

für die Abschaffung <strong>de</strong>s staatlichen Geldmonopols<br />

ein <strong>und</strong> kritisierte scharf die Politik <strong>de</strong>r Zentralbanken.<br />

41


Jochen Stanzl<br />

E<strong>de</strong>lmetall- <strong>und</strong> Rohstoffexperte<br />

Komplementärwährungen: Regio<strong>ne</strong>n rücken näher zusammen<br />

Die Euroschul<strong>de</strong>nkrise greift um sich. Während sich alle Welt Gedanken um ei<strong>ne</strong> Lösung macht, wie es mit <strong>de</strong>m Euro weiter geht,<br />

drucken sie im Chiemgau ihr Geld einfach selbst. Und die Regierung unterstützt das. Mit Protest o<strong>de</strong>r Auflehnung gegen <strong>de</strong>n Euro<br />

hat das allerdings nichts zu tun. Im Gegenteil: Der Chiemgauer wur<strong>de</strong> jüngst vom ehemaligen Finanzminister Theo Waigel als ei<strong>ne</strong><br />

„interessante, regionale Entwicklung“ bezeich<strong>ne</strong>t, die er unterstützt. Der Chiemgauer ist kein Einzelfall. Komplementärwährungen<br />

haben Hochkonjunktur.<br />

Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r einmal in ei<strong>ne</strong>m Freizeitpark von Walt Dis<strong>ne</strong>y war,<br />

wur<strong>de</strong> schon damit konfrontiert: Mit <strong>de</strong>m Dis<strong>ne</strong>y-Dollar. Das<br />

Konzept <strong>de</strong>r Komplementärwährungen macht weltweit Schule.<br />

Während <strong>de</strong>r Dis<strong>ne</strong>y-Dollar wohl primär aufgr<strong>und</strong> sei<strong>ne</strong>s Unterhaltungswertes<br />

eingeführt wur<strong>de</strong>, hofft man in Japan mit ei<strong>ne</strong>r<br />

ähnlichen Komplementärwährung <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>r jahrzehntelangen<br />

Deflation fin<strong>de</strong>n zu kön<strong>ne</strong>n. Der Weg: Stärkere lokale<br />

Kooperation. Das Ziel: Ei<strong>ne</strong> verbesserte lokale Kreditaufnahme.<br />

Auch wenn die Hoffnung, die Deflation zu überwin<strong>de</strong>n, überzogen<br />

war, zeigte gera<strong>de</strong> die Zeit nach <strong>de</strong>m Erdbeben von Kobe,<br />

dass Komplementärwährungen auf lokaler Ebe<strong>ne</strong> wirksam die<br />

Wirtschaftstätigkeit verbessern konnten. In Japan entstan<strong>de</strong>n<br />

im Jahr 1995 <strong>und</strong> danach Netzwerke, in <strong>de</strong><strong>ne</strong>n soziale Pflegedienste<br />

entwe<strong>de</strong>r in Yen abgerech<strong>ne</strong>t o<strong>de</strong>r auch auf Zeitkonten<br />

gutgeschrieben wer<strong>de</strong>n kön<strong>ne</strong>n. Diese Zeitgutschriften kön<strong>ne</strong>n<br />

auch an Familienmitglie<strong>de</strong>r übertragen wer<strong>de</strong>n, etwa an solche,<br />

die hilfsbedürftig sind.<br />

Die I<strong>de</strong>e von Komplementärwährungen ist nicht <strong>ne</strong>u. Vor gut<br />

einhun<strong>de</strong>rt Jahren gab es in Deutschland bereits das Wära-<br />

Geld. Es trug dazu bei, dass ein Braunkohlebergwerk in Schwa<strong>ne</strong>nkirchen<br />

nordöstlich von München trotz Weltwirtschaftkrise<br />

zwischen 1926 <strong>und</strong> 1931 wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommen wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, in<strong>de</strong>m die damals in Erfurt ansässige Wära-Tauschgesellschaft<br />

ei<strong>ne</strong>n Kredit in Wära ausstellte, <strong>de</strong>n die Banken in<br />

Schwa<strong>ne</strong>nkirchen bis dato vehement ablehnten. Das Beson<strong>de</strong>re<br />

am Wära-Geld: Es hatte ei<strong>ne</strong>n monatlichen Wert-Schw<strong>und</strong> von<br />

ei<strong>ne</strong>m Prozent – musste also möglichst bald wie<strong>de</strong>r in Umlauf<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Das Ziel hier: Die Geldumlaufgeschwindigkeit<br />

soll erhöht wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> damit die Wirtschaftstätigkeit. Der<br />

Schw<strong>und</strong> konnte aber auch durch <strong>de</strong>n Erwerb von Wertmarken<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n – das war aber nur unter Inkaufnahme<br />

zusätzlicher Kosten möglich. Trotz <strong>de</strong>s Erfolges – in Schwa<strong>ne</strong>nkirchen<br />

arbeiteten 1931 wie<strong>de</strong>r 60 Bergleute <strong>und</strong> das Wära-<br />

Geld brachte ei<strong>ne</strong>n wirtschaftlichen Aufschwung, <strong>de</strong>r die ganze<br />

Region erfasste – verbot das Reichsfinanzministerium im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Brüningschen Notverordnungen von<br />

1931 das Wära-Experiment in Schwa<strong>ne</strong>nkirchen. In Schwa<strong>ne</strong>nkirchen<br />

<strong>und</strong> Umgebung breiteten sich nach <strong>de</strong>m Wära-Verbot<br />

wie<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> wirtschaftlicher Nie<strong>de</strong>rgang aus.<br />

Sie sind also effizient, die Komplementärwährungen. Vielleicht<br />

hat man sich <strong>de</strong>swegen siebzig Jahre später wie<strong>de</strong>r an sie<br />

erin<strong>ne</strong>rt. Im Oktober 2001 begann <strong>de</strong>r Trend <strong>de</strong>r Regionalwährungen<br />

in Deutschland nämlich von <strong>ne</strong>uem. Damals wur<strong>de</strong><br />

in Bremen ein regional begrenzter Gutscheinring eingeführt –<br />

zahlreiche weitere folgten in Städten wie das bereits genannte<br />

Chiemgau, Ainring, Pfaffenhofen, Göttingen, Witzenhausen,<br />

Gießen, Hagen, Schopfheim, Siegen, Berlin, Düsseldorf, Dres<strong>de</strong>n,<br />

Kamenz, Zwönitz, Hitzacker o<strong>de</strong>r Neustadt. Sie unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich in ihrer gr<strong>und</strong>sätzlichen Ausgestaltung, sind aber nie<br />

ei<strong>ne</strong> konkurrieren<strong>de</strong> Einrichtung zum Euro, son<strong>de</strong>rn stets an ihn<br />

gebun<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auch in <strong>de</strong>n Euro zurücktauschbar.<br />

Als erstes in ganz Deutschland bekannt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chiemgauer.<br />

Er war eigentlich als klei<strong>ne</strong>s Projekt ei<strong>ne</strong>r Walldorfschule ins<br />

Leben gerufen wor<strong>de</strong>n, die sich mit ei<strong>ne</strong>r eige<strong>ne</strong>n Währung finanzieren<br />

wollte, wenn Menschen in umliegen<strong>de</strong>n Geschäften<br />

42


einkaufen gehen. Die Unter<strong>ne</strong>hmen sollten dabei ei<strong>ne</strong>n Teil ihrer<br />

Umsätze, die sie mit <strong>de</strong>m Geld erwirtschaften, an die Schule<br />

spen<strong>de</strong>n. Im Gegenzug machte die Schule auf alle teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n<br />

Unter<strong>ne</strong>hmen aufmerksam, wodurch je<strong>de</strong>r Teil<strong>ne</strong>hmer<br />

ei<strong>ne</strong>n Vorteil hatte. Das Projekt, das im Jahr 2003 mit 70.000<br />

„Chiemgauern“ gestartet wur<strong>de</strong>, mauserte sich sch<strong>ne</strong>ll zu <strong>de</strong>m<br />

größten Regionalprojekt sei<strong>ne</strong>r Art in Deutschland. Heute wur<strong>de</strong>n<br />

bereits fünf Millio<strong>ne</strong>n „Chiemgauer“ ausgegeben <strong>und</strong> die<br />

Zahl <strong>de</strong>r teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n Unter<strong>ne</strong>hmen wuchs seit 2003 von 20<br />

auf 625.<br />

Der „Chiemgauer“ kann im Verhältnis eins zu eins gegen Euro<br />

an mittlerweile 42 Ausgabestellen erworben wer<strong>de</strong>n – das<br />

sind vor allem die lokalen Banken. Wer Chiemgauer zurück in<br />

Euro tauschen möchte, zahlt ei<strong>ne</strong> Gebühr. Außer<strong>de</strong>m verliert<br />

das <strong>ne</strong>ue Papiergeld an Wert. Immer zum Quartalsen<strong>de</strong> muss<br />

man <strong>de</strong>n Chiemgauer er<strong>ne</strong>uern. Mit ei<strong>ne</strong>r Marke, die für 2% <strong>de</strong>s<br />

jeweiligen Gutscheinwerts erworben wer<strong>de</strong>n muss, wird <strong>de</strong>r<br />

Chiemgauer er<strong>ne</strong>uert. Schei<strong>ne</strong>, die älter als drei Jahre sind, wer<strong>de</strong>n<br />

ungültig. Das Ziel: Die Umlaufgeschwindigkeit soll erhöht<br />

wer<strong>de</strong>n – diesen Gedanken verfolgte bereits das Wära-Geld vor<br />

siebzig Jahren. Außer<strong>de</strong>m kann <strong>de</strong>r Chiemgauer oh<strong>ne</strong> Verlust<br />

direkt bei teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n Unter<strong>ne</strong>hmen zum Kauf von Gütern<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen eingesetzt wer<strong>de</strong>n – wie normales Geld<br />

eben auch. Der Vorteil dabei ist aber, dass <strong>de</strong>r Umsatz bei <strong>de</strong>n<br />

Unter<strong>ne</strong>hmen in <strong>de</strong>r Region lan<strong>de</strong>t <strong>und</strong> nicht irgendwo an<strong>de</strong>rs.<br />

Die teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n Unter<strong>ne</strong>hmen zahlen beim Rücktausch <strong>de</strong>s<br />

„Chiemgauer“ ei<strong>ne</strong> Gebühr zwischen 5-10% <strong>de</strong>s Tauschwertes<br />

– davon gehen 2% an die Gesellschaft <strong>de</strong>s „Chiemgauer“<br />

– während <strong>de</strong>r Rest an ei<strong>ne</strong> Einrichtung gespen<strong>de</strong>t wird, die sich<br />

das Unter<strong>ne</strong>hmen aussuchen kann – etwa ei<strong>ne</strong> Schule o<strong>de</strong>r<br />

ei<strong>ne</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten. Mittlerweile stehen 234 teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n<br />

Verei<strong>ne</strong> <strong>und</strong> Einrichtungen zur Auswahl. Neben <strong>de</strong>m sozialen<br />

Zweck zeigt sich ein weiterer positiver Effekt: Die teil<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>n<br />

Unter<strong>ne</strong>hmen berichten über wachsen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nbindung <strong>und</strong><br />

steigen<strong>de</strong> Einnahmen. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in<br />

an<strong>de</strong>ren Regio<strong>ne</strong>n Deutschlands, wo Komplementärwährungen<br />

eingeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

Aber auch in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn verbreiten sich Komplementärwährungen.<br />

In Griechenland, wo das Nicht-bezahlen von Steuern,<br />

Bustickets o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren staatlichen Abgaben mittlerweile<br />

schon zum Volkssport gewor<strong>de</strong>n ist, kommen Alternativen zum<br />

Euro gut an. Das Onli<strong>ne</strong>-Tausch-Netzwerk Ovolos.gr hat nach<br />

<strong>de</strong>m Start En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres 2010 bereits über 5000 Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Sie kön<strong>ne</strong>n beliebige Dienstleistungen <strong>und</strong> Produkte kaufen,<br />

verkaufen o<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln. Die an <strong>de</strong>r Ostküste Griechenlands beliebte<br />

virtuelle Währung TEM ist ein weiteres Beispiel. Es wird<br />

als „lokales Tausch- <strong>und</strong> Solidaritäts<strong>ne</strong>tzwerk Mag<strong>ne</strong>sia“ angepriesen<br />

<strong>und</strong> erfreut sich wachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit, da TEMs zwar<br />

durch Euros, aber alternativ auch durch Arbeitsleistung o<strong>de</strong>r<br />

Tauschgeschäfte erworben wer<strong>de</strong>n kön<strong>ne</strong>n. Die Athe<strong>ne</strong>r Zeitbank<br />

– ein weiteres Konzept – verfolgt ei<strong>ne</strong>n an<strong>de</strong>ren Ansatz.<br />

Bei ihr kön<strong>ne</strong>n Arbeitsleistungen getauscht wer<strong>de</strong>n – also etwa<br />

Auto putzen gegen Haare sch<strong>ne</strong>i<strong>de</strong>n. Die Leistungen kön<strong>ne</strong>n<br />

aber nur erarbeitet, nicht aber mit Euros gekauft wer<strong>de</strong>n.<br />

Autor: Jochen Stanzl<br />

Fazit: Komplementärwährungen sind natürlich kei<strong>ne</strong> Lösung<br />

für die Probleme <strong>de</strong>r Euroschul<strong>de</strong>nkrise. Aber es zeigt sich,<br />

dass es ein Fehler sein kann, nur nach <strong>de</strong>r Globalisierung als<br />

Allheilmittel zu rufen, <strong>und</strong> dabei die Nachbarschaftshilfe <strong>und</strong><br />

das unmittelbare soziale Umfeld zu vergessen. Komplementärwährungen<br />

tragen dazu bei, Regio<strong>ne</strong>n näher zusammenrücken<br />

zu lassen – ei<strong>ne</strong> positive Entwicklung.<br />

Anmeldung Rohstoff-Report http://rohstoff-report.<strong>de</strong><br />

Mei<strong>ne</strong>n Blog fin<strong>de</strong>n Sie unter http://<strong>www</strong>.limitup.<strong>de</strong><br />

Jochen Stanzl ist bei BörseGo AG Chefredakteur <strong>de</strong>s wöchentlich<br />

erschei<strong>ne</strong>n<strong>de</strong>n „Rohstoff-Reports“. Stanzl ist zu<strong>de</strong>m als<br />

Referent auf Fachtagungen <strong>und</strong> als Interviewpart<strong>ne</strong>r von Wirtschaftsmedien<br />

geschätzt. Er ist außer<strong>de</strong>m Co-Autor von „Der<br />

große Rohstoff-Gui<strong>de</strong>“.<br />

43


Jochen Stanzl<br />

E<strong>de</strong>lmetall- <strong>und</strong> Rohstoffexperte<br />

Gold ist Geld? Warum?<br />

Gold ist Geld. Das ist im Bewusstsein <strong>de</strong>r Menschen tief verankert. Schon seit Jahrhun<strong>de</strong>rten wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r dann zum Gold<br />

gegriffen, wenn Sicherheit <strong>de</strong>r gewünschte Fluchtpunkt war. Und das ist auch heute so.<br />

Ein auswuchern<strong>de</strong>r globaler Kreditberg – er ist <strong>de</strong>r Preis, <strong>de</strong>n es<br />

zu bezahlen galt, um die Supernova <strong>de</strong>s Finanzsystems im Jahr<br />

2008 einzudämmen. Dieser Berg wird immer höher, immer<br />

niedriger wird hingegen <strong>de</strong>r intrinsische Wert <strong>de</strong>s Papiergel<strong>de</strong>s,<br />

das Vertrauen, dass es erst funktional wer<strong>de</strong>n lässt.<br />

Laut <strong>de</strong>m Berli<strong>ne</strong>r Steinbeis-Institut hat seit 2008 fast ein Viertel<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gold gekauft. 50% fürchten sich vor ei<strong>ne</strong>r<br />

Wä<strong>hrungsreform</strong>, ebenso viele treibt die Gefahr ei<strong>ne</strong>r höheren<br />

Inflation um, wobei sie <strong>de</strong>m Gold ei<strong>ne</strong> Schutzfunktion gegen<br />

bei<strong>de</strong>s beimessen. Gold ist Geld – das schei<strong>ne</strong>n immer mehr<br />

Menschen wie<strong>de</strong>r für sich zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Heute gibt es auf <strong>de</strong>r Welt kei<strong>ne</strong>n formalen Goldstandard mehr.<br />

Die Gold<strong>de</strong>ckungspflicht <strong>de</strong>r westlichen Zentralbanken wur<strong>de</strong><br />

formell am 17. März 1968 aufgehoben. Die Schweiz, die sich<br />

zunächst gegen diese aus <strong>de</strong>n USA ausgehen<strong>de</strong> Demo<strong>ne</strong>tisierung<br />

<strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s wandte, gab schlussendlich im Jahr 1999 die<br />

Goldbindung <strong>de</strong>s Frankens auf. In diesem Artikel blicken wir in<br />

die Vergangenheit <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s als Währung.<br />

Der 100%-Goldstandard<br />

Es gibt gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschie<strong>de</strong> zwischen verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>n<br />

Konstruktio<strong>ne</strong>n von Goldstandards. Ein hun<strong>de</strong>rtprozentiger<br />

Goldstandard existiert, wenn in ei<strong>ne</strong>m Währungssystem je<strong>de</strong>r<br />

Banknote <strong>und</strong> je<strong>de</strong>r Münze ei<strong>ne</strong> entsprechen<strong>de</strong> Menge Gold<br />

gegenübersteht <strong>und</strong> Münzen sowie Banknoten gegen Gold<br />

eingetauscht wer<strong>de</strong>n kön<strong>ne</strong>n. Ein hun<strong>de</strong>rtprozentiger Goldstandard<br />

wäre im aktuellen Umfeld nicht möglich, sagen Kritiker, da<br />

mit <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>s weltweit vorhan<strong>de</strong><strong>ne</strong>n Gol<strong>de</strong>s (ca. 142.000<br />

Ton<strong>ne</strong>n) nur ein klei<strong>ne</strong>r Teil <strong>de</strong>s Welthan<strong>de</strong>ls betrieben wer<strong>de</strong>n<br />

könnte. Es müsste dann schon zu ei<strong>ne</strong>r kräftigen Aufwertung<br />

<strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s kommen, heißt es.<br />

Der Schweizer Goldanalyst Egon von Greyerz berech<strong>ne</strong>te,<br />

dass <strong>de</strong>r Goldpreis bis auf ei<strong>ne</strong>n Wert von 53.000 Dollar steigen<br />

müsste, um <strong>de</strong>n gesamten weltweiten Han<strong>de</strong>l durch physisches<br />

Gold <strong>de</strong>cken zu kön<strong>ne</strong>n. Dies hätte jedoch weitere<br />

Implikatio<strong>ne</strong>n. Bei ei<strong>ne</strong>m vollständigen Goldstandard wird die<br />

Rate <strong>de</strong>r Inflation durch die Menge an <strong>de</strong>r Goldför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Mi<strong>ne</strong>n bestimmt, wie <strong>de</strong>r kalifornische Universitätsprofessor<br />

Barry Eichengreen in sei<strong>ne</strong>m Werk „Der Goldstandard in <strong>de</strong>r<br />

Theorie <strong>und</strong> Vergangenheit“ anmerkt. Dies habe sich bereits in<br />

vergange<strong>ne</strong>n Goldstandards <strong>ne</strong>gativ bemerkbar gemacht: Bei<br />

ei<strong>ne</strong>m hohen Goldpreis för<strong>de</strong>rten die Goldmi<strong>ne</strong>n mehr <strong>und</strong> dies<br />

entwertete die Kaufkraft <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Goldmenge. Da die<br />

Goldför<strong>de</strong>rmenge <strong>de</strong>r Mi<strong>ne</strong>n ei<strong>ne</strong> Funktion <strong>de</strong>s Goldpreises ist,<br />

dürften steigen<strong>de</strong> Preise zu höheren Ausstoßmengen führen,<br />

was ei<strong>ne</strong> nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong> Größe in ei<strong>ne</strong>m hun<strong>de</strong>rtprozentigen<br />

Goldstandard wäre. Betrachtet man die Tatsache,<br />

dass China noch vor r<strong>und</strong> fünf Jahren nur ein vernachlässigbarer<br />

Randproduzent von Gold, heute aber <strong>de</strong>r größte weltweit<br />

ist, dann weis man, dass hohe Preise am Rohstoffmarkt immer<br />

auch völlig unvorhergesehen zu kräftig steigen<strong>de</strong>n Angebotsmengen<br />

führen kön<strong>ne</strong>n. Auch Chinas Aufstieg zum weltgrößten<br />

Goldproduzenten traf viele westliche Beobachter völlig überraschend.<br />

Entsprechend hoch wäre somit auch die Gefahr ei<strong>ne</strong>r<br />

Inflation – selbst in<strong>ne</strong>rhalb ei<strong>ne</strong>s Goldstandards.<br />

Goldrausch in Kalifornien im Jahr 1850<br />

Die Befürworter ei<strong>ne</strong>s einhun<strong>de</strong>rtprozentigen Goldstandards<br />

argumentieren jedoch an<strong>de</strong>rs. So schreibt etwa <strong>de</strong>r Volkswirt<br />

Hans-Hermann Hoppe, ein Anhänger <strong>de</strong>r österreichischen<br />

Schule <strong>de</strong>r Ökonomie, dass sich in<strong>ne</strong>rhalb ei<strong>ne</strong>s <strong>ne</strong>uen Währungssystems<br />

<strong>de</strong>r Arbeits- <strong>und</strong> Gütermarkt an die <strong>ne</strong>ue Geld-<br />

44


menge anpassen wür<strong>de</strong>. Die Preise <strong>de</strong>r Güter wür<strong>de</strong>n sich laut<br />

Hoppe an die Geldmenge anpassen. So wäre es selbst bei ei<strong>ne</strong>r<br />

Halbierung <strong>de</strong>r jemals geför<strong>de</strong>rten Goldmenge von 142.000<br />

Ton<strong>ne</strong>n noch möglich, ei<strong>ne</strong>n hun<strong>de</strong>rtprozentigen Goldstandard<br />

einzuführen. Außer<strong>de</strong>m, so argumentiert Hoppe, sei <strong>de</strong>r Wert<br />

<strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s unabhängig von Einheiten von Papierwährungen.<br />

„Der Goldpreis in Einheiten von Papier ist irrelevant“, schreibt er.<br />

Neben <strong>de</strong>m vollen Goldstandard (100%-Deckung) gibt es folgen<strong>de</strong><br />

Arten von Goldstandards:<br />

• Goldumlaufswährung: Goldmünzen die<strong>ne</strong>n als Zahlungsmittel.<br />

• Gold<strong>de</strong>visenwährung: Zentralbankreserven kön<strong>ne</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />

Devisen an<strong>de</strong>rer Goldwährungslän<strong>de</strong>r bestehen. Das war vor<br />

<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Goldkonvertibilität <strong>de</strong>s US-Dollars 1971 in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland <strong>de</strong>r Fall.<br />

• Goldkernwährung: Papiergeld läuft um <strong>und</strong> Gold wird bei <strong>de</strong>r<br />

Zentralbank als Reserve gehalten. Dabei haben Private aber<br />

kei<strong>ne</strong>n Anspruch mehr auf Goldmünzen beim Einwechseln<br />

von Banknoten o<strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong>münzen bei <strong>de</strong>r Zentralbank.<br />

Bimetallismus: Lange Zeit Standard<br />

Gold ist seit eh <strong>und</strong> je ein Zahlungsmittel. Warum gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Gold ei<strong>ne</strong> hohe mo<strong>ne</strong>täre Funktion beigemessen wur<strong>de</strong>, ist unklar.<br />

Die am häufigsten genannten Grün<strong>de</strong> sind, dass es dasjenige<br />

natürliche Gut ist, das es in ausreichen<strong>de</strong>r Menge gibt, <strong>und</strong><br />

vermutlich auch <strong>de</strong>shalb, da es im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Rohstoffen<br />

über die Zeit am wenigsten an Wert einbüßt. Das erste<br />

Gold wur<strong>de</strong> historischen Aufzeichnungen zufolge 610 Jahre<br />

vor Christus in Anatolien geschürft. Die ersten Goldmünzen<br />

tauchten zehn Jahre später in China auf. In Europa ist die erste<br />

Goldmünze – <strong>de</strong>r Solidus <strong>de</strong>r Römer – erst 900 Jahre später<br />

eingeführt wor<strong>de</strong>n. Er galt in ganz Europa als Zahlungsmittel.<br />

Doch auch die Macht <strong>de</strong>s byzantinischen Reiches ging zu En<strong>de</strong>,<br />

<strong>und</strong> damit verlor das Gold zu<strong>ne</strong>hmend an Be<strong>de</strong>utung, während<br />

Silber an Popularität gewann.<br />

Die bereits 200 Jahre vor <strong>de</strong>m Solidus eingeführten römischen<br />

Silbermünzen, die Denare, wur<strong>de</strong>n 796 nach Christus zum<br />

Vorbild für die britischen Pennies, <strong>und</strong> Nachahmerprodukte<br />

– ei<strong>ne</strong> Art Euro <strong>de</strong>s Mittelalters – gab es dann schon bald in<br />

ganz Europa. Da gab es die französischen Deniers, die spanischen<br />

Di<strong>ne</strong>ros <strong>und</strong> die italienischen Denari. Der limitieren<strong>de</strong><br />

Faktor war bis dahin immer die mengenmäßige Verfügbarkeit<br />

<strong>de</strong>s Silbers gewesen. Erst durch die Ent<strong>de</strong>ckung von großen<br />

Silbervorkommen in Bolivien <strong>und</strong> Mexiko im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

gab es <strong>de</strong>n ersten weltweiten Silberstandard – die spanischen<br />

Dollars, die Maria-Theresa-Taler <strong>und</strong> später <strong>de</strong>r US-Tra<strong>de</strong>-Dollar<br />

waren allesamt Silbermünzen, auf die sich dann <strong>de</strong>r Welthan<strong>de</strong>l<br />

stützte.<br />

Doch dann geriet das Währungssystem, das aus Großbritannien<br />

geführt wur<strong>de</strong>, er<strong>ne</strong>ut aus <strong>de</strong>n Fugen. Gold wur<strong>de</strong> immer<br />

selte<strong>ne</strong>r, dadurch teurer <strong>und</strong> die Gui<strong>ne</strong>a-Münzen – das waren<br />

die britischen Silbermünzen, die eigentlich nur zwanzig Schilling<br />

wert sein sollten - stiegen zeitweise auf ei<strong>ne</strong>n Wert von<br />

dreißig Schilling, weil <strong>de</strong>r Silberpreis – wie das übrigens heute<br />

noch <strong>de</strong>r Fall ist – eng korreliert mit <strong>de</strong>m Goldpreis an Wert gewann.<br />

Das lag auch daran, dass an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r wie die USA<br />

Gold- <strong>und</strong> Silbermünzen in festen Mengenverhältnissen zueinan<strong>de</strong>r<br />

prägten <strong>und</strong> daher bei<strong>de</strong> Metalle in verschie<strong>de</strong><strong>ne</strong>n Verhältnissen<br />

benötigt wur<strong>de</strong>n. Im Jahr 1717 entschied sich die britische<br />

Münzprägeanstalt unter Führung von Sir Isaac Newton,<br />

<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Gui<strong>ne</strong>a-Silbermünzen zu fixieren. Damit wur<strong>de</strong>n<br />

die Silbermünzen aus <strong>de</strong>r Zirkulation getrieben, da es sich nicht<br />

mehr lohnte, sie herzustellen. Ab diesem Zeitpunkt gewan<strong>ne</strong>n<br />

Goldmünzen in Großbritannien immer mehr an Be<strong>de</strong>utung. Es<br />

dauerte aber er<strong>ne</strong>ut fast einhun<strong>de</strong>rt Jahre, bis 1816, bis Großbritannien<br />

als erstes großes Industrieland ganz offiziell ei<strong>ne</strong>n<br />

Goldstandard einführte. Wenig später folgten 1853 Kanada,<br />

1865 Neuf<strong>und</strong>land <strong>und</strong> die USA <strong>und</strong> Deutschland im Jahr 1873<br />

<strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>r Briten. In <strong>de</strong>n USA wur<strong>de</strong>n die Eagle-Münzen<br />

in Umlauf gebracht, während Deutschland die Goldmark einführte.<br />

Kanada basierte sein Währungssystem dann auf ei<strong>ne</strong>r<br />

Mischung aus zwei Münzen – <strong>de</strong>m amerikanischen Gold Eagle<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig auf <strong>de</strong>m britischen Gold Sovereign. Auch Australien<br />

<strong>und</strong> Neuseeland übernahmen damals <strong>de</strong>n Goldstandard,<br />

<strong>und</strong> ein großer Teil <strong>de</strong>r Goldmünzen Großbritanniens wur<strong>de</strong> in<br />

Nie<strong>de</strong>rlassungen <strong>de</strong>r britischen Münzprägeanstalt in Syd<strong>ne</strong>y,<br />

Melbour<strong>ne</strong> <strong>und</strong> Perth in Australien geprägt – einfach aus <strong>de</strong>m<br />

Gr<strong>und</strong>, weil es in Australien Gold gab, in Großbritannien aber<br />

kaum.<br />

Im späten 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt stellte <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit China <strong>de</strong>n etablierten<br />

Goldstandard auf die Probe. Da China ei<strong>ne</strong>n Silberstan-<br />

45


dard betrieb, wollte es auch mit Silber bezahlt wer<strong>de</strong>n. Da China<br />

– wie heute auch – zwar nach Europa exportierte, aber von dort<br />

kaum importierte, wur<strong>de</strong>n Silbermünzen in Europa knapp. Da<br />

einige Banken immer mehr unge<strong>de</strong>ckte Banknoten ausgaben,<br />

um die Importe aus China finanzieren zu kön<strong>ne</strong>n, drohte das<br />

Währungsgefüge aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht zu geraten. Die Peelsche<br />

Bankakte <strong>de</strong>s Jahres 1844 in Großbritannien machte die<br />

Ausgabe von Banknoten dann zum alleinigen Privileg <strong>de</strong>r Bank<br />

of England, während private Banken, die auch davor schon<br />

Banknoten ausgeben durften, diese ab sofort zu 100% mit Gold<br />

<strong>de</strong>cken mussten. Darüber hinaus wur<strong>de</strong> die Ausgabe von nicht<br />

ge<strong>de</strong>ckten Banknoten streng limitiert. Dies war <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s<br />

echten Goldstandards in Großbritannien.<br />

Ei<strong>ne</strong>n echten weltweiten Goldstandard gab es dann wenig<br />

später, aber auch in <strong>de</strong>r Summe nur ein Viertel Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

lang – von 1880 bis 1914. Davor wur<strong>de</strong>n die Währungen nur<br />

durch Silber o<strong>de</strong>r durch ei<strong>ne</strong> Mischung aus Gold <strong>und</strong> Silber<br />

besichert, o<strong>de</strong>r sie waren nicht global. Auch in Deutschland<br />

gab es zu dieser Zeit ei<strong>ne</strong>n Goldstandard, <strong>de</strong>r sei<strong>ne</strong>n Ursprung<br />

in <strong>de</strong>r Reichsgründung von 1871 hatte. Alle Banknoten<br />

<strong>und</strong> Münzen konnten zu dieser Zeit an je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Bank in Gold eingetauscht wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg<br />

wandten sich die Staaten wie<strong>de</strong>r vom Goldstandard ab, da<br />

mehr Geld für Rüstungsinvestitio<strong>ne</strong>n benötigt wur<strong>de</strong>, als Gold<br />

im Umlauf war. Der Goldstandard wur<strong>de</strong> aufgeweicht <strong>und</strong><br />

die Währungen began<strong>ne</strong>n heftig zu schwanken. Einige Län<strong>de</strong>r,<br />

wie Großbritannien, kehrten nach <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg<br />

wie<strong>de</strong>r zu ei<strong>ne</strong>r Abwandlung <strong>de</strong>s Goldstandards zurück, <strong>de</strong>r<br />

Goldkernwährung, die zwar die Währung mit Gold besicherte,<br />

<strong>de</strong>m Bürger aber kei<strong>ne</strong>n Zugriff mehr darauf bat.<br />

Nach <strong>de</strong>m zweiten Weltkrieg – im Jahr 1944 – wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Bretton-Woods-System ein internationales, auf ei<strong>ne</strong>m goldhinterlegten<br />

US-Dollar aufgebautes Währungssystem geschaffen.<br />

Dieses scheiterte jedoch bereits wie<strong>de</strong>r im Jahr 1973.<br />

Durch ein wachsen<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsbilanz- sowie Haushalts<strong>de</strong>fizit<br />

in <strong>de</strong>n 1950er Jahren schmolzen die Goldreserven <strong>de</strong>r USA<br />

immer weiter ab, wobei diese Entwicklungen durch die enormen<br />

Kosten <strong>de</strong>s Vietnamkrieges noch beschleunigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Dadurch ging das Vertrauen in <strong>de</strong>n US-Dollar immer mehr<br />

verloren <strong>und</strong> die Situation wur<strong>de</strong> verschlimmert, als es sich<br />

im Jahr 1970 herumsprach, dass <strong>de</strong>r US-Dollar nicht mehr<br />

mit ei<strong>ne</strong>r ausreichen<strong>de</strong>n Menge Gold ge<strong>de</strong>ckt war. In Angst<br />

vor Verlusten for<strong>de</strong>rte Frankreich schließlich von <strong>de</strong>n USA ei<strong>ne</strong><br />

tatsächliche Lieferung <strong>de</strong>r französischen Dollarreserven in<br />

Gold – ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung, die <strong>de</strong>n Franzosen von Nixon schlichtweg<br />

aus <strong>de</strong>r Hand geschlagen wur<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m er (Nixon) die<br />

Eintauschbarkeit von Dollars in Gold kurzerhand been<strong>de</strong>te.<br />

In ei<strong>ne</strong>r Ansprache im Radio am 15. August 1971 abends<br />

schloss Nixon das Gold-Fenster bei <strong>de</strong>r amerikanischen Zentralbank,<br />

<strong>und</strong> wenig später empfahl auch <strong>de</strong>r eigentlich für die<br />

Überwachung <strong>de</strong>s Bretton-Woods-Abkommens eingerichtete<br />

Internationale Währungsfonds (IWF) allen Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

die Goldkonvertibilität zu been<strong>de</strong>n. Die Entscheidung Nixons<br />

wur<strong>de</strong> auch als „Nixon-Schock“ bezeich<strong>ne</strong>t, da er oh<strong>ne</strong> Absprache<br />

mit an<strong>de</strong>ren Zentralbanken <strong>und</strong> nur durch das Weiße<br />

Haus beschlossen wur<strong>de</strong>.<br />

Seither ist es ein klassisches Streitthema unter Wirtschaftswissenschaftlern,<br />

ob die Vor- o<strong>de</strong>r die Nachteile ei<strong>ne</strong>s Goldstandards<br />

überwiegen. Die Kritiker vertreten wie einst John<br />

Maynard Key<strong>ne</strong>s die These, dass die Nachteile überwiegen,<br />

ein Goldstandard nicht mehr zeitgemäß ist <strong>und</strong> in ei<strong>ne</strong>r zu<strong>ne</strong>hmend<br />

globalisierten Welt Wirtschaftskrisen begünstigt,<br />

da er ei<strong>ne</strong> starke Kopplung von Währungen oh<strong>ne</strong> Rücksicht<br />

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auf die wirtschaftliche Verfassung einzel<strong>ne</strong>r Län<strong>de</strong>r erzwingt<br />

<strong>und</strong> wirtschaftspolitische Eingriffe zur Stabilisierung <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

unmöglich macht. In zu<strong>ne</strong>hmen<strong>de</strong>m Maße scheint sich<br />

aber auch die gegenteilige Meinung durchzusetzen: Interventio<strong>ne</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Politik seien nicht die Lösung, son<strong>de</strong>rn die Ursache<br />

von Krisen, da sie ei<strong>ne</strong> Bereinigung von Ungleichgewichten<br />

durch <strong>de</strong>n Markt nicht zulassen.<br />

Ausblick: Kommt ein <strong>ne</strong>uer Goldstandard?<br />

Zentralbanken ent<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>r, auch<br />

wenn das E<strong>de</strong>lmetall seit <strong>de</strong>m Scheitern von Bretton Woods<br />

im Jahr 1968 offiziell kei<strong>ne</strong> mo<strong>ne</strong>täre Funktion mehr hat. Die<br />

Schweizer Nationalbank – im Jahr 1999 die letzte, die die<br />

Goldbindung ihrer Währung aufhob – verkaufte zwischen <strong>de</strong>n<br />

Jahren 2000 bis 2005 noch insgesamt 1300 Ton<strong>ne</strong>n Gold.<br />

Der Erlös ging zu ei<strong>ne</strong>m Drittel an <strong>de</strong>n B<strong>und</strong> <strong>und</strong> zu zwei Dritteln<br />

an die Kanto<strong>ne</strong>, um dort unter an<strong>de</strong>rem soziale Ausgaben<br />

zu finanzieren. Auch an<strong>de</strong>re europäische Zentralbanken<br />

verkauften. Die Verkaufsmengen sanken jedoch im Laufe <strong>de</strong>s<br />

vergange<strong>ne</strong>n Jahrzehnts stetig, bis sie dann im ersten Quartal<br />

2009 komplett versiegten. Seither stehen die Währungshüter<br />

auf <strong>de</strong>r Käuferseite <strong>de</strong>s Marktes.<br />

Zu behaupten, dahinter stecke <strong>de</strong>r Wille, ei<strong>ne</strong>n <strong>ne</strong>uen Goldstandard<br />

einzuführen, wäre ei<strong>ne</strong> nicht haltbare Mutmaßung.<br />

In <strong>de</strong>n offiziellen Begründungen halten sich die Zentralbanken<br />

zurück. Der Gouver<strong>ne</strong>ur <strong>de</strong>r kasachischen Notenbank, Gregory<br />

Marchenko, <strong>de</strong>r im Herbst 2011 ein Vorkaufsrecht für die<br />

Goldproduktion <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s durch die Zentralbank bis zum<br />

Jahr 2014 einführte, begrün<strong>de</strong>t das Interesse an Gold mit<br />

<strong>de</strong>m Mangel an Transparenz <strong>de</strong>r Gol<strong>de</strong>xporte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s,<br />

seit<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r nationale Goldmarkt liberalisiert wur<strong>de</strong>. Der ve<strong>ne</strong>zolanische<br />

Präsi<strong>de</strong>nt Hugo Chavez, <strong>de</strong>r im Januar 2012 sein<br />

Gold aus Europa <strong>und</strong> <strong>de</strong>n USA physisch in das eige<strong>ne</strong> Land<br />

liefern ließ, begrün<strong>de</strong>te dies mit ei<strong>ne</strong>m „Gewinn an nationaler<br />

Souveränität.“<br />

Die Bank of Korea, die im vergange<strong>ne</strong>n Jahr in<strong>ne</strong>rhalb von<br />

zwei Monaten ihre Goldbestän<strong>de</strong> für ei<strong>ne</strong> Milliar<strong>de</strong> Dollar verdoppelte,<br />

wird schon etwas konkreter <strong>und</strong> nannte als Gr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Wunsch nach ei<strong>ne</strong>r Absicherung gegen die Folgen <strong>de</strong>r<br />

Schul<strong>de</strong>nkrise in Europa <strong>und</strong> ei<strong>ne</strong> möglicherweise steigen<strong>de</strong><br />

Inflation. Zhang Jianhua, Direktor <strong>de</strong>s Forschungsbüros<br />

<strong>de</strong>r Chi<strong>ne</strong>sischen Zentralbank, wird noch <strong>de</strong>utlicher: „Es gibt<br />

kei<strong>ne</strong> Aktiva mehr, die sicher sind. Die einzige Wahl, um Risiken<br />

abzusichern, ist es, harte Währung zu halten – Gold.“<br />

James Turk, ein Urgestein in <strong>de</strong>r Goldbranche, rät Anlegern,<br />

ihre eige<strong>ne</strong> Zentralbank zu sein – ei<strong>ne</strong>n Teil <strong>de</strong>s Bargelds also<br />

gegen Gold zu tauschen. Turk betreibt ei<strong>ne</strong> Art Onli<strong>ne</strong>-Bank –<br />

Goldmo<strong>ne</strong>y. Dort kön<strong>ne</strong>n Kun<strong>de</strong>n ihr Papiergeld gegen Gold<br />

tauschen <strong>und</strong> anschließend in ei<strong>ne</strong>r Goldwährung bezahlen<br />

– <strong>de</strong>n goldgrams. Und die Kun<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>m Ratschlag Turks<br />

folgten, sind zufrie<strong>de</strong>n: Wer im Februar 2001, zur Gründung<br />

von GoldMo<strong>ne</strong>y, 1000 Euro in goldgrams tauschte, hätte heute<br />

4420,60 Euro zur Verfügung – ein satter Kaufkraftgewinn,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Worten Turks aber nichts an<strong>de</strong>res ist als ein Verlust<br />

an Kaufkraft für alle Menschen, die einfach nur auf Euros gesetzt<br />

haben.<br />

Im März 2011 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r US-Bun<strong>de</strong>sstaat Utah zum ersten<br />

amerikanischen Staat, in <strong>de</strong>m Gold- <strong>und</strong> Silbermünzen wie<strong>de</strong>r<br />

als Währung zugelassen wur<strong>de</strong>n. Ähnliche Regelungen sind<br />

in <strong>de</strong>n US-Staaten Montana, Missouri, Colorado, Idaho <strong>und</strong><br />

Indiana im Gespräch. In <strong>de</strong>r Schweiz sorgen die bei<strong>de</strong>n Nationalräte<br />

Lukas Reimann, Luzi Stamm <strong>und</strong> Ulrich Schlüter von<br />

<strong>de</strong>r SVP-Partei mit <strong>de</strong>r Bürgeraktion „Gesun<strong>de</strong> Währung“ für<br />

Aufsehen. Im Zentrum <strong>de</strong>r Aktion steht die Wie<strong>de</strong>reinführung<br />

<strong>de</strong>s Goldfrankens – er soll aber ei<strong>ne</strong> Parallelwährung zum<br />

Franken wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r ganzen Welt gibt es <strong>de</strong>rartige Initiativen,<br />

doch kei<strong>ne</strong> wird wohl oh<strong>ne</strong> die USA zu machen sein,<br />

warnt Rohstoff-Guru <strong>und</strong> Buchautor Jim Rogers. Er glaubt<br />

nicht daran, dass es ei<strong>ne</strong>n <strong>ne</strong>uen Goldstandard geben wird.<br />

Dass aber gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n USA ein Präsi<strong>de</strong>ntschaftskandidat<br />

positiv vom Gold spricht, muss hellhörig machen. So for<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>r republikanische Kandidat Newt Gingrich ei<strong>ne</strong> „harte Währung<br />

mit ei<strong>ne</strong>r Besch<strong>ne</strong>idung <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>ral Reserve“, ei<strong>ne</strong> For<strong>de</strong>rung,<br />

die sei<strong>ne</strong>m Konkurrenten Ron Paul noch als zu kurz<br />

gegriffen erscheint. Er will die Fe<strong>de</strong>ral Reserve gar ganz abschaffen<br />

<strong>und</strong> die Währung auf ei<strong>ne</strong>n Goldstandard bringen.<br />

Ob diese Entwicklungen allerdings dazu führen, dass das<br />

Weltwährungssystem wie<strong>de</strong>r auf ei<strong>ne</strong>n Goldstandard umgestellt<br />

wird, bleibt abzuwarten.<br />

Autor: Jochen Stanzl<br />

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