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38 (FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT SCIENTIA HALENSIS 3/06 (Fach-)Literaturfabrik Universität Lese-Empfehlungen querbeet ZUSAMMENGESTELLT VON MARGARETE WEIN »EUROPÄISCHES PANOPTICUM« Ein »unschätzbarer Schatz« (falls es so etwas gibt) ist die legendäre Bildersammlung von Dmitrij Alexandrovitsch Rovinskij (1824– 1895) – ihn gehoben und der kunst- und geschichtsbeflissenen Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben, ist das Verdienst des halleschen Theologen Prof. Dr. Hermann Goltz. Gefunden hat er die erstaunliche Sammlung im Nachlass der vor den Stalinschen Repressalien geflüchteten Alla Petrowna, Russischlehrerin von Fritz Pleitgen und Gerd Ruge, in Köln. Mit großzügiger Unterstützung der Stiftung der Stadt- und Saalkreis sparkasse Halle, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kulturstiftung des Bundes wurden die »gesamten Rovinskij-Materialien für eine Russische Ikonographie« gekauft und können nun seit etlichen Jahren unter der fachkundigen Obhut von Professor Goltz in verschiedenen Ausstellungen (gestaltet von Lutz Grumbach) gezeigt, wissenschaftlich bearbeitet und Schritt für Schritt editiert werden. Einzigartig ist aber nicht nur die Sammlung selbst, sondern ebenso der Preis für den jüngst erschienen Doppelband, der auf fast 1000 Seiten in Gestalt Grafiken, Kupferstichen und Karikaturen nebst kenntnisreichen Kommentaren einen schier unerschöpflichen kulturellen und historischen Reichtum präsentiert. Vom russischen orbis pictus, einem Ende des 17. Jahrhunderts von Karion Istomin und Leontej Bunin geschaffenen ABC-Buch für den Zarewitsch, über die zahllosen Bilder Katharina der Großen und ein feines Selbstporträt Fedor Kalmyks (1770 als Knabe in der kirgisischen Steppe von Kosaken gefangen, später der badischen Markgräfin Anna Charlotte Amalie geschenkt und ab 1806 Hofmalers des Großherzogs Karl Friedrich) bis zum (zweifach ausklappbaren) »Freien Blick auf Moskau«, den der Graveur-Meister der Moskauer Kreml-Rüstkammer Peter Pikart zu Beginn des 18. Jahrhunderts schuf – eine wunderbare Welt aus Bildern tut sich auf ... Hermann Goltz: Alles von Zarin und Teufel I und II.. Europäische Russlandbilder aus vier Jahrhunderten. Mit einem Vorwort von Fritz Pleitgen, gestaltet von Lutz Grumbach, Halle / Köln 2006, ISBN 10: 3-8321- 7725-6 / ISBN 13: 978-3-8321-7725-6, 49,90 € (beide Bände) Prof. Dr. Hermann Goltz, Theologische Fakultät, Franckeplatz 1, Haus 30, 06110 Halle (Saale), Telefon: 0345 55-23030, E-Mail: hermann.goltz@theologie.uni-halle.de V OM POPULISMUS GEDOPT? »Parteibonzen«, »Diätenschwindler«, »kriminelle Ausländer«, »Sozialschmarotzer« – sie alle eigenen sich bestens als Köder zum Stimmenfang bei Wahlen aller Art. Allerdings sind sie das genaue Gegenteil von »solider politischer Problemlösungskompetenz«. Warum der Gebrauch dieser und anderer Klischees trotzdem immer wieder funktioniert und die Demokratie ernsthaft beschädigen kann, untersuchen drei hallesche Politolog(inn)en in einem von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt angeregten Buch, dem man vor allem solche Leserinnen und Leser wünschen möchte, die nur allzu gern auf solche Lügenparolen hereinfallen. Aber werden gerade sie die Chance nutzen, das bei der Landeszentrale (E-Mail: sekretariat@lpb.s tk.sachsen-anhalt.de) sogar kostenlos erhältliche »Aufklärungsbuch« zu lesen? Everhard Holtmann, Arienne Krappidel, Sebastian Rehse: Die Droge Populismus – Zur Kritik des politischen Vorurteils, Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden 2006, 178 S., 19,90 €, ISBN 3-531-15038-3 Prof. Dr. Everhard Holtmann, Institut für Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät I), Emil- Abderhalden-Straße 7, 06108 Halle (Saale), Telefon: 0345 55-24212, E-Mail: everhard.holtmann@politik.uni-halle.de D IE »OCCUPATIO BELLICA« IM VÖLKERRECHT Angesichts der angespannten Sicherheitslage nach der Eroberung des Irak durch alliierte Truppen und der Frage der von Israel besetzten Gebiete steht die Frage nach der Legitimität militärischer Besetzungen beinahe täglich im Mittelpunkt des Medieninteresses. Dabei wird von den Akteuren und in der öffentlichen Diskussion wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass es sich bei militärischer Besetzung stets nur um eine Herrschaft von begrenzter Dauer und eingeschränkter Souveränität handeln könne. Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit dagegen wurde militärische Besetzung grundsätzlich als eine Form legitimer und dauerhafter Herrschaft verstanden. Ein Blick in die jüngere Geschichte militärischer Besetzungen scheint dies zu bestätigen. Die Beiträge dieses Bandes indessen machen deutlich, dass dies eine relativ junge, erst seit dem frühen 20. Jahrhundert völkerrechtlich verbindliche Rechtsauffassung ist, und unternehmen erstmals den Versuch einer systematischen Darstellung militärischer Besetzungen vom 13. bis zum frühen 19. Jahrhundert – im Heiligen Römischen Reich und in Westeuropa, vom Hundertjährigen Krieg bis zur napoleonischen Herrschaft in Deutschland, und anderswo. Markus Meumann, Jörg Rogge (Hg.): Die besetzte res publica. Zum Verhältnis von ziviler Obrigkeit und militärischer Herrschaft in besetzten Gebieten vom Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert, Lit Verlag
Berlin 2006 (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit 3), 416 S., 40,90 €, ISBN 3-8258- 6346-8. Dr. Markus Meumann, Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der MLU, Franckeplatz 1, Haus 54, 06110 Halle (Saale), Telefon: 0345 55-21785, E-Mail: markus.meumann@izea.uni-halle.de D ILETTANTEN UND EXPERTEN IM ORIENT In der Reihe der Orientwissenschaftlichen Hefte des OWZ erschienen nun die Beiträge zum XXIX. Deutschen Orientalistentag, der im September 2004 in Halle stattfand. Die Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit der Verankerung der Altorientalistik, der Orientarchäologie, der Sinologie und der Arabistik in den neuzeitlichen Universitäten. Sie thematisieren den Beitrag von so genannten Dilettanten für die Kenntnisse des Orients ebenso wie die Resultate orientalistischer Studien für die theologische Diskussion. Die diachronische Perspektive wird durch Blicke auf die Nachbarländer erweitert. Zum Schluss geben bis dato unveröffentlichte Briefe von Fritz Rudolf Kraus, Georg Jacob und Hans Heinrich Schaeder Einblicke in Erfahrungen und Vorstellungen anerkannter Fachvertreter. Der Orient in akademischer Optik. Beiträge zur Genese einer Wissenschaftsdisziplin, Orientwissenschaftliche Hefte 20/2006, hg. vom Orientwissenschaftlichen Zentrum der MLU, 185 S., 11,50 €, ISSN 1617-2469 Orientwissenschaftliches Zentrum der MLU, Mühlweg 15, 06114 Halle (Saale), Telefon: 0345 55-24081, E-Mail: hanne.schoenig@owz.uni-halle.de W IE WEITER NACH FREMDHERRSCHAFT UND R EALSOZIALISMUS? Nach Fremdherrschaft und Realsozialismus integriert sich Bulgarien in die europäische Staatengemeinschaft. Mit den Bezugspunkten Bulgarien, Deutschland und Europa analysiert der vorliegende Sammelband diesen Prozess. Deutsche und bulgarische Autor(inn)en widmen sich den Themen: – Europaorientierung und -berichterstattung, – ökonomische Aspekte des EU-Beitritts, – europäische Mächte und bulgarische Staatsgründung, – Westbindung Deutschlands und Antiamerikanismus, – parlamentarisches Regierungssystem, – politische Sprache, – Pluralismustheorie, – soziales Vertrauen, – Denkmäler und Nationalismus. Der Herausgeber, Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät I) der MLU, war von 2003 bis 2005 Akademischer Direktor des Zentrums für Deutschland- und Europastudien an der St.-Kliment- Ochridski-Universität Sofia. Jürgen Plöhn (Hg.): Sofioter Perspektiven auf Deutschland und Europa. Studien zu Wirtschaft, Politik, Geschichte, Medien und Kultur. Mit Beiträgen von Hermann Albeck, Georgi Chobanov, Roger Fornoff, Ivan Parvev, Jürgen Plöhn, Walter Reese-Schäfer, Minka Zlateva, LIT Verlag Berlin 2006, Reihe: Politikwissenschaft, Bd. 133, 232 S., 29,90 €, br., ISBN 3-8258-9498-3 PD Dr. phil. habil. Jürgen Plöhn, Dürerstraße 5, D-41466 Neuss, Telefon/Telefax: 02131 468344, E-Mail: ploehn@hotmail.com COVER BUCHTITEL B LAUE BLUMEN, MOHNSAFT, SPHÄRENMUSIK ... »Die vergessene Geschichte der mitteldeutschen Romantik« – das ist viel mehr als Reichardts Garten, Eichendorffs »Burg überm Tale« oder Seumes »Spazierganz nach Syrakus«. Regionale Literaturgeschichte? Literarische Heimat-Kunde? Faszinierend, welche Fülle von Fakten dieser schmale Band umschließt. Am liebsten möchte man alles auf einmal lesen und sich verzaubern lassen von den detailkenntnisreichen Darstellungen und lebendigen Impressionen der Autorinnen, die ja selbst tief in der mitteldeutschen Kultur- und Bildungslandschaft verwurzelt sind. Ein wunderbares Buch für romantische (!) Herbst- und Winterabende. Heidi Ritter, Eva Scherf: Die Weltseele durchlebt alles, Projekte-Verlag Halle 2006, 186 Seiten, 12,50 €, ISBN: 3-86634-116-4 Dr. Heidi Ritter, Telefon: 0345 55-23593, E- Mail: heidi.ritter@germanistik.uni-halle.de SCIENTIA HALENSIS 3/06 D IE KAROLINGER BEI HALLE (806) Kürzlich erschien, Band 12 des Heimat-Jahrbuchs Saalkreis. Neben Aufsätzen über den Kalibergbau in Teutschenthal, den Steinkohlenbergbau um Plötz, das hochnotpeinliche Halsgericht »auf der Brücken« in Ostrau, die »hallesche Hungermedaille« von 1847 und vielen anderen ist im Jubiläumsjahr der Stadt vor allem der erste (rechts-)geschichtliche Beitrag von Prof. Dr. Heiner Lück interessant: Allgemeinverständlich und mit vielen Details, Abbildungen und Zitaten aus historischen Quellen versehen, stellt er »Die karolingische Befestigung bei Halle (806) als Element der Grenzsicherung im Osten des fränkischen Reiches« dar. Heimat-Jahrbuchs Saalkreis, Band 12, herausgegeben vom Landratsamt Saalkreis in Zusammenarbeit mit dem Museum Petersberg, Saalkreis 2006, 117 S., 5.60 €, ohne ISBN (erhältlich in halleschen Buchhandlungen) Prof. Dr. Heiner Lück, Juristische u. Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte, Universitätsring 4, 06108 Halle (Saale), Telefon: 0345 55-23200, E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de B URG GIEBICHENSTEIN – DAS VOLLE PROGRAMM Ein im Verlag der Hochschule für Kunst und Design Halle erschienenes neues Buch über den Fachbereich Design der Burg Giebichenstein stellt neben Grundlagen- und Theorie- Ange bo ten das volle Programm der Projekte aus den Studiengängen Industriedesign, Innenarchitektur, Kom munikationsdesign, Modedesign, Multimedia/VR-Design und Multimedia/ VR-Conception vor. Auf 384 fünffarbigen Seiten zeigt es Beispiele in Text und Bild aus dem Arbeitsalltag der verschiedenen Lehrgebiete und erläutert die neue Studienstruktur für die Bachelor- und Master-Abschlüsse im Fachbereich Design. Atmosphäre, Personen und Aktivitäten auf dem Campus, Kurzportraits von erfolgreichen Alumni werden ebenso präsentiert wie Tipps zur Kultur in der Umgebung, zu Kneipen, Clubs und Treffpunkten in der Stadt Schriftenreihe der Hochschule für Kunst und Design, Heft 14 (2006), Hg.: Burg Giebichen stein, Fachbereich Design, 384 S., dt. u. engl., 14 €; ermäßigt 7 €, ISBN: 3-86019-047-4 Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle, Hochschulbibliothek, Postfach 200252, 06108 Halle, Telefon: 0345 7751-633/7, E-Mail: hintz@burg-halle.de 39 (FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT
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