Dezember 2003 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dezember 2003 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dezember 2003 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Uni<br />
s c i e n t i a h a l e n s i s<br />
U N I V E R S I T Ä T S<br />
ZEITUNG<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>, <strong>Dezember</strong> <strong>2003</strong><br />
<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong><br />
......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />
Strukturkonzept „<strong>Universität</strong> 2012“<br />
Eine Zukunft mit leeren Kassen?<br />
.............................<br />
.......................................................................<br />
Bundesweit werden den Hochschulen<br />
derzeit beispiellose Mittelkürzungen<br />
zugemutet, deren Anlass ausschließlich<br />
in der inanznot der öffentlichen Kassen<br />
liegt. Statt Bildungsausgaben als<br />
gesellschaftliche Investitionen für die<br />
Zukunft zu betrachten, gelten sie als<br />
konsumtive Ausgaben, die ohne größeren<br />
Schaden heruntergefahren werden<br />
können. Diese Haltung herrscht auch<br />
in Sachsen-Anhalt vor.<br />
Spätestens seit dem rühjahr war den<br />
Hochschulen Sachsen-Anhalts klar,<br />
dass sie sich bis zum 1.1.2006 auf einen<br />
um 10 Prozent oder 30 Mio. Euro<br />
abgesenkten Hochschuletat einzustellen<br />
haben. Im Vorgriff darauf wurden<br />
den Hochschulen schon für 2004 und<br />
2005 nur mehr 90 Prozent ihrer jeweiligen<br />
Haushalte sicher zugesagt, die<br />
Zuweisung der verbleibenden Differenz<br />
von bis zu 10 Prozent („90 Prozent<br />
+ x“) wurde unter den Vorbehalt vorgängig<br />
abzuschließender Zielvereinbarungen<br />
gestellt. Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> hat diese Zielvereinbarungen<br />
wesentlich im Vertrauen darauf geschlossen,<br />
dass der 2000/2001 vollzogene<br />
Abbau von mehr als 400 Personalstellen<br />
anerkannt wird und die<br />
vereinbarten Regularien eingehalten<br />
werden. Doch der vom Kultusministerium<br />
am 15. Juli <strong>2003</strong> vorgelegte Entwurf<br />
eines Hochschulstrukturplanes<br />
brachte eine bittere Enttäuschung: Die<br />
<strong>Universität</strong> soll sogar überproportional<br />
belastet werden und mit 14,7 Mio.<br />
Euro (entspricht 12 Prozent ihres Gesamthaushaltes)<br />
die Hälfte des von allen<br />
Hochschulen zu leistenden Sparbeitrages<br />
bis zum 1. Januar 2006 erbringen!<br />
Protest des Akademischen Senats<br />
Unmittelbar nach Bekanntwerden des<br />
Entwurfs hat der Senat unmissverständlich<br />
und scharf protestiert und die allein<br />
auf Auslastungsquoten basierende<br />
Berechnungsgrundlage der Einsparvorgaben<br />
grundsätzlich kritisiert: Sie führen<br />
vom Ansatz her zu einer politisch<br />
offensichtlich gewollten Bevorzugung<br />
der achhochschulen und zur entsprechenden<br />
Benachteiligung einer Volluniversität<br />
und d. h. insbesondere der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Neben dieser<br />
grundsätzlichen Ablehnung des ministeriellen<br />
Entwurfs hat die <strong>Universität</strong><br />
seitdem immer wieder betont, dass der<br />
abverlangte Sparbeitrag verantwortlich<br />
nicht bis zum 1. Januar 2006 zu erbringen<br />
ist, es sei denn, man schlösse<br />
sofort eine ganze Reihe nicht ausgelasteter<br />
Institute und achbereiche/akultäten,<br />
setzte die Immatrikulation in<br />
diesen Bereichen aus und besetzte jede<br />
dort frei werdende Stelle nicht wieder.<br />
Es ist also zu befürchten, dass die <strong>Universität</strong><br />
ernsthaften Schaden nähme,<br />
wenn man sie einem ministeriellen<br />
„Sparkommissar“ überließe. Die Gefahr<br />
ist real, die rechtlichen Bedingungen für<br />
ein staatliches Eingreifen in die <strong>Universität</strong><br />
werden derzeit geschaffen: Das in<br />
den Landtag eingebrachte 4. Hochschulstrukturgesetz<br />
sieht eine Ermächtigungsvollmacht<br />
für das Ministerium<br />
vor.<br />
Handlungskonzept des Rektorats<br />
Um größeren Schaden von der <strong>Universität</strong><br />
abzuwenden, hat sich das Rektorat<br />
der Verantwortung gestellt, selbst ein<br />
Handlungskonzept zu entwickeln.<br />
Dabei ist allen Beteiligten jedoch bewusst,<br />
dass auch eine eigenverantwortliche<br />
Gestaltung des Sparprozesses<br />
nicht verhindern kann, dass die <strong>Universität</strong><br />
diesen Prozess nicht ohne Schaden<br />
wird überstehen können. Denn die notwendige<br />
Streichung von Professorenstellen<br />
einschließlich der Stellen zugehöriger<br />
wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter führt zu<br />
einem Abbau von orschungs- und<br />
Lehrkapazitäten; drastische Zugangsbeschränkungen<br />
zum Studium werden<br />
notwendig.<br />
Unter dem immensen zeitlichen Druck<br />
der Landesregierung, die von den<br />
Hochschulen bis zum 18. <strong>Dezember</strong><br />
<strong>2003</strong> konkrete Pläne zur Umsetzung<br />
der Sparvorgaben erwartet, hat das Rektorat<br />
ein Strukturkonzept für eine „<strong>Universität</strong><br />
2012“ vorgelegt, das als Strukturkonzept<br />
mit deutlichem Sparpotenzial<br />
dem ministeriellen Sparkonzept ohne<br />
Struktur entgegengestellt wird. Das die<br />
forschungs-, lehr- und akademisch-administrative<br />
Struktur einbeziehende<br />
Konzept verfolgt das Ziel,<br />
– die <strong>Universität</strong> als Volluniversität mit<br />
einer funktionierenden geistes- und naturwissenschaftlichen<br />
ächervielfalt und<br />
einer besonderen Verantwortung gerade<br />
für die kleinen ächer zu erhalten,<br />
– den Prozess der weiteren inhaltlichen<br />
Profilbildung der <strong>Universität</strong> zu befördern,<br />
gegenwärtige Schwerpunkte in ihrem<br />
Bestand zu sichern und die Voraussetzung<br />
für eine zukünftige Profilierung<br />
neuer Schwerpunkte zu schaffen,<br />
– die seitens des Landes erhobene und<br />
zugleich uneingelöste orderung nach<br />
einer systemischen Betrachtung der gesamten<br />
Hochschullandschaft ernst zu<br />
nehmen und die hallesche <strong>Universität</strong><br />
komplementär zu den anderen Hochschulen<br />
des Landes zu betrachten (Vorschlag<br />
der Abgabe von orschungs-/<br />
Lehreinheiten von der <strong>Universität</strong> an<br />
andere Hochschulen des Landes sowie<br />
zur Übernahme solcher Einheiten<br />
an die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>),<br />
– den geforderten Sparbeitrag in einem<br />
verantwortlichen, strukturbezogenen<br />
und bis 2012 abgeschlossenen<br />
Prozess zu erbringen, um so die rein<br />
zufällige, strukturunabhängige und sogar<br />
strukturzerstörende Streichung<br />
jedweder freiwerdenden Stelle zu vermeiden,<br />
– die Personalplanung mit einer Neuschneidung<br />
der achbereiche und akultäten<br />
auf möglichst acht akultäten<br />
(einschließlich der Medizin) zu verbinden,<br />
– die Einführung von vier zentralen<br />
Prüfungsämtern vorzusehen,<br />
– die im Rahmen des Bologna-Prozesses<br />
geforderte Einführung gestufter<br />
Studiengänge (Bachelor, Master)<br />
möglichst in allen Bereichen der <strong>Universität</strong><br />
bis 2007 erreicht zu haben.<br />
Gedanke der universitas<br />
Das vom Rektorat vorgelegte Entwicklungskonzept<br />
„<strong>Universität</strong> 2012“ wurde<br />
dem Senat übergeben, der es am<br />
21. November in einer 1. Lesung diskutiert<br />
hat. Es wurde zur weiterführenden<br />
Behandlung an die verschiedenen<br />
Kommissionen und Gremien der <strong>Universität</strong><br />
überwiesen, um es in einer<br />
modifizierten orm wiederum im Senat<br />
zu diskutieren. In der universitätsweiten<br />
und an allen achbereichen<br />
geführten Diskussion ist es zu zahlreichen<br />
Änderungsvorschlägen gekommen,<br />
die vom Senat in seiner abschließenden<br />
Behandlung bewertet<br />
werden. In all diesen Diskussionen<br />
wurde immer wieder der Gedanke der<br />
universitas betont, dass die <strong>Universität</strong><br />
selbstverständlich eine Lösung anstrebt,<br />
die im Konsens aller ihrer Bereiche<br />
erfolgt. Und somit liegt ein wesentlicher<br />
Punkt der dem Senat zur 2.<br />
Lesung (Redaktionsschluss der UZ vor<br />
der 2. Lesung am 12.12.<strong>2003</strong>) vorliegenden<br />
modifizierten Konzeption<br />
darin, die bisherigen Proportionen<br />
der beiden großen Bereiche der Geisteswissenschaften<br />
(Phil. ak., Theol.<br />
ak., Jur. ak., Wirtschaftswiss. ak.)<br />
und der Naturwissenschaften (Math.-<br />
Nat. ak., Ing. Wiss., Landwi. ak.)<br />
auch im Abbauprozess zu wahren.<br />
Hans-Joachim Solms<br />
Prorektor für Strukturentwicklung und<br />
inanzen<br />
oto: Norbert Kaltwaßer<br />
...........................................................................<br />
Herzlich willkommen hieß es für alle Studienanfängerinnen und -anfänger am Tag der feierlichen Immatrikulation<br />
im Auditorium Maximum. Über 3 600 junge Leute haben sich für ein Studium an der halleschen<br />
<strong>Universität</strong> entschieden, soviel wie noch nie! Nach Beendigung des estakts konnten Interessenten die im<br />
oyer des Audimax aufgebauten Infostände besuchen.<br />
Aktuelle<br />
Veranstaltungen ...<br />
... finden Sie im<br />
Veranstaltungskalender der<br />
<strong>Universität</strong> im Internet unter:<br />
www.uni-halle.de<br />
....................<br />
............................................................<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Thema: Gesundheitsreform<br />
Seite 3<br />
Bilder einer Geo-Safari<br />
Seite 4<br />
Das arme Gartenreich?<br />
Seite 5<br />
Academia Saxonica<br />
Seiten 6/7<br />
Herzchirurgie in <strong>Halle</strong><br />
Seite 9<br />
Neue StuRa-SprecherInnen<br />
Seite 12
AKTUELLES<br />
.............................<br />
.............................<br />
Tagen in der Mitte Deutschlands<br />
Projekt von <strong>Universität</strong> und Kommune wirbt für <strong>Halle</strong> als Tagungsort<br />
.......................................................................<br />
Cover des Videos „Tagen in der Mitte Deutschlands“<br />
.......................................................................<br />
Die modernen Kommunikationsmittel<br />
der Gegenwart eröffnen in den Bereichen<br />
PR, Marketing und Werbung neue<br />
Möglichkeiten. Ein gemeinsames Projekt<br />
der Stadtverwaltung <strong>Halle</strong> und der<br />
<strong>Universität</strong>, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/Veranstaltungsmanagement<br />
nutzt diese, um national und international<br />
für den Kongressstandort <strong>Halle</strong>/<br />
Saale zu werben.<br />
Seit Oktober sind eine CD-ROM (inklusive<br />
Begleitheft) und ein Image-Video<br />
kostenlos erhältlich. Sie sollen<br />
potenzielle Veranstalter von Kongressen<br />
der unterschiedlichsten Art auf die<br />
Vorteile der Saalestadt aufmerksam<br />
rage des Monats (12):<br />
Woher kommt die „Netikette“?<br />
Die Sprachberatung der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> ist ein oft und gern (auch<br />
von außerhalb und sogar aus dem Ausland)<br />
genutzter Service. ragen von allgemeinem<br />
Interesse (plus Antwort) will<br />
„scientia halensis“ in loser olge unter<br />
die Leute bringen:<br />
rage:<br />
Woher kommt das Wort „Netikette“<br />
und was bedeutet es?<br />
Antwort:<br />
„Netiquette“ ist eine Zusammensetzung<br />
aus dem englischen Wort „net“<br />
(kurz für Internet) und der französischen<br />
„étiquette“, der offiziellen gesellschaftlichen<br />
Umgangsform.<br />
Der „Duden. Das große Wörterbuch<br />
der deutschen Sprache“ (10 Bd., 1999)<br />
verzeichnet dieses Wort in der genannten<br />
und in der eingedeutschten orm<br />
„Netikette“ (analog zu Etikette), deren<br />
Gebrauch allerdings unüblich ist.<br />
Die „Netiquette“ umfasst die Gesamtheit<br />
der Regeln für ein soziales Kommunikationsverhalten<br />
im Internet. Sie<br />
unterscheiden sich nicht grundsätzlich<br />
von den normalen zwischenmenschlichen<br />
Umgangsformen wie Höflichkeit<br />
und Takt.<br />
Abgewandelte Schreibungen des Wortes<br />
– zum Beispiel „Net-étiquette“<br />
oder „Nettikette“ – sind jedoch nicht<br />
als Normvarianten neben den im Duden<br />
aufgeführten Lexemen zu verstehen.<br />
Während im ersten all die Zusammensetzung<br />
der ursprünglichen<br />
Wortbestandteile wieder gelöst wurde,<br />
liegt im zweiten all ein Sprachspiel<br />
vor. Das doppelte „t“ verdeutlicht die<br />
Botschaft: Seid nett zueinander!<br />
ür alle Arten der zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation im Internet existieren<br />
verschiedene, situationsbedingte<br />
„Netiquettes“. So fallen unter<br />
die Bezeichnung „Chatiquette“ sämtliche<br />
Verhaltensregeln innerhalb eines<br />
chatrooms: dem virtuellen Raum, in<br />
dem mehrere Personen mittels Tastatur<br />
ihres Computers kommunizieren. Weitere<br />
Regeln müssen beim Schreiben<br />
von E-Mails oder auf Homepages eingehalten<br />
werden.<br />
Die Sprachberatung ist telefonisch<br />
erreichbar:<br />
0345 55-23605/20<br />
(Mo, Di + Do 10–12 Uhr, Mi + Do<br />
13.30–15.30 Uhr),<br />
per ax: 0345 55-27107<br />
oder per E-Mail:<br />
sprachberatung@germanistik.unihalle.de.<br />
oto: Norbert Kaltwaßer<br />
Am 8. Oktober <strong>2003</strong> überreichte der Rektor der <strong>Universität</strong>, Prof. Dr. Wilfried Grecksch symbolisch das<br />
erste Video im Hallischen Saal der „Burse zur Tulpe“ an Stadtsprecher Dr. Dirk urchert.<br />
machen. Durch die begleitende Präsentation<br />
im Internet unter http://<br />
www.tagen-in-der-mitte.de werden die<br />
Angaben ständig aktualisiert. Im Netz<br />
sind umfangreiche Daten über die Region<br />
in der Mitte Deutschlands zu finden.<br />
Dazu gehören Angaben zu Veranstaltungsstätten,<br />
Unterkünften, Dienstleistungen,<br />
Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und orschung. Durch eine<br />
Suchfunktion erhält der Nutzer seine<br />
Auskünfte schnell und sicher.<br />
Stadtjubiläum steht bevor<br />
Das Image-Video präsentiert in ca.<br />
neun Minuten die Region als optimalen<br />
Tagungsstandort. Alle drei Medien bieten<br />
eine gute Basis zur Entscheidungsfindung<br />
und weitergehenden Planung<br />
und sind unter anderem für Tagungszentren,<br />
Kultureinrichtungen, außeruniversitäre<br />
wissenschaftliche Einrichtungen,<br />
Verbände und Gesellschaften, politische<br />
Institutionen, professionelle<br />
Veranstaltungsmanagement-Agenturen,<br />
aber auch Pressestellen großer Wirtschaftsunternehmen<br />
von Interesse.<br />
Auch im Hinblick auf die Vorbereitung<br />
des 1200-jährigen Stadtjubiläums im<br />
Jahr 2006 können diese Medien von<br />
überregionaler Bedeutung sein und die<br />
Öffentlichkeit außerhalb der Grenzen<br />
des Landes auf <strong>Halle</strong> und seine Umgebung<br />
aufmerksam machen.<br />
Vorteile der Region im Blick<br />
Mit der neuen CD-ROM, dem Image-<br />
Video und dem Internetauftritt soll der<br />
ständig wachsenden Konkurrenz im<br />
Tagungs- und Kongressbereich Paroli<br />
geboten werden. Herausgehoben sind<br />
aktoren, die für <strong>Halle</strong> als Schauplatz<br />
von Kongressen und Tagungen sprechen.<br />
Dazu gehören günstige Ver-<br />
kehrsanbindungen durch lugzeug,<br />
Straße und Bahn sowie die Vielfalt an<br />
Tagungsstätten und Unterkunftsmöglichkeiten.<br />
Die Kulturstadt <strong>Halle</strong> im<br />
Herzen Mitteldeutschlands ist seit jeher<br />
ein Ort geistiger Auseinandersetzungen,<br />
kreativen Denkens und wissenschaftlicher<br />
Innovationen. Mit lair,<br />
Charme und einer facettenreichen Geschichte<br />
bietet die Saalestadt als traditionsreiches<br />
Zentrum von Wirtschaft,<br />
Kultur und Wissenschaft ihren Gästen<br />
eine geeignete Kulisse für ein umfangreiches<br />
und niveauvolles Programm.<br />
Entsprechende Studien belegen, dass<br />
Kongresse und Tagungen nachweislich<br />
für positive wirtschaftliche Impulse sorgen.<br />
Ausgelöst durch die Ausgaben der<br />
Tagungsteilnehmer und ihrer Begleitpersonen<br />
könnten jährlich einige hunderttausend<br />
Euro an zusätzlichen Umsätzen<br />
in Hotellerie-, Gastronomieund<br />
Transportgewerbe, in den Einzelhandel<br />
und den Dienstleistungssektor<br />
fließen.<br />
Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
<strong>Wittenberg</strong> als wichtiger Zukunftsfaktor<br />
stellt sich der Aufgabe, das Image der<br />
Saalestadt als leistungsstarken Kongressstandort<br />
zu fördern. Schon jetzt<br />
finden jährlich allein im <strong>Universität</strong>sbereich<br />
ca. 300 Veranstaltungen mit<br />
über 15 000 Teilnehmenden statt.<br />
Eva-Maria Gerulat / Margret Hempel<br />
Informationen unter:<br />
Telefon: 0345 55-21426<br />
E-Mail:<br />
hempel@rektorat.uni-halle.de<br />
Internet:<br />
http://www.verwaltung.unihalle.de/dezern1/presse/vm/<br />
index.htm<br />
Anzeige A Druck
Zwei akademische Höhepunkte<br />
Amtseinführung des Rektors und Disputation zur Gesundheitsreform<br />
Übergabe der Amtsurkunde an den Rektor; v. l. n. r.: Magnifizenz Prof. Dr. Wilfried Grecksch, Dr. Ralf-<br />
Torsten Speler, Leiter der Zentralen Kustodie der <strong>Universität</strong>, und der Vorsitzende des Konzils, Prof. Dr.<br />
Holm Altenbach<br />
.......................................................................<br />
.............................<br />
Der Reformationstag am 31. Oktober<br />
in der <strong>Luther</strong>stadt <strong>Wittenberg</strong> ist seit<br />
Langem ein Höhepunkt im akademischen<br />
Leben der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />
In diesem Jahr wurde er durch<br />
zwei herausragende Ereignisse geprägt:<br />
Der erste Höhepunkt war die feierliche<br />
Amtsübergabe an den 260. Rektor der<br />
<strong>Universität</strong>, Professor Dr. Wilfried<br />
Grecksch, der am 25. Juni <strong>2003</strong> zum<br />
zweiten Mal in dieses Amt gewählt<br />
wurde. Den zweiten – nach 11 Jahren<br />
nun schon zur Tradition gewordenen –<br />
Höhepunkt dieses Tages bildete die<br />
Disputation des Akademischen Senats.<br />
Amtsübergabe an<br />
traditionsreicher Stätte<br />
Die Investitur ist an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> bei der Wiederwahl des<br />
Rektors immer an einen akademischen<br />
Höhepunkt gebunden. Das bisherige<br />
und das neue Rektorat entschieden<br />
sich in diesem Jahr ganz bewusst für<br />
den 31. Oktober und damit für die Verbindung<br />
zur Disputation und für <strong>Wittenberg</strong>,<br />
den Ort der <strong>Universität</strong>sgründung.<br />
Einerseits sollte dadurch deutlich<br />
gemacht werden, dass sich die <strong>Universität</strong><br />
auch im 501. Jahr ihres Bestehens<br />
zu ihrer Tradition und ihren historischen<br />
Wurzeln in <strong>Wittenberg</strong> bekennt,<br />
und „andererseits ist der Ort<br />
des Ausgangspunktes der Reformation<br />
bestens geeignet, ein Zeichen für die<br />
Zukunftsfähigkeit der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> zu setzen – in einer äußerst<br />
schwierigen und angespannten Zeit“,<br />
so Professor Grecksch.<br />
Die estveranstaltung fand im Auditorium<br />
maximum der Stiftung Leucorea<br />
statt. In feierlicher orm wurden hier<br />
die Insignien und Amtsurkunden an den<br />
Rektor und die Prorektoren übergeben.<br />
Mit Grußworten traten der Landtagspräsident,<br />
Prof. Dr. Adolf Spotka, die<br />
Bürgermeisterin der Stadt <strong>Halle</strong>, rau<br />
Dagmar Szabados, und der Oberbürgermeister<br />
der <strong>Luther</strong>stadt <strong>Wittenberg</strong>,<br />
Herr Eckhard Naumann, auf.<br />
Der Rektor betonte in seiner Rede,<br />
dass gerade wegen der aktuellen Veränderungen<br />
der gesellschaftlichen Prioritäten,<br />
der wissenschaftlich-technischen<br />
Möglichkeiten und wirtschaftlichen<br />
Notwendigkeiten „kein Zweifel<br />
besteht, an der universitären Leitidee<br />
festzuhalten, die wesentlich auf der<br />
Einheit von orschung und Lehre basiert.<br />
Dadurch werden Konzepte für die<br />
Zukunft ermöglicht – Zukunft, die auf<br />
Realität beruht“, wobei für ihn diese<br />
„Realität“ auch die Verpflichtung beinhaltet,<br />
Lösungen für gegenwärtige<br />
Aufgaben zu liefern.<br />
Wilfried Grecksch machte deutlich,<br />
dass diese Einheit von orschung und<br />
Lehre nicht nur zu den ureigensten<br />
Grundlagen jeder <strong>Universität</strong> gehört,<br />
sondern dass sie vielmehr die Basis für<br />
deren Bedeutung bei der Lösung der<br />
Zukunftsfragen der Menschheit bildet.<br />
Eine zur höheren Berufsschule oder<br />
zum regionalen Wirtschaftsstandortfaktor<br />
geschrumpfte <strong>Universität</strong> kann<br />
diesem Anspruch nicht genügen.<br />
„Daher halte ich“ – so Grecksch – „einen<br />
intensiven öffentlichen Dialog<br />
zwischen <strong>Universität</strong> und Gesellschaft<br />
für unerlässlich. Solch ein Dialog kann<br />
nur dann von Erfolg gekrönt sein,<br />
wenn sich die <strong>Universität</strong> verständlich<br />
darstellt und somit ihr Stellenwert in<br />
der Gesellschaft unverzichtbar wird<br />
und damit auch ihre Relevanz bei Entscheidungen<br />
der Politik“. ür das „wirkungsvollste<br />
Instrument einer optimalen<br />
Steuerung der <strong>Universität</strong>“ hält er<br />
„das Vertrauen auf die reiheit der<br />
Wissenschaft und auf die Menschen,<br />
die sie betreiben und studieren. So<br />
könnten auch Staat und Gesellschaft<br />
die unbedingt notwendige Kraft zu zukunftsorientierten<br />
Reformen finden“.<br />
Traditionelle Disputation zu<br />
aktuellem Thema<br />
Der Nachmittag des Reformationstages<br />
stand mit der Disputation des Akademischen<br />
Senats zwar ganz im Zeichen<br />
der <strong>Universität</strong>stradition, war aber einem<br />
brandaktuellen Thema gewidmet.<br />
Es lautet in diesem Jahr: „Reformierung<br />
des Gesundheitswesens – oder:<br />
In welchem Gesundheitssystem wollen<br />
wir leben?“<br />
Gesundheitsreformen, Veränderungen<br />
im Gesundheitssystem, Umbau des<br />
Sozialstaats – diese Themen beherrschen<br />
vielfach Politik und Medien. Die<br />
Auswirkungen solcher politischen Entscheidungen<br />
betreffen alle Bürgerinnen<br />
und Bürger. Veränderungen im<br />
Gesundheitssystem wirken zudem tief<br />
in den Wertebereich der Gesellschaft<br />
hinein. Sie berühren Werte der Solidarität,<br />
der Versorgungsgerechtigkeit, der<br />
Patientenorientierung, der Ethik.<br />
Unter der Diskussionsleitung und Vorbereitung<br />
von Prof. Dr. Wolfgang<br />
Slesina, Sektion Medizinische Soziologie<br />
der Medizinischen akultät der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>,<br />
erfolgte ein lebhafter Austausch<br />
von Gedanken und konzeptionellen<br />
Ansätzen.<br />
Der Ministerpräsident des Landes<br />
Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. med. Wolfgang<br />
Böhmer, erläuterte zunächst in<br />
seinem Beitrag die Zielkonflikte und<br />
die Machbarkeit von politischen Reformen.<br />
Dabei wurde deutlich, welche<br />
schwierigen Verhandlungen zwischen<br />
politischen Akteuren, Interessenverbänden<br />
und Leistungserbringern immer<br />
wieder vonstatten gehen. Die Tätigkeit<br />
im Vermittlungsausschuss von<br />
Bundestag und Bundesrat, in dem Professor<br />
Böhmer im Bereich der Gesundheitsreform<br />
federführend war, ließ<br />
ihn einige für die achleute klar erkennbare<br />
Hintergründe gesundheitspolitischer<br />
Diskussionen aufzeigen.<br />
otos (3): Norbert Kaltwaßer<br />
Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende<br />
im Verband der Angestellten- und Arbeiter-Ersatzkassen,<br />
stellte die Position<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
vor. Sie favorisierte das Modell einer<br />
„Bürgerversicherung“ gegenüber dem<br />
der „Kopfpauschalen“ für die Erhaltung<br />
eines sozial gerechten und leistungsfähigen<br />
Gesundheitssystems.<br />
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft<br />
für Sozialmedizin und Prävention,<br />
Prof. Dr. med. Johannes Gostomzyk,<br />
spannte den Bogen von wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen hin zu den<br />
aktuellen Bedürfnissen der Patienten.<br />
Seine auf den Erkenntnissen der Epidemiologie<br />
beruhenden Ausführungen<br />
zeigten eindrucksvoll, dass den Bereichen<br />
der Prävention und der präventionsbedingten<br />
Systemgestaltung in Zukunft<br />
deutlich Vorrang einzuräumen<br />
wäre.<br />
Die drei Replikanten vertraten ganz unterschiedliche<br />
Positionen. So plädierte<br />
der Präsident der Landeskrankenhausgesellschaft<br />
Sachsen-Anhalt, Prof. Reinhard<br />
Turre, bei allem Problemdruck<br />
hinsichtlich der inanzierbarkeit des<br />
Gesundheitssystems, die Diskussion<br />
nicht nur hierauf zu beschränken, sondern<br />
auch ethische und moralische<br />
Komponenten in der Gesundheitsversorgung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Der Geschäftsführer der Bayer Bitterfeld<br />
GmbH, Prof. Dr. Georg rank,<br />
sprach sich für eine stärkere Eigenverantwortung<br />
und Wahlfreiheit für den<br />
Einzelnen aus, um in einer individuell<br />
abgestimmten Präferenzstruktur das gewünschte<br />
medizinische Leistungsspektrum<br />
zu erhalten.<br />
Der letzte Replikant, PD Dr. Peter M.<br />
Jehle, Chefarzt für Innere Medizin des<br />
Paul-Gerhardt-Stifts, machte aus seiner<br />
praktischen ärztlichen Tätigkeit heraus<br />
auf die Bedeutung präventiver Maßnahmen<br />
für das Gesundheitssystem,<br />
aber auch für den einzelnen Patienten<br />
aufmerksam. Anhand zahlreicher Beispiele<br />
belegte er die Notwendigkeit für<br />
präventive Interventionen und Maßnahmen,<br />
die so gleichzeitig eine Kostensenkung<br />
im Gesundheitssystem<br />
zur olge hätten.<br />
In den Antworten der DisputantInnen<br />
auf die Repliken und der sich daran anschließenden<br />
Diskussion wurde der<br />
Wert einer solchen „Disputation“ unter<br />
achleuten jenseits aller massenmedialen<br />
Verkürzungen für die versachlichende<br />
Klärung von Strukturproblemen<br />
und Gestaltungsalternativen im Gesundheitswesen<br />
deutlich.<br />
Der Austausch der Sachargumente im<br />
Rahmen dieser Veranstaltung gab zudem<br />
Anknüpfungspunkte für weiterführende<br />
wissenschaftliche Analysen. Es<br />
zeigte sich auch die Notwendigkeit,<br />
dass gerade in Sachsen-Anhalt ein solcher<br />
Dialog zwischen Leistungserbringern,<br />
Kostenträgern und Wissenschaft<br />
fortgeführt werden sollte – möglicherweise<br />
in einem institutionalisierteren<br />
Rahmen.<br />
Monika Lindner/Wolfgang Slesina/<br />
Andreas Weber<br />
Bild ganz oben: Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, während<br />
der Disputation; weiter im Bild v. l. n. r.: Prof. Dr. Johannes C. Gostomzyk, Prof. Dr. Wolfgang Slesina<br />
und Dr. Doris Pfeiffer<br />
Bild oben: Blick in das voll besetzte Auditorium maximum der Stiftung Leucorea währen der Disputation;<br />
in der ersten Reihe v. l. n. r. der Rektor, Prof. Dr. Wilfried Grecksch, und die drei Prorektoren, Prof. Dr.<br />
Reinhard Neubert, Prof. Dr. Hans-Joachim Solms und Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn, sowie der Konzilvorsitzende,<br />
Prof. Dr. Holm Altenbach<br />
Ein Blick auf den Marktplatz der <strong>Luther</strong>stadt <strong>Wittenberg</strong>,<br />
wo – wie in der gesamten Innenstadt –<br />
das traditionelle historische Markttreiben anlässlich<br />
des Reformationstages zu erleben war und<br />
tausende Besucher anlockte<br />
AKTUELLE S
Eindrücke einer Geo-Safari ...<br />
Zwischen Steinen, Strand und Wüstensand<br />
aus den fakultäten<br />
und fachbereichen<br />
.............................<br />
.............................<br />
.......................................................................<br />
Mit Hammer, Lupe, guter Laune und<br />
Wissensdurst gewappnet, nahmen vom<br />
21. September bis zum 8. Oktober<br />
zehn Geologie-Studenten der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, ein Geologe des<br />
Geologischen Dienstes NRW und eine<br />
Doktorandin der <strong>Universität</strong> Liverpool<br />
an einer Exkursion in das südliche Afrika<br />
teil. Die vom DAAD finanziell unterstützte<br />
Exkursion mit dem Titel „Geotraverse<br />
Cape Town – Windhoek,<br />
<strong>2003</strong>“ fand unter der Leitung von Prof.<br />
Dr. Gregor Borg vom Institut für Geologische<br />
Wissenschaften und Geiseltalmuseum<br />
der halleschen <strong>Universität</strong><br />
statt. Sie verknüpfte alle achgebiete<br />
der Geologie. Es wurde großer Wert<br />
darauf gelegt, sowohl die regionale<br />
Geologie und deren Einbettung in globale<br />
Systeme zu verdeutlichen, als auch<br />
die Genese von Lagerstätten und deren<br />
wirtschaftlichen Aspekte zu vermitteln.<br />
.......................................................................<br />
Die vom Akademischen Senat der <strong>Universität</strong><br />
beschlossene „Ordnung der<br />
<strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek<br />
(ULB)“ sieht vor, dass die ULB die Bibliographie<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
erstellt (§2, Abs. 6). Die Veröffentlichungen<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong>Universität</strong> ab Erscheinungsjahr<br />
<strong>2003</strong> werden online in einer<br />
Datenbank erfasst. Genutzt wird die<br />
Online-Datenbank des Gemeinsamen<br />
Bibliotheksverbundes (GBV), die auch<br />
dem OPAC der ULB zugrunde liegt.<br />
Auf der Grundlage der bisherigen orschungsberichte<br />
konnte die ULB von einer<br />
Datenmenge von ca. 4000 Veröffentlichungen<br />
pro Jahr ausgehen. Zu<br />
klären war, welche Anforderungen eine<br />
solche Online-<strong>Universität</strong>sbibliographie<br />
erfüllen muss und wie sie erstellt<br />
werden kann.<br />
Vorbereitend hierfür wurden bereits für<br />
jedes <strong>Universität</strong>sinstitut (identische<br />
otos (3): Dirk Schlesier<br />
Komplizierte Geologie hautnah<br />
Südafrika und Namibia eignen sich aufgrund<br />
der weitgehend fehlenden Vegetation<br />
hervorragend, um auch die komplizierteste<br />
Geologie hautnah zu erleben<br />
und – vor allem – zu verstehen.<br />
Während der ahrt entlang der „Geotraverse“<br />
von Kapstadt nach Windhuk<br />
wurden über 4000 km meist auf holprigen<br />
Straßen und sandigen Wegen zurückgelegt.<br />
Dabei gab es weder Schonung<br />
für die ahrer noch für die Insassen<br />
und ahrzeuge. Die Nächte verbrachten<br />
die Exkursionsteilnehmer entweder<br />
auf Campingplätzen – bevorzugt<br />
unter dem freien südlichen Sternenhimmel<br />
im Schlafsack auf einer Isomatte –<br />
oder, mit viel Glück, in komfortablen<br />
Gastunterkünften, die von den Minenbetreibern<br />
freundlicherweise bereitgestellt<br />
wurden.<br />
Kapstadt, als Ausgangspunkt der Exkursion,<br />
bot bereits am Tag der Ankunft<br />
mit dem Aufstieg auf den Tafelberg<br />
die erste Herausforderung für die<br />
„flug- und reisemüden“ Studenten.<br />
Oben angekommen, wurde die Anstrengung<br />
mit einer imposanten Aussicht<br />
über die Kaphalbinsel belohnt.<br />
Das nächste Ziel auf dem Weg gen<br />
Norden war der Lagerstättendistrikt<br />
von Aggeneys, der durch eine kupfer-,<br />
blei-, zink- und silber-haltige Ver-<br />
Das Panorama der Namib-Wüste lud zu einem Gruppenfoto ein<br />
Lückenlose Erfassung in der Online-Bibliographie<br />
Institutsstruktur der orschungsdatenbank)<br />
und für die unterschiedlichen<br />
Publikationsformen die erforderlichen<br />
Datensätze als genormte Daten<br />
festgelegt und eingetragen. Diese<br />
Normdaten werden mit den entsprechenden<br />
Titeldaten der erfassten Veröffentlichungen<br />
verknüpft. Der Vorteil<br />
von Normdaten ist, dass bei notwendigen<br />
Namensänderungen nur eine<br />
Korrektur erforderlich wird. Die damit<br />
verknüpften Titel werden so automatisch<br />
auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Beispieldaten im OPAC<br />
Die ULB hat bereits im <strong>Dezember</strong><br />
2002 einige Publikationen der Mitarbeiter<br />
als Beispieldaten im OPAC der<br />
<strong>Universität</strong>sbibliographie zur Verfügung<br />
gestellt, um die vielfältige unktionalität<br />
des Systems nachzuweisen.<br />
Alle Wissenschaftler der <strong>Universität</strong><br />
Die Spitzkoppe – ein Granitmassiv im zentralen Namibia birgt viele Minerale, die in wunderschönen<br />
Kristallformen ausgebildet sind<br />
erzung charakterisiert ist. Mit einem<br />
Minenbesuch Untertage und ausführlichen<br />
ührungen durch die Lagerstätte<br />
wurde der zweitägige Aufenthalt in<br />
Aggeneys ausgefüllt. Die Exkursion erlebte<br />
im olgenden einen für Geologen<br />
untypischen Verlauf. Eine Kanu-<br />
Tour auf dem Oranje, dem Grenzfluss<br />
zwischen Südafrika und Namibia bot<br />
eine optimale Gelegenheit, die Geologie<br />
aus einer anderen Perspektive zu<br />
bewundern. Nach sehr viel Wasser, vor<br />
allem auch in den Booten, führte die<br />
Geotraverse die Teilnehmer immer<br />
weiter nördlich, in Richtung Namib-<br />
Wüste. Doch bevor die Namib sich in<br />
all ihrer sedimentologischen Schönheit<br />
zeigen durfte, wurde die Skorpion-<br />
Mine, die im Bereich des Diamantensperrgebiets<br />
liegt, besichtigt. Während<br />
Bild links: Beim Besuch der Goldmine Navachab<br />
wurde den Studierenden nicht nur die Geologie,<br />
sondern auch die Bohrtechnik erklärt<br />
wurden mehrfach über die neue orm<br />
der <strong>Universität</strong>sbibliographie und die<br />
damit verbundenen Abgabemodalitäten<br />
informiert. Dennoch vollzieht sich der<br />
Anlauf der Publikationserfassung sehr<br />
schleppend. Einige Institute bzw. achbereiche<br />
melden ihre Veröffentlichungen<br />
regelmäßig. Andere Institute meldeten<br />
sich bislang gar nicht.<br />
Die ULB als Projektleiterin appelliert<br />
auf diesem Wege nochmals an alle<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
<strong>Universität</strong>, ihre Publikationen auch im<br />
eigenen Interesse zu melden. Nur so<br />
ImmoHalDat<br />
des dreitägigen Aufenthalts erläuterten<br />
Minengeologen den Tagebau, die<br />
Verarbeitungsanlagen sowie die aktuellen<br />
Arbeiten im Bereich der Exploration<br />
des Skorpion-Gebiets. Ein echtes<br />
Highlight!<br />
Paradies für Mineralsammler<br />
Nach der Umfahrung der Wüste bot<br />
Swakopmund die Möglichkeit, eine<br />
Guanofarm und Meersalzgewinnungsanlage<br />
zu besuchen. Die weiter nördlich<br />
gelegene Provinz um den Brandberg<br />
und die Spitzkoppe erwies sich<br />
als ein Paradies für Mineralsammler.<br />
Man konnte sowohl selbst suchen und<br />
finden oder bei einem der unzähligen<br />
Händler wunderschöne Kristalle kaufen,<br />
was für all jene bedeutend war, die<br />
weniger Glück beim Sammeln hatten.<br />
Die Uran-Lagerstätte Rössing beeindruckte<br />
in erster Linie durch ihre Dimensionen.<br />
Immerhin gehört der Tagebau<br />
weltweit zu den Größten seiner<br />
Art. Aber auch die Gold-Lagerstätte<br />
Navachab war sehr aufschlussreich,<br />
denn hier wurde demonstriert, wie modernste<br />
Bohrmethoden zur Exploration<br />
und Probennahme effektiv eingesetzt<br />
werden.<br />
Der Morgen des Abreisetages in Windhuk<br />
diente im Geological Survey of<br />
Namibia der Beschaffung von Ausfuhrgenehmigungen<br />
für die gesammelten<br />
Gesteinsproben und dem Besuch des<br />
hauseigenen Museums.<br />
Der lieger brachte alle aus dem sonnigen<br />
und warmen südlichen Afrika zurück<br />
in das herbstlich-kühle Deutschland.<br />
Es bleiben die Erinnerung an eine<br />
gelungene, sehr interessante Exkursion<br />
und jede Menge hinzugewonnenes<br />
geologisches Wissen.<br />
Beatrix Brömme und Judith Richter<br />
Geologie-Studentinnen<br />
kann gesichert werden, dass künftig<br />
alle Veröffentlichungen in einer Datenbank<br />
der interessierten Öffentlichkeit<br />
national und international zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Die <strong>Universität</strong>sbibliographie befindet<br />
sich auf der Homepage der ULB unter:<br />
Spezielle Sammlungen und Bibliographien<br />
(http://haweb1.bibliothek.unihalle.de:8080/DB=10/LNG=DU/).<br />
Andrea Richter (ULB)
Hilfe für das arme Gartenreich<br />
Was kann eine Kommission für den Dessau-Wörlitzer Kulturkreis tun?<br />
Schon vor einem Vierteljahrhundert taten<br />
sich Historiker, Kunstwissenschaftler<br />
und andere Kulturinteressierte zusammen,<br />
weil sie sich sorgten um die<br />
Zukunft einer großen Vergangenheit.<br />
....................................................................................................<br />
Zwar wirkten auch zu DDR-Zeiten die<br />
Schlösser, Parks und Gärten der Region<br />
um Dessau, Oranienbaum und<br />
Wörlitz auf Touristen aus dem In- und<br />
Ausland wie Magneten, und es wurde<br />
hier und da gelegentlich ein wenig<br />
neue Tünche aufgetragen – dennoch<br />
schien der innere und äußere Verfall<br />
unaufhaltsam zu sein.<br />
Zu jenen, die in den 60er Jahren des<br />
20. Jh. den Grundstein legten für die<br />
„Kommission zur Erforschung und Pflege<br />
des Dessau-Wörlitzer Kulturkreises“,<br />
kurz „Dessau-Wörlitz-Kommission“,<br />
ganz kurz „DWK“ genannt, gehören<br />
der Kulturhistoriker Prof. Dr. Erhard<br />
Hirsch (von dem noch die Rede sein<br />
wird), der Leiter der Zentralen Kustodie<br />
und des Archivs der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Halle</strong>, der Altstadt von Quedlinburg,<br />
dem Oberharzer Erzbergwerk Rammelsberg<br />
und dem Bauhaus Dessau –<br />
offiziell zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />
Nun fließt zwar Geld aus vielen Quellen,<br />
doch um allen Erfordernissen zu<br />
genügen, reicht es nicht.<br />
Luisium von der Seite des Gartens / Chalkographische Gesellschaft zu Dessau 1799, Aquatinta von<br />
Christian Haldenwang nach Heinrich Theodor Wehle. In: Anette roesch, Das Luisium bei Dessau.<br />
Gestalt und unktion eines fürstlichen Landsitzes im Zeitalter der Empfindsamkeit, München/Berlin 2002<br />
(orschungen zum Gartenreich Dessau-Wörlitz 1, herausgegeben im Auftrag der Dessau-Wörlitz-Kommission<br />
an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong> von Adrian von Buttlar), S. 23<br />
<strong>Universität</strong>, Dr. Ralf-Torsten Speler, sowie<br />
der Physiker und Altrektor Prof. Dr.<br />
Dr. Gunnar Berg. Im Lauf der Zeit fanden<br />
sich viele Mitstreiter, so dass vor<br />
allem seit der Wende die Hoffnung auf<br />
dauerhafte Restauration und Rettung<br />
dieses einzigartigen kulturellen Erbes<br />
stetig wuchs.<br />
Sponsoren und Mäzene<br />
In den letzten dreizehn Jahren ist es<br />
gelungen, sowohl gegenüber der Landesregierung<br />
von Sachsen-Anhalt als<br />
auch bei der Bundesregierung, Interessen<br />
und dringende Bedürfnisse der<br />
Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft so<br />
zu vertreten, dass jetzt allenthalben<br />
kein Zweifel mehr besteht an deren Bedeutung<br />
und finanziellem Bedarf. Mehrere<br />
Gremien engagieren sich auf diesem<br />
weiten eld und bemühen sich zunehmend<br />
um Bündelung ihrer vielfältigen<br />
Initiativen. Die veränderten Rechtsräume<br />
der Nachwendezeit nutzend,<br />
wurde 1994 die Kulturstiftung Dessau-<br />
Wörlitz erneut ins Leben gerufen, in<br />
der durch jüngste Gebietsüberschreibungen<br />
die alte Tradition der Joachim-<br />
Ernst-Stiftung aufgehoben wird. Das<br />
Dessau-Wörlitzer Gartenreich fand<br />
Aufnahme in die Liste der „Leuchtturm-<br />
Projekte“ der deutschen Bundesregierung;<br />
seit dem Jahr 2000 gehört es –<br />
als siebentes in Sachsen-Anhalt neben<br />
den <strong>Luther</strong>stätten Eisleben und <strong>Wittenberg</strong>,<br />
den ranckeschen Stiftungen in<br />
führender Assistent des Interdisziplinären<br />
Zentrums zur Erforschung der Europäischen<br />
Aufklärung [IZEA] an der<br />
MLU) und Dr. Holger Zaunstöck (Institut<br />
für Geschichte) organisierte und<br />
vom Prorektorat für orschung der<br />
halleschen <strong>Universität</strong> unterstützte Jahrestagung<br />
<strong>2003</strong> unter dem medienwirksamen<br />
Thema: „Luise von Anhalt-<br />
Dessau und die ürstinnen der Aufklärung“.<br />
Und tatsächlich: Nicht nur<br />
ReferentInnen und geladene Gäste<br />
strömten in den Tischbeinsaal des<br />
Georgiums, sondern viel Volk aus<br />
Dessau und Umgebung, das endlich<br />
einmal wissen wollte, wie es vielleicht<br />
wirklich um die legendäre Landesmutter<br />
Luise und ihre adligen Zeit- und<br />
Geschlechtsgenossinnen bestellt war.<br />
„Wörlitz – Englischer Garten<br />
oder Südseemythos?“ war ein<br />
Beitrag von Monika Lindner in<br />
der „scientia halensis“ (<strong>Universität</strong>szeitung,<br />
November 1997,<br />
Seiten 6/7) überschrieben.<br />
Dass dies knapp acht Jahre vor dem<br />
200. Todestag der „empfindsamen<br />
Seele“ geschah, lässt Absicht vermuten:<br />
Rechtzeitig wird begonnen, Lücken<br />
im Luisenbild zu füllen, denn zweifellos<br />
ist sie – für die Dr. Zaunstöck „lucht<br />
als Lebensmetapher“ konstatiert – „bislang<br />
in der orschung zu kurz gekommen“.<br />
Sein Kollege Dr. Haefs stellte<br />
die ürstin mit ihrer Affinität zu Reisen<br />
Dessau-Wörlitz-Kommission und Kulturstiftung DessauWörlitz ...<br />
... sind organisatorisch streng voneinander getrennt – erstere ist der wissenschaftlichen,<br />
letztere der praktischen Arbeit für das Gartenreich verpflichtet.<br />
Die seit dem Jahr 2000 am IZEA und damit an der MLU verankerte DWK<br />
kooperiert jedoch, wie die Jahrestagung <strong>2003</strong> deutlich zeigte, aufs Engste<br />
mit der Kulturstiftung und der Stadt Dessau.<br />
Nähere Informationen: http://www.izea.uni-halle.de/dwkomm.htm und<br />
http://www.gartenreich.de/<br />
oto: Heinrich Dilly<br />
Eine ürstin als PR-aktor<br />
Neben den Grabenkämpfen der Haushaltsdebatten<br />
– verschärft vom Tarifmodell,<br />
das Sachsen-Anhalt seinen<br />
Landesbediensteten diktiert – gilt es,<br />
auch auf anderem Terrain gutwillige<br />
Helfer und potente Geldgeber zu finden.<br />
Wie man das macht? Am besten<br />
mit Öffentlichkeitsarbeit, neudeutsch<br />
„Public Relations“ oder „PR“ genannt.<br />
Ideal sind wissenschaftliche Tagungen<br />
zu ragen, die jedermann (und jede<br />
rau) interessieren. olgerichtig stand<br />
die von den Vorstandsmitgliedern der<br />
DWK Dr. Wilhelm Haefs (Geschäftsund<br />
Religion, Dichtung und Musik in<br />
den Kontext der allgemeinen „ürstinnenforschung“<br />
im Zeitalter der Aufklärung<br />
und interpretierte den Hof Anhalt-<br />
Dessau als „Gesamtkunstwerk“.<br />
Das „permanente Versus“<br />
Hier kann nicht der Ort sein, Vorträge<br />
und Diskussionen der Tagung zu referieren;<br />
es wäre auch unnötig – ist doch<br />
ein Themenheft der Zeitschrift „Das<br />
Achtzehnte Jahrhundert“ (führendes<br />
deutsches Periodikum zur Aufklärungsforschung)<br />
geplant, in dem man die<br />
faktenreichen und methodisch interessanten<br />
Darlegungen von Prof. Dr.<br />
York-Gothart Mix (Marburg), Uwe<br />
Quilitzsch (Dessau), Dr. Anette roesch<br />
(Dortmund), Prof. Dr. Johanna Geyer-<br />
Kordesch (Glasgow), PD Dr. Helga<br />
Meise (Aix-en-Provence) und Dr. Joachim<br />
Berger (Weimar) nachlesen kann.<br />
Klar wurde, dass Luise Wilhelmine, geborene<br />
Markgräfin von Brandenburg-<br />
Schwedt, mehr war als die unglückliche,<br />
betrogene, vielleicht frigide Gattin<br />
des Vaters der Gärten, ürst Leopold<br />
III. riedrich ranz. Sie lebte, ohne offen<br />
aufzubegehren, zwanglos gegen<br />
die Konventionen und Sitten ihres Jahrhunderts<br />
– und war gerade damit auch<br />
ein Kind ihrer Zeit ... Manche von<br />
Luisens überlieferten Krankheiten und<br />
Eigenarten suchte Prof. Dr. Hermann<br />
Seeber (Städtisches Klinikum Dessau)<br />
anhand der durch die Überschwemmungen<br />
von 2002 möglich gewordenen,<br />
computertomografischen Untersuchungen<br />
der Gebeine aus der Wörlitzer<br />
ürstengruft zu erklären. Selbst<br />
die Skandalfrage nach jener zweiten<br />
Luise im Leben des ürsten ist nun<br />
wohl ein für allemal beantwortet. (vgl.<br />
Christian Eger in MZ, 27.10.03, S.22)<br />
Späte Ehrung und Gesang<br />
Ein Glanzlicht der Tagung, gleichermaßen<br />
kulturhistorischer wie politischer<br />
Natur: 34 Jahre nach der Verteidigung<br />
wurde die Dissertation von Prof. Dr.<br />
phil. habil. Erhard Hirsch in der wissenschaftlichen<br />
Reihe des IZEA (<strong>Halle</strong>sche<br />
Beiträge zur Europäischen Aufklärung)<br />
im Niemeyer Verlag Tübingen<br />
publiziert.<br />
Die minutiös zusammengetragene und<br />
tiefgehend interpretierte, umfassende<br />
Analyse der gesellschaftlichen Strukturen<br />
unter dem aufgeklärten „Vater<br />
ranz“ hatte nicht hineingepasst ins<br />
vorurteilsvolle Bild des vom eudaladel<br />
geknechteten Volkes. So konnte<br />
dieses singuläre Standardwerk zur mitteldeutschen<br />
Aufklärung Jahrzehnte<br />
lang nur in wenigen hektografierten Exemplaren<br />
verteilt und gelesen werden.<br />
Der längst fällige Professorentitel wurde<br />
Erhard Hirsch erst 1992 zuerkannt.<br />
Seit der Präsentation der „Dessau-<br />
Wörlitzer Reformbewegung im Zeitalter<br />
der Aufklärung“ ist die Aufklärungsforschung<br />
um ein Juwel reicher.<br />
Charles Amédée Philippe Vanloo: Louise Henriette Wilhelmine,<br />
Prinzessin von Brandenburg-Schwedt als Diana, 1765, s. u. S. 165<br />
Dr. Jörn Garber (IZEA) apostrophierte<br />
es in seiner Laudatio als ein „Werk<br />
von größter geistiger Unabhängigkeit“<br />
und illustrierte in einem anschließenden<br />
öffentlichen Zwiegespräch mit<br />
dem Autor (oto unten) einige acetten<br />
von dessen wechselvollem Leben.<br />
Zum Abschluss trugen Monika Wiebe<br />
(Sopran) und Stellario agone (Klavier)<br />
Lieder und Arien des 18. und 19.<br />
Jh. vor und vermittelten eine Ahnung<br />
vom lair festlicher Konzerte, wie sie<br />
vor mehr als 200 Jahren in den<br />
Schlössern und Gärten erklangen.<br />
Margarete Wein<br />
Prof. Dr. Erhard Hirsch (rechts) und Dr. Jörn Garber im Zwiegespräch nach der feierlichen Übergabe der<br />
im Niemeyer Verlag Tübingen gedruckten Dissertation aus dem Jahr 1969 „Dessau-Wörlitzer Reformbewegung<br />
im Zeitalter der Aufklärung“ im Tischbeinsaal des Dessauer Georgiums am 25. Oktober <strong>2003</strong><br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Der Rektor<br />
Prof. Dr. Wilfried Grecksch<br />
Redaktion und Layout:<br />
Dr. Monika Lindner, Ute Olbertz,<br />
Dr. Margarete Wein<br />
Postanschrift:<br />
Rektorat der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-21420/22/24<br />
Telefax: 0345 55-27082/27254<br />
E-Mail-Adressen:<br />
m.lindner@verwaltung.uni-halle.de<br />
m.olbertz@verwaltung.uni-halle.de<br />
m.wein@verwaltung.uni-halle.de<br />
Internet-Adresse:<br />
www.verwaltung.uni-halle.de/dezern1/presse/welcome.htm<br />
Grafik-Design:<br />
Barbara und Joachim Dimanski, <strong>Halle</strong><br />
Druck und Druckvorstufe:<br />
A Druck GmbH Holleben<br />
Aspekte
Aspekte<br />
.......................................................................<br />
.............................<br />
Scientia halensis in Academia s<br />
<strong>Halle</strong>sche orscher in Projekten der Sächsischen Aka<br />
Wissenschaft wird in Deutschland von<br />
jeher groß geschrieben. Das spiegelt<br />
sich auch in Existenz und Wirken der<br />
sieben deutschen Landes-Akademien<br />
der Wissenschaften (AdW) wider, die<br />
seit 1993 in der Union der deutschen<br />
Akademien der Wissenschaften – Vorgängereinrichtungen<br />
gab es seit über<br />
100 Jahren – zusammengeschlossen<br />
sind: Berlin-Brandenburgische Akademie<br />
der Wissenschaften (*1700/1992),<br />
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen<br />
(*1751), Bayerische Akademie<br />
der Wissenschaften (in München,<br />
*1759), Sächsische Akademie der Wissenschaften<br />
zu Leipzig (*1846), Heidelberger<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
(*1909), Akademie der Wissenschaften<br />
und der Literatur Mainz<br />
(*1949) und die Nordrhein-Westfälische<br />
Akademie der Wissenschaften (in<br />
Düsseldorf, *1911/1970). Die älteste<br />
Wissenschaftsakademie, die Deutsche<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina,<br />
gegründet 1652 in Schweinfurt,<br />
seit 1878 mit Sitz in <strong>Halle</strong> an der Saale,<br />
ist keine Landesakademie und deshalb<br />
nicht Mitglied der Union.<br />
<strong>Halle</strong> – Leipzig, ein kurzer Weg<br />
Räumlich am nächsten liegt der Alma<br />
mater halensis et vitebergensis die<br />
Sächsische Akademie (SAW). Sie ist<br />
nicht nur für den reistaat Sachsen,<br />
sondern ebenso für Sachsen-Anhalt<br />
und den reistaat Thüringen zuständig.<br />
Eine ganze Reihe hallescher Wissenschaftler<br />
sind Mitglieder der SAW und<br />
in deren orschungsvorhaben involviert.<br />
Das betrifft alle drei Klassen der<br />
Akademie: die Mathematisch-naturwissenschaftliche,<br />
die neue Technikwissenschaftliche,<br />
vor allem jedoch die<br />
Philologisch-historische Klasse – deren<br />
frisch gewählter Sekretar ist der<br />
hallesche Rechtshistoriker Heiner Lück.<br />
Der Grad der Einbeziehung in einzelne<br />
Vorhaben ist unterschiedlich: Manche<br />
<strong>Halle</strong>nser sind Projekt- und/oder<br />
Arbeitsstellenleiter, andere Vorsitzende<br />
oder Mitglieder der jeweiligen Vorhabenbezogenen<br />
Kommissionen<br />
(VbK); in anderen ällen haben ihre<br />
orschungen Projekte (mit-)initiiert.<br />
Schließlich, aber das kann nicht Gegenstand<br />
dieser Darstellung sein, gibt<br />
es vielfältige Kooperationen und Vernetzungen<br />
zwischen Vorhaben der<br />
Sächsischen AdW und anderswo angesiedelten<br />
orschungsprojekten.<br />
Sächsisch-magdeburgisches Recht – kartografische Darstellung in Heiner Lück: Über den Sachselspiegel.<br />
Entstehung, Inhalt und Wirkung des Rechtsbuches, Verlag Janos Stekovics, <strong>Halle</strong> (Saale) 1999, S. 65<br />
(Abschnitt „Die Rezeption des Sachsenspiegels in Osteuropa“, Kapitel „Wirkungen“), ISBN 3-932863-03-8<br />
oto: Archiv der Sächsischen Akademie<br />
Im olgenden seien jene Vorhaben näher<br />
beleuchtet, bei denen gegenwärtig<br />
(und künftig) hallesche Wissenschaftler<br />
maßgeblich beteiligt sind.<br />
Mittelelbisches Wörterbuch<br />
Projektleiter:<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Solms<br />
(derzeit Prorektor der MLU; bis <strong>2003</strong><br />
Dekan der Philosophischen akultät)<br />
Arbeitsstellenleiter:<br />
Prof. Dr. Gerhard Kettmann<br />
Laufzeit: 1992–<strong>2003</strong><br />
Innerhalb des Gesamtvorhabens<br />
Mundartwörterbücher, das sechs verschiedene<br />
Einzelprojekte (deren Publikationen<br />
z. T. schon vor Jahrzehnten<br />
Das Projekt wurde 1954 von dem<br />
halleschen Prof. Dr. Ernst Schubert an<br />
der damaligen Deutschen Akademie<br />
der Wissenschaften (später: AdW der<br />
DDR) für deren Einzugsgebiet initiiert,<br />
1968 eingestellt und 1996 – wiederum<br />
auf Initiative von Prof. Schubert –<br />
von der SAW für ihren Zuständigkeitsbereich<br />
wieder aufgenommen.<br />
Spezielle Aufgabe des o. g. Projektes<br />
ist die Edition der Inschriften des Mittelalters<br />
und der rühen Neuzeit bis<br />
1650 in Sachsen-Anhalt, Sachsen und<br />
Thüringen. Katalog und historische<br />
Einleitung des Inschriftenbandes „Landkreis<br />
Weißenfels“ (Schwerpunkt: Glocken,<br />
Grabmäler, Haus- und Bauinschriften<br />
dieser Region) sind abge-<br />
Das Gebäude der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in der Karl-Tauchnitz-Straße 1<br />
(Nähe Wilhelm-Leuschner-Platz), die ehemalige Villa Klinkhardt<br />
begannen) umfasst, ist das Mittelelbische<br />
Wörterbuch seit den 50er Jahren<br />
des 20. Jh. mit dem Namen des damaligen<br />
halleschen Altgermanisten Karl<br />
Bischoff (1905–1983, s. „scientia halensis“<br />
3/2000, S. 24 und S. 28) verbunden.<br />
Bei seiner politisch bedingten<br />
lucht nach Mainz Ende 1958 ließ er<br />
die Karteikästen für das Wörterbuch in<br />
<strong>Halle</strong> zurück. Erst 1992 wurden die Arbeiten<br />
daran, nun unter der Obhut der<br />
Sächsischen AdW, wieder aufgenommen.<br />
Seit dem Jahr 2000 besteht, geleitet<br />
von Prof. Dr. Gerhard Kettmann,<br />
die Arbeitsstelle an der MLU.<br />
Im rühjahr 2002 wurde als erster der<br />
geplanten drei Bände Band 2 (H–O)<br />
publiziert. Die inanzierung des ortgangs<br />
ist allerdings derzeit ungewiss,<br />
da sie aus dem Budget der Akademie<br />
in die alleinige Verantwortung des Landes<br />
Sachsen-Anhalt übergegangen ist.<br />
Es läuft ein Sponsoring-Antrag bei der<br />
Thyssen-Stiftung – bei positiver Entscheidung<br />
kann das Projekt zu Ende<br />
geführt werden.<br />
Die Deutschen Inschriften des<br />
Mittelalters ...<br />
Projektleiter:<br />
Prof. em. Dr. Walter Zöllner<br />
(Ordentliches Mitglied der Sächsischen<br />
AdW)<br />
Arbeitsstellenleiter:<br />
Dr. Hans uhrmann<br />
Laufzeit: 1996–2015<br />
Das Vorhaben Die Deutschen Inschriften<br />
des Mittelalters und der rühen<br />
Neuzeit ist Teil des vor 70 Jahren gegründeten<br />
deutsch-österreichischen<br />
orschungsunternehmens Die Deutschen<br />
Inschriften, dessen Ergebnisse in<br />
bisher 57 Bänden vorliegen. Als Inschriften<br />
gelten dabei original oder abschriftlich<br />
überlieferte Texte u. a. auf<br />
Stein, Holz, Metall, Keramik, Glas,<br />
Textilien und Leder – als Quellen sind<br />
sie für die Geschichte, Kunstgeschichte,<br />
Volkskunde, Theologie und Sprachwissenschaften<br />
unverzichtbar. Ihre Publikation<br />
bewahrt sie vor drohendem<br />
Verlust.<br />
schlossen. Zur Zeit werden die Bände<br />
„Stadt Halberstadt“ (Schwerpunkt: Ausstattung<br />
und Domschatz des Halberstädter<br />
Domes) erstellt, zu denen<br />
schon mehr als 70 Prozent der Inschriften<br />
bearbeitet sind. Ein Doktorand<br />
wertete die Inschriften zum Band<br />
„Altkreis Querfurt“ aus; er ist fertiggestellt.<br />
Außerdem befinden sich eine<br />
Inschriftenkartei für Sachsen-Anhalt,<br />
eine Handbibliothek und ein otoarchiv<br />
im Aufbau.<br />
Monumenta Germaniae Historica<br />
(Sachsenspiegel-Glossen)<br />
Projektleiter:<br />
Prof. em. Dr. Dr. h. c. Rolf Lieberwirth<br />
(Alt-Vizepräsident der Sächsischen<br />
Akademie der Wissenschaften)<br />
Arbeitsstellenleiter:<br />
Dr. rank-Michael Kaufmann<br />
Laufzeiten: 1994–2001, 2001–2022<br />
Erste Aufgabe der seit fast 10 Jahren<br />
bestehenden Arbeitsgruppe war die<br />
(von der achwelt seit 250 Jahren geforderte)<br />
Edition der Buch’schen Glosse<br />
zum Sachsenspiegel-Landrecht – sie<br />
wurde unter der Leitung des halleschen<br />
Rechtshistorikers Rolf Lieberwirth fristgerecht<br />
Ende 2001 fertiggestellt und<br />
im rühjahr <strong>2003</strong> publiziert. Inzwischen<br />
wurde aber ein neues Vorhaben<br />
bis 2022 bewilligt. So können in den<br />
nächsten Jahren nicht nur die noch<br />
ausstehenden, ergänzenden Arbeiten<br />
zur Landrechtsglosse erledigt, sondern<br />
als wesentliches Teilprojekt auch die<br />
Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht<br />
ediert werden. Da es hier jedoch,<br />
anders als beim Landrecht, kaum Vorarbeiten<br />
gibt, bestand einer der ersten<br />
Arbeitsschritte darin, den Lehnrechtsteil<br />
des Augsburger Sachsenspiegel-<br />
oto: Archiv der Sächsischen Akademie<br />
Anzeige ImmoHalDat<br />
2105 x 30 mm<br />
Druckes von 1516 – er enthält die kürzere<br />
deutsche Lehnrechts-Glosse – sowie<br />
denjenigen des Zobel-Druckes von<br />
1557 mit der längeren deutschen<br />
Glosse rechnergestützt zu transkribieren.<br />
Insgesamt zielt das MGH-Projekt darauf<br />
ab, die im Lauf mehrerer Jahrhunderte<br />
– nachdem Eike von Repgow um<br />
1225 den Sachsenspiegel verfasst hatte<br />
– erfolgten wissenschaftlichen Bearbeitungen<br />
in orm erläuternder Glossen<br />
zu diesem ersten umfassenden<br />
deutschen Rechtsbuch textkritisch zu<br />
erfassen, um sie wissenschaftlichen Interessen<br />
künftiger Rechtshistoriker und<br />
Germanisten zu erschließen.<br />
Sächsisch-magdeburgisches Recht<br />
als kulturelles Bindeglied ...<br />
Projektleiter:<br />
Prof. Dr. Heiner Lück und<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler<br />
Arbeitsstellenleiter: N. N.<br />
Laufzeit: 2004–2019<br />
Am 31. Oktober und 1. November<br />
<strong>2003</strong> fand eine internationale und interdisziplinäre<br />
Konferenz der SAW und<br />
der Juristischen akultät der MLU über<br />
„Rechts- und Sprachtransfer in Mittelund<br />
Osteuropa: Sachsenspiegel und<br />
Magdeburger Recht“ in Leipzig statt.<br />
Sie bildete den Auftakt eines langfristigen<br />
orschungsvorhabens zum Thema<br />
Das sächsisch-magdeburgische Recht<br />
als kulturelles Bindeglied zwischen Mittel-<br />
und Osteuropa, das gemeinsam<br />
von dem halleschen Rechtshistoriker<br />
Heiner Lück und dem Leipziger Slawisten<br />
Ernst Eichler geleitet wird.<br />
Vermählung Mariae, um 1410. Halberstadt, Dom,<br />
nördlicher Chroumgang, Glasfenster N VI, 3b<br />
Konferenz und Projekt sind durch den<br />
bevorstehenden Beitritt mehrerer ostmitteleuropäischer<br />
Länder zur EU in<br />
hochaktuellem Kontext zu sehen; denn<br />
ein zentraler Aspekt der Integration<br />
dieser Staaten liegt in der Angleichung<br />
ihrer nationalen Rechtsordnungen an<br />
jene der Europäischen Union. Rechtsordnungen<br />
stellen stets etwas historisch<br />
Gewachsenes dar; das macht die<br />
Erforschung der Quellen unerlässlich.<br />
ür das neue Vorhaben wird es notwendig<br />
sein, orschungen zu Rechtstexten<br />
einer (vierstelligen) Vielzahl von
cientiarum Saxonica<br />
demie der Wissenschaften zu Leipzig<br />
Eike-von-Repgow-Preisträger<br />
Seit einigen Jahren verleihen die Landeshauptstadt Magdeburg und<br />
die Otto-von-Guericke-<strong>Universität</strong> Magdeburg gemeinsam den Eikevon-Repgow-Preis<br />
für besondere Verdienste um die wissenschaftliche<br />
Erforschung von Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands. Zu den so<br />
Geehrten gehören drei hallesche Gelehrte:<br />
1998 – Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Eichler (Leipzig)<br />
1999 – Prof. Dr. Günter Mühlpfordt (<strong>Halle</strong>; vgl. UZ, Nov. 1999, S. 5)<br />
2000 – Prof. Dr. Dr. h. c. Ruth Schmidt-Wiegand (Marburg)<br />
2001 – Prof. Jürgen Goydke (Karlsruhe; Verleihung posthum)<br />
2002 – Prof. Dr. Heiner Lück (<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>)<br />
<strong>2003</strong> – Prof. Dr. riedrich Ebel (Berlin)<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Lieberwirth (<strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>) bekam die Eikevon-Repgow-Statuette<br />
schon 1988. In Vorbereitung der ersten Preisverleihung<br />
erhielt er den Status eines Preisträgers.<br />
Städten und Landschaften in Ostmitteleuropa<br />
(in den Staaten Estland, Lettland,<br />
Litauen, Polen, Rumänien, Russland,<br />
Slowakei, Tschechien, Ukraine,<br />
Ungarn, Weißrussland) zu betreiben<br />
bzw. zu erfassen. Mehr als dreißig<br />
WissenschaftlerInnen aus den genannten<br />
Ländern stellten auf der Konferenz<br />
ihre Arbeiten vor. Da die Auswertung<br />
von Rechtsquellen im slawischsprachigen<br />
Raum sowohl juristischer als auch<br />
linguistischer Kenntnisse bedarf, waren<br />
neben der Geschichte beide<br />
Wissenschaftsdisziplinen präsent.<br />
Vorgestellt und diskutiert wurden das<br />
sächsisch-magdeburgische Recht in Litauen,<br />
die Rechtsprechung des kleinrussischen<br />
(= ukrainischen) Volkes um<br />
1743, die Rechtslage in Thorn im<br />
Kulmer Land, deutsche Rechtstexte in<br />
der Slowakei, das Magdeburger Recht<br />
auf dem heutigen Territorium Russlands,<br />
die „Zipser Willkür“, der Sachsenspiegel<br />
als Kulturdenkmal für den<br />
Ostseeraum u. a. m.<br />
Zeitstrukturen endokriner<br />
Systeme<br />
Projektleiter:<br />
Prof. Dr. Elmar Peschke<br />
Arbeitsstellenleiter:<br />
Dr. Eckhard Mühlbauer<br />
Laufzeit: 2000–2015<br />
Seit fast vier Jahren bearbeitet am Institut<br />
für Anatomie und Zellbiologie<br />
der MLU eine vierköpfige Arbeitsgruppe<br />
in enger Kooperation mit der am<br />
selben Institut angesiedelten AG<br />
„Chronoendokrinologie“ das o. g.<br />
Projekt mit dem Untertitel „Zum Einfluss<br />
von Indolaminen auf Sekretionsrhythmik<br />
und Signaltransduktionsprozesse<br />
der LANGERHANSschen Insel“ (vgl.<br />
UZ <strong>Dezember</strong> 1999 und Mai <strong>2003</strong>,<br />
jeweils S. 4). Neben den erwähnten,<br />
geisteswissenschaftlichen Vorhaben ist<br />
dies das einzige naturwissenschaftliche<br />
Projekt, das die SAW in Sachsen-<br />
Anhalt betreut.<br />
Schwerpunkte der Arbeit sind die Analytik<br />
der rhythmischen Insulinsekretion<br />
sowie der Expression und Bedeutung<br />
von Zeitgenen für die Rhythmogenese,<br />
ferner die Erfassung des Melatonineinflusses<br />
auf die Insulinsekretion sowie<br />
seine Vermittlung über membranständige<br />
Melatonin-Rezeptoren einschließlich<br />
der Signaltransduktionswege<br />
in der pankreatischen B-Zelle.<br />
Zusätzlich wird die Radikalfänger-unktion<br />
von Melatonin untersucht, da die<br />
Bedeutung von Radikalen für die Diabetogenese<br />
anerkannt ist. In die Bearbeitung<br />
dieser Teilbereiche sowie in<br />
vergleichende Untersuchungen von<br />
Melatonin-Tagesprofilen bei Diabetikern<br />
und stoffwechselgesunden Patienten<br />
werden im Hinblick auf praktischmedizinische<br />
Aspekte große Hoffnungen<br />
gesetzt. Neben zahlreichen Einzelpublikationen<br />
erschien im Juni<br />
<strong>2003</strong> ein erster Band mit eigenen orschungsergebnissen,<br />
die auf morphologischen,<br />
immunologischen, zellphysiologischen,<br />
molekularbiologischen<br />
und biochemischen Techniken basieren,<br />
ergänzt durch Beiträge aus einem<br />
projektbegleitenden Vortragszyklus.<br />
Ein zweiter Band ist für 2004 geplant.<br />
Im Ergebnis einer externen Evaluierung<br />
im März <strong>2003</strong> durch ein unabhängiges<br />
Gutachtergremium wurde die Weiterführung<br />
des Projektes durch die Union<br />
der deutschen Akademien der Wissenschaften<br />
dringlich empfohlen.<br />
Aus der naturphilosophischen Schrift von René Descartes (1596–1650): „Les Traitez de L’homme et de la<br />
ormation du foetus“ von 1680 (Erstausgabe 1632), in der erstmals das Corpus pineale als Sitz des erkennenden<br />
Teils der Seele, der „res cogitantes“, dem optischen System zugeordnet wird.<br />
otos (3): Archiv der Sächsischen Akademie<br />
oto: Archiv der Sächsischen Akademie<br />
<strong>Halle</strong>nser in Kommissionen der<br />
Sächsischen Akademie<br />
Ebenso wie in den oben erwähnten<br />
VbK sind in den Strukturbezogenen<br />
Kommissionen (SbK) der SAW hallesche<br />
Wissenschaftler tätig.<br />
Prof. Dr. Heiner Lück ist Vorsitzender<br />
der VbK für die Monumenta Germaniae<br />
Historica. Sachsenspiegelglossen,<br />
das Projekt Quellen und orschungen<br />
zur Sächsischen Geschichte<br />
und das groß angelegte (vor 60 Jahren<br />
abgebrochene) sächsisch-thüringische<br />
Urkundenbuch Codex diplomaticus<br />
Saxoniae.<br />
Prof. em. Dr. Ernst Schubert ist<br />
Vorsitzender der VbK für Die Deutschen<br />
Inschriften.<br />
Prof. em. Dr. Günter Mühlpfordt<br />
– zu DDR-Zeiten war ihm die seit 1975<br />
beantragte Aufnahme in die Sächsische<br />
Akademie der Wissenschaften zu Leipzig<br />
aus politischen Gründen verwehrt;<br />
nach der Wende war sie aus Altersgründen<br />
nicht mehr möglich – ist seit<br />
1985 in der Historischen Kommission<br />
(SbK) der SAW (der seit 2000 auch<br />
Doppelbrennlinsenapparat (links) und Brennspiegel<br />
(unten), gefertigt von dem mitteldeutschen<br />
Universalgelehrten Tschirnhaus um 1690 und um<br />
1668. Mit diesen Geräten ließen sich bis dahin<br />
nur sehr aufwändig erreichbare Schmelztemperaturen<br />
erzeugen. Sie befinden sich im Mathematisch-Physikalischen<br />
Salon der Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden im Dresdner Zwinger.<br />
Prof. Dr. Andreas Ranft vom Institut für<br />
Geschichte der MLU angehört) aktiv.<br />
Außerdem ist Prof. Mühlpfordt, einer<br />
der achgelehrten in der VbK zur E. W.<br />
v. Tschirnhaus – Gesamtausgabe, da er<br />
sich innerhalb seines Hauptforschungsgebiets,<br />
der frühneuzeitlichen Wissenschafts-<br />
und Kulturgeschichte Mitteldeutschlands,<br />
seit langem mit dem mitteldeutschen<br />
Universalgelehrten<br />
Ehrenfried Walther v. Tschirnhaus<br />
(1651–1708) befasst und Initiator der<br />
Tschirnhaus-Briefwechselausgabe ist.<br />
(Der dazu von ihm gestellte örderantrag<br />
bei der DG harrt noch der Erledigung.)<br />
Das Projekt für eine Gesamtausgabe<br />
läuft leider nach Erscheinen<br />
der ersten beiden Bände aus finanziellen<br />
Gründen (vorerst) unvollendet aus.<br />
Aus Anlass des 80. Geburtstags von<br />
Prof. Mühlpfordt veranstaltete die Historische<br />
Kommission der Sächsischen<br />
AdW im Jahr 2001 ein Ehrenkolloquium<br />
unter dem Motto „<strong>Universität</strong>en<br />
und Wissenschaft in Deutschlands Mitte.<br />
Annäherungen an eine historische<br />
Bildungslandschaft und deren Ausstrahlung“.<br />
oto: Sächsisches Hauptsstaatsarchiv Dresden<br />
Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708).<br />
Der posthume Stich von <strong>Martin</strong> Bernigeroth (Ausschnitt)<br />
befindet sich in der Sächsischen Landesbibliothek,<br />
Staats- und <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />
Dresden, Deutsche otothek.<br />
Prof. em. Dr. Manfred Lemmer,<br />
Professor für Deutsche Sprache und<br />
Ältere Deutsche Literatur am Germanistischen<br />
Institut der MLU bis zur Emeritierung<br />
1995, ist Mitglied der VbK<br />
Mundartwörterbücher; im Jahr 2001<br />
erhielt er den Theodor-rings-Preis,<br />
benannt nach dem Altgermanisten und<br />
Wissenschaft und Politik<br />
Welche Bedeutung wissenschaftlicher orschung seitens der Politik<br />
beigemessen wird, lässt sich daraus ableiten, dass für Oktober<br />
2004 eine detaillierte Präsentation der orschungsvorhaben der<br />
Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, an denen<br />
WissenschaftlerInnen aus dem Land Sachsen-Anhalt beteiligt sind,<br />
im Magdeburger Landtag geplant ist. Das Vortragsprogramm wird<br />
– hoffentlich – nicht ohne Einfluss auf künftige (auch finanzielle)<br />
Entscheidungen der Abgeordneten bleiben.<br />
langjährigen früheren Präsidenten der<br />
Academia scientiarum Saxonica.<br />
Nicht unerwähnt sei schließlich, dass<br />
auch den derzeitigen Präsidenten der<br />
Sächsischen Akademie der Wissenschaften<br />
zu Leizpig, Prof. Dr. Gotthard<br />
Lerchner, Manches mit <strong>Halle</strong><br />
verbindet – wirkte er doch viele Jahre<br />
(1970–88) am Germanistischen Institut<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
<strong>Wittenberg</strong>.<br />
Margarete Wein<br />
Aspekte<br />
Zu den Quellen zur Sächsischen Geschichte zählt der von Kurfürst Moritz, König Heinrich II. von rankreich<br />
und Landgraf Wilhelm von Hessen unterschriebene Vertrag von Chambord vom 15. Januar 1552<br />
(Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Urkunde 11448)
Aspekte<br />
„Shit happens“ in Lemberg ...<br />
Historiker in spe in der Ukraine und in Ostpolen<br />
.......................................................................<br />
.............................<br />
oto: Siegfried Bodenmann<br />
Grenzland-Erfahrungen:<br />
„Polens Osten und Russlands Westen“<br />
hieß das Motto des Unternehmens. In<br />
das historische Galizien ging die Studienfahrt,<br />
eine Region östlich von Europas<br />
Mitte, in der sich unterschiedliche<br />
Völker, Religionen, Kulturen unter<br />
wechselnder Herrschaft über Jahrhunderte<br />
miteinander arrangierten. Nicht<br />
ohne Konflikte, um nur an die Massaker<br />
der Kosaken unter Chmelnitzki zu<br />
erinnern, aber immer wieder erfolgreich<br />
im Aushandeln des Zusammenlebens.<br />
ür Osteuropahistoriker ein begründetes,<br />
in dieser orm aber nicht<br />
alltägliches Unterfangen. Doch der<br />
DAAD half, die Kosten erträglich zu<br />
halten. Humor und Leidensfähigkeit<br />
reichten aus, als das Gruppenvisum<br />
10 Stunden vor der Abfahrt noch nicht<br />
in <strong>Halle</strong> war. Das Reisebüro Reimer<br />
und ein Busunternehmen aus Odessa<br />
organisierten wahre Wunder. Und Sitzfleisch,<br />
Stehvermögen, ein guter Magen<br />
und passende Kleidung waren Voraussetzungen,<br />
die 4 000 Kilometer im<br />
Bus, ein gnadenloses Besichtigungsprogramm<br />
und die nächtliche Verarbeitung<br />
der Eindrücke bei Tee, Bier oder<br />
Wodka zu überstehen. Schlaf wurde<br />
zum notwendigen Übel erklärt. Elf<br />
spannende Tage, die Horizonte verschoben<br />
und zu völlig neuen Erfahrungen<br />
verhalfen, waren der Lohn.<br />
Anzeige ImmoHalDat<br />
3105 x 30 mm<br />
Lemberg<br />
Um eine Beobachtung vorweg zu nehmen:<br />
Von der vielfältigen historischkulturellen<br />
Vergangenheit war im heutigen<br />
Leben von L’viv (L’vov, Lwów, Lemberg),<br />
Odessa, Kiev oder Zamosc ´´ oft<br />
nur schwer etwas wieder zu finden.<br />
Das 20. Jahrhundert mit seinen Weltkriegen<br />
und Diktaturen, den ethnischen<br />
Säuberungen und dem Holocaust, den<br />
Begleiterscheinungen der Wiederoder<br />
Neugeburt von Nationalstaaten<br />
tilgte radikal viele Spuren dieser Geschichte.<br />
Die Region „unscharfer Grenzen“<br />
empfängt den Besucher mit Kontrollen<br />
nach sowjetischer Manier, die<br />
in Erinnerung rufen, das Grenzen ursprünglich<br />
trennen sollten. Die Westukraine<br />
ist wie Ostpolen heute ethnisch<br />
weitgehend homogen. Glaubensbekenntnisse<br />
unterscheiden sich<br />
zwar weiterhin. Doch in L’viv dominieren<br />
orthodoxe Kirchen das religiöse<br />
Leben. Die armenisch-katholische Kirche<br />
besitzt zwar ein schönes Gotteshaus,<br />
hat aber nur eine kleine Gemeinde.<br />
Katholische Gottesdienste<br />
werden gar in polnischer Sprache gehalten.<br />
Synagogen zu finden, jüdisches<br />
Leben und jüdische Geschichte zu entdecken<br />
benötigt schon kundige ührung.<br />
Der Kunsthistoriker Igor Zhuk<br />
führte die Gruppe durch sein Lemberg<br />
des 19. Jahrhunderts und half mit Witz<br />
und Leidenschaft zu sehen und zu verstehen.<br />
azit hier: Die Stadt ist trotz<br />
mancher Wunden einzigartig erhalten,<br />
aber es ist noch nicht entschieden, ob<br />
ihre Schönheit wieder hergestellt werden<br />
kann oder weiter verfällt. Eine Reise<br />
lohnt sich. Jetzt!<br />
Odessa<br />
Scheinbar grenzenlos war dann wenigstens<br />
die Weite des Landes auf der<br />
ahrt nach Odessa. Über 1 300 Kilometer<br />
geduckte Dörfer und öde Kleinstädte<br />
entlang der Trasse, einige Wälder<br />
und Sümpfe, meist aber riesige elder<br />
und der Kontrast reicher Böden,<br />
uralter Technik und bedrückender Armut.<br />
Immerhin wirkte das Leben nicht<br />
gelähmt.<br />
Mitten in der Innenstadt von Odessa: eine der alten Synagogen als Zentrum neuen jüdischen Lebens.<br />
otos (2): Marius Gerhardt<br />
Das Höhlenkloster in Kiev – seit der Perestroika nicht mehr nur Touristenattraktion, sondern auch wieder Kloster.<br />
Die Autobahn war eine unendliche<br />
Baustelle. LKW, Busse und Nobelkarossen<br />
transportierten neben Pferdefuhrwerken,<br />
Ladas, uralten Wolgas und<br />
W 50 aus der DDR Menschen und alle<br />
möglichen Waren.<br />
Odessa, die Stadt der Schlitzohren und<br />
Banditen, denen Isaak Babel oder Ilja<br />
Ilff und Evgenij Petrov literarische<br />
Denkmale setzten, gab sich eher russisch:<br />
Hier heißt die Grivna auf der<br />
Straße weiter Rubel, und die Alleen des<br />
Zentrums erinnern an St. Petersburg.<br />
Ukrainischer und russischer Sprachgebrauch<br />
halten sich die Waage, und die<br />
sowjetische Vergangenheit ist stärker<br />
als in Lemberg gegenwärtig. Dank des<br />
Hafens wirkt die Stadt auch heute weltoffen,<br />
doch viele Zeugnisse einer prosperierenden<br />
Vergangenheit sind vom<br />
Zahn der Zeit befallen. Indessen:<br />
Prächtiges Oktoberwette lud sogar zu<br />
einem Bad im Schwarzen Meer ein.<br />
Anna Misjuk – eine jüdische Historikerin<br />
und Journalistin – führte durch das<br />
Odessa der späten Zarenzeit. Sie zeigte<br />
die Stadt als eine Metropole jüdischen<br />
Lebens, aber auch das Zentrum<br />
deutscher Kolonisation in Südrussland.<br />
Eine wichtige Erfahrung war: Beide<br />
Gemeinden standen und stehen in gutem<br />
Einvernehmen. In einer unnachahmlichen<br />
Mischung aus Wehmut, leiser<br />
Ironie und deftigem Humor schilderte<br />
Anna das Schicksal der Odessiten<br />
während der Stalin’schen Diktatur,<br />
die Überlebensstrategien von Künstlern<br />
und Dissidenten, die schüchternen<br />
Anfänge eines neuen jüdischen Milieus.<br />
Hier schwang Stolz mit, aber<br />
ebenso Skepsis gegenüber der Zukunft.<br />
Gleichwohl: Es scheint Aufbruch zu geben,<br />
der hoffentlich bald auch Touristen<br />
in größerer Zahl nach Odessa<br />
führt.<br />
Kiev<br />
Die „Mutter der Städte“, kalt und regnerisch,<br />
präsentierte sich hauptstädtisch<br />
wie schon in der Zeit der Kiever<br />
Rus. Selbst die Versuche der neuen Eliten,<br />
sich mit geschmacklosen Symbolen<br />
staatlicher Souveränität, pompösen<br />
Einkaufszentren und hässlichen Nachbauten<br />
zerstörter Kathedralen zu feiern,<br />
konnten die Harmonie der Stadt<br />
nicht zerstören. Podol, die alte Handels-<br />
und Handwerkerstadt, ist schön<br />
restauriert, ebenso wie das Höhlenkloster<br />
und die Sophienkathedrale.<br />
Gleich daneben stehen der Sitz des<br />
KGB und seiner Nachfolger, die Monumente<br />
sowjetischer Zeit und die<br />
prachtvollen Wohnhäuser der neuen<br />
Magnaten für die Kompliziertheit historischer<br />
Umbrüche, während ein Denkmal<br />
für die Opfer der Kollektivierung<br />
in ästhetisch neuer orm zum Erinnern<br />
anregt. Aus Ironie und Witz der Stadtführer<br />
wurde in Kiev Galgenhumor.<br />
Studentenaustausch im Herbst <strong>2003</strong><br />
Auslandsseminar <strong>Halle</strong>-Bratislava gefragt wie nie<br />
Auch im Herbst <strong>2003</strong> hatten Studierende<br />
der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
akultät der MLU und der Wirtschaftsuniversität<br />
Bratislava im Rahmen<br />
des Partnerschaftsvertrages Gelegenheit,<br />
an einem Auslandsseminar teilzunehmen.<br />
Der Austausch stößt seit Jahren<br />
auf wachsendes Interesse. Diesmal<br />
konnten gar nicht alle InteressentInnen<br />
nach Bratislava reisen.<br />
Bei dem 20-tägigen Seminar erwartete<br />
die Studierenden aus <strong>Halle</strong> und Bratislava<br />
in beiden Städten ein vielfältiges<br />
Programm. Ein Besuch bei den Unternehmensberatungen<br />
Deloitte & Touché<br />
und Sario in Bratislava vermittelte eine<br />
Vorstellung von der engen wirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit mit Deutschland<br />
und anderen Ländern der EU. Gerade<br />
im Hinblick auf die EU-Osterweiterung<br />
kam es zu interessanten Gesprächen.<br />
Auch eine Werksbesichtigung beim<br />
größten deutschen Investor in der Slowakei,<br />
der Volkswagen AG, stand auf<br />
dem Programm, und die SeminarteilnehmerInnen<br />
nutzten die Chance zu<br />
angeregten Gesprächen mit den Mitarbeitern.<br />
Neben den wirtschaftlichen fanden kulturelle<br />
Exkursionen statt. Ein Besuch im<br />
Parlament stand für die politische Entwicklung<br />
des noch sehr jungen Staates.<br />
Spätestens jetzt war klar, welch wichtige<br />
Rolle Humor in allen Spielarten als<br />
Überlebenselixier im harten Alltag der<br />
Ukraine spielt. Trotzdem: Kiev ist immer<br />
eine Reise wert. „Mehr Ukraine“<br />
bieten jedoch L’viv und Odessa.<br />
Zamosc ´´<br />
Die polnische Renaissancestadt Zamosc<br />
´´ – letzte Station der Exkursion –<br />
wurde im 16. Jahrhundert als „ideale<br />
Stadt“ des internationalen Handels und<br />
der humanistischen Bildung angelegt.<br />
Heute ist ihre sehenswerte, durch den<br />
Zuzug von armenischen, griechischen<br />
und jüdischen Händlern geprägte Architektur<br />
aber nur noch die Hülle für<br />
ein polnisches Provinzstädtchen. Tätigen<br />
Anteil daran hatten die Nationalsozialisten,<br />
die Zamosc ´´ zum Zentrum<br />
des „deutschen Siedlungsbereiches“ im<br />
„Generalgouvernement“ erklärt hatten.<br />
Tausende jüdische und polnische Einwohner<br />
fielen ethnischen Säuberungen<br />
zum Opfer.<br />
Stoff zum Nachdenken und Diskutieren<br />
– auch angesichts unsäglicher Töne in<br />
den Debatten über Vertreibung, die ins<br />
Gedächtnis rufen, wie nötig es ist, Geschichte<br />
im Wortsinn zu erfahren.<br />
Hartmut Rüdiger Peter<br />
Großen Anklang fand der Besuch der<br />
Stein-Brauerei Bratislava (mit Verkostung!).<br />
Außerdem erlebten die deutschen<br />
Gäste bei allabendlichen Treffen<br />
slowakische Gastfreundschaft live.<br />
In <strong>Halle</strong> empfingen die Studierenden<br />
ihre Gäste ebenso herzlich. Auch hier<br />
waren viele Events vorgesehen, u. a.<br />
Besuche bei der ROMONTA GmbH<br />
Amsdorf, von InfraLeuna und DOW in<br />
Schkopau. Begeistert waren die slowakischen<br />
Studierenden vom Rundgang<br />
durch die historische Altstadt und von<br />
einer Saalewanderung.<br />
Schwerpunkte innerhalb der Seminartage<br />
im jeweiligen Gastland waren<br />
Vorträge zu fachbezogenen Themen,<br />
die jede(r) einzelne Student(in) hielt.<br />
Die nachfolgenden Diskussionen boten<br />
immer wieder Gelegenheit, sich intensiv<br />
mit ökonomischen ragestellungen<br />
auseinander zu setzen.<br />
Der von PD Dr. Axel Stolze (<strong>Halle</strong>) und<br />
Dipl.-Ing. Rastislav Strhan (Bratislava)<br />
bestens organisierte Austausch hinterließ<br />
bei allen Beteiligten zahlreiche<br />
positive Eindrücke und nützliche neue<br />
Erfahrungen: Alle wünschen sich, dass<br />
dieses traditionelle Auslandsseminar<br />
trotz angespannter inanzlage der<br />
Hochschulen – und sei es mit Hilfe von<br />
Sponsoren – weiter besteht. MaWe
.............................<br />
.......................................................................<br />
oto: Manfred Herrmann<br />
Ein Herz kann man reparieren ...<br />
Im Gespräch mit Prof. Dr. Rolf-Edgar Silber<br />
Viele denken im Alltag nicht über ihr<br />
Herz nach: Es schlägt einfach. Ein gesundes<br />
„zentrales Pumporgan“ bedeutet<br />
Lebenskraft. Wenn sich jedoch das<br />
Herz meldet – sei es durch starke<br />
Schmerzen, heftiges unregelmäßiges<br />
Klopfen oder plötzliche Erschöpfung –<br />
sollte das nicht auf die „leichte Schulter“<br />
genommen werden. Nur ein Arzt<br />
kann beurteilen, ob sich bereits ein lebensbedrohlicher<br />
Zustand anbahnt. In<br />
manchen ällen ist es unumgänglich,<br />
das kranke Herz zu operieren. Heute<br />
gibt es aufgrund modernster chirurgischer<br />
Möglichkeiten zunehmend gute<br />
Chancen, die Lebensqualität der Patienten<br />
durch einen operativen Eingriff<br />
deutlich zu verbessern. Der Herz- und<br />
Thoraxchirurgie hat sich Prof. Dr. Rolf-<br />
Edgar Silber, Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik<br />
und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie,<br />
gemeinsam mit seinem<br />
Team verschrieben. Die <strong>Universität</strong>szeitung<br />
stellte ihm folgende ragen:<br />
Wo haben Sie geforscht und gelehrt,<br />
bevor Sie im Jahr 1998 an<br />
die <strong>Universität</strong> nach <strong>Halle</strong> kamen?<br />
Zuletzt hatte ich eine Professur an der<br />
<strong>Universität</strong> Würzburg inne, wo ich seit<br />
1983 zunächst als Assistent, später als<br />
Extraordinarius und leitender Oberarzt<br />
an der dortigen <strong>Universität</strong>sklinik und<br />
Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie<br />
tätig war. Ich nahm den Ruf nach <strong>Halle</strong><br />
an, weil es für mich eine berufliche<br />
Herausforderung und Chance darstellte,<br />
hier etwas Neues nach meinen Vorstellungen<br />
aufzubauen. Hier erhielt ich<br />
die Gestaltungsmöglichkeiten, die ich<br />
in meiner vorherigen Position in den<br />
alten Bundesländern niemals gehabt<br />
hätte.<br />
Kannten Sie die Stadt <strong>Halle</strong> und<br />
die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>?<br />
Vor 1998 habe ich <strong>Halle</strong> eher wenig<br />
gekannt und genau wie meine reunde<br />
und Bekannten ging ich davon aus,<br />
dass es sich um eine „Diva in Grau“<br />
handelt. Je mehr ich <strong>Halle</strong> kennen lernte,<br />
umso mehr konnte ich mich dafür<br />
begeistern. Die Stadt hat Charakter, sie<br />
bietet viele bauliche Besonderheiten<br />
und Schätze, die mir sehr gut gefallen.<br />
Aus Anlass meiner Antrittsvorlesung<br />
hatte ich zahlreiche reunde eingeladen,<br />
die anschließend bei einer Stadt-<br />
ührung durch Uni-Kustos Dr. Ralf-<br />
Torsten Speler überrascht und begeistert<br />
waren.<br />
Wann nahmen Sie Ihren Wohnsitz<br />
hier?<br />
Seit 1999 bin ich <strong>Halle</strong>nser und bis<br />
2000 folgte dann auch meine amilie<br />
in die Saalestadt. Zwei meiner drei<br />
Kinder wohnen jedoch bereits nicht<br />
mehr zu Hause.<br />
Wann entschieden Sie sich für die<br />
Medizin? Gab es Lehrer oder amilienangehörige,<br />
die Sie besonders<br />
für diese Studienrichtung<br />
oto: Ute Olbertz<br />
Bei der Übergabe des Schober-Preises (v. l. n. r.): Prof. Dr. Gerrit Isenberg (Sprecher SB 598: Herzversagen<br />
im Alter), Prof. Dr. Edward G. Lakatta (Laboratory of Cardiovascular Science Gerontology Research<br />
Center, Baltimore, USA), PD Dr. Andreas Simm, <strong>Universität</strong>s- und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie,<br />
Annselma Schober (Witwe von Professor Schober) und Prof. Dr. Rolf-Edgar Silber.<br />
bzw. für den Beruf des Arztes begeisterten?<br />
Zunächst faszinierte mich eine ganz<br />
andere Richtung: Ich studierte ab 1969<br />
Mathematik in Marburg und Berlin.<br />
Während meiner Studienzeit in Berlin<br />
lebte ich im Haushalt meines Onkels,<br />
der Mediziner ist. Er begeisterte mich<br />
so für die Medizin, dass ich 1971 in<br />
Heidelberg ein Medizinstudium aufnahm.<br />
1977 wurde ich in Heidelberg<br />
promoviert. Zur Herz- und Thoraxchirurgie<br />
kam ich eher zufällig: Zunächst<br />
wollte ich Internist werden, fand aber<br />
im praktischen Jahr Gefallen an der<br />
Allgemeinen Chirurgie und letztlich<br />
reizte mich die Herzchirurgie besonders.<br />
Operationen am Herzen sind gewissermaßen<br />
ästhetisch und man sieht<br />
den Erfolg meistens sofort. Nach meiner<br />
Assistentenzeit in Rottweil, Heidelberg<br />
und rankfurt am Main habilitierte<br />
ich mich 1990 in Würzburg in dem<br />
achgebiet Thorax- und Kardiovaskularchirurgie.<br />
Seit 1999 sind Sie Direktor der<br />
halleschen Uni-Klinik für Herzund<br />
Thoraxchirurgie, deren kommissarische<br />
Leitung Sie bereits ein<br />
Jahr zuvor übernommen hatten.<br />
Welches sind die häufigsten Eingriffe,<br />
die am Herzen notwendig<br />
sind?<br />
Pro Jahr führen wir an der Klinik insgesamt<br />
rund 1 800 operative Eingriffe<br />
durch, davon etwa 1 050 Herzoperationen.<br />
Die häufigsten Eingriffe am<br />
Herzen – 70 Prozent – betreffen Herzkranzgefäß-<br />
bzw. Bypassoperationen.<br />
An zweiter Stelle folgen Kunstklappen-<br />
Operationen. Herztransplantationen<br />
gibt es seltener. Wir betreuen aber<br />
auch noch die Patienten, die zu einem<br />
früheren Zeitpunkt ein Spenderherz erhalten<br />
haben.<br />
Die Lebenserwartung steigt und<br />
damit nimmt auch die Zahl der<br />
älteren Menschen zu. Behandeln<br />
Sie mehr ältere Patienten als jüngere?<br />
Gibt es Erkrankungen des<br />
Herzens, die vor allem durch die<br />
Wohlstandsgesellschaft ausgelöst<br />
werden, die zu Beispiel vor zwanzig<br />
oder dreißig Jahren keine so<br />
große Rolle spielten?<br />
Auf jeden all behandeln wir in der Klinik<br />
deutlich mehr ältere Menschen als<br />
jüngere. Heute können auch über 80-<br />
jährige Patienten erfolgreich operiert<br />
werden, an die sich noch vor zehn Jahren<br />
niemand herangetraut hätte, weil<br />
das Risiko zu groß war. In den vergangenen<br />
50 Jahren gab es außerdem eine<br />
starke Zunahme der Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
die durch übermäßige<br />
und falsche Ernährung sowie Bewegungsmangel<br />
begünstigt werden und<br />
damit zu den Wohlstandserkrankungen<br />
gerechnet werden können. Zu den aktoren,<br />
die Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
begünstigen können, zählen Nikotin,<br />
Übergewicht, ettstoffwechselstörungen,<br />
Diabetes, Hochdruck und genetische<br />
Voraussetzungen.<br />
Kann man durch eine gesunde<br />
Lebensweise sein Herz länger „fit“<br />
halten? Oder sind Herzprobleme<br />
im zunehmenden Alter „ganz normal“?<br />
Ja, denn mit dem Alter kommt es zu<br />
normalen strukturellen Veränderungen<br />
im Myokard (Herzmuskel) und im Gefäß.<br />
Zum Beispiel kommt es in der Zelle<br />
zu einer Anhäufung von Stoffwechselprodukten.<br />
Durch eine gesunde Lebensweise<br />
lassen sich diese Veränderungen<br />
verzögern. Nachweislich wirkt<br />
sich regelmäßige (sportliche) Bewegung<br />
positiv aus.<br />
Sie sind besonders an der Altersforschung<br />
interessiert. Mit dem<br />
Sonderforschungsbereich (SB)<br />
598 „Herzversagen im Alter“ und<br />
dem geplanten Graduiertenkolleg<br />
„zelluläre Mechanismen kardiovaskulären<br />
Alterns“ ist die Klinik<br />
auf dem Wege, sich zu einem<br />
Schwerpunkt der Altersforschung<br />
innerhalb Deutschlands zu entwikkeln.<br />
Kann man davon ausgehen,<br />
dass orschungsergebnisse auf<br />
diesem Gebiet zunehmend gerade<br />
hier in der Region gefragt<br />
sind?<br />
Ja, mit Sicherheit. Die Sterberate nach<br />
Infarkt ist im Osten höher als im Westen<br />
und die Zahl der Infarkte ist in<br />
Sachsen-Anhalt besonders hoch. Außerdem<br />
zählt <strong>Halle</strong> schon jetzt innerhalb<br />
Deutschlands zu den Städten mit<br />
den meisten älteren Menschen. Derzeit<br />
gehört fast jeder vierte Bürger der<br />
Stadt zu den über 60-Jährigen und diese<br />
Entwicklung setzt sich fort.<br />
An Ihrer Klinik wurde Ende September<br />
<strong>2003</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem SB 598 eine Tagung<br />
zum Thema „Cardiovascular Ageing:<br />
from Molecular Biology to Clinical<br />
Perspectives“ ausgerichtet.<br />
Gab es neue Aspekte und Anregungen,<br />
die künftig in Ihre Arbeits-<br />
und orschungsvorhaben<br />
einfließen?<br />
Der Erfahrungsaustausch gestaltete<br />
sich sehr erfolgreich, es ergab sich<br />
eine Reihe neuer Kooperationen und<br />
neuer ragestellungen für die künftige<br />
Arbeit. Es wird eine ortsetzung solcher<br />
Tagungen aller zwei Jahre geben.<br />
Auf der Tagung wurde erstmals<br />
der Karl-Ludwig-Schober-Preis<br />
verliehen, welche Verdienste werden<br />
damit gewürdigt? Wann gibt<br />
es künftige Preisverleihungen dieser<br />
Art?<br />
Den Preis erhält ein renommierter<br />
Altersforscher für seine Verdienste. In<br />
diesem Jahr wurde Edward G. Lakatta<br />
aus Baltimore, USA geehrt. Der Preis<br />
soll in Zukunft im Zwei-Jahresrhythmus<br />
jeweils im Rahmen der Tagung verliehen<br />
werden.<br />
Welche weiteren orschungsschwerpunkte<br />
an Ihrer Klinik wären<br />
zu nennen?<br />
Außer der Herzalterung (Behandlung<br />
und Operation) untersuchen wir zum<br />
Beispiel das postoperative Management<br />
von Patienten nach Herz-OP, insbesondere<br />
von Patienten mit SIRS (=<br />
nichtbakterielle Ganzkörperentzündung).<br />
Viele Patienten erleiden im Verlauf<br />
eines Klinikaufenthaltes im Rahmen<br />
einer OP am offenen Herzen eine<br />
mehr oder weniger ausgeprägte Reaktion<br />
des Immunsystems als sogenanntes<br />
SIRS Syndrom.<br />
Darüber hinaus stellt die Analyse und<br />
Behandlung des Bronchialcarcinoms<br />
einen wichtigen orschungsschwerpunkt<br />
dar. Innerhalb der malignen Erkrankungen<br />
stellt das Bronchialcarcinom<br />
die häufigste Todesursache dar.<br />
Die Klinik untersucht hierbei in Zusammenarbeit<br />
mit der Uni-Kinderklinik<br />
(Prof. Burdach) und der irma EOS den<br />
Expressionsstatus des nichtkleinzelligen<br />
Bronchialcarcinoms mittels<br />
DNA-Chip-Technologie. Dabei sollen<br />
vor allem Risikoprofile von Patienten<br />
erarbeitet werden.<br />
Sie wurden unlängst zum Ärztlichen<br />
Direktor des Herzzentrums<br />
Coswig gewählt? Wie lassen sich<br />
Ihre verantwortungsvollen Tätigkeiten<br />
vereinbaren?<br />
Einen Tag pro Woche verbringe ich in<br />
Coswig, außerdem verfüge ich in meinem<br />
halleschen Arbeitszimmer über<br />
eine Video-Konferenzschaltung, mit<br />
deren Hilfe ich mich jederzeit in Bild<br />
und Ton in das Herzzentrum Coswig<br />
einschalten kann, um notwendige Dinge<br />
zu regeln.<br />
Welche Hobbys haben Sie, sofern<br />
dafür überhaupt noch Zeit übrig<br />
bleibt?<br />
Ich laufe sehr gern Ski und wandere in<br />
den Bergen.<br />
Die <strong>Universität</strong>szeitung bedankt<br />
sich für das Interview und wünscht<br />
für die anstehenden Aufgaben<br />
viel Erfolg.<br />
Das Gespräch führte Ute Olbertz.<br />
otos (2): Sandra Butterling<br />
interview<br />
Vorder- und Rückseite der Schober- Medaille.<br />
Professor Karl-Ludwig Schober war in den Jahren<br />
von 1966 bis 1972 Direktor der Klinik für Herzund<br />
Thoraxchirurgie. Er entwickelte 1961/62 die<br />
Herz-Lungen-Maschine und brachte sie 1962 in<br />
der ersten Herz-OP in <strong>Halle</strong> zum Einsatz.
K U L T U R<br />
KULTUR<br />
.............................<br />
Kultur in unserer Nachbarschaft: d-motion-estival <strong>2003</strong> in <strong>Halle</strong><br />
Zwischen iktion und Realität<br />
.......................................................................<br />
ür drei Tage war der hallesche Volkspark<br />
Treffpunkt der internationalen Multimedia-Szene.<br />
Vom 27. bis 29. November<br />
<strong>2003</strong> demonstrierten DJs und<br />
VJs, Künstler und Wissenschaftler in<br />
mehr als 20 Performances, Installationen,<br />
Konzerten und Vorträgen die Anwendung<br />
der interaktiven Medien im<br />
musikalischen und visuellen Bereich.<br />
Mit :expanded reality: griff das d-motion-estival<br />
ein außerordentlich aktuelles,<br />
relevantes und nicht nur technologisches<br />
Thema auf und führte mehr<br />
als 1 500 Besucher an die Grenzen<br />
zwischen Realität und iktion; d-motion<br />
fand bereits zum dritten Mal in <strong>Halle</strong><br />
statt und zählt inzwischen zu den wichtigsten<br />
Multimedia-Events in Mitteldeutschland.<br />
Zum Auftakt: die Verleihung der<br />
HAL-Awards<br />
Am Donnerstagabend stand gleich das<br />
erste Highlight auf dem Plan: die Verleihung<br />
der HAL-Awards. ür Deutschlands<br />
größten DVD-Wettbewerb wurden<br />
über 160 Arbeiten eingereicht – mehr<br />
als doppelt so viele wie im vergangenen<br />
Jahr. Mit dabei auch zwei Größen<br />
der deutschen Musik und Comedy:<br />
ettes Brot bewarb sich mit dem Video<br />
zu „Amnesie“, Michael Mittermaier trat<br />
mit „Back to Life“ an. Letztlich behielten<br />
die Hamburger die Nase vorn und nahmen<br />
den mit 5 000 Euro dotierten<br />
Award in der Kategorie Musik entgegen.<br />
Den Award in der Kategorie Business<br />
und Information (5 000 Euro) gewann<br />
die Arbeit „kinderwelt weltkinder“<br />
des Evangelischen Zentrums für Entwicklungsbezogene<br />
ilmarbeit (Stuttgart).<br />
Den Nachwuchs-Preis (3 500<br />
Euro) gewannen Gabriela Hildebrandt<br />
und Susanne Schiebler (Bauhaus-<strong>Universität</strong><br />
Weimar) mit „Schöne Heimat“,<br />
jeweils 1 250 Euro teilen sich Christoph<br />
Haenold mit „Halmakenreuther:<br />
Stay Invisible – Back for Gold“ und<br />
Bernhard Kayser (Gallus Zentrum,<br />
rankfurt) mit „Make my day“.<br />
Deutschlandpremiere von Peter<br />
Greenaways „Antwerp Episode“<br />
Eigentlich sollte er persönlich über sein<br />
neuestes multimediales Projekt „The<br />
Tulse Luper Suitcases“ sprechen, doch<br />
nach anstrengenden Drehtagen in Turin<br />
und mit 40 Grad ieber musste Peter<br />
Greenaway seine Teilnahme am d-motion-estival<br />
leider absagen. Eine Lösung<br />
für dieses Problem war schnell gefunden:<br />
Ganz im Zeichen interaktiver<br />
Medien wurde ein bereits aufgezeichneter<br />
Vortrag abgespielt – der virtuelle<br />
Greenaway sprach über Intention und<br />
Hintergründe des Mammutprojekts. Seine<br />
These „Der ilm ist tot“ mündet in<br />
einer völlig neuen Definition des Genres:<br />
Medien-Crossover statt konventionelles<br />
Erzählkino. Beim anschließenden<br />
ilm „Antwerp Episode“, der nicht nur<br />
otos (3): Kai-Uwe Dietrich<br />
Impressionen vom d-motion-estival 3003 im halleschen Volkspark<br />
Bild oben: 92 Koffer und ihre Geschichte – „The Tulse Luper Suitcases“ von Peter Greenaway<br />
Bild unten: Ohne Monitor und Joystick – reale iguren kämpfen in Yanick ourniers Performance „V_Game02“<br />
Bild ganz unten links: Synchronisation der Gedanken – „Split Brain“ von Rotraut Pape<br />
Deutschlandpremiere hatte, sondern<br />
weltweit erstmalig im HD-ormat präsentiert<br />
wurde, sahen sich die knapp<br />
400 Besucher im Großen Saal des halleschen<br />
Volksparks nicht nur mit Greenaway-typischen<br />
skurrilen Szenen, sondern<br />
auch mit digitalen Effekten, Splitscreens<br />
und verschiedenen Tonebenen<br />
konfrontiert.<br />
Greenaway erhebt das Uran zur zentralen<br />
Metapher des 20. Jahrhunderts.<br />
Dessen Ordnungszahl 92 strukturiert<br />
das gesamte Projekt: Es gibt 92 Darsteller,<br />
92 Hauptereignisse und die 92<br />
Koffer von Tulse Luper. Jeder dieser<br />
Koffer öffnet seine Klappe zu eigenen<br />
Themenkomplexen, die Greenaway in<br />
andere Medien transferiert. Auf CD-<br />
Roms, DVDs und im Internet wird man<br />
diese Enzyklopädie der Moderne<br />
durchstreifen können. Einzelne Koffer<br />
dienten bereits als Grundlage für Theateraufführungen,<br />
auch eine Ausstellungstournee<br />
ist mit ihnen geplant.<br />
„The Tulse Luper Suitcases“ ist ein nach<br />
allen Seiten offenes Kunstwerk, das<br />
sich beliebig erweitern lässt, unablässig<br />
zwischen den Gattungen und den<br />
medialen Ebenen wechselt.<br />
Virtuelle und interaktive<br />
Performances<br />
An allen drei estivaltagen zog die<br />
Ausstellung im Erdgeschoss des Volksparks<br />
die Besucher in ihren Bann – wobei<br />
es sich nicht um eine Ausstellung<br />
im klassischen Sinne handelte. Interaktion<br />
war gefragt, beispielsweise bei<br />
„Split Brain“ von Rotraut Pape: Mit ihren<br />
Körperbewegungen beeinflussten<br />
die Besucher die Leinwandprojektion<br />
zweier Kernspintomographie-Schnitte<br />
durch einen männlichen und einen<br />
weiblichen Kopf. Ziel war die perfekte<br />
Synchronisation der Bilder bis hin<br />
zum inale der „Gedankenverbindung“.<br />
Stets dicht umlagert war auch<br />
die „PainStation“ von Volker Morawe<br />
und Tilman Reiff. Kernstück ist ein horizontaler<br />
Monitor, an dem sich die<br />
Kontrahenten gegenüberstehen und<br />
„Pong“ spielen, eines der ersten<br />
Computerspiele überhaupt. Der große<br />
Unterschied zum Klassiker: Die linke<br />
Hand muss während des gesamten<br />
Spiels auf die „Pain Execution Unit“<br />
gelegt werden und wird bei Versagen<br />
des Spielers mit Hitze, Elektroschocks<br />
und Schlägen einer rotierenden Peitsche<br />
traktiert. Durch die Kombination<br />
aus Soundeffekten, dem Verhalten der<br />
Spieler und der Zuschauer wurde die<br />
PainStation zu einer einzigartigen Erfahrung<br />
für Gegner und Voyeure gleichermaßen.<br />
Erstmals dabei: Studenten<br />
der Burg<br />
Mit dem Studentenorum „expanded<br />
mind? – expanded body?“ nahmen<br />
erstmalig StudentInnen der Burg Giebichenstein<br />
– Hochschule für Kunst<br />
und Design <strong>Halle</strong> mit einem eigenverantwortlich<br />
gestalteten Programmteil<br />
am d-motion estival teil. Die kritische<br />
Auseinandersetzung mit den<br />
Techno-Utopien der Neuen Medien<br />
erfolgte unter anderem in drei Vorträgen:<br />
Didier Stricker, Entwickler von<br />
Augmented Reality Software, berichtete<br />
über neueste orschungsergebnisse<br />
im Bereich Industrie, Kulturerbe und<br />
Edutainment. Die Medientheoretikerin<br />
Marie-Luise Angerer befasste sich mit<br />
den vollmundigen Erneuerungsprophetien<br />
der Digital-Avantgarde und holte<br />
diese auf den Boden der Realität zurück.<br />
Der Philosoph Arne Moritz<br />
sprach über die Repräsentation des<br />
User-Körpers via Cookie und die Äußerungen<br />
des (im philosophischen Sinne)<br />
freien Willens mittels Mausclick im<br />
Internet. Visuell-reflexiv und dabei erfrischend<br />
unverkrampft befassten sich<br />
auch die eingeladenen KünstlerInnen<br />
aus Kunsthochschulen in Köln, Kassel,<br />
Berlin, New York und <strong>Halle</strong> mit dem<br />
Thema.<br />
Zum Abschluss:<br />
Granular~Synthesis mit Areal<br />
Neuartige Synthesen zwischen den<br />
Künsten und Wahrnehmungsweisen auf<br />
internationalem Spitzenniveau präsentierte<br />
Granular~Synthesis. Kurt Hentschläger<br />
und Ulf Langheinrich, die seit<br />
Anfang der neunziger Jahre zusammenarbeiten<br />
und Österreich bei der<br />
Biennale von Venedig 2001 vertreten<br />
haben, zählen zu Pionieren der audiovisuellen<br />
Medien und insgesamt zu den<br />
wichtigsten Avantgardisten der modernen<br />
Kunst.<br />
Hentschläger und Langheinrich zerlegen<br />
Video und Ton in kleinstmögliche<br />
Einheiten, die sie mittels einer selbst<br />
entwickelten Software neu zusammenstellen.<br />
Ihre Performances und Rauminszenierungen<br />
sind akustisch-visuelle<br />
ästhetische Stimmungsfelder, in denen<br />
sie immer stärker bis an die Grenzen<br />
der Wahrnehmung operieren. Die monumentalen<br />
Installationen überwältigen<br />
die BetrachterInnen oft durch ihre<br />
Intensität. Davon blieben auch die Besucher<br />
im Volkspark nicht verschont:<br />
Mit Ihrer Performance „Areal“, einer<br />
zweistündigen Audi-Video-Show, riefen<br />
Granular~Synthesis nicht nur Begeisterungsstürme<br />
hervor.<br />
Drei Projektionsflächen mit konkreten<br />
und abstrakten Bildern sowie eine 20-<br />
KW-Soundanlage trieben so manchen<br />
Besucher in die lucht. Wer Entspannung<br />
suchte, hatte es allerdings nicht<br />
sehr weit: Wie an allen Abenden, lud<br />
auch am Samstag die Medialounge zu<br />
DJ-Musik und Bar-Café bis spät in die<br />
Nacht.<br />
Matthias Münch
ORUM<br />
.............................<br />
Keine(r) lebt und stirbt für sich allein<br />
Seelsorge und Selbsthilfe im halleschen <strong>Universität</strong>sklinikum<br />
.......................................................................<br />
„Liebe Patientin, lieber Patient! Sie sind<br />
in die <strong>Universität</strong>skliniken <strong>Halle</strong> aufgenommen<br />
worden. Wir wünschen Ihnen,<br />
dass Sie sich hier gut aufgehoben fühlen.<br />
Ärztinnen und Ärzte, Schwestern,<br />
Pfleger und ... wir Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der Klinikseelsorge wollen<br />
in der Zeit Ihres Aufenthaltes für Sie da<br />
sein.“ So beginnt der Text des Seelsorge-lyers,<br />
eines informativen, doppelt<br />
gefalteten A4-Blattes, das jede(r) neue<br />
Patient(in) zu Beginn der stationären<br />
Behandlung erhalten kann.<br />
Wer Hilfe braucht und annehmen will,<br />
bekommt sie – unabhängig von der Zugehörigkeit<br />
zu einer bestimmten Kirche<br />
oder Konfession. Die ersten Kontakte<br />
haben die Kranken zum medizinischen<br />
Pflegepersonal, so dass Hinweise an<br />
das „Seelsorge-Team“ oft von Schwestern<br />
und Pflegern kommen. Evangelische<br />
und katholische SeelsorgerInnen<br />
und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im<br />
Besucherdienst nehmen sich auf Wunsch<br />
der Bedürfnisse der Patienten – außerhalb<br />
von Heilung und Schmerzlinderung<br />
– an. Die wichtigste Rolle spielt dabei<br />
das Gespräch: Zuwendung durch Zuhören.<br />
Über die Krankheit und mögliche<br />
olgen, über familiäre Sorgen und<br />
ureigene Ängste sprechen zu können,<br />
kann oft ein erster Schritt zur Lösung<br />
der Probleme sein.<br />
Eine von vielen<br />
Eine der KlinikseelsorgerInnen im<br />
halleschen <strong>Universität</strong>sklinikum ist Konstanze<br />
Hamann; am 19. März dieses<br />
Jahres übernahm sie bei einem feierlichen<br />
Einführungsgottesdienst Amt und<br />
Aufgaben ihrer Vorgängerin Angelika<br />
Cyranka (s. UZ ebruar <strong>2003</strong>, S. 12).<br />
Auf diese Weise – „Ja, mit Gottes Hilfe“<br />
– Verantwortung für andere Menschen<br />
zu tragen, wurde der promovierten<br />
Agrargeografin nicht in die Wiege gelegt.<br />
Ein Markstein auf dem Weg war<br />
der fürsorgliche Beistand ihrer Kommilitonen<br />
bei einem schweren Verlust,<br />
der sie während des Studiums traf. Diese<br />
Erfahrung tätiger Mitmenschlichkeit<br />
führte sie zur Evangelischen Studentengemeinde<br />
und später (da waren ihre<br />
drei Kinder Jakob, Tobias und Luise<br />
schon geboren) zur Evangelischen Kirchengemeinde<br />
<strong>Halle</strong>-Neustadt, wo sie<br />
seit 1989 als Gemeindepädagogin angestellt<br />
war. Berufsbegleitend nahm sie<br />
damals eine vierjährige theologische<br />
ernausbildung am Burckardthaus<br />
Potsdam auf.<br />
Seit 2002 kam eine spezielle Seelsorgeausbildung<br />
hinzu, in der die ständige<br />
Konfrontation mit Leid und Sorgen<br />
Anderer natürlich eine Rolle spielt. Das<br />
auszuhalten, ohne selbst daran zu zerbrechen,<br />
kann man aber nicht lernen.<br />
Erst im Er-Leben zeigt sich, ob jemand<br />
dazu fähig ist. Die Klinische Seelsorgeausbildung<br />
gibt Hilfestellung, das Erlebte<br />
auf dem Hintergrund der eigenen<br />
Lebensgeschichte und der eigenen Erfahrungen<br />
zu reflektieren und so damit<br />
umgehen zu können. Regelmäßige Supervision,<br />
in der mögliche Probleme<br />
bearbeitet werden, sind vorgeschrieben<br />
und unverzichtbar.<br />
„Raum der Stille“<br />
Hilfe für Kranke oder Sterbende speist<br />
sich aus vielen Quellen. Eine ist – das<br />
wissen alle Beteiligten – der intensive<br />
Kontakt zu den Angehörigen. Denn jeder<br />
Mensch, ob Christ, Jude, Moslem<br />
oder Atheist, braucht gerade in extremen<br />
Lebenslagen, die durch schwere<br />
Krankheit oder nahenden Tod gekennzeichnet<br />
sind, die Nähe, das Verständnis<br />
und den Trost seiner Nächsten. Andererseits<br />
sind oft gerade die nächsten<br />
Angehörigen von der Situation überfordert.<br />
Darum führt das Seelsorge-<br />
Team häufig helfende Gespräche mit<br />
ihnen. Und dabei ist es oft das gemeinsame<br />
Gebet, das viel vermag.<br />
Solche Gebete und Gespräche brauchen<br />
einen angemessenen Raum, der<br />
für Patientinnen und Patienten, für Angehörige<br />
und für Mitarbeitende im Klinikum<br />
ständig zur Verfügung steht.<br />
Dort will man zur Ruhe kommen, Zwiesprache<br />
halten, sich besinnen und<br />
nachdenken können.<br />
Das Seelsorge-Team in den halleschen <strong>Universität</strong>skliniken:<br />
evangelisch:<br />
– Dr. Konstanze Hamann, Klinikum Kröllwitz<br />
Telefon/ax: 0345 557-1892<br />
– Pfarrerin Christine Keller, Klinikum Kröllwitz<br />
Telefon/ax: 0345 557-2574<br />
– Pfarrerin Jutta Rittweger, Strahlenklinik und Klinikum Kröllwitz<br />
Telefon/ax: 0345 557-2428<br />
– Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Besuchsdienst<br />
katholisch:<br />
– Pater Michael Zeitz, Klinikum Kröllwitz<br />
Telefon/ax: 0345 5222346<br />
Der „Raum der Stille“ braucht Sponsoren!<br />
Seit Anfang <strong>Dezember</strong> ist die rauenklinik im Klinikum Kröllwitz zu finden.<br />
Der „Raum der Stille“ wird in der 2. Ebene des Komplementes eingerichtet<br />
und im nächsten Jahr eingeweiht werden; daneben liegt das neue Büro<br />
von Dr. Konstanze Hamann – rufen Sie bitte an, wenn Sie helfen wollen!<br />
So einen „Raum der Stille“, der religiösen<br />
Bedürfnissen nach Gebet, Andacht<br />
und Gottesdienst entsprechen soll,<br />
wird es künftig im Klinikum Kröllwitz<br />
geben. Die künstlerische Gestaltung<br />
hat der ehemalige Rektor der Burg,<br />
Prof. Ludwig Ehrler, zugesagt. Der Ort<br />
soll Ruhe und Konzentration ausstrahlen,<br />
angenehm und schön sein, so dass<br />
man gern dort ist. Seine christliche<br />
Prägung soll zurückhaltend genug sein,<br />
damit auch nichtkonfessionelle Menschen<br />
den Raum annehmen können.<br />
Seelsorge, Selbsthilfe, Sozialdienst<br />
Schließlich betont Konstanze Hamann,<br />
wie notwendig – angesichts der Tatsache,<br />
dass in ihren „Zuständigkeitsbereich“<br />
380 Betten im Klinikum Kröllwitz<br />
sowie in der Psychiatrischen Klinik<br />
in <strong>Halle</strong>-Neustadt fallen – die Zusammenarbeit<br />
mit ÄrztInnen, Klinikpersonal<br />
und Sozialdiensten ist, um von daher,<br />
wo es möglich ist, Unterstützung<br />
zu bekommen. Denn eigentlich möchte<br />
sie ja viel mehr Zeit für die Patienten<br />
haben ... Nicht unerwähnt sei deshalb<br />
die seit vielen Jahren bestehende und<br />
von rau Hamann begleitete Selbsthilfegruppe<br />
in der rauenklinik. ür viele<br />
PatientInnen, denen es (mit oder ohne<br />
Gottes Hilfe) gelungen ist, eine schwere<br />
Krankheit zu überwinden, sind ihre<br />
Zusammenkünfte überlebensnotwendig<br />
und geben ihnen immer wieder neue<br />
Kraft.<br />
Margarete Wein<br />
ORUM<br />
.............................<br />
Vierundzwanzig ragezeichen<br />
Mini-Porträt Konstanze Hamann<br />
.......................................................................<br />
Unzählige Varianten des ragebogens,<br />
der durch die Antworten von Marcel<br />
Proust so berühmt geworden ist, sind in<br />
den Medien (AZ, orschung & Lehre,<br />
UNICUM etc.) zu finden. „scientia<br />
halensis“ spielt ebenfalls mit.<br />
Diesmal ist unsere Match-Partnerin<br />
Dr. Konstanze Hamann:<br />
1. Warum sind Sie in <strong>Halle</strong> und<br />
nicht anderswo?<br />
<strong>Halle</strong> ist meine Heimatstadt, in der ich<br />
seit jeher sehr gern lebe. Alles, was für<br />
mich wichtig war, ist hier bzw. von hier<br />
aus möglich gewesen.<br />
2. Wenn nicht Klinikseelsorgerin an<br />
der Medizinischen akultät <strong>Halle</strong>,<br />
was wären Sie dann geworden?<br />
Das kann ich nicht so richtig sagen.<br />
Doch ich hätte gern Biologie studiert.<br />
3. Was war an Ihrer Studienzeit<br />
am besten?<br />
Zuerst die studentischen reiräume,<br />
doch auch die Praktika beim Studium<br />
der Landwirtschaft. Ich denke dabei<br />
aber weniger an die Arbeit, sondern an<br />
die ganz unterschiedlichen Menschen<br />
und ihre Lebensumstände, die ich sonst<br />
nie kennengelernt hätte.<br />
4. Wer war für Sie der wichtigste<br />
Lehrer?<br />
Der Alttestamentler Christian Lange in<br />
meiner theologischen ernausbildung<br />
am Burckhardthaus in Potsdam – er hat<br />
mein (Nach-)Denken über Gott und die<br />
Welt entscheidend mit geprägt.<br />
5. Welchen Rat fürs Leben geben<br />
Sie PatientInnen?<br />
So ein Rundum-Rat widerstrebt mir,<br />
denn jeder ist verschieden. Doch ich<br />
könnte bei der Suche helfen, den passenden<br />
„Rat fürs Leben“ zu finden:<br />
„Nicht der Wind, sondern die Segel bestimmen<br />
den Kurs.“ (A. Lassen)<br />
6. Welchen Rat fürs Überleben<br />
geben Sie Gesunden?<br />
Wie gesagt, mit „Rat geben“ habe ich<br />
Probleme, aber ich kann sagen, was<br />
mir wichtig ist: Wir sollten mehr miteinander<br />
als übereinander reden.<br />
7. Wenn Sie Rektorin einer <strong>Universität</strong><br />
wären, was würden Sie<br />
als erstes tun?<br />
Mich um ein gutes Mitarbeiterteam<br />
kümmern, um Arbeitsfelder abzustekken<br />
und Kompetenzen zu verteilen.<br />
8. Wenn Sie orschungsministerin<br />
eines Landes wären, was würden<br />
Sie niemals tun?<br />
Einmal gefasste Beschlüsse ungeachtet<br />
der aktuellen Situation auf den Weg<br />
bringen.<br />
9. Was ist für Sie die erste Aufgabe<br />
der Wissenschaft?<br />
Wissen zu schaffen, weiterzugeben und<br />
anzuwenden.<br />
10. Was haben Intelligenz und<br />
Menschlichkeit miteinander zu tun?<br />
Menschlichkeit ist Intelligenz des Herzens.<br />
Intelligenz ohne Menschlichkeit<br />
ist unmenschlich.<br />
11. Welchen bedeutenden Menschen<br />
unserer Zeit hätten Sie gern<br />
als Gesprächspartner(-in)?<br />
Steven Hawking, den Astrophysiker,<br />
der durch seine Lähmung nur mit Hilfe<br />
der Computertechnik kommunizieren<br />
kann und der, so viel ich weiß, die Gedanken<br />
an eine spirituelle Kraft gänzlich<br />
ablehnt.<br />
12. Ihre Meinung zum Verhältnis<br />
zwischen Mensch und Technik?<br />
Das Verhältnis zwischen Mensch und<br />
Technik ist ambivalent – die Technik<br />
macht den Menschen frei und unfrei<br />
zugleich, sie erleichtert das Leben und<br />
macht uns immer verletzbarer, sie erschließt<br />
neue Welten, doch uns geht<br />
zunehmend der Bezug zu den einfachen<br />
Dingen des Lebens verloren.<br />
13. Was halten Sie von Werbung?<br />
Ich erfreue mich oft an geistreicher<br />
Werbung,besonders an Wortspielen.<br />
14.Wie reagieren Sie, wenn Sie<br />
sich schrecklich ärgern?<br />
Meist brodelt es erst einmal eine Weile<br />
in mir, ehe ich darüber spreche. Dann<br />
aber nachdrücklich und konsequent.<br />
15.Worüber haben Sie sich in Ihrem<br />
Leben am meisten geärgert?<br />
Unaufrichtigkeit, Arroganz, Egoismus.<br />
16. Wenn Sie sich sehr freuen,<br />
was tun Sie dann?<br />
... dann summe oder pfeife ich und tanze<br />
auch mal durch die Wohnung.<br />
17. Was hat Sie bisher am meisten<br />
erfreut?<br />
Etwas besonders Wertvolles ist für<br />
mich das stimmige Verhältnis zu meinen<br />
Kindern. Darüber bin ich sehr froh.<br />
18. Wo sehen Sie Ihre Schwächen?<br />
Ich kann mich in Dingen verlieren, vergesse<br />
darüber die Zeit und an anderer<br />
Stelle komme ich dann unter Druck.<br />
19. Wo sehen andere Ihre Stärken?<br />
Wohl im guten Wahrnehmen, Zuhören<br />
und ragenstellen ...<br />
20. Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />
Ich hoffe auf die kleinen Schritte, die<br />
Menschen, Kulturen, Religionen näher<br />
bringen und uns (über-)leben lassen.<br />
21. Welchen Ort der Welt möchten<br />
Sie unbedingt kennen lernen?<br />
Ich mag einsame Landschaften – Island<br />
hat einen besonderen Reiz für mich.<br />
22. Womit verbringen Sie Ihre<br />
reizeit am liebsten?<br />
otografieren; Volleyball; Kino, Theater<br />
und Konzerte besuchen (besonders<br />
gern das hallesche Puppentheater); lesen,<br />
malen – und: Ich spiele sehr gern.<br />
oto: privat<br />
23. Ihre Lebensmaxime?<br />
Investiere in das, was du kannst. Das<br />
ist manchmal gar nicht so leicht herauszufinden,<br />
aber: Umwege erhöhen<br />
die Ortskenntnis.<br />
24. Was halten Sie von Interviews?<br />
Interviews zu geben, ist nicht so meine<br />
Sache, doch ich lese sie gern. Durch<br />
die gestellten ragen ist eine schnelle<br />
Orientierung möglich.<br />
Aus der Vita:<br />
Geboren 1954 in <strong>Halle</strong>, 1972 Abitur,<br />
Studium an der Landwirtschaftlichen<br />
akultät der MLU, 1982 Promotion in<br />
der Agrargeografie; Kindererziehungs-<br />
„aus“zeit für Jakob (1977), Tobias<br />
(1982) und Luise (1983), ehrenamtliches<br />
Engagement in der Evangelischen<br />
Kirchengemeinde <strong>Halle</strong>-Neustadt, dort<br />
seit 1989 angestellt, berufsbegleitend<br />
1989–1984 Theologische ernausbildung<br />
am Burckhardthaus Potsdam<br />
zur Gemeindepädagogin, 2002/03<br />
Ausbildung zur Krankenhausseelsorgerin,<br />
seit 1.1.<strong>2003</strong> Seelsorgerin in den<br />
<strong>Universität</strong>skliniken und im Psychiatrischen<br />
Krankenhaus <strong>Halle</strong>-Neustadt
studentisches<br />
Stets offene Ohren für Probleme<br />
Die SprecherInnen des Studierendenrats<br />
Der Studierendenrat der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> hat drei neue Allgemeine<br />
SprecherInnen. Sie heißen Anne Neumann,<br />
Anja Worm und Dirk Missal.<br />
Studierende können an sie alle Anfragen,<br />
Probleme und Ideen herantragen<br />
....................................................................................................<br />
(Sprechzeit: dienstags 18–20 Uhr, Studierendenrat,<br />
<strong>Universität</strong>splatz 7,<br />
Raum 26, 1. Etage).<br />
E-Mail-Anfragen können an die Adresse<br />
sprecher@stura.uni-halle.de geschickt<br />
werden. Und zur Sprechzeit<br />
sind sie natürlich auch telefonisch unter<br />
der Nummer 0345 55-21411 erreichbar.<br />
Im olgenden stellen sich die<br />
SprecherInnen persönlich vor.<br />
Anne Neumann<br />
Ich studiere Dipl.-Psychologie im fünften<br />
Semester. Ich möchte mich für die<br />
Interessen der Studierenden einsetzen<br />
und alle demokratischen Möglichkeiten<br />
nutzen, um diese zu vertreten. Deshalb<br />
bin ich Allgemeine Sprecherin des<br />
Studierendenrates geworden und vertrete<br />
diesen nach außen. Da ich mich<br />
nicht nur politisch sondern auch sozial<br />
gern engagiere, bin ich zusätzlich daran<br />
interessiert, den Studentinnen und<br />
Studenten so gut wie möglich in problematischen<br />
Lebenssituationen und<br />
In <strong>Halle</strong> zu Hause<br />
Wie ein ausländischer Unistudent unsere Stadt erlebt<br />
Die Wahrscheinlichkeit, eine fremde<br />
Sprache auf <strong>Halle</strong>s Straße zu hören,<br />
ist, im Vergleich zu andern Städten –<br />
besonders zu denen in den alten Bundesländern<br />
– ziemlich gering. Dort<br />
....................................................................................................<br />
wissen manche Leute nicht einmal, wo<br />
<strong>Halle</strong> liegt. Es interessiert sie nicht,<br />
dass vor mehr als 500 Jahren ganz in<br />
der Nähe ein Mann gelebt und gewirkt<br />
hat, dem sie es zu verdanken haben,<br />
sich heute Protestanten nennen zu dürfen.<br />
Sie wissen nicht, dass der Komponist,<br />
der die Wassermusik und den<br />
Messias mit seinem berühmten <strong>Halle</strong>luja<br />
geschrieben hat, in dieser Stadt<br />
geboren wurde. Mit <strong>Halle</strong> verbinden<br />
sie nur „ehemalige DDR“ und „Industriestadt“.<br />
Gut, <strong>Halle</strong> ist nun mal so bekannt, wie<br />
es ist; es hat angeblich „nicht viel zu<br />
bieten“, so dass Ausländer kaum angeregt<br />
werden, hierher zu kommen. In<br />
<strong>Halle</strong> gibt es zwar die <strong>Universität</strong>, zwei<br />
künstlerische Hochschulen und die<br />
ranckeschen Stiftungen, die in ihrer<br />
Art und als Wiege des Pietismus in der<br />
Welt einmalig sind. Aber ist das alles<br />
so sensationell, um den Blick der Welt<br />
auf diese Stadt zu lenken? Trotzdem –<br />
ein „verschlafenes Nest“ ist <strong>Halle</strong> auf<br />
bei ihrer Planung des Studiums helfen.<br />
Ich bin deshalb stellvertretende Sprecherin<br />
für Soziales und wirke bei der<br />
Vergabe der Sozialdarlehen und in der<br />
Sozialberatung der Studenten mit.<br />
Anja Worm<br />
Ich studiere im Hauptfach Politikwissenschaft<br />
(viertes achsemester) und<br />
bin seit Mai im StuRa vertreten. Als Allgemeine<br />
Sprecherin arbeite ich in den<br />
überregionalen studentischen Gremien<br />
mit. Die SprecherInnen wirken zudem<br />
als Repräsentation des StuRas gegenüber<br />
der <strong>Universität</strong> und dem Land. Inhaltlich<br />
wichtig ist dabei immer die<br />
Hochschulpolitik. Ich übernehme<br />
hauptsächlich die Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Allgemeinen SprecherInnen, deren<br />
Aufgabe vor allem die Außenrepräsentation<br />
des Studierendenrates ist.<br />
Dirk Missal<br />
Ich studiere im siebenten Semester Ingenieur-Informatik<br />
am achbereich Ingenieurwissenschaften.<br />
ür diesen<br />
achbereich bin ich in der dritten Legislatur<br />
im Studierendenrat. Zum StuRa<br />
bin ich ursprünglich gekommen, um<br />
mich gegen Kürzungen und für meinen<br />
oto: Margarete Wein<br />
keinen all und für seine Bewohner ist<br />
es ein Ort voller Veränderung.<br />
Vielleicht ist das Hören einer fremden<br />
Sprache für die <strong>Halle</strong>nser nichts Besonderes,<br />
aber für mich als Ausländer<br />
ist es das. Wenn ich irgendwo, bei einer<br />
Tasse Kaffee, ranzösisch oder<br />
Englisch höre, lausche ich genau und<br />
mich überkommt die Lust mitzureden.<br />
Das tue ich natürlich nicht, weil ich<br />
überhaupt keinen Grund dazu habe.<br />
Vielleicht verstehe ich ja gar nicht, was<br />
da gesprochen wird. Dann schließe ich<br />
eine Wette mit mir selbst ab: Ich versuche<br />
zu erraten, welche Sprache gesprochen<br />
wird. Ich versuche Sprachnuancen<br />
herauszuhören: Sprechen die<br />
Menschen gerade kanadisches oder<br />
französisches ranzösisch, kanadisches<br />
oder südafrikanisches Englisch,<br />
Norwegisch oder Schwedisch? Oder<br />
sind es österreichische Besucher?<br />
Kommen sie aus Wien, Linz, Salzburg<br />
oder Innsbruck?<br />
Man liest Zeitungen, man hört ernsehberichte,<br />
man kennt Statistiken und<br />
man kennt die öffentliche Meinung ...<br />
Das alles ist nicht sehr rosig. <strong>Halle</strong> soll<br />
ja tatsächlich eine „gefährliche Stadt“<br />
sein – Ausländern gegenüber. Um ehr-<br />
oto: Jan Wioland<br />
Die drei Allgemeinen SprecherInnen des Studierendenrats, von links unten nach rechts oben: Anne Neumann,<br />
Anja Worm, Dirk Missal<br />
achbereich stark zu machen. Schnell<br />
habe ich erkannt, wie wichtig der<br />
Studierendenrat für die Vertretung der<br />
Interessen der Studierendenschaft ist,<br />
um z. B. gute Studienbedingungen zu<br />
erhalten und für den freien Bildungszugang<br />
zu kämpfen. Als Allgemeiner<br />
Sprecher bin ich nun schon das zweite<br />
Jahr gewählt.<br />
Monika Lindner/Anne Neumann/<br />
Anja Worm/Dirk Missal<br />
Gegen Kaputtsparzwang:<br />
Protest von 8 000 Uni-Angehörigen<br />
Vom Uniplatz über Opernhaus, Hansering, Waisenhausring, Schmeerstraße und<br />
Markt zum Steintor – das war die Route der Studierenden, Lehrenden und anderen<br />
<strong>Universität</strong>sangehörigen am Donnerstag, dem 20. November <strong>2003</strong>. Allen<br />
voran ein Schinderkarren, auf dem „der Kultusminister“ wechselweise die Peitsche<br />
schwang und Bonbons in die Menge schmiss.<br />
Motiviert vom eigenen Zorn und ermutigt von Grußadressen aus Berlin, Augsburg,<br />
Mainz und anderen <strong>Universität</strong>en, redeten die Studis Klartext: Plakate gaben<br />
kund „Ich bin doch zu viel“, „Nur eins ist teurer als Bildung: Keine Bildung!“,<br />
„Bädschlehr & Mahsda – klar: ohne Englisch!“ Eine drastische Karrikatur prangerte<br />
die „Kastration der Bildung“ an.Bei der Abschlussdemo sprach Rektor<br />
Grecksch von der schwierigen „Gratwanderung zwischen Kreativität und Steuerung“.<br />
Auch ihm war klar: „Das ist erst der 1. Streich“. MaWe<br />
Zur Person:<br />
Der Autor ist rumänischer Staatsbürger, lebt seit<br />
drei Jahren in <strong>Halle</strong> und studiert an der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> Musik und ranzösisch auf Lehramt.<br />
Gegenwärtig bemüht er sich um die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft bzw. um die „frühzeitige Einbürgerung“.<br />
lich zu sein, habe ich die Ausländerfeindlichkeit<br />
oder -freundlichkeit nicht<br />
ausgereizt, aber mir ist noch nie etwas<br />
Unangenehmes passiert. Ich habe auch<br />
Acht gegeben, indem ich in gewissen<br />
Situationen einfach den Mund gehalten<br />
habe.<br />
Was letztlich diese Stadt von andern<br />
unterscheidet, ist die Offenheit, auf die<br />
man hier unverhofft stößt. Im Stadtbild<br />
tummeln sich eine Vielzahl von Menschentypen,<br />
denen man nie im Leben<br />
unterstellen könnte, sie hätten dem<br />
„Nullachtfünfzehn-Ausländer“ gegenüber<br />
einen bösen Gedanken. Außerdem:<br />
Wie kann ein Hiesiger einen Ausländer<br />
erkennen, wenn er dieselbe<br />
Sprache spricht und genau so aussieht<br />
wie er selbst?<br />
Seit dem ich meine Heimat verlassen<br />
habe, fühlte ich mich noch nie so wohl<br />
wie in <strong>Halle</strong>. Diese Stadt ist zu meiner<br />
neuen Heimat geworden. Vielleicht<br />
klingt das etwas pathetisch oder sogar<br />
kitschig, aber es ist so. Zu Hause ist<br />
man immer dort, wo man sich wohl<br />
fühlt, weil die Umgebung dafür spricht<br />
und weil man von den andern angenommen<br />
wird. In den andern Orten, in<br />
denen ich bis jetzt gelebt habe, stimmte<br />
alles, außer der Tatsache, dass dort<br />
die Menschen sehr unfreundlich waren.<br />
Als ich einmal gefragt wurde, weshalb<br />
ich von Salzburg nach <strong>Halle</strong> gewechselt<br />
habe, antwortete ich ganz einfach:<br />
„Ich ging nach <strong>Halle</strong>, weil dort die<br />
Menschen eine Seele haben, die sie<br />
auch bereit sind zu zeigen ...“<br />
Stefan Nistor Popa