Zentrale Universitätsverwaltung - Martin-Luther-Universität Halle ...
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UNI MAGAZIN<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
1<br />
M ARTIN-LUTHER-<br />
U NIVERSITÄT<br />
H ALLE-WITTENBERG<br />
halensis<br />
Wissenschaft – Bildung – Markt<br />
»Welcome to the<br />
scientia<br />
<strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> University«<br />
Nachgefragt bei HoF ...<br />
Bildung ohne Barrieren?!<br />
3/06
Inhalt<br />
»Welcome to the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> University« 5<br />
Neue englischsprachige Präsentation der Uni im Internet | Christina Schröder<br />
Statt Versuchsfeld und Labor der Rektorstuhl 6<br />
Mit dem 261. Rektor der MLU, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, im Gespräch<br />
Sprungbrett in die Zukunft 8<br />
Chancen der neuen <strong>Universität</strong>sstruktur | Hans-Joachim Solms<br />
»Ich möchte einen Topf borgen, bitte!« 10<br />
Center for International Students Management GmbH (CISM) | Jörg Kressler<br />
»Verzicht auf Aggregation und Bildung von Liga-Tabellen« 11<br />
Centrum für Hochschulentwicklung berücksichtigt auch Studienangebot der MLU<br />
Aufruf zur Intoleranz: 12<br />
»Alltagsrassismus« ist kein Kavaliersdelikt! | Margarete Wein<br />
Nachgefragt bei HoF: 14<br />
Schlüsselqualifikationen – keine Zusatzanforderung, sondern Kern von Hochschulbildung | Peer Pasternack<br />
Industrierelevante Forschung an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg 16<br />
Reinhard Neubert und Joachim Ulrich<br />
<strong>Universität</strong> verändert Gründerklima 18<br />
Zwei Jahre UNIVATIONS: Erfahrungen und Perspektiven | Susanne Hübner<br />
Die hallesche <strong>Universität</strong> ist das Zentrum ... 20<br />
... der Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt | Thomas Bremer<br />
»Freundschaften könnten entscheidend sein« 22<br />
Erziehungswissenschaftler untersuchen Schülergruppen | Paolo Schubert<br />
Mitteldeutsches Multimediazentrum 24<br />
Innovatives Miteinander starker Partner aus Wirtschaft und Ausbildung | Gerhard Lampe<br />
Bildung ohne Barrieren?! 26<br />
Balancieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit ... | Christa Schlenker-Schulte und John Albertini<br />
Quantensprung zum internationalen Master 28<br />
Studentenaustausch zwischen <strong>Halle</strong> und Bratislava | Ralf Michael Ebeling und Axel Stolze<br />
EU-TEMPUS-Projekt in Ägypten erfolgreich gestartet 29<br />
Internationalisierung von MSc-Programmen an der Assiut-<strong>Universität</strong> | Peter Wycisk<br />
Ein Studium in <strong>Halle</strong> lohnt sich rundum! 30<br />
Lebendige Vereinbarung zwischen <strong>Universität</strong> und Studentenwerk <strong>Halle</strong> | Jutta Uebeler<br />
Sokrates bei halleschen Slawisten 31<br />
Slavic Networking – Linguistic and Cultural Integration | <strong>Martin</strong>a Kuhnert<br />
Die Sauer-Orgel wird wieder erklingen 32<br />
Viele tragen zum Erfolg des Projekts bei | <strong>Martin</strong> Hecht<br />
Händel School of Modern Epidemiology 33<br />
Epidemiolog(inn)en aus sieben Ländern in <strong>Halle</strong> an der Saale | Andreas Stang<br />
»Die sichere Operation« 34<br />
Forschungskonzept des Neurochirurgen Christian Strauss | Jens Müller<br />
25 Fragen an Gisela Heinzelmann 36<br />
Verbales Porträt einer Zeitgenossin<br />
Jubiläum 25+1 für die Generation 50 plus 37<br />
Das Seniorenkolleg an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> | Gisela Heinzelmann und Margarete Wein<br />
(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong> 38<br />
Lese-Empfehlungen querbeet | zusammengestellt von Margarete Wein<br />
»Bitte einmal gemischten Sprachsalat ...« 40<br />
Diesmal mit: verschiedenen femininen Formen ...<br />
»... und ein Literatürchen!« 40<br />
Karin Scherf: »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt ... «<br />
Ehrungen, Mitgliedschaften in Gremien, Berufungen, Jubiläen 41<br />
Aktion Buchpaten – eine Initiative braucht Hilfe! 43<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Impressum<br />
scientia halensis – Unimagazin<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
Ausgabe 1/2006, 14. Jahrgang<br />
erscheint viermal im Jahr<br />
Herausgeber<br />
Der Rektor<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
Redaktion<br />
Dr. Margarete Wein (verantwortlich i. S. d. P.)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Prof. Dr. Wilfried Grecksch (Rektor),<br />
Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg (Altrektor),<br />
Prof. Dr. Andrea Jäger, Prof. Dr. Gerhard Lampe,<br />
Christine Mitsching (VFF), Jens Müller,<br />
Ute Olbertz, Katrin Rehschuh, Paolo Schubert,<br />
Dr. Ralf-Torsten Speler, Dr. Margarete Wein<br />
Grafik-Design und Layout<br />
Barbara Dimanski, Dipl.-Grafik-Designerin AGD/BBK<br />
Postanschrift der Redaktion<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />
06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Besucheranschrift der Redaktion<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
<strong>Universität</strong>sring 14<br />
06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Kontakt zur Redaktion<br />
Telefon: 0345 55-21420<br />
Fax: 0345 55-27254<br />
E-Mail: margarete.wein@verwaltung.uni-halle.de<br />
Internet: www.uni-halle.de<br />
Druck<br />
AF Druck Holleben<br />
Anzeigenpreisliste<br />
2006<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.<br />
Die Rechte für sämtliche Beiträge und Abbildungen im<br />
<strong>Universität</strong>smagazin scientia halensis liegen beim Rektorat<br />
der <strong>Universität</strong>. Nachdrucke sind nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion gestattet.<br />
Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte oder Bilder<br />
übernehmen wir keine Haftung.<br />
ISSN 0945-9529<br />
scientia halensis erscheint mit freundlicher Unter stüt zung der<br />
Vereinigung der Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg e.V. (VFF)<br />
Titelbild: © Bertram Kober, PUNCTUM Leipzig<br />
für letzelfreivogel architekten <strong>Halle</strong><br />
3<br />
I NHALT/IMPRESSUM
4<br />
V ORWORT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser, …<br />
... vor Ihnen liegt die dritte Ausgabe der neuen scientia halensis<br />
und möchte Sie – Student(in), Mitarbeiter(in) der <strong>Universität</strong> oder<br />
Professor(in) – beim Start ins Wintersemester 2006/07 begleiten oder<br />
Ihnen, die Sie das akademische Leben und Treiben in <strong>Halle</strong> aus anderer<br />
Perspektive verfolgen, wieder einiges an Neuem, Berichtenswertem<br />
und Interessantem aus der Alma mater halensis et vitebergensis<br />
und ihrem Umfeld nahe bringen.<br />
Der Schwerpunkt heißt »Wissenschaft – Bildung – Markt«, repräsentiert<br />
also eine Symbiose, ohne die Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft<br />
moderner Industriestaaten heutzutage nicht mehr denkbar sind.<br />
Dementsprechend breit gefächert ist das Spektrum der Beiträge: vom<br />
neuen Team an der Spitze der <strong>Universität</strong>, das zugleich mit dem Inkrafttreten<br />
der veränderten Hochschulstruktur am 1. September die<br />
Geschicke der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg in die<br />
Hände nahm, über verschiedene Aspekte der gerade in diesem Kontext<br />
so überaus wichtigen Internationalisierung der <strong>Universität</strong> und<br />
die parallel zur Umstellung auf die Bachelor- und Masterabschlüsse<br />
nachdrücklich geforderten Schlüsselqualifikationen für künftige<br />
Absolvent(inn)en bis hin zur halleschen Ranking-Präsenz, der Bedeutung<br />
der halleschen <strong>Universität</strong> als Zentrum der Lehrerbildung im<br />
Land Sachsen-Anhalt und zu den wachsenden Bemühungen um optimale<br />
– sprich: barrierefreie – Integration von behinderten Studierenden<br />
und Mitarbeiter(inne)n in den universitären Alltag.<br />
Außerdem werden Projekte »industrierelevanter Forschung« an der<br />
MLU und die vielfarbige Palette der Möglichkeiten des Mitteldeutschen<br />
Multimediazentrums (MMZ) vorgestellt. Als Pendant zur<br />
genannten Internationalisierung – beispielsweise auch auf den Web-<br />
Seiten der <strong>Universität</strong> – erscheinen Beiträge zu bi- und multinationalen<br />
Kooperationen und Kongressen, wie sie etwa in Ägypten, in der<br />
Slowakei und auch in <strong>Halle</strong> selbst zu verschiedenen Zeiten oder<br />
permanent zum Tragen kommen.<br />
Schwerpunktteil und »Rest« des Heftes sind diesmal gar nicht klar<br />
voneinander zu trennen, denn letztlich lässt sich alles, was an dieser<br />
Alma mater (wie an jeder anderen auch) passiert, mit mindestens<br />
einem der drei zentralen Begriffe in Verbindung bringen. Auch die<br />
Angebote des Studentenwerks und das Senior(inn)enstudium, ja selbst<br />
die Novitäten aus der »(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong>« zählen im<br />
weitesten Sinn dazu.<br />
Und ein weiteres Mal möchten wir Sie ermuntern, sich aktiv an der<br />
Verwirklichung des schon lange bestehenden Plans einer Rubrik mit<br />
»Lesermeinungen« zu beteiligen. Fragen, Probleme und Themen, die<br />
man kontrovers diskutieren kann, gibt es in dieser Ausgabe wahrlich<br />
genug.<br />
Ihre Margarete Wein
»Welcome to the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />
University«<br />
Neue englischsprachige Präsentation der Uni im Internet<br />
C HRISTINA SCHRÖDER<br />
Im Rahmen der allgemeinen Bemühungen um eine stärkere Internationalisierung der deutschen<br />
Hochschulen zeigt sich nun auch die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg mit einem<br />
neuen internationalen Gesicht im Internet. Die vom universitätsinternen Projekt University<br />
Orientation Network (UniOn) und der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit erstellte englischsprachige<br />
Internetpräsentation wurde – nach Vorstellung im Senat – Anfang Juni dieses Jahres auf<br />
der Startseite der MLU freigeschaltet. Hinter UniOn, das seit November 2005 vom Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Programms zur Förderung der Internationalisierungsstrukturen<br />
an den deutschen Hochschulen (PROFIS) finanziert wird, stehen<br />
Projektleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Neubert, bis August Prorektor 2006 für Forschung,<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Beziehungen, Dr. Manfred Pichler, Leiter<br />
des Akademischen Auslandsamts, sowie die Projektkoordinatoren Yvonne Möbius und Torsten<br />
Evers. Übergreifendes Ziel von UniOn ist die Initiierung von Maßnahmen, die dazu beitragen<br />
sollen, die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> im internationalen Kontext attraktiver zu positionieren<br />
– dabei ist der internationale Internetauftritt nur eins von ca. 30 Teilprojekten.<br />
Als die Förderung des Projekts UniOn beim<br />
DAAD beantragt wurde, ging es vor allem<br />
darum, die internationale Außenwirkung<br />
der MLU zu verbessern. Das erfordert, die<br />
<strong>Universität</strong> auch im Internet weltoffen und<br />
niveauvoll in englischer Sprache zu präsentieren.<br />
Diese neuen Internetseiten sind nun zugänglich<br />
und informieren aktuell über Erfolge<br />
aus Wissenschaft und Forschung an der MLU,<br />
über Geschichte und Visionen der <strong>Universität</strong>,<br />
das Leben in <strong>Halle</strong> und Umgebung sowie über<br />
wichtige Kontakte für internationale Bewerber.<br />
»LUST AUF MEHR ... «<br />
Der Gestalter des Internetauftritts, Torsten<br />
Evers, will ein enthusiastisches und lebhaftes<br />
Bild der <strong>Universität</strong> vermitteln, das visuell<br />
und inhaltlich »Lust auf mehr macht«. Dem<br />
Designer liegt viel daran, dass sich die Uni<br />
international offener und »mit mehr Emotionalität«<br />
präsentiert: »Informativ, gut strukturiert<br />
und emotional ansprechend sollten<br />
die Internetseiten werden. Navigationsleiste<br />
und Standard-Kopfbe reich der Internetseiten<br />
waren durch das Corporate-Identity-Konzept<br />
der MLU definiert und somit tabu. Die<br />
Emotionalisierung wurde durch Kopfgrafiken<br />
erreicht, die Panoramen, interessante Details<br />
und Schnappschüsse zeigen. Das zweispaltige<br />
Layout – Trennung von Mengentext und<br />
weiterführenden Links bzw. News – kürzt<br />
die Zeilenlängen und macht den Text leichter<br />
lesbar. Das Informationsangebot in seiner<br />
Gesamtstruktur ist auf die typischen Fragestellungen<br />
zu den Schwerpunkten Studium,<br />
Forschung und die Stadt <strong>Halle</strong> als Studienort<br />
ausgerichtet.«<br />
G UTE ZUSAMMENARBEIT<br />
Ohne die konstruktive Zusammenarbeit mit<br />
dem <strong>Universität</strong>srechenzentrum und dem<br />
Web-CMS-Team sowie mit der Online-Redaktion<br />
der Uni hätten die Nutzer(innen)<br />
wohl noch lange auf den neuen Internetauftritt<br />
warten müssen. Mit dem universitätseigenen<br />
Web-Content-Management-System verfügt<br />
die hallesche <strong>Universität</strong> über eine leistungsfähige,<br />
schnell zu erlernende und einfach zu<br />
bedienende technische Lösung für Online-<br />
Publikationen.<br />
Die Projektarbeit konnte sich daher auf die<br />
Entwicklung eines neuen Designs und die<br />
Strukturierung der Inhalte konzentrieren. »Zur<br />
Umsetzung der neuen Layoutvorgaben punktuell<br />
erforderliche Programmierungen wurden<br />
durch das WCMS-Team umgehend realisiert,<br />
und so entstand in kürzester Zeit die neue Seitenstruktur,<br />
die nun von der Online-Redaktion<br />
bereitgestellte Texte und Bilder aufnehmen<br />
kann.«<br />
»INTERNETSEITEN SIND NIE FERTIG«<br />
Aber die englischsprachige Internetpräsentation<br />
einer renommierten <strong>Universität</strong> wie der<br />
MLU muss lebendig und aktuell bleiben: Inhalte<br />
ändern sich und erfordern gestalterische<br />
Anpassungen. In dieser Flexibilität liegt laut<br />
Torsten Evers ein großer Vorteil des Mediums<br />
Internet, da neue Beiträge ohne großen finanziellen<br />
Aufwand direkt eingearbeitet werden<br />
können.<br />
Allerdings bedarf der Anspruch, die internationalen<br />
Seiten zu einem integralen Bestandteil<br />
der Gesamtdarstellung der <strong>Universität</strong><br />
werden zu lassen, der ständigen Pflege und<br />
Aktualisierung mit Informationen, die im<br />
internationalen Rahmen von Interesse sind.<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Torsten Evers, im Rahmen des DAAD-Programms zur<br />
Förderung der Internationalisierungsstrukturen an<br />
den deutschen Hochschulen (PROFIS) seit November<br />
2005 verantwortlich für den Aufbau des internationalen<br />
Web-Auftritts der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg. (Foto: Paolo Schubert)<br />
Der internationale Webauftritt der MLU ist<br />
seit dem 1. September 2006 direkt von der<br />
Homepage der <strong>Universität</strong><br />
http://www.uni-halle.de/<br />
über die britische Flagge rechts oben oder<br />
durch Eingabe der Web-Adresse<br />
http://www.international.uni-halle.de/<br />
abrufbar:<br />
Diese Aufgabe obliegt nominell der Abteilung<br />
Öffentlichkeitsarbeit – die sie aber nur dann<br />
erfüllen kann, wenn die Online-Redakteurin<br />
(ute.olbertz@verwaltung.uni-halle.de) ständig<br />
aus allen Bereichen kurze Meldungen (maximal<br />
1 500 Zeichen) über aktuelle Forschungsprojekte<br />
und Veranstaltungen in englischer<br />
Sprache erhält, da es derzeit keine Möglichkeit<br />
gibt, die zugelieferten News zeitnah und<br />
ohne zusätzliche Kosten ins Englische zu<br />
übersetzen.<br />
Dr. Christina Schröder, Jahrgang<br />
1976, studierte 1995–1999<br />
Geschichte und Germanistik an der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Seit 1999<br />
ist sie am Historischen Institut der<br />
<strong>Universität</strong> Essex (UK) tätig, wo sie<br />
seit 2002 einen Lehrauftrag hat und<br />
2006 promoviert wurde. Von Juli bis<br />
September 2006 absolvierte sie ein<br />
Praktikum in der Abt. Öffentlichkeitsarbeit/<br />
Veranstaltungsmanagement der MLU.<br />
Telefon: 0345 5511177, E-Mail: cschro@essex.ac.uk<br />
5<br />
D IE HALLESCHE UNI INTERNATIONAL IM INTERNET
I NTERVIEW 6<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Statt Versuchsfeld und Labor der<br />
Rektorstuhl<br />
Mit dem 261. Rektor der MLU, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock,<br />
im Gespräch<br />
An einem der heißesten Tage des Sommers sitzen wir uns – 42 Tage vor Amtsantritt des neuen<br />
Rektors der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, dem Noch-Direktor des Instituts für Acker- und<br />
Pflanzenbau der Noch-Landwirtschaftlichen Fakultät – im ersten Stock des Haupthauses der<br />
halleschen Landwirte in seinem Arbeitszimmer gegenüber. Kaffee gibt es zum Glück (die<br />
Wärme!) nicht. Beide gut vorbereitet, können wir schnell zum Wesentlichen kommen und binnen<br />
einer Stunde die meisten der zu diesem Zeitpunkt möglichen Fragen klären.<br />
Seit dem 5. Juli 2006 sind Sie, Herr Professor<br />
Diepenbrock, designierter Rektor der halle schen<br />
<strong>Universität</strong>. Viele waren überrascht – Sie selbst auch?<br />
Die Wurzeln der Überraschung reichen weit<br />
zurück, nämlich bis zum Ergebnis der Senatswahl<br />
am 10. Mai: Dem Spitzenreiter Prof.<br />
Grecksch folgten, zwar in gehörigem Abstand,<br />
aber dicht beieinander, Prof. Solms, Prof.<br />
Waschke und ich. Das gab den Anstoß, erst<br />
einmal über eine Kandidatur nachzudenken,<br />
denn die Stimmen kamen ja nicht nur aus<br />
meiner Fakultät, sondern offenbar aus allen<br />
Bereichen der <strong>Universität</strong>. Das empfand ich<br />
als starke Ermutigung.<br />
Was prädestiniert Sie für das höchste Amt der<br />
<strong>Universität</strong>?<br />
Ich bin seit zwölf Jahren in <strong>Halle</strong> und kenne<br />
nicht nur mein Institut und meine Fakultät,<br />
sondern auch die Gesamtheit der Alma mater<br />
halensis et vitebergensis gut. Vor allem deshalb,<br />
weil ich im Rahmen der akademischen<br />
Selbstverwaltung bereits eine Reihe von Ämtern<br />
bekleidet habe.<br />
Welche?<br />
Vier Jahre lang (1996-2000) war ich Dekan<br />
der Landwirtschaftlichen Fakultät, ich war<br />
Vertrauensdozent der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />
Mitglied der Forschungskommission<br />
und der Senatsunterkommission für<br />
tarifrechtliche Fragen. Außerdem leitete ich<br />
die Senatsunterkommission »Wissenschaftliches<br />
Fehlverhalten« und bin im Rahmen<br />
der Exzel lenzförde rung des Landes Sachsen-<br />
Anhalt interner Gutachter für das biowissenschaftliche<br />
Netzwerk »Strukturen und Mechanismen<br />
der biologischen Informationsverarbeitung«.<br />
Bei Ihrer Kandidatur kündigten Sie an, künftig nur zwei<br />
Prorektorate einrichten zu wollen – es sind dann am<br />
12. Juli doch drei geworden. Warum?<br />
Ich hatte ein »lean management« im Sinn<br />
– das aber so rigoros wohl doch nicht realisierbar<br />
ist. Doch ich habe von Anfang an nicht<br />
nur die beiden Prorektorate – Studium, Lehre,<br />
Weiterbildung und internationale Beziehungen<br />
(Prof. Dr. Christoph Weiser – s. S. 8) sowie<br />
Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs<br />
(Prof. Dr. Joachim Ulrich – s. S. 8) –, sondern<br />
einen zusätzlichen Aktionsraum für Sachentscheidungen<br />
und Managementoptionen für<br />
mich selbst geplant. Daraus wurde das (dritte)<br />
Prorektorat für strategische Entwicklung (Prof.<br />
Dr. Bernd Six – s. S. 9).<br />
Der Senat folgte Ihren Vorstellungen – was erwarten<br />
Sie jetzt und in Zukunft von »Ihren« Prorektoren?<br />
Team-Arbeit hat für mich das Prä. Deshalb<br />
hatte ich mich vor der Wahl mit Professor<br />
Ulrich und Professor Weiser über ein Konzept<br />
für die Arbeit des Rektorats in der Wahl-<br />
periode 2006–2010 verständigt, besonders<br />
im Bezug auf die effektive Umsetzung der<br />
neuen Fakultätsstruktur und der modularisierten<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge sowie<br />
auf eine exakte Profilierung in Forschung und<br />
Lehre. Prof. Six ist nun mit im Boot, und wir<br />
wollen alle gemeinsam daran arbeiten, dass<br />
die zwischen Kultusministerium und <strong>Universität</strong><br />
abgeschlossenen Zielvereinbarungen – mit<br />
Blick auf die Evaluierung 2008 – nach außen<br />
und innen optimal umgesetzt werden.<br />
Laufen die Zielvereinbarungen nicht bis 2010?<br />
Ja, aber die Budgetgarantie gilt nur für die<br />
ersten drei Jahre der Laufzeit; eine Zwischenbilanz<br />
in Form einer Evaluierung 2008 war<br />
von Anfang an festgelegt. Ihr Resultat wird<br />
die zwei folgenden Jahre maßgeblich beeinflussen.<br />
Noch einmal zur neuen Crew, der qua Amt ja auch der<br />
Kanzler der <strong>Universität</strong> angehört. Ein Landwirt, ein<br />
Ingenieur, ein Psychologe, ein Ökonom und ein Jurist<br />
– welches Innovationspotenzial liegt in<br />
dieser speziellen Mischung?<br />
Nach der fachlichen Herkunft zu fragen,<br />
macht keinen Sinn. Im Kontext der neuen<br />
<strong>Universität</strong>sstruktur (s. S. 7 unten und S. 8/9<br />
– d. Red.) geht es nicht zuletzt um den Abbau<br />
des Proporzdenkens!<br />
Was einer vorher gemacht hat, ist überhaupt<br />
nicht relevant. Es gibt nur zwei Kriterien für<br />
die Ämterbesetzung: Bereitschaft und Kompetenz.<br />
Ansonsten stellt das neue Team die<br />
ideale Mischung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften<br />
dar.<br />
Auf einem Chefsessel zu sitzen, ist für Sie nicht neu.<br />
Nutzen Ihnen die Erfahrungen als Instituts direktor und<br />
als Dekan für das neue Amt?<br />
Alle schon erwähnten Funktionen sind hervorragend<br />
geeignet, die <strong>Universität</strong> von innen<br />
kennen zu lernen. Ein anderer »Chefsessel«<br />
war für sechs Jahre der des Präsidenten der<br />
rund 600 Mitglieder umfassenden Deutschen<br />
Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften.<br />
Eine Hauptaufgabe des neuen Rektorats wird es sein, Freiräume für die<br />
Kernaufgaben der <strong>Universität</strong> zu schaffen, nämlich Bildung, Forschung und<br />
Lehre. Dabei verstehe ich die <strong>Universität</strong> als Leistungs gemeinschaft aller<br />
Mitgliedergruppen, die von ihren jeweiligen Aufgaben begeistert sind.<br />
In diesem Sinn wünsche ich der <strong>Universität</strong>, dass in Labors und Bibliotheken<br />
das Licht immer leuchtet.<br />
(Prof. Dr. Wulf Diepenbrock im Gespräch am 19. Juli 2006)<br />
Aus der langen Liste Ihrer wissenschaftlichen<br />
Publikationen ragt eine besonders hervor: das im<br />
vergangenen Jahr in Stuttgart erschienene Lehrbuch<br />
»Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung,<br />
Grundwissen Bachelor«. Das zielt genau auf die neue<br />
Studienstruktur. Inwieweit haben Landwirt(inn)e(n)<br />
als Bachelor und Master bessere Berufschancen als die<br />
früheren Diplomlandwirt(inn)e(n)?<br />
Ich freue mich, dass Sie gerade dieses Buch<br />
erwähnen. Es ist in der Tat ein deutschlandweit<br />
gefragtes Standardwerk, der »Renner«<br />
schlechthin, zumal alle Fakultäten auf die gestuften<br />
Studienprogramme umgestellt haben.<br />
Lehre und Forschung in meinem Fachgebiet,<br />
dem Pflanzenbau, haben sich in den letzten<br />
Jahren in <strong>Halle</strong> eine führende Position erarbeiten<br />
können, so dass die Absolvent(inn)en<br />
immer gute Chancen hatten, im Berufsleben<br />
Fuß zu fassen.
Was wird Ihr Credo als Rektor sein?<br />
In Zeiten knapper Kassen geht es im Kern<br />
darum, nicht auf Grund finanzieller Restriktionen<br />
eine geistige Bankrotterklärung abzugeben,<br />
sondern erst einmal das geistige Spielfeld<br />
zu betreten, auf dem Politik und <strong>Universität</strong><br />
spielen wollen. Wenn wir etwas von den amerikanischen<br />
<strong>Universität</strong>en – zum Beispiel von<br />
der University of Virginia – lernen können,<br />
dann ist es die dort verbreitete Vision, »den<br />
Geist zu bereichern – durch die Anregung<br />
und Förderung einer Geisteshaltung der freien<br />
Forschung, die auf das Verständnis der Natur<br />
des Universums und der Rolle des Menschen<br />
darin zielt«.<br />
Wir dürfen nicht Gefahr laufen, »den Meister<br />
im Handwerk« zu profilieren, dessen Stärken<br />
nicht gerade Initiative und intellektuelle Neugier<br />
oder Selbständigkeit im Denken sind.<br />
Die Leserschaft der scientia halensis ist ebenso neugierig<br />
wie die anderer Zeitungen und Zeitschriften.<br />
Deshalb lassen Sie uns ein wenig in die Vergangenheit<br />
spähen. 1994 kamen Sie, nach einem Intermezzo in<br />
Bonn, von Christian Albrecht in Kiel zu <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />
nach <strong>Halle</strong> – und blieben. War das von Anfang an<br />
geplant?<br />
Ich war 46 Jahre alt, bekam eine C4-Professur<br />
mit hervorragender Ausstattung an einer der<br />
renommiertesten Landwirtschaftlichen Fakultäten<br />
der Republik – was wollte ich mehr?<br />
Das sollte schon »was für’s Leben« sein.<br />
Und Ihre Familie? Wenn ich nicht irre, be steht sie aus<br />
vier Lehrerinnen. Haben die sich genauso gut hier<br />
eingelebt wie Sie?<br />
Ja, auf jeden Fall. Auch wenn es zwei unserer<br />
Töchter nach Berlin und Baden-Württemberg<br />
verschlagen hat, kommen sie immer gern nach<br />
Hause – und das ist unser Domizil in Bad<br />
Lauchstädt, das wir seit zehn Jahren bewohnen.<br />
Meine Frau arbeitet als Lehrerin in Merseburg,<br />
die Jüngste ist noch Studentin.<br />
Zu guter Letzt: Ihr liebstes Sprichwort? Eine wichtige<br />
Person aus der Historie? Ihr Lieblingsmaler? Ein<br />
Lieblingsort? Ihre Lieblings lektüre? Und ein Hobby?<br />
»Esel singen so falsch, weil sie zu hoch anstimmen.«<br />
Kardinal und Fürstbischof Melchior<br />
von Diepenbrock aus Breslau. Der Expressionist<br />
Emil Nolde und seine Blumenbildern.<br />
Das Nolde-Museum im nordfriesischen<br />
Seebüll, Dithmarschen (die Heimat meiner<br />
Frau). »Der Campus« von Dietrich Schwanitz.<br />
Preußische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />
scientia halensis dankt Ihnen im Namen der Leserinnen<br />
und Leser für das aufschlussreiche Gespräch.<br />
(Die Fragen stellte Margarete Wein.)<br />
DIE NEUE UNIVERSITÄTSSTRUKTUR:<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Professor Dr. agr. Wulf Diepenbrock, Jahrgang 1947, wurde am 5. Juli 2006 vom erweiterten Senat der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg für vier Jahre zum Rektor gewählt. Seine Amtszeit begann am<br />
1. September 2006. (Foto: Paolo Schubert)<br />
• Theologische Fakultät<br />
• Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (Zusammenschluss der beiden bisher selbstständigen<br />
Fakultäten)<br />
• Medizinische Fakultät<br />
• Philosophische Fakultät I – Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften (bisherige Fachbereiche<br />
Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften sowie Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften)<br />
• Philosophische Fakultät II – Philologien, Kommunikations- und Musikwissenschaften (bisherige Fachbereiche Sprach-<br />
und Literaturwissenschaften sowie Musik-, Sport- und Sprechwissenschaft)<br />
• Philosophische Fakultät III – Erziehungswissenschaften (bisheriger Fachbereich Erziehungswissenschaften)<br />
• Naturwissenschaftliche Fakultät I – Biowissenschaften (bisherige Fachbereiche Biologie, Biochemie und<br />
Biotechnologie sowie Pharmazie)<br />
• Naturwissenschaftliche Fakultät II – Chemie und Physik (bisherige Fachbereiche Chemie und Physik)<br />
• Naturwissenschaftliche Fakultät III – Agrar- und Geowissenschaften, Mathematik und Informatik (bisherige<br />
Landwirtschaftliche Fakultät und die Fachbereiche Geowissenschaften sowie Mathematik und Informatik)<br />
• Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />
Informationen über die jeweiligen Dekane bzw. Dekaninnen, die Sitze der Dekanate sowie deren Telefonnummern und E-Mail-<br />
Adressen stehen – mit Links zu den einzelnen Bereichen versehen – im Internet unter:<br />
http://www.uni-halle.de/fakultaeten/index.de.php<br />
7<br />
I NTERVIEW
D IE NEUE STRUKTUR DER UNIVERSITÄT 8<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Sprungbrett in die Zukunft<br />
Chancen der neuen <strong>Universität</strong>sstruktur<br />
H ANS-JOACHIM SOLMS<br />
In der Senatsperiode 2003–2006 wurden tiefgreifende Entscheidungen getroffen und Entwicklungen<br />
eingeleitet, die ihre Wirksamkeit zum Teil erst in der nun begonnenen Legislaturperiode<br />
entfalten und die <strong>Universität</strong> auf Dauer verändern werden. Dazu zählen die Bildung von<br />
Schwerpunkten (die ihre Anerkennung durch Aufnahme in die Landesexzellenzförderung bereits<br />
fand) und die zum Wintersemester 2006/07 für viele Fächer schon erfolgte Umstellung auf gestufte<br />
Studiengänge. Schließlich die seit dem 1. September 2006 geltende – vielen Mitgliedern<br />
der <strong>Universität</strong> noch unvertraute, sogar fremde – neue Fakultäten- und Institutsstruktur. Deren<br />
Voraussetzungen und Ziele, der ganze Entwicklungsweg von der ersten Idee bis zum Resultat<br />
seien hier referiert.<br />
Die universitäre Strukturentwicklung wurde<br />
bereits vor der Senatsperiode 2003–2006<br />
durch die Hochschulstrukturplanung des<br />
Landes Sachsen-Anhalt vom 19.08.2003 vorbereitet.<br />
Dafür wurde programmatisch als<br />
vordringliche Aufgabe formuliert, an der <strong>Universität</strong><br />
profilbestimmende Forschungs- und<br />
Ausbildungsschwerpunkte zu fördern und<br />
sie nachhaltig durch eine Verankerung in der<br />
<strong>Universität</strong>sstruktur abzusichern. Folgerichtig<br />
wurden die Strukturveränderungen in den<br />
einzelnen Fachbereichen zu einem Kernelement<br />
der künftigen Entwicklung erklärt, wobei<br />
›Strukturveränderung‹ besonders auch auf die<br />
Überführung kleinerer in größere Struktureinheiten<br />
zielte. Unabhängig von einer unstrittig<br />
inhaltlich hochschulpolitischen Zielstellung<br />
der Hochschulstrukturplanung sah man in<br />
den strukturellen Veränderungen das Mittel<br />
zur synergetischen Einsparung erheblicher<br />
Finanzmittel. Die der <strong>Universität</strong> auferlegte<br />
und bereits zum Haushaltsjahr 2006 wirksam<br />
gewordene Mittelkürzung von 14,7 Mio. €<br />
(12 Prozent ihres Etats) wurde über die mit<br />
der Strukturveränderung zusammenhängenden<br />
Einsparungen begründet. Die einschneidendste<br />
Maßnahme in diesem Kontext war, nach Kabinettsbeschluss<br />
vom 18.05.2004, die Schließung<br />
der Ingenieurwissenschaften und die<br />
Auflösung des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften<br />
zum 31.08.2006, rechtskräftig geworden<br />
durch die ›Verordnung zur Neuordnung<br />
von Fachbereichen und Studiengängen an<br />
staatlichen Hochschulen vom 3. Januar 2005‹.<br />
R AHMEN UND INHALT<br />
Den formalen Rahmen für die nach der<br />
Hochschulstrukturplanung notwendigen Entscheidungen<br />
zur Umstrukturierung der <strong>Universität</strong><br />
setzte das Landeshochschulgesetz<br />
Sachsen-Anhalt (LHG SA) vom 05.04.2004.<br />
Es sieht in § 66 (2) für die Fachbereiche bzw.<br />
Fakultäten eine Mindestgröße von dreißig<br />
Professor(inn)enstellen vor, für Institute gilt<br />
gemäß § 79 (1) eine Mindestausstattung von<br />
fünf Professor(inn)enstellen.<br />
Im Ergebnis der an der <strong>Universität</strong> intensiv<br />
geführten und durch eindrucksvolle Studierendenproteste<br />
begleiteten Diskussion um ein<br />
inhaltlich bezogenes Strukturkonzept und eine<br />
institutionelle Anpassung an die modularisierte<br />
Studienstruktur wurde in der Ergänzungsvereinbarung<br />
zwischen <strong>Universität</strong> und Land<br />
vom 23.07.2004 vereinbart, eine neue Fachbereichsschneidung<br />
vorzunehmen. Dazu gehörte<br />
die Verpflichtung, bis 31.12.2005 eine angepasste<br />
Binnenstruktur der neuen Fakultäten<br />
zu schaffen. Nach einer auf allen Ebenen der<br />
<strong>Universität</strong> geführten Diskussion beschloss der<br />
Akademische Senat am 13.07.2005 eine neue<br />
Grundordnung der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>,<br />
die in § 19 eine Gliederung der <strong>Universität</strong> in<br />
9 Fakultäten (s. S. 7) und ein Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />
als zusätzliche Gliederungseinheit<br />
der <strong>Universität</strong> vorsieht. Obwohl<br />
die Theologische Fakultät die durch das LHG<br />
SA vorgegebene Mindestgröße deutlich unterschreitet,<br />
bleibt sie aufgrund der Regelung<br />
des Staatskirchenvertrages als eigenständige<br />
Fakultät erhalten; sie bildet jedoch mit der<br />
Philosophischen Fakultät III eine Verwaltungseinheit.<br />
I DENTITÄT – KONSENS – INNOVATION<br />
Die Verhandlungen über die Neubildung der<br />
Fakultäten und deren Namen sowie die parallel<br />
zur Grundordnungsdiskussion geführten<br />
Verhandlungen über die neuen Institutsstrukturen<br />
erwiesen sich oft als äußerst langwierig<br />
und schwierig. Besonders im Bereich der<br />
Geisteswissenschaften existierte eine große<br />
Zahl von Klein- und Kleinstinstituten, die nur<br />
mit einer, zwei oder drei Professorenstellen<br />
ausgestattet waren. Hier berührte die Frage<br />
des neuen Zuschnitts der Institute – konkret<br />
Spaltung und/oder Fusion vorhandener Institute<br />
– das Selbstverständnis und die Identität<br />
der Fächer, die um ihren Bestand fürchteten.<br />
Das neue Spitzen-Team<br />
PROF. DR. AGR. WULF DIEPENBROCK<br />
REKTOR<br />
(s. S. 6/7)<br />
PROF. DR. RER. POL.<br />
CHRISTOPH WEISER<br />
PROREKTOR FÜR STUDIUM,<br />
LEHRE, WEITERBILDUNG UND<br />
INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN<br />
Christoph Weiser, geboren 1957 in Frankfurt am Main, studierte<br />
1978–1984 Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen<br />
Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong> Bonn und war anschließend dort in<br />
Forschung und Lehre tätig (Promotion 1990, Habilitation 1997).<br />
Nach einem Lehrauftrag an der <strong>Universität</strong> Namur (Belgien) wurde<br />
er 1997 zum <strong>Universität</strong>sprofessor für Betriebswirtschaftslehre,<br />
Internes Rechnungswesen und Controlling an die Wirtschaftwissens<br />
chaftliche Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
(Institut für Betriebswirtschaftslehre) berufen.<br />
Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für Studium, Lehre,<br />
Weiterbildung und internationale Beziehungen Mitglied des<br />
Rektorats der Alma mater halensis et vitebergensis.<br />
Telefon: 0345 55-21490, Telefax: 0345 55-27231<br />
E-Mail: christoph.weiser@rektorat.uni-halle.de<br />
PROF. DR.-ING. JOACHIM ULRICH<br />
PROREKTOR FÜR FORSCHUNG<br />
UND WISSENSCHAFTLICHEN<br />
NACHWUCHS<br />
Joachim Ulrich, geboren 1951 in Göttingen, studierte<br />
1971–1961 Verfahrenstechnik an der Technischen <strong>Universität</strong><br />
Clausthal-Zellerfeld und war anschließend – unterbrochen<br />
von Forschungsaufenthalten an der Waseda-<strong>Universität</strong> Tokyo<br />
(Japan) und an der Tongij-<strong>Universität</strong> Shanghai (China) – bis<br />
1984 in Forschung und Lehre an der Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule Aachen tätig (Promotion 1981). Es<br />
folgten Anstellungen (Habilitation 1990) an wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen in Bremen, bis er 1999 zum <strong>Universität</strong>sprofessor<br />
für Thermische Verfahrenstechnik an den damaligen Fachbereich<br />
Ingenieurwissenschaften der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
Wittenberg berufen wurde. 1994 und 2005 übernahm er<br />
Gastprofessuren in Sao Paulo (Brasilien) und Rouen (Frankreich).<br />
Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs Mitglied des Rektorats der Alma mater<br />
halensis et vitebergensis.<br />
Telefon: 0345 55-21450, Telefax: 0345 55-27091<br />
E-Mail: joachim.ulrich@rektorat.uni-halle.de
PROF. DR. PHIL. BERND SIX<br />
PROREKTOR FÜR STRATEGISCHE<br />
ENTWICKLUNG<br />
Bernd Six, geboren 1943 in Bückeburg, studierte 1964–1970<br />
Psychologie, Philosophie und Germanistik an der Rheinischen<br />
Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong> Bonn und war in der Folgezeit<br />
bis 1981 dort in Forschung und Lehre tätig (Promotion 1974,<br />
Habilitation 1979). Es folgten Professuren an der Georg-<br />
August-<strong>Universität</strong> Göttingen, an der <strong>Universität</strong> Koblenz-Landau<br />
(1981–1988) und an der Bergischen <strong>Universität</strong> Wuppertal<br />
(1988–1995), bis er 1995 zum <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />
Sozial- und Organisationspsychologie an das Institut für<br />
Psychologie am damaligen Fachbereich Geschichte, Philosophie<br />
und Sozialwissenschaften der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
Wittenberg berufen wurde.<br />
Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für strategische<br />
Entwicklung Mitglied des Rektorats der Alma mater halensis et<br />
vitebergensis.<br />
Telefon: 0345 55-21460, Telefax: 0345 55-27092<br />
E-Mail: bernd.six@rektorat.uni-halle.de<br />
DR. MARTIN HECHT<br />
KANZLER<br />
<strong>Martin</strong> Hecht, geboren 1966 in Nienburg an der Weser, studierte<br />
1986–1993 an der Technischen <strong>Universität</strong> Kaiserslautern<br />
und an der <strong>Universität</strong> Hamburg Wirtschaftsingenieurwesen<br />
und war dann bis 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />
Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der <strong>Universität</strong><br />
Greifswald (Promotion 1998) zuständig für den Aufbau des<br />
dortigen Bereichs Wirtschaftswissenschaften. 1998–2002<br />
war er Referatsleiter für Sonderforschungsbereiche bei der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im April 2002 wurde er vom<br />
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt für acht Jahre zum<br />
Kanzler der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg bestellt.<br />
Telefon: 0345 55-21010/11/12, Telefax: 0345 55-27076<br />
E-Mail: KANZLER@uni-halle.de<br />
Das Rektorat wollte indes keine Entscheidung<br />
gegen den Willen der Betroffenen fassen; deshalb<br />
mussten Lösungen und Kompromisse gefunden<br />
werden, die konsensuelle Mehrheit in<br />
den betroffenen Bereichen fanden.<br />
Im Zusammenhang mit der parallel organisierten<br />
Entwicklung gestufter und modularisierter<br />
Studiengänge wurde für alle Beteiligten sehr<br />
rasch deutlich, dass Kleininstitute die Anforderungen<br />
selbst eines modularisierten 60er<br />
BA-Studiengangs ohne Kooperation mit weiteren<br />
Partnern nicht schultern können. Deshalb<br />
werden parallel zur Institutsneuschneidung<br />
in einigen Fällen schon jetzt innovative<br />
Studiengänge entwickelt, zum Beispiel an<br />
dem durch Institutsspaltung und nachfolgende<br />
Fusion entstandenen Institut für Kunstgeschichte<br />
und Archäologien Europas.<br />
In Einzelfällen gab es allerdings auch konsensuell-pragmatische<br />
Lösungen, die sich in der<br />
Einschätzung aller Beteiligten möglicherweise<br />
als transitär erweisen werden, etwa der Zusammenschluss<br />
aus Medien- und Kommunikationswissenschaft<br />
und Sportwissenschaft. Hier<br />
ermöglicht die mit dem Land in den Zielvereinbarungen<br />
2006–2010 für 2008 verabredete<br />
Evaluation, einmal getroffene Entscheidungen<br />
ggf. zu überprüfen.<br />
F OKUS FORSCHUNG<br />
Generell zielten alle Überlegungen zur neuen<br />
Fakultäten- und Institutsstruktur darauf<br />
ab, institutionelle Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, innerhalb derer sowohl bewährte<br />
Lehrprogramme und exzeptionelle Einzelforschung<br />
fortgeführt als auch innovative Lehrkonzepte<br />
gestufter Studiengänge und vernetzte<br />
Schwerpunktforschung entwickelt, profiliert<br />
und verankert werden können. Zur Entlastung<br />
der dezentralen Bereiche von inhaltlichen wie<br />
administrativen und Planungsaufgaben, die<br />
als nicht fächerspezifische an verschiedenen<br />
Stellen parallel hätten erledigt werden müssen,<br />
bedurfte es weiterer institutioneller Rahmenbedingungen.<br />
Diesen Überlegungen einer weitgehenden<br />
Zusammenführung von Forschungsschwerpunkten<br />
in gemeinsamen Struktureinheiten<br />
gemäß ist der Forschungsschwerpunkt ›Biowissenschaften‹<br />
institutionell maßgeblich in<br />
der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen .<br />
Fakultät I verankert, der Forschungsschwerpunkt<br />
›Materialwissenschaften‹ in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät II,<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
der Forschungsschwerpunkt ›Orientwissenschaften‹<br />
in der Philosophischen Fakultät I,<br />
der Forschungsschwerpunkt ›Aufklärung‹ in<br />
den Philosophischen Fakultäten I und II.<br />
G UT GEWAPPNET UND MIT ZUVERSICHT<br />
Mit Blick auf die schwerpunktbildende Aufgabe<br />
der Lehrerbildung wurde an der MLU<br />
das Zentrum für Lehrerbildung eingerichtet,<br />
in dem alle einschlägigen Koordinierungsaufgaben<br />
zwischen den Fach- und Bildungswissenschaften<br />
einerseits und den Fachdidaktiken<br />
andererseits erledigt werden. Hierher gehört<br />
auch die Organisation der sog. ›Allgemeinen<br />
Schlüsselqualifikationen‹ (ASQ), die den gestuften<br />
Studiengängen aller Fächer gemeinsam<br />
sind, mittels zentraler Koordinierung in der<br />
<strong>Universität</strong>. Im Zuge der Bildung größerer<br />
Einheiten wurden zudem die bisher zahlreichen,<br />
meist auf Fachbereichsebene arbeitenden<br />
Prüfungsämter ab 01.09.2006 zu einigen<br />
wenigen Prüfungsämtern zusammengelegt.<br />
Beispiel: die zuvor von vier Prüfungsämtern<br />
der ehemaligen vier Fachbereiche erledigten<br />
Aufgaben nimmt nun ein einziges Prüfungsamt<br />
für die Philosophischen Fakultäten I und<br />
II wahr.<br />
Die Veränderungen sind in Kraft getreten.<br />
Mancher mag sich schwer daran gewöhnen;<br />
es wird eine Zeit dauern, bis sich alle Mitglieder<br />
der <strong>Universität</strong> in den neuen Strukturen<br />
wiederfinden, sie als identitätsstiftend annehmen.<br />
Obgleich es im Einzelfall durchaus noch<br />
zu Korrekturen kommen kann, sei doch zum<br />
Abschluss des Prozesses betont: Es ist der<br />
<strong>Universität</strong> gelungen, sich strukturell so aufzustellen,<br />
dass sie für künftige Anforderungen<br />
in Forschung und Lehre gut gewappnet ist und<br />
den Entwicklungen, besonders der Zeit nach<br />
2010, mit ruhiger Zuversicht entgegensehen<br />
kann.<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Solms,<br />
Jahrgang 1953, studierte 1974–1980<br />
Germanistik, Sozialwissenschaften und<br />
Wirtschaft in Bonn, war dann bis 1996<br />
in Forschung und Lehre an verschiedenen<br />
<strong>Universität</strong>en und beim Deutschen<br />
Akademischen Austauschdienst tätig<br />
(Promotion 1984, Habilitation 1990,<br />
<strong>Universität</strong>sprofessor ab 1993), ehe<br />
er 1996 als <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />
Geschichte der deutschen Sprache und<br />
der älteren deutschen Literatur an die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> berufen<br />
wurde. 1999–2003 war er Dekan des Fachbereichs Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften, 2000–2003 Dekan der Philosophischen Fakultät,<br />
2003–2006 Prorektor für Strukturentwicklung und Finanzen. Telefon:<br />
0345 55-23610, E-Mail: hans-joachim.solms@germanistik.uni-halle.de<br />
9<br />
D IE NEUE STRUKTUR DER UNIVERSITÄT
10<br />
C ENTER FOR INTERNATIONAL STUDENTS MANAGEMENT GMBH<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
»Ich möchte einen Topf borgen,<br />
bitte!«<br />
Center for International Students Management GmbH (CISM)<br />
J ÖRG KRESSLER<br />
Studien- oder Forschungsaufenthalte im Ausland sind mit einer Vielzahl von Erfahrungen verbun<br />
den. Spricht man die Landessprache nicht oder nur unzureichend, kommt es teilweise zu<br />
erheblichen Komplikationen. Kulturunterschiede, bürokratische Hürden, das Leben fern der Familie<br />
– all das kann besonders den Beginn eines Auslandsaufenthaltes zu einer wahren Herausforderung<br />
werden lassen. Dann ist es hilfreich, Ansprechpartner vor Ort zu haben, die einem zur<br />
Seite stehen – sei es, um eine passende Unterkunft zu finden, den Anmeldemarathon zu bewältigen,<br />
oder auch mal, wie bei einem eben angekommenen Studenten, mit einem Topf auszuhelfen.<br />
Aus aller Welt nach <strong>Halle</strong> an die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> – und zum CISM (Foto: Yvonne Möbius)<br />
Durch die Etablierung englischsprachiger Studienangebote<br />
und die Erweiterung des international<br />
ausgerichteten Forschungsumfelds ist<br />
es für internationale Studierende und Wissenschaftler<br />
nicht mehr zwingend notwendig, vor<br />
dem Studien- bzw. Forschungsaufenthalt die<br />
deutsche Sprache zu erlernen. Damit veränderten<br />
sich in den letzten Jahren auch die Anforderungen<br />
an deren Betreuung. Diese neuen<br />
Betreuungsstandards müssen nicht zuletzt im<br />
Kontext internationaler Wettbewerbsfähigkeit<br />
gesehen werden. Aus öffentlichen Mitteln<br />
indes lässt sich eine Infrastruktur, so wie sie<br />
gern gesehen und immer wieder gefordert<br />
wird, nicht finanzieren.<br />
A US DER NOT DIE IDEE<br />
Einschlägige Erfahrungen als verantwortlicher<br />
Hochschullehrer des interdisziplinären englischsprachigen<br />
Masterstudienganges Applied<br />
Polymer Science motivierten deshalb den Autor<br />
im Jahr 2005, eine Service GmbH zu gründen,<br />
die auf der Basis eines Kooperationsvertrags<br />
mit der MLU die notwendigen Betreuungsleistungen<br />
erbringen kann. Das Center for<br />
International Students Management GmbH<br />
(CISM) offeriert seither als freiwirtschaftliches<br />
Unternehmen Dienstleistungen für ausländische<br />
Studierende, Wissenschaftler(innen)<br />
und Gäste der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />
Diese zusätzlichen Angebote können aus der<br />
derzeitigen Infrastruktur der <strong>Universität</strong> nicht<br />
erbracht werden.<br />
Die Palette umfasst verschiedene Betreuungspakete,<br />
deren Kosten je nach Umfang und<br />
Aufenthaltsdauer zwischen 180 € und 950 €<br />
CENTER FOR INTERNATIONAL STUDENTS MANAGEMENT<br />
GMBH (CISM)<br />
Große Steinstraße 13, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-25983, Telefax: 0345 55-27384<br />
Internet: www.cism.uni-halle.de<br />
liegen. Groß ist auch das Interesse an Weiterbildung:<br />
an Sprachkursen und diversen<br />
thematischen Workshops. So sind für einen<br />
studienbegleitenden Sprachkurs (Lehrmaterialien<br />
inklusive) bei vier Stunden pro Woche je<br />
Semester 186 € pro Person zu zahlen.<br />
Bei Bedarf übernimmt CISM auch die Organisation<br />
wissenschaftlicher Tagungen und Kongresse<br />
– bis hin zur Betreuung internationaler<br />
Gäste. Vielfältige kulturelle Angebote runden<br />
das Angebot ab.<br />
Die Betreuung erfolgt meist in englischer<br />
Sprache, andere Sprachen sind nach Absprache<br />
buchbar. Mittlerweile steht der Service<br />
nicht allein der <strong>Universität</strong> zur Verfügung,<br />
sondern wird auch von den regionalen Forschungsinstituten<br />
in Anspruch genommen.<br />
R UNDUMBETREUUNG IM PAKET<br />
Die Betreuungspakete des CISM garantieren<br />
professionelle Beratung und Betreuung bereits<br />
im Vorfeld und während des Aufenthalts in<br />
<strong>Halle</strong>. Umfassende Information vor Aufenthaltsbeginn,<br />
Hilfe in Visa-Fragen, Unterstützung<br />
bei der Wohnungssuche, Transfer vom<br />
Flughafen oder Bahnhof zur Unterkunft, persönliche<br />
Begleitung zu Behörden und Institutionen<br />
sowie Beratung in allen Bereichen des<br />
täglichen Lebens sind wichtige Bestandteile.<br />
Ein Engagement rund um die Uhr ist selbstverständlich.<br />
Selbst nachts oder am Wochenende<br />
anreisende Gäste stehen nicht vor verschlossenen<br />
Türen!<br />
»Ich fand es toll, dass ich bei meiner Ankunft<br />
vom Leipziger Flughafen abgeholt und zu<br />
meinem Apartment gebracht wurde«, sagt Bo<br />
Hyun Ryu, koreanische Promotionsstudentin<br />
am Institut für Thermische Verfahrenstechnik.<br />
»Die Anmeldung bei Stadt, Krankenversicherung<br />
und Ausländerbehörde war dank der<br />
Begleitung durch das CISM ganz problemlos,<br />
nicht zuletzt, da es keine Verständigungsschwierigkeiten<br />
gab und alle Zusammenhänge<br />
erklärt wurden.« Auch ihr Betreuer weiß die<br />
Arbeit des CISM zu schätzen. »Die notwendige<br />
Entlastung von akademischen Mitarbeitern,<br />
das heißt Professoren und Wissenschaftlerkollegen,<br />
wird durch diese Einrichtung geleistet<br />
– was nicht nur für eine kompetente Betreuung<br />
der ausländischen Gastwissenschaftler<br />
eine Hilfe ist, sondern auch die Entlastung<br />
darstellt, die Professoren unbedingt benötigen,<br />
um sich ihren eigentlichen Aufgaben in Wissenschaft<br />
und Lehre voll widmen zu können«,<br />
so Prof. Dr. Joachim Ulrich.<br />
Die Aktivitäten des CISM leisten also einen<br />
wirkungsvollen Beitrag zur Internationalisierung<br />
der <strong>Universität</strong> und des gesamten Wissenschaftsstandortes.<br />
Die Nachfrage ist gut<br />
– und an Ideen und neuen Konzepten mangelt<br />
es nicht.<br />
Jörg Kreßler, Jahrgang 1957, studierte<br />
1978–1983 Chemie an der TU Dresden.<br />
Dort wurde er 1987 promoviert. Längere<br />
Auslandsaufenthalte in Amherst, USA<br />
(Postdoc 1987–1989) und als Humboldt-<br />
Stipendiat in Tokio, Japan (1991–1993).<br />
Seit 1997 ist er <strong>Universität</strong>sprofessor<br />
für Heterogene Polymermaterialien<br />
(Physikalische Chemie der Polymere) an<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> und seit<br />
2005 Gesellschafter und Geschäftsführer<br />
des Center for International Students Management GmbH.<br />
Telefon: 0345 55-25984, E-Mail: joerg.kressler@cism.uni-halle.de
»Verzicht auf Aggregation und<br />
Bildung von Liga-Tabellen«<br />
C ENTRUM FÜR HOCHSCHULENTWICKLUNG BERÜCKSICHTIGT AUCH STUDIENANGEBOT DER MLU<br />
Seit vielen Jahren wird die Qualität von Forschung und Lehre an deutschen <strong>Universität</strong>en und<br />
Fachhochschulen in sogenannten Hochschulrankings bewertet. Die Erhebungen des Centrums<br />
für Hochschulentwicklung (CHE) gehören dabei zu den wenigen Statistiken, die auch international<br />
anerkannt werden. Mit insgesamt 35 Fächern sprechen sie unter anderem mehr als drei Viertel<br />
aller Studienanfänger an. scientia halensis wollte mehr wissen und befragte die CHE-Mitarbeiterin<br />
Dr. Sonja Berghoff zu den Erhebungsmethoden und Internationalisierungsbestrebungen<br />
des Projektteams.<br />
Welche Anforderungen stellen Sie an ein<br />
Hochschulranking und welche Personengruppen und<br />
Institutionen sollen von diesen Informationen Ihrer<br />
Ansicht nach profitieren?<br />
Die Anforderungen richten sich nach den<br />
Adressaten. So setzt das CHE HochschulRanking<br />
den Schwerpunkt auf Informationen rund<br />
um das Studium; Studierendenurteile sind<br />
hier ein wesentlicher Schwerpunkt. Das ForschungsRanking<br />
hingegen konzentriert sich<br />
auf Forschungsindikatoren und wendet sich<br />
eher an die wissenschaftliche Öffentlichkeit<br />
als an Studieninteressenten. Darüber hinaus<br />
gibt es einige Grundsätze, die ein Ranking erfüllen<br />
sollte; dass es fachbezogene Vergleiche<br />
sein sollten, ist einer der wichtigsten.<br />
Wie unterscheiden sich die methodischen Ansätze des<br />
CHE HochschulRankings von den Erhebungen anderer<br />
Institute und Medien?<br />
Das CHE HochschulRanking kennzeichnet<br />
über rein fachbezogene Vergleiche hinaus der<br />
Verzicht auf Aggregation und Bildung von<br />
Liga-Tabellen. Es handelt sich um ein multidimensionales<br />
Ranking, Indikatoren werden<br />
nicht miteinander verrechnet, sondern stehen<br />
nebeneinander und bilden so ein Profil der<br />
Fachbereiche ab. Die einzelnen Indikatorwerte<br />
werden nicht Rangplätzen, sondern Ranggrup-<br />
Wetten, Sie wissen’s nicht!<br />
Z EIGT DAS FOTO<br />
a) die verhängte Fassade des MMZ vor der Einweihung,<br />
b) ein Exponat zum »Tag der offenen Tür« 2006 der<br />
Hochschule für Kunst & Design Burg Giebichenstein oder<br />
c) etwas ganz Anderes – und wenn ja, was?<br />
pen zugewiesen, Spitzen-, Mittel und Schlussgruppe.<br />
Das Ranking berücksichtigt zum einen subjektive<br />
Eindrücke der Studierenden und Hochschulangehörigen,<br />
zum anderen Fakten wie Ausstattungsmerkmale und<br />
Betreuungsstärke. Welche Gewichtung dieser beiden<br />
Faktoren führt letztendlich zu einem verwertbaren<br />
Ergebnis?<br />
Es zählt zu den Charakteristiken des CHE<br />
HochschulRankings, dass jeder Nutzer selbst<br />
entscheiden kann, welche Gewichtung ihm<br />
oder ihr sinnvoll erscheint. Dem einen ist die<br />
Studierendenzufriedenheit wichtig, der andere<br />
möchte lieber schnell studieren und schaut<br />
nach der Studiendauer, andere wiederum interessieren<br />
sich mehr für die Forschung.<br />
Subjektive Eindrücke basieren oft auf den unterschiedlichen<br />
Erwartungshaltungen der Studierenden,<br />
Mitarbeiter und Professoren – und darauf, inwieweit<br />
diese Erwartungen an einer Fachhochschule oder<br />
<strong>Universität</strong> erfüllt werden. Führen unterschiedliche<br />
Erwartungen dann nicht zwangsläufig zu fehlerhaften<br />
Vergleichsergebnissen?<br />
Verglichen werden durch den fachspezifischen<br />
Vergleich und die Trennung nach <strong>Universität</strong><br />
und Fachhochschule möglichst ähnliche<br />
Einheiten. Dadurch wird das Problem unter-<br />
Wer der Redaktion als erste® per Telefon, Fax E-Mail<br />
oder (Haus-)Post die richtige Lösung übermittelt, erhält<br />
ZWEI FREIKARTEN – wahlweise für ein Konzert des<br />
Instituts für Musikpädagogik/Collegium musicum oder<br />
für eine Aufführung der Sprechbühne des Instituts für<br />
Sprechwissenschaft/Phonetik. Die Abbildung in der Juli-Ausgabe der scientia<br />
halensis 2/06, S. 46, zeigte eine rasterelektronenmikroskopische<br />
Aufnahme (REM) der Schichtstruktur des<br />
Perlmut einer Miesmuschel (Mytilus edulis): Dünne<br />
Calciumcarbonat-Plättchen sind durch einen organischen<br />
»Mörtel« aus Proteinen verbunden.<br />
(Foto: Sven Henning)<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
schiedlicher Erwartungen zumindest kleiner.<br />
Zudem haben unsere Untersuchungen bislang<br />
keinen Zusammenhang zwischen den Bewertungen<br />
der Studierenden und zum Beispiel ihrer<br />
Abiturnote gezeigt.<br />
Welche Möglichkeiten hat das CHE, junge innovative<br />
Studiengänge, die vielleicht keinem gängigen Schema<br />
zugeordnet werden können, zu berücksichtigen?<br />
Das ist schwierig. Für ein Ranking sind eine<br />
gewisse Menge vergleichbarer Studiengänge<br />
nötig. Da im Wesentlichen die Rahmenbedingungen<br />
des Studiums bewertet werden,<br />
können hier teilweise auch eher randständige<br />
Angebote aufgenommen werden. Teilweise<br />
werden interdisziplinäre Angebote auch in<br />
mehreren Rankings dargestellt. Es werden<br />
sich möglicherweise neue, interdisziplinäre<br />
Bereiche auftun, innerhalb denen man vergleichen<br />
kann.<br />
Im Zuge des Bologna-Prozesses stellen neben<br />
der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> auch viele andere<br />
Hochschulen einen Großteil der Studiengänge<br />
auf eine gemeinsame internationale Bachelor-<br />
und Masterstruktur um. Hilft dieser Wechsel,<br />
Fächervergleiche effizienter durchzuführen?<br />
Im Bachelor-Bereich bleibt der Fachbezug<br />
in den meisten Fällen erhalten, es gibt aber<br />
einige neue Möglichkeiten für faktenbasierte<br />
Indikatoren, die etwa die Zusammensetzung<br />
der Lehrinhalte betreffen. Auch die Alumni-<br />
Kultur sollte sich insgesamt verbessern; so<br />
ist zu hoffen, dass zukünftig Absolvent(inn)e<br />
nbefragungen leichter durchführbar sind und<br />
der Aspekt des Berufsbezugs im Ranking eine<br />
Aufwertung erfährt.<br />
Mit der Vereinheitlichung europäischer<br />
Studienabschlüsse zählen auch deutsche Hochschulen<br />
zum europäischen Bildungsmarkt. Plant das CHE ein<br />
umfassenderes internationales Hochschulranking und<br />
können beispielsweise eine deutsche <strong>Universität</strong> wie<br />
die MLU und eine schweizerische <strong>Universität</strong> mit ihren<br />
teils unterschiedlichen Strukturen überhaupt verglichen<br />
werden?<br />
Internationalisierungsbestrebungen gibt es im<br />
HochschulRanking schon länger. Inzwischen<br />
sind Hochschulen aus Österreich und der<br />
Schweiz im Ranking vertreten, die niederländischen<br />
und flämischen kommen wahrscheinlich<br />
in naher Zukunft dazu. Erfahrungen mit<br />
Österreich und der Schweiz zeigen, dass für<br />
einen Kernbereich Vergleiche gut möglich<br />
sind. Es gibt aber immer Teilbereiche, die für<br />
einzelne Länder gesondert bewertet werden<br />
müssen.<br />
Vielen Dank für das Interview.<br />
(Die Fragen stellte Paolo Schubert.)<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.das-ranking.de<br />
http://www.che.de<br />
11<br />
R ECHTSGESCHICHTE IN HALLE
12<br />
... AUS DEM IN- UND AUSLAND ...<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Aufruf zur Intoleranz:<br />
»Alltagsrassismus« ist kein Kavaliersdelikt!<br />
M ARGARETE WEIN<br />
Seit vier Jahren ist Gregor Borg eine unverwechselbare Vaterfigur – für ausländische Studierende,<br />
angehende Doktor(inn)en und Gastwissenschaftler(inne)n an der halleschen <strong>Universität</strong>. Auf<br />
die Frage, ob er diesen »Job« gern übernommen habe, sagt der Geologieprofessor: »Die Arbeit<br />
macht mir Spaß – wenn auch nicht immer alles Spaß macht ... « und man hört sie geradezu, die<br />
drei vielsagenden Pünktchen am Ende der Sentenz.<br />
Katarina, Felix und Lulu mit dem Ausländerbeauftragten der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> (Foto: privat)<br />
Die überwiegende Mehrheit der ausländischen<br />
<strong>Universität</strong>sangehörigen aller Statusgruppen<br />
fühlen sich an der halleschen Uni wohl und<br />
zählen ihren Aufenthalt in der Saalestadt zu<br />
ihren uneingeschränkt positiven Lebenserfahrungen.<br />
Doch »die Mehrheit«, das sind eben<br />
nicht »alle« – und genau das ist der Punkt.<br />
S TADT – LAND – UNI<br />
Vor allem gilt es Unterschiede zu benen nen<br />
hinsichtlich des Umgangs mit Auslän de r(inne)n:<br />
1. an der <strong>Universität</strong>, 2. in der Stadt<br />
<strong>Halle</strong>, 3. in Deutschland allgemein.<br />
Probleme, welcher Art auch immer, werden an<br />
der Uni am leichtesten gelöst – während man<br />
im kommunalen oder gesellschaftspolitischen<br />
Bereich oft zuerst darüber streitet, ob denn<br />
das Problem (das längst sicht- und greifbar<br />
im Raum steht) überhaupt existiert. Weil nicht<br />
sein kann, was nicht sein darf! Deshalb laufen<br />
oft auch noch so gut gemeinte Initiativen<br />
– wie eine von der MZ organisierte Podiumsdiskussion<br />
zur Frage »No go area?« in <strong>Halle</strong>-<br />
Neustadt – ins Leere oder verkehren sich gar<br />
ins Gegenteil.<br />
G LEICH, GLEICHER, AM GLEICHESTEN?<br />
Dem gut funktionierenden universitären Netzwerk<br />
zwischen Ausländerbeauftragtem, Akademischem<br />
Auslandsamt (Dr. Manfred Pichler),<br />
Justitiariat (Jutta Kiesel), Studienkolleg<br />
(Angelika Wolter), CISM (s. S. 10) und HAS<br />
(Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg) stehen auf Seiten<br />
der Stadt <strong>Halle</strong> die engagierte Ausländerbeauftragte<br />
Petra Schneutzer, die Leiterin des<br />
Bürgerservice Rita Lachky sowie Reimund<br />
Horn und Wolfgang Kokot von der Ausländerbehörde<br />
gegenüber. Um in den Genuss<br />
bestimmter Serviceleistungen der Letztgenannten<br />
kommen zu können, muss oft erst einmal<br />
ein falsch verstandener Gleichheitsgrund satz<br />
unterlaufen werden:<br />
Ein in seiner Heimat politisch verfolgter Asylbe<br />
werber ist anders zu bewerten als ein mafiöser<br />
Drogendealer, und beide haben wenig gemeinsam<br />
mit einem ausländischen Doktoranden,<br />
der für drei oder vier Jahre an der MLU<br />
forscht und sich wiederum stark unterscheidet<br />
von einem Studienkollegiaten, der gerade in<br />
die Anfangsgründe der deutschen Sprache eingeweiht<br />
wird und noch gar nicht weiß, ob er<br />
überhaupt in <strong>Halle</strong> studieren will ...<br />
Manke Jiang (China, Guangzhou)<br />
Zu Hause in Guangzhou (Provinz Konton, Südchina) habe ich<br />
schon meine Masterarbeit über Friedrich D. E. Schleiermacher,<br />
einen der bedeutendsten deutschen Theologen, geschrieben.<br />
Das war sehr schwierig, aber die Vielschichtigkeit der<br />
Problematik spornte mich an weiterzuforschen. Der Wunsch,<br />
in seinem Heimatland über ihn zu promovieren, verstärkte<br />
sich zunehmend. Daher war ich glücklich, dass ich dieses<br />
Promotionsstipendium erhielt. So kam ich im Oktober 2003<br />
nach Bochum, um Deutsch zu lernen, und ein Jahr später an<br />
die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Diese alte Uni hat eine sehr<br />
interessante Geschichte – für mich umso interessanter, da<br />
Schleiermacher in <strong>Halle</strong> studierte und lehrte. Jedes Mal, wenn<br />
ich am Haus 22 in der Großen Märkerstraße vorbeigehe, wo<br />
er als Theologieprofessor 1804 bis 1807 wohnte, ist das ein<br />
wunderbares Gefühl. <strong>Halle</strong> ist schön und kulturell sehr reizvoll,<br />
aber für ausländische Studierende nicht so offen wie ich vorher<br />
dachte.<br />
E-Mail: mankejiang@hotmail.com<br />
Katerina Petrichenko (Ukraine)<br />
I actually met the nicest German people in the University. I’ve<br />
never been abroad before, and I thought that, maybe, we have<br />
some real differences that could be »borders« for communication.<br />
But, all in all, people (in the Ukraine and in Germany)<br />
are all the same. Some of my mates became real friends, and<br />
they are real treasure people. … I really like Germany, and<br />
the people here.<br />
It’s hardly possible to find someone in <strong>Halle</strong> who was born<br />
here and still lives here. Almost all of the people I met were<br />
from different parts of Germany. But, in my opinion, that<br />
doesn’t matter – it all depends on the person, not on their<br />
place of living ...<br />
E-Mail: perla_schnurla@ukr.net<br />
Anna Seesjärvi (Finnland)<br />
Ich studiere in <strong>Halle</strong> für das Lehramt Musik und Deutsch,<br />
außerdem DaF (Deutsch als Fremdsprache). Schwierigkeiten<br />
gibt es überall. Wir müssen lernen, sie zu bewältigen. Ob hier<br />
oder zu Hause, so wird es auch künftig im Arbeitsleben sein.<br />
Manchmal denke ich, dass es für alle sinnvoll wäre, eine Zeit<br />
lang die Heimat zu verlassen. Das erweitert den Horizont - und<br />
ich meine nicht, zwei oder drei Wochen Mallorca, sondern mehrere<br />
Monate in einer fremden Kultur. Indem man eine andere<br />
gesellschaftliche Struktur erlebt, lernt man auch sich selber besser<br />
kennen. Goethe sagte: Wer fremde Sprachen nicht kennt,<br />
weiß nichts von seiner eigenen. Da steckt etwas Wahres darin.<br />
Ebenso denke ich: Wer nicht durch das Erleben einer anderen<br />
Kultur Distanz zur eigenen gewonnen hat, versteht diese nicht<br />
wirklich und hat sie noch nicht verinnerlicht.<br />
E-Mail: annasee@web.de<br />
Felix Yebo Amoako (Ghana)<br />
The officials show great sense of duty at work and one must<br />
be a serious student and appreciate one’s field of study while<br />
working with them.<br />
The city is small but very organized and the people are very<br />
welcoming at all times. I think I like the »night life« of <strong>Halle</strong>.<br />
Usually I am in the company of students and it’s fun all the<br />
time. I think Germans are very proud of their nationality.<br />
E-Mail: yoboco@hotmail.com
Mariya Damyanova (Bulgarien)<br />
Ich bin seit 2003 in <strong>Halle</strong>. Weder die Stadt noch die<br />
<strong>Universität</strong> habe ich mir ausgesucht. Zufällig kam die erste<br />
Zusage von der MLU. Das erste Vierteljahr war sehr schwierig<br />
für mich, da ich fast gar kein Deutsch konnte, und alles war<br />
neu – das Land, die Leute, die Behörden. Zuerst habe ich das<br />
Studienkolleg besucht, wo ich viele internationale Studenten<br />
und Kulturen aus aller Welt kennen lernte, eine sehr gute<br />
Erfahrung. <strong>Halle</strong> ist eine kleine und nicht besonders ausländerfreundliche<br />
Stadt. Anfangs dachte ich, hier bewegt sich nichts<br />
und alles bleibt gleich. Jetzt weiß ich, <strong>Halle</strong> verändert sich mit<br />
jeder Sekunde und die Menschen werden netter.<br />
Meine Eltern in Sofia sind Ärzte, deshalb studiere ich auch<br />
Medizin. Das Studium hier in <strong>Halle</strong> ist sehr gut organisiert,<br />
ohne Wartelisten, mit bestem Kontakt zu Dozenten und<br />
Kommilitonen. Schade ist nur, dass einige Dozenten nicht gut<br />
mit den internationalen Studierenden umgehen, von ihnen viel<br />
mehr Wissen verlangen als von den anderen.<br />
Die Uni bietet viel für die Studenten: Sprachkurse, Sport,<br />
Tanzkurse, Partys, Exkursionen ... Man muss nur mitmachen<br />
wollen.<br />
E-Mail: mim_dam@yahoo.com<br />
Lulu Xue (China, Peking)<br />
People in the University are fairly friendly. They don’t spare<br />
any greetings and friendship to foreigners like me. And they<br />
are ready to offer help at any time. Everytime I met someone<br />
in the institute, whether he or she knew me or not, they all<br />
said »hi« to me, which makes me feel welcome.<br />
Although people will sometimes stare at me strangely, as I am<br />
a foreigner, they won’t hesitate to help me when I am lost or<br />
met some trouble. By the way, there are lots of activities in<br />
the city. People really enjoy life here. I like their smiling at me<br />
friendly, though I can’t understand what they say.<br />
People elsewhere in Germany are the same as in <strong>Halle</strong>. Some<br />
of them are not in a good mood, but that is only a small portion.<br />
Most people are welcoming. I hope they won’t stare at me<br />
stran gely the next time I come to Germany, which sometimes<br />
makes me feel that I am an outsider.<br />
E-Mail: xuelulu_PKU@hotmail.com<br />
Lisiane Jacobs (Brasilien)<br />
Ich bin eine brasilianische Studentin der Betriebswirtschaftslehre.<br />
Das große Angebot an Lehrbüchern und die gut ausgestatteten<br />
Computerpools sowie das gute, billige Essen in der<br />
Mensa sind einige der Punkte, die für die MLU sprechen.<br />
Nach <strong>Halle</strong> bin ich aber zufällig gekommen, als ich au-pair-<br />
Mädchen war. Meine Gastfamilie ist hierher gezogen und so<br />
bekam ich die Möglichkeit, das Studienkolleg zu besuchen. Ich<br />
habe mich hier sofort zu Hause gefühlt – wegen der vielen<br />
Ähnlichkeiten zwischen <strong>Halle</strong> und meiner Heimatstadt. Doch<br />
das ist kein Kompliment. In <strong>Halle</strong> fühlt man sich nicht wie<br />
woanders in Europa. Die Menschen hier sind irgendwie besonders<br />
ausländerfeindlich, was zum Beispiel in Göttingen (wo ich<br />
vorher wohnte) nicht der Fall ist. Es gibt mehr Jugendliche, die<br />
keine Perspektiven haben, als woanders in Deutschland. Ich<br />
will mit meiner Kritik aber nur eins: Ich hoffe, dass sich <strong>Halle</strong><br />
verbessert und denke, ein besseres Integrationsprogramm von<br />
Migranten wäre ein guter Anfang für die Stadt.<br />
E-Mail: lisianejacobs@hotmail.com<br />
(Lesen Sie bitte weiter auf der Seite 31 unten)<br />
Zumindest für die Gastwissenschaftler(innen)<br />
und Doktorand(inn)en sind Sondertermine<br />
möglich und es ist inzwischen auch gelungen,<br />
Sondertermine für alle Erstimmatrikulierten<br />
zum Beginn des Wintersemesters 2006/07 bei<br />
der Ausländerbehörde zu erwirken.<br />
P ATENSCHAFTEN NOCH ZUKUNFTSMUSIK<br />
Im Einzelnen wurden die Aufgaben und Kompetenzen<br />
des (oder der) Ausländerbeauftragten<br />
der MLU im Januar 2006 vom Akademischen<br />
Senat der <strong>Universität</strong> gemäß § 17, Absatz 2,<br />
der Grundordnung der MLU festgelegt.<br />
Über das bereits vor seiner (ersten) Amtszeit<br />
als Ausländerbeauftragter initiierte »Patenschaftsprogramm«<br />
mit der Stadt <strong>Halle</strong> äußert<br />
sich Professor Borg nur vorsichtig. Es wurde<br />
nicht wie erhofft etabliert und akzeptiert –<br />
denn über ein begrenztes lokales Bildungsbürgertum<br />
hinaus stieß es kaum auf Resonanz.<br />
Jedes Jahr kommen ausländische Studierende<br />
durch die Vermittlung des IAESTE (International<br />
Association for the Exchange of<br />
Students for Technical Experience) an unsere<br />
<strong>Universität</strong>. Während eines zweimonatigen<br />
Praktikumsaufenthaltes lernen sie die jeweiligen<br />
Gastinstitute wie auch die Stadt und ihre<br />
Bewohner(innen) kennen. Von Neugier und<br />
Entdeckerfreude angetrieben, erkunden diese<br />
IAESTE-Stipendiat(inn)en täglich ihr neues<br />
Umfeld und an den Wochenenden oft andere<br />
deutsche Städte; manche reisen sogar in ganz<br />
Europa herum.<br />
W ER A SAGT ...<br />
An der Uni selbst hingegen gibt es viele Bemühungen,<br />
die auf eine verstärkte Internationalisierung<br />
und damit eine besser Integration<br />
der hier lebenden ausländischen Uni-Angehörigen<br />
gerichtet sind. Eines der jüngsten<br />
Beispiele ist das – leider zeitlich begrenzte<br />
– Projekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />
zur Einrichtung eines funktionell<br />
orientierten, englischsprachigen Web-Auftritts<br />
(s. S. 5).<br />
Das Resultat kann sich sehen lassen, aber ein<br />
Problem zeichnet sich jetzt schon ab: Wie und<br />
wo und von wem werden diese Seiten nach<br />
Abschluss des Projekts gepflegt und permanent<br />
aktualisiert? Wenn dieser Aspekt außer<br />
Acht gelassen wird, war letztlich alle Mühe<br />
umsonst. Nachhaltigkeit heißt das Zauberwort<br />
nicht nur in der Forschung – ebenso bei<br />
Verwaltungsprozessen und im universitären<br />
Alltag.<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
D ATENSCHUTZ UND »ALLTAGSRASSISMUS«<br />
Ein an sich positives (innen-)politisches<br />
Phänomen wirkt im Bezug auf die in einer<br />
Kommune lebenden und an einer deutschen<br />
Uni studierenden, forschenden und lehrenden<br />
Ausländerinnen und Ausländer manchmal<br />
regelrecht als Hindernis. Gemeint ist der Datenschutz,<br />
der beispielsweise verhindert, dass<br />
Professor Borg wichtige Informationen per<br />
Rund-Mail an alle ausländischen <strong>Universität</strong>sangehörigen<br />
verschickt. Da muss eine Lösung<br />
gefunden werden, die beiden Seiten gerecht zu<br />
werden vermag.<br />
Das größte Problem ist aber, so Professor<br />
Borg, »der verbale Alltagsrassismus«, den es<br />
leider – oft kaum bemerkt oder unbeachtet<br />
– auch an der <strong>Universität</strong> gibt. Ihm muss man<br />
jederzeit und überall entgegentreten. Kleine<br />
abschätzige Randbemerkungen bei einer<br />
Prüfung, offen vorgetragene Ablehnung bei<br />
Einstellungsgesprächen, gezielt platzierte boshafte<br />
Spitzen im Kommilitonen- oder Kollegenkreis<br />
– all das darf nicht geduldet werden<br />
und verdient keinerlei Toleranz.<br />
P ERSPEKTIVEN<br />
Auch zwischen Gregor Borgs wissenschaftlicher<br />
Arbeit und seinen Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Möglichkeiten als Ausländerbeauftragtem<br />
gibt es, da ihn seine Forschungen oft<br />
ins Ausland führen, Quer verbindungen. Viele<br />
Gastwissenschaftler, Doktorandinnen und<br />
Doktoranden sind auf Grund seiner Projekte<br />
an allen Ecken und Enden der Welt schon<br />
nach <strong>Halle</strong> gekommen – wie derzeit beispielsweise<br />
der von der Carl-Duis burg-Gesell schaft<br />
geförderte iranische Promovend Mohammad<br />
Sadeghi (in <strong>Halle</strong> betreut von Prof. Dr. Gregor<br />
Borg und Prof. Dr. Cornelia Gläßer).<br />
Last but not least:<br />
Nach Redaktionsschluss, aber noch rechtzeitig<br />
vor dem Druck dieser Ausgabe der scientia<br />
halensis, wurde bekannt, dass der Akademische<br />
Senat der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> in<br />
seiner Sitzung am 14. September 2006 erneut<br />
Professor Gregor Borg zum Ausländerbeauftragten<br />
bestellt hat.<br />
Dr. Margarete Wein, Jahrgang 1947,<br />
absolvierte 1969–1973 ein Lehrerstudium<br />
an der MLU, 1973–1977 folgte ein<br />
Forschungsstudium in der Germanistik<br />
(Abschluss: Dr. phil.). 1977–1991 war<br />
sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />
Germanistischen Institut, Abteilung<br />
Deutsch für Ausländer. Seit 1991 ist sie<br />
als Redakteurin der <strong>Universität</strong>szeitung<br />
und seit 1993 für die scientia halensis<br />
in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/<br />
Veranstaltungs management tätig. Telefon: 0345 55-21420, E-Mail:<br />
margarete.wein@verwaltung.uni-halle.de<br />
13<br />
... AUS DEM IN- UND AUSLAND ...
14<br />
I NSTITUT FÜR HOCHSCHULFORSCHUNG WITTENBERG<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Nachgefragt bei HoF:<br />
Schlüsselqualifikationen – keine Zusatzanforderung,<br />
sondern Kern von Hochschulbildung<br />
P EER PASTERNACK<br />
Schlüsselqualifikationen sind keine neue Erfindung, und es lässt sich auch nur schwer etwas<br />
gegen sie einwenden. Dennoch provoziert ihre Erwähnung an den Hochschulen häufig Reaktionen,<br />
die zwischen Ironie, Enerviertheit und fatalistischem Sichdreinfügen changieren: Nun gut,<br />
lässt uns auch noch diese Marotte der Hochschulpolitik irgendwie unterbringen, ist manchem ins<br />
Gesicht geschrieben, der sich mit Modulbeschreibungen, Student-Workload-Berech nun gen, Credit-Point-Bewertungen<br />
und sonstigen Akkreditierungsanforderungen für neue Stu diengänge herumschlägt.<br />
Andererseits leuchten, sobald von Schlüsselqualifikationen die Rede ist, die Augen<br />
von Bildungspolitikern sämtlicher Richtungen, Unternehmern und Verbandsfunktionären. Hier<br />
sind sich alle einig, dass deren Erwerb die Einzelnen oder das Unterneh men oder den Standort<br />
voranbringe, denn ohne sie erlange niemand, was heute Employability genannt wird.<br />
Was ist das nun, worüber man sich so schön<br />
einig ist?<br />
Auf Nachfrage ergibt sich ein recht bunter<br />
Strauß aus vier Komponenten:<br />
– grundlegende Kulturtechniken (neben<br />
Rechnen, Lesen und möglichst fehlerarmes<br />
Schreiben treten Fremdsprachigkeit und interkulturelle<br />
Kompetenzen, der Umgang mit<br />
Informationstechnologien sowie individuelle<br />
Zeitmanagement-Fertigkeiten),<br />
– kognitive Fähigkeiten (kritisches Denken,<br />
innovative Neugier, vernetztes und<br />
Mehr ebenen denken, Methodenkompetenz<br />
und methodische Reflexion, Polyzentrismus,<br />
Befähigung zur gesellschaftlichen Kontextualisierung<br />
und Handlungs folgen abschätzung,<br />
die Fähigkeit, Informationen zu verdichten<br />
und zu strukturieren sowie eigenverantwortlich<br />
weiterzulernen),<br />
– Befähigungen zur individuellen Flexibilität<br />
(Mobilität, lebenslanges Lernen, Fähigkeit<br />
zum Berufswechsel, Risikobereitschaft sowie<br />
Innovationsneigung),<br />
– soziale Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit,<br />
Teamfähigkeit, Konflikt ma nagement,<br />
Multitasking, Zielorientiert heit, Entscheidungsstärke<br />
und Stress stabilität).<br />
Ein anspruchsvolles Programm, gleichwohl<br />
unausweichlich. Warum? Traditionell nahm<br />
man an, überfachliche und multifunktionale<br />
Fähigkeiten würden gleichsam nebenher erworben.<br />
Die <strong>Universität</strong> nach Humboldtschem<br />
Muster biete dafür einen hinreichenden Rah-<br />
Peer Pasternack, Jahrgang 1963,<br />
1994 Diplom in Politikwissenschaft an<br />
der <strong>Universität</strong> Leipzig, 1998 Promotion<br />
am FB Pädagogik der <strong>Universität</strong><br />
Oldenburg, 2005 Habilitation am FB<br />
Gesellschaftswissenschaften der <strong>Universität</strong><br />
Kassel; 1996–2001 Mitarbeiter<br />
am Institut für Hochschulforschung<br />
Wittenberg (HoF) und Lehrbe auftragter<br />
für Politikwissenschaft an der <strong>Universität</strong><br />
Leipzig; 2002–2003 Staatssekretär für<br />
Wissenschaft im Senat von Berlin; seit 2004 Forschungsdirektor am HoF;<br />
seit 2005 Lehrveranstaltungen am Institut für Soziologie in <strong>Halle</strong>. Telefon:<br />
03491 466147, 030 48 62 32 43, 0177 3270 900, E-Mail: peer.<br />
pasternack@hof.uni-halle.de; Web: http://www.peer-pasternack.de<br />
men: Studierfreiheit, forschungsgebundene<br />
Lehre, Interaktion von Lehrenden und Studierenden<br />
sowie studentische Gruppendynamik.<br />
Das indes wurde und wird mit der massiv ausgeweiteten<br />
Bildungsbeteiligung in gleichzeitig<br />
unterfinanzierten Hochschulen zunehmend<br />
fragwürdig. Gewiss lässt sich auch argumentieren:<br />
Wer die heutige <strong>Universität</strong> absolviert<br />
hat, habe zwangsläufig Chaosqualifikationen,<br />
Risikobereitschaft und Stress stabilität erwerben<br />
müssen. Doch ist diese Argumentation<br />
heikel, insofern sie nur die erfolgreichen<br />
Absolventen und Absolventinnen einbezieht.<br />
Die unvertretbar hohe Zahl von Studienabbrechern,<br />
also die vielfache Beschädigung<br />
biografischer Hoffnungen und beruflicher<br />
Startchancen, wird damit ausgeblendet. Die<br />
Abbrecher aber scheitern häufig gerade an den<br />
insuffizienten Hochschulbedingungen, die sich<br />
nur erfolgreich bewältigen lassen, wenn man<br />
bereits eine Grundausstattung an Schlüsselqualifikationen<br />
mitbringt.<br />
D IE FUNKTION VON HOCHSCHULBILDUNG<br />
Jenseits mehr oder weniger systematisierter<br />
Kompetenzlisten dürfte zumindest einigungsfähig<br />
sein, dass Schlüsselqualifikationen<br />
»relativ lange verwertbare Kenntnisse, Fähigkeiten,<br />
Fertigkeiten, Ein stellungen und<br />
Werthaltungen zum Lösen gesellschaftlicher<br />
Probleme (sind). Als Berufsqualifika tionen<br />
sind es funktions- und berufsübergreifende<br />
Qualifikationen zur Bewältigung beruflicher<br />
Anforderungssituationen. Diese Fähigkeiten,<br />
Einstellungen und Haltungen reichen über die<br />
fach lichen Fähigkeiten und Kenntnisse hinaus<br />
und überdauern sie. Qualifikationsziel ist die<br />
berufliche Flexibilität und Mobilität« (Herbert<br />
Beck: Schlüsselqualifikationen. Bildung im<br />
Wandel, Darmstadt 1993, S. 17 f.).<br />
Vor diesem Hintergrund bedeutet das Desiderat,<br />
Schlüsselqualifikationen im Hochschulstudium<br />
zu vermitteln, keine ›Zusatzanforderungen‹,<br />
sondern vielmehr eine Reaktion<br />
auf jüngere Veränderungen: Das heutige<br />
Hochschulstudium vermittelt auf implizitem<br />
Wege die überfachlichen Fähigkeiten nicht<br />
hinreichend; da einigermaßen treffsichere Bildungsbedarfsprognosen<br />
unmöglich sind, wird<br />
der fachfremde Berufseinsatz von Hochschulabsolventen<br />
zum Normalfall; die zunehmende<br />
Beweglichkeit von Berufsbildern wird ebenso<br />
kurvenreiche wie individuell unvorhersehbare<br />
Berufsbiografien erzeugen. Vor allem aber<br />
wandeln sich die kon kreten beruflichen Handlungsanforderungen<br />
für Akademiker(innen)<br />
grundlegend.<br />
Nun ließe sich mit einigem Recht einwenden:<br />
Dass für berufliches Handeln neben einer<br />
Grund ausstattung mit fachlichen Wissensbeständen<br />
und Fähigkeiten auch überfachliche<br />
Kom petenzen nötig sind, träfe doch vom<br />
Grundsatz her für die Absolventen jeglicher<br />
»Geistliche haben es mit Sündern und Ketzern zu tun, Richter mit<br />
Rechtsbrechern und streitenden Parteien, Lehrer mit dem abweichenden<br />
Verhalten des Jugendalters, Psychologen mit Patienten, die an ihren<br />
neurotischen Infantilismen hängen, Verwaltungsbeamte mit Bürgern und<br />
Politikern, die sich dem bürokratisch Notwendigen nicht fügen wollen,<br />
Architekten mit Bauherrn und deren Idiosynkrasien, Ingenieure mit<br />
Betriebswirten, die ihren kreativen Entwürfen mit Kostenargumenten entgegentreten<br />
usw. Die Hochschulabsolventen müssen sich auf all das einlassen<br />
können, ohne die im Studium angeeigneten Orientierungen aufzugeben,<br />
aber auch ohne sie ihrem Gegenüber in technokratischem Dogmatismus<br />
überzustülpen. Mit beidem würde ihre Praxis an den Widerständen der<br />
Betroffenen scheitern.«<br />
(Gero Lenhardt: Hochschule, Fachmenschentum und Professionalisierung, in: Manfred Stock/Andreas<br />
Wernet (Hg.), Hochschule und Professionen (= die hochschule 1/2005), Wittenberg, S. 92–109 [101])<br />
Bil dungs wege zu. Das ist korrekt. Inhaber eines<br />
Hochschulabschlusses jedoch begegnen<br />
gesellschaftlich vor allem einer Erwartung,<br />
die mit dem Sozialprestige akademischer Titel<br />
verknüpft ist: Deren Träger, so die Annahme,<br />
seien besonders befähigt, innerhalb komplexer<br />
Situations anordnungen folgelastige Entscheidungen<br />
zu treffen, also Entscheidungen mit<br />
Folgen auch für andere Menschen.<br />
In der Tat: Wer heute studiert, muss morgen<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Zeitdruck<br />
komplizierte Sachverhalte entscheiden, in solchen<br />
Situationen sicher handeln und dafür zunächst<br />
rein technisch in der Lage sein, zeitnah<br />
vorhandenes Wissen zu ak tualisieren, effektiv<br />
neue Informationen aufzunehmen und zu ver-
WILLIAM TYNDALE (»DER ENGLISCHE LUTHER«) IN WITTENBERG<br />
<strong>Luther</strong>stadt Wittenberg, ein historischer Ort – das ist bekannt. Hat er auch<br />
etwas mit dem englischen Bibelübersetzer William Tyndale zu tun? Das wurde<br />
lange nur vermutet, nun ist es gewiss. Denn auf Initiative der britischen Fernsehfirma<br />
Pioneer Productions brachten es sorgfältige Recherchen ans Licht:<br />
William Tyndale – wahrscheinlich um 1494 in Durslay in Gloucestershire geboren,<br />
nach dem Studium in Oxford und Cambridge 1521 zum Priester geweiht<br />
– hatte sich, selbst ein tief gläubiger Mensch, das (von der katholischen Kirche<br />
verbotene!) Lebensziel gesetzt, die Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen<br />
ins Englische zu übertragen, damit endlich alle (!) sie lesen konnten. 1524<br />
floh Tyndale, der sieben Sprachen beherrschte, nach Deutschland, traf <strong>Martin</strong><br />
<strong>Luther</strong> in Wittenberg und schrieb sich in die Matrikel der Leucorea ein ... 1525/<br />
1526 ließ er in Köln und Worms sein englisches Neues Testament drucken, das<br />
dann heimlich nach England gebracht und dort verbreitet wurde. Am 6. Oktober<br />
1536 starb er im belgischen Vilvoorde als »Ketzer« den Märtyrertod.<br />
arbeiten, Wesentliches von Unwesentlichem<br />
zu trennen, Ursache-Wirkungs-Bün del zu selektieren,<br />
Handlungsoptionen aus zuwäh len,<br />
Problemlösungsanordnungen zu organisieren<br />
und Prozesse zu steuern. Man möchte jedenfalls<br />
in keiner Stadt leben, in der im Elektrizitätswerk<br />
der Schichtleiter diese Dinge nicht<br />
beherrscht.<br />
Doch nicht nur das. Der Akademiker muss all<br />
das typischerweise in herausgehobenen beruflichen<br />
Rollen leisten. Darin sind die Handlungssituationen<br />
nicht nur komplex und zeitkritisch,<br />
sondern durch weitere verschärfende<br />
Elemente gekennzeichnet. Deren wichtigste<br />
sind Ungewissheit, offene bzw. widersprüchliche<br />
Deutungen und gesellschaftliche Normenkonflikte.<br />
Daher muss das Hochschulabsolventenleitbild<br />
der Wissensgesellschaft das eines Akteurs<br />
sein, der auch dann entscheiden und handeln<br />
kann, wenn es für eine konkrete Situation<br />
noch kein erprobtes Handlungswissen gibt.<br />
Absolventen müssen souverän über Fähigkeiten<br />
zur Differenzierung und Horizontüberschreitung,<br />
zum multikausalen Erklären<br />
und Einbeziehen von Paradoxien, Dilemmata,<br />
Zielkonflikten, Alternativen sowie Optionalitäten<br />
verfügen und dies mit stabilen Selbst-<br />
und Sozialkompetenzen verbinden. Genau<br />
darauf sind Akademiker durch ihre Hochschulstudien<br />
vorzubereiten. Hochschulbildung<br />
zielt also auf die Bewältigung von Situationen<br />
jenseits der Routine. Das unterscheidet sie von<br />
anderen Bildungswegen.<br />
Ü BERFACHLICHER QUALIFIKATIONSERWERB IN<br />
F ACHSTUDIEN<br />
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden,<br />
müssen sich die Hochschulen nicht allein der<br />
expliziten Vermittlung von überfachlichen<br />
Fähigkeiten öffnen. Ebenso ist es notwendig,<br />
einer verkürzten Deutung solchen Fähigkeitserwerbs<br />
zu widerstehen. Es genügt nicht, den<br />
Einzelnen und die Einzelne nur für den individualisierten<br />
Kon kur renz kampf zu stählen, aufs<br />
Funktionieren im Bekannten und Gegebenen<br />
hin auszubilden und ergänzend mit Techniken<br />
sozialer Minimalverträglichkeit – Konfliktmanagement,<br />
Kommunikationsfähigkeit – auszustatten.<br />
Benötigt wird vielmehr wissenschaftliche<br />
Urteilsfähigkeit: die Befähigung,<br />
komplexe Sachverhalte methodisch geleitet<br />
und kritisch zu analysieren und zu bewerten.<br />
Akademiker(innen) müssen die Problemhorizonte<br />
der Alltagspraxis überschreiten können.<br />
Lebenskluge Beschäftiger verlangen genau<br />
das, denn: »Praktiker wissen, daß Praxis blind<br />
macht. Sie suchen nicht nach Leuten, die ihre<br />
Blindheit teilen.« (Dirk Baecker: Die <strong>Universität</strong><br />
als Algorithmus. Formen des Umgangs<br />
mit der Paradoxie der Erziehung, in: Berliner<br />
Debatte Initial 3/1999, S. 63–75 [64])<br />
So verstanden sind Schlüsselqualifikationen<br />
individuelle Fähigkeiten, Folgen eigenen<br />
Handelns abzuschätzen und einzuordnen, vermeintliche<br />
Selbstverständlichkeiten in Frage<br />
zu stellen, also: kompetent zu urteilen. Kommunizieren<br />
können, interkulturell agieren,<br />
Wissen verdichten, Informationen verknüpfen<br />
– das sind technische Fähigkeiten, so erlern-<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Tyndales Übersetzung bildete eine Grundlage für die »King James Version«, die<br />
autorisierte Bibel in Großbritannien, die 1611 gedruckt wurde und bis heute die<br />
einflussreichste englische Bibelübersetzung ist.<br />
Am 10. September 2006 reiste ein englisches Film-Team unter der Leitung von<br />
James Buchanan (rechtes Foto, rechts) nach <strong>Halle</strong> und drehte im Magazin der<br />
<strong>Universität</strong>s- und Landesbiblio thek Sachsen-Anhalt eine Sequenz mit dem historischen<br />
Eintrag Tyndales (linkes Foto, Bildmitte). Er ist unter dem Pseudo nym<br />
»Guillelmus Daltici Ex anglia 27 Maij« in der Wittenberger Matrikel von 1524<br />
verzeichnet und wurde im Original von der Leiterin der Handschriftenabteilung<br />
der ULB, Dr. Marita von Cieminski (rechtes Foto, Bildmitte), zweifelsfrei identifiziert.<br />
Der Dokumentationsfilm »The battle for the Bible«, an zahlreichen Schauplätzen<br />
im Ausland gedreht, wird im Dezember in Großbritannien gezeigt.<br />
(Fotos: Paolo Schubert)<br />
bar wie unter Umständen folgenlos. Schlüsselqualifikationen<br />
werden daraus erst, wenn sie<br />
ein eigenes Urteil erlauben.<br />
Es erscheint deshalb abwegig, die Vermittlung<br />
von Schlüsselqualifikationen allein in separierte<br />
Studienmodule zu delegieren. Für die<br />
Vermittlung von Basiskompetenzen – etwa in<br />
Gesprächsführung oder Präsentationstechniken<br />
– kann das sinnvoll sein. Doch im Übrigen<br />
muss die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />
in die Fachstudien integriert werden.<br />
Wie etwa sollen Selbstreflexion, Methodenkompetenz<br />
oder Handlungs folgen abschätzung<br />
unabhängig von (exemplarischen) Fachinhalten<br />
erworben werden? Wo man aber früher annahm,<br />
überfachliche Qualifikationen würden<br />
im Hochschulstudium quasi von selbst entstehen,<br />
da wären sie nun zu explizieren, in Modulbeschreibungen<br />
ausdrücklich auszuweisen,<br />
MEHR ZUM THEMA:<br />
Pasternack, Peer et al.: Die Trends der Hochschulbildung<br />
und ihre Konsequenzen. Wissenschaftlicher Bericht für das<br />
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />
der Republik Österreich, 227 S., Wien 2006<br />
http://www.bmbwk.gv.at/medienpool/13020/studie_<br />
trends_hsbildung.pdf<br />
in den Lehrveranstaltungen zu thematisieren<br />
und in Prüfungen als Teilleistung einzubeziehen<br />
– eine Herausforderung für Lehrende und<br />
Studierende. Die einen müssen beherrschen,<br />
was sie vermitteln sollen; die anderen müssen<br />
aufnahmebereit sein für Lehrgegenstände,<br />
die über reines Fachwissen hinausgehen. Den<br />
Nutzen hätten beide Seiten.<br />
15<br />
I NSTITUT FÜR HOCHSCHULFORSCHUNG WITTENBERG
16<br />
I NDUSTRIERELEVANTE FORSCHUNG AN DER MLU<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Industrierelevante Forschung<br />
an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
R EINHARD NEUBERT UND JOACHIM ULRICH<br />
Die Forschung an der MLU ist schwerpunktmäßig auf die Grundlagenforschung ausgerichtet.<br />
Dies belegen die zahlreichen Forschungsnetzwerke, in die außeruniversitäre Einrichtungen einbezogen<br />
sind. Darüber hinaus ist sich die hallesche <strong>Universität</strong> ihrer Verantwortung hinsichtlich<br />
des Wissens- und Technologietransfers, insbesondere für die Region bewusst. Die MLU verfügt<br />
mit dem Biozentrum, dem Zentrum für Angewandte Medizinische und Humanbiologische Forschung<br />
(ZAMED) und dem im Bau befindlichen BioNanozentrum (TGZ III) über exzellente<br />
Plattformen für die industrierelevante Forschung auf dem weinberg campus. In Kooperation mit<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen leistet sie hervorragende interdisziplinäre Arbeit<br />
und stellt das wissenschaftliche Potenzial bereit, das von den innovativen Unternehmen am<br />
Standort und in der Region für die Entwicklung neuer, marktfähiger Produkte permanent benötigt<br />
wird.<br />
Ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft in der Region Mitteldeutschland<br />
wird die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg mit industrie- und<br />
technologierelevanter Forschung auf verschiedenen<br />
Feldern gerecht.<br />
F ORSCHUNG ÜBER DRITTMITTELVERTRÄGE MIT<br />
I NDUSTRIEBETRIEBEN<br />
Die MLU ist bestrebt, die industrierelevante<br />
Forschung in der Region mit strategischen<br />
Partnern nach dem Modell public private<br />
partnership auszubauen. Ein neues Niveau<br />
der Zusammenarbeit wurde mit der in Mitteldeutschland<br />
angesiedelten Dow Olefinverbund<br />
GmbH erreicht.<br />
ImmoHal<br />
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So wurde die hallesche <strong>Universität</strong> in das europäische<br />
<strong>Universität</strong>s-Programm der Dow<br />
Chemical Company, Midland (MI, USA) aufgenommen,<br />
das heißt sie wurde als eine von<br />
zehn Schlüsseluniversitäten ausgewählt. Um<br />
die jährlichen Finanzzuschüsse von Dow für<br />
die Zusammenarbeit zu regeln, wurde zwischen<br />
der MLU und der Dow Olefinverbund<br />
GmbH am 19. November 2004 ein Kooperationsvertrag<br />
abgeschlossen. Außerdem stellt<br />
Dow der MLU die finanziellen Mittel zur<br />
Auslobung von vier Leistungsstipendien für<br />
deutsche und ausländische Studierende in<br />
den Studiengängen Applied Polymer Science,<br />
Bioingenieurwesen, Chemie, Chemie- und<br />
Umweltingenieurwesen, Physik und Werkstoffwissenschaft<br />
seit November 2005 zur<br />
Verfügung.<br />
Ein weiteres Beispiel für strategische Kooperationen<br />
mit der regionalen Industrie ist<br />
das ChemiePark Institut für industrielle<br />
Vorlaufforschung (CPI). Das CPI wurde im<br />
Dezember 2003 in Bitterfeld gegründet. In<br />
enger Zusammenarbeit mit den <strong>Universität</strong>en<br />
in <strong>Halle</strong> und Leipzig bietet dieses Institut eine<br />
industrielle Vorlaufforschung für die Zukunft<br />
sowohl kleiner und mittelständischer als auch<br />
großer Unternehmen an. Unter Nutzung der<br />
neuesten Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />
wird die in den Bereichen Pharmazie und<br />
Technische Chemie betriebene universitäre<br />
Vorlaufforschung insbesondere für die Entwicklung<br />
neuer Wirkstoffe, Werkstoffe und<br />
Hightech-Spezialchemikalien genutzt.<br />
2005 wurde – als Kernstück eines Forschungs-<br />
und Entwicklungsnetzwerkes für die Kunststoffindustrie<br />
– das Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum<br />
für Polymersynthese und –verarbeitung<br />
Schkopau im ValuePark ® Schkopau<br />
eingerichtet. Eng mit der MLU kooperierend<br />
und essenziell von ihr unterstützt, verfolgt<br />
dieses Zentrum das Ziel, Ergebnisse aus der<br />
Grundlagen- und angewandten Forschung<br />
schneller in neuen Produkten und Verfahren<br />
umzusetzen. Schwerpunkt des Pilotanlagenzentrums<br />
im Bereich Synthese ist, neben der<br />
Entwicklung neuer Polymersysteme und ihrer<br />
Überführung vom Labor- in den Pilotanlagenmaßstab,<br />
die Verfahrensoptimierung im Bereich<br />
Polymerisationstechnik.<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard<br />
Neubert, Jahrgang 1949, studierte<br />
1970–1974 an der MLU Pharmazie<br />
und war dann bis 1992 in Lehre und<br />
Forschung am hiesigen FB Pharmazie<br />
tätig (Approbation zum Apotheker<br />
1976, Promotion 1978, Habilitation<br />
1987). 1992 wurde er zum Professor<br />
für Arzneimittelformen/Bio pharmazie<br />
berufen. 1992–1999 war er Dekan des<br />
Fachbereichs Pharmazie, 1997–1999<br />
Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. 2000–2006<br />
wirkte er als Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und<br />
internationale Beziehungen. Forschungsschwerpunkte: Wirkstoffpenetration<br />
in die menschliche Haut und Wechselwirkungen von Arzneistoffen mit biologischen<br />
Strukturen. Telefon: 0345 55-25000,<br />
E-Mail: reinhard.neubert@pharmazie.uni-halle.de<br />
Prof. Dr. Joachim Ulrich (s. S. 9), Telefon: 0345 55-21450 oder<br />
55-28400, E-Mail: joachim.ulrich@rektorat.uni-halle.de oder<br />
joachim.ulrich@iw.uni-halle.de
Geplant ist auch ein Kunststoffkompentenzzentrum<br />
(KKZ), das künftig mit der Hochschule<br />
Merseburg die Aktivitäten der industrierelevanten<br />
Polymerforschung bündeln soll.<br />
Nach wie vor stellt die industrierelevante Forschung<br />
auf der Basis von Verträgen ein wichtiges<br />
Werkzeug für die Kooperation mit der<br />
Wirtschaft und den Technologietransfer dar.<br />
Im Jahr 2004 schlossen Wissenschaftler(innen)<br />
der MLU 69 Forschungsverträge mit Industriebetrieben<br />
mit einem Finanzvolumen von<br />
1,9 Mio. € ab. Davon entfielen auf die Landwirtschaft<br />
19 Projekte mit 571 000 €, auf die<br />
Ingenieurwissenschaften elf Projekte mit<br />
452 000 €, auf die Pharmazie sechs Projekte<br />
mit 187 000 € und auf die Biologie drei Projekte<br />
mit 123 000 €.<br />
Jeweils rund 35 Prozent der Projekte wurden<br />
2004 in der Region, 50 Prozent national und<br />
15 Prozent international realisiert. Im Jahr<br />
2005 waren es 56 derartige Forschungsverträge<br />
mit einem Finanzvolumen von 906 000<br />
€: für die Landwirtschaft 16 Projekte mit<br />
292 000 €, für die Ingenieurwissenschaften 14<br />
Projekte mit 333 000 € und für die Pharmazie<br />
5 Projekte mit 42 000 €. Je etwa 30 Prozent<br />
der Projekte wurden 2005 in der Region, 48<br />
Prozent national und 21 Prozent international<br />
realisiert.<br />
A N-INSTITUTE AN DER MLU<br />
Die 15 An-Institute an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg haben sich hinsichtlich<br />
der Kooperationen – insbesondere mit<br />
mittelständischen Firmen sowie als Vorstufe<br />
für Ausgründungen – als »Inkubatoren« bestens<br />
bewährt. Sie werben jährlich im Umfeld<br />
der <strong>Universität</strong> ein Drittmittelvolumen von<br />
5 bis 8 Millionen € ein.<br />
Als Modellbeispiel für eine hervorragende<br />
Zusammenarbeit mit einer innovativen Firma<br />
in Sachsen-Anhalt ist das seit Mai 2005 bestehende<br />
Agrochemische Institut Piesteritz<br />
e. V. an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg (AIP) zu nennen, das<br />
die agrochemischen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
der SKW Stickstoffwerke<br />
Piesteritz GmbH optimal mit dem<br />
Forschungspoten zial der halleschen <strong>Universität</strong><br />
verknüpft.<br />
Dieses An-Institut wurde gegründet, weil<br />
eine enge Verflechtung von Grundlagen- und<br />
Anwendungsforschung unerlässlich ist, um<br />
neue agrochemische Produkte erfolgreich zu<br />
entwickeln. Das AIP wird von der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg, der Wirtschaftsförderung<br />
des Landkreises Wittenberg und der SKW<br />
Stickstoffwerke Piesteritz GmbH auf der<br />
Basis eines Kooperationsvertrages betrieben.<br />
Oben: Laborarbeiten im SKW<br />
Unten: Lagerhaus im SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH<br />
Linke Seite: Symmetrische Industrie-Architektur, Schaltwarte und Gewächshaus (Fotos [5]: Archiv SKW)<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Studierende und Doktorand(inn)en der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
übernehmen für die<br />
Laufzeit des Projektes Forschungsaufgaben im<br />
An-Institut. Exzellente wissenschaftliche Expertise<br />
wird so mit industriellem Projektmanagement<br />
und bedarfsorientierter Infrastruktur<br />
eines Chemiestandor tes vereint, um innovative<br />
Produkte und zugleich neue Arbeitsplätze zu<br />
schaffen.<br />
A USGRÜNDUNGSSTRATEGIE DER MARTIN-LUTHER-<br />
U NIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG<br />
Sowohl an der <strong>Universität</strong> als auch in ihrem<br />
Umfeld ein gründerfreundliches Klima zu<br />
schaffen, hat hohe Priorität. Dazu wurde 2004<br />
zusammen mit den Hochschulen im südlichen<br />
Sachsen-Anhalt das Gründernetzwerk Univations<br />
geschaffen, das mittlerweile außerordentlich<br />
erfolgreich arbeitet (s. S. 18/19).<br />
Überdies organisierten Mitarbeiter(innen) der<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät einen<br />
vom Land geförderten Schülerbusinessplanwettbewerb,<br />
um potenzielle Studierende bereits<br />
an den Gymnasien für diese Thema zu<br />
sensibilisieren.<br />
Wissenschaftler(innen) der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät sind außerdem dabei, ein<br />
Institut für Innovation und Entrepreneurship<br />
(IIE) zu gründen – um erstens die Ausgründungen<br />
an der MLU wissenschaftlich zu<br />
begleiten und zweitens den Wissen- und Technologietransfer<br />
nachhaltig zu befördern.<br />
17<br />
I NDUSTRIERELEVANTE FORSCHUNG AN DER MLU
18<br />
I NNOVATIONS- UND GRÜNDERNETZWERK UNIVATIONS<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
<strong>Universität</strong> verändert Gründerklima<br />
Zwei Jahre UNIVATIONS: Erfahrungen und Perspektiven<br />
S USANNE HÜBNER<br />
Führt die deutsche Unternehmerkultur ein Nischendasein? Kürzlich veröffentlichte das Frauenhofer-Institut<br />
für System- und Innovationsforschung einen Bericht über Existenz gründungen aus<br />
Hochschulen und konstatierte, dass in den letzten sieben Jahren im Rahmen des EXIST-Förderungsprogramms<br />
bundesweit bemerkenswerte Verände rungs pro zesse in Gang gesetzt wurden.<br />
Aber die Kultur der unternehmerischen Selbst ständigkeit steckt noch in den Kinderschuhen, und<br />
das kulturelle Klima zu wandeln, ist mühsam. Denn eines steht fest: Um Unternehmertum zu<br />
kultivieren, braucht man Ideen, Menschen, die was unternehmen wollen, ein fruchtbares Klima<br />
und vor allem – viel Zeit und Langmut.<br />
Dr. Reiner Haseloff, Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt (rechts), über reicht Prof.<br />
Dr. Reinhard Neubert, dem Projektleiter von UNIVATIONS, bei der Presse konferenz am 21. Juli 2006 den<br />
Zuwendungsbescheid seines Ministeriums, der die Arbeit von UNIVATIONS bis Ende 2007 garantiert (im<br />
Vordergrund: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Lukas, Chef des Technologie- und Gründerzentrums <strong>Halle</strong>, an dem<br />
UNIVATIONS angesiedelt ist). (Foto: Paolo Schubert)<br />
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(ursprünglich für seite 14 vorgesehen)<br />
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aus einer Hand!<br />
Auch UNIVATIONS, ein Drittmittelprojekt der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg,<br />
greift in diesen Veränderungsprozess ein und<br />
bringt seit 2004 positive Effekte in der Region<br />
hervor. Darum setzt auch das Land Sachsen-<br />
Anhalt in Zukunft auf die Kompetenzen dieses<br />
Innovations- und Gründer netz werks: Trotz<br />
knapper Kassen kann UNIVATIONS – vorerst<br />
bis Ende 2007 – weiterhin Gründungen von<br />
Akademiker(inne)n an Hochschulen in Sachsen-Anhalt<br />
unterstützen. Dr. Reiner Haseloff,<br />
Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes<br />
Sachsen-Anhalt, betonte bei der Übergabe<br />
des Zuwendungsbescheides, die Entscheidung<br />
des Landes sei maßgeblich von der Bilanz der<br />
Netzwerk arbeit bestimmt.<br />
U NTERNEHMERTUM BRAUCHT EIN POSITIVES IMAGE<br />
Von den 69 durch UNIVATIONS begleiteten,<br />
erfolgreich abgeschlossenen Gründungen<br />
kommt der Löwenanteil der vier im Netzwerk<br />
kooperierenden Hochschu len mit allein 33<br />
Gründun gen aus der halleschen <strong>Universität</strong>.<br />
Die betreuten Gründer(innen) ließen fast 200<br />
Arbeitsplätze entstehen. Die Netz werkarbeit<br />
spiegelt sich aber nicht nur in Gründungsprojekten<br />
und Jobs. Beides fließt auch in das<br />
Image der am Netz werk beteiligten Hochschulen<br />
ein. So belegte die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> in den vergan genen drei Jahren<br />
jeweils den zweiten Platz im ego.-Wettbewerb<br />
»Gründerfreund lichste Hoch schule«. 2005<br />
wurde das Podium aus schließlich von Partnerhochschulen<br />
des Netzwerkes besetzt.<br />
W ISSEN ALS BASIS WIRTSCHAFTLICHER<br />
W ERTSCHÖPFUNG<br />
Gründungen, Arbeitsplätze und Image sind<br />
eines. Nachhaltige Effekte des kulturel len<br />
Verän de rungsprozesses brauchen außerdem<br />
ein solides Fundament und eine kompetente<br />
Beratung: Kompetenz stärkt das Selbstvertrauen<br />
und sichert den Markterfolg künfti ger<br />
Unternehmer. Deshalb beginnt der ganzheitliche<br />
Ansatz von UNIVATIONS schon weit<br />
vor der Grün dung und ist zur Konsolidierung<br />
unterneh me rischen Handelns auf den<br />
systemati schen Erwerb gründungsrelevanten<br />
Wissens fokussiert. Interessierten Studierenden,<br />
Absolven t(inn)en und wissenschaftli chen<br />
Mitarbeiter(inne)n der MLU werden auch<br />
im Wintersemester 2006/07 zahlreiche Veranstaltungen<br />
kostenfrei angeboten.
Dabei geht es um:<br />
1. Sensibilisierung für die Option Selbstständigkeit<br />
durch Ringvorlesung und<br />
Planspiele,<br />
2. Wissens- und Kompetenzvermittlung zu<br />
gründungsspezifi schen Themenkomplexen<br />
durch Akademien und Workshops,<br />
3. Identitätsstiftung durch Kommunikation<br />
und community fördernde Netzwerkveranstal<br />
tun gen (Internet-Plattform, Kurse zur<br />
Teamför de rung, Unter nehmertreffs, ein<br />
Gründer-Café ...) und den monatlichen<br />
Newsletter.<br />
V ERÄNDERUNGEN BRAUCHEN ZEIT<br />
UNIVATIONS agiert seit über zwei Jahren.<br />
Dank der Förderung durch das Ministe rium<br />
und die Europäische Union wird auch in Zukunft<br />
an der Nachhaltigkeit der Aktivitäten<br />
zur Grün dungsunterstützung gearbeitet.<br />
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SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Weiterbildung am Weinberg Campus – bei UNIVATIONS im Frühjahr 2006 (Foto: Archiv UNIVATIONS)<br />
V. UNIVATIONS-AKADEMIE<br />
16.–18. NOVEMBER 2006,<br />
Weinberg Campus, mit begrenzter Teilnehmerzahl<br />
R INGVORLESUNG FÜR EXISTENZGRÜNDER( INNEN)<br />
14. NOVEMBER 2006 BIS 16. JANUAR 2007<br />
DIENSTAGS 18–20 UHR,<br />
Melanchthonianum, Hörsaal B<br />
Details im Newsletter und im Internet<br />
unter www.univations.de<br />
Geplant ist außerdem die verstärkte Ansprache<br />
von Multiplikatoren an den Hochschulen;<br />
Innovationen und Gründungen werden in die<br />
regionalen Cluster integriert. Denn ebenso<br />
wie die Beteiligten aus der Wirtschaft bringen<br />
– laut oben zitierter Studie – Pro fes so r(in n)en<br />
und wissenschaftliche Mitarbeiter(innen) das<br />
notwendige Know-how und die Glaub würdigkeit<br />
mit, um den Prozess der wirtschaftlichen<br />
Verwertung aufrechtzuerhalten und zu beschleunigen.<br />
Dr. des. Susanne Hübner,<br />
Jahrgang 1972, studierte 1991–1999<br />
Literaturwissenschaft/Medien- und<br />
Kommunikationswissenschaft /Soziologie<br />
an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />
Wittenberg (Promotion 2004 Medien-<br />
und Kommunikationswissenschaften) und<br />
ist seit Juli 2006 als Projektmanagerin<br />
bei UNIVATIONS tätig. Innovations- und<br />
Gründernetzwerk UNIVATIONS an<br />
den Hoch schulen in Sachsen-Anhalt,<br />
Technologiepark weinberg campus, Weinbergweg 23, 06120 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
Telefon: 0345 55-22955, E-Mail: huebner@univations.de<br />
19<br />
I NNOVATIONS- UND GRÜNDERNETZWERK UNIVATIONS
20<br />
D AS ZENTRUM DER LEHRERBILDUNG IN SACHSEN-ANHALT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Die hallesche <strong>Universität</strong> ist das<br />
Zentrum ...<br />
... der Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt<br />
T HOMAS BREMER<br />
Schon immer haben die Lehramtsstudiengänge – für die Grundschule, die Sekundarschule und<br />
das Gymnasium – im Fächerkanon der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> eine wichtige Rolle gespielt.<br />
Das Zentrum für Schulforschung ist eines der angesehensten Forschungsinstitute in diesem Bereich,<br />
die Lehrerbildungskommission übernahm viele Jahre lang für die Studienprogramme eine<br />
Koordinationsfunktion. Nun aber ändert sich in diesem Bereich vieles auf einen Schlag.<br />
Die Zielvereinbarungen des Landes Sachsen-<br />
Anhalt mit den <strong>Universität</strong>en in <strong>Halle</strong> und<br />
Magdeburg legten fest, dass in absehbarer<br />
Zukunft Lehrerinnen und Lehrer – mit Ausnahme<br />
des Berufsschulbereichs – nur noch<br />
in <strong>Halle</strong> auszubilden sind. Zugleich müssen<br />
aber alle Studieninhalte im Zuge des Bologna-<br />
Prozesses, also der Umstellung auf Bachelor-<br />
und Masterprogramme, als »modularisierte<br />
Studiengänge« neu organisiert werden. Und<br />
ebenfalls zur gleichen Zeit soll in einzelnen<br />
Fächern entsprechend dem Landesbedarf in<br />
den nächsten Jahren der Akzent stärker auf<br />
die Ausbildung von Grund- und weniger auf<br />
die von Gymnasiallehrern gelegt werden, weil<br />
sich hier ein verstärkter Bedarf abzeichnet.<br />
Z ENTRUM – ARBEITSGRUPPEN – DIREKTORIUM<br />
Für die Alma mater halensis et vitebergensis<br />
stehen hinter diesen relativ einfach klingenden<br />
Sätzen gewaltige Umstrukturierungsprozesse<br />
und -probleme. Prozessvorbereitung bzw. -begleitung<br />
und Problemlösungen obliegen dem<br />
kürzlich vom Akademischen Senat geschaffenen<br />
Zentrum für Lehrerbildung. Hier laufen<br />
seit dem Sommersemester 2006 die Fäden<br />
dieser Umstrukturierung zusammen und werden<br />
derzeit im Prorektorat für Studium und<br />
Lehre von Dr. <strong>Martin</strong> Winter koordiniert. Der<br />
Auswahl- und Einstellungsprozess für einen<br />
Geschäftsführer läuft und soll so schnell wie<br />
möglich abgeschlossen sein.<br />
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Alle Unterrichtsfächer im Land Sachsen-Anhalt<br />
beziehungsweise an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg haben je eine(n)<br />
Fachsprecher(in); diese bilden zusammen<br />
– abhängig von der Schulform – eine jeweils<br />
eigene Arbeitsgruppe (AG): diejenige für<br />
Gymnasien und Sekundarschulen (Leitung:<br />
Prof. Dr. Elke Hartmann), die AG Grundschule<br />
(Leitung: Dr. Norbert Schulz) und die<br />
AG Förderschule (Leitung Prof. Dr. Andreas<br />
Hinz).<br />
Die Leiter(innen) der Arbeitsgruppen und die<br />
Sprecher(innen) für die Allgemeine Pädagogikausbildung<br />
(Prof. Dr. Hartmut Wenzel), für die<br />
Fachdidaktiken (Prof. Dr. Notburga Protze),<br />
bis 31. August 2006 der Dekan des damaligen<br />
Fachbereichs Erziehungswissenschaften (Prof.<br />
Dr. Alfred Schäfer), seit 1. September 2006<br />
der Dekan der Philosophischen Fakultät III<br />
(Prof. Dr. Georg Theunissen – vgl. auch die<br />
Übersicht zur neuen Struktur der <strong>Universität</strong><br />
S. 7) sowie der Direktor des Interdisziplinären<br />
Zentrums für Schulforschung und Fragen der<br />
Lehrerbildung (Prof. Dr. Werner Helsper) bilden<br />
das Direktorium; der Autor des Beitrags<br />
wurde, in seiner Eigenschaft als Sprecher der<br />
Fachwissenschaften, zum Geschäftsführenden<br />
Direktor des Zentrums gewählt.
V ERGLEICHEN – ÜBERPRÜFEN – BESCHLIESSEN<br />
Hinter dieser Organisationsgliederung stehen<br />
ein erheblicher Arbeitsaufwand und ein<br />
straffer Zeitplan. Bis Anfang Juli mussten die<br />
Vertreter(innen) der einzelnen Fächer – einem<br />
relativ enggefassten Schema entsprechend<br />
– ihre Vorstellungen für die künftigen Inhalte<br />
der Lehrerbildung formulieren, weil nur so<br />
eine Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Diese<br />
Vorstellungen wurden bis zum Semesteranfang<br />
auf ihre formale Korrektheit geprüft und<br />
im Kultusministerium gegengelesen. Auf dieser<br />
Grundlage (und nach Rückfragen, Korrekturen,<br />
Fachbeschlüssen) werden nun einerseits<br />
die Beschlüsse durch Fakultäten und Akademischen<br />
Senat gefasst und andererseits vom<br />
Kultusministerium die anzuwendende Lehrerprüfungsverordnung<br />
erstellt. Da das Lehrerstudium<br />
weiterhin eine Staatsprüfung bleibt<br />
(weil sie sonst nicht den Prüfungen anderer<br />
Bundesländer entsprechen würde), prüfen die<br />
Professorinnen und Professoren sowie die wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter(innen) – anders als<br />
bei ›akademischen‹ Prüfungen – auch weiterhin<br />
auf der Grundlage dieser Verordnung »im<br />
Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt«.<br />
Doch das ist bei weitem nicht alles: Ein erster<br />
Entwurf dazu (noch ohne fachspezifische Bestimmungen)<br />
und eine »Allgemeine Studien-<br />
und Prüfungsverordnung« für die Lehramtsstudiengänge<br />
sollen bereits im Oktober 2006<br />
›stehen‹. Alles muss dann durch die Gremien<br />
und vor Ende Februar 2007 durch die Kultusministerkonferenz<br />
auf föderale Vereinbarkeit<br />
geprüft werden; eine Praktikumsordnung (für<br />
die Schulpraktischen Übungen) und die Zulassungsordnungen<br />
folgen im Frühjahr. Und ganz<br />
am Schluss müssen alle konkretisierten Daten<br />
im Laufe der Sommermonate 2007 in das<br />
elektronische Studien- und Prüfungsverwaltungssystem<br />
eingegeben werden, damit sie zu<br />
Beginn des Wintersemesters 2007/08 vorliegen<br />
und nach ihnen unterrichtet werden kann.<br />
H ILFE FÜR AUSLÄNDISCHE STUDIERENDE E. V. – HAS<br />
P ILOTPROJEKT: ENGLISCH AN GRUNDSCHULEN<br />
Wie man sieht, müssen hier viele Rädchen<br />
– in den Fächern, in den Fakultäten, im Zentrum<br />
für Lehrerbildung und in den <strong>Universität</strong>sgremien,<br />
aber vor allem auch innerhalb<br />
des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt<br />
– ineinander greifen, damit die Neustrukturierung<br />
des gesamten Bereichs der Lehramts-<br />
Ausbildung ein Erfolg werden kann.<br />
Zugleich steht hinter den auf den ersten Blick<br />
rein organisatorischen Problemen in vielen<br />
Fächern auch die Überprüfung und gegebenenfalls<br />
Neuausrichtung von Inhalten. Viele,<br />
wenn nicht alle Fächer können infolge mangelnder<br />
Personalkapazitäten keine gesonderten<br />
Veranstaltungen für Lehramtsstudierende<br />
anbieten. In solchen Fällen ist zu überlegen,<br />
welche Angebote aus dem Bachelor- und<br />
Masterprogramm für künftige Lehrer(innen)<br />
besonders wichtig sind: diese sollten sie dann<br />
unbedingt belegen.<br />
Das Land Sachsen-Anhalt hat sich, anders<br />
als einzelne andere Bundesländer, für eine<br />
Lehramts-Organisation entschieden, die nicht<br />
dieser Abstufung folgt, sondern übergreifend<br />
– aber mit den gestuften Modulen – organisiert<br />
wird. Das ist ein unter Fachleuten sehr<br />
diskutiertes Modell. Es enthält spezifische<br />
Schwierigkeiten, aber auch spezielle Probleme;<br />
ob es sich bewährt (oder vielleicht eines<br />
Tages wieder geändert werden muss), wird die<br />
Zukunft zeigen.<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Nach zwei Jahren intensiven Studiums im Rahmen des berufsbegleitenden Studien ganges »Englisch an Grundschulen« nahmen<br />
im Juli 2006 fünfzehn Grundschul lehrerinnen aus Sachsen-Anhalt die Abschlusszeugnisse in Empfang. Damit wurde das<br />
Pilotprojekt am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Philosophischen Fakultät III der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> erfolgreich beendet.<br />
Nähere Informationen: Annemarie Vetterling, Telefon: 0345 55-23911<br />
E-Mail: annemarie.vetterling@sprachenzentrum.uni-halle.de<br />
Seit 1994 unterstützt der Verein – aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden – unverschuldet in Not geratene ausländische<br />
Studentinnen und Studenten. Die Hilfe erfolgt, nach sorgfältiger Prüfung, kurzfristig und unbürokratisch, zum Beispiel durch<br />
Übernahme von Mieten, Krankenversicherung sowie Beihilfen zum Lebensunterhalt vor Zwischen- und Abschlussprüfungen.<br />
Vorsitzender des Vereinsvorstandes ist der Physiker und Altrektor Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Geschäftsführerin und<br />
Ansprechpartnerin Verena Buchholtz.<br />
Sprechzeit: jeden Mittwoch, 13.30–15.30 Uhr<br />
Telefon: 0345 55-24484, Fax: 0345 55-27007<br />
Besucheradresse: Studienkolleg der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, Nietlebener Straße 6 (<strong>Halle</strong>-Neustadt)<br />
Postadresse: Hilfe für ausländische Studierende e. V.<br />
c/o <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Um auch in Zukunft erfolgreich arbeiten zu können, braucht der HAS e. V. auch Sie als Mitglied und/oder Ihre Spenden:<br />
Hypo Vereinsbank <strong>Halle</strong> – Konto-Nr.: 5100201323 – BLZ 80020086<br />
R EFLEKTIEREN – ENTSCHEIDEN – GESTALTEN<br />
Für die Vertreter(innen) der Fächer bedeutet<br />
all das im Moment eine Phase verstärkter<br />
Selbst reflexion darüber, was in Zukunft an<br />
den Schulen des Landes gelernt werden soll,<br />
aber auch eine Phase der genauen Kalkulation,<br />
was mit dem gegenwärtigen Personalbestand<br />
möglich ist (und was zwar wünschenswert,<br />
aber nicht zu leisten ist). Dass dieser Prozess<br />
manchmal mit großen Schwierigkeiten, mit<br />
manchem lauten Stöhnen gar, verbunden ist,<br />
wissen die Mitglieder und das Direktorium<br />
des neuen Zentrums nur zu gut – aber ebenso,<br />
dass bei den Fächern die Erkenntnis von der<br />
Unumkehrbarkeit der Einführung der neuen<br />
Struktur angekommen ist. Trotz mancher<br />
(teils durchaus berechtigter) Kritik an der<br />
Einführung eines gestuften Studienmodells<br />
mit BA und MA wird sich dieses Modell<br />
gesamteuropäisch durchsetzen, und die lehrerbildenden<br />
Fächer sind zwangsläufig dabei<br />
– auch wenn der Umstellungsprozess sicher<br />
noch einiger Jahre über 2010 hinaus bedarf,<br />
bis daraus wirklich eine »europäische Hochschullandschaft«<br />
geworden sein wird. Für die<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> ist es dabei von entscheidender<br />
Bedeutung, Modelle für ein Lehramtsstudium<br />
zu entwerfen (und sie gegebenenfalls<br />
auch immer wieder zu korrigieren, zu<br />
ändern und neu zu entwerfen), das nicht nur<br />
unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ein<br />
Optimum für die Studierendengeneration entwirft,<br />
sondern so weit wie möglich noch für<br />
die Generation danach gilt: Schließlich prägen<br />
Lehrer(innen) mit dem, was sie selber gelernt<br />
haben, immer mehrere Kinder-Generationen ...<br />
Prof. Dr. Thomas Bremer, Jahrgang<br />
1954, studierte 1973–1977 Romanistik,<br />
Germanistik und Philosophie in Gießen und<br />
Freiburg. Es folgten Lehre und Forschung<br />
an verschiedenen <strong>Universität</strong>en und<br />
anderen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
(Promotion 1990, Habilitation 1994).<br />
Seit 1995 ist er <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />
Literaturwissenschaft/Iberoromanistik an<br />
der MLU. 1996–1998 war er Dekan des<br />
FB Sprach- und Literaturwissenschaften,<br />
1998–2003 Prorektor für Studium und Lehre; seit Mai 2006 ist er<br />
Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung der MLU..<br />
Telefon: 0345 55-23530, E-Mail: thomas.bremer@romanistik.unihalle.de<br />
21<br />
D AS ZENTRUM DER LEHRERBILDUNG IN SACHSEN-ANHALT
22<br />
P EER- GROUPS UND SCHULISCHE SELEKTION<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
»Freundschaften könnten entscheidend<br />
sein«<br />
Erziehungswissenschaftler untersuchen Schülergruppen<br />
P AOLO SCHUBERT<br />
Die Aussagen der PISA-Studie haben auch in der Öffentlichkeit für Diskussionen um die Effizienz<br />
des deutschen Bildungssystems gesorgt. Neben den mittelmäßigen Ergebnissen deutscher<br />
Schüler im Leistungsvergleich offenbarten PISA und seine Ergänzungsstudien vor allem eines:<br />
In kaum einem anderen Land ist die soziale Auslese an Schulen so groß wie in Deutschland.<br />
Doch in welcher Form finden Prozesse schulischer Selektion statt? Zur Beantwortung dieser<br />
Frage untersucht das Zentrum für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong> (ZSL) in drei miteinander kooperierenden Forschungsvorhaben die Ausgestaltung von<br />
Selektionsprozessen. Besonderen Wert legt das Team des Projektes »Peer-groups und schulische<br />
Selektion« auf die Analyse des Einflusses schulischer und außerschulischer Gleichaltrigengruppen<br />
auf Bildungsbiographien. In den kommenden Jahren wollen die Beteiligten klären, wie sich<br />
diese peer-groups auf die Leistungsbereitschaft einzelner Schüler auswirken und wie Prozesse<br />
schulischer Leistungsanforderungen und Selektion in komplexen gesellschaftlichen Strukturen<br />
von den Schülern verarbeitet werden.<br />
»Um diese Strukturen möglichst genau abbilden<br />
zu können, erheben wir im ländlichen<br />
und städtischen Milieu Sachsen-Anhalts und<br />
Nordrhein-Westfalens Daten in verschiedenen<br />
Schultypen. Im Rahmen einer geplanten<br />
Längsschnittstudie verfolgen wir die derzeit<br />
11-jährigen Kinder ab der Klassenstufe fünf<br />
bis in den neunten Schuljahrgang, also bis zu<br />
ihrem 15. Lebensjahr. Auswahlkriterien für<br />
unsere Befragungen sind in erster Linie die<br />
Freundschaftskonstellationen der Kinder, die<br />
Anzahl und die Qualität von Freundschaften<br />
sowie verschiedene Formen von Freizeitaktivitäten.<br />
Weitere wichtige Faktoren stellen der<br />
Familiale<br />
Herkunft<br />
Schulischer<br />
Leistungsstatus<br />
schulische Leistungsstatus und die Zugehörigkeit<br />
zu unterschiedlichen soziokulturellen<br />
Milieus dar«, erklärt Diplompädagogin Maren<br />
Zschach, die das Projekt unter der Leitung<br />
von Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger betreut.<br />
F REUNDSCHAFTSBEZIEHUNGEN VERÄNDERN SICH<br />
Zschach vermutet, dass sich Freundschaftsnetzwerke<br />
sehr stark auf die schulische Motivation<br />
und die Leistungsbereitschaft von<br />
Jugendlichen auswirken können. »Wir wollen<br />
untersuchen, welchen Einfluss peer-groups,<br />
schulischer Kontext<br />
Einzelfreundschaften<br />
Peergroups<br />
Formalisierte<br />
Gruppen<br />
Quelle: Projekt „Peer-groups und schulische Selektion - Interdependenzen und Bearbeitungsformen“<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
Philosophische Fakultät III, Institut für Pädagogik<br />
Zentrum für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung<br />
Franckeplatz 1, Haus 31<br />
06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345-5523850 od. 0345-5523855<br />
E-Mail: krueger@paedagogik.uni-halle.de<br />
aber auch Einzelfreundschaften und losere<br />
Freundschaftsnetzwerke auf die Bildungsbiographien<br />
haben und welche Rolle unterschiedliche<br />
Formen von Freizeitaktivitäten spielen.<br />
Besonders interessant erscheinen uns mögliche<br />
Differenzen und ihre Auswirkungen auf<br />
die Schulkarriere der Kinder, die sich aus einem<br />
breiten Spektrum zwischen traditioneller<br />
Quartierskindheit mit hauptsächlich informellen<br />
Gruppen und einer stark termingebundenen<br />
Freizeit, zum Beispiel durch Leistungssport<br />
oder das Pflegen mehrerer bildungsrelevanter<br />
Hobbys ergeben.« Dies verlange<br />
jedoch neben der Betrachtung des schulischen<br />
Kontextes auch die Berücksichtigung außerschulischer<br />
Freundschaftsbeziehungen und<br />
Freizeitaktivitäten.<br />
Es sei zu beobachten, dass sich Beziehungen<br />
der Kinder zu ihren Freundinnen und Freunden<br />
gerade im Zuge des Wechsels auf eine<br />
weiterführende Schule grundlegend verändern.<br />
»Zurzeit beobachten wir, dass aufgrund dieser<br />
biographischen Umbruchs- und Bewährungssituation<br />
auch eine Veränderung innerhalb der<br />
Erfolgreiche<br />
bzw. weniger<br />
erfolgreiche<br />
Bildungs-<br />
Biographien<br />
im Verlaufe der<br />
Sekundarstufe I<br />
Bearbeitung<br />
schulischer<br />
Leistungszuweisung<br />
&<br />
Selektion
Neubau des ZSL in den Franckeschen Stiftungen<br />
(Foto: Paolo Schubert)<br />
Freundschaftsbeziehungen auftritt. So können<br />
häufig langjährige, intensive Beziehungen<br />
nicht aufrechterhalten werden, wenn Freundinnen<br />
oder Freunde nun unterschiedliche<br />
Schulen besuchen.«<br />
M EHRSTUFIGES VERFAHREN<br />
Die Erziehungswissenschaftler nutzen für ihre<br />
Datenerhebung ein mehrstufiges Verfahren.<br />
Zu Beginn wurde ein Fragebogen entwickelt,<br />
um aus einer Gruppe von 150 Schülern der<br />
fünften Klassenstufe aus verschiedenen Schulen<br />
50 Kinder gemäß des Erkenntnisinteresses<br />
der Untersuchung auszuwählen, mit denen<br />
Befragungen durchführt wurden. »Es handelt<br />
sich hier um biografische Interviews, in denen<br />
die Kinder die Möglichkeit haben, auf<br />
wenige erzählgenerierende Fragen aus freien<br />
Stücken ausführlich zu berichten.« Einen<br />
weiteren wichtigen Bestandteil der Erhebung<br />
bilden Gruppendiskussionen, die mit einigen<br />
dieser Kinder geführt wurden, wobei die Teilnehmenden<br />
an den Gesprächsrunden von den<br />
Befragten ausgewählt werden und somit ihrem<br />
engeren schulischen oder außerschulischen<br />
Freundeskreis, wie zum Beispiel im Verein,<br />
entsprechen. Ergänzt werden diese Einzel-<br />
und Gruppeninterviews durch ethnographische<br />
Beobachtungen und Videoaufzeichnungen<br />
der Freizeitaktivitäten. »Wir sind gerade dabei,<br />
die erste Phase abzuschließen«, resümiert<br />
Zschach.<br />
Die so gewonnenen Informationen sollen in<br />
den folgenden Wochen zu spezifischen Schülerportraits<br />
aufbereitet werden. Anhand dieses<br />
Materials kann das Team schließlich eine erste<br />
Typologie verschiedener Freundschaftskonzepte,<br />
Freizeitmuster und unterschiedlicher<br />
bildungsbiographischer Ambitionen der Kinder<br />
vornehmen. »Weitere Erhebungen folgen<br />
jetzt im Abstand von zwei Jahren, bis die<br />
Schülerinnen und Schüler in ihren jeweils aktuellen<br />
Freundschaftsbeziehungen die neunte<br />
Klassenstufe erreicht haben.« Vergleichsdaten<br />
stehen deshalb erst ab der zweiten Erhebungswelle<br />
im Schuljahr 2007/2008 zur Verfügung.<br />
Zschach hofft, dass die Ergebnisse des Projektes<br />
neue Erkenntnisse zur Reproduktion<br />
von sozialen Ungleichheiten an der Schnittstelle<br />
von Schule und Freundschaftskontexten<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
bereitstellen werden. »Zum anderen können<br />
die Resultate einen Beitrag zur aktuellen bildungspolitischen<br />
Debatte um die Ganztagsbildung<br />
leisten, in der das Zusammenspiel von<br />
schulischer und außerschulischer Bildung neu<br />
definiert werden muss.«<br />
Paolo Schubert, Jahrgang 80,<br />
studiert seit 2001 Diplom-Politik wissenschaft<br />
und schreibt seit 2000 für verschiedene<br />
Tageszeitungen<br />
und Jugendmagazine.<br />
Telefon: 0171 8393278<br />
E-Mail: pressestelle@uni-halle.de oder<br />
paolo.schubert@student.uni-halle.de<br />
23<br />
P EER- GROUPS UND SCHULISCHE SELEKTION
24<br />
D AS MITTELDEUTSCHE MULTIMEDIAZENTRUM HALLE<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Mitteldeutsches Multimediazentrum<br />
Innovatives Miteinander<br />
starker Partner aus Wirtschaft und Ausbildung<br />
G ERHARD LAMPE<br />
Das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ) in <strong>Halle</strong> liegt am Westrand des Stadtkerns, wo<br />
die Saale an die Mansfelder und die Ankerstraße grenzt. Es ist ein Ensemble von Gebäudeteilen,<br />
in dem die Architekten Letzel und Freivogel (alle Fotos zu diesem Beitrag: copyright punctum/<br />
Bertram Kober) drei Grundformen kombinieren: Plateau, Kubus und Schwebekörper.<br />
Das Plateau beherbergt Produktionsräume für<br />
Schnittarbeiten; in den Untergeschossen des<br />
Kubus entstehen ein großer Kinoraum mit<br />
neuester Audiotechnik sowie ein hochmodernes<br />
– für Mitteldeutschland einzigartiges<br />
– Studio zur Filmvertonung im sogenannten<br />
THX-Standard.<br />
M IT FEININGERS AUGEN ...<br />
Der Schwebekörper gibt durch sein transparentes<br />
Erdgeschoss den Blick auf das Plateau<br />
frei. Nach Westen hin ist er verglast, die Front<br />
erinnert – vor allem wenn es dunkel ist und<br />
die Räume beleuchtet sind – an übereinander<br />
gestapelte Monitore; nach Osten, zur Stadt<br />
hin, schließt er im zurückgenommenen obersten<br />
Geschoss mit einen großen, allen Mietern<br />
offen stehenden Besprechungsraum ab – dem<br />
Panoramaraum mit »Feiniger-Blick« (nebenstehendes<br />
Foto), einer phantastischen Sicht<br />
auf die Altstadt, vom Dom über den fünftürmigen<br />
Markt bis zur Moritzkirche.<br />
Die Westseite (Fotos auf S. 23) lässt Mieter<br />
und Besucher über die Saale auf die Saline<br />
schauen und historische Vergleiche ziehen: Im<br />
Informationszeitalter haben Medien eine ähnlich<br />
fundamentale Bedeutung wie die Salzgewinnung<br />
in vorindustrieller Zeit. Ist das MMZ<br />
also eine moderne Saline?<br />
B AUPLATZ MIT ZUKUNFT<br />
Sie könnte es werden. Sieben Jahre vergingen<br />
von der Idee bis zum Bezug. Die ersten Überlegungen<br />
kamen 1998 aus dem Mitteldeutschen<br />
Film- und Fernsehproduzentenverband.<br />
Vor allem Klaus Kuka warb in der Medienwirtschaft<br />
und bei Ausbildungsstätten um Mitstreiter.<br />
Stadt, Land und EU ermöglichten die<br />
Realisierung.<br />
Orientierungstafeln im Foyer spiegeln die<br />
Vielfalt des MMZ. Um nur wenige Logos zu<br />
erläutern: »Lettow TV«, eine regionale TV-<br />
Produktionsfirma; »Staminamedia«, eine junge<br />
Filmproduktion, die zusammen mit Mika<br />
Kaurismäki das road movie »Honey Baby« in<br />
die Kinos brachte; »s.a.m – die agentur«, die<br />
Medienproduktion, Projektmanagement, Kommunikationsdesign<br />
als Komplettlösung anbiete.<br />
Computerspieleentwickler »Radon Labs«<br />
aus Berlin hat hier eine Filiale; »Moving<br />
Elements« realisiert Internet- und Intranetauftritte<br />
mit dem Schwerpunkt 3D- und Virtual<br />
Reality; das »Sprechatelier Nebert« rundet<br />
die Arbeitsfelder der neuen Medien ab.<br />
M EDIALES »W HO IS WHO«<br />
Etliche Logos im Mitteldeutschen Medienzentrum<br />
lesen sich wie ein who is who deutscher<br />
Medienproduzenten:<br />
Es gibt national und international operierende<br />
Film- und TV-Produktionsfirmen wie die<br />
»NFP teleart«, die als Teil der NFP-(Neue<br />
Filmproduktion) Gruppe der Brüder Alexander<br />
und Stefan Thies u. a. Kinofilme (»<strong>Luther</strong>«),<br />
TV-Movies (»Dr. Sommerfeld«) und Serien<br />
(»Die Frau des Architekten«), Dokumentationen<br />
(über Joseph Goebbels) und Animationsfilme<br />
(»Mainzelmännchen«) produziert und<br />
verkauft.<br />
»Motion Works« (Tony Loeser) ist eine der<br />
erfolgreichsten Animationsfilmwerkstätten<br />
Deutschlands. Filme wie »Der kleine Eisbär«<br />
(Teil 1 und 2), »Lauras Stern« (im Auftrag<br />
von »Cartoon-Film« und »Warner Bros.«)<br />
und die Eigenproduktionen »Globi und der<br />
Schattenräuber« und die »Piratengeschichten«<br />
kennt jedes Kind. Die Gründung der »Motion<br />
Works« erfolgte 1998, und der Entschluss,<br />
nach <strong>Halle</strong> zu ziehen, hing ausdrücklich mit<br />
dem kreativen Umfeld der regionalen Hochschulen<br />
und der MMZ-Idee zusammen.<br />
»Schmidtz Katze Filmkollektiv« (Leander<br />
Carell, Patrick Knippel) agiert von <strong>Halle</strong><br />
und Berlin aus als europäischer Netzwerk-<br />
Partner. Seit 2003 entwickelt und produziert<br />
»Schmidtz Katze« Spielfilme für den nationalen<br />
und internationalen Markt (»Devot«,<br />
»Liebes Spiel«).<br />
Zu den führenden »Full Service«-Mediendienstleistern<br />
Deutschlands zählt »cine plus«.<br />
Das Unternehmen (Hauptsitz in Berlin) deckt<br />
alle Bereiche und Phasen audiovisueller Produktion<br />
ab. Schwerpunkt ist der Einsatz innovativer<br />
Technologien in Spielfilmen (»Komm<br />
näher«) und Dokumentarfilmprojekten (»Die<br />
große Stille«).<br />
Die Jürgen Kleinig Filmproduktion vertritt<br />
die 2003 eröffnete Dependence der »Marco<br />
Polo Film AG«, die in erster Linie Naturdokumentationen<br />
und Umweltreportagen für<br />
das Fernsehen produziert. Als Produzent von<br />
»Magnolia« kooperiert Kleinig eng mit<br />
»digital images«. Der Spezialist für die Digitalisierung<br />
von Bild und Ton entwickelte sich<br />
seit 1999 zu einem der größten DVD-Studios<br />
Europas. Zum Repertoire gehören Hollywood-<br />
Blockbuster, Film-Klassiker, Dokumentationen<br />
(so preisgekrönte Editionen der Händel-<br />
Opern »Tamerlano« und »Teseo«), TV-Serien<br />
und Autorenfilme (Arthaus-Edition).<br />
Die Firma ist nunmehr zu groß für das MMZ<br />
und bleibt deshalb in den Produktionsstätten<br />
am Waisenhausring 9.<br />
Andere Firmen ziehen später ein, wenn auch<br />
Kubus und Plateau ausgebaut sind – etwa<br />
das Team von »Metrix«, das viele Kino- und<br />
TV-Produktionen (»SOKO Leipzig«) auch<br />
hörenswert gestaltet hat, oder die »IOSONO<br />
Production GmbH«, das jüngste spin-off<br />
des Ilmenauer Fraunhofer-Instituts für Digitale<br />
Medientechnologie unter der Leitung des<br />
MP3-Miterfinders Karlheinz Brandenburg, die<br />
im MMZ ein europäisches Schulungszentrum<br />
für Regisseure und Tontechniker aufbauen<br />
wird.
M ITTELDEUTSCHER MEDIEN-MIX ...<br />
Man sieht: Im MMZ findet sich ein guter Mix<br />
aus versierten, etablierten Medienproduktionsfirmen<br />
und newcomern, der die ganze Bandbreite<br />
neuer Medien repräsentiert und eine<br />
spürbare Eigendynamik aufweist.<br />
Es ist ein Verdienst der Geschäftführerin der<br />
städtischen GmbH »Mitteldeutsches Multimediazentrum<br />
<strong>Halle</strong>«, Katerina Hagen, diese<br />
auch ökonomisch potenten Kräfte gebündelt<br />
zu haben.<br />
Mit dem Pfund dieser Produktionskapazitäten<br />
kann das MMZ gar nicht genug wuchern,<br />
wie auch mit dem Vorteil der universitären<br />
Einrichtungen und anderer Weiterbildungsinstitutionen,<br />
deretwegen manche Firmen sich<br />
überhaupt nur in <strong>Halle</strong> ansiedelten.<br />
U NIVERSITÄRE PRÄSENZ<br />
Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> ist dreifach im<br />
Mitteldeutsche Medienzentrum vertreten:<br />
1. mit dem Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften;<br />
2. dem »Hallischen Institut für Medien«<br />
(HIM, als gemeinnützig anerkannter Verein<br />
und zugleich ein klassisches universitäres An-<br />
Institut) und<br />
3. der »<strong>Halle</strong>schen Europäischen Journalistenschule<br />
für Multimediale Autorschaft / Alfred<br />
Neven DuMont« (HALESMA / A.N.D.), die<br />
vom HIM organisiert wird und auf der Kooperation<br />
der <strong>Universität</strong> mit dem Verlagshaus M.<br />
DuMont Schauberg fußt.<br />
Das Verlagshaus M. DuMont Schauberg<br />
unterstützt auch seit 2003 durch Sach- und<br />
Personalmittel den fachlich mit der Fakultät<br />
Design der »Burg« verbundenen Masterstudiengang<br />
»Multimedia & Autorschaft« .<br />
Bisher bot das Institut für Medien & Kommunikation<br />
einen achtsemestrigen Hauptstudiengang<br />
»Medienwissenschaften« an, der<br />
jetzt durch einen sechssemestrigen Bachelorstudiengang<br />
ersetzt wird, der stärker auf Berufsfähigkeit<br />
abzielt. Das MMZ ist auch für<br />
diese neue Situation der richtige Ort. Die von<br />
Produzenten nachgefragten analytisch-diskursiven<br />
und angewandt-kreativen Kompetenzen<br />
werden durch Vorlesungen und Seminare<br />
zur Geschichte von Film, TV, Internet und<br />
zur Audiokultur angelegt; mehr noch als im<br />
auslaufenden Magisterstudiengang vertiefen<br />
Analyse- und Praxisseminare zu relevanten<br />
Bereichen der audiovisuellen Produktion<br />
(Drehbuch, Dramaturgie, Regie, Produktion,<br />
Postproduktion) und zu Multimedia exemplarische<br />
Erfahrungen. Am Institut wird mit<br />
Textformaten gearbeitet (regelmäßig erscheint<br />
ein »MuK-Journal«), im Tonstudio entstehen<br />
Audiobeiträge für das eigene, internetbasierte<br />
»UniMono« und das freie »Radio Corax«<br />
(s. scientia halensis 2/06, S. 41); Internetprojekte,<br />
beispielsweise zum deutschen Fernsehkrimi,<br />
bieten Gelegenheit zur multimedialen<br />
Präsentation von Wissenschaftsergebnissen;<br />
dokumentarische Videos werden gedreht, von<br />
denen einige auf bekannten Festivals starteten<br />
(so auf dem »sehsüchte«-Festival der Hochschule<br />
für Film und Fernsehen in Potsdam-<br />
Babelsberg oder auf dem Leipziger Dokumentarfilmfestival);<br />
es wurde eine soap opera<br />
»Unistadt» produziert, deren 26 je 15-minütige<br />
Folgen im regionalen Fernsehsender »TV:<br />
<strong>Halle</strong>« ausgestrahlt wurden.<br />
P RAKTIKUM – PRODUKTION – PROFESSION<br />
Das MMZ ist auch deshalb ideal, weil hier<br />
professionelle Felder existieren, die Studierenden<br />
Praktikumsplätze und Absolvent(inn)en<br />
nach dem Studium Arbeit geben: Einige sind<br />
bereits bei »digital images« als DVD-Projektmanager<br />
und Film-Autor(inn)en, bei »Staminamedia«<br />
als Producer, bei »Metrix« als Assistent<br />
von Filmmischungen tätig. Mitarbeiter<br />
der Firmen halten auch gern Gastvorträge und<br />
erweitern so die akademischen Horizonte.<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Zum Beispiel wird mit »Magnolia« eine studentische<br />
Gruppe Drehbücher nicht nur nach<br />
filmphilologischen Kriterien sezieren, sondern<br />
auch unter produktionsbezogenen Aspekten<br />
lektorieren lernen.<br />
Außer den universitären Studiengängen ist<br />
im MMZ noch eine besondere Institution untergebracht,<br />
die als eine Art Brücke zwischen<br />
Ausbildungs- oder Studiengängen und der<br />
Medienwirtschaft und ihren Berufen fungiert:<br />
die »International Academy of Media and Arts<br />
(<strong>Halle</strong>-Academy)«. Sie ist eine Bildungsinitiative<br />
von Unternehmen der Film- und Medienwirtschaft<br />
vornehmlich in Mitteldeutschland<br />
und ergänzt die bestehenden Hochschul- und<br />
Ausbildungsangebote durch spezialisierte und<br />
marktorientierte Kurse. Absolvent(inn)en in<br />
den Markt zu integrieren und den Nachwuchs<br />
mit der europäischen Produktionslandschaft<br />
vertrauter zu machen, sind primäre Ziele des<br />
gemeinnützigen Vereins. Bislang fanden vor<br />
allem die »European Animation Masterclass«<br />
Beachtung: Absolvent(inn)en aus ganz Europa<br />
realisieren hier kurze Animationsfilme. Auch<br />
andere Weiterbildungen sind angelaufen, etwa<br />
im Bereich Filmmanagement oder Digitaler<br />
Content.<br />
M EDIALE KORRELATIONEN<br />
Davon profitiert auch die Medienwissenschaft.<br />
So wird am Institut die Dissertation<br />
Jörg Bachmaiers betreut, der für »Moving<br />
Elements« und »Endemol USA« tätig ist, aus<br />
nächster Nähe Konversionen von Filmsets und<br />
PC-Spielen kennt und unter narrativen und ästhetischen<br />
Gesichtspunkten analysieren wird.<br />
Ohne das MMZ gäbe es diesen Kontakt kaum.<br />
Fazit: Vom MMZ profitieren alle Beteiligten<br />
– die Medienwirtschaft findet ein Netzwerk<br />
professioneller Medienarbeiter vor, zieht aus<br />
den akademischen Atmosphären Anregungen<br />
und rekrutiert hier ihren Nachwuchs. Die <strong>Universität</strong><br />
kann ihre Studiengänge optimieren<br />
und besser auf die Berufsfähigkeit hin orientieren.<br />
Damit wird nicht nur der Medienstandort<br />
<strong>Halle</strong>, sondern auch der Studienort <strong>Halle</strong><br />
attraktiver. Das MMZ erhöht die Chancen<br />
der <strong>Universität</strong> auf dem freien Bildungsmarkt<br />
konkurrierender Anbieter erheblich.<br />
Prof. Dr. Gerhard Lampe, Jahrgang<br />
1950, ist seit 1997 einer von vier<br />
Professoren am Institut für Medien- und<br />
Kommunika tionswissenschaften der MLU.<br />
Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
des DFG-Sonderforschungsbereichs<br />
»Bildschirmmedien« an der Uni Siegen<br />
und künstlerisch-wissen schaftlicher<br />
Mitarbeiter an der Kunsthochschule für<br />
Medien Köln. Jahrelang arbeitete er als<br />
Autor, Regisseur und Produzent von Dokumentarfilmen (HR, NDR, WDR, ZDF).<br />
Telefon: 0345 55-23580/81;<br />
E-Mail: gerhard.lampe@medienkomm.uni-halle.de.<br />
25<br />
D AS MITTELDEUTSCHE MULTIMEDIAZENTRUM HALLE
26<br />
FST – FORSCHUNGSSTELLE FÜR BILDUNG OHNE BARRIEREN<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Bildung ohne Barrieren?!<br />
Balancieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit ...<br />
C HRISTA SCHLENKER-SCHULTE UND JOHN ALBERTINI<br />
Bildung ohne Barrieren – das darf keine Frage sein! Vielmehr ist sie ein gesetzlich verbrieftes<br />
Recht in den USA wie in Deutschland. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />
schreibt im Artikel 3, Absatz 3, fest: »Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt<br />
werden« und erteilt somit den Auftrag, Bildung ohne Barrieren zu gewährleisten. Eine Reihe<br />
weiterer Gesetze, zum Beispiel das Bundesgesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen<br />
(BGG), das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), seit 18.08.2006 in Kraft, und Verordnungen<br />
bilden die Basis für die Umsetzung dieses Auftrags. Zielführend für einen barrierefreien<br />
Zugang zu Information und Kommunikation sind die Kommunikationshilfeverordnung, die Barrierefreie<br />
Informationstechnik-Verordnung und die Verordnung über Barrierefreie Dokumente in<br />
der Bundesverwaltung.<br />
Das Hochschulrahmengesetz verpflichtet die<br />
Hochschulen in § 2, Abs. 4 dazu, ihre Angebote<br />
so zu gestalten, dass behinderte Studierende<br />
diese möglichst »ohne fremde Hilfe in Anspruch<br />
nehmen können«.<br />
In den USA gab es sehr viel früher als in<br />
Deutschland wegweisende Bestimmungen:<br />
›The Rehabilitation Act 1973‹ und ›The Americans<br />
with Disabilities Act of 1990‹<br />
(vgl. http://www.rit.edu/~371www/rightsandresponsibilities.php3<br />
24.7.06).<br />
D ER SINN DES ZWEI-SINNE-PRINZIPS<br />
Das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an<br />
Bildung braucht eine Umwelt, die es erlaubt,<br />
die ses Recht zu realisieren. Bildungsprozesse<br />
ohne Barrieren sind nur dann möglich, wenn<br />
Men schen Paragraphen mit Leben füllen,<br />
Verantwortung für sich und andere übernehmen<br />
und ihre Rechte einfordern. Es bedarf<br />
der Schärfung des Blicks, um die Vielzahl<br />
der Barrieren auf zu spüren. Fantasie und Kreativität<br />
und vor allem die Mitarbeit der Betroffenen<br />
ist erfor der lich, um im Einzelfall<br />
bestimmte Barrieren abzubauen, ohne zugleich<br />
für andere Menschen andere Barrieren aufzubauen.<br />
So informiert ein Schriftdisplay in der<br />
Straßenbahn zwar Studierende mit Hörschädigung<br />
über Haltestellen, Fahrgäste mit einer<br />
starken Sehbehinderung jedoch sind auf eine<br />
gut verständliche Ansage angewiesen. Dieses<br />
Zwei-Sinne-Prinzip (hören und sehen oder sehen<br />
und fühlen) ist obligatorisch.<br />
B ARRIEREN-ABBAU GEHT ALLE AN!<br />
Bildung ohne Barrieren beginnt mit dem freien<br />
Zugang zu Gebäuden und Informationen:<br />
Bahnhöfe, Ampeln, Straßenbahnen, Treppen,<br />
Türen bis hin zu Orientierungstafeln und zur<br />
Beschriftung von Räumen erschweren Bildungswilligen<br />
mit Bewegungseinschränkung<br />
und Sehbehinderung den Zugang zu Gebäuden.<br />
Ist ein Vorlesungsraum erreicht, tun sich<br />
weitere Barrieren auf: Sitzmöglichkeiten,<br />
Lichtverhältnisse, Raumakustik, Präsentationstechnik<br />
(Beamer zur Visualisierung von<br />
Gesprochenem für Lernende mit Hörbehinderung;<br />
Mikrofon und Lautsprecher für Lernende<br />
mit Hör- und Sehbehinderung; Anschlussmöglichkeiten<br />
für individuelle technische<br />
»... hab immer die Lehrer drauf<br />
aufmerksam gemacht, dass es<br />
bei mir halt net so schnell geht<br />
beim Schreiben und mit dem<br />
Hören und so. Dann haben die<br />
mal kurz langsam ge macht, zum<br />
Beispiel fünf Minuten war das<br />
dann ein bisschen langsam und<br />
dann ging’s normal los, also<br />
da war überhaupt kein gutes<br />
Verständnis.«<br />
Franckeschen Stiftungen, Haus 31 (die ehemalige »Arbeiter- und Bauern-Fakultät«), alte Ansicht (Foto:<br />
Archiv der Franckeschen Stiftungen)<br />
FORSCHUNGSSTELLE ZUR REHABILITATION VON<br />
MENSCHEN MIT KOMMUNIKATIVEN BEHINDERUNGEN<br />
E. V. AN DER MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT<br />
HALLE-WITTENBERG<br />
Franckeplatz 1, Haus 31<br />
D–06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-23773<br />
Telefax: 0345 55-27271<br />
E-Mail: fst@paedagogik.uni-halle.de<br />
Internet: http://www.fst.uni-halle.de/<br />
Hilfen usw.). Entscheidend ist die Antwort<br />
auf die Frage: Sind die Lehrenden bereit, ihre<br />
Lehre ohne Barrieren zu gestalten?<br />
Das Wissen um Barrieren allein genügt nicht.<br />
Ein immerwährendes Bewussthalten der Notwendigkeit<br />
und Veränderung von Gewohnheiten<br />
sind gefordert:
»Das nervt mich total, dass<br />
Leute nicht hören, was der<br />
Lehrer sagt ... Da hinten wird<br />
geklopft mit dem Bleistift<br />
auf dem Tisch und all diese<br />
Nebengeräusche, die für die<br />
Hörenden quasi un interessant<br />
sind. Die merken das gar nicht,<br />
die interessiert das nicht.«<br />
(Stimmen schwerhöriger Teilnehmer[innen]<br />
einer Bildungsmaßnahme).<br />
Ansicht des Hauses 31 (jetzt Sitz der Forschungsstelle) nach der behindertengerechten Renovierung (Foto:<br />
Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativen Behinderungen e. V. an der MLU)<br />
V ERSCHIEDENE BEHINDERUNGEN – VERSCHIEDENE<br />
E RWARTUNGEN<br />
Menschen mit Behinderungen können oft<br />
ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten nicht<br />
einsetzen, weil die Umgebung nicht auf diese<br />
eingestellt ist.<br />
So kann etwa ein stark sehbehinderter<br />
Mensch, seine Fähigkeit, konzentriert zuzuhören<br />
und hinzuhören, nur nutzen, wenn in<br />
einem Vortrag Bilder oder Versuche gleichzeitig<br />
gesprochen kommentiert werden.<br />
Ein gehörloser oder stark schwerhöriger<br />
Mensch dagegen wird einem Vortrag oder<br />
einer Diskussion nur folgen können, wenn<br />
Gesprochenes visualisiert wird. Funktionierende<br />
Lautsprecher, eine klare Aussprache,<br />
schallgedämmte Räume sind eine Wahrnehmungsvoraussetzung<br />
für beide Gruppen.<br />
E INFACHE LÖSUNGEN FÜR ALLE?<br />
Das Disability Service Office des Rochester<br />
Institutes of Technology empfiehlt für die sehr<br />
unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen<br />
von Menschen mit Behinderungen folgendes:<br />
Offenheit gegenüber den Vorschlägen<br />
von Studierenden, die am besten wissen, wie<br />
man ihren verschiedenen Bedürfnissen gerecht<br />
werden kann.<br />
Auf der englischsprachigen Homepage http:<br />
//www.rit.edu/~371www/disabilityinformation<br />
.php3 (26. Juli 2006) erhalten Studierende und<br />
Lehrende darüber hinaus sehr spezifische, auf<br />
Prof. Dr. Christa Schlenker-<br />
Schulte, Jahrgang 1951, studierte<br />
1970–1978 Grund-, Hauptschul- und<br />
Sonderpädagogik (Lehramt und<br />
Diplom) in Weingarten und Heidelberg.<br />
1979–1992 lehrte und forschte sie an<br />
der Forschungsstelle für Angewandte<br />
Sprachwissenschaft zur Rehabilitation<br />
Behinderter an der PH Heidelberg<br />
(Promo tion 1991 in Köln mit den Fächern<br />
Patholinguistik, Heilpädagogische<br />
Psychologie und Gehörlosenpädagogik). Seit 1997 ist sie Professorin für<br />
Sprachbehindertenpädagogik und leitet das An-Institut Forschungsstelle zur<br />
Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) an<br />
der MLU. Telefon: 0345 55-23773,<br />
E-Mail: schlenker-schulte@paedagogik.uni-halle.de<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
die besonderen Fähigkeiten und Probleme einzelner<br />
Gruppen abgestimmte Anregungen und<br />
Vorschläge für die Gestaltung von Bildungsprozessen.<br />
Das Deutsche Studentenwerk bietet umfassende<br />
Informationen fin der Broschüre ›Studium<br />
und Behinderung‹ an:<br />
http://www.studentenwerke.de/pdf/<br />
Broschuere_Studium_und_Behinderung_<br />
Gesamt_2006.pdf, 26.7.2006<br />
Das Bemühen, Barrieren abzubauen, zahlt<br />
sich für alle Beteiligten aus. Dies gilt auch für<br />
eine barrierefreie Gestaltung elektronischer<br />
Information, die eine klare Textgestaltung<br />
ein schließt. Wird das Zwei-Sinne-Prinzip beachtet,<br />
profitieren alle. Offenheit, Sensibilität<br />
und Achtsamkeit gegenüber Anfragen, Bitten,<br />
Vorschlägen zur Gestaltung von Veranstaltungen<br />
und Medien, gepaart mit Kreativität in der<br />
Umsetzung, sind gefragt.<br />
Bildung ohne Barrieren ermöglicht Bildung<br />
über die gesamte Lebensspanne.<br />
Im Projekt ›Class Act‹ des National<br />
Technical Institute for the Deaf haben<br />
gehörlose und schwer hörige Studierende<br />
eine Liste erarbeitet, die helfen soll,<br />
Lehrveranstaltungen ohne Barrieren zu<br />
gestalten. Auf der Projekt-Homepage<br />
(http://www.rit.edu/~classact/side/<br />
studentperspectives.html, 26.07.2006)<br />
kommen Studierende und Hochschullehrer<br />
mit konkreten Anregungen zu Wort.<br />
Prof. Dr. John Albertini, Jahrgang<br />
1945, studierte 1969–1976 an der<br />
Georgetown University Washington<br />
Linguistik und, als Nebenfach, Struktur<br />
der deutschen Sprache (Promotion 1976).<br />
Seit 1985 ist er Professor am National<br />
Technical Institute for the Deaf (NTID),<br />
Rochester Institute of Technology (RIT) und<br />
leitet dort das Department of Research<br />
and Teacher Education<br />
(http://www.ntid.rit.edu/). 96 Lomb<br />
Memorial Drive, Rochester, New York 14623-5603.<br />
Telefon: 585-475-6276,<br />
E-Mail: John.Albertini@rit.edu<br />
27<br />
FST – FORSCHUNGSSTELLE FÜR BILDUNG OHNE BARRIEREN
28<br />
I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Quantensprung zum<br />
internationalen Master<br />
Studentenaustausch zwischen <strong>Halle</strong> und Bratislava<br />
R ALF MICHAEL EBELING UND AXEL STOLZE<br />
Die langjährigen Beziehungen zwischen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg und der Wirtschaftsuniversität Bratislava wurden im März<br />
1995 durch den »Vertrag über wissenschaftliche Zusammenarbeit« auf eine neue Basis gestellt.<br />
In diesem Zusammenhang wurde an der Wirtschaftsuniversität Bratislava im Jahr 1998 der<br />
Deutschsprachige Studiengang eingerichtet, der seitdem einen festen Bestandteil des Lehrangebots<br />
bildet.<br />
Feierliche Zeugnisübergabe an die Absolventen des Masterstudiengangs 2006 an der Wirtschaftsuniversität<br />
Bratislava (Foto: Wirtschaftsuniversität Bratislava)<br />
Aufgrund der räumlichen Nähe zum deutschen<br />
Sprachraum und des traditionell hohen<br />
Stellenwertes der deutschen Sprache in der<br />
Slowakei gibt es an der dortigen Wirtschaftsuniversität<br />
viele Studierende, die über sehr gute<br />
deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Diese erhalten<br />
so die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse<br />
zu vertiefen und sich neben ihrem regulären<br />
Studium Kenntnisse der Betriebs- und<br />
Volkswirtschaftslehre sowie der Wirtschaftsinformatik<br />
anzueignen, wie sie im deutschsprachigen<br />
Raum gelehrt werden. Das Zusatzstudium<br />
wird durch Professor(inn)en und<br />
Dozent(inn)en der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg und der Johannes-Keppler-<br />
<strong>Universität</strong> Linz begleitet.<br />
ImmoHal Anzeige<br />
D ER BINATIONALE MASTERSTUDIENGANG<br />
Als Spezifizierung des Ergänzungsstu dienganges<br />
wurde im Sommersemester 2005 der<br />
bi nationale Masterstudiengang »Internationales<br />
Finanzmanagement« implementiert.<br />
Dieser viersemestrige Aufbaustudiengang mit<br />
durchgehend deutschsprachigen Vorlesungen<br />
steht grundsätzlich allen Interessierten offen.<br />
Die ersten beiden Semester werden an der<br />
Wirtschaftsuniversität Bratislava, die letzten<br />
Prof. Dr. Ralf Michael Ebeling,<br />
Jahrgang 1959, studierte 1978–1983<br />
Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />
Dortmund. 1984–1993 war er wissenschaftlicher<br />
Assistent an der RWTH Aachen<br />
(Promotion 1987, Habilitation 1993).<br />
Seit 1993 ist er Vertreter bzw. Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Externes Rechnungswesen<br />
und Wirtschaftsprüfung an der MLU.<br />
Anschrift: Große Steinstraße 73, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-23360, Fax: 0345 55-27280,<br />
E-Mail: ralf.ebeling@wiwi.uni-halle.de<br />
beiden Semester an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
in <strong>Halle</strong> absolviert.<br />
Ziel dieses Studienganges ist es, den Studierenden<br />
die Tragweite finanzwirtschaftlicher<br />
Entscheidungen zu verdeutlichen und ihnen<br />
Ansätze zur Lösung von Entscheidungsproblemen<br />
im internationalen Geschäftsleben zu<br />
vermitteln. An die Absolvent(inn)en wird ein<br />
gemeinsamer Abschluss als Master of Science<br />
(M. Sc.) der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> mit der<br />
Wirtschaftsuniversität Bratislava vergeben.<br />
T RADITIONELLE AUSLANDSSEMINARE<br />
Den dritten Baustein dieser Kooperation<br />
zwischen der halleschen <strong>Universität</strong> und der<br />
Wirtschaftsuniversität Bratislava bilden die<br />
regelmäßig durchgeführten Auslandsseminare,<br />
die Studierende aus <strong>Halle</strong> nach Bratislava<br />
führt. Im Gegenzug empfängt die hallesche<br />
<strong>Universität</strong> dann slowakische Studierende. In<br />
diesem Jahr fand der Austausch zum zehnten<br />
Mal statt. Zweck desselben ist es, Unternehmen<br />
aus dem jeweils anderen Land kennen zu<br />
lernen und einen Einblick in deren Organisations-<br />
und Managementstruktur zu gewinnen.<br />
Ende August/Anfang September erlebten zunächst<br />
deutsche Student(inn)en ein vielseitiges<br />
Exkursionsprogramm in und um Bratislava,<br />
so zur hochmodernen Margarinefabrik Palma<br />
Tumys, zu DELL SLOVAKIA und zu Volkswagen<br />
Bratislava; dann lernten slowakische<br />
Studierende bei ihrem Aufenthalt in <strong>Halle</strong><br />
DOW Chemical Schkopau kennen, besuchten<br />
die HAVAG, die Müllverbrennungsanlage<br />
MVV TREA Leuna GmbH und das Druckhaus<br />
der Mitteldeutschen Zeitung, wo sie den<br />
Andruck einer Wochenendausgabe erlebten.<br />
Darüber hinaus referierten und diskutierten<br />
die Studierenden wie gewohnt zu aktuellen<br />
Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Eine Vielzahl deutscher Unternehmen hat bereits<br />
die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes<br />
Slowakei erkannt und ist an qualifizierten<br />
Absolvent(inn)en mit deutschen Sprachkenntnissen<br />
interessiert. Dies widerspiegelt sich in<br />
der Resonanz slowakischer Studierender auf<br />
den Master- und Ergänzungsstudiengang und<br />
das Auslandsseminar.<br />
PD Dr. Axel Stolze, Jahrgang 1942, studierte 1961–1965<br />
Volkswirtschaftslehre an der MLU. Seit 1966 ist er als wissenschaftlicher<br />
Assistent (Promotion 1970, Habilitation 1988), später als Privatdozent<br />
am Institut für Wirtschafts informatik und Opera tions Research an<br />
der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät tätig. Seit 1997 ist er<br />
zudem Geschäftsführer am Institut für Unter nehmensforschung und<br />
Unternehmensführung an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
e. V. (ifu).<br />
Anschrift: <strong>Universität</strong>sring 3, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-23412, Fax: 0345 55-27194,<br />
E-Mail: axel.stolze@wiwi.uni-halle.de
EU-TEMPUS-Projekt in Ägypten<br />
erfolgreich gestartet<br />
Internationalisierung von MSc-Programmen<br />
an der Assiut-<strong>Universität</strong><br />
P ETER WYCISK<br />
TEMPUS-MEDA macht es möglich: Mit der Bewilligung eines von der Europäischen Union<br />
geförderten Projektes vertieft die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg ihre Kontakte<br />
zur ägyptischen Assiut-<strong>Universität</strong>, die mit über 65 000 Studenten zu den größten Bildungseinrichtungen<br />
des Landes zählt. Erstmals arbeiten beide <strong>Universität</strong>en in einem größeren internationalen<br />
EU-Verbundprojekt mit weiteren <strong>Universität</strong>s- und Wirtschaftspartnern aus Ägypten<br />
und mit der belgischen Freien <strong>Universität</strong> Brüssel zusammen. TEMPUS ist eines jener Programme<br />
der Europäischen Union, die den sozialen und wirtschaftlichen Reformprozess im Hochschulbereich<br />
solcher Länder unterstützen, die nicht EU-Mitglieder sind.<br />
Binnen zwei Jahren soll an der Assiut-<strong>Universität</strong><br />
das Master-Studienprogramm »Angewandte<br />
Umwelt-Geowissenschaften und Wasser-Ressourcen-Management«<br />
konzipiert und<br />
von der technischen und organisatorischen<br />
Vorbereitung so abgeschlossen werden, dass<br />
es im Oktober 2008 starten kann. Der Studiengang<br />
wurde zusammen mit dem Projekt-<br />
Koordinator Prof. Dr. Esmat Keheila vom Department<br />
of Geology initiiert und wird durch<br />
die drei Fakultäten für Naturwissenschaften,<br />
Landwirtschaft und Ingenieurwissenschaften<br />
getragen. Bei der Auftaktveranstaltung des<br />
Projekts in Assiut im April 2006 wurde erstmals<br />
und mit Erfolg die neue <strong>Universität</strong>s-<br />
Präsentation der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
eingesetzt.<br />
Für Interessent(inn)en: Das im Rahmen eines DAAD-<br />
Internationalisierungprojekt an der MLU von Torsten<br />
Evers erstellte Material kann für entsprechende Veranstaltungen<br />
jederzeit bei ihm bestellt werden,<br />
Telefon: 0345 55-21317<br />
Z IEL: KOMPATIBILITÄT ZU EUROPA<br />
In den bisher überwiegend fakultätsspezifisch<br />
ausgerichteten Studiengängen setzt<br />
der neue MSc-Studiengang interdisziplinäre<br />
Impulse. Gleichzeitig wird – Folge des Bologna-Prozesses<br />
– eine Kompatibilität zu den<br />
europäischen Bildungs-Standards angestrebt.<br />
Dies soll einerseits künftig die Mobilität von<br />
Studierenden und Wissenschaftlern zwischen<br />
den Ländern verbessern, andererseits die Uni-<br />
Neues Hauptgebäude der 1957 errichteten, 375 südlich von Kairo gelegenen Assiut-<strong>Universität</strong>, einer der<br />
größten Hochschulen des Landes (Foto: Peter Wycisk)<br />
versitätsausbildung im zirkum-mediterranen<br />
Bereich näher an das europäische System heranführen.<br />
Modularisierung, ECTS-Bewertung<br />
und Einhaltung von Ausbildungsstandards<br />
europäischer <strong>Universität</strong>en werden so stufenweise<br />
eingeführt.<br />
V ORREITER: ASSIUT UND SOUTH VALLEY<br />
Das TEMPUS-MEDA-Programm fördert in<br />
Ägypten bereits eine Reihe von Aktivitäten,<br />
wobei die Umsetzung eines vollständigen<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
curricularen Konzepts wie im vorliegenden<br />
Fall eher die Ausnahme darstellt und in enger<br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Universität</strong>sspitze<br />
erfolgt. Wichtige Teilziele und Aktivitäten<br />
des Förderprogramms umfassen die Curricular-Entwicklung<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
den Konsortiumsmitgliedern der beteiligten<br />
ägyptischen <strong>Universität</strong>en – Assiut und South<br />
Valley – sowie der europäischen <strong>Universität</strong>en<br />
in <strong>Halle</strong> und Brüssel. Darüber hinaus erfolgt<br />
ein intensives Trainingsprogramm für Jungwissenschaftler<br />
und Professoren zu speziellen<br />
Themen bei den europäischen Partnern. Fachspezifische<br />
Intensivkurse in Ägypten, Aufbereitung<br />
von Lehrmaterial und die Ausstattung<br />
von Laboren schaffen die Voraussetzung für<br />
einen positiven Start und die nationale Akkreditierung.<br />
D EUTSCHLAND DREIFACH MOTIVIERT!<br />
Was reizt auf deutscher Seite dazu, sich an<br />
solchen Programmen zur Internationalisierung<br />
von Studiengängen aus EU-Sicht zu beteiligen?<br />
Erstens interessiert der Ausbau einer langfristigen<br />
Wissenschaftskooperation mit dem<br />
Partnerland, die oft schon auf einem längeren<br />
Forschungsvorlauf basiert. Nicht zuletzt ist<br />
die Projekt bewilligung in einem stark wettbewerbsgeprägten<br />
EU-Umfeld auch Anerkennung<br />
der bestehenden Reputation. Zweitens<br />
– und dies gewinnt sicher aus deutscher und<br />
europäischer Sicht für uns zunehmend an<br />
Bedeutung – lernen wir auch die europäischen<br />
Ausbildungssysteme und inhaltlichen<br />
Konzepte der Nachbarländer, die für die<br />
Mobilität unserer eigenen Studierenden und<br />
Jungwissenschaftler(innen) von Bedeutung<br />
sein können, weit besser und im Detail kennen.<br />
Drittens nimmt die Internationalisierung<br />
von Studiengängen und PhD-Program men in<br />
spezifischen Bereichen künftig zu. Deshalb ist<br />
die frühzeitige Analyse der Bedürfnisse und<br />
Gegebenheiten im internationalen Umfeld von<br />
Angebot und Nachfrage von Vorteil, um sich<br />
angemessen positionieren zu können.<br />
Prof. Dr. Peter Wycisk, Jahrgang<br />
1952, studierte 1971–1979 Geologie<br />
und Paläontologie in Frankfurt am Main,<br />
war anschließend wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter an der FU Berlin und an der<br />
TU Berlin (SFB 69; Habilitation 1994),<br />
ehe er 1995 zum <strong>Universität</strong>sprofessor<br />
für Umweltgeologie an das Institut<br />
für Geowissenschaften (NWF III) der<br />
MLU berufen wurde. Seit 1997 ist<br />
er außerdem Geschäftsführender Direktor des <strong>Universität</strong>szentrums für<br />
Umweltwissenschaften (UZU). Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte<br />
betreffen vor allem globale Wasserressourcen und Fragen geowissenschaftlicher<br />
Modellierung, so die 3D-Darstellung des urbanen geologischen<br />
Untergrundes, zum Beispiel unter der <strong>Universität</strong>sstadt <strong>Halle</strong> an der Saale<br />
(dazu demnächst in scientia halensis 4/06)<br />
Telefon: 0345 55-26134, Telefax: 0345 55-27177,<br />
E-Mail: peter.wycisk@geo.uni-halle.de<br />
29<br />
I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU
30<br />
S TUDENTENWERK UND UNIVERSITÄT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Ein Studium in <strong>Halle</strong> lohnt sich<br />
rundum!<br />
Lebendige Vereinbarung zwischen <strong>Universität</strong><br />
und Studentenwerk <strong>Halle</strong><br />
J UTTA UEBELER<br />
»Stellte in den vergangenen 15 Jahren die massive Expansion der Studierendenzahlen eine<br />
der wichtigsten Herausforderungen für die ostdeutsche Hochschullandschaft dar, so zeichnet<br />
sich jetzt deutlich ab, dass in den nächsten zehn Jahren die gegenläufige Entwicklung einer<br />
demografisch bedingten Kontraktion der Studiennachfrage eine der wichtigsten neuen Herausforderungen<br />
bildet. Unter den Bedingungen einer nach wie vor hohen Abwanderung der jungen<br />
mobilen Bevölkerung geht es vorrangig um die Frage, wie bei einem schärferen Wettbewerb im<br />
Hochschulsystem um Exzellenz, Reputation und Ressourcen die Attraktivität der ostdeutschen<br />
Hochschulen nicht nur erhalten, sondern noch gesteigert werden kann.<br />
Für die Arbeit der Studentenwerke sind damit widersprüchliche Anforderungen verbunden: Der<br />
Markt wird schrumpfen, aber ihre funktionale Bedeutung für die Attraktivität der Hochschulstandorte<br />
wird zunehmen.« (in: »Die soziale Lage der Studierenden in den neuen Ländern im<br />
Spiegel des DSW/HIS-Sozialerhebungen«)<br />
Der Wettbewerb zwischen den Hochschulen<br />
schreitet fort, Lehre und Forschung profilieren<br />
sich weiter, die Internationalisierung der<br />
Hochschullandschaft nimmt zu. All das wird<br />
in nächster Zeit die inhaltliche Qualität des<br />
Studiums bestimmen und zugleich attraktive<br />
soziale Rahmenbedingungen fordern.<br />
Prof. Dr. Wilfried Grecksch, der damalige Rektor der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, und Dr.<br />
Volkmar Thom, Geschäftsführer des Studentenwerks<br />
<strong>Halle</strong>, bei der Vertragsunterzeichnung in der »Tulpe«<br />
am 26. April 2005<br />
Die neu gestaltete Kindertagesstätte Weinberg des<br />
Studentenwerks <strong>Halle</strong> (Fotos [3]: Jutta Uebeler)<br />
S TUDIEREN IST MEHR ALS DAS STUDIUM<br />
Studierende orientieren sich nicht nur an<br />
der exzellenten fachlichen Ausbildung einer<br />
Hochschule. Sie achten ebenso auf die Wohnsituation,<br />
die Mietbelastung, vielseitige und<br />
ernährungsphysiologisch ausgewogene Mensa-Angebote<br />
und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.<br />
Mensen werden zunehmend nicht mehr nur<br />
als Verpflegungsstellen in der Mittagzeit gesehen,<br />
sondern entwickeln sich zu praktikablen<br />
Kommunikationszentren.<br />
Neben der Möglichkeit, soziale Leistungen<br />
und Beratungen unbürokratisch in Anspruch<br />
zu nehmen, spielen Faktoren wie Kinderbetreuung<br />
und kulturelle Aktivitäten eine entscheidende<br />
Rolle.<br />
Für internationale Studierende sind studentische<br />
Wohnverhältnisse und Verpflegung in<br />
höherem Maße als für deutsche die Hauptkriterien,<br />
die entscheiden, an welcher Hochschule<br />
sie ein Studium aufnehmen. Darum müssen<br />
<strong>Universität</strong> und Studentenwerk künftig abgestimmte<br />
Lösungen anbieten.<br />
B UNDESWEIT DIE ERSTEN ...<br />
In Kenntnis dieser Situation und mit Blick auf<br />
die Entwicklung der nächsten Jahre schlossen<br />
die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
und das Studentenwerk <strong>Halle</strong> am 26.<br />
April 2005 – bundesweit zum ersten Mal und<br />
zunächst mit einer Laufzeit von einem Jahr<br />
– eine gemeinsamen Ziel- und Leistungsvereinbarung<br />
ab.Diese schrieb die bestehenden<br />
Leistungen (Finanzierung des Studiums,<br />
studentisches Wohnen, Verpflegung, soziale<br />
Beratung und kulturelle Förderung) des Studentenwerks<br />
fest und regelte die Entwicklung<br />
gemeinsamer Projekte.<br />
Beispielsweise wurde eine Küchenkommission<br />
– bestehend aus Mitarbeitern der Uni-<br />
versität, studentischen Vertretern und Mitarbeitern<br />
der Abteilung Verpflegungsbetriebe<br />
des Studentenwerkes – gebildet, die Einfluss<br />
nehmen konnte auf die Vorbereitung und Umsetzung<br />
des täglichen Speisenangebotes.<br />
Ein zweites Projekt war die Entwicklung eines<br />
Konzepts durch den Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />
für die Kindertagesstätte<br />
Weinberg in <strong>Halle</strong>. Für die Studierenden wurden<br />
Praktikumsplätze eingerichtet, und wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse bei der Erziehung<br />
von Kindern unterschiedlicher Altersstufen<br />
flossen in den Gesamtprozess der Bildungs-<br />
und Erziehungsarbeit dieser Kindereinrichtung<br />
ein. Der offene und rege Gedankenaustausch<br />
zwischen Erzieherinnen, Studierenden und Eltern<br />
bestimmte begleitend das neue Konzept.<br />
B ILANZ: UNEINGESCHRÄNKT POSITIV!<br />
So zeigten sich bereits nach einem Jahr die<br />
gegenseitig aktivierende Wirkung und eine<br />
wachsende partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Universität</strong> und Studentenwerk.<br />
Zur Bilanz der Ziel- und Leistungsvereinbarung<br />
kann man sagen, dass die Zusammenarbeit<br />
zwischen beiden Partnern enger geworden<br />
ist – nicht zuletzt weil gerade in Zeiten<br />
knapper Kassen ein gemeinsames Handeln<br />
unabdingbar ist, wenn man Lösungen zur Erhöhung<br />
der Attraktivität des Hochschulstandortes<br />
etablieren will. Deshalb sollte eine solche<br />
Verbindung zwischen der MLU als »<strong>Universität</strong><br />
mit Zukunft und Tradition« und dem<br />
»Service aus einer Hand« des Studentenwerks<br />
<strong>Halle</strong> auch für die Zukunft eine verlässliche<br />
Basis für die Kooperation beider Einrichtungen<br />
bilden.<br />
Über eine Vertragsverlängerung bzw. weitere<br />
Vereinbarungen dieser Art wird nach der Evaluierung<br />
durch den Senat der <strong>Universität</strong> im<br />
Herbst 2006 zu entscheiden sein.<br />
Jutta Uebeler, Jahrgang 1948,<br />
studierte 1967–1971 in <strong>Halle</strong><br />
Sportwissenschaft und Germanistik und<br />
war dann im Hochschulsport als Lehrerin<br />
im Hochschuldienst tätig. Seit 1991 leitet<br />
sie beim Studentenwerk <strong>Halle</strong> den Bereich<br />
Marketing/Öffentlich keits arbeit. Telefon:<br />
0345 6847520, E-Mail: oeffentlichkeitsar<br />
beit@studentenwerk-halle.de
Sokrates bei halleschen Slawisten<br />
Slavic Networking – Linguistic and Cultural Integration<br />
M ARTINA KUHNERT<br />
Das Institut für Slawistik der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg arbeitet – dankenswerterweise<br />
finanziell unterstützt vom Dekanat des früheren Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
und dem Studierendenrat der MLU – bereits seit Juni 2004 mit vier Partnern an<br />
dem durch die Europäische Union geförderten gemeinsamen internationalen Projekt Lingua-L1<br />
Promotion of language learning. Damit wird angestrebt, stärker auf die slawischen Sprachen<br />
aufmerksam zu machen und für diese zu werben. Jugendliche sollen den Nutzen und die Freude<br />
am Erlernens von Fremdsprachen unmittelbar erleben können. Es geht darum, über Sprach- und<br />
Ländergrenzen hinweg miteinander zu kommunizieren und die Sprache des anderen kennen zu<br />
lernen.<br />
Gäste beim internationalen Slawisten-Kongress vom 12. bis Mai 2006 an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> in<br />
<strong>Halle</strong> (Foto: <strong>Martin</strong>a Kuhnert)<br />
Das Multimedia-Projekt läuft ausschließlich<br />
über das Internet bzw. Radio. Neben Deutschland<br />
(vertreten durch das hallesche Institut für<br />
Slawistik) nehmen das Institut für Polonistik<br />
der Schlesischen <strong>Universität</strong> Katowice (Polen),<br />
verschiedene Institute der <strong>Universität</strong>en<br />
in Olomouc (Tschechien), Bratislava (Slowakei),<br />
Ljubljana (Slowenien) und Sofia (Bulgarien)<br />
sowie ein bulgarischer Radiosender<br />
daran teil.<br />
P ARALLELITÄT DER TEXTE<br />
Die vier Teilnehmereinrichtungen aus dem slawischen<br />
Sprachraum haben in den jeweiligen<br />
Sprachen identische Dialoge und Texte mit<br />
unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zu erarbeiten<br />
und ins Netz zu stellen.<br />
Den deutschen Beteiligten – als einzigen aus<br />
dem nichtslawischen Raum – (doch ebenso<br />
den slawischen Teilnehmer[inne]n) obliegt es,<br />
diese Dialoge und Texte parallel zu hören, zu<br />
lesen, zu vergleichen und auszuwerten hinsichtlich<br />
des Grades ihrer Verständlichkeit,<br />
ihrer Ähnlichkeit, aber auch ihrer Unterschiede.<br />
Antwort wird gesucht auf die Frage: Kann<br />
man durch Kenntnisse in einer slawischen<br />
Sprache auch andere slawische Sprachen verstehen?<br />
Dafür wurden zwei Gruppen von jeweils ca.<br />
fünfzehn Studierenden gebildet, die sich im<br />
Seminar »Besonderheiten des Polnischen innerhalb<br />
der Slavia«, dieser Aufgabe stellten.<br />
... und noch eine Stimme zur Situation ausländischer Studierender in <strong>Halle</strong><br />
(s. S. 12/13):<br />
O LGA NIKOLAEVA (RUSSLAND)<br />
Ich heiße Olga. Ich studiere an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg Human-Medizin. Von meinem Studium in <strong>Halle</strong> bin ich<br />
nach drei Jahren immer noch fasziniert. Mir gefällt es sehr, in <strong>Halle</strong> zu studieren. Ich finde, dass <strong>Halle</strong> Studenten viel anzubieten hat,<br />
außer dem ist die Stadt sehr ruhig und klein, also ein optimaler Platz, um das Studium fortzusetzen.<br />
Was ich persönlich schön finde, ist, dass immer was von der Uni angeboten wird, was man in der Freizeit machen kann, zum Beispiel<br />
im Sprachenzentrum, im Sportzentrum und in den Bibliotheken.<br />
Ich empfehle allen, die studieren möchten, nach <strong>Halle</strong> zu kommen.<br />
E-Mail: olga_nico@mail.ru<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Projektkoordinatorinnen für Deutschland:<br />
M ARTINA KUHNERT<br />
UND BRIGITTE SCHNIGGENFITTIG<br />
Informationen im Internet unter:<br />
http://slavic-net.upol.cz<br />
oder<br />
www.slavic-net.us.edu.pl<br />
In der ersten Gruppe arbeiteten deutsche Studentinnen<br />
und Studenten, die seit zwei oder<br />
drei Jahren an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
Polnisch lernen, in der zweiten Gruppe deutsche<br />
Studierende, deren Muttersprache Polnisch<br />
ist sowie polnische Studierende, die im<br />
Rahmen des Sokratesprogramms für ein Jahr<br />
in <strong>Halle</strong> studieren. Allen gemeinsam war es,<br />
dass sie eine slawische Sprache bereits beherrschen<br />
bzw. lernen, in der Regel war dies<br />
das Polnische. Auf der Grundlage dieser einen<br />
wurden nun die anderen slawischen Sprachen<br />
untersucht.<br />
P ERSPEKTIVEN DES PROJEKTS<br />
Höhepunkt des Seminars und gleichzeitig<br />
Hauptaufgabe der halleschen Teilnehmer<br />
(innen) war ein internationales Treffen mit<br />
allen oben genannten Projektpartnern, das im<br />
Mai 2006 in <strong>Halle</strong> stattfand. Dabei stellten<br />
die Studierenden die Ergebnisse ihrer Arbeit<br />
vor. Eine besondere Herausforderung war die<br />
Präsentation in polnischer Sprache für jene,<br />
die sich erst seit relativ kurzer Zeit mit dieser<br />
Sprache befassen.<br />
Alle meisterten die schwierige Aufgabe mit<br />
Bravour und erfuhren von dem durchaus kritischen<br />
Publikum viel Lob.<br />
Das Projekt läuft bis September 2007 und bietet<br />
damit noch geraume Zeit die Gelegenheit,<br />
Jugendliche zum Erlernen slawischer Sprachen<br />
zu animieren, damit länderübergreifende<br />
Kontakte auch nach Ende der gemeinsamen<br />
Arbeit weiterleben können.<br />
Dipl.-Slaw. <strong>Martin</strong>a Kuhnert,<br />
Jahrgang 1956, studierte nach dem<br />
Abitur an der ABF in <strong>Halle</strong> 1975–1979<br />
Polonistik an der Adam-Mickiewicz-<br />
<strong>Universität</strong> Poznan (Polen); seit dem<br />
Abschluss als Diplom-Slawistin ist<br />
sie seit August 1979 am Institut<br />
für Slawistik (vorm. FB Sprach-<br />
und Literaturwissenschaften, jetzt<br />
Philosophische Fakultät II) der MLU<br />
tätig, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, später als Lehrerin im<br />
Hochschuldienst und seit 1989 als Lehrkraft für besondere Aufgaben mit<br />
Schwerpunkt in der Lehre (polnische Sprachpraxis und Sprachwissenschaft).<br />
Telefon: 0345 55-23556, E-Mail: kuhnert@slavistik.uni-halle.de<br />
31<br />
I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU
32<br />
K ULTURERBE AN DER HALLESCHEN UNIVERSITÄT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Die Sauer-Orgel wird wieder<br />
erklingen<br />
Viele tragen zum Erfolg des Projekts bei<br />
M ARTIN HECHT<br />
Vor 80 Jahren baute die weltweit bekannte, in Frankfurt an der Oder ansässige Firma Wilhelm<br />
Sauer eine Orgel für die Aula der halleschen <strong>Universität</strong>. Dieses Instrument gehört zu den wertvollsten<br />
der Orgelbewegung zwischen den Weltkriegen und ist als <strong>Universität</strong>sorgel das einzige<br />
original erhaltene Zeugnis jener Zeit. Aber in den 80er Jahren verstummte sie ...<br />
Es war sicherlich ein Wagnis, die Restaurierung der Orgel über die Spendenbereitschaft Einzelner<br />
angehen zu wollen. Der Erfolg gibt allen die sich beteiligt haben Recht. Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der <strong>Universität</strong>, Bürgerinnen und Bürger der Stadt <strong>Halle</strong>, Unternehmen und<br />
Einrichtungen haben durch ihre Spenden zum Gelingen beigetragen. Jubiläen und Geburtstage<br />
wurden der Orgelsanierung gewidmet. Anfang des Jahres stand die Zweite <strong>Halle</strong> sche Winternacht<br />
im Zeichen des Orgelprojekts, im Mai fand im Rahmen der aula konzerte halle ein Benefizkonzert<br />
statt. Dank dieses Engagements konnten die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die<br />
Stadt- und Saalkreissparkasse <strong>Halle</strong> für die Orgelsanierung gewonnen und so die Finanzierung<br />
gesichert werden. Der Auftrag wurde noch im Juli an das Orgelbauunternehmen Sauer vergeben.<br />
Die Sanierungsarbeiten begannen im September und sollen in einem Jahr abgeschlossen sein.<br />
Der Orgelsachverständige vom Landesamt<br />
für Denkmalpflege und Archäologie, Dr. Holger<br />
Brülls, erklärte: »Es handelt sich um eine<br />
pneumatisch regierte Taschenladen-Orgel mit<br />
ursprünglich 22 Registern, die seit einer im<br />
Jahre 1928 durchgeführten Erweiterung 32<br />
Register zählt. In dieser Form ist die Orgel bis<br />
heute nahezu unverändert erhalten. Inspiriert<br />
durch die Wiederentdeckung der Klangwelt<br />
früh- und hochbarocker Orgeln des 17. und<br />
18. Jahrhunderts, entstand hier ein ... ausgesprochen<br />
experimentelles und innovatives Instrument<br />
...«<br />
Die fachliche Beratung des ehrgeizigen Projekts<br />
liegt in den Händen von Prof. Dr. Wolfgang<br />
Auhagen (Institut für Systematische<br />
Musikwissenschaft) und Michael Wünsche,<br />
einem sehr engagierten Musikwissenschafts-<br />
studenten, der die Archivarbeit über nahm und<br />
zur Einweihung der Orgel 2007 eine kleine<br />
Festschrift vorbereiten will. »Die geplante Restaurierung«,<br />
kündigt er an, »be inhaltet eine<br />
vollständige Überarbeitung des Instruments,<br />
um eine möglichst lange Ge brauchs fähigkeit<br />
zu gewährleisten. Dazu gehören die grundlegende<br />
Reinigung, Überarbeitung des Pfeifenwerks,<br />
Auswechselung der Taschen der Laden<br />
sowie defekter Relais, Instandsetzung der<br />
Traktur, Überholung des Spieltischs und Wiederherstellung<br />
der Winderzeugung.<br />
Logo der aula konzerte halle (grafische Gestaltung von Logo und Plakat: Klaus Pockrandt)<br />
Schließlich sollen Intonation und kammertönige<br />
Stimmung im gleichstufigen Stimmungssystem<br />
erfolgen. So wird es möglich sein, ein<br />
breit gefächertes Repertoire aller Epochen seit<br />
Michael Praetorius (1572–1621) umzusetzen.«<br />
DAS NÄCHSTE AULA KONZERT HALLE:1. NOVEMBER 2006, 19.30 UHR<br />
Konzert mit dem Leipziger Streichquartett<br />
L UDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827) – STREICHQUARTETT F-MOLL OP. 95<br />
M AURICE RAVEL (1875–1937) – STREICHQUARTETT<br />
D IMITRI SCHOSTAKOWITSCH (1906–1975) – STREICHQUARTETT NR. 15 ES-MOLL OP. 144<br />
Plakat mit dem Spendenaufruf zur Restaurierung der<br />
historischen Sauer-Orgel in der Aula der <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />
Allen am Projekt Beteiligten sei schon heute<br />
herzlich gedankt. Als Teil des Kulturlebens<br />
der Stadt <strong>Halle</strong> und der <strong>Universität</strong> – etwa der<br />
Händel-Festspiele, universitärer Festveranstaltungen<br />
und der aula konzerte halle – wird das<br />
kostbare historische Instrument bewahrt und<br />
zur Freude aller Musik-Fans aufs Neue zum<br />
Klingen gebracht.<br />
Alles über die halleschen aulakonzerte<br />
finden Sie im Internet unter:<br />
http://www.aulakonzerte.uni-halle.de<br />
Dr. <strong>Martin</strong> Hecht (s. S. 9)<br />
Telefon: 0345 55-21010/11/12, E-Mail: KANZLER@uni-halle.de
Händel School of Modern<br />
Epidemiology<br />
Epidemiolog(inn)en aus sieben Ländern<br />
in <strong>Halle</strong> an der Saale<br />
A NDREAS STANG<br />
Die Epidemiologie als Wissenschaftsdisziplin wirft eine Reihe von zentralen Fragen auf,<br />
zum Beispiel: Welche Aussagekraft haben publizierte Ergebnisse medizinischer Studien zu<br />
Ätiologie, Diagnostik, Therapie und Prognose von Krankheiten? Welche Bedeutung haben<br />
solche Studienergebnisse für die Patient(inn)en? Mit diesen oder ähnlichen Fragen müssen<br />
sich Medizinstudentinnen und -studenten im Examen ebenso auseinandersetzen wie<br />
Doktorand(inn)en, Ärztinnen und Ärzte in der täglichen Praxis oder in der klinischen Forschung<br />
und Wissenschaftler(innen) im medizinischen Umfeld, die eine klinische Studie durchführen,<br />
auswerten oder interpretieren wollen. Die moderne Epidemiologie bietet hierfür eine Reihe von<br />
Methoden, die insbesondere in den USA weiter entwickelt wurden.<br />
Teilnehmer(inn)en der 1. Händel School of Modern Epidemiology im Oktober 2005 auf dem <strong>Universität</strong>splatz<br />
In Deutschland existiert bisher nur ein postgradualer,<br />
berufsbegleitender Studiengang<br />
der Epidemiologie an der <strong>Universität</strong> Mainz<br />
Prof. Dr. Kenneth J. Rothman (Boston University)<br />
2005 an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> (Fotos [2]:<br />
Andreas Stang)<br />
(www.EU-MSE.de). Eine Facharztausbildung<br />
für die Epidemiologie gibt es nicht. Das Sonderprogramm<br />
Epidemiologie des DAAD, das<br />
Prof. Dr. Albert Hofman (Erasmus University<br />
Rotterdam) (Foto: privat)<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
INFOS IM INTERNET:<br />
ZUR SEKTION KLINISCHE EPIDEMIOLOGIE AM INSTITUT<br />
FÜR MEDIZINISCHE EPIDEMIOLOGIE, BIOMETRIE UND<br />
INFORMATIK:<br />
HTTP://WWW.MEDIZIN.UNI-HALLE.DE/KLINEPI/<br />
ZUR HÄNDEL SCHOOL OF MODERN EPIDEMIOLOGY:<br />
HTTP://WWW.MEDIZIN.UNI-HALLE.DE/KLINEPI/<br />
INDEX.PHP?ID=316<br />
deutschen Interessent(inn)en (auch dem Autor<br />
dieses Artikels) die Möglichkeit eröffnete, in<br />
den USA ein Epidemiologie-Studium zu absolvieren,<br />
wurde Mitte der 1990er Jahre eingestellt.<br />
Dies hatte einen Nachwuchsmangel in<br />
Deutschland zur Folge.<br />
Die Händel School of Modern Epidemiology<br />
hat das Ziel, Wissenschaftler(inne)n und Studierenden<br />
mit besonderem Interesse an modernen<br />
epidemiologischen Methoden international<br />
hochrangige Fortbildungen anzubieten.<br />
Die neu gegründete Epidemiology School ist<br />
nach dem weltbekannten Komponisten Georg<br />
Friedrich Händel, der 1685 in <strong>Halle</strong> an der<br />
Saale geboren wurde, benannt. Die Händel<br />
School findet jährlich im Oktober statt.<br />
Anfang Oktober vergangenen Jahres wurde<br />
die erste Veranstaltung dieser Art von Prof.<br />
Dr. Kenneth J. Rothman (Foto unten links)<br />
von der Boston University (USA) angeboten.<br />
Professor Rothman ist Mitautor des bedeutendsten<br />
Standardlehrwerks der modernen<br />
Epidemiologie, das ein absolutes Muss in der<br />
Bibliothek eines jeden Epidemiologen darstellt<br />
(Kenneth Rothman & Sander Greenland, Modern<br />
Epidemiology, 1998). Der Kursus behandelte<br />
diverse wichtige methodische Themen,<br />
die eine große Zahl von Wissenschaftlern und<br />
Studierenden aus sieben europäischen Ländern<br />
anzog.<br />
Die 2. Händel School of Modern Epidemiology<br />
mit dem Schwerpunkt »Moderne Methoden<br />
der klinischen Epidemiologie« bestritt Prof.<br />
Dr. Albert Hofman (Foto unten Mitte) von<br />
der Erasmus University in Rotterdam (Niederlande)<br />
vom 3. bis 6. Oktober 2006.<br />
Prof. Dr. med. Andreas Stang MPH,<br />
Jahrgang 1965, studierte 1985–1992<br />
Medizin, war dann 18 Monate Arzt im<br />
Praktikum (Innere Medizin) und ein Jahr<br />
wehrdienstleistender Stabsarzt. Es folgten<br />
das Studium der Epidemiologie als DAAD-<br />
Stipendiat an der Boston University<br />
1995–1996, die Anstellung als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für<br />
Medizinische Informatik, Biometrie und<br />
Epidemiologie des <strong>Universität</strong>sklinikums Essen (Habilitation 2002) und<br />
2004 die C3-Professur an der Medizinischen Fakultät der MLU, Sektion<br />
Klinische Epidemiologie, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie<br />
und Informatik (s. scientia halensis 3/04, S. 37).<br />
Telefon: 0345 55-73596, E-Mail: andreas.stang@medizin.uni-halle.de<br />
33<br />
M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM
34<br />
M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
»Die sichere Operation«<br />
Forschungskonzept des Neurochirurgen Christian Strauss<br />
J ENS MÜLLER<br />
Sachsen-Anhalt war im vergangenen Jahr das Bundesland mit dem größten Bevölkerungsrückgang,<br />
vermeldeten die Medien. Viele Sachsen-Anhalter(innen) versuchen ihr Glück in den alten<br />
Bundesländern. Doch es gibt auch Gegenbeispiele, die zeigen, dass die mitteldeutsche Region<br />
attraktiv ist. Professor Dr. Christian Strauss ist ein Beleg dafür. Der gefragte Neurochirurg aus<br />
Erlangen entschied sich für eine Professur an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg.<br />
»Ich finde hier sehr moderne Arbeitsbedingungen vor.« Und selbst Patient(inn)en aus den alten<br />
Bundesländern kommen nun in die Saalestadt, um sich von ihm operieren zu lassen.<br />
Prof. Dr. Christian Strauss, der im Sommer 2006 von der Neurochirurgischen Klinik der <strong>Universität</strong> Erlangen-<br />
Nürnberg an die <strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für Neurochirurgie nach <strong>Halle</strong> kam, mit einer Patientin im<br />
Gespräch (s. auch S. 42)<br />
Alle Patient(inn)en profitieren unter anderem<br />
von seinem Forschungskonzept »Die sichere<br />
Operation«. Es beschäftigt sich mit der Überwachung<br />
der Nervenfunktionen während des<br />
neurochirurgischen Eingriffs – dem sogenannten<br />
Neuro-Monitoring. »Wir haben dazu einzigartige,<br />
sonst weltweit nicht verfügbare Geräte<br />
mit entsprechender Software entwickelt,<br />
mit denen die Nervenfunktion jederzeit per<br />
Knopfdruck abrufbar ist.« Eine Art Ampel signalisiert<br />
dem Chirurgen, ob er weiter operieren<br />
kann oder der betroffene Nerv eine kleine<br />
Pause braucht, um sich zu erholen. »Dadurch<br />
steigt die Erfolgsquote bei Operationen deutlich.«<br />
Drei seiner Mitarbeiter hat Professor<br />
Strauss aus Erlangen mit nach <strong>Halle</strong> gebracht,<br />
NEUER ALTER DEKAN AN DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT<br />
um auch hier an diesen Forschungsprojekten<br />
weiterarbeiten zu können.<br />
N EU VOR 20 JAHREN<br />
Zum Schutz des Gesichtsnerven unter anderem<br />
bei neurochirurgischen Eingriffen wurde<br />
Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
durch die Amerikaner R. Prass und Hans Lüders<br />
die Funktionsüberwachung während der<br />
Operation, das »intraoperative, elektromyographische<br />
Monitoring des Nervus facialis« eingeführt.<br />
Hierbei werden über Nadelelektroden<br />
in der Gesichtsmuskulatur während der Operation<br />
feinste, elektrische Ströme gemessen,<br />
aus denen Rückschlüsse auf Schädigungen des<br />
Prof. Dr. Stephan Zierz ist neuer Dekan der Medizinischen Fakultät der MLU. Der Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und<br />
Poliklinik für Neurologie wurde von den Mitgliedern des Fakultätsrates in das Amt gewählt. Dieses übte er bereits von 1996<br />
bis 2000 aus. Seit 1994 ist Stephan Zierz an der MLU Professor für Neurologie. Sein Credo: »Mein Ziel für die kommenden<br />
Jahre ist es, die Balance zwischen der neu gegründeten Anstalt öffentlichen Rechts (<strong>Universität</strong>sklinikum) sowie der<br />
Fakultät zu finden, um einerseits den ökonomischen Herausforderungen im Gesund heitswesen begegnen zu können und<br />
andererseits die Interessen von Forschung und Lehre zu wahren.«<br />
Professor Dr. Stephan Zierz, Telefon 0345 55-71893<br />
E-Mail: dekan@medizin.uni-halle.de<br />
Nerven gezogen werden können. Diese Technik,<br />
bei der mit nur zwei Kanälen und akustischer<br />
Signalausgabe über Lautsprecher an den<br />
Neurochirurgen gearbeitet wird, ist seitdem<br />
nahezu unverändert in Gebrauch.<br />
J ETZT 16 STATT 2 – UND BALD 32<br />
Eine technische Weiterentwicklung des Verfahrens<br />
hat bis dato nicht stattgefunden. Die<br />
klinisch-wissenschaftliche Arbeitsgruppe unter<br />
Leitung von Professor Strauss, hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, modernste Computertechnologie<br />
mit der Technik des Neuromonitorings<br />
zu verschmelzen und so eine drastische<br />
Verbesserung der Qualität zu erreichen. Die<br />
spezialisierten Programmierer des Teams entwickelten<br />
hierzu einen weltweit einmaligen<br />
Prototyp für ein Monitoring-Gerät, das mittels<br />
modernster Verstärker-Technologie und eigens<br />
entwickelter Software-Algorithmen anstatt der<br />
üblichen zwei Kanäle derzeit 16 Kanäle, bald<br />
aber mindestens 32 Kanäle untersuchen kann.<br />
Diese werden während der Operation hochauflösend<br />
auf Bildschirmen dargestellt und<br />
von erfahrenen Spezialisten während des Eingriffes<br />
beurteilt, so dass der Operateur ständig<br />
über den aktuellen Funktionszustand des Nervus<br />
facialis informiert ist. Die Signale können<br />
mit speziellen, ebenfalls von der Arbeitsgruppe<br />
entwickelten Programmen automatisch<br />
analysiert werden, was zu einem Quantensprung<br />
in Sachen Verlässlichkeit führt. Diese<br />
neuartige und weltweit einzigartige Technik<br />
fügt sich in das Gesamtkonzept der »Sicheren<br />
Operation« ein, das von Professor Strauss als<br />
Kernthema seines wissenschaftlichen und klinischen<br />
Handelns definiert wurde.<br />
OP-ERFOLGE GEGEN A KUSTIKUSNEURINOME<br />
Seit Anfang Juli 2006 ist der Neurochirurg<br />
Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />
für Neurochirurgie und hat mittlerweile auch<br />
mehrere Patient(inn)Einstein aus den alten<br />
Bundesländern, die an einem sehr seltenen<br />
Akustikusneurinom erkrankt sind, operiert<br />
– gestützt unter anderem auf das Neuro-Monitoring.<br />
Dabei handelt es sich um eine gutartige<br />
Geschwulst, die sich im inneren Gehörgang<br />
bildet, die Hör- und Gleichgewichtsnerven<br />
negativ beeinflusst und sie schädigen kann.<br />
Drei typische Symptome kennzeichnen die<br />
Erkrankung: akuter Hörsturz oder fortschreitende<br />
Hörminderung, Ohrgeräusche (Tinnitus)<br />
und Schwindel. Akustikusneurinome wachsen<br />
in der Regel nur sehr langsam. Es dauert<br />
manchmal Jahrzehnte, bis die Patienten erste<br />
Jens Müller, Pressereferent der Medizinischen Fakultät der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg und des halleschen<br />
<strong>Universität</strong>sklinikums. Telefon: 0345 55-71032, E-Mail:<br />
jens.mueller@medizin.uni-halle.de
Symptome wahrnehmen. Der Tumor kann auf<br />
den Hirnstamm drücken und lebensbedrohliche<br />
Herz- und Kreislaufstörungen sowie eine<br />
Zirkulationsstörung des Hirnwassers erzeugen.<br />
Der Erfolg der Behandlung hängt nicht unwesentlich<br />
vom Geschick und der Erfahrung<br />
des Operateurs ab. Professor Strauss gilt als<br />
einer der gefragtesten und erfahrendsten Operateure<br />
auf diesem Gebiet in Deutschland.<br />
Im vergangenen Jahr behandelte er etwa 50<br />
Patient(inn)en mit dieser Erkrankung, von der<br />
jährlich in Deutschland nur wenige hundert<br />
betroffenen sind.<br />
K EIN ANDERER ALS PROFESSOR STRAUSS<br />
Claudia Kunze aus Kulmbach (Bayern) ist<br />
eine der Patientinnen, für die feststand: »Ich<br />
lasse mich nur von Professor Strauss operieren.«<br />
Sie sei glücklich, dass sie ihn an seinem<br />
letzten Arbeitstag in Erlangen kennen lernte.<br />
Für die 34-Jährige war es keine Frage, als sie<br />
von der neuen Arbeitsstätte des Professors<br />
hörte, sich in <strong>Halle</strong> operieren zu lassen. »Ich<br />
bin überrascht, wie angenehm es im Klinikum<br />
ist.« Das Personal sei sehr freundlich. Sie fühle<br />
sich hier gut aufgehoben.<br />
Bei ihr war die Operation besonders schwierig,<br />
da die Geschwulst bereits ungewöhnlich<br />
groß war und das Stammhirn verlagerte und<br />
komprimierte: »Wir mussten sehr sorgfältig<br />
und langsam das Neurinom herauspräpariere«,<br />
beschreibt Professor Strauss die Behandlung.<br />
E RSTMALS »FALTERTAGE« IN HALLE<br />
Vom 22. bis 24. September 2006 war die MLU im<br />
Rahmen des Netzwerks »Strukturen und Mechanismen<br />
der biologischen Informationsverarbeitung« der<br />
Exzellenzinitiative des Landes Sachsen-Anhalt Gastgeberin<br />
der 19. »Faltertage« – seit 1979 regelmäßig stattfindende<br />
Treffen von Biochemikern, Biophysikern<br />
und Biotechnologen, die neue Methoden und aktuelle<br />
Ergebnisse der Eiweißforschung, zum Beispiel für den<br />
Kampf gegen BSE und Alzheimer, diskutieren. Auch an der<br />
MLU wird an der proteingestützten Biokommunikation in<br />
Pflanze und Tier geforscht: Prof. Dr. Rainer Rudolph<br />
(Institut für Biotechnologie, MNF I) organisierte bereits<br />
mehrere Fachtagungen zum Thema »Recombinant Protein<br />
Production«. Prof. Dr. Gunter S. Fischer (gemeinsame<br />
Berufung MLU/MPG) leitet die hallesche Max-Planck-<br />
Forschungsstelle »Enzymologie der Proteinfaltung«.<br />
Die Veranstaltung lockte mit 40 Vorträgen und 74<br />
Postern weit über 200 Wissenschaftler(innen), u. a. aus<br />
<strong>Martin</strong>sried, München, Regensburg und Tennessee (USA),<br />
nach <strong>Halle</strong>.<br />
Prof. Dr. Rainer Rudolph, Telefon: 0345 55-24860,<br />
E-Mail: rainer.rudolph@biochem tech.uni-halle.de<br />
Prof. Dr. Heiner Lück, Telefon: 0345 55-23200,<br />
E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
HALLESCHER MEDIZINER IST SPRECHER DER BRUSTKREBSEXPERTEN IN DEUTSCHLAND<br />
Professor Dr. Christoph Thomssen, seit 2004 Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und<br />
Poliklinik für Gynäkologie und des Brustzentrums am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong>, wurde<br />
im Juli zum Sprecher der »Kommission Mamma« der »Arbeitsgemeinschaft gynäkologische<br />
Onkologie« (AGO) gewählt. Die AGO ist ein selbstständiger Teil der Deutschen Gesellschaft<br />
für Gynäkologie und Geburtshilfe. In der Arbeitsgemeinschaft sind die wichtigsten deutschen<br />
Expert(inn)en verschiedener Disziplinen (Gynäkologie, Radiologie, Radiotherapie,<br />
Pathologie) vertreten, die sich mit den gynäkologischen Krebserkrankungen und<br />
Brustkrebs beschäftigen.<br />
Die AGO hat fünf Kommissionen, die sich mit der Förderung von Wissenschaft,<br />
Forschung, Verknüpfung von Forschungsergebnissen und klinischer Praxis sowie Aus- und<br />
Weiterbildung auseinandersetzen. Die »AGO-Kommission Mamma« erarbeitet unter<br />
anderem jährlich aktualisierte und evidenzbasierte Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs, die wichtige Empfehlungen<br />
zu Therapie und Diagnostik geben. Diese Leitlinien werden deutschlandweit beachtet und stellen die Grundlage der sogenannten<br />
S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs der Deutschen Krebsgesellschaft dar. Die Kommission<br />
besteht aus 35 Mitgliedern und setzt sich aus den wichtigsten deutschen Expert(inn)en zusammen.<br />
Die Wahl von Professor Thomssen wird als Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen und klinischen Leistungen<br />
betrachtet. »Es ist für mich eine große Ehre und Herausforderung zugleich, diesem illustren Gremium von Spezialisten<br />
vorzustehen«, sagt Thomssen zu seiner Wahl. »Außerdem ist es eine Würdigung der Leistungen unserer Klinik in den vergangenen<br />
Jahren, die bundesweit Beachtung finden.«<br />
Professor Thomssen nimmt die ehrenamtliche Funktion in den kommenden beiden Jahren wahr.<br />
Da eine Verletzung des Hirnstamms ernste<br />
Folgen für den Patienten bzw. die Patientin<br />
haben kann, dauere eine so schwierige Operation<br />
oftmals sechs bis sieben Stunden.<br />
Noch vor ein paar Jahren erlitten die meisten<br />
Patient(inn)en nach oder während der Operation<br />
eine teilweise Lähmung der Gesichtsnerven<br />
(Fazialisparese). Durch eine neue spezielle<br />
medikamentöse Therapie während und mindestens<br />
zehn Tage nach dem Eingriff – an der<br />
LEHMANNS-ANZEIGE<br />
Entwicklung der Behandlung hat Professor<br />
Strauss mit seinem Team maßgeblich mitgearbeitet<br />
– kann aber die Durchblutung deutlich<br />
verbessert werden. Positive Folge: Es kommt<br />
nur noch selten zu einer dauerhaften Lähmung<br />
der Nerven und der durch den Nervus facialis<br />
versorgten Gesichtsmuskeln. »Störungen<br />
wie hängende Mundwinkel und Gefühlsbeeinträchtigungen<br />
bleiben aus oder bilden sich<br />
wieder zurück.«<br />
35<br />
M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM
36<br />
P ORTRÄT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
25 Fragen an Gisela Heinzelmann<br />
Verbales Porträt einer Zeitgenossin<br />
Unzählige Varianten des Fragebogens, der durch die Antworten von Marcel Proust<br />
(http://www.lauramars.de/gruppe-m/proust2000.html) so berühmt geworden ist, sind in den<br />
Medien (FAZ, Forschung & Lehre, UNICUM etc.) zu finden. scientia halensis spielt ebenfalls<br />
mit. Diesmal ist unsere Match-Partnerin die Pädagogin und Leiterin des Seniorenkollegs der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, Dr. Gisela Heinzelmann:<br />
1. Warum sind Sie in <strong>Halle</strong> und nicht anderswo?<br />
<strong>Halle</strong> als alte <strong>Universität</strong>sstadt ist mir sehr ans<br />
Herz gewachsen. Ich lebe seit 1966 hier. Die<br />
Stadt bietet kulturell viel und hat Charme.<br />
2. Wenn nicht Pädagogin, was wären Sie dann geworden?<br />
Molekularbiologin und Genetikerin wäre ich<br />
gern geworden. Das lag nach Biologie- und<br />
Chemiestudium nahe.<br />
3. Was war an Ihrer Studienzeit am besten?<br />
Als ich studierte, wurden in Leipzig die ersten<br />
Studentenwohnhäuser gebaut. Die Zimmer<br />
waren für die damalige Zeit komfortabel und<br />
vor allem bezahlbar.<br />
4. Welchen Rat fürs Leben geben Sie Studierenden<br />
heute?<br />
Von Anfang an zielstrebig zu studieren und<br />
sich nicht zu verzetteln – weil das gerade in<br />
den »weichen Wissenschaften« (wie Pädagogik)<br />
schnell passieren kann.<br />
5. Welchen Rat fürs Überleben geben Sie KollegInnen?<br />
Immer die Zusammenarbeit und das Gespräch<br />
suchen. Im Team sind Aufgaben und Probleme<br />
leichter und schneller zu lösen.<br />
6. Wenn Sie Rektorin einer <strong>Universität</strong> wären, was würden<br />
Sie als erstes tun?<br />
Oh Gott! Ich würde Professoren von bürokratischer<br />
Arbeit befreien, damit sie intensiver<br />
mit Studenten in der Forschung zusammen<br />
arbeiten könnten. Ich denke an Wilhelm von<br />
Humboldt, der sinngemäß sagte: »Der Hochschullehrer<br />
ist nicht für den Studenten da, sondern<br />
beide sind für die Wissenschaft da.«<br />
7. Wenn Sie Forschungsministerin eines Landes wären,<br />
was würden Sie niemals tun?<br />
Schwer zu sagen. Sicher muss man viele Interessen<br />
und Zwänge beachten. Ich würde darauf<br />
achten, dass Forschung und Bildung nicht<br />
zu kurz kämen.<br />
8. Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?<br />
ImmoHal<br />
Anzeige<br />
Den Erkenntnisprozess voran zu bringen und<br />
aufzuklären, »was die Welt im Innersten zusammenhält«.<br />
9. Was haben Intelligenz und Menschlich keit miteinander<br />
zu tun?<br />
Eigentlich gar nichts. Heute ist es notwendig,<br />
nicht nur kreative Intelligenz zu fördern, sondern<br />
auch die soziale bzw. emotionale Intelligenz<br />
und damit menschliches Handeln.<br />
10. Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Mensch<br />
und Technik ein?<br />
Menschliches Leben ist ohne Technik undenkbar.<br />
Ich bin fasziniert davon, welche Ideen<br />
schon früher technisch verwirklicht wurden<br />
und an welchen Lösungen für gegenwärtige<br />
Probleme getüftelt wird. Auto, Flugzeug,<br />
Fernseher, Computertomographie, Satellitennavigation,<br />
Handy und Internet, Geld aus dem<br />
Bankautomaten usw. – all das sind tolle Erfindungen,<br />
die uns das Leben erleichtern.<br />
11. Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />
Über meine Fehler und über Menschen, die<br />
nicht über sich nachdenken können und stur<br />
auf ihren Standpunkt beharren.<br />
12. Worauf freuen Sie sich gerade jetzt?<br />
Auf das neue Semester und das Seniorenkolleg.<br />
Außerdem darüber, dass ich in meinem<br />
Alter noch arbeiten kann. Schön ist auch die<br />
Begegnung mit Jung und Alt im Arbeitsprozess.<br />
13. Was macht Sie schwach?<br />
Schokolade!<br />
14. Wo sehen Sie Ihre Stärken?<br />
Ich denke, dass ich in den vielen Jahren meiner<br />
Berufstätigkeit gelernt habe, andere zu<br />
verstehen.<br />
15. Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />
Dass sich meine gesundheitlichen Wehwehchen<br />
in Grenzen halten und ich noch viel<br />
Freude an der Arbeit mit Studenten und Senioren<br />
habe.<br />
16. Warum muss jeder Mensch an etwas glauben?<br />
Jeder Mensch braucht Ziele, Anhaltspunkte,<br />
um sich im Leben zu orientieren. An etwas<br />
zu glauben, erschließt Lebenssinn und schafft<br />
Motivation.<br />
17. Welche bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten<br />
Sie gern als Gesprächspartner?<br />
Den Leiter des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung<br />
in Frankfurt am Main, Wolf Singer,<br />
und Peter Watson, den Autor des Bildungsbestsellers<br />
»Das Lächeln der Medusa«.<br />
Dr. Gisela Heinzelmann (Foto: privat)<br />
18. Wer war und/oder ist (bisher) für Sie der wichtigste<br />
Mensch in Ihrem Leben?<br />
Für mich sind die wichtigsten Menschen in<br />
meinem Leben mein Mann, mein Sohn und<br />
meine Eltern. Bei ihnen finde ich Halt und<br />
Geborgenheit.<br />
19. Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen<br />
lernen?<br />
Den Urwald! Das Ursprüngliche der Natur zu<br />
erfahren würde mich reizen.<br />
20. Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?<br />
Ich treffe gern Freunde, lese viel und manchmal<br />
lasse ich auch die Seele baumeln.<br />
21. Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?<br />
Peter Watson: »Das Lächeln der Medusa«,<br />
Ernst Peter Fischer: »Die andere Bildung«,<br />
Daniel Kehlmann: »Die Vermessung der<br />
Welt«.<br />
22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten...?<br />
Ich habe viele Wünsche.<br />
23. Wie lautet Ihre Lebensmaxime?<br />
Das Leben nicht aufschieben, sondern tun,<br />
was möglich ist.<br />
24. Was bringt Sie zum Lachen?<br />
Intelligente Witze und »Kindermund«.<br />
25. Warum nehmen Sie sich Zeit für dieses Interview?<br />
Weil ich gern im Gespräch bin.<br />
Aus der Vita:<br />
Geboren 1944 in Weißenfels, 1963–1967 Lehramtsstudium<br />
(Biologie, Chemie und Pädagogik) in Leipzig, 1967–1970<br />
Lehrerin in <strong>Halle</strong>, 1970–1979 wissenschaftliche Assistentin<br />
an der Sektion Pädagogik der <strong>Universität</strong> Leipzig, seit 1979<br />
Tätigkeit in Lehre und Forschung im Bereich Hochschulpädagogik/Erwachsenenbildung<br />
an der MLU, seit 2002<br />
Leiterin des Seniorenkollegs, verheiratet, ein Sohn.
Jubiläum 25+1 für die Generation<br />
50 plus<br />
Das Seniorenkolleg an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
G ISELA HEINZELMANN UND MARGARETE WEIN<br />
Gibt es in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Veteranen? Nein? Aber sicher – nur nennt<br />
man sie nicht mehr so. Der Nachwende-Sprachgebrauch hat sie als Seniorinnen und Senioren<br />
etabliert. Keine(r) der oder die nicht mehr aktiv im Arbeitsleben steht, will zum »alten Eisen«<br />
zählen. Dieser Trend ist nicht neu, sondern war schon vor 25 Jahren absehbar. Deshalb wurde im<br />
Oktober 1980 – neben dem »Veteranenklub«, der Freizeitaktivitäten organisierte (und heute<br />
»Seniorenvereinigung« heißt) – das »Veteranenkolleg» der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Univer sität gegründet,<br />
das seitdem eine wichtige soziale Aufgabe bei der Integration der älteren Generation erfüllt.<br />
Seine Beliebtheit wächst – obwohl die Teilnahme nun nicht mehr kostenfrei ist, sondern 30 €<br />
Studiengebühren pro Semester erhoben werden – permanent.<br />
Nur wenige Plätze bleiben frei, wenn das Seniorenkolleg zu wissenschaftlichen Vorträgen im großen Saal der<br />
ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Kröllwitz einlädt. (Foto: Sascha Witt)<br />
Im Akademischen Jahr 2005/06 schrieben<br />
sich etwa 1300 Hörerinnen und Hörer im Seniorenkolleg<br />
ein. Ihr Durchschnittsalter lag<br />
bei 68 Jahren (1990 noch 72,3); 69 von ihnen<br />
waren mindestens 80, drei Teilnehmerinnen<br />
sogar 90 bzw. 91 Jahre alt!<br />
I NTERNATIONALER TREND<br />
Die Gründung des halleschen Kollegs folgte<br />
einem internationalen Trend. Weltweit<br />
hatte ein Umdenken im Bezug auf die lebenslange<br />
Lernfähigkeit des Menschen eingesetzt<br />
und neue Konzepte hervorgebracht,<br />
so auch das eines aktiven, ziel- und altersgruppenspezifischen<br />
Lernens bzw. einer lebenslagen-<br />
und situationsbezogenen Gestaltung<br />
von Bildungsangeboten für Menschen<br />
im höheren Lebensalter. Typische Probleme<br />
dieser Altersgruppen – Veränderung der familiären<br />
Situation, Übergang vom Beruf in den<br />
Ruhestand, medizinische, soziale und psychologische<br />
Aspekte des Alterns – kamen aufs<br />
Tapet. Gleichzeitig wurden Chancen und Ressourcen<br />
des höheren Lebensalters erkannt.<br />
Zuerst entstanden sie in den USA, in den Niederlanden,<br />
in Frankreich und in der Schweiz,<br />
Eine neue, spannende »SeniorenZeit« entsteht. (Foto:<br />
Torsten Zerull)<br />
die »<strong>Universität</strong>en des Dritten Lebensalters«<br />
– eine Entwicklung, die Ende der 70er Jahre<br />
auch (ganz) Deutschland erfasste. Infolge des<br />
Paradigmenwechsels von Betreuungs- und<br />
Fürsorgekonzepten zur Prävention (vom Defizit-<br />
zum Kompetenzmodell!) in der Altenarbeit<br />
fand die wissenschaftliche Altenbildung<br />
– heute »Seniorenstudium« genannt – an den<br />
<strong>Universität</strong>en ihren Platz.<br />
Dr. Gisela Heinzelmann (s. S. 36).<br />
Telefon: 0345 55-23792 , E-Mail: gisela.heinzelmann@paedagogik.unihalle.de<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
U NI HALLE EINE DER ERSTEN ...<br />
Die <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> war eine der ersten, die<br />
dem neuen Trend der Bildungspolitik folgte<br />
und im Oktober 1980 das »Veteranenkolleg«<br />
ins Leben rief. Der Impuls ging damals von<br />
der Medizinischen Fakultät aus. Nach Berliner<br />
und Leipziger Vorbild entstand am Institut<br />
für Sozialhygiene dieses universitäre Weiterbildungsangebot<br />
für ältere Menschen. Sein<br />
Programm und folgte einem wissenschaftsbezogenen<br />
Allgemeinbildungskonzept für das<br />
sogenannte dritte Lebensalter.<br />
Nach der Wende wurde das »Seniorenkolleg«<br />
am neu gegründeten Institut für Pädagogik<br />
angesiedelt und kontinuierlich fortgeführt. Mit<br />
der Einbindung in die Erziehungswissenschaft<br />
weitete das Seniorenkolleg seine Perspektive<br />
über die Problematik des Alterns im medizinischen<br />
und sozialen Sinn aus und bezog, weiter<br />
eng mit der Medizinischen Fakultät kooperierend,<br />
Fragen der Motivation und Anregung<br />
zur Bildung im Alter ein.<br />
B REITE ANGEBOTSPALETTE<br />
Seit der Gründung des Kollegs bestreiten Professorinnen<br />
und Professoren aller Fakultäten<br />
mit Forschungsergebnissen ihrer Fachgebiete<br />
jedes Semester die »Wissenschaftliche Vortragsreihe«.<br />
Diese Reihe, die im 14-täglichen<br />
Rhythmus im Festsaal in Kröllwitz stattfindet,<br />
ist nach wie vor das Basisangebot des Kollegs.<br />
Die Vorlesungen werden regelmäßig von<br />
400 bis 500 Hörer(inne)n besucht, was schon<br />
so manche(n) Professor(in) staunen ließ.<br />
Ein weiterer Meilenstein war die Öffnung<br />
von regulären Lehrveranstaltungen des universitären<br />
Grundstudiums für das Kolleg<br />
seit dem Wintersemester 1994/95. Nicht zuletzt<br />
machen die vielfältigen Projekte, in die<br />
Seniorenkollegiat(inn)en ihr lebensbezogenes<br />
Wissen und ihre spezifischen beruflichen Fähigkeiten<br />
einbringen können, das Seniorenkolleg<br />
attraktiv.<br />
Mit dem »Erzählcafe«, in dem es um biografisches<br />
Lernen geht, wurde im Wintersemester<br />
1995/96 die Projektarbeit ins Leben gerufen.<br />
Hinzu kamen, einmal im Monat im »neuen<br />
theater«, die »Clubgespräche«. Weitere Projekte<br />
sind »Senioren ans Netz«, »Internetstammtisch«,<br />
»Lese-Erlebnisse«, »Generationsgespräche«<br />
und die vierteljährlich erscheinende<br />
»SeniorenZeit«, ein von Senior(inn)en<br />
nicht nur für Ältere gestaltetes und ebenfalls<br />
auf Bildung fokussiertes Magazin.<br />
Dr. Margarete Wein (s. S. 13)<br />
Telefon: 0345 55-21420 , E-Mail: margarete.wein@verwaltung.unihalle.de<br />
37<br />
D AS SENIORENKOLLEG DER HALLESCHEN UNIVERSITÄT
38<br />
(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong><br />
Lese-Empfehlungen querbeet<br />
ZUSAMMENGESTELLT VON MARGARETE WEIN<br />
»EUROPÄISCHES PANOPTICUM«<br />
Ein »unschätzbarer Schatz« (falls es so etwas<br />
gibt) ist die legendäre Bildersammlung von<br />
Dmitrij Alexandrovitsch Rovinskij (1824–<br />
1895) – ihn gehoben und der kunst- und geschichtsbeflissenen<br />
Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht zu haben, ist das Verdienst des halleschen<br />
Theologen Prof. Dr. Hermann Goltz.<br />
Gefunden hat er die erstaunliche Sammlung<br />
im Nachlass der vor den Stalinschen Repressalien<br />
geflüchteten Alla Petrowna, Russischlehrerin<br />
von Fritz Pleitgen und Gerd Ruge,<br />
in Köln. Mit großzügiger Unterstützung der<br />
Stiftung der Stadt- und Saalkreis sparkasse<br />
<strong>Halle</strong>, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung<br />
und der Kulturstiftung des Bundes wurden<br />
die »gesamten Rovinskij-Materialien für<br />
eine Russische Ikonographie« gekauft und<br />
können nun seit etlichen Jahren unter der<br />
fachkundigen Obhut von Professor Goltz in<br />
verschiedenen Ausstellungen (gestaltet von<br />
Lutz Grumbach) gezeigt, wissenschaftlich bearbeitet<br />
und Schritt für Schritt editiert werden.<br />
Einzigartig ist aber nicht nur die Sammlung<br />
selbst, sondern ebenso der Preis für den jüngst<br />
erschienen Doppelband, der auf fast 1000<br />
Seiten in Gestalt Grafiken, Kupferstichen und<br />
Karikaturen nebst kenntnisreichen Kommentaren<br />
einen schier unerschöpflichen kulturellen<br />
und historischen Reichtum präsentiert. Vom<br />
russischen orbis pictus, einem Ende des 17.<br />
Jahrhunderts von Karion Istomin und Leontej<br />
Bunin geschaffenen ABC-Buch für den Zarewitsch,<br />
über die zahllosen Bilder Katharina<br />
der Großen und ein feines Selbstporträt Fedor<br />
Kalmyks (1770 als Knabe in der kirgisischen<br />
Steppe von Kosaken gefangen, später der<br />
badischen Markgräfin Anna Charlotte Amalie<br />
geschenkt und ab 1806 Hofmalers des<br />
Großherzogs Karl Friedrich) bis zum (zweifach<br />
ausklappbaren) »Freien Blick auf Moskau«,<br />
den der Graveur-Meister der Moskauer<br />
Kreml-Rüstkammer Peter Pikart zu Beginn<br />
des 18. Jahrhunderts schuf – eine wunderbare<br />
Welt aus Bildern tut sich auf ...<br />
Hermann Goltz: Alles von Zarin und Teufel I und II..<br />
Europäische Russlandbilder aus vier Jahrhunderten.<br />
Mit einem Vorwort von Fritz Pleitgen, gestaltet von<br />
Lutz Grumbach, <strong>Halle</strong> / Köln 2006, ISBN 10: 3-8321-<br />
7725-6 / ISBN 13: 978-3-8321-7725-6, 49,90 €<br />
(beide Bände)<br />
Prof. Dr. Hermann Goltz, Theologische Fakultät,<br />
Franckeplatz 1, Haus 30, 06110 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
Telefon: 0345 55-23030,<br />
E-Mail: hermann.goltz@theologie.uni-halle.de<br />
V OM POPULISMUS GEDOPT?<br />
»Parteibonzen«, »Diätenschwindler«, »kriminelle<br />
Ausländer«, »Sozialschmarotzer«<br />
– sie alle eigenen sich bestens als Köder zum<br />
Stimmenfang bei Wahlen aller Art. Allerdings<br />
sind sie das genaue Gegenteil von »solider politischer<br />
Problemlösungskompetenz«. Warum<br />
der Gebrauch dieser und anderer Klischees<br />
trotzdem immer wieder funktioniert und die<br />
Demokratie ernsthaft beschädigen kann, untersuchen<br />
drei hallesche Politolog(inn)en in<br />
einem von der Landeszentrale für politische<br />
Bildung Sachsen-Anhalt angeregten Buch,<br />
dem man vor allem solche Leserinnen und<br />
Leser wünschen möchte, die nur allzu gern<br />
auf solche Lügenparolen hereinfallen. Aber<br />
werden gerade sie die Chance nutzen, das bei<br />
der Landeszentrale (E-Mail: sekretariat@lpb.s<br />
tk.sachsen-anhalt.de) sogar kostenlos erhältliche<br />
»Aufklärungsbuch« zu lesen?<br />
Everhard Holtmann, Arienne Krappidel, Sebastian<br />
Rehse: Die Droge Populismus – Zur Kritik des politischen<br />
Vorurteils, Verlag für Sozialwissenschaften<br />
Wiesbaden 2006, 178 S., 19,90 €, ISBN 3-531-15038-3<br />
Prof. Dr. Everhard Holtmann, Institut für<br />
Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät I), Emil-<br />
Abderhalden-Straße 7, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
Telefon: 0345 55-24212,<br />
E-Mail: everhard.holtmann@politik.uni-halle.de<br />
D IE »OCCUPATIO BELLICA« IM VÖLKERRECHT<br />
Angesichts der angespannten Sicherheitslage<br />
nach der Eroberung des Irak durch alliierte<br />
Truppen und der Frage der von Israel besetzten<br />
Gebiete steht die Frage nach der Legitimität<br />
militärischer Besetzungen beinahe täglich<br />
im Mittelpunkt des Medieninteresses. Dabei<br />
wird von den Akteuren und in der öffentlichen<br />
Diskussion wie selbstverständlich davon<br />
ausgegangen, dass es sich bei militärischer<br />
Besetzung stets nur um eine Herrschaft von<br />
begrenzter Dauer und eingeschränkter Souveränität<br />
handeln könne. Im Spätmittelalter<br />
und in der frühen Neuzeit dagegen wurde<br />
militärische Besetzung grundsätzlich als eine<br />
Form legitimer und dauerhafter Herrschaft<br />
verstanden.<br />
Ein Blick in die jüngere Geschichte militärischer<br />
Besetzungen scheint dies zu bestätigen.<br />
Die Beiträge dieses Bandes indessen machen<br />
deutlich, dass dies eine relativ junge, erst seit<br />
dem frühen 20. Jahrhundert völkerrechtlich<br />
verbindliche Rechtsauffassung ist, und unternehmen<br />
erstmals den Versuch einer systematischen<br />
Darstellung militärischer Besetzungen<br />
vom 13. bis zum frühen 19. Jahrhundert – im<br />
Heiligen Römischen Reich und in Westeuropa,<br />
vom Hundertjährigen Krieg bis zur napoleonischen<br />
Herrschaft in Deutschland, und<br />
anderswo.<br />
Markus Meumann, Jörg Rogge (Hg.): Die besetzte<br />
res publica. Zum Verhältnis von ziviler Obrigkeit und<br />
militärischer Herrschaft in besetzten Gebieten vom<br />
Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert, Lit Verlag
Berlin 2006 (Herrschaft und soziale Systeme in der<br />
Frühen Neuzeit 3), 416 S., 40,90 €, ISBN 3-8258-<br />
6346-8.<br />
Dr. Markus Meumann, Interdisziplinäres<br />
Zentrum für die Erforschung der Europäischen<br />
Aufklärung (IZEA) der MLU, Franckeplatz 1, Haus 54,<br />
06110 <strong>Halle</strong> (Saale), Telefon: 0345 55-21785,<br />
E-Mail: markus.meumann@izea.uni-halle.de<br />
D ILETTANTEN UND EXPERTEN IM ORIENT<br />
In der Reihe der Orientwissenschaftlichen<br />
Hefte des OWZ erschienen nun die Beiträge<br />
zum XXIX. Deutschen Orientalistentag, der<br />
im September 2004 in <strong>Halle</strong> stattfand. Die<br />
Autorinnen und Autoren beschäftigen sich<br />
mit der Verankerung der Altorientalistik, der<br />
Orientarchäologie, der Sinologie und der Arabistik<br />
in den neuzeitlichen <strong>Universität</strong>en. Sie<br />
thematisieren den Beitrag von so genannten<br />
Dilettanten für die Kenntnisse des Orients<br />
ebenso wie die Resultate orientalistischer<br />
Studien für die theologische Diskussion. Die<br />
diachronische Perspektive wird durch Blicke<br />
auf die Nachbarländer erweitert. Zum Schluss<br />
geben bis dato unveröffentlichte Briefe von<br />
Fritz Rudolf Kraus, Georg Jacob und Hans<br />
Heinrich Schaeder Einblicke in Erfahrungen<br />
und Vorstellungen anerkannter Fachvertreter.<br />
Der Orient in akademischer Optik. Beiträge<br />
zur Genese einer Wissenschaftsdisziplin,<br />
Orientwissenschaftliche Hefte 20/2006, hg. vom<br />
Orientwissenschaftlichen Zentrum der MLU, 185 S.,<br />
11,50 €, ISSN 1617-2469<br />
Orientwissenschaftliches Zentrum der MLU,<br />
Mühlweg 15, 06114 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />
Telefon: 0345 55-24081,<br />
E-Mail: hanne.schoenig@owz.uni-halle.de<br />
W IE WEITER NACH FREMDHERRSCHAFT UND<br />
R EALSOZIALISMUS?<br />
Nach Fremdherrschaft und Realsozialismus<br />
integriert sich Bulgarien in die europäische<br />
Staatengemeinschaft. Mit den Bezugspunkten<br />
Bulgarien, Deutschland und Europa analysiert<br />
der vorliegende Sammelband diesen Prozess.<br />
Deutsche und bulgarische Autor(inn)en widmen<br />
sich den Themen:<br />
– Europaorientierung und -berichterstattung,<br />
– ökonomische Aspekte des EU-Beitritts,<br />
– europäische Mächte und bulgarische<br />
Staatsgründung,<br />
– Westbindung Deutschlands und<br />
Antiamerikanismus,<br />
– parlamentarisches Regierungssystem,<br />
– politische Sprache,<br />
– Pluralismustheorie,<br />
– soziales Vertrauen,<br />
– Denkmäler und Nationalismus.<br />
Der Herausgeber, Privatdozent am Institut für<br />
Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät<br />
I) der MLU, war von 2003 bis 2005 Akademischer<br />
Direktor des Zentrums für Deutschland-<br />
und Europastudien an der St.-Kliment-<br />
Ochridski-<strong>Universität</strong> Sofia.<br />
Jürgen Plöhn (Hg.): Sofioter Perspektiven auf<br />
Deutschland und Europa. Studien zu Wirtschaft,<br />
Politik, Geschichte, Medien und Kultur.<br />
Mit Beiträgen von Hermann Albeck, Georgi Chobanov,<br />
Roger Fornoff, Ivan Parvev, Jürgen Plöhn, Walter<br />
Reese-Schäfer, Minka Zlateva, LIT Verlag Berlin 2006,<br />
Reihe: Politikwissenschaft, Bd. 133, 232 S., 29,90 €,<br />
br., ISBN 3-8258-9498-3<br />
PD Dr. phil. habil. Jürgen Plöhn,<br />
Dürerstraße 5, D-41466 Neuss,<br />
Telefon/Telefax: 02131 468344,<br />
E-Mail: ploehn@hotmail.com<br />
COVER BUCHTITEL<br />
B LAUE BLUMEN, MOHNSAFT, SPHÄRENMUSIK ...<br />
»Die vergessene Geschichte der mitteldeutschen<br />
Romantik« – das ist viel mehr als<br />
Reichardts Garten, Eichendorffs »Burg überm<br />
Tale« oder Seumes »Spazierganz nach Syrakus«.<br />
Regionale Literaturgeschichte? Literarische<br />
Heimat-Kunde? Faszinierend, welche<br />
Fülle von Fakten dieser schmale Band umschließt.<br />
Am liebsten möchte man alles auf einmal lesen<br />
und sich verzaubern lassen von den detailkenntnisreichen<br />
Darstellungen und lebendigen<br />
Impressionen der Autorinnen, die ja selbst tief<br />
in der mitteldeutschen Kultur- und Bildungslandschaft<br />
verwurzelt sind. Ein wunderbares<br />
Buch für romantische (!) Herbst- und Winterabende.<br />
Heidi Ritter, Eva Scherf: Die Weltseele<br />
durchlebt alles, Projekte-Verlag <strong>Halle</strong> 2006,<br />
186 Seiten, 12,50 €, ISBN: 3-86634-116-4<br />
Dr. Heidi Ritter, Telefon: 0345 55-23593, E-<br />
Mail: heidi.ritter@germanistik.uni-halle.de<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
D IE KAROLINGER BEI HALLE (806)<br />
Kürzlich erschien, Band 12 des Heimat-Jahrbuchs<br />
Saalkreis. Neben Aufsätzen über den<br />
Kalibergbau in Teutschenthal, den Steinkohlenbergbau<br />
um Plötz, das hochnotpeinliche<br />
Halsgericht »auf der Brücken« in Ostrau,<br />
die »hallesche Hungermedaille« von 1847<br />
und vielen anderen ist im Jubiläumsjahr der<br />
Stadt vor allem der erste (rechts-)geschichtliche<br />
Beitrag von Prof. Dr. Heiner Lück<br />
interessant: Allgemeinverständlich und mit<br />
vielen Details, Abbildungen und Zitaten aus<br />
historischen Quellen versehen, stellt er »Die<br />
karolingische Befestigung bei <strong>Halle</strong> (806) als<br />
Element der Grenzsicherung im Osten des<br />
fränkischen Reiches« dar.<br />
Heimat-Jahrbuchs Saalkreis, Band 12, herausgegeben<br />
vom Landratsamt Saalkreis in Zusammenarbeit<br />
mit dem Museum Petersberg, Saalkreis 2006, 117<br />
S., 5.60 €, ohne ISBN (erhältlich in halleschen<br />
Buchhandlungen)<br />
Prof. Dr. Heiner Lück, Juristische u. Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät, Lehrstuhl für Bürgerliches<br />
Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische<br />
Rechtsgeschichte, <strong>Universität</strong>sring 4, 06108 <strong>Halle</strong><br />
(Saale), Telefon: 0345 55-23200,<br />
E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />
B URG GIEBICHENSTEIN – DAS VOLLE PROGRAMM<br />
Ein im Verlag der Hochschule für Kunst und<br />
Design <strong>Halle</strong> erschienenes neues Buch über<br />
den Fachbereich Design der Burg Giebichenstein<br />
stellt neben Grundlagen- und Theorie-<br />
Ange bo ten das volle Programm der Projekte<br />
aus den Studiengängen Industriedesign, Innenarchitektur,<br />
Kom munikationsdesign, Modedesign,<br />
Multimedia/VR-Design und Multimedia/<br />
VR-Conception vor.<br />
Auf 384 fünffarbigen Seiten zeigt es Beispiele<br />
in Text und Bild aus dem Arbeitsalltag der<br />
verschiedenen Lehrgebiete und erläutert die<br />
neue Studienstruktur für die Bachelor- und<br />
Master-Abschlüsse im Fachbereich Design.<br />
Atmosphäre, Personen und Aktivitäten auf<br />
dem Campus, Kurzportraits von erfolgreichen<br />
Alumni werden ebenso präsentiert wie Tipps<br />
zur Kultur in der Umgebung, zu Kneipen,<br />
Clubs und Treffpunkten in der Stadt<br />
Schriftenreihe der Hochschule für Kunst und Design,<br />
Heft 14 (2006), Hg.: Burg Giebichen stein, Fachbereich<br />
Design, 384 S., dt. u. engl., 14 €; ermäßigt 7 €, ISBN:<br />
3-86019-047-4<br />
Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und<br />
Design <strong>Halle</strong>, Hochschulbibliothek, Postfach 200252,<br />
06108 <strong>Halle</strong>, Telefon: 0345 7751-633/7,<br />
E-Mail: hintz@burg-halle.de<br />
39<br />
(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT
40<br />
(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
»Bitte einmal gemischten<br />
Sprachsalat ...«<br />
Diesmal mit: verschiedenen femininen Formen ...<br />
Das Studierendenleben lässt sich am besten<br />
genießen, wenn man (?) in einer gemütlichen<br />
Studierendenbude Studierendenfutter knabbert<br />
auf dem Tisch eine Studierendenblume steht ...<br />
Klingt komisch – aber was hilft’s? Weibliche<br />
Formen zu (er-)finden oder solche, die für<br />
beide Geschlechter gleichermaßen verwendbar<br />
sind, ist ja angesichts der seit langem gesetzlich<br />
verbrieften Gleichbe rechtigung ein<br />
objektives Erfordernis modernen gesellschaftlichen<br />
Lebens, das kaum jemand bestreitet.<br />
Nur dieses auch in die alltägliche Sprech- und<br />
Schreibpraxis umzusetzen, ist nicht leicht.<br />
Problemlos geht das, mündlich und schriftlich,<br />
mit Zweifachformen oder eben mit Partizipien:<br />
»liebe Studentinnen und Studenten«,<br />
»Professorinnen und Professoren«, »verehrte<br />
Anwesende«, »<strong>Universität</strong>sangehörige«.<br />
Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache (in<br />
der häufig noch Bequemlichkeit oder alte<br />
Gewohnheit zum ausschließlichen Gebrauch<br />
männlicher Formen verleiten) stehen Autorinnen<br />
und Autoren – da haben wir’s schon!<br />
– von Briefen, Aufsätzen, Zeitungsartikeln<br />
etc. pp. oft vor einem Platzproblem, das sie<br />
auf dreierlei Art lösen können: mit dem in<br />
links-progressiven Kreisen sowie in Österreich<br />
und in der Schweiz bis heute präferierten<br />
»Binnen-i«, mit Schräg strichen oder mit<br />
Klammern, also »AutorInnen«, »Autor/innen«<br />
und »Autor(inn)en«, »LehrerInnen«, »Lehrer/<br />
innen« und »Lehrer(innen)«. Irgendetwas<br />
stimmt da nicht ganz, nur was?<br />
Ja, richtig, die »Autor/inn/en« brauchen in<br />
Wahrheit zwei Schrägstriche, während für<br />
die »Lehrer/innen« einer reicht, auch für die<br />
»Mitarbeiter/innen« – aber nur im Nominativ!<br />
Im Dativ indes wollen sie partout zwei Striche<br />
haben: gönnen wir sie ihnen, den »Lehrer/<br />
inne/n«, »Mitarbeiter/inne/n«, »Teilnehmer/<br />
inne/n« und ebenso den »Senior/inn/en«,<br />
»Linguist/inn/en«, »Absolvent/inn/en« ...<br />
Sämtliche Varianten sind (fast überall) erlaubt,<br />
darum ist es wohl eine Frage des individuellen<br />
Geschmacks, ob eine(r) das »Binnen-i« und<br />
die – oft (s. o.) zweifach nötigen – Schrägstriche<br />
grafisch unschön findet oder nicht. Am<br />
einfachsten zu handhaben dürften Klammern<br />
sein, aber auch hier muss Korrektheit walten,<br />
schließen sie doch, stets abhängig von Kasus<br />
und Art des Nomens, »(inn)«, »(inne)« oder<br />
»(innen)« ein.<br />
Mag es dem Stilempfinden der Schreiberin<br />
oder des Schreibers überlassen bleiben, ob sieoder<br />
er Doppelformen, geschlechtsneutrale<br />
Nomen (»Gast«, »Mensch«, »Mitglied«,<br />
»Person«), Partizipien (»Abgeordnete«, »Vorsitzende«)<br />
oder die – nur zum schriftlichen<br />
Gebrauch tauglichen – raumsparenden Formen<br />
mit »Binnen-i«, Schräg strichen oder mit<br />
Klammern verwendet.<br />
Google bietet derzeit unter dem Suchbegriff<br />
»Feministische Linguistik« 912 Links zum<br />
nicht-sexistischen Sprachgebrauch an, u. a.<br />
zu Werken von Senta Trömel-Plötz, Luise F.<br />
Pusch und Margret Jäger sowie zu einem sehr<br />
informativen WIKIPEDIA-Text. (MaWe)<br />
Auch die Sprachberatung am Germanistischen Institut der<br />
Philosophischen Fakultät II der MLU hilft gern:<br />
Telefon: 0345 55-23605/20<br />
(Mo 10–12 Uhr, Di 12–14 Uhr, Mi + Do 13.30–15.30 Uhr)<br />
Fax: 0345 55-27107<br />
E-Mail: sprachberatung@germanistik.uni-halle.de<br />
»... und ein Literatürchen!«<br />
Karin Scherf: »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt ... «<br />
Genau eine Handvoll Hefte in zwei Jahren,<br />
das klingt nicht viel. Doch interessante Informa<br />
tio nen über die 1 200-jährige Jubilarin namens<br />
<strong>Halle</strong> finden sich reichlich in den fünf<br />
Broschüren, die seit 2004 zuerst im Anderbeck<br />
Verlag, dann beim Verlag gi. <strong>Halle</strong> unter dem<br />
Dr. Karin Scherf: <strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt (Titel der Einzelhefte<br />
s. o.), 5 Hefte (je 64 S., außer Heft 1: 28 S., mit 5 CD’s), je ca.<br />
7 bis 9 €, ISBN 3-937751-12-2, ISBN 3-937751-16-5, ISBN<br />
3-00-017782-5, ISBN 3-9810900-0-4, ISBN 3-9810900-1-2<br />
Nähere Informationen: Tourist-Information, Leipziger Straße<br />
105/106 (Markt), 06108 <strong>Halle</strong> (Saale), Telefon: 0345 1229984,<br />
E-Mail: touristinfo@stadtmarketing-halle.de<br />
Motto »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt« erschienen<br />
sind. »Der Markt. Eine Geschichte von<br />
Menschen, Bildern, Visionen«, »Eine Kul-<br />
TOUR«, »Jung frech kreativ«, »Von Tradition<br />
bis Hightech« und »Geschichten aus der<br />
Geschichte« lauten die Titel, mit denen Karin<br />
Scherf die verschiedenste Facetten der Stadtgeschichte<br />
und -gegenwart versah. Das literarische<br />
Ich, das insgesamt 264 Seiten lang zu<br />
uns spricht, ist niemand anderer als die Stadt<br />
<strong>Halle</strong> selbst. Jedes Bändchen versammelt in<br />
bunter Folge abwechslungsreiche Berichte aus<br />
Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft, Zitate<br />
aus Erinnerungen, Interviews mit bedeutenden<br />
KURZ & (RECHTS-)BÜNDIG<br />
»Rundes Chronik der Stadt <strong>Halle</strong> 1750–1835«,<br />
herausgegeben vom Thüringisch-Sächsischen<br />
Geschichtsverein, bearbeitet von Bernhardt Weißenborn,<br />
<strong>Halle</strong>-Saale Gebauer-Schwetschkesche Druckerei u. Verlag<br />
A. G. 1933, vermeldete für das Jahr 1806:<br />
»Den 19. October wurde die hiesige <strong>Universität</strong> durch den<br />
Kaiser Napoleon bei seinen Hiersein aufgehoben, und<br />
zwar weil die Studenten einige Tage zuvor den Kaiser ein<br />
Pereat gerufen und bei den Einmarsch der Franzosen am<br />
17. October auf selbige aus den Fenstern geschossen<br />
haben solten. Jeder von den Studirenten erhielt einen<br />
Paß, um ungehindert in seine Heimath reisen zu können.<br />
Der Schade für unser <strong>Halle</strong> durch die Auflößung der<br />
<strong>Universität</strong> war groß, da sehr viele von den Einwohnern<br />
blos von den Studenten lebten.«<br />
(mitgeteilt von Regina Haasenbruch aus dem Archiv der<br />
halleschen <strong>Universität</strong>)<br />
Von der Waterkant via Wandersleben nach <strong>Halle</strong><br />
Vor 300 Jahren zog Christian Friedrich Hunold<br />
(1680–1721), später Privatdozent für Poetik, Rhetorik<br />
und Recht an der Fridericiana halensis, ganz plötzlich<br />
aus Hamburg ins thüringische Wandersleben an der<br />
Apfelstädt. Nach einem abgebrochenen Jurastudium in<br />
Jena hatte er sich in Hamburg niedergelassen, wo er<br />
unter dem Pseudonym MENANTES (Schlüssel-)Romane,<br />
Gedichte und Opern-Libretti schrieb.<br />
Als sein »Satyrischer Roman«, in dem er das Liebesleben<br />
der Operndiva Conradin und der High Society der<br />
Hansestadt drastisch beschrieb, zum Skandal geworden<br />
war, flüchtete er zurück in sein Heimatdorf Wandersleben,<br />
wo er zwei Jahre lang bei seinem Bruder lebte (und u. a.<br />
am Konversationstrainer »Die beste Manier, in hinneter<br />
Conversation sich höflich und behutsam aufzuführen und<br />
in kluger Conduite zu leben« verfasste – bis man ihn<br />
1706 an der damals führenden<br />
deutschen <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> zum Doktor der Rechte<br />
promovierte und zum Privatdozenten berief.<br />
Vor 285 Jahren starb er 1721 an diesem<br />
seinem letzten Wirkungsort.<br />
(vgl. Menantes-Förderkreis Wandersleben,<br />
Christoph Dieckmann »O wundervolle Triebe!«,<br />
in: DIE ZEIT, 12. April 2006, S. 68, und Elena Rauch<br />
»Simmel des Barock ...«, in: Thüringer Allgemeine,<br />
Wochenendbeilage v. 17. Juni 2006)<br />
Einwohner(inne)n der Stadt und eine Fülle<br />
schwarzweißer und farbiger Illustrationen<br />
– damit die Leserin und der Leser sich von allem<br />
Erzählten im ursprünglichen Wortsinn ein<br />
Bild machen können.<br />
Hätten die Macher(innen) nicht offensichtlich<br />
unter großer Zeitnot gelitten, wäre manchem<br />
Text (etwa dem Kapitel »Wirtschaft und Wissenschaft<br />
in <strong>Halle</strong>« [4] oder dem Gespräch mit<br />
dem Kustos der universitären Sammlungen,<br />
Dr. Ralf-Torsten Speler [5]) eine behutsame<br />
Bearbeitung bzw. Endredaktion wohl gut bekommen<br />
– aber auch so bietet sich eine spannende<br />
und lesenswerte Lektüre an. Außerdem<br />
gehört zu jedem Heft eine CD, die noch viel<br />
mehr Informationen enthält.<br />
Margarete Wein
Ehrungen, Mitgliedschaften in<br />
Gremien, Berufungen, Jubiläen<br />
»LEANDER LESEN!«<br />
Im September eröffneten Kultus minister, Prof. Dr. Jan<br />
Hendrik Olbertz, und Ober bürgermeisterin Ingrid<br />
Häusler die Aktion »Leander lesen!«.<br />
Die aus Amerika stammende Idee – eine Stadt liest ein<br />
Buch – wird so erstmals in Deutschland durchgeführt.<br />
Bis zum Jahresende 2006 finden über fünfzig Veranstaltungen<br />
(Auswahl im Internet unter: http://www.<br />
stadtjubilaeum.de/index.asp?MenuID=259&SubPage<br />
=3) in Schulen, Bibliotheken, im Maya Mare, im Zoo,<br />
in Theatern, Krankenhäusern und Altenheimen der Stadt<br />
<strong>Halle</strong> statt. Lesen werden die Leander’schen Märchen<br />
– »Träumereien an französischen Kaminen« –<br />
Prominente, engagierte Bürger und Privatpersonen,<br />
zum Beispiel Jutta Hoffmann und Peter Sodann, der<br />
Vorsitzende des Volkmann-Vereins, der Chirurg Prof. Dr.<br />
Henning Dralle, und sein Stellvertreter Andreas Volkmann,<br />
Nachkomme des halle schen Arztes und Dichters Richard<br />
von Volkmann(-Leander).<br />
Im Vordergrund steht die Leseförderung und die Pflege<br />
des literarischen Erbes eines Mannes, der <strong>Halle</strong> und die<br />
hiesige <strong>Universität</strong> mit seinen medizinischen Leistungen<br />
im 19. Jahrhundert weltweit zur »Sonnenstelle der modernen<br />
Chirurgie«, so ein Zeitgenosse Volkmanns , erhob.<br />
Prof. Dr. med. Henning Dralle, Telefon: 0345 55-72315,<br />
E-Mail: henning.dralle@medizin.uni-halle.de<br />
36. DEUTSCHER RECHTSHISTORIKERTAG<br />
IN HALLE AN DER SAALE<br />
Vom 10. bis zum 14. September 2006 trafen sich an der<br />
MLU mehr als 400 Rechtshistorikerinnen und Rechtshistoriker<br />
sowie Expert(inn)en angrenzender Fachgebiete zum<br />
36. Deutschen Rechtshistorikertag – auf Initiative von<br />
Prof. Dr. Heiner Lück und Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf<br />
Lieberwirth erstmals in <strong>Halle</strong> als anerkanntem Zentrum<br />
rechtsgeschichtlicher Forschung und Lehre tagend.<br />
Bedeutung und Geschichte der Rechtsgeschichte im allgemeinen<br />
und an der halle schen Uni im besonderen bildeten<br />
den Schwerpunkt der Ausgabe 2/06 des Unimagazins<br />
scientia halensis (siehe: http://www.verwaltung.unihalle.de/DEZERN1/PRESSE/MAGA-206.pdf).<br />
Ein Tagungsband mit den Vorträgen und Diskussionen des<br />
36. Deutschen Rechtshistorikertages erscheint demnächst.<br />
Prof. Dr. iur Heiner Lück, Telefon: 0345 55-23200<br />
E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />
H ALLESCHER INDOLOGE IM INTERNATIONALEN<br />
V ORSTAND DES »EUROI NDIA CENTRE«<br />
Prof. Dr. Rahul Peter Das (Institut für Indologie und<br />
Südasienwissenschaften der MLU) wurde in den internationalen<br />
Vorstand des »EuroIndia Centre« (EIC) gewählt.<br />
Das EIC wurde 2001 von dem früheren französischen<br />
Premierminister Raymond Barré und dem jetzigen indi<br />
schen Premierminister Manmohan Singh als Netzwerkorganisation<br />
zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen<br />
Europa und Indien gegründet, besonders auf den<br />
Gebieten Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Technologie,<br />
Städteplanung und Medien. Zu diesem Zweck integriert<br />
das EIC (Sekretariat im französischen La Rochelle, Infos<br />
über Webseite http://en.wikipedia.org/wiki/EuroIndia<br />
Centre) herausragende Persönlichkeiten und bedeutende<br />
Firmen beider Regionen.<br />
Prof. Dr. Rahul Peter Das, Telefon: 0345 55-23632<br />
E-Mail: das@suedasien.uni-halle.de<br />
P ROTESTBEWEGUNGEN AUF DER SPUR<br />
Vom 22. bis 25. November 2006 startet am Institut für<br />
Medien- und Kommunikationswissenschaften – in Kooperation<br />
mit den <strong>Universität</strong>en Heidelberg und Zürich – eine<br />
von der Europäischen Kommission finanzierte Workshop-<br />
und Tagungsreihe, die sich mit den Auswirkungen sozialer<br />
Bewegungen auf die europäische Öffentlichkeit beschäftigt.<br />
Über mehrere Jahre werden Nachwuchswissenschaftler(inne)n<br />
aus ganz Europa eingeladen, ihre Projekte zu<br />
diesem Thema vorzustellen und mit ausgewählten, in ternational<br />
anerkannten Expert(inn)en zu diskutieren.<br />
Zum ersten Workshop – Tracing Protest Movements:<br />
Perspectives from Sociology, Political Sciences,<br />
and Media Studies – werden rund 50 Gäste erwartet.<br />
Dr. phil. Kathrin Fahlenbrach, Telefon: 0345 55-23576,<br />
E-Mail: kathrin.fahlenbrach@medienkomm.uni-halle.de<br />
L ITERATURRAT IN SACHSEN-ANHALT<br />
Im August 2006 berief der Kultusminister von Sachsen-<br />
Anhalt, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, neben mehreren<br />
Autor(inn)en aus Magdeburg, <strong>Halle</strong> und Halberstadt<br />
den halleschen Germanisten Prof. Dr. Hans-Joachim<br />
Solms in einen Literaturrat. Das neue Gremium soll die<br />
Landespolitiker bei Literaturentwicklung und Pflege des<br />
literarischen Erbes beraten, mit der Kunststiftung des<br />
Landes ein Konzept zur Literaturförderung entwickeln<br />
und Emp feh lungen zur Vernetzung der Literaturarbeit von<br />
Museen, Kulturstiftungen und Schulen geben.<br />
Prof. Dr. phil. Hans-Joachim Solms, Telefon: 55-23610;<br />
E-Mail: hans-joachim.solms@germanistik.uni-halle.de<br />
R ENOMMIERTER HALLESCHER ROMANIST<br />
IN CHILENISCHER LITERATURPREIS-JURY<br />
Im Sommer 2006 wurde Prof. Dr. Thomas Bremer –<br />
seit 1995 <strong>Universität</strong>sprofessor für Literaturwissenschaft/<br />
Iberoromanistik an der MLU – in die Jury zur Vergabe des<br />
Premio José Donoso berufen.<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
P HYSIK (MATHEMATISCH-<br />
N ATURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT II)<br />
Prof. Dr. rer. nat. Ralf B. Wehrspohn<br />
<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) für Experi mentalphysik<br />
an der MNF II und Insti tuts lei ter<br />
am Fraunhofer-Institut für Werk stoffmechanik<br />
<strong>Halle</strong> seit 1. Juni 2006.<br />
Geboren am 17. August 1970 in Lübeck.<br />
E-Mail: ralf.wehrspohn@physik.unihalle.de<br />
1990–1995 Studium d. Physik an Oldenburg,<br />
1995–1998 wiss. Mitarb. an d. o. g. <strong>Universität</strong> u.<br />
an d. École Polytechnique, Palaiseau,<br />
Frankreich (en cotutelle)<br />
1997 Promotion zum Dr. rer. nat. in Oldenburg<br />
u. Palaiseau<br />
1998–1999 Wiss. Mitarb. bei Philips Research,<br />
Redhill, UK<br />
1999–2003 Gruppenleiter am MPI für Festkörperphysik<br />
<strong>Halle</strong>, Gruppe: »Poröse Nanostrukturen<br />
und Photonische Kristalle«<br />
2003–2006 Professor f. Experimentalphysik an d.<br />
<strong>Universität</strong> Paderborn, Lehrstuhl für<br />
Nanophotonische Materialien<br />
2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />
W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />
2002 Wissenschaftsverbundspreis v. Dow Chemical<br />
2003 Heinz-Maier-Leibnitz-Preis d. DFG<br />
2003 TR100 Innovationspreis d. Massachusetts Institute<br />
of Technology (MIT)<br />
W EITERE TÄTIGKEITEN:<br />
Coeditor »Applied Physics A« (Springer); Member of the<br />
Advisory Board of Photonics and Nanostructures (Elsevier)<br />
A RBEITS- UND FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />
Herstellung, Simulation u. Charakterisierung nano- u.<br />
mikrostrukturierter Materialien (Silizium, Polymere, Oxide)<br />
f. Anwendungen in d. Photonik, Photovoltaik, Sensorik u.<br />
Nanobiotechnologie.<br />
P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />
• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Polymer nanotubes by wetting<br />
of ordered porous templates. In: Science 14.06.2002, Vol.<br />
296. no. 5575, 1997.<br />
• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Highly ordered monocrystalline<br />
silver nanowire arrays. In: Journal of Applied Physics<br />
91 (= 5/2002), 3243–3247.<br />
• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Self-ordering regimes of<br />
porous alumina: The 10% porosity rule. In: Nano Letters 7<br />
(= 2/2002), 677–680.<br />
• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Silicon-based photonic crystals.<br />
In: Advanced Materials 13 (= 6/2001), 377–388.<br />
41<br />
P ERSONALIA
42<br />
P ERSONALIA<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
M EDIZINISCHE FAKULTÄT<br />
Prof. Dr. med. Dieter Körholz<br />
<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) und Direktor<br />
der <strong>Universität</strong>sklinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin seit 1. März 2006.<br />
Geboren am 2. März 1959 in Dortmund.<br />
E-Mail: dieter.koerholz@medizin.unihalle.de<br />
1978–1984 Studium d. Humanmedizin an d.<br />
<strong>Universität</strong> Düsseldorf<br />
1985–1992 Facharztweiterbildung (Kinderheilkunde)<br />
ebenda<br />
1986 Promotion zum Dr. med.<br />
1987–1990 Forschungsstipendium d. DFG am Albert-<br />
Einstein-College of Medicine<br />
1993 Habilitation an d. Uni Düsseldorf<br />
1994–1999 Hochschuldozent (C2) u. Oberarzt am<br />
Zentrum f. Kinderheilkunde d. Uni klinik<br />
Düsseldorf<br />
1999–2006 C3-Professor u. Leiter d. FB f. Pädiatr.<br />
Hämatologie u. Onkologie d. Uniklinik/<br />
Poliklinik f. Kinder u. Jugendliche an d.<br />
Uni Leipzig,<br />
2003 Mitbegr. d. European Network of Pediatric<br />
Hodgkin`s Lymphoma Studiengruppe<br />
2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />
W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />
1997 Förderpreis d. Gesellschaft f. Pädiatrische<br />
Hämatologie u. Onkologie<br />
1999 Förderpreis d. Manfred-Köhnlechner-Stiftung<br />
2003 Verdienstkreuz am Bande d. Verdienstordens d.<br />
Bundesrepublik Deutschland f. d. Aufbau d.<br />
psycho sozialen Versorgung f. krebskranke Kinder u.<br />
ihre Familien in Leipzig<br />
A RBEITS- UND FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />
Entwicklung eines europäischen Therapiestandards f.<br />
d. Behandlung v. Hodgkin-Lymphomen im Kindes- u.<br />
Jugendalter, Tumornachsorge, psychosoziale u. psychosomatische<br />
Probleme krebskranker Kinder, klinische Studien<br />
in verschiedenen Bereichen d. Pädiatrie, Aufbau eines<br />
Kinderschutzzentrums (zusammen mit d. Kinderchirurgie,<br />
d. Jugendamt d. Stadt <strong>Halle</strong> u. d. Bereich Rechtsmedizin<br />
d. MLU.<br />
P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />
• Dieter Körholz: Hämatologie und klinische Onkologie.<br />
In: Kinderheilkunde systematisch, Hg. Wieland Kiess und<br />
Wolfgang Braun, Bremen 22002, 490–534.<br />
• Dieter Körholz et al.: The concept of the GPOH-HD 2003<br />
therapy study for pediatric Hodgkin’s disease: evolution<br />
in the tradition of the DAL/GPOH studies. In: Klin Padiatr.<br />
216(2004), 150–156.<br />
M EDIZINISCHE FAKULTÄT<br />
Prof. Dr. med. Christian Strauss<br />
<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) für Neurochirurgie<br />
und Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik<br />
für Neurochirurgie seit 1. Juli 2006.<br />
Geboren am 8. Dezember 1958 in Mainz.<br />
E-Mail: christian.strauss@medizin.unihalle.de<br />
1976–1979 Medizinstudium an d. <strong>Universität</strong> Mainz<br />
1979–1980 Medizinstudium an d. <strong>Universität</strong><br />
Würzburg<br />
1981–1982 University of Birmingham, Alabama<br />
1982/83 Tätigkeit am Inselspital d.<br />
Neurologischen Klinik d. <strong>Universität</strong> Bern<br />
1983/84 Approbation u. Promotion zum Dr. med.<br />
1984–1992 Facharztweiterbildung an d. Neurochirurgischen<br />
Klinik d. Uni Erlangen-Nürnberg<br />
1992 Facharzt für Neurochirurgie<br />
1992–2001 (Leitender) Oberarzt<br />
1995/96 Habilitation u. Ernennung zum<br />
Privatdozenten<br />
2004 Ernennung zum <strong>Universität</strong>sprofessor (C3)<br />
2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />
W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />
1981/82 Rotary Scholarship, Rotary International<br />
1991 Dritter Posterpreis bei d. 42. Jahrestagung d. dt.<br />
Gesellschaft f. Neurochirurgie<br />
1995 Erster Vortragspreis bei d. 46. Jahrestagung d.<br />
dt. Gesellschaft f. Neurochirurgie<br />
W EITERE TÄTIGKEITEN:<br />
Kongress-Sekretär im Gesamtverband Deutscher Nervenärzte<br />
seit 2003; Sprecher d. Sektion Neurophysiologie in<br />
d. Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie 2003–2007<br />
A RBEITS- U. FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />
wissenschaftlich: Intraoperatives Hirnnerven-EMG, evozierte<br />
Potenziale zur Lokalisation u. Funktionsüberwachung bei<br />
Hirnstamm- u. Schädelbasistumoren, Entwicklung eines<br />
medikamentösen Therapieschemas zur Verbesserung d.<br />
Mikrozirkulation f. Hirnnerven; Konzept: die »sichere«<br />
Operation; klinisch: Tumorchirurgie: Akustikus n eurinome,<br />
Schädelbasischirurgie, vaskuläre Malformationen<br />
P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />
• Strauss C, Bischoff B, Romstöck J, Neu M, Fahlbusch R:<br />
Vasoactive treatment for hearing pre servation in acoustic<br />
neurinoma surgery. J Neurosurg (2001)<br />
• Strauss C: The facial nerve in medial acoustic neuromas.<br />
J Neurosurg (2002)<br />
• Strauss C, Fahlbusch R, Rampp S, Scheller C: Preser vation<br />
of facial nerve function following postoperative treatment<br />
in acoustic neuroma surgery. Neurosurgery (2006)<br />
Damit nahm im September in Chile erstmals ein deutscher<br />
Literaturwissenschaftler als Vertreter der europäischen<br />
Lateinamerikanistik an dieser Entscheidung über einen der<br />
wichtigsten lateinamerikanischen Literaturpreise, teil.<br />
Der Preis wird seit fünf Jahren alljährlich zur Buchmesse<br />
von Talca verliehen. Einige der bisherigen Preisträger sind<br />
auch in Europa gut bekannt: Isabel Allende (2003) aus<br />
Chile und José Emilio Pacheco (2001) aus Mexiko.<br />
Prof. Dr. phil. Thomas Bremer, Telefon: 55-23541;<br />
E-Mail: thomas.bremer@romanistik.uni-halle.de<br />
JUBILÄEN IM III. QUARTAL 2006<br />
Seit Anfang 2006 werden nach einem Beschluss des<br />
Beirats der scientia halensis, Dienstjubiläen, runde<br />
Geburtstage und Todesfälle wieder - wie in fast allen<br />
Periodika deutscher <strong>Universität</strong>en und Hochschulen -<br />
im Unimagazin vermeldet. Wie bei jeder Neuerung,<br />
wird es anfangs Probleme geben: Wir bitten vorab um<br />
Verständnis, falls der eine oder andere Name fehlt; die<br />
Redaktion ist für jeden Hinweis dankbar.<br />
Weil alle <strong>Universität</strong>sangehörigen [nur nicht aus dem<br />
Klinikum] einbezogen werden sollen, erscheinen neben<br />
den Namen nur Kürzel der Fachbereiche und Fakultäten:<br />
Theologische Fakultät = ThF, Juristische und Wirtschaftwi<br />
ssenschaftliche Fakultät = JWF, Medizinische Fakultät =<br />
MF, Philosophische Fakultät I = PhF 1, Philosophische<br />
Fakultät II = PhF I1, Philosophische Fakultät III = PhF<br />
II1, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I =<br />
MNF I, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II<br />
= MNF II, Mathematisch-Naturwissenschaft liche Fakultät<br />
III = MNF III, Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />
= ZI, <strong>Zentrale</strong> Einrichtungen = ZE, <strong>Zentrale</strong><br />
<strong><strong>Universität</strong>sverwaltung</strong> = ZUV.<br />
UNIVERSITÄT UND SCIENTIA HALENSIS GRATULIEREN ...<br />
... zum 90. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Konrad Onasch (ThF)<br />
... zum 85. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Günter Mühlpfordt (PhF I)<br />
... zum 80. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Manfred Zausch (MNF III)<br />
... zum 75. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Traugott Holtz (ThF)<br />
... zum 70. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Hannelore Dörfel (MNF III), Prof. Dr. Diethard<br />
Rost (MNF III)<br />
... zum 65. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Wilhelm Eberhard Weber (MNF III), Prof. Dr.<br />
Bernd Osten (MF), Prof. Dr. Sibylle Reinhardt (PhF I),<br />
Prof. Dr. Wolfgang Ruf (PhF II), Prof. Dr. Ulrich Schneyer<br />
(MF), Dr. Joachim Wussow (MNF III)<br />
... zum 60. Geburtstag:<br />
Dr. Sabine Bernsdorf (MNF III), Prof. Dr. Wilfried Herget<br />
(MNF I), Hans-Wolfhard Kohte (JWF), Prof. Dr. Dirk<br />
Steinborn (MNF II)<br />
... zum 50. Geburtstag:<br />
Prof. Dr. Dietrich Nies (MNF I)<br />
... zum 40-jährigen Dienstjubiläum:<br />
PD Dr. Axel Stolze (WF)<br />
UNIVERSITÄT UND SCIENTIA HALENSIS TRAUERN UM:<br />
Prof. Dr. Rolf Gattermann († 30. Juni 2006)
Vereinigung der Freunde und<br />
Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg e. V.<br />
Vorsitzender des Kuratoriums: Jörg Henning<br />
Präsident: Senator e. h. Dr. Wolfgang Röller<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />
Bücher – »das papierene Gedächtnis der Menschheit«<br />
Geschäftsführer(in): Ramona Mitsching, Dr. Heinz Bartsch, Wolfgang Grohmann<br />
c/o <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Telefon: 0345 55-22912, E-Mail: ramona.mitsching@vff.uni-halle.de<br />
Internet: www.vff.uni-halle.de<br />
(Arthur Schopenhauer: Über Gelehrsamkeit und Gelehrte,<br />
in: Parerga und Paralipomena, Band II, Kapitel 21, § 254)<br />
EHRENVORSITZENDE DES<br />
KURATORIUMS:<br />
Senator e. h. Dr. h. c. mult. Hans-Dietrich Genscher,<br />
Senator e. h. Dr. Gerhard Holland<br />
Aktion Buchpaten –<br />
eine Initiative braucht Hilfe!<br />
Die <strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt ruft zur<br />
Rettung gefährdeter Bücher auf. Betroffen sind vor allem Drucke<br />
des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die damals meist nur in<br />
sehr kleinen Auflagen erschienen. Heute sind sie Kulturdenkmale<br />
und einzigartige Zeugen der Regional-, Orts- und allgemeinen Kulturgeschichte<br />
sowie der über 500-jährigen Geschichte der hiesigen<br />
<strong>Universität</strong>.<br />
Die Vereinigung der Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>-Wittenberg e. V. unterstützt dieses Anliegen nachdrücklich<br />
und verwaltet die eingehenden Spenden.<br />
Darüber hinaus befindet sich die VFF derzeit mit den Verantwortlichen<br />
der ULB im Gespräch über ein geeignetes Buch, dessen<br />
Restauration die Vereinigung aus eigenen Mitteln finanzieren wird.<br />
Der Bibliotheksbestand einer <strong>Universität</strong> ist der »Humus« für das<br />
Wachsen künftiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und ein Schatz<br />
für Forschung und Lehre, der bewahrt werden muss.<br />
Deshalb bittet die VFF alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
halleschen <strong>Universität</strong>, sich als Buchpat(inn)en zu erklären. Besonders<br />
die Professorinnen und Professoren der Alma mater sind aufgerufen,<br />
mit besonderem Engagement voranzugehen.<br />
Eine Buchpatenschaft kostet zwischen 350 € und 3 500 €.<br />
Aber die Freude, ein kostbares, unwiederbringliches Buch »gerettet«<br />
und damit der <strong>Universität</strong> einen bleibenden Wert erhalten zu haben,<br />
ist dieses Geld auf jeden Fall wert.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.Bibliothek.uni-halle.de.<br />
Spenden erbeten an:<br />
Kontonummer: 857 362 100<br />
BLZ: 800 800 00<br />
Dresdner Bank <strong>Halle</strong> (Saale)<br />
Aktenzeichen 4130.124<br />
Die Vereinigung ist berechtigt, steuerwirksame Spendenquittungen auszustellen.<br />
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V EREINIGUNG DER FREUNDE UND FÖRDERER
Alles unter<br />
einem Dach!<br />
Kreatives Tagen in einem innovativen<br />
Umfeld, individuelle und persönliche<br />
Betreuung von der Anfrage bis zum Vertragsabschluss,<br />
Service bis ins kleinste<br />
Detail – das alles und vieles mehr<br />
bietet Ihnen das M Hotel <strong>Halle</strong>.<br />
Wir begrüßen alle Mitarbeiter,<br />
Veranstaltungsteilnehmer sowie<br />
Freunde der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>,<br />
Gast in unserem Haus zu sein.<br />
Nutzen Sie die vielfältigen Vorteile<br />
wie beispielsweise Sonderkonditionen<br />
für Übernachtungsgäste, die aufgrund<br />
der Partnerschaft zwischen der<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> und dem<br />
M Hotel <strong>Halle</strong> bestehen.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
M Hotel <strong>Halle</strong> · Riebeckplatz 4 · 06110 <strong>Halle</strong><br />
Telefon 0345 5101-713 · Telefax 0345 5101-777<br />
reservierung.hal@maritim.de · www.maritim.de