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Zentrale Universitätsverwaltung - Martin-Luther-Universität Halle ...

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UNI MAGAZIN<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

1<br />

M ARTIN-LUTHER-<br />

U NIVERSITÄT<br />

H ALLE-WITTENBERG<br />

halensis<br />

Wissenschaft – Bildung – Markt<br />

»Welcome to the<br />

scientia<br />

<strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> University«<br />

Nachgefragt bei HoF ...<br />

Bildung ohne Barrieren?!<br />

3/06


Inhalt<br />

»Welcome to the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong> University« 5<br />

Neue englischsprachige Präsentation der Uni im Internet | Christina Schröder<br />

Statt Versuchsfeld und Labor der Rektorstuhl 6<br />

Mit dem 261. Rektor der MLU, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, im Gespräch<br />

Sprungbrett in die Zukunft 8<br />

Chancen der neuen <strong>Universität</strong>sstruktur | Hans-Joachim Solms<br />

»Ich möchte einen Topf borgen, bitte!« 10<br />

Center for International Students Management GmbH (CISM) | Jörg Kressler<br />

»Verzicht auf Aggregation und Bildung von Liga-Tabellen« 11<br />

Centrum für Hochschulentwicklung berücksichtigt auch Studienangebot der MLU<br />

Aufruf zur Intoleranz: 12<br />

»Alltagsrassismus« ist kein Kavaliersdelikt! | Margarete Wein<br />

Nachgefragt bei HoF: 14<br />

Schlüsselqualifikationen – keine Zusatzanforderung, sondern Kern von Hochschulbildung | Peer Pasternack<br />

Industrierelevante Forschung an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg 16<br />

Reinhard Neubert und Joachim Ulrich<br />

<strong>Universität</strong> verändert Gründerklima 18<br />

Zwei Jahre UNIVATIONS: Erfahrungen und Perspektiven | Susanne Hübner<br />

Die hallesche <strong>Universität</strong> ist das Zentrum ... 20<br />

... der Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt | Thomas Bremer<br />

»Freundschaften könnten entscheidend sein« 22<br />

Erziehungswissenschaftler untersuchen Schülergruppen | Paolo Schubert<br />

Mitteldeutsches Multimediazentrum 24<br />

Innovatives Miteinander starker Partner aus Wirtschaft und Ausbildung | Gerhard Lampe<br />

Bildung ohne Barrieren?! 26<br />

Balancieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit ... | Christa Schlenker-Schulte und John Albertini<br />

Quantensprung zum internationalen Master 28<br />

Studentenaustausch zwischen <strong>Halle</strong> und Bratislava | Ralf Michael Ebeling und Axel Stolze<br />

EU-TEMPUS-Projekt in Ägypten erfolgreich gestartet 29<br />

Internationalisierung von MSc-Programmen an der Assiut-<strong>Universität</strong> | Peter Wycisk<br />

Ein Studium in <strong>Halle</strong> lohnt sich rundum! 30<br />

Lebendige Vereinbarung zwischen <strong>Universität</strong> und Studentenwerk <strong>Halle</strong> | Jutta Uebeler<br />

Sokrates bei halleschen Slawisten 31<br />

Slavic Networking – Linguistic and Cultural Integration | <strong>Martin</strong>a Kuhnert<br />

Die Sauer-Orgel wird wieder erklingen 32<br />

Viele tragen zum Erfolg des Projekts bei | <strong>Martin</strong> Hecht<br />

Händel School of Modern Epidemiology 33<br />

Epidemiolog(inn)en aus sieben Ländern in <strong>Halle</strong> an der Saale | Andreas Stang<br />

»Die sichere Operation« 34<br />

Forschungskonzept des Neurochirurgen Christian Strauss | Jens Müller<br />

25 Fragen an Gisela Heinzelmann 36<br />

Verbales Porträt einer Zeitgenossin<br />

Jubiläum 25+1 für die Generation 50 plus 37<br />

Das Seniorenkolleg an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> | Gisela Heinzelmann und Margarete Wein<br />

(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong> 38<br />

Lese-Empfehlungen querbeet | zusammengestellt von Margarete Wein<br />

»Bitte einmal gemischten Sprachsalat ...« 40<br />

Diesmal mit: verschiedenen femininen Formen ...<br />

»... und ein Literatürchen!« 40<br />

Karin Scherf: »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt ... «<br />

Ehrungen, Mitgliedschaften in Gremien, Berufungen, Jubiläen 41<br />

Aktion Buchpaten – eine Initiative braucht Hilfe! 43<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Impressum<br />

scientia halensis – Unimagazin<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

Ausgabe 1/2006, 14. Jahrgang<br />

erscheint viermal im Jahr<br />

Herausgeber<br />

Der Rektor<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

Redaktion<br />

Dr. Margarete Wein (verantwortlich i. S. d. P.)<br />

Redaktionsbeirat<br />

Prof. Dr. Wilfried Grecksch (Rektor),<br />

Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg (Altrektor),<br />

Prof. Dr. Andrea Jäger, Prof. Dr. Gerhard Lampe,<br />

Christine Mitsching (VFF), Jens Müller,<br />

Ute Olbertz, Katrin Rehschuh, Paolo Schubert,<br />

Dr. Ralf-Torsten Speler, Dr. Margarete Wein<br />

Grafik-Design und Layout<br />

Barbara Dimanski, Dipl.-Grafik-Designerin AGD/BBK<br />

Postanschrift der Redaktion<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />

06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Besucheranschrift der Redaktion<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

<strong>Universität</strong>sring 14<br />

06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Kontakt zur Redaktion<br />

Telefon: 0345 55-21420<br />

Fax: 0345 55-27254<br />

E-Mail: margarete.wein@verwaltung.uni-halle.de<br />

Internet: www.uni-halle.de<br />

Druck<br />

AF Druck Holleben<br />

Anzeigenpreisliste<br />

2006<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.<br />

Die Rechte für sämtliche Beiträge und Abbildungen im<br />

<strong>Universität</strong>smagazin scientia halensis liegen beim Rektorat<br />

der <strong>Universität</strong>. Nachdrucke sind nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion gestattet.<br />

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte oder Bilder<br />

übernehmen wir keine Haftung.<br />

ISSN 0945-9529<br />

scientia halensis erscheint mit freundlicher Unter stüt zung der<br />

Vereinigung der Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg e.V. (VFF)<br />

Titelbild: © Bertram Kober, PUNCTUM Leipzig<br />

für letzelfreivogel architekten <strong>Halle</strong><br />

3<br />

I NHALT/IMPRESSUM


4<br />

V ORWORT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser, …<br />

... vor Ihnen liegt die dritte Ausgabe der neuen scientia halensis<br />

und möchte Sie – Student(in), Mitarbeiter(in) der <strong>Universität</strong> oder<br />

Professor(in) – beim Start ins Wintersemester 2006/07 begleiten oder<br />

Ihnen, die Sie das akademische Leben und Treiben in <strong>Halle</strong> aus anderer<br />

Perspektive verfolgen, wieder einiges an Neuem, Berichtenswertem<br />

und Interessantem aus der Alma mater halensis et vitebergensis<br />

und ihrem Umfeld nahe bringen.<br />

Der Schwerpunkt heißt »Wissenschaft – Bildung – Markt«, repräsentiert<br />

also eine Symbiose, ohne die Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft<br />

moderner Industriestaaten heutzutage nicht mehr denkbar sind.<br />

Dementsprechend breit gefächert ist das Spektrum der Beiträge: vom<br />

neuen Team an der Spitze der <strong>Universität</strong>, das zugleich mit dem Inkrafttreten<br />

der veränderten Hochschulstruktur am 1. September die<br />

Geschicke der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg in die<br />

Hände nahm, über verschiedene Aspekte der gerade in diesem Kontext<br />

so überaus wichtigen Internationalisierung der <strong>Universität</strong> und<br />

die parallel zur Umstellung auf die Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

nachdrücklich geforderten Schlüsselqualifikationen für künftige<br />

Absolvent(inn)en bis hin zur halleschen Ranking-Präsenz, der Bedeutung<br />

der halleschen <strong>Universität</strong> als Zentrum der Lehrerbildung im<br />

Land Sachsen-Anhalt und zu den wachsenden Bemühungen um optimale<br />

– sprich: barrierefreie – Integration von behinderten Studierenden<br />

und Mitarbeiter(inne)n in den universitären Alltag.<br />

Außerdem werden Projekte »industrierelevanter Forschung« an der<br />

MLU und die vielfarbige Palette der Möglichkeiten des Mitteldeutschen<br />

Multimediazentrums (MMZ) vorgestellt. Als Pendant zur<br />

genannten Internationalisierung – beispielsweise auch auf den Web-<br />

Seiten der <strong>Universität</strong> – erscheinen Beiträge zu bi- und multinationalen<br />

Kooperationen und Kongressen, wie sie etwa in Ägypten, in der<br />

Slowakei und auch in <strong>Halle</strong> selbst zu verschiedenen Zeiten oder<br />

permanent zum Tragen kommen.<br />

Schwerpunktteil und »Rest« des Heftes sind diesmal gar nicht klar<br />

voneinander zu trennen, denn letztlich lässt sich alles, was an dieser<br />

Alma mater (wie an jeder anderen auch) passiert, mit mindestens<br />

einem der drei zentralen Begriffe in Verbindung bringen. Auch die<br />

Angebote des Studentenwerks und das Senior(inn)enstudium, ja selbst<br />

die Novitäten aus der »(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong>« zählen im<br />

weitesten Sinn dazu.<br />

Und ein weiteres Mal möchten wir Sie ermuntern, sich aktiv an der<br />

Verwirklichung des schon lange bestehenden Plans einer Rubrik mit<br />

»Lesermeinungen« zu beteiligen. Fragen, Probleme und Themen, die<br />

man kontrovers diskutieren kann, gibt es in dieser Ausgabe wahrlich<br />

genug.<br />

Ihre Margarete Wein


»Welcome to the <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />

University«<br />

Neue englischsprachige Präsentation der Uni im Internet<br />

C HRISTINA SCHRÖDER<br />

Im Rahmen der allgemeinen Bemühungen um eine stärkere Internationalisierung der deutschen<br />

Hochschulen zeigt sich nun auch die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg mit einem<br />

neuen internationalen Gesicht im Internet. Die vom universitätsinternen Projekt University<br />

Orientation Network (UniOn) und der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit erstellte englischsprachige<br />

Internetpräsentation wurde – nach Vorstellung im Senat – Anfang Juni dieses Jahres auf<br />

der Startseite der MLU freigeschaltet. Hinter UniOn, das seit November 2005 vom Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Programms zur Förderung der Internationalisierungsstrukturen<br />

an den deutschen Hochschulen (PROFIS) finanziert wird, stehen<br />

Projektleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Neubert, bis August Prorektor 2006 für Forschung,<br />

wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Beziehungen, Dr. Manfred Pichler, Leiter<br />

des Akademischen Auslandsamts, sowie die Projektkoordinatoren Yvonne Möbius und Torsten<br />

Evers. Übergreifendes Ziel von UniOn ist die Initiierung von Maßnahmen, die dazu beitragen<br />

sollen, die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> im internationalen Kontext attraktiver zu positionieren<br />

– dabei ist der internationale Internetauftritt nur eins von ca. 30 Teilprojekten.<br />

Als die Förderung des Projekts UniOn beim<br />

DAAD beantragt wurde, ging es vor allem<br />

darum, die internationale Außenwirkung<br />

der MLU zu verbessern. Das erfordert, die<br />

<strong>Universität</strong> auch im Internet weltoffen und<br />

niveauvoll in englischer Sprache zu präsentieren.<br />

Diese neuen Internetseiten sind nun zugänglich<br />

und informieren aktuell über Erfolge<br />

aus Wissenschaft und Forschung an der MLU,<br />

über Geschichte und Visionen der <strong>Universität</strong>,<br />

das Leben in <strong>Halle</strong> und Umgebung sowie über<br />

wichtige Kontakte für internationale Bewerber.<br />

»LUST AUF MEHR ... «<br />

Der Gestalter des Internetauftritts, Torsten<br />

Evers, will ein enthusiastisches und lebhaftes<br />

Bild der <strong>Universität</strong> vermitteln, das visuell<br />

und inhaltlich »Lust auf mehr macht«. Dem<br />

Designer liegt viel daran, dass sich die Uni<br />

international offener und »mit mehr Emotionalität«<br />

präsentiert: »Informativ, gut strukturiert<br />

und emotional ansprechend sollten<br />

die Internetseiten werden. Navigationsleiste<br />

und Standard-Kopfbe reich der Internetseiten<br />

waren durch das Corporate-Identity-Konzept<br />

der MLU definiert und somit tabu. Die<br />

Emotionalisierung wurde durch Kopfgrafiken<br />

erreicht, die Panoramen, interessante Details<br />

und Schnappschüsse zeigen. Das zweispaltige<br />

Layout – Trennung von Mengentext und<br />

weiterführenden Links bzw. News – kürzt<br />

die Zeilenlängen und macht den Text leichter<br />

lesbar. Das Informationsangebot in seiner<br />

Gesamtstruktur ist auf die typischen Fragestellungen<br />

zu den Schwerpunkten Studium,<br />

Forschung und die Stadt <strong>Halle</strong> als Studienort<br />

ausgerichtet.«<br />

G UTE ZUSAMMENARBEIT<br />

Ohne die konstruktive Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>Universität</strong>srechenzentrum und dem<br />

Web-CMS-Team sowie mit der Online-Redaktion<br />

der Uni hätten die Nutzer(innen)<br />

wohl noch lange auf den neuen Internetauftritt<br />

warten müssen. Mit dem universitätseigenen<br />

Web-Content-Management-System verfügt<br />

die hallesche <strong>Universität</strong> über eine leistungsfähige,<br />

schnell zu erlernende und einfach zu<br />

bedienende technische Lösung für Online-<br />

Publikationen.<br />

Die Projektarbeit konnte sich daher auf die<br />

Entwicklung eines neuen Designs und die<br />

Strukturierung der Inhalte konzentrieren. »Zur<br />

Umsetzung der neuen Layoutvorgaben punktuell<br />

erforderliche Programmierungen wurden<br />

durch das WCMS-Team umgehend realisiert,<br />

und so entstand in kürzester Zeit die neue Seitenstruktur,<br />

die nun von der Online-Redaktion<br />

bereitgestellte Texte und Bilder aufnehmen<br />

kann.«<br />

»INTERNETSEITEN SIND NIE FERTIG«<br />

Aber die englischsprachige Internetpräsentation<br />

einer renommierten <strong>Universität</strong> wie der<br />

MLU muss lebendig und aktuell bleiben: Inhalte<br />

ändern sich und erfordern gestalterische<br />

Anpassungen. In dieser Flexibilität liegt laut<br />

Torsten Evers ein großer Vorteil des Mediums<br />

Internet, da neue Beiträge ohne großen finanziellen<br />

Aufwand direkt eingearbeitet werden<br />

können.<br />

Allerdings bedarf der Anspruch, die internationalen<br />

Seiten zu einem integralen Bestandteil<br />

der Gesamtdarstellung der <strong>Universität</strong><br />

werden zu lassen, der ständigen Pflege und<br />

Aktualisierung mit Informationen, die im<br />

internationalen Rahmen von Interesse sind.<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Torsten Evers, im Rahmen des DAAD-Programms zur<br />

Förderung der Internationalisierungsstrukturen an<br />

den deutschen Hochschulen (PROFIS) seit November<br />

2005 verantwortlich für den Aufbau des internationalen<br />

Web-Auftritts der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg. (Foto: Paolo Schubert)<br />

Der internationale Webauftritt der MLU ist<br />

seit dem 1. September 2006 direkt von der<br />

Homepage der <strong>Universität</strong><br />

http://www.uni-halle.de/<br />

über die britische Flagge rechts oben oder<br />

durch Eingabe der Web-Adresse<br />

http://www.international.uni-halle.de/<br />

abrufbar:<br />

Diese Aufgabe obliegt nominell der Abteilung<br />

Öffentlichkeitsarbeit – die sie aber nur dann<br />

erfüllen kann, wenn die Online-Redakteurin<br />

(ute.olbertz@verwaltung.uni-halle.de) ständig<br />

aus allen Bereichen kurze Meldungen (maximal<br />

1 500 Zeichen) über aktuelle Forschungsprojekte<br />

und Veranstaltungen in englischer<br />

Sprache erhält, da es derzeit keine Möglichkeit<br />

gibt, die zugelieferten News zeitnah und<br />

ohne zusätzliche Kosten ins Englische zu<br />

übersetzen.<br />

Dr. Christina Schröder, Jahrgang<br />

1976, studierte 1995–1999<br />

Geschichte und Germanistik an der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Seit 1999<br />

ist sie am Historischen Institut der<br />

<strong>Universität</strong> Essex (UK) tätig, wo sie<br />

seit 2002 einen Lehrauftrag hat und<br />

2006 promoviert wurde. Von Juli bis<br />

September 2006 absolvierte sie ein<br />

Praktikum in der Abt. Öffentlichkeitsarbeit/<br />

Veranstaltungsmanagement der MLU.<br />

Telefon: 0345 5511177, E-Mail: cschro@essex.ac.uk<br />

5<br />

D IE HALLESCHE UNI INTERNATIONAL IM INTERNET


I NTERVIEW 6<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Statt Versuchsfeld und Labor der<br />

Rektorstuhl<br />

Mit dem 261. Rektor der MLU, Prof. Dr. Wulf Diepenbrock,<br />

im Gespräch<br />

An einem der heißesten Tage des Sommers sitzen wir uns – 42 Tage vor Amtsantritt des neuen<br />

Rektors der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, dem Noch-Direktor des Instituts für Acker- und<br />

Pflanzenbau der Noch-Landwirtschaftlichen Fakultät – im ersten Stock des Haupthauses der<br />

halleschen Landwirte in seinem Arbeitszimmer gegenüber. Kaffee gibt es zum Glück (die<br />

Wärme!) nicht. Beide gut vorbereitet, können wir schnell zum Wesentlichen kommen und binnen<br />

einer Stunde die meisten der zu diesem Zeitpunkt möglichen Fragen klären.<br />

Seit dem 5. Juli 2006 sind Sie, Herr Professor<br />

Diepenbrock, designierter Rektor der halle schen<br />

<strong>Universität</strong>. Viele waren überrascht – Sie selbst auch?<br />

Die Wurzeln der Überraschung reichen weit<br />

zurück, nämlich bis zum Ergebnis der Senatswahl<br />

am 10. Mai: Dem Spitzenreiter Prof.<br />

Grecksch folgten, zwar in gehörigem Abstand,<br />

aber dicht beieinander, Prof. Solms, Prof.<br />

Waschke und ich. Das gab den Anstoß, erst<br />

einmal über eine Kandidatur nachzudenken,<br />

denn die Stimmen kamen ja nicht nur aus<br />

meiner Fakultät, sondern offenbar aus allen<br />

Bereichen der <strong>Universität</strong>. Das empfand ich<br />

als starke Ermutigung.<br />

Was prädestiniert Sie für das höchste Amt der<br />

<strong>Universität</strong>?<br />

Ich bin seit zwölf Jahren in <strong>Halle</strong> und kenne<br />

nicht nur mein Institut und meine Fakultät,<br />

sondern auch die Gesamtheit der Alma mater<br />

halensis et vitebergensis gut. Vor allem deshalb,<br />

weil ich im Rahmen der akademischen<br />

Selbstverwaltung bereits eine Reihe von Ämtern<br />

bekleidet habe.<br />

Welche?<br />

Vier Jahre lang (1996-2000) war ich Dekan<br />

der Landwirtschaftlichen Fakultät, ich war<br />

Vertrauensdozent der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

Mitglied der Forschungskommission<br />

und der Senatsunterkommission für<br />

tarifrechtliche Fragen. Außerdem leitete ich<br />

die Senatsunterkommission »Wissenschaftliches<br />

Fehlverhalten« und bin im Rahmen<br />

der Exzel lenzförde rung des Landes Sachsen-<br />

Anhalt interner Gutachter für das biowissenschaftliche<br />

Netzwerk »Strukturen und Mechanismen<br />

der biologischen Informationsverarbeitung«.<br />

Bei Ihrer Kandidatur kündigten Sie an, künftig nur zwei<br />

Prorektorate einrichten zu wollen – es sind dann am<br />

12. Juli doch drei geworden. Warum?<br />

Ich hatte ein »lean management« im Sinn<br />

– das aber so rigoros wohl doch nicht realisierbar<br />

ist. Doch ich habe von Anfang an nicht<br />

nur die beiden Prorektorate – Studium, Lehre,<br />

Weiterbildung und internationale Beziehungen<br />

(Prof. Dr. Christoph Weiser – s. S. 8) sowie<br />

Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs<br />

(Prof. Dr. Joachim Ulrich – s. S. 8) –, sondern<br />

einen zusätzlichen Aktionsraum für Sachentscheidungen<br />

und Managementoptionen für<br />

mich selbst geplant. Daraus wurde das (dritte)<br />

Prorektorat für strategische Entwicklung (Prof.<br />

Dr. Bernd Six – s. S. 9).<br />

Der Senat folgte Ihren Vorstellungen – was erwarten<br />

Sie jetzt und in Zukunft von »Ihren« Prorektoren?<br />

Team-Arbeit hat für mich das Prä. Deshalb<br />

hatte ich mich vor der Wahl mit Professor<br />

Ulrich und Professor Weiser über ein Konzept<br />

für die Arbeit des Rektorats in der Wahl-<br />

periode 2006–2010 verständigt, besonders<br />

im Bezug auf die effektive Umsetzung der<br />

neuen Fakultätsstruktur und der modularisierten<br />

Bachelor- und Masterstudiengänge sowie<br />

auf eine exakte Profilierung in Forschung und<br />

Lehre. Prof. Six ist nun mit im Boot, und wir<br />

wollen alle gemeinsam daran arbeiten, dass<br />

die zwischen Kultusministerium und <strong>Universität</strong><br />

abgeschlossenen Zielvereinbarungen – mit<br />

Blick auf die Evaluierung 2008 – nach außen<br />

und innen optimal umgesetzt werden.<br />

Laufen die Zielvereinbarungen nicht bis 2010?<br />

Ja, aber die Budgetgarantie gilt nur für die<br />

ersten drei Jahre der Laufzeit; eine Zwischenbilanz<br />

in Form einer Evaluierung 2008 war<br />

von Anfang an festgelegt. Ihr Resultat wird<br />

die zwei folgenden Jahre maßgeblich beeinflussen.<br />

Noch einmal zur neuen Crew, der qua Amt ja auch der<br />

Kanzler der <strong>Universität</strong> angehört. Ein Landwirt, ein<br />

Ingenieur, ein Psychologe, ein Ökonom und ein Jurist<br />

– welches Innovationspotenzial liegt in<br />

dieser speziellen Mischung?<br />

Nach der fachlichen Herkunft zu fragen,<br />

macht keinen Sinn. Im Kontext der neuen<br />

<strong>Universität</strong>sstruktur (s. S. 7 unten und S. 8/9<br />

– d. Red.) geht es nicht zuletzt um den Abbau<br />

des Proporzdenkens!<br />

Was einer vorher gemacht hat, ist überhaupt<br />

nicht relevant. Es gibt nur zwei Kriterien für<br />

die Ämterbesetzung: Bereitschaft und Kompetenz.<br />

Ansonsten stellt das neue Team die<br />

ideale Mischung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften<br />

dar.<br />

Auf einem Chefsessel zu sitzen, ist für Sie nicht neu.<br />

Nutzen Ihnen die Erfahrungen als Instituts direktor und<br />

als Dekan für das neue Amt?<br />

Alle schon erwähnten Funktionen sind hervorragend<br />

geeignet, die <strong>Universität</strong> von innen<br />

kennen zu lernen. Ein anderer »Chefsessel«<br />

war für sechs Jahre der des Präsidenten der<br />

rund 600 Mitglieder umfassenden Deutschen<br />

Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften.<br />

Eine Hauptaufgabe des neuen Rektorats wird es sein, Freiräume für die<br />

Kernaufgaben der <strong>Universität</strong> zu schaffen, nämlich Bildung, Forschung und<br />

Lehre. Dabei verstehe ich die <strong>Universität</strong> als Leistungs gemeinschaft aller<br />

Mitgliedergruppen, die von ihren jeweiligen Aufgaben begeistert sind.<br />

In diesem Sinn wünsche ich der <strong>Universität</strong>, dass in Labors und Bibliotheken<br />

das Licht immer leuchtet.<br />

(Prof. Dr. Wulf Diepenbrock im Gespräch am 19. Juli 2006)<br />

Aus der langen Liste Ihrer wissenschaftlichen<br />

Publikationen ragt eine besonders hervor: das im<br />

vergangenen Jahr in Stuttgart erschienene Lehrbuch<br />

»Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung,<br />

Grundwissen Bachelor«. Das zielt genau auf die neue<br />

Studienstruktur. Inwieweit haben Landwirt(inn)e(n)<br />

als Bachelor und Master bessere Berufschancen als die<br />

früheren Diplomlandwirt(inn)e(n)?<br />

Ich freue mich, dass Sie gerade dieses Buch<br />

erwähnen. Es ist in der Tat ein deutschlandweit<br />

gefragtes Standardwerk, der »Renner«<br />

schlechthin, zumal alle Fakultäten auf die gestuften<br />

Studienprogramme umgestellt haben.<br />

Lehre und Forschung in meinem Fachgebiet,<br />

dem Pflanzenbau, haben sich in den letzten<br />

Jahren in <strong>Halle</strong> eine führende Position erarbeiten<br />

können, so dass die Absolvent(inn)en<br />

immer gute Chancen hatten, im Berufsleben<br />

Fuß zu fassen.


Was wird Ihr Credo als Rektor sein?<br />

In Zeiten knapper Kassen geht es im Kern<br />

darum, nicht auf Grund finanzieller Restriktionen<br />

eine geistige Bankrotterklärung abzugeben,<br />

sondern erst einmal das geistige Spielfeld<br />

zu betreten, auf dem Politik und <strong>Universität</strong><br />

spielen wollen. Wenn wir etwas von den amerikanischen<br />

<strong>Universität</strong>en – zum Beispiel von<br />

der University of Virginia – lernen können,<br />

dann ist es die dort verbreitete Vision, »den<br />

Geist zu bereichern – durch die Anregung<br />

und Förderung einer Geisteshaltung der freien<br />

Forschung, die auf das Verständnis der Natur<br />

des Universums und der Rolle des Menschen<br />

darin zielt«.<br />

Wir dürfen nicht Gefahr laufen, »den Meister<br />

im Handwerk« zu profilieren, dessen Stärken<br />

nicht gerade Initiative und intellektuelle Neugier<br />

oder Selbständigkeit im Denken sind.<br />

Die Leserschaft der scientia halensis ist ebenso neugierig<br />

wie die anderer Zeitungen und Zeitschriften.<br />

Deshalb lassen Sie uns ein wenig in die Vergangenheit<br />

spähen. 1994 kamen Sie, nach einem Intermezzo in<br />

Bonn, von Christian Albrecht in Kiel zu <strong>Martin</strong> <strong>Luther</strong><br />

nach <strong>Halle</strong> – und blieben. War das von Anfang an<br />

geplant?<br />

Ich war 46 Jahre alt, bekam eine C4-Professur<br />

mit hervorragender Ausstattung an einer der<br />

renommiertesten Landwirtschaftlichen Fakultäten<br />

der Republik – was wollte ich mehr?<br />

Das sollte schon »was für’s Leben« sein.<br />

Und Ihre Familie? Wenn ich nicht irre, be steht sie aus<br />

vier Lehrerinnen. Haben die sich genauso gut hier<br />

eingelebt wie Sie?<br />

Ja, auf jeden Fall. Auch wenn es zwei unserer<br />

Töchter nach Berlin und Baden-Württemberg<br />

verschlagen hat, kommen sie immer gern nach<br />

Hause – und das ist unser Domizil in Bad<br />

Lauchstädt, das wir seit zehn Jahren bewohnen.<br />

Meine Frau arbeitet als Lehrerin in Merseburg,<br />

die Jüngste ist noch Studentin.<br />

Zu guter Letzt: Ihr liebstes Sprichwort? Eine wichtige<br />

Person aus der Historie? Ihr Lieblingsmaler? Ein<br />

Lieblingsort? Ihre Lieblings lektüre? Und ein Hobby?<br />

»Esel singen so falsch, weil sie zu hoch anstimmen.«<br />

Kardinal und Fürstbischof Melchior<br />

von Diepenbrock aus Breslau. Der Expressionist<br />

Emil Nolde und seine Blumenbildern.<br />

Das Nolde-Museum im nordfriesischen<br />

Seebüll, Dithmarschen (die Heimat meiner<br />

Frau). »Der Campus« von Dietrich Schwanitz.<br />

Preußische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />

scientia halensis dankt Ihnen im Namen der Leserinnen<br />

und Leser für das aufschlussreiche Gespräch.<br />

(Die Fragen stellte Margarete Wein.)<br />

DIE NEUE UNIVERSITÄTSSTRUKTUR:<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Professor Dr. agr. Wulf Diepenbrock, Jahrgang 1947, wurde am 5. Juli 2006 vom erweiterten Senat der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg für vier Jahre zum Rektor gewählt. Seine Amtszeit begann am<br />

1. September 2006. (Foto: Paolo Schubert)<br />

• Theologische Fakultät<br />

• Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (Zusammenschluss der beiden bisher selbstständigen<br />

Fakultäten)<br />

• Medizinische Fakultät<br />

• Philosophische Fakultät I – Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften (bisherige Fachbereiche<br />

Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften sowie Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften)<br />

• Philosophische Fakultät II – Philologien, Kommunikations- und Musikwissenschaften (bisherige Fachbereiche Sprach-<br />

und Literaturwissenschaften sowie Musik-, Sport- und Sprechwissenschaft)<br />

• Philosophische Fakultät III – Erziehungswissenschaften (bisheriger Fachbereich Erziehungswissenschaften)<br />

• Naturwissenschaftliche Fakultät I – Biowissenschaften (bisherige Fachbereiche Biologie, Biochemie und<br />

Biotechnologie sowie Pharmazie)<br />

• Naturwissenschaftliche Fakultät II – Chemie und Physik (bisherige Fachbereiche Chemie und Physik)<br />

• Naturwissenschaftliche Fakultät III – Agrar- und Geowissenschaften, Mathematik und Informatik (bisherige<br />

Landwirtschaftliche Fakultät und die Fachbereiche Geowissenschaften sowie Mathematik und Informatik)<br />

• Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />

Informationen über die jeweiligen Dekane bzw. Dekaninnen, die Sitze der Dekanate sowie deren Telefonnummern und E-Mail-<br />

Adressen stehen – mit Links zu den einzelnen Bereichen versehen – im Internet unter:<br />

http://www.uni-halle.de/fakultaeten/index.de.php<br />

7<br />

I NTERVIEW


D IE NEUE STRUKTUR DER UNIVERSITÄT 8<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Sprungbrett in die Zukunft<br />

Chancen der neuen <strong>Universität</strong>sstruktur<br />

H ANS-JOACHIM SOLMS<br />

In der Senatsperiode 2003–2006 wurden tiefgreifende Entscheidungen getroffen und Entwicklungen<br />

eingeleitet, die ihre Wirksamkeit zum Teil erst in der nun begonnenen Legislaturperiode<br />

entfalten und die <strong>Universität</strong> auf Dauer verändern werden. Dazu zählen die Bildung von<br />

Schwerpunkten (die ihre Anerkennung durch Aufnahme in die Landesexzellenzförderung bereits<br />

fand) und die zum Wintersemester 2006/07 für viele Fächer schon erfolgte Umstellung auf gestufte<br />

Studiengänge. Schließlich die seit dem 1. September 2006 geltende – vielen Mitgliedern<br />

der <strong>Universität</strong> noch unvertraute, sogar fremde – neue Fakultäten- und Institutsstruktur. Deren<br />

Voraussetzungen und Ziele, der ganze Entwicklungsweg von der ersten Idee bis zum Resultat<br />

seien hier referiert.<br />

Die universitäre Strukturentwicklung wurde<br />

bereits vor der Senatsperiode 2003–2006<br />

durch die Hochschulstrukturplanung des<br />

Landes Sachsen-Anhalt vom 19.08.2003 vorbereitet.<br />

Dafür wurde programmatisch als<br />

vordringliche Aufgabe formuliert, an der <strong>Universität</strong><br />

profilbestimmende Forschungs- und<br />

Ausbildungsschwerpunkte zu fördern und<br />

sie nachhaltig durch eine Verankerung in der<br />

<strong>Universität</strong>sstruktur abzusichern. Folgerichtig<br />

wurden die Strukturveränderungen in den<br />

einzelnen Fachbereichen zu einem Kernelement<br />

der künftigen Entwicklung erklärt, wobei<br />

›Strukturveränderung‹ besonders auch auf die<br />

Überführung kleinerer in größere Struktureinheiten<br />

zielte. Unabhängig von einer unstrittig<br />

inhaltlich hochschulpolitischen Zielstellung<br />

der Hochschulstrukturplanung sah man in<br />

den strukturellen Veränderungen das Mittel<br />

zur synergetischen Einsparung erheblicher<br />

Finanzmittel. Die der <strong>Universität</strong> auferlegte<br />

und bereits zum Haushaltsjahr 2006 wirksam<br />

gewordene Mittelkürzung von 14,7 Mio. €<br />

(12 Prozent ihres Etats) wurde über die mit<br />

der Strukturveränderung zusammenhängenden<br />

Einsparungen begründet. Die einschneidendste<br />

Maßnahme in diesem Kontext war, nach Kabinettsbeschluss<br />

vom 18.05.2004, die Schließung<br />

der Ingenieurwissenschaften und die<br />

Auflösung des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften<br />

zum 31.08.2006, rechtskräftig geworden<br />

durch die ›Verordnung zur Neuordnung<br />

von Fachbereichen und Studiengängen an<br />

staatlichen Hochschulen vom 3. Januar 2005‹.<br />

R AHMEN UND INHALT<br />

Den formalen Rahmen für die nach der<br />

Hochschulstrukturplanung notwendigen Entscheidungen<br />

zur Umstrukturierung der <strong>Universität</strong><br />

setzte das Landeshochschulgesetz<br />

Sachsen-Anhalt (LHG SA) vom 05.04.2004.<br />

Es sieht in § 66 (2) für die Fachbereiche bzw.<br />

Fakultäten eine Mindestgröße von dreißig<br />

Professor(inn)enstellen vor, für Institute gilt<br />

gemäß § 79 (1) eine Mindestausstattung von<br />

fünf Professor(inn)enstellen.<br />

Im Ergebnis der an der <strong>Universität</strong> intensiv<br />

geführten und durch eindrucksvolle Studierendenproteste<br />

begleiteten Diskussion um ein<br />

inhaltlich bezogenes Strukturkonzept und eine<br />

institutionelle Anpassung an die modularisierte<br />

Studienstruktur wurde in der Ergänzungsvereinbarung<br />

zwischen <strong>Universität</strong> und Land<br />

vom 23.07.2004 vereinbart, eine neue Fachbereichsschneidung<br />

vorzunehmen. Dazu gehörte<br />

die Verpflichtung, bis 31.12.2005 eine angepasste<br />

Binnenstruktur der neuen Fakultäten<br />

zu schaffen. Nach einer auf allen Ebenen der<br />

<strong>Universität</strong> geführten Diskussion beschloss der<br />

Akademische Senat am 13.07.2005 eine neue<br />

Grundordnung der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>,<br />

die in § 19 eine Gliederung der <strong>Universität</strong> in<br />

9 Fakultäten (s. S. 7) und ein Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />

als zusätzliche Gliederungseinheit<br />

der <strong>Universität</strong> vorsieht. Obwohl<br />

die Theologische Fakultät die durch das LHG<br />

SA vorgegebene Mindestgröße deutlich unterschreitet,<br />

bleibt sie aufgrund der Regelung<br />

des Staatskirchenvertrages als eigenständige<br />

Fakultät erhalten; sie bildet jedoch mit der<br />

Philosophischen Fakultät III eine Verwaltungseinheit.<br />

I DENTITÄT – KONSENS – INNOVATION<br />

Die Verhandlungen über die Neubildung der<br />

Fakultäten und deren Namen sowie die parallel<br />

zur Grundordnungsdiskussion geführten<br />

Verhandlungen über die neuen Institutsstrukturen<br />

erwiesen sich oft als äußerst langwierig<br />

und schwierig. Besonders im Bereich der<br />

Geisteswissenschaften existierte eine große<br />

Zahl von Klein- und Kleinstinstituten, die nur<br />

mit einer, zwei oder drei Professorenstellen<br />

ausgestattet waren. Hier berührte die Frage<br />

des neuen Zuschnitts der Institute – konkret<br />

Spaltung und/oder Fusion vorhandener Institute<br />

– das Selbstverständnis und die Identität<br />

der Fächer, die um ihren Bestand fürchteten.<br />

Das neue Spitzen-Team<br />

PROF. DR. AGR. WULF DIEPENBROCK<br />

REKTOR<br />

(s. S. 6/7)<br />

PROF. DR. RER. POL.<br />

CHRISTOPH WEISER<br />

PROREKTOR FÜR STUDIUM,<br />

LEHRE, WEITERBILDUNG UND<br />

INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN<br />

Christoph Weiser, geboren 1957 in Frankfurt am Main, studierte<br />

1978–1984 Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen<br />

Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong> Bonn und war anschließend dort in<br />

Forschung und Lehre tätig (Promotion 1990, Habilitation 1997).<br />

Nach einem Lehrauftrag an der <strong>Universität</strong> Namur (Belgien) wurde<br />

er 1997 zum <strong>Universität</strong>sprofessor für Betriebswirtschaftslehre,<br />

Internes Rechnungswesen und Controlling an die Wirtschaftwissens<br />

chaftliche Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

(Institut für Betriebswirtschaftslehre) berufen.<br />

Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für Studium, Lehre,<br />

Weiterbildung und internationale Beziehungen Mitglied des<br />

Rektorats der Alma mater halensis et vitebergensis.<br />

Telefon: 0345 55-21490, Telefax: 0345 55-27231<br />

E-Mail: christoph.weiser@rektorat.uni-halle.de<br />

PROF. DR.-ING. JOACHIM ULRICH<br />

PROREKTOR FÜR FORSCHUNG<br />

UND WISSENSCHAFTLICHEN<br />

NACHWUCHS<br />

Joachim Ulrich, geboren 1951 in Göttingen, studierte<br />

1971–1961 Verfahrenstechnik an der Technischen <strong>Universität</strong><br />

Clausthal-Zellerfeld und war anschließend – unterbrochen<br />

von Forschungsaufenthalten an der Waseda-<strong>Universität</strong> Tokyo<br />

(Japan) und an der Tongij-<strong>Universität</strong> Shanghai (China) – bis<br />

1984 in Forschung und Lehre an der Rheinisch-Westfälischen<br />

Technischen Hochschule Aachen tätig (Promotion 1981). Es<br />

folgten Anstellungen (Habilitation 1990) an wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen in Bremen, bis er 1999 zum <strong>Universität</strong>sprofessor<br />

für Thermische Verfahrenstechnik an den damaligen Fachbereich<br />

Ingenieurwissenschaften der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />

Wittenberg berufen wurde. 1994 und 2005 übernahm er<br />

Gastprofessuren in Sao Paulo (Brasilien) und Rouen (Frankreich).<br />

Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs Mitglied des Rektorats der Alma mater<br />

halensis et vitebergensis.<br />

Telefon: 0345 55-21450, Telefax: 0345 55-27091<br />

E-Mail: joachim.ulrich@rektorat.uni-halle.de


PROF. DR. PHIL. BERND SIX<br />

PROREKTOR FÜR STRATEGISCHE<br />

ENTWICKLUNG<br />

Bernd Six, geboren 1943 in Bückeburg, studierte 1964–1970<br />

Psychologie, Philosophie und Germanistik an der Rheinischen<br />

Friedrich-Wilhelms-<strong>Universität</strong> Bonn und war in der Folgezeit<br />

bis 1981 dort in Forschung und Lehre tätig (Promotion 1974,<br />

Habilitation 1979). Es folgten Professuren an der Georg-<br />

August-<strong>Universität</strong> Göttingen, an der <strong>Universität</strong> Koblenz-Landau<br />

(1981–1988) und an der Bergischen <strong>Universität</strong> Wuppertal<br />

(1988–1995), bis er 1995 zum <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />

Sozial- und Organisationspsychologie an das Institut für<br />

Psychologie am damaligen Fachbereich Geschichte, Philosophie<br />

und Sozialwissenschaften der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />

Wittenberg berufen wurde.<br />

Seit 1. September 2006 ist er als Prorektor für strategische<br />

Entwicklung Mitglied des Rektorats der Alma mater halensis et<br />

vitebergensis.<br />

Telefon: 0345 55-21460, Telefax: 0345 55-27092<br />

E-Mail: bernd.six@rektorat.uni-halle.de<br />

DR. MARTIN HECHT<br />

KANZLER<br />

<strong>Martin</strong> Hecht, geboren 1966 in Nienburg an der Weser, studierte<br />

1986–1993 an der Technischen <strong>Universität</strong> Kaiserslautern<br />

und an der <strong>Universität</strong> Hamburg Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und war dann bis 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />

Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der <strong>Universität</strong><br />

Greifswald (Promotion 1998) zuständig für den Aufbau des<br />

dortigen Bereichs Wirtschaftswissenschaften. 1998–2002<br />

war er Referatsleiter für Sonderforschungsbereiche bei der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im April 2002 wurde er vom<br />

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt für acht Jahre zum<br />

Kanzler der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg bestellt.<br />

Telefon: 0345 55-21010/11/12, Telefax: 0345 55-27076<br />

E-Mail: KANZLER@uni-halle.de<br />

Das Rektorat wollte indes keine Entscheidung<br />

gegen den Willen der Betroffenen fassen; deshalb<br />

mussten Lösungen und Kompromisse gefunden<br />

werden, die konsensuelle Mehrheit in<br />

den betroffenen Bereichen fanden.<br />

Im Zusammenhang mit der parallel organisierten<br />

Entwicklung gestufter und modularisierter<br />

Studiengänge wurde für alle Beteiligten sehr<br />

rasch deutlich, dass Kleininstitute die Anforderungen<br />

selbst eines modularisierten 60er<br />

BA-Studiengangs ohne Kooperation mit weiteren<br />

Partnern nicht schultern können. Deshalb<br />

werden parallel zur Institutsneuschneidung<br />

in einigen Fällen schon jetzt innovative<br />

Studiengänge entwickelt, zum Beispiel an<br />

dem durch Institutsspaltung und nachfolgende<br />

Fusion entstandenen Institut für Kunstgeschichte<br />

und Archäologien Europas.<br />

In Einzelfällen gab es allerdings auch konsensuell-pragmatische<br />

Lösungen, die sich in der<br />

Einschätzung aller Beteiligten möglicherweise<br />

als transitär erweisen werden, etwa der Zusammenschluss<br />

aus Medien- und Kommunikationswissenschaft<br />

und Sportwissenschaft. Hier<br />

ermöglicht die mit dem Land in den Zielvereinbarungen<br />

2006–2010 für 2008 verabredete<br />

Evaluation, einmal getroffene Entscheidungen<br />

ggf. zu überprüfen.<br />

F OKUS FORSCHUNG<br />

Generell zielten alle Überlegungen zur neuen<br />

Fakultäten- und Institutsstruktur darauf<br />

ab, institutionelle Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, innerhalb derer sowohl bewährte<br />

Lehrprogramme und exzeptionelle Einzelforschung<br />

fortgeführt als auch innovative Lehrkonzepte<br />

gestufter Studiengänge und vernetzte<br />

Schwerpunktforschung entwickelt, profiliert<br />

und verankert werden können. Zur Entlastung<br />

der dezentralen Bereiche von inhaltlichen wie<br />

administrativen und Planungsaufgaben, die<br />

als nicht fächerspezifische an verschiedenen<br />

Stellen parallel hätten erledigt werden müssen,<br />

bedurfte es weiterer institutioneller Rahmenbedingungen.<br />

Diesen Überlegungen einer weitgehenden<br />

Zusammenführung von Forschungsschwerpunkten<br />

in gemeinsamen Struktureinheiten<br />

gemäß ist der Forschungsschwerpunkt ›Biowissenschaften‹<br />

institutionell maßgeblich in<br />

der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen .<br />

Fakultät I verankert, der Forschungsschwerpunkt<br />

›Materialwissenschaften‹ in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät II,<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

der Forschungsschwerpunkt ›Orientwissenschaften‹<br />

in der Philosophischen Fakultät I,<br />

der Forschungsschwerpunkt ›Aufklärung‹ in<br />

den Philosophischen Fakultäten I und II.<br />

G UT GEWAPPNET UND MIT ZUVERSICHT<br />

Mit Blick auf die schwerpunktbildende Aufgabe<br />

der Lehrerbildung wurde an der MLU<br />

das Zentrum für Lehrerbildung eingerichtet,<br />

in dem alle einschlägigen Koordinierungsaufgaben<br />

zwischen den Fach- und Bildungswissenschaften<br />

einerseits und den Fachdidaktiken<br />

andererseits erledigt werden. Hierher gehört<br />

auch die Organisation der sog. ›Allgemeinen<br />

Schlüsselqualifikationen‹ (ASQ), die den gestuften<br />

Studiengängen aller Fächer gemeinsam<br />

sind, mittels zentraler Koordinierung in der<br />

<strong>Universität</strong>. Im Zuge der Bildung größerer<br />

Einheiten wurden zudem die bisher zahlreichen,<br />

meist auf Fachbereichsebene arbeitenden<br />

Prüfungsämter ab 01.09.2006 zu einigen<br />

wenigen Prüfungsämtern zusammengelegt.<br />

Beispiel: die zuvor von vier Prüfungsämtern<br />

der ehemaligen vier Fachbereiche erledigten<br />

Aufgaben nimmt nun ein einziges Prüfungsamt<br />

für die Philosophischen Fakultäten I und<br />

II wahr.<br />

Die Veränderungen sind in Kraft getreten.<br />

Mancher mag sich schwer daran gewöhnen;<br />

es wird eine Zeit dauern, bis sich alle Mitglieder<br />

der <strong>Universität</strong> in den neuen Strukturen<br />

wiederfinden, sie als identitätsstiftend annehmen.<br />

Obgleich es im Einzelfall durchaus noch<br />

zu Korrekturen kommen kann, sei doch zum<br />

Abschluss des Prozesses betont: Es ist der<br />

<strong>Universität</strong> gelungen, sich strukturell so aufzustellen,<br />

dass sie für künftige Anforderungen<br />

in Forschung und Lehre gut gewappnet ist und<br />

den Entwicklungen, besonders der Zeit nach<br />

2010, mit ruhiger Zuversicht entgegensehen<br />

kann.<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Solms,<br />

Jahrgang 1953, studierte 1974–1980<br />

Germanistik, Sozialwissenschaften und<br />

Wirtschaft in Bonn, war dann bis 1996<br />

in Forschung und Lehre an verschiedenen<br />

<strong>Universität</strong>en und beim Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst tätig<br />

(Promotion 1984, Habilitation 1990,<br />

<strong>Universität</strong>sprofessor ab 1993), ehe<br />

er 1996 als <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />

Geschichte der deutschen Sprache und<br />

der älteren deutschen Literatur an die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> berufen<br />

wurde. 1999–2003 war er Dekan des Fachbereichs Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften, 2000–2003 Dekan der Philosophischen Fakultät,<br />

2003–2006 Prorektor für Strukturentwicklung und Finanzen. Telefon:<br />

0345 55-23610, E-Mail: hans-joachim.solms@germanistik.uni-halle.de<br />

9<br />

D IE NEUE STRUKTUR DER UNIVERSITÄT


10<br />

C ENTER FOR INTERNATIONAL STUDENTS MANAGEMENT GMBH<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

»Ich möchte einen Topf borgen,<br />

bitte!«<br />

Center for International Students Management GmbH (CISM)<br />

J ÖRG KRESSLER<br />

Studien- oder Forschungsaufenthalte im Ausland sind mit einer Vielzahl von Erfahrungen verbun<br />

den. Spricht man die Landessprache nicht oder nur unzureichend, kommt es teilweise zu<br />

erheblichen Komplikationen. Kulturunterschiede, bürokratische Hürden, das Leben fern der Familie<br />

– all das kann besonders den Beginn eines Auslandsaufenthaltes zu einer wahren Herausforderung<br />

werden lassen. Dann ist es hilfreich, Ansprechpartner vor Ort zu haben, die einem zur<br />

Seite stehen – sei es, um eine passende Unterkunft zu finden, den Anmeldemarathon zu bewältigen,<br />

oder auch mal, wie bei einem eben angekommenen Studenten, mit einem Topf auszuhelfen.<br />

Aus aller Welt nach <strong>Halle</strong> an die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> – und zum CISM (Foto: Yvonne Möbius)<br />

Durch die Etablierung englischsprachiger Studienangebote<br />

und die Erweiterung des international<br />

ausgerichteten Forschungsumfelds ist<br />

es für internationale Studierende und Wissenschaftler<br />

nicht mehr zwingend notwendig, vor<br />

dem Studien- bzw. Forschungsaufenthalt die<br />

deutsche Sprache zu erlernen. Damit veränderten<br />

sich in den letzten Jahren auch die Anforderungen<br />

an deren Betreuung. Diese neuen<br />

Betreuungsstandards müssen nicht zuletzt im<br />

Kontext internationaler Wettbewerbsfähigkeit<br />

gesehen werden. Aus öffentlichen Mitteln<br />

indes lässt sich eine Infrastruktur, so wie sie<br />

gern gesehen und immer wieder gefordert<br />

wird, nicht finanzieren.<br />

A US DER NOT DIE IDEE<br />

Einschlägige Erfahrungen als verantwortlicher<br />

Hochschullehrer des interdisziplinären englischsprachigen<br />

Masterstudienganges Applied<br />

Polymer Science motivierten deshalb den Autor<br />

im Jahr 2005, eine Service GmbH zu gründen,<br />

die auf der Basis eines Kooperationsvertrags<br />

mit der MLU die notwendigen Betreuungsleistungen<br />

erbringen kann. Das Center for<br />

International Students Management GmbH<br />

(CISM) offeriert seither als freiwirtschaftliches<br />

Unternehmen Dienstleistungen für ausländische<br />

Studierende, Wissenschaftler(innen)<br />

und Gäste der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />

Diese zusätzlichen Angebote können aus der<br />

derzeitigen Infrastruktur der <strong>Universität</strong> nicht<br />

erbracht werden.<br />

Die Palette umfasst verschiedene Betreuungspakete,<br />

deren Kosten je nach Umfang und<br />

Aufenthaltsdauer zwischen 180 € und 950 €<br />

CENTER FOR INTERNATIONAL STUDENTS MANAGEMENT<br />

GMBH (CISM)<br />

Große Steinstraße 13, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-25983, Telefax: 0345 55-27384<br />

Internet: www.cism.uni-halle.de<br />

liegen. Groß ist auch das Interesse an Weiterbildung:<br />

an Sprachkursen und diversen<br />

thematischen Workshops. So sind für einen<br />

studienbegleitenden Sprachkurs (Lehrmaterialien<br />

inklusive) bei vier Stunden pro Woche je<br />

Semester 186 € pro Person zu zahlen.<br />

Bei Bedarf übernimmt CISM auch die Organisation<br />

wissenschaftlicher Tagungen und Kongresse<br />

– bis hin zur Betreuung internationaler<br />

Gäste. Vielfältige kulturelle Angebote runden<br />

das Angebot ab.<br />

Die Betreuung erfolgt meist in englischer<br />

Sprache, andere Sprachen sind nach Absprache<br />

buchbar. Mittlerweile steht der Service<br />

nicht allein der <strong>Universität</strong> zur Verfügung,<br />

sondern wird auch von den regionalen Forschungsinstituten<br />

in Anspruch genommen.<br />

R UNDUMBETREUUNG IM PAKET<br />

Die Betreuungspakete des CISM garantieren<br />

professionelle Beratung und Betreuung bereits<br />

im Vorfeld und während des Aufenthalts in<br />

<strong>Halle</strong>. Umfassende Information vor Aufenthaltsbeginn,<br />

Hilfe in Visa-Fragen, Unterstützung<br />

bei der Wohnungssuche, Transfer vom<br />

Flughafen oder Bahnhof zur Unterkunft, persönliche<br />

Begleitung zu Behörden und Institutionen<br />

sowie Beratung in allen Bereichen des<br />

täglichen Lebens sind wichtige Bestandteile.<br />

Ein Engagement rund um die Uhr ist selbstverständlich.<br />

Selbst nachts oder am Wochenende<br />

anreisende Gäste stehen nicht vor verschlossenen<br />

Türen!<br />

»Ich fand es toll, dass ich bei meiner Ankunft<br />

vom Leipziger Flughafen abgeholt und zu<br />

meinem Apartment gebracht wurde«, sagt Bo<br />

Hyun Ryu, koreanische Promotionsstudentin<br />

am Institut für Thermische Verfahrenstechnik.<br />

»Die Anmeldung bei Stadt, Krankenversicherung<br />

und Ausländerbehörde war dank der<br />

Begleitung durch das CISM ganz problemlos,<br />

nicht zuletzt, da es keine Verständigungsschwierigkeiten<br />

gab und alle Zusammenhänge<br />

erklärt wurden.« Auch ihr Betreuer weiß die<br />

Arbeit des CISM zu schätzen. »Die notwendige<br />

Entlastung von akademischen Mitarbeitern,<br />

das heißt Professoren und Wissenschaftlerkollegen,<br />

wird durch diese Einrichtung geleistet<br />

– was nicht nur für eine kompetente Betreuung<br />

der ausländischen Gastwissenschaftler<br />

eine Hilfe ist, sondern auch die Entlastung<br />

darstellt, die Professoren unbedingt benötigen,<br />

um sich ihren eigentlichen Aufgaben in Wissenschaft<br />

und Lehre voll widmen zu können«,<br />

so Prof. Dr. Joachim Ulrich.<br />

Die Aktivitäten des CISM leisten also einen<br />

wirkungsvollen Beitrag zur Internationalisierung<br />

der <strong>Universität</strong> und des gesamten Wissenschaftsstandortes.<br />

Die Nachfrage ist gut<br />

– und an Ideen und neuen Konzepten mangelt<br />

es nicht.<br />

Jörg Kreßler, Jahrgang 1957, studierte<br />

1978–1983 Chemie an der TU Dresden.<br />

Dort wurde er 1987 promoviert. Längere<br />

Auslandsaufenthalte in Amherst, USA<br />

(Postdoc 1987–1989) und als Humboldt-<br />

Stipendiat in Tokio, Japan (1991–1993).<br />

Seit 1997 ist er <strong>Universität</strong>sprofessor<br />

für Heterogene Polymermaterialien<br />

(Physikalische Chemie der Polymere) an<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> und seit<br />

2005 Gesellschafter und Geschäftsführer<br />

des Center for International Students Management GmbH.<br />

Telefon: 0345 55-25984, E-Mail: joerg.kressler@cism.uni-halle.de


»Verzicht auf Aggregation und<br />

Bildung von Liga-Tabellen«<br />

C ENTRUM FÜR HOCHSCHULENTWICKLUNG BERÜCKSICHTIGT AUCH STUDIENANGEBOT DER MLU<br />

Seit vielen Jahren wird die Qualität von Forschung und Lehre an deutschen <strong>Universität</strong>en und<br />

Fachhochschulen in sogenannten Hochschulrankings bewertet. Die Erhebungen des Centrums<br />

für Hochschulentwicklung (CHE) gehören dabei zu den wenigen Statistiken, die auch international<br />

anerkannt werden. Mit insgesamt 35 Fächern sprechen sie unter anderem mehr als drei Viertel<br />

aller Studienanfänger an. scientia halensis wollte mehr wissen und befragte die CHE-Mitarbeiterin<br />

Dr. Sonja Berghoff zu den Erhebungsmethoden und Internationalisierungsbestrebungen<br />

des Projektteams.<br />

Welche Anforderungen stellen Sie an ein<br />

Hochschulranking und welche Personengruppen und<br />

Institutionen sollen von diesen Informationen Ihrer<br />

Ansicht nach profitieren?<br />

Die Anforderungen richten sich nach den<br />

Adressaten. So setzt das CHE HochschulRanking<br />

den Schwerpunkt auf Informationen rund<br />

um das Studium; Studierendenurteile sind<br />

hier ein wesentlicher Schwerpunkt. Das ForschungsRanking<br />

hingegen konzentriert sich<br />

auf Forschungsindikatoren und wendet sich<br />

eher an die wissenschaftliche Öffentlichkeit<br />

als an Studieninteressenten. Darüber hinaus<br />

gibt es einige Grundsätze, die ein Ranking erfüllen<br />

sollte; dass es fachbezogene Vergleiche<br />

sein sollten, ist einer der wichtigsten.<br />

Wie unterscheiden sich die methodischen Ansätze des<br />

CHE HochschulRankings von den Erhebungen anderer<br />

Institute und Medien?<br />

Das CHE HochschulRanking kennzeichnet<br />

über rein fachbezogene Vergleiche hinaus der<br />

Verzicht auf Aggregation und Bildung von<br />

Liga-Tabellen. Es handelt sich um ein multidimensionales<br />

Ranking, Indikatoren werden<br />

nicht miteinander verrechnet, sondern stehen<br />

nebeneinander und bilden so ein Profil der<br />

Fachbereiche ab. Die einzelnen Indikatorwerte<br />

werden nicht Rangplätzen, sondern Ranggrup-<br />

Wetten, Sie wissen’s nicht!<br />

Z EIGT DAS FOTO<br />

a) die verhängte Fassade des MMZ vor der Einweihung,<br />

b) ein Exponat zum »Tag der offenen Tür« 2006 der<br />

Hochschule für Kunst & Design Burg Giebichenstein oder<br />

c) etwas ganz Anderes – und wenn ja, was?<br />

pen zugewiesen, Spitzen-, Mittel und Schlussgruppe.<br />

Das Ranking berücksichtigt zum einen subjektive<br />

Eindrücke der Studierenden und Hochschulangehörigen,<br />

zum anderen Fakten wie Ausstattungsmerkmale und<br />

Betreuungsstärke. Welche Gewichtung dieser beiden<br />

Faktoren führt letztendlich zu einem verwertbaren<br />

Ergebnis?<br />

Es zählt zu den Charakteristiken des CHE<br />

HochschulRankings, dass jeder Nutzer selbst<br />

entscheiden kann, welche Gewichtung ihm<br />

oder ihr sinnvoll erscheint. Dem einen ist die<br />

Studierendenzufriedenheit wichtig, der andere<br />

möchte lieber schnell studieren und schaut<br />

nach der Studiendauer, andere wiederum interessieren<br />

sich mehr für die Forschung.<br />

Subjektive Eindrücke basieren oft auf den unterschiedlichen<br />

Erwartungshaltungen der Studierenden,<br />

Mitarbeiter und Professoren – und darauf, inwieweit<br />

diese Erwartungen an einer Fachhochschule oder<br />

<strong>Universität</strong> erfüllt werden. Führen unterschiedliche<br />

Erwartungen dann nicht zwangsläufig zu fehlerhaften<br />

Vergleichsergebnissen?<br />

Verglichen werden durch den fachspezifischen<br />

Vergleich und die Trennung nach <strong>Universität</strong><br />

und Fachhochschule möglichst ähnliche<br />

Einheiten. Dadurch wird das Problem unter-<br />

Wer der Redaktion als erste® per Telefon, Fax E-Mail<br />

oder (Haus-)Post die richtige Lösung übermittelt, erhält<br />

ZWEI FREIKARTEN – wahlweise für ein Konzert des<br />

Instituts für Musikpädagogik/Collegium musicum oder<br />

für eine Aufführung der Sprechbühne des Instituts für<br />

Sprechwissenschaft/Phonetik. Die Abbildung in der Juli-Ausgabe der scientia<br />

halensis 2/06, S. 46, zeigte eine rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahme (REM) der Schichtstruktur des<br />

Perlmut einer Miesmuschel (Mytilus edulis): Dünne<br />

Calciumcarbonat-Plättchen sind durch einen organischen<br />

»Mörtel« aus Proteinen verbunden.<br />

(Foto: Sven Henning)<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

schiedlicher Erwartungen zumindest kleiner.<br />

Zudem haben unsere Untersuchungen bislang<br />

keinen Zusammenhang zwischen den Bewertungen<br />

der Studierenden und zum Beispiel ihrer<br />

Abiturnote gezeigt.<br />

Welche Möglichkeiten hat das CHE, junge innovative<br />

Studiengänge, die vielleicht keinem gängigen Schema<br />

zugeordnet werden können, zu berücksichtigen?<br />

Das ist schwierig. Für ein Ranking sind eine<br />

gewisse Menge vergleichbarer Studiengänge<br />

nötig. Da im Wesentlichen die Rahmenbedingungen<br />

des Studiums bewertet werden,<br />

können hier teilweise auch eher randständige<br />

Angebote aufgenommen werden. Teilweise<br />

werden interdisziplinäre Angebote auch in<br />

mehreren Rankings dargestellt. Es werden<br />

sich möglicherweise neue, interdisziplinäre<br />

Bereiche auftun, innerhalb denen man vergleichen<br />

kann.<br />

Im Zuge des Bologna-Prozesses stellen neben<br />

der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> auch viele andere<br />

Hochschulen einen Großteil der Studiengänge<br />

auf eine gemeinsame internationale Bachelor-<br />

und Masterstruktur um. Hilft dieser Wechsel,<br />

Fächervergleiche effizienter durchzuführen?<br />

Im Bachelor-Bereich bleibt der Fachbezug<br />

in den meisten Fällen erhalten, es gibt aber<br />

einige neue Möglichkeiten für faktenbasierte<br />

Indikatoren, die etwa die Zusammensetzung<br />

der Lehrinhalte betreffen. Auch die Alumni-<br />

Kultur sollte sich insgesamt verbessern; so<br />

ist zu hoffen, dass zukünftig Absolvent(inn)e<br />

nbefragungen leichter durchführbar sind und<br />

der Aspekt des Berufsbezugs im Ranking eine<br />

Aufwertung erfährt.<br />

Mit der Vereinheitlichung europäischer<br />

Studienabschlüsse zählen auch deutsche Hochschulen<br />

zum europäischen Bildungsmarkt. Plant das CHE ein<br />

umfassenderes internationales Hochschulranking und<br />

können beispielsweise eine deutsche <strong>Universität</strong> wie<br />

die MLU und eine schweizerische <strong>Universität</strong> mit ihren<br />

teils unterschiedlichen Strukturen überhaupt verglichen<br />

werden?<br />

Internationalisierungsbestrebungen gibt es im<br />

HochschulRanking schon länger. Inzwischen<br />

sind Hochschulen aus Österreich und der<br />

Schweiz im Ranking vertreten, die niederländischen<br />

und flämischen kommen wahrscheinlich<br />

in naher Zukunft dazu. Erfahrungen mit<br />

Österreich und der Schweiz zeigen, dass für<br />

einen Kernbereich Vergleiche gut möglich<br />

sind. Es gibt aber immer Teilbereiche, die für<br />

einzelne Länder gesondert bewertet werden<br />

müssen.<br />

Vielen Dank für das Interview.<br />

(Die Fragen stellte Paolo Schubert.)<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.das-ranking.de<br />

http://www.che.de<br />

11<br />

R ECHTSGESCHICHTE IN HALLE


12<br />

... AUS DEM IN- UND AUSLAND ...<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Aufruf zur Intoleranz:<br />

»Alltagsrassismus« ist kein Kavaliersdelikt!<br />

M ARGARETE WEIN<br />

Seit vier Jahren ist Gregor Borg eine unverwechselbare Vaterfigur – für ausländische Studierende,<br />

angehende Doktor(inn)en und Gastwissenschaftler(inne)n an der halleschen <strong>Universität</strong>. Auf<br />

die Frage, ob er diesen »Job« gern übernommen habe, sagt der Geologieprofessor: »Die Arbeit<br />

macht mir Spaß – wenn auch nicht immer alles Spaß macht ... « und man hört sie geradezu, die<br />

drei vielsagenden Pünktchen am Ende der Sentenz.<br />

Katarina, Felix und Lulu mit dem Ausländerbeauftragten der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> (Foto: privat)<br />

Die überwiegende Mehrheit der ausländischen<br />

<strong>Universität</strong>sangehörigen aller Statusgruppen<br />

fühlen sich an der halleschen Uni wohl und<br />

zählen ihren Aufenthalt in der Saalestadt zu<br />

ihren uneingeschränkt positiven Lebenserfahrungen.<br />

Doch »die Mehrheit«, das sind eben<br />

nicht »alle« – und genau das ist der Punkt.<br />

S TADT – LAND – UNI<br />

Vor allem gilt es Unterschiede zu benen nen<br />

hinsichtlich des Umgangs mit Auslän de r(inne)n:<br />

1. an der <strong>Universität</strong>, 2. in der Stadt<br />

<strong>Halle</strong>, 3. in Deutschland allgemein.<br />

Probleme, welcher Art auch immer, werden an<br />

der Uni am leichtesten gelöst – während man<br />

im kommunalen oder gesellschaftspolitischen<br />

Bereich oft zuerst darüber streitet, ob denn<br />

das Problem (das längst sicht- und greifbar<br />

im Raum steht) überhaupt existiert. Weil nicht<br />

sein kann, was nicht sein darf! Deshalb laufen<br />

oft auch noch so gut gemeinte Initiativen<br />

– wie eine von der MZ organisierte Podiumsdiskussion<br />

zur Frage »No go area?« in <strong>Halle</strong>-<br />

Neustadt – ins Leere oder verkehren sich gar<br />

ins Gegenteil.<br />

G LEICH, GLEICHER, AM GLEICHESTEN?<br />

Dem gut funktionierenden universitären Netzwerk<br />

zwischen Ausländerbeauftragtem, Akademischem<br />

Auslandsamt (Dr. Manfred Pichler),<br />

Justitiariat (Jutta Kiesel), Studienkolleg<br />

(Angelika Wolter), CISM (s. S. 10) und HAS<br />

(Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg) stehen auf Seiten<br />

der Stadt <strong>Halle</strong> die engagierte Ausländerbeauftragte<br />

Petra Schneutzer, die Leiterin des<br />

Bürgerservice Rita Lachky sowie Reimund<br />

Horn und Wolfgang Kokot von der Ausländerbehörde<br />

gegenüber. Um in den Genuss<br />

bestimmter Serviceleistungen der Letztgenannten<br />

kommen zu können, muss oft erst einmal<br />

ein falsch verstandener Gleichheitsgrund satz<br />

unterlaufen werden:<br />

Ein in seiner Heimat politisch verfolgter Asylbe<br />

werber ist anders zu bewerten als ein mafiöser<br />

Drogendealer, und beide haben wenig gemeinsam<br />

mit einem ausländischen Doktoranden,<br />

der für drei oder vier Jahre an der MLU<br />

forscht und sich wiederum stark unterscheidet<br />

von einem Studienkollegiaten, der gerade in<br />

die Anfangsgründe der deutschen Sprache eingeweiht<br />

wird und noch gar nicht weiß, ob er<br />

überhaupt in <strong>Halle</strong> studieren will ...<br />

Manke Jiang (China, Guangzhou)<br />

Zu Hause in Guangzhou (Provinz Konton, Südchina) habe ich<br />

schon meine Masterarbeit über Friedrich D. E. Schleiermacher,<br />

einen der bedeutendsten deutschen Theologen, geschrieben.<br />

Das war sehr schwierig, aber die Vielschichtigkeit der<br />

Problematik spornte mich an weiterzuforschen. Der Wunsch,<br />

in seinem Heimatland über ihn zu promovieren, verstärkte<br />

sich zunehmend. Daher war ich glücklich, dass ich dieses<br />

Promotionsstipendium erhielt. So kam ich im Oktober 2003<br />

nach Bochum, um Deutsch zu lernen, und ein Jahr später an<br />

die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>. Diese alte Uni hat eine sehr<br />

interessante Geschichte – für mich umso interessanter, da<br />

Schleiermacher in <strong>Halle</strong> studierte und lehrte. Jedes Mal, wenn<br />

ich am Haus 22 in der Großen Märkerstraße vorbeigehe, wo<br />

er als Theologieprofessor 1804 bis 1807 wohnte, ist das ein<br />

wunderbares Gefühl. <strong>Halle</strong> ist schön und kulturell sehr reizvoll,<br />

aber für ausländische Studierende nicht so offen wie ich vorher<br />

dachte.<br />

E-Mail: mankejiang@hotmail.com<br />

Katerina Petrichenko (Ukraine)<br />

I actually met the nicest German people in the University. I’ve<br />

never been abroad before, and I thought that, maybe, we have<br />

some real differences that could be »borders« for communication.<br />

But, all in all, people (in the Ukraine and in Germany)<br />

are all the same. Some of my mates became real friends, and<br />

they are real treasure people. … I really like Germany, and<br />

the people here.<br />

It’s hardly possible to find someone in <strong>Halle</strong> who was born<br />

here and still lives here. Almost all of the people I met were<br />

from different parts of Germany. But, in my opinion, that<br />

doesn’t matter – it all depends on the person, not on their<br />

place of living ...<br />

E-Mail: perla_schnurla@ukr.net<br />

Anna Seesjärvi (Finnland)<br />

Ich studiere in <strong>Halle</strong> für das Lehramt Musik und Deutsch,<br />

außerdem DaF (Deutsch als Fremdsprache). Schwierigkeiten<br />

gibt es überall. Wir müssen lernen, sie zu bewältigen. Ob hier<br />

oder zu Hause, so wird es auch künftig im Arbeitsleben sein.<br />

Manchmal denke ich, dass es für alle sinnvoll wäre, eine Zeit<br />

lang die Heimat zu verlassen. Das erweitert den Horizont - und<br />

ich meine nicht, zwei oder drei Wochen Mallorca, sondern mehrere<br />

Monate in einer fremden Kultur. Indem man eine andere<br />

gesellschaftliche Struktur erlebt, lernt man auch sich selber besser<br />

kennen. Goethe sagte: Wer fremde Sprachen nicht kennt,<br />

weiß nichts von seiner eigenen. Da steckt etwas Wahres darin.<br />

Ebenso denke ich: Wer nicht durch das Erleben einer anderen<br />

Kultur Distanz zur eigenen gewonnen hat, versteht diese nicht<br />

wirklich und hat sie noch nicht verinnerlicht.<br />

E-Mail: annasee@web.de<br />

Felix Yebo Amoako (Ghana)<br />

The officials show great sense of duty at work and one must<br />

be a serious student and appreciate one’s field of study while<br />

working with them.<br />

The city is small but very organized and the people are very<br />

welcoming at all times. I think I like the »night life« of <strong>Halle</strong>.<br />

Usually I am in the company of students and it’s fun all the<br />

time. I think Germans are very proud of their nationality.<br />

E-Mail: yoboco@hotmail.com


Mariya Damyanova (Bulgarien)<br />

Ich bin seit 2003 in <strong>Halle</strong>. Weder die Stadt noch die<br />

<strong>Universität</strong> habe ich mir ausgesucht. Zufällig kam die erste<br />

Zusage von der MLU. Das erste Vierteljahr war sehr schwierig<br />

für mich, da ich fast gar kein Deutsch konnte, und alles war<br />

neu – das Land, die Leute, die Behörden. Zuerst habe ich das<br />

Studienkolleg besucht, wo ich viele internationale Studenten<br />

und Kulturen aus aller Welt kennen lernte, eine sehr gute<br />

Erfahrung. <strong>Halle</strong> ist eine kleine und nicht besonders ausländerfreundliche<br />

Stadt. Anfangs dachte ich, hier bewegt sich nichts<br />

und alles bleibt gleich. Jetzt weiß ich, <strong>Halle</strong> verändert sich mit<br />

jeder Sekunde und die Menschen werden netter.<br />

Meine Eltern in Sofia sind Ärzte, deshalb studiere ich auch<br />

Medizin. Das Studium hier in <strong>Halle</strong> ist sehr gut organisiert,<br />

ohne Wartelisten, mit bestem Kontakt zu Dozenten und<br />

Kommilitonen. Schade ist nur, dass einige Dozenten nicht gut<br />

mit den internationalen Studierenden umgehen, von ihnen viel<br />

mehr Wissen verlangen als von den anderen.<br />

Die Uni bietet viel für die Studenten: Sprachkurse, Sport,<br />

Tanzkurse, Partys, Exkursionen ... Man muss nur mitmachen<br />

wollen.<br />

E-Mail: mim_dam@yahoo.com<br />

Lulu Xue (China, Peking)<br />

People in the University are fairly friendly. They don’t spare<br />

any greetings and friendship to foreigners like me. And they<br />

are ready to offer help at any time. Everytime I met someone<br />

in the institute, whether he or she knew me or not, they all<br />

said »hi« to me, which makes me feel welcome.<br />

Although people will sometimes stare at me strangely, as I am<br />

a foreigner, they won’t hesitate to help me when I am lost or<br />

met some trouble. By the way, there are lots of activities in<br />

the city. People really enjoy life here. I like their smiling at me<br />

friendly, though I can’t understand what they say.<br />

People elsewhere in Germany are the same as in <strong>Halle</strong>. Some<br />

of them are not in a good mood, but that is only a small portion.<br />

Most people are welcoming. I hope they won’t stare at me<br />

stran gely the next time I come to Germany, which sometimes<br />

makes me feel that I am an outsider.<br />

E-Mail: xuelulu_PKU@hotmail.com<br />

Lisiane Jacobs (Brasilien)<br />

Ich bin eine brasilianische Studentin der Betriebswirtschaftslehre.<br />

Das große Angebot an Lehrbüchern und die gut ausgestatteten<br />

Computerpools sowie das gute, billige Essen in der<br />

Mensa sind einige der Punkte, die für die MLU sprechen.<br />

Nach <strong>Halle</strong> bin ich aber zufällig gekommen, als ich au-pair-<br />

Mädchen war. Meine Gastfamilie ist hierher gezogen und so<br />

bekam ich die Möglichkeit, das Studienkolleg zu besuchen. Ich<br />

habe mich hier sofort zu Hause gefühlt – wegen der vielen<br />

Ähnlichkeiten zwischen <strong>Halle</strong> und meiner Heimatstadt. Doch<br />

das ist kein Kompliment. In <strong>Halle</strong> fühlt man sich nicht wie<br />

woanders in Europa. Die Menschen hier sind irgendwie besonders<br />

ausländerfeindlich, was zum Beispiel in Göttingen (wo ich<br />

vorher wohnte) nicht der Fall ist. Es gibt mehr Jugendliche, die<br />

keine Perspektiven haben, als woanders in Deutschland. Ich<br />

will mit meiner Kritik aber nur eins: Ich hoffe, dass sich <strong>Halle</strong><br />

verbessert und denke, ein besseres Integrationsprogramm von<br />

Migranten wäre ein guter Anfang für die Stadt.<br />

E-Mail: lisianejacobs@hotmail.com<br />

(Lesen Sie bitte weiter auf der Seite 31 unten)<br />

Zumindest für die Gastwissenschaftler(innen)<br />

und Doktorand(inn)en sind Sondertermine<br />

möglich und es ist inzwischen auch gelungen,<br />

Sondertermine für alle Erstimmatrikulierten<br />

zum Beginn des Wintersemesters 2006/07 bei<br />

der Ausländerbehörde zu erwirken.<br />

P ATENSCHAFTEN NOCH ZUKUNFTSMUSIK<br />

Im Einzelnen wurden die Aufgaben und Kompetenzen<br />

des (oder der) Ausländerbeauftragten<br />

der MLU im Januar 2006 vom Akademischen<br />

Senat der <strong>Universität</strong> gemäß § 17, Absatz 2,<br />

der Grundordnung der MLU festgelegt.<br />

Über das bereits vor seiner (ersten) Amtszeit<br />

als Ausländerbeauftragter initiierte »Patenschaftsprogramm«<br />

mit der Stadt <strong>Halle</strong> äußert<br />

sich Professor Borg nur vorsichtig. Es wurde<br />

nicht wie erhofft etabliert und akzeptiert –<br />

denn über ein begrenztes lokales Bildungsbürgertum<br />

hinaus stieß es kaum auf Resonanz.<br />

Jedes Jahr kommen ausländische Studierende<br />

durch die Vermittlung des IAESTE (International<br />

Association for the Exchange of<br />

Students for Technical Experience) an unsere<br />

<strong>Universität</strong>. Während eines zweimonatigen<br />

Praktikumsaufenthaltes lernen sie die jeweiligen<br />

Gastinstitute wie auch die Stadt und ihre<br />

Bewohner(innen) kennen. Von Neugier und<br />

Entdeckerfreude angetrieben, erkunden diese<br />

IAESTE-Stipendiat(inn)en täglich ihr neues<br />

Umfeld und an den Wochenenden oft andere<br />

deutsche Städte; manche reisen sogar in ganz<br />

Europa herum.<br />

W ER A SAGT ...<br />

An der Uni selbst hingegen gibt es viele Bemühungen,<br />

die auf eine verstärkte Internationalisierung<br />

und damit eine besser Integration<br />

der hier lebenden ausländischen Uni-Angehörigen<br />

gerichtet sind. Eines der jüngsten<br />

Beispiele ist das – leider zeitlich begrenzte<br />

– Projekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />

zur Einrichtung eines funktionell<br />

orientierten, englischsprachigen Web-Auftritts<br />

(s. S. 5).<br />

Das Resultat kann sich sehen lassen, aber ein<br />

Problem zeichnet sich jetzt schon ab: Wie und<br />

wo und von wem werden diese Seiten nach<br />

Abschluss des Projekts gepflegt und permanent<br />

aktualisiert? Wenn dieser Aspekt außer<br />

Acht gelassen wird, war letztlich alle Mühe<br />

umsonst. Nachhaltigkeit heißt das Zauberwort<br />

nicht nur in der Forschung – ebenso bei<br />

Verwaltungsprozessen und im universitären<br />

Alltag.<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

D ATENSCHUTZ UND »ALLTAGSRASSISMUS«<br />

Ein an sich positives (innen-)politisches<br />

Phänomen wirkt im Bezug auf die in einer<br />

Kommune lebenden und an einer deutschen<br />

Uni studierenden, forschenden und lehrenden<br />

Ausländerinnen und Ausländer manchmal<br />

regelrecht als Hindernis. Gemeint ist der Datenschutz,<br />

der beispielsweise verhindert, dass<br />

Professor Borg wichtige Informationen per<br />

Rund-Mail an alle ausländischen <strong>Universität</strong>sangehörigen<br />

verschickt. Da muss eine Lösung<br />

gefunden werden, die beiden Seiten gerecht zu<br />

werden vermag.<br />

Das größte Problem ist aber, so Professor<br />

Borg, »der verbale Alltagsrassismus«, den es<br />

leider – oft kaum bemerkt oder unbeachtet<br />

– auch an der <strong>Universität</strong> gibt. Ihm muss man<br />

jederzeit und überall entgegentreten. Kleine<br />

abschätzige Randbemerkungen bei einer<br />

Prüfung, offen vorgetragene Ablehnung bei<br />

Einstellungsgesprächen, gezielt platzierte boshafte<br />

Spitzen im Kommilitonen- oder Kollegenkreis<br />

– all das darf nicht geduldet werden<br />

und verdient keinerlei Toleranz.<br />

P ERSPEKTIVEN<br />

Auch zwischen Gregor Borgs wissenschaftlicher<br />

Arbeit und seinen Aufgaben, Kompetenzen<br />

und Möglichkeiten als Ausländerbeauftragtem<br />

gibt es, da ihn seine Forschungen oft<br />

ins Ausland führen, Quer verbindungen. Viele<br />

Gastwissenschaftler, Doktorandinnen und<br />

Doktoranden sind auf Grund seiner Projekte<br />

an allen Ecken und Enden der Welt schon<br />

nach <strong>Halle</strong> gekommen – wie derzeit beispielsweise<br />

der von der Carl-Duis burg-Gesell schaft<br />

geförderte iranische Promovend Mohammad<br />

Sadeghi (in <strong>Halle</strong> betreut von Prof. Dr. Gregor<br />

Borg und Prof. Dr. Cornelia Gläßer).<br />

Last but not least:<br />

Nach Redaktionsschluss, aber noch rechtzeitig<br />

vor dem Druck dieser Ausgabe der scientia<br />

halensis, wurde bekannt, dass der Akademische<br />

Senat der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> in<br />

seiner Sitzung am 14. September 2006 erneut<br />

Professor Gregor Borg zum Ausländerbeauftragten<br />

bestellt hat.<br />

Dr. Margarete Wein, Jahrgang 1947,<br />

absolvierte 1969–1973 ein Lehrerstudium<br />

an der MLU, 1973–1977 folgte ein<br />

Forschungsstudium in der Germanistik<br />

(Abschluss: Dr. phil.). 1977–1991 war<br />

sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />

Germanistischen Institut, Abteilung<br />

Deutsch für Ausländer. Seit 1991 ist sie<br />

als Redakteurin der <strong>Universität</strong>szeitung<br />

und seit 1993 für die scientia halensis<br />

in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/<br />

Veranstaltungs management tätig. Telefon: 0345 55-21420, E-Mail:<br />

margarete.wein@verwaltung.uni-halle.de<br />

13<br />

... AUS DEM IN- UND AUSLAND ...


14<br />

I NSTITUT FÜR HOCHSCHULFORSCHUNG WITTENBERG<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Nachgefragt bei HoF:<br />

Schlüsselqualifikationen – keine Zusatzanforderung,<br />

sondern Kern von Hochschulbildung<br />

P EER PASTERNACK<br />

Schlüsselqualifikationen sind keine neue Erfindung, und es lässt sich auch nur schwer etwas<br />

gegen sie einwenden. Dennoch provoziert ihre Erwähnung an den Hochschulen häufig Reaktionen,<br />

die zwischen Ironie, Enerviertheit und fatalistischem Sichdreinfügen changieren: Nun gut,<br />

lässt uns auch noch diese Marotte der Hochschulpolitik irgendwie unterbringen, ist manchem ins<br />

Gesicht geschrieben, der sich mit Modulbeschreibungen, Student-Workload-Berech nun gen, Credit-Point-Bewertungen<br />

und sonstigen Akkreditierungsanforderungen für neue Stu diengänge herumschlägt.<br />

Andererseits leuchten, sobald von Schlüsselqualifikationen die Rede ist, die Augen<br />

von Bildungspolitikern sämtlicher Richtungen, Unternehmern und Verbandsfunktionären. Hier<br />

sind sich alle einig, dass deren Erwerb die Einzelnen oder das Unterneh men oder den Standort<br />

voranbringe, denn ohne sie erlange niemand, was heute Employability genannt wird.<br />

Was ist das nun, worüber man sich so schön<br />

einig ist?<br />

Auf Nachfrage ergibt sich ein recht bunter<br />

Strauß aus vier Komponenten:<br />

– grundlegende Kulturtechniken (neben<br />

Rechnen, Lesen und möglichst fehlerarmes<br />

Schreiben treten Fremdsprachigkeit und interkulturelle<br />

Kompetenzen, der Umgang mit<br />

Informationstechnologien sowie individuelle<br />

Zeitmanagement-Fertigkeiten),<br />

– kognitive Fähigkeiten (kritisches Denken,<br />

innovative Neugier, vernetztes und<br />

Mehr ebenen denken, Methodenkompetenz<br />

und methodische Reflexion, Polyzentrismus,<br />

Befähigung zur gesellschaftlichen Kontextualisierung<br />

und Handlungs folgen abschätzung,<br />

die Fähigkeit, Informationen zu verdichten<br />

und zu strukturieren sowie eigenverantwortlich<br />

weiterzulernen),<br />

– Befähigungen zur individuellen Flexibilität<br />

(Mobilität, lebenslanges Lernen, Fähigkeit<br />

zum Berufswechsel, Risikobereitschaft sowie<br />

Innovationsneigung),<br />

– soziale Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit,<br />

Teamfähigkeit, Konflikt ma nagement,<br />

Multitasking, Zielorientiert heit, Entscheidungsstärke<br />

und Stress stabilität).<br />

Ein anspruchsvolles Programm, gleichwohl<br />

unausweichlich. Warum? Traditionell nahm<br />

man an, überfachliche und multifunktionale<br />

Fähigkeiten würden gleichsam nebenher erworben.<br />

Die <strong>Universität</strong> nach Humboldtschem<br />

Muster biete dafür einen hinreichenden Rah-<br />

Peer Pasternack, Jahrgang 1963,<br />

1994 Diplom in Politikwissenschaft an<br />

der <strong>Universität</strong> Leipzig, 1998 Promotion<br />

am FB Pädagogik der <strong>Universität</strong><br />

Oldenburg, 2005 Habilitation am FB<br />

Gesellschaftswissenschaften der <strong>Universität</strong><br />

Kassel; 1996–2001 Mitarbeiter<br />

am Institut für Hochschulforschung<br />

Wittenberg (HoF) und Lehrbe auftragter<br />

für Politikwissenschaft an der <strong>Universität</strong><br />

Leipzig; 2002–2003 Staatssekretär für<br />

Wissenschaft im Senat von Berlin; seit 2004 Forschungsdirektor am HoF;<br />

seit 2005 Lehrveranstaltungen am Institut für Soziologie in <strong>Halle</strong>. Telefon:<br />

03491 466147, 030 48 62 32 43, 0177 3270 900, E-Mail: peer.<br />

pasternack@hof.uni-halle.de; Web: http://www.peer-pasternack.de<br />

men: Studierfreiheit, forschungsgebundene<br />

Lehre, Interaktion von Lehrenden und Studierenden<br />

sowie studentische Gruppendynamik.<br />

Das indes wurde und wird mit der massiv ausgeweiteten<br />

Bildungsbeteiligung in gleichzeitig<br />

unterfinanzierten Hochschulen zunehmend<br />

fragwürdig. Gewiss lässt sich auch argumentieren:<br />

Wer die heutige <strong>Universität</strong> absolviert<br />

hat, habe zwangsläufig Chaosqualifikationen,<br />

Risikobereitschaft und Stress stabilität erwerben<br />

müssen. Doch ist diese Argumentation<br />

heikel, insofern sie nur die erfolgreichen<br />

Absolventen und Absolventinnen einbezieht.<br />

Die unvertretbar hohe Zahl von Studienabbrechern,<br />

also die vielfache Beschädigung<br />

biografischer Hoffnungen und beruflicher<br />

Startchancen, wird damit ausgeblendet. Die<br />

Abbrecher aber scheitern häufig gerade an den<br />

insuffizienten Hochschulbedingungen, die sich<br />

nur erfolgreich bewältigen lassen, wenn man<br />

bereits eine Grundausstattung an Schlüsselqualifikationen<br />

mitbringt.<br />

D IE FUNKTION VON HOCHSCHULBILDUNG<br />

Jenseits mehr oder weniger systematisierter<br />

Kompetenzlisten dürfte zumindest einigungsfähig<br />

sein, dass Schlüsselqualifikationen<br />

»relativ lange verwertbare Kenntnisse, Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten, Ein stellungen und<br />

Werthaltungen zum Lösen gesellschaftlicher<br />

Probleme (sind). Als Berufsqualifika tionen<br />

sind es funktions- und berufsübergreifende<br />

Qualifikationen zur Bewältigung beruflicher<br />

Anforderungssituationen. Diese Fähigkeiten,<br />

Einstellungen und Haltungen reichen über die<br />

fach lichen Fähigkeiten und Kenntnisse hinaus<br />

und überdauern sie. Qualifikationsziel ist die<br />

berufliche Flexibilität und Mobilität« (Herbert<br />

Beck: Schlüsselqualifikationen. Bildung im<br />

Wandel, Darmstadt 1993, S. 17 f.).<br />

Vor diesem Hintergrund bedeutet das Desiderat,<br />

Schlüsselqualifikationen im Hochschulstudium<br />

zu vermitteln, keine ›Zusatzanforderungen‹,<br />

sondern vielmehr eine Reaktion<br />

auf jüngere Veränderungen: Das heutige<br />

Hochschulstudium vermittelt auf implizitem<br />

Wege die überfachlichen Fähigkeiten nicht<br />

hinreichend; da einigermaßen treffsichere Bildungsbedarfsprognosen<br />

unmöglich sind, wird<br />

der fachfremde Berufseinsatz von Hochschulabsolventen<br />

zum Normalfall; die zunehmende<br />

Beweglichkeit von Berufsbildern wird ebenso<br />

kurvenreiche wie individuell unvorhersehbare<br />

Berufsbiografien erzeugen. Vor allem aber<br />

wandeln sich die kon kreten beruflichen Handlungsanforderungen<br />

für Akademiker(innen)<br />

grundlegend.<br />

Nun ließe sich mit einigem Recht einwenden:<br />

Dass für berufliches Handeln neben einer<br />

Grund ausstattung mit fachlichen Wissensbeständen<br />

und Fähigkeiten auch überfachliche<br />

Kom petenzen nötig sind, träfe doch vom<br />

Grundsatz her für die Absolventen jeglicher<br />

»Geistliche haben es mit Sündern und Ketzern zu tun, Richter mit<br />

Rechtsbrechern und streitenden Parteien, Lehrer mit dem abweichenden<br />

Verhalten des Jugendalters, Psychologen mit Patienten, die an ihren<br />

neurotischen Infantilismen hängen, Verwaltungsbeamte mit Bürgern und<br />

Politikern, die sich dem bürokratisch Notwendigen nicht fügen wollen,<br />

Architekten mit Bauherrn und deren Idiosynkrasien, Ingenieure mit<br />

Betriebswirten, die ihren kreativen Entwürfen mit Kostenargumenten entgegentreten<br />

usw. Die Hochschulabsolventen müssen sich auf all das einlassen<br />

können, ohne die im Studium angeeigneten Orientierungen aufzugeben,<br />

aber auch ohne sie ihrem Gegenüber in technokratischem Dogmatismus<br />

überzustülpen. Mit beidem würde ihre Praxis an den Widerständen der<br />

Betroffenen scheitern.«<br />

(Gero Lenhardt: Hochschule, Fachmenschentum und Professionalisierung, in: Manfred Stock/Andreas<br />

Wernet (Hg.), Hochschule und Professionen (= die hochschule 1/2005), Wittenberg, S. 92–109 [101])<br />

Bil dungs wege zu. Das ist korrekt. Inhaber eines<br />

Hochschulabschlusses jedoch begegnen<br />

gesellschaftlich vor allem einer Erwartung,<br />

die mit dem Sozialprestige akademischer Titel<br />

verknüpft ist: Deren Träger, so die Annahme,<br />

seien besonders befähigt, innerhalb komplexer<br />

Situations anordnungen folgelastige Entscheidungen<br />

zu treffen, also Entscheidungen mit<br />

Folgen auch für andere Menschen.<br />

In der Tat: Wer heute studiert, muss morgen<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Zeitdruck<br />

komplizierte Sachverhalte entscheiden, in solchen<br />

Situationen sicher handeln und dafür zunächst<br />

rein technisch in der Lage sein, zeitnah<br />

vorhandenes Wissen zu ak tualisieren, effektiv<br />

neue Informationen aufzunehmen und zu ver-


WILLIAM TYNDALE (»DER ENGLISCHE LUTHER«) IN WITTENBERG<br />

<strong>Luther</strong>stadt Wittenberg, ein historischer Ort – das ist bekannt. Hat er auch<br />

etwas mit dem englischen Bibelübersetzer William Tyndale zu tun? Das wurde<br />

lange nur vermutet, nun ist es gewiss. Denn auf Initiative der britischen Fernsehfirma<br />

Pioneer Productions brachten es sorgfältige Recherchen ans Licht:<br />

William Tyndale – wahrscheinlich um 1494 in Durslay in Gloucestershire geboren,<br />

nach dem Studium in Oxford und Cambridge 1521 zum Priester geweiht<br />

– hatte sich, selbst ein tief gläubiger Mensch, das (von der katholischen Kirche<br />

verbotene!) Lebensziel gesetzt, die Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen<br />

ins Englische zu übertragen, damit endlich alle (!) sie lesen konnten. 1524<br />

floh Tyndale, der sieben Sprachen beherrschte, nach Deutschland, traf <strong>Martin</strong><br />

<strong>Luther</strong> in Wittenberg und schrieb sich in die Matrikel der Leucorea ein ... 1525/<br />

1526 ließ er in Köln und Worms sein englisches Neues Testament drucken, das<br />

dann heimlich nach England gebracht und dort verbreitet wurde. Am 6. Oktober<br />

1536 starb er im belgischen Vilvoorde als »Ketzer« den Märtyrertod.<br />

arbeiten, Wesentliches von Unwesentlichem<br />

zu trennen, Ursache-Wirkungs-Bün del zu selektieren,<br />

Handlungsoptionen aus zuwäh len,<br />

Problemlösungsanordnungen zu organisieren<br />

und Prozesse zu steuern. Man möchte jedenfalls<br />

in keiner Stadt leben, in der im Elektrizitätswerk<br />

der Schichtleiter diese Dinge nicht<br />

beherrscht.<br />

Doch nicht nur das. Der Akademiker muss all<br />

das typischerweise in herausgehobenen beruflichen<br />

Rollen leisten. Darin sind die Handlungssituationen<br />

nicht nur komplex und zeitkritisch,<br />

sondern durch weitere verschärfende<br />

Elemente gekennzeichnet. Deren wichtigste<br />

sind Ungewissheit, offene bzw. widersprüchliche<br />

Deutungen und gesellschaftliche Normenkonflikte.<br />

Daher muss das Hochschulabsolventenleitbild<br />

der Wissensgesellschaft das eines Akteurs<br />

sein, der auch dann entscheiden und handeln<br />

kann, wenn es für eine konkrete Situation<br />

noch kein erprobtes Handlungswissen gibt.<br />

Absolventen müssen souverän über Fähigkeiten<br />

zur Differenzierung und Horizontüberschreitung,<br />

zum multikausalen Erklären<br />

und Einbeziehen von Paradoxien, Dilemmata,<br />

Zielkonflikten, Alternativen sowie Optionalitäten<br />

verfügen und dies mit stabilen Selbst-<br />

und Sozialkompetenzen verbinden. Genau<br />

darauf sind Akademiker durch ihre Hochschulstudien<br />

vorzubereiten. Hochschulbildung<br />

zielt also auf die Bewältigung von Situationen<br />

jenseits der Routine. Das unterscheidet sie von<br />

anderen Bildungswegen.<br />

Ü BERFACHLICHER QUALIFIKATIONSERWERB IN<br />

F ACHSTUDIEN<br />

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden,<br />

müssen sich die Hochschulen nicht allein der<br />

expliziten Vermittlung von überfachlichen<br />

Fähigkeiten öffnen. Ebenso ist es notwendig,<br />

einer verkürzten Deutung solchen Fähigkeitserwerbs<br />

zu widerstehen. Es genügt nicht, den<br />

Einzelnen und die Einzelne nur für den individualisierten<br />

Kon kur renz kampf zu stählen, aufs<br />

Funktionieren im Bekannten und Gegebenen<br />

hin auszubilden und ergänzend mit Techniken<br />

sozialer Minimalverträglichkeit – Konfliktmanagement,<br />

Kommunikationsfähigkeit – auszustatten.<br />

Benötigt wird vielmehr wissenschaftliche<br />

Urteilsfähigkeit: die Befähigung,<br />

komplexe Sachverhalte methodisch geleitet<br />

und kritisch zu analysieren und zu bewerten.<br />

Akademiker(innen) müssen die Problemhorizonte<br />

der Alltagspraxis überschreiten können.<br />

Lebenskluge Beschäftiger verlangen genau<br />

das, denn: »Praktiker wissen, daß Praxis blind<br />

macht. Sie suchen nicht nach Leuten, die ihre<br />

Blindheit teilen.« (Dirk Baecker: Die <strong>Universität</strong><br />

als Algorithmus. Formen des Umgangs<br />

mit der Paradoxie der Erziehung, in: Berliner<br />

Debatte Initial 3/1999, S. 63–75 [64])<br />

So verstanden sind Schlüsselqualifikationen<br />

individuelle Fähigkeiten, Folgen eigenen<br />

Handelns abzuschätzen und einzuordnen, vermeintliche<br />

Selbstverständlichkeiten in Frage<br />

zu stellen, also: kompetent zu urteilen. Kommunizieren<br />

können, interkulturell agieren,<br />

Wissen verdichten, Informationen verknüpfen<br />

– das sind technische Fähigkeiten, so erlern-<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Tyndales Übersetzung bildete eine Grundlage für die »King James Version«, die<br />

autorisierte Bibel in Großbritannien, die 1611 gedruckt wurde und bis heute die<br />

einflussreichste englische Bibelübersetzung ist.<br />

Am 10. September 2006 reiste ein englisches Film-Team unter der Leitung von<br />

James Buchanan (rechtes Foto, rechts) nach <strong>Halle</strong> und drehte im Magazin der<br />

<strong>Universität</strong>s- und Landesbiblio thek Sachsen-Anhalt eine Sequenz mit dem historischen<br />

Eintrag Tyndales (linkes Foto, Bildmitte). Er ist unter dem Pseudo nym<br />

»Guillelmus Daltici Ex anglia 27 Maij« in der Wittenberger Matrikel von 1524<br />

verzeichnet und wurde im Original von der Leiterin der Handschriftenabteilung<br />

der ULB, Dr. Marita von Cieminski (rechtes Foto, Bildmitte), zweifelsfrei identifiziert.<br />

Der Dokumentationsfilm »The battle for the Bible«, an zahlreichen Schauplätzen<br />

im Ausland gedreht, wird im Dezember in Großbritannien gezeigt.<br />

(Fotos: Paolo Schubert)<br />

bar wie unter Umständen folgenlos. Schlüsselqualifikationen<br />

werden daraus erst, wenn sie<br />

ein eigenes Urteil erlauben.<br />

Es erscheint deshalb abwegig, die Vermittlung<br />

von Schlüsselqualifikationen allein in separierte<br />

Studienmodule zu delegieren. Für die<br />

Vermittlung von Basiskompetenzen – etwa in<br />

Gesprächsführung oder Präsentationstechniken<br />

– kann das sinnvoll sein. Doch im Übrigen<br />

muss die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />

in die Fachstudien integriert werden.<br />

Wie etwa sollen Selbstreflexion, Methodenkompetenz<br />

oder Handlungs folgen abschätzung<br />

unabhängig von (exemplarischen) Fachinhalten<br />

erworben werden? Wo man aber früher annahm,<br />

überfachliche Qualifikationen würden<br />

im Hochschulstudium quasi von selbst entstehen,<br />

da wären sie nun zu explizieren, in Modulbeschreibungen<br />

ausdrücklich auszuweisen,<br />

MEHR ZUM THEMA:<br />

Pasternack, Peer et al.: Die Trends der Hochschulbildung<br />

und ihre Konsequenzen. Wissenschaftlicher Bericht für das<br />

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />

der Republik Österreich, 227 S., Wien 2006<br />

http://www.bmbwk.gv.at/medienpool/13020/studie_<br />

trends_hsbildung.pdf<br />

in den Lehrveranstaltungen zu thematisieren<br />

und in Prüfungen als Teilleistung einzubeziehen<br />

– eine Herausforderung für Lehrende und<br />

Studierende. Die einen müssen beherrschen,<br />

was sie vermitteln sollen; die anderen müssen<br />

aufnahmebereit sein für Lehrgegenstände,<br />

die über reines Fachwissen hinausgehen. Den<br />

Nutzen hätten beide Seiten.<br />

15<br />

I NSTITUT FÜR HOCHSCHULFORSCHUNG WITTENBERG


16<br />

I NDUSTRIERELEVANTE FORSCHUNG AN DER MLU<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Industrierelevante Forschung<br />

an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

R EINHARD NEUBERT UND JOACHIM ULRICH<br />

Die Forschung an der MLU ist schwerpunktmäßig auf die Grundlagenforschung ausgerichtet.<br />

Dies belegen die zahlreichen Forschungsnetzwerke, in die außeruniversitäre Einrichtungen einbezogen<br />

sind. Darüber hinaus ist sich die hallesche <strong>Universität</strong> ihrer Verantwortung hinsichtlich<br />

des Wissens- und Technologietransfers, insbesondere für die Region bewusst. Die MLU verfügt<br />

mit dem Biozentrum, dem Zentrum für Angewandte Medizinische und Humanbiologische Forschung<br />

(ZAMED) und dem im Bau befindlichen BioNanozentrum (TGZ III) über exzellente<br />

Plattformen für die industrierelevante Forschung auf dem weinberg campus. In Kooperation mit<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen leistet sie hervorragende interdisziplinäre Arbeit<br />

und stellt das wissenschaftliche Potenzial bereit, das von den innovativen Unternehmen am<br />

Standort und in der Region für die Entwicklung neuer, marktfähiger Produkte permanent benötigt<br />

wird.<br />

Ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft in der Region Mitteldeutschland<br />

wird die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg mit industrie- und<br />

technologierelevanter Forschung auf verschiedenen<br />

Feldern gerecht.<br />

F ORSCHUNG ÜBER DRITTMITTELVERTRÄGE MIT<br />

I NDUSTRIEBETRIEBEN<br />

Die MLU ist bestrebt, die industrierelevante<br />

Forschung in der Region mit strategischen<br />

Partnern nach dem Modell public private<br />

partnership auszubauen. Ein neues Niveau<br />

der Zusammenarbeit wurde mit der in Mitteldeutschland<br />

angesiedelten Dow Olefinverbund<br />

GmbH erreicht.<br />

ImmoHal<br />

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So wurde die hallesche <strong>Universität</strong> in das europäische<br />

<strong>Universität</strong>s-Programm der Dow<br />

Chemical Company, Midland (MI, USA) aufgenommen,<br />

das heißt sie wurde als eine von<br />

zehn Schlüsseluniversitäten ausgewählt. Um<br />

die jährlichen Finanzzuschüsse von Dow für<br />

die Zusammenarbeit zu regeln, wurde zwischen<br />

der MLU und der Dow Olefinverbund<br />

GmbH am 19. November 2004 ein Kooperationsvertrag<br />

abgeschlossen. Außerdem stellt<br />

Dow der MLU die finanziellen Mittel zur<br />

Auslobung von vier Leistungsstipendien für<br />

deutsche und ausländische Studierende in<br />

den Studiengängen Applied Polymer Science,<br />

Bioingenieurwesen, Chemie, Chemie- und<br />

Umweltingenieurwesen, Physik und Werkstoffwissenschaft<br />

seit November 2005 zur<br />

Verfügung.<br />

Ein weiteres Beispiel für strategische Kooperationen<br />

mit der regionalen Industrie ist<br />

das ChemiePark Institut für industrielle<br />

Vorlaufforschung (CPI). Das CPI wurde im<br />

Dezember 2003 in Bitterfeld gegründet. In<br />

enger Zusammenarbeit mit den <strong>Universität</strong>en<br />

in <strong>Halle</strong> und Leipzig bietet dieses Institut eine<br />

industrielle Vorlaufforschung für die Zukunft<br />

sowohl kleiner und mittelständischer als auch<br />

großer Unternehmen an. Unter Nutzung der<br />

neuesten Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />

wird die in den Bereichen Pharmazie und<br />

Technische Chemie betriebene universitäre<br />

Vorlaufforschung insbesondere für die Entwicklung<br />

neuer Wirkstoffe, Werkstoffe und<br />

Hightech-Spezialchemikalien genutzt.<br />

2005 wurde – als Kernstück eines Forschungs-<br />

und Entwicklungsnetzwerkes für die Kunststoffindustrie<br />

– das Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum<br />

für Polymersynthese und –verarbeitung<br />

Schkopau im ValuePark ® Schkopau<br />

eingerichtet. Eng mit der MLU kooperierend<br />

und essenziell von ihr unterstützt, verfolgt<br />

dieses Zentrum das Ziel, Ergebnisse aus der<br />

Grundlagen- und angewandten Forschung<br />

schneller in neuen Produkten und Verfahren<br />

umzusetzen. Schwerpunkt des Pilotanlagenzentrums<br />

im Bereich Synthese ist, neben der<br />

Entwicklung neuer Polymersysteme und ihrer<br />

Überführung vom Labor- in den Pilotanlagenmaßstab,<br />

die Verfahrensoptimierung im Bereich<br />

Polymerisationstechnik.<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard<br />

Neubert, Jahrgang 1949, studierte<br />

1970–1974 an der MLU Pharmazie<br />

und war dann bis 1992 in Lehre und<br />

Forschung am hiesigen FB Pharmazie<br />

tätig (Approbation zum Apotheker<br />

1976, Promotion 1978, Habilitation<br />

1987). 1992 wurde er zum Professor<br />

für Arzneimittelformen/Bio pharmazie<br />

berufen. 1992–1999 war er Dekan des<br />

Fachbereichs Pharmazie, 1997–1999<br />

Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. 2000–2006<br />

wirkte er als Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und<br />

internationale Beziehungen. Forschungsschwerpunkte: Wirkstoffpenetration<br />

in die menschliche Haut und Wechselwirkungen von Arzneistoffen mit biologischen<br />

Strukturen. Telefon: 0345 55-25000,<br />

E-Mail: reinhard.neubert@pharmazie.uni-halle.de<br />

Prof. Dr. Joachim Ulrich (s. S. 9), Telefon: 0345 55-21450 oder<br />

55-28400, E-Mail: joachim.ulrich@rektorat.uni-halle.de oder<br />

joachim.ulrich@iw.uni-halle.de


Geplant ist auch ein Kunststoffkompentenzzentrum<br />

(KKZ), das künftig mit der Hochschule<br />

Merseburg die Aktivitäten der industrierelevanten<br />

Polymerforschung bündeln soll.<br />

Nach wie vor stellt die industrierelevante Forschung<br />

auf der Basis von Verträgen ein wichtiges<br />

Werkzeug für die Kooperation mit der<br />

Wirtschaft und den Technologietransfer dar.<br />

Im Jahr 2004 schlossen Wissenschaftler(innen)<br />

der MLU 69 Forschungsverträge mit Industriebetrieben<br />

mit einem Finanzvolumen von<br />

1,9 Mio. € ab. Davon entfielen auf die Landwirtschaft<br />

19 Projekte mit 571 000 €, auf die<br />

Ingenieurwissenschaften elf Projekte mit<br />

452 000 €, auf die Pharmazie sechs Projekte<br />

mit 187 000 € und auf die Biologie drei Projekte<br />

mit 123 000 €.<br />

Jeweils rund 35 Prozent der Projekte wurden<br />

2004 in der Region, 50 Prozent national und<br />

15 Prozent international realisiert. Im Jahr<br />

2005 waren es 56 derartige Forschungsverträge<br />

mit einem Finanzvolumen von 906 000<br />

€: für die Landwirtschaft 16 Projekte mit<br />

292 000 €, für die Ingenieurwissenschaften 14<br />

Projekte mit 333 000 € und für die Pharmazie<br />

5 Projekte mit 42 000 €. Je etwa 30 Prozent<br />

der Projekte wurden 2005 in der Region, 48<br />

Prozent national und 21 Prozent international<br />

realisiert.<br />

A N-INSTITUTE AN DER MLU<br />

Die 15 An-Institute an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg haben sich hinsichtlich<br />

der Kooperationen – insbesondere mit<br />

mittelständischen Firmen sowie als Vorstufe<br />

für Ausgründungen – als »Inkubatoren« bestens<br />

bewährt. Sie werben jährlich im Umfeld<br />

der <strong>Universität</strong> ein Drittmittelvolumen von<br />

5 bis 8 Millionen € ein.<br />

Als Modellbeispiel für eine hervorragende<br />

Zusammenarbeit mit einer innovativen Firma<br />

in Sachsen-Anhalt ist das seit Mai 2005 bestehende<br />

Agrochemische Institut Piesteritz<br />

e. V. an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg (AIP) zu nennen, das<br />

die agrochemischen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

der SKW Stickstoffwerke<br />

Piesteritz GmbH optimal mit dem<br />

Forschungspoten zial der halleschen <strong>Universität</strong><br />

verknüpft.<br />

Dieses An-Institut wurde gegründet, weil<br />

eine enge Verflechtung von Grundlagen- und<br />

Anwendungsforschung unerlässlich ist, um<br />

neue agrochemische Produkte erfolgreich zu<br />

entwickeln. Das AIP wird von der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg, der Wirtschaftsförderung<br />

des Landkreises Wittenberg und der SKW<br />

Stickstoffwerke Piesteritz GmbH auf der<br />

Basis eines Kooperationsvertrages betrieben.<br />

Oben: Laborarbeiten im SKW<br />

Unten: Lagerhaus im SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH<br />

Linke Seite: Symmetrische Industrie-Architektur, Schaltwarte und Gewächshaus (Fotos [5]: Archiv SKW)<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Studierende und Doktorand(inn)en der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

übernehmen für die<br />

Laufzeit des Projektes Forschungsaufgaben im<br />

An-Institut. Exzellente wissenschaftliche Expertise<br />

wird so mit industriellem Projektmanagement<br />

und bedarfsorientierter Infrastruktur<br />

eines Chemiestandor tes vereint, um innovative<br />

Produkte und zugleich neue Arbeitsplätze zu<br />

schaffen.<br />

A USGRÜNDUNGSSTRATEGIE DER MARTIN-LUTHER-<br />

U NIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG<br />

Sowohl an der <strong>Universität</strong> als auch in ihrem<br />

Umfeld ein gründerfreundliches Klima zu<br />

schaffen, hat hohe Priorität. Dazu wurde 2004<br />

zusammen mit den Hochschulen im südlichen<br />

Sachsen-Anhalt das Gründernetzwerk Univations<br />

geschaffen, das mittlerweile außerordentlich<br />

erfolgreich arbeitet (s. S. 18/19).<br />

Überdies organisierten Mitarbeiter(innen) der<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät einen<br />

vom Land geförderten Schülerbusinessplanwettbewerb,<br />

um potenzielle Studierende bereits<br />

an den Gymnasien für diese Thema zu<br />

sensibilisieren.<br />

Wissenschaftler(innen) der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät sind außerdem dabei, ein<br />

Institut für Innovation und Entrepreneurship<br />

(IIE) zu gründen – um erstens die Ausgründungen<br />

an der MLU wissenschaftlich zu<br />

begleiten und zweitens den Wissen- und Technologietransfer<br />

nachhaltig zu befördern.<br />

17<br />

I NDUSTRIERELEVANTE FORSCHUNG AN DER MLU


18<br />

I NNOVATIONS- UND GRÜNDERNETZWERK UNIVATIONS<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

<strong>Universität</strong> verändert Gründerklima<br />

Zwei Jahre UNIVATIONS: Erfahrungen und Perspektiven<br />

S USANNE HÜBNER<br />

Führt die deutsche Unternehmerkultur ein Nischendasein? Kürzlich veröffentlichte das Frauenhofer-Institut<br />

für System- und Innovationsforschung einen Bericht über Existenz gründungen aus<br />

Hochschulen und konstatierte, dass in den letzten sieben Jahren im Rahmen des EXIST-Förderungsprogramms<br />

bundesweit bemerkenswerte Verände rungs pro zesse in Gang gesetzt wurden.<br />

Aber die Kultur der unternehmerischen Selbst ständigkeit steckt noch in den Kinderschuhen, und<br />

das kulturelle Klima zu wandeln, ist mühsam. Denn eines steht fest: Um Unternehmertum zu<br />

kultivieren, braucht man Ideen, Menschen, die was unternehmen wollen, ein fruchtbares Klima<br />

und vor allem – viel Zeit und Langmut.<br />

Dr. Reiner Haseloff, Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt (rechts), über reicht Prof.<br />

Dr. Reinhard Neubert, dem Projektleiter von UNIVATIONS, bei der Presse konferenz am 21. Juli 2006 den<br />

Zuwendungsbescheid seines Ministeriums, der die Arbeit von UNIVATIONS bis Ende 2007 garantiert (im<br />

Vordergrund: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Lukas, Chef des Technologie- und Gründerzentrums <strong>Halle</strong>, an dem<br />

UNIVATIONS angesiedelt ist). (Foto: Paolo Schubert)<br />

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(ursprünglich für seite 14 vorgesehen)<br />

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aus einer Hand!<br />

Auch UNIVATIONS, ein Drittmittelprojekt der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg,<br />

greift in diesen Veränderungsprozess ein und<br />

bringt seit 2004 positive Effekte in der Region<br />

hervor. Darum setzt auch das Land Sachsen-<br />

Anhalt in Zukunft auf die Kompetenzen dieses<br />

Innovations- und Gründer netz werks: Trotz<br />

knapper Kassen kann UNIVATIONS – vorerst<br />

bis Ende 2007 – weiterhin Gründungen von<br />

Akademiker(inne)n an Hochschulen in Sachsen-Anhalt<br />

unterstützen. Dr. Reiner Haseloff,<br />

Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes<br />

Sachsen-Anhalt, betonte bei der Übergabe<br />

des Zuwendungsbescheides, die Entscheidung<br />

des Landes sei maßgeblich von der Bilanz der<br />

Netzwerk arbeit bestimmt.<br />

U NTERNEHMERTUM BRAUCHT EIN POSITIVES IMAGE<br />

Von den 69 durch UNIVATIONS begleiteten,<br />

erfolgreich abgeschlossenen Gründungen<br />

kommt der Löwenanteil der vier im Netzwerk<br />

kooperierenden Hochschu len mit allein 33<br />

Gründun gen aus der halleschen <strong>Universität</strong>.<br />

Die betreuten Gründer(innen) ließen fast 200<br />

Arbeitsplätze entstehen. Die Netz werkarbeit<br />

spiegelt sich aber nicht nur in Gründungsprojekten<br />

und Jobs. Beides fließt auch in das<br />

Image der am Netz werk beteiligten Hochschulen<br />

ein. So belegte die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> in den vergan genen drei Jahren<br />

jeweils den zweiten Platz im ego.-Wettbewerb<br />

»Gründerfreund lichste Hoch schule«. 2005<br />

wurde das Podium aus schließlich von Partnerhochschulen<br />

des Netzwerkes besetzt.<br />

W ISSEN ALS BASIS WIRTSCHAFTLICHER<br />

W ERTSCHÖPFUNG<br />

Gründungen, Arbeitsplätze und Image sind<br />

eines. Nachhaltige Effekte des kulturel len<br />

Verän de rungsprozesses brauchen außerdem<br />

ein solides Fundament und eine kompetente<br />

Beratung: Kompetenz stärkt das Selbstvertrauen<br />

und sichert den Markterfolg künfti ger<br />

Unternehmer. Deshalb beginnt der ganzheitliche<br />

Ansatz von UNIVATIONS schon weit<br />

vor der Grün dung und ist zur Konsolidierung<br />

unterneh me rischen Handelns auf den<br />

systemati schen Erwerb gründungsrelevanten<br />

Wissens fokussiert. Interessierten Studierenden,<br />

Absolven t(inn)en und wissenschaftli chen<br />

Mitarbeiter(inne)n der MLU werden auch<br />

im Wintersemester 2006/07 zahlreiche Veranstaltungen<br />

kostenfrei angeboten.


Dabei geht es um:<br />

1. Sensibilisierung für die Option Selbstständigkeit<br />

durch Ringvorlesung und<br />

Planspiele,<br />

2. Wissens- und Kompetenzvermittlung zu<br />

gründungsspezifi schen Themenkomplexen<br />

durch Akademien und Workshops,<br />

3. Identitätsstiftung durch Kommunikation<br />

und community fördernde Netzwerkveranstal<br />

tun gen (Internet-Plattform, Kurse zur<br />

Teamför de rung, Unter nehmertreffs, ein<br />

Gründer-Café ...) und den monatlichen<br />

Newsletter.<br />

V ERÄNDERUNGEN BRAUCHEN ZEIT<br />

UNIVATIONS agiert seit über zwei Jahren.<br />

Dank der Förderung durch das Ministe rium<br />

und die Europäische Union wird auch in Zukunft<br />

an der Nachhaltigkeit der Aktivitäten<br />

zur Grün dungsunterstützung gearbeitet.<br />

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SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Weiterbildung am Weinberg Campus – bei UNIVATIONS im Frühjahr 2006 (Foto: Archiv UNIVATIONS)<br />

V. UNIVATIONS-AKADEMIE<br />

16.–18. NOVEMBER 2006,<br />

Weinberg Campus, mit begrenzter Teilnehmerzahl<br />

R INGVORLESUNG FÜR EXISTENZGRÜNDER( INNEN)<br />

14. NOVEMBER 2006 BIS 16. JANUAR 2007<br />

DIENSTAGS 18–20 UHR,<br />

Melanchthonianum, Hörsaal B<br />

Details im Newsletter und im Internet<br />

unter www.univations.de<br />

Geplant ist außerdem die verstärkte Ansprache<br />

von Multiplikatoren an den Hochschulen;<br />

Innovationen und Gründungen werden in die<br />

regionalen Cluster integriert. Denn ebenso<br />

wie die Beteiligten aus der Wirtschaft bringen<br />

– laut oben zitierter Studie – Pro fes so r(in n)en<br />

und wissenschaftliche Mitarbeiter(innen) das<br />

notwendige Know-how und die Glaub würdigkeit<br />

mit, um den Prozess der wirtschaftlichen<br />

Verwertung aufrechtzuerhalten und zu beschleunigen.<br />

Dr. des. Susanne Hübner,<br />

Jahrgang 1972, studierte 1991–1999<br />

Literaturwissenschaft/Medien- und<br />

Kommunikationswissenschaft /Soziologie<br />

an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<br />

Wittenberg (Promotion 2004 Medien-<br />

und Kommunikationswissenschaften) und<br />

ist seit Juli 2006 als Projektmanagerin<br />

bei UNIVATIONS tätig. Innovations- und<br />

Gründernetzwerk UNIVATIONS an<br />

den Hoch schulen in Sachsen-Anhalt,<br />

Technologiepark weinberg campus, Weinbergweg 23, 06120 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />

Telefon: 0345 55-22955, E-Mail: huebner@univations.de<br />

19<br />

I NNOVATIONS- UND GRÜNDERNETZWERK UNIVATIONS


20<br />

D AS ZENTRUM DER LEHRERBILDUNG IN SACHSEN-ANHALT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Die hallesche <strong>Universität</strong> ist das<br />

Zentrum ...<br />

... der Lehrerbildung in Sachsen-Anhalt<br />

T HOMAS BREMER<br />

Schon immer haben die Lehramtsstudiengänge – für die Grundschule, die Sekundarschule und<br />

das Gymnasium – im Fächerkanon der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> eine wichtige Rolle gespielt.<br />

Das Zentrum für Schulforschung ist eines der angesehensten Forschungsinstitute in diesem Bereich,<br />

die Lehrerbildungskommission übernahm viele Jahre lang für die Studienprogramme eine<br />

Koordinationsfunktion. Nun aber ändert sich in diesem Bereich vieles auf einen Schlag.<br />

Die Zielvereinbarungen des Landes Sachsen-<br />

Anhalt mit den <strong>Universität</strong>en in <strong>Halle</strong> und<br />

Magdeburg legten fest, dass in absehbarer<br />

Zukunft Lehrerinnen und Lehrer – mit Ausnahme<br />

des Berufsschulbereichs – nur noch<br />

in <strong>Halle</strong> auszubilden sind. Zugleich müssen<br />

aber alle Studieninhalte im Zuge des Bologna-<br />

Prozesses, also der Umstellung auf Bachelor-<br />

und Masterprogramme, als »modularisierte<br />

Studiengänge« neu organisiert werden. Und<br />

ebenfalls zur gleichen Zeit soll in einzelnen<br />

Fächern entsprechend dem Landesbedarf in<br />

den nächsten Jahren der Akzent stärker auf<br />

die Ausbildung von Grund- und weniger auf<br />

die von Gymnasiallehrern gelegt werden, weil<br />

sich hier ein verstärkter Bedarf abzeichnet.<br />

Z ENTRUM – ARBEITSGRUPPEN – DIREKTORIUM<br />

Für die Alma mater halensis et vitebergensis<br />

stehen hinter diesen relativ einfach klingenden<br />

Sätzen gewaltige Umstrukturierungsprozesse<br />

und -probleme. Prozessvorbereitung bzw. -begleitung<br />

und Problemlösungen obliegen dem<br />

kürzlich vom Akademischen Senat geschaffenen<br />

Zentrum für Lehrerbildung. Hier laufen<br />

seit dem Sommersemester 2006 die Fäden<br />

dieser Umstrukturierung zusammen und werden<br />

derzeit im Prorektorat für Studium und<br />

Lehre von Dr. <strong>Martin</strong> Winter koordiniert. Der<br />

Auswahl- und Einstellungsprozess für einen<br />

Geschäftsführer läuft und soll so schnell wie<br />

möglich abgeschlossen sein.<br />

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Alle Unterrichtsfächer im Land Sachsen-Anhalt<br />

beziehungsweise an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg haben je eine(n)<br />

Fachsprecher(in); diese bilden zusammen<br />

– abhängig von der Schulform – eine jeweils<br />

eigene Arbeitsgruppe (AG): diejenige für<br />

Gymnasien und Sekundarschulen (Leitung:<br />

Prof. Dr. Elke Hartmann), die AG Grundschule<br />

(Leitung: Dr. Norbert Schulz) und die<br />

AG Förderschule (Leitung Prof. Dr. Andreas<br />

Hinz).<br />

Die Leiter(innen) der Arbeitsgruppen und die<br />

Sprecher(innen) für die Allgemeine Pädagogikausbildung<br />

(Prof. Dr. Hartmut Wenzel), für die<br />

Fachdidaktiken (Prof. Dr. Notburga Protze),<br />

bis 31. August 2006 der Dekan des damaligen<br />

Fachbereichs Erziehungswissenschaften (Prof.<br />

Dr. Alfred Schäfer), seit 1. September 2006<br />

der Dekan der Philosophischen Fakultät III<br />

(Prof. Dr. Georg Theunissen – vgl. auch die<br />

Übersicht zur neuen Struktur der <strong>Universität</strong><br />

S. 7) sowie der Direktor des Interdisziplinären<br />

Zentrums für Schulforschung und Fragen der<br />

Lehrerbildung (Prof. Dr. Werner Helsper) bilden<br />

das Direktorium; der Autor des Beitrags<br />

wurde, in seiner Eigenschaft als Sprecher der<br />

Fachwissenschaften, zum Geschäftsführenden<br />

Direktor des Zentrums gewählt.


V ERGLEICHEN – ÜBERPRÜFEN – BESCHLIESSEN<br />

Hinter dieser Organisationsgliederung stehen<br />

ein erheblicher Arbeitsaufwand und ein<br />

straffer Zeitplan. Bis Anfang Juli mussten die<br />

Vertreter(innen) der einzelnen Fächer – einem<br />

relativ enggefassten Schema entsprechend<br />

– ihre Vorstellungen für die künftigen Inhalte<br />

der Lehrerbildung formulieren, weil nur so<br />

eine Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Diese<br />

Vorstellungen wurden bis zum Semesteranfang<br />

auf ihre formale Korrektheit geprüft und<br />

im Kultusministerium gegengelesen. Auf dieser<br />

Grundlage (und nach Rückfragen, Korrekturen,<br />

Fachbeschlüssen) werden nun einerseits<br />

die Beschlüsse durch Fakultäten und Akademischen<br />

Senat gefasst und andererseits vom<br />

Kultusministerium die anzuwendende Lehrerprüfungsverordnung<br />

erstellt. Da das Lehrerstudium<br />

weiterhin eine Staatsprüfung bleibt<br />

(weil sie sonst nicht den Prüfungen anderer<br />

Bundesländer entsprechen würde), prüfen die<br />

Professorinnen und Professoren sowie die wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter(innen) – anders als<br />

bei ›akademischen‹ Prüfungen – auch weiterhin<br />

auf der Grundlage dieser Verordnung »im<br />

Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt«.<br />

Doch das ist bei weitem nicht alles: Ein erster<br />

Entwurf dazu (noch ohne fachspezifische Bestimmungen)<br />

und eine »Allgemeine Studien-<br />

und Prüfungsverordnung« für die Lehramtsstudiengänge<br />

sollen bereits im Oktober 2006<br />

›stehen‹. Alles muss dann durch die Gremien<br />

und vor Ende Februar 2007 durch die Kultusministerkonferenz<br />

auf föderale Vereinbarkeit<br />

geprüft werden; eine Praktikumsordnung (für<br />

die Schulpraktischen Übungen) und die Zulassungsordnungen<br />

folgen im Frühjahr. Und ganz<br />

am Schluss müssen alle konkretisierten Daten<br />

im Laufe der Sommermonate 2007 in das<br />

elektronische Studien- und Prüfungsverwaltungssystem<br />

eingegeben werden, damit sie zu<br />

Beginn des Wintersemesters 2007/08 vorliegen<br />

und nach ihnen unterrichtet werden kann.<br />

H ILFE FÜR AUSLÄNDISCHE STUDIERENDE E. V. – HAS<br />

P ILOTPROJEKT: ENGLISCH AN GRUNDSCHULEN<br />

Wie man sieht, müssen hier viele Rädchen<br />

– in den Fächern, in den Fakultäten, im Zentrum<br />

für Lehrerbildung und in den <strong>Universität</strong>sgremien,<br />

aber vor allem auch innerhalb<br />

des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt<br />

– ineinander greifen, damit die Neustrukturierung<br />

des gesamten Bereichs der Lehramts-<br />

Ausbildung ein Erfolg werden kann.<br />

Zugleich steht hinter den auf den ersten Blick<br />

rein organisatorischen Problemen in vielen<br />

Fächern auch die Überprüfung und gegebenenfalls<br />

Neuausrichtung von Inhalten. Viele,<br />

wenn nicht alle Fächer können infolge mangelnder<br />

Personalkapazitäten keine gesonderten<br />

Veranstaltungen für Lehramtsstudierende<br />

anbieten. In solchen Fällen ist zu überlegen,<br />

welche Angebote aus dem Bachelor- und<br />

Masterprogramm für künftige Lehrer(innen)<br />

besonders wichtig sind: diese sollten sie dann<br />

unbedingt belegen.<br />

Das Land Sachsen-Anhalt hat sich, anders<br />

als einzelne andere Bundesländer, für eine<br />

Lehramts-Organisation entschieden, die nicht<br />

dieser Abstufung folgt, sondern übergreifend<br />

– aber mit den gestuften Modulen – organisiert<br />

wird. Das ist ein unter Fachleuten sehr<br />

diskutiertes Modell. Es enthält spezifische<br />

Schwierigkeiten, aber auch spezielle Probleme;<br />

ob es sich bewährt (oder vielleicht eines<br />

Tages wieder geändert werden muss), wird die<br />

Zukunft zeigen.<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Nach zwei Jahren intensiven Studiums im Rahmen des berufsbegleitenden Studien ganges »Englisch an Grundschulen« nahmen<br />

im Juli 2006 fünfzehn Grundschul lehrerinnen aus Sachsen-Anhalt die Abschlusszeugnisse in Empfang. Damit wurde das<br />

Pilotprojekt am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Philosophischen Fakultät III der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Universität</strong> erfolgreich beendet.<br />

Nähere Informationen: Annemarie Vetterling, Telefon: 0345 55-23911<br />

E-Mail: annemarie.vetterling@sprachenzentrum.uni-halle.de<br />

Seit 1994 unterstützt der Verein – aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden – unverschuldet in Not geratene ausländische<br />

Studentinnen und Studenten. Die Hilfe erfolgt, nach sorgfältiger Prüfung, kurzfristig und unbürokratisch, zum Beispiel durch<br />

Übernahme von Mieten, Krankenversicherung sowie Beihilfen zum Lebensunterhalt vor Zwischen- und Abschlussprüfungen.<br />

Vorsitzender des Vereinsvorstandes ist der Physiker und Altrektor Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Geschäftsführerin und<br />

Ansprechpartnerin Verena Buchholtz.<br />

Sprechzeit: jeden Mittwoch, 13.30–15.30 Uhr<br />

Telefon: 0345 55-24484, Fax: 0345 55-27007<br />

Besucheradresse: Studienkolleg der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, Nietlebener Straße 6 (<strong>Halle</strong>-Neustadt)<br />

Postadresse: Hilfe für ausländische Studierende e. V.<br />

c/o <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Um auch in Zukunft erfolgreich arbeiten zu können, braucht der HAS e. V. auch Sie als Mitglied und/oder Ihre Spenden:<br />

Hypo Vereinsbank <strong>Halle</strong> – Konto-Nr.: 5100201323 – BLZ 80020086<br />

R EFLEKTIEREN – ENTSCHEIDEN – GESTALTEN<br />

Für die Vertreter(innen) der Fächer bedeutet<br />

all das im Moment eine Phase verstärkter<br />

Selbst reflexion darüber, was in Zukunft an<br />

den Schulen des Landes gelernt werden soll,<br />

aber auch eine Phase der genauen Kalkulation,<br />

was mit dem gegenwärtigen Personalbestand<br />

möglich ist (und was zwar wünschenswert,<br />

aber nicht zu leisten ist). Dass dieser Prozess<br />

manchmal mit großen Schwierigkeiten, mit<br />

manchem lauten Stöhnen gar, verbunden ist,<br />

wissen die Mitglieder und das Direktorium<br />

des neuen Zentrums nur zu gut – aber ebenso,<br />

dass bei den Fächern die Erkenntnis von der<br />

Unumkehrbarkeit der Einführung der neuen<br />

Struktur angekommen ist. Trotz mancher<br />

(teils durchaus berechtigter) Kritik an der<br />

Einführung eines gestuften Studienmodells<br />

mit BA und MA wird sich dieses Modell<br />

gesamteuropäisch durchsetzen, und die lehrerbildenden<br />

Fächer sind zwangsläufig dabei<br />

– auch wenn der Umstellungsprozess sicher<br />

noch einiger Jahre über 2010 hinaus bedarf,<br />

bis daraus wirklich eine »europäische Hochschullandschaft«<br />

geworden sein wird. Für die<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> ist es dabei von entscheidender<br />

Bedeutung, Modelle für ein Lehramtsstudium<br />

zu entwerfen (und sie gegebenenfalls<br />

auch immer wieder zu korrigieren, zu<br />

ändern und neu zu entwerfen), das nicht nur<br />

unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ein<br />

Optimum für die Studierendengeneration entwirft,<br />

sondern so weit wie möglich noch für<br />

die Generation danach gilt: Schließlich prägen<br />

Lehrer(innen) mit dem, was sie selber gelernt<br />

haben, immer mehrere Kinder-Generationen ...<br />

Prof. Dr. Thomas Bremer, Jahrgang<br />

1954, studierte 1973–1977 Romanistik,<br />

Germanistik und Philosophie in Gießen und<br />

Freiburg. Es folgten Lehre und Forschung<br />

an verschiedenen <strong>Universität</strong>en und<br />

anderen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

(Promotion 1990, Habilitation 1994).<br />

Seit 1995 ist er <strong>Universität</strong>sprofessor für<br />

Literaturwissenschaft/Iberoromanistik an<br />

der MLU. 1996–1998 war er Dekan des<br />

FB Sprach- und Literaturwissenschaften,<br />

1998–2003 Prorektor für Studium und Lehre; seit Mai 2006 ist er<br />

Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung der MLU..<br />

Telefon: 0345 55-23530, E-Mail: thomas.bremer@romanistik.unihalle.de<br />

21<br />

D AS ZENTRUM DER LEHRERBILDUNG IN SACHSEN-ANHALT


22<br />

P EER- GROUPS UND SCHULISCHE SELEKTION<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

»Freundschaften könnten entscheidend<br />

sein«<br />

Erziehungswissenschaftler untersuchen Schülergruppen<br />

P AOLO SCHUBERT<br />

Die Aussagen der PISA-Studie haben auch in der Öffentlichkeit für Diskussionen um die Effizienz<br />

des deutschen Bildungssystems gesorgt. Neben den mittelmäßigen Ergebnissen deutscher<br />

Schüler im Leistungsvergleich offenbarten PISA und seine Ergänzungsstudien vor allem eines:<br />

In kaum einem anderen Land ist die soziale Auslese an Schulen so groß wie in Deutschland.<br />

Doch in welcher Form finden Prozesse schulischer Selektion statt? Zur Beantwortung dieser<br />

Frage untersucht das Zentrum für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong> (ZSL) in drei miteinander kooperierenden Forschungsvorhaben die Ausgestaltung von<br />

Selektionsprozessen. Besonderen Wert legt das Team des Projektes »Peer-groups und schulische<br />

Selektion« auf die Analyse des Einflusses schulischer und außerschulischer Gleichaltrigengruppen<br />

auf Bildungsbiographien. In den kommenden Jahren wollen die Beteiligten klären, wie sich<br />

diese peer-groups auf die Leistungsbereitschaft einzelner Schüler auswirken und wie Prozesse<br />

schulischer Leistungsanforderungen und Selektion in komplexen gesellschaftlichen Strukturen<br />

von den Schülern verarbeitet werden.<br />

»Um diese Strukturen möglichst genau abbilden<br />

zu können, erheben wir im ländlichen<br />

und städtischen Milieu Sachsen-Anhalts und<br />

Nordrhein-Westfalens Daten in verschiedenen<br />

Schultypen. Im Rahmen einer geplanten<br />

Längsschnittstudie verfolgen wir die derzeit<br />

11-jährigen Kinder ab der Klassenstufe fünf<br />

bis in den neunten Schuljahrgang, also bis zu<br />

ihrem 15. Lebensjahr. Auswahlkriterien für<br />

unsere Befragungen sind in erster Linie die<br />

Freundschaftskonstellationen der Kinder, die<br />

Anzahl und die Qualität von Freundschaften<br />

sowie verschiedene Formen von Freizeitaktivitäten.<br />

Weitere wichtige Faktoren stellen der<br />

Familiale<br />

Herkunft<br />

Schulischer<br />

Leistungsstatus<br />

schulische Leistungsstatus und die Zugehörigkeit<br />

zu unterschiedlichen soziokulturellen<br />

Milieus dar«, erklärt Diplompädagogin Maren<br />

Zschach, die das Projekt unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger betreut.<br />

F REUNDSCHAFTSBEZIEHUNGEN VERÄNDERN SICH<br />

Zschach vermutet, dass sich Freundschaftsnetzwerke<br />

sehr stark auf die schulische Motivation<br />

und die Leistungsbereitschaft von<br />

Jugendlichen auswirken können. »Wir wollen<br />

untersuchen, welchen Einfluss peer-groups,<br />

schulischer Kontext<br />

Einzelfreundschaften<br />

Peergroups<br />

Formalisierte<br />

Gruppen<br />

Quelle: Projekt „Peer-groups und schulische Selektion - Interdependenzen und Bearbeitungsformen“<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

Philosophische Fakultät III, Institut für Pädagogik<br />

Zentrum für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung<br />

Franckeplatz 1, Haus 31<br />

06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345-5523850 od. 0345-5523855<br />

E-Mail: krueger@paedagogik.uni-halle.de<br />

aber auch Einzelfreundschaften und losere<br />

Freundschaftsnetzwerke auf die Bildungsbiographien<br />

haben und welche Rolle unterschiedliche<br />

Formen von Freizeitaktivitäten spielen.<br />

Besonders interessant erscheinen uns mögliche<br />

Differenzen und ihre Auswirkungen auf<br />

die Schulkarriere der Kinder, die sich aus einem<br />

breiten Spektrum zwischen traditioneller<br />

Quartierskindheit mit hauptsächlich informellen<br />

Gruppen und einer stark termingebundenen<br />

Freizeit, zum Beispiel durch Leistungssport<br />

oder das Pflegen mehrerer bildungsrelevanter<br />

Hobbys ergeben.« Dies verlange<br />

jedoch neben der Betrachtung des schulischen<br />

Kontextes auch die Berücksichtigung außerschulischer<br />

Freundschaftsbeziehungen und<br />

Freizeitaktivitäten.<br />

Es sei zu beobachten, dass sich Beziehungen<br />

der Kinder zu ihren Freundinnen und Freunden<br />

gerade im Zuge des Wechsels auf eine<br />

weiterführende Schule grundlegend verändern.<br />

»Zurzeit beobachten wir, dass aufgrund dieser<br />

biographischen Umbruchs- und Bewährungssituation<br />

auch eine Veränderung innerhalb der<br />

Erfolgreiche<br />

bzw. weniger<br />

erfolgreiche<br />

Bildungs-<br />

Biographien<br />

im Verlaufe der<br />

Sekundarstufe I<br />

Bearbeitung<br />

schulischer<br />

Leistungszuweisung<br />

&<br />

Selektion


Neubau des ZSL in den Franckeschen Stiftungen<br />

(Foto: Paolo Schubert)<br />

Freundschaftsbeziehungen auftritt. So können<br />

häufig langjährige, intensive Beziehungen<br />

nicht aufrechterhalten werden, wenn Freundinnen<br />

oder Freunde nun unterschiedliche<br />

Schulen besuchen.«<br />

M EHRSTUFIGES VERFAHREN<br />

Die Erziehungswissenschaftler nutzen für ihre<br />

Datenerhebung ein mehrstufiges Verfahren.<br />

Zu Beginn wurde ein Fragebogen entwickelt,<br />

um aus einer Gruppe von 150 Schülern der<br />

fünften Klassenstufe aus verschiedenen Schulen<br />

50 Kinder gemäß des Erkenntnisinteresses<br />

der Untersuchung auszuwählen, mit denen<br />

Befragungen durchführt wurden. »Es handelt<br />

sich hier um biografische Interviews, in denen<br />

die Kinder die Möglichkeit haben, auf<br />

wenige erzählgenerierende Fragen aus freien<br />

Stücken ausführlich zu berichten.« Einen<br />

weiteren wichtigen Bestandteil der Erhebung<br />

bilden Gruppendiskussionen, die mit einigen<br />

dieser Kinder geführt wurden, wobei die Teilnehmenden<br />

an den Gesprächsrunden von den<br />

Befragten ausgewählt werden und somit ihrem<br />

engeren schulischen oder außerschulischen<br />

Freundeskreis, wie zum Beispiel im Verein,<br />

entsprechen. Ergänzt werden diese Einzel-<br />

und Gruppeninterviews durch ethnographische<br />

Beobachtungen und Videoaufzeichnungen<br />

der Freizeitaktivitäten. »Wir sind gerade dabei,<br />

die erste Phase abzuschließen«, resümiert<br />

Zschach.<br />

Die so gewonnenen Informationen sollen in<br />

den folgenden Wochen zu spezifischen Schülerportraits<br />

aufbereitet werden. Anhand dieses<br />

Materials kann das Team schließlich eine erste<br />

Typologie verschiedener Freundschaftskonzepte,<br />

Freizeitmuster und unterschiedlicher<br />

bildungsbiographischer Ambitionen der Kinder<br />

vornehmen. »Weitere Erhebungen folgen<br />

jetzt im Abstand von zwei Jahren, bis die<br />

Schülerinnen und Schüler in ihren jeweils aktuellen<br />

Freundschaftsbeziehungen die neunte<br />

Klassenstufe erreicht haben.« Vergleichsdaten<br />

stehen deshalb erst ab der zweiten Erhebungswelle<br />

im Schuljahr 2007/2008 zur Verfügung.<br />

Zschach hofft, dass die Ergebnisse des Projektes<br />

neue Erkenntnisse zur Reproduktion<br />

von sozialen Ungleichheiten an der Schnittstelle<br />

von Schule und Freundschaftskontexten<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

bereitstellen werden. »Zum anderen können<br />

die Resultate einen Beitrag zur aktuellen bildungspolitischen<br />

Debatte um die Ganztagsbildung<br />

leisten, in der das Zusammenspiel von<br />

schulischer und außerschulischer Bildung neu<br />

definiert werden muss.«<br />

Paolo Schubert, Jahrgang 80,<br />

studiert seit 2001 Diplom-Politik wissenschaft<br />

und schreibt seit 2000 für verschiedene<br />

Tageszeitungen<br />

und Jugendmagazine.<br />

Telefon: 0171 8393278<br />

E-Mail: pressestelle@uni-halle.de oder<br />

paolo.schubert@student.uni-halle.de<br />

23<br />

P EER- GROUPS UND SCHULISCHE SELEKTION


24<br />

D AS MITTELDEUTSCHE MULTIMEDIAZENTRUM HALLE<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Mitteldeutsches Multimediazentrum<br />

Innovatives Miteinander<br />

starker Partner aus Wirtschaft und Ausbildung<br />

G ERHARD LAMPE<br />

Das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ) in <strong>Halle</strong> liegt am Westrand des Stadtkerns, wo<br />

die Saale an die Mansfelder und die Ankerstraße grenzt. Es ist ein Ensemble von Gebäudeteilen,<br />

in dem die Architekten Letzel und Freivogel (alle Fotos zu diesem Beitrag: copyright punctum/<br />

Bertram Kober) drei Grundformen kombinieren: Plateau, Kubus und Schwebekörper.<br />

Das Plateau beherbergt Produktionsräume für<br />

Schnittarbeiten; in den Untergeschossen des<br />

Kubus entstehen ein großer Kinoraum mit<br />

neuester Audiotechnik sowie ein hochmodernes<br />

– für Mitteldeutschland einzigartiges<br />

– Studio zur Filmvertonung im sogenannten<br />

THX-Standard.<br />

M IT FEININGERS AUGEN ...<br />

Der Schwebekörper gibt durch sein transparentes<br />

Erdgeschoss den Blick auf das Plateau<br />

frei. Nach Westen hin ist er verglast, die Front<br />

erinnert – vor allem wenn es dunkel ist und<br />

die Räume beleuchtet sind – an übereinander<br />

gestapelte Monitore; nach Osten, zur Stadt<br />

hin, schließt er im zurückgenommenen obersten<br />

Geschoss mit einen großen, allen Mietern<br />

offen stehenden Besprechungsraum ab – dem<br />

Panoramaraum mit »Feiniger-Blick« (nebenstehendes<br />

Foto), einer phantastischen Sicht<br />

auf die Altstadt, vom Dom über den fünftürmigen<br />

Markt bis zur Moritzkirche.<br />

Die Westseite (Fotos auf S. 23) lässt Mieter<br />

und Besucher über die Saale auf die Saline<br />

schauen und historische Vergleiche ziehen: Im<br />

Informationszeitalter haben Medien eine ähnlich<br />

fundamentale Bedeutung wie die Salzgewinnung<br />

in vorindustrieller Zeit. Ist das MMZ<br />

also eine moderne Saline?<br />

B AUPLATZ MIT ZUKUNFT<br />

Sie könnte es werden. Sieben Jahre vergingen<br />

von der Idee bis zum Bezug. Die ersten Überlegungen<br />

kamen 1998 aus dem Mitteldeutschen<br />

Film- und Fernsehproduzentenverband.<br />

Vor allem Klaus Kuka warb in der Medienwirtschaft<br />

und bei Ausbildungsstätten um Mitstreiter.<br />

Stadt, Land und EU ermöglichten die<br />

Realisierung.<br />

Orientierungstafeln im Foyer spiegeln die<br />

Vielfalt des MMZ. Um nur wenige Logos zu<br />

erläutern: »Lettow TV«, eine regionale TV-<br />

Produktionsfirma; »Staminamedia«, eine junge<br />

Filmproduktion, die zusammen mit Mika<br />

Kaurismäki das road movie »Honey Baby« in<br />

die Kinos brachte; »s.a.m – die agentur«, die<br />

Medienproduktion, Projektmanagement, Kommunikationsdesign<br />

als Komplettlösung anbiete.<br />

Computerspieleentwickler »Radon Labs«<br />

aus Berlin hat hier eine Filiale; »Moving<br />

Elements« realisiert Internet- und Intranetauftritte<br />

mit dem Schwerpunkt 3D- und Virtual<br />

Reality; das »Sprechatelier Nebert« rundet<br />

die Arbeitsfelder der neuen Medien ab.<br />

M EDIALES »W HO IS WHO«<br />

Etliche Logos im Mitteldeutschen Medienzentrum<br />

lesen sich wie ein who is who deutscher<br />

Medienproduzenten:<br />

Es gibt national und international operierende<br />

Film- und TV-Produktionsfirmen wie die<br />

»NFP teleart«, die als Teil der NFP-(Neue<br />

Filmproduktion) Gruppe der Brüder Alexander<br />

und Stefan Thies u. a. Kinofilme (»<strong>Luther</strong>«),<br />

TV-Movies (»Dr. Sommerfeld«) und Serien<br />

(»Die Frau des Architekten«), Dokumentationen<br />

(über Joseph Goebbels) und Animationsfilme<br />

(»Mainzelmännchen«) produziert und<br />

verkauft.<br />

»Motion Works« (Tony Loeser) ist eine der<br />

erfolgreichsten Animationsfilmwerkstätten<br />

Deutschlands. Filme wie »Der kleine Eisbär«<br />

(Teil 1 und 2), »Lauras Stern« (im Auftrag<br />

von »Cartoon-Film« und »Warner Bros.«)<br />

und die Eigenproduktionen »Globi und der<br />

Schattenräuber« und die »Piratengeschichten«<br />

kennt jedes Kind. Die Gründung der »Motion<br />

Works« erfolgte 1998, und der Entschluss,<br />

nach <strong>Halle</strong> zu ziehen, hing ausdrücklich mit<br />

dem kreativen Umfeld der regionalen Hochschulen<br />

und der MMZ-Idee zusammen.<br />

»Schmidtz Katze Filmkollektiv« (Leander<br />

Carell, Patrick Knippel) agiert von <strong>Halle</strong><br />

und Berlin aus als europäischer Netzwerk-<br />

Partner. Seit 2003 entwickelt und produziert<br />

»Schmidtz Katze« Spielfilme für den nationalen<br />

und internationalen Markt (»Devot«,<br />

»Liebes Spiel«).<br />

Zu den führenden »Full Service«-Mediendienstleistern<br />

Deutschlands zählt »cine plus«.<br />

Das Unternehmen (Hauptsitz in Berlin) deckt<br />

alle Bereiche und Phasen audiovisueller Produktion<br />

ab. Schwerpunkt ist der Einsatz innovativer<br />

Technologien in Spielfilmen (»Komm<br />

näher«) und Dokumentarfilmprojekten (»Die<br />

große Stille«).<br />

Die Jürgen Kleinig Filmproduktion vertritt<br />

die 2003 eröffnete Dependence der »Marco<br />

Polo Film AG«, die in erster Linie Naturdokumentationen<br />

und Umweltreportagen für<br />

das Fernsehen produziert. Als Produzent von<br />

»Magnolia« kooperiert Kleinig eng mit<br />

»digital images«. Der Spezialist für die Digitalisierung<br />

von Bild und Ton entwickelte sich<br />

seit 1999 zu einem der größten DVD-Studios<br />

Europas. Zum Repertoire gehören Hollywood-<br />

Blockbuster, Film-Klassiker, Dokumentationen<br />

(so preisgekrönte Editionen der Händel-<br />

Opern »Tamerlano« und »Teseo«), TV-Serien<br />

und Autorenfilme (Arthaus-Edition).<br />

Die Firma ist nunmehr zu groß für das MMZ<br />

und bleibt deshalb in den Produktionsstätten<br />

am Waisenhausring 9.<br />

Andere Firmen ziehen später ein, wenn auch<br />

Kubus und Plateau ausgebaut sind – etwa<br />

das Team von »Metrix«, das viele Kino- und<br />

TV-Produktionen (»SOKO Leipzig«) auch<br />

hörenswert gestaltet hat, oder die »IOSONO<br />

Production GmbH«, das jüngste spin-off<br />

des Ilmenauer Fraunhofer-Instituts für Digitale<br />

Medientechnologie unter der Leitung des<br />

MP3-Miterfinders Karlheinz Brandenburg, die<br />

im MMZ ein europäisches Schulungszentrum<br />

für Regisseure und Tontechniker aufbauen<br />

wird.


M ITTELDEUTSCHER MEDIEN-MIX ...<br />

Man sieht: Im MMZ findet sich ein guter Mix<br />

aus versierten, etablierten Medienproduktionsfirmen<br />

und newcomern, der die ganze Bandbreite<br />

neuer Medien repräsentiert und eine<br />

spürbare Eigendynamik aufweist.<br />

Es ist ein Verdienst der Geschäftführerin der<br />

städtischen GmbH »Mitteldeutsches Multimediazentrum<br />

<strong>Halle</strong>«, Katerina Hagen, diese<br />

auch ökonomisch potenten Kräfte gebündelt<br />

zu haben.<br />

Mit dem Pfund dieser Produktionskapazitäten<br />

kann das MMZ gar nicht genug wuchern,<br />

wie auch mit dem Vorteil der universitären<br />

Einrichtungen und anderer Weiterbildungsinstitutionen,<br />

deretwegen manche Firmen sich<br />

überhaupt nur in <strong>Halle</strong> ansiedelten.<br />

U NIVERSITÄRE PRÄSENZ<br />

Die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> ist dreifach im<br />

Mitteldeutsche Medienzentrum vertreten:<br />

1. mit dem Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften;<br />

2. dem »Hallischen Institut für Medien«<br />

(HIM, als gemeinnützig anerkannter Verein<br />

und zugleich ein klassisches universitäres An-<br />

Institut) und<br />

3. der »<strong>Halle</strong>schen Europäischen Journalistenschule<br />

für Multimediale Autorschaft / Alfred<br />

Neven DuMont« (HALESMA / A.N.D.), die<br />

vom HIM organisiert wird und auf der Kooperation<br />

der <strong>Universität</strong> mit dem Verlagshaus M.<br />

DuMont Schauberg fußt.<br />

Das Verlagshaus M. DuMont Schauberg<br />

unterstützt auch seit 2003 durch Sach- und<br />

Personalmittel den fachlich mit der Fakultät<br />

Design der »Burg« verbundenen Masterstudiengang<br />

»Multimedia & Autorschaft« .<br />

Bisher bot das Institut für Medien & Kommunikation<br />

einen achtsemestrigen Hauptstudiengang<br />

»Medienwissenschaften« an, der<br />

jetzt durch einen sechssemestrigen Bachelorstudiengang<br />

ersetzt wird, der stärker auf Berufsfähigkeit<br />

abzielt. Das MMZ ist auch für<br />

diese neue Situation der richtige Ort. Die von<br />

Produzenten nachgefragten analytisch-diskursiven<br />

und angewandt-kreativen Kompetenzen<br />

werden durch Vorlesungen und Seminare<br />

zur Geschichte von Film, TV, Internet und<br />

zur Audiokultur angelegt; mehr noch als im<br />

auslaufenden Magisterstudiengang vertiefen<br />

Analyse- und Praxisseminare zu relevanten<br />

Bereichen der audiovisuellen Produktion<br />

(Drehbuch, Dramaturgie, Regie, Produktion,<br />

Postproduktion) und zu Multimedia exemplarische<br />

Erfahrungen. Am Institut wird mit<br />

Textformaten gearbeitet (regelmäßig erscheint<br />

ein »MuK-Journal«), im Tonstudio entstehen<br />

Audiobeiträge für das eigene, internetbasierte<br />

»UniMono« und das freie »Radio Corax«<br />

(s. scientia halensis 2/06, S. 41); Internetprojekte,<br />

beispielsweise zum deutschen Fernsehkrimi,<br />

bieten Gelegenheit zur multimedialen<br />

Präsentation von Wissenschaftsergebnissen;<br />

dokumentarische Videos werden gedreht, von<br />

denen einige auf bekannten Festivals starteten<br />

(so auf dem »sehsüchte«-Festival der Hochschule<br />

für Film und Fernsehen in Potsdam-<br />

Babelsberg oder auf dem Leipziger Dokumentarfilmfestival);<br />

es wurde eine soap opera<br />

»Unistadt» produziert, deren 26 je 15-minütige<br />

Folgen im regionalen Fernsehsender »TV:<br />

<strong>Halle</strong>« ausgestrahlt wurden.<br />

P RAKTIKUM – PRODUKTION – PROFESSION<br />

Das MMZ ist auch deshalb ideal, weil hier<br />

professionelle Felder existieren, die Studierenden<br />

Praktikumsplätze und Absolvent(inn)en<br />

nach dem Studium Arbeit geben: Einige sind<br />

bereits bei »digital images« als DVD-Projektmanager<br />

und Film-Autor(inn)en, bei »Staminamedia«<br />

als Producer, bei »Metrix« als Assistent<br />

von Filmmischungen tätig. Mitarbeiter<br />

der Firmen halten auch gern Gastvorträge und<br />

erweitern so die akademischen Horizonte.<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Zum Beispiel wird mit »Magnolia« eine studentische<br />

Gruppe Drehbücher nicht nur nach<br />

filmphilologischen Kriterien sezieren, sondern<br />

auch unter produktionsbezogenen Aspekten<br />

lektorieren lernen.<br />

Außer den universitären Studiengängen ist<br />

im MMZ noch eine besondere Institution untergebracht,<br />

die als eine Art Brücke zwischen<br />

Ausbildungs- oder Studiengängen und der<br />

Medienwirtschaft und ihren Berufen fungiert:<br />

die »International Academy of Media and Arts<br />

(<strong>Halle</strong>-Academy)«. Sie ist eine Bildungsinitiative<br />

von Unternehmen der Film- und Medienwirtschaft<br />

vornehmlich in Mitteldeutschland<br />

und ergänzt die bestehenden Hochschul- und<br />

Ausbildungsangebote durch spezialisierte und<br />

marktorientierte Kurse. Absolvent(inn)en in<br />

den Markt zu integrieren und den Nachwuchs<br />

mit der europäischen Produktionslandschaft<br />

vertrauter zu machen, sind primäre Ziele des<br />

gemeinnützigen Vereins. Bislang fanden vor<br />

allem die »European Animation Masterclass«<br />

Beachtung: Absolvent(inn)en aus ganz Europa<br />

realisieren hier kurze Animationsfilme. Auch<br />

andere Weiterbildungen sind angelaufen, etwa<br />

im Bereich Filmmanagement oder Digitaler<br />

Content.<br />

M EDIALE KORRELATIONEN<br />

Davon profitiert auch die Medienwissenschaft.<br />

So wird am Institut die Dissertation<br />

Jörg Bachmaiers betreut, der für »Moving<br />

Elements« und »Endemol USA« tätig ist, aus<br />

nächster Nähe Konversionen von Filmsets und<br />

PC-Spielen kennt und unter narrativen und ästhetischen<br />

Gesichtspunkten analysieren wird.<br />

Ohne das MMZ gäbe es diesen Kontakt kaum.<br />

Fazit: Vom MMZ profitieren alle Beteiligten<br />

– die Medienwirtschaft findet ein Netzwerk<br />

professioneller Medienarbeiter vor, zieht aus<br />

den akademischen Atmosphären Anregungen<br />

und rekrutiert hier ihren Nachwuchs. Die <strong>Universität</strong><br />

kann ihre Studiengänge optimieren<br />

und besser auf die Berufsfähigkeit hin orientieren.<br />

Damit wird nicht nur der Medienstandort<br />

<strong>Halle</strong>, sondern auch der Studienort <strong>Halle</strong><br />

attraktiver. Das MMZ erhöht die Chancen<br />

der <strong>Universität</strong> auf dem freien Bildungsmarkt<br />

konkurrierender Anbieter erheblich.<br />

Prof. Dr. Gerhard Lampe, Jahrgang<br />

1950, ist seit 1997 einer von vier<br />

Professoren am Institut für Medien- und<br />

Kommunika tionswissenschaften der MLU.<br />

Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

des DFG-Sonderforschungsbereichs<br />

»Bildschirmmedien« an der Uni Siegen<br />

und künstlerisch-wissen schaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Kunsthochschule für<br />

Medien Köln. Jahrelang arbeitete er als<br />

Autor, Regisseur und Produzent von Dokumentarfilmen (HR, NDR, WDR, ZDF).<br />

Telefon: 0345 55-23580/81;<br />

E-Mail: gerhard.lampe@medienkomm.uni-halle.de.<br />

25<br />

D AS MITTELDEUTSCHE MULTIMEDIAZENTRUM HALLE


26<br />

FST – FORSCHUNGSSTELLE FÜR BILDUNG OHNE BARRIEREN<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Bildung ohne Barrieren?!<br />

Balancieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit ...<br />

C HRISTA SCHLENKER-SCHULTE UND JOHN ALBERTINI<br />

Bildung ohne Barrieren – das darf keine Frage sein! Vielmehr ist sie ein gesetzlich verbrieftes<br />

Recht in den USA wie in Deutschland. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />

schreibt im Artikel 3, Absatz 3, fest: »Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt<br />

werden« und erteilt somit den Auftrag, Bildung ohne Barrieren zu gewährleisten. Eine Reihe<br />

weiterer Gesetze, zum Beispiel das Bundesgesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen<br />

(BGG), das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), seit 18.08.2006 in Kraft, und Verordnungen<br />

bilden die Basis für die Umsetzung dieses Auftrags. Zielführend für einen barrierefreien<br />

Zugang zu Information und Kommunikation sind die Kommunikationshilfeverordnung, die Barrierefreie<br />

Informationstechnik-Verordnung und die Verordnung über Barrierefreie Dokumente in<br />

der Bundesverwaltung.<br />

Das Hochschulrahmengesetz verpflichtet die<br />

Hochschulen in § 2, Abs. 4 dazu, ihre Angebote<br />

so zu gestalten, dass behinderte Studierende<br />

diese möglichst »ohne fremde Hilfe in Anspruch<br />

nehmen können«.<br />

In den USA gab es sehr viel früher als in<br />

Deutschland wegweisende Bestimmungen:<br />

›The Rehabilitation Act 1973‹ und ›The Americans<br />

with Disabilities Act of 1990‹<br />

(vgl. http://www.rit.edu/~371www/rightsandresponsibilities.php3<br />

24.7.06).<br />

D ER SINN DES ZWEI-SINNE-PRINZIPS<br />

Das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an<br />

Bildung braucht eine Umwelt, die es erlaubt,<br />

die ses Recht zu realisieren. Bildungsprozesse<br />

ohne Barrieren sind nur dann möglich, wenn<br />

Men schen Paragraphen mit Leben füllen,<br />

Verantwortung für sich und andere übernehmen<br />

und ihre Rechte einfordern. Es bedarf<br />

der Schärfung des Blicks, um die Vielzahl<br />

der Barrieren auf zu spüren. Fantasie und Kreativität<br />

und vor allem die Mitarbeit der Betroffenen<br />

ist erfor der lich, um im Einzelfall<br />

bestimmte Barrieren abzubauen, ohne zugleich<br />

für andere Menschen andere Barrieren aufzubauen.<br />

So informiert ein Schriftdisplay in der<br />

Straßenbahn zwar Studierende mit Hörschädigung<br />

über Haltestellen, Fahrgäste mit einer<br />

starken Sehbehinderung jedoch sind auf eine<br />

gut verständliche Ansage angewiesen. Dieses<br />

Zwei-Sinne-Prinzip (hören und sehen oder sehen<br />

und fühlen) ist obligatorisch.<br />

B ARRIEREN-ABBAU GEHT ALLE AN!<br />

Bildung ohne Barrieren beginnt mit dem freien<br />

Zugang zu Gebäuden und Informationen:<br />

Bahnhöfe, Ampeln, Straßenbahnen, Treppen,<br />

Türen bis hin zu Orientierungstafeln und zur<br />

Beschriftung von Räumen erschweren Bildungswilligen<br />

mit Bewegungseinschränkung<br />

und Sehbehinderung den Zugang zu Gebäuden.<br />

Ist ein Vorlesungsraum erreicht, tun sich<br />

weitere Barrieren auf: Sitzmöglichkeiten,<br />

Lichtverhältnisse, Raumakustik, Präsentationstechnik<br />

(Beamer zur Visualisierung von<br />

Gesprochenem für Lernende mit Hörbehinderung;<br />

Mikrofon und Lautsprecher für Lernende<br />

mit Hör- und Sehbehinderung; Anschlussmöglichkeiten<br />

für individuelle technische<br />

»... hab immer die Lehrer drauf<br />

aufmerksam gemacht, dass es<br />

bei mir halt net so schnell geht<br />

beim Schreiben und mit dem<br />

Hören und so. Dann haben die<br />

mal kurz langsam ge macht, zum<br />

Beispiel fünf Minuten war das<br />

dann ein bisschen langsam und<br />

dann ging’s normal los, also<br />

da war überhaupt kein gutes<br />

Verständnis.«<br />

Franckeschen Stiftungen, Haus 31 (die ehemalige »Arbeiter- und Bauern-Fakultät«), alte Ansicht (Foto:<br />

Archiv der Franckeschen Stiftungen)<br />

FORSCHUNGSSTELLE ZUR REHABILITATION VON<br />

MENSCHEN MIT KOMMUNIKATIVEN BEHINDERUNGEN<br />

E. V. AN DER MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT<br />

HALLE-WITTENBERG<br />

Franckeplatz 1, Haus 31<br />

D–06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-23773<br />

Telefax: 0345 55-27271<br />

E-Mail: fst@paedagogik.uni-halle.de<br />

Internet: http://www.fst.uni-halle.de/<br />

Hilfen usw.). Entscheidend ist die Antwort<br />

auf die Frage: Sind die Lehrenden bereit, ihre<br />

Lehre ohne Barrieren zu gestalten?<br />

Das Wissen um Barrieren allein genügt nicht.<br />

Ein immerwährendes Bewussthalten der Notwendigkeit<br />

und Veränderung von Gewohnheiten<br />

sind gefordert:


»Das nervt mich total, dass<br />

Leute nicht hören, was der<br />

Lehrer sagt ... Da hinten wird<br />

geklopft mit dem Bleistift<br />

auf dem Tisch und all diese<br />

Nebengeräusche, die für die<br />

Hörenden quasi un interessant<br />

sind. Die merken das gar nicht,<br />

die interessiert das nicht.«<br />

(Stimmen schwerhöriger Teilnehmer[innen]<br />

einer Bildungsmaßnahme).<br />

Ansicht des Hauses 31 (jetzt Sitz der Forschungsstelle) nach der behindertengerechten Renovierung (Foto:<br />

Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativen Behinderungen e. V. an der MLU)<br />

V ERSCHIEDENE BEHINDERUNGEN – VERSCHIEDENE<br />

E RWARTUNGEN<br />

Menschen mit Behinderungen können oft<br />

ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten nicht<br />

einsetzen, weil die Umgebung nicht auf diese<br />

eingestellt ist.<br />

So kann etwa ein stark sehbehinderter<br />

Mensch, seine Fähigkeit, konzentriert zuzuhören<br />

und hinzuhören, nur nutzen, wenn in<br />

einem Vortrag Bilder oder Versuche gleichzeitig<br />

gesprochen kommentiert werden.<br />

Ein gehörloser oder stark schwerhöriger<br />

Mensch dagegen wird einem Vortrag oder<br />

einer Diskussion nur folgen können, wenn<br />

Gesprochenes visualisiert wird. Funktionierende<br />

Lautsprecher, eine klare Aussprache,<br />

schallgedämmte Räume sind eine Wahrnehmungsvoraussetzung<br />

für beide Gruppen.<br />

E INFACHE LÖSUNGEN FÜR ALLE?<br />

Das Disability Service Office des Rochester<br />

Institutes of Technology empfiehlt für die sehr<br />

unterschiedlichen Erwartungen und Anforderungen<br />

von Menschen mit Behinderungen folgendes:<br />

Offenheit gegenüber den Vorschlägen<br />

von Studierenden, die am besten wissen, wie<br />

man ihren verschiedenen Bedürfnissen gerecht<br />

werden kann.<br />

Auf der englischsprachigen Homepage http:<br />

//www.rit.edu/~371www/disabilityinformation<br />

.php3 (26. Juli 2006) erhalten Studierende und<br />

Lehrende darüber hinaus sehr spezifische, auf<br />

Prof. Dr. Christa Schlenker-<br />

Schulte, Jahrgang 1951, studierte<br />

1970–1978 Grund-, Hauptschul- und<br />

Sonderpädagogik (Lehramt und<br />

Diplom) in Weingarten und Heidelberg.<br />

1979–1992 lehrte und forschte sie an<br />

der Forschungsstelle für Angewandte<br />

Sprachwissenschaft zur Rehabilitation<br />

Behinderter an der PH Heidelberg<br />

(Promo tion 1991 in Köln mit den Fächern<br />

Patholinguistik, Heilpädagogische<br />

Psychologie und Gehörlosenpädagogik). Seit 1997 ist sie Professorin für<br />

Sprachbehindertenpädagogik und leitet das An-Institut Forschungsstelle zur<br />

Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (FST) an<br />

der MLU. Telefon: 0345 55-23773,<br />

E-Mail: schlenker-schulte@paedagogik.uni-halle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

die besonderen Fähigkeiten und Probleme einzelner<br />

Gruppen abgestimmte Anregungen und<br />

Vorschläge für die Gestaltung von Bildungsprozessen.<br />

Das Deutsche Studentenwerk bietet umfassende<br />

Informationen fin der Broschüre ›Studium<br />

und Behinderung‹ an:<br />

http://www.studentenwerke.de/pdf/<br />

Broschuere_Studium_und_Behinderung_<br />

Gesamt_2006.pdf, 26.7.2006<br />

Das Bemühen, Barrieren abzubauen, zahlt<br />

sich für alle Beteiligten aus. Dies gilt auch für<br />

eine barrierefreie Gestaltung elektronischer<br />

Information, die eine klare Textgestaltung<br />

ein schließt. Wird das Zwei-Sinne-Prinzip beachtet,<br />

profitieren alle. Offenheit, Sensibilität<br />

und Achtsamkeit gegenüber Anfragen, Bitten,<br />

Vorschlägen zur Gestaltung von Veranstaltungen<br />

und Medien, gepaart mit Kreativität in der<br />

Umsetzung, sind gefragt.<br />

Bildung ohne Barrieren ermöglicht Bildung<br />

über die gesamte Lebensspanne.<br />

Im Projekt ›Class Act‹ des National<br />

Technical Institute for the Deaf haben<br />

gehörlose und schwer hörige Studierende<br />

eine Liste erarbeitet, die helfen soll,<br />

Lehrveranstaltungen ohne Barrieren zu<br />

gestalten. Auf der Projekt-Homepage<br />

(http://www.rit.edu/~classact/side/<br />

studentperspectives.html, 26.07.2006)<br />

kommen Studierende und Hochschullehrer<br />

mit konkreten Anregungen zu Wort.<br />

Prof. Dr. John Albertini, Jahrgang<br />

1945, studierte 1969–1976 an der<br />

Georgetown University Washington<br />

Linguistik und, als Nebenfach, Struktur<br />

der deutschen Sprache (Promotion 1976).<br />

Seit 1985 ist er Professor am National<br />

Technical Institute for the Deaf (NTID),<br />

Rochester Institute of Technology (RIT) und<br />

leitet dort das Department of Research<br />

and Teacher Education<br />

(http://www.ntid.rit.edu/). 96 Lomb<br />

Memorial Drive, Rochester, New York 14623-5603.<br />

Telefon: 585-475-6276,<br />

E-Mail: John.Albertini@rit.edu<br />

27<br />

FST – FORSCHUNGSSTELLE FÜR BILDUNG OHNE BARRIEREN


28<br />

I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Quantensprung zum<br />

internationalen Master<br />

Studentenaustausch zwischen <strong>Halle</strong> und Bratislava<br />

R ALF MICHAEL EBELING UND AXEL STOLZE<br />

Die langjährigen Beziehungen zwischen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der <strong>Martin</strong>-<br />

<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg und der Wirtschaftsuniversität Bratislava wurden im März<br />

1995 durch den »Vertrag über wissenschaftliche Zusammenarbeit« auf eine neue Basis gestellt.<br />

In diesem Zusammenhang wurde an der Wirtschaftsuniversität Bratislava im Jahr 1998 der<br />

Deutschsprachige Studiengang eingerichtet, der seitdem einen festen Bestandteil des Lehrangebots<br />

bildet.<br />

Feierliche Zeugnisübergabe an die Absolventen des Masterstudiengangs 2006 an der Wirtschaftsuniversität<br />

Bratislava (Foto: Wirtschaftsuniversität Bratislava)<br />

Aufgrund der räumlichen Nähe zum deutschen<br />

Sprachraum und des traditionell hohen<br />

Stellenwertes der deutschen Sprache in der<br />

Slowakei gibt es an der dortigen Wirtschaftsuniversität<br />

viele Studierende, die über sehr gute<br />

deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Diese erhalten<br />

so die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse<br />

zu vertiefen und sich neben ihrem regulären<br />

Studium Kenntnisse der Betriebs- und<br />

Volkswirtschaftslehre sowie der Wirtschaftsinformatik<br />

anzueignen, wie sie im deutschsprachigen<br />

Raum gelehrt werden. Das Zusatzstudium<br />

wird durch Professor(inn)en und<br />

Dozent(inn)en der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg und der Johannes-Keppler-<br />

<strong>Universität</strong> Linz begleitet.<br />

ImmoHal Anzeige<br />

D ER BINATIONALE MASTERSTUDIENGANG<br />

Als Spezifizierung des Ergänzungsstu dienganges<br />

wurde im Sommersemester 2005 der<br />

bi nationale Masterstudiengang »Internationales<br />

Finanzmanagement« implementiert.<br />

Dieser viersemestrige Aufbaustudiengang mit<br />

durchgehend deutschsprachigen Vorlesungen<br />

steht grundsätzlich allen Interessierten offen.<br />

Die ersten beiden Semester werden an der<br />

Wirtschaftsuniversität Bratislava, die letzten<br />

Prof. Dr. Ralf Michael Ebeling,<br />

Jahrgang 1959, studierte 1978–1983<br />

Betriebswirtschaftslehre an der <strong>Universität</strong><br />

Dortmund. 1984–1993 war er wissenschaftlicher<br />

Assistent an der RWTH Aachen<br />

(Promotion 1987, Habilitation 1993).<br />

Seit 1993 ist er Vertreter bzw. Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Externes Rechnungswesen<br />

und Wirtschaftsprüfung an der MLU.<br />

Anschrift: Große Steinstraße 73, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-23360, Fax: 0345 55-27280,<br />

E-Mail: ralf.ebeling@wiwi.uni-halle.de<br />

beiden Semester an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

in <strong>Halle</strong> absolviert.<br />

Ziel dieses Studienganges ist es, den Studierenden<br />

die Tragweite finanzwirtschaftlicher<br />

Entscheidungen zu verdeutlichen und ihnen<br />

Ansätze zur Lösung von Entscheidungsproblemen<br />

im internationalen Geschäftsleben zu<br />

vermitteln. An die Absolvent(inn)en wird ein<br />

gemeinsamer Abschluss als Master of Science<br />

(M. Sc.) der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> mit der<br />

Wirtschaftsuniversität Bratislava vergeben.<br />

T RADITIONELLE AUSLANDSSEMINARE<br />

Den dritten Baustein dieser Kooperation<br />

zwischen der halleschen <strong>Universität</strong> und der<br />

Wirtschaftsuniversität Bratislava bilden die<br />

regelmäßig durchgeführten Auslandsseminare,<br />

die Studierende aus <strong>Halle</strong> nach Bratislava<br />

führt. Im Gegenzug empfängt die hallesche<br />

<strong>Universität</strong> dann slowakische Studierende. In<br />

diesem Jahr fand der Austausch zum zehnten<br />

Mal statt. Zweck desselben ist es, Unternehmen<br />

aus dem jeweils anderen Land kennen zu<br />

lernen und einen Einblick in deren Organisations-<br />

und Managementstruktur zu gewinnen.<br />

Ende August/Anfang September erlebten zunächst<br />

deutsche Student(inn)en ein vielseitiges<br />

Exkursionsprogramm in und um Bratislava,<br />

so zur hochmodernen Margarinefabrik Palma<br />

Tumys, zu DELL SLOVAKIA und zu Volkswagen<br />

Bratislava; dann lernten slowakische<br />

Studierende bei ihrem Aufenthalt in <strong>Halle</strong><br />

DOW Chemical Schkopau kennen, besuchten<br />

die HAVAG, die Müllverbrennungsanlage<br />

MVV TREA Leuna GmbH und das Druckhaus<br />

der Mitteldeutschen Zeitung, wo sie den<br />

Andruck einer Wochenendausgabe erlebten.<br />

Darüber hinaus referierten und diskutierten<br />

die Studierenden wie gewohnt zu aktuellen<br />

Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

Eine Vielzahl deutscher Unternehmen hat bereits<br />

die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes<br />

Slowakei erkannt und ist an qualifizierten<br />

Absolvent(inn)en mit deutschen Sprachkenntnissen<br />

interessiert. Dies widerspiegelt sich in<br />

der Resonanz slowakischer Studierender auf<br />

den Master- und Ergänzungsstudiengang und<br />

das Auslandsseminar.<br />

PD Dr. Axel Stolze, Jahrgang 1942, studierte 1961–1965<br />

Volkswirtschaftslehre an der MLU. Seit 1966 ist er als wissenschaftlicher<br />

Assistent (Promotion 1970, Habilitation 1988), später als Privatdozent<br />

am Institut für Wirtschafts informatik und Opera tions Research an<br />

der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät tätig. Seit 1997 ist er<br />

zudem Geschäftsführer am Institut für Unter nehmensforschung und<br />

Unternehmensführung an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

e. V. (ifu).<br />

Anschrift: <strong>Universität</strong>sring 3, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-23412, Fax: 0345 55-27194,<br />

E-Mail: axel.stolze@wiwi.uni-halle.de


EU-TEMPUS-Projekt in Ägypten<br />

erfolgreich gestartet<br />

Internationalisierung von MSc-Programmen<br />

an der Assiut-<strong>Universität</strong><br />

P ETER WYCISK<br />

TEMPUS-MEDA macht es möglich: Mit der Bewilligung eines von der Europäischen Union<br />

geförderten Projektes vertieft die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg ihre Kontakte<br />

zur ägyptischen Assiut-<strong>Universität</strong>, die mit über 65 000 Studenten zu den größten Bildungseinrichtungen<br />

des Landes zählt. Erstmals arbeiten beide <strong>Universität</strong>en in einem größeren internationalen<br />

EU-Verbundprojekt mit weiteren <strong>Universität</strong>s- und Wirtschaftspartnern aus Ägypten<br />

und mit der belgischen Freien <strong>Universität</strong> Brüssel zusammen. TEMPUS ist eines jener Programme<br />

der Europäischen Union, die den sozialen und wirtschaftlichen Reformprozess im Hochschulbereich<br />

solcher Länder unterstützen, die nicht EU-Mitglieder sind.<br />

Binnen zwei Jahren soll an der Assiut-<strong>Universität</strong><br />

das Master-Studienprogramm »Angewandte<br />

Umwelt-Geowissenschaften und Wasser-Ressourcen-Management«<br />

konzipiert und<br />

von der technischen und organisatorischen<br />

Vorbereitung so abgeschlossen werden, dass<br />

es im Oktober 2008 starten kann. Der Studiengang<br />

wurde zusammen mit dem Projekt-<br />

Koordinator Prof. Dr. Esmat Keheila vom Department<br />

of Geology initiiert und wird durch<br />

die drei Fakultäten für Naturwissenschaften,<br />

Landwirtschaft und Ingenieurwissenschaften<br />

getragen. Bei der Auftaktveranstaltung des<br />

Projekts in Assiut im April 2006 wurde erstmals<br />

und mit Erfolg die neue <strong>Universität</strong>s-<br />

Präsentation der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

eingesetzt.<br />

Für Interessent(inn)en: Das im Rahmen eines DAAD-<br />

Internationalisierungprojekt an der MLU von Torsten<br />

Evers erstellte Material kann für entsprechende Veranstaltungen<br />

jederzeit bei ihm bestellt werden,<br />

Telefon: 0345 55-21317<br />

Z IEL: KOMPATIBILITÄT ZU EUROPA<br />

In den bisher überwiegend fakultätsspezifisch<br />

ausgerichteten Studiengängen setzt<br />

der neue MSc-Studiengang interdisziplinäre<br />

Impulse. Gleichzeitig wird – Folge des Bologna-Prozesses<br />

– eine Kompatibilität zu den<br />

europäischen Bildungs-Standards angestrebt.<br />

Dies soll einerseits künftig die Mobilität von<br />

Studierenden und Wissenschaftlern zwischen<br />

den Ländern verbessern, andererseits die Uni-<br />

Neues Hauptgebäude der 1957 errichteten, 375 südlich von Kairo gelegenen Assiut-<strong>Universität</strong>, einer der<br />

größten Hochschulen des Landes (Foto: Peter Wycisk)<br />

versitätsausbildung im zirkum-mediterranen<br />

Bereich näher an das europäische System heranführen.<br />

Modularisierung, ECTS-Bewertung<br />

und Einhaltung von Ausbildungsstandards<br />

europäischer <strong>Universität</strong>en werden so stufenweise<br />

eingeführt.<br />

V ORREITER: ASSIUT UND SOUTH VALLEY<br />

Das TEMPUS-MEDA-Programm fördert in<br />

Ägypten bereits eine Reihe von Aktivitäten,<br />

wobei die Umsetzung eines vollständigen<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

curricularen Konzepts wie im vorliegenden<br />

Fall eher die Ausnahme darstellt und in enger<br />

Zusammenarbeit mit der <strong>Universität</strong>sspitze<br />

erfolgt. Wichtige Teilziele und Aktivitäten<br />

des Förderprogramms umfassen die Curricular-Entwicklung<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

den Konsortiumsmitgliedern der beteiligten<br />

ägyptischen <strong>Universität</strong>en – Assiut und South<br />

Valley – sowie der europäischen <strong>Universität</strong>en<br />

in <strong>Halle</strong> und Brüssel. Darüber hinaus erfolgt<br />

ein intensives Trainingsprogramm für Jungwissenschaftler<br />

und Professoren zu speziellen<br />

Themen bei den europäischen Partnern. Fachspezifische<br />

Intensivkurse in Ägypten, Aufbereitung<br />

von Lehrmaterial und die Ausstattung<br />

von Laboren schaffen die Voraussetzung für<br />

einen positiven Start und die nationale Akkreditierung.<br />

D EUTSCHLAND DREIFACH MOTIVIERT!<br />

Was reizt auf deutscher Seite dazu, sich an<br />

solchen Programmen zur Internationalisierung<br />

von Studiengängen aus EU-Sicht zu beteiligen?<br />

Erstens interessiert der Ausbau einer langfristigen<br />

Wissenschaftskooperation mit dem<br />

Partnerland, die oft schon auf einem längeren<br />

Forschungsvorlauf basiert. Nicht zuletzt ist<br />

die Projekt bewilligung in einem stark wettbewerbsgeprägten<br />

EU-Umfeld auch Anerkennung<br />

der bestehenden Reputation. Zweitens<br />

– und dies gewinnt sicher aus deutscher und<br />

europäischer Sicht für uns zunehmend an<br />

Bedeutung – lernen wir auch die europäischen<br />

Ausbildungssysteme und inhaltlichen<br />

Konzepte der Nachbarländer, die für die<br />

Mobilität unserer eigenen Studierenden und<br />

Jungwissenschaftler(innen) von Bedeutung<br />

sein können, weit besser und im Detail kennen.<br />

Drittens nimmt die Internationalisierung<br />

von Studiengängen und PhD-Program men in<br />

spezifischen Bereichen künftig zu. Deshalb ist<br />

die frühzeitige Analyse der Bedürfnisse und<br />

Gegebenheiten im internationalen Umfeld von<br />

Angebot und Nachfrage von Vorteil, um sich<br />

angemessen positionieren zu können.<br />

Prof. Dr. Peter Wycisk, Jahrgang<br />

1952, studierte 1971–1979 Geologie<br />

und Paläontologie in Frankfurt am Main,<br />

war anschließend wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der FU Berlin und an der<br />

TU Berlin (SFB 69; Habilitation 1994),<br />

ehe er 1995 zum <strong>Universität</strong>sprofessor<br />

für Umweltgeologie an das Institut<br />

für Geowissenschaften (NWF III) der<br />

MLU berufen wurde. Seit 1997 ist<br />

er außerdem Geschäftsführender Direktor des <strong>Universität</strong>szentrums für<br />

Umweltwissenschaften (UZU). Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte<br />

betreffen vor allem globale Wasserressourcen und Fragen geowissenschaftlicher<br />

Modellierung, so die 3D-Darstellung des urbanen geologischen<br />

Untergrundes, zum Beispiel unter der <strong>Universität</strong>sstadt <strong>Halle</strong> an der Saale<br />

(dazu demnächst in scientia halensis 4/06)<br />

Telefon: 0345 55-26134, Telefax: 0345 55-27177,<br />

E-Mail: peter.wycisk@geo.uni-halle.de<br />

29<br />

I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU


30<br />

S TUDENTENWERK UND UNIVERSITÄT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Ein Studium in <strong>Halle</strong> lohnt sich<br />

rundum!<br />

Lebendige Vereinbarung zwischen <strong>Universität</strong><br />

und Studentenwerk <strong>Halle</strong><br />

J UTTA UEBELER<br />

»Stellte in den vergangenen 15 Jahren die massive Expansion der Studierendenzahlen eine<br />

der wichtigsten Herausforderungen für die ostdeutsche Hochschullandschaft dar, so zeichnet<br />

sich jetzt deutlich ab, dass in den nächsten zehn Jahren die gegenläufige Entwicklung einer<br />

demografisch bedingten Kontraktion der Studiennachfrage eine der wichtigsten neuen Herausforderungen<br />

bildet. Unter den Bedingungen einer nach wie vor hohen Abwanderung der jungen<br />

mobilen Bevölkerung geht es vorrangig um die Frage, wie bei einem schärferen Wettbewerb im<br />

Hochschulsystem um Exzellenz, Reputation und Ressourcen die Attraktivität der ostdeutschen<br />

Hochschulen nicht nur erhalten, sondern noch gesteigert werden kann.<br />

Für die Arbeit der Studentenwerke sind damit widersprüchliche Anforderungen verbunden: Der<br />

Markt wird schrumpfen, aber ihre funktionale Bedeutung für die Attraktivität der Hochschulstandorte<br />

wird zunehmen.« (in: »Die soziale Lage der Studierenden in den neuen Ländern im<br />

Spiegel des DSW/HIS-Sozialerhebungen«)<br />

Der Wettbewerb zwischen den Hochschulen<br />

schreitet fort, Lehre und Forschung profilieren<br />

sich weiter, die Internationalisierung der<br />

Hochschullandschaft nimmt zu. All das wird<br />

in nächster Zeit die inhaltliche Qualität des<br />

Studiums bestimmen und zugleich attraktive<br />

soziale Rahmenbedingungen fordern.<br />

Prof. Dr. Wilfried Grecksch, der damalige Rektor der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, und Dr.<br />

Volkmar Thom, Geschäftsführer des Studentenwerks<br />

<strong>Halle</strong>, bei der Vertragsunterzeichnung in der »Tulpe«<br />

am 26. April 2005<br />

Die neu gestaltete Kindertagesstätte Weinberg des<br />

Studentenwerks <strong>Halle</strong> (Fotos [3]: Jutta Uebeler)<br />

S TUDIEREN IST MEHR ALS DAS STUDIUM<br />

Studierende orientieren sich nicht nur an<br />

der exzellenten fachlichen Ausbildung einer<br />

Hochschule. Sie achten ebenso auf die Wohnsituation,<br />

die Mietbelastung, vielseitige und<br />

ernährungsphysiologisch ausgewogene Mensa-Angebote<br />

und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.<br />

Mensen werden zunehmend nicht mehr nur<br />

als Verpflegungsstellen in der Mittagzeit gesehen,<br />

sondern entwickeln sich zu praktikablen<br />

Kommunikationszentren.<br />

Neben der Möglichkeit, soziale Leistungen<br />

und Beratungen unbürokratisch in Anspruch<br />

zu nehmen, spielen Faktoren wie Kinderbetreuung<br />

und kulturelle Aktivitäten eine entscheidende<br />

Rolle.<br />

Für internationale Studierende sind studentische<br />

Wohnverhältnisse und Verpflegung in<br />

höherem Maße als für deutsche die Hauptkriterien,<br />

die entscheiden, an welcher Hochschule<br />

sie ein Studium aufnehmen. Darum müssen<br />

<strong>Universität</strong> und Studentenwerk künftig abgestimmte<br />

Lösungen anbieten.<br />

B UNDESWEIT DIE ERSTEN ...<br />

In Kenntnis dieser Situation und mit Blick auf<br />

die Entwicklung der nächsten Jahre schlossen<br />

die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

und das Studentenwerk <strong>Halle</strong> am 26.<br />

April 2005 – bundesweit zum ersten Mal und<br />

zunächst mit einer Laufzeit von einem Jahr<br />

– eine gemeinsamen Ziel- und Leistungsvereinbarung<br />

ab.Diese schrieb die bestehenden<br />

Leistungen (Finanzierung des Studiums,<br />

studentisches Wohnen, Verpflegung, soziale<br />

Beratung und kulturelle Förderung) des Studentenwerks<br />

fest und regelte die Entwicklung<br />

gemeinsamer Projekte.<br />

Beispielsweise wurde eine Küchenkommission<br />

– bestehend aus Mitarbeitern der Uni-<br />

versität, studentischen Vertretern und Mitarbeitern<br />

der Abteilung Verpflegungsbetriebe<br />

des Studentenwerkes – gebildet, die Einfluss<br />

nehmen konnte auf die Vorbereitung und Umsetzung<br />

des täglichen Speisenangebotes.<br />

Ein zweites Projekt war die Entwicklung eines<br />

Konzepts durch den Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />

für die Kindertagesstätte<br />

Weinberg in <strong>Halle</strong>. Für die Studierenden wurden<br />

Praktikumsplätze eingerichtet, und wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse bei der Erziehung<br />

von Kindern unterschiedlicher Altersstufen<br />

flossen in den Gesamtprozess der Bildungs-<br />

und Erziehungsarbeit dieser Kindereinrichtung<br />

ein. Der offene und rege Gedankenaustausch<br />

zwischen Erzieherinnen, Studierenden und Eltern<br />

bestimmte begleitend das neue Konzept.<br />

B ILANZ: UNEINGESCHRÄNKT POSITIV!<br />

So zeigten sich bereits nach einem Jahr die<br />

gegenseitig aktivierende Wirkung und eine<br />

wachsende partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Universität</strong> und Studentenwerk.<br />

Zur Bilanz der Ziel- und Leistungsvereinbarung<br />

kann man sagen, dass die Zusammenarbeit<br />

zwischen beiden Partnern enger geworden<br />

ist – nicht zuletzt weil gerade in Zeiten<br />

knapper Kassen ein gemeinsames Handeln<br />

unabdingbar ist, wenn man Lösungen zur Erhöhung<br />

der Attraktivität des Hochschulstandortes<br />

etablieren will. Deshalb sollte eine solche<br />

Verbindung zwischen der MLU als »<strong>Universität</strong><br />

mit Zukunft und Tradition« und dem<br />

»Service aus einer Hand« des Studentenwerks<br />

<strong>Halle</strong> auch für die Zukunft eine verlässliche<br />

Basis für die Kooperation beider Einrichtungen<br />

bilden.<br />

Über eine Vertragsverlängerung bzw. weitere<br />

Vereinbarungen dieser Art wird nach der Evaluierung<br />

durch den Senat der <strong>Universität</strong> im<br />

Herbst 2006 zu entscheiden sein.<br />

Jutta Uebeler, Jahrgang 1948,<br />

studierte 1967–1971 in <strong>Halle</strong><br />

Sportwissenschaft und Germanistik und<br />

war dann im Hochschulsport als Lehrerin<br />

im Hochschuldienst tätig. Seit 1991 leitet<br />

sie beim Studentenwerk <strong>Halle</strong> den Bereich<br />

Marketing/Öffentlich keits arbeit. Telefon:<br />

0345 6847520, E-Mail: oeffentlichkeitsar<br />

beit@studentenwerk-halle.de


Sokrates bei halleschen Slawisten<br />

Slavic Networking – Linguistic and Cultural Integration<br />

M ARTINA KUHNERT<br />

Das Institut für Slawistik der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg arbeitet – dankenswerterweise<br />

finanziell unterstützt vom Dekanat des früheren Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

und dem Studierendenrat der MLU – bereits seit Juni 2004 mit vier Partnern an<br />

dem durch die Europäische Union geförderten gemeinsamen internationalen Projekt Lingua-L1<br />

Promotion of language learning. Damit wird angestrebt, stärker auf die slawischen Sprachen<br />

aufmerksam zu machen und für diese zu werben. Jugendliche sollen den Nutzen und die Freude<br />

am Erlernens von Fremdsprachen unmittelbar erleben können. Es geht darum, über Sprach- und<br />

Ländergrenzen hinweg miteinander zu kommunizieren und die Sprache des anderen kennen zu<br />

lernen.<br />

Gäste beim internationalen Slawisten-Kongress vom 12. bis Mai 2006 an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> in<br />

<strong>Halle</strong> (Foto: <strong>Martin</strong>a Kuhnert)<br />

Das Multimedia-Projekt läuft ausschließlich<br />

über das Internet bzw. Radio. Neben Deutschland<br />

(vertreten durch das hallesche Institut für<br />

Slawistik) nehmen das Institut für Polonistik<br />

der Schlesischen <strong>Universität</strong> Katowice (Polen),<br />

verschiedene Institute der <strong>Universität</strong>en<br />

in Olomouc (Tschechien), Bratislava (Slowakei),<br />

Ljubljana (Slowenien) und Sofia (Bulgarien)<br />

sowie ein bulgarischer Radiosender<br />

daran teil.<br />

P ARALLELITÄT DER TEXTE<br />

Die vier Teilnehmereinrichtungen aus dem slawischen<br />

Sprachraum haben in den jeweiligen<br />

Sprachen identische Dialoge und Texte mit<br />

unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad zu erarbeiten<br />

und ins Netz zu stellen.<br />

Den deutschen Beteiligten – als einzigen aus<br />

dem nichtslawischen Raum – (doch ebenso<br />

den slawischen Teilnehmer[inne]n) obliegt es,<br />

diese Dialoge und Texte parallel zu hören, zu<br />

lesen, zu vergleichen und auszuwerten hinsichtlich<br />

des Grades ihrer Verständlichkeit,<br />

ihrer Ähnlichkeit, aber auch ihrer Unterschiede.<br />

Antwort wird gesucht auf die Frage: Kann<br />

man durch Kenntnisse in einer slawischen<br />

Sprache auch andere slawische Sprachen verstehen?<br />

Dafür wurden zwei Gruppen von jeweils ca.<br />

fünfzehn Studierenden gebildet, die sich im<br />

Seminar »Besonderheiten des Polnischen innerhalb<br />

der Slavia«, dieser Aufgabe stellten.<br />

... und noch eine Stimme zur Situation ausländischer Studierender in <strong>Halle</strong><br />

(s. S. 12/13):<br />

O LGA NIKOLAEVA (RUSSLAND)<br />

Ich heiße Olga. Ich studiere an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg Human-Medizin. Von meinem Studium in <strong>Halle</strong> bin ich<br />

nach drei Jahren immer noch fasziniert. Mir gefällt es sehr, in <strong>Halle</strong> zu studieren. Ich finde, dass <strong>Halle</strong> Studenten viel anzubieten hat,<br />

außer dem ist die Stadt sehr ruhig und klein, also ein optimaler Platz, um das Studium fortzusetzen.<br />

Was ich persönlich schön finde, ist, dass immer was von der Uni angeboten wird, was man in der Freizeit machen kann, zum Beispiel<br />

im Sprachenzentrum, im Sportzentrum und in den Bibliotheken.<br />

Ich empfehle allen, die studieren möchten, nach <strong>Halle</strong> zu kommen.<br />

E-Mail: olga_nico@mail.ru<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Projektkoordinatorinnen für Deutschland:<br />

M ARTINA KUHNERT<br />

UND BRIGITTE SCHNIGGENFITTIG<br />

Informationen im Internet unter:<br />

http://slavic-net.upol.cz<br />

oder<br />

www.slavic-net.us.edu.pl<br />

In der ersten Gruppe arbeiteten deutsche Studentinnen<br />

und Studenten, die seit zwei oder<br />

drei Jahren an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

Polnisch lernen, in der zweiten Gruppe deutsche<br />

Studierende, deren Muttersprache Polnisch<br />

ist sowie polnische Studierende, die im<br />

Rahmen des Sokratesprogramms für ein Jahr<br />

in <strong>Halle</strong> studieren. Allen gemeinsam war es,<br />

dass sie eine slawische Sprache bereits beherrschen<br />

bzw. lernen, in der Regel war dies<br />

das Polnische. Auf der Grundlage dieser einen<br />

wurden nun die anderen slawischen Sprachen<br />

untersucht.<br />

P ERSPEKTIVEN DES PROJEKTS<br />

Höhepunkt des Seminars und gleichzeitig<br />

Hauptaufgabe der halleschen Teilnehmer<br />

(innen) war ein internationales Treffen mit<br />

allen oben genannten Projektpartnern, das im<br />

Mai 2006 in <strong>Halle</strong> stattfand. Dabei stellten<br />

die Studierenden die Ergebnisse ihrer Arbeit<br />

vor. Eine besondere Herausforderung war die<br />

Präsentation in polnischer Sprache für jene,<br />

die sich erst seit relativ kurzer Zeit mit dieser<br />

Sprache befassen.<br />

Alle meisterten die schwierige Aufgabe mit<br />

Bravour und erfuhren von dem durchaus kritischen<br />

Publikum viel Lob.<br />

Das Projekt läuft bis September 2007 und bietet<br />

damit noch geraume Zeit die Gelegenheit,<br />

Jugendliche zum Erlernen slawischer Sprachen<br />

zu animieren, damit länderübergreifende<br />

Kontakte auch nach Ende der gemeinsamen<br />

Arbeit weiterleben können.<br />

Dipl.-Slaw. <strong>Martin</strong>a Kuhnert,<br />

Jahrgang 1956, studierte nach dem<br />

Abitur an der ABF in <strong>Halle</strong> 1975–1979<br />

Polonistik an der Adam-Mickiewicz-<br />

<strong>Universität</strong> Poznan (Polen); seit dem<br />

Abschluss als Diplom-Slawistin ist<br />

sie seit August 1979 am Institut<br />

für Slawistik (vorm. FB Sprach-<br />

und Literaturwissenschaften, jetzt<br />

Philosophische Fakultät II) der MLU<br />

tätig, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, später als Lehrerin im<br />

Hochschuldienst und seit 1989 als Lehrkraft für besondere Aufgaben mit<br />

Schwerpunkt in der Lehre (polnische Sprachpraxis und Sprachwissenschaft).<br />

Telefon: 0345 55-23556, E-Mail: kuhnert@slavistik.uni-halle.de<br />

31<br />

I NTERNATIONALE BEZIEHUNGEN DER MLU


32<br />

K ULTURERBE AN DER HALLESCHEN UNIVERSITÄT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Die Sauer-Orgel wird wieder<br />

erklingen<br />

Viele tragen zum Erfolg des Projekts bei<br />

M ARTIN HECHT<br />

Vor 80 Jahren baute die weltweit bekannte, in Frankfurt an der Oder ansässige Firma Wilhelm<br />

Sauer eine Orgel für die Aula der halleschen <strong>Universität</strong>. Dieses Instrument gehört zu den wertvollsten<br />

der Orgelbewegung zwischen den Weltkriegen und ist als <strong>Universität</strong>sorgel das einzige<br />

original erhaltene Zeugnis jener Zeit. Aber in den 80er Jahren verstummte sie ...<br />

Es war sicherlich ein Wagnis, die Restaurierung der Orgel über die Spendenbereitschaft Einzelner<br />

angehen zu wollen. Der Erfolg gibt allen die sich beteiligt haben Recht. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der <strong>Universität</strong>, Bürgerinnen und Bürger der Stadt <strong>Halle</strong>, Unternehmen und<br />

Einrichtungen haben durch ihre Spenden zum Gelingen beigetragen. Jubiläen und Geburtstage<br />

wurden der Orgelsanierung gewidmet. Anfang des Jahres stand die Zweite <strong>Halle</strong> sche Winternacht<br />

im Zeichen des Orgelprojekts, im Mai fand im Rahmen der aula konzerte halle ein Benefizkonzert<br />

statt. Dank dieses Engagements konnten die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die<br />

Stadt- und Saalkreissparkasse <strong>Halle</strong> für die Orgelsanierung gewonnen und so die Finanzierung<br />

gesichert werden. Der Auftrag wurde noch im Juli an das Orgelbauunternehmen Sauer vergeben.<br />

Die Sanierungsarbeiten begannen im September und sollen in einem Jahr abgeschlossen sein.<br />

Der Orgelsachverständige vom Landesamt<br />

für Denkmalpflege und Archäologie, Dr. Holger<br />

Brülls, erklärte: »Es handelt sich um eine<br />

pneumatisch regierte Taschenladen-Orgel mit<br />

ursprünglich 22 Registern, die seit einer im<br />

Jahre 1928 durchgeführten Erweiterung 32<br />

Register zählt. In dieser Form ist die Orgel bis<br />

heute nahezu unverändert erhalten. Inspiriert<br />

durch die Wiederentdeckung der Klangwelt<br />

früh- und hochbarocker Orgeln des 17. und<br />

18. Jahrhunderts, entstand hier ein ... ausgesprochen<br />

experimentelles und innovatives Instrument<br />

...«<br />

Die fachliche Beratung des ehrgeizigen Projekts<br />

liegt in den Händen von Prof. Dr. Wolfgang<br />

Auhagen (Institut für Systematische<br />

Musikwissenschaft) und Michael Wünsche,<br />

einem sehr engagierten Musikwissenschafts-<br />

studenten, der die Archivarbeit über nahm und<br />

zur Einweihung der Orgel 2007 eine kleine<br />

Festschrift vorbereiten will. »Die geplante Restaurierung«,<br />

kündigt er an, »be inhaltet eine<br />

vollständige Überarbeitung des Instruments,<br />

um eine möglichst lange Ge brauchs fähigkeit<br />

zu gewährleisten. Dazu gehören die grundlegende<br />

Reinigung, Überarbeitung des Pfeifenwerks,<br />

Auswechselung der Taschen der Laden<br />

sowie defekter Relais, Instandsetzung der<br />

Traktur, Überholung des Spieltischs und Wiederherstellung<br />

der Winderzeugung.<br />

Logo der aula konzerte halle (grafische Gestaltung von Logo und Plakat: Klaus Pockrandt)<br />

Schließlich sollen Intonation und kammertönige<br />

Stimmung im gleichstufigen Stimmungssystem<br />

erfolgen. So wird es möglich sein, ein<br />

breit gefächertes Repertoire aller Epochen seit<br />

Michael Praetorius (1572–1621) umzusetzen.«<br />

DAS NÄCHSTE AULA KONZERT HALLE:1. NOVEMBER 2006, 19.30 UHR<br />

Konzert mit dem Leipziger Streichquartett<br />

L UDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827) – STREICHQUARTETT F-MOLL OP. 95<br />

M AURICE RAVEL (1875–1937) – STREICHQUARTETT<br />

D IMITRI SCHOSTAKOWITSCH (1906–1975) – STREICHQUARTETT NR. 15 ES-MOLL OP. 144<br />

Plakat mit dem Spendenaufruf zur Restaurierung der<br />

historischen Sauer-Orgel in der Aula der <strong>Martin</strong>-<br />

<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg<br />

Allen am Projekt Beteiligten sei schon heute<br />

herzlich gedankt. Als Teil des Kulturlebens<br />

der Stadt <strong>Halle</strong> und der <strong>Universität</strong> – etwa der<br />

Händel-Festspiele, universitärer Festveranstaltungen<br />

und der aula konzerte halle – wird das<br />

kostbare historische Instrument bewahrt und<br />

zur Freude aller Musik-Fans aufs Neue zum<br />

Klingen gebracht.<br />

Alles über die halleschen aulakonzerte<br />

finden Sie im Internet unter:<br />

http://www.aulakonzerte.uni-halle.de<br />

Dr. <strong>Martin</strong> Hecht (s. S. 9)<br />

Telefon: 0345 55-21010/11/12, E-Mail: KANZLER@uni-halle.de


Händel School of Modern<br />

Epidemiology<br />

Epidemiolog(inn)en aus sieben Ländern<br />

in <strong>Halle</strong> an der Saale<br />

A NDREAS STANG<br />

Die Epidemiologie als Wissenschaftsdisziplin wirft eine Reihe von zentralen Fragen auf,<br />

zum Beispiel: Welche Aussagekraft haben publizierte Ergebnisse medizinischer Studien zu<br />

Ätiologie, Diagnostik, Therapie und Prognose von Krankheiten? Welche Bedeutung haben<br />

solche Studienergebnisse für die Patient(inn)en? Mit diesen oder ähnlichen Fragen müssen<br />

sich Medizinstudentinnen und -studenten im Examen ebenso auseinandersetzen wie<br />

Doktorand(inn)en, Ärztinnen und Ärzte in der täglichen Praxis oder in der klinischen Forschung<br />

und Wissenschaftler(innen) im medizinischen Umfeld, die eine klinische Studie durchführen,<br />

auswerten oder interpretieren wollen. Die moderne Epidemiologie bietet hierfür eine Reihe von<br />

Methoden, die insbesondere in den USA weiter entwickelt wurden.<br />

Teilnehmer(inn)en der 1. Händel School of Modern Epidemiology im Oktober 2005 auf dem <strong>Universität</strong>splatz<br />

In Deutschland existiert bisher nur ein postgradualer,<br />

berufsbegleitender Studiengang<br />

der Epidemiologie an der <strong>Universität</strong> Mainz<br />

Prof. Dr. Kenneth J. Rothman (Boston University)<br />

2005 an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> (Fotos [2]:<br />

Andreas Stang)<br />

(www.EU-MSE.de). Eine Facharztausbildung<br />

für die Epidemiologie gibt es nicht. Das Sonderprogramm<br />

Epidemiologie des DAAD, das<br />

Prof. Dr. Albert Hofman (Erasmus University<br />

Rotterdam) (Foto: privat)<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

INFOS IM INTERNET:<br />

ZUR SEKTION KLINISCHE EPIDEMIOLOGIE AM INSTITUT<br />

FÜR MEDIZINISCHE EPIDEMIOLOGIE, BIOMETRIE UND<br />

INFORMATIK:<br />

HTTP://WWW.MEDIZIN.UNI-HALLE.DE/KLINEPI/<br />

ZUR HÄNDEL SCHOOL OF MODERN EPIDEMIOLOGY:<br />

HTTP://WWW.MEDIZIN.UNI-HALLE.DE/KLINEPI/<br />

INDEX.PHP?ID=316<br />

deutschen Interessent(inn)en (auch dem Autor<br />

dieses Artikels) die Möglichkeit eröffnete, in<br />

den USA ein Epidemiologie-Studium zu absolvieren,<br />

wurde Mitte der 1990er Jahre eingestellt.<br />

Dies hatte einen Nachwuchsmangel in<br />

Deutschland zur Folge.<br />

Die Händel School of Modern Epidemiology<br />

hat das Ziel, Wissenschaftler(inne)n und Studierenden<br />

mit besonderem Interesse an modernen<br />

epidemiologischen Methoden international<br />

hochrangige Fortbildungen anzubieten.<br />

Die neu gegründete Epidemiology School ist<br />

nach dem weltbekannten Komponisten Georg<br />

Friedrich Händel, der 1685 in <strong>Halle</strong> an der<br />

Saale geboren wurde, benannt. Die Händel<br />

School findet jährlich im Oktober statt.<br />

Anfang Oktober vergangenen Jahres wurde<br />

die erste Veranstaltung dieser Art von Prof.<br />

Dr. Kenneth J. Rothman (Foto unten links)<br />

von der Boston University (USA) angeboten.<br />

Professor Rothman ist Mitautor des bedeutendsten<br />

Standardlehrwerks der modernen<br />

Epidemiologie, das ein absolutes Muss in der<br />

Bibliothek eines jeden Epidemiologen darstellt<br />

(Kenneth Rothman & Sander Greenland, Modern<br />

Epidemiology, 1998). Der Kursus behandelte<br />

diverse wichtige methodische Themen,<br />

die eine große Zahl von Wissenschaftlern und<br />

Studierenden aus sieben europäischen Ländern<br />

anzog.<br />

Die 2. Händel School of Modern Epidemiology<br />

mit dem Schwerpunkt »Moderne Methoden<br />

der klinischen Epidemiologie« bestritt Prof.<br />

Dr. Albert Hofman (Foto unten Mitte) von<br />

der Erasmus University in Rotterdam (Niederlande)<br />

vom 3. bis 6. Oktober 2006.<br />

Prof. Dr. med. Andreas Stang MPH,<br />

Jahrgang 1965, studierte 1985–1992<br />

Medizin, war dann 18 Monate Arzt im<br />

Praktikum (Innere Medizin) und ein Jahr<br />

wehrdienstleistender Stabsarzt. Es folgten<br />

das Studium der Epidemiologie als DAAD-<br />

Stipendiat an der Boston University<br />

1995–1996, die Anstellung als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für<br />

Medizinische Informatik, Biometrie und<br />

Epidemiologie des <strong>Universität</strong>sklinikums Essen (Habilitation 2002) und<br />

2004 die C3-Professur an der Medizinischen Fakultät der MLU, Sektion<br />

Klinische Epidemiologie, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie<br />

und Informatik (s. scientia halensis 3/04, S. 37).<br />

Telefon: 0345 55-73596, E-Mail: andreas.stang@medizin.uni-halle.de<br />

33<br />

M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM


34<br />

M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

»Die sichere Operation«<br />

Forschungskonzept des Neurochirurgen Christian Strauss<br />

J ENS MÜLLER<br />

Sachsen-Anhalt war im vergangenen Jahr das Bundesland mit dem größten Bevölkerungsrückgang,<br />

vermeldeten die Medien. Viele Sachsen-Anhalter(innen) versuchen ihr Glück in den alten<br />

Bundesländern. Doch es gibt auch Gegenbeispiele, die zeigen, dass die mitteldeutsche Region<br />

attraktiv ist. Professor Dr. Christian Strauss ist ein Beleg dafür. Der gefragte Neurochirurg aus<br />

Erlangen entschied sich für eine Professur an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg.<br />

»Ich finde hier sehr moderne Arbeitsbedingungen vor.« Und selbst Patient(inn)en aus den alten<br />

Bundesländern kommen nun in die Saalestadt, um sich von ihm operieren zu lassen.<br />

Prof. Dr. Christian Strauss, der im Sommer 2006 von der Neurochirurgischen Klinik der <strong>Universität</strong> Erlangen-<br />

Nürnberg an die <strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik für Neurochirurgie nach <strong>Halle</strong> kam, mit einer Patientin im<br />

Gespräch (s. auch S. 42)<br />

Alle Patient(inn)en profitieren unter anderem<br />

von seinem Forschungskonzept »Die sichere<br />

Operation«. Es beschäftigt sich mit der Überwachung<br />

der Nervenfunktionen während des<br />

neurochirurgischen Eingriffs – dem sogenannten<br />

Neuro-Monitoring. »Wir haben dazu einzigartige,<br />

sonst weltweit nicht verfügbare Geräte<br />

mit entsprechender Software entwickelt,<br />

mit denen die Nervenfunktion jederzeit per<br />

Knopfdruck abrufbar ist.« Eine Art Ampel signalisiert<br />

dem Chirurgen, ob er weiter operieren<br />

kann oder der betroffene Nerv eine kleine<br />

Pause braucht, um sich zu erholen. »Dadurch<br />

steigt die Erfolgsquote bei Operationen deutlich.«<br />

Drei seiner Mitarbeiter hat Professor<br />

Strauss aus Erlangen mit nach <strong>Halle</strong> gebracht,<br />

NEUER ALTER DEKAN AN DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT<br />

um auch hier an diesen Forschungsprojekten<br />

weiterarbeiten zu können.<br />

N EU VOR 20 JAHREN<br />

Zum Schutz des Gesichtsnerven unter anderem<br />

bei neurochirurgischen Eingriffen wurde<br />

Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

durch die Amerikaner R. Prass und Hans Lüders<br />

die Funktionsüberwachung während der<br />

Operation, das »intraoperative, elektromyographische<br />

Monitoring des Nervus facialis« eingeführt.<br />

Hierbei werden über Nadelelektroden<br />

in der Gesichtsmuskulatur während der Operation<br />

feinste, elektrische Ströme gemessen,<br />

aus denen Rückschlüsse auf Schädigungen des<br />

Prof. Dr. Stephan Zierz ist neuer Dekan der Medizinischen Fakultät der MLU. Der Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und<br />

Poliklinik für Neurologie wurde von den Mitgliedern des Fakultätsrates in das Amt gewählt. Dieses übte er bereits von 1996<br />

bis 2000 aus. Seit 1994 ist Stephan Zierz an der MLU Professor für Neurologie. Sein Credo: »Mein Ziel für die kommenden<br />

Jahre ist es, die Balance zwischen der neu gegründeten Anstalt öffentlichen Rechts (<strong>Universität</strong>sklinikum) sowie der<br />

Fakultät zu finden, um einerseits den ökonomischen Herausforderungen im Gesund heitswesen begegnen zu können und<br />

andererseits die Interessen von Forschung und Lehre zu wahren.«<br />

Professor Dr. Stephan Zierz, Telefon 0345 55-71893<br />

E-Mail: dekan@medizin.uni-halle.de<br />

Nerven gezogen werden können. Diese Technik,<br />

bei der mit nur zwei Kanälen und akustischer<br />

Signalausgabe über Lautsprecher an den<br />

Neurochirurgen gearbeitet wird, ist seitdem<br />

nahezu unverändert in Gebrauch.<br />

J ETZT 16 STATT 2 – UND BALD 32<br />

Eine technische Weiterentwicklung des Verfahrens<br />

hat bis dato nicht stattgefunden. Die<br />

klinisch-wissenschaftliche Arbeitsgruppe unter<br />

Leitung von Professor Strauss, hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, modernste Computertechnologie<br />

mit der Technik des Neuromonitorings<br />

zu verschmelzen und so eine drastische<br />

Verbesserung der Qualität zu erreichen. Die<br />

spezialisierten Programmierer des Teams entwickelten<br />

hierzu einen weltweit einmaligen<br />

Prototyp für ein Monitoring-Gerät, das mittels<br />

modernster Verstärker-Technologie und eigens<br />

entwickelter Software-Algorithmen anstatt der<br />

üblichen zwei Kanäle derzeit 16 Kanäle, bald<br />

aber mindestens 32 Kanäle untersuchen kann.<br />

Diese werden während der Operation hochauflösend<br />

auf Bildschirmen dargestellt und<br />

von erfahrenen Spezialisten während des Eingriffes<br />

beurteilt, so dass der Operateur ständig<br />

über den aktuellen Funktionszustand des Nervus<br />

facialis informiert ist. Die Signale können<br />

mit speziellen, ebenfalls von der Arbeitsgruppe<br />

entwickelten Programmen automatisch<br />

analysiert werden, was zu einem Quantensprung<br />

in Sachen Verlässlichkeit führt. Diese<br />

neuartige und weltweit einzigartige Technik<br />

fügt sich in das Gesamtkonzept der »Sicheren<br />

Operation« ein, das von Professor Strauss als<br />

Kernthema seines wissenschaftlichen und klinischen<br />

Handelns definiert wurde.<br />

OP-ERFOLGE GEGEN A KUSTIKUSNEURINOME<br />

Seit Anfang Juli 2006 ist der Neurochirurg<br />

Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und Poliklinik<br />

für Neurochirurgie und hat mittlerweile auch<br />

mehrere Patient(inn)Einstein aus den alten<br />

Bundesländern, die an einem sehr seltenen<br />

Akustikusneurinom erkrankt sind, operiert<br />

– gestützt unter anderem auf das Neuro-Monitoring.<br />

Dabei handelt es sich um eine gutartige<br />

Geschwulst, die sich im inneren Gehörgang<br />

bildet, die Hör- und Gleichgewichtsnerven<br />

negativ beeinflusst und sie schädigen kann.<br />

Drei typische Symptome kennzeichnen die<br />

Erkrankung: akuter Hörsturz oder fortschreitende<br />

Hörminderung, Ohrgeräusche (Tinnitus)<br />

und Schwindel. Akustikusneurinome wachsen<br />

in der Regel nur sehr langsam. Es dauert<br />

manchmal Jahrzehnte, bis die Patienten erste<br />

Jens Müller, Pressereferent der Medizinischen Fakultät der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg und des halleschen<br />

<strong>Universität</strong>sklinikums. Telefon: 0345 55-71032, E-Mail:<br />

jens.mueller@medizin.uni-halle.de


Symptome wahrnehmen. Der Tumor kann auf<br />

den Hirnstamm drücken und lebensbedrohliche<br />

Herz- und Kreislaufstörungen sowie eine<br />

Zirkulationsstörung des Hirnwassers erzeugen.<br />

Der Erfolg der Behandlung hängt nicht unwesentlich<br />

vom Geschick und der Erfahrung<br />

des Operateurs ab. Professor Strauss gilt als<br />

einer der gefragtesten und erfahrendsten Operateure<br />

auf diesem Gebiet in Deutschland.<br />

Im vergangenen Jahr behandelte er etwa 50<br />

Patient(inn)en mit dieser Erkrankung, von der<br />

jährlich in Deutschland nur wenige hundert<br />

betroffenen sind.<br />

K EIN ANDERER ALS PROFESSOR STRAUSS<br />

Claudia Kunze aus Kulmbach (Bayern) ist<br />

eine der Patientinnen, für die feststand: »Ich<br />

lasse mich nur von Professor Strauss operieren.«<br />

Sie sei glücklich, dass sie ihn an seinem<br />

letzten Arbeitstag in Erlangen kennen lernte.<br />

Für die 34-Jährige war es keine Frage, als sie<br />

von der neuen Arbeitsstätte des Professors<br />

hörte, sich in <strong>Halle</strong> operieren zu lassen. »Ich<br />

bin überrascht, wie angenehm es im Klinikum<br />

ist.« Das Personal sei sehr freundlich. Sie fühle<br />

sich hier gut aufgehoben.<br />

Bei ihr war die Operation besonders schwierig,<br />

da die Geschwulst bereits ungewöhnlich<br />

groß war und das Stammhirn verlagerte und<br />

komprimierte: »Wir mussten sehr sorgfältig<br />

und langsam das Neurinom herauspräpariere«,<br />

beschreibt Professor Strauss die Behandlung.<br />

E RSTMALS »FALTERTAGE« IN HALLE<br />

Vom 22. bis 24. September 2006 war die MLU im<br />

Rahmen des Netzwerks »Strukturen und Mechanismen<br />

der biologischen Informationsverarbeitung« der<br />

Exzellenzinitiative des Landes Sachsen-Anhalt Gastgeberin<br />

der 19. »Faltertage« – seit 1979 regelmäßig stattfindende<br />

Treffen von Biochemikern, Biophysikern<br />

und Biotechnologen, die neue Methoden und aktuelle<br />

Ergebnisse der Eiweißforschung, zum Beispiel für den<br />

Kampf gegen BSE und Alzheimer, diskutieren. Auch an der<br />

MLU wird an der proteingestützten Biokommunikation in<br />

Pflanze und Tier geforscht: Prof. Dr. Rainer Rudolph<br />

(Institut für Biotechnologie, MNF I) organisierte bereits<br />

mehrere Fachtagungen zum Thema »Recombinant Protein<br />

Production«. Prof. Dr. Gunter S. Fischer (gemeinsame<br />

Berufung MLU/MPG) leitet die hallesche Max-Planck-<br />

Forschungsstelle »Enzymologie der Proteinfaltung«.<br />

Die Veranstaltung lockte mit 40 Vorträgen und 74<br />

Postern weit über 200 Wissenschaftler(innen), u. a. aus<br />

<strong>Martin</strong>sried, München, Regensburg und Tennessee (USA),<br />

nach <strong>Halle</strong>.<br />

Prof. Dr. Rainer Rudolph, Telefon: 0345 55-24860,<br />

E-Mail: rainer.rudolph@biochem tech.uni-halle.de<br />

Prof. Dr. Heiner Lück, Telefon: 0345 55-23200,<br />

E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

HALLESCHER MEDIZINER IST SPRECHER DER BRUSTKREBSEXPERTEN IN DEUTSCHLAND<br />

Professor Dr. Christoph Thomssen, seit 2004 Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik und<br />

Poliklinik für Gynäkologie und des Brustzentrums am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Halle</strong>, wurde<br />

im Juli zum Sprecher der »Kommission Mamma« der »Arbeitsgemeinschaft gynäkologische<br />

Onkologie« (AGO) gewählt. Die AGO ist ein selbstständiger Teil der Deutschen Gesellschaft<br />

für Gynäkologie und Geburtshilfe. In der Arbeitsgemeinschaft sind die wichtigsten deutschen<br />

Expert(inn)en verschiedener Disziplinen (Gynäkologie, Radiologie, Radiotherapie,<br />

Pathologie) vertreten, die sich mit den gynäkologischen Krebserkrankungen und<br />

Brustkrebs beschäftigen.<br />

Die AGO hat fünf Kommissionen, die sich mit der Förderung von Wissenschaft,<br />

Forschung, Verknüpfung von Forschungsergebnissen und klinischer Praxis sowie Aus- und<br />

Weiterbildung auseinandersetzen. Die »AGO-Kommission Mamma« erarbeitet unter<br />

anderem jährlich aktualisierte und evidenzbasierte Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs, die wichtige Empfehlungen<br />

zu Therapie und Diagnostik geben. Diese Leitlinien werden deutschlandweit beachtet und stellen die Grundlage der sogenannten<br />

S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs der Deutschen Krebsgesellschaft dar. Die Kommission<br />

besteht aus 35 Mitgliedern und setzt sich aus den wichtigsten deutschen Expert(inn)en zusammen.<br />

Die Wahl von Professor Thomssen wird als Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen und klinischen Leistungen<br />

betrachtet. »Es ist für mich eine große Ehre und Herausforderung zugleich, diesem illustren Gremium von Spezialisten<br />

vorzustehen«, sagt Thomssen zu seiner Wahl. »Außerdem ist es eine Würdigung der Leistungen unserer Klinik in den vergangenen<br />

Jahren, die bundesweit Beachtung finden.«<br />

Professor Thomssen nimmt die ehrenamtliche Funktion in den kommenden beiden Jahren wahr.<br />

Da eine Verletzung des Hirnstamms ernste<br />

Folgen für den Patienten bzw. die Patientin<br />

haben kann, dauere eine so schwierige Operation<br />

oftmals sechs bis sieben Stunden.<br />

Noch vor ein paar Jahren erlitten die meisten<br />

Patient(inn)en nach oder während der Operation<br />

eine teilweise Lähmung der Gesichtsnerven<br />

(Fazialisparese). Durch eine neue spezielle<br />

medikamentöse Therapie während und mindestens<br />

zehn Tage nach dem Eingriff – an der<br />

LEHMANNS-ANZEIGE<br />

Entwicklung der Behandlung hat Professor<br />

Strauss mit seinem Team maßgeblich mitgearbeitet<br />

– kann aber die Durchblutung deutlich<br />

verbessert werden. Positive Folge: Es kommt<br />

nur noch selten zu einer dauerhaften Lähmung<br />

der Nerven und der durch den Nervus facialis<br />

versorgten Gesichtsmuskeln. »Störungen<br />

wie hängende Mundwinkel und Gefühlsbeeinträchtigungen<br />

bleiben aus oder bilden sich<br />

wieder zurück.«<br />

35<br />

M EDIZINISCHE FAKULTÄT/UNIIVERSITÄTSKLINIKUM


36<br />

P ORTRÄT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

25 Fragen an Gisela Heinzelmann<br />

Verbales Porträt einer Zeitgenossin<br />

Unzählige Varianten des Fragebogens, der durch die Antworten von Marcel Proust<br />

(http://www.lauramars.de/gruppe-m/proust2000.html) so berühmt geworden ist, sind in den<br />

Medien (FAZ, Forschung & Lehre, UNICUM etc.) zu finden. scientia halensis spielt ebenfalls<br />

mit. Diesmal ist unsere Match-Partnerin die Pädagogin und Leiterin des Seniorenkollegs der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, Dr. Gisela Heinzelmann:<br />

1. Warum sind Sie in <strong>Halle</strong> und nicht anderswo?<br />

<strong>Halle</strong> als alte <strong>Universität</strong>sstadt ist mir sehr ans<br />

Herz gewachsen. Ich lebe seit 1966 hier. Die<br />

Stadt bietet kulturell viel und hat Charme.<br />

2. Wenn nicht Pädagogin, was wären Sie dann geworden?<br />

Molekularbiologin und Genetikerin wäre ich<br />

gern geworden. Das lag nach Biologie- und<br />

Chemiestudium nahe.<br />

3. Was war an Ihrer Studienzeit am besten?<br />

Als ich studierte, wurden in Leipzig die ersten<br />

Studentenwohnhäuser gebaut. Die Zimmer<br />

waren für die damalige Zeit komfortabel und<br />

vor allem bezahlbar.<br />

4. Welchen Rat fürs Leben geben Sie Studierenden<br />

heute?<br />

Von Anfang an zielstrebig zu studieren und<br />

sich nicht zu verzetteln – weil das gerade in<br />

den »weichen Wissenschaften« (wie Pädagogik)<br />

schnell passieren kann.<br />

5. Welchen Rat fürs Überleben geben Sie KollegInnen?<br />

Immer die Zusammenarbeit und das Gespräch<br />

suchen. Im Team sind Aufgaben und Probleme<br />

leichter und schneller zu lösen.<br />

6. Wenn Sie Rektorin einer <strong>Universität</strong> wären, was würden<br />

Sie als erstes tun?<br />

Oh Gott! Ich würde Professoren von bürokratischer<br />

Arbeit befreien, damit sie intensiver<br />

mit Studenten in der Forschung zusammen<br />

arbeiten könnten. Ich denke an Wilhelm von<br />

Humboldt, der sinngemäß sagte: »Der Hochschullehrer<br />

ist nicht für den Studenten da, sondern<br />

beide sind für die Wissenschaft da.«<br />

7. Wenn Sie Forschungsministerin eines Landes wären,<br />

was würden Sie niemals tun?<br />

Schwer zu sagen. Sicher muss man viele Interessen<br />

und Zwänge beachten. Ich würde darauf<br />

achten, dass Forschung und Bildung nicht<br />

zu kurz kämen.<br />

8. Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?<br />

ImmoHal<br />

Anzeige<br />

Den Erkenntnisprozess voran zu bringen und<br />

aufzuklären, »was die Welt im Innersten zusammenhält«.<br />

9. Was haben Intelligenz und Menschlich keit miteinander<br />

zu tun?<br />

Eigentlich gar nichts. Heute ist es notwendig,<br />

nicht nur kreative Intelligenz zu fördern, sondern<br />

auch die soziale bzw. emotionale Intelligenz<br />

und damit menschliches Handeln.<br />

10. Wie schätzen Sie das Verhältnis zwischen Mensch<br />

und Technik ein?<br />

Menschliches Leben ist ohne Technik undenkbar.<br />

Ich bin fasziniert davon, welche Ideen<br />

schon früher technisch verwirklicht wurden<br />

und an welchen Lösungen für gegenwärtige<br />

Probleme getüftelt wird. Auto, Flugzeug,<br />

Fernseher, Computertomographie, Satellitennavigation,<br />

Handy und Internet, Geld aus dem<br />

Bankautomaten usw. – all das sind tolle Erfindungen,<br />

die uns das Leben erleichtern.<br />

11. Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />

Über meine Fehler und über Menschen, die<br />

nicht über sich nachdenken können und stur<br />

auf ihren Standpunkt beharren.<br />

12. Worauf freuen Sie sich gerade jetzt?<br />

Auf das neue Semester und das Seniorenkolleg.<br />

Außerdem darüber, dass ich in meinem<br />

Alter noch arbeiten kann. Schön ist auch die<br />

Begegnung mit Jung und Alt im Arbeitsprozess.<br />

13. Was macht Sie schwach?<br />

Schokolade!<br />

14. Wo sehen Sie Ihre Stärken?<br />

Ich denke, dass ich in den vielen Jahren meiner<br />

Berufstätigkeit gelernt habe, andere zu<br />

verstehen.<br />

15. Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />

Dass sich meine gesundheitlichen Wehwehchen<br />

in Grenzen halten und ich noch viel<br />

Freude an der Arbeit mit Studenten und Senioren<br />

habe.<br />

16. Warum muss jeder Mensch an etwas glauben?<br />

Jeder Mensch braucht Ziele, Anhaltspunkte,<br />

um sich im Leben zu orientieren. An etwas<br />

zu glauben, erschließt Lebenssinn und schafft<br />

Motivation.<br />

17. Welche bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten<br />

Sie gern als Gesprächspartner?<br />

Den Leiter des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung<br />

in Frankfurt am Main, Wolf Singer,<br />

und Peter Watson, den Autor des Bildungsbestsellers<br />

»Das Lächeln der Medusa«.<br />

Dr. Gisela Heinzelmann (Foto: privat)<br />

18. Wer war und/oder ist (bisher) für Sie der wichtigste<br />

Mensch in Ihrem Leben?<br />

Für mich sind die wichtigsten Menschen in<br />

meinem Leben mein Mann, mein Sohn und<br />

meine Eltern. Bei ihnen finde ich Halt und<br />

Geborgenheit.<br />

19. Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen<br />

lernen?<br />

Den Urwald! Das Ursprüngliche der Natur zu<br />

erfahren würde mich reizen.<br />

20. Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?<br />

Ich treffe gern Freunde, lese viel und manchmal<br />

lasse ich auch die Seele baumeln.<br />

21. Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?<br />

Peter Watson: »Das Lächeln der Medusa«,<br />

Ernst Peter Fischer: »Die andere Bildung«,<br />

Daniel Kehlmann: »Die Vermessung der<br />

Welt«.<br />

22. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten...?<br />

Ich habe viele Wünsche.<br />

23. Wie lautet Ihre Lebensmaxime?<br />

Das Leben nicht aufschieben, sondern tun,<br />

was möglich ist.<br />

24. Was bringt Sie zum Lachen?<br />

Intelligente Witze und »Kindermund«.<br />

25. Warum nehmen Sie sich Zeit für dieses Interview?<br />

Weil ich gern im Gespräch bin.<br />

Aus der Vita:<br />

Geboren 1944 in Weißenfels, 1963–1967 Lehramtsstudium<br />

(Biologie, Chemie und Pädagogik) in Leipzig, 1967–1970<br />

Lehrerin in <strong>Halle</strong>, 1970–1979 wissenschaftliche Assistentin<br />

an der Sektion Pädagogik der <strong>Universität</strong> Leipzig, seit 1979<br />

Tätigkeit in Lehre und Forschung im Bereich Hochschulpädagogik/Erwachsenenbildung<br />

an der MLU, seit 2002<br />

Leiterin des Seniorenkollegs, verheiratet, ein Sohn.


Jubiläum 25+1 für die Generation<br />

50 plus<br />

Das Seniorenkolleg an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

G ISELA HEINZELMANN UND MARGARETE WEIN<br />

Gibt es in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Veteranen? Nein? Aber sicher – nur nennt<br />

man sie nicht mehr so. Der Nachwende-Sprachgebrauch hat sie als Seniorinnen und Senioren<br />

etabliert. Keine(r) der oder die nicht mehr aktiv im Arbeitsleben steht, will zum »alten Eisen«<br />

zählen. Dieser Trend ist nicht neu, sondern war schon vor 25 Jahren absehbar. Deshalb wurde im<br />

Oktober 1980 – neben dem »Veteranenklub«, der Freizeitaktivitäten organisierte (und heute<br />

»Seniorenvereinigung« heißt) – das »Veteranenkolleg» der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Univer sität gegründet,<br />

das seitdem eine wichtige soziale Aufgabe bei der Integration der älteren Generation erfüllt.<br />

Seine Beliebtheit wächst – obwohl die Teilnahme nun nicht mehr kostenfrei ist, sondern 30 €<br />

Studiengebühren pro Semester erhoben werden – permanent.<br />

Nur wenige Plätze bleiben frei, wenn das Seniorenkolleg zu wissenschaftlichen Vorträgen im großen Saal der<br />

ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Kröllwitz einlädt. (Foto: Sascha Witt)<br />

Im Akademischen Jahr 2005/06 schrieben<br />

sich etwa 1300 Hörerinnen und Hörer im Seniorenkolleg<br />

ein. Ihr Durchschnittsalter lag<br />

bei 68 Jahren (1990 noch 72,3); 69 von ihnen<br />

waren mindestens 80, drei Teilnehmerinnen<br />

sogar 90 bzw. 91 Jahre alt!<br />

I NTERNATIONALER TREND<br />

Die Gründung des halleschen Kollegs folgte<br />

einem internationalen Trend. Weltweit<br />

hatte ein Umdenken im Bezug auf die lebenslange<br />

Lernfähigkeit des Menschen eingesetzt<br />

und neue Konzepte hervorgebracht,<br />

so auch das eines aktiven, ziel- und altersgruppenspezifischen<br />

Lernens bzw. einer lebenslagen-<br />

und situationsbezogenen Gestaltung<br />

von Bildungsangeboten für Menschen<br />

im höheren Lebensalter. Typische Probleme<br />

dieser Altersgruppen – Veränderung der familiären<br />

Situation, Übergang vom Beruf in den<br />

Ruhestand, medizinische, soziale und psychologische<br />

Aspekte des Alterns – kamen aufs<br />

Tapet. Gleichzeitig wurden Chancen und Ressourcen<br />

des höheren Lebensalters erkannt.<br />

Zuerst entstanden sie in den USA, in den Niederlanden,<br />

in Frankreich und in der Schweiz,<br />

Eine neue, spannende »SeniorenZeit« entsteht. (Foto:<br />

Torsten Zerull)<br />

die »<strong>Universität</strong>en des Dritten Lebensalters«<br />

– eine Entwicklung, die Ende der 70er Jahre<br />

auch (ganz) Deutschland erfasste. Infolge des<br />

Paradigmenwechsels von Betreuungs- und<br />

Fürsorgekonzepten zur Prävention (vom Defizit-<br />

zum Kompetenzmodell!) in der Altenarbeit<br />

fand die wissenschaftliche Altenbildung<br />

– heute »Seniorenstudium« genannt – an den<br />

<strong>Universität</strong>en ihren Platz.<br />

Dr. Gisela Heinzelmann (s. S. 36).<br />

Telefon: 0345 55-23792 , E-Mail: gisela.heinzelmann@paedagogik.unihalle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

U NI HALLE EINE DER ERSTEN ...<br />

Die <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> war eine der ersten, die<br />

dem neuen Trend der Bildungspolitik folgte<br />

und im Oktober 1980 das »Veteranenkolleg«<br />

ins Leben rief. Der Impuls ging damals von<br />

der Medizinischen Fakultät aus. Nach Berliner<br />

und Leipziger Vorbild entstand am Institut<br />

für Sozialhygiene dieses universitäre Weiterbildungsangebot<br />

für ältere Menschen. Sein<br />

Programm und folgte einem wissenschaftsbezogenen<br />

Allgemeinbildungskonzept für das<br />

sogenannte dritte Lebensalter.<br />

Nach der Wende wurde das »Seniorenkolleg«<br />

am neu gegründeten Institut für Pädagogik<br />

angesiedelt und kontinuierlich fortgeführt. Mit<br />

der Einbindung in die Erziehungswissenschaft<br />

weitete das Seniorenkolleg seine Perspektive<br />

über die Problematik des Alterns im medizinischen<br />

und sozialen Sinn aus und bezog, weiter<br />

eng mit der Medizinischen Fakultät kooperierend,<br />

Fragen der Motivation und Anregung<br />

zur Bildung im Alter ein.<br />

B REITE ANGEBOTSPALETTE<br />

Seit der Gründung des Kollegs bestreiten Professorinnen<br />

und Professoren aller Fakultäten<br />

mit Forschungsergebnissen ihrer Fachgebiete<br />

jedes Semester die »Wissenschaftliche Vortragsreihe«.<br />

Diese Reihe, die im 14-täglichen<br />

Rhythmus im Festsaal in Kröllwitz stattfindet,<br />

ist nach wie vor das Basisangebot des Kollegs.<br />

Die Vorlesungen werden regelmäßig von<br />

400 bis 500 Hörer(inne)n besucht, was schon<br />

so manche(n) Professor(in) staunen ließ.<br />

Ein weiterer Meilenstein war die Öffnung<br />

von regulären Lehrveranstaltungen des universitären<br />

Grundstudiums für das Kolleg<br />

seit dem Wintersemester 1994/95. Nicht zuletzt<br />

machen die vielfältigen Projekte, in die<br />

Seniorenkollegiat(inn)en ihr lebensbezogenes<br />

Wissen und ihre spezifischen beruflichen Fähigkeiten<br />

einbringen können, das Seniorenkolleg<br />

attraktiv.<br />

Mit dem »Erzählcafe«, in dem es um biografisches<br />

Lernen geht, wurde im Wintersemester<br />

1995/96 die Projektarbeit ins Leben gerufen.<br />

Hinzu kamen, einmal im Monat im »neuen<br />

theater«, die »Clubgespräche«. Weitere Projekte<br />

sind »Senioren ans Netz«, »Internetstammtisch«,<br />

»Lese-Erlebnisse«, »Generationsgespräche«<br />

und die vierteljährlich erscheinende<br />

»SeniorenZeit«, ein von Senior(inn)en<br />

nicht nur für Ältere gestaltetes und ebenfalls<br />

auf Bildung fokussiertes Magazin.<br />

Dr. Margarete Wein (s. S. 13)<br />

Telefon: 0345 55-21420 , E-Mail: margarete.wein@verwaltung.unihalle.de<br />

37<br />

D AS SENIORENKOLLEG DER HALLESCHEN UNIVERSITÄT


38<br />

(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

(Fach-)Literaturfabrik <strong>Universität</strong><br />

Lese-Empfehlungen querbeet<br />

ZUSAMMENGESTELLT VON MARGARETE WEIN<br />

»EUROPÄISCHES PANOPTICUM«<br />

Ein »unschätzbarer Schatz« (falls es so etwas<br />

gibt) ist die legendäre Bildersammlung von<br />

Dmitrij Alexandrovitsch Rovinskij (1824–<br />

1895) – ihn gehoben und der kunst- und geschichtsbeflissenen<br />

Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht zu haben, ist das Verdienst des halleschen<br />

Theologen Prof. Dr. Hermann Goltz.<br />

Gefunden hat er die erstaunliche Sammlung<br />

im Nachlass der vor den Stalinschen Repressalien<br />

geflüchteten Alla Petrowna, Russischlehrerin<br />

von Fritz Pleitgen und Gerd Ruge,<br />

in Köln. Mit großzügiger Unterstützung der<br />

Stiftung der Stadt- und Saalkreis sparkasse<br />

<strong>Halle</strong>, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung<br />

und der Kulturstiftung des Bundes wurden<br />

die »gesamten Rovinskij-Materialien für<br />

eine Russische Ikonographie« gekauft und<br />

können nun seit etlichen Jahren unter der<br />

fachkundigen Obhut von Professor Goltz in<br />

verschiedenen Ausstellungen (gestaltet von<br />

Lutz Grumbach) gezeigt, wissenschaftlich bearbeitet<br />

und Schritt für Schritt editiert werden.<br />

Einzigartig ist aber nicht nur die Sammlung<br />

selbst, sondern ebenso der Preis für den jüngst<br />

erschienen Doppelband, der auf fast 1000<br />

Seiten in Gestalt Grafiken, Kupferstichen und<br />

Karikaturen nebst kenntnisreichen Kommentaren<br />

einen schier unerschöpflichen kulturellen<br />

und historischen Reichtum präsentiert. Vom<br />

russischen orbis pictus, einem Ende des 17.<br />

Jahrhunderts von Karion Istomin und Leontej<br />

Bunin geschaffenen ABC-Buch für den Zarewitsch,<br />

über die zahllosen Bilder Katharina<br />

der Großen und ein feines Selbstporträt Fedor<br />

Kalmyks (1770 als Knabe in der kirgisischen<br />

Steppe von Kosaken gefangen, später der<br />

badischen Markgräfin Anna Charlotte Amalie<br />

geschenkt und ab 1806 Hofmalers des<br />

Großherzogs Karl Friedrich) bis zum (zweifach<br />

ausklappbaren) »Freien Blick auf Moskau«,<br />

den der Graveur-Meister der Moskauer<br />

Kreml-Rüstkammer Peter Pikart zu Beginn<br />

des 18. Jahrhunderts schuf – eine wunderbare<br />

Welt aus Bildern tut sich auf ...<br />

Hermann Goltz: Alles von Zarin und Teufel I und II..<br />

Europäische Russlandbilder aus vier Jahrhunderten.<br />

Mit einem Vorwort von Fritz Pleitgen, gestaltet von<br />

Lutz Grumbach, <strong>Halle</strong> / Köln 2006, ISBN 10: 3-8321-<br />

7725-6 / ISBN 13: 978-3-8321-7725-6, 49,90 €<br />

(beide Bände)<br />

Prof. Dr. Hermann Goltz, Theologische Fakultät,<br />

Franckeplatz 1, Haus 30, 06110 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />

Telefon: 0345 55-23030,<br />

E-Mail: hermann.goltz@theologie.uni-halle.de<br />

V OM POPULISMUS GEDOPT?<br />

»Parteibonzen«, »Diätenschwindler«, »kriminelle<br />

Ausländer«, »Sozialschmarotzer«<br />

– sie alle eigenen sich bestens als Köder zum<br />

Stimmenfang bei Wahlen aller Art. Allerdings<br />

sind sie das genaue Gegenteil von »solider politischer<br />

Problemlösungskompetenz«. Warum<br />

der Gebrauch dieser und anderer Klischees<br />

trotzdem immer wieder funktioniert und die<br />

Demokratie ernsthaft beschädigen kann, untersuchen<br />

drei hallesche Politolog(inn)en in<br />

einem von der Landeszentrale für politische<br />

Bildung Sachsen-Anhalt angeregten Buch,<br />

dem man vor allem solche Leserinnen und<br />

Leser wünschen möchte, die nur allzu gern<br />

auf solche Lügenparolen hereinfallen. Aber<br />

werden gerade sie die Chance nutzen, das bei<br />

der Landeszentrale (E-Mail: sekretariat@lpb.s<br />

tk.sachsen-anhalt.de) sogar kostenlos erhältliche<br />

»Aufklärungsbuch« zu lesen?<br />

Everhard Holtmann, Arienne Krappidel, Sebastian<br />

Rehse: Die Droge Populismus – Zur Kritik des politischen<br />

Vorurteils, Verlag für Sozialwissenschaften<br />

Wiesbaden 2006, 178 S., 19,90 €, ISBN 3-531-15038-3<br />

Prof. Dr. Everhard Holtmann, Institut für<br />

Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät I), Emil-<br />

Abderhalden-Straße 7, 06108 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />

Telefon: 0345 55-24212,<br />

E-Mail: everhard.holtmann@politik.uni-halle.de<br />

D IE »OCCUPATIO BELLICA« IM VÖLKERRECHT<br />

Angesichts der angespannten Sicherheitslage<br />

nach der Eroberung des Irak durch alliierte<br />

Truppen und der Frage der von Israel besetzten<br />

Gebiete steht die Frage nach der Legitimität<br />

militärischer Besetzungen beinahe täglich<br />

im Mittelpunkt des Medieninteresses. Dabei<br />

wird von den Akteuren und in der öffentlichen<br />

Diskussion wie selbstverständlich davon<br />

ausgegangen, dass es sich bei militärischer<br />

Besetzung stets nur um eine Herrschaft von<br />

begrenzter Dauer und eingeschränkter Souveränität<br />

handeln könne. Im Spätmittelalter<br />

und in der frühen Neuzeit dagegen wurde<br />

militärische Besetzung grundsätzlich als eine<br />

Form legitimer und dauerhafter Herrschaft<br />

verstanden.<br />

Ein Blick in die jüngere Geschichte militärischer<br />

Besetzungen scheint dies zu bestätigen.<br />

Die Beiträge dieses Bandes indessen machen<br />

deutlich, dass dies eine relativ junge, erst seit<br />

dem frühen 20. Jahrhundert völkerrechtlich<br />

verbindliche Rechtsauffassung ist, und unternehmen<br />

erstmals den Versuch einer systematischen<br />

Darstellung militärischer Besetzungen<br />

vom 13. bis zum frühen 19. Jahrhundert – im<br />

Heiligen Römischen Reich und in Westeuropa,<br />

vom Hundertjährigen Krieg bis zur napoleonischen<br />

Herrschaft in Deutschland, und<br />

anderswo.<br />

Markus Meumann, Jörg Rogge (Hg.): Die besetzte<br />

res publica. Zum Verhältnis von ziviler Obrigkeit und<br />

militärischer Herrschaft in besetzten Gebieten vom<br />

Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert, Lit Verlag


Berlin 2006 (Herrschaft und soziale Systeme in der<br />

Frühen Neuzeit 3), 416 S., 40,90 €, ISBN 3-8258-<br />

6346-8.<br />

Dr. Markus Meumann, Interdisziplinäres<br />

Zentrum für die Erforschung der Europäischen<br />

Aufklärung (IZEA) der MLU, Franckeplatz 1, Haus 54,<br />

06110 <strong>Halle</strong> (Saale), Telefon: 0345 55-21785,<br />

E-Mail: markus.meumann@izea.uni-halle.de<br />

D ILETTANTEN UND EXPERTEN IM ORIENT<br />

In der Reihe der Orientwissenschaftlichen<br />

Hefte des OWZ erschienen nun die Beiträge<br />

zum XXIX. Deutschen Orientalistentag, der<br />

im September 2004 in <strong>Halle</strong> stattfand. Die<br />

Autorinnen und Autoren beschäftigen sich<br />

mit der Verankerung der Altorientalistik, der<br />

Orientarchäologie, der Sinologie und der Arabistik<br />

in den neuzeitlichen <strong>Universität</strong>en. Sie<br />

thematisieren den Beitrag von so genannten<br />

Dilettanten für die Kenntnisse des Orients<br />

ebenso wie die Resultate orientalistischer<br />

Studien für die theologische Diskussion. Die<br />

diachronische Perspektive wird durch Blicke<br />

auf die Nachbarländer erweitert. Zum Schluss<br />

geben bis dato unveröffentlichte Briefe von<br />

Fritz Rudolf Kraus, Georg Jacob und Hans<br />

Heinrich Schaeder Einblicke in Erfahrungen<br />

und Vorstellungen anerkannter Fachvertreter.<br />

Der Orient in akademischer Optik. Beiträge<br />

zur Genese einer Wissenschaftsdisziplin,<br />

Orientwissenschaftliche Hefte 20/2006, hg. vom<br />

Orientwissenschaftlichen Zentrum der MLU, 185 S.,<br />

11,50 €, ISSN 1617-2469<br />

Orientwissenschaftliches Zentrum der MLU,<br />

Mühlweg 15, 06114 <strong>Halle</strong> (Saale),<br />

Telefon: 0345 55-24081,<br />

E-Mail: hanne.schoenig@owz.uni-halle.de<br />

W IE WEITER NACH FREMDHERRSCHAFT UND<br />

R EALSOZIALISMUS?<br />

Nach Fremdherrschaft und Realsozialismus<br />

integriert sich Bulgarien in die europäische<br />

Staatengemeinschaft. Mit den Bezugspunkten<br />

Bulgarien, Deutschland und Europa analysiert<br />

der vorliegende Sammelband diesen Prozess.<br />

Deutsche und bulgarische Autor(inn)en widmen<br />

sich den Themen:<br />

– Europaorientierung und -berichterstattung,<br />

– ökonomische Aspekte des EU-Beitritts,<br />

– europäische Mächte und bulgarische<br />

Staatsgründung,<br />

– Westbindung Deutschlands und<br />

Antiamerikanismus,<br />

– parlamentarisches Regierungssystem,<br />

– politische Sprache,<br />

– Pluralismustheorie,<br />

– soziales Vertrauen,<br />

– Denkmäler und Nationalismus.<br />

Der Herausgeber, Privatdozent am Institut für<br />

Politikwissenschaft (Philosophische Fakultät<br />

I) der MLU, war von 2003 bis 2005 Akademischer<br />

Direktor des Zentrums für Deutschland-<br />

und Europastudien an der St.-Kliment-<br />

Ochridski-<strong>Universität</strong> Sofia.<br />

Jürgen Plöhn (Hg.): Sofioter Perspektiven auf<br />

Deutschland und Europa. Studien zu Wirtschaft,<br />

Politik, Geschichte, Medien und Kultur.<br />

Mit Beiträgen von Hermann Albeck, Georgi Chobanov,<br />

Roger Fornoff, Ivan Parvev, Jürgen Plöhn, Walter<br />

Reese-Schäfer, Minka Zlateva, LIT Verlag Berlin 2006,<br />

Reihe: Politikwissenschaft, Bd. 133, 232 S., 29,90 €,<br />

br., ISBN 3-8258-9498-3<br />

PD Dr. phil. habil. Jürgen Plöhn,<br />

Dürerstraße 5, D-41466 Neuss,<br />

Telefon/Telefax: 02131 468344,<br />

E-Mail: ploehn@hotmail.com<br />

COVER BUCHTITEL<br />

B LAUE BLUMEN, MOHNSAFT, SPHÄRENMUSIK ...<br />

»Die vergessene Geschichte der mitteldeutschen<br />

Romantik« – das ist viel mehr als<br />

Reichardts Garten, Eichendorffs »Burg überm<br />

Tale« oder Seumes »Spazierganz nach Syrakus«.<br />

Regionale Literaturgeschichte? Literarische<br />

Heimat-Kunde? Faszinierend, welche<br />

Fülle von Fakten dieser schmale Band umschließt.<br />

Am liebsten möchte man alles auf einmal lesen<br />

und sich verzaubern lassen von den detailkenntnisreichen<br />

Darstellungen und lebendigen<br />

Impressionen der Autorinnen, die ja selbst tief<br />

in der mitteldeutschen Kultur- und Bildungslandschaft<br />

verwurzelt sind. Ein wunderbares<br />

Buch für romantische (!) Herbst- und Winterabende.<br />

Heidi Ritter, Eva Scherf: Die Weltseele<br />

durchlebt alles, Projekte-Verlag <strong>Halle</strong> 2006,<br />

186 Seiten, 12,50 €, ISBN: 3-86634-116-4<br />

Dr. Heidi Ritter, Telefon: 0345 55-23593, E-<br />

Mail: heidi.ritter@germanistik.uni-halle.de<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

D IE KAROLINGER BEI HALLE (806)<br />

Kürzlich erschien, Band 12 des Heimat-Jahrbuchs<br />

Saalkreis. Neben Aufsätzen über den<br />

Kalibergbau in Teutschenthal, den Steinkohlenbergbau<br />

um Plötz, das hochnotpeinliche<br />

Halsgericht »auf der Brücken« in Ostrau,<br />

die »hallesche Hungermedaille« von 1847<br />

und vielen anderen ist im Jubiläumsjahr der<br />

Stadt vor allem der erste (rechts-)geschichtliche<br />

Beitrag von Prof. Dr. Heiner Lück<br />

interessant: Allgemeinverständlich und mit<br />

vielen Details, Abbildungen und Zitaten aus<br />

historischen Quellen versehen, stellt er »Die<br />

karolingische Befestigung bei <strong>Halle</strong> (806) als<br />

Element der Grenzsicherung im Osten des<br />

fränkischen Reiches« dar.<br />

Heimat-Jahrbuchs Saalkreis, Band 12, herausgegeben<br />

vom Landratsamt Saalkreis in Zusammenarbeit<br />

mit dem Museum Petersberg, Saalkreis 2006, 117<br />

S., 5.60 €, ohne ISBN (erhältlich in halleschen<br />

Buchhandlungen)<br />

Prof. Dr. Heiner Lück, Juristische u. Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät, Lehrstuhl für Bürgerliches<br />

Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische<br />

Rechtsgeschichte, <strong>Universität</strong>sring 4, 06108 <strong>Halle</strong><br />

(Saale), Telefon: 0345 55-23200,<br />

E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />

B URG GIEBICHENSTEIN – DAS VOLLE PROGRAMM<br />

Ein im Verlag der Hochschule für Kunst und<br />

Design <strong>Halle</strong> erschienenes neues Buch über<br />

den Fachbereich Design der Burg Giebichenstein<br />

stellt neben Grundlagen- und Theorie-<br />

Ange bo ten das volle Programm der Projekte<br />

aus den Studiengängen Industriedesign, Innenarchitektur,<br />

Kom munikationsdesign, Modedesign,<br />

Multimedia/VR-Design und Multimedia/<br />

VR-Conception vor.<br />

Auf 384 fünffarbigen Seiten zeigt es Beispiele<br />

in Text und Bild aus dem Arbeitsalltag der<br />

verschiedenen Lehrgebiete und erläutert die<br />

neue Studienstruktur für die Bachelor- und<br />

Master-Abschlüsse im Fachbereich Design.<br />

Atmosphäre, Personen und Aktivitäten auf<br />

dem Campus, Kurzportraits von erfolgreichen<br />

Alumni werden ebenso präsentiert wie Tipps<br />

zur Kultur in der Umgebung, zu Kneipen,<br />

Clubs und Treffpunkten in der Stadt<br />

Schriftenreihe der Hochschule für Kunst und Design,<br />

Heft 14 (2006), Hg.: Burg Giebichen stein, Fachbereich<br />

Design, 384 S., dt. u. engl., 14 €; ermäßigt 7 €, ISBN:<br />

3-86019-047-4<br />

Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und<br />

Design <strong>Halle</strong>, Hochschulbibliothek, Postfach 200252,<br />

06108 <strong>Halle</strong>, Telefon: 0345 7751-633/7,<br />

E-Mail: hintz@burg-halle.de<br />

39<br />

(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT


40<br />

(FACH-)LITERATURFABRIK UNIVERSITÄT<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

»Bitte einmal gemischten<br />

Sprachsalat ...«<br />

Diesmal mit: verschiedenen femininen Formen ...<br />

Das Studierendenleben lässt sich am besten<br />

genießen, wenn man (?) in einer gemütlichen<br />

Studierendenbude Studierendenfutter knabbert<br />

auf dem Tisch eine Studierendenblume steht ...<br />

Klingt komisch – aber was hilft’s? Weibliche<br />

Formen zu (er-)finden oder solche, die für<br />

beide Geschlechter gleichermaßen verwendbar<br />

sind, ist ja angesichts der seit langem gesetzlich<br />

verbrieften Gleichbe rechtigung ein<br />

objektives Erfordernis modernen gesellschaftlichen<br />

Lebens, das kaum jemand bestreitet.<br />

Nur dieses auch in die alltägliche Sprech- und<br />

Schreibpraxis umzusetzen, ist nicht leicht.<br />

Problemlos geht das, mündlich und schriftlich,<br />

mit Zweifachformen oder eben mit Partizipien:<br />

»liebe Studentinnen und Studenten«,<br />

»Professorinnen und Professoren«, »verehrte<br />

Anwesende«, »<strong>Universität</strong>sangehörige«.<br />

Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache (in<br />

der häufig noch Bequemlichkeit oder alte<br />

Gewohnheit zum ausschließlichen Gebrauch<br />

männlicher Formen verleiten) stehen Autorinnen<br />

und Autoren – da haben wir’s schon!<br />

– von Briefen, Aufsätzen, Zeitungsartikeln<br />

etc. pp. oft vor einem Platzproblem, das sie<br />

auf dreierlei Art lösen können: mit dem in<br />

links-progressiven Kreisen sowie in Österreich<br />

und in der Schweiz bis heute präferierten<br />

»Binnen-i«, mit Schräg strichen oder mit<br />

Klammern, also »AutorInnen«, »Autor/innen«<br />

und »Autor(inn)en«, »LehrerInnen«, »Lehrer/<br />

innen« und »Lehrer(innen)«. Irgendetwas<br />

stimmt da nicht ganz, nur was?<br />

Ja, richtig, die »Autor/inn/en« brauchen in<br />

Wahrheit zwei Schrägstriche, während für<br />

die »Lehrer/innen« einer reicht, auch für die<br />

»Mitarbeiter/innen« – aber nur im Nominativ!<br />

Im Dativ indes wollen sie partout zwei Striche<br />

haben: gönnen wir sie ihnen, den »Lehrer/<br />

inne/n«, »Mitarbeiter/inne/n«, »Teilnehmer/<br />

inne/n« und ebenso den »Senior/inn/en«,<br />

»Linguist/inn/en«, »Absolvent/inn/en« ...<br />

Sämtliche Varianten sind (fast überall) erlaubt,<br />

darum ist es wohl eine Frage des individuellen<br />

Geschmacks, ob eine(r) das »Binnen-i« und<br />

die – oft (s. o.) zweifach nötigen – Schrägstriche<br />

grafisch unschön findet oder nicht. Am<br />

einfachsten zu handhaben dürften Klammern<br />

sein, aber auch hier muss Korrektheit walten,<br />

schließen sie doch, stets abhängig von Kasus<br />

und Art des Nomens, »(inn)«, »(inne)« oder<br />

»(innen)« ein.<br />

Mag es dem Stilempfinden der Schreiberin<br />

oder des Schreibers überlassen bleiben, ob sieoder<br />

er Doppelformen, geschlechtsneutrale<br />

Nomen (»Gast«, »Mensch«, »Mitglied«,<br />

»Person«), Partizipien (»Abgeordnete«, »Vorsitzende«)<br />

oder die – nur zum schriftlichen<br />

Gebrauch tauglichen – raumsparenden Formen<br />

mit »Binnen-i«, Schräg strichen oder mit<br />

Klammern verwendet.<br />

Google bietet derzeit unter dem Suchbegriff<br />

»Feministische Linguistik« 912 Links zum<br />

nicht-sexistischen Sprachgebrauch an, u. a.<br />

zu Werken von Senta Trömel-Plötz, Luise F.<br />

Pusch und Margret Jäger sowie zu einem sehr<br />

informativen WIKIPEDIA-Text. (MaWe)<br />

Auch die Sprachberatung am Germanistischen Institut der<br />

Philosophischen Fakultät II der MLU hilft gern:<br />

Telefon: 0345 55-23605/20<br />

(Mo 10–12 Uhr, Di 12–14 Uhr, Mi + Do 13.30–15.30 Uhr)<br />

Fax: 0345 55-27107<br />

E-Mail: sprachberatung@germanistik.uni-halle.de<br />

»... und ein Literatürchen!«<br />

Karin Scherf: »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt ... «<br />

Genau eine Handvoll Hefte in zwei Jahren,<br />

das klingt nicht viel. Doch interessante Informa<br />

tio nen über die 1 200-jährige Jubilarin namens<br />

<strong>Halle</strong> finden sich reichlich in den fünf<br />

Broschüren, die seit 2004 zuerst im Anderbeck<br />

Verlag, dann beim Verlag gi. <strong>Halle</strong> unter dem<br />

Dr. Karin Scherf: <strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt (Titel der Einzelhefte<br />

s. o.), 5 Hefte (je 64 S., außer Heft 1: 28 S., mit 5 CD’s), je ca.<br />

7 bis 9 €, ISBN 3-937751-12-2, ISBN 3-937751-16-5, ISBN<br />

3-00-017782-5, ISBN 3-9810900-0-4, ISBN 3-9810900-1-2<br />

Nähere Informationen: Tourist-Information, Leipziger Straße<br />

105/106 (Markt), 06108 <strong>Halle</strong> (Saale), Telefon: 0345 1229984,<br />

E-Mail: touristinfo@stadtmarketing-halle.de<br />

Motto »<strong>Halle</strong>-lujah – <strong>Halle</strong> bewegt« erschienen<br />

sind. »Der Markt. Eine Geschichte von<br />

Menschen, Bildern, Visionen«, »Eine Kul-<br />

TOUR«, »Jung frech kreativ«, »Von Tradition<br />

bis Hightech« und »Geschichten aus der<br />

Geschichte« lauten die Titel, mit denen Karin<br />

Scherf die verschiedenste Facetten der Stadtgeschichte<br />

und -gegenwart versah. Das literarische<br />

Ich, das insgesamt 264 Seiten lang zu<br />

uns spricht, ist niemand anderer als die Stadt<br />

<strong>Halle</strong> selbst. Jedes Bändchen versammelt in<br />

bunter Folge abwechslungsreiche Berichte aus<br />

Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft, Zitate<br />

aus Erinnerungen, Interviews mit bedeutenden<br />

KURZ & (RECHTS-)BÜNDIG<br />

»Rundes Chronik der Stadt <strong>Halle</strong> 1750–1835«,<br />

herausgegeben vom Thüringisch-Sächsischen<br />

Geschichtsverein, bearbeitet von Bernhardt Weißenborn,<br />

<strong>Halle</strong>-Saale Gebauer-Schwetschkesche Druckerei u. Verlag<br />

A. G. 1933, vermeldete für das Jahr 1806:<br />

»Den 19. October wurde die hiesige <strong>Universität</strong> durch den<br />

Kaiser Napoleon bei seinen Hiersein aufgehoben, und<br />

zwar weil die Studenten einige Tage zuvor den Kaiser ein<br />

Pereat gerufen und bei den Einmarsch der Franzosen am<br />

17. October auf selbige aus den Fenstern geschossen<br />

haben solten. Jeder von den Studirenten erhielt einen<br />

Paß, um ungehindert in seine Heimath reisen zu können.<br />

Der Schade für unser <strong>Halle</strong> durch die Auflößung der<br />

<strong>Universität</strong> war groß, da sehr viele von den Einwohnern<br />

blos von den Studenten lebten.«<br />

(mitgeteilt von Regina Haasenbruch aus dem Archiv der<br />

halleschen <strong>Universität</strong>)<br />

Von der Waterkant via Wandersleben nach <strong>Halle</strong><br />

Vor 300 Jahren zog Christian Friedrich Hunold<br />

(1680–1721), später Privatdozent für Poetik, Rhetorik<br />

und Recht an der Fridericiana halensis, ganz plötzlich<br />

aus Hamburg ins thüringische Wandersleben an der<br />

Apfelstädt. Nach einem abgebrochenen Jurastudium in<br />

Jena hatte er sich in Hamburg niedergelassen, wo er<br />

unter dem Pseudonym MENANTES (Schlüssel-)Romane,<br />

Gedichte und Opern-Libretti schrieb.<br />

Als sein »Satyrischer Roman«, in dem er das Liebesleben<br />

der Operndiva Conradin und der High Society der<br />

Hansestadt drastisch beschrieb, zum Skandal geworden<br />

war, flüchtete er zurück in sein Heimatdorf Wandersleben,<br />

wo er zwei Jahre lang bei seinem Bruder lebte (und u. a.<br />

am Konversationstrainer »Die beste Manier, in hinneter<br />

Conversation sich höflich und behutsam aufzuführen und<br />

in kluger Conduite zu leben« verfasste – bis man ihn<br />

1706 an der damals führenden<br />

deutschen <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> zum Doktor der Rechte<br />

promovierte und zum Privatdozenten berief.<br />

Vor 285 Jahren starb er 1721 an diesem<br />

seinem letzten Wirkungsort.<br />

(vgl. Menantes-Förderkreis Wandersleben,<br />

Christoph Dieckmann »O wundervolle Triebe!«,<br />

in: DIE ZEIT, 12. April 2006, S. 68, und Elena Rauch<br />

»Simmel des Barock ...«, in: Thüringer Allgemeine,<br />

Wochenendbeilage v. 17. Juni 2006)<br />

Einwohner(inne)n der Stadt und eine Fülle<br />

schwarzweißer und farbiger Illustrationen<br />

– damit die Leserin und der Leser sich von allem<br />

Erzählten im ursprünglichen Wortsinn ein<br />

Bild machen können.<br />

Hätten die Macher(innen) nicht offensichtlich<br />

unter großer Zeitnot gelitten, wäre manchem<br />

Text (etwa dem Kapitel »Wirtschaft und Wissenschaft<br />

in <strong>Halle</strong>« [4] oder dem Gespräch mit<br />

dem Kustos der universitären Sammlungen,<br />

Dr. Ralf-Torsten Speler [5]) eine behutsame<br />

Bearbeitung bzw. Endredaktion wohl gut bekommen<br />

– aber auch so bietet sich eine spannende<br />

und lesenswerte Lektüre an. Außerdem<br />

gehört zu jedem Heft eine CD, die noch viel<br />

mehr Informationen enthält.<br />

Margarete Wein


Ehrungen, Mitgliedschaften in<br />

Gremien, Berufungen, Jubiläen<br />

»LEANDER LESEN!«<br />

Im September eröffneten Kultus minister, Prof. Dr. Jan<br />

Hendrik Olbertz, und Ober bürgermeisterin Ingrid<br />

Häusler die Aktion »Leander lesen!«.<br />

Die aus Amerika stammende Idee – eine Stadt liest ein<br />

Buch – wird so erstmals in Deutschland durchgeführt.<br />

Bis zum Jahresende 2006 finden über fünfzig Veranstaltungen<br />

(Auswahl im Internet unter: http://www.<br />

stadtjubilaeum.de/index.asp?MenuID=259&SubPage<br />

=3) in Schulen, Bibliotheken, im Maya Mare, im Zoo,<br />

in Theatern, Krankenhäusern und Altenheimen der Stadt<br />

<strong>Halle</strong> statt. Lesen werden die Leander’schen Märchen<br />

– »Träumereien an französischen Kaminen« –<br />

Prominente, engagierte Bürger und Privatpersonen,<br />

zum Beispiel Jutta Hoffmann und Peter Sodann, der<br />

Vorsitzende des Volkmann-Vereins, der Chirurg Prof. Dr.<br />

Henning Dralle, und sein Stellvertreter Andreas Volkmann,<br />

Nachkomme des halle schen Arztes und Dichters Richard<br />

von Volkmann(-Leander).<br />

Im Vordergrund steht die Leseförderung und die Pflege<br />

des literarischen Erbes eines Mannes, der <strong>Halle</strong> und die<br />

hiesige <strong>Universität</strong> mit seinen medizinischen Leistungen<br />

im 19. Jahrhundert weltweit zur »Sonnenstelle der modernen<br />

Chirurgie«, so ein Zeitgenosse Volkmanns , erhob.<br />

Prof. Dr. med. Henning Dralle, Telefon: 0345 55-72315,<br />

E-Mail: henning.dralle@medizin.uni-halle.de<br />

36. DEUTSCHER RECHTSHISTORIKERTAG<br />

IN HALLE AN DER SAALE<br />

Vom 10. bis zum 14. September 2006 trafen sich an der<br />

MLU mehr als 400 Rechtshistorikerinnen und Rechtshistoriker<br />

sowie Expert(inn)en angrenzender Fachgebiete zum<br />

36. Deutschen Rechtshistorikertag – auf Initiative von<br />

Prof. Dr. Heiner Lück und Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf<br />

Lieberwirth erstmals in <strong>Halle</strong> als anerkanntem Zentrum<br />

rechtsgeschichtlicher Forschung und Lehre tagend.<br />

Bedeutung und Geschichte der Rechtsgeschichte im allgemeinen<br />

und an der halle schen Uni im besonderen bildeten<br />

den Schwerpunkt der Ausgabe 2/06 des Unimagazins<br />

scientia halensis (siehe: http://www.verwaltung.unihalle.de/DEZERN1/PRESSE/MAGA-206.pdf).<br />

Ein Tagungsband mit den Vorträgen und Diskussionen des<br />

36. Deutschen Rechtshistorikertages erscheint demnächst.<br />

Prof. Dr. iur Heiner Lück, Telefon: 0345 55-23200<br />

E-Mail: heiner.lueck@jura.uni-halle.de<br />

H ALLESCHER INDOLOGE IM INTERNATIONALEN<br />

V ORSTAND DES »EUROI NDIA CENTRE«<br />

Prof. Dr. Rahul Peter Das (Institut für Indologie und<br />

Südasienwissenschaften der MLU) wurde in den internationalen<br />

Vorstand des »EuroIndia Centre« (EIC) gewählt.<br />

Das EIC wurde 2001 von dem früheren französischen<br />

Premierminister Raymond Barré und dem jetzigen indi<br />

schen Premierminister Manmohan Singh als Netzwerkorganisation<br />

zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen<br />

Europa und Indien gegründet, besonders auf den<br />

Gebieten Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Technologie,<br />

Städteplanung und Medien. Zu diesem Zweck integriert<br />

das EIC (Sekretariat im französischen La Rochelle, Infos<br />

über Webseite http://en.wikipedia.org/wiki/EuroIndia<br />

Centre) herausragende Persönlichkeiten und bedeutende<br />

Firmen beider Regionen.<br />

Prof. Dr. Rahul Peter Das, Telefon: 0345 55-23632<br />

E-Mail: das@suedasien.uni-halle.de<br />

P ROTESTBEWEGUNGEN AUF DER SPUR<br />

Vom 22. bis 25. November 2006 startet am Institut für<br />

Medien- und Kommunikationswissenschaften – in Kooperation<br />

mit den <strong>Universität</strong>en Heidelberg und Zürich – eine<br />

von der Europäischen Kommission finanzierte Workshop-<br />

und Tagungsreihe, die sich mit den Auswirkungen sozialer<br />

Bewegungen auf die europäische Öffentlichkeit beschäftigt.<br />

Über mehrere Jahre werden Nachwuchswissenschaftler(inne)n<br />

aus ganz Europa eingeladen, ihre Projekte zu<br />

diesem Thema vorzustellen und mit ausgewählten, in ternational<br />

anerkannten Expert(inn)en zu diskutieren.<br />

Zum ersten Workshop – Tracing Protest Movements:<br />

Perspectives from Sociology, Political Sciences,<br />

and Media Studies – werden rund 50 Gäste erwartet.<br />

Dr. phil. Kathrin Fahlenbrach, Telefon: 0345 55-23576,<br />

E-Mail: kathrin.fahlenbrach@medienkomm.uni-halle.de<br />

L ITERATURRAT IN SACHSEN-ANHALT<br />

Im August 2006 berief der Kultusminister von Sachsen-<br />

Anhalt, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, neben mehreren<br />

Autor(inn)en aus Magdeburg, <strong>Halle</strong> und Halberstadt<br />

den halleschen Germanisten Prof. Dr. Hans-Joachim<br />

Solms in einen Literaturrat. Das neue Gremium soll die<br />

Landespolitiker bei Literaturentwicklung und Pflege des<br />

literarischen Erbes beraten, mit der Kunststiftung des<br />

Landes ein Konzept zur Literaturförderung entwickeln<br />

und Emp feh lungen zur Vernetzung der Literaturarbeit von<br />

Museen, Kulturstiftungen und Schulen geben.<br />

Prof. Dr. phil. Hans-Joachim Solms, Telefon: 55-23610;<br />

E-Mail: hans-joachim.solms@germanistik.uni-halle.de<br />

R ENOMMIERTER HALLESCHER ROMANIST<br />

IN CHILENISCHER LITERATURPREIS-JURY<br />

Im Sommer 2006 wurde Prof. Dr. Thomas Bremer –<br />

seit 1995 <strong>Universität</strong>sprofessor für Literaturwissenschaft/<br />

Iberoromanistik an der MLU – in die Jury zur Vergabe des<br />

Premio José Donoso berufen.<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

P HYSIK (MATHEMATISCH-<br />

N ATURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT II)<br />

Prof. Dr. rer. nat. Ralf B. Wehrspohn<br />

<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) für Experi mentalphysik<br />

an der MNF II und Insti tuts lei ter<br />

am Fraunhofer-Institut für Werk stoffmechanik<br />

<strong>Halle</strong> seit 1. Juni 2006.<br />

Geboren am 17. August 1970 in Lübeck.<br />

E-Mail: ralf.wehrspohn@physik.unihalle.de<br />

1990–1995 Studium d. Physik an Oldenburg,<br />

1995–1998 wiss. Mitarb. an d. o. g. <strong>Universität</strong> u.<br />

an d. École Polytechnique, Palaiseau,<br />

Frankreich (en cotutelle)<br />

1997 Promotion zum Dr. rer. nat. in Oldenburg<br />

u. Palaiseau<br />

1998–1999 Wiss. Mitarb. bei Philips Research,<br />

Redhill, UK<br />

1999–2003 Gruppenleiter am MPI für Festkörperphysik<br />

<strong>Halle</strong>, Gruppe: »Poröse Nanostrukturen<br />

und Photonische Kristalle«<br />

2003–2006 Professor f. Experimentalphysik an d.<br />

<strong>Universität</strong> Paderborn, Lehrstuhl für<br />

Nanophotonische Materialien<br />

2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />

W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />

2002 Wissenschaftsverbundspreis v. Dow Chemical<br />

2003 Heinz-Maier-Leibnitz-Preis d. DFG<br />

2003 TR100 Innovationspreis d. Massachusetts Institute<br />

of Technology (MIT)<br />

W EITERE TÄTIGKEITEN:<br />

Coeditor »Applied Physics A« (Springer); Member of the<br />

Advisory Board of Photonics and Nanostructures (Elsevier)<br />

A RBEITS- UND FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />

Herstellung, Simulation u. Charakterisierung nano- u.<br />

mikrostrukturierter Materialien (Silizium, Polymere, Oxide)<br />

f. Anwendungen in d. Photonik, Photovoltaik, Sensorik u.<br />

Nanobiotechnologie.<br />

P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />

• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Polymer nanotubes by wetting<br />

of ordered porous templates. In: Science 14.06.2002, Vol.<br />

296. no. 5575, 1997.<br />

• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Highly ordered monocrystalline<br />

silver nanowire arrays. In: Journal of Applied Physics<br />

91 (= 5/2002), 3243–3247.<br />

• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Self-ordering regimes of<br />

porous alumina: The 10% porosity rule. In: Nano Letters 7<br />

(= 2/2002), 677–680.<br />

• Ralf B.Wehrspohn et. al.: Silicon-based photonic crystals.<br />

In: Advanced Materials 13 (= 6/2001), 377–388.<br />

41<br />

P ERSONALIA


42<br />

P ERSONALIA<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

M EDIZINISCHE FAKULTÄT<br />

Prof. Dr. med. Dieter Körholz<br />

<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) und Direktor<br />

der <strong>Universität</strong>sklinik für Kinder- und<br />

Jugendmedizin seit 1. März 2006.<br />

Geboren am 2. März 1959 in Dortmund.<br />

E-Mail: dieter.koerholz@medizin.unihalle.de<br />

1978–1984 Studium d. Humanmedizin an d.<br />

<strong>Universität</strong> Düsseldorf<br />

1985–1992 Facharztweiterbildung (Kinderheilkunde)<br />

ebenda<br />

1986 Promotion zum Dr. med.<br />

1987–1990 Forschungsstipendium d. DFG am Albert-<br />

Einstein-College of Medicine<br />

1993 Habilitation an d. Uni Düsseldorf<br />

1994–1999 Hochschuldozent (C2) u. Oberarzt am<br />

Zentrum f. Kinderheilkunde d. Uni klinik<br />

Düsseldorf<br />

1999–2006 C3-Professor u. Leiter d. FB f. Pädiatr.<br />

Hämatologie u. Onkologie d. Uniklinik/<br />

Poliklinik f. Kinder u. Jugendliche an d.<br />

Uni Leipzig,<br />

2003 Mitbegr. d. European Network of Pediatric<br />

Hodgkin`s Lymphoma Studiengruppe<br />

2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />

W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />

1997 Förderpreis d. Gesellschaft f. Pädiatrische<br />

Hämatologie u. Onkologie<br />

1999 Förderpreis d. Manfred-Köhnlechner-Stiftung<br />

2003 Verdienstkreuz am Bande d. Verdienstordens d.<br />

Bundesrepublik Deutschland f. d. Aufbau d.<br />

psycho sozialen Versorgung f. krebskranke Kinder u.<br />

ihre Familien in Leipzig<br />

A RBEITS- UND FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />

Entwicklung eines europäischen Therapiestandards f.<br />

d. Behandlung v. Hodgkin-Lymphomen im Kindes- u.<br />

Jugendalter, Tumornachsorge, psychosoziale u. psychosomatische<br />

Probleme krebskranker Kinder, klinische Studien<br />

in verschiedenen Bereichen d. Pädiatrie, Aufbau eines<br />

Kinderschutzzentrums (zusammen mit d. Kinderchirurgie,<br />

d. Jugendamt d. Stadt <strong>Halle</strong> u. d. Bereich Rechtsmedizin<br />

d. MLU.<br />

P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />

• Dieter Körholz: Hämatologie und klinische Onkologie.<br />

In: Kinderheilkunde systematisch, Hg. Wieland Kiess und<br />

Wolfgang Braun, Bremen 22002, 490–534.<br />

• Dieter Körholz et al.: The concept of the GPOH-HD 2003<br />

therapy study for pediatric Hodgkin’s disease: evolution<br />

in the tradition of the DAL/GPOH studies. In: Klin Padiatr.<br />

216(2004), 150–156.<br />

M EDIZINISCHE FAKULTÄT<br />

Prof. Dr. med. Christian Strauss<br />

<strong>Universität</strong>sprofessor (W3) für Neurochirurgie<br />

und Direktor der <strong>Universität</strong>sklinik<br />

für Neurochirurgie seit 1. Juli 2006.<br />

Geboren am 8. Dezember 1958 in Mainz.<br />

E-Mail: christian.strauss@medizin.unihalle.de<br />

1976–1979 Medizinstudium an d. <strong>Universität</strong> Mainz<br />

1979–1980 Medizinstudium an d. <strong>Universität</strong><br />

Würzburg<br />

1981–1982 University of Birmingham, Alabama<br />

1982/83 Tätigkeit am Inselspital d.<br />

Neurologischen Klinik d. <strong>Universität</strong> Bern<br />

1983/84 Approbation u. Promotion zum Dr. med.<br />

1984–1992 Facharztweiterbildung an d. Neurochirurgischen<br />

Klinik d. Uni Erlangen-Nürnberg<br />

1992 Facharzt für Neurochirurgie<br />

1992–2001 (Leitender) Oberarzt<br />

1995/96 Habilitation u. Ernennung zum<br />

Privatdozenten<br />

2004 Ernennung zum <strong>Universität</strong>sprofessor (C3)<br />

2006 <strong>Universität</strong>sprofessor in <strong>Halle</strong><br />

W ISSENSCHAFTSPREIS:<br />

1981/82 Rotary Scholarship, Rotary International<br />

1991 Dritter Posterpreis bei d. 42. Jahrestagung d. dt.<br />

Gesellschaft f. Neurochirurgie<br />

1995 Erster Vortragspreis bei d. 46. Jahrestagung d.<br />

dt. Gesellschaft f. Neurochirurgie<br />

W EITERE TÄTIGKEITEN:<br />

Kongress-Sekretär im Gesamtverband Deutscher Nervenärzte<br />

seit 2003; Sprecher d. Sektion Neurophysiologie in<br />

d. Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie 2003–2007<br />

A RBEITS- U. FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:<br />

wissenschaftlich: Intraoperatives Hirnnerven-EMG, evozierte<br />

Potenziale zur Lokalisation u. Funktionsüberwachung bei<br />

Hirnstamm- u. Schädelbasistumoren, Entwicklung eines<br />

medikamentösen Therapieschemas zur Verbesserung d.<br />

Mikrozirkulation f. Hirnnerven; Konzept: die »sichere«<br />

Operation; klinisch: Tumorchirurgie: Akustikus n eurinome,<br />

Schädelbasischirurgie, vaskuläre Malformationen<br />

P UBLIKATIONEN (AUSWAHL):<br />

• Strauss C, Bischoff B, Romstöck J, Neu M, Fahlbusch R:<br />

Vasoactive treatment for hearing pre servation in acoustic<br />

neurinoma surgery. J Neurosurg (2001)<br />

• Strauss C: The facial nerve in medial acoustic neuromas.<br />

J Neurosurg (2002)<br />

• Strauss C, Fahlbusch R, Rampp S, Scheller C: Preser vation<br />

of facial nerve function following postoperative treatment<br />

in acoustic neuroma surgery. Neurosurgery (2006)<br />

Damit nahm im September in Chile erstmals ein deutscher<br />

Literaturwissenschaftler als Vertreter der europäischen<br />

Lateinamerikanistik an dieser Entscheidung über einen der<br />

wichtigsten lateinamerikanischen Literaturpreise, teil.<br />

Der Preis wird seit fünf Jahren alljährlich zur Buchmesse<br />

von Talca verliehen. Einige der bisherigen Preisträger sind<br />

auch in Europa gut bekannt: Isabel Allende (2003) aus<br />

Chile und José Emilio Pacheco (2001) aus Mexiko.<br />

Prof. Dr. phil. Thomas Bremer, Telefon: 55-23541;<br />

E-Mail: thomas.bremer@romanistik.uni-halle.de<br />

JUBILÄEN IM III. QUARTAL 2006<br />

Seit Anfang 2006 werden nach einem Beschluss des<br />

Beirats der scientia halensis, Dienstjubiläen, runde<br />

Geburtstage und Todesfälle wieder - wie in fast allen<br />

Periodika deutscher <strong>Universität</strong>en und Hochschulen -<br />

im Unimagazin vermeldet. Wie bei jeder Neuerung,<br />

wird es anfangs Probleme geben: Wir bitten vorab um<br />

Verständnis, falls der eine oder andere Name fehlt; die<br />

Redaktion ist für jeden Hinweis dankbar.<br />

Weil alle <strong>Universität</strong>sangehörigen [nur nicht aus dem<br />

Klinikum] einbezogen werden sollen, erscheinen neben<br />

den Namen nur Kürzel der Fachbereiche und Fakultäten:<br />

Theologische Fakultät = ThF, Juristische und Wirtschaftwi<br />

ssenschaftliche Fakultät = JWF, Medizinische Fakultät =<br />

MF, Philosophische Fakultät I = PhF 1, Philosophische<br />

Fakultät II = PhF I1, Philosophische Fakultät III = PhF<br />

II1, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I =<br />

MNF I, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II<br />

= MNF II, Mathematisch-Naturwissenschaft liche Fakultät<br />

III = MNF III, Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />

= ZI, <strong>Zentrale</strong> Einrichtungen = ZE, <strong>Zentrale</strong><br />

<strong><strong>Universität</strong>sverwaltung</strong> = ZUV.<br />

UNIVERSITÄT UND SCIENTIA HALENSIS GRATULIEREN ...<br />

... zum 90. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Konrad Onasch (ThF)<br />

... zum 85. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Günter Mühlpfordt (PhF I)<br />

... zum 80. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Manfred Zausch (MNF III)<br />

... zum 75. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Traugott Holtz (ThF)<br />

... zum 70. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Hannelore Dörfel (MNF III), Prof. Dr. Diethard<br />

Rost (MNF III)<br />

... zum 65. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Wilhelm Eberhard Weber (MNF III), Prof. Dr.<br />

Bernd Osten (MF), Prof. Dr. Sibylle Reinhardt (PhF I),<br />

Prof. Dr. Wolfgang Ruf (PhF II), Prof. Dr. Ulrich Schneyer<br />

(MF), Dr. Joachim Wussow (MNF III)<br />

... zum 60. Geburtstag:<br />

Dr. Sabine Bernsdorf (MNF III), Prof. Dr. Wilfried Herget<br />

(MNF I), Hans-Wolfhard Kohte (JWF), Prof. Dr. Dirk<br />

Steinborn (MNF II)<br />

... zum 50. Geburtstag:<br />

Prof. Dr. Dietrich Nies (MNF I)<br />

... zum 40-jährigen Dienstjubiläum:<br />

PD Dr. Axel Stolze (WF)<br />

UNIVERSITÄT UND SCIENTIA HALENSIS TRAUERN UM:<br />

Prof. Dr. Rolf Gattermann († 30. Juni 2006)


Vereinigung der Freunde und<br />

Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg e. V.<br />

Vorsitzender des Kuratoriums: Jörg Henning<br />

Präsident: Senator e. h. Dr. Wolfgang Röller<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/06<br />

Bücher – »das papierene Gedächtnis der Menschheit«<br />

Geschäftsführer(in): Ramona Mitsching, Dr. Heinz Bartsch, Wolfgang Grohmann<br />

c/o <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-Wittenberg, 06099 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 55-22912, E-Mail: ramona.mitsching@vff.uni-halle.de<br />

Internet: www.vff.uni-halle.de<br />

(Arthur Schopenhauer: Über Gelehrsamkeit und Gelehrte,<br />

in: Parerga und Paralipomena, Band II, Kapitel 21, § 254)<br />

EHRENVORSITZENDE DES<br />

KURATORIUMS:<br />

Senator e. h. Dr. h. c. mult. Hans-Dietrich Genscher,<br />

Senator e. h. Dr. Gerhard Holland<br />

Aktion Buchpaten –<br />

eine Initiative braucht Hilfe!<br />

Die <strong>Universität</strong>s- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt ruft zur<br />

Rettung gefährdeter Bücher auf. Betroffen sind vor allem Drucke<br />

des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die damals meist nur in<br />

sehr kleinen Auflagen erschienen. Heute sind sie Kulturdenkmale<br />

und einzigartige Zeugen der Regional-, Orts- und allgemeinen Kulturgeschichte<br />

sowie der über 500-jährigen Geschichte der hiesigen<br />

<strong>Universität</strong>.<br />

Die Vereinigung der Freunde und Förderer der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Halle</strong>-Wittenberg e. V. unterstützt dieses Anliegen nachdrücklich<br />

und verwaltet die eingehenden Spenden.<br />

Darüber hinaus befindet sich die VFF derzeit mit den Verantwortlichen<br />

der ULB im Gespräch über ein geeignetes Buch, dessen<br />

Restauration die Vereinigung aus eigenen Mitteln finanzieren wird.<br />

Der Bibliotheksbestand einer <strong>Universität</strong> ist der »Humus« für das<br />

Wachsen künftiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und ein Schatz<br />

für Forschung und Lehre, der bewahrt werden muss.<br />

Deshalb bittet die VFF alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

halleschen <strong>Universität</strong>, sich als Buchpat(inn)en zu erklären. Besonders<br />

die Professorinnen und Professoren der Alma mater sind aufgerufen,<br />

mit besonderem Engagement voranzugehen.<br />

Eine Buchpatenschaft kostet zwischen 350 € und 3 500 €.<br />

Aber die Freude, ein kostbares, unwiederbringliches Buch »gerettet«<br />

und damit der <strong>Universität</strong> einen bleibenden Wert erhalten zu haben,<br />

ist dieses Geld auf jeden Fall wert.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.Bibliothek.uni-halle.de.<br />

Spenden erbeten an:<br />

Kontonummer: 857 362 100<br />

BLZ: 800 800 00<br />

Dresdner Bank <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Aktenzeichen 4130.124<br />

Die Vereinigung ist berechtigt, steuerwirksame Spendenquittungen auszustellen.<br />

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V EREINIGUNG DER FREUNDE UND FÖRDERER


Alles unter<br />

einem Dach!<br />

Kreatives Tagen in einem innovativen<br />

Umfeld, individuelle und persönliche<br />

Betreuung von der Anfrage bis zum Vertragsabschluss,<br />

Service bis ins kleinste<br />

Detail – das alles und vieles mehr<br />

bietet Ihnen das M Hotel <strong>Halle</strong>.<br />

Wir begrüßen alle Mitarbeiter,<br />

Veranstaltungsteilnehmer sowie<br />

Freunde der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>,<br />

Gast in unserem Haus zu sein.<br />

Nutzen Sie die vielfältigen Vorteile<br />

wie beispielsweise Sonderkonditionen<br />

für Übernachtungsgäste, die aufgrund<br />

der Partnerschaft zwischen der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> und dem<br />

M Hotel <strong>Halle</strong> bestehen.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

M Hotel <strong>Halle</strong> · Riebeckplatz 4 · 06110 <strong>Halle</strong><br />

Telefon 0345 5101-713 · Telefax 0345 5101-777<br />

reservierung.hal@maritim.de · www.maritim.de

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