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Eine von uns - Verein der Kapitäne und Schiffsoffiziere zu Lübeck eV

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50 Jahre VdKS <strong>Lübeck</strong><br />

V E R E I N D E R K A P I T Ä N E U N D S C H I F F S O F F I Z I E R E Z U L Ü B E C K e. V. *<br />

1


Der Schafferspruch beim jährlichen Reis-<br />

<strong>und</strong> Curryessen des VdKS <strong>Lübeck</strong><br />

Schaffet, schaffet ünnen <strong>und</strong> baben!<br />

Schaffet, schaffet, in Godds Namen!<br />

Med düsse Wör ward to‘n Schaffen nödigt na as vör.<br />

Uns Wahlsprok blifft; wi staht dorvör wi möt hendör!<br />

Un wenn de Tieden noch so grollt,<br />

de Kooplüd un de Fohrenslüd fast tosamen hollt,<br />

denn ward blöhn un wassen as noch nie,<br />

<strong>Lübeck</strong>s Schippfohrt, Handel un Industrie.<br />

Doch vör‘n Schaffen heff ik noch de Ehr bekannt to maken,<br />

dat wi hüt nicht o veel Reden <strong>von</strong> Stapel laten.<br />

Awer, wer sünst wat hett to vertelln.<br />

De ward beden, sik bin Schaffer to melln.<br />

Dormit hüt Abend allens in Roh un Freeden mag sien,<br />

sull een je<strong>der</strong> sik anstrengen, gemütlich to bliewn.<br />

Sieen Nawer un anner nicht haun un stöten<br />

un up keen Wies bien goden Drunk em möten.<br />

Man sall, wenn‘t angeiht, nich so deep in’t Glas rinkieken<br />

Un jo nicht med lerrige Gläs un Buddels smieten.<br />

Nich öwer geschäftliche Saken sik strieden<br />

Un bi de Unnerhollung allens persönliche mieden!<br />

Vun de Schaffers ward nu beeden to‘n Schluss:<br />

Lat hüt Abend een je<strong>der</strong> sien Sorgen to Hus<br />

Un hoff vun de Tokunft dat Best.<br />

Denn fiern wi, as’t ümmer is west,<br />

een gemütliches, fröhliches Fest.<br />

Drum stöt an toerst up goden Wind,<br />

un all <strong>uns</strong> Scheep, de buten sünd!<br />

Schaffet, schaffet, ünnen un baben!<br />

Schaffet, schaffet med beide Wachen!<br />

Der Schaffer war früher <strong>der</strong> Proviantmeister auf den Schiffen.<br />

Das Schaffermahl war, wenn nach <strong>der</strong> Winterpause die Schiffe in Fahrt gesetzt wurden,<br />

das Abschiedsessen für <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> Ree<strong>der</strong>.<br />

Grusswort<br />

Berufsverbände haben in Deutschland Tradition. Dies gilt nicht<br />

<strong>zu</strong>letzt für die Vertretungen <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong>.<br />

In <strong>uns</strong>erer globalisierten Welt werden diese Institutionen<br />

immer wichtiger, tragen sie doch da<strong>zu</strong> bei, Berufen Halt <strong>und</strong><br />

Stimme <strong>zu</strong> geben, <strong>der</strong>en ökonomisches, organisatorisches <strong>und</strong><br />

technisches Umfeld einem raschen Wandel unterworfen ist.<br />

Wo Medien über diese maritimen Berufe berichten, da zeichnen<br />

sie häufig ein ideales Bild. Ohne Zweifel sind <strong>Kapitäne</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> in <strong>der</strong> Gesellschaft hoch angesehen, ist ihr<br />

Wertegefüge über den eigenen Wirkungskreis hinaus bekannt<br />

<strong>und</strong> akzeptiert. Dass diese Berufe für jene, die sie ausüben, viele<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen mit sich bringen, wird öffentlich jedoch<br />

weitaus weniger <strong>zu</strong>r Kenntnis genommen.<br />

Der Einsatz an Bord ist etwas Beson<strong>der</strong>es, die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

sind vielfältig. Maritime Führungskräfte leiten ihren „Betrieb“<br />

oftmals außerhalb des eigenen Landes, in Umgebungen mit<br />

frem<strong>der</strong> Sprache <strong>und</strong> wechselnden gesellschaftlichen Gepflogenheiten.<br />

Tagein tagaus formen sie Mitarbeiter aus unterschiedlichen<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kulturkreisen <strong>zu</strong> einem Team, sorgen<br />

sie für Motivation <strong>und</strong> Orientierung. Kurz, in je<strong>der</strong> Hinsicht<br />

2 3<br />

tragen sie ein hohes Maß an Verantwortung für Besat<strong>zu</strong>ng,<br />

Schiff <strong>und</strong> Ladung. Fast 90 Prozent des interkontinentalen Warenaustauschs<br />

werden heut<strong>zu</strong>tage auf dem Seeweg abgewickelt.<br />

Mit mehr als 50.000 Schiffen bedient die Seeschifffahrt<br />

den Welthandel. Effizient <strong>und</strong> umweltverträglich transportiert<br />

sie Güter zwischen Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kontinenten. Insofern ist <strong>der</strong><br />

Leitspruch des <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong><br />

an lässlich seines Jubiläums gut gewählt: „Navigare necesse<br />

est“. Diese Losung gereicht allen <strong>Kapitäne</strong>n <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong>n<br />

<strong>zu</strong>r Ehre. Ich wünsche dem <strong>Verein</strong> <strong>zu</strong>m 50-jährigen<br />

Bestehen, dass er seine Tätigkeit <strong>zu</strong>m Wohle <strong>der</strong> Seefahrt <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Seefahrer erfolgreich fortsetzt. Den <strong>Lübeck</strong>er <strong>Kapitäne</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong>n wünsche ich allzeit gute Fahrt!<br />

Peter Harry Carstensen<br />

Ministerpräsident<br />

des Landes Schleswig-Holstein


Grußwort Schiffergesellschaft <strong>Lübeck</strong><br />

Rüdiger Pfaff<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schiffergesellschaft<br />

Zum Jubiläum übermittelt die Schiffergesellschaft <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong><br />

dem <strong>Verein</strong> Deutscher <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> die herzlichsten<br />

Glückwünsche.<br />

50 Jahre VDKS in <strong>Lübeck</strong> - diesen Festtag sollte man nicht<br />

verstreichen lassen, ohne einen kurzen Rückblick auf die Geschichte<br />

des Verbandes, seiner Vorgänger <strong>und</strong> seiner Mitglie<strong>der</strong><br />

in <strong>und</strong> aus <strong>Lübeck</strong> <strong>zu</strong> halten.<br />

Viele <strong>der</strong> Schifferbrü<strong>der</strong> waren <strong>und</strong> sind auch Mitglie<strong>der</strong> im<br />

VDKS o<strong>der</strong> einem <strong>der</strong> Vorläufer, dem Verband Deutscher Seeschiffer.<br />

An teilweise prominter Stelle gestalteten Sie den Weg<br />

<strong>der</strong> <strong>Lübeck</strong>er Sektion <strong>und</strong> nahmen darüber hinaus Einfluss auf<br />

die Politik des Verbandes.<br />

Die Tätigkeiten des Nautikers an Bord <strong>und</strong> die ihm dafür <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung stehenden Arbeitsmittel haben sich im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahrzehnte ständig gewandelt. Vor ungefähr 100 Jahren kam<br />

das erste deutsche Handelsschiff, das mit einer „ tönenden<br />

Löschfunkenanlage “ <strong>von</strong> Telefunken ausgerüstet war, <strong>von</strong> einer<br />

Versuchsreise aus Südamerika <strong>zu</strong>rück. Funkdistanzen <strong>von</strong><br />

bis <strong>zu</strong> 2000 km hatte man damals überbrücken können. Ein<br />

entscheiden<strong>der</strong> Schritt <strong>zu</strong>r Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen Kaufahrteischiff <strong>und</strong> Land war gelungen.<br />

In den folgenden Jahrzehnten hielt <strong>zu</strong>nächst die Röhrentechnik,<br />

dann die Elektronik <strong>und</strong> jetzt die IT Ein<strong>zu</strong>g an Bord <strong>und</strong><br />

auf <strong>der</strong> Brücke. Dieses setzte <strong>und</strong> setzt eine vermehrte Bereitschaft<br />

<strong>der</strong> Nautiker <strong>zu</strong>m Lernen <strong>und</strong> Umlernen voraus. Heute<br />

ermöglichen Satellitenkommunikation, Mobile Phone, e-mail<br />

<strong>und</strong> Fax eine permanente Erreichbarkeit des Schiffes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

auf ihm tätigen Menschen.<br />

Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Einflussnahme <strong>von</strong> Land auf das Bordgeschehen<br />

haben sich ständig - nicht immer nur <strong>zu</strong>m Vorteil<br />

für den Schiffsbetrieb – erweitert. Hin<strong>zu</strong> kamen <strong>und</strong> kommen<br />

ständig neue, komplexe nationale <strong>und</strong> internationale rechtliche<br />

Normen, die die Gefahr für den Nautiker, mit ihnen <strong>zu</strong> kollidieren,<br />

<strong>zu</strong>m steten Alltagsrisiko haben werden lassen.Diesen<br />

Prozess des steten Wandels hat <strong>der</strong> VDKS in in <strong>der</strong> Zeit seines<br />

Bestehens berufspolitisch äußerst erfolgreich begleitet.<br />

Die Schiffergesellschaft <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> wünscht dem <strong>Verein</strong> Deutscher<br />

<strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> in <strong>Lübeck</strong> <strong>und</strong> seinem weiteren<br />

Wirkungsbereich für die Zukunft alles Gute.<br />

Grußworte des Nautischen <strong>Verein</strong>s <strong>Lübeck</strong> e. V. <strong>von</strong> 1870<br />

4 5<br />

Kapt. H. Peter Kaminsky<br />

Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Gerne gratuliert <strong>der</strong> Nautische <strong>Verein</strong> <strong>Lübeck</strong> dem<br />

VdKS <strong>Lübeck</strong> <strong>zu</strong>m 50.ten <strong>Verein</strong>sjubiläum. Durch die<br />

vielen Interessen- <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten bei<strong>der</strong> <strong>Verein</strong>e<br />

ist seit <strong>der</strong> <strong>Verein</strong>sgründung bis heute ein enges<br />

fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis entstanden. Zusammen<br />

mit dem dritten großen maritimen <strong>Verein</strong> <strong>Lübeck</strong>s,<br />

<strong>der</strong> Schiffergesellschaft Jinden in eben diesem historischen<br />

Haus <strong>uns</strong>ere <strong>Verein</strong>streffen <strong>und</strong> Festveranstaltungen<br />

statt - das verbindet. Der Nautische <strong>Verein</strong><br />

<strong>Lübeck</strong> wünscht dem VdKSL für die Zukunft weiterhin<br />

das große Engagement für seine Mitglie<strong>der</strong> sowie den<br />

maritimen Sachfragen - die insbeson<strong>der</strong>e <strong>Lübeck</strong> <strong>und</strong><br />

die Ostsee betreffen.<br />

<strong>Lübeck</strong> ,im Oktober 2010<br />

H. Peter Kaminsky


Grußwort des Günter Bowitz,<br />

In <strong>der</strong> Hansestadt <strong>Lübeck</strong> können namhafte maritime Institutionen<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsunternehmen auf ein mehr als hun<strong>der</strong>tjähriges<br />

Bestehen <strong>zu</strong>rückblicken. In diesem Jahr 2010 kann<br />

<strong>der</strong> <strong>Verein</strong> <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> sein<br />

funfzigjähriges Jubiläum feiern. Als in den Nachkriegsjahren<br />

namhafte <strong>Lübeck</strong>er Ree<strong>der</strong>eien wie<strong>der</strong> eine Flotte mit modemen<br />

Schiffen in Fahrt bringen konnten, ergab sich hieraus<br />

die Nachfrage nach nautischem Personal, nach <strong>Kapitäne</strong>n <strong>und</strong><br />

<strong>Schiffsoffiziere</strong>n. Die <strong>Lübeck</strong>er Seefahrtschule sorgte in den<br />

fiinfziger <strong>und</strong> sechziger Jahren fiir einen beträchtlichen Nachwuchs.<br />

Bald waren <strong>Lübeck</strong>er <strong>Kapitäne</strong> auf allen Weltmeeren<br />

unterwegs, die aber auch nach einem Anlaufpunkt im Heimathafen<br />

suchten.<br />

ehemaliger Direktor <strong>der</strong> Fachschule für Seefahrt <strong>Lübeck</strong>.<br />

Nach dem Vorbild <strong>von</strong> Hamburg <strong>und</strong> Bremen kam es vor 50<br />

Jahren <strong>zu</strong>r Gründung des. <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> nautischen<br />

Schiffsofflziere <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> e. V., <strong>der</strong> sich dem Verband mit<br />

gleichem Namen <strong>und</strong> Sitz in Hamburg angeschlossen hat.<br />

Steigende Mitglie<strong>der</strong>zahlen ließen auf ein reges Interesse<br />

schließen.<br />

Bedeutete doch diese Mitgliedschaft, hier, in diesem Kreis<br />

berufseigne Fre<strong>und</strong>e <strong>zu</strong> finden, sowie über den <strong>Verein</strong> Anregungen<br />

<strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge fiir das Leben <strong>und</strong> den<br />

Dienst <strong>der</strong> fahrenden Nautiker ein<strong>zu</strong>bringen. Dabei sollte <strong>der</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e fiir die fahrenden Mitglie<strong>der</strong> sat<strong>zu</strong>ngsmäßig<br />

festgeschriebene Rechtschutz nicht unerwähnt bleiben. Aus<br />

Erfahrungen wissen wir alle, dass die Schifffahrt stets weltweite<br />

wirtschaftliche Schwankungen unmittelbar <strong>zu</strong> spüren<br />

bekommt. Diese Schwankungen wirken sich mit Verzögerung<br />

auch auf das <strong>Verein</strong>sleben aus, also auch auf die Mitglie<strong>der</strong>zahl.<br />

Darum soll mein Grußwort den W<strong>uns</strong>ch enthalten, dass<br />

dieser <strong>Verein</strong> weiterhin beständig <strong>und</strong> erfolgreich sich fiir die<br />

Belange <strong>der</strong> fahrenden <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> Offiziere einsetzt <strong>und</strong>,<br />

dass sich möglichst viele junge Nautiker als Mitglie<strong>der</strong> diesem<br />

berufsbezogenem <strong>Verein</strong> <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> Schiffsoffizier <strong>zu</strong><br />

<strong>Lübeck</strong> e.V. anschließen.<br />

6 7


Kleine Historie des <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong><br />

Der <strong>Verein</strong> <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> Schiffsoffziere <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong><br />

steht in <strong>der</strong> viele Jahrhun<strong>der</strong>te währenden Tradition <strong>von</strong><br />

Zusammenschlüssen <strong>der</strong> Schiffsführer <strong>zu</strong>r Abwehr äußerer<br />

Gefahren o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r wirkungsvollen Durchset<strong>zu</strong>ng<br />

sozialer Interessen.<br />

Die Schiffsführer in den mittelalterlich geprägten <strong>Verein</strong>en<br />

<strong>von</strong> Schifferbrü<strong>der</strong>n fanden sich in eine neue Welt<br />

versetzt, als im Laufe des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Erfindung<br />

<strong>der</strong> Dampfmaschine, <strong>der</strong> Schiffsschraube <strong>und</strong> die Anwendung<br />

des Stahls als Schiffbaumaterial im Zusammenwirken<br />

mit <strong>zu</strong>r Finanzierung großer Flotten gegründeten<br />

riesigen Kapitalsammelstellen ihnen in immer<br />

größerem Maße ihre Eigenständigkeit nahm <strong>und</strong> sie sich<br />

einer gewaltigen anonymen Macht ausgeliefert fühlten,<br />

gegen die sie sich nur schwer behaupten konnten.<br />

Hierin lag <strong>der</strong> Anlass <strong>zu</strong>r Gründung <strong>der</strong> Verbandes Deutscher<br />

Seeschiffer-<strong>Verein</strong>e im Jahre 1894. <strong>Eine</strong>r dieser<br />

dem Verband angeschlossener <strong>Verein</strong>e war damals die<br />

<strong>Lübeck</strong>er Schiffergesellschaft.<br />

Die einer fortlaufenden Än<strong>der</strong>ung unterworfene Entwicklung<br />

des Verbandes <strong>und</strong> seiner <strong>Verein</strong>e nahm im<br />

Nazideutschland ein Ende mit <strong>der</strong> Zwangseinglie<strong>der</strong>ung<br />

in die Deutsche Arbeitsfront.<br />

Mit dem Wie<strong>der</strong>erstehen <strong>der</strong> deutschen Handelsflotte<br />

in den ersten Jahren <strong>der</strong> neuen B<strong>und</strong>esrepublik führte<br />

die im Gr<strong>und</strong>gesetz gewährte Koalitionsfreiheit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Wille <strong>zu</strong>r sozialen Selbstbehauptung <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong><br />

Nautiker im Jahre 1952 <strong>zu</strong>r Gründung des Verbandes<br />

Deutscher Seeschiffer- <strong>Verein</strong>e <strong>und</strong> seiner Eintragung<br />

ins Hamburger <strong>Verein</strong>sregister. Dieser Eintragung folgte<br />

1956 die Umbenennung in „Verband Deutscher <strong>Kapitäne</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong>“.<br />

Zur Durchset<strong>zu</strong>ng ihrer Absichten brauchte die Standesvertretung<br />

ein kräftiges F<strong>und</strong>ament. Diese wuchs heran<br />

durch die Gründung <strong>von</strong> Nautikervereinigungen in allen<br />

größeren Hafenstädten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik. So kam es<br />

im Jahre 1960 <strong>zu</strong>r Eintragung des <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Kapitäne</strong><br />

<strong>und</strong> Nautischen <strong>Schiffsoffiziere</strong> <strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> ins Register<br />

des <strong>Lübeck</strong>er Amtsgerichts, nachdem ein Jahr <strong>zu</strong>vor<br />

die beiden Seefahrtschullehrer Peter Detje <strong>und</strong> Herbert<br />

Gädke eine große Zahl <strong>von</strong> Mitglie<strong>der</strong>n geworben hatten.<br />

Der <strong>Lübeck</strong>er VdKS dient, wie es auch in <strong>Verein</strong>en an<strong>der</strong>er<br />

Hafenstädte <strong>der</strong> Fall ist, vor allem dem gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region wohnenden<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Da<strong>zu</strong> gibt es die monatliche Zusammenkunft,<br />

gelegentliche Unternehmungen wie Schiffsfahrten o<strong>der</strong><br />

Museumsbesuche <strong>und</strong> das sehr beliebte jährliche Reis-<br />

<strong>und</strong> Curry- Essen.<br />

Die eigentliche berufsständische Interessenvertretung<br />

im politischen Raum geschieht zentral vom in Hamburg<br />

ansässigen Verband. Dessen Aufgaben sind unter<br />

an<strong>der</strong>en die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Seeberufsgenossenschaft<br />

<strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esverkehrsministerium auf den<br />

Gebieten <strong>der</strong> Schiffssicherheit, Verkehrssicherheit <strong>und</strong><br />

Nautikerausbildung sowie die Gewährung <strong>von</strong> Rechtsschutz<br />

bei arbeitsrechtlichen Problemen einzelner Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Über diese Aktivitäten werden alle Mitglie<strong>der</strong><br />

monatlich durch das Verbandsorgan „Die Kommandobrücke“<br />

informiert.<br />

Der internationale Charakter <strong>der</strong> Seeschifffahrt veranlasste<br />

1974 den VDKS nach Kontaktaufnahme mit ausländischen<br />

Kapitänsvereinigungen <strong>zu</strong>r Gründung des<br />

internationalen Kapitänsverbandes, <strong>der</strong> IFSMA (International<br />

Fe<strong>der</strong>ation of Schipmasters‘ Associations), die<br />

bei <strong>der</strong> IMO (International Maritime Organisation), einer<br />

Unterorganisation <strong>der</strong> UNO einen offiziellen Beraterstatus<br />

hat. Hier geht es beispielsweise um die Beset<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>von</strong> Schiffen mit qualifizierten Nautikern <strong>und</strong> Mindeststandards<br />

bei <strong>der</strong>en Ausbildung o<strong>der</strong> um wirkungsvolle<br />

Maßnahmen gegen Piraterie.<br />

Durch die weltwirtschaftlichen Verän<strong>der</strong>ungen ist in den<br />

letzten Jahrzehnten ein ständiger Rückgang <strong>der</strong> Anzahl<br />

deutscher Schiffe <strong>und</strong> Seeleute eingetreten. Das spürt<br />

auch in seiner Mitglie<strong>der</strong>bewegung <strong>der</strong> VdKS <strong>Lübeck</strong>.<br />

Hin<strong>zu</strong> kommt, dass ab 1993 <strong>der</strong> ständige Zulauf durch<br />

die Absolventen <strong>der</strong> Seefahrtschule mit <strong>der</strong>en Schließung<br />

<strong>und</strong> Verlagerung nach Flensburg ausbleibt. Wir<br />

hätten <strong>uns</strong> eigentlich bei <strong>uns</strong>eren Aktionen gegen diese<br />

Maßnahme <strong>der</strong> Landesregierung, die eine 185 – jährige<br />

Tradition in <strong>der</strong> langen Seefahrtsgeschichte <strong>Lübeck</strong>s<br />

beendete, mehr Solidarität <strong>und</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens<br />

<strong>uns</strong>erer Heimatstadt gewünscht, wie es beispielsweite<br />

momentan im Falle <strong>der</strong> <strong>Lübeck</strong>er Universität geschieht.<br />

Dennoch bleibt <strong>der</strong> VdKS <strong>Lübeck</strong> mit seinen Aktivitäten<br />

ein lebendiger <strong>und</strong> notwendiger <strong>Verein</strong>. Im Mai 2001 hat<br />

<strong>der</strong> VdKS <strong>Lübeck</strong> die Jahreshauptversammlung (General<br />

Assembly) des Internationalen <strong>und</strong> des Europäischen<br />

Kapitänsverbandes hier in <strong>Lübeck</strong> unter Beteiligung <strong>und</strong><br />

Mitwirkung <strong>uns</strong>eres Verbandes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schiffergesellschaft<br />

organisiert.<br />

Am 28. Oktober 2010 begeht <strong>der</strong> VdKS <strong>Lübeck</strong> das Fest<br />

seines 50-jährigen Bestehens im Audienzsaal des <strong>Lübeck</strong>er<br />

Rathauses.<br />

Günther Peters<br />

8 9<br />

Seefahrtschule <strong>Lübeck</strong><br />

Viele Studenten <strong>der</strong> Seefahrtschule <strong>Lübeck</strong> traten vor 50 Jahren<br />

als erste Mitglie<strong>der</strong> dem <strong>Verein</strong> bei. Die Schule wurde um<br />

1900 anstelle <strong>der</strong> alten über dem Kaisertor zeitgleich mit dem<br />

neuen Elbe-<strong>Lübeck</strong>-Kanal erbaut. Ihre Gründung im Jahre<br />

1908 ging auf eine Initiative <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>zu</strong>r Beför<strong>der</strong>ung<br />

Gemeinnütziger Tätigkeit <strong>zu</strong>rück. Ihre Schließung im Jahre<br />

1993 durch die Landesregierung beendete eine 185-jährige<br />

lübsche Tradition.


Mitglie<strong>der</strong>liste Mitglie<strong>der</strong>liste<br />

Jörg Sträussler<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> VdKS <strong>Lübeck</strong><br />

Baare-Schmidt Klaus Richard<br />

Balk Hermann-Ruediger<br />

Biebow Jan<br />

Bleher Rolf<br />

Borowski Stefan<br />

Bose Hans-Jochen<br />

Bowitz Günter<br />

Brügmann Jürgen-Joachim<br />

Brügmann Gerd<br />

Bugdahn Kai<br />

Bühler Erich<br />

Christiansen Jan<br />

Domschke Ralph<br />

Eitner Falk<br />

Erben Norbert<br />

Fendler Karl-Friedrich<br />

Fey Fred<br />

Foss Wolfgang<br />

Frank Thomas<br />

Fricke Rolf<br />

Garber Jens Uwe<br />

Gies Thomas<br />

Gloeden Detlef<br />

Hahn Horst<br />

Harms Volkert<br />

Harnisch Rudi<br />

Haß Rolf<br />

Heuer Hans<br />

Hofer Josef<br />

Jahncke Fred<br />

Jensen Ralph<br />

Kähler Klaus<br />

Knabe Dieter<br />

Köhler Wolfgang<br />

Kopp Franz<br />

Kreutz Wolfgang<br />

Kröger Christopher<br />

Krumpeter Klaus<br />

Krüss Erich-Nummel<br />

Lamprecht Herbert<br />

Loeper Gernot<br />

Loy Wolfgang<br />

Lüddecke Fritz<br />

Lüdtke Hartmut<br />

Lüthje Klaus<br />

Marquardt Thomas<br />

Marth Jürgen Fritz Robert<br />

Michaelsen Heinz<br />

Milkereit Hans-Eckart<br />

Möller Burkhard<br />

Oberdiek Gerhard<br />

Olbers John<br />

10 11<br />

Peters Günther<br />

Peters Herbert<br />

Pooker Andreas<br />

Qualmann Nils<br />

Reinhard Hans-Joachim<br />

Rodenberg Oliver<br />

Runge Peter<br />

Sachtleber Heinz Klaus<br />

Scheibner Peter<br />

Schmidt Cornelia<br />

Schmidt Oliver<br />

Speckmann Stefan<br />

Sprotte Björn<br />

Sträußler Jörg<br />

Struck Jürgen<br />

Thomas Klaus<br />

Tietjens Sven-Kare<br />

Voege Ernst-Uwe<br />

Vogel Alfred<br />

Vulinovic Marko<br />

Wieczorkoski Wolfram<br />

Winkler Peter<br />

Wirthwein Mario<br />

Wissmer Bernhard<br />

Zimmermann Hans


<strong>Eine</strong> <strong>von</strong> <strong>uns</strong><br />

Cornelia Schmidt<br />

Sieben<strong>und</strong>fünfzig Jahre nach seiner Verkündung kam <strong>der</strong><br />

Artikel 3 des Gr<strong>und</strong>gesetzes leibhaftig im VdKS <strong>Lübeck</strong> an,<br />

nämlich in <strong>der</strong> Person des 2006 neu eingetretenen Mitglieds<br />

Cornelia Schmidt. Es hatte sehr lange gebraucht, bis in <strong>der</strong><br />

Deutschen Seeschifffahrt <strong>der</strong> <strong>zu</strong>nächst äußerst zögerlich einsetzende<br />

Anspruch auf Gleichberechtigung die Frauen in die<br />

Nautikerlaufbahn <strong>und</strong> auf die Kommandobrücken deutscher<br />

Handelsschiffe brachte. So konnten wir mit einer gewissen<br />

Genugtuung die damalige Studentin Cornelia Schmidt in den<br />

Reihen <strong>uns</strong>eres <strong>Lübeck</strong>er <strong>Verein</strong>s begrüßen. Noch ist sie die<br />

einzige ihres Geschlechts, doch bald wird sich das, so hoffen<br />

wir, än<strong>der</strong>n; ist doch mittlerweile je<strong>der</strong> siebte nautische Studienanfänger<br />

eine Frau. Dabei hätten wir möglicherweise noch<br />

länger auf die erste Frau im <strong>Verein</strong> warten müssen, denn Cornelia<br />

Schmidts ursprünglicher Berufsw<strong>uns</strong>ch war es, als Bauingenieurin<br />

Brücken <strong>zu</strong> bauen, gigantische Brücken sollten es<br />

nach ihrer Vorstellung sein.<br />

Als sie in <strong>der</strong> elften Jahrgangsstufe <strong>der</strong> Thomas-Mann-Schule<br />

<strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong> <strong>zu</strong>fällig an den Bericht einer jungen Schiffsoffizierin<br />

geriet, erschien ihr <strong>der</strong>en Beruf so faszinierend, dass in ihr <strong>der</strong><br />

starke W<strong>uns</strong>ch entstand, Kapitän <strong>zu</strong> werden.<br />

Ein erster zweiwöchiger Aufenthalt auf einer sogenannten<br />

Seeschlange in <strong>der</strong> Fahrt zwischen Duisburg <strong>und</strong> England bestärkte<br />

sie trotz Seekrankheit in ihrem Berufsw<strong>uns</strong>ch. Die skeptischen<br />

Einwände ihrer Mutter wegen <strong>der</strong> langen Abwesenheit<br />

<strong>von</strong> <strong>zu</strong> Hause wischte sie mit <strong>der</strong> Bemerkung weg, auch<br />

<strong>der</strong> Beruf einer Brückenbauerin in fernen Län<strong>der</strong>n sei nicht<br />

beson<strong>der</strong>s häuslich. Folglich bewarb sie sich nach dem Abitur<br />

um ein Studium an <strong>der</strong> Fachhochschule Elsfleth sowie bei Ree<strong>der</strong>eien<br />

für die notwendigen Praktika. Nach erfolgreicher Absolvierung<br />

des Studiums <strong>und</strong> <strong>der</strong> nötigen Fahrtzeit wurde sie<br />

2007 Diplomingenieur für Seeverkehr <strong>und</strong> erwarb gleichzeitig<br />

das Patent des Wachoffiziers auf großer Fahrt.<br />

Seitdem ist sie bei <strong>der</strong> Hamburg Süd, <strong>zu</strong>nächst als dritter Offizier,<br />

mittlerweile als zweiter Offizier, im weltweiten Einsatz, wobei<br />

sie während des Urlaubs regelmäßig <strong>uns</strong>ere monatlichen<br />

Versammlungen besucht <strong>und</strong> <strong>uns</strong> mit lebendigen Schil<strong>der</strong>ungen<br />

aus <strong>der</strong> heutigen Seefahrtspraxis erfreut.<br />

Günther Peters<br />

<strong>Eine</strong>r <strong>von</strong> <strong>uns</strong><br />

Dieter Knabe<br />

24 Jahre war er <strong>uns</strong>er erster Vorsitzen<strong>der</strong>. Nun ist Dieter Knabe<br />

ins Glied <strong>zu</strong>rückgetreten. So richtig glauben wir es noch nicht,<br />

dass er <strong>uns</strong>er Reis-<strong>und</strong> Curry-Essen nicht mehr auf seine unverwechselbare<br />

Art eröffnen wird. Sein Leben ist <strong>von</strong> Stetigkeit<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig <strong>von</strong> Vielfalt <strong>und</strong> Abwechslung gekennzeichnet,<br />

wobei die Stetigkeit in seiner Beziehung <strong>zu</strong>r Seefahrt liegt.<br />

Dieter Knabe wurde 1934 in Hamburg geboren. Doch schon<br />

in jungen Jahren musste er wegen <strong>der</strong> durch die Bombenangriffe<br />

verfügten Evakuierung die Stadt verlassen. Nach Flucht<br />

aus Mecklenburg <strong>und</strong> Schulabschluss in Schleswig-Holstein<br />

begann seine seemännische Laufbahn <strong>von</strong> Finkenwer<strong>der</strong> aus<br />

in <strong>der</strong> Hochseefischerei, damals teilweise noch unter Fock,<br />

Großsegel <strong>und</strong> Besan. Seine anschließende Kümofahrt endete<br />

nach fünf Monaten mit dem Verlust des Schiffes <strong>und</strong> einer<br />

28- stündigen Fahrt im offenen Rettungsboot. Bis <strong>zu</strong>m Besuch<br />

<strong>der</strong> Seefahrtschule war er vier Jahre unter sechs verschiedenen<br />

Flaggen in <strong>der</strong> großen Fahrt. In Hamburg bestand er 1957<br />

das Patent <strong>zu</strong>m Steuermann auf großer Fahrt <strong>und</strong> 1962 <strong>zu</strong>m<br />

Kapitän auf großer Fahrt.<br />

Anschließend wechselte er <strong>zu</strong>r B<strong>und</strong>esmarine, wo er 1964 an<br />

<strong>der</strong> Marineschule Mürwick die Berufsoffiziersprüfung bestand.<br />

Seinen darauf folgenden Dienst tat er als Oberleutnant <strong>zu</strong>r See<br />

auf schnellen Minensuchbooten.<br />

1968 trat er in den Dienst <strong>der</strong> Wasser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

Kiel, die ihn an den Lehrbetrieb <strong>der</strong> Schiffssicherungsstelle<br />

Neustadt abordnete.<br />

Nebenher erwarb er das Patent <strong>zu</strong>m Steuermann in <strong>der</strong> Hochseefischerei<br />

<strong>und</strong> den Sporthochseeschifferschein, speziell<br />

auch für das Führen <strong>von</strong> Traditionsschiffen, wie die „Lisa <strong>von</strong><br />

<strong>Lübeck</strong>“.<br />

In die Zeit seines Vorsitzes <strong>von</strong> 1986 bis 2010 fällt die Mitarbeit<br />

an <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> nationalen Gedenkstätte für die zivile<br />

12 13<br />

Seefahrt in <strong>der</strong> <strong>Lübeck</strong>er Jakobikirche <strong>und</strong> im Jahre 2001 an<br />

<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung des Internationalen<br />

<strong>und</strong> des Europäischen Kapitänsverbandes in <strong>der</strong> Schiffergesellschaft.<br />

Auf Vorschlag des VdKS <strong>Lübeck</strong> nahm Dieter<br />

Knabe die Aufgaben eines ehrenamtlichen Richters am Arbeitsgericht<br />

<strong>Lübeck</strong> <strong>und</strong> eines Beisitzers am Seeamt Kiel wahr.<br />

Auch war er tätig als stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Gesellschaft<br />

Weltkulturgut Hansestadt <strong>Lübeck</strong>“.<br />

Wir freuen <strong>uns</strong>, wenn wir ihn bei <strong>uns</strong>eren monatlichen Zusammenkünften<br />

in gewohnter Ges<strong>und</strong>heit weiterhin begrüßen<br />

können.<br />

Günther Peters


<strong>Eine</strong>r <strong>von</strong> <strong>uns</strong><br />

Günter Bowitz<br />

Als Günther Bowitz <strong>zu</strong> <strong>uns</strong> in <strong>Lübeck</strong> stieß, hatte er bereits eine<br />

erfolgreiche seemännische Karriere hinter sich, so<strong>zu</strong>sagen<br />

vom Schiffsjungen <strong>zu</strong>m Kapitän. Es war aber, wie bei den Meisten<br />

seines Jahrgangs, keine geradlinige Karriere. Der Krieg <strong>und</strong><br />

die ersten Nachkriegsjahre bauten viele Hin<strong>der</strong>nisse auf.<br />

Geboren wurde er 1924 in einem Dorf bei Landsberg an <strong>der</strong><br />

Warthe. Im Gymnasium <strong>von</strong> Landsberg bestand er 1941 die<br />

Reifeprüfung. Gleich darauf wurde er als Offiziersanwärter<br />

<strong>zu</strong>r Kriegsmarine eingezogen. Nachdem er sich freiwillig <strong>zu</strong>r<br />

U-Bootswaffe gemeldet hatte, stieg er im Dezember 1943<br />

neunzehnjährig als dritter Wachoffizier auf U-802 ein. Die Kapitulation<br />

erlebte er im Mai 1945 im Nordatlantik. Nach dem<br />

Auftauchen vor <strong>der</strong> britischen Küste begann eine vierjährige<br />

Kriegsgefangenschaft. Zu dieser Zeit existierte Deutschland<br />

nur noch in seinen vier Besat<strong>zu</strong>ngszonen. Das Leben dort war<br />

durch Hunger <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. So blieb<br />

Günther Bowitz nach seiner Entlassung in England, wo er sich<br />

als Landarbeiter <strong>und</strong> Kraftfahrer verdingen konnte. Erst als er<br />

durch den ganz allmählich einsetzenden Aufstieg <strong>der</strong> deutschen<br />

Handelsschifffahrt im August 1951 eine Stelle als Leichtmatrose<br />

erhielt, verließ er England. Damit konnte endlich eine<br />

geregelte Laufbahn <strong>zu</strong>m Kapitän beginnen. Im Mai 1955 bestand<br />

er an <strong>der</strong> Hamburger Seefahrtschule die Prüfung <strong>zu</strong>m<br />

Patent als Steuermann auf großer Fahrt mit Auszeichnung <strong>und</strong><br />

im Juni 1958 <strong>zu</strong>m Patent als Kapitän auf großer Fahrt mit „gut“.<br />

Zwei Jahre später erhielt er seine erste Anstellung als Kapitän<br />

bei <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei „Fisser & v. Doornum, für die er vier Jahre<br />

Schiffe aller Größen führte.<br />

Im August 1964 stellte ihn das Land Schleswig-Holstein nach<br />

einer erfolgreichen Bewerbung als Lehrer an <strong>der</strong> Seefahrtschule<br />

<strong>Lübeck</strong> ein <strong>und</strong> ernannte ihn 1971 <strong>zu</strong> <strong>der</strong>en Direktor,<br />

einer Position, die er bis <strong>zu</strong> seiner Pensionierung 1989 erfolgreich<br />

ausfüllte.<br />

In dieser Zeit vergab er r<strong>und</strong> 1500 nautische <strong>und</strong> funktechni-<br />

sche Patente, darunter 847 Kapitänspatente. Den Kontakt <strong>zu</strong>r<br />

Praxis hielt er durch regelmäßige Vertretungsreisen während<br />

<strong>der</strong> Sommerferien als Kapitän bei seiner alten Ree<strong>der</strong>ei.<br />

Über seine Pensionierung hinaus war er noch mehrere Jahre<br />

mit einem Lehrauftrag an <strong>der</strong> Fachhochschule Hamburg <strong>und</strong><br />

im Auftrag des B<strong>und</strong>esverkehrsministers <strong>und</strong> des Deutschen<br />

Segler-Verbandes im Prüfungswesen für die Sportschifffahrt<br />

tätig.<br />

Seine 1957 begonnene Mitgliedschaft im Verband Deutscher<br />

<strong>Kapitäne</strong> <strong>und</strong> <strong>Schiffsoffiziere</strong> führte ihn, nachdem er in <strong>Lübeck</strong><br />

heimisch geworden war, 1974 in <strong>uns</strong>eren <strong>Verein</strong>, für den er seit<br />

vielen Jahren bis heute als Kassenprüfer tätig ist.<br />

Günther Peters<br />

<strong>Eine</strong>r <strong>von</strong> <strong>uns</strong><br />

Bern Hardy 1906 – 1988<br />

<strong>Eine</strong>s Abends im Jahre 1973 war<br />

er da, Bern Hardy, beim monatlichen<br />

<strong>Verein</strong>sabend in <strong>der</strong> Schiffergesellschaft.<br />

„Der hat Gedichte<br />

geschrieben“, raunte einer, „da<br />

spürst du, dass er Seemann war.“<br />

Manchen Abend, beson<strong>der</strong>s auch<br />

bei <strong>uns</strong>erem jährlichen Reis-<strong>und</strong><br />

Curry-Essen, lauschten wir seinen<br />

Gedichten, die sich so recht<br />

in die Seele eines Seemannes<br />

einfühlten, die so echt <strong>uns</strong>ere<br />

unausgesprochenen Empfindungen<br />

ausdrücken konnten. Horst<br />

Bernhardi, so sein eigentlicher Name, wurde 1906 in Berlin geboren.<br />

Nach seiner Schulzeit ging er achtzehnjährig <strong>zu</strong>r See.<br />

Die lernte er auf vielen Schiffen <strong>und</strong> Weltmeeren gründlich<br />

kennen. Das Kapitänspatent auf großer Fahrt erwarb er auf <strong>der</strong><br />

Stettiner Seefahrtschule, bald auch den Flugzeugführer- <strong>und</strong><br />

den Bordfunkerschein. Im Krieg als Luftwaffenoffizier bei einem<br />

Fronteinsatz abgeschossen, konnte er noch schwer verletzt<br />

die eigenen Linien erreichen. Während des folgenden<br />

längeren Aufenthaltes in einem Marinelazarett verfasste er<br />

seine ersten Gedichte. Doch erst viel später ab 1960 entstanden<br />

in kurzer Folge die Gedichtbände „Herz auf großer Fahrt“,<br />

„Lockruf <strong>der</strong> See“, „<strong>Eine</strong> Sixpencemütze voll Wind“ <strong>und</strong> „Wenn<br />

Rasmus in die Tasten greift“ in einer Gesamtauflage <strong>von</strong> 35<br />

000 bei Koehlers Verlagsgesellschaft. Alle führen sie <strong>uns</strong> das<br />

romantisch einfühlsame Empfinden Ihres Autors für das Meer,<br />

Schiffe, Häfen <strong>und</strong> Menschen vor Augen. In <strong>Lübeck</strong>, <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>der</strong> letzten 15 Jahre seines Lebens, entstand folgendes Gedicht:<br />

14 15<br />

Letzte Or<strong>der</strong><br />

Mein Lebensschiff nähert sich jenen Tagen,<br />

da es für immer Abschied nehmen heißt.<br />

Bald ruht die Hand, die einst acht Glas geschlagen,<br />

<strong>und</strong> die an Bord so manchen Tamp gespleißt.<br />

Wenn ich dann Kurs auf jene Küste nehme,<br />

die mir <strong>zu</strong>m letzten Liegeplatz bestimmt,<br />

stellt mich nur noch die Frage vor Probleme,<br />

ob man den Seesack dorthin mit sich nimmt.<br />

Spielt mir noch einmal alte Seemannsweisen<br />

<strong>und</strong> fallt mit ein beim letzten Rolling Home;<br />

es wird die längste aller meiner Reisen,<br />

die Fahrt <strong>zu</strong>m Styx, dem ewig-dunklen Strom.<br />

Setzt mir ein Kreuz aus alten Pitchpine-Planken<br />

das noch ein schwacher Teergeruch umweht.<br />

Und ehrt in meinem Namen in Gedanken<br />

all jene, die mit ihren Schiffen sanken,<br />

<strong>und</strong> jeden, <strong>der</strong> auf See noch Wache geht.<br />

Günther Peters


Hildeg<strong>und</strong> Peters:<br />

Installation „Seezeichen“, Acryl auf Styroporobjekten, 160 x 240 x 30 (cm),<br />

2010<br />

16<br />

Verantwortlich für Inhalt <strong>und</strong> Gestaltung:<br />

Hans-Eckart Milkereit <strong>und</strong> Günter Peters<br />

Druck:<br />

druckpartner Travemünde

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