Projekt FORMEL 1 Neotech-V12-Motor - der HTL Steyr

HÖHERE TECHNISCHE BUNDESLEHRANSTALT STEYR
Elektronik – Fahrzeugtechnik – Mechatronik – Metalldesign
Projekt F1: immer am Limit
Hintergrund: Das ist die Geschichte einer
unglaublichen Geschichte. Vier Rennsportfreunde
aus Villach, Harald und Manfred Pehr, Peter
Marlow, Dieter Stappert wollten einen Formel-1-
Motor bauen. Die fixe Idee aus dem Winter
1986/87 wurde zur Realität in Form des Neotech
V12. Die geschätzten Entwicklungskosten
für dieses unglaubliche Projekt beliefen sich auf
100 Mio. Schilling.
V12-Motor: Der 650 PS starke Motor verfügt
über eine Verdichtung von 11,8:1. Bohrung und
Hub des V-Motors betragen 84x52,5mm. Die Besonderheit des Motors ist, dass er unheimlich
klein und zierlich konstruiert wurde und in Modulbauweise ausgeführt ist. Das heißt, alle
Komponenten, z.B. Räderkasten können nur mit wenigen Schrauben demontiert werden. Der
Würfel aus Stahl und Aluminium wiegt nur 135kg, ist 660mm lang, 450mm breit und 530mm
hoch. Das geringe Gewicht ist umso eindrucksvoller, weil bis jetzt weder Titan noch Magnesium
verbaut wurde. Der Grund für das geringe Gewicht liegt sicher nicht nur am Gehäuse
der Wasserpumpe, welches aus Kohlefaser besteht, sondern daran, dass sich der Neotech
V12 aus weniger Teilen als ein konventioneller Motor zusammensetzt. Diese Teile sind am
Limit dimensioniert. Der Motor besteht großteils aus Aluminiumteilen, welche alle in Österreich
gefertigt wurden, die Pleuel hingegen werden aus Stabilitätsgründen aus Stahl gefertigt.
Erstaunlich ist, dass der Neotech V12 keine Zylinderkopfdichtung hat, weil Kurbelgehäuse und
Zylinderkopf aus dem gleichen Material gefertigt sind.
Mittelabtrieb: Eine weitere Eigenheit des Neotech V12 ist der Mittelabtrieb. Vorteile der mittig
abgetriebenen Kurbelwelle:
• Die Kurbelwelle ist weniger belastet und kann leichter
gebaut werden.
• Aus einer langen Zwölfzylinder-Kurbelwelle ergeben
sich schwingungstechnisch zwei problemlose kurze
V6-Wellen.
• Der Nockenwellenantrieb, den man sinnvollerweise
ebenfalls im Zentrum des Motors installiert, wird weit
weniger von Schwingungen belastet.
• Die Kurbelwelle und ihre Lagerung können kleiner
dimensioniert werden, weil sie kaum Schwingungen
ausgesetzt sind.
• Das Gewicht für die Befestigungsflansche von
Schwungscheibe und Nockenwellenantrieb entfällt.
• Die Drehzahl kann theoretisch deutlich höher liegen
als bei einem konventionellen Triebwerk, weil Vibrationen
keine ernsthaften Probleme aufwerfen.
• Der Motor dreht schneller hoch. Da die Kurbelwelle beim Mittelabtrieb leichter ist, muss weniger Masse
beschleunigt werden
Die Leistungsverluste durch die zusätzlich Welle werden durch die Vorteile des Konzepts
kompensiert. Bei optimaler Fertigung der Lager und Zahnräder geht die Leistungseinbuße
gegen Null. Nachteile sind, dass die Biegesteifigkeit des Kurbelgehäuses darunter leidet, da
der Mittelabtrieb das Gehäuse teilt. Wenn der Antrieb der Nockenwelle ebenfalls im Inneren
des Motors ruht, ist es mit der Servicefreundlichkeit vorbei.
Neotech V12-Motor
Vs. 1 vom 05.02.2005
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